Breaking Stone von Scharon (Kiribaku) ================================================================================ Kapitel 2: Gaps (Bakugo) ------------------------ Drei Wochen später ist Eijiro soweit wieder fit, dass er sogar an den Übungsmissionen teilnimmt. In unseren Trainingsanzügen stehen wir neben einander, warten auf den Startschuss der Mission. Mein Blick haftet auf den dunklen Flecken, die am Hals aus seinem Kragen ragen und sich bis zur Wange hoch ziehen. Narben. Ich schlucke hart, starre ihn an mit zusammen gezogenen Augenbrauen. Er bemerkt meinen Blick wohl, denn er blinzelt plötzlich und legt lächelnd den Kopf zu Seite. „Wenn ich meine Fähigkeit nur ein kleines bisschen benutze, direkt unter der Haut, dann spüre ich es kaum noch. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“ Ich mache einen schnellen Schritt auf ihn zu, packe ihn am Kragen. „Als ob ich mir Sorgen um dich Stachelfrisur machen würde!“, schnaube ich. Er hebt abwehrend die Hände. „Ist ja gut.“, lacht er. Ich knurre, zerre an seinem Shirt. Mein Blick gleitet wieder zu seinem Hals, der dadurch weiter frei liegt als zuvor. Mit einem Ruck ziehe ich fester, dass sich sein Kragen bis zur Brust weitet. Verdammt, die gesamte Haut ist dunkler als normal. Wie weit geht diese Wunde? Als ich aufsehe, sind seine Hände immer noch erhoben, den Kopf hat der weggedreht und sieht schüchtern zu Boden. Er lässt zu, dass ich seine Verletzung betrachte, doch es scheint ihm nicht zu gefallen. Ich... Schnell lasse ich sein Shirt los und gehe einen Schritt zurück. Was mache ich denn? Ich kann doch nicht einfach... Mein Herz schlägt schneller. Was soll das? „Seid ihr soweit?“, fragt Deku und ich sehe ihn erschrocken an. In dem Moment ertönt das Signal und wir laufen los. In der Trainingsmission ist unser Ziel drei Räume zu durchqueren. Zwischen den Räumen sind nochmal Ruhezonen, in denen wir uns besprechen können, bevor wir den nächsten Raum betreten. Als Übungsobjekte sind unsere Gegner flammenwerfende Roboter. Soweit ich zugehört habe, werden wir nicht von den Lehrern beobachtet, sollen wohl auf uns gestellt zum Ziel gelangen. Deku und Kirishima sind in meinem Team. Der Nerd übernimmt die Vorhut, betritt als erster das Schlachtfeld, um die Strategie auszutüfteln. Ich denke ja, draufballern tuts auch, aber das ist heute nicht die Aufgabe. Sehr zu meinem Leidwesen. Mich auf Deku zu verlassen geht mir tierisch auf den Sack. Der erste Raum ist kein Problem. Innerhalb weniger Minuten haben wir uns durch die Gänge und auch durch die Roboter bewegt. Im zweiten Raum fällt es uns deutlich schwerer. Hier ist sehr viel Platz und der Roboter ist schnell. Zudem kann das Blechteil sehr weite Fernangriffe starten. Somit bin ich nun am Zug. Deku und Kirishima leiten die Bewegung des Gegners, so dass er in meine Schussbahn gerät. Nach ein wenig hin und her schaffen wir es schließlich den Raum zu durchqueren. Ich strecke mich, während wir durch den langen Gang der Ruhezone schreiten. Deku geht ein paar Meter vor mir, gibt grübelnde Laute von sich. Er ist voll in seinem Element. Wir laufen an einer Glasscheibe vorbei, da sehe ich wie Kirishima stehen bleibt. Deku läuft weiter, bekommt es wohl nicht mit. Unterbewusst stelle ich meine Bewegung ein und beobachte den Stachelkopf, wie er näher an das Glas tritt. Er legt die Finger seiner linken Hand auf die Narbe an seiner Wange, fährt mit ihnen runter zum Hals. „Alles ok?“, frage ich leise mit angespannter Stimme. Was hat er denn plötzlich? Und warum interessiert mich das überhaupt? Er senkt den Blick, sieht traurig aus. „Ich... ich glaube ich pack das nicht.“ Hä?! Ich starre ihn überrascht an. „Die Roboter kämpfen über weite Distanz. Meine Fähigkeit... ist schlecht. Sie bringt hier gar nichts.“ Er seufzt. „Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass ich nur wieder verletzt werde und dann bin ich euch nur ein Klotz am Bein. Das will ich nicht.“ Ruckartig drehe ich mich zu ihm, mache einen Schritt auf ihn zu. „Ist das dein verdammter Ernst, Stachelkopf?!“ Er erschreckt sich, blinzelt mich an. „Hat diese Narbe dich derart verunsichert?“ Ich gehe noch einen Schritt zu ihm. „Hör verdammt nochmal damit auf, so zu tun als wärest du schwach! Das bist du ganz und gar nicht!“, brülle ich wütend. „Du bist stark!“ Er sieht mich mit großen Augen an. „Deine Kack-Fähigkeit hat uns bereits nicht nur einmal den Arsch gerettet, mir ganz besonders.“, zische ich. Das gebe ich nicht gerne zu. „Also hör verdammt nochmal damit auf, dich selbst in eine Opferrolle zu drängen und reiß dich zusammen, … Superheld!“ Seine Augen werden größer, dann kann ich beobachten, wie er durchatmet und sich ein Lächeln auf seine Lippen legt. „Danke.“ Sofort spüre ich, wie mir Wärme auf der Wangen schießt. „Halt die Klappe, wir müssen weiter.“ Ich beginne zu rennen und er tut es mir gleich, bleibt auf einer Höhe zu mir. „Weißt du...“, setzt er lächelnd an und ich ziehe die Augenbrauen zusammen. „Selbst wenn du schreist und alles wütend sagst...“ Ich beobachte ihn, wie er locker neben mit her joggt. „... so kann ich doch die Motivation hören, die in deinen Worten steckt.“ Er grinst breit und ich ziehe irritiert eine Augenbraue hoch. „Und das ist es, was ich so an dir liebe.“ Ich starre ihn überrascht an, spüre wie mein Herz unrhythmisch schlägt. Was hat er gerade gesagt? Ein warmer Schauer durchfließt meinen Körper, schnell wende ich den Blick von ihm ab. Was ist denn jetzt los? Als ich die Hand auf meine Brust lege, merke ich, dass mein Herzschlag beschleunigt hat. Fuck. Gefällt mir etwa... was er da gesagt hat? Vorsichtig lasse ich meinen Blick wieder zu ihm schweifen. Er sieht nach vorne, ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. Was … ist das für ein merkwürdiges Gefühl? Lange Zeit nachzudenken habe ich nicht, denn wir erreichen Deku, der uns sofort volllabert. Wenige Sekunden später stehen wir schon auf dem dritten Schlachtfeld. Der Kampf beginnt hitzig. Während Deku sich auf die andere Seite durchschlägt, bleibe ich bei Kirishima. Plötzlich dringt ein Angriff frontal nah an ihn heran. Ich fahre herum, lege die linke Hand auf seinen Rücken und werfe meinen rechten Arm über seiner Schulter nach vorne. Mit einer riesigen Explosion baller ich den Angriff und auch den Roboter vor uns weg. Ich atme durch, dann spüre ich, wie er mir den Kopf zudreht, der sich direkt neben meinem befindet. „Danke.“, haucht er überrascht und ich bekomme Gänsehaut. Schnell lehne ich mich wieder zurück. „Pass besser auf.“, zische ich und er nickt eifrig. Es dauert eine ganze Weile, bis wir alle Roboter besiegt haben. Deku jubelt auf und läuft grinsend auf den Ausgang zu. Ich schnaube, sehe dann zu Kirishima rüber, der auf dem Boden sitzt und erleichtert die Hand auf seine Brust legt. „Puh. Das war ganz schön anstrengend.“, lacht er mit geschlossenen Augen. Ich spüre mein Herz schlagen, bewege mich langsam zu ihm. „Ich bin sehr froh, dass wir in einem Team waren, Katsuki.“ Ich auch. „Ohne dich...“ Weiter kommt er nicht. Ich fasse ihn an der Schulter, neige mich tief zu ihm runter und lege meine Lippen auf seine. Sofort wird mir warm. Also doch. Bis vor kurzem habe ich gedacht, wir wären Freunde. Doch als er mich gerettet hat... als er im Krankenzimmer meine Hand hielt... als er mich angelächelt hat... als er gesagt hat, dass er etwas an mir mag, sogar liebt... da habe ich bereits vermutet, dass ich mehr für ihn empfinde. Und so, wie mein Herz gerade rast, kann ich mir wohl sicher sein. Zurückhaltend löse ich mich von ihm und er sieht mich mit großen Augen an. Sein Mund steht vor Überraschung offen. Erst jetzt realisiere ich, was ich getan habe. Ich habe... ich habe ihn geküsst?! Schnell zucke ich zurück. „Ich...“, sage ich kurzatmig und werde rot. Fuck! Ich will mich auflösen! Am besten jage ich mich selbst in die Luft! Bevor ich etwas weiteres tun oder sagen kann, schlingt Kirishima seine Arme um meinen Hals, zieht sich zu mir hoch und küsst mich zärtlich. Ich halte die Luft an. Seine weichen Lippen drücken sich an meine. Heißt... heißt das etwa...? Meine Hände schnellen an seine Schulterblätter und ich ziehe in zu mir, erwidere den Kuss mit etwas mehr Druck, dränge ihn regelrecht zurück. Es ist ein unbekanntes, total merkwürdiges Gefühl. Als würde mein Inneres in Flammen stehen. Das... fühlt sich gut an. Als ich mich zurücklehne, sehen wir uns in die Augen. Ich kann in seinem Blick die Verunsicherung sehen, die ich ebenfalls spüre. Das ist neu. „Leute?“, dringt Dekus Stimme an mein Ohr und ich lasse Kirishima los, wende ihm den Kopf zu. „Kommt ihr noch?“ Ich stehe auf, merke, dass ich rot geworden bin. Hoffentlich hat er das nicht gesehen. Dann sehe ich runter zu Kirishima, der gedankenversunken die Finger auf seine Lippen gelegt hat. „Lass uns gehen.“, sage ich mit fester Stimme und strecke ihm die Hand hin. Er sieht zu mir auf, dann lächelt er und nimmt meine Hand an. Ich ziehe ihn hoch. Als wir vor einander stehen, bleiben wir im Blick des anderen hängen. Ein kurzen Moment vergeht, dann nicke ich ihm zu. Er nickt ebenfalls und wir gehen los, verlassen den Raum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)