Dragonblood von Hera_Tenebrae89 (Bound by fate, cursed by blood) ================================================================================ Kapitel 2: Ruined City ---------------------- Es war Sommer im Jahr 2003. Auf einer Baustelle, die in der Nähe der Higashi-Shinjuku Haltestelle lag, verlief der Tag wie gewöhnlich. Doch es war wärmer als sonst an diesem Tag. Der Sommer an sich war unglaublich heiß dieses Jahr, so dass ein Bauarbeiter namens Toshi sich über die Stirn strich und einen Schluck Wasser zu sich nahm. Es ging einfach kein Lüftchen über die Baustelle. Alles was man abbekam waren laute Geräusche der Maschinen, Hitze der Sonne über ihm, Autos und lautes besprechen von Menschen wie weiter gearbeitet werden soll. Toshi stand mitten in einer Grube und war dabei mit einer Schaufel zu graben. Er bekam die Aufgabe vorsichtig zu Graben und ohne Maschine, weil der Verdacht bestand das an dieser Stelle Leitungen von Gas und Wasser liegen würden. Und wenn sie die Menschen auf der Baustelle nicht in Gefahr bringen wollten, oder den Nachbarn das Wasser und den Strom abdrehen, mussten sie vorsichtig arbeiten. Es war ihm eh ein Rätsel wie die Bosse nicht mal eine Karte dieses Geländes hatten. Normalerweise sollte man Baupläne von früher haben und wissen wo alles lag, aber offenbar hatte da einer wieder mal seinen Job nicht richtig gemacht. Eigentlich ungewöhnlich in Japan, wo doch alles sehr durchgetacktet und organisiert war. Aber er machte einfach seinen Job und grub weiter. Nach wenigen Minuten passiert aber etwas womit er so überhaupt nicht gerechnet hatte. Als er die Schaufel in den Boden schlug gab dieser sofort nach. Ein Loch tat sich auf und er sprang etwas zurück vor Schreck. Als er sich von dem Schreck erholt hatte machte er einen Schritt vor und sah unsicher zu dem Loch vor seinen Füßen. Es war dunkel und er konnte nichts sehen, also kam er auf die Knie und sah es sich näher an. Es war komisch denn eine Brise kam ihm entgegen. Das konnte aber nicht sein. Es würde bedeuten das es einen Luftzug geben würde und einen anderen Ausgang. Die Luft roch komisch… Obwohl die Sonne erbarmungslos auf ihn niederkrachte schaffte sie es nicht Licht in das dunkle Loch vor ihm zu bringen. Als würde die Schwärze alles verschlucken. Er zückte sich deswegen seine Taschenlampe am Hosenbund und leuchtete hinein. Erstaunlicherweise war da ein Tunnel! Er konnte sehen wie etwas weiter nach unten sich ein Tunnel ersteckte. „Was ist los Kurosaki?!“ Toshi schrak auf und kam wieder auf die Beine als er hörte wie sein Vorgesetzter nach ihm rief und auf ihn zu kam. Er zeigte auf das manngroße Loch zu seinen Füßen und sprach dann: „Da muss uns jemand was vorenthalten haben Chef. Hier stand offenbar schon mal ein Gebäude oder so, denn hier ist ein Tunnel.“ Sein Chef kam neben ihn und sah ebenfalls zu dem Loch runter. Er schüttelte den Kopf und schnappte sich sein Walkie am Gürtel als er sprach: „Das ist unmöglich. Dieses Gelände ist seit Jahrhunderten nicht bebaut worden.“ „Gab es dafür einen Grund?“ „Hm? Ach keine Ahnung. Irgend so ein reicher Kerl wollte dieses Gelände als Heiligtum oder Schutzgebiet behalten, was weis ich. Aber jetzt kommt hier ein Hotel hin wo der Kerl verstorben ist.“ Er machte sein Walkie an und unterhielt sich offenbar mit Menschen die noch höher standen als er selbst. Was verständlich war. Das was sie aufgegraben hatten war eine unbekannte Situation und sie mussten wissen wie es weiter gehen sollte. So bekam man nach wenigen Minuten auch schon die Antwort und sein Chef sagte: „Trommel einige Jungs zusammen. Ich möchte das du mit ihnen da rein gehst und das untersuchst womit wir es zu tun haben.“ Toshi sah ihn verwirrt an. „Was? Aber wir wissen doch nicht mal ob der Abstieg sicher ist. Wer fordert denn sowas?“ „Der Mann der über uns sitzt. Und jetzt mach dich an die Arbeit.“ So unwillig er auch war und Sorge hatte, Toshi machte es dennoch und hatte im Nu 5 Leute zusammengetrommelt die mit ihm da runter stiegen. Kaum als sie in den Tunnel unter ihnen kamen bemerkten sie wie ungewöhnlich er doch war. Es sah nicht nach einem Tunnel aus den Menschen errichtet hatten. Sondern mehr als wäre er natürlich entstanden. Hinter ihnen ging er nur wenige Schritte und hörte dann auf, aber in die andere Richtung ging es tiefer und leicht nach unten. Die Luft roch wie gesagt komisch, aber nicht krank oder faulig. Es war ein Duft den keiner einsortieren konnte. Aber nach wenigen Metern konnten sie etwas sehen was noch weniger sein konnte als Luft und ein Windhauch…sie sahen Licht. Es war ein leicht bläuliches, weißes Licht. Sehr düster aber dennoch vorhanden. Es hatte etwas unheimliches, aber dennoch liefen die Männer weiter und erblickten dann etwas was nur als: übernatürlich, beschrieben werden konnte… Toshi sah voller erstaunen nur nach vorne und zückte dann das Walkie das er dabei hatte. Er rief seinen Chef an und wurde gefragt was los sei. Er wusste er nicht wie er es beschreiben sollte und stockte. Aber dann holte er Luft und sprach: „Ich denke die Bauarbeiten könnten sich verzögern Chef.“ Aus dem Walkie drang: „Was? Was habt ihr gefunden?“ „…Das kann ich ihnen nicht sagen Chef…Dafür bin ich nicht zuständig…“ Vor ihnen war eine große Höhle. Eine Ader mit frischem Wasser zog sich über eine Wiese die sehr nach Moos aussah und auf der Blumen wuchsen. Es waren verdammt viele. Alles war mit ihnen bedeckt. Sie leuchteten weiß und es schien als würde von ihnen das ungewöhnliche Licht ausstrahlen. Noch nie hatte er solche Blumen gesehen. Wie sie ohne Licht in dieser Höhle überleben konnten wusste keiner. Aber besonders sprachlos machte sie dieses gewaltige Ding in der Mitte der Höhle. Es war von der Größe eines Lasters, aber wesentlich kürzer. Es war rundlich und grau mit einem weißen Schimmer. Hinter sich konnte Toshi bereits hören wie einige flüsterten. Besonders machte ihm eine Person Angst, die sagte: „Hakai no tane…“ Er wusste was gemeint war…Ein böses Omen. Nach einigen Stunden war bereits die ganze Baustelle abgesperrt. Toshi saß noch immer unten in der Höhle, aber sah inzwischen wie mehrere Menschen in der Höhle umher liefen und Zelte aufbauten und Dinge, Maschinen, die er nicht mal kannte. Sie sahen nicht nach Landwirtschaftlern oder so aus. Mehr nach dem Militär und Wissenschaftlern. Was für ihn bedeutete das etwas nicht okay war, oder schlimmer sein könnte als nur ein unbekannter archäologischer Fund. Eine Dame kam plötzlich auf ihn zu und verbeugte sich zur Begrüßung. Er machte es gleich und sah sie an. Ihre Haare waren sicherlich gefärbt denn so Pinke Haare waren nicht natürlich. Sie lächelte ihn aus kühlen Augen an und sprach dann sanft: „Ich habe nur einige Fragen und dann dürfen sie auch schon gehen.“ Toshi nickte. Seine Kollegen, die mit ihm runter kamen, waren auch schon bereits gegangen nachdem sie von ihr befragt wurden. Er war froh sobald er sich anschließen konnte. Dieser Ort machte ihm Angst. Und dann sprach sie weiter: „Hat jemand von ihnen die Blumen berührt oder etwas anderes in der Höhle?“ Er schüttelte den Kopf. „Nein. Wir fanden das nicht natürlich und sind nicht mal in die Höhle rein gegangen.“ „Hmmm verstehe. Als sie hier ankamen ist ihnen da irgendetwas aufgefallen? Etwas an ihnen oder ihren Kollegen? Hatten sie Kopfschmerzen oder roch es seltsam. Alles wäre nützlich.“ „Nein. Also wir haben nichts an uns gemerkt. Aber jetzt wo sie es sagen: wir wussten nicht was das für ein süßlicher Geruch war am Anfang. Aber es waren wohl offenbar die Blumen hier. Warum fragen sie das? Denken sie wir könnten krank sein?“ Sie lächelte und schüttelte den Kopf während sie weiter auf ihren Notizblock schrieb. „Nein. Wenn dann würden wir nicht hier herumlaufen ohne jeglichen Schutz. Alles okay. Gibt es vielleicht doch noch etwas was sie mir sagen können?“ Toshi überlegte kurz. „…Einer meiner Kollegen sagte plötzlich etwas. Er wusste selber nicht warum er das gesagt hat meinte er. Er meinte er hätte es einfach in seinem Kopf gehabt und musste es aussprechen.“ „Was ist es gewesen?“ „Er sagte: Hakai no tane…Das bedeutet: Saat der Zerstörung.“ Sie sah ihn einfach nur still an. So still das Toshi unwohl wurde. Aber das verflog sofort wieder als sie lächelte und dann antwortete: „Ich danke ihnen sehr Mr. Kurosaki. Meine Leute werden sie jetzt nach draußen geleiten.“ Dann kamen zwei Männer vom Militär neben ihn und er sah sie etwas unsicher an. Das war es schon? Er dachte da würde mehr sein. Als müsste er etwas unterschreiben oder so. Das er nichts von diesem Ort wüsste und still sein sollte. Aber dann schien es doch nicht so schlimm zu sein. Er verbeugte sich noch mal und ließ sich dann den Tunnel entlang geleiten. Die Forscherin lief über das Blumenbeet und sah auf die wunderschönen lumineszierten, weißen Blumen als sie sich direkt auf das große Objekt zubewegte wovor bereits ihre Zwillingsschwester stand und es sich einfach nur ansah. Als sie zu ihr kam fragte diese: „Hat er etwas wichtiges gesagt?“ Ihre Schwester schüttelte den Kopf. „Nein Popola. Nichts was wichtig wäre. Nur sowas abergläubisches wie man es von diesen Menschen gewohnt ist. Einer nannte es angeblich die „Saat der Zerstörung“. So wie Menschen halt sind ohne wissenschaftliche Erfahrungen.“ Sie sah das Objekt vor sich an. „Es ist wunderschön, nicht wahr?“ Sprach sie zu Popola. Aus der Ferne hörten sie einen Schuss. Aber bewegten sich nicht mal als dieser durch die Höhle hallte und alle Zeugen damit endgültig beseitigt waren. „Ach Devola…sieht das wirklich nach einer Saat der Zerstörung für dich aus? Die ersten Testergebnisse sind da allerdings anderer Ansicht.“ Ihre Schwester sah zu ihr. „Was hast du heraus gefunden?“ Popola sah zu ihr. Sie lächelte. „Ich würde es mehr eine: „Saat der Wiedegeburt“ bezeichnen…Wir haben Leben gefunden.“ Inuart schleppte das eingewickelte und kranke Mädchen über die leere Straße und die Nacht. Nier folgte ihm dich neben seiner Schwester und sah besorgt zu ihr. Er wusste nicht ob es das Richtige gewesen war. Ob es so gut gewesen war ihnen zu vertrauen, aber hatte er eine andere Wahl? Yonah ging es schlecht und er war sich sicher dass sie ohne Hilfe nicht mehr lange zu leben hatte. Er war jemand der vertraute. Dennoch war er vorsichtig und wusste schon wie er sich im Notfall zu verteidigen hatte und was zu tun war. Dieser Inuart schien aufrichtig nett zu sein, aber dem anderen vertraute er nicht wirklich. Dieser Caim hatte eine schrecklich aggressive und brutale Ader in sich. Das hatte er vorhin gesehen. Und er hatte die Augen eines Mannes…der nicht mehr zu verlieren hatte und zu allem bereit war. Er sprach vom Überleben. Aber wenn Nier ihn so ansah dann spürte er dass dies nur Worte waren. Und das es ihm egal war ob er lebte oder starb. So kamen sie darauf in einem Supermarkt an und Inuart setzte das kleine Mädchen sanft hinter dem Tresen und in Deckung ab. Yonah hustete erneut und ihr Bruder kam neben sie. Stützte das schwache Ding und strich ihr sanft über die Stirn und einige Haarsträhnen weg. Sie schwitze so schrecklich und ihre Atmung war zitterig. Dieser Anblick brach ihn förmlich. Er wollte sie nie so sehen. Und noch schlimmer war dass sie wegen IHM so litt. Sie hätte ihn nicht schützen müssen. Das wusste sie… Während er sich neben sie gesetzt hatte und sie behütete war Inuart bereits in den Keller gegangen und hatte das geholt von dem er dachte es würde helfen. Zum Glück hatten er und Caim immer vorgesorgt und gingen an keiner einzigen Apotheke vorbei ohne sie zu plündern. So kam er mit einer Flasche an flüssigen Antibiotika, einer Spitze, Salbe und einem Verband wieder hoch. Caim sah ihm nur stumm und mit verschränkten Armen vor sich, dabei zu wie er zu den Kindern ging und die Kleine versorgte. Es passte ihm nicht das sie Medizin für diese Zwei opferten. Vor allem da die Kleine es eh nicht schaffen würde. Der Junge vielleicht, aber sie niemals. Sie schien zart und zu nett zu sein. Sowas überlebte nicht in dieser Welt. Der Junge allerdings war ein Raubtier. Er war agil, schnell und kämpferisch. Er konnte noch immer nicht glauben wie sehr er davon fasziniert war. Nie hatte er sowas bei jemand anderem gesehen. Es löste etwas in ihm aus. Nur konnte er nicht einordnen wo dieses Gefühl hingehörte. Außer das es lästig war. Inuart zog die Spritze mit Antibiotika auf und gab der kleinen Yonah dann einen Schuss in den kranken rechten Arm. Danach kümmerte er sich um ihre Verletzung. Er ließ noch mal Wasser darüber laufen und tupfte die Wunde dann ganz sanft ab. Yonah gefiel das nicht und sie murmelte schmerzhaft, so das ihr Bruder sie wieder drückte und ihr sanft ins Ohr sprach: „Es ist alles gut. Er hilft dir. Du hast es gleich geschafft.“ Als die Worte gesagt wurden strich der Ältere auch gleich eine desinfizierende Salbe über die Wunde und in das Gewebe darum sanft ein. Es war sehr stark geschwollen und sah überhaupt nicht gut aus. Aber mehr konnte er erst mal nicht tun. Dann verband er die Verletzung sanft mit einem frischen Verband und ließ sie ruhen. Sein Blick fuhr zu dem Jungen und der sah ihn auch an. Wollte wissen was los war. „Mehr kann ich erst mal nicht für sie tun. Jetzt müssen wir warten bis morgen und sehen wie sie durchkommt.“ Bis Tagesanbruch waren es noch einige Stunden. Keiner konnte wissen was mit ihr bis dahin passieren würde. Zu guter letzt kam es jetzt nur darauf an ob ihr Körper robust war und noch gegen die Infektion kämpfen konnte. Aber was auch immer geschehen würde, Nier wäre bei ihr. Er würde ihr nicht von der Seite weichen. So rückte er näher an sie und lehnte sie gegen seinen Körper. Umschlang sie mit dem einem Arm und drückte sie sanft an sich, während er mit der anderen Hand eine ihrer hielt. Es war nicht kalt, aber er hatte das Gefühl und Bedürfnis sie wärmen zu wollen. Er sah Inuart nicht an als er sich bedankte. „Danke.“ Der nickte nur und schnaufte. Es war schlimm zu sehen dass sie so jung waren und das alles erleben mussten. Yonah schien jünger zu sein als Nier. Es war eine Schande was auf der Welt passierte. Und wenn er sowas sah dann fragte er sich immer warum es so weit kommen musste. Und noch mehr wünschte er sich er könnte herausfinden woran es lag das es soweit kam. War es die Unfähigkeit der Menschen die es so eskalieren ließ? Oder war es der Zorn Gottes? Er hatte keine Ahnung. Doch er wünschte sich er könnte in die Zeit zurück reisen und warnen oder verhindern was passieren würde. Dann…dann würde Furiae auch noch leben. „Ich bringe sie runter in den Keller. Da seid ihr sicher für die Nacht.“ Doch Nier schüttelte langsam den Kopf als Inuart das gesagt hatte. „Ich bleibe mit ihr hier. Uns wird nichts passieren. Du hast genug getan.“ Er war echt tapfer. Oder einfach nur dumm? Wie auch immer. Noch nie hatte der Ältere so einen tapferen Jungen gesehen. Nicht mal Caim war in dem Alter so gewesen. Und er sah ihm an das er ihn nicht anders überzeugen konnte. Also nickte er nur stumm und sprach: „Wie du möchtest. Ich halte es für nicht so weise, aber es ist deine Entscheidung.“ Dann stand er auf und wand sich zu Caim, der noch immer einfach da stand und zu ihnen sah. Nein…er sah zu den beiden Jüngeren. Er sah zu Nier…Inuart konnte nur Vermuten was ihm durch den Kopf geistern musste, aber wenn er ein Veto abgeben dürfte, dann würde er sagen das ihn diese Geschwisterliebe an ihn selbst erinnerte. An etwas was er leider verloren hatte. Und wenn Nier Pech hatte würde ihm das auch passieren. Man musste abwarten. Inuart lief an Caim vorbei und begab sich endlich in den Keller. Er brauchte Ruhe und Schlaf. Dieser Tag war hart gewesen und er konnte nichts mehr tun. Caim allerdings blieb noch etwas stehen und sah weiter zu den Beiden, für ihn, fremden. Sah wie der Junge sich so hoffnungsvoll an seine Schwester drückte und sie behütete. Ihr das Gefühl geben wollte das alles gut wird. Aber er hatte da etwas nicht verstanden…Nichts wurde gut. So machte er einen Schritt auf sie zu und Nier sah ihn deswegen an. Ihre Blicke trafen sich und der Ältere sprach direkt: „Du solltest froh sein wenn sie es nicht schafft.“ Nier verzog etwas wütend den Mund. „Du bist ein Monster, weist du das?“ „Ich bin realistisch und ehrlich zu dir. Ehrlicher war ich vielleicht noch nie zu jemand gewesen. Sei dankbar wenn sie heute Nacht stirbt, denn du ersparst ihr ein Leben voller Leid und Angst. Das was euch da vorhin passiert ist, oder was ihr schon erlebt habt, das wird immer so weiter gehen bis zum Ende. Willst du dass sie so weiter leidet? Selbst wenn sie die Nacht überlebt, was dann? Was meinst du wie lange es dauern wird bis sie ein Legion erwischt und sie infiziert. Und das nachdem sie vielleicht schon vorher vergewaltigt wird. Oder vielleicht sogar ermordet. Willst du das?“ Nier sah ihn einfach nur wütend und entschlossen an, als er lauter sprach: „Das werde ich niemals zulassen!“ „So wie du nicht zugelassen hast dass sie sich schlimm verletzt? Sieh es ein: du kannst nichts tun. Und du wirst nichts verhindern können wenn es passiert. Ich muss wie ein Arsch für dich klingen aber es ist die Wahrheit. Glaub mir…ich weis wovon ich rede.“ Das waren seine letzten Worte bevor er sich abwand und ebenfalls runter in den Keller verschwand. Und somit ließ er den Jungen mit seiner Schwester zurück in der Dunkelheit des Ladens. Es war unheimlich still gewesen nachdem Caim gegangen war. So still das Nier sie hören konnte. Er konnte die Monster hören die weit in der Ferne heulten und jammerten. Wie arme Seelen die Gott verlassen hatte. Aber er hatte keine Furcht. Er kuschelte sich wieder an seine Schwester und sie regte sich leicht. Öffnete sogar kurz die Augen zur Hälfte und sprach: „Nier…?“ Er sah zu ihr und fasste ihre Hand stärker. „Ich bin hier. Alles wird gut Yonah. Ich passe auf dich auf, also schlaf ruhig weiter.“ Sie lächelte bei den Worten schwach und nickte. Sie hatte ihn so lieb gewonnen. Genoss jede Minute bei ihm. Dann fragte sie: „Würdest…du mir die Geschichte erzählen?...Bitte…Vielleich noch ein Mal…?“ Er lächelte. „Du kennst sie doch schon auswendig.“ „Och bitte…“ Er schnaufte. Konnte ihr einfach nichts abschlagen. Dann sah er zu der Decke rauf und legte los: „Vor langer Zeit gab es einmal ein Königreich. Es war gesegnet von Schönheit und fruchtbarem Land. In diesem Königreich lebte ein Junge. Er war arm und hatte nicht viel Geld, aber er arbeitete hart und half wo immer er konnte. Selbst als der Krieg ausbrach und die Zeiten finster wurden, wollte er helfen. Doch als Krieger war er nicht zu gebrauchen, weil er sehr schmächtig war, also wies man ihn ab.“ Yonah schloss die Augen und lächelte. Lauschte. „Aber er wollte unbedingt helfen und den Krieg beenden. Also suchte er einen Weg stärker zu werden. Doch eines Tages lief er in einem Wald einem Drachen über den Weg der sehr schwer verletzt war. Da er nicht wegsehen konnte half er dem Drachen und sie wurden dadurch Freunde. Sie wurden…unzertrennlich. Einige zeit später schlief der Junge neben dem Drachen ein und…“ Er sah zu Yonah runter die sich bereits nicht mehr regte und zu schlafen schien. Typisch. Er lächelte. Sie schlief immer nach einer Weile ein und wusste nicht wie die Geschichte ausging. Er allerdings auch nicht…Sanft und vorsichtig fühle er ihre Stirn. Sie wurde kühler und es beruhigte ihn. Sie musste einfach wieder gesund werden und das war schon mal ein gutes Zeichen. Er lächelte erneut und sah sie an…Aber nach kurzer Zeit verschwand sein Lächeln und er sah wieder zu der Decke rauf. Sein Herz wurde schwerer. Es riss leicht während er in Gedanken war. Alles kam ihm vor wie ein Traum. Und er…er wachte einfach nicht auf. Schließlich vollendete er: „…und er erwachte in einem Traum aus dem es kein erwachen gab…“ Ich konnte nicht mehr rennen. Egal wie schnell ich rannte ich konnte sie nicht abschütteln. Sie waren dich hinter mir. Um mich herum. Und als ich fiel waren sie sogar in mir. Mein Körper brannte. Das Brennen hörte einfach nicht mehr auf. Es zerriss mich und fraß mich auf, so dass ich keine Luft mehr bekam. Etwas hielt meinen Mund zu. Druck, Schmerzen, Gewalt, meine Welt bestand nur noch daraus. Und dann wurde es warm in mir. Und als die Wärme sich in mir ausbreitete fühlte ich einen Schmerz in meiner Brust. Ein Pochen und es wurde dort noch wärmer. Die Wärme die in mir entstand verließ mich dann schließlich wieder an der Brust. Ich sah Rot an meinen Händen. Lag am Boden und konnte mich nicht bewegen. Mir war kalt. Ich trug keine Kleidung mehr. Sie war von mir gerissen worden. Und schließlich fühlte ich wie mein Herz langsamer schlug. Es wurde dunkel um mich herum. Nicht mal mehr den Wind fühlte ich auf der Haut. Meine Wärme sank in den Boden um mich herum und durchtränkte ihn. Mich verließen meine Kräfte. Meine Seele. Und dann Stille…Und schließlich…ein Lied. Ich hörte ein Lied in meinem Kopf. Ein Läuten. Und dann wurde es dunkel…Ich wurde zu Nichts…Ich war das Nichts… Mit einem Schrecken wachte Nier auf und atmete schneller. Er sah sich panisch um und atmete unkontrolliert schneller. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals und seine Gedanken drehten sich im Kreis. Wo war er?! Was war passiert?! Und während er sich panisch und hektisch umsah klärte sich sein Verstand langsam wieder und er kam zu sich. Er erinnerte sich und atmete langsamer. Ihm war warm und er sah links an sich runter. Er sah Yonah die tief und ruhig zu schlafen schien. Sie…schlief. Was bedeutete es ging ihr besser! Es musste so sein! Er setzte sich leicht etwas aufrechter, ohne sie wecken zu wollen und fasste ihr sacht auf die Stirn. Sie war kühl. Sie war endlich wieder kühl! Er verzog das Gesicht glücklich und hatte das Gefühl als würden zwei Karren voll mit Steinen von seinem Herz fallen. Jetzt konnte es endlich wieder aufwärts gehen. So ließ er mit der Hand von ihr ab und atmete laut aus. Aber etwas fiel ihm auf…er zitterte. Er hielt die rechte Hand vor sich und sah sie an. Er konnte sie kaum ruhig halten. Er war innerlich schrecklich unruhig und nervös. Was hatte ihn so aus dem Konzept gebracht? Er erinnerte sich das er was geträumt hatte. Mal abgesehen davon dass er sich gerade selbst in den Arsch treten könnte weil er eingepennt war! Wie verantwortungslos war das denn bitte?! Zum Glück war nichts passiert. Das war ihm noch nie passiert. Einfach so einzuschlafen. Er konnte sich nur noch wage an den Traum erinnern. Und wenn er dies tat…tat ihm die Brust weh. Er fasste sich mit der selben Hand an die Brust und fühlte seinen Herzschlag. Es schlug schnell und holperte. Unruhig. Warum…hat er davon geträumt? Oder eher:…WAS war der Traum? Das hier, oder der Traum? Er schüttelte den Kopf und holte sich zur Besinnung. Sah nach oben zu der Kante des Tresens links. Es war inzwischen wieder hell geworden draußen. So hell es wurde mit einem immer bewölkten Himmel. Und schließlich kam er auf die Idee mal die Lage zu überprüfen. So lockerte er sich sacht und vorsichtig von seiner kleinen Schwester. Behutsam und ohne sie zu wecken legte er sie seitlich hin. Sie brauchte den Schlaf denn sie würde noch immer nicht fit genug sein. Und dann kam er langsam von den Knien hoch und schaute vorsichtig über das alte Holz des Tresens. Sah sich im Laden um. Nichts. Niemand da und es war ruhig. Aber er traute dem Braten nicht und nahm seine Stange vom Boden hoch. Er würde durch den Laden schleichen und aufräumen wenn es sein musste. Es könnte sich ja ein Monster in einer Ecke abgestellt haben und dort verweilen. So schlich er gebückt um den Tresen rum und fing an durch den Laden zu kämmen. Nach wenigen Minuten stellte sich heraus dass alles okay war. Kein Monster das sich rein verlaufen hatte. So stellte er sich wieder gerade hin und atmete aus. Aber damit war es nicht getan. Yonah brauchte was zu essen. Also wusste er was zu tun war. Als er daran dachte öffnete sich eine Tür hinten im Raum und er sah kampfbereit und in Position hin. Falscher Alarm. Es war der Mann namens Inuart der aus der Tür kam und zu ihm sah. Schien etwas überrascht zu sein das Nier da stand und ihn in Kampfposition anvisiert hatte. Kurz darauf stellte er sich aber wieder locker hin und sein Gegenüber schien zu verstehen. Er kam komplett aus der Tür raus und sprach: „Alles okay? Was hast du…?“ „Nichts. Ich habe nur den Laden überprüft und dachte du wärst ein Monster als die Tür auf ging.“ Er zeigte zu der Tür hinter Inuart und der verstand. Ah okay. Er nickte und kam dann zu dem Tresen vor und sah zu dem Mädchen auf dem Boden. Nier kam näher und der Ältere fasste die Stirn der Kleinen ebenfalls an. Er schien ebenso erleichtert als er sprach: „Das Fieber ist weg. Das ist sehr gut.“ Dann nahm er den Arm und tastete um den Verband herum. „Aber die Schwellung ist noch nicht zurück gegangen.“ Nier machte einen Schritt näher. „Was bedeutet das?“ Inuart kam wieder hoch und drehte sich zu ihm um. „Das bedeutet: sie braucht noch weiter Medizin damit die Schwellung zurück geht. Ich habe aber nichts hier. Sie braucht dafür Tabletten und die habe ich nicht. Sie muss von innen damit behandelt werden, nur äußerlich reicht nicht mehr.“ Nier sah zu seiner kleinen Schwester und musste da nicht lange überlegen. „Wenn ich diese Tabletten besorge, wird sie dann wieder vollständig gesund?“ „Sollte sie. Ihre Chancen sind so verdoppelt.“ Der Junge nickte und zeigte auf seine Schwester. „Ich werde die Tabletten besorgen. Würdest du auf meine Schwester aufpassen?“ Inuart schien etwas verwundert deswegen und sah zu Yonah und dann wieder zu Nier. „Ich? Du vertraust sie mir an? Ich meine: klar gerne. Aber ist das nicht etwas zu vertrauensselig? Ich meine wir kennen uns doch kaum.“ Nier sah ihn einfach eine kurz zeit stumm an. Aber dann lächelte er und sprach: „Man kann dir vertrauen. Du hast Yonah verarztet obwohl du es nicht hättest tun müssen. Theoretisch hättest du uns im Schlaf töten können, aber da ich aufgewacht bin war das nicht der Fall. Was ich meine ist: du hattest genug Gelegenheiten uns das Messer in den Rücken zu rammen und hast es nicht getan. Warum solltest du es also jetzt tun?“ Das klang alles logisch und Inuart war verwundert darüber. An dem Kleinen war mehr dran als es den Anschein hatte. Er war geschickt, kämpferisch und großherzig. Aber zugleich auch schlau und bedacht. Wow…wenn Caim nur einige von den Eigenschaften hätte wäre er ein besserer Mensch. Das würde ihm echt gut tun. Er lachte ganz leicht und antwortete: „Gar nicht mal schlecht. Aber es ist viel zu gefährlich alleine zur nächsten Apotheke zu gehen.“ „Ich komme allein zu recht! Yonah braucht Medizin also hole ich sie! Sag mit einfach wo sie ist und was ich brauche.“ „DU brauchst erst mal einen klaren Kopf.“ Nier sah bei den Worten nach links und erblickte Caim der aus der selben Tür kam wie Inuart zuvor und diese leise hinter sich schloss. Er sah grimmig drein wie immer und kam auf sie zu. Nier mochte ihn nicht. Und das hatte viele Gründe. Als der Ältere dann bei ihnen war sprach er weiter: „Das was du da tust ist Selbstmord. Und deine Schwester reißt du gleich mit wenn du nicht mit Medizin wiederkommst. Genau aus dem Grund solltest du…“ „Du kannst mich mal! Ich werde meine Schwester nicht einfach...!“ „..Solltest du nicht ALLEINE gehen!“ Sprach Caim laut weiter nachdem er unterbrochen wurde und alle sahen ihn erstaunt an. Noch erstaunter waren sie als er die Arme erneut vor sich verschränkte und sprach: „Deshalb werde ich mit dir gehen. Inuart ist dir da draußen keine große Hilfe und er kann hier mehr für die Kleine tun, als da draußen seinen Arsch zu riskieren. Erst recht nicht wegen einer bescheuerten Idee wie dieser.“ Und zum ersten Mal seit LANGEM war Inuart froh das zu hören dass er keinen Nutzen hat. Nicht weil er nicht raus wollte, sondern weil Caim endlich mal wieder etwas aus Mitleid und Hilfe tat. Es war sehr lange her das er sowas aus den Beweggründen getan hatte. Aber Nier sah ihn dennoch nicht sehr überzeugt an. Ehrlich gesagt…wollte er lieber allein gehen. Wie bereits erwähnt mochte er Caim nicht wirklich und seine Art erst recht nicht. Auch wenn diese Geste nett und ungewöhnlich für ihn zu sein schien, so wollte sie Nier nicht. Aber hatte er eine andere Wahl? Vielleicht war es wirklich besser für Yonah. Mal abgesehen davon dass er sicher wüsste wo sie hin müssen und wo das aussieht was sie brauchen. Es würde schneller gehen und wäre zum Vorteil. Also stimmte er dem unwillig zu. Er nickte stumm und Inuart sagte zu Caim: „Das ist, glaube ich, das netteste was du seit Jahren getan hast.“ Caim lief an beiden vorbei und zu dem Eingang des Ladens, als er kalt sprach: „Dich seit Jahren zu retten ist schon nett genug.“ Inurart schüttelte etwas den Kopf und verdrehte die Augen. Typisch Caim. Nier allerdings schenkte dem keine Beachtung und sah zu dem Älteren neben sich, als der sagte: „Er weis wo die nächste Apotheke ist. Er bringt dich schon hin. Ich passe so lange auf die Kleine auf.“ Der Junge nickte und lief noch einmal um den Tresen herum um nach seiner Schwester zu sehen. Erstaunt sah er das Yonah sich bereits hingesetzt hatte und sich müde die Augen rieb. Ihr helles, blondes Haar hing ihr lang über die Schultern aus ihrer Kapuzenjacke raus und sie gähnte. Sie war blond, auch wenn es ein sehr helles Blond war. An das Weiß wie bei Nier kam sie aber nicht damit ran. Sie erkannte ihn und lächelte schwach als sie sprach: „Bruder.“ Sofort stürmte er zu ihr und kniete sich vor sie. Packte sie sanft an den Schultern und sprach: „Nicht Yonah! Du solltest noch liegen bleiben! Du musst dich noch ausruhen!“ Sie aber lächelte nur weiter und sprach dann wesentlich fitter: „Es geht mir schon viel besser. Der nette Mann hat mir geholfen, nicht wahr?“ Nier lächelte sanft und etwas traurig vor Freude. „Ja das hat er Yonah…Aber du bist noch nicht über den Berg. Ich gehe jetzt los und besorge dir was zu essen und weitere Medizin. Der nette Mann bleibt bei dir und passt derweil auf dich auf.“ Inuart kam um die Ecke und sah ihnen einfach dabei zu. So kam Yonah auch dazu ihn sich endlich mal richtiger anzusehen, als nur fieberig und mit halb geschlossenen Augen. Er sah nett aus und wirkte auch so. Dann sah sie aber wieder besorgt zu ihrem Bruder und sprach: „Du solltest nicht alleine gehen Nier. Ich habe Angst das dir was passiert.“ Er lächelte. „Du weist doch das ich auf mich aufpassen kann…Außerdem…ist es meine Schuld das es dir so schlecht geht. Ich mache das wieder gut.“ „Das stimmt doch nicht. Und das weist du auch. Ich habe mir das angetan. Nicht du.“ „Darüber müssen wir nicht diskutieren. Ich gehe los und hole was du brauchst. Und ich bin nicht allein. Der andere Kerl geht mit mir. Mach dir keine Sorgen Yonah. Ich bin bald wieder zurück.“ Er sprach das wie immer sehr zuversichtlich aus. Und so überzeugend, was er wahrscheinlich auch selbst von sich war. Doch sie wusste auch dass er sie noch nie im Stich gelassen hatte. Und das würde er auch jetzt nicht tun. Also nickte sie zögerlich und sah kurz auf den Boden. Er sah ihr an das sie es nicht wollte, aber er hatte keine andere Wahl. So lehnte er sich kurz vor und gab ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Sie sah auf und lächelte deswegen. Dann hob sie beide Arme und umschlag ihn fest um den Nacken. Drückte sich an ihn und flüsterte ihm ins Ohr: „Was auch immer passiert…tu es nicht…“ Er sah mit den Augen zu ihr und wusste genau was sie meinte…So drückte er sie zurück und sprach: „Es wird alles gut Yonah.“ Und dann ließ sie von ihm ab und er stand auf und ging weg. Sah noch mal zu Inuart und sprach bittend: „Pass bitte gut auf sie auf.“ Der nickte. „Hey, ich kenne euch nicht wirklich lange, aber das werde ich auf jeden Fall tun. Mach dir keine Sorgen um sie…Ach und bevor ich es vergesse: Bleib locker bei Caim. Er ist ein riesen Arschloch, aber er weis leider was er tut und er wird dir helfen.“ Nier hatte insgeheim schon die Sorge dass dieser Caim ihn einfach im Stich lassen würde wenn es brenzlig wird. Aber zum Glück konnte er ja gut auf sich selbst aufpassen… So lief er dann einfach wortlos weiter und vor zum Eingang des Ladens, wo der Dunkelhaarige schon angelehnt am Rahmen wartete. Wie er da stand. Locker und selbstbewusst. Erstaunlich wenn man in Betracht zog das er immer sein Leben riskierte wenn er nur einen Fuß aus der Tür wagte. Jeder Biss eines Monsters war sein Ende. Und dennoch schien Caim ruhig zu sein. Beeindruckend…Nier hatte dagegen keine Angst davor. Was daran lag das er ein Ass im Ärmel hatte von dem nur Yonah wusste… „Na los komm. Ich möchte gerne heute noch zurück kommen und andere Dinge erledigen als nur deine Selbstmordaktion.“ Und dann stieß er sich von dem Türrahmen ab und lief die Stufen runter auf die Straße. Nier kam raus und schnaubte bei den Worten. Oh ja. Er konnte schon sehen was für eine angenehme Reise das wurde. Sie liefen eine Weile auf der leeren Straße vor sich, kurz nachdem sie den Supermarkt verlassen hatten. Die Straße war voller Risse und mit der weißen Asche längst verstorbener Menschen bedeckt. Menschen die sich angesteckt hatten und den Kampf gegen die Krankheit verloren. Naja so gesehen gab es nicht wirklich einen Kampf. Wenn du infiziert warst bedeutete dass das Ende. Es gab kein Heilmittel. Und so wie die Welt nun war würde es auch nie eins geben. Man hatte nur zwei Möglichkeiten: sich dem langsamen Verfall hingeben und sich dadurch in ein willenloses Monster verwandeln, oder sich selbst die Kugel geben bevor man zur Gefahr für andere wurde. Man war am Arsch, egal wie man es drehte und wendete. Dabei war es eigentlich so simpel. Man musste nur jeden der infiziert war töten. Oder jeder der infiziert war sollte die Pflicht haben sich selbst zu töten. Aber nicht der Mensch. Der Mensch war nicht so simpel. Er tat alles um am Leben zu bleiben und war egoistisch bis zum Ende. Vielleicht war das auch einer der Gründe gewesen warum die Menschen ganz oben in der Nahrungskette standen. Sie waren die größten Monster. Sie hatten einen starken Drang zur Fortpflanzung und keinen natürlichen Feind der dies in Schach hielt. Sie waren perfekt um ganz nach oben zu kommen. Und wie es schien nutzte genau DAS die Krankheit aus. Menschen konnten sich nicht selbst töten. Nicht alle. Und es gab sie überall. Sie versuchten sich bis zum Ende an etwas zu klammern was man Hoffnung nannte. Oder andere nannten es auch Wissenschaft. Das es doch einen Ausweg gab, oder man immun sei. Aber das war die trügerische Hoffnung eines Narren, wie sich herausstellen sollte. Und so verwandelten sie sich und infizierten weiter. Wenn nur alle die Eier gehabt hätten sich gleich auszuschalten, dann wäre es vielleicht nie soweit gekommen. Doch es brachte Caim nichts darüber zu philosophieren. Das Kind war längst in den Brunnen gefallen und ertrunken. Daran konnte man nichts mehr ändern. Die Menschheit war am Ende. Es hieß nur noch durchzuhalten und zu überleben. Und er ärgerte sich noch immer über Inuart. Das er auf einmal diesen Höhenflug bekommen hatte anderen helfen zu wollen. Was er nicht verstand. Nach dem Tod von Furiae hätte das nie wieder passieren dürfen. Oder er zumindest verstehen müssen das es Schwachsinn war. Er lief einige Meter in Gedanken vor Nier und der sah ihm in den Rücken und schwieg. Denn der wollte so wenig wie möglich mit diesem Kerl zu tun haben und dazu gehörte auch sprechen. Normalerweise war er nicht so. Nier vertrat die Ansicht dass man vertrauen sollte, wenn auch mit Vorsicht. Er war der Meinung dass man nur die Hand gereicht bekam, wenn man dies auch tat. Das hatte er schon öfters erlebt und daran hielt er fest. Aber bei Caim blieb ihm dieser Gedanke fern. Er strömte soviel Hass und Zorn aus, dass es den Jungen unsicher machte und er lieber auf Abstand blieb. Allein mit ihm zu dieser Apotheke zu gehen gefiel ihm weiter nicht. Aber für Yonah tat er alles was er tun konnte und was in seiner Macht stand. Sprang sogar über seinen Schatten für sie. Der Ältere vor ihm spürte wie Nier hinter ihm ordentlich Abstand hielt und musste leicht schmunzeln deswegen. „Du bist echt schlau, weist du das?“ Verdutzt sah ihn Nier bei der Aussage an und legte den Kopf etwas schief. Und während er das tat sah Caim im Laufen rechts zu ihm hinter und sprach weiter: „Es ist genau das Richtige etwas Abstand zu mir zu halten. So überlebt man. Doch woher hast du diesen Instinkt? Schon genug Erfahrung gemacht was?“ Da musste der Jüngere nicht lange drüber nachdenken und antwortete entschlossen: „Woher? Weil alles an dir nach Gewalt und Hass riecht. Ich sagte schon: dass ich dir ansehe wie du bist. Und von jemand wie dir halte ich besser etwas Abstand. Nur zur Sicherheit.“ Caim sah wieder vor und lachte kurz auf. Ha! Wie wahr. Es war auch besser so. Aber es klang interessant. Spürte der Kleine die Mordlust an ihm? War es so offensichtlich? Ehrlich gesagt…hatte er schon überlegt den Knirps einfach irgendwo auszuschalten und dann ohne ihn zurück zu kommen. Konnte er das spüren? Vielleicht musste er mehr darauf achten was er so an Gefühlen nach außen ließ. Sie verrieten ihn offenbar zu gut… „Du bist noch grün hinter den Ohren. Aber immerhin hast du DAS schon mal verstanden. Verstanden das es besser ist vorsichtig und misstrauisch zu sein.“ Nier sah ihn weiter an und verzog den Mund etwas sauer. Wie nannte er ihn?! Er hatte doch gar keine Ahnung! So legte er schlagartig an Tempo zu und zog an dem Älteren vorbei, der etwas verwirrt schien. Aber er wurde schnell von seiner Verwirrung erlöst, als Nier sich plötzlich schlagartig vor ihn stellte und ihn damit automatisch auch zum abbremsen brachte. Der Kleinere stand vor ihm und hatte nun genauso die Arme verschränkt wie es Caim sonst immer tat. Dieser dagegen sah zu ihm runter und bemerkte den etwas sauren Blick. Verstand ihn nur nicht ganz. Aber Nier spannte ihn auch nicht lange auf die Folter und sprach selbstsicher: „Jetzt pass mal gut auf: Ich weis nicht WER du bist und warum du denkst etwas BESSERES zu sein als alle anderen um dich herum! Aber mich kannst du nicht mit deiner Art einschüchtern! Ich bin schon öfter Menschen wie dir begegnet! Sie machen einen auf hart und unnahbar, aber dabei sind sie die Unsichersten von allen! Ich weis nicht was dir passiert ist, dass du so geworden bist und es interessiert mich auch nicht im Geringsten! Alles was ich will ist das dieses Ding hier glatt über die Bühne gebracht wird und es Yonah dadurch rettet! Und sobald es ihr besser geht wirst du auch keinen von uns mehr zu Gesicht bekommen! Aber tu mir den Gefallen und halt für den Rest der Reise einfach mal zur Abwechslung deine fiese Klappe und lass uns das so schnell wie möglich beenden!“ Wie er ihn ansah…Taff. Ein starker und stechender Blick…Und dann wand sich Nier ab und drehte Caim doch tatsächlich den Rücken zu. Er lief einige Meter voraus, als der Ältere noch etwas stehen blieb und ihm verblüfft nach sah. Ihm in den Rücken sah…Dieses…dieses kleine Biest. Es war beeindruckend. Er schien wirklich keine Angst vor ihm zu haben, obwohl er ahnen müsste das Caim ihn locker überwältigen und mit ihm tun und lassen könnte was er wollte. Woher nahm er dieses Selbstbewusstsein? Er machte schließlich auch weiter Schritt und folgte ihm. Ließ ihn nicht aus den Augen. Der Kleine wusste nicht mal wo es lang ging. Aber egal. Lass ihn einfach mal laufen. In der Zwischenzeit schossen Caim viele Gedanken durch den Kopf. Ein besonders verführerischer Gedanke war es den Jungen in seine Schranken zu weisen. Besonders gefiel ihm dieser…dieser Gedanke ihn bluten zu lassen. Er stellte sich vor wie er ihn packte und mit einer Klinge zerschnitt. In diese helle und sicherlich weiche Haut schnitt die er unter seiner Kleidung verbarg. Sogar jetzt konnte er es sehen. Konnte sie sehen wenn er so vor ihm lief. Den zarten Nacken der frei lag, eben weil das Haar hochgesteckt war. Er fragte sich…wie es sich anfühlte in diesen zu schneiden…Sich darin zu verbeißen. Ihn fest an den Haaren zu packen und nicht los zu lassen dabei. Seinen Schreien und Flehen zu lauschen. Tränen über diese Wangen rennen zu sehen, wenn sie in voller Blüte rötlich und warm schimmerten. Seine Angst und Verzweiflung zu schmecken…Doch woher kamen diese Gedanken? Noch nie hatte er sowas verspürt. War es die mutige und freche Art dieses Knirpses? Oder war es einfach, weil sich dieser Junge irgendwie grazil und anmutig bewegte? Denn selbst jetzt konnte er es noch sehen…Wie ein Reh das fröhlich und frech vor der Flinte herumsprang und das damit bettelte erlegt werden zu wollen. Oder waren das nur seine kranken Fantasien die ihn einfach mal überfielen. So wie meistens. Es fühlte sich anders an als der Blutrausch den er bekam wenn er Legion sah. Was war es? Fakt aber war…das er gerade nicht die Augen von ihm lassen konnte. Als hätte er einen Zauber auf ihn gelegt. Und das nur mit Worten und einem Blick. Und je sicherer und frecher die Worte waren…umso mehr fesselten sie ihn. Aber er riss sich wieder zusammen und rief dann zu dem Jungen vor: „Hey! Zu Apotheke geht es da lang.“ Bei dem Ruf blieb Nier stehen und sah über seine linke Schulter zu ihm hinter. Er sah wie Caim auch stehen geblieben war und nach links zeigte. Er zeigte auf ein großes Gebäude das hoch in den Himmel ragte. Es war alt und teils sogar eingeschlagen und zerstört an der Hauswand. Das meiste Glas der Fenster, von den Stockwerken zu denen er sah, war gesprungen und der Wind pfiff hinein. Es stach nicht sonderlich von den anderen Hochhäusern hervor. Nur dank der Aufschrift: Einkaufszentrum, konnte er es von den anderen Häusern unterscheiden. Es wirkte kalt und gefährlich. Und das war nicht verwunderlich. In einem so großen Gebäude konnten locker genug Legion lauern. Und da es tagsüber war, war die Wahrscheinlichkeit, dass sich etwas in dem Gemäuer versteckte, sehr hoch. Er kam wieder zurück und stellte sich mit etwas Abstand auf die gleiche Höhne wie Caim. Sah zu dem Gebäude und sprach: „Gefällt mir nicht.“ Sein Nachbar schien lässig überrascht und fragte: „Ach ja? Sag mir doch was dir nicht daran gefällt. Früher kam man gern hier her.“ Er konnte sehen wie der Blick des Jungen schnell und abcheckend über das Gebäude fuhr. „Es ist so groß. Viel zu weitflächig. Und das auch noch über mehrere Stockwerke. Zu viel Platz.“ „Wirklich? Aber du und die Kleine ihr wart gestern doch auch in einem Hochhaus gewesen. Wo ist hierzu der Unterschied?“ „Es ist der Platz. In einem so großen und Breiten Gebäude wie diesen können sich Monster viel besser bewegen. Sie kommen nicht frontal in einem Gang auf dich zu, sondern von allen Seiten auf einer Fläche. Es gibt bei ihrem Tempo keinerlei Chance auf Deckung um sich zu verteidigen. Sie würden uns einfach überrennen. Da jetzt rein zu gehen, ohne Plan, ist definitiv Selbstmord.“ Caim sah ihn an…Faszinierend. Er war nicht schlecht. „Hast du ein Glück das ich einen Plan habe Knirps.“ Nier sah sauer zu ihm. Er mochte es nicht so genannt zu werden! Aber Caim machte dann zwei Schritte auf das Gebäude zu und fasste nach seiner Stange die er auf den Rücken hatte. Fasste sie nur oben, was der Griff sein sollte und hielt sie fest. Nier war aufgefallen dass er sonst nichts bei sich hatte. Inuart schien wenigstens ein Schwert oder eine Feuerwaffe zu haben, aber Caim hatte nur diese Stange, obwohl er sicherlich besseres haben könnte. Warum nur? Nier hatte eine Stange weil er nichts Besseres fand, aber das bei Caim war anscheinend echt nur Wahnsinn. Oder stand er auf Nervenkitzel? Wenn wäre das schön blöd. Während er lief sprach der Ältere: „Es ist zwar nicht mein Stil, aber wir schleichen rein und wieder raus. Ich weis auch schon genau wie und wo. Inuart und ich waren schon öfter hier und haben das durchgezogen. Und wenn du tust was ich sage und einfach die Klappe hältst, dann wird dir auch nichts passieren. Solltest du nicht hören und da drin einen Haufen Legion aufscheuchen…dann bist du auf dich allein gestellt. Verstanden?“ Er sah zu Nier rechts über die Schulter hinter und ihre Blicke trafen sich erneut. Und nach wenigen Sekunden nickte der Weißhaarige auch nur wiederwillig zustimmend und sprach: „Ja, denn ich bin ja nicht taub.“ „Gut. Dann wollen wir mal sehen ob du das auch hinbekommst.“ Und so lief er weiter. Und je näher er dem Gebäude kam umso mehr ging er in eine geduckte und schleichende Position über. Nier folgte ihm und machte es ihm gleich. Er wusste wie man zu schleichen hatte. Das hatte er sein Leben lang gemacht. So kamen sie beide am Ende der Treppen oben und vor dem Eingang des Hochhauses an. Jeder stellte sich neben eine der beiden großen Eingangstüren, die teils aus Glas waren. Erstaunlicherweise waren diese nicht zersprungen und intakt. Nier stand links und Caim rechts. Der Ältere schaute dann um die Ecke und dir die Tür auf seiner Seite in das dunkle Gebäude dahinter hinein. Er sah nur eine große Halle. Sie schien, bis auf die Einrichtung, komplett leer zu sein. So das er sich traute langsam aus der Deckung zu kommen und die Tür aufzumachen. Er schlich rein und schloss sie wieder langsam hinter sich. Alles geduckt und dann hinter einem Warenträger in Deckung sitzend. Er lauschte. Lauschte ob er etwas hören konnte durch die große Halle. Aber er hörte nichts. Kein Heulen und Jammern, was Legion gerne machten wie willenlose Zombies. Er wartete noch einige Sekunden und dann sah er zu dem Knirps, der noch immer draußen stand und auf ein Zeichen zu warten schien. Gut. Er hatte also verstanden wie das Spiel funktionierte… Kurz darauf winkte ihm Caim mit einer Kopfbewegung auch zu, die Nier verstanden und als Einladung an nahm. So machte er es ihm nach und kam genauso leichtfüßig und bedacht rein wie der Ältere vorher. Ging auf seiner Seite ebenfalls hinter einer alten Couch in Deckung, die damals da war dass Gäste sich entspannen konnten. Er sah zu Caim rüber. In dem Blick des Jüngeren lag keinerlei Aufregung oder Angst. Er war komplett gefasst. Nicht mal Inuart bekam das nach so vielen Jahren hin. Also entweder war dieser Junge ein geborener Kämpfer mit Nerven aus Stahl, oder er hatte mehr erlebt als sie sich vorstellen konnten. Irgendwoher musste er diese Art ja erworben haben. Und Caim wollte wirklich gerne wissen woher. Aber er schob diesen Gedanken beiseite und konzentrierte sich wieder auf die Arbeit. Er lugte über den Warenträger, auf dem Schuhe standen, drüber und sah sich vorne um. Dort sah er nicht weit entfernt einen großen Platz. Dort stand ein alter und zerfallender Weihnachtsbaum und direkt dahinter zwei große Rolltreppen nach oben in den ersten Stock. Nichts. Er konnte keine Legion sehen und hören. Vielleicht hatten sie etwas Glück. Aber wenn Caim eins gelernt hatte dann war es folgendes: Es gab zwei Dinge die dich am Leben erhalten konnten. Fähigkeiten und Glück. Aber du kannst dich nicht auf Glück verlassen. Auf erworbene Fähigkeiten dagegen schon. Also setzte er nicht auf Glück und verließ sich mehr auf sich selbst. Was bedeutete er würde weiter vorsichtig sein. So gab er Nier eine Kopfbewegung und sagte ihm damit dass er auf seine Seite rüber kommen soll. Gehorsam machte das der Jüngere und schlich vorsichtig und gebückt zu ihm rüber. Caim dagegen kroch weiter hinter dem Warenträger nach rechts und weiter in den Raum geradeaus. Schlich von Träger zu Träger und blieb somit in Deckung. Er wusste genau wo sie hin mussten. So blieb er nach einer Weile rechts außen gehockt an einer Fahrstuhltür stehen und wartete das der Knirps aufholte. Als Nier um den letzten Träger geschlichen kam, nickte ihn Caim zu sich. Der Junge kam wiederwillig näher und hockte neben ihn. Dann zeigte der Ältere rechts von sich auf eine Anzeige. Eine Tafel die früher mal beleuchtet gewesen zu sein schien und auf der stand wo und in welchem Stock was zu finden war. Er flüsterte: „Falls du nicht lesen kannst: Wir müssen in den 2ten Stock hoch. Die Apotheke befindet sich dann rechts am Ende der Halle dort.“ Nier sah ihn etwas genervt an und fuchste dann zurück, wegen der Sache mit dem: „nicht lesen“: „Möchtest du gerne den nicht funktionierenden Fahrstuhl nehmen du Witzbold? Oder hast du noch andere dumme Sprüche auf Lager?“ Caim schmunzelte etwas. Er hatte echt Spaß. Es gefiel ihm. Er wusste das die Retourkutsche wegen seinem: „nicht lesen“ kam. Und die hatte er auch gerecht verdient. Er nahm den Arm wieder runter und flüsterte zurück: „Ehrlich gesagt: liegst du nicht mal falsch. Wir nehmen den Fahrstuhl, aber nicht die Luxusvariante. Siehst du den Schlitz hier?“ Er zeigte auf die zwei dicken, aus Metall bestehenden Fahrstuhltüren und den dunklen, breiten Spalt zwischen ihnen. Nier verstand und sah wieder zu ihm, als Caim sprach: „Einfach von Halle zu Halle nach oben laufen ist nicht drin. Zu auffällig. Wir zwängen uns durch diesen Spalt und kommen dahinter in den Fahrstuhlschacht. Direkt links ist eine Leiter und die klettern wir rauf bis in den 2ten Stock. Sobald wir oben sind geht es zu Fuß weiter. Dort oben ist es dichter mit Warenträgern bestückt und wir werden nicht gesehen falls Legion dort lauern sollten.“ Er kam an dem Jungen vorbei und fing an langsam die Türen etwas auseinander zu drücken. Er war erstaunlich leise damit. Hatte das offenbar schon öfter gemacht, so das Nier etwas misstrauisch fragte: „So einfach es auch klingen mag…wo ist der Harken? Es gibt immer einen Harken.“ Caim hatte die Tür genug geöffnet und lächelte fies zu ihm rechts runter. „Der Harken? Falls wir gesehen werden…muss sich wohl oder übel einer opfern. Von da oben gibt es keinen schnellen weg mehr nach unten. Nicht mal durch diesen Schacht und erst recht nicht mit einer Horde Legion im Nacken. Und du kannst dich darauf gefasst machen…dass ich dich persönlich den Legion zum Fraße vorwerfe wenn wir auffallen.“ Und mit der Aussage verschwand er im dunklen Schacht vor ihm. Nier sah ihm nur nach und blickte böse nach als er flüsterte: „Kannst es ja gerne versuchen Arschloch…Wer das Feuer sucht geht meist darin unter…“ Und dann folgte er ihm in den Schacht hinein. Unter sich konnte Nier nur eine Tiefe sehen die gut ein Stockwerk ging. Dort sah er einen zertrümmerten Fahrstuhl und einige tote Legion liegen. Hatten sich offenbar in den Schacht geworfen als sie hinter jemanden her waren. Rissen sich aber dabei mit in den Tod. Er sah links neben sich auf und erspähte wie Caim bereits auf dem Weg nach oben eine Leiter hochkletterte die an der Wand angebracht war. Sicherlich eine Wartungsleiter. Er machte einen Schritt näher zu der Leiter und fasste dann mit beiden Händen das kühle Metall. Fasste es fest und fing dann an ebenfalls zu klettern. Den Weg nach oben brachte er kein Wort aus sich heraus und konzentrierte sich nur darauf einen Fuß vor den anderen zu setzten und nicht abzurutschen. Ein Fall bedeutete gebrochene Knochen und den Tod. Nach wenigen Minuten sah er schließlich wie Caim über ihm aus dem Schacht verschwand und durch eine Doppeltür in das nächste Stockwerk rausging. Das war gut denn Nier wollte auch aus diesem Schacht raus. Er mochte es dort nicht und er war lange genug geklettert. Vor allem mochte er einen Ort nicht wenn man keinen Boden unter den Füßen hatte. So kam er mit zwei weiteren Schritten oben an und machte dann sacht einen Schritt nach links zu der Tür. Fasste sich haltsuchend an einer der Türen fest und kam an den Spalt um endlich zu verschwinden. Doch als er davor stand und durch wollte, versperrte ihm etwas die Sicht. Er sah auf und sah in das Gesicht von Caim, der sich genau vor ihn gestellt hatte und somit verhinderte dass er in den zweiten und sicheren Stock kam. Und schlagartig…wurde Nier unwohl. Wie er ihn ansah…diese Augen…Er wusste nicht ob man ihm den Schrecken ansehen konnte der in der Sekunde durch seinen Körper fuhr, aber er hatte das Gefühl als würde es seinem Gegenüber gefallen, denn der lächelte etwas böse. Was…was hatte er vor? In dem Kopf des Weißhaarigen spielten sich alle möglichen Horrorszenarien schon ab. Vor ihm stand ein Mann der instinktiv voller Hass und Gewalt war und hinter ihm gab es nur schwarze Leere und keinen Boden unter den Füßen. Wenn Caim ihm einfach einen Schubs gab…dann würde er in den Tod stürzen. Er könnte sich nirgends festhalten und würde einfach fallen! Auf dem Boden aufschlagen und sich alle Knochen im Leib brechen! Wenn er Glück hatte war er sofort tot und litt nicht noch an den Brüchen! In Zeitlupe und sein Herz bis zum Hals schlagend, sah er wie der Ältere vor ihm den rechten Arm und die Hand nach ihm ausstreckte. Und Nier stand wie erstarrt da. Er sah sich schon fallen! Dieses miese Arschloch würde ihn umbringen! Er wusste er hätte ihm nicht…! Doch dann packte ihn der Ältere am Kragen, direkt vorne an der Jacke und zerrte ihn in den zweiten Stock. Die andere Hand legte sich auf seinen Mund und verhinderte so dass der Jüngere schreien könnte. So wurde er rein gezerrt und beide fielen neben dem Fahrstuhl zu Boden. Caim drückte ihn mit dem Arm, der vorher noch den Kragen gepackt hatte, nun fest gegen den Boden und mit der anderen Hand noch immer den Mund zu. Er war über ihm. Sein ganzes Gewicht drückte Nier zu Boden und der sah ihn weiter erschrocken an. Er konnte nicht anders. Denn plötzlich schossen ihm Gedanken durch seinen Kopf und lähmten ihn. Es fühlte sich an wie etwas aus seiner Vergangenheit. Bilder. Etwas was tief in ihm saß und als käm es wieder in ihm hochgekrochen. Und er fing an zu zittern. Aber das konnte nichts sein. Er kann sich nicht erinnern woher er… „Keinen Mucks.“ Sagte Caim plötzlich flüsternd und sah dann von dem Jüngeren unter sich weg und nach rechts. Nier blinzelte kurz und kam wieder aus seiner inneren Starre raus. Denn er hörte plötzlich warum er leise sein sollte. Und er verstand. Caim wollte ihm nichts tun. Er hatte sich schützend über ihn geworfen und ihn zum Schweigen gebracht weil Monster in dem Stockwerk waren. Nier konnte sie nicht sehen, weil sie hinter einem Warenträger voller Kleidung gefallen waren, aber er konnte sie hören. Er hörte Jammern und Heulen. Und endlich schien sein Körper sich wieder zu beruhigen und er verkrampfte sich weniger. Caim sah wieder zu ihm und sprach: „Einen Mucks und du bist tot. Durch mich, oder die. Such es dir aus.“ Und so ließ er von ihm ab und gab dem Jüngeren wieder die Möglichkeit durch den Mund zu atmen. Der sah ihn einfach weiter nur still an und Caim kam über ihm weg und neben ihm in Deckung. Er hatte das eben bemerkt. Der Kleine sollte nicht denken dass er es nicht gemerkt hatte. Er hatte gefühlt wie sich sein ganzer Körper verkrampft hatte, als er ihn so zu Boden drückte. Das war…interessant. Der Knirps hatte sowas schon mal erlebt und offenbar war es nicht gut gewesen. Besonders wenn ein eigentlich so kämpferischer und frecher Rotzlöffel wie er in völlige Starre verfiel vor Angst. Er sah zu dem Kleinen. Sah wie er sich hinsetzte und sich erstmal darauf konzentrierte seine Atmung zu kontrollieren und weniger panisch zu sein. Und in der Sekunde sah ihn Caim von oben bis unten an…Okay, das könnte es vielleicht sein. Mal rein Fakten aufzählend war Nier hübsch. Für eine Jungen sehr feminin und grazil. Zart aber dennoch etwas muskulös. Und wenn man mal weiter das Netz spann…könnten seine Panik und Angst eben mit etwas in seiner Vergangenheit zu tun gehabt haben. Und wenn Caim wetten durfte, würde er sagen es hatte was mit einer Vergewaltigung zu tun. Zumindest klang das plausibel. Aber was kümmerte es ihn? Der Junge sollte sich zusammenreißen und konzentrieren. Er brauchte ihn hier und jetzt. Sicher würde er ihn den Legion zum Fraße vorwerfen, aber dennoch müsste er selber dann noch raus und er wollte das gerne ohne zu viel Arbeit. Er schubste ihn leicht an und Nier sah auf und zu ihm. Sah wie Caim ihn ein stilles Kopfnicken gab und ihm mit der Hand zeigte er sollte still sein, indem er sich den rechten Zeigefinger vor den Mund hielt. Dann lief er gebückt hinter den Warenträgern entlang und Nier sah ihm nach. Er schluckte. Musste sich kurz fassen aber war dann wieder da. Diese Aktion eben…hätte ihn nicht so lähmen dürfen. Woher kam das? Was war das gewesen? So folgte er ihm weiterhin. Caim hatte es derweil mal geschafft zwischen den Warenträgern zu erkennen wie viele Legion es eigentlich waren. An der Zahl waren es genug gewesen um ihnen das Leben schwer zu machen. Bisher konnte er acht zählen, aber es dürften gut und gern noch mehr gewesen sein. Es hörte sich nach mehr an. Er wollte es auch nicht herausfinden. Ärgerte sich das er auf diese Selbstmordaktion gegangen war für ein kleines Mädchen das eh sterben würde und einen frechen Rotzlöffel der sich wegen der Kleinen gerne freiwillig umbringen ließ! Er hätte mit dem Arsch zuhause bleiben sollen… Er hielt an und Nier bremste auch hart ab, weil es ohne Vorwarnung kam. Er sah den Älteren vor sich wütend an und erblickte dann wo er plötzlich hinzeigte. Caim zeigte nach vorne rechts den Gang runter. Und in der Ferne konnte er auch das Schild sehen. Ein Schild auf dem etwas drauf stand. Das musste die Apotheke sein. Nier wollte es nicht zugeben, aber Caim hatte vorhin recht gehabt…er konnte wirklich nicht lesen. Aber dennoch konnte er sich denken dass es die Apotheke sein musste. Der Ältere flüsterte leise zu ihm hinter: „Wir können aber nicht einfach so weiter.“ Erst verstand Nier nicht wieso. Aber nach wenigen Sekunden erkannte er das Problem…ein leerer Gang. Direkt vor ihnen waren keine Warenträger mehr hinter denen man sich verstecken konnte. Was bedeutete dass sie völlig offen waren, würden sie einfach so weiter schleichen. Sie würden gesehen werden. Links von ihnen war ein großer Platz und direkt vor der Rolltreppe standen die Legion und starrten seelenlos umher. Sollte das bedeuten sie waren in einer Sackgasse? „Und was machen wir jetzt?“ Fragte Nier leise und Caim gab ihm erneut das Zeichen mit dem Finger ruhig zu sein. Er fasste dabei neben sich auf den Boden und hob eine leere Dose auf. Nier war vorher bereits aufgefallen das viel Müll herum lag, deswegen war schleichen in der Etage auch besonders schwer gewesen. Er wollte keine dieser Dosen um kicken und Krach machen. Aber jetzt schien es genau das zu sein was der Älter wollte. Er hielt die Dose vor den Jüngeren und sprach: „Nur ein Versuch. Ich werfe die und lenke sie damit in die Richtung in die ich sie werfe. Dann müssen wir schnell sein und über den Platz bevor sie sich wieder zu uns drehen. Sofort in die Apotheke rein und das leise. Sieht uns einer war es das. Besonders für dich.“ Nier verstand die Drohung und sah ihn mit einem sauren Blick an. Sprach dann: „Fall nur nicht zurück…“ Frechdachs. Caim wand sich ab und atmete kurz aus. Jetzt kam es drauf an. So holte er aus und warf die Dose, so weit er konnte, über die Träger und sogar über die Gruppe der Legion hinweg. Wenige Meter hinter ihnen schlug die Dose ein und alle krischen auf. Sie fuchtelten herum und rannten sofort in die Richtung aus der das Geräusch kam. Schnell und hektisch wie sie waren und mit blutigen Wangen. Kurz als die los rannten, bewegte sich auch Caim schnell und gebückt los. Nier dicht hinter ihm dem das Herz erstaunlicherweise nicht bis zum Hals schlug. Er hatte keine Angst. Egal was passierte…er würde nicht sterben. Da war er sich sicher. So kamen sie schnell an der Tür der Apotheke an und der Ältere öffnete diese und schlich rein. Nier dich hinter ihm und dann machten sie dir Tür zu. Caim stellte sie sogar mit einem Brett zu, dass er schon früher genau für sowas da abgestellt hatte. Immerhin waren sie öfters mal da gewesen um zu plündern, da lernte man vornweg zu planen. Während er das tat spähte er aus dem Fenster, oberhalb der Tür hinaus. Sie waren nicht aufgeflogen. Gut. Immerhin etwas. Nier sah sich derweil in dem Laden um. Er sah verschiedene Regale in dem dunklen Laden und weiter hinten eine Theke hinter der noch mehr Regale an der Wand waren. Rechts davon sogar ein Gang der zu hinteren Zimmern für das Personal führte. So viel Medizin…Er kannte sich damit überhaupt nicht aus. Und lesen, was es war, brachte auch nichts, selbst wenn er das könnte. Caim kam neben ihn und machte plötzlich eine Taschenlampe an. Es war okay. Wäre ein Legion in dem Laden gewesen hätten sie ihn längst gehört. In der Regel neigten sie nicht dazu Türen zu öffnen und umher zu wandern wenn keine Beute in der Nähe war. Also durfte nichts passieren. Er lief locker in den Laden rein und zu einem speziellen Regal hinter, suchte mit den Augen durch das Sortiment und sprach: „Hat Inuart gesagt was er braucht?“ Nier kam an den Tresen hinter Caim und sprach: „Er meinte etwas um die Infektion von innen zu behandeln.“ „Also meinte er etwas gegen die Entzündung der Wunde. Das Antibiotikum sollte reichen um die Infektion zu stoppen, aber nicht um die Entzündung aufzuheben.“ Dann griff er gezielt nach einer Packung und zog sie heraus. „Hast echt Glück heute. Hier.“ Er drehte sich leicht zu dem Jungen und warf ihm die Packung entgegen. Überrascht fing Nier sie mit beiden Händen auf und sah sie an. Dort stand etwas was er nicht lesen und aussprechen konnte, aber er musste darauf vertrauen dass es das Richtige war. Besonders da er keine Ahnung hatte. Und während er da stand und auf die Packung starrte sah ihn Caim wieder nur an…Er fragte sich eins…Er konnte es nicht sein lassen… „Du bist vorhin ungewöhnlich still und starr geworden.“ Nier sah auf und zu ihm. Caim drehte sich komplett zu ihm um und sprach weiter: „Du weist schon…Als ich mich über dich geworfen habe.“ Nier sah ihn einige Sekunden lang an, aber wand dann doch seinen Blick ab und steckte das Medikament in seine rechte Jackentasche der schwarzen Jacke die er trug. Er wollte nicht darauf eingehen was? Schon klar. Aber so leicht konnte er ihn nicht abschütteln. Caim war eigentlich nicht so neugierig wenn es um andere ging. Aber es wollte es bei ihm gerne wissen. Es konnte…spaßig werden. So kam er näher und sprach dabei: „Das ist eher ungewöhnlich. Ich hätte das von jemand wie dir nicht erwartet. Du trittst Legion professionell in den Arsch, aber erstarrst wenn ein Mensch sich auf dich wirft. Oder…war es die Art wie ich mich auf dich geschmissen habe?“ Nier sah wieder zu ihm und schien etwas gereizter zu sein. Zumindest sagte das sein Blick aus. Er gab nicht klein bei und antwortete: „Wir haben was Yonah braucht. Also lass uns einfach wieder verschwinden. Wir haben keine Zeit für sowas.“ „Denkst du echt du wirst mich so leicht los? Weist du…bei sowas beiße ich sehr gerne an. Vor allem wenn ich merkte das du in der Sekunde definitiv Angst vor mir hattest…Woher kommt diese Angst frage ich mich?“ Er kam langsam und für Nier plötzlich bedrohlich näher. Es war seine Art wie er auf ihn zukam die ihn bedrohlich erscheinen ließ. Wie er auftrat und wie er ihn an fixiert hatte. Wie ein Raubtier…So das Nier einen Schritt zurück machte je näher sein Gegenüber kam. Was sollte das? Warum machte er das? Hatte er wirklich nichts Besseres zu tun?! War er wirklich so krank und hatte Freude andere zu quälen?! Das Komische war…das er selbst zurück wich. Er hatte keinen Grund zurück zu weichen. Nier könnte ihn locker besiegen! Er wusste das. Er musste nur…Aber warum wich er dennoch zurück? Er sprach zu ihm: „Ist das dein Ernst?! Was soll das?! Bist du wirklich so ekelhaft dass du Spaß daran findest andere zu bedrohen?!“ Caim sah ihn erstaunt an und blieb kurz stehen. Dann schmunzelte er. „Wer sagt denn dass ich dich bedrohe? Ich habe nur mit dir gesprochen…“ Aber dann lächelte er schlagartig böse. Warum noch zurückhalten? Und er sprach: „Was hat mich verraten?“ Erschrocken sah ihn Nier an als er diesen letzten Satz böse zugeworfen bekam. Aber er konnte überhaupt nicht so schnell reagieren wie der Ältere auch schon auf ihn zugesprungen kam und ihn packte! Er packte ihn mit der rechten Hand fest am Hals und drückte zu, drückte den Kleinen nach hinten auf den Tresen und kam so über ihn. Hatte ihn festgenagelt. Mit der anderen Hand fasste er den Weißhaarigen am Handgelenk des rechten Armes und drückte den Arm auch fest auf das Holz des Tresens, so das Nier sich nur noch mit einem Arm wehren konnte und zuschlug! Er traf Caim böse, mit einer Faust, im Gesicht, aber der rührte sich nicht mal. Schien unempfindlich für Schmerzen und wurde nur etwas saurer deshalb. Weswegen er dann auch zu drückte. Er drückte mit der Hand zu die um die Kehle des Jungen lag und der wurde panisch. Der Griff wurde eisern. Er fühlte wie ihm die Luft abgedrückt wurde und fasste dann mit der freien Hand an die von Caim. Wollte den Griff lösen aber schaffte es nicht. Zugleich strampelte er. Versuchte auch mit Tritten sich zu wehren, aber Caim stellte sich einfach zwischen seine Beine und spreizte diese dadurch. Er war…wehrlos. Komplett ausgeliefert und festgenagelt. Bekam weniger Luft. Er hustete auf und wollte kreischen, aber da sprach Caim zu ihm: „An deiner Stelle würde ich das nicht tun…Oder willst du von Legion überrannt werden? Wenn du jetzt brüllst werden sie dich hören und sind in wenigen Sekunden da. Dann gibt es gar keinen Ausweg mehr für dich…“ Nier warf ihm einen Blick zu der hätte töten können. Er hasste ihn! Er hasste ihn so sehr! Und er fühlte wie sich innerlich Hitze aufstaute. Und er fühlte…wie sein Körper anfing zu kribbeln. Nicht hier…er konnte nicht hier…Er wehrte sich noch einige Male, aber dann wurde er voller Schrecken schlagartig still und Caim sah ihn erstaunt an. Da war er wieder…dieser Ausdruck von vorhin. Den den er noch mal sehen wollte…Und er wusste nun auch genau was ihn ausgelöst hatte…Er sah an dem Kleinen herab, sah ihn schnell atmen und sah das er genau in dem Moment starr wurde…als er ihm zwischen den Beinen näher gekommen war. Und da stand es für den Älteren fest. Es gab keinen Zweifel mehr. Er wusste was Sache war. Und er lächelte kurz böse auf. Schnaubte dabei. „Verstehe…das ist also deine Achillesferse...“ Er fühlte wie der Junge nun plötzlich panisch unter ihm anfing zu atmen und die Augen zusammengekniffen hatte. Witzig…er konnte nun eigentlich alles mit ihm tun was er wollte…Es würde keine Gegenwehr mehr kommen, da war er sich sicher. Aber war er wirklich so verzweifelt das er mal schnell Sex mit einem Jungen haben würde?...Wohl eher nicht. Aber es war dennoch amüsant anzusehen. Doch was er nicht wusste war…das sich Nier das selber nicht erklären konnte was los war. Was war das? Warum passierte ihm das? Und warum…fühlte es sich so schrecklich an? Als würde sein Körper, nein…als würde sein Unterleib verbrennen? Caim sah ihm dabei nur zu. Sah wie er sich offensichtlich quälte. Und er musste zugeben der Anblick gefiel ihm immer mehr, je länger er hinsah…Bis er etwas sah womit er nicht gerechnet hatte. Und dies traf ihn so unvorbereitet…das er, mit einem leichten Schock im Gesicht, langsam den Griff um den Hals des Jungen löste und auch komplett von ihm abließ. Er machte einen vorsichtigen Schritt zurück und sah Nier nur an. Der zittrige Junge dagegen öffnete wieder die Augen und kam langsam und verwirrt hoch, als er bemerkte dass er wieder Freiraum bekam. Er saß auf dem Tresen und sah zu dem Älteren rüber, der ihn noch immer einfach ansah. Warum…hatte er abgelassen? Und dann sagte Caim etwas womit weder er, noch Nier gerechnet hätten in dieser Situation. Aber es brach einfach so aus ihm heraus. Er sprach neutral: „Wenn du leben willst…solltest du schnell lernen das von eben abzuschalten…Wenn du vor dem Falschen erstarren solltest ist das dein Untergang.“ Und dann wand er sich von dem Jüngeren ab und lief an ihm vorbei. Sah ihn nicht mal mehr an. Nier dagegen sah einfach nur auf den Boden vor sich und wusste nicht was eben passiert war. Sein Kopf…drehte sich. Er wusste nicht was mit ihm los war. Er hatte panische Angst gehabt. Und dennoch war da noch ein anderes Gefühl gewesen. Eines das er nicht deuten konnte. Etwas was so tief in ihm verborgen war, das es angeboren sein musste. Und da ging es nicht nur ihm so. Nur wusste er das nicht. Warum hatte er losgelassen? Auch das wusste er nicht. Caim dagegen schon. Und er konnte es sich selbst nicht erklären. Aber er konnte nicht in dieses Gesicht sehen…nicht in dem Moment wo sich eine einzelne Träne aus einem Augenwinkel und die zarte Wange darunter hinab geschlichen hatte… Noch bevor einer was sagen konnte, drehte Caim sich schlagartig herum, als es laut hinter ihm schepperte. Er sah erschrocken zu Nier, der wieder auf den Beinen war und beim Aufstehen, ausversehen, ein Glas mit Bonbons von dem Tresen geworfen hatte. Sein Blick ruhte ebenfalls auf dem zerschlagenen Glas zu seinen Füßen und sein Herz machte einen Stillstand in der Sekunde. Es war so schrecklich laut gewesen. So erbarmungslos wie ein Bombeneinschlag. Und dann sahen sie beide zu der Eingangstür des Ladens. Sogar Caim sein Herz schlug plötzlich schneller, denn er wusste dass dieses Geräusch nicht zu überhören gewesen sein musste. Einige Minuten vergingen. Minuten die sich anfühlten wie Stunden in der Stille. Und dann passierte das schlimmste Szenario…Und es krachten schlagartig und ohne Vorwarnung einige Legion gegen die Tür des Ladens. Sahen ihre Opfer darin und fingen an zu kreischen. Sie waren angestachelt durch den Anblick der Menschen im Laden. Immer lauter brüllten sie und immer mehr kamen dazu. Bis man nichts mehr außer Legion vor der Tür und den Glasfenstern der Schaufenster sah. Wie sie sich dagegen warfen und rein wollten. Nier sah erschrocken zu dem Szenario vor sich. Er hatte Mist gebaut. Er…hatte das verbockt. Nur weil er…Noch während er das sinken ließ wurde er plötzlich von Caim an der linken Hand gepackt und der rief ihn laut zur Besinnung: „Komm!“ Und dann riss er ihn auch schon hinter sich her und Nier ließ es starr zu. Er zerrte ihn zu dem Gang der zu den hinteren Zimmern der Apotheke führte. Und so sehr es Caim auch immer wieder gesagt hatte, er ließ Nier nicht zurück. Denn was da eben passiert war…dass ging auf sein Konto. Denn ohne seine bescheuerte Aktion eben…wäre das nie passiert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)