I´m in love with an angel von Alistor ((FU**! I´m really in Love)) ================================================================================ Kapitel 2: Folgen einer Erfindung ---------------------------------       Monatelang feierten die anderen Dämonen meinen erfolgreichen Feldzug gegen die Opposition. Ich war kurz nach dem die Menschen den Garten verlassen mussten, nochmal dort gewesen und hatte den Engel getroffen. Ich hatte mir Sorgen um ihn gemacht, denn wer weiß, was die anderen Engel ihm angetan hatten...oder wie viel sie wussten. Doch alles war in bester Ordnung gewesen, hatte mir meine Flecken auf meinem Körper erneuert, doch hatte er mich danach vehement abgewiesen und war wieder zu den Menschen geflogen. Dabei war es äußerst riskant gewesen, zu ihm zu gehen. Hätten sie mich erwischt, hätte ich bestimmt ein paar hundert Jahre allein in einer Zelle der Qual hausen müssen. Dort hätten sie gemerkt, dass ich keine Schmerzen mehr leiden musste und mir erneut welche aufgehalst. Aber erzählen würde ich es ihm nicht. Nicht dass er noch Schuldgefühle bekam. Nein, nicht wegen mir.   Und nun stand ich hier. Mitten unter lauter hässlichen Dämonen, die sich zu irgendwelchen Klängen bewegten, die keinen Sinn machten. Sie grölten sich die Seele aus dem Leib und feierten zusätzlich meine erste Erfindung, 12 Monate nach der Erstehung der Welt. Ligur war auch mal im Garten gewesen und hatte ihn inspiziert. Verschiedene Früchte hatte er sich in die Hölle mitgenommen und daran herum experimentiert, bis er keine Lust mehr gehabt hatte. Die meisten wurden dann einfach dem Höllenhunden gegeben. Er hatte mir erlaubt, an den Trauben weiterhin Versuche durchzuführen. War nicht einfach gewesen. Ich hatte vier Versuche gebraucht, bis ich gemerkt hatte, dass es Zeit brauchte, um zu reifen.   Die Reste der Trauben, nach der Reifung, hatte Ligur den Hunden verabreicht. Sie wurden dadurch komisch, jaulten und torkelten herum. Er hatte sie lange und ausgiebig beobachtet gehabt, bis es ihre Wirkung verloren hatte. Diese Entdeckung, hatte mir eine Belobigung eingebracht und ihm eine ordentliche Portion Respekt verschafft. Denn er gab dieser Erfindung ihren Namen.   Wein.   Weil Hastur dadurch so emotional wurde, dass er danach weinen musste. Vor Freude versteht sich. Allerdings...es konnte aber auch daran liegen, dass er das erste Tier von Ligur, einen quietschgelben Kanarienvogel, aus Versehen, in einem Rausch von dessen Kopf gefegt hatte und es...nun...sagen wir, er musste sich ein neues besorgen und war nicht gerade erfreut gewesen.   Mein Blick schweifte durch die Menge und merkte, wie mich Hastur und Ligur beobachteten. Sie ließen mich keinen Moment aus den Augen, was ich bedauerte. Lieber wäre ich oben gewesen, auf der Erde und damit in der Nähe meines Lieblingsengels. Mein Engel. Ich hatte ihm so viel zu verdanken. Wo die Hölle mir früher, in jeder Sekunde Qualen, die schlimmsten Gedanken und höllische Schmerzen bereitet hatte, fühlte ich nur noch einen unangenehmen Druck. Nun sah ich klar, da ich keine Schmerzen mehr verspürte und schrieb das meinem schönen Engel zu, der mich im Garten Eden geheilt hatte, nachdem Gabriel mich angegriffen hatte. Mein ganz persönliches Wunder. So etwas wundervolles hatte noch nie jemand für mich getan und unterdrückte ein sehnsuchtsvolles Seufzen, als ich merkte, wie Ligur auf mich zu kam.   „Du feierst ja gar nicht.“, murmelte Ligur argwöhnisch und sah mich lauernd an. Mit den Schultern zuckend, kam mir spontan eine Idee, die ich Ligur nur noch gut verkaufen musste, aber damit würde ich keine Probleme haben. Immerhin konnte ich wieder meinen messerscharfen Verstand benutzen. „Wenn ihr dieses ewige Feiern mögt...bitte. Aber ich finde, wir sollten uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen, sondern weiter machen. Ich hatte gehört, dass der weibliche Mensch bereits ein Kind bekommen hat. Warum sie und das Kind nicht weiterhin beeinflussen und der anderen Seite Steine in den Weg legen? Wenn wir sie schon nicht töten dürfen...“ Ligur hob eine Augenbraue, sah zu Hastur und grinste dann. „Jetzt redest du endlich wie einer von uns. Gut Crawley. Geh nach oben und tu dein Schlimmstes. Und Crawley?“ Ich schluckte. „Hm?“ „Enttäusche uns ja nicht.“ „Würde ich doch nie...“ Das dieser Sieg ein Versehen gewesen war, sagte ich lieber nicht.   ~   Vorsichtig lugte ich aus der Erde. Niemand war weit und breit zu sehen. Also stemmte ich mich aus dem Loch und verwandelte mich in eine Schlange. Langsam kroch ich über den Sand und sah nach rechts. Weiter hinten lag der Garten Eden und beschloss, nachher mal dorthin zu gehen, doch vorher musste ich nach dem Engel sehen. Hier hatte sich einiges verändert, seit ich weg war. Vor mir lag ein großes Feld, welches bepflanzt war und ein Mann mitten drin, der im hinteren Teil arbeitete. Mit voller Wucht bearbeitete er die Erde mit den Händen, er schwitzte stark vor Anstrengung, keuchte, doch gönnte er sich keine Pause. Adam. Fast hätte ich ihn nicht erkannt, kannte ich doch nur nackt, nicht so muskulös und unbehaart im Gesicht. Mein Blick schweifte nach rechts und dort war aus einer niedrigen Hütte, die nur aus Lehm und Stroh bestand, ein Lachen zu hören. Dieses glockenhelles Lachen erwärmte mein Herz und ich musste einfach nachsehen, von wem es kam. Um nicht aufzufallen, schrumpfte ich meinen Schlangenkörper und schlängelte mich hinein. Auf einem Haufen Stroh lag Eva, ebenfalls bedeckt, die lächelte und ein kleines Bündel im Arm hielt. Das... Kind? Sah niedlich aus...irgendwie... Wie alt es nun war, wusste ich nicht, jedoch musste es schon eine Weile auf der Welt sein. Erneut erklang das fröhliche Kinderlachen und dann ein weiteres, welches mir eine Gänsehaut machte.   „Er ist so schön, Eva. Das habt ihr sehr gut gemacht. Hallo Kain.“ „Möchtest du ihn mal halten?“ Der Engel nickte und nahm vorsichtig das kleine Kind in den Arm, küsste dessen Köpfchen und sah es liebevoll an. Ach wenn er mich doch nur so ansehen würde. Aber diesen Gefallen würde er mir nicht tun, das war mir bewusst. Engel zuckte kurz zusammen und sah, für Eva unauffällig, nach links und nach rechts, ehe es in seinen Augen funkelte. Er hatte mich bemerkt? Wie konnte das sein? Ich war so klein, dass er mich unmöglich hätte sehen können. Konnte er es fühlen, wenn ich in seiner Nähe war?   „Hallo Crawley.“ Jepp konnte er. War aber sicher nicht immer von Vorteil und ich nahm mir vor, daran zu arbeiten, dass er mich nicht mehr erspüren konnte, wenn ich es nicht wollte. Sofort vergrößerte ich mich wieder, bevor er mich sah und kroch in seine Nähe. Eva lächelte und begrüßte mich. Ich nickte ihr zu und sah wieder zu... Kain? Er war so klein, wirkte hilflos und doch vertraute er darauf, dass man sich um ihn kümmerte und das ihm nichts geschehen würde. Ob das nicht ein großer Fehler war? „Hallo...äh...schönes Kind.“ „Danke, Crawley.“, meinte sie stolz.   Der Engel allerdings schwieg, sein Blick, der ruhig auf mir lag, war neutral. Schade, denn ich hätte zumindest auf ein kleines Lächeln gehofft. Vorsichtig kroch ich näher, betrachtete das Kind, legte nachdenklich meinen Kopf schief und irgendwie...stimmte was nicht mit ihm. Sein Kopf lief rot an. Nur die beiden Anwesenden schauten, als wäre das ganz normal. Hatte ich was nicht mitbekommen?   „Er sieht irgendwie...angestrengt aus...“, meinte ich, immer noch verwirrt. Im nächsten Moment kam mir ein beißender Gestank in meine empfindliche Nase. „Und stinkt...“, meinte ich und musste niesen. Das war ja kaum auszuhalten, meine Nase brannte davon und ich hatte immer mehr Mühe, diese Gestalt aufrecht zu halten, biss die Zähne zusammen, versuchte von dem gemeingefährlichen Kind weg zu kommen und nieste erneut. Keine Chance....ich verwandelte mich wieder zurück in einen Dämon und fiel hart auf meinen Hintern.   „DU? DU BIST DAS?“, brüllte mich Eva an. Sie war wütend, wusste ich ja warum. Dabei war es gar nicht meine Schuld gewesen, dass Adam mich gesehen hatte. Besser ich griff auf meinen neu erlernten Trick zurück. Mit einem Schnipsen stoppte ich die menschliche Zeit und atmete auf. Der einzige, der nicht festgefroren war, war der Engel. Natürlich hätte ich ihn auch einfrieren können, ich konnte das mit allem und jedem machen, aber warum sollte ich? So konnte ich mich wenigstens, in aller Ruhe mit ihm unterhalten. „Was hast du gemacht? Hier steht alles still, nichts rührt sich...“, meinte besagter Engel. Endlich redete er mit mir.   „Ich habe nur die Zeit angehalten. Keine Sorge. Ihnen passiert nichts...ich bin gleich wieder weg. Wollte nur sehen, ob es dir gut geht...“, sagte ich, auf einmal seltsam schüchtern, stand mühsam auf und rieb mir meinen schmerzenden Hintern. Dann sah ich Eva an, die immer noch erstarrt und recht zornig vor mir stand. Ein Glück für mich, dass ich das konnte. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich damit mein Leben vor Gabriel schützen können, allerdings hätte ich dann noch Schmerzen...also ganz gut für mich. Ich schüttelte meinen Kopf um diese Gedanken loszuwerden und wandte mich wieder Eva zu. „Wenn ich weg bin, wirst du dich nicht an unsere Begegnung, gerade eben, erinnern.“, sagte ich ruhig und mein schöner blonder Engel sah mich nur verwirrt an.   „Crawley?“ Ich lächelte traurig. „Besser du vergisst das hier auch. Ich werde nun auch deine Erinnerungen löschen und...“ Ein helles Bündel traf mich am Kopf, unterbrach mich und warf mich erneut zu Boden. Arrghhh.... und es stinkte... schlimmer als Beelzebub und Dagon zusammen. Es lag genau auf der einen Hälfte meines Gesichts und rutschte sekündlich weiter runter. Mit einem Platsch landete es auf dem Boden und ich konnte davon, mein linkes Auge nicht mal aufmachen. Angewidert wischte ich mir den...Dreck aus dem Gesicht, während der Engel mich wütend anblitzte. „Wie kannst du es wagen?“, zischte er mich kalt an. Das Kind war nun nackt, er hatte es abgelegt und kam nun lauernd auf mich zu. Jetzt lauerte der Engel auch schon. Wie ein Profi sogar. „Wie kannst du es wagen, mir meine Erinnerungen nehmen zu wollen? Bist du jetzt völlig verrückt geworden?“ War ich. Verrückt vor Liebe zu meinem Engel und wollte doch nur nicht, dass er so schlecht von mir dachte. Ich sah zu ihm auf, einäugig wohlgemerkt, seufzte und schloss das andere Auge.   „Ich dachte es wäre vielleicht das beste für dich.“ „Das beste? Du Vollidiot. Ich will dich nicht vergessen und auch nicht, dass...äh...“ Erwartungsvoll sah ich ihn an, doch er schwieg beharrlich, während ich mir die Reste aus dem Gesicht wunderte. So konnte ich ihn wenigstens wieder richtig sehen, auch wenn mich seine Wut frieren ließ. Er bemerkte dies und seufzte resigniert. Ein gutes Omen? Tatsächlich. Die Wut schwand.   „Also macht es dir nichts aus, dass ich hier bin?“, fragte ich, nun zaghaft lächelnd und hob eine Augenbraue. Er wich meinem Blick aus. „Woher hast du gelernt, die Zeit anzuhalten?“, fragte er mich stattdessen. Die Schultern zuckend, gab mich mysteriös und geheimnisvoll. „Sag schon.“, drängte er mich. Eigentlich hatte ich es durch einen Unfall in der Hölle heraus gefunden. Keine schöne Erinnerung, denn es war genau dann passiert, als der Kanarienvogel von Ligur...äh...lassen wir das. „Zufall. Nicht jeder ist dafür geeignet und nein, ich zeige dir nicht, wie es geht.“ Beleidigt blies er seine Backen auf. Schon schlimm genug, dass er mich mit dem Ausscheidungen eines Kindes beworfen hatte, da würde ich ihm das garantiert nicht zeigen. Da fiel mir ein... „Warum wirfst du eigentlich damit um dich? Das ist so...“   „Ekelhaft?“ „Genau.“ „Ich hätte es nicht gemacht, wenn du mir nicht meine Erinnerungen hättest löschen wollen.“ „Weil du mich magst?“, fragte ich hoffnungsvoll. „Mach dich nicht lächerlich Crawley. Das...ist...“ Er verstummte, als ich aufstand und langsam näher kam, bis ich ihm so nah war, dass ich seinen Atem spüren konnte, der sich heiß auf meinem Gesicht anfühlte und mich nur noch mühsam beherrschen konnte. Er zitterte und schluckte nervös, sah überall hin, nur nicht in meine Augen. Ich hob meine Hände und legte sie auf seinen wunderbar zarten Wangen ab. Damit brachte ich ihn dazu, mich endlich anzusehen. Seine Augen wurden groß, sie funkelten mich an, ließen meinen Bauch kribbeln und ich lächelte zärtlich.   „Erinnerst du dich, was wir getan haben, nachdem wir die Äpfel gegessen hatten? Und nachdem du die Menschen hinaus begleitet hast? Ich will das wieder tun.“, flüsterte ich ihm leise zu, sah wie er eine Gänsehaut davon bekam und tat... was ich tun musste. Er konnte sagen was er wollte und mich abweisen, so oft er wollte. Sein Körper und seine Taten sprachen eine andere Sprache. Lange Zeit standen wir so da und genossen die Nähe des anderen, bis er sich keuchend und mit geröteten Wangen von mir löste.   „Engel...“ „Nein. Wir dürfen nicht. Das...das war ein Fehler.“, meinte er und wischte sich über seine Lippen. Er verbarg sogleich wieder seine Gefühle und sah mich neutral an, zeigte auf den Ausgang und bedeutete mir damit, dass ich nun gehen sollte. „Es wird nie ein Fehler sein, Engel. Nie.“ Damit legte ich eine Hand an seinen Nacken, streichelte seinen Haaransatz und küsste seine Stirn, ehe er wieder einen Schritt zurück ging. „Irgendwann wirst auch du es einsehen.“, meinte ich, schnipste und wandelte mich in eine Schlange. Die Zeit lief wieder, Eva schien etwas verwirrt und der Engel ebenso, da sie wirklich unsere Begegnung vergessen hatte und ich verschwand dahin, wo ich noch hinwollte, bevor ich wieder zurück nach unten musste.   ~   Erschöpft ließ ich mich an einem Baum hinab gleiten. Es hatte mich sehr viel Kraft gekostet, von ihm Abstand zu nehmen. Aber wenn ich es nicht getan hätte, hätte ich nicht mehr aufhören können und dann wäre er richtig wütend geworden. Ich war süchtig nach ihm, seinem ganzen Wesen, dem Gefühl, wenn ich ihn... Bei dem Gedanken sah ich nach oben und musste lächeln, kletterte den Apfelbaum hinauf und setzte mich auf einen dicken Ast.   Wie schaffte er es nur? Er hatte die Fähigkeit, sich zu beherrschen und mich immer wieder abzuweisen. Aber ich würde schon noch bekommen was ich wollte, da war ich mir sicher. Ich durfte nur nicht aufgeben. Nachdenklich pflückte ich mir einen Apfel und biss genüsslich hinein. Meine Augen schlossen sich von selbst und driftete langsam ab.     „Crawley? Warum bist du schon wieder hier? Crawley?“ Nein noch nicht. Ich schlief gerade so schön.... „Crawley!“ Doch das ignorierte ich einfach und bat leise um weitere fünf Minuten. „CRAWLEY! WACH ENDLICH AUF!“ Erschrocken wachte ich auf und fiel vom Baum. „Aua...“ „Selbst Schuld. Warum schläfst du auch da oben? Deine Anwesenheit ist nicht gestattet. Raus hier, Schlange!“ Ach du meine Güte war er schlecht drauf. Vorsichtig lugte ich zu ihm, doch er war unerbittlich. Da lag noch etwas anderes in seinem Blick. Ich konnte es einfach nicht benennen. Er war einfach zu gut im verbergen von Gefühlen. Meinem Mund entwich ein leises Seufzen, bohrte mich in die Erde und verschwand, weit weg von dem, der mir mein Herz gestohlen hatte.       Als ich wieder unten war, leckte ich, aus Verzweiflung, an einer der wohlschmeckenden Wände, um meinen Herzschmerz ein wenig zu lindern. Es wurde etwas besser, was mich erstaunte. Doch dann roch und spürte ich Kröte und verzog mein Gesicht. „Wo warst du, Crawley? Dagon hat dich schon gesucht. Hast du etwa...gerade an der Wand geleckt?“ Unauffällig atmete ich tief ein und aus, ehe ich Hastur antwortete. „Ah...ich doch nicht...ich meine...Ich habe nur geschaut, was so bei den Menschen los ist, aber ich weiß noch nicht, was ich genau mache, um sie zu...quälen...So viele... Möglichkeiten.“ Er bewegte sich in meine Richtung, was mich zuerst nervös lachen und dann versteifen ließ. Widerliche Geräusche kamen aus dem Maul der Kröte und ich musste mich beherrschen, mich nicht vor Ekel zu schütteln. Oder Hastur zu schütteln.   „Lass die Ernte der Menschen verderben.“, sagte er, mit einem hinterhältigem Grinsen. Innerlich zusammen zuckend, nickte ich ihm zu und nahm mir vor, den Menschen was aus dem Garten zu bringen, damit sie nicht verhungerten. Er legte seinen Kopf schief, die Kröte hatte Mühe auf dem Kopf zu bleiben und dann sahen mich diese tiefen Schwarzen Löcher, die er Augen nannte, skeptisch an. „Ich glaube die Luft da oben bekommt dir nicht.“, meinte er nachdenklich. „Was...meinst du? Ich kann dir nicht folgen...“ „Diese Flecken, die du überall hast. Im Gesicht, auf dem Hals und den Armen...Vor Monaten hattest du die schon mal und dann verschwanden sie wieder. Was ist dort oben, was dir das hier einbringt?“ Oh...DAS würde ich ihm garantiert nicht sagen, was genau der Auslöser war.   „Äh...das...ich meine...vermutlich die Sonne da oben. Du weißt ja...“ „Nein, was weiß ich?“ Mist. Ich musste mir irgendwas einfallen lassen, damit er mir nicht auf die Schliche kam. Irgendwas, was das hier erklärte und niemand richtig nachprüfen konnte... Ah...genau. Meines Wissens, DIE perfekte Ausrede. „Äh...Ich habe rote Haare...“ Verwirrt sah er mich an, seine Augen vergrößerten sich dabei. „Und?“ „Rothaarige bekommen in der Sonne nun mal diese Flecken...sag bloß das weißt du nicht?“ Eine Antwort blieb er mir schuldig, denn er konnte es nicht wissen. Ich war der einzige Rothaarige Dämon hier unten und das war das erste Mal auch gut so. Selbst wenn mal ein Mensch rote Haare haben würde, musste ich einfach ihnen welche verleihen und wenn die Menschen es so glaubten, dass Rothaarige solche Flecken nun mal hatten, dann blieb das sicher in den Genen.   Damit hatte ich Hastur allerdings derart verwirrt, dass er mich nur noch anstarren konnte. Nach etlichen Minuten war es mir zu dumm, ihn beim anstarren zuzusehen und meinte, dass ich nun zu Dagon gehen und danach meine Aufgabe erledigen würde. Also schlich ich an ihm vorbei. Das merkte er eh nicht, sondern sah immer noch auf den Punkt, wo ich gestanden hatte. Ich wollte nicht zu ihr, wollte aber keinen Ärger riskieren. Der Weg war nicht so lang, wie zu Ligur und als ich endlich angekommen war, fühlte ich mich nicht mehr sehr gut. Mein Bauch fing an zu schmerzen und in meinen Augenhöhlen breitete sich ein dumpfer Druck auf. Ich kniff die Augen zu und wünschte mir, mein Engel wäre bei mir, versuchte es mir vorzustellen und atmete noch einmal tief ein und aus, klopfte an Dagons Tür und wartete. „Ja Crawley.“   Ich schluckte und betrat den Raum, mit schmerzverzerrtem Gesicht. Dagon erwartete mich bereits, in ihrem Gesicht ein listiges Lächeln. „So habe ich dich länger nicht gesehen, Crawley...“ „Nun...ich zeige es nicht oft...immerhin bin ich ein Dämon und kann vor den Menschen und unseren Feinden nicht einfach meine Schwäche zeigen.“ Sie nickte und grinste breiter. „Aber dass du es vor uns versteckst...“ „Gewohnheit. Ich darf nicht nachlassen und außerdem möchte ich euch beweisen, dass ich auf eurer Seite bin.“ Ich wusste, dass sie wusste, dass ich gar keinen Schmerz hatte fühlen können, doch nun war wieder alles beim Alten. „Ach? Also hat Ligur Recht gehabt. Endlich redest du wie einer von uns. Also gut. Du wirst die Ernte der Menschen zerstören, aber erst, wenn ich dir den Befehl dazu gebe. Danach kannst du sie noch ein bisschen ärgern und den Engel, der sie schützt... Ich will einen ausführlichen Bericht.“   Sagen konnte ich nichts, denn sonst hätte ich sie angeschrien, dass ich meinem Engel nie Leid zufügen würde, also nickte ich und verließ den Raum der siebten Qual wieder, versuchte, langsam zu gehen und die Schmerzen nahmen minimal ab. Aber leider nicht ganz und musste die Augen schließen, denn sie fingen an, wie Feuer zu brennen, wie damals, als ich fiel. Es dauerte einige Zeit, ehe ich in meinem Quartier angekommen war und schloss die Tür. Das letzte Mal, als ich solche Schmerzen gehabt hatte, kam mir so weit entfernt vor und ich musste an mich halten, nicht wie verrückt zu schreien. Dunkle Gedanken stürzten sich auf mich, sogen das letzte bisschen Licht, was ich in mir trug, aus mir heraus. Nun doch schreiend knickten meine Beine weg und stürzte auf den harten Boden. Der Schmerz zog sich durch mein ganzes Wesen. Er war so stechend, als ob mich Millionen kleiner Nadeln und tausende Flammenschwerter auf einmal durchbohrten. Keuchend kroch ich durch das Zimmer, bis ich meine Pritsche erreicht hatte und zog mich mühsam hoch. Dann kauerte ich mich zusammen und versuchte, das alles irgendwie zu ertragen...   ~   Ewigkeiten später, kam Dagon zu mir und grinste. Ihre Zähne, die allesamt spitz geschliffen waren, blitzten dabei auf und ich bekam vor Grauen eine Gänsehaut. „Es ist soweit. Geh nach oben und mach uns alle Ehre...“ Mühsam raffte ich mich auf, keuchte dabei und sah, wie ihr Gesicht sich zu einer grausamen Fratze verzog. Ihr Plan war aufgegangen. Sie hatten es gewusst, die ganze Zeit über. Also wussten sie nun auch, dass ich doch angegriffen wurde und mich nur jemand geheilt hatte. Es fiel mir äußerst schwer, einen Fuß vor den anderen zu setzen und dann hoch zur Erde zu gehen.     ~   Langsam schlängelte ich mich durch den Sand und atmete erleichtert auf. Hier spürte ich den Schmerz nicht mehr so stark und beobachtete Adam, wie er auf dem Feld arbeitete. Ich sollte vorher nochmal zum Garten und meinem Engel etwas schönes mitbringen. Voller Vorfreude bohrte ich mich durch den Sand, schlüpfte auf der anderen Seite wieder aus dem Sandloch hinaus und verwandelte mich. Schnell flog ich zu seinem Lieblingsbaum, der herrlich saftige Früchte trug, die mich irgendwie an seinen Hintern erinnerten. Wie diese... Frucht wohl schmeckte? Meine Hand streckte sich aus, griff nach einer und pflückte sie. Sie roch schon mal richtig gut. Nicht so wie ein Apfel aber immerhin auch recht fruchtig, aber auf eine andere Weise. Süßer. Genüsslich biss ich hinein und erinnerte mich, dass dem Engel, der Saft der Frucht ständig über sein Kinn auf das Gewand getropft war. So erging es mir nun auch, aber ich musste darüber grinsen und seufzte. Das waren noch Zeiten gewesen. Nur der Engel und ich...Mein Grinsen erlosch und ich musste wieder an die Schmerzen denken, die ich unten wieder haben würde...und immer noch hatte. Aber ich durfte es ihm nicht zeigen, wie sehr ich mich quälte, würde es nicht wagen, ihn nach Heilung zu fragen, aber ich musste mich vergewissern, dass es ihm gut ging.   Schnell pflückte ich erneut einen schönen großen und steckte ihn in mein Gewand, flog zum Ausgang und wandelte mich in eine Schlange, ehe ich in die Richtung kroch, in der ich Kinderlachen hören konnte. Von weitem schon sah ich ihn und lächelte. Er schien mich nicht zu spüren und dies sagte mir, dass ich es geschafft hatte, mich vor ihm zu tarnen. Schnell schrumpfte ich mich auf eine annehmbare Größe und kam ihm näher. „Pssssssst....“, zischte ich und sah, wie der Engel erschauerte. Doch er sah nicht zu mir, sondern wurde traurig. Warum? „Pssssssttttt....Engel....“ Doch auch jetzt rührte er sich nicht, schüttelte nur kurz den Kopf. Ich musste mich also noch mehr anstrengen. „Engel? Hier unten...“ Endlich sah er nach unten, wo ich ihn freudig angrinste. Als hätte er nicht erwartet, mich je wieder zu sehen, weiteten sich seine Augen ungläubig. Endlich. Das sagte ich ihm auch und fragte, ob er nun immer auf diese Menschen aufpassen müsste. Wenn ja, wäre es klug, öfter hier oben zu sein.   Aber er sagte nichts, sondern wandte seinen Blick wieder von mir ab und lächelte die zwei Kinder an, die in einiger Entfernung miteinander spielten. Zwei Kinder? Wie lange war ich weg gewesen? Beide waren auf ihren Beinen unterwegs und einen großen Altersunterschied konnte ich nicht feststellen. „Kain, Abel....kommt, wir gehen hinein zu eurer Mutter. Nicht das uns noch ein gefährliches Tier überrascht.“, meinte er. Seine Stimme hörte sich fremd und kratzig an, als hätte er sie lange nicht mehr benutzt und musste ihn empört anstarren. Natürlich schmeichelte es mich auch etwas, immerhin war ich ein Dämon. Ich ließ ein Zischen verlauten und verwandelte mich in meine wahre Gestalt.   „Nun, so dürfte ich wohl kaum als „gefährliches Tier“ durchgehen, oder Aziraphale?“, fragte ich ihn sanft. Er schien verlegen, räusperte sich und wandte sich von mir ab. Ich hatte Zeit gehabt und seinen Namen oft gesagt, damit die Schmerzen mich nicht völlig in den Wahnsinn trieben. Doch anscheinend hatte er es nicht erwartet, dass ich ihn nun aussprechen konnte, spürte seine Nervosität und beobachtete, wie er sich unbewusst, über seine Lippen leckte. Oh dieser Mund. Wie gerne hätte ich ihn wieder auf meinem. Ein dumpfer, harter Schmerz breitete sich in meinem Kopf aus und ich versuchte, diesen zu ignorieren. „Du musst gehen, Crawley. Wenn man dich hier erwischt, töten sie dich.“ Ich hatte einen Auftrag und würde ihn so lange wie möglich herauszögern. Das konnte er also schon mal vergessen.   „Ach was...ich...“ Der Engel schüttelte den Kopf und unterbrach mich harsch. „Geh. Dann tue ich auch so, als ob ich dich gerade nicht gesehen habe. Ich müsste dich sonst melden...Anweisung von oben. Geh, bitte.“ Das konnte nicht wahr sein, immerhin war ich mir sicher, dass er mich insgeheim mochte. Also griff ich mir seine warme Hand und lächelte, als sich seine, fest um meine schloss. „Ich habe dich vermisst, Engel.“, flüsterte ich ihm zu. Sein Gesicht verzog sich und er hatte Mühe, mich weiter auf Abstand zu halten. „Und du hörst nicht zu. Du musst gehen...jetzt. Sprich mich nicht mehr an und komm auch nicht mehr in meine Nähe, verstanden?“, zischte er mir zu und wollte mich stehen lassen. Ich hatte meine Hand aber immer noch in mit seiner verwoben und zog meinen Engel wieder zu mir zurück. Wie könnte ich ihn jetzt einfach gehen lassen?   „Denkst du ich nehme dieses Risiko nicht ernst? Niemand wird es merken. Ich bin vorsichtig, versprochen. Keiner weiß, dass ich mich in eine Schlange verwandeln kann.“, sagte ich ihm leise ins Ohr, sah das ich ihn keinesfalls kalt ließ. Sein Atem erhöhte sich und er schluckte nervös. „Sieh mal...ich habe dir auch was mitgebracht. Möchtest du ihn?“ Mein Geschenk an ihn, zauberte ich aus meinem Gewand hervor und hielt ihn ihm hin. Ganz genau sah ich ihm an, wie er zögerte. Anscheinend hatte er lange nichts mehr vergleichbares zu essen bekommen. Er haderte lange, doch dann verschloss sich sein Blick und er lehnte den Pfirsich vehement ab.   Enttäuscht ließ ich meine Hand mit dem Pfirsich wieder sinken und seine Hand los. Dabei wollte ich ihm nur etwas Gutes gönnen. Ein Zeichen meiner Ergebenheit, das ich ihn mochte und nicht, weil ich ihn in Versuchung führen wollte. Warum sah er es nicht? War ich wirklich wie die anderen? Oder nicht doch anders...wie er? Es wurde mir schwer ums Herz, als ich ihm nachsah, wie er eilig mit den Kindern in die Hütte ging. Noch schwerer fühlten sich meine Beine an, die bei jedem Schritt, die mich von den Engel entfernten, mich mehr Kraft kosteten. Dann fühlte ich seinen Blick wieder auf mir und zuckte erschrocken zusammen, entfaltete meine Flügel und flog Richtung Eden, immer darauf bedacht, dass Adam mich nicht sah. Ein Gedanke und die Ernte war dahin, hörte ihn weh klagen und schimpfen, während ich weiter in den Garten hinein flog und am Pfirsichbaum landete.   Ich wunderte mir ein zweites Gewand, knotete es zusammen und sammelte Pfirsiche, dann flog ich zum Apfelbaum und sammelte auch dessen Früchte, bis es voll war. „Dasss ich dich hier je wiedersssehe, hätte ich nicht gedacht.“, sagte auf einmal jemand. Verdutzt sah ich mich um, fand aber niemanden. „Genau vor dir…“ Ich musste zweimal hinsehen, ehe ich die Schlange erkannte, die ich mich erst darauf gebracht hatte, mich in eine verwandeln zu wollen. „Ah, Hallo! Wie geht es dir?“, fragte ich lächelnd. „Hm, ich bin hier drin ziemlich alleine und fühle mich recht einsam. Meine Frau ist auch verschwunden.“ Ich nickte und erklärte ihr, warum. Das verstand sie sofort und bat mich, sie nach draußen zu bringen, denn sie hatte geschlafen gehabt, als der Engel alle Tiere rausgebracht hatte.   „So gut, wie du dich tarnen kannst, ist das kein Wunder. Klar helfe ich dir.“, meinte ich lächelnd und hievte mir den gebastelten Sack über die Schulter. Die Schlange kroch auf mich drauf und grinste. „Du allerdings siehst aus, als hättest du es nicht so gut getroffen.“ Schweigend breitete ich meine Schwingen aus und erhob mich in die Lüfte, ehe ich, von dem Feld und der Hütte abgewandt, wieder landete. „Nein...der Engel. Er...ich fürchte er hat nichts mehr für mich übrig und das ist kaum zu ertragen. Ich musste die Ernte der Menschen verderben lassen, weil es mir aufgetragen wurde. Sonst hätte ich noch mehr Schmerzen erleiden müssen. Ist schon schwer genug da unten...Aber sag dem Engel ja nichts davon.“ Sie sah mich seltsam an und bedankte sich für meine Hilfe, ehe ich sie aus den Augen verlor. Mit den Schultern zuckend ging ich, bis kurz vors Feld, ehe ich mich in eine Schlange verwandelte und den Sack, nur mit Mühe zu Adam zog.   „Adam...“ Sein Blick kam auf mich und staunte. „Anthony...“ Zischend erklärte ich ihm, wie ich wirklich hieß und er zuckte nur mit den Schultern. „Dieser Name passt aber zu dir. Als hätte ich ihn dir gegeben. Sieh dir das an. Die ganze Ernte...die Zeit und die Mühen...einfach dahin. Alles umsonst.“ Er verdrückte ein paar Tränen und sah unfassbar frustriert aus, ehe er mich wieder ansah. „Nun gut...das ist mein Problem. Was ist das, was du mit dir rumschleppst? Du siehst angestrengt aus.“ Keuchend hörte ich damit auf, den Sack zu ihm bewegen zu wollen und öffnete ihn stattdessen. Adams Augen wurden groß und er lächelte. „Als hättest du es gewusst...Vielen lieben Dank, Anthony.“ Zusammen zuckend knurrte ich leise, ehe ich mich wieder verzog. Wie konnte es anders sein, zu meinem Lieblingsort.   Mein Plan war aufgegangen und ich musste mir nur noch überlegen, was ich in meinen Bericht schrieb. Gerade wieder saß ich im Apfelbaum und dachte lieber an vergangene Zeiten. Der Bericht konnte warten, denn je mehr ich hier oben war, desto weniger Schmerzen hatte ich. Lustlos aß ich einen Apfel und fühlte mich furchtbar alleine. Gefühlte Stunden saß ich hier und blas Trübsal. „Ich habe gewusst, dass du hier bist.“ Nun hörte ich in meinem Herzschmerz schon den Engel mit mir reden. Leise seufzte ich und schloss die Augen, spürte aber dann, wie mir jemand zaghaft meinen Fuß streichelte. Als ich meine Augen wieder geöffnet hatte, sah ich nach unten und damit in das wunderschöne Gesicht meines Engels...der mich anlächelte. Auch wenn mir sein Lächeln Wärme in mein Herz zauberte, wusste ich irgendwie, dass er nichts gutes zu sagen hatte...   „Crawley...du hast den Menschen was zu essen gebracht. Das war...sehr nett von dir.“ Ich schnaubte verärgert. Hatte ich es doch gewusst. Wenn sich das rumsprach, konnte ich einpacken. Nie wieder würden sie mich nach oben lassen. Auf ewig weggesperrt in tiefster Qual.... „Ich bin nicht nett, verstanden? Ich bin ein Dämon. Wir sind furchterregend und grausam. Ich habe die Ernte der Menschen zerstört, wie es sich für mich gehört. Ts...ich und nett. Solltest du nicht bei den Menschen bleiben?“, meinte ich zornig und verengte meine Augen. Aber davon ließ sich Aziraphale nicht beeindrucken.   „Jeremy hat es mir erzählt. Oder besser gesagt, es mir irgendwie verständlich gemacht... Warum du lieber hier oben bist...und auch...wegen mir. Crawley...“ „Vergiss es einfach...ist nicht wichtig.“, sagte ich und musste mich zusammen reißen, nicht laut zu werden. Jeremy konnte nur die braune Schlange aus Eden sein und hatte wohl von Adam einen Namen bekommen. Er hatte mich doch verraten...Der Engel schwieg daraufhin, bis ich ein helles Licht sah, welches von seinen Händen ausging, in meinen Körper überging und ich mich sogleich besser fühlte. Das...das konnte...hatte er mich geheilt?   „Jede gute Tat wird belohnt. Du hast mir nie erzählt, dass du dort unten Schmerzen hast. Warum?“ Das nun wieder. Hatte ich ihm nicht gesagt, dass ich nicht über meinen Fall sprach? „Das hat... Darüber rede ich nicht, Engel. Du solltest wieder zurück gehen.“, sagte ich wütend, stand auf und kletterte höher hinauf. „Bleib gefälligst hier!“, rief er mir gereizt nach, aber das konnte er vergessen. Ich spürte an meinem Fuß etwas, sah nach und keuchte erschrocken auf. Er folgte mir nach oben und versuchte, mich zu packen, doch ich kletterte schneller. Fast war ich in der Krone, aber der Engel gab nicht auf, also stieß ich mich am höchsten Punkt ab, breitete die Flügel aus und flog davon. Nur leider hatte auch er Flügel und er folgte mir auch jetzt noch. Mist. Wo sollte ich hin? Hier oben wäre ich leichte Beute für ihn. Also flog ich hinab, manövrierte mich durch Büsche und flog nur knapp zwischen den Bäumen hindurch. Den Rest überbrückte ich zu Fuß. Der Wald lichtete sich und auf einmal hatte ich ihn vor mir.   Ich bremste scharf, meine Füße gruben sich dabei in die Erde, dann stieß ich mich erneut ab, bevor er mich davon abhalten konnte. Weiter vorne musste noch ein zweiter See sein, der in einen kleineren See mündete. Prüfend sah ich nach hinten. Er holte auf und als ich wieder nach vorne sah, erschrak ich, prallte gegen den Fels und stürzte in den See. In meinem Kopf pochte ein beißender Schmerz und mir wurde schwindlig. Noch dazu hatte ich vergessen Luft zu holen, so schnell war das alles gegangen. Mein Gewand sog sich voll mit Wasser, zog mich tiefer hinunter, doch ich wehrte mich nicht, konnte es nicht, denn meine Kraft schwand mit jeder Sekunde und Kälte kroch in meinen Körper. Meine Sicht verschwamm und wusste, sollte mein Körper nun sterben, müsste ich mich auf was gefasst machen. Dort unten bekam man nicht so einfach einen neuen. Meine Augen schlossen sich, ich erwartete förmlich, nun meinen Boss vor mir zu sehen und meinen Engel nie wieder...   Meine Lunge füllte sich unerwartet wieder mit Sauerstoff und ich öffnete die Augen. Aziraphale sah mich erschrocken an, schwamm mit kräftigen Zügen zurück nach oben. Gierig taten wir beide einen tiefen Atemzug, als wir wieder an der Wasseroberfläche waren, doch ich war zu erschöpft, als dass ich mich hätte bewegen können und war mehr als dankbar, dass der Engel mich aus dem Wasser brachte. Am Ufer legte er mich ab und sah mir schuldbewusst in meine Augen. Die Sonne ließ seinen Kopf aufleuchten, ich beobachtete wie die Wassertropfen von seinen Haaren auf mich fielen und dabei glitzerten, wie funkelnde Sterne. Wunderschön. Automatisch griff meine Hand in seinen Nacken und führte ihn dorthin, wo ich ihn gerade am meisten brauchte.   ~   Verlegen verabschiedete er sich, nachdem ich ihm zurück zu den Menschen gebracht hatte. Mein Gesicht fühlte sich ziemlich warm an und konnte es nicht fassen, dass ich derjenige war, der aufgehört hatte. Aber ich hatte anscheinend immer den falschen Zeitpunkt gewählt, ihn zu besuchen, denn wieder hatte ich andere Engel gerochen und wir waren so schnell es ging wieder zurück gegangen. Auch wenn ich mich noch sehr schwach fühlte, versuchte ich, es ihm nicht zu zeigen. Er sollte sich nicht schlecht fühlen. „Wie konnte Jeremy dir überhaupt sagen, was los war? Immerhin kann nur ich die Sprache der Schlangen verstehen.“ Strahlend sah er mich an. „Findest du den Namen nicht entzückend? Ich habe ihn mir ausgedacht.", sagte er stolz. Meine Augenbraue schnellte in die Höhe und stimmte ihm lächelnd zu, was ihn noch mehr strahlen ließ. Mein Herz hüpfte bei diesem Anblick. „Du solltest schnell wieder zu Eva gehen...und verstecke das Essen. Ich kann meine Leute auch gerade riechen.“ Er nickte und mir entwich ein kummervolles Seufzen, ehe ich ihm den Rücken zudrehte und von ihm Abstand nahm. Seinen Blick, der mir meinen Rücken wärmte, konnte ich noch lange spüren.   ~   Mein Bericht war ausführlich und lang geworden. In gewisser Weise hatte ich ihn viel zu sehr ausgeschmückt. Es hatte die Menschen und den Engel sehr leidend wirken lassen, dennoch...es erfüllte seinen Zweck und brachte mir ein kleines Stück Vertrauen von der Seite, die ich nie gewählt hatte. Die Gute Tat für die Menschen wäre fast aufgeflogen, ich schob es aber gekonnt dem Engel in die Schuhe, dass er den Menschen zu Essen gebracht hatte. Niemand hatte es angezweifelt. Mein Glück...   Gerade schlenderte ich die Gänge in der Hölle entlang, da stellte sich mir Ligur in den Weg. Schnell verzog ich mein Gesicht, als ob mich unerträgliche Qualen...äh quälen würden. „Ah Ligur....wohin des Weges?“ Er starrte mich halb lächelnd an und davon begann ich zu frieren. Nicht nur von seinem Blick. Für Fremde wäre es hier sicher heiß...aber für uns war es eisig kalt...nun jedenfalls für mich, als ein Dämon, der nach dem Fall in Ungnade gefallen war. Selbst das Höllenfeuer war frostig. Nun aber, da man mich nicht mehr allzu sehr beobachtete, konnte ich mich etwas freier bewegen.   „Hastur hat dir deinen neuen Auftrag gegeben?“ Ich nickte. Er wollte, dass ich den Menschen den Wein schmackhaft machen sollte, sie damit in Versuchung zu führen und er erwiderte mein Nicken zufrieden, bevor er mir eine weitere Neuigkeit zukommen ließ. „Heute krönen sie einen neuen Höllenfürsten.“ Oh...ich hoffte, dass ich es sein könnte. Endlich nicht mehr dem Abschaum dienen. Dann könnte mir niemand in die Quere kommen, wenn ich auf der Erde lebte. „Das wirst nicht du sein, Crawley.“ Meine Mundwinkel gingen in den Keller und fragte mich, wer dann? „Hastur wird die Ehre zuteil. Du magst ein guter Stratege sein...aber du verstehst noch nicht ansatzweise die Politik hier unten. Saftladen. Hastur wurde nur einer, weil er Ligurs Freund war.   Dunkel erinnerte ich mich an die Zeit, die ich eigentlich vergessen sollte. An den Himmel und all die Streitigkeiten. Es war schwer vorstellbar, sich Ligur und Hastur als Engel vorzustellen und meine Fragerei hatte zu der Rebellion auch noch ganz schön beigetragen. Nur schwer konnte ich mich an einen Engel erinnern, der mich verteidigt hatte und mächtigen Schaden dabei angerichtet hatte. Sein Gesicht war mir nicht mehr in Erinnerung, aber...konnte es sein? Konnte es sein, dass MEIN Engel es gewesen war? Mein Mund wollte sich schon zu einem Lächeln verziehen, als ich merkte, dass Ligur immer noch vor mir stand und mich anstarrte. Ich räusperte mich laut. „Gut für Hastur. Möge er ein guter Fürst sein. Soll ich noch warten mit der Verführung? Immerhin muss Hastur doch gebührend gefeiert werden.“, erklärte ich ihm, nachdem er mich misstrauisch ansah und seine Augen sich dabei verengten.   „Nicht nötig. Geh und erledige deinen Auftrag.“, sagte er langsam. In seiner Stimme schwang eine Warnung an mich mit.   ~   Freudig seufzte ich, als mir die Sonne warm ins Gesicht schien und schloss die Augen. „Wer seid ihr?“, fragte mich eine Stimme, die von tief zu hoch abwechselte. Schnüffelnd stellte ich fest, dass ich diese Duftnote bestens kannte. Er roch wie damals, als er noch ein Baby gewesen war und in die Windeln gekackt hatte. Kain. Er war gewachsen. „Hallo. Ich bin ein einsamer Wanderer auf der Suche nach etwas zu trinken und meine besondere Fähigkeit ist es, wie aus dem nichts aufzutauchen.“, sagte ich witzelnd. Kain lächelte mich an.   „Dort hinten ist eine Wasserstelle.“, meinte er hilfsbereit und zeigte auf besagte Stelle, die vielleicht ein paar Meter von uns entfernt war. Ich schnaubte. Das würde viel zu einfach werden. „Wasser...Wasser ist doch langweilig.“ Überrascht von meiner Aussage blinzelte er ein paar Mal. „Langweilig? Was ist das?“ „Es bedeutet, dass es noch etwas viel besseres gibt, als Wasser. Etwas...aufregenderes und köstlicheres.“ Kain sah mich neugierig an.   „Wie nennt ihr es?“ „Es heißt Wein. Ich habe es erfunden.“ Wie alt mochte er nun sein? Kain wirkte nicht mehr wirklich wie ein Kind, eher was zwischen Kind und Mann. „Wie alt bist du Kleiner?“, fragte ich ihn. „Ich lebe nun schon seit 14 Sommern.“, meinte er stolz, fuhr sich durch sein halblanges, braunes Haar und ich musste mich beherrschen, nicht laut loszulachen. 14 Jahre waren wie ein Tropfen auf den heißen Stein. „Also ihr habt es erfunden? Den...Wein? Wie seid ihr darauf gekommen?“ Grinsend schilderte ich ihm meine Versuche und schmückte es mit etlichen Wundern aus. Seine Augen wurden immer größer und als er mich unschuldig fragte, ob er es mal probieren dürfte, erlosch mein Lächeln. „Deine Eltern wären dagegen, genau wie der Engel.“ „Nun...sie müssen es ja nicht erfahren.“, sagte er leise. Dieser dumme Junge. Er war so leicht zu manipulieren, dass diese Dummheit ja schon weh tat.   Er fragte nicht mal danach, woher ich seine Eltern oder den Engel kannte, sondern glaubte es einfach. Diese Aktion würde mich garantiert nicht in der Gunst des Engel aufsteigen lassen. Also zauberte ich einen Beutel aus weichem Leder hervor und bot ihn Kain zum trinken an. Er machte große Augen, konnte sich nicht vorstellen, dass da drin etwas flüssiges sein sollte. Doch mein Blick hielt ihn davon ab, Fragen zu stellen. „Auf deine eigene Verantwortung.“ Nickend nahm er den Weinschlauch entgegen, öffnete ihn umständlich und trank. Die Veränderung folgte sofort. Seine Augen wurden träge und doch riss er sie auf, versuchte zu sprechen und scheiterte kläglich. „Nun dann. Ich mache mich wieder auf den Weg. Behalte den Rest und einen schönen Tag noch.“   Die Zeit stoppte ich mit einem Schnippen, dann begab ich mich zu ein paar Büschen und Felsen, versteckte mich, schnippte erneut und beobachtete den Kleinen, wie er herum torkelte und jedes Wort unnatürlich in die Länge zog. Kains Verhalten war so auffällig, dass es bald Adam auf den Plan rief. „Kain...was zum...was ist los mit dir?“ „Dassschhh...daschh isch WEIN!“, lallte er und fing an zu kichern. „Aziraphale! Komm schnell.“, rief Adam verzweifelt und ich stockte. Sogleich versteckte ich all meine Gefühle für den wunderschönen Engel. Der Blondschopf kam sogleich angerannt und besah sich verwirrt Kains Gebaren.   „Da stimmt was nicht.“, sagte Aziraphale. Er nahm Kain den Beutel ab, dieser protestierte und faselte die ganze Zeit was von einem netten Herrn, mit Haaren aus Feuer, der Wein erfunden hatte. Sogleich blickte der Engel um sich, versuchte mich zu erspüren, aber ich achtete sorgfältig darauf, dass ich mich nicht verriet. Enttäuscht und auch etwas angesäuert, leerte er den Beutel aus und nickte Adam zu. Dieser packte Kain, als er dem Wein nachweinte und warf ihn sich über die Schulter, ehe ich ein seltsames Geräusch hörte, welches sich anhörte, als würde Kain würgen und dann ein Gestank, noch beißender als seine Ausscheidungen. Eilig entfernte ich mich von ihnen. Meine Aufgabe war noch nicht ganz erledigt. Ich musste Kain noch zeigen, wie man Wein herstellte und verwandelte mich in eine Schlange. Mit wellenartigen Bewegungen grub ich mich in den Sand und suchte mir unterirdisch einen Weg in den Garten Eden.   Als ich auftauchte, sah ich schon von weitem den Engel, wie er lauerte und grub mich sofort wieder ein. Die Trauben waren am anderen Ende des Gartens, also wühlte ich mich durch die Erde, immer darauf bedacht, mich nicht zu verraten. Als ich die Trauben erreicht hatte, wandelte ich mich wieder, wunderte ein Gewand, pflückte sie und legte sie hinein. „Aha! Ich wusste es!“ Erschrocken erstarrte ich in meiner Bewegung. „Ahh Engel. Was führt dich in diese einsame Gegend?“ „Duuu...du...Dämon!“ Gelangweilt von seiner unkreativen Äußerung zuckte ich mit den Schultern und band das Gewand zu. „Wie konntest du nur? Der arme Kain...was hast du ihm gegeben?“ Mit einem Schnippen war die Zeit und auch der Engel eingefroren und nur für dieses eine Mal wollte ich ihm keine Antwort geben. Die Zeit ließ ich angehalten, bis ich Kain erreichte, der gerade von seiner Mutter und seinem Bruder umsorgt wurde. Adam saß sauer in einer Ecke und starrte seinen Erstgeborenen finster an. Eine Berührung von mir und er war nicht nur ausgenüchtert, sondern nicht mehr betroffen von der angehaltenen Zeit.   „Ohh Ihr seid es. Das war sehr schmackhaft, euer Wein.“ Ich grinste ihn an und fragte, ob ich ihm zeigen sollte, wie es gemacht wird. Er nickte erfreut, bis er merkte, dass sich seine Familie nicht bewegte. In der Ecke sah ich ein kleines Bettchen mit zwei kleinen Kindern darin. Also hatte Eva noch welche bekommen? Ein Blick auf ihren Bauch sagte mir, dass schon wieder eines unterwegs war. „Ich kann die Zeit anhalten. Los komm, ich zeige es dir. Aber du musst es vor deiner Familie geheim halten und auch vor dem Engel. Am besten gehst du täglich in eine Höhle hier in der Nähe. Dort werde ich einen Ort für dich schaffen, an dem der Wein reifen kann und niemand dich stört.“ Er stimmte zu und verließ mit mir die kleine Lehmhütte. Wir brauchten eine halbe Stunde, ehe wir die Höhle erreichten. Dann errichtete ich mit einem Wunder einen sicheren Ort für Kain und gab ihm den Sack Trauben.   „Du nimmst von der Hälfte der Trauben die Kerne heraus und pflanzt sie auf dem Feld hinter dem Felsen an. So. Wenn du sie zermanscht und den Saft in so einem Beutel aufbewahrst, am besten in der Sonne reifen lässt, wird er bald darauf zu Wein.“ Freudig bedankte er sich bei mir, tat, wie ich ihm gesagt hatte und als er fertig war, gingen wir wieder zurück. „Danke, alter Mann.“, meinte er glücklich und hatte auch noch die Frechheit, mich zu umarmen. Dann schnippte ich, die Zeit lief wieder und begab mich gleich wieder hinab, ehe mich der Engel noch fand.   Mein Auftrag war erfüllt, mit Bravour und erzählte jedem, der es hören wollte, von meiner List und wie ich sogar den Engel ausgetrickst hatte. Doch auch dabei entging es mir nicht, dass Hastur ungewöhnlich rastlos war, obwohl er sich eigentlich unten wie zu Hause fühlte. Eines Tages ging ich pfeifend durch die Gänge und hörte mit einem Mal Stimmen. Neugierig lauschte ich. „Wieso macht er seine Sache so gut?“, meinte Hastur wütend und donnerte seinen Kelch mit Wein auf einen Tisch. „Da hast du nicht ganz unrecht. Wir sollten eigentlich diese Siege feiern.“ entgegnete Ligur und Dagon stimmte mit ein. „Nun da Crawley Kain verführt hat, wird es ein leichtes sein, ihn weiter zu bearbeiten. Hastur, du wirst ihn seinen Bruder töten lassen.“ Eiskalt lief es mir den Rücken hinunter und schlich in die andere Richtung. Doch nach kurzer Zeit traf ich auf Beelzebub, die mich lange anstarrte, ehe sie mich ansprach. Eine Ablenkung?   „Wo willst du hin?“ Ich räusperte mich und meinte, dass ich die Menschen weiter beeinflussen wollte. „Ich bin gerade so schön im flow. Warum so eine erfolgreiche Siegesserie enden lassen?“ Doch sie schüttelte den Kopf und entgegnete mir, dass Hastur schon nach oben gegangen wäre. Er war WAS? „Diesen Auftrag hat er, also halte dich raus.“ Zähneknirschend nickte ich und ging meines Weges. Ich wusste nicht wieviel Zeit vergangen war, als sich eine Gelegenheit bot, wieder nach oben zu gehen.   ~   Die Gegend hatte sich stark verändert. Anscheinend waren etliche Jahre ins Land gezogen. Ein Wimpernschlag für mich. Schlurfend ging ich meines Weges und traf unterwegs einen Hirten. Er grüßte freundlich und ich grüßte grummelig zurück. „Sagt, ist euch etwas passiert? An einem so herrlichen Tag sollte man nicht schlechter Laune sein.“ Der schien ein richtiger Sonnenschein zu sein. Irgendwie wusste ich, dass ich ihm trauen konnte. „Ich war zu lange fort...sag mir, wo finde ich einen gewissen Abel?“ Ich zog eine Augenbraue nach oben, als dieser sich noch aufrechter hinstellte und grinste. „Ich bin Abel. Was kann ich für euch tun?“ Er lächelte und ich musste einfach zurück lächeln. Verdammt.   „Nun...ich...ich bin Crawley und...“ „Crawley? DER Crawley? Aber ich dachte ihr wärt eine Schlange?“ Verdammt verdammt. Woher wusste er von mir? „Äh...das...ich....“ „Haha schon gut. Kain hat mir von dir erzählt, als ich ihn erwischt habe, wie er Wein gemacht hatte. Und der Engel schimpft auch immer mal von einer Schlange namens Crawley, der ein Dämon sein soll. Also...ihr seid also ein Dämon. So schlimm seht ihr gar nicht aus.“ Darauf sagte ich nichts, warnte ihn aber von anderen Dämonen, die versuchten, Kain dazu zu überreden, Abel zu töten. Ungläubig schüttelte dieser seinen Kopf.   „Kain ist mein Bruder. Nie würde er mich verletzen. Seht, ich bin nur ein einfacher Hirte und Kain ein Bauer. Er hat mehr Verantwortung, muss für uns sorgen. Das zeigt doch, wie sehr er uns liebt.“ Ach du meine Güte, war der positiv. „Nun...sollte es doch dazu kommen...vergib ihm bitte.“ Das das ausgerechnet ICH sagte... „Das würde ich immer tun. Danke, das ihr euch mir anvertraut habt...ich nehme an, ich soll dem Engel nicht sagen, dass ich euch begegnet bin?“ Und schlau war er auch noch. Ganz anders als Kain. Nickend verabschiedete ich mich von ihm und machte mich auf den Weg in den Garten. Wie immer war der Apfelbaum mein Ziel und ich setzte mich an meinen Platz, auf den dicken Ast, auf dem der Engel immer gesessen hatte.   Nicht lange danach, kam ein heller Lichtschein vom Himmel und ich hörte die Stimme des Herrn. Irgendwas war passiert...hatte Hastur es geschafft? „Kain! Wo ist dein Bruder Abel?“ Stille folgte, bis kurz darauf die Erde bebte. „Was hast du getan? Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu mir von der Erde.“ Es fröstelte mich, den Allmächtigen so wütend zu hören. Ein roter Lichtstrahl führ herab und ich hörte Kains Schmerzensschrei bis hier her. „Brudermörder.“ Das Licht verschwand und machte einer unheimlichen, drückenden Stille Platz. Ich musste nachsehen. Also verhüllte ich mein Gesicht und schlich mich zu meinem Engel. Dieser war nicht erfreut, mich zu sehen.   „Ich hoffe du bist nun zufrieden.“, schimpfte er, strafte mich trotzdem mit Nichtachtung. „Was meinst du, Engel?“, fragte ich und er schnappte empört nach Luft. „Ist es denn nicht DEIN dämonisches Werk, dass Kain seinen Bruder getötet hatte? Ihr macht doch sowas, oder nicht?“ „Das war ich nicht. Die anderen langweilen sich und fangen nun an, ab und an auch hier oben zu arbeiten. Ich wollte dich nur warnen...allerdings ist es dafür wohl zu spät...was für ein Drama.“ Traurig sah ich zu der Stelle, an dem Kain, dessen Gesicht ein wenig verbrannt aussah, stand und seine Familie verließ. Er war gefallen, ausgestoßen...   Der miese Geruch nach Gabriel mischte sich darunter und ich wusste, unsere Begegnung war vorbei. „Ich muss gehen.“ Damit drehte ich mich um und zögerte trotzdem. Wenn ich ihn nun viele Jahre nicht mehr sah? Also ging ich zurück, schnappte mir seine Hand, zog ihn zu mir und hauchte ihm einen kurzen, aber bestimmenden Kuss auf. „Pass auf dich auf.“, murmelte ich leise, ehe ich verschwand.   Tbc...     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)