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Frühlingsgefühle

Kiba x Hinata
von

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Er


 

Am meisten fühlt man sich von der Wahrheit getroffen,
 

die man sich selbst verheimlichen wollte.
 

Friedl Beutelrock
 


 

~ ° ~ ☆ ~ ° ~
 

„Ruhig“, flüstert er seinem Partner eindringlich zu.

Ein tiefes Knurren ist die Antwort.

Er spürt die Unruhe seines Freundes, die angespannten Muskeln unter dem dichten Fell, auf dem seine Hand ruht. Sie müssen jetzt Ruhe bewahren; nicht unbedingt ihrer beider Stärke, das ist ihm bewusst. Akamaru beginnt kurz ungeduldig zu winseln und verlagert sein Gewicht etwas. „Ich weiß“, seufzt Kiba etwas niedergeschlagen. Sie warten schon ein ganzes Stück; ob es sich überhaupt lohnt? Der große Hund scheint ebenfalls zu seufzen und setzt sich hin.

Kiba könnte schwören, dass er jede Windung und jedes Auge der Holztür inzwischen auswendig kennt; so lange starrt er sie bereits an. Wieder seufzt der junge Mann und sieht zu seinem Begleiter. Er tätschelt ihm den Kopf und krault ihm hinter dem Ohr. Es beruhigt ihn, und auch Akamaru scheint es zu helfen.

Unvermittelt und ohne Vorwarnung wird die Tür aufgerissen.

Hund und Halter erschrecken sich so sehr, dass beide einen Satz nach hinten machen und entsetzt, mit großen Augen, die offene Tür anstarren. „Alter“, flucht Kiba etwas atemlos und Akamaru fiept empört.

„Sie empfängt dich“, spricht Neji ohne auf die Geschehnisse von eben, oder die fast halbstündige Wartezeit, einzugehen.

Überrumpelt glotzt Kiba zunächst nur. Es dauert einen Augenblick bis er und Akamaru sich aus ihrer Starre lösen. Zufrieden grinst er und klopft dem Hund auf den Rücken. „Siehst du? Das Warten hat sich gelohnt!“ Der Vierbeiner bellt und wedelt freudig mit dem Schwanz. Sie gehen los, doch Neji hält sie an der Stufe zur Holzterrasse auf.

Er verengt die Augen und mustert die beiden abschätzig. „Dich. Von Akamaru war nicht die Rede.“

Der Hund winselt theatralisch und lässt sich bäuchlings auf den Boden fallen, alle vier von sich gestreckt.

„Aber“, interniert Kiba.

Neji hebt die Hand und unterbricht ihn sofort. „Glaubst du ernsthaft, Hiashi würde einen Hund in seinem Haus dulden?“

Natürlich, darüber hatte er in der Eile nicht nachgedacht. Er ist einfach so schnell wie möglich hierher gekommen. Wo er so langsam ins Denken kommt, fällt ihm auf, dass er über so einiges nicht nachgedacht hat. Nun gut, Augen zu und wird schon! Er sieht zu seinem treuen Begleiter hinunter. „Tut mir leid, Kumpel. Sei so lange brav, ja?“

Akamaru hebt den Kopf, bellt kurz und lässt den Kopf direkt wieder auf den perfekt gepflegten Rasen fallen. Kiba lacht einen Moment und schüttelt den Kopf. Er atmet noch einmal durch, dann geht er los, hinein in das Anwesen.

Neji schließt die Tür nachdem der Gast das Haus betreten hat.

Das Geräusch der schließenden Tür lässt Kibas Nacken kurz kribbeln. Eingeschlossen, geht es ihm durch den Kopf. „Ein Inuzuka kann seine animalische Seite nie ganz abschalten“, hat seine Mutter ihm einmal erklärt.

Er folgt Neji durch den langen Flur. Aus Gewohnheiten spitzt Kiba die Ohren; nichts. Entfernt hört etwas, was nach Geschirr und Wasser klingt, aber ansonsten herrscht Stille.

Es ist das erste Mal, dass er hier ist. In all den Jahren, hat er sie nie besucht. Nun, es gab auch bisher keinen wirklichen Grund für einen Besuch. Eigentlich gibt es den heute auch nicht, keinen wichtigen zumindest. Also … nein … schon wichtig … irgendwie … oder?

Kiba spürt wie ihm die Unsicherheit zu übermannen beginnt. Die erhabene und förmliche Atmosphäre des Hauses trägt seinen Teil dazu bei. Er fühlt sich fehl am Platz, wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellan-Laden. Nein! Unbewusst strafft er seine Haltung. Er will mal ein Alphatier werden, da darf er sich nicht von einem Haus oder Atmosphäre einschüchtern lassen.

Neji bleibt stehen und deutet auf die Tür rechts; wortlos geht er anschließen davon.

Die Stille scheint mehr zu werden und ihn erdrücken zu wollen. Wieder steht er vor einer verschlossenen Tür und starrt sie an. Kiba spürt wie sich seine Muskeln verkrampfen und die feinen Härchen auf seinen Armen und in seinem Nacken sich aufstellen. Reiß dich zusammen!, knurrt er sich mental selbst an. Es ist nur sie, nur ein … ein … Freundschaftsbesuch … oder? Oder?!

Ein kurzer Schauer huscht durch den jungen Mann und entspannt ihn einen Moment. Er atmet durch, hebt die Hand und klopft behutsam gegen die Tür. Behutsam und leise; genauso, wie sie ist.

Kiba spürt, wie sich für den Bruchteil einer Sekunde, sein Magen zusammenzieht. Die Anspannung in ihm steigt, für einen Augenblick spürt er seinen Fluchtreflex viel zu stark und überwältigend. Nein! Er darf seinen Trieben nicht nachgeben, nicht jetzt. Es ist wichtig, dass er hier ist!

Die Tür geht langsam auf, mit jedem Zentimeter spürt Kiba die steigende Nervosität. Was sagt er denn jetzt nur?! Er hätte sich doch vorher Gedanken machen sollen!

„K-Kiba?“, fragt Hinata unsicher, als wäre sie nicht im Klaren, wer da vor ihr Tür steht.

Neji hat ihn doch angekündigt … oder? Egal. Kiba reißt sich selbst aus seiner Starre und setzt ein fröhliches Grinsen auf. „Hey, Hinata.“

Die junge Frau lächelt schüchtern und tritt beiseite. „K-Komm d-doch rein.“

Selbstbewusst betritt er den Raum und … sinkt in sich zusammen. Was hat er sich bloß dabei gedacht?! Die Atmosphäre und Ausstrahlung des Zimmers erschlagen ihn förmlich. Der Duft der Bewohnerin umschmeichelt ihn, kriecht in seine Nase und seinen Verstand. Ihre persönliche Note spiegelt sich in allem hier wider. In jeder Kleinigkeit die seine Augen sehen, sieht er Hinata - alles ist feminin, zart und sanft.

Fühlte er sich im Haus nur fehl am Platz, so fühlt er sich jetzt auch noch eingeschüchtert. Ja, eingeschüchtert … von Hinatas Zimmer. Würde er das jemanden erzählen, würde derjenige ihn auslachen. Doch Kiba ist sich dessen nicht erst eben bewusstgeworden. Tatsächlich ist es ihm nicht neu, dass seine Kameradin ihn manchmal einschüchtert; nur eben auf einer völlig anderen Ebene, wie es ein übermächtiger Gegner tun würde.

Die junge Frau spricht etwas in ihm an, was er nicht benennen kann, konnte. Ja, konnte. Inzwischen hat er begriffen, woher dieses eingeschüchtert und unwohl sein stammt, dass er in ihrer Gegenwart immer öfter spürt. Er beschützt sie, hat er schon seit Gründung von Team 8. Genauso, wie er sich Sorgen um sie macht, für sie da sein möchte und … sie lächeln sehen will.

Hinatas Lächeln ist umwerfend, liebevoll und warm. Zu selten bekam sie die Gelegenheit, es zu zeigen, fand Kiba irgendwann, also hat er begonnen sich zu bemühen, sie glücklich zustimmen … Und irgendwann hatte er das unbändige Bedürfnis sie zu beschützen, abseits von Einsätzen und Shinobi-Dasein, auf … privater Ebene, könnte man sagen. Nein, nicht könnte, kann man.

„Was führt d-dich her?“, fragt die junge Frau nach, während sie die Tür ihres Zimmers schließt.

Ihr Lächeln ist angespannt, das sieht Kiba sofort. Und er tut, was er inzwischen ständig tut; er bemüht sich, die Situation für sie so angenehm wie möglich zu machen. Er gibt sich selbstbewusst und cool, obwohl ihm das Herz zunehmend in die Kniekehlen rutscht. „Och … nichts, eigentlich … ähm … ich …puh“, stammelt er und wird sich bewusst, dass er das mit cool und selbstbewusst gerade so überhaupt nicht hinbekommt. Sonst funktioniert es ganz gut, aber hier drinnen, umgeben von ihrem Geruch …

Hinata kichert und sieht verlegen zu Boden. „D-das Stottern und Stammeln ist doch eigentlich eher meine Sache.“

Der junge Mann ist einen Moment überrumpelt, dann grinst er breit. „Na, ja. Es ist doch aber schon viel besser.“

„Hm, ja. Z-zumindest, wenn ich mit dir oder Shino rede.“ Die Gastgeberin deutet zu der Ecke, in der ihr Schreibtisch steht. Neben dem Tisch ist ein flauschiger Teppich, auf dem drei große Sitzkissen liegen. Die Anspannung fällt langsam von beiden ab, während sie sich dorthin begeben und es sich gemütlich machen.

„Du hast es schön hier“, lobt Kiba, während sein Blick durch den Raum schweift. „Das, was ich bisher vom Anwesen gesehen habe, wirkte …“ Schöner Mist, hätte er mal besser den Mund gehalten! „Ähm … etwas … unpersönlich?“ Tatsächlich ist das die diplomatischste Formulierung die ihm spontan einfällt.

„Nun, es ist das Anwesen des Clan-Oberhaupts, es repräsentiert also den gesamten Hyuuga-Clan. Da ist nicht viel Platz, für ‚persönliche Noten‘“, erklärt Hinata schließlich und sieht ihren Gast warm an.

Verlegen kratzt sich Kiba am Kopf und lacht. „Ja, da hast du wohl recht.“

Die junge Frau beginnt ebenfalls zu lachen und für Kiba klingt es wie Musik, wunderschöne Musik. Er ist sogar verleitet, einen Moment die Augen zu schließen. Da ist es wieder, dieses warme, wohlige Gefühl, welches ihn seit Monaten so einschüchtert und verunsichert. Er will sie beschützen, sie glücklich machen und manchmal … ja manchmal möchte er sich an ihrer Seite zusammenrollen und sich von ihr streicheln lassen; so, wie sie es bei Akamaru manchmal macht.

Wie befremdlich, das war sein Gedanke, als er sich dessen das erste Mal bewusstwurde. Er hat ihn verscheucht, verdrängt und gehofft, dass er nie wieder auftaucht. Doch er tauchte wieder auf, und wieder, und wieder – den ganzen Herbst und Winter hindurch.

Irgendwann vertraute er sich seiner Schwester an, weil er es nicht mehr aushielt; diese verworrenen Gedanken und Empfindungen machten ihn verrückt. Sie hat ihm durch die Haare gewuschelt, wie einem kleinem Welpen. „Ein Inuzuka kann seiner animalischen Seite eben nicht davon laufen“, hatte sie gesagt. Er hatte es nicht verstanden und war sauer auf seine Schwester, dass sie ihm keine vernünftige Antwort gab. Sie hatte ihn daraufhin spitzbübisch angegrinst und ihn gefragt, was er denn denkt, warum Akamaru sich denn so gern von ihm streicheln lässt. Weil es ein Ausdruck ihrer Freundschaft ist, ihrer Zusammengehörigkeit, hatte er geantwortet; aber Akamaru war eben auch ein Hund, und Hinata ein Mensch und er selbst auch. Seine Schwester hatte ihm wieder durch die Haare gewuschelt und meinte, er wäre auf der richtigen Fährte.

„Nun, was führt dich zu mir?“, fragt Hinata irgendwann, weil Kiba einfach kein Wort sagt.

Der junge Mann sieht auf, sieht in diese faszinierenden Augen und sein Herz beginnt laut zu klopfen. Ehrlichkeit war seit jeher das Fundament ihrer Freundschaft, also sollte er ehrlich sein … auf einem kleinen Umweg. Kiba kratzt sich am Hinterkopf und senkt den Blick. „Ich habe mir ein bisschen Sorgen um dich gemacht.“ Das entsprach absolut der Wahrheit, den Grund würde er lieber für sich behalten – vorerst.

Hinata seufzt und beginnt ihre Fingerspitzen aneinander zu stupsen – eine Gewohnheit die sie einfach nicht ablegen kann. „Shino?“, fragt sie vorsichtig.

Kiba atmet geräuschvoll aus und nickt.

„W-Was hat er …?“

Der junge Mann gehört genau die Unsicherheit und ein wenig Angst aus der zarten Stimme. „Nicht viel“, spricht er betont ruhig, „Nur, dass ihr beide unterwegs gewesen seid und … hm … das ihr dabei wart, als Naruto Sakura wegen dem Frühlingsfest gefragt hat.“ Zum Ende hin wird er immer leiser.

Der Uzumaki ist aber auch ein Vollidiot! Jeder, wirklich jeder, in Konoha weiß, dass Hinata in den blonden Trottel verliebt ist! Und was macht der?! Fragt eine Andere! Vor Hinatas Nase auch noch! Kiba spürt die Wut in ihm wieder hochkochen. Als Shino ihm davon erzählt hat, wäre am liebsten direkt zu Naruto marschiert und hätte ihm eine verpasst. Doch er hat es nicht getan, weil die Sorge um seine Teamkameradin größer war; also ist er Hals über Kopf zum Hyuuga-Anwesen gestürzt – und nun hockt er hier.

Die junge Frau seufzt und steckt sich eine Strähne hinters Ohr.

Täuscht er sich, oder klang das Seufzen irgendwie erleichtert? Verwirrt seit er Hinata an. Ihre Wangen sind rosa und sie ringt mit den Händen. So führt sie sich sonst immer in Gegenwart des blonden Idioten auf, was geht hier vor?

Kiba spürt wie er immer unsicherer wird; die Situation überfordert ihn zunehmend. Mit ihrer ‚normalen‘ Schüchtern- und Verlegenheit kommt er problemlos klar, aber ihr jetziges Verhalten kann er so überhaupt nicht einordnen. Er sollte schnell … ja, was?! Das Thema wechseln? Da fällt ihm wieder ein, was er sich auf dem Weg hierher überlegt hat. „Ich habe gedacht, dass … nun ja … vielleicht … wenn du möchtest; fühl dich aber nicht verpflichtet!“, stottert er. Reiß dich endlich zusammen!, schellt er sich selbst. Er atmet kurz durch. „Würdest du mit mir zum Frühlingsfest gehen?“

Mit großen Augen sieht Hinata auf. Deutlich sieht man ihr an, dass sie sich erst einmal sortieren muss.

Der junge Mann wird zusehends nervöser. Eigentlich hatte er gedacht, dass es die Idee wäre. Sie müsste nicht alleine gehen und sich dieser Schmach aussetzen; jetzt, fühlte es sich nicht mehr nach der Idee an. Es fühlt sich … privat an.

„D-Du musst n-nicht“, flüstert die junge Frau mit gesenktem Blick. „Ich meine, … das Fest ist sehr b-besonders, d-du solltest mit jemanden gehen … d-den du … magst.“

„Möchte ich doch“, antwortet Kiba, bevor er überhaupt dazu kommt, wirklich über seine Antwort nachzudenken.

Erschrocken sehen beide zeitgleich auf und starren sich an; beide rot und sichtlich verlegen. Gerade als Kiba ansetzten will, das Gesagte doch lieber zu revidieren, nur zur Sicherheit, weil es sich inzwischen fürchterlich privat anfühlt, ertönt von Draußen wildes Geschrei und Gebell.

„Mist! Akamaru!“ Den hat er vor lauter Gefühlschaos völlig vergessen! Der junge Mann springt auf und stürmt zur Tür. „Tut mir leid, Hinata!“ Er eilt in den Flur und Richtung Ausgang, auf halber Strecke bleibt er abrupt stehen und dreht sich um.

Sie steht an ihrer Zimmertür, sichtlich aufgelöst und verwirrt, genau wie er selbst. Einen Moment möchte er seine Einladung zurückziehen, weil er sich nicht sicher ist, was hier gerade passiert und ob das so gut ist. Aber er ist ein Ehrenmann, nicht wie dieser Uzumaki-Trottel! Ein Inzukua steht zu seinem Wort! „Ich hole dich um sechs ab, okay?“

Hinata bekommt kein Wort heraus und nickt stattdessen nur und lächelt kurz schüchtern.

Kiba spürt, wie ihm die Brust anschwillt. Da ist es wieder, dieses Gefühl, dieses Bedürfnis. Er möchte zu ihr gehen, sich an sie schmiegen und sie nicht mehr loslassen. Langsam bekommt er eine Ahnung, was seine Schwester gemeint hat.

Sie


 

„Warte nicht. Der Zeitpunkt wird niemals ‚genau richtig‘ sein.“
 

Napoleon Hill, US-amerikanischer Schriftsteller
 


 

~ ° ~ ☆ ~ ° ~
 

Im Augenwinkel taucht eine vertraute Person auf. Sie wendet den Blick nicht, sondern starrt weiter ihr Spiegelbild an. Nach einiger Zeit seufzt sie.

„Wirklich?“, spottet Neji leicht.

Hinata sieht ihrem Abbild dabei zu, wie es rot wird um die Nase. Wirklich? Eine gute Frage, die sie sich schon eine Weile stellt. Doch sie wird das nicht mit ihrem Cousin diskutieren. Sie drückt den Rücken durch und macht sich daran ihre Haare zu einem kleinen Kunstwerk zu flechten, sie möchte heute besonders hübsch aussehen.

Neji steht weiter im Türrahmen und beobachtet sie, schließlich geht er.

Sie seufzt erleichtert und befestigt die letzte Strähne. Sie ist fürchterlich nervös. Was wird sie erwarten? Kiba hat sie überrumpelt, hätte sie Zeit zum Nachdenken gehabt, hätte sie sicherlich abgelehnt, weil … weil … Sie schüttelt den Kopf und schließt die Augen um den Gedanken zu verscheuchen. Er ist nur ein Freund, spricht sie sich selbst zu. Nur ein Freund, der aufmerksam sein will.

Ihr Cousin taucht erneut auf. „Er ist da“, erklärt er kurz angebunden und verschwindet wieder.

Hinata steht auf und streicht ihren Kimono glatt. „Du schaffst das“, flüstert sie ihrem Spiegelbild zu und verlässt ihr Zimmer. Je näher sie der Tür kommt, umso lauter scheint ihr Herz zu klopfen. Vor Aufregung, fügt sie gedanklich hinzu. Es ist nur die Aufregung, nichts weiter. Angekommen atmet sie durch und öffnet die Pforte.

Da steht er, gehüllt in einen dunklen, feinen Yukata. „H-Hey“, flüstert sie überrumpelt, weil ihr Herz einen Moment noch stärker geklopft hat, als ohnehin schon.

Kiba schluckt sichtlich, seine Augen geweitet. „Woah, Hinata“, stottert er ehrfürchtig und blinzelt. „Du siehst großartig aus! Also … ähm … Du siehst immer toll aus … also … ähm …aber heute … woah.“

„Sehr eloquent“, tönt es hinter Hinata. Neji steht dort und sieht Kiba herablassend an.

Innerlich verdreht die junge Frau die Augen. Sie muss etwas sagen, bevor die beiden womöglich aneinander geraten. „Vielen Danke, Kiba. Und d-danke für die Einladung.“

Scheinbar findet der Angesprochene zu seiner Form zurück, denn er beginnt breit zu grinsen. „Wollen wir?“

Hinata lächelt und nickt. Sie geht auf Kiba zu, der eine Verbeugung andeutet und sich an ihre Seite gesellt, als sie auf seiner Höhe ist. Gemeinsam verlassen sie das Hyuuga-Anwesen.

„Erst der Uzumaki-Trottel, und nun der Hunde-Junge“, spottet Neji unverhohlen. „Ich glaube nicht, das Hiashi sich darüber freuen wird.“

„Ach hör schon auf“, flötet es plötzlich neben ihm.

Neji hebt die Braue und sieht zur Seite, und nach unten. „Sie ist das zukünftige Clanoberhaupt, sie sollte sich nicht von einer hoffnungslosen Schwärmerei in die nächste stürzen.“

„Ach, Neji“, seufzt Hanabi und grinst. „Trotz Byuakugan siehst du es nicht, was?“
 

Über der Allee erstreckt sich einen farbenprächtigen Blütenhimmel aus weiß und rosa. Die Sonne flutet die einzelnen Wolken mit rot und orange und zeichnet so einen kontrastreichen Hintergrund. Der Duft von Essen, Zucker und Kirschen erfüllt die Luft. Die Stände die die Straße säumen sind bunt geschmückt und künden vom nahenden Frühling. Gemächlich schlendern Einwohner und Besucher umher, erfreuen sich an den länger werdenden Tagen und den ausgelegten Waren gleichermaßen.

„Wo ist den Akamaru?“, fragt Hinata nach einer Weile.

Kiba sieht sie an und grinst. „Ach, weißt du, ich glaube, er hätte nur die Kinder erschreckt.“ Er lacht verlegen und kratzt sich hinterm Ohr.

Die junge Frau lächelt schüchtern. Sie kennt ihren Kameraden gut genug, um zu wissen, wann er ihr eine Notlüge auftischt. Doch warum? Was mag der wahre Grund dafür sein, dass er seinen treuen Gefährten zu Hause gelassen hat?

Sie laufen weiter, grüßen bekannte Gesichter und staunen hier und da über die Dekoration, die dieses Jahr scheinbar noch aufwendiger und pompöser ist wie im letzten.

Hinata fühlt sich wohl und geborgen, wie eigentlich immer in Kibas Gegenwart. Ja, er ist oft hitzköpfig und aufbrausend, aber sie kann sich immer auf ihn verlassen, egal was ist. Vorsichtig sieht sie zur Seite und mustert sein Profil. Er ist immer für sie da, hört ihr zu und beschützt sie, wenn nötig mit seinem Leben. Eigentlich ist es nicht verwunderlich, dass sie irgendwann begonnen hat, ihn anders zu sehen.

„Hey! Wie wäre es mit einem Spiel?“, fragt Kiba euphorisch und hält Hinata sanft am Arm fest. Er deutet auf einen Stand, bei dem man einen Ball in ein Fischglas werfen muss, um besagten Fisch zugewinnen.

Ehe Hinata sich versieht oder antworten kann, wird sie von ihm quer über die Straße gezogen. Ja, so ist er eben …
 

Die ersten Fackeln werden entzündet und tauchen das rosa der Kirschblüten in flammenden Schein. Der Himmel hüllt sich zunehmend in dunkles Blau und der Mond erhebt sich über dem Dorf. So sehr es Frühling ist am Tag, so sehr ist es noch Winter in der Nacht. Die Gesichter der Menschen sind in die Dunstwolken ihres Atems gehüllt und fällt den Start für die Heimreise der meisten.

„Und was machst du jetzt mit deinem neuen Freund?“

Hinata lächelt und sieht neben sich. In einem Fischglas zieht ein kleiner bunter Koi seine Kreise. „Ich denke, er wird sich im Gartenteich bei den anderen bestimmt wohlfühlen.“ Sie wendet den Kopf und sieht Kiba an, der sie breit angrinst.

Schweigend sitzen sie auf der niedrigen Mauer die die Nebenstraße säumt. Hinata kommt es sehr vertraut vor, abseits zu sein und dem Treiben der Anderen zu zusehen. Sonst hat sie sich dabei oft einsam gefühlt, doch mit Kiba an ihrer Seite, fühlt sich nicht einsam, sie fühlt sich wohl. Seine Einladung kam unerwartet und sie war sich nicht sicher, ob er meinte, was er sagte. Sie ist sich immer noch nicht sicher. Er wird es so gemeint haben, aber wohl nicht so wie sie es gerne hätte. So lange war da nur Naruto in ihren Gedanken, dass sie es nie für möglich gehalten hätte, dass es je anders sein könnte.

„Das war wirklich ein toller Abend, Kiba.“ Hinata lächelt und sieht den jungen Mann an. Einen Moment ist da ein Ausdruck in seinen Augen, den sie nicht kennt und sanftes rot um seine Nase. Doch schnell setzt er ein Grinsen auf und das eben bemerkte verschwindet.

Eine bekannte Stimme ist in der Nähe zuhören und Hinata wendet sich um. Naruto tönt lautstark und Sakura faucht etwas; die beiden scheinen zu streiten.

Schon eigenartig, wie ihr der Anblick der beiden zusammen nichts mehr auszumachen scheint. Sie kann nicht mal mehr sagen, wann sie diesen Punkt erreicht hat. Wahrscheinlich nach dem sie weiterhin Luft für ihn war, obwohl sie beinahe ihr Leben für ihn gelassen hat. Es tat weh, sie war verzweifelt, aber irgendwann hörte es auf. Irgendwann schmerzte es nicht mehr, Naruto zu begegnen. Irgendwann war sie frei. Frei für etwas Neues.

Hinata reißt ihren Blick los und sieht zu ihrer Begleitung. Erschrocken registriert sie, sein zur Faust geballtes Gesicht und bemerkt, wie seine Finger sich am Rand der Mauer verkrampfen. Es dauert bis sie begreift, was los ist. „Es ist okay, Kiba.“

Verdutzt sieht er sie an und scheint nicht zu begreifen.

„Es stört mich nicht“, erklärt Hinata und legt ihre Hand kurz auf seine, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen.

„Aber, ich dachte …“, erklärt Kiba irritiert. „Shino sagte …“

In Sekundenschnelle läuft die junge Frau rot an. Shino hat es auch erst später durchschaut. Als Kiba heute Mittag meinte, ihr Kamerad hat von dem Zusammentreffen erzählt, hatte sie Angst, dass er alles erzählt hat. Doch er hat Stillschweigen bewahrt und sie ist ihm sehr dankbar dafür.

Kiba runzelt die Stirn und legt den Kopf schief. „Er hat erzählt das du traurig warst.“

Hinata nickt und sieht auf. Sie legt ihre Hände in ihren Schoß. „War ich auch, aber nicht wegen Naruto.“

„Warum dann?“, hakt der junge Mann nach.

Sie hat sich etwas geschworen, als Kiba heute das Anwesen verlassen hatte; sie hat sich geschworen, es zu sagen, wenn die Gelegenheit sich bietet. Sie hat sich geschworen, nicht den selben Fehler wie bei Naruto zu machen und zu schweigen. „Nun, das Frühlingsfest ist etwas Besonderes. Ich habe mir gewünscht, mit jemandem hinzugehen den ich mag.“ Hinata hat das Gefühl ihr Gesicht brennt und ihr Herz läuft Amok. Sie kneten ihre Hände so sehr, dass es schon weh tut. Hanabi meinte, das Kiba wohl nicht nur eine Kameradin in ihr sehen könnte, dass die Zeichen wohl eindeutig wären, aber so sicher ist sie sich selbst nicht.

„Oh.“ Kiba lässt den Kopf hängen, sichtlich deprimiert und enttäuscht. „Hättest du doch machen können“, nuschelt er leise.

Die junge Frau erstarrt einen Moment. Also doch! Sie atmet durch, setzt sich aufrecht hin und sieht ihrer Begleitung in die Augen, obwohl es ihr unglaublich schwerfällt. „Das mach ich doch.“

Die Welt scheint still zu stehen, während sich die beiden ansehen und beginnen zu begreifen. Ihre roten Wangen strahlen mit den Lampions und Fackeln um sie herum um die Wette.

Plötzlich lacht Kiba und rauft sich die Haare. „Oh, man. Gut, das ich auf meine Schwester gehört habe.“

„Was?“ Hinata ist verwirrt und verunsichert. Was meint er nur?

„Sie hat gesagt, dass man seinen Hund nicht mit zu einem Date nimmt“, flüstert Kiba verlegen und springt von der Mauer. Er dreht sich um und hält Hinata die Hand hin. „Und, sie hat gesagt, dass man das Mädchen pünktlich nach Hause bringt.“

Die junge Frau braucht einen Moment um alles zu realisieren, dann streckt sie ihre Hand aus und legt sie in seine. Warm und sicher, so fühlt es sich an; warm und sicher. Ein Lächeln umspielt ihr Lippen, als sie sich von Kiba von der Mauer ziehen lässt. Mit der freien Hand, nimmt sie das Fischglas.

Hand in Hand treten sie den Heimweg an und gleichzeitig einen neuen. Ein unbekannter Pfad, abseits von Kollegen, Kameraden und einfachen Freunden. Niemand kann sagen, was ihnen die Zukunft bringt, noch dazu, wo sich der Krieg am Horizont abzeichnet. Doch sie werden es versuchen, sie werden kämpfen und die Zeit wird zeigen, wie es weiter geht.
 


 

„Ja, so war das damals.“ Kiba lacht schallend und tätschelt den Zwillingen den Kopf. Sie sind eingekuschelt in ihr Bett, so, dass nur die Köpfe herausschauen. Er hebt den Blick und sieht zur anderen Seite, wo seine Frau sitzt. Mit einem warmen weichen Ausdruck betrachtet er sie. Immer noch hat er das Gefühl, das ihm die Brust anschwillt, wenn er sie ansieht.

Hinata kichert. „Ja, ja. So war das.“ Sie gibt jedem der Kinder einen Kuss auf die Stirn. „Jetzt wird aber geschlafen.“

Die Eltern erheben sich und gehen zur Tür. Unscheinbar schiebt Hinata ihre Hand in die von Kiba, der ihre Geste sofort versteht und seine mit sanftem Druck schließt.

„Also ist es Onkel Shino zu verdanken, dass ihr zusammen seid?“, fragt das Mädchen nach.

Die Angesprochenen bleiben stehen und sehen sich an. Liebevoll und warm lächeln sie sich an. „Ja“, antworten sie synchron.

„Oh“, tönt die Kleine.

Gerade als Kiba die Tür schließen will, meldet sich sein Sohn zu Wort. „Papa? Kann Akamaru heute bei uns schlafen?“

Große Kulleraugen sehen ihn an; er kann ihnen einfach nichts Abschlagen, wie eben, als sie nach dem ersten Date von ihm und Hinata gefragt haben. Er öffnet die Tür und Akamaru, der bereits aufgeregt davor gewartet hat, stürmt in das Zimmer. Der Hund springt schwanzwedelnd auf das Fußende des Bettes und rollt sich glücklich zusammen.

„Schlaft gut.“ Leise schließt Kiba die Tür. „Ich liebe dich“, flüstert es leise an seinem Ohr. „Ich dich auch“, raunt er. Er dreht sich um und gibt seiner Frau einen Kuss.



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  Mondlichtkrieger
2021-04-02T17:30:06+00:00 02.04.2021 19:30
Oh mein Gott!
Oh mein Gott!
Oh mein Gott!

Ich LIEBE diese Geschichte!

Das ist das beste (!!!) Geburtstagsgeschenk, was ich dieses Jahr bekommen habe. ♡

Du hast die Charaktere wunderbar dargestellt, hast sie sein lassen, wie sie sind, hast eine wunderschöne Geschichte um die beiden gesponnen und Himmel... Ich LIEBE es!

Ich habe mir mit dem Lesen viel zu viel Zeit gelassen und bereue es, die Story nicht direkt zu meinem Geburtstag gelesen zu haben. T__T

Kiba und Hinata passen so unglaublich toll zusammen, dass ich noch mehr von den beiden lesen will. Und mit dieser Story hast du die perfekte Möglichkeit geschaffen, auch anderen Lesern die Gelegenheit zu geben, dieses einzigartige Pairing besser kennenzulernen.

Ich bedanke mich bei dir für diese wunderbare Geschichte, dafür, dass du dieses Pairing gewählt und diese Story geschrieben hast. ♡

Liebe Grüße
Mondlichtkrieger
Antwort von:  Charly89
03.04.2021 11:17
Oh Gott, ich werde ganz verlegen ^-^"

Ich freue mich auf jeden Fall, dass ich dir offenbar ein tolles Geschenk gemacht habe :3

Als ich das Pairing auf deiner Liste gesehen habe, habe ich erst gezögert, weil ich noch nie über Kiba geschrieben habe - aber ich hatte die beiden sofort vor Augen. Wie ich die vorhandenen Verbundenheit nutzen kann, um den beiden einen Schubs in die richtige Richtung zu geben.

Und ich habe es geliebt die beiden zu schreiben *-*
Aber ich glaube, das liest man auch deutlich heraus XD

Ich freue mich, dass dir mein Geschenk so gut gefallen hat und ich dir damit eine Freude gemacht habe.

LG
Charly ^-^/
Von:  Kitty_cat
2021-03-28T09:34:48+00:00 28.03.2021 11:34
Huhu,

Ich muss sagen, dass ich das paaring auch schon immer sehr interessant fand, obwohl es leider nicht sehr viele FF's davon gibt. Kiba und Hinata hatten schon immer in meinen Augen eine tiefe Verbundenheit, die aber leider nie richtig ausgeschöpft wurde, da von Anfang an Hinata für Naruto reserviert und warm gehalten wurde.
Deswegen hat mir deine Geschichte sehr gut gefallen. Du hast nicht nur die Charaktere gut beschrieben, sondern auch wie sich die Freundschaft der beiden zu etwas anderes entwickelt hat. Es hat richtig Spaß gemacht den beiden dabei zuzuschauen^^


Liebe Grüße Kitty_cat
Antwort von:  Charly89
28.03.2021 15:57
Hey :3

Ja, ich finde tatsächlich auch, dass Kiba und Hinata viel mehr Potential haben. Und generell bin ich kein NaruHina-Fan - ich finde das Paairing ehrlich gesagt furchtbar ^-^°

Ich freue mich, dass dir die Umsetzung der Charaktere gefallen hat. Ich war mir nicht sicher, ob das Umschwenken der Gefühle der beiden glaubhaft und nachvollziehbar rüber kommt - aber scheinbar schon, dass freut mich :)

Danke für dein Kommentar und Feedback *-*

LG
Charly ^-^/
Von:  Ayasha
2021-03-25T17:51:17+00:00 25.03.2021 18:51
Hallo Charly89,
eine sehr schöne Geschichte :)
Habe bisher auch selten über dieses Paaring gelesen, aber es gefällt mir.

Ganz liebe Grüße
Aya
Antwort von:  Charly89
25.03.2021 19:01
Hey Ayasha ^-^/

Ja, ein eher seltenes Paaring, deswegen wollte ich es so gern mal schreiben.

Ich freue mich, dass es dir gefallen hat :3
Bleibt zu hoffen, das es dem Geburtstagskind genauso gefällt :)

LG
Charly ^-^/


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