Dragonblood von Hera_Tenebrae89 (Bound by fate, cursed by blood) ================================================================================ Kapitel 11: Flowers for the Broken spirit ----------------------------------------- Wie die scharlachrote Nacht, die das Licht verhüllt. Du kannst darin versuchen deine Angst zu verbergen. Du kannst versuchen zu lügen mein Liebster. Träum ruhig weiter von dieser Lüge. Breite sanft deine blutbefleckten Flügel aus. Wie ein gefallener Engel, getrieben vom Wind der Zeit wirst du dich erheben. Man wird treiben und am Ende vielleicht fallen. Wie eine Göttin, die in die sternenklare Nacht geht, umarme ich dich für die Ewigkeit und fliege mit dir zum Himmel. Was ist die Lüge? Was ist die Wahrheit? Was soll ich glauben in meinem Leben? Am Anfang sehe ich die schwarze Blume im Regen atmen. Sehe wie sie versucht bis an den Rand des Lichts zu wachsen das mich umhüllt. Doch werde ich stattdessen die weiße Blume mit meinen Flügeln ergreifen. Und wir werden das Ende sehen. Wir werden der Anfang und das Ende sein. Gemeinsam in den Himmel fliegend. Mit gewaltigen Schwingen erhob sich das Wesen in die Lüfte und flog in den Abendhimmel davon, der in einem purpurnen und trüben Orange leuchtete. In der Ferne konnten sie es gerade noch sehen, als es sich erhob und weg flog, womit alle voller Schrecken an der Häuserreihe um den Park herum standen. Waren komplett erstarrt und nicht mehr in der Lage sich zu bewegen. Ihre Blicke hingen an diesem Monster. Etwas was keiner jemals zuvor gesehen hatte. Ein Ungeheuer mit weißen Flügeln aus Federn und einem Schwanz wie der eines Skorpions. Es krisch noch immer, selbst in der Ferne. Und auch Leonard sah es zum ersten Mal in seiner vollen Pracht. Somit war auch ihm klar, dass es definitiv kein Engel oder göttliches Wesen sein konnte. Es war wie Caim gesagt hatte: ein Dämon. Und besonders das kleine Mädchen hinter ihm schlotterte schrecklich bei dem Anblick. Auch sie schien noch nie etwas vergleichbar Schlimmes gesehen zu haben und sah weiterhin voller Schrecken zum Himmel rauf dabei. Dieser Mann auf dem Rücken der Kreatur…war das…? Sie drückte sich an Inuart der neben ihr stand und der war noch erstarrter als alle anderen, denn er erkannte, im Gegensatz zu den Anderen, Caim auf dem Rücken der Bestie. Fest umschlungen und wehrlos hing er da und keinerlei Regung kam von ihm. Doch schien er nicht tot zu sein, denn bisher sah Inuart keine sichtbaren Wunden. Er hoffte es fürs Erste mal. Aber es war Tatsache dass er entführt wurde. Oder mehr: verschleppt. Was für ihn der Moment der Klarheit war und er sich von dem Mädchen riss. Im Rennen zückte er die Waffe von seinem Rücken runter. Er rannte von ihnen weg und lud derweil sein Scharfschützengewehr nach, wofür er endlich wieder Munition hatte, kam auf die Knie, direkt neben dem plätschernden Bach und zielte dem Wesen nach. Es war aber schon zu weit weg. Keine Chance mehr da ran zu kommen. Wenn er einfach schoss könnte er vielleicht seinen besten Freund erwischen. So entfloh ihm nur ein verzweifeltes Knurren und er fauchte leise ein: Scheiße. Dabei nahm er die Waffe wieder runter und schüttelte den Kopf. Wie konnte das alles nur passieren?! Leonard und das Mädchen kamen erneut zu ihm gerannt, bis sie neben ihm standen und Inuart nicht eine Sekunde zögerte. Er fragte den Blonden wütend: „Wie konnte das passieren?! Du sagtest sie kommt erst des Nachts heraus!“ Aber Leonard wusste da selber keine Antwort darauf. Weshalb er auch nur schockiert und langsam den Kopf schüttelte, seinen Blick noch immer in die Ferne gerichtet, als er sprach: „I-Ich weis es nicht. Ich habe das noch nie zuvor erlebt.“ Hatte er sich geirrt? Kam sie doch schon zur Dämmerung hervor und er hatte das nur nie gemerkt? Nein das konnte einfach nicht sein aber…hatte er alle in falsche Sicherheit gewogen? Sogar sich selbst? Was hatte er nur getan? Ihn überkamen Schuldgefühle und Selbstzweifel wegen der Sache. War wegen ihm ein Mann verschleppt worden? Doch ehrlich gesagt wusste keiner mehr was er tun sollte. War Caim wirklich fort? Würde er vielleicht sogar sterben? Inuart biss sich selber in den Hintern wegen der Aktion. Sie hätten nicht so lange weg bleiben dürfen! Vielleicht wäre Caim dann…Was sollten sie nun machen?! Er wusste selber nicht was zu tun war! Noch nie zuvor hatte er eine solche Entscheidung fällen müssen ohne Caim. Sollten sie sofort nach und sich in Gefahr bringen? Oder sollten sie ihn im Stich lassen und sich schützen? Diese Auswahl zerriss ihn innerlich. Das Mädchen hinter Leonard sah sich derweil weiter um, denn sie suchte jemand völlig anderen. Lange hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Und nach dem was Caim eben passiert war da hoffte sie das Nier nicht auch…Doch dann sah sie ihn! Nicht weit von ihnen, den Hang hinauf, lag er bereits im Gras und rührte sich kaum noch. Er lag da wie tot und ihr Herz hörte kurz auf zu schlagen bei dem Anblick. Auf die Entfernung konnte sie aber auch nicht sein Zittern sehen, welches durch die Schmerzen ausgelöst wurde die er hatte. Nier seine Atmung war noch immer angestrengt und er spürte dass er zu viel Kraft verloren hatte. Die letzten Tage hatten ihn völlig vernichtet. Doch noch schlimmer als das war die Wut untätig gewesen zu sein. Er…er konnte nicht verhindern dass Caim mitgenommen wurde. War zu schwach gewesen und das brannte und schmerzte mehr als alle seine Wunden zusammen. Nier war am Ende. So sollte man denken. Und dennoch regte sich etwas in seinem geschundenen Körper. Etwas hatte anfangen zu brennen, zu entflammen und das war der Wille weiter zu kämpfen. Er wollte nicht aufgeben und Caim im Stich lassen. Egal welche Gründe sie auch an diesen Punkt gebracht hatten. War es nun seine Schuld oder was auch immer, er würde nicht zulassen das jemand aus seinem Umfeld stirbt! Vor allem nicht Inuart, Yonah und Caim. Sie waren…seine Familie geworden. Und das gab er nicht mehr auf! So riss er sich zusammen und kam vor Schmerz keuchend auf die Knie. Musste sich allerdings noch immer mit den Armen vor sich abstützen. Er keuchte und atmete schneller, sah an seine Brust runter. Die Federn steckten noch immer in ihm und saugten sich mit Blut voll. Sie mussten raus, sie mussten… „NIER!!“ Hörte er plötzlich eine bekannte Stimme nach ihm rufen und er sah schnell vor sich hoch. Sah die Person auf sich zu rennen, während er sich hinkniete und einfach so verweilte. Ehrlich gesagt konnte er nicht glauben wen er dort sah. Was auch sein erschrockener Blick offenbarte den er ihr zuwarf. Es war Yonah. Yonah war wirklich hier und rannte den Hügel zu ihm hoch. Sie sah schrecklich besorgt aus und hatte ihn nach wenigen Sekunden auch schon erreicht. Weinte leicht dabei und wollte sich an ihn drücken, doch hielt sie inne, als sie die zwei Dinger sah die in der Brust ihres Bruders steckten. Sie kam vor ihm auf die Knie und sah ihn wehleidig an. Das Gesicht errötet und leise Tränen die sich aus ihr schlichen. Sie atmete ebenfalls schnell. Versuchte zittrig an die Federn fassen zu wollen, aber zögerte. Nein…Niemals wollte er sie so sehen und dennoch war es passiert. Und er wollte sie ebenfalls umarmen, sie trösten, doch sein Körper machte nicht mit. Er konnte sich einfach nicht bewegen. So sprach er nur leise und mit erschrockenem Blick zu ihr: „Y…Y-Yonah? W-Was machst du…?“ Weiter kam er aber nicht denn sie sah weiterhin voller Sorge und Schrecken die Federn an, welche in ihm steckten und wollte nun doch dort hin fassen. Sie wollte sie entfernen, aber Nier reagierte sofort mit Schrecken und sprach etwas lauter, wenn auch angestrengt zu ihr: „N-Nicht Yonah! Die sind gefährlich! Du…Du verletzt dich sonst auch noch!“ Und damit hatte er nicht unrecht. Hatte es am eigenen Leib erfahren müssen. Er hatte vorher schon versucht diese zu fassen und selber zu entfernen, dabei schnitt er sich aber noch zusätzlich in die Handflächen. Das waren rasiermesserscharfe Klingen in seinem Fleisch, auch wenn sie nicht so aussahen. Die Kleine hielt schreckhaft inne nach dem lauten Warnen ihres Bruders. Aber man sah Yonah an das sie unbedingt helfen wollte. Immer wieder hob sie die Arme und wollte da dran um sie zu entfernen. Doch im Nachhinein war es vielleicht so besser. Wenn sie in ihm steckten, dann kam nicht die Gefahr dass er verbluten würde. Zog man sie raus konnte er sich noch mehr verletzten und alleine war keiner da um ihn zu behandeln. Die Fleischwunden zu schließen. Er sah Yonah dabei weiter an. Wie sie verzweifelt versuchte zu helfen. Es tat ihm weh. Es tat ihm so weh sie so zu sehen und er wollte sie einfach trösten. Auch am liebsten in die Arme schließen und was zu ihr sagen. Oder einfach so etwas zu ihre sagen…doch er konnte nicht. Warum konnte er das nicht? Er fand einfach keine tröstenden Worte für sie. Er war sehr aufgebracht und durcheinander. Warum waren seine Gedanken…seine Gedanken nur noch bei Caim? Normalerweise war das doch anders herum. Er machte sich immer Sorgen um Yonah, aber nun sorgte er sich um den Braunhaarigen. So sollte er doch eigentlich froh sein das es Yonah gut ging und er sie wieder sah. Woher sie auch immer kam. Doch es ging einfach nicht. Er machte sich solche Sorgen um Caim. Was wenn er bereits getötet wurde?! Doch daran durfte er eigentlich nicht mal denken… „Tut es sehr weh?!“ Fragte Yonah ihn aufgebracht und sah zu ihm auf, wodurch Nier wieder aus seinen Gedanken gerissen wurde und zu ihr runter sah. Es brauchte etwas aber dann schüttelte er den Kopf und antwortete: „E-es…es könnte besser sein…Aber es geht schon Yonah…“ Was keine Lüge war um sie zu trösten. Er fühlte sich mit jeder Sekunde wieder stärker. Doch woher kam dieses Gefühl? Seine Wunden schmerzten kaum noch und ihm wurde warm. Bekam das Gefühl als könnte er Bäume ausreißen. Und auch sein Bein fühlte sich besser an. Doch so sah er überhaupt nicht aus. Yonah sah ihm an dass es ihm schlecht ging. Ob körperlich oder seelisch allerdings wusste sie nicht. Als ihr Bruder aber dann den Kopf senkte und auf seinen Schoß unter sich sah…wusste sie sofort dass er seelisch litt. Sein Blick, der voller Trauer war, den Mund den er verzweifelt verzog und das leichte Zittern das dann kam, alles bestätigte das er schrecklich litt. Und Yonah fragte sich…konnte das wirklich wegen Caim sein? Und dann sprach Nier plötzlich runter: „I-Ich…ich habe versagt…Ich…“ Yonah sah ihn wieder ins Gesicht so gut sie konnte und fragte traurig: „Was?“ Und dann hörte sie das kurze Schlurzen von ihrem Bruder vor sich. „Ich habe ihn im Stich gelassen!“ Und als er das laut gesagt hatte, waren auch endlich Leonard und Inuart bei ihnen angekommen und erschrocken kam der Priester gleich neben ihm runter, sah sich die Federn in dem Fleisch des Jungen an und sprach entsetzt: „Du bist verletzt! Beweg dich nicht so viel!! Ich hole schnell was um sie zu entfernen!“ Und dann sprang er wieder auf und rannte zum Flugzeug hoch. Nier musste dringend behandelt werden, oder er holte sich vielleicht eine Blutvergiftung. Leonard brauchte eine Zange zum Greifen der Federn und dann etwas um die Wunden zu behandeln! Inuart aber verharrte an seinem Platz hinter Yonah, sah Leonard nur kurz nach und dann wieder zu Nier runter. Fragte dann besorgt und ernster: „Was ist passiert Nier?! Wieso hat es Caim..?!“ „Weil ich ihm nicht helfen konnte!!“ Sprach der junge Drache dann aufgebracht und laut schreiend aus seiner Kehle. Aber nicht voller Wut sondern voller Trauer und Leid das man es in jeder Tonlage seiner Stimme hören konnte. So sah Yonah ihm das auch an. Er litt schrecklich unter der Tatsache nicht geholfen zu haben. Sowas…hatte sie noch nie bei ihm gesehen. Nier war zwar besorgt aber immer sehr nach innen reserviert und zeigte es nicht so impulsiv und stark nach außen. Und das egal in welcher Situation. So war er noch nie gewesen…Nicht mal bei ihr. Sanft fasste sie ihm auf eine der beiden Hände, die einfach nur in seinem Schoß lagen und sah dort hin. Und dann…wurde es dort nass. Tropfen für Tropfen. Sie konnte nicht glauben was sie sah. Eine Träne. Und dann noch eine und noch eine. Und eine Träne war auf ihren Handrücken gefallen und kullerte auf ihrer Haut weiter herab, so das sie ihm ins Gesicht sah. Zwischen seinem stubbeligen Pony konnte sie seine Augen sehen. Er weinte. Es waren kräftige und dicke Perlen die sich in seinen Augenwinkeln aus Wasser gebildet hatten. Seine Wangen waren sogar errötet dabei, bis weitere Tropfen sich aus seinen Augen schlichen und seine heißen Wangen hinab rannten. Yonah war schockiert von diesem Anblick. Und wie gesagt: so hatte sie ihn noch NIE gesehen. Besonders deswegen brach es ihr das Herz ihn so zu sehen. Sogar Inuart direkt hinter ihr war erstaunt über das was der Kleine tat. Immerhin hatten Nier und Caim sich immer nur am Kopf gehabt und sich angebrüllt. Den Jungen jetzt so wegen dem Älteren weinen zu sehen war unglaublich. Noch unglaublicher als einen Drachen am Himmel zu sehen, ehrlich gesagt. Von allen hier aus der Gruppe…heulte er wegen dem größten Mistkerl von allen rum. Weinte um ihn. Was war nur passiert als sie alleine gewesen waren? Etwas musste sie näher zueinander gebracht haben, oder? Sonst würde Nier nicht so reagieren. Der Weißhaarige schluckte schwer und jammerte laut auf seinen Schoß vor sich: „Ich hätte ihm helfen müssen! Dieses Vieh stand einfach da und ich konnte nichts tun! Sie hat irgendwas mit ihm gemacht und ich konnte es nicht verhindern! Ich habe ihn im Stich gelassen! Er hat mir immer und immer wieder geholfen und ich habe ihn einfach im Stich gelassen!!“ Und dann kniff er die Augen zusammen vor Leid und weinte einfach weiter. Er konnte es nicht mehr stoppen. Er wollte es auch nicht mehr stoppen. Caim würd sterben und das war alles seine Schuld! Und je mehr er darüber nachdachte und sich darin verlor, umso mehr wurde er schwächer und konnte keine Kraft mehr finden um aufzustehen. All der Wille von vorher wurde weniger. Er ging wieder mit sich zu hart vor Gericht und verlor sich in Zweifel. Yonah sah das und fasste mit beiden Händen die seinen, sprach dabei sanft zu ihrem weinenden Bruder: „Inuart erzählte mir dass du verletzt bist. Es ist also nicht deine Schuld Nier. Du konntest das nicht verhindern. Bitte nehm die Schuld nicht auf dich.“ „Yonah hat recht. Du konntest mit deiner Verletzung nichts dagegen tun.“ Stimmte Inuart ihr zu und schnallte sich wieder seine Waffe auf den Rücken dabei. Es war unnötig das Nier sich so selbst geißelte. Doch der Weißhaarige war nicht damit fertig. Er sah zu Inuart rauf, wodurch der auch klar sein Gesicht sehen konnte. Sehen konnte wie leicht errötet und verheult der Junge vor ihm war. Und das wegen Caim…Erneut: Er hatte nicht gedachte jemanden mal so sehr wegen Caim weinen zu sehen, außer sich selbst vielleicht wie vor einem Tag. Und dann von allen war es Nier. Das schockierte ihn sichtlich. Der Junge sprach laut zu ihm hoch: „Wir müssen ihr nach! Wir müssen ihm helfen!“ Und er wollte doch tatsächlich auf die Beine kommen, klappte aber gleich wieder zusammen dabei. Er war eben ein Sturkopf. Wusste das er nicht konnte, aber wollte mit seinem Kopf durch die Wand, komme was wollte. Aber nicht nur das sein Bein noch wehtat, sondern auch weil die Federn noch in seinem Fleisch steckten und rissen, kam er nicht hoch. Wenn er sich bewegte wurde es viel schlimmer. Er verzog das Gesicht schmerzhaft und Yonah fasste ihm besorgt auf beide Schultern, sprach dabei: „Nicht Nier! Du bist doch verletzt! Bitte hör doch einfach auf!“ Inuart sah den Jungen vor sich nur an. Er war…so entschlossen. Dieser Junge war wesentlich entschlossener Caim sofort hinterher zu rennen, trotz seiner Verletzungen, als es Inuart selber war. Ein Junge der Caim nicht mal so lange kannte wie er selbst und er stand da und zögerte noch. War allein bei dem Gedanken gelähmt. Er hatte Angst. Was wenn sie sie fanden und Caim war…? Was war er nur für ein Freund? Dann kam aber auch Leonard wieder angerannt und kniete rechts fast komplett vor Nier. Sah sich dann noch mal die Federn in der Brust genauer an und sprach erleichtert: „Wow du hast wirklich Glück gehabt. Die Eine war dicht am Herz vorbei.“ Und er zeigte auf die oberste Feder im Fleisch. Inzwischen blutete es nicht mehr, aber das würde es wieder sobald er diese entfernt hatte. Er musste das vor allem langsam und behutsam machen, auch wenn es sehr weh tat, weil diese Federn Wiederharken hatten und wenn man schnell zog diese dabei nur noch größere Wunden rissen! Aber er hatte schon das richtige Werkzeug dafür. So schnappte er sich aus seiner Tasche eine kleine Zange und Nier sah das, während Inuart zu dem Weißhaarigen lauter sprach: „Wir können nicht einfach ins Blaue rennen! Wir müssen uns erst was überlegen!“ Es klang logisch, aber dennoch versuchte er damit auch seine Unsicherheit und Angst zu entschuldigen. Nier sah von Leonard seiner Zange weg und bei der Aussage wieder zu Inuart. Er schien erschrocken über das was der Orangehaarige gesagt hatte. Wollte er ihn etwa im Stich lassen?! Er schüttelte leicht den Kopf und sprach dann: „Aber wir müssen schnell was tun! Er könnte sterben während wir hier reden!“ Er klang sehr verzweifelt dabei und aufrichtig. Er war aufrichtig besorgt und Yonah…musste plötzlich leicht schmunzeln vor Freude, als sie ihn so sah. Nicht wegen der Lage in der sie sich befanden…sondern weil sie etwas an ihrem Bruder festgestellt hatte. Etwas was sie sich schon länger gedacht und es sogar mal geschmückt aussprach…Nun bestätigte es sich nur noch mehr. Sie glaubte langsam daran…dass ihr Bruder verliebt war. Und für manche würde es komisch klingen, aber sie fand das Caim und Nier gut passen würden. Auch wenn sie nicht genau festnageln konnte warum. Sie merkte aber dass die beiden sich gegenseitig gut taten. Caim wurde offener und Nier zutraulicher und entschlossener. Jungs waren manchmal doch etwas blind für bestimmte Hinweise die für Liebe oder Zuneigung sprachen. Aber sie hatte das schon öfter gesehen. Nicht nur bei Nier, sondern auch bei Caim. Spezielle Blicke die er ihm zuwarf… Inuart fauchte zurück: „Denkst du ich weis das nicht?! Ich möchte ihm auch helfen! Aber wenn wir einfach losrennen, ohne Plan, dann bringen wir uns auch noch in Gefahr!“ Leider hatte er da recht, so ungern Nier das auch einsah. Und so schwer es ihm auch fiel. Aber er wand seine Aufmerksamkeit wieder von Inuart ab und sah zu Leonard, als er bemerkte wie nahe er mit der Zange in der Hand, der untersten Feder im Torso kam. Der Blonde war selber erstaunt dass der Junge noch so viel Kraft hatte um zu fauchen und zu diskutieren wie es weiter gehen sollte. Wenn er selber so Klingen in seinem Körper hätte, wüsste er nicht ob er die Kraft hatte da noch zu reden. Dieser Junge war faszinierend. Und Leonard wusste noch nicht mal was davon das Nier ein Hybrid war. Dies erklärte nämlich seine leichte Robustheit und schnellere Regeneration. Das hatte man ihm bisher komplett, zur Sicherheit, verschwiegen. Und ohne es selbst gesehen zu haben, würde es auch sehr unglaubwürdig klingen. Leonard würde ihnen nicht glauben das Nier ein Halbdrache war. Kein Mensch mit klarem Verstand würde das. Sanft fasste der Priester dann mit der Zange die unterste Feder und Nier zuckte auf. Er sah runter und keuchte kurz vor Schmerz, dass hatte nämlich dann doch mal gezogen. Yonah fasste seine Hände stärker, wollte ihm Trost schenken und das Gefühl das er nicht alleine war. Dann sah Leonard zu ihr und sprach ernst: „Yonah. Sobald ich die Feder entfernt habe, nimmst du bitte sofort eines der Mulltücher dort und drückst es fest auf die Wunde drauf. Es wird nämlich wieder anfangen zu bluten. Danach verbinde und desinfiziere ich die Wunde. Bei der Oberen machen wir das dann auch so.“ „Ist er sehr schlimm verletzt?“ Fragte sie dann besorgt und bekam als Antwort von dem Blonden: „Wenn sein Herz oder wichtige Arterien darum verletzt wären, dann könnte er nicht so laut reden und diskutieren. Er würde Schwäche zeigen, aber das tut er nicht. Es ist also alles soweit okay. Aber die Wunden müssen dennoch gut behandelt werden.“ Es beruhigte sie das zu hören und sie sah entschlossen zu der Wunde ihres Bruders. Zu der mit welcher sie als ersten anfingen. Leonard nickte und sprach dann zu Nier: „Ich muss sie langsam entfernen. Sie haben Wiederharken und ich möchte dich nicht noch mehr verletzten, oder sogar abrutschen. Es wird also wehtun.“ Nier schniefte noch einmal und riss sich dann zusammen. Also nickte er und sprach: „Kann nicht schlimmer werden als das gebrochene Bein zu richten.“ Das war wohl wahr. Nichts kam an diesen Schmerz heran. Und das war für Leonard auch das Zeichen anzufangen. So fing er langsam an an dem Stiel der Feder zu ziehen und sie rutschte Stück für Stück aus dem Fleisch, das dabei wieder anfing zu bluten. Nier biss die Zähne zusammen und keuchte etwas im Wechsel zum leichten Stöhnen. Die Federn waren sehr lang und zum Glück nicht weit in seinen Körper eingedrungen. Mehr als die Hälfte stand raus. Wären sie komplett in ihn gefahren, dann könnte er vermutlich tot sein. Was bestätigte das dieses Monster ihn nicht töten wollte, sondern versuchte ihn aufhalten. Er sollte offenbar nicht näher kommen. Warum tat sie das bei einem Jungen wie ihm? Als hätte sie Angst vor ihm gehabt. Und dann verließ die Feder endlich seinen Körper und Nier atmete etwas erleichtert und keuchend auf. Leonard warf sie neben sich auf den Boden und sofort ging Yonah an die Wunde und drückte dagegen, was wieder für den Jungen schmerzte, aber er sich zusammen riss nicht zu brüllen. Er wollte sie nicht erschrecken damit und sie denken lassen sie machte was falsch. Sofort schnappte der Blonde sich Desinfektionsmittel und ein Tuch zum Abtupfen der Wunde. Er sagte Yonah wegzugehen und tupfte die blutende Wunde ab. Kaum als das Mittel die Wunde berührte krisch Nier aber dann doch, blieb aber weiterhin taff in seiner Position sitzen. Riss sich zusammen. Es brannte ganz schön. Und kurz darauf Klebte der Priester ein dickes Wundpflaster auf die Stelle, dass auch etwas Druck erzeugte. Mehr konnte er nicht tun, aber es würde helfen. Zum Glück war die Kleidung weit genug gerissen, dass er so behandeln konnte. Ihn noch vorher auszuziehen wäre katastrophal geworden. Und dann ging es weiter zur nächsten Wunde. Während sie die zweite Feder zogen stand Inuart daneben und machte sich Gedanken wie sie das mit Caim angingen. Nie wollte er ihn im Stich lassen. Es musste etwas getan werden und er musste seine Furcht vor dem Ergebnis wegschieben. Egal welches das auch sein mochte. Er hatte sich in dem Labor genug durchgelesen um damit etwas anfangen zu können. So wusste er nun dass es ein Monster war welches von der Hermelin Organisation erschaffen wurde und das um erneut herauszufinden, ob man gegen White Chlorination immun werden könnte. Allein zu hören dass es diese Organisation gewesen war…das war schon schlimm genug. Denn auch er kannte sie noch von früher und hatte nichts Gutes über sie gehört. Nebenbei hatte er auch herausgefunden wie dieses Monster offenbar kämpfte. Angeblich konnte es mit seinem Gesang Menschen manipulieren und ihnen Bilder von vertrauten Dingen vorgaukeln. Vielleicht sogar Menschen die man verloren hatte. Eine Art von Hypnose? Auf jeden Fall lockte es damit seine Beute heran und verschlang diese dann. Wenn das aber wirklich so der Fall war…warum hatte es dann Caim entführt? Warum die Arbeit und die Abwechslung? Hatte es sich vielleicht doch weiterentwickelt und bevorzugte nun etwas anderes? Doch im Gegensatz zu Louise schien es leichter zu töten zu sein. Laut dem Bericht, den er gelesen hat, hatte es nämlich einen Herzschlag und einen Blutkreislauf. Also konnte man es töten oder vergiften. Es schien nicht so unangreifbar wie Louise. Vielleicht griff es deswegen aus dem Hinterhalt an, weil es das wusste. Es war Selbsterhaltung. Doch schrecklicher war einfach…das sie wieder mal einen Menschen dafür benutzt hatten um sowas zu erschaffen. Auch wenn nirgendwo stand wen und wie sie es erschaffen hatten. Nichts davon konnte man finden…Und dann war da noch die Sache mit dem Soldaten gewesen. Was auch noch nicht geklärt war und er noch nichts davon erzählt hatte. Den den er vorher gesehen und in diesen Bezirk verfolgt hatte… Nier war derweil komplett behandelt worden und starrte vor sich auf den Schoß, als Leonard noch die letzte Wunde verband. Im gingen verschiedene Sachen durch den Kopf. Neben Caim noch ein weiteres Thema…Er hatte bisher noch nichts dazu gesagt, wusste auch nicht wie er es sagen sollte. Konnte es nicht erwähnen dass…dass dieses Monster angeblich aussah wie Caim seine Schwester. Er wusste selber nicht ob es überhaupt stimmte, aber wenn Caim das sagte, musste ja was dran sein, oder? Wie sollte er das Inuart sagen? Er wusste einfach nicht was er machen sollte… Yonah kam, nachdem der Blonde fertig war, endlich an ihren Bruder ran und drückte ihn sanft. Saß dicht an ihm und schmuste sich an seine Brust. Sie wollte ihm Trost schenken. Noch immer konnte sie hören wie schnell und aufgebracht sein Herz raste. Erst beruhigte sie es zu hören dass es schlug. Einfach weil es ein Zeichen war das er lebte. Und dann dachte sie sich warum es so schnell schlug…Er machte sich schreckliche Sorgen um Caim. „Wir werden ihn finden.“ Sprach sie dann leise zu ihm hoch und Nier sah erstaunt zu ihr runter. „Was?“ Yonah sah ihn hoffnungsvoll in die Augen und sprach entschlossen: „Wir werden ihn finden! Und wir werden ihn retten! Mach dir keine Sorgen um ihn. Alles wird gut Nier!“ Als sie diese Sätze raus brachte, entschlossener als sie es jemals zuvor gewesen ist, sahen wirklich ALLE zu ihr hin und waren erstaunt über dieses Mädchen. Besonders ihr großer Bruder. Sie sah ihn mit solch einer Zuversicht an und einem entschlossenen Blick. Und er sah nur zurück. Bis er nach einigen Sekunden seinen erstaunten Blick in einen umwandelte der sehr stolz schien und dankbar zugleich. Er musste dabei sogar sanft lächeln. Sie war so gut zu ihm. Und dann umschlang er sie endlich und drückte sie fest an sich. Ließ seinen Kopf auf ihrem ruhen und schloss die Augen als er sprach: „Oh Yonah…“ Es kam so voller Trauer und dennoch mit leichtem Glück aus ihm gehaucht. Er musste nichts mehr sagen. Sie wusste dass er dankbar dafür war und musste dann auch etwas lächeln. Es würde alles schon gut werden…Oder? Und auch Inuart schmunzelte kurz und sprach dann frech: „Das denke ich auch. Wir…wir holen ihn schon zurück…Wahrscheinlich geht er dem Monster gerade schon tierisch auf den Sack! Hey, vielleicht bringt es ihn ja freiwillig zurück!“ Das war eine kindische Vorstellung. Aber es war besser als ihn schon für tot abzustempeln. Inuart hatte sich entschieden: Sie würden Caim suchen und retten. Er war sein bester Freund. Er hatte ihn mehrmals in diesen fünf Jahren den Arsch gerettet. Wurde Zeit das er das auch mal im vollen Ausmaß tat. So wusste er auch schon den perfekten Plan. Man musste ihn nur noch umsetzten. Es war dunkel und alles was er hörte war das Pochen seines eigenen Herzens. Schreckliche Schmerzen donnerten noch immer durch seinen Schädel und zwangen ihn noch etwas länger die Augen geschlossen zu halten. Er fühlte sich so schwach. Noch nie hatte er sich so schwach gefühlt in seinem Leben. So nutzlos… Und während ihm das klar wurde sah er weiterhin nur Dunkelheit vor seinen verschlossenen Augen. Wusste dass er sie öffnen sollte. Aber er wusste auch dass er sich dazu zwingen musste, doch fand er keine Kraft dafür. Je länger er in der Dunkelheit verbachte, umso mehr kehrten seine Sinne zurück. Sein Körper erholte sich langsam. So fühlte er wieder Kribbeln und Gefühl in seinen Fingern und spürte dass er sie leicht bewegen konnte. Auch sein Geruch kam wieder. Aber seine Nase rümpfte sich sofort danach. Etwas roch schrecklich um ihn herum. Er kannte diesen Geruch allerdings. Faulig und teils sogar süß, wie unreifes Obst nur wesentlich schlimmer. Und dazu gesellte sich der Geruch von faulem Fisch. Nur vereinzelt, aber er war erschlagend. …Woher kam das alles? Es fiel ihm gerade nicht ein. Was war passiert? Er erinnerte sich nicht. Eigentlich…wollte er nur weiter schlafen und nicht mehr aufwachen. Er fühlte sich nicht wohl. Etwas war passiert. Etwas Schreckliches. Aber was? Sein Verstand war wie leergefegt und gelähmt. So dass er sich nicht mal mehr an Namen erinnerte. Er besaß keine Gegenwart und keine Vergangenheit mehr in seinem Kopf. Einfach alles war weg. Auch an seinen Namen konnte er sich nicht mehr erinnern. Alles war…so unbedeutend geworden. Das Gefühl der Nutzlosigkeit über kam ihn und er wollte nicht mehr. Alles erschien sinnlos. Aber in der Sekunde, als er endgültig aufgeben wollte, einfach nur dem Drang nach Stille nachgab…da erschlug ihn etwas. Ein Ruf der in seinem Verstand hallte. Dieser klatschte ihm so heftig eine dabei, dass er langsam wieder zu sich kam. Jemand schrie nach ihm. Er kannte diese Stimme. Hörte sie nach ihm schreien. Seinen Namen rufen. Schwache Worte drangen zu ihm: „N-Nicht…Geh…Ni…“ Doch wer war es? Diese Stimme war so sanft und schwach. Aber ihr klang war bezaubernd und ließ etwas ihn ihm erwachen. Etwas regte sich in seiner Brust bei dem Klang. Gefühle die er nie kennengelernt hatte. Und er wollte mehr von dieser Stimme hören. Sie sollte…lustvoll seinen Namen rufen. Sie sollte ihm gehören. So rief sie erneut seinen Namen. Aber dieses Mal voller Angst und Sorge das ihm… „CAIM!!“ Er riss die Augen auf und erschrak. Sofort war er wieder bei Bewusstsein und musste registrieren was passiert war. So bekam er das Gefühl als wurde er aus einem Traum gerissen. Sah sich danach panisch um, auch wenn alles noch verschwommen war. Seine Atmung wurde schneller und sein Puls ebenso. Es war keine Panik die ihn überfiel, aber Unbehagen weil er nicht mehr wusste was passiert war. Diese Stimme die ihn gerufen hatte, hatte ihn aus der Dunkelheit gezerrt. Ihn gerettet. Und nach wenigen Sekunden erinnerte sich wer es gewesen war. Kannte die Stimme. Es war Nier gewesen. Er hatte nach ihm gerufen als… Caim wollte sich bewegen, aber bemerkte dass es einfach nicht ging. Etwas hielt ihn an Ort und Stelle. Etwas was er noch nicht durch seine Sicht erkennen konnte. Aber kurz darauf kam er endlich komplett zu sich. Das donnern in seinem Kopf war gewichen und er sah wieder klar, auch wenn er noch einige Male blinzeln musste bis der Effekt komplett nachgelassen hatte. Seine kompletten Erinnerungen waren wieder da und sein Verstand erholte sich. Zwar konnte er sich nicht bewegen, aber einige Sekunden danach verstand er auch endlich wieso. Sah erschrocken an sich herab…Er war eingesponnen. Etwas hielt ihn am Boden. Eine rosarote, zähe Flüssigkeit, die schon an einigen Stellen anfing zu verhärten, klebte ihn am Boden fest. Besonders an seinen Beinen merkte er das, weil er diese überhaupt nicht mehr rühren konnte. Es hielt ihn auf den kalten Marmorboden unter ihm festgenagelt und erneut versuchte er sich zu winden. Nichts gab wirklich nach, aber der Oberkörper und die Arme waren noch leicht unter der Masse zum Bewegen fähig. Es war als wurde er in einen Kokon eingewickelt, nur das sein Kopf halt komplett raus ragte. Das Zeug, was ihn umschlossen hatte, war nur bis zu seinem Hals gesponnen. Und es roch unangenehm. Mist! Wie konnte das noch mal passieren?! Er…! Er erinnerte sich. Augenblicklich fiel es ihm wieder ein. Sie waren auf dem Hügel gewesen und dieses Ding das aussah wie…wie seine Schwester fing wieder an zu singen. Es schmerzte in seinem Schädel und vor Schmerzen ließ er sogar Nier aus seinen Armen fallen. Sein Kopf wurde danach sofort komplett leer. So wusste er nicht mal mehr was passiert war und dennoch konnte er in der Leere Nier nach ihm schreien und rufen hören. Doch kurz darauf war wirklich alles weg gewesen. Er wusste nicht wie er an diesen Ort gekommen war, oder wo er genau war. So sah er sich von seiner Position aus um. Er lag wirklich am Boden und direkt hinter ihm war ein nicht fertig gebauter Pfeiler für das Haus in dem er sich befand. Das Dach über seinem Kopf fehlte. Nicht das es zerstört oder eingerissen worden war, sondern es fehlte einfach so schon. Offenbar war er in einem nicht vollendeten Gebäude untergebracht worden. Eine Baustelle? Der dunkle Himmel war deutlich über ihm zu sehen und der Mond schien in aller Pracht mit seinem kalten, weißen Licht auf die Umgebung nieder. Es war schon Nacht? Wie lange war er bereits weg gewesen? Als dieses Monster ihn schnappte war es doch noch mitten am Anfang der Dämmerung. Wenn er so lange weg gewesen ist…was ist dann aus Nier geworden? Oh Gott hatte dieses Monster ihm vielleicht etwas angetan, als er weggetreten war?! Was wenn sie ihn schwer verletzt oder getötet hatte?! Er war noch immer verwundet gewesen und konnte nicht mal weglaufen, selbst wenn er es versuchen würde! Seine Gedanken kreisten plötzlich um den Jungen den er zurückgelassen hatte. Es musste ihm einfach nichts passiert sein! Es durfte nichts passiert sein! Ihm durfte nichts…passiert sein? Wo kam das denn her? Fakt war: es gab nur eine Möglichkeit das herauszufinden…er musste fliehen. So fing er angestrengt an sich oberhalb zu winden, aber nichts rührte sich. Dieses klebrige Zeug war nicht zu zerreißen. Wäre auch wunderlich gewesen, denn mit Sicherheit war es dafür da die Beute festzuhalten. Caim sah auf sich herab. Dieses Zeug…Warum wurde er überhaupt gefangen gehalten? Sollte dieses Wesen, was seiner Schwester ähnlich sah, nicht eher versuchen ihn zu töten? Das klang zumindest logischer. Er brauchte einen genauen Überblick über die Situation. Und sein Blick kam wieder vor sich. Endlich sah er sich mal genauer vor sich um. Nichts. Das Biest war nicht da. Offenbar ausgeflogen? Aber er…erstarrte. Das…das war nicht einfach nur eine verlassene Baustelle…das war ein Nest. Der Kälte nach zu urteilen lag dieser Bau, in dem er lag, etwas höher über dem Boden. Wahrscheinlich war es ein abgebrochenes Hochhausprojekt gewesen, bevor die Seuche endgültig in voller Härte zuschlug. Um ihn herum sah er weitere Säulen und halb stehende Hauswände die ebenfalls mit diesem klebrigen Zeug umhüllt oder angespritzt waren. Es hing sogar teils wie blutige Adern an den Wänden entlang. Doch da hörte der Horror noch lange nicht auf. Denn dort sah er sie auch…andere wie ihn. Andere Menschen die dasselbe Pech hatten wie er, nämlich jenes verschleppt worden zu sein. So sah er mehrere Leute an den Wänden und welche wie er am Boden eingesponnen hängen. Komplett verteilt vor ihm auf der Fläche. Nur mit dem Unterschied das diese nicht mehr am Leben waren. Daher also der Geruch. Er wusste doch dass er ihn kannte. So sah er verfaulte und mumifizierte Leichen in dem Klebezeug hängen. Opfer von diesem Wesen…Also entführte sie Menschen an diesen Ort und fraß sie dann hier? Doch was ihm besonders auffiel…es waren alles Männer. Nicht das er das Zubehör sah, sondern er machte es an der Knochenstruktur und an der alten Kleidung fest. Sie tötete Männer… Es konnte einfach nicht sein. Dieses…dieses Wesen konnte nicht seine Schwester sein. Es sah ihr ähnlich, sah wirklich aus wie sie, aber das war unmöglich. Furiae war weg. Sie war tot. Man konnte Tote nicht zurück holen! Wenn man etwas nicht bezwingen konnte…dann war es der Tod. So sah er in Gedanken wieder sie Szene vor sich ablaufen. Sah wie diese Kreatur sich am Bach zu ihnen gedreht hatte und ihn an fixierte. Ihre Augen kaum an derselben Stelle verweilten und in den Augenhöhlen wild umher zuckten. Es war abscheulich. Furiae war tot. Das war alles nur ein Zufall. Und egal was auch dahinter stecken mochte, er musste als Erstes von diesem Ort weg. Wenn er es nicht tat, würde er so enden wie die Typen um sich herum. Sein Messer! Das war die Idee! Er erinnerte sich dass er das Messer von Leonard noch bei sich hatte. Es hing an seinem Gürtel. Vielleicht könnte er damit entkommen! Und während er sich noch mal umsah, sah ob die Luft wirklich rein war, da erkannte er jemanden, der am anderen Ende des unfertigen Raumes, da herum hing. Diese Person war genauso eingesponnen wie er, nur mit dem Unterschied, dass er nicht so tat aussah wie der Rest der Crew. Und es war wirklich so gewesen denn nach wenigen Sekunden regte dieser sich auch wieder und sah sich schwach um. Allerdings war er nicht an den Boden festgeklebt, sondern an einem Stützpfeiler des Gebäudes. Ein junger Kerl, vielleicht etwas jünger als Caim und er sah sich erschrocken um. Er hatte keine besonderen Merkmale, außer das er sich umsah als würde er in der Höhle des Löwen sein. Was nicht mal so falsch war. Man sah ihm die Panik in den Augen an und dann sah er Caim, bemerkte dass der auch wach war und schrie laut: „Was ist hier los?! Wo bin ich?!“ Caim verzog den Mund grimmig und fauchte dann zurück: „Halt die Klappe! Sei gefälligst ruhig, oder willst du schneller sterben?!“ Da war was dran. Vielleicht war das Biest in der Nähe und er würde es auf sie aufmerksam machen. Sofort verstummte der verängstigte Fremde vor ihm und schlotterte nur noch. Caim dagegen hatte sich was überlegt um zu fliehen. Er konnte seine Beine nicht mehr bewegen, weil das Zeug bereits verhärtet war, aber seinen Oberkörper und seine Arme noch. So regte er den linken Arm, auf dem er nicht seitlich lag und versuchte an seine Hüfte zu kommen. Es war nicht leicht und mit viel bewegen und winden verbunden, aber dann hatte er das kleine Kampfmesser gefasst. Packte es fest mit der Hand und schnaufte erst mal. Gut das er es nicht verloren hatte im Flug. Wenn er sich noch etwas mehr wand könnte er sich vielleicht mit diesem befreien. Und so versuchte er das und erreichte nach einigen Windungen im Innern des Kokons etwas, fing an mit dem Messer etwas zu schneiden. Es ging nicht schnell, aber er merkte dass er sich ablöste. Mit etwas mehr Zeit würde er sich sicherlich… Sein Gegenüber schrie plötzlich wie am Spieß auf und Caim sah erschrocken wieder von sich rauf und zu ihm rüber. Er hatte fast einen Herzstecker bekommen so voller Angst und Panik war der Schrei gewesen. Sein Herz klopfte sogar schneller dadurch und es brauchte auch nicht lange bis er verstanden hatte was den Typen so kreischen ließ. Das Monster war wieder da. Über ihnen erhob sich ein Schatten aus dem Nichts und verdunkelte damit den Mond, so das kein Licht mehr zu ihnen drang bis es sich setzten würde. Die Silhouette war dieselbe von dem Monster das er vorher gesehen hatte. Lange weiße Schwingen, darüber ein Menschlicher Torso mit Kopf und schließlich der lange Schwanz eines Skorpions zeichneten sich ab. Es war wirklich wieder da. Langsam kam es vom Himmel herab und Caim fühlte jeden Windstoß der Flügelschläge über sein Gesicht fahren. Und dann donnerte es hart auf den Boden zwischen ihm und dem Fremden, der noch immer schrie bei dem Anblick der Bestie. Auch Caim war erschrocken. Im weißen Licht des Mondes war es besser zu sehen als vorhin. Kalt und surreal saß es da. Er war noch immer erschrocken dass es aussah wie Furiae. Es war viel größer als ein normaler Mensch, sonst hätte es ihn nicht locker hier her schleppen können, aber dennoch besaß es das Gesicht seiner Schwester. Was ihm auch auf fiel…es hatte die Augen geschlossen. Vorhin war das noch nicht so gewesen. Und dennoch schien es genau zu wissen woher das Geschrei kam und wo alles um sie herum stand, denn sie krabbelte mit ihren Flügelarmen über den Boden und stolperte über kein bisschen Geröll oder trat auf die Toten unter sich, als sie sich auf den Schreienden zubewegte. Offenbar waren die Sinne sehr gut ausgeprägt und die Augen nicht mehr von Nöten. Somit lief es genau auf den Kreischenden zu, der allerlei Sachen brüllte. Unter anderem auch Betteln und Flehen, dass er nicht sterben wollte. Doch dieses Ding schien taub dafür. Was vor allem unheimlich war, war dieses gelassene Lächeln auf dem Gesicht dieser Kreatur. Es verzog keine Mine bei dem was es tat und lächelte sanft dabei. Wo kam es so plötzlich her? Vielleicht war es auf einem erfolgslosen Beutezug gewesen. Oder es hatte vielleicht Hunger und kam deshalb zurück. Caim wollte es nicht herausfinden und schnitzte weiter langsam den Kokon von innen kaputt. Sah dabei allerdings dem grausamen Spektakel vor sich zu. So sah er wie das Monster vor dem kreischenden Kerl ankam und ihn offenbar beäugte, wenn auch mit geschlossenen Augen. Er schrie und brüllte weiter dabei, wollte sich lösen, aber ohne Waffe wurde das natürlich nichts. So war er ihr wehrlos ausgeliefert, als er sie weiterhin anflehte ihn nicht zu töten und sie ihn nur ansah. Legte sogar einmal den Kopf dabei schief, als könnte sie ihn verstehen. Was aber sicherlich nicht der Fall war. Und dann krisch es. Es krisch ihn laut an und riss das Maul abartig weit dabei auf, so dass man scharfe Zähne sehen konnte und Geifer ihr dabei aus dem Maul lief. Offenbar war die Geduld mit dem Schreien des Typs am Ende. Es war ein ohrenbetäubendes Geräusch und fuhr Caim durch Mark und Bein. Vor allem weil er die Stimme seiner Schwester darin hören konnte. Aber das konnte einfach nicht sein. Er durfte nicht daran denken. Danach zog sie langsam wieder das Maul zu und sah den Kerl vor sich weiter stumm an. Es war sehr still geworden in dem Moment und einzig das Klappern von ihrem Skorpion-Schwanz war laut zu hören in der Dunkelheit der Nacht. Caim sah wie er bedrohlich hinter ihrem Rücken hin und her zuckte und aufgestellt war. Und man konnte sofort ahnen dass sie damit nichts Gutes vorhatte. Welches sich in der nächsten Sekunde bewahrheiten würde. Es war ein Windzug. Ein schneller und unerwarteter brutaler Windzug, der durch den Raum fegte. Hervorgerufen durch das schnelle Bewegen ihres Schwanzes. Und dann ein widerliches Geräusch. Das Geräusch von Röcheln mit Blut im Mund. Caim sah erschrocken vor sich und sah genau was dieses Ding getan hatte. Was jedem blühen würde, der hier in dem Nest ankam und offenbar auch allen hier passiert war und keiner mehr davon berichten konnte. So sah er wie der Fremde nicht mehr brüllen konnte und einen schwarzen Stachel in seinem Bauch, hoch zur Brust, stecken hatte. Dieser war aus dem Schwanz der Kreatur gekommen und sie sah ihn weiterhin leblos und kalt an dabei. Und kurz darauf sah man wie der Fremde starb. Wie ihm langsam aber sicher alles Blut aus dem Körper gesaugt wurde und er zusammenfiel. Die Haut wurde trockener und blass. Was Caim aber nicht sah war, dass der Stachel präzise das Herz punktiert hatte und von dort all das Blut aus dem Körper sog. Allerdings wusste er nun wie es sich ernährte. Es ernährte sich von menschlichem Blut und wenn er sich nicht rasch beeilte…war er der Nächste. So schnitt er schneller, mit dem kleinen Radius den er frei hatte und sah dabei weiterhin angespannt der Situation vor sich zu. Es war noch immer an dem Kerl dran und er hatte es fast geschafft. Er fühlte wie er immer mehr Bewegungsfreiheit im Kokon genoss und er bald überlegen musste wie er aus diesem Raum rauskam ohne das sie wieder anfing zu singen. Der Gesang hatte ihn gelähmt, dass war ihm klar geworden. Also musste er zusehen dass er verschwand wenn sie nicht da war oder nicht auf ihn achtete, wie gerade in dem Moment. Er war fast durch! Doch musste innehalten und sofort aufhören zu schneiden…denn das Wesen zog den Stachel aus ihrem toten Opfer und sah langsam zu ihm hinter. Die Augen noch immer verschlossen dabei. Caim erstarrte vor Schreck. Hatte sie es bemerkt? Hatte sie gehört wie er sich befreite?! Oder war er nun der Nächste? Sie sah ihn aber weiter einfach nur mit diesem leeren Gesichtsausdruck an und dann drehte sie ihren Kopf wieder zu dem Opfer eben vor sich. Es ging blitzschnell und man hörte ein schreckliches Reißen. Aß sie ihn nun doch auf?! Den Moment nutzte Caim und schnitt den Kokon durch. Er kam an seine Beine und befreite somit auch diese innerhalb von Sekunden. Schwach sprang er auf die Beine und fand wieder Halt. Er musste weg! Er musste so schnell wie möglich weg! Da sie sich aber plötzlich wieder zu ihm umdrehte hatte er voller Schrecken durch ihr Gesicht realisiert, das es keinen Sinn mehr hatte schleichen zu wollen, also gab er Gas! Caim rannte so schnell ihn seine Beine tragen konnten auf ein Treppenaus zu, das vor ihm durch einen Eingang sichtbar war. Sein Herz pochte und er peitschte sich selber innerlich an schneller zu rennen! Doch wenige Meter vor dem Treppenhaus…brachte ihn etwas von den Beinen. Riss ihn von den Beinen und klatschte ihn an den nächsten Stützpfeiler links von ihm. Er war gefangen. Erneut war er in ein blutiges Netz gehüllt und stand festgeklebt an dem Pfeiler hinter sich. Es war frischer und tropfte noch leicht dabei. Wegen dem Aufprall hatte er sein Messer auch fallen gelassen und seine Arme waren ebenfalls durch das weiche Zeug befestigt. Nun war er endgültig gefangen. Nichts was er tat könnte ihn aus dieser Lage befreien. Game Over. Sauer zerrte mit dem Armen am Netzt herum und versuchte sich von dem Gestein hinter sich zu befreien. Er wollte dennoch nicht kampflos aufgeben. Knurrte und wand sich weiter. Dabei sah er zu dem Monster weiter vor sich. Es stand einfach noch am selben Platz und hatte den Schwanz auf ihn gerichtet gehabt. Blut tropfte aus diesem und er verstand. Sie hatte damit auf ihn geschossen. Sie nutzte das Blut auch dafür um diese Netze zu spannen, daher dieser abartige Geruch den er kannte. Es war altes und faulendes Blut, oder auch Eisengeruch. Was ihn hielt war offenbar das umgewandelte Blut des Typen den sie gerade getötet hatte. Während er sich weiter wand drehte sich das Monster wieder von ihm weg und biss erneut in den Leblosen Kadaver vor sich. Ein gewaltiges Reißen beendete die Aktion die sie da tat und mit gesenktem Haupt wand sie sich von dem Toten ab und lief rüber zu Caim, dem immer unwohler wurde. Mit jedem Schritt den sie näher kam, bekam er es mit der Furcht zu tun. Es war noch schlimmer, als bei Louise, denn hier war er gefesselt und wehrlos. Alles was er tun konnte war auf ihre Gnade angewiesen zu sein und die würde er mit Sicherheit nicht bekommen. Dieses Ding war von Menschen erschaffen worden. Und am Ende hat diese „Göttin“ keinem ihre Gnade geschenkt. Nicht den Menschen die sie erschaffen hatten…und auch nicht ihm. Schritt für Schritt schliff sie sich über den Boden mit ihren Flügelarmen und kam ihm näher. Und als sie nur wenige Zentimeter von ihm entfernt war konnte Caim es bereits riechen. Er roch den Duft des Todes. Sie stank nach dem Blut ihrer Opfer, was sie offenbar durch alle ihren Poren ausdünstete. Sie stank schrecklich. Erschrocken und leicht knurrend sah er sie an. Sah wie sie ihren Kopf hob und ihr ganzes Gesicht voller Blut verschmiert war. Doch wesentlich erschreckender war, dass sie etwas im Maul hatte. Hatte sich mit ihren spitzen Zähnen in etwas Großes verbissen. Es war Fleisch. Und Caim wusste auch woher das gekommen war. Es bedurfte keinerlei Erklärung dafür. So sahen sie sich nur an. Sie sah ihr so ähnlich. Sie sah aus wie Furiae. Doch er konnte sich nicht wirklich auf das Gesicht von ihr konzentrieren, weil ihr Schwanz dahinter von links nach rechts zuckte. Er machte ihn nervös. Sie würde auch blitzschnell angreifen. Ihm diesen Stachel in seine Brust rammen und alles Blut aussaugen. Und er selbst hing rum und wartete nur darauf dass seine Zeit ablief. Erstaunlicherweise machte er keinem einen Vorwurf im Angesicht des Todes. Weder Inuart und Yonah, noch Nier. Sie konnten nichts dafür dass er in dieser Lage war. Normalerweise tendierten Menschen dazu jemanden zu finden der schuld an ihrem Dilemma hatte. Aber…aber das kam ihm nicht in den Sinn. Wenn er an etwas in der Sekunde dachte…dann war es die Hoffnung dass es allen gut ging. Und seltsamerweise…besonders Nier. Warum war es dieses Gesicht, von allen Fratzen die es da draußen gab, das Eine…das er noch einmal sehen wollte? Das dumme und treudoofe Gesicht dieses Hybriden…der ihm das Leben gerettet hatte. Das Monster tat aber weiterhin nichts. Es sah ihn einfach nur an. Sah ihn mit dem Stück Menschenfleisch im Kiefer an. Bis sie plötzlich näher kam und dann endlich etwas tat…etwas vollkommen Unerwartetes. Sie…sie reichte es ihm. Mit einem sanften nach vorne Nicken, reichte sie ihm das Stück in ihrem Maul und er sah es erschrocken an. Was tat sie da? Wollte sie ihn füttern? Angewidert wand er seinen Kopf weg und verzog da Gesicht bösartig dabei. Knurrte auch noch dazu. Und erneut versuchte sie ihm das Fleisch zu reichen und kam noch näher an seinen Mund dabei, so das Caim in die andere Richtung wegzog und fauchte: „Verpiss dich!!“ Als er das brüllte zuckte sie sogar zurück und sah ihn weiterhin mit geschlossenen Augen an. Niemals. Niemals würde er menschliches Fleisch essen. Eher ließ er sich umbringen! Doch dem Wesen schien das nicht zu passen und sie machte eine schnelle Bewegung nach vorne. Erreichte in Sekunden mit ihrem Kopf den seinen und drückte ihm das trockene Zeug auf den Mund. Und er schmeckte es voller Schrecken. Trockenes Fleisch und musste würgen dabei. Sie ließ los und kurz darauf spuckte auch er das Stück weg und zu seinen Füßen runter. Keuchte dabei angewidert und fauchte dann zu ihr: „Eher sterbe ich als dieses Zeug zu essen!!“ Das schien sie nicht zu verstehen und legte den Kopf schief. Sie wollte ihn doch nur füttern Warum aß es nicht? Das machte sie wütend. Ihr Schwanz fing bedrohlich an zu klappern. Dasselbe Geräusch wie vorhin, bevor es den Jungen getötet hatte. Und Caim sah sie nur weiter sauer an. Etwas Blut war an seinem Mund verteilt, durch das Stück Fleisch, aber er hatte keine Furcht mehr. Er war nur noch angewidert und…verwundert zugleich. Warum tat es das? Es griff ihn nicht an und schien ihn füttern zu wollen. Was wollte es denn sein? Die Mutter Teresa die sich um arme Seelen kümmerte, die sie selbst entführt hatte?! Es widerte ihn an. So das er noch mal spuckte um den ekeligen Geschmack aus dem Mund und von den Lippen zu bekommen. Und sie tat weiterhin nichts. Doch schien sie wieder runter zu kommen. Das Klappern des Schwanzes hatte aufgehört und sie kam noch mal näher an sein Gesicht heran. So das er es von ihr weg zog. Aber das schien ihr egal zu sein. Langsam öffnete sie ihr Maul, was Caim hörte ohne es sehen zu müssen. Würde sie ihm den Kopf abbeißen? Dann hoffte er nur dass es schnell gehen würde. Doch ein leises Geräusch dang zu ihm. Eines das sein Blut zum gefrieren brachte und er erstarrte dabei. Nein…Nicht. Er wollte es nicht wieder hören. Es zerstörte seinen…Und sie sang leise dasselbe Lied in sein Ohr wie vorhin. Dabei spürte er wie seine Verstand wieder abschaltete. Er anfing sich zu winden und zu schreien: dass sie aufhören soll. Es tat ihm weh. Sein Verstand fing an zu brechen und es tat so weh. Er fing an wieder zu vergessen und fühlte wie Müdigkeit über ihn hereinbrach. Er vergaß Gesichter, Namen, so vieles. Er wollte nicht vergessen und schlafen. Nicht wieder. Und dann versuchte er sich verzweifel an einer Sache festzuklammern. An einem Namen und ein Gesicht. Er wollte es nicht vergessen…Aber dann brach sein Wille und er verlor das Bewusstsein. Hing in dem klebrigen Netzt wie eine leblose Puppe und schlief mit halbgeschlossenen, leeren Augen, während das Monster aufhörte zu singen und sich von ihm abwand, dann ihre Flügel spreizte und sich in die vom Mondlicht erhellte Nacht erhob. Auf der Suche nach weiterem Futter für ihren Partner. Sie waren nun schon seit einer langen Zeit am Laufen. Nier wusste nicht wie lange es schon war, aber es konnte ihm nicht schnell genug gehen. Und obwohl die Dunkelheit sich bereits über alles in Japan gelegt hatte, verspürte er keine Angst sondern Entschlossenheit. Er wusste was der Plan war und wusste auch was er zu tun hatte. Vieles in ihrem Plan kam auf ihn an und das nur aus einem Grund. Und während sie einfach weiter die Straße lange liefen, ging Nier noch mal alles im Kopf durch, was sie besprochen hatten. Sah es alles vor sich. Nachdem er behandelt worden war, hatte sie sich alle zu einem Krisengipfel zusammengetan und im Flugzeug den Plan zur Rettung von Caim beschlossen. Das er noch lebte war eine gute Chance und das alles nur von dem was Leonard gesagt hatte. Er hatte ihnen nämlich erzählt dass dieses Wesen ein Nest haben muss. Er hatte schon öfter gesehen wie es Männer einfach verschleppte und einmal war er sogar gefolgt. Somit wusste der Blonde wo das Nest war und wenn man Caim suchte, dann würde er dort sein. Ob er noch lebte hing allerdings daran wie schnell sie dort sein würden. Weswegen auch keiner mehr wirklich zögern wollte. Inuart hatte geplant was zu tun war und Nier war der Hauptbestandteil dieses Plans. Keiner wusste wie er das genau schaffte, aber der Kleine hatte es inzwischen wieder drauf zu laufen, es war einfach unglaublich. Leonard selber konnte seinen Augen nicht trauen, aber fragte auch nicht wirklich wie das sein konnte. Yonah versuchte im zu erklären dass ihr Bruder etwas Besonderes sei und schneller wieder gesund wurde als normale Menschen. Tat das um den Fakt zu verheimlichen dass er ein Hybrid war. Sie deckte ihn damit. Etwas was Leonard auch nicht verstand, denn sowas konnte es einfach nicht geben. Und dann war da noch das kleine Detail, dass Nier anmerkte, von dem keiner bisher was wusste…er war immun gegen den Gesang der Bestie. Er hatte gesagt dass sie ihn nicht damit betören konnte und er auch keine Schmerzen dabei bekam. Was für Leonard noch weniger Sinn ergab. Wieso konnte der Junge sowas? War es etwas Genetisches? Und wenn ja, was genau? Und an seiner Immunität hing der ganze Plan. Yonah blieb natürlich zurück. Nier wollte sie keiner Gefahr aussetzten und musste sie fast irgendwo anketten damit sie nicht mitkam. Sie hatte sich sehr gewehrt. Aber am Ende sich doch damit abgefunden. Doch etwas in ihr brannte auf in dem Moment. Etwas was sie noch nie gefühlt hatte, nicht in der Intensität zumindest. Sie war es leid immer zurückbleiben zu müssen. Etwas quoll in ihr hoch und das schon seit einiger Zeit. Sie…sie wollte auch was bewirken können. Doch dazu war sie nicht in der Lage. So dachte sie zumindest und so kam es von anderen rüber. Das…das frustrierte sie sehr. Es keimte weiter in ihr und wuchs heran. Zu einer Blüte deren Ausmaß keiner wissen konnte, weil sie nicht darüber sprach. Leonard war der Part der sie zu dem Nest brachte und Inuart der der Mal in Caim seine Fußstapfen trat und auf alle aufpassen musste. Nachdem er im Labor, wo sie vorher gewesen waren, wieder Munition gefunden hatte, traute er sich das auch mehr zu als nur mit einer Machete. Er hatte wieder genug Schuss um alle Angreifer klingeln zu lassen, wenn es drauf ankam. Doch wie gesagt war Nier sein Part der Wichtigste und alles ruhte auf ihm…denn er musste da rein. Es war besser ihn auf das Nest anzusetzen, als jemanden der sich von Gesang betören ließ. Natürlich sollte, im besten Falle, das Monster nicht da sein, aber darauf konnten sie sich nun mal nicht verlassen. Und so kam der Weißhaarige ins Spiel. Der sich inzwischen auch wieder wie neu geboren fühlte. Etwas war nach seiner Wut und seiner Verzweiflung in ihm passiert. Mit seinem Körper passiert. Seine Wunden heilten viel schneller. So dass er wieder in der Lage war ohne Stütze und Verband zu laufen. Es war sehr zuvorkommend…aber auch sehr erschreckend für Nier selbst. Denn es war wieder etwas Neues erwacht von dem er nichts gewusst hatte. Es gab so vieles an seinem Körper was er nicht verstand. Was besaß er noch und wo genau endete sein Potenzial? Was war das Ausmaß seiner Fähigkeiten? Wenn er sich erinnern könnte wer er ist…dann fände er vielleicht endlich die Lösung. Zurück auf der Straße lief Inuart dich neben Nier, der den Kopf im Laufen auf den Boden gerichtet hatte und sichtlich in Gedanken versunken war. Leonard lief einige Meter vor ihnen und führte sie durch die verzweigten und zerstörten Straßen dieses Bezirks. Was auch sehr gut war denn Inuart kannte sich an diesem Ort nicht aus. So weit er wusste hatte er seit Jahren nicht mehr das Gebiet um ihren Supermarkt verlassen. Davor schon, als alles noch am untergehen war, aber als sie mal dort angekommen waren, nach Furiaes tot, waren sie einfach dort geblieben. Es gab nichts anderes mehr da draußen für sie. Nichts weiter als zu den Orten, wo sie sich Verpflegung her geholt hatten, zu gehen. Genau wie Caim hatte er auch noch nie so einen zerstörten Bezirk gesehen. Als hätte hier nicht nur ein Krieg gegen Legion sondern auch zwischen Menschen stattgefunden. Was sehr komisch gewesen wäre. Warum sollte man um diesen Bezirk kämpfen wollen? Es müsste wenn dann etwas wertvolles hier gewesen sein, dass es sich lohnte dafür überhaupt kämpfen zu wollen. Doch wenn er sich so umsah, wusste er nicht was es gewesen war. Wenn war es auch sicherlich nicht mehr erkennbar. So sah er wieder zu Nier, der weiterhin in Gedanken versunken war. Und er war neugierig also fragte er: „Über was denkst du nach?“ Nier sah erschrocken links zu ihm auf. „Was?“ „Du bist so tief in Gedanken versunken, ich war neugierig und wollte gerne wissen was deine Aufmerksamkeit von der Straße ablenkt.“ Wie sollte er ihm das nur erklären? Das mit Furiae hatte er immer noch nicht erwähnt. Er konnte es einfach nicht. Was wenn Inuart dann auf die Idee kam Caim im Stich zu lassen? Nein. Nein das Risiko ging er nicht ein. Aber würde es überhaupt bestehen? So seufzte er und sprach über das Offensichtlichste: „Sieh mich an…Ich hatte mir vor zwei Tagen das Bein gebrochen, bin von Federn wie Messer gelöchert worden und dennoch kann ich bereits wieder laufen und fühle mich fit. Macht dich das…nicht auch besorgt?“ Inuart schüttelte den Kopf. „Wir wissen doch dass du eine hohe Regeneration hast. Und vielleicht hat dein Wille das alles noch angekurbelt. Also dein Wille helfen zu wollen. Ich finde das ist ne wahnsinnig gute Fähigkeit. Es hat dir noch keiner gesagt, aber ich bin sehr froh jemanden wie dich dabei zu haben. Man fühlt sich irgendwie…sicherer.“ Damit meinte er den Drachen in ihm. Sicherlich war es das. Es war sicherer wenn man einen feuerspuckenden Drachen an seiner Seite hatte, obwohl Nier noch hart daran arbeiten musste das alles so hinzubekommen wie er gern wollte. Und vor allem die Angst vor sich abzuschütteln war schwer…Die er noch immer irgendwo vor sich selbst hatte. Der Ältere klopfte ihm kurz ermunternd auf den Rücken. Er wusste das es nicht das Einzige war, was Nier durch den Schädel ratterte. Und er wollte gerne mehr von dem anderen Thema hören: „Du machst dir noch immer Vorwürfe wegen Caim, oder?“ Fragte er dann vorsichtig und Nier zögerte auch nicht lange und nickte leicht dabei. Sprach so leise dass Leonard davon nichts mitbekam: „Wenn ich mich verwandelt hätte…dann hätte ich ihm helfen können. Aber es ging nicht. Es ging einfach nicht und ich konnte nur da liegen und zusehen wie er vor meinen Augen verschleppt wurde. Ich…ich habe das Gefühl als hätte ich ihn im Stich gelassen.“ Er sah wieder vor sich auf die Straße. Sein Blick betrübt und besorgt. „Was wenn ich…mich wieder nicht verwandeln kann wenn es drauf an kommt? Oder wieder die Kontrolle verliere?“ „Warum sollte das passieren? Du hast es doch schon einmal geschafft und jetzt wirst du es einfach wieder tun. Aber darüber machen wir uns erst mal keine Gedanken. Unser Plan baut nicht darauf dass du dich verwandeln musst, sondern dass du alleine rein gehst und nach ihm suchst. Danach erstattest du Bericht und wir sehen weiter.“ Und über mehr sollte man noch nicht nachdenken. Ob Caim lebte oder nicht war erst mal nicht Bestand dieses Parts. Je nach dem wie es dann aussah…ging es weiter. Leonard blieb vor ihnen auf der Straße stehen und sah rechts neben sich zu einem Gebäude hoch. Es kam so plötzlich dass Inuart fast in ihn gerannt wäre und hart bremsen musste. Dass er die Waffe vor sich hielt machte es nicht besser. Er schnaufte etwas genervt und kam dann neben den Blonden, sprach: „Sorry ich hab deine Bremslichter net gesehen!“ Doch dann folgte er dem Blick des Blonden und sah ebenso wie Nier, der rechts von Leonard stand, ein gewaltiges Hochhaus rechts vor ihnen stehen. Also es schien mal so als sollte es eins werden, aber es wurden die Bauarbeiten abgebrochen, sicherlich wegen der Seuche. So war der obere Teil offen und es stand wie eine Ruine da mit Stahlträgern und Stangen die aus dem Beton standen. Dieses Ding war ohne fertig zu sein schon gute 15 Meter hoch was ungefähr sechs Stockwerke aufweisen musste. Wenn Nier nach ganz nach oben musste, war es ein kleiner Weg ohne Aufzug. Aber es war okay, es hätte wesentlich schlimmer werden können. Und dann zeigte auch Leonard auf dieses Gebäude und sprach dabei zu ihnen: „Dieses Gebäude ist es. Ich sah es öfters da oben Landen. Da müsste das Nest sein.“ Müsste? Hoffentlich hatte er recht. Aber was er vorher gesagt hatte klang plausibel. Wenn es da öfter landete dann war dort etwas und ein Nest war nicht auszuschließen. Nier schluckte. Das war ganz schön hoch. Er mochte es damals schon nicht in dem Schacht aufwärts zu klettern. Sicherlich war das schlimmer im Vergleich einige Stufen hoch zu steigen, aber allein der Gedanke so weit oben zu sein…Er hatte leichte Höhenangst. Was ne Schande war, denn als fliegender Drache sollte man so nicht sein. Aber nichts würde ihn aufhalten da rein zu gehen. Wenn Caim da oben war, dann würde er ihn finden und helfen. Also schnaufte er und sprach entschlossen zu Inuart rüber: „Also? Wie gehen wir vor?“ Inuart sah ihn aber nicht an und blickte um sich. Überlegte dabei. Der Basisplan war klar, aber an den Details mussten sie noch arbeiten, was allerdings erst vor Ort ging, wenn sie sehen wie es dort aussah. Und nun sah er es und überlegte. Er sah dass dieses Hochhaus ganz schön zerbombt war. Einige gewaltige Löcher klafften an den Seiten der verschiedenen Stockwerke und der Wind pfiff in diese rein. Es war nur noch ne alte Ruine. Einstürzten würde sie nicht, es sei denn man schmetterte etwas hart dagegen. Wenn Nier als Drache dagegen donnerte, dann würde das Gebäude sicherlich nachgeben. Aber das stand nicht auf der Agenda. Vor dem Gebäude standen einige alte und zerstörte Autos die Straße entlang. Das war ein guter Platz um in Deckung zu gehen. Der Mond spendete genug Licht, dass sie alles auf den Straßen klar sehen konnten und er wollte sich lieber an einem Auto positionieren wo er sehen konnte wenn ein Legion auftauchte und sie angriff. Nicht das welche aus den Schatten auf sie zugesprungen kamen und keiner rechtzeitig reagieren würde. Also war ihre Position schon mal klar. Er nickte zu Nier und sprach dann an alle: „Seht ihr das Auto da vorne?“ Sie sahen alle hin und nickten. „Lasst uns erst mal dort Schutz suchen.“ Sprach Inuart und lief schnell hin. Die Anderen folgten ihm in demselben Tempo über die große Kreuzung und hinter das gelbe Auto, das leblos dort stand. Kaum als sie sich dort in Deckung gebracht hatten überprüfte Inuart seinen Lauf und zählte schnell seine Munition. Genug, ein Glück. Dann schloss er den Lauf wieder und sah an Leonard vorbei, der in der Mitte saß und zu Nier dahinter. Er schien sichtlich angespannt, was er auch sein durfte, denn er musste gleich alleine in das Hochhaus gehen. Da er aber wieder fit war, konnte er sehr gut auf sich selbst achten, selbst wenn dort Legion lauern sollten. Was auch keiner außer dem Kleinen und Yonah wusste war…er war immun gegen Bisse der Legion. Erneut: er hatte so viele Immunitäten, dass es doch echt komisch war. Warum war er gegen alles was den Menschen schadete immun? Lag es wirklich nur an seinem Blut? Und dem Fakt dass er offenbar kein Maso darin hatte? War es so simpel? Inuart sprach dann zu ihm: „Hier ist der Plan Nier: Leonard und ich werden hier draußen, hinter diesem Auto, bleiben und nach Legion Ausschau halten. Hier haben wir eine gute Deckung und können durch das Mondlicht sehen wenn einer auf uns zugekrochen kommt. Ich habe meinen Schalldämpfer aufgesetzt und schalte ihn lautlos aus, damit ich keine Horde anlocke. Du gehst da rein und suchst nach Caim. Ich vermute mal das Nest müsste ganz oben sein. Sei vorsichtig und je nach dem was du dann findest…kommst du zurück und sagst bescheid, dann sehen wir weiter.“ Nier nickte, aber Leonard schien noch besorgt, so dass er fragte: „Was ist wenn wir von einer Horde überrannt werden? Du schickst den Kleinen dann in eine Mausefalle! Er kann aus dem Gebäude nicht mehr fliehen!“ „Im Gegenteil, er ist dort sicherer als wir. Wenn wir die Aufmerksamkeit auf uns ziehen, haben die kein Interesse zu ihm in das Gebäude zu rennen, vor allem wenn sie ihn nicht sehen. Aber ich möchte es auch nicht so weit kommen lassen. Wir gehen hier hammerhart nach Plan A vor. Retten Caim und dann überlegen wir wie wir dieses Miststück von Monster loswerden. Du bleibst bei mir Leonard und achtest auf die Umgebung mit mir.“ Dann fasste er an seinen Rucksack nach hinten und zückte eine Taschenlampe. Diese reichte er rüber zu Nier und der nahm sie an. Inzwischen wusste er ja was es ist und wie man damit umging. Und kaum als er sie hatte reichte ihm der Ältere noch eine Waffe. Die Machete die Caim eigentlich bei sich haben sollte. Vorsichtig nahm der Weißhaarige auch diese an und sah auf sie herab. Er hatte noch nie sowas in der Hand gehabt mit der Intension damit töten zu wollen. Eigentlich verteidigte er immer nur. Aber nun…würde er angreifen und Caim retten. Und es fühlte sich gut an. So nickte er und sah wieder auf, hatte sie in der rechten Hand und sprach: „Ich komme zurück sobald ich ihn gefunden habe. Haltet hier die Stellung! Im Notfall rennt ihr weg! Ich komme schon zurecht!“ Daran hatte Inuart keine Zweifel und nickte ihm leicht schmunzelnd zu. Doch bevor der Kleine losrennen konnte, hielt Inuart ihn noch mal am Ärmel fest und Nier sah verwirrt zu ihm. Der Ältere zückte etwas aus seiner rechten Hosentasche und reichte es dann zu ihm. Es war eine kleine schwarze Box. So in der Größe für Ringe. Er sprach: „Hier. Wenn Caim da oben ist, dann müssen wir ihm das verpassen sobald wir ihn rausholen.“ Nier nahm es an und verstand nicht. Aber wenn es helfen würde, dann war es okay. So nickte er und wand sich dann ab, rannte schnell über die Kreuzung zu dem Gebäude rüber in das er musste. Dabei verstaute er die Box in einer seiner Hosentaschen. Er rannte etwas geduckt und von Auto zu Auto um Deckung zu haben. Wollte nicht riskieren dass ihn ein Legion aus den Schatten beobachtete und auf dumme Ideen kam. So kam er dann in wenigen Sekunden danach an der großen türlosen Pforte des Hochhauses an und sah sich vorsichtig nach rechts und links um. In den Schatten der Straßen um ihn standen keine Legion. Erst mal alles klar. So sah er zu der Taschenlampe in seiner rechten Hand und machte die mit einer Fingerbewegung an. Der helle Strahl fiel in den vorderen Teil des Gebäudes und Nier lief bewaffnet und vorsichtig rein. Kaum als er drinnen war sah er, durch den Strahl der Taschenlampe, den Staub durch die Gegend wirbeln. Es tanzte vor seinem Auge und er sah sich um, blieb dabei stehen. Es war alt und unbenutzt. Keine Möbel oder was anderes war zu sehen. Es war ein unfertiges und leeres Gebäude und lediglich Pflanzen und Moos rankten sich über die Steine und die Wände um ihn. Kämpfen sich zurück was ihnen vorher gehört hatte. Sein Lichtstrahl fuhr durch alle Ecken um ihn. Nichts. Kein Legion und er atmete aus. Suchte dann mit den Augen die Treppe nach oben und fand sie auch schließlich, so dass er sich langsam auf sie zubewegte. Er durfte nichts überstürzen. Es brachte ihm nichts wenn er oben an kam, wo Caim sein sollte und er mehrere Legion im Nacken hatte. Lieber sollte er leise sein und sie alle ausschalten um den Weg nach unten zu sichern. Wenn kein Legion mehr da war, dann konnten sie schneller aus dem Gebäude fliehen. Eine simple Rechnung. Und während er die Stufen hinauf lief, fühlte er sich anders. Es fühlte sich wieder an wie früher. Damals als er und Yonah noch allein unterwegs gewesen waren. Sie meist im Lager blieb und er allein alles für sie suchte. Wie oft war er allein patrollieren gewesen und hatte Vorräte gesucht in den zwei Jahren? Er wusste es nicht mehr. Aber er wusste dass er das am Besten konnte wenn er allein war, denn dann musste er sich nur um sich sorgen. Als hätte man ihm eine Last von den Schultern genommen. Er verstand es nun endlich. Nun da er in einer Gruppe war fühlte er den Unterschied. Und endlich verstand er auch Caim. Warum hatte er nur nie daran gedacht? Caim war lieber allein, aus demselben Grund weshalb auch Nier lieber allein unterwegs war. Nämlich weil es einfacher war sich dabei nicht um andere sorgen zu müssen. Er kam im ersten Stock an und sah links um die Ecke. Ein großes Loch klaffte in der Hauswand und der Wind zog hinein, doch konnte er sonst nichts weiter sehen. Das Stockwerk war auch sauber. Und das ging noch eine Weile so weiter. Bis er dann im fünften Stockwerk ankam und erneut um die Ecke an der Treppe sah. Blitzschnell zog er aber dann wieder seine Taschenlampe aus der Sicht und stand mit dem Rücken zur Wand….Legion. Und auch noch zwei gleichzeitig. Geistlos taumelten sie durch das Stockwerk und zwischen den Wänden der Räume umher, die noch nicht existierten. Was sollte er tun? Er musste sie töten, ganz offensichtlich, aber wie sollte er das anstellen? Wenn er es riskierte dass ihn auch nur einer der Beiden sah, würde einer danach auf jeden Fall anfangen zu kreischen und dann vielleicht noch mehr auf den Straßen anlocken, denn immerhin war es mitten in der Nacht! Damit brachte er dann Inuart und Leonard in Gefahr! Also musste das Ganze leise passieren. Er musste sie lautlos und präzise töten. Er überlegte. Legion starben wenn man ihren Kopf angriff. Wenn er also leise von hinten in den Kopf einschlagen würde, oder zustach, so präzise das es sofort tötete, dann wurde der Andere nicht auf ihn aufmerksam. Es musste schnell und perfekt sein, denn Legion hatten die Angewohnheit zu schreien wenn sie im Sterben lagen und sich noch wehrten dabei. Allein das würde genügen Krach machen. Er nickte entschlossen. Lautlos und tödlich. Verstanden. Das bekam er hin. Er sah wieder vorsichtig um die Ecke. Es hatte den Vorteil dass das Licht des Mondes so hell schien in der Nacht und es Vollmond war. So kam durch das Loch in der Hauswand genug Licht herein damit er was sehen konnte. Und inzwischen hatten sich seine Augen auch schon an die Dunkelheit gewöhnt. So das die hinteren Ecken auch kein Problem mehr waren, also dort wo es kein Licht gab. Er sah den Ersten von der Hauswand und dem Loch weglaufen und nervös zucken dabei. Sie jammerten und stöhnten beide sehr leise. Also auch wenn Nier den Anderen nicht sah, so konnte er ihn mit seinem Gehör orten. Legion sahen nicht besonders gut, aber dafür hörten sie umso besser. Nier hatte alle Vorteile in der Hand und machte den ersten Zug. Langsam kam er um die Ecke und schlich sich von hinten an den ersten Legion an, der einen Gang hinauf lief und dabei weiterhin spastisch zuckte. Gebückt und leise wie eine Katze schlich der Junge näher, bis er in der perfekten Position war. Der Legion war größer als er, aber das störte ihn nicht sonderlich. Nier legte die Taschenlampe leise auf den Boden. Mit dem Lichtstrahl blockierend nach unten. Machte sie aus. Er brauchte beide Hände für das was folgen sollte. Und dann sprang er! Er sprang an den Rücken des Legion und umschlang mit dem linken Arm den Hals des Monster, klammerte wie ein Affe auf dem krüppeligen Rücken und holte mit der Machete nach hinten aus. Dann stach er zu! Sauber glitt das Eisen durch den ganzen Kopf nach vorne und beendete lautlos das Thema. Das Wesen klappte nach vorne zusammen und plumpste fast lautlos auf den kalten Boden vor ihnen. Nier fing sich und blieb auf den Beinen und in der Hocke über der Leiche stehen. Schnaufte aus vor Erleichterung. Das lief sehr gut. Besser als erwartet. Vorsichtig lief er zurück und hob wieder die ausgeschaltete Taschenlampe auf. Er durfte sie nicht benutzen, dass Licht würde ihn verraten. Und dann lauschte er. Wo war der Nächste? Und er hörte ihn schon. Es kam von vorne und langsam schlich er an der Mauer rechts von sich entlang, bis er um diese, ebenfalls nach rechts, sehen konnte. Dort stand der andere Legion und hatte nichts von allem mitbekommen. Perfekt! Er stand dort und sah auf eine Bauarbeiter Kiste vor sich herab. Stöhnte und geiferte nur auf das Plastik. Nicht das er noch erkannte was es war, aber es wirkte erst so. Es war ein weiblicher Legion. Nur war dies allein durch ihren Busen zu erkennen, von denen einer aus dem aufgerissenen Top hing. Ihre Haut war bleich und weiß, ihre Augen mit trockenem Blut gefüllt. Dann wand sie sich ab und humpelte den Gang hinab, die Chance für den nächsten Streich war gekommen. Nier folgte leise und wollte dieselbe Show abziehen wie vorher auch. So legte er im Schleichen die Taschenlampe ab und machte die Machete in seiner rechten Hand bereit. Kurz und präzise, wie immer. Und als er dicht genug war, sprang er auch den Legion an! Wie vorher auch: er klammerte mit beiden Beinen um den Torso kurz über der Hüfte und schlang den linken Arm um den Hals. Holte aus…Aber sie wand sich plötzlich zuckend und er rutschte fast weg. Konnte sich noch durch die Hand am Hals halten und hochziehen. Aber sie würde brüllen! Sie machte sich schon bereit und Nier tat mit einem Fletschen der Zähne das Einzige was er in dem Moment für das Beste hielt…Er hielt sie auf. So stütze er sich mit dem rechten Arm an ihr ab und holte mit dem Linken aus…er stopfte ihr damit das Maul. Ohne zu zögern biss der Legion zu und Nier verzog schmerzhaft das Gesicht. Sie verbiss sich in seinen Unterarm. Doch durch den Biss konnte sie nicht mehr schreien und Nier bekam die letzte Chance das zu beenden. Am Besten noch bevor sie ihm den Arm ab riss! Er holte mit der Machete aus und stach von oben nach untern vertikal die Klinge in den Schädel. Damit erwischte er auch seinen Arm nicht. Es gab ein unangenehmes Geräusch und der Legion ließ von seinem Arm ab, öffnete den Kiefer dabei, klappte zusammen und Nier fiel rechts neben dem Kadaver auf den Hintern. Ein kurzer Schmerz für ihn, weil er unsanft landete, aber dafür war sie tot und er legte die Waffe beiseite. Fasste sich schmerzhaft den linken Arm und sah ihn an. Der Biss war tief und blutete. Doch das war okay, denn nach wenigen Sekunden…fing die Wunde wieder an zu heilen. Es…es schockierte ihn. Was war mit ihm los? Schnelle Regeneration schön und gut, aber dass war selbst für ihn erschreckend schnell gewesen. So sah er nur weiter dabei zu. Bis sie komplett verschlossen war und man nichts mehr davon erkannte. Wie bei seinem Bein…keinerlei Spuren das er verletzt gewesen war. Wirkte wie gerade frisch geboren. Er gruselte sich vor sich selbst. Doch er nahm es an. Wenn dies ihm half Caim zu retten und alle besser zu beschützen…dann war es ein Geschenk das er gern annahm. So nickte er entschlossen und fasste sich wieder mit der rechten Hand die Waffe neben ihm. Kam hoch auf die Beine und lief zurück zu dem Treppenhaus. Im Hinlaufen griff er sich noch die Taschenlampe vom Boden und machte sie an. Er war fast da. Nur noch das nächste Stockwerk. Je mehr Treppen er nach oben in den sechsten Stock nahm, umso unwohler wurde ihm. Nach wenigen Metern merkte er es bereits. Es roch plötzlich sehr bitter und widerlich. Es stank geradezu je näher er kam. Und als etwas unter seinen Füßen, in der Dunkelheit, zu matschen anfing, da machte er halt und sah vor sich. Bekam einen Schreck und ging wieder eine Stufe runter. Die Stufen vor ihm…wurden rot. Der Strahl seiner Taschenlampe schlich sie langsam die Stufen vor ihm rauf und Nier sah sie voller Schrecken an. Das war…es sah aus wie Blut. Aber es wirkte zäher und fester als Blut. Mehr wie Gefäße, oder Adern. Was war hier los? Nun bestätigte sich aber definitiv dass da oben etwas anders war. Das war nicht normal was er erblickte und wiederwillig kam er wieder auf die Stufe vor sich. Das Matschen war wieder da und jeder Schritt widerte ihn an. Er musste sich sogar das Würgen zurückhalten denn er roch ja besser und der Gestank tat seiner Nase weh. Es roch nach Blut. Das war unverkennbar. Aber es war ein komischer Blutgeruch. Er hatte eine etwas andere Note an sich. Eine unbekannte die Nier nicht festlegen konnte. Und weiter oben sah er dann endlich Licht. Er hoffte dass ihm frische Luft entgegen kam, aber mit dem Wind zog derselbe Gestank zu ihm, wie in diesem Treppenhaus. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Und als er vorsichtig oben ankam bestätigte sich diese Sorge auch sofort. Erschrocken stand Nier an dem Ausgang und sah vor sich ein Schlachtfeld. So konnte er nur noch zitternd da stehen und alles betrachten. Sein Hirn versuchte zu verstehen was da vor ihm war, aber konnte es erst nicht alles fassen. Er sah Menschen. Er sah tote Menschen an den Wänden hängen und am Boden liegen. Alle waren sie eingesponnen aus diesem abartigen Zeug dass sich die Stufen im Treppenhaus hochgeschlängelt hatte. Das Mondlicht gab dem allem einen schrecklich kalten Hauch und enthüllte jedes ekelhafte Detail an den Opfern und der Umgebung. Es war wie…wie ein Alptraum. Und wenn er sich vorstellte das Caim hier… Er bekam Angst und kam vorsichtig in das Nest herein. Sah sich um. Das Monster war nicht da. Sehr gut, somit war der beste Fall in Kraft getreten. Und zu seinem Glück musste er auch nicht lange suchen…denn er sah ihn schon. Er sah Caim. Er hing nicht weit von dem Treppenhaus entfernt an einer Säule rechts von ihm. Nier sah ihn erschrocken an. Er…er hing so leblos…Sofort ließ er die Taschenlampe und die Machete instinktiv fallen und rannte zu ihm hin. Sein Herz pochte, sein Puls donnerte sein Blut durch seine Venen und sein Verstand drehte sich im Kreis. Bitte sei nicht tot! Bitte sei nicht tot! Rannte es auf und ab in seinem Kopf, bis er an Caim ankam und sich fast an ihn warf. Er war in derselben Substanz eingesponnen wie alle anderen und Nier fühlte sofort seinen Puls, rechts am Hals, als er leise und besorgt sprach: „Caim! Caim hörst du mich?! Caim!“ Ein Glück er hatte einen Puls. Damit war er noch mal rechtzeitig gekommen. Ihm…war nichts passiert und diese Erkenntnis brachte seine Beine dazu zu wackeln und ließ ihn auf die Knie klappen. Es erschlug ihn wie ein Hammerschlag und machte seine Beine zu Pudding. So das er nur noch zittrig da saß und auf den Boden vor sich sah. Es ging ihm gut…Es ging ihm gut…So das er dies erst mal einige Sekunden sacken lassen musste. Dann schüttelte er sich aus der Starre und kam wieder auf die Beine hoch. Sah sich die Situation genau vor sich an. Caim war fest eingesponnen, aber darum konnte sich Nier mit der Machete kümmern. Allerdings müsste er vorsichtig schneiden um ihn dahinter nicht zu verletzten, was auch etwas dauern würde. Doch zuerst musste er ihn aufwecken. Denn wenn er ihn so befreite, klappte der Ältere einfach nach vorne und tat sich noch zusätzlich weh. So sah er ihm wieder ins Gesicht und fasste sanft mit beiden Händen die Wangen des Bewusstlosen. Er sah ihn traurig dabei an und sprach: „Caim! Caim ich bin hier! Du musst auf wachen! Hörst du mich denn nicht? Caim, bitte!“ Doch Caim rührte sich vor ihm einfach nicht. Er atmete nur schwach und sah starr und mit halbgeschlossenen Augen auf den Boden vor sich. Er war völlig weggetreten und Nier wusste nicht was er tun konnte. Er war am Leben, aber wo war er genau? Wohin hatte es seine Seele gerissen? Sein Blick war so leer und zeigte damit dass sein Verstand gebrochen worden war. Der Junge versuchte ihn leicht zu rütteln und rief nach ihm, aber nichts brachte etwas. So das er schnell anfing zu verzweifeln. Was sollte er nur tun? Leichte Tränen bildeten sich wieder in seinen Augenwinkeln wegen seiner Unfähigkeit und er sah sich um. Noch waren sie alleine, aber für wie lange noch? Das Biest konnte jeder Zeit zurückkehren. Er musste ihn wach bekommen! So sah er ihn wieder an und schluckte. Vielleicht würde er ihn so zurückbekommen wie Caim es bei ihm getan hatte. Also tat er etwas…was er noch nie getan hatte. Vor allem noch nie vor IHM getan hatte. Und so schluckte er erneut und sprach sanft und leise zu ihm: „Es tut mir leid. Es tut mir so leid Caim. Bitte wach doch auf…Du hast so viel für mich getan und ich…ich war nicht für dich da als sie dich angriff. Ich…ich dachte du wärst ein herzloser Mistkerl dem ich völlig egal bin. Du gabst mir immer wieder dieses Gefühl aber…aber das ist nicht so, nicht wahr? Du sorgst dich um jeden aus der Gruppe und versuchst zu helfen wo du nur kannst, nicht wahr? Ich war zu engstirnig um das zu sehen. Ich war so wütend und sauer auf dich dass mir überhaupt nicht auffiel wie sehr…wie sehr ich dich doch mag Caim.“ Er schüttete ihm sein Herz aus, aber noch immer regte sich der Ältere nicht. Er wirkte so als würde er…kaputt sein und nicht mehr zu reparieren. Doch Nier gab nicht auf und verzog das Gesicht wütend und traurig zugleich. Sah sich um und sah seine Machete. Sofort rannte er hin und hob sie auf. Kam wieder zurück und fing einfach an ihn los zu schneiden. Er gab nicht auf! Er würde ihn fangen und tragen wenn es sein müsste! Egal was passierte! Er ließ ihn nicht hier! Und während er vorsichtig schnitt sprach er weiter, mit einer leicht erstickenden Stimme: „Du denkst du bist ein egoistisches Arschloch, aber ich weis wie du wirklich bist! Du hast es mit oft genug gezeigt! Du bist wirklich ein Arschloch! Aber keines das ich zurücklassen würde! Du bist so viel mehr in deinem Herzen, wenn du es einfach mal zugeben und dafür stehen würdest! Nur einmal deinen verdammten Stolz dabei vergessen würdest! Ich habe dir nicht dein Leben gerettet, nur damit du hier und jetzt stirbst! Verarsch mich also nicht du mieses, dickköpfiges Großmaul! Wag es ja nicht!“ Er bemerkte nicht wie er leicht lauter dabei geworden war und endlich gab das schleimige Zeug, nach vielen Schnitten der Klinge, vor ihm nach. So sah er auf und langsam klappte der Ältere auf ihn zu, so dass Nier die Waffe beiseite warf und ihn mit beiden Armen auffing und mit ihm auf die Knie ging. Da Caim größer war, hing er mit dem Kopf locker über Nier seiner linken Schulter und hing allgemein schlaff auf ihm, so dass der Junge etwas Kraft aufbringen musste um ihn halten zu können. Bis er ihn vor sich ordentlich knien hatte und Caim einfach weiter an im verweilte. Sich nicht regte und Nier ihn dann in die Arme schloss so gut er konnte. Er umschlag dann den Nacken des Älteren und sprach mit geschlossenen und traurigen Augen weiter: „Es ist nicht deine Schuld…Nicht deine Schuld was mit Furiae passiert ist…Du konntest doch nichts dagegen tun…Und ich auch nicht. Ich konnte dir nicht helfen. Ich weis dass es nicht meine Schuld war, aber ich komme damit einfach nicht klar. Ich…ich will nicht das Menschen verletzt werden und ich nur tatenlos daneben sitzen muss. Und ich wollte nicht…das man mir jemanden wegnimmt der mir etwas bedeutet. Ich möchte niemanden mehr verlieren Caim…Auch dich nicht. Ich habe doch nichts mehr außer diesem Leben hier. Ich weis nicht wer ich bin und woher ich komme. Und das ist okay solange ich euch habe...Du warst für mich da und hast an mich geglaubt obwohl es keinen Grund dafür gab! Du hast mich zurück geholt! Ich lasse dich nicht hier! Und wenn es sein muss werde ich dich hier eigenhändig raus zerren Caim!“ Dieser Name der laut gesagt wurde…Er kannte ihn. Und da reagierte plötzlich etwas in Caim. Etwas in dem leblosen Kadaver der da halb auf dem Jungen lag. Er spürte wie sich wieder etwas in ihm rührte. Wie wieder Leben in ihm aufblühte und er konnte die Wärme des Kleinen spüren. Er kannte…diese Wärme. Erinnerte sich aber nicht woher. Es fiel ihm so schwer sich zu bewegen. Aber diese Stimme die zu ihm sprach…sie war so sanft und stark zugleich. Eine unwiderstehliche Stimme, der man sich nur schwer entziehen konnte. Sie rief seinen Namen. Er erinnerte sich wieder an seinen Namen. Caim…Doch wer rief ihn da? Wem gehörte diese Stimme die sein Herz wieder anfangen ließ schneller zu schlagen? Er erinnerte sich nicht. Aber er wusste was er zu tun hatte. Er musste sich regen. Sich bewegen und zeigen dass er verstand. Zeigen dass er leben wollte. Sie sollte ihn wärmen. Diese Wärme sollte ihn wärmen und wieder Leben einhauchen. Und so tat er etwas instinktiv. Etwas was offenbar lange überfällig gewesen war…und woran er sich nicht mehr erinnern würde. So fühlte Nier endlich eine Bewegung von dem Älteren und sah erleichtert zu dem starken linken Arm rechts von sich runter, der langsam anfing sich zu erheben. Er hatte es geschafft! Er kam wieder zu sich! Keine Ahnung was ihn in der Standpauke aufgeweckt hatte, aber Hauptsache er kam wieder zu sich! So sah er erleichtert zu dem Älteren hoch, der sich von seiner Schulter erhoben hatte und ihn aus noch immer leicht leeren Augen ansah. Beide Arme bewegten sich an den Seiten des Jüngeren entlang und fuhren hoch. So hoch das beide ihn ab der Hüfte umschlingen konnten. Einer fuhr sogar noch höher…bis hinter den Nacken. Dort konnte die Hand dann ruhen… Das war der erste Schritt. Aber das wurde wieder. Nier wusste das er wieder werden würde, denn Caim war ein zäher… Sein Atem stocke. Und sein Herz…setzte in jener Sekunde aus. Caim hatte ihn schlagartig im Licht des Vollmondes stark gepackt. Der Arm um seine obere Hüfte zog enger und die Hand an seinem Nacken packte fest zu. Drückte ihn nach vorne und besiegelte etwas was nie hätte geschehen dürfen. Was eigentlich nicht sein konnte und dennoch war es passiert. Und Nier…er saß nur erschrocken da und konnte sich nicht rühren. Ihm wurde schrecklich warm. Es war als würde man, in der Sekunde, alles Leben aus ihm saugen und man konnte mit ihm tun und machen was man wollte. Er konnte sich nicht mehr wehren. Und so saßen sie da. Beide im Licht des Vollmondes in einer klaren Nacht, an dem unromantischsten Ort den es auf der Welt gab und küssten sich… Oder mehr wurde Nier geküsst, denn Caim hatte ihm diesen aufgedrückt. Er hatte ihn so eisern umschlungen und fest im Griff, dass selbst wenn Nier dazu in der Lage gewesen wäre, er sich nicht hätte befreien können. Und so ließ er sich einfach küssen. Spürte die Wärme und den Geschmack seines Gegenübers auf seinen Lippen und wusste nicht wie er damit umgehen sollte. Er roch intensiv und schmeckte gut…Zugleich fühlte es sich an als würde sein Herz brechen. Und er erinnerte sich…er kannte es geküsst zu werden. Er erinnerte sich an widerliche Küsse, doch wusste nicht mehr woher. Doch dieser Kuss…war anders. Er war dagegen wunderschön und er fing langsam an diesen zu genießen. Seine Augen schlossen sich zu Hälfte und Röte machte sich auf seinen Wangen breit. Ausgelöst durch die Hitze in ihm und den schnellen Herzschlag, welches drohte aus seiner Brust zu krachen. Alle Abwehrgeschütze in ihm fuhren runter und wollten diesen Eindringling rein lassen. Er sollte näher kommen. Näher als es jemals einer tun durfte. Näher als er es jemals jemanden erlaubt hatte und auch wollte. Er war offen für ihn. Und egal was auch passieren würde, aber in dieser Trance…würde er instinktiv alles mit sich machen lassen. Er war ihm verfallen und Caim durfte einfach alles tun was er wollte… Doch der Kuss löste sich und er sah Caim nur weiter an. War selber schwach und verfallen…bis er langsam wieder zu sich kam. Es ihn aus seiner Trance riss und er blinzeln musste um wieder klar zu werden. Ihm danach bewusst wurde…was er getan hatte. Augenblicklich schlich sich eine knallige Röte auf sein gesamtes Gesicht und er sah Caim beschämt und erschrocken an. Er hatte ihn…Er wurde…sie hatten sich…Ratterte es durch seinen Kopf und dann passierte es auch schon. Es war ein Reflex. Es ging so schnell wie ein Wimpernschlag und ein lautes Klatschen hallte durch die Nacht. Gefolgt von einer unheimlichen Stille. Nier saß da und atmete schnell und beschämt immer wieder ein und aus, zog seine Arme schützend an seine Brust, während Caim ein dicker roter Fleck auf der linken Wange wuchs und er sich dann schlagartig den Kopf schütteln musste. Diese Klatsche hatte so sehr gesessen dass es ihn doch glatt aus seiner Leere riss und er wieder im Hier und Jetzt war. Er schrie auf und fasste sich mit der linken Hand an die Wange, mit der rechten Stützte er sich am Boden neben sich ab und fauchte in seiner gewohnten Art: „Verdammte Scheiße!! Autsch!! Was sollte das denn du elender Idiot?!“ Er knurrte und blinzelte danach aber verwirrt auf. Wusste erst nicht mal wen er da anschrie. Doch dann erkannte er Nier vor sich, der noch immer errötet war und selber erstaunt schien was da vor seinen Augen passiert war. Hatte…seine Backpfeife echt geholfen? Moment mal…War das alles gewesen um ihn zurück zu holen?! Er kam sich plötzlich so verdammt dumm vor! Er hatte ihm sein Herz ausgeschüttet, weil er dachte es würde helfen, dabei war ne Klatsche genug! Arrrgh!! Er war so ein Trottel!! Er wollte sich in Grund und Boden schämen und einfach nur auflösen dabei. Erst dieser Kuss aus dem Nichts und dann die Tatsache dass er umsonst voll aufgedreht hatte. Er war so peinlich. Der Ältere würde sich sicherlich nicht mehr daran erinner, aber Nier dafür und das war schlimm genug. Es quälte ihn leicht. Caim erkannte derweil Nier genauer vor sich und sprach dann ebenso verwirrt: „Nier? Wie kommst du denn hier her? Wie bist du…?“ Aber weiter kam er nicht denn ihm tat die Wange erneut weh und es holte somit auch seinen Zorn wieder zurück. So verzog er das Gesicht schmerzhaft und fauchten den Weißhaarigen vor sich dann an, nachdem er verstanden hatte das er die Backpfeife verteilt hatte: „Hast du blöder Knirps nichts Besseres zu tun als mit eine zu klatschen?!! Versuch es doch nächstes Mal lieber erst mit Reden bevor du anfängst um dich zu schlagen du blöder Hosenscheißer!! Willst du mich umbringen verdammt?!!“ Nier blinzelte und sah ihn verwirrt an. Das…das war nicht sein Ernst. Und dann wurde er auch sofort sauer und fauchte zurück: „Du bist doch der Volltrottel von uns beiden!! Was lässt du dich auch von einem Hühnchen betören und entführen du Blödmann!! Wegen dir musste ich den ganzen Weg hier rauf rennen, mich mit Legion anlegen, nur um dir deinen bescheuerten Arsch zu retten!! Ich hätte dich auch einfach hier lassen können du Arschloch!!“ „Das wäre sogar besser gewesen!! Dann hätte ich wenigsten meine Ruhe von dir und seinen saublöden Ideen und deiner noch nervigeren Stimme!!“ Es war wieder soweit. Sie stritten sich. Und das nachdem was gerade passiert war. Es schien wieder alles beim Alten zu sein. Es wäre so perfekt gewesen und man sollte weiter machen…Doch nachdem Caim das gesagt hatte machte Nier einen Schwung nach vorne und umarmte ihn stürmisch um den Hals. Es kam aus dem Nichts und Caim erstarrte an Ort und Stelle. Ließ sich einfach drücken und hörte wie der Junge sanft und erleichtert in sein Ohr sprach: „Ich bin so froh dass dir nichts passiert ist…“ Und Caim sah nur vor sich auf den Boden. Und instinktiv…umarmte er ihn sacht zurück. Was war das nur für ein Gefühl? Egal was es war…es sollte nicht mehr gehen. Es...fühlte sich gut an. Und er erinnerte sich an dieses Gefühl. Das letzte Mal hatte er es bei seiner Schwester gehabt. Als sie ihn auch so umarmt hatte. So sanft und voller Sorge. Es war das Gefühl…geliebt zu werden. Das sich jemand um dich sorgte und dich nicht verlieren wollte. Etwas was er vergessen hatte. Wie konnte er so ein Gefühl nur vergessen und es nicht mehr haben wollen? Das fragte er sich in jener Sekunde und deswegen ließ er den Jungen auch erst Mal nicht mehr los. Er genoss dieses Gefühl noch weiter und schloss die Augen leicht dabei, als er leise antwortete: „Du gehst mir tierisch auf die Nerven…Nier.“ Doch diesem war das egal. Er ließ erst mal nicht los und drückte sich noch fester an ihn. Es war ihm egal was er von ihm dachte. Ob er ihn nervte oder für eine Heulsuse hielt. Es war ihm egal woher dieser Kuss auch gekommen war. Ob es ein Reflex war oder nur Verwirrung, es war einfach alles egal. Denn Nier war etwas bewusst geworden und dass war das Entscheidende….Er mochte Caim sehr. Und er wollte ihn nicht mehr verlieren. Wortlos ließ er dann von ihm ab und sie knieten noch voreinander. Der Jüngere sah zu ihm hoch und Caim zu ihm runter. Er schien…erleichtert. So hatte er sich ja das schlimmste ausgemalt für den Kleinen, als er bewusstlos wurde. Aber Nier war hier. Es war ihm also nichts passiert. Dieses Monster hatte ihn nicht umgebracht. Das entspannte ihn sehr. Doch wenige Sekunden danach fiel ihm etwas auf. Er sah das linke Bein des Jungen und es war…es war nicht mehr verbunden. Diese Erkenntnis erschrak ihn und er fragte sich wie lange er weggewesen sein konnte, dass inzwischen Nier sein Bein wieder verheilt war. Und genau diese Frage stellte er ihm dann auch. Zeigte dabei auf das Bein. „Dein Bein ist verheilt…wie lange war ich weg gewesen?“ Nier sah zu seinem Bein und dann wieder zu ihm hoch. Stimmt ja. Da gab es was zu erklären. „Du warst einige Stunden weg. Mein…Mein Bein ist, nachdem du entführt wurdest, schneller verheilt. Ich weis auch nicht woher das kam. Ich…ich war sehr wütend gewesen als sie dich verschleppt hat. Ab da fing es dann an.“ Er war wütend? Interessant. Vielleicht hatte es wirklich damit etwas zu tun. Man kannte es ja das man im Schmerz oder in der Wut einen Adrenalin-Schub bekam. Vielleicht hatte dies seine Regeneration beeinträchtigt und sie angekurbelt. Das war nicht mal so dumm und von der Hand zu weisen. Auch sah er die teils zerrissene Kleidung des Jungen an der Brust und die Pflaster auf der Haut darunter. Wunden. Woher hatte er die? Vorsichtig fasste der Ältere an die Stellen und Nier erstarrte, sah ihm einfach nur zu dabei und schwieg. Caim ließ seine rechte Hand auf dem Pflaster neben dem Herzen ruhen und sprach: „Du bist verletzt worden? Diese Wunden sind mir neu.“ Nier sah ihn nur an. Er…er erinnerte sich wirklich an nichts. Nichts nur das er das mit den Federn nicht mitbekommen hatte, er reagierte auch nicht auf das was vor kurzem passiert war. Er sprach nicht über ihren Kuss. Den der Ältere ja von alleine losgetreten hatte. Er konnte sich wirklich an nichts erinnern… Der Weißhaarige nickte und entfernte dann die Hand von dem Pflaster, auf dem sie geruht hatte. Es war okay. Vielleicht war es besser so dass er sich nicht erinnerte. Denn damit würde sich etwas bei ihnen ändern. Sie würden anders miteinander umgehen und es würde für eine Peinlichkeit zwischen ihnen sorgen. Sie waren sich näher gekommen und das wollte Nier wegen eines dummen Kusses nicht aufs Spiel setzten. Also würde er schweigen. Caim durfte es einfach nicht wissen. So sah er zu ihm hoch und sprach neutral und entschlossen: „Das ist nichts! Wir müssen aber jetzt von hier verschwinden! Eigentlich sollte ich nur sehen ob du hier bist und dann Inuart und Leonard Bescheid geben. Aber jetzt habe ich dich schon befreit und wir können einfach gehen!“ Er lenkte ab. Klarer Fall. Aber wovon genau? Etwas sagte ihm dass es nicht von den Wunden ablenken sollte. Doch spielte er einfach mit und war ehrlich überrascht das Leonard und Inuart auch hier waren. Aber wenn er sich umsah konnte er sie nicht sehen, was er auch ansprach: „Die Zwei sind auch hier?“ Nier stand als Erster auf und Caim folgte ihm dann auch hoch. Seine Beine waren noch leicht klapprig, als wäre er aus einer Narkose erwacht, oder einem bösen Alptraum. Doch das legte sich wieder schnell und er hatte Fuß gefasst. Stand sicher auf den Beinen. Nier antwortete ihm dann: „Ja, aber nicht hier oben. Sie halten unten Ausschau nach Legion und decken uns. Da ich immun gegen ihren Gesang bin, hielten wir es für das Beste dass nur ich hier hoch komme und dich suche.“ Caim wand seinen Blick vom chaotischen Umfeld ab und sah erstaunt zu Nier. „Du bist was? Ihr Gesang kann dir nichts anhaben?“ Der Junge nickte und dann fiel es ihm wieder ein. Natürlich! Er durfte das nicht vergessen! So zog er aus seiner einen Hosentasche die kleine, schwarze Box von Inuart hervor. Zeigte sie Caim und sprach: „Wir können später darüber reden! Hier! Das sollte ich dir von Inuart geben. Er meinte es würde dir vielleicht helfen.“ Verdutzt nahm Caim die kleine Schatulle an. Ungünstiger Moment für nen Antrag Inuart, dachte er spaßig, aber dann machte er sie auf und war erstaunt. Das gab es doch nicht. Wow…er hatte echt wieder mal an alles gedacht. Typisch Inuart halt. So sah er ein Paar von Ohrstöpseln in der Schatulle liegen und nahm sie heraus, dann warf er die Box weg und Nier sah verwirrt nach. Er warf sie weg? Was waren das für kleine, schwarze Dinger die Caim in der Hand hatte? Der schmunzelte kurz und schnaufte dabei. Sprach: „Der Mistkerl denkt doch echt an alles. Gut ihn zu haben.“ Noch nie hatte er offen und ehrlich gesagt dass es gut war Freunde zu haben. Oder zumindest erst mal Inuart. Das erstaunte Nier, der aber noch weiter auf die schwarzen Dinger starrte, so das Caim es bemerkte und sprach: „Das sind Ohrstöpsel du Blödmann. Nicht der heilige Gral.“ Den letzten Satz weil der Junge sie ansah als wären sie was Besonderes. Nier sah ihn an. Ohrstöpsel? Ah okay, er verstand. Sie waren also dafür da um ihn vor Geräuschen zu schützen. Und so sah er auch wie Caim sie sofort in seine Ohren steckte und sprach: „Alles werden sie nicht abdecken, aber wenn es hilft mich länger auf dem Kurs zu halten, dann nehm ich es an.“ Caim erinnerte sich dass Leonard erwähnte hatte dass er Ohrstöpsel benutzte um sich von ihrem Gesang etwas abzuschotten, besonders im Schlaf. Daher hatte Inuart diese also. Ein Glück ehrlich gesagt, denn er wollte nicht wieder seinen Schädel aufgeknackt bekommen. Und als er fertig war gab er Nier kurz einen Daumen hoch und sprach zu ihm: „Sag mal was.“ Nier nickte und sprach: „Kannst du mich hören?“ Caim sah plötzlich so erleichtert aus und sprach tiefenentspannt: „Hach das ist so herrlich nicht deine nervige Stimme zu hören.“ Bitte was?! Er stichelte den Weißhaarigen und es wirkte auch, so dass dieser leicht wütend gegen das rechte Bein des Älteren trat und fauchte: „Du bist so ein Arschloch!“ „Na was für ein Glück das ich dich nicht hören kann!“ Bekam er als Antwort, obwohl er Nier schon leicht gedämpft hören konnte. Er ärgerte ihn aber halt zu gerne. Das war etwas was man ihm einfach nicht nehmen konnte. Und das machte ihre Bindung auch aus. Sie stichelten sich, hassten sich, aber kamen dennoch wieder zusammen. Wenn man es so nahm war es fast wie eine Hassliebe. Aber wer hatte mehr Spaß in dieser Hassliebe? Wahrscheinlich Caim. Das würde aber auch keinen wundern, aber Nier noch mehr nerven. Doch dann zog ein starker Windzug über sie hinweg und brachte sie beide leicht zum taumeln dabei. Caim sah als erster zu Himmel hinauf und erblickte diesen mit Schrecken in den Augen. Wenige Sekunden danach sah er den Schatten. Sie war hier… Und als der gewaltige Schatten sich über beide erhob, sah auch Nier endlich zum Himmel hinauf und erkannte das Monster welches sich mit wunderschönen weißen Schwingen am Nachthimmel erhoben hatte, die im Licht sogar leicht durchsichtig wirkten. Es sah von oben zu ihnen runter und behielt sie im Auge wie ein Falke eine Feldmaus. Sie war…noch schrecklicher als Nier sie in Erinnerung hatte. Im Licht des Mondes wirkte sie wie ein gefallener Engel, geschickt vom Teufel persönlich um sie zu töten. Instinktiv machte Caim einige Schritte nach hinten und sah sich um. Suchte nach einer Waffe und sah diese dann auch links neben sich am Boden. Es war Inuart seine Machete. Das war es also wie Nier ihn befreit hatte. Sofort kam er runter und hob diese auf. Fasste sie fest am Griff und stellte sich schützend vor Nier. Und dieser sah ihn verwirrt an. Warum stellte er sich vor ihn? Warum schütze er ihn? Caim war doch der der am wenigsten gegen dieses Monster gefeit war! Und dennoch stellte er sich hin und schütze Nier… Mit einem ernsten Blick und einer erhoben Waffe vor sich, stand Caim weiterhin da und lief langsam mit Nier rückwärts. Währenddessen kam das Wesen vor ihnen immer weiter runter und begann einen sanften Landeanflug direkt vor ihnen. Nicht eine Sekunde wand es seinen Blick von Caim und dem Eindringling ab, der versuchte sich hinter ihm zu verstecken und den sie bereits gehört hatte. Seinen Herzschlag gehört hatte. Sie spürte ihn, auch ohne dass sie ihn sehen musste. Denn sie hatte gute Ohren und sah in der Dunkelheit den Puls und das Herz vor sich hell schlagen. Sah jede Vene durch den Körper führen, als hätte sie einen Röntgenblick bei dem jeder Vampir neidisch werden könnte. Und so kam sie an. Erstaunlich sanft landete sie ohne viel Krach zu machen und das trotz ihrer Größe. Stützte sich wieder mit ihren Flügelarmen ab und faltete die Schwingen nach hinten dabei. Ihr Blick weiterhin auf Caim gerichtet, der langsam nervös wurde. Sicher war er geschützter gegen ihren Gesang, aber das würde auch nicht lange halten. Und allein der Anblick…das etwas ihn ansah was seiner Schwester so ähnlich sah, machte ihn unsicher. Er dachte dabei an vorhin zurück. Sie hatte versucht ihn zu füttern. Jeden armen Bastard hatte sie ohne zu zögern in diesem Nest kaltblütig und ohne Skrupel getötet. Warum nicht auch ihn? Was war an ihm so besonders? War das wirklich…seine Schwester? Sie fing leise an zu ihm zu singen und bemerkte das Caim nicht auf sie reagierte. Das verwirrte das Wesen und damit hörte es wieder auf. Sehr gut, die Ohrstöpsel wirkten genug dass sie freiwillig mit dem Gesang aufhörte. Das war das Beste Szenario. Doch es zeigte auch dass sie intelligent war. Beide sahen zu ihr rüber und bemerkten wie sie mit ihren Auswüchsen am Rücken plötzlich etwas vor sich ablegte. Es war nicht verwunderlich dass es ein Mensch war. Erneut ein Mann und er schien noch immer von ihrem Gesang betäubt zu sein. Sie hatte eine weitere erfolgreiche Jagd gehabt. Und das schien sie nicht verheimlichen zu wollen. So stand sie einfach weiter da und starrte Caim an. Zuckte dabei mit dem Schwanz nervös von links nach rechts, bis dieser anfing zu klappern. Da war es wieder. Dieses Geräusch machte sie nur wenn sie damit angriff. Es war wie bei der Klapperschlange eine Warnung und Vorhersage zugleich. Das nämlich gleich ein Streich folgen würde. Und so war es auch. Blitzschnell zischte der skorpionartige Schwanz nach vorne und der Stachel grub sich in ihr Opfer vor ihren Armen. Sie saugte ihn aus und Nier sah dem nur erschrocken zu, Caim allerdings kannte das schon von vorhin. Der Weißhaarige war schockiert. Also doch. Er hatte wirklich Blut gerochen. Das was er um sich sah, hatte sie wahrscheinlich auf diese Art und Weise erschaffen. Sie ernährte sich von Blut und baute sich daraus einen Bienenstock in dem sie die Königin war. Grauenhaft. Als sie fertig war, den Stachel aus dem leblosen Körper zog und diesen dann mit der rechten Klaue von sich wegwarf, machte sie auch schon einen langsamen Schritt auf sie zu. Und das war der Moment in dem Nier reagierte. Caim…Sie wollte wahrscheinlich wieder Caim. So kam er hinter dem Älteren hervor und stellte sich schützend vor ihm. Er drehte den Tisch herum und tauschte die Seiten aus. Somit stand er mit beiden Armen seitlich von sich gestreckt vor Caim und der sah ihn erstaunt an. Nier dagegen warf einen etwas unsicheren, aber dennoch starken Blick dem Monster entgegen. Und Caim sah ihn an, dass er sich nicht wegbewegen würde. „Dieses Mal beschütze ich dich.“ Sprach der Kleine dann entschlossen und wand dabei seinen Blick nicht von dem Monster vor sich ab. Caim sah ihn nur weiter erstaunt an. Er schütze ihn? Er wollte ihn beschützen? Noch nie hatte jemand das für ihn getan, was auch daran lag das Caim gut auf sich selbst aufpassen konnte und niemanden brauchte dafür. Dennoch war es schön sowas zu hören…wenn auch etwas unrealistisch. So sprach er: „Was willst du tun? Ihr freundlich zureden?“ Es klang leicht verspottend, aber Nier ließ sich nicht davon abbringen und antwortete: „Du verschwindest so schnell du kannst! Sie ist hinter dir her und ich verschaffe dir Zeit zu entkommen! Ich komme in ein oder zwei Stunden dann nach!“ Caim schüttelte den Kopf und fauchte: „Nein, du kommst in ein oder zwei Teilen nach mit der bescheuerten Idee! Ich werde hier nicht verschwinden! Es muss aufgehalten werden und ich muss wissen…!“ „Das ist nicht deine Schwester!“ Sprach Nier dann sehr laut und sah über seine linke Schulter nach hinten. Caim erstarrte bei der Aussage. Der Weißhaarige hatte ihn durchschaut. Er wusste dass Caim wissen wollte ob dies Furiae war oder nicht. Aber das herauszubekommen, nur um dann Gewissheit zu haben, war in dieser Situation dumm und einfältig! Und das ließ er nicht zu! Nier war sich aber in Wirklichkeit auch irgendwo sicher dass sie es war. Doch er wollte Caim helfen und nicht in Zweifel oder Gefahr stürzen, also sagte er sowas. Er sah ihn noch immer entschlossen an und fuhr fort: „Ich weis nicht wie lange ich sie hinhalten kann! Ob ich es überhaupt kann! Aber ich werde nicht wieder daneben stehen und zusehen wie sie dir etwas antut!“ Er war…so ein Trottel. Der Kleine war unglaublich bescheuert. Vor allem wenn er dachte das Caim einfach den Schwanz einzog und sich geschlagen davon machte. Nein das lag nicht in seiner Natur. Er würde sich dem Biest stellen. Er brauchte Antworten und stur würde er die auch bekommen. Da war er sich sicher. So wollte er wieder neben den Kleinen kommen, aber dann erfüllte ein lautes Kreischen den Raum, so dass beide erschrocken nach vorne sahen. Dieses Monster kreischte und heulte laut gegen den Vollmond und sah danach wieder zu Nier rüber. Und plötzlich war etwas an ihr anders. Ihre Augen waren wieder offen. Wirr suchten diese in alle Richtungen den Raum ab und Nier hatte das Gefühl dass sie sie dennoch sah, auch wenn die Augen nicht auf die Jungs fokussiert waren. Sie brauchte diese Augen wahrscheinlich überhaupt nicht. Es machte sie nur unheimlicher mit diesem wirren Blick und den zuckenden Augen. War sie wütend? Machte sie das deshalb? Denn man konnte ihr auch ansehen wie sie die Federn aufplusterte und alle sträubte die sie an ihrem Körper hatte. Noch dazu zuckte der Schwanz schneller durch die Luft hinter ihr. Ihre langen Finger mit Klauen gruben sich in das Fleisch ihres Nestes unter ihr und sie öffnete das Maul leicht, so das Nier gefletschte, spitze Zähne sehen konnte. Sie machte sich dominanter. Größer und bedrohlicher. Und für Caim wirkte es besonders sehr komisch. So wirkte sie auch damals am Bach als sie Nier sah. Es musste also wegen ihm sein. Zeigte sie Dominanz und machte dem Kleinen klar dass dies ihr Reich war? Warum sollte sie sich von ihm bedroht fühlen und wegen was? Sie musste spüren was Nier wirklich war, nur das war die plausibelste Erklärung für das Verhalten. Sie hatte womöglich sogar Angst vor ihm. Doch keiner wusste was sie wirklich empfand. Sie empfand Rivalität. Dieser Junge vor ihr machte sie wütend und er wollte ihr diesen Mann wegnehmen! Und das ließ sie nicht zu. Sie würde ihn in Stücke fetzten! So krisch sie erneut und Caim kam neben Nier, sprach zu ihm rüber: „Sie darf nicht weg! Wir müssen sie aufhalten und stoppen!“ Nier sah zu ihm hoch. Aber um sie zu stoppen mussten sie sie töten…War Caim das auch selbst bewusst? Dennoch nickte er entschlossen und sprach: „Du solltest lieber verschwinden Caim! Ich regel das schon!“ „Nicht allein du Idiot! Sie wird mir nichts tun! Vorhin hatte sie versucht mich zu füttern, daher bin ich wahrscheinlich sicherer als du! Mit dir scheint sie aber echt ein Problem zu haben!“ Er sah Caim erschrocken an. Was? Sie hatte ihn versucht zu füttern? Warum sollte sie das tun? Was es vielleicht doch seine Schwester? Doch mit einem Part behielt der Ältere recht, sie hatte Probleme mit Nier, denn Plötzlich kam sie auf sie zugekrabbelt und das nicht mal langsam. Sie krisch noch immer und hatte das Maul weit geöffnet. Doch ihr Ziel war der Weißhaarige, denn sie bewegte sich mehr mit dem Kopf zu ihm. Sie wollte ihn beißen und zerfetzten! Es ging so schnell, dass in der letzten Sekunde Caim den Kleinen noch beiseite schubste und das Monster zwischen ihnen ins Leere biss. Nier schlug hart auf dem Boden auf und kam gleich wieder auf die Beine. Musste er auch, denn das Biest wand sich komplett zu ihm. Caim sah das. Wie gedacht: sie war voll auf den Weißhaarigen fixiert! Caim kam ebenfalls wieder auf die Beine und rannte dann zu ihr hin. Er brüllte und holte weit mit der Machete aus, traf dann das rechte Handgelenkt zwischen den Federn und brachte es dort zum bluten. Etwas verdutzt und wegzuckend sah die Kreatur zu ihm runter und schüttelte sich kurz dieses schmerzende Handgelenkt, doch nichts Weiteres folgte. Sie griff ihn nicht an. Stattdessen hob sie ihn mit derselben Hand hoch und warf ihn einige Meter weg, als wäre er eine nervige Fliege und mischte sich in zu wichtiges ein. Caim krachte gegen den feuchten Boden und rutschte noch kurz etwas dabei. Als Nier das sah rief er kurz seinen Namen, aber konnte nicht weiter an ihn denken, denn er brauchte seine Aufmerksamkeit wieder bei dem Monster vor sich, das ihn ansah und wieder das Maul mit den dolchartigen Zähnen langsam öffnete. Er sah sie an und spürte Hass. Es war dasselbe unwohle Gefühl was er damals am Bach gehabt hatte. Dasselbe Gefühl was ihn einschüchterte. Sie hasste ihn und er wusste nicht mal genau warum. Offenbar sah sie in ihm eine Bedrohung, aber wofür? Nier war unbewaffnet und drehte sich schnell weg, nahm die Beine in die Hand und lief in Deckung. Das Monster krisch und folgte ihm hektisch auf den Vorderbeinen. Schliff sich hinter ihm her und über den Boden. Der Junge rannte um eine Säule und die Bestie krachte dann wenige Sekunden danach voll in diese rein, riss sie nieder und laute Schläge ertönten von Beton und Marmor der zu Boden fiel. Auch Metall knirschte in dem Pfeiler den sie zerstört hatte. Dennoch sah Nier im Rennen hinter sich und sah wie sie sich aus dem Gestein und Geröll wütend erhob und ihm wieder folgte. Sie blutete am Kopf, doch anscheinend war sie so in rage, dass nichts sie aufhielt. Nicht mal der eigene Schmerz. Sie blutete…was bedeutet man konnte sie töten. Sie ernährte sich wie jedes andere Wesen auch. Sie brauchte Wasser und Nahrung, auch wenn es Blut zu sein schien. Und wenn er sich verwandeln würde…dann könnte er sie sicher vernichten. Doch spürte dieses Wesen überhaupt die Hitze seiner Flammen? Es gab nur einen Weg das rauszufinden. Er musste sich verwandeln. Aber er wusste nicht wie. Er konnte es noch immer nicht bewusst. Es passierte einfach in bestimmten Situationen wenn er… Caim kam derweil wieder auf die Beine und sah ihnen nach. Sah wie der Kleine um sein Leben rannte und das Wesen ihm nach. Das würde nicht ewig so gut gehen wie gerade und er musste sich was einfallen lassen! Da er sich nicht darauf verlassen konnte das Nier seine Drachengestalt annahm, musste ein weiterer Plan her. Aber was? Er sah sich um und konnte nichts finden um dieses Wesen zu töten! Um seine Schwester zu…Er erstarrte. Seine Schwester…Er sah sie vor sich. Sah die Erinnerung wie sie damals im Gras gespielt hatten und sie er zählte wie sehr sie Vögel liebte. Sie lachte dabei so glücklich und man hätte damals nie gedacht dass sie Jahre später so ein schrecklicher Tod ereilen würde. Sie war alles für ihn gewesen. Er…er liebte sie. Immer wenn er an sie zurück dachte, erinnerte er sich an das kleine Mädchen das er mehr liebte als alles andere. Sie würde niemals jemanden was antun. Das was Nier da jagte…das war nicht seine Schwester. Doch war sie es überhaupt jemals gewesen? Wie sie sich verhielt…es musste sie sein. Vorhin war sie da drin gewesen! Und dann sah er wie Nier von ihr erwischt und mit einen gewaltigen Schlag ihrer rechten Hand gegen eine Wand gedonnert wurde. Der Junge krisch auf und kam unsanft am Boden an. Keuchte. Jetzt…Es musste jetzt sein. Er musste sich verwandeln oder er war tot! Und Caim würde…So sah er auf. Sah sie direkt vor ihm stehen und wie sie die Zähne fletschte. In voller Absicht ihn damit in Stücke zu reißen. So öffnete sie ihr Mal erneut sehr langsam und Nier setzte sich hin, knurrte sie böse an und würde nicht nachgeben. Er würde sie töten! Sie würde Caim nie wieder etwas antun! „FURIAE!!“ Donnerte eine Stimme durch die Nacht und brachte danach eine schreckliche Stille mit sich. Als würde die Zeit stehen bleiben, sah dieses Monster Nier starr an und regte sich nicht mehr. Auch der Junge verstand nicht was los war und sah an ihr vorbei und zu Caim, der entschlossen da stand und den Namen seiner Schwester gebrüllt hatte. Er hatte sie…wirklich bei diesem Namen gerufen. Und sie schien darauf zu reagieren, denn kurz danach drehte sie sich langsam mit dem Oberkörper zu ihm hinter und verschloss das Maul mit den spitzen Zähnen. Auch ihre Augen schlossen sich wieder und sie sahen sich nur beide an. Sie reagierte…Das konnte einfach nicht sein. Caim konnte es nicht glauben. Wenn sie wirklich nur ein Monster war, das zufällig aussah wie seine Schwester, dann würde der Name dem Wesen egal sein. Doch das war er nicht. Sie kannte diesen Namen. Daran gab es keine Zweifel. Es war seine Schwester da drin. Und mit der Aktion hatte er Nier noch mal geholfen, aber die ganze Aufmerksamkeit lag wieder auf Caim, der einfach weiter stehen blieb, als sie sich dann komplett zu ihm umdrehte. Und weil er sie gerade hatte…trieb ihn die Neugier dazu etwas zu sagen: „Bist du es wirklich Furiae?“ Nier kam langsam wieder hoch und schlich hinter dem Biest davon. Rechts rüber und in die Nähe von Caim, wenn auch weiter links von ihm hinter einen Pfeiler. Dort ruhte er erst mal etwas und musste Luftholen. Er sah dem allem zu. Sah wie dieses Wesen auf Caim reagiert hatte und sie sich nur ansahen. Was dachte er sich dabei? Auch wenn es so wirkte es konnte nicht seine Schwester sein! Sie war doch verstorben. Tote konnte man nicht wieder zurückholen! Das war eine Regel die man nicht brechen konnte! Caim machte einen Schritt näher zu dem Wesen und blieb dann weiter auf Abstand stehen. Sie hatte ihn genau um Blick und zuckte mit dem Schwanz umher. Er sprach traurig aber entschlossen: „Ich war nicht für dich da Furiae. Ich war nicht für dich da als du mich am Meisten gebraucht hast. Und ich habe viele Fehler gemacht die zu deinem Tod geführt haben. Aber was auch immer mit dir in diesem Labor getan wurde, dass bist nicht du!“ Sie sah ihn weiter stumm an. Es war verrückt…als würde sie ihn verstehen. Aber ob sie es konnte oder nicht, einer tat das auf jeden Fall und das war Nier. Er verstand was Caim da gerade machte…er befreite sich von einer Last die ihn seit Jahren quälte. Er konnte sich nämlich nicht selber vergeben und sich entschuldigen. Bei seiner Schwester entschuldigen. Er riss gerade die Ketten der Vergangenheit von sich und versuchte weiter zu gehen. Er war…viel stärker als Nier in der Sekunde. „Ich habe versagt Furiae. Und wegen mir bist du jetzt zu diesem Ding geworden. Aber ich mache das wieder gut. Ich bin jetzt hier und ich…ich helfe dir. Ich werde dir den Frieden bringen den du verdienst Furiae…Es tut mir leid.“ So machte er seine Waffe bereit. Er wollte sie töten. Nur das konnte ihr Frieden bringen und es war besser als ein Dasein als Monster. Nier sah ihn traurig hinter dem Pfeiler an und verzog den Mundwinkel dabei nach unten. Denn er konnte genau spüren was los war. Und als Caim ihm dann einen Blick zuwarf…verstand der Junge diesen nicht. Warum…sah er so zu ihm? Machte er das wegen…ihm? Furiae sah den Blick den Caim dem Weißhaarigen zuwarf und verstand sofort was gemeint war. Dieser Blick…etwas in ihrem verwirrten Verstand ließ sie sich an diesen Blick erinnern. Es war der Selbe den sie damals von ihm geschenkt bekam. Sie sah wie er ihr diesen zugeworfen hatte und dann sagte: das er sie liebt. Und diesen Blick warf er ihm zu? Diesem weißhaarigen Jungen? Dieses Ding was ihr den Liebsten wegnahm?! Das dufte er nicht! Wenn sie ihn nicht bekam…dann bekam ihn keiner!! So krisch sie wieder erneut und riss das Maul weit dabei auf, so das Nier und Caim erschrocken zu ihr sahen. Wut brannte in ihr, der Junge konnte das spüren und alles was von der Schwester übrig geblieben war, war nun verschwunden. Dort herrschte nur noch Hass und Zorn auf alles und jeden. Und wie ihn Zeitlupe sah Nier wie sie die rechte Schwinge erhob. Es war…wie damals. Wie damals am Bach. Caim wusste nicht was als nächstes kam, aber Nier dagegen schon. Und so wie es aussah zielte sie auf…Er bekam einen Schreck und sah rüber. Sie zielte auf Caim! Sie würde Federn werfen und ihn damit versuchen zu töten! Und sein Körper bewegte sich von alleine in dem Moment. Er verließ die Sicherheit seines Pfeilers und rannte zu Caim rüber, der noch immer zu seiner mutierten Schwester sah, die offenbar versuchte ihn zu töten. Und Nier rannte, rannte so schnell er konnte und sein Herz schlug ihm bis zum Hals dabei. Nie wieder. Nie wieder. Er würde nicht zulassen das ihm was passiert. Er würde ihn beschützen. Und so warf er sich vor den Älteren. Stand direkt vor ihm und Caim sah ihn erschrocken an. Alles spielte sich langsam vor ihm ab, obwohl es nur Sekunden waren. Er sah Nier, sah ihn wie er ihn erschrocken ansah und er seinen Namen brüllte: „CAIM!“ Und dann flogen die Federn. Klingen die gezielt auf sie zuflogen und alle ihr ursprüngliches Ziel verfehlten …Aber dafür in dem anderen Fleisch einer anderen Person enden würden. Und Caim wollte das nicht. Er wollte Nier umschlingen und ihn retten. Doch dazu kam es nicht mehr…denn es wurde sehr hell. Helles Licht blendete seine Sicht vor ihm und er kniff die Augen zusammen. Es ging alles so schnell und Nier hörte sein Herz lauter schlagen. Es donnerte schneller und die Wärme breitete sich erneut in ihm aus. Eine Wärme die er sehr gut kannte. Sie war da…genau als er sie brauchte. Furiae wich zurück durch das Licht und kreischte dabei etwas. Es blendete sie. Und auch Caim sah nichts mehr. Erst als er die Augen wieder öffnen konnte, weil das Licht nachgelassen hatte, sah er was passiert war. Er sah erschrocken auf und erkannte vor sich eine gewaltige helle Wand. Doch es war nicht nur eine weiße Wand…sie bewegte sich auch leicht. Und dann verstand er…es war keine Wand und er sah hinter sich auf. Sah dort hin wo er ein lautes Atmen hörte und Wärme spürte. Sah hoch und erkannte den stolzen, weißen Drachen der ihm wieder das Leben gerettet hatte. Sah Nier der ihn gerettet hatte. Er hatte sich verwandelt und ihn damit beschützt. Mit dem rechten und gewaltigen Flügel, denn diesen hatte er als Schild benutzt und damit jede einzelne Feder abgefangen. Diese fielen zum Boden. Waren nicht mal in der Lage gewesen sich durch die schuppige Haut zu bohren, da sie zu dick war. Und das an einem Flügel, der von Natur aus dünner war als der Rest des Körpers. Ihre Federn konnten ihm nichts mehr anhaben. Damit war es offiziell mit dem Rumwerfen der Federn vorbei. Wütend und schnaufend warf der Drache Furiae einen grimmigen Blick zu und fletschte leicht die Zähne dabei. Sein Schwaz zog leicht und aufgebracht von links nach rechts hinter ihm und als Nier seine eine Schwinge zur Seite zog stand er einfach da. Stand prächtig und mit halb geöffneten Flügeln hinter Caim. Wie ein persönlicher Leibwächter der dazu noch Feuer spucken konnte. Seine Augen waren nicht rot, sondern in Blau. Es war also wirklich Nier da drin. So das Caim leise sprach: „Du…hast mich gerettet.“ Nier sah nicht zu ihm, aber er konnte die Stimme des Drachen in seinem Kopf hören, die ernst sprach: „Caim, bist du verletzt?“ Der schüttelte langsam den Kopf als Antwort. War fasziniert über diesen starken Drachen der da hinter ihm stand und wie ein trainierter Pitbull nur darauf wartete das Kommando zum Angriff zu bekommen. Dies war der Drache der ihm gefiel. Genau dieser hier. Nicht dieses weinerliche Riesenbaby vor einigen Tagen. Sondern dieser stolze und starke Drache. Der endlich in der Lage war bei klarem Verstand zu bleiben. Dann machte er einige gewaltige Schritte vor Caim und kam auf alle Viere, sah Furiae weiterhin grimmig an und sprach zu dem Älteren dabei hinter: „Caim, ich halte sie auf. Du verlässt derweil das Gebäude und gehst runter zu Inuart!“ Der Ältere schüttelte den Kopf und fauchte: „Du Idiot! Du weist nicht mal ob du genug Kraft für sie hast! Sie ist gefährlich!“ Nier sah ihn weiter nicht an und antwortete locker und sogar mit Stolz in der Stimme: „Dann werden wir mal sehen ob sie stark genug ist und gegen mein Drachenfeuer ankommt!“ Er war so anders. Caim sah erstaunt zu ihm hoch und konnte nicht fassen was er da hörte. Wer war das? Nier konnte das einfach nicht sein. Der Junge der immer Selbstzweifel hatte brachte nun plötzlich solche hochmütigen und frechen Worte heraus? Stolze Worte? Was war mit ihm passiert? Woher kam diese Entschlossenheit? Und er erinnerte sich. Nier sagte er würde ihn beschützten. War das der Funke der dem Feuer half sich voll zu entflammen? Das…gefiel ihm. Kurz darauf krisch Furiae auch wieder in blinder Wut und Nier erwiderte das mit einem lauten Donnern deines Gebrülls. Und kurz darauf war er auch schon der Erste der auf sie zu rannte und sich in voller Wucht gegen sie warf. Caim ging sofort in Deckung und sah auf Entfernung zu ihnen. Es war ein Kampf der Titanen. Nier war sichtlich etwas größer als Furiae, wenn auch nur leicht, aber das bedeutete nicht dass er damit automatisch einen Vorteil hatte. Dennoch fegte er sie mit seinem starken Kopf und Hals von den Beinen und schmiss sie gegen eine Wand dahinter. Sie krisch und schlug mit den Flügeln nach ihm, als er näher kam, so das Nier stoppte um nicht getroffen zu werden. Nur weil die Federn nicht durch seinen Panzer kamen, hieß das nicht das er unverwundbar war. Sie konnten noch immer seine Augen verletzen, oder das Innere des Mauls. Sie lag etwas unter ihm und schien wehrloser zu sein durch den Aufprall. Nier nutzte dies und holte tief Luft. Er würde das Elend mit einem Feuerstoß beenden und Caim dadurch retten! Und so holte er weiter tief Luft und drückte mit seinen Klauen der Flügelarme ihre Schwingen zu Boden, so dass sie nur zappelte und krisch. Und als er dann mit dem Kopf vor kam um Feuer zu speien, um das alles zu beenden…passierte nichts. Caim erschrak und auch der Drache war erschrocken…Wo war das Feuer? Warum spie er kein Feuer?! Es kam nur leichter Rauch aus seiner Kehle und das hatte ihn so überrumpelt, dass Furiae dies nutzte um sich zu befreien. So holte sie mit ihrem Schwanz aus und riss den Drachen von den Füßen. Nier plumpste hin und der gefallene Engel kam wieder hoch, sie ging erst mal auf Abstand und visierte ihn am Boden an. Nier strampelte noch etwas und war kurz davor wieder hoch zu kommen. Warum war das passiert? Wo war sein Feuer?! Und dann hörte er das Klappern. Dasselbe Klappern das Furiae immer von sich gab wenn sie… Er sah erschrocken zu ihr rüber und sah wie sie den Schwanz aufgestellt hatte und klapperte. So konnte er nicht schnell genug reagieren und sah den Stachel aus der Schwanzspitze schnellen und kurz darauf auch auf ihn zu. Ein Stich. Ein böser und schmerzhafter Stich brachte ihn zum Schreien und er sah an sich runter. Sah wie der Stachel sich in seinen Bauch gebohrt hatte und sich leicht bewegte. Sie hatte nicht das Herz erwischt und kam von der Länge des Stachels auch nicht dort hin. Aber es würde auch so klappen. Und danach fühlte Nier es auch schon…sie zapfte ihm Blut ab. Erschrocken sah Caim hin und schrie nach Nier. Der darauf auch wieder die Kraft fand und sich mit dem rechten Klauen des Flügels den Stachel aus dem Bauch zog, Furiae dann mit den Hinterbeine wegtrat so das sie sauber gegen einen Pfeiler knallte und ihn nieder riss dabei. Schnell kam er auf seine beiden Hinterbeine und keuchte kurz. Okay. Sie war also weiter mit dem Stachel in der Lage ihn zu verletzten, da musste er also aufpassen. Und es war dazu noch erschreckend wie schnell sie ihn dabei aussaugen konnte. Er fühlte leichte Schwäche von einem kurzen Angriff. Wäre das länger gewesen hätte sie ihn komplett ausgeblutet. Sie riss sich wieder aus dem Geröll und warf wütend mit den Steinen um sich und langsam…konnte Caim es fühlen. Er spürte wie das Gebäude unter seinen Füßen litt und rumpelte. Wenn sie so weiter machten würden sie es vielleicht zum Einstürzten bringen! So sah er hinter sich zu der Treppe und…erschrak. Das was. Er kam nun offiziell nicht mehr aus diesem Stockwerk. Dein Stein den Furiae eben geworfen hatte…er hatte die Treppe blockiert, oder eher mehr den Eingang zum einstürzten gebracht. Es gab kein Entkommen mehr für ihn aus diesem Stockwerk. Nier sah zu ihm rüber und fauchte besorgt: „Warum bist du noch hier?! Verschwinde!“ Caim sah zu ihm und brüllte zurück: „Wie denn du Schlaumeier?!“ Dabei zeigte er zu der Treppe und der Drache bekam auch einen Schreck. Nein…er war gefangen! Was bedeutete er musste das so schnell wie möglich beenden bevor…Doch dann hörte er es auch schon, dass Rumpeln unter seinen Füßen. Sie waren zu schwer. Diese Erkenntnis traf ihn wie ein Steinschlag und ließ ihn erschrocken runter sehen. Der Boden gab langsam durch ihren Kampf nach! Und wenn das passierte, dann hatte Caim ein Problem! Furiae hatte derweil auch erkannt das sie an diesem Ort nicht im Vorteil war. Nier war kräftiger und sie sehr ungeschickt auf ihren zwei Armen, die alles waren womit sie sich fortbewegen konnte. Deswegen tat sie was sie für richtig hielt. Sie würde alles einreißen und aus der Luft angreifen. Dort war sie im Vorteil. Der Himmel gehörte ihr. Also krisch sie erneut und war mit Geröll um sich. Nier sah zu ihr und war erstaunt dass sie ihn nicht traf, sie warf für ihn ins Leere. Doch Caim verstand dagegen was los war. Er erschrak und brüllte im Schrecken zu dem Drachen: „Oh scheiße…NIER!! Sie versucht das Gebäude zum einstürzen zu bringen!!“ Er sah zu ihm. Sie versuchte was?! Was ne miese Nummer! Aber das ergab Sinn. Sofort sah er wieder zu ihr vor und rannte dann auf sie zu. Er musste sie stoppen! Wollte sich gegen sie schmeißen, aber Furiae sah das kommen, so machte sie einen starken Windstoß mit ihren Schwingen und bremste ihn leicht aus, so dass sie sich danach in die Lüfte erhob und Nier einfach weiter rannte. Er krachte gegen die Mauer dahinter und brachte noch mehr zum Einstürzen. Caim schlug sich auf die Stirn. Wie ein Elefant im Porzellanladen! Oder als saß er im Glashaus und warf mit Steinen! Was ein Trampel! Wenige Sekunden kam er aber wieder zu sich und schüttelte das Geröll von sich runter, sah zu Caim und dann um sich. Es rumpelte immer mehr und der Boden gab langsam unter dem Drachen nach, so dass er etwas panisch hin und her hopste um den Rissen auszuweichen, aber machte es damit nur noch schlimmer. Furiae war in die Lüfte am Nachthimmel verschwunden und Caim fauchte zu Nier: „Hört damit auf du Trottel!! Du machst es nur noch schlimmer!!“ So blieb der Drache nicht weit vor ihm starr auf der Stelle stehen und sah unter sich. Es knackte und rumpelte. Der Boden war erledigt um sie herum und nichts konnte den Einsturz mehr verhindern. Er würde das sicher überstehen aber was war mit Caim?! So sah er zu ihm und sprach laut: „Caim! Der Boden! Was soll ich…!?“ „Ich überlege!!“ Fauchte er zurück und sah sich um. Es gab nichts zu tun. Der Weg hinunter war für ihn versperrt, also saß er schon mal fest. Doch vielleicht gab es noch eine andere Lösung. Eine die er nicht besonders gut fand. Aber offenbar hatte er keine andere Wahl. So sah er wieder zu dem Drachen und der schien auf eine Lösung zu hoffen. Stand er da etwas unbeholfen mehr auf einem Bein als auf beiden und Caim sprach: „Es gibt nur einen Weg für mich hier raus.“ Er sah zu Nier und rannte dann zu ihm hin. Caim konnte sich wegen seines Gewichts normal bewegen, also nutzte er das und rannte weiterhin auf den Drachen zu, der nicht ganz verstand was das sollte. Bis er neben dem Weißen ankam und auf dessen Schwanz sprang. Verwirrt sah Nier über seine linke Schulter zu seinem Schwanz nieder und sprach verwirrt: „C-Caim?! Was machst du da?!“ Der kletterte aber ohne zu antworten einfach weiter bis er auf der Hüfte war und hoch kam zum Rücken. Verbissen klammerte er sich dort in das bisschen graues Fell, was zwischen Nacken und Hüfte den Rücken runter glitt. Er war so positioniert das Nier ihn nicht mehr ganz so gut sehen konnte, wegen dem Winkel und der fragte dann erneut: „Was machst du da?! Das tut weh!“ Er spürte wie sich der Ältere an seinem zarten Fell festklammerte und das war auch gut so, denn nur das konnte Caim vielleicht am Leben halten. Diese Idee war aber eigentlich so bescheuert dass er dafür einen Orden danach bekommen musste, nämlich für die dümmste Selbstmordkation aller Zeiten! Als er genug Halt hatte und etwas aufrecht saß, sah er zu dem dummen, schuppigen Gesicht vor sich und fauchte: „Nach was sieht es denn aus du Blödmann?! Du packst jetzt deine Flügel aus und bringst und hier raus!“ Nier zuckte zusammen bei der Aussage vor Schreck und sah ihn auch so an. „I-Ich s-soll was?!“ „Fliegen du Trottel! Fang endlich an zu fliegen!!“ Und Caim rupfte an dem Fell rum. Er sollte fliegen?! Das konnte er doch nicht einfach so! „A-Aber ich weis doch nicht wie! I-Ich kann nicht fliegen Caim!“ Antwortete er unsicher und etwas panisch. Caim stöhnte leicht weil er genervt war. Da war wieder das verdammte Riesenbaby! So das er wieder fauchte: „Na klar kannst du fliegen, wozu hast du sonst die Flügel?! Du bist ein Flugdrache und keine Seeschnecke!! Als fang endlich an zu flattern du Blödmann!!“ Nier schüttelte energisch den Kopf und sprach dabei: „Ich kann nicht! Ich kann das nicht! Was ist wenn ich etwas falsch mache?! Wenn ich gegen ein Haus fliege und wir beide dann abstürzen?! Ich würde dich töten damit!! Ich kann das nicht Caim!! Und…und ich hab doch Höhenangst!!“ So sah er wieder nach vorn und kniff die Augen zusammen. Caim sah ihn baff an. Bitte was?! “Willst du mich verarschen?! Du bist ein Drache der fliegen kann! Wie kann man da gleichzeitig Höhenangst haben verdammt noch mal?!“ Aber dann fiel ihm ein dass er auch ein Mensch war. Er war als Mensch an den Boden gebunden. Und da er viel mehr in der Gestalt verbrachte ergab das alles auch einen Sinn. Da dachte der Mensch in ihm wieder viel zu viel nach. Und nicht nur dass, es war auch die Angst vor seinen Entscheidungen und die Konsequenzen die damit einhergingen. Er wollte Caim nicht in Gefahr bringen, weil er eine Panikattacke bekam im Fliegen. Doch hier zu bleiben bedeutete auch den Tod! Also wollte er wenigstens mal sein Glück mi dem Drachen versuchen. Er sah Nier weiter in den Nacken und wusste was er zu tun hatte. So sprach er viel ruhiger und ernst zu ihm: „Du denkst viel zu viel nach.“ „Hm?“ Nier sah wieder zu ihm hinter. „Du denkst einfach zu viel nach! Du solltest viel mehr dein Hirn ausschalten und es einfach machen! Dinge versuchen und nicht immer gleich den Teufel an die Wand malen! Findest du es gut in Angst zu leben Nier?! Ich gehe nicht freiwillig in den Tod auf diesem Dach! Ich habe mich entschieden dir zu vertrauen! Also tu uns beiden jetzt den Gefallen und schalte endlich mal dein Hirn ab und sei ein verdammter Drache!! Fang endlich an frei zu sein und flieg!!“ Das war es. Er dachte wirklich zu viel nach. Dass er vorhin kein Feuer spucken konnte, dass er sich nicht traute zu fliegen…das waren alles Dinge die ein Drache eigentlich können sollte. Das machte einen Drachen aus. Aber er selbst sah sich nicht als Drache und deswegen klappte es nicht. Doch wenn er das nicht tat…dann starben sie vielleicht beide. So sah er von Caim weg und zu dem Nachthimmel vor sich. Sah die Sterne und den Vollmond. Wie war es wohl…zu fliegen? Sich in den Himmel zu erheben und den Wind zu spüren. Er schloss die Augen und spürte den Wind. Fühlte wie er um seine Nase strich und unter seine Schwingen, die einen leichten Auftrieb dadurch bekamen. Es fühlte sich so…vertraut an. Und da war das Gefühl von…Vermissen. Er vermisste es zu fliegen und er fragte sich nicht warum. Es war einfach da und instinktiv spreizte er seine Flügel und spürte den Wind in diesen. Es war schön. Oben im Himmel…würde er anders sein. Denn fliegen zu können…bedeutete Freiheit. Caim sah neben sich zu den Flügeln und dann wieder vor zu Nier, der noch immer nichts getan hatte. Doch er bekam das Gefühl dass gleich etwas passieren würde…und er hoffte nicht einen Fehler gemacht zu haben. Er konnte sich besseres vorstellen als in den Tod zu stürzen. Und dann bewegte sich die Schwingen kräftig neben ihm und verursachten zusätzlichen Aufwind. Und Nier folgte einfach nur seinem Instinkt und genoss den Wind. Und so sprang er in die Luft und hob ab. Schnell und stark flog er steil nach oben und dem Himmel entgegen. Hatte noch immer die Augen dabei geschlossen und flog einfach nur. Caim krallte sich weiterhin an ihm fest und hatte auch die Augen zu. Und dann waren sie hoch genug und unter ihnen krachte der Boden des Stockwerks zusammen. Wie ein Kartenhaus klappte danach das gesamte Gebäude in sich zusammen, so das Inuart und Leonard erschrocken dort hin sahen. Sie hatten einige Legion getötet als Nier weg war und den Radau oben gehört, aber die Legion dummerweise auch und so kamen mehr von ihnen auf die Straßen. Mit dem Einsturz des Hochhauses kamen bestimmt auch noch genug danach vorbei. Inuart hatte aber genug Munition für alle. Sie sahen hoch und erblickten den weißen Drachen im Mondlicht. Der wunderschön dabei schimmerte. Inuart wusste sofort das es Nier war, aber Leonard…war verzaubert. Er traue seinen Augen nicht und stand aus der Deckung auf. Sah zum Himmel und sprach leise zu sich selbst: „Die Geschichten sind wahr…es gab sie doch…Die Hüter der alten Welt.“ Nier öffnete wieder seine Augen und blinzelte. Auch Caim machte es ihm gleich und sah sich um. Sie waren so weit oben und er sah alles um sich herum. Er sah das zerstörte Tokyo, wie er es noch nie gesehen hatte und der Wind pfiff durch sein Haar. Und obwohl es einen mit Trauer erfüllen sollte, zu sehen wie diese einst mal mit Menschen gefüllten Straßen tot und leer waren…fand er dennoch den Anblick wunderschön. Hier oben fühlte er sich plötzlich frei und er atmete die kühle Nachtluft dabei ein. Und er wusste das dies ein Anblick war…den er nie mehr vergessen würde so lange er lebte. Nier fing dann aber plötzlich an zu zappeln und krisch. Zerstörte die Ruhe mit seiner Panik, als er schrie: „Whaa! Ich fliege! Wir fliegen! Was soll ich tun?! Wie kann ich steuern?!“ Caim krallte sich fester in dem Fell fest und fauchte dann: „Du hast die Flügel, nicht ich!! Bleib locker verdammt!!“ „Locker?! Wie soll ich denn locker bleiben wenn ich nicht weis wie man steuert?!“ Das war`s, sie waren tot…Und so wankte er etwas mit dem Körper herum und Caim sah sich schon mit dem Trottel abstürzen. Doch dann hörten sie Kreischen. Es war das Kreischen von Furiae und beide sahn erschrocken hinter sich. Sie kam hinter einem anderen Hochhaus hervor geprescht und genau auf sie zu. Sie war schnell! So schnell das Nier sich gerade noch fallen lassen konnte, um ihr auszuweichen und sich danach wieder fing. Ihm war das Herz in den Bauch gerutscht durch die Aktion, aber nicht nur ihm. Caim war etwas blass durch die Aktion geworden und froh wenn er wieder Boden unter den Füßen hatte. Mit Nier zu fliegen glich an Selbstmord. Der Drache sah vor sich und bemerkte wie schnell Furiae flog. Sie bewegte sich grazil und ohne Probleme durch den Himmel wo er sich dagegen wie ein Brett im Wasserlauf vorkam! Caim sah auch wieder auf und erblickte seine Schwester in der Ferne. Es sah aus als wollte sie eine Wende machen und wieder auf sie zufliegen. In dem Status wie Nier momentan war, genügte nur ein Tackle und er flog nach unten zum Boden. Stürzte beide in den Tod. So setzte er sich aufrecht hin und sprach zu dem nervösen Drachen unter sich: „Hey! Reiß dich gefälligst zusammen Nier! Sie kommt zurück!“ „Ja das sehe ich! Aber ich weis nicht was ihn tun soll! Sie wird mich rammen und dann fallen wir!“ „Dann fang an richtig zu fliegen! Du bist doch nicht aus Zucker! Du bist ein Drache! Flieg richtig und spei Feuer! Wehr dich!“ Furiae kam bedrohlich näher und Nier schluckte. Okay. Okay er musste sich zusammen reißen. Caim zählte auf ihn und es ging hier um Leben und Tod! Das war kein Spiel verdammt! So brüllte er: „Caim! Halt dich fest!!“ Und kurz bevor Furiae in ihn krachen konnte, machte Nier geschickt eine Rolle nach rechts und drehte sich dabei in der Luft. Caim hatte sich festgekrallt und überstand somit die verrückte Ausweichaktion dieses Irren. Nier kam wieder in eine normale Position und klar mit seiner Sicht, dann schüttelte er kurz den Kopf um den Schwindel los zu werden. Wenige Sekunden danach grinste das Drachenmaul und er sprach stolz: „Ich bin ausgewichen! Hast du das gesehen Caim!? Das war der absolute Wahnsinn!“ In Caim seinem Kopf hatte es auch aufgehört sich zu drehen und er schüttelte ihn ebenfalls danach, sah hinter sich und bemerkte wie Furiae wütend krisch und wieder zu einer Wende ansetzte. Sie kam zurück. Er sah vor zu Nier und fauchte: „Ich war dabei du Blödmann! Aber langsam wird es mal zeit anzugreifen! Sie kommt zurück!!“ Nier sah verwirrt hinter sich und sah ebenfalls das der Engel wieder auf sie zusteuerte. Er krisch kurz vor Schreck auf und machte einen Sturzflug rein aus Instinkt heraus. Zog die Flügel en an den Körper und stieß mit der Nase zuerst in die Tiefe. Somit verfehlte sie ihn wieder und Nier nutzte den Aufwind um wieder hoch zu kommen und sich zu fangen. Spreizte die Flügel wieder von sich und glitt nach oben. Er lächelte. So langsam hatte er den Dreh raus! Und Caim bald nichts mehr im Magen. Und wenn würde er sowas von auf Nier kotzen! Der Drache flog wieder ruhiger und sprach erfreut: „Das ist so cool! Ich werde noch ein richtiger Profi!“ „GREIF AN VERDAMMT!!“ Fauchte Caim am Ende seiner Geduld angekommen und schlug mit der rechten Hand auf den Hinterkopf des Drachen, was dieser auch merkte und kurz auf jammerte deswegen. Wenn er nicht langsam mal an fing sich zur Wehr zu setzten waren sie noch morgen hier! Und Caim sein Mageninhalt nicht mehr nach der nächsten Rolle! Doch Nier fühlte sich nun vertrauter mit dem Fliegen und drehte um. Es wurde wirklich zeit zurück zu schlagen. Und als Furiae wieder gerade auf ihn zuflog und er sie ansah, da kam der Drache in ihm hoch. Wie ein Falke hatte er sie anvisiert und nutzte seine Chance auf einen Angriff. Er holte mit dem Kopf aus und es kam einfach so aus ihm. Er spie einen Feuerball danach nach vorne. Und dieser verfehlte auch nicht sein Ziel. Furiae schrie und wurde an der rechten Schulter, dicht neben dem Kopf getroffen, so dass sie ablenken musste. Ihre eine Schwinge streifte den Drachen aber noch am Bauch, doch seine Schuppen waren zu hart und sie kam nicht damit durch. Das Feuer verkohlte ihre Federn an der Schulter und etwas den Flügel darunter. Ein Treffer, aber kein Schwerer. Caim war sehr überrascht dass Nier endlich mal Feuer gespuckt hatte und sah hinter sich seiner brennenden Schwester nach. Dabei sprach er: „Na wer hätte das gedacht? Vielleicht machen wir ja doch noch nen echten Drachen aus dir Nier.“ „Ist sie erledigt?“ Fragte Nier und Caim schüttelte den Kopf. Sah wie sie wieder aufhörte zu brennen und wieder auf sie zusteuerte. „Nein. Aber sie kommt mal wieder zurück!“ „Okay! Halt dich fest, ich wende!“ Und das tat er auch. Er machte eine Wende nach links von sich und Caim hielt sich mit einer Hand am Fell fest. Es war fast wie ein Pferd zu reiten, nur weiter oben in der Luft und so langsam…bekam er auch den Dreh raus. Er spürte wie der Drache sich unter ihm bewegte und wenn er sich wand, dann legte sich Caim einfach mit in die Kurve und unterbrach so nicht den Flow. Sie fingen schon bereits an wie eine Einheit zu fliegen. Und es war ein tolles Gefühl für beide. Nier hatte plötzlich keine Angst mehr abzustürzen, weil Caim ihm vertraute und Caim krallte sich nicht mehr an Nier, weil er spürte dass er besser flog. Sie profitierten von einander. Das nannte man eine Einheit. Sie stützten sich gegenseitig. Furiae krisch wieder und machte plötzlich in der Luft halt. Sie schwebte auf einer Stelle und beide sahen verwirrt zu ihr. „Was hat sie vor?“ Fragte Nier und Caim antwortete: „Nichts gutes, so viel steht fest.“ Und dann fing sie vor ihnen an ihre Tentakel aus dem Rücken nach vorne zu wenden, direkt über ihren Kopf und es schien als würde sie damit zielen. Doch als beide dies realisierten war es bereits zu spät gewesen. Dicke Stacheln schossen aus ihnen. Aus jedem Auswuchs kam einer, geformt aus geronnenem Blut und sie flogen so schnell das Nier kaum ausweichen konnte vor Schreck. Er wich zweien gerade so noch aus, einer verfehlte ihn komplett, aber der Dritte traf ihn in die rechte Schulter und grub sich durch die harte Haut. Nier schrie auf, aber behielt sich dennoch in der Luft mit aller Kraft. Caim erschrak als er das sah und fasste mutig mit beiden Händen den Stachel. Zögerte nicht eine Sekunde und zog ihn aus dem Fleisch. Warf ihn danach in die Tiefe unter ihnen. Nier blutete und Caim fragte lauter nach vorn: „Nier! Alles okay?!“ Der nickte und keuchte nur ganz kurz im Satz: „Ja…Alles okay! Das war aber verdammt knapp! Ich wusste nicht das sie das kann!“ „Ich auch nicht.“ Und Caim sah wieder vor. Was für ein…Ungeheurer hatten die Menschen aus ihr gemacht? Sie flog noch immer auf derselben Stelle und Nier nutzte das um auf sie zu schießen. Er spie weitere Feuerbälle und einige trafen sie sogar, so dass sie auf krisch und wieder schnell wegflatterte. Sie brannte und man sah ihr an dass sie schwächer wurde. Und es tat Caim weh. Er wusste das es besser und das Richtige war sie zu töten. Aber…aber das war auch seine Schwester dort. Sie war noch da drin, dass hatte er vorhin gemerkt. Aber war sie noch sie selbst, oder ein Sklave ihrer neuen Gestalt? So flog sie weiter im Kreis und Nier ihr nach. Sie fixierten sich mit ihren Blicken und jeder versuchte dem Anderen seinem Angriff zuvor zu kommen, wenn dieser einsetzten würde. Deshalb hatten sie sich genau im Blick. Sein Feuer machte genug Schaden bei ihr, aber es reichte einfach nicht. Dazu traf er sie zu wenig um ordentlich zu schaden. Und Caim wusste das es langsam mal enden sollte. Nier schien auch etwas schwächer zu werden, denn er flog etwas langsamer und weniger geschmeidig. Die Wunde machte ihm doch zu schaffen, auch wenn sie sich bereits regenerierte. Das schien auch Kraft zu kosten. Seine Regeneration war also nicht unfehlbar. Sie hatte auch ihre Macken. Es musste eine Lösung her…Und er wusste auch schon welche. So machte er etwas komplett Verrücktes. Er zog die Machete von seinem Bund und hielt sie in der rechten Hand, während er sich mit der Linken weiter im Fell festkrallte. Dann sprach er: „Ich hab nen Plan.“ Nier sah auf und lauschte. „Hm? Welchen?“ „Es kling komplett bescheuert und komplett verrückt aber du musst mir nun einfach vertrauen Nier. Wenn wir so weiter machen wirst auch du irgendwann keine Kraft mehr haben, daher müssen wir es drauf ankommen lassen.“ „Worauf ankommen lassen?“ Caim zögerte kurz und antwortete: „Lass sie kommen. Geh mit ihr direkt auf Kollisionskurs.“ Nier sah kurz zu ihm hinter und sprach erschrocken: „Was?! Aber damit bringe ich dich doch in Gefahr!“ „Du musst mir vertrauen Nier! Drossel dein Tempo und gewähre ihr sich wenden zu können. Wenn sie dann auf uns zufliegt, mach das Selbe und geh voll dagegen! Sobald du in sie geknallt bist, verkeilst du dich in ihr und ich gebe ihr den Rest!“ „Wie denn?! Nicht mal mein Feuer konnte sie bisher töten!“ Caim sah zu Furiae vor… „Sie war mal ein Mensch. Sie muss essen und trinken, was bedeutet sie hat einen Kreislauf und ein schlagendes Herz. Wenn ich nah genug an ihr dran bin, kann ich mit der Machete ihr Herz durchbohren!“ „Caim das ist Wahnsinn! Das ist zu gefährlich!“ „Es ist unsere einzige Chance! Du musst mir vertrauen!“ Es ging Nier nicht um das Vertrauen. Er vertraute ihm…aber er wollte nicht das Caim der Eine war der seine Schwester umbrachte. Das war eine Bürde die Nier ihm nicht aufbürden wollte. Er könnte Yonah auch nicht töten wenn es sie gewesen wäre. Doch er sah etwas in Caim seinen Augen, als er kurz zu ihm hinter sah…Es war Entschlossenheit. Dieser Mann war entschlossen seine Schwester zu Ruhe zu betten. Es war seine Aufgabe…weil er es verbockt hatte. So stimmte ihm der Drache wiederwillig mit einem Nicken zu und sprach: „Ich werde es noch bereuen auf einen Mann gehört zu haben der nicht mal Tod noch Teufel fürchtet.“ Caim grinste. Das nahm er definitiv als Kompliment entgegen. Und dennoch spürte er danach das Nier leicht zitterte im Flug. Er war sich unsicher und schien Angst zu haben. Doch das musste er nicht, denn es musste einfach klappen. Es würde klappen. Also schnaufte er und tat etwas Ungewöhnliches. Er ließ das Fell im Flug los und streichelte mit der freien Hand über die rechte Seite von Nier seinem Hals, der das sofort spürte und leicht erschrak. Was machte er da? Er…schenkte ihm Sicherheit? Streichelte er ihn deshalb? Es fühlte sich so schön an. Er genoss es. Und dann sprach Caim zu ihm dabei vor: „Es ist okay. Vertrau mir…Und jetzt hol sie dir!!“ Dann fasste er wieder das Fell und Nier drosselte wie auf Kommando sein Tempo. Er ließ Furiae etwas Abstand und sie konnte sich wenden. Schrie dabei und steuerte dann genau auf ihn zu. Sie wollte ihn rammen, das war perfekt und somit machte sich auch Nier bereit und gab Tempo nach vorne. Er brüllte ein wildes Drachengebrüll und war entschlossen zu gewinnen. Caim gab ihm den Mut und war bei ihm. Und kurz darauf krachte es. Sie prallten zusammen und beide Titanen krischen und brüllten dabei in der Luft. Caim konnte sich durch den Aufprall gerade noch halten und verzog den Mund dabei zu seinem Knurren. Der Druck war immens gewesen. Und dann sah er wie Nier sich neben Furiaes Kopf rechts in die Schulte verbiss. Blut spritze und seine Monsterschwester krisch dabei, fuchtelte mit ihren Flügeln und peitschte mit dem Schwanz gegen den des Drachen. Nier ging noch mehr auf Sicherheit und krallte sich mit seinem Krallen an den Füßen in die Bauchregion des Monsters. Hatte sie fest im Griff dadurch und weil keiner mehr mit den Flügeln schlug begann der freie Fall nach unten. Caim kletterte dabei etwas an Nier hoch und kam auf dessen linke Schulter. Er war auf der Höhe von Furiae ihrer Brust und sah sie noch mal an. Sah wie sie krisch und ihr unmenschliches Maul weit aufgerissen hatte. Allein dadurch wusste er…dass es das Richtige war. So biss er die Zähne traurig zusammen und holte mit der Machete aus. Und kurz danach glitt sie in die zarte Haut der Brust und verfehlte nicht ihr Ziel. Und dann wurde es still. Sie schrie nicht mehr, als hätte es ihr die Sprache verschlagen. Caim hörte ein Herz vor sich schlagen, das immer langsamer wurde. Sie starb. Er sah zu seiner Schwester, die den Blick zu ihm gewandt hatte und sprach mit leichten Tränen in seinen Augen zu ihr: „Es tut mit leid…Schwester.“ Kaum als die Klinge die Brust verlassen hatte und Nier keine Gegenwehr mehr spürte ließ er den Nacken und die Schulter in seinem Maul los. Es war vorbei…Doch dem war nicht so. Furiae holte mit dem Stachel ihres Schwanzes weit aus und rammte ihn noch mal mit aller Kraft in die untere linke Bauchseite des Drachen, der dann brüllte. Und somit löste er sich komplett von ihr und sie fiel. Nier hielt sich noch schwach in der Luft und sah unter sich. Genau wie Caim. Sie sahen wie der Engel vom Himmel viel und einfach nichts mehr tat. Langsam aber sicher sich dem Boden näherte. Bis es einen gewaltigen Schlag gab und sie auf einem Arbeitskran der Baustelle nebendran donnerte. Der Druck riss diesen auch noch nach unten und er stürze mit ihr zusammen nieder. Ein Donnern als beide auf dem Boden ankamen und das nicht weit weg von Inuart und Leonard. Die auch erschrocken hinsahen. Es war vorbei. Sie hatten gewonnen. Der Alptraum war zu Ende. Die ganze Zeit hatten die zwei Junges von unten den Luftkampf beobachtet hatten und nun sahen sie den Kadaver, der wenige Meter auf einem Geröllhaufen lag. Er regte sich nicht mehr. Und Nier schwebte noch mit den Flügeln auf derselben Stelle. Bis er merkte das er schwächer wurde und ebenfalls anfing langsam zu sinken. Da er nicht wusste wie man im Tempo landete machte er das eben so und glitt nach unten. Caim sah zu der Seite des Drachen links von sich. Er sah die Wunde und das Blut. Sie hatte ihn noch böse erwischt beim Abgang. So das er zu dem Kopf sah und fragte: „Geht es?“ Nier nickte schwach und sprach: „Wenn ich am Boden bin…geht es mir bestimmt besser…Das war genug Fliegen für eine Woche.“ Caim musste bei der Antwort schmunzeln. Er war…unglaublich stolz auf Nier. So stolz wie noch nie zuvor. Heute hatte er mehrmals gezeigt, dass ein Drache in ihm schlummerte. Und ein verdammt zäher und hübscher noch dazu. Einer der das Herz am rechten Fleck hatte. Und so wie er nun war, verglich Caim ihn mit den Drachen aus den alten Büchern und Märchen. Ein Kämpfer und ein Beschützer. Es gab nicht mehr viel Unterschied… Und endlich landete Nier nicht weit weg von dem Kadaver neben dem Geröllhaufen. Caim stieg ab und war noch nie so froh wieder Boden unter den Füßen zu haben wie in dem Moment. Er warf die Klinge neben sich auf den Boden und sah auch schon wie Inuart und Leonard zu ihnen gerannt kamen. Inuart steckte die Waffe auf den Rücken und drückte Caim erst mal fest. War so froh ihn zu sehen. Dann ließ er wieder ab und sprach: „Geht es dir gut alter?“ Caim nickte und nahm die Ohrstöpsel raus. Warf sie weg denn sie wurden nicht mehr gebraucht. „Wäre eng geworden wenn es noch ein Monster von der Sorte gäbe.“ Kam es lässig und Inuart wusste dadurch das alles okay war. Leonard dagegen sah zu Nier in seiner Drachengestalt hoch und der zu ihm runter. Noch atmete er schwer wegen der Wunde, aber sie heilte bereits wieder ab. Und kurz darauf ging der Blonde auf die Knie, faltete die Hände, senkte sein Haupt und fing an zu beten. Er betete den Drachen vor sich an und Nier schüttelte nur den Kopf, sprach dann per Telepathie zu ihm: „Das ist nicht nötig. Ich bin kein heiliger Drache oder so.“ Leonard sah bei der Stimme verwirrt zu ihm auf und wurde dann Zeuge wie Nier sich im hellen Licht wieder in seine menschliche Gestalt zurückverwandelte. Es stand wieder der zarte Junge vor ihm, dem er das Leben gerettet hatte und lächelte ihn an. Seine Kleidung war wieder ganz und seine Wunden verheilt. Dennoch stand er etwas schlaffer da und hielt sich die vorher noch gestochene Wunde am Bauch mit einer Hand. Dann sprach er: „Ich bin nur ein Junge. Mehr nicht.“ Doch Leonard sah ihn glücklich an und fing wieder an zu beten. Weinte sogar dabei. Ein Traum von ihm war in Erfüllung gegangen…Er durfte einen Drachen sehen. Und er hatte ihn sogar gerettet. Die Legenden waren wahr. Er hatte nie daran gezweifelt und immer gehofft. Doch etwas rüttelte hinter ihnen im Geröll und alle sahen erschrocken hin. Caim fasste sich sofort wieder die Machete vom Boden und stellte sich schützend vor alle. Nier war direkt hinter ihm. Und dann lief der Braunhaarige nach vorne. Dicht gefolgt von seinem Drachen. Inuart blieb bei Leonard und zückte auch wieder die Waffe. Er traute sich nicht an die Bestie ran…und vielleicht war es auch besser so. Denn so würde er niemals die traurige Wahrheit erfahren. Caim und Nier kamen nebeneinander bei Furiae an, die am Boden und auf dem Bauch lag. Sie sah zu ihnen hoch und man merkte das sie am sterben war. Ihr Herz schlug sehr langsam und es wurde immer weniger. Caim musste sich die Tränen unterdrücken und sah sie nur an. Sie hatte das nicht verdient. So legte er die Klinge auf den Boden und kam an ihren Kopf. Kniete sich hin und strich ihr über den Pony und die Stirn. Sah sie traurig dabei an und sie öffnete die Augen und sah zu ihm hoch. Zum ersten Mal sah sie nicht wirr mit den Augen. Sie war klar im Kopf. Sie sah ihn an. Und dann sprach der Ältere zu seiner kleinen Schwester: „Ich wusste das du es bist…Es tut mir leid Schwester. Ich wollte dir immer sagen wie sehr es mir leid tut dass ich an dem Tag nicht bei dir war. Du hast das alles nicht verdient. Aber nun ist es okay. Du kannst ruhen. Du kannst den Frieden finden den du verdient hast kleine Schwester. Aber ich kann noch nicht folgen. Ich…ich habe hier noch Menschen die mich brauchen.“ Nier sah ihm in den Rücken und verzog auch das Gesicht traurig. Und er wollte Caim das nicht alleine durchstehen lassen, also kam er links neben ihn und kniete sich an auch den großen Kopf von Furiae. Er lächelte zu ihr runter und sprach sanft: „Ich passe auf ihn auf. Das verspreche ich dir. Du kannst gehen Furiae.“ Sie sah doch tatsächlich kurz zu ihm rüber und dann wieder zu ihrem Bruder…der weinte. Zum ersten Mal sah sie ihren Bruder weinen. Und so auch Nier, der selber die Tränen nicht mehr halten konnte bei dem Anblick. Doch Caim strich weiter über ihre Stirn. Er blieb bei ihr, bis sie gegangen war. Das war alles was er noch für sie tun konnte. Ihr Geborgenheit geben und sich verabschieden. Und sie sah ihn weiter an. Erinnerte sich an alles was sie mit ihm erlebt hatte. Sah ihr Leben an ihr vorbei ziehen. Und all das Glück was sie durch ihn erlebt hatte. Sie sah ihn als Kind zu ihr lachen… Und dann hob sie leicht ihren linken Flügel und näher an ihren Bruder dran. Offenbarte ihm etwas was er nicht gesehen hatte. Was sie ihm schenken wollte. Und er sah eine weiße Blume zwischen ihren Federn stecken, welche er langsam annahm und verwirrt ansah. Er kannte diese Blume nicht. Aber er wusste was sie bedeutete. Es war wie in ihrer Kindheit. Sie war gefallen. Aber dieses Mal reichte sie ihm eine Blume und nicht er ihr. Er weinte einfach weiter und sah zu ihr runter. Die unnatürliche Blume in der Hand und hörte wie ihr Herz aufhörte zu schlagen. Und dann war es vorbei. Sie war weg. Sie war frei. Und sie war glücklicher als je zuvor. Ihrem Bruder würde es gut gehen…Denn er hatte einen wundervollen Partner gefunden. Caim konnte den Schmerz nicht beschreiben der sein Herz gerade zerriss und er weinte einfach nur noch und kniete dort elendig im Dreck. Er konnte es nicht stoppen. Und Nier sah ihn an. Es tat ihm so weh ihn so zu sehen und er wusste nicht wie es ihm nun gehen musste. Aber er wusste was er zu tun hatte und was ihn vielleicht aufmuntern würde. So fasste er sanft mit der rechten Hand nach der Blume in Caim seinen Händen und zog diese sacht heraus. Was den Älteren weckte und er links zu Nier sah…gerade noch rechtzeitig als dieser ihm die Blume sacht ins Haar steckte und sanft lächelte. Traurig lächelte und zu dem erstarrten Caim sprach: „Sie hat dich geliebt. Selbst als Monster hast sie dich noch erkannt und geliebt. Aber es ist okay. Nicht nur sie ist nun frei…sondern auch du. Du bist frei Caim…“ Er war frei von seiner Last und sah Nier nur an. Dieser Junge…ohne ihn wäre alles nicht passiert. Ohne ihn wäre er nie in diese Schlucht gefallen, hätte nie Leonard getroffen und wäre nie seiner Monsterschwester über den Weg gelaufen. Und er…war noch nie dankbarer dafür in seinem Leben gewesen. So schnellte er vor und umarmte Nier, der einfach nur erschrocken da saß und dann auch gleich die Augen schloss und sich zurück an ihn drückte. Ihm dabei über den Rücken rieb. Und Caim wusste was er zu sagen hatte. Es war schon lange überfällig. So sprach er, während sich neben ihnen der Körper seiner toten Schwester in Asche auflöste, Worte die Nier niemals vergessen würde und tief in sein Herz schloss. „Ich danke dir…Nier.“ Denn ohne ihn…hätte er niemals die ungewöhnliche Gelegenheit bekommen sich bei seiner Schwester entschuldigen zu können. Und er hätte sich niemals von den Ketten reißen können, die sein Herz umschlossen hatten. Nach Jahren…konnte Caim endlich wieder frei atmen und bekam Luft. Und das hatte er nur diesem Jungen zu verdanken, der so anders war als alle anderen. Und den er… sehr zu schätzen gelernt hatte. Zum ersten Mal…war er froh Nier bei sich zu haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)