Dragonblood von Hera_Tenebrae89 (Bound by fate, cursed by blood) ================================================================================ Kapitel 5: Break Time --------------------- Bereits früh am Morgen fingen sie an ihre Sachen zu packen. Inuart war es noch immer sehr unangenehm gewesen das er mit Yonah einfach eingepennt war. Zu Recht hatte ihm Caim danach den Kopf gewaschen und ordentlich zur Schnecke gemacht. Sowas ging einfach überhaupt nicht. Aber woher kam das so plötzlich? Das war ihm noch nie passiert. Vermutlich lag es an dem stressigen Tag das sie so müde waren. Yonah war eh wegen ihrer noch kurierenden Krankheit außen vor, aber er war gestresst und fertig gewesen von diesem Ansturm der Legion Horde. Immerhin passierte so ein Ereignis nicht jeden Tag. Doch egal was der Grund auch war, dass durfte nicht noch mal passieren. Bis auf Caim, der oben schmiere stand, waren alle unten im Keller und packten ihr sieben Sachen. Oder eher mehr die Sachen von Caim und Inuart die sie in all den Jahren gefunden hatten und die sich als nützlich erwiesen. Das Meiste davon war natürlich Proviant und Medizin. Hier konnten sie nicht mehr bleiben. Nier hatte volle Arbeit geleistet und den Laden über ihnen gut zerkleinert und ihn leider dadurch offen für Angriffe gelegt. Genau deshalb mussten sie sich was Neues suchen. Inuart war ihm aber nicht böse deswegen. Es wirkte für ihn wie ein Neuanfang, der dringend nötig gewesen war. Vielleicht fanden sie neue Orte und Möglichkeiten dadurch und davon war er ein riesen Fan. Er hasste es immer das Selbe zu tun, auch wenn es sicher war. Man sah es ihm nicht an, aber er war der Abenteuerlustige von ihnen beiden. Caim wollte nur stur überleben, aber Inuart wolle erleben. Deswegen war das alles eine willkommende Abwechslung für ihn. Und während er die großen Dinge wie: Schlafsäcke und kleine Gerätschaften einpackte und in einen großen Rucksack zum Wandern verstaute, kümmerten sich Nier und Yonah um kleine Sachen wie: Essen, Medizin und Hygieneartikel. Doch während Yonah alles fröhlich, gestärkter und wesentlich besser einpackte als noch vor Tagen, sah Nier nicht so fit aus. Er wirkte nicht wie das blühende Leben. Er war sehr langsam und wirkte so abwesend wie schon lange nicht mehr, wodurch es kam das sich seine kleine Schwester um ihn sorgte. Ob er sich noch immer Vorwürfe machte? Wegen der Sache mit der Horde? Es war doch alles gut gewesen und jeder hatte es überstanden. Er hatte sie doch alle gerettet, auch wenn er sich eigentlich nicht mehr verwandeln sollte. Also warum machte er sich solche Gedanken? Sie sah zu ihm rüber und schaute zu wie er langsam Essen in einen Rucksack packte. Sein Blick war schwach und er schien definitiv nicht bei der Sache zu sein, denn er warf einfach nur in den Sack ohne zu sortieren. Er war definitiv sehr weit weg mit seinen Gedanken. So das Yonah seufzte und zu ihm rüber kam. Sie kniete sich neben ihn und nahm ihm den Rucksack weg. Das ließ ihn auf blinzeln und er sah verwirrt zu ihr. Sie lächelte nur und räumte wieder alles aus. Sprach danach: „Du musst das schon richtig machen Dummerchen. So verschwenden wir doch nur Platz. Das weist du doch.“ Sie sagte das alles sehr lieb und süß, aber Nier nickte und wusste das es doof von ihm gewesen war. Sie wusste es…sonst würde sie das nicht gerade tun. Sie wusste dass es ihm schlecht ging. Und er wusste dass er sich mit dem schlampigen Einräumen verraten hatte…aber er konnte sich einfach nicht konzentrieren. Er seufzte und sprach dann schwach lächelnd: „Hast ja Recht Yonah.“ Dann nahm er ihr wieder den Rucksack weg und sortierte langsam und richtig ein, um Platz zu sparen natürlich. Sie sah ihn dabei an. Leicht traurig. Sie wusste ihn bedrückte was. Aber sollte sie ihn einfach so fragen? Sorgen machte sie sich ja schon…Sie musste schließlich einfach. „Über was machst du dir Gedanken?“ Er sah sie dennoch überrascht an. Wie…? Das kam sehr direkt von ihr. Aber dann schnaufte er etwas erleichtert und lächelte schwach auf den Rucksack unter sich, den er auch aufgehört hatte einzuräumen in jener Sekunde. Ihr konnte er einfach nichts vormachen, was? Und sie loswerden in der Hinsicht auch nicht. Sie würde weiter nachfragen, besonders wenn sie mal angefangen hatte. Dann schüttelte er sanft den Kopf und antwortete: „Ist das so offensichtlich?“ Sie lächelte ihn kurz an. „Du bist nicht sonderlich gut darin es zu verbergen Nier.“ Das hatte sie schon mal zu ihm gesagt. Er biss sich leicht innerlich deswegen in den Hintern. Warum bekam er das nicht in den Griff? Er musste echt daran arbeiten. Aber da die Sache nun so offensichtlich war…was sollte er ihr sagen? Die Wahrheit? Sollte er ihr sagen dass ein tyrannischer Psychopath sie als Geisel genommen hatte und sie töten würden wenn er ihm nicht gehorchte? Nein, nein das konnte er nicht. Sie würde schreckliche Angst bekommen und sich Vorwürfe machen. Und er dann auch weil er sie in Angst versetzt hatte. Aber er konnte sie auch nicht wirklich anlügen. Er wollte es auch nicht. Yonah war für ihn alles. Er liebte dieses Mädchen als wäre sie wirklich seine Schwester. Nie wollte er sie bewusst anlügen…Aber hatte er nun eine Wahl? Eigentlich hatte er die. Man hatte immer eine Wahl. Und er entschied sich schließlich für eine… „Was ist denn los?“ Fragte sie ihn erneut und dieses Mal klang es etwas traurig, so dass er wieder zu ihr sah. Ihr in das Gesicht sah das traurig war. Nein. Er wollte sie so nicht sehen. Also lächelte er schnell, wenn auch leicht aufgesetzt und sprach: „Ich mache mir Sorgen was heute auf uns zukommen könnte. Ich meine wir gehen da raus und suchen für uns alle ein neues Versteck. Wer weis wem wir alles begegnen werden? Mir ist klar geworden das ich heute erneut wieder die Ohren spitzen muss um dich zu beschützen Yonah. Ich möchte nicht wieder in eine Horde laufen, verstehst du?“ Es tat ihm weh. Er log sie bewusst an, auch wenn es nur eine halbe Lüge war. Er sorgte sich wirklich um das was er eben gesagt hatte. Aber eigentlich Sorgte ihn das Thema mit Caim. Es zerriss ihn innerlich. Er wollte kein Haustier für dieses Monster sein. Und erst reicht kein dressierter Killerwachund in Form eines Drachen! Und noch dazu kam: das er sich nicht kontrollieren konnte! Was sollte er tun? Was sollte er tun wenn Caim von ihm verlange zu kämpfen und er sich nicht verwandeln konnte?! Oder wenn er es nicht schafft die Kontrolle in seiner anderen Gestalt zu behalten?! Was würde dann aus Yonah werden?! Caim würde sie umbringen wenn er nicht…! Sanft fühlte er wie seine rechte Hand gefasst wurde und er erwachte aus seinen Angstvisionen. So sah er zu seiner Hand und sah die zarte, leicht kleinere von Yonah auf seiner liegen. Wodurch er dann aufsah und ihr ins Gesicht. Sie lächelte ihn hoffnungsvoll an und legte den Kopf etwas schief. Allein damit schaffte sie es schon ihn aufzumuntern. Und dann erst recht mit ihren Worten: „Es wird alles gut werden. Das sagst du doch auch immer zu mir. Ich denke dass alles aus einem bestimmten Grund passiert. Und ich denke es war Schicksal das wir Caim und Inuart getroffen haben. Ich fühle mich seit langem wieder mal wie in einer Familie. Ich bin die kleine Schwester und habe einen tollen, großen, gutherzigen Bruder. Inuart ist wie eine liebevolle Mama, mit der ich über alles reden kann. Und noch oben drauf bekam ich einen grummeligen und strengen Papa, hehe.“ Damit meinte sie offensichtlich Caim. Obwohl Nier ihn eher als Psychopath mit Aggressionspotenzial sah. Sie hatte offenbar echt Gefallen daran gefunden. Yonah war schon immer ein sehr familienbezogener Mensch gewesen. Schon als er sie kennenlernte. Sie sprach oft von ihren verstorbenen Eltern. Egal wie sehr es weh tat. Allein der Gedanke an die Vergangenheit erhellte sie. Das sie jetzt so empfand war nicht ungewöhnlich. Das war es was sie sich immer wieder gewünscht hatte. Wenn er ihr doch nur die Wahrheit sagen könnte… Sie fasste seine Hand etwas stärker. „Und ich bin mir sicher auch dir würde es besser gehen wenn du allem eine Chance gibst und daraus versuchst das Beste zu machen.“ „Es ist nicht das ich es nicht versuche Yonah, aber…“ „Ich denke er mag dich sehr.“ Verwirrt sah er sie an. „Wer?“ Sie lächelte. „Na Caim. Ich denke er mag dich sehr.“ Als sie das sagte musste er sich ein Lachen verkneifen. Ein verzweifeltes Lachen. Das war so weit von der Realität entfernt, man konnte nur verzweifelt darüber lachen und den Kopf schütteln. Caim und ihn mögen? Eher fällt morgen ein Meteorit vom Himmel und schlägt genau über ihnen ein. Oder die Erde hörte auf sich zu drehen. Das war so absurd. Er schüttelte auch den Kopf schließlich und sah von ihr weg. Runter auf den Rucksack vor ihm. „Nein das tut er nicht Yonah. Davon bin ich überzeugt.“ „Woher weist du das?“ „Ich weis es einfach, okay?“ „Ich denke nicht. Er mag dich ganz bestimmt. Ihr seit euch so ähnlich und ich denke ihr würdet euch besser verstehen wenn ihr dem eine Chance geben würdet.“ Er sah wieder zu ihr. Wäre wirklich so, wenn der eine einem nicht aus heiterem Himmel mit dem Tod der geliebten Schwester drohen würde! Und einem wörtlich sagt: dass er nur einen Bluthund will! Allein wenn er nur daran dachte wurde er wieder sauer! Aber er riss sich zusammen und sprach: „Wir sind uns überhaupt nicht ähnlich Yonah. Und das tut auch nichts zur Sache. Er mag mich nicht und ich mag ihn nicht. Was auch okay ist, immerhin muss ich ihn ja nicht heiraten oder so. Ich kümmere mich nur um dich und wenn es hilft hier bei ihnen zu bleiben, dann werde ich wohl in den sauren Apfel beißen müssen.“ „Also…bleiben wir bei ihnen?“ Fragte sie vorsichtig und ihm viel es unglaublich schwer zu antworten: „Ich…denke fürs Erste ist das okay…“ Sie sah ihn erstaunt an und Nier sah wie sich ihre Mimik immer mehr aufhellte und sie ein strahlendes Lächeln am Ende aufgelegt hatte, als sie dann sprach: „Wirklich?! Wir bleiben bei ihnen?! Danke! Danke das freut mich sehr!“ Und dann sprang sie an ihn dran und umarmte ihn stürmisch um den Hals. Er lief kurz rot an und lächelte schließlich. Drückte sie sogar zurück. Er konnte einfach nichts anders. Er liebte es wenn sie so lächelte und glücklich war. Sie war es so selten…Aber dann drückte er sie wieder von sich weg und sagte zu ihr, während er sie noch an den Oberarmen gepackt hatte: „Du musst mir nur versprechen schnell wieder gesund zu werden. Das ist alles was ich möchte. Okay Yonah?“ Sie nickte schnell und hecktisch mit dem Kopf auf und ab. Sie wirkte als hätte sie einen Zuckerschock erlitten, dabei waren es nur Glückshormone. Aber beides erzielte die selbe Wirkung wie es aussah. Sie war aufgebracht vor Freunde und hyperaktiv. Weshalb sie auch gleich auf sprang und sprach: „Ich helfe jetzt Inuart, ja? Ich freue mich so sehr! Ich sage ihm gleich das wir bleiben!“ Aber nicht für lange Yonah! Schoss es ihm durch den Kopf, aber er brachte diese Worte einfach nicht heraus. Er konnte nicht. Wollte ihr nicht die Laune verderben. Und so schnaufte er und räumte weiter den Rucksack ein. Derweil schossen ihm die Worte der Kleinen durch den Kopf. Er musste schmunzeln. Heh, er mochte ihn was? Kompletter Blödsinn. Alles was Caim an ihm mochte war dass er einen Drachen an der Leine hatte und den auf andere hetzten könnte. Es war so schäbig. Und er musste da mitmachen. Innerlich zerriss ihn das. Man sah es ihm vielleicht nicht an, aber Nier war fast ein Pazifist. Er kämpfe sehr selten und wirklich nur dann wenn es absolut nötig war. Wenn man in der Klemme steckte oder so. Was komisch war denn das biss sich mit seiner anderen Natur…Mit der die er als Drache an den Tag legte. In dieser Gestalt spürte er es. Es war wie ein Rausch. Es gefiel ihm Dampf abzulassen und zu kämpfen. Er genoss es Legion in Stücke zu reißen. Und genau das machte ihm Angst. Da war etwas in ihm…etwas was er nicht kannte. Eine andere Seite die er nicht kannte. Die wild und bösartig zu sein schien. Etwas was er nicht war. Und diese Seite wollte sich Caim zu Nutze machen. Er war so widerlich. Aber Nier würde schon einen Weg finden da raus zu kommen. Und dann konnte sich der Kerl auf was gefasst machen. Dann konnte es echt passieren…das er es genießen würde ihn zu töten. Es schmerzte noch immer. Schwer auf den Beinen schleppte sich der Junge über den Marktplatz einer alten Stadt. Die letzte Arbeit hatte doch mehr Kraft und Anstrengung gekostet als er es sich vorstellen konnte. Es war nicht unüblich das er öfters in die Burgstadt ging um dort nach Arbeit zu fragen, denn immerhin musste von irgendwo ja das Gold kommen um Essen zu kaufen. Also nahm er jeden Job an den er bekommen konnte. Und das war für einen Jungen von seiner Statue nicht immer einfach. Viele Arbeiten, besonders welche für kräftige Männer, konnte er nicht erledigen. Er bekam nicht mal die Chance dazu. Also nahm er alles andere was sich anbot. Es war von leichter Feldarbeit, bis zu Babysitten, bis hin zum Warenverkauft für einige Stunden, oder sogar Blumen pflücken. Er war zu einem Mädchen für alles geworden. Und viele der Arbeiten machten ihm auch Spaß. Er genoss es mit Menschen zu arbeiten und zu helfen. Zu wissen das sie glücklich waren wenn er half und das er auch dafür etwas Gold bekam. So funktionierte Arbeit. Und ganz selten bekam er dann auch mal kniffligere Aufgaben. Eine hatte er so eben erledigt gehabt. Und das war Jagen. Er war seit Stunden draußen im naheliegenden Wald unterwegs gewesen und hatte ein Reh verfolgt und erlegt. Dieses schleppte er eben noch zum Metzger und bekam dafür sein Gold. Aber es ist etwas passiert, womit er nicht gerechnet hatte…er lief einer kleinen Gruppe von Räubern über den Weg. Sie hatten ihn umstellt und wollten ihm sein Reh wegnehmen. Sich sogar noch danach an ihm vergehen. Sowas war nicht unüblich. Doch geschickt und ausdauernd wie er war hatte er sie überlistet und bezwungen. Mit seinem Schwert hatte er sie niedergestreckt. Er mochte es nicht Menschen zu töten, weil er ja selber eigentlich Menschen mochte, aber diese ließen ihm keine andere Wahl. Es waren schlimme Zeiten geworden. Und in diesen Zeiten wurde ihm bewusst…wie ähnlich es sich doch anfühlte Menschen und Tiere zu töten. Es war fast das Selbe… Seit das Imperium von A nach B zog und dabei Blut vergoss waren die Menschen misstrauischer und ebenfalls böser geworden. Es gab selten Städte die noch nicht betroffen waren. Es war wie eine Krankheit die sich über das Land Midgard ausbreitete. Und es wurde dadurch auch schwerer Arbeit zu finden. So hatte er das Reh abgeliefert, aber für einen weiteren Preis als nur Gold. Er war verletzt worden. Es war nicht schlimm und nicht tief, aber er hatte sich im Kampf mit den Räubern verletzt. Eine kleine Wunde klaffte an der linken, unteren Seite seines Torsos, in der Höhe des Bauchs. Inzwischen blutete es auch nicht mehr, aber es schmerzte noch etwas. Ein Pfeil hatte ihn dort erwischt. Er konnte von Glück reden dass es der Pfeil von Räubern war. Diese waren in der Regel nur gespitzte Stöcke und keine Pfeile an deren eisernen Spitze sich Harken befanden und die sich dann in der Wunde festkrallten. Was bedeutet er konnte den Pfeil einfach rausziehen. Glück im Unglück und noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen, würde man sagen. Doch von dem Gold konnte er sich nun Medizin kaufen gehen, damit sich die Wunde nicht entzünden würde. Was bedeutete: er war wieder bei Null angekommen. Und was auch hieß: Er brauchte wieder einen Job. Und das obwohl er verletzt war, denn sonst gab es kein Abendessen. So lief er zum nächsten Heiler und kaufte sich dort einen kleinen Sack, handgroß, voll mit Kräutern gegen die Entzündung die auf jeden Fall kommen würde. Als er wieder aus dem Laden kam und den Sack rechts an seinen Gürtel band, sah er wie ein kleines Mädchen über den Platz vor ihm rannte und um Hilfe bat. Sie war vielleicht gerade mal 7 Jahre oder so, aber keiner schenkte ihr Gehör. Das passierte auch immer öfter: die Menschen ignorierten sich. Aber er war nicht so. So lief er auf das kleine Mädchen zu. Sie war nicht mal ärmlich gekleidet in einem rosa Kleid und mit ihren langen braunen Haaren die schön geflochten im Wind wehten. Sie kam aus einem reichen Haus, keine Frage. Als er zu ihr kam, sah sie ihn verwirrt an. War offenbar verwundert das man auf sie reagierte und so fragte er sie lieb: „Hey. Alles okay? Kann man dir helfen?“ Sie sah ihn an. Ihr Blick hing erst etwas an seiner Wunde im Bauch, aber dann sah sie wieder hoch und sprach panisch: „Es geht um Fluffy! Meine kleine Fluffy ist den Hang am Fluss runter gerutscht und jetzt kommt sie nicht mehr hoch! Ich habe Angst sie zu holen weil es so tief ist! Und ich kann nicht schwimmen! Aber keiner will meiner Fluffy helfen!“ Der Junge lächelte. Ja das mit dem Schwimmen war auch so ne Sache bei ihm. Er hatte es auch nie gelernt und mied es wie der Teufel das Weihwasser. „Ich helfe ihr gerne. Wo genau ist das denn? Kannst du mich hinbringen? Dann hole ich sie wieder hoch.“ Sie lächelte ihn strahlend an und weinte dabei. „Danke! Oh vielen Dank! Komm hier lang!“ Und so führte sie ihn raus aus der Stadt und nicht weit entfernt zu dem Fluss in der Nähe. Und er verstand auch schon bald das Problem. Der Fluss lag etwas weiter unten in einer Schlucht. Und er hatte eine reißende Strömung. Sie brachte ihn aber an einen Hang der nicht gleich eine Schlucht war, also niedriger und dort sah er dann runter. Sie zeigte hin und sprach: „Da! Da ist sie! Kannst du ihr helfen? Bitte! Meine arme Fluffy!“ Er sah runter und erkannte Fluffy. Er musste etwas schmunzeln. Er dachte an einen Hund oder eine Katze, aber was er da sah…war ein kleines, gelbes, flauschiges Küken. Unfassbar. Ein kleines, gelbes Küken hopste am Hang herum und kam nicht mehr rauf. Schon etwas witzig. Und hinter dem Tier die brausende Strömung nur einige Zentimeter vom Boden entfernt. Es piepste laut und immer wieder panisch. Der Junge sah beruhigend zu dem Mädchen und sprach: „Ich bin gleich wieder da.“ Und dann machte er sich an den Abstieg. Es war nicht mal schwer, auch wenn seine Wunde ihn leicht behinderte und ärgerte dabei. Dennoch kam er langsam unten an und fasste sich das kleine Küken. Er stopfte es in seine Hosentasche, aus der es weiter piepte und machte sich dann wieder auf den Weg nach oben, was etwas anstrengender war. Es ergab Sinn warum ihr keiner half. Keiner wollte ein Küken retten und sich einer Gefahr deswegen aussetzten. Und das sie nicht kletterte war auch verständlich. Sie kam aus reichem Haus. Wusste sicherlich nicht mal wie man richtig kletterte und trug ein unpassendes Kleid dafür. Sie war also aufgeschmissen alleine. Aber das war schon okay. Er hatte ja das Problem gelöst. Und so kam er wieder oben an und lächelte. Langsam zog er das Küken aus seiner Hosentasche und reichte es mit beiden Händen dem Mädchen. Es piepte laut dabei und hüpfte als würde e sich freuen seine Mama wieder zu sehen. „Hier. Alles okay.“ Sagte der Junge und das Mädchen nahm ihm das Küken ab und hielt es ebenfalls in den Händen. Sie lächelte ihn weinend an und sprach überglücklich: „Oh danke! Wie kann ich dir nur danken? Du bist so lieb!“ Aber er schüttelte den Kopf und winkte ab. „Alles okay. Kommt gut nachhause und passt auf euch auf.“ Und so nickte das Mädchen und rannte wieder zurück zur Burgstadt. Er sah ihr noch kurz nach. Schnaufte. Er hätte sie um Gold beten können. Davon hatten sie bestimmt eine Menge. Aber das war nicht seine Art. Dieses kleine Mädchen brauchte Hilfe und er würde sie nicht für sowas ausnehmen. Vor allem nicht ein unwissendes Kind weil es sein Küken verloren hatte. Da war er einfach zu gut für. Schmerzhaft fasste er sich an seine Wunde und sah hin. Sie blutete wieder leicht. Hatte sie sich beim Klettern wohl aufgerissen. Aber es war nicht viel. Es war okay. Und er hatte heute noch einiges zu tun. Die Wunde musste also warten. Und so lief er wieder in die Stadt und überlegte wo er noch Gold auftreiben könnte. Die meisten Menschen lehnten ihn aber kurz darauf schon ab. Egal wen er fragte. Und er wusste auch warum…Sie sahen seine Wunde. Sie wollten dass der Job schnell und effizient erledigt wurde und nicht von einem Verletzten der Zeit brauchte und dadurch verhindert wurde. Es war nervig und ärgerte ihn. Und während er da auf dem großen Platz stand…kam ihm eine Idee. Er hatte dies schon mal gemacht und hatte sich geschworen dies nie mehr zu tun. Aber hatte er eine Wahl? Diese Menschen…waren rücksichtslos. Sie würden ihn nicht abweisen, egal wie schwer er verletzt war. Immerhin brauchten sie ihn nicht fit…nur ausdauernd. Und das war etwas was er konnte, auch mit der kleinen Wunde. Und so schluckte er und fing an zu zittern. Wie auf Kommando, wenn er nur daran dachte, schlotterte sein Körper am ganzen Leib. Wollte ihm damit sagen dass er es nicht tu soll. Das er es sich noch mal überlegen sollte. Aber er musste. Er brauchte Gold für Nahrung. Und eigentlich…war es leicht verdientes Gold. Er musste ja nicht viel tun. Also schleppte er sich mit schweren Schritten zu seinem Ziel. Je näher er dem Viertel kam, umso schwerer wurde sein Körper und verkrampfte sich. Musste sich anstrengen seine Füße vom Boden zu erheben. Es fühlte sich an als würde die Erde ihn stärker anziehen. Er wollte nie mehr dort hin. Und als er in die Gasse im Viertel abbog, diese Treppe runter lief und ihr weiter folgte, hatte er das Gefühl er müsste brechen. Es zog seinen Magen nach unten und ihm wurde schlecht. Erinnerungen schossen in ihm hoch und er drückte sie weg. Er konnte sie nicht gebrauchen. Er würde nicht umkehren. Also weg damit. Und so kam er an einer Tür an, klopfte laut gegen das feste Holz und wartete. Nur wenige Minuten danach öffnete sich diese auch schon und ein großer Mann sah ihn verwirrt an. Er spuckte neben sich auf den Boden, eine schwarze Masse und sprach in einer brummigen, tiefen Stimme: „Was?“ Der Junge sah ihn an und sprach kleinlaut: „Ich bin wegen Arbeit hier.“ Der Mann schien nicht zu wissen was das sollte und sprach: „Was willst du? Junge für meine Bar tanzen nur hübsche Mädchen und keine garkeligen Jungs! Mach dich vom Acker bevor ich…!“ „Ich bin nicht deswegen hier.“ Sprach der Junge noch immer kleinlaut und der Mann sah ihn weiter an. Dann schien er zu verstehen und verzog das Gesicht verachtend. Machte ein abfälliges Geräusch und brüllte dann in den Laden hinter: „Hey Belgard! Ich glaube du hast Besuch!“ Und dann stampfte er weg und legte die Sicht frei auf einen schmierigen Laden. Eine Bar in der Männer sangen und halb nackte Frauen für sie tanzten und sie bedienten. Der Junge schluckte bei dem Anblick und blieb an der Stelle verwurzelt stehen. Und dann kam auch schon jemand auf ihn zu. Es war ein normal großer Mann mit langen, blonden Haaren. Er war stark gebaut, aber kein Rüpel, sondern wirkte wie jemand der Klasse hatte. Er schien erfreut zu sein, als er den Jungen an der Tür erkannte und sprach genauso erfreut und mit einer männlichen Stimme zu ihm: „Na sie mal einer an….Hätte nicht gedacht dich mal wieder zu sehen. Das freut mich.“ „Ich bin wegen Arbeit hier…“ Drückte der Junge aus sich heraus. Hörte sich an als würde er gleich ersticken. „Bist du das ja?“ Bekam er als Antwort die sehr erfreut und schmierig klang… Und dann reichte er dem Jungen die Hand und der musste sich stark überwinden diese zu nehmen. Was er dann auch tat und in den Laden förmlich gezerrt wurde. Er fühlte sich so schwer. Und genauso leblos und schlaff ließ er sich willenlos nach oben schleifen. Alles zog in Schemen an ihm vorbei. Er bekam nichts mehr mit. Es war nicht wichtig. Bis er schließlich in einem Zimmer auf einem Bett saß und auf den Boden sah. Dieses Zimmer war mit Kerzenlicht beleuchtet und kein schmuddeliges Zimmer. Es war sauber und frisch. Still saß er da und der Mann kam schließlich neben ihn und setzte sich dazu. Er roch sauber. Aber seine Absichten waren es nicht…Er fummelte an dem hochgesteckten Haar des Jungen herum. Etwas was dieser getan hatte seit er das erste Mal hier war. Seit dem Tag steckte er sich das Haar hoch. Er konnte es nicht ertragen sein eigenes Haar auf den Schultern zu spüren…Nicht mehr. Doch mit einer Handbewegung löste der Mann geschickt das Band und das strahlend schöne, weiße Haar fiel herab und auf die Schultern des wunderschönen Jungen. Der Junge erschauerte dabei vor Angst und Ekel. Aber er konnte nichts tun. Und saß einfach nur weiter da und starrte zittrig auf den Boden, als der Mann zu ihm flüsterte: „Wieso hast du es denn hochgesteckt? So steht es dir doch viel besser. So wunderschönes Haar…Es freut mich das du hier bist…Es freut mich sehr…“ Und mit einem sanften Ruck wurde der Junge nach hinten gedrückt und ergab sich still seinem Gegenüber. Er ließ alles über sich ergehen. Er empfand keinerlei Gefühl dabei. Hatte gelernt das abzuschalten. Egal wie heftig es wurde. Nur Abscheu und Ekel empfand er am Ende gegen sich selbst…Besonders als alles vorbei war und er nackt da lag. Zusammengekauert und leise weinte, während seine Wunde wieder anfing zu bluten. Inuart übernahm die Vorhut und lief mit seiner Karte in den Händen langsam vor allen vorneweg. Es war komisch das man im Jahr 2009 noch mit einer Papierkarte herumlaufen musste. Wäre die Welt nicht vor 5 Jahren untergegangen, wäre es üblicher mit einer Karte auf dem Handy durch die Straßen zu laufen. Da aber die Welt unter gegangen war und es kein Internet oder großartig mehr Strom gab, war er froh diese Karte zu besitzen. Und wären die Umstände nicht so ernst könnte man dies alles für einen kleinen Familienausflug halten. Nier lief nicht weit hinter Inuart mit seiner Schwester und hielt sie an der rechten Hand. Er sah sich aufmerksam um und hielt die Ohren auf nach Legion. Seit sie losgegangen waren war er auf Empfang. Ihr durfte nichts passieren. Um keinen Preis und das nahm er sehr ernst. Caim, zu guter letzt, übernahm die Nachhut. Jeder war mit einem Rucksack ausgestattet und bepackt liefen sich schon seit einer guten Stunde über Stock und Stein. Über zerstörten Asphalt, umgebrochene Strommasten und andere Dinge. Es war früh am Morgen, aber der Himmel war schon hell genug das sich kein Legion mehr großartig draußen aufhielt. Sie neigten ja eher dazu nachts auszuschwärmen. Was also dafür sorgte dass die Gruppe sich auf den Straßen bewegen konnte und sie das Innere von zertrümmerten, oder sogar noch stehenden Gebäuden mieden. Dennoch liefen sie nicht einfach locker über die Straßen, sondern hielten sich eher gedeckt an den Gehwegen und hinter Autos. So stark die Gefahr der Legion auch war, es gab auch noch andere Gefahren die zu beachten und allgegenwärtig waren. Und das waren andere Menschen. Es war nicht unüblich das noch andere Überlebende versuchen würden an Proviant und Munition zu kommen indem sie andere Menschen ausraubten oder gar töten. Jeder war sich selbst der Nächste geworden. Und deshalb drängte Caim auch so darauf einen Drachen an der Leine zu haben. Das war einer seiner Hauptgründe. Das konnte jeder verstehen nur nicht den anderen Grund. Und dieser war: der Geschmack der totalen Macht natürlich. Nier und Yonah hatten in den zwei Jahren Glück nicht großartig Menschen zu begegnen. Bösen zumindest nicht. Sie trafen mal eine Gruppe und mit denen kamen sie auch gut zurecht. Aber diese wurde von Legion überrannt und Nier schaffte sie beide gerade noch so raus. Von da an hielt er es für besser auf sich selbst gestellt zu sein. Er konnte Yonah so besser beschützen. Verließ sich nur auf sich. Das war damals auch das erste Mal das er sich vor ihren Augen verwandelt hatte. Und faszinierender Weise hatte sie auch keine Angst vor ihm gehabt. Sie wollte ihn nie mehr so aggressiv und wütend sehen. Aber Angst hatte sie vor seiner Drachengestalt keine. Sie fand ihn sehr schön in dieser Gestalt. Dennoch bevorzugte sie sein menschliches Aussehen. Nier dagegen war erschrocken von sich gewesen. Er wusste selber nicht das er über diese Fähigkeit verfügte… Sie wanderten eine lange Hauptstraße hinab und Inuart machte plötzlich halt. Er hatte seine Augen noch immer auf die Karte gerichtet und überlegte wo es am sinnvollsten wäre hin zu gehen. Sein schlagartiger Stopp brachte auch die Anderen zum stehen und Yonah sah ihn verwirrt an. Nier dagegen sah sich weiter um. Er behielt ganz genau die Gebäude um sich herum im Auge. Wenn er auch nur eine kleine Bewegung sah schlug er Alarm und würde sich über Yonah werfen! Caim war da etwas lockerer drauf. Aber auch er behielt die Umgebung im Auge. Er war fasziniert wie aufmerksam der Weißhaarige doch war. Instinktiv passte er auf und war wachsam. Das beeindruckte ihn. Und er fragte sich immer wieder woher dieser Junge diese ganzen Fähigkeiten erworben hatte. Dieses wachsame und kämpferische…dass waren Eigenschaften wie sie beim Jagen oder im Kampf gebraucht wurden. Aber ein moderner Japaner hatte sowas in der Regel nicht mehr. Wenn er sich das alles in 5 Jahren so perfekt angeeignet hatte, dann zollte er ihm dafür schon Respekt. Er würde es nie zugeben…aber Nier schien darin vielleicht sogar besser zu sein als er selbst. Und er musste Yonah echt dafür danken. Danken das sie existierte. Denn ohne sie könnte er niemals diesen Hybriden so perfekt an der Leine halten. Yonah löste sich von der Hand ihres Bruders, was diesem erst nicht gefiel, er sie aber dennoch gewähren ließ und so kam sie neben Inuart. Sah auf seine Karte und fragte dann: „Wo gehen wir eigentlich hin?“ Was berechtigt war. Inuart hatte nicht gesagt wo sie hin wollten und war einfach losmarschiert. Meinte nur: er hätte eine Idee. Und nach dieser Aussage waren sie ihm alle einfach gefolgt. Als sie ihn das fragte, sah er zu ihr rüber und antwortete ihr: „Ich wollte zum Ohkubo Krankenhaus. Schau mal:“ Er zeigte ihr die Karte und erklärte: „Wir befinden uns gerade hier: Belle Salle Shinjuku Grand Hall. Wenn wir weiter der großen Straße folgen kommen wir schließlich zur Nishishinjuku Poststelle. Von da an ist es noch ein Stück zum Krankenhaus. Ich dachte das wir in diesem Krankenhaus noch Medikamente finden würden um unseren Vorrat aufzustocken und in der Nähe ist eine große Sprachschule in der wir und vielleicht niederlassen könnten. Sie liegt direkt an den Eisenbahnschienen.“ Nier kam näher und sah auch auf die Karte. Frage dann: „Und was ist das Problem? Warum bleibst du stehen?“ Inuart sah ihn an. „Weil ich weis das vor vielen Jahren, genau nach dieser Poststelle, eine Schlacht herrschte. Die haben dort böse das Gebiet bombardiert als die Legion alles überrannten. Zwischen der Poststelle und dem Japan Electronics College ist ein riesiger Spalt gerissen worden, durch den nun ein reißender Fluss strömt, der bis ins Meer fließt. Was bedeutet wir können dieser Straße nicht mehr lange folgen.“ Caim erinnerte sich daran. Es war im Fernsehen bevor alles dunkel wurde. Er kam auch näher und stellte sich neben Yonah. So dicht das Nier es sah und ihm sehr unwohl dabei wurde. Er wollte ihn anspringen… Aber er verkniff es sich, als der Ältere seinen besten Kumpel fragte: „Hast du eine alternative Route?“ Inuart zeigte auf die Karte und zeigte es somit allen. „Wir könnten hier entlang: Wenn wir da vorne nach links abbiegen kommen wir nach einigen Metern weiter nach Osten zur Daichigakuen High School. Von dort gehen wir durch das Schulgelände und dann weiter zum Broadway Dance Center. Dort könnten wir versuchen über den Spalt zu kommen und auf die andere Seite rüber zum Ohkubo Krankenhaus. Ich bin mir ziemlich sicher das dort der Spalt weniger breit ist. Wollen wir wieder zurück zum Japan Elektronics College müssten wir wieder über den Spalt, also würde ich vorschlagen wir sehen wie es im Krankenhaus aussieht und bleiben auch gegeben falls lieber dort. Aber das entscheiden wir dann spontan.“ Das klang wie ein Plan mit dem Caim leben konnte. Doch da gab es ein großes ABER. Er nahm Inuart kurz die Karte ab und sah sie sich genauer an. Dann schnaufte er kurz lachend und hatte ein leichtes Problem mit der Situation. Das war nur EIN Problem, aber das sprach er gleich an. Inuart überhörte nicht den Klang seines Freundes. Er sah zu ihm und fragte: „Ich kenne dieses Schnaufen von dir. Was passt dir nicht?“ „Wenn wir da rüber gehen, wo du aktuell lang willst, dann kommen wir gefährlich nahe an der Okubo Station vorbei.“ „Und?“ Caim sah ihn an und gab ihm stumm die Karte wieder. „Ich hab einige Gerüchte über die Station gehört und möchte eigentlich einen großen Bogen um sie machen. Inuart nahm die Karte und sah ihn unwohl an. „Welche Gerüchte?“ „Als wir vor einigen Jahren mit dieser Fanatiker-Gruppe unterwegs waren, habe ich so einiges über diese Station gehört. Angeblich sollen sich da Menschen niedergelassen haben die…sagen wir mal nicht so nett sind wie wir.“ Nier sah ihn ungläubig an. Was? Es ging noch schlimmer als Caim? Das konnte er seit gestern nur schwer glauben…Inuart wusste plötzlich worauf er hinaus wollte und lachte nur leicht verachten darauf. „Tse, ich bitte dich! Ich weis was du meinst. Du meinst diese Verrückten die sich angeblich aus Wissenschaftlern zusammengetan haben und meinen sie müssten noch immer versuchen die Welt zu retten. Wie nannten die sich? Die Watcher, oder? Das ist doch Schwachsinn Caim! Wir wissen alle das die Wissenschaftler und die Ärzte die Ersten waren die aus Japan ausgeflogen wurden. Und das noch bevor die Krankheit nach China kam. Keiner von denen ist mehr hier. Das sind wenn dann nur Spinner die so arm dran sind wie wir und sich als etwas größeres ausgeben um ihre Taten zu rechtfertigen.“ Caim aber blieb ernst. Auch weiterhin. Und das obwohl er den etwas verharmlosenden Ton von Inuart wahrnahm. „Mir egal welche Art von Spinner das sind. Ich möchte nicht mit denen in Konflikt geraten. Erst recht nicht wenn ich nicht weis mit wie vielen wir es dann zu tun bekämen. Ich bin zwar kein Feind eines Kampfes, aber ich bin nicht lebensmüde und renne in einen den ich nicht gewinnen kann. Und vor allem bei dem ich die Lage nicht kenne.“ Das war unglaublich weise dafür dass er so ein Arschloch ist. Das waren zumindest die Gedanken von Nier zu dem Thema. Dennoch war er noch wegen etwas anderem fasziniert…Er könnte auch einfach alles auf eine Karte setzten und sich dem Risiko aussetzten…indem er einen Drachen von der Leine ließ. Nier erstaunte es das er offenbar dies nicht waghalsig versuchte zu nutzen. Woher kam das? Innerlich erfreute und beruhigte ihn das aber. Und er konnte dem leider nur zustimmen. Er wollte Yonah nicht der Gefahr aussetzten von fremden Menschen angegriffen zu werden. Also nickte er schwach zustimmend und sprach: „Ich denke auch dass es klüger wäre Abstand zu halten. Wir sollten erst mal sehen das wir über diesen Spalt in der Erde kommen und dann sehen wir weiter.“ Inuart sah ihn freundlich an und sprach: „Wenn du dich in einen Drachen verwandelst könntest du uns locker drüber fliegen!“ Nier schüttelte den Kopf. „Ich werde das nicht mehr tun. Mal abgesehen davon dass ich es nicht kontrollieren kann. Ich bringe uns nicht bewusst in Gefahr.“ Da hatte er recht und das sah der Orangehaarige auch ein. Es war erstaunlich dass er etwas nicht kontrollieren konnte was ganz offensichtlich ein Teil von ihm war. Wie konnte denn sowas nur sein? Immerhin konnte Inuart auch entscheiden ob er jetzt läuft oder nicht. Es war nicht so das sein Körper mal einfach sagte: Nö mache ich nicht. Das ergab einfach keinen Sinn. Es musste mehr sein als nur einfach seinen Körper zu verändern und sich zu bewegen. Es hatte etwas Magisches an sich. Nur das es keine Magie gab. Als wäre seine Verwandlung ein Zauber den er nicht kontrollieren könnte. Wie in Märchenbüchern. Fakt war: es gab noch so vieles was man über ihn lernen könnte. Und er hoffte das vielleicht auch zu können. Er wollte mehr über Nier erfahren. Wie er funktionierte und woher er kam. Sicher hatte er gesagt es wäre nicht wichtig. Aber in kitzelte schon die Neugier und der Wissensdurst. Wäre er früher entdeckt worden, bevor die Welt unter ging, oh mann was wäre er für eine Attraktion geworden. Wissenschaftler aus aller Welt wären gekommen um ihn zu untersuchen und zu beobachten. Vielleicht hätten sie sogar versucht ihn auseinander zu schnippeln, oder ihn zu verpaaren um mehr seiner Art zu erschaffen. Allerlei kranker Scheiß. Vielleicht war es besser das Nier jetzt erst als Drache in Erscheinung getreten ist und nicht vor der Apokalypse. Aber…er hatte doch schon davor gelebt. Vor dem Untergang. Also laut seiner Aussage war er 18 Jahre alt. Hat er es also wirklich geschafft so lange seine andere Hälfte zu verbergen? Das war doch…komisch. Caim setzte sich als Erster in Bewegung und sprach dabei: „Na los kommt schon. Oder wir stehen heute Abend noch hier.“ Da sprach er ein wahres Wort und sie folgten ihm alle. Zumindest so lange bis Inuart mir der Karte wieder die Führung übernahm und Caim erneut die Nachhut. Alles hatte wieder seine Ordnung. Und mit dieser Ordnung ging es weiter in Richtung der Daichigakuen High School. Und mit Caim, der einen üblen Nachgeschmack im Mund hatte wegen Inuart seinem Plan. Der Weg verlief weiterhin ruhig und ohne große Probleme durch die zerstörten Straßen in Shinjuku. Und die Gruppe genoss es mal ohne große Sorge um Essen oder Angreifer durch die Straßen zu wandern. Aber Caim sah das alles weiterhin nicht so locker. Er behielt es noch eine Weile für sich, aber er würde Inuart definitiv in der Schule darauf ansprechen. Es war nicht die Okubo Station wegen der er sich die meisten Sorgen machte…es war das Krankenhaus an sich, welches ihr Ziel war. Und als sie endlich vor der Schule angekommen waren. Inuart die kleine Yonah und Nier in das Gebäude leitete und er noch kurz vor der Tür blieb, da sprach ihn Caim auch endlich drauf an. Er fasste seinen Kumpel an der rechten Schulter und sprach: „Ich muss mal mir dir reden. Alleine.“ Inuart sah ihn kurz an…und nickte dann. Sie liefen einige Meter von der Eingangstür der Schule weg und blieben an der Straße davor stehen. Schließlich fragte der Orangehaarige: „Was gibt’s?“ Caim sah ihn an und verschränkte die Arme vor sich. Er tat das immer. Es war eine Art von Schutz und Abwehrhaltung seinem gegenüber. Inzwischen war es seine normale Haltung geworden. „Du willst wirklich ins Ohkubo Krankenhaus?“ Inuart nickte einfach. „Ja natürlich. Ich ab doch gesagt warum. Ich denke das es da noch einiges gibt was wir holen können und vielleicht ist es kein so schlechter Ort um da erst mal zwischen zu lagern. Es ist groß und hat mehrere Stockwerke. Noch dazu liegt es gut übersichtlich.“ „Hmhm. Aber wir könnten auch in das Haruyama Memorial Krankenhaus. Es liegt näher und ist nicht ganz so groß.“ Inuart verstand nicht ganz was das sollte. Warum war Caim plötzlich so dagegen? „Was ist dein Problem? Sicher ist es kleiner und genau deswegen ist es weniger geschützt und hat auch weniger wo man was abgreifen könnte. Wieso sagst du mir das?“ Und dann ließ Caim die Bombe fallen. Eine die Inuart eigentlich kennen sollte… „Weil du uns genau auf Ground Zero zusteuerst, deshalb. Und das finde ich nicht so cool.“ Und endlich verstand sein bester Kumpel. Ach das war es? Da war was dran. Er erinnerte sich. Aber er hätte nicht gedacht das Caim wegen sowas so Abstand von diesem Ort halten würde. „Das ist doch inzwischen egal.“ „Ist es das? Falls du dich nicht mehr wirklich daran erinnern kannst, oder vielleicht auch willst, frische ich dir hier mal dein Gedächtnis auf: Das war das erste Krankenhaus wo ein Legion dokumentiert wurde. Da hat alles angefangen und du verlangst wirklich dass wir genau dort hingehen?“ „Caim das ist doch völlig egal. Legion sind inzwischen überall. Du denkst doch nicht wirklich dass sich ausgerechnet in dem Krankenhaus eine Horde aufhält nur weil es Ground Zero ist, oder? Vor allem nicht nach all den Jahren. Das ist doch kompletter Blödsinn.“ Caim schien aber weiterhin nicht besonders angetan von der Idee zu sein. Inuart seine Argumente waren ihm zu einfach. „Ich möchte diese Tatsache nicht beiseite schieben und so tun als würde sie nicht mehr existieren. Wir reden hier von einem Krankenhaus wo eine neuartige Seuche das erste Mal dokumentiert und untersucht wurde. Ein Krankenhaus das obendrein auch noch ordentlich Geld besaß.“ Inuart verzog die Augenbrauen verwirrt enger. „Worauf willst du hinaus?“ „Ich kann mir gut vorstellen dass in so einem Krankenhaus mehr gemacht wurde als nur Kranke behandeln. Vor allem nach dem man dort eine Quarantäne-Station im Keller hochgezogen hat und das Labor für seine Zwecke nutzte.“ Inuart lachte kurz auf. Er wusste worauf Caim hinaus wollte. „Ach komm schon! Du willst mir doch nicht allen Ernstes verklickern dass das Militär in dem Krankenhaus Experimente an Menschen gemacht hat die infiziert waren! Und vielleicht dabei noch was anderes erschaffen hat! Alter das ist Science-Fiction! Sowas gibt es nicht! Jetzt komm mal wieder auf den Boden der Tatsachen.“ „Bis gestern dachten wir auch noch das Drachen Märchen sind. Und heute haben wir einen Jungen bei uns der sich in einen verwandeln kann. Ist das auch Science-Fiction für dich? Ich halte momentan nichts mehr für unmöglich nachdem ein verdammter Drache in meinem Laden stand.“ Inuart wurde daraufhin still. Da hatte der Dunkelhaarige ein verdammt starkes Argument rausgehauen. Also es war nicht übel. Wenn es Drachen gab, also Nier existierte, dann war die Regierung auch in der Lage super Legion oder so in einem streng geheimen Labor zu züchten. Oh mann das hörte sich alles so verrückt an. Wann genau waren sie noch mal in einen Film gefallen? Hatte er was verpasst? Es viel ihm schwer aber…er musste nachgeben. Caim hatte recht. Es war zu vieles passiert was keinen Sinn ergab. Vorsicht war besser als Nachsicht. „Du hast recht Caim. Vielleicht sollten wir doch unser Glück lieber im Haruyama Memorial Krankenhaus versuchen. Das ist vernünftig.“ Er lächelte darauf kurz, weshalb ihn der Ältere vor ihm kurz einen verwirrten Blick zuwarf. „Du kannst ja doch sehr vernünftig sein. Finde ich gut das du uns alle nicht in Gefahr bringen willst.“ Oh mann…Caim sah ihn nur stumm an und wand sich dann ab. „Ich möchte mich nicht in Gefahr bringen du Trottel.“ Kam es muffig aus ihm und er lief wieder hoch zu der Schule. Inuart sah ihm etwas nach und schnaufte aus. Ein Blick der Erleichterung lag in seinem Ausdruck. Er konnte versuchen es so gut wie möglich zu verstecken…aber offenbar kam der gutherzige Mensch immer mal wieder durch. Ob die zwei Kids der Grund dafür waren? Inuart hoffte es ehrlich gesagt. Und dann folgte er ihm. Nier und Yonah standen dagegen in der Eingangshalle der Schule und sahen auf eine Menge an Spinten. Es war üblich und normal so viele dort zu haben, denn dort konnten die Schüler ihre Schuhe ausziehen und ordentliches, sauberes Schuhwerk für das Gebäude anziehen. Yonah erinnerte sich noch gern an die Zeit zurück als sie noch zur Schule ging. Als alles noch normal war. Andere Kinder die mit ihr lachten und genauso lernen mussten wie sie. Das hätte sie niemals gedacht, aber sie vermisste die Schule. Es wirkte so lange her und verloren. Neugierig war sie aber dann als sie ihren Bruder sah der den Spinten leicht verwirrte Blicke zuwarf. Erneut wirkte es so als hätte er sowas noch nie gesehen. Aber das konnte einfach nicht sein, oder? Als er dann eine kleine Tür davon öffnete und hinein sah, kam Yonah auf ihn zugelaufen. Direkt neben ihm blieb sie stehen und er sah sie dann erschrocken an und machte den Spint wieder zu. Er fühlte sich offenbar etwas ertappt. Die Kleine blieb aber lieb und sprach: „Du hast auch schon lange keinen Spint mehr gesehen, oder Nier?“ Als sie das sagte wand er seinen Blick ab und sah den Spint vor sich an. „Ja…ist lange her.“ Er sagte das so…monoton und traurig. Und zum ersten Mal hatte Yonah das Gefühl ihn fragen zu müssen. Sie waren gerade alleine und das wollte sie nutzen. Eigentlich wollte sie es nicht. Aber es musste sein. Sie konnte diese Tatsache nicht mehr lange vor sich herschieben. „Nier…kann ich dich mal was fragen?“ Er sah wieder zu ihr und lächelte schwach und ehrlich. „Du kannst mich alles fragen Yonah. Das weist du doch.“ Sie sah ihn an…Zögernd. Und dann brachte sie das aus sich raus, was sie schon lange plagte: „Kann es sein…das du nichts davon kennst? Oder das du dich an nichts mehr erinnern kannst?“ Und da sah er sie doch tatsächlich etwas erschrocken an und in der Sekunde wusste sie dass sie voll ins Schwarze getroffen hatte. Nun konnte er nichts mehr leugnen, denn ab dann wäre es eine Lüge. Eine weitere Lüge…Das stand außer Frage. Und nun war sie noch gespannter was er zu sagen hatte. Doch er sagte erst mal nichts und sah wieder vor sich ins Leere. Man sah ihm an das er nicht ganz wusste was er sagen sollte und überlegen musste. Aber schließlich entschied er sich für die Wahrheit und vor allem für die Ganze und Ungeschmückte. Er sah sie nicht mal an, als er antwortete: „Würdest du mir glauben…wenn ich dir sage dass ich so keine Ahnung von vielen Dingen habe?“ Sie legte ihre Hände an ihre Burst und fragte: „Wie meinst du das?“ Er holte Luft und erzählte: „Ich kenne kaum etwas. Ich weis nicht wofür diese Spinte hier sind. Ich habe noch nie zuvor von Ampeln gehört. Erst als du es mir gezeigt und erklärt hast. Ich kenne Apotheken nicht. Nichts aus dieser Stadt kommt mir bekannt vor und…und ich kann dir nicht mal sagen warum. Alles was ich jetzt kenne, kenne ich erst seit ich bei dir bin. DU hast mir das alles beigebracht. Und das verstehe ich nicht. Ich weis wer ich bin. Ich weis meinen Namen und ich weis wie alt ich bin. Aber ich fühle mich dennoch so fremd in dieser Welt und das macht mir Sorgen. Wer bin ich Yonah? Wo…komme ich her? Irgendetwas stimmt nicht mit mir Yonah…“ Er sah wieder zu ihr als er diese letzten Fragen und die eine Aussage stellte und sie sah ihn nur traurig an. Das…das konnte sie ihm auch nicht sagen. Und so langsam hatte sie den Gedanken dass sich ihr Verdacht vielleicht bestätigen könnte…Und deshalb sagte sie es ihm: „Weist du…ich habe mal von einer Krankheit gehört die man: Amnesie, nennt.“ Nier sah sie weiterhin an. Auch davon hatte er nie gehört. „Ist sie schlimm?“ „Sie sorgt dafür dass man vergessen kann wer man ist. Man bekommt sowas durch ein Trauma, oder wenn man sich den Kopf böse angehauen hat. Das Gehirn arbeitet dann nicht richtig und man muss diese Erinnerungen wieder finden. Ich denke…dass dies bei dir der Fall sein könnte Nier…Als ich dich kennen gelernt habe warst du sehr verwirrt. Du hast dich umgesehen als würdest du nichts um dich herum kennen. Als würdest du nicht hier her gehören. Als wärst du gerade erst geboren worden. Und ich denke das könnte was mit einer Amnesie zu tun haben.“ Ja er erinnerte sich. Yonah hatte ihm gesagt wie sie ihn getroffen hatte und das er sich nicht daran erinnern konnte war erschreckend. Er drehte sich zu ihr und sprach: „Kann man sowas heilen?“ Sie nickte. „Ich denke schon. Aber ich weis nicht wie. Meine Mama sagte mal dass die Erinnerungen von alleine wieder kommen. Meist wenn der richtige Auslöser kommt. Vielleicht musst du nur etwas Bestimmtes sehen oder finden und alles kommt sofort wieder…Du wirst schon wieder. Mach dir keine Gedanken. Ich bin bei dir und passe auf dich auf. Ich bringe dir alles bei was du nicht weist! Und wie gesagt: vielleicht macht es dann irgendwann mal: „Klick“ bei dir und alles ist wieder da!“ Sie sagte das mit einer aufmunternden und fröhlichen Art und lächelte dabei zu ihm. Oh Yonah…sie war zu gut zu ihm. Er war froh sie getroffen zu haben. Er konnte sich echt glücklich schätzen. Und so lächelte er sanft zurück und nahm sie dann in den Arm. Er wollte sie einfach drücken und sie schmuste sich auch an ihn. Er war so schön warm. Sie liebte es. Er war wie seine eigene kleine Sonne. Caim und Inuart sahen das, als sie in das Gebäude kamen und blieben an der Tür stehen. Ließen sie einfach in Ruhe und sahen nur hin. Inuart lächelte und machte dann schließlich Schritte nach links weg und den Gang daneben runter. Wollte sehen ob es sicher war. Aber Caim blieb stehen. Er hatte die letzte Zeit nicht geschlafen und so langsam wurde er etwas müde. Er wollte sich ausruhen…aber konnte nicht die Augen von diesem Anblick vor sich zerren. Er sah wie die Zwei sich umarmten…und fühlte etwas in seiner Brust. Es quälte ihn und sorgte für Schmerzen…Denn er sah plötzlich sich und seine Schwester dort stehen. Und ihm wurde wieder bewusst…wie sehr er sie vermisste. Caim rannte durch die Straßen. Er hörte um sich den Himmel donnern und grollen und rannte weiter die breite Hauptstraße vor sich runter. Asche fiel wie Schnee vom Himmel. Er war voller Dreck und Blessuren. Atmete schwer und hatte die blutige Stange in der rechten Hand. Und er rannte. Rannte einfach weiter. Wusste nicht mal warum er rannte, oder woher er die ganzen Blessuren oder das Blut an seiner Waffe hatte. Aber er wusste er muss rennen. Durfte nicht stoppen. Und dann sah er vor sich etwas auf der Straße liegen. Etwas was…nicht sein konnte. Er sah…Er rief nach ihr. Brüllte ihren Namen dass er durch die leeren Straßen hallte. Wie ein totes Echo. Er brüllte nach seiner Schwester. Brüllte ihren Namen. Furiae. Er sah sie dort liegen und rannte weiter zu ihr. Er liebte sie so sehr. Sie da liegend zu sehen tat ihm schrecklich weh. Sie war voller Blut und regungslos. Er musste zu ihr! Er musste sie retten! Doch je näher er kam umso mehr veränderte sie sich. Ihre Form änderte sich und nach gefühlten endlosen Minuten kam er keuchend und schwer geschafft bei ihr an. Als hätte er einen endlosen Marathon hinter sich stand er da und sah auf sie herab…Sah herab und sah sie nicht mehr…Es war wie in einem Wimpernschlag, auf die Sekunde genau, etwas anders. Jemand anderes lag vor ihm auf dem kalten Asphalt der Straße. Die Kleidung teils zerrissen und beschädigt. Die weiße Haut darunter verletzt und blutig. Das Gesicht mit Blut besudelt und die Augen leblos und blass. Das Blau getrübt. Und er stand da und sah in Schrecken vor sich...Und dann konnte er nicht anders. Sein Körper bewegte sich von alleine. So ließ er die Stange fallen und sie schepperte laut auf den Boden er kam schnell auf die Knie. Fasste den leblosen Körper sanft und hob ihn an sich hoch. Schlaff hing er in seinen Armen und regte sich nicht. Der Puls war verschwunden. Die Atmung hatte gestoppt und die Augen sahen in die Leere vor sich. Hinauf zum Himmel, der immer dunkler wurde und schließlich in ein reines Rot überging. Das Donnern über ihnen war nicht mehr zu überhören und unerträglich. Und Caim konnte nicht anders als den Namen der Person zu rufen die er da in den Armen hielt. Schwach und leblos schlaff in seinen Armen hing wie eine abgenutzte Puppe. Zart und wunderschön zugleich. Panisch und verzweifelt rief er immer wieder den Namen und wollte ihn aufwecken. Aber er regte sich nicht. So das er zart mit der rechten Hand über die Wange strich und das Blut sich dabei verzog. Er durfte nicht tot sein! Nicht schon wieder! Er wollte nicht schon wieder versagt…! Und erneut schrie er den Namen des Jungen der ihn nicht mehr hören konnte. Er war fort…Nier war fort. Und kurz darauf brach der Himmel über ihm zusammen und helle, blitzende Wolken zeigten sich in einem blutroten Himmel über ihm. Und er konnte es hören: Schreie, Rufe, Lachen, Weinen, Jammern, Stöhnen, alles zur selben Zeit. Und dann hörte eine Glocke. Er hörte eine Glocke im selben Takt laut und tief läuten. Immer und immer wieder. Unaufhörlich. Eine Glock die nicht aus dieser Welt war. Und als sich ein dunkler und gewaltiger Schatten von rechts neben ihm erhob, sah er hin. Drückte Nier dabei fest und noch immer schützend an sich und sah voller Schrecken auf die Gestalt die sich vor ihm erhob. Eine gewaltige Gestalt die sich in der Ferne aus dem Boden erhob und der Oberkörper sich aufrichtete. Graue Haut war zu sehen. Eine Figur aus Stein. Blank und ohne Züge. Und sie sah zu ihm runter. Sie riss den Mund weit auf, so das eine lange und unmenschliche Zunge sich entblößte und sie schien dabei zu lachen. Aber nichts war zu hören. Kein Geräusch entwich der steinernen Kehle des Wesens, das höher war als andere Gebäude. Es beugte sich vor zu ihm und Caim hörte eine Stimme in seinem Kopf. Eine Stimme zwischen dem ganzen Läuten und dem Ende der Welt, dem man nun nicht mehr entkommen konnte. Die Stimme klang wie Gesang. Und dann wurde alles Schwarz. Alles hörte auf zu existieren und er konnte es hören. Die Stimme in seinem Kopf: „Wenn der letzte und erste Drache stirbt, wir sein Gesang das Ende einläuten und die Menschen werden vernichtet. Die Welt wird vernichtet. Alles Leben wird vernichtet. Und nur WIR bleiben. Nur WIR…Sprich nicht über uns. Male nicht über uns. Schreibe nicht über uns. Forme uns nichts. Singe nicht über uns. Rufe nicht unseren Namen…Das Ende ist gekommen. Frohlocke.“ Erschrocken und aus seinem Schlaf gerissen wachte Caim auf. Er atmete verdammt schnell und sah sich wild im Raum um sich um. Musste erst mal realisieren wo er genau war. Aber als dies einsetzte wurde er ruhiger. Er war in einem Klassenzimmer. Und er erinnerte sich: Sie waren hier her gekommen damit er etwas Ruhe finden konnte. Und er war doch tatsächlich eingeschlafen, obwohl er eigentlich nicht wollte. Die Müdigkeit hatte ihn leider besiegt. So wurde er wieder ruhiger und konzentrierte sich auf seine Atmung. Sie war sehr schnell. Zu schnell und er schwitzte leicht. Es lag an diesem Traum. Er kannte Alpträume. Sie suchten ihn ständig heim seit Furiae gestorben war. Aber dieser…hatte sich anders angefühlt. Er wirkte so real. Und er war bizarr gewesen. So genau konnte er sich auch nicht mehr daran erinnern. Sein Verstand war schon dabei es aus seinen Erinnerungen zu verbannen, was bei Träumen normal war. Dennoch nagte etwas in ihm. Er konnte sich an eine Sache sehr genau erinnern und das war komischerweise nicht seine Schwester, die schon langsam anfing aus seinen Gedanken zu verblassen…es war Nier. Er sah ihn noch klar vor sich, als wäre er wirklich da gewesen. Als wäre es wirklich passiert. Sah den leblosen und gerissenen Körper in seinen Armen liegen. Das Blut das sein Gesicht herablief und auf den Boden darunter tropfte. Aber warum? Warum, von allen die er kannte, war es dieser Rotzlöffel der Furiae ersetzte? Das Bild ging ihm nicht aus dem Kopf. Es…es tat ihm weh. Warum tat es ihm weh? Er schüttelte den Gedanken ab und beugte sich im Sitzen vor. Stützte seinen Kopf mit der rechten Hand an der Stirn. Er saß am Boden und hatte seine Waffe neben sich an der Wand links stehen. Er war offenbar allein im Raum. Wahrscheinlich war Inuart in der Nähe unterwegs und durchsuchte die Räume. Tat etwas was er eigentlich niemals tun sollte. Aber wo waren der Knirps und das Mädchen? So sah er sich wieder um. Nichts Besonderes. Nur ein altes und zerstörtes Klassenzimmer mit umgeworfenen Stühlen und Tischen. Er musste aber erst mal Aufstehen und kam schwer hoch. Nicht weil er noch müde war…sondern weil ihm immer noch der Schreck in den Gliedern saß. Dieser Traum…machte ihm zu schaffen. Er schämte sich dafür. Warum ließ er sich so mitreißen? So kam er an das Fenster rechts neben sich und sah raus in den Hof. Sie waren im ersten Stock und er sah vor sich den zerstörten Innenhof der Schule. Nichts war zu sehen. Kein Legion und kein anderes Lebewesen. Und dann hörte er die Tür hinter sich öffnen. Die Tür des Klassenzimmers und er sah schnell hin. Hatte schon gefasst und bereit seine Stange neben sich gegriffen und warf einen bösen Blick zu der Person die in den Raum kam…Es war Nier. Und zu seiner Überraschung…statt sauer oder genervt zu sein…war er erleichter in dieses Gesicht zu sehen. Zu sehen das es ihm gut ging. Was war nur mit ihm los? Es konnte ihm egal sein was dem Bengel passierte! Warum…reagierte er so? Dicht hinter dem Jungen kam auch seine kleine Schwester in den Raum. Natürlich war sie nicht unbeaufsichtigt. Sie war auch die eine die die Tür hinter ihnen schloss. Von Inuart wie gesagt keine Spur. Nier bemerkte den bösen und leicht erschrockenen Blick von dem Älteren und wusste nicht ganz was er davon halten sollte. Es ließ ihn sogar sofort abbremsen und an der Stelle stehen. Er blieb lieber etwas auf Abstand. Nur Yonah schien fröhlich und zutraulich und lief einfach weiter auf Caim zu. Vorbei an ihrem Bruder, der sie erst packen wollte, aber es nicht mehr schaffte. Und während sich der Ältere wieder abwand und aus dem Fenster zum Hof sah, kam Yonah direkt links neben ihn und sah ihn nett an. Sie lächelte und fragte dabei: „Konntest du etwas ausschlafen?“ Er wusste erst nicht wie er auf so viel Höflichkeit und Fürsorge antworten sollte. Blieb aber dann dennoch bei seiner unnahbaren Haltung und verschränkte wieder die Arme vor sich, kurz nach dem er die Stange wieder neben sich gestellt hatte. Er ging nicht mal auf ihre Frage ein und sprach: „Wo ist Inuart?“ Yonah legte den Kopf etwas schief. „Er ist gleich wieder da. Sieht sich zwei Klassenräume an.“ Antwortete sie ihm schließlich und sah ihn weiter an. Er aber würdigte sie keines Blickes. Aber etwas fiel ihr auf…er wirkte nervös. Oder wohl eher unruhig. Etwas war passiert und hatte ihn aufgekratzt. Hatte er einen bösen Traum gehabt? Es konnte ja nichts anderes sein. Es sei denn er war schon länger wach und es war etwas anderes passiert. Aber mal abgesehen davon fühlte sie auch dass er innerlich unruhig war. Seine Atmung war nicht ganz so ruhig wie vorher. Sie hatte aber etwas Angst ihn zu fragen, da er ja doch sehr schroff war. Also ließ sie es stecken und lief still zu ihrem Bruder hinter, der beide die ganze Zeit GENAU im Auge hatte. Sobald Yonah diesem Mistkerl zu nahe kam, wurde er aufmerksam wie ein ausgehungerter Schießhund. Er musste nur eine falsche Bewegung machen und Nier explodierte. Die Kleine kam bei ihm an und er fasste sie sanft um die Schultern, drückte sie dabei näher an sich und sprach besorgt: „Geht es dir gut?“ Sie sah etwas verwirrt zu ihm auf. Das verstand sie nicht ganz. Er hatte sicher etwas anderes gemeint, aber durch seine Frage fiel ihr es schlagartig wieder ein! Als hätte man sie gestochen suchte sie plötzlich ihre Jackentaschen ab und sprach dann mit einem leichten Schrecken im Gesicht: „Oh nein!“ Als sie das laut sagte sah sogar Caim kurz über seine linke Schulter zu ihr nach hinten. Nier war auch erschrocken und fragte besorgter als vorher: „Was?! Was ist los Yonah!?“ Sie sah ihn wieder an und er malte sich schon das schlimmste aus. „Ich habe meine Tabletten verloren! Ich muss sie doch einmal am Tag nehmen! Was machen wir denn jetzt?!“ Sprach sie leicht aufgebracht und Nier entspannte sich dagegen etwas. Ach das war es. Stimmt ja, dass wusste sie ja nicht. Caim hatte ihr die Tabletten aus der Tasche geklaut als sie schlief und diese als Druckmittel benutzt. Das sie jetzt sich aber Sorgen machte diese verloren zu haben fand er auch nicht gut. Es machte ihn wütend. Erst mal atmete er aber erleichter aus, dachte etwas schlimmeres wäre der Fall und dann sprach er: „Das ist schon okay Yonah. Wir werden sicher…“ „Hier. Ich hab welche für dich.“ Sprach plötzlich Caim aus der hinteren Ecke, am Fenster, zu ihnen. Beide sahen zu ihm und besonders Nier war erstaunt als e sah wie der Ältere einige Tabletten lose in der linken Hand hielt und sie zu der Kleinen in ihre Richtung reichte. Yonah lächelte und riss sich von ihrem Bruder los, der dem Ganzen nur erstaunt zusah. Er sah wie sie zu ihm hin lief und die Tabletten dankbar nahm. Caim ihr sogar aus seinem Rucksack eine Wasserflasche reichte und sie damit die Tabletten besser schlucken konnte. Sie tat das alles und bedankte sich danach freundlich und dankbar. Und Nier sah dem allen weiter nur zu. Er war fassungslos. Er sah wie vorsichtig und für seine Verhältnisse sogar recht nett Caim mit Yonah umging. Sein Blick war auch plötzlich weniger hart gewesen und kühl. Er ging…herzlicher mit ihr um. Und der Weißhaarige erkannte den Mann nicht der da seiner Schwester Tabletten angedreht hatte. Was war denn mit Caim los? War er freundlicher wenn er mal ausgeschlafen hatte? War es so einfach? Wohl eher nicht. Und dann wand sich Yonah von ihm ab und lief an das andere Ende des Klassenzimmers. Sie fand dort eine Wand mit Bildern, gezeichnet von Kindern und sah sich diese erstaunt an. Sie liebte Zeichnungen und ließ sich schnell davon ablenken. Caim hatte ihr noch nachgesehen, aber dann packte er die Wasserflasche wieder ein. Es war Nier auch aufgefallen das er ihr lose Tabletten gab. Was bedeutete er behielt die Packung bei sich. Und das bedeutete dass sie noch immer in seiner Gewalt und seine Geisel war. Alles klar…die Lage war noch immer ernst für Nier. Da aber Yonah gerade beschäftigt war, nutzte er die Situation und lief zu dem Älteren rüber, der inzwischen wieder aus dem Fenster zu dem Hof vor ihnen sah. Stellte sich rechts neben ihn und sah auch runter zum Hof. Sie waren leicht auf Abstand, aber dicht genug das Nier flüstern konnte und Caim das hören. So sagte er zu ihm: „Es ist nett dass du vor Yonah so schauspielst, aber ich kenne dein wahres Ich.“ Der Ältere sah nicht mal zu ihm und verzog kurz den Mundwinkel zu einem Lächeln. Er war amüsiert über diese Aussage. Er wusste ja dass er ein guter Schauspieler war und das zu hören schmeichelte ihm leicht. „Ist das so, ja?“ „Du kannst Yonah was vor machen, aber mir nicht. Du hast mir gezeigt was für ein Monster du wirklich bist. Und ehrlich gesagt hätte ich nie gedacht das es etwas schlimmeres als die Legion geben könnte. Aber dann bist du aufgetaucht. Wie man sich doch irren kann…“ Etwas Schlimmeres als die Legion…Als er diesen Satz sagte sah Caim doch tatsächlich rechts zu ihm rüber. Er sah den Jungen neben sich stehen und wie er auch weiterhin zum Hof runter starrte. Und dann zogen ihm wieder diese Bilder durch den Kopf. Diese Bilder aus seinem Traum. Er sah Nier tot in seinen Armen liegen. Sah den roten Himmel und hörte die Stimmen darin schreien. Und dann sah er diese riesige, steinerne Gestalt die bizarr zu ihm runter gebeugt war und den Mund offen hatte. Alles raste innerhalb von Sekunden vor seinem Auge vorbei. Es überfiel ihn und er schüttelte plötzlich den Kopf schnell und wand sich dann ab. Fasste sich sogar danach an die Stirn. Sein Kopf hämmerte leicht. Seine Bewegungen waren so offensichtlich gewesen, dass es Nier im Augenwinkel gesehen hatte und sich zu ihm umdrehte. Ihn fragend ansah. Und ihm fiel auf…das Caim nicht gut aussah. Es sah aus als hätte er Schmerzen im Kopf. Was war mit ihm? Der wusste es aber selber nicht. Diese Bilder…er bekam diese Bilder nicht aus dem Kopf. Doch er fing sich wieder und stellte sich normal und gefasst hin. Sah in die Ferne vor ihnen und sprach dann: „Ich denke es gibt immer was schlimmeres…nicht wahr?“ Nier verstand nicht was er damit sagen wollte. Er war selber verwirrt von der Situation. Und das nur weil dieser Kerl vor ihm, der für ihn eigentlich ein Arschloch war…plötzlich nicht mehr wie eins wirkte. Er wirkte plötzlich anders auf ihn…Und wie Yonah vorher auch…so konnte auch Nier spüren das etwas nicht stimmte. Etwas belastete Caim. Und wie aus dem Nichts fragte der plötzlich komisch interessiert: „Und du bist wirklich der Einzige deiner Art?“ Nier sah ihn an. Wusste erst nicht wie er damit umgehen sollte. Aber ihm rutschte doch einfach instinktiv die Wahrheit raus: „Ich denke schon. Ich habe noch keinen anderen gesehen. Ich weis auch nicht warum ich das kann, falls du fragen solltest…Und warum fragst du überhaupt? Ich bin dir doch eh scheißegal.“ Caim sah nur mit den Augen kurz zu ihm und dann wieder vor sich. Er wusste selber nicht warum er das plötzlich fragte…Doch dann zuckte er mit den Schultern und sprach abweisend: „Was für ein Jammer, was?“ Und dann wand er sich komplett ab, als hinter allen die Tür zum Klassenzimmer erneut aufging. Er drehte sich um und sah Inuart, der langsam in das Zimmer kam und hinter sich die Tür schloss. Er winkte Caim zu sich und der lief auf ihn zu. Nier sah ihm nur nach. Er war heute sehr komisch. Aber es stand weiterhin fest dass er ihm nicht trauen würde. Dennoch fragte er sich was passiert war. Denn es war etwas passiert als Caim schlief und alle draußen waren. Nur was…? Er sah wieder neben sich aus dem Fenster und ihm fiel etwas auf. Etwas sehr gutes ehrlich gesagt... Caim kam bei Inuart an und er fing auch schon gleich an zu fragen: „Wo warst du?“ „Ich habe mir mal einige Teile des Gebäudes angesehen. Es sind keine Legion hier, also sollte der Teil der Schule sicher sein, so wie auch der Innenhof. Ich würde aber nicht in den Keller gehen, nur zur Sicherheit.“ Caim schüttelte den Kopf genervt. „Du weist genau das du keine Alleingänge machen sollst! Wie oft soll ich dir das noch sagen?! Du hast keine Munition mehr und bist schlecht im Nahkampf! Ohne mich bist du fast komplett aufgeschmissen! Das war dumm und unbedacht!“ Er sprach das leise, er wusste selber nicht warum, aber Inuart schüttelte das alles nur mit der Rechten Hand ab und sprach beruhigend: „Alles easy. Es ist nichts passiert und ich war vorsichtig.“ Es hätte aber was passieren können…Inuart war erstaunt über die Sorge die ihm Caim offenbar entgegen war. Wusste aber nicht das Caim es hasste wenn etwas nicht so lief wie er wollte. Und das eben war nicht abgesprochen gewesen. Er schnaufte. War nun eh egal. „Hat es sich wenigstens gelohnt?“ Inuart nickte. „Wie gesagt: das Gebäude ist sicher. Ich konnte auch etwas Werkzeug und einige Schokoriegel finden die nicht abgelaufen waren. Und du konntest dich etwas erholen. Das ist ja auch viel wert.“ Nach dem was Caim geträumt hatte hätte er sich gewünscht lieber weiter wach zu bleiben… „Wir sollten noch etwas hier bleiben und uns erholen. Vielleicht sogar bis morgen warten und hier übernachten. Wäre eigentlich klüger. Morgen früh können wir dann direkt weiter.“ Caim schüttelte den Kopf. „Nein. Das ist mir zu riskant.“ „Das Gebäude ist sicher Caim. Wir bleiben einfach hier und verbarrikadieren uns. So wie im Laden auch.“ „Das hier ist eine Mausefalle Inuart. Wenn wir hier im ersten Stock überfallen werden gibt es kein Entkommen. Wir können nicht aus dem Fenster springen ohne uns zu verletzten und frontal durch diese Tür kann man uns überrennen. Sorry aber das sehe ich anders.“ Inuart sah zu der Tür hinter sich und zu dem Fenster vor an dem Nier stand und weiter raus sah. Danach sah er wieder zu Caim. „Wer sollte denn eine Schule einnehmen wollen? Geschweige denn sich hier freiwillig rumtreiben?“ Das fragte er nicht wirklich, oder? „Es müssen nur Legion im Keller sein, den du ja nicht überprüft hast und diese schwärmen dann nachts nach oben. Ruck zuck sind wir nicht nur in der Unterzahl sondern auch eingekesselt! Das ist mir zu riskant, wir ziehen weiter.“ Er wollte nicht schon wieder in eine Diskussion mit Caim kommen. Nicht schon wieder. Aber offenbar blieb ihm nichts erspart. So machte sich Inuart schon bereit was zu sagen. Aber dann wurde er plötzlich unterbrochen. Unterbrochen von einer Stimme die laut sprach: „Hey schaut mal!“ Alle sahen rüber zu Nier, der das laut gesagt hatte und auf das Glas vor sich zeigte. Auf etwas zeigte was er draußen vor dem Fenster und im Hof sehen konnte. Yonah kam sofort zu ihm gerannt und sah aus dem Fenster runter zum Hof. Sie wusste nicht ganz was er meinte, aber als die Anderen sich dazu gesellten und auch alle raus sahen, wurde es offensichtlich. Nier sah auch wieder hin und sprach: „Vielleicht sollten wir unseren Vorrat vorher noch etwas auffüllen.“ Er meinte den Teich mitten im Innenhof. Er hatte offenbar Luchsohren und mitbekommen was die zwei Älteren besprachen. Und Inuart fand die Idee nicht mal schlecht. „Das ist eine gute Idee.“ Caim sah zu ihm. „Wirklich? Sieh dir das rottige Ding an.“ Der Teich sah wirklich etwas verwachsen und lange nicht mehr gepflegt aus. Früher war es sicher mal ein Schülerteich gewesen um den sich die Schüler kümmerten und pflegten. Es war nichts ungewöhnliches das Klassen sich um etwas in der Schule kümmern mussten. Sei es Putzen, Haustiere wie Hamster oder ein Teich mit Fischen. Mit Eintreten der Apokalypse war das hinfällig geworden, aber dennoch fand Inuart die Idee gut. Er sah zu Caim. „Das hat nichts zu heißen. Diese Schülerteiche haben meist ein eingebautes Filtersystem das Jahre lang hält und nicht gewechselt werden muss. Sofern die Leitungen noch funktionieren läuft das Ding auch noch. Was bedeutet der Teich hat klares, oder trinkbares Wasser und vielleicht auch noch Fische. Wir könnten unser Wasser auffüllen und Fische fangen zum essen.“ Caim schien trotzdem nicht überzeugt. „Ich esse doch keine Fische aus nem Schülerteich.“ Inuart zuckte. „Dann ess einfach weiter unser Dosenfutter. Ich denke Yonah und ich gehen angeln, oder Yonah?“ Sie sah strahlend zu ihm und sprach auch so: „Wirklich?!“ Inuart nickte lächelnd. „Klar! Ich zeige dir wie das geht. Sofern dein Bruder nichts dagegen hat.“ Er sah zu Nier der etwas verdutzt zu ihm hoch sah. Er sollte das entscheiden? Oh okay…Aber bevor er was sagen konnte kam Yonah um Inuart herum und stellte sich flehend vor ihren Bruder. Wollte wirklich Erlaubnis bei ihm einholen und sprach zuckersüß: „Nier, biiiittte? Bitte bitte darf ich?!“ Er sah sie an. Oh mann. Und dann nickte er etwas erleichtert und schnaufend. Natürlich sagte er nicht: nein zu ihr. Nicht zu diesem Gesicht. Sie hatte ihn schon etwas um den Finger gewickelt. Fiel ihm so langsam auf. „Na gut Yonah. Aber pass auf dich dabei auf, ja? Du bist noch krank und ich will nicht das du dich verkühlst!“ Sie lachte und sprang ihn kurz an. Drückte ihn und antwortete: „Yay! Danke!“ Und dann wand sie sich wieder an Inuart: „Können wir gleich runter?“ „Klar. Nicht eine Sekunde später.“ Antwortete dieser und sie liefen zusammen zu der Zimmertür. Und lustiger weise blieben Nier und Caim nebeneinander stehen und sahen beide, mit verschränkten Armen vor sich, ihnen nach und schüttelten gleichzeitig den Kopf etwas genervt. Sie hatten es echt nicht leicht. Mussten auf die beiden aufpassen das nichts passieren würde, während diese im Teich nach Fischen angelten. Große Brüder hatten es nicht leicht…Caim war noch genervter als der Jüngere. Und dann sahen sie sich beide an. Hatten beide aus dem Augenwinkel gesehen wie sie zeitgleich den Kopf geschüttelt hatten und sahen sich deshalb an. Sahen sich einfach nur an und schwiegen. Bis Nier der Erste war der den Blick abwand und den Kopf wegdrehte. Er war leicht errötetet und folgte dann stumm Inuart und Yonah. Im war das peinlich gewesen. Denn es hatte sich kurz etwas bestätigt was Yonah vorhin gesagt hatte…Nämlich dass sie sich ähnlich wären. Und das wollte er nicht glauben. War nur Zufall gewesen…Caim sah ihm nach und schüttelte erneut den Kopf. Was für ein Kindergarten. Wann war er noch mal zum Kindergärtner geworden? Er schnappte sich seine Stange an der Wand und folgte ihnen endlich auch. Und als sie unten angekommen waren stand Yonah wie ein aufgeregtes Kind am Teich und starrte in diesen. Sie konnte bereits die Fische sehen, die im Vielleicht hüfthohen Wasser in der Trübe herumschwammen. Sie waren vielleicht so groß wie ihr Unterarm, aber die meisten noch kleiner. Es waren Karpfen und Caim wunderte sich das wirklich etwas in diesem Teich überlebt hatte. Zu Abwechslung hatte sein bester Freund mal recht gehabt. So vertraute er seinem Urteil und füllte alle ihre Wasserflaschen auf. Bei ihrem Weg nach unten hatten sie in einer Toilette mal angehalten um zu überprüfen ob das Wasser noch funktionierte. Natürlich nicht. Die Leitungen waren entweder zerstört worden oder der Tank leer und logischerweise nicht mehr nachgefüllt in dem nächsten Werk in der Nähe. Also blieb nur Wasser vom Teich. Und kaum als er diese Aufgabe erfüllt hatte, wand er sich auch etwas ab und stand Abseits. Hatte die Umgebung im Blick. Einer musste ja aufpassen während der Kindergarten im Wasser planschte… Inuart saß auf einem Stein, nahe vom Teich und baute seine Angel auf, während ihm Yonah genau dabei zusah. Sie verstand das alles nicht, aber er wusste ja was er tat, also war es egal was sie verstand oder nicht. Und Nier stand neben seiner kleinen Schwester und sah ins Wasser. Es waren vielleicht gerade mal 20 Fische und nur 5 davon waren kein Happen sondern es wert gefangen zu werden…Lohnte es ich wirklich zu angeln? Er war sich nicht sicher, aber Yonah machte es froh, also drückte er mal genervt ein Auge zu. Was noch blöder war: der Teich war nicht mal groß. Eigentlich musste man nicht mal angeln. Man könnte einfach so rein springen und die Fische fangen. Würde sicherlich auch klappen. Und schließlich holte Inuart mit der Angel aus und warf sie ins Wasser. Yonah setzte sich neben ihn und sah ihm dabei zu. Es hieß warten…aber nach einiger Zeit wurde es echt langweilig und es passierte einfach nichts. Das war das Wesen vom Angeln, aber Yonah hatte sich das interessanter vorgestellt. Nach 20 Minuten, ohne Erfolgt, seufzte sie etwas und sprach: „Das ist ja langweilig.“ Sie sagte das so süß das Nier, der nicht weiter weg rechts auf einem anderen Stein saß, kurz auf grunzen musste und sich das Lachen verkniff. Der Ton von ihr war einfach genial gewesen. Leicht genervt aber dennoch höflich. Und genauso sah sie auch aus. Es war köstlich. Inuart schmunzelte auch etwas und sprach weise und älter: „Nicht alles kann man erzwingen. Manchmal braucht es auch Geduld. Du wirst mir danken wenn wir später Fisch essen können.“ Aber so langsam zweifelte Yonah daran ob überhaupt etwas anbeißen würde, so wie die Lage war zumindest. Sie seufzte laut und umschlang ihre beiden Beine vor sich. Legte ihr Kinn auf ihre Knie. Ihr war sooo langweilig. Nier, der im Schneidersitz saß, sah zu ihr als sie sprach: „Wir werden nie etwas angeln. Und heute Abend gibt es keinen Fisch.“ Sie ließ total den Kopf hängen. Hatte sich schon so sehr auf Fisch gefreut und nicht auf Dosenfutter…Und Nier sah wieder zum Teich vor sich. Dann wieder zu Yonah und wieder zum Teich. Und dann lächelte er. Denn plötzlich hatte er einen Geistesblitz. Warum eigentlich nicht? Er kam schlagartig auf die Beine und zog die Stiefel aus. Und als er anfing sich sogar die Ärmel hochzukrempeln, sah Yonah endlich zu ihm rüber und realisierte was er tat. Dennoch verstand sie nicht ganz. Sie legte den Kopf schief und sah auf, hob den Kopf dabei von ihren Knien und fragte rüber: „Was machst du da großer Bruder?“ Der aber lächelte stumm weiter und war nun bereit. Auch Caim sah bei Yonah ihren Worten zu ihnen hinter und sah den Weißhaarigen dort stehen. Er runzelte selber die Stirn. Was hatte er vor? Inuart war auch gespannt und sah hin. Doch dann erlöste Nier alle vor Ort und grinste zu Yonah rüber. Er sprach dabei: „Ich sorge für Abendessen! Halt dich fest Yonah!“ Und kaum als er das gesagt hatte sprang er in den Teich! Wasser sprang auf und es klatschte laut. Alle sahen erschrocken zu ihm. Keiner hatte damit gerechnet. Der Junge stand im Teich und die Fische schwammen panisch um ihn herum. Versuchten zu fliehen, aber ihr Revier war nicht sonderlich groß und so endeten sie meist wieder vor seinen Füßen. Yonah sah zu ihm und ihre Mimik wurde immer breiter, bis sie schließlich lachte über ihren Bruder, der noch immer im Wasser stand und wie eine Katze versuchte die Fische um sich zu schnappen! Manchmal so ungeschickt das er ganz abrutschte und bis zur Burst im Wasser versank! Natürlich machte er das mit Absicht. So war es geplant. Er lachte dabei und rief zu Yonah: „Ich kriege sie schon noch! Pass auf Yonah! Einige kommen auch zu dir! Schnapp sie dir!“ Er wedelte mit den Armen im Wasser und scheuchte so die Fische zu Yonah rüber. Und das kleine Mädchen sah vor sich ins Wasser und versuchte zögerlich nach den glitschigen und aufgebrachten Fischen zu greifen. Sie lachte tief aus dem Herzen und schrie auch immer mal wenn sie einen glitschigen Fisch berührte und er ihr entglitt. Aber sie hatte so viel Spaß wie lange nicht mehr. Und sogar Inuart musste lachen und legte die Angel beiseite. Scheiß drauf! Er versuchte auch welche zu schnappen und schaffte es sogar. Griff sich einen nach dem Anderen und legte sie hinter sich auf den Boden, wo sie zappelten und nicht mehr weg konnten. Nier war von oben bis unten patschnass und schmiss sich inzwischen ohne Rücksicht im Wasser von links nach rechts. Er hatte auch Spaß. Und er war glücklich wenn Yonah glücklich war, das befeuerte ihn noch mehr. Es lief alles super gut. Alle hatten Spaß. Und dann sah er unter sich, während er im Wasser still kniete, einen kleinen Fisch vorbei schwimmen. Instinktiv hatte er ihn anvisiert…etwas kam in ihm hoch und er schnappte zu! Und als er wieder hoch kam hatte er einen Fisch gefangen. Er hatte in zwischen den Zähnen, wo er zappelte und sich wehrte, so das er kurz den Kopf schüttelte und den Fisch etwas riss dabei. Und als er fertig damit war sah er zu Yonah, die ihn etwas erschrocken ansah in der Sekunde. Und während sie ihn so ansah…wurde Nier bewusst was er da getan hatte. Noch immer tat. Er hatte wie ein Tier…einen Fisch gefangen. Und er wurde selber leicht erschrocken. Er wusste nicht warum er das getan hatte. Es kam so über ihn. Doch gerade als er den Fisch fallen lassen wollte, sich schämte, zeigte Yonah auf ihn und fing an herzhaft zu lachen. Und das sorgte dafür dass er lächelte und nicht aufhörte. Er behielt ihn im Mund und schloss die Augen. Grinste mit dem Fisch zwischen den Zähnen zu ihr rüber. Und er fühlte sich richtig gut. Er fühlte sich normal und akzeptiert. Es war schön. Und während sie alle Spaß hatten und erfolgreich essen besorgten, sah Caim zu ihnen. Schüttelte den Kopf und sah Nier mit dem Fisch da sitzen. Und er…konnte sich doch tatsächlich ein kurzes Schmunzeln nicht verkneifen. So ein Spinner. Schon süß was er so für die Kleine machte. Das…erinnerte ihn an sich und seine Schwester. Caim hatte sich für Furiae auch immer zum Klassenclown gemacht, egal wo sie waren. Immer wenn sie traurig oder gelangweilt war machte er dies für sie. Er sah sich…kurz selber in der Sekunde. Und wenn er diesen Jungen da so sah, sah wie er sich im Wasser wälzte nur um seine Schwester zum Lachen zu bringen…da wurde Caim warm in der Brust. Nier brachte schließlich durchs Wasser kriechend, was aussah als würde er schwimmen, seiner Schwester den Fisch zwischen den Zähnen. Wie ein paddelnder Hund der ein Stöckchen brachte. Sie nahm ihm diesen ab und er lächelte zu ihr hoch, sie dann zu ihm herab und hielt den toten Fisch fest in den Hände, als sie sprach: „Danke. Das ist lieb von dir.“ „Jetzt hast du auch einen gefangen Yonah.“ Antwortete er nett und legte den Kopf mit geschlossenen Augen etwas schief. Sie lächelte ihn weiter an. Er war so lieb. Er tat das alles für sie um sie zum Lachen zu bringen. Das wusste sie. Und das liebte sie so an ihm. Dann zeigte sie Inuart fröhlich den Fisch und er lachte ebenfalls und nahm ihr diesen ab um ihn zu dem Rest der stolzen Beute zu legen. Und Caim sah nur weiter zu. Sah die Drei da am Teich und stand weit abseits von ihnen. Stand so weit weg als würde er nicht dazu gehören. Inuart lachte und erklärte ihnen etwas. Yonah lachte und hielt sich dabei an die Brust. Und Nier war weiter im Wasser bis zum Hals und sah zu Inuart auf. Lauschte. Und Caim sah ihn an. Sah diesen Jungen an der nicht existieren durfte. Sah diesen Jungen der eigentlich ein Monster war. Ein Hybrid. Aber…so verhielt sich eigentlich kein Monster. Was er da sah war ein Junge der alles tat um ein Mädchen zum Lachen zu bringen das er als seine Schwester akzeptiert hatte. Ein Junge der sich in einen nassen Teich warf und darin rumsprang wie ein Köter um dem Mädchen ein Lächeln auf die Wangen zu zaubern das er liebte. Sich komplett zum Affen dabei machte…und dennoch so glücklich dabei wirkte. Er war fasziniert von diesem Jungen. Dieser Junge der ihn in der Sekunde an sich selbst erinnerte, als er noch jünger war. Und der es schaffte die Stimmung zu lockern und wieder etwas Leben in diese leblose und kalte Welt brachte. Auch wenn es nur für einige Minuten war. Er schaffte es das Herz eines Mädchen zu erwärmen…und sogar leicht das von Caim…der sich dann für eine Sekunde schlecht fühlte…Wenn er daran dachte was er ihm vorher an den Kopf geworfen hatte und ihn erpresste, wurde ihm unwohl. Doch schnell riss er sich wieder zusammen. Es war nötig. Das alles war nötig…um zu überleben. Und er sah wieder zu Nier. Sah ihn einfach nur an. Diesen…seltsam schönen Jungen. „Wenn der letzte und erste Drache stirbt, wir sein Gesang das Ende einläuten und die Menschen werden vernichtet.“ Er sprach das sehr leise zu sich selbst…und er wusste nicht mal wieso er das tat und woher es kam. Er hatte es vergessen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)