Ausflug der (un)gewöhnlichen Art von Rouge (Reisebekanntschaften mit Vampiren,Geistern und Dämonen) ================================================================================ Kapitel 20: Wahnsinnig sinnige Wahnvorstellungen ------------------------------------------------ Ein kalter Wind umfängt mich und liebkost meine Wangen mit seinem frischen Atem. Sanft streift er meinen Nacken und ich atme die frische Luft genießerisch ein. Man könnte glauben, ein Mensch würde mich umarmen und zärtlich in seinen Armen wiegen. Ein angenehmes Prickeln übersäht meinen Körper, doch die Briese verebbt je und ich öffne etwas benommen meine Augen. Okay. Der Fall liegt klar auf der Hand. Ich bin mal wieder ohnmächtig und träume. Wie schön, dass mir hierbei meine Fantasie nicht abhanden kommt und mir immer wieder neue, herrliche Panoramen bietet. Diesmal ist es aber wirklich, wirklich herrlich! Kein Vergleich zu den dunklen Katakomben. Es ist ein Bild des Friedens, welches eine narkotisierende Wirkung in sich birgt und in gewisser Weise total romantisch ist. Die Nacht liegt über der flachen Ebene, welche sich vor mir erstreckt. Hie und da zeichnen sich dunkle, große, zackige Schatten ab - bei denen es sich wohl um Tannen handelt. Vereinzelt sind die Schatten aber viel kleiner und lebendig. Sie gleiten durch die Nacht und werden eins mit der Dunkelheit. Das Zirpen von Grillen und die schwachen Rufe von Käuzchen vereinen sich zu einer leisen Nachtmusik und dringen an meine Ohren, nur um bald darauf meinen gesamten Geist zu erfüllen. Wohlig schaudernd hebe ich meine Blicke gen Nachthimmel. Der Mond wird von fast schwarzen Wolken verborgen gehalten, doch neugierig wie er ist, blinzelt er durch ein paar Risse der Wolkendecke hindurch und grinst mich keck an. Diese einzelnen, wenngleich auch fahlen Strahlen, ermöglichen es mir, meine Umgebung jetzt etwas genauer zu sehen. Oh Shit. Nein, nein, nein, nein. NEIN!!! Das ist ja mal wieder typisch, für meine kranke Phantasie. Klar, wo soll ich auch anders sein?! Nach all dem Mist, den ich hier durch machen muss... MUSSTE es ja früher oder später soweit kommen. Natürlich wäre mir später - SEHR viel später - sehr viel lieber gewesen. ~Nur keine Panik~ Solange ich AUF der Erde und nicht UNTER der Erde bin, ist alles in Ordnung und kein Grund zur Sorge. ~Nein, natürlich nicht~ Man wird es sich denken können; ich befinde mich auf einem Friedhof. Brutkasten für lebende Leichen - ideales Übungsgelände für Jägerinnen in Ausbildung - billige Wohnsiedlung für Vampire und last but not least Perfekter Ort um zu Sterben in manchen Horrorfilmen oder total, wirklicht total abgedrehten, kranken Wahnvorstellungen, wie sie mich gerade überrollen wollen. Wahnvorstellung: Ich renne wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Gegend und werde von einer Dampfwalze verfolgt. Auf ihr: Irre lachende, grüne Kobolde. Glubschaugen mit roten Kontaktlinsen. Rosafarbene Plüschtiere mit Antennen auf dem Kopf (leider kein Kabelfernsehen)und Leas in Hasenkostümen. Zweifelsohne ist letzterer Dampfwalzenpassagier natürlich der Schlimmste von allen. Dicht gefolgt von den Plüschtieren. Versteht sich, oder?! Ahja. Und um meinen Hals baumeln viele Schilder wie: "Beiß mich!" oder "Wandelnde Blutbank", "Selbstbedienung" oder "Freiwild für Dämonen". Das Mondlicht lässt die Grabsteine richtig herausstechen. Sie haben die unterschiedlichsten Formen und Größen und neben einigen stehen große Engelsskulpturen, welche teilweise unheilvoll und drohend - andere wiederum gütig - auf mich herab blicken. Moos hat sich in die Vertiefungen der steinernen Wesen gefressen und überwuchert noch weitere Flächen, wobei diese grünen Spuren, wie Adern aussehen. Vorsichtig setze ich einen Fuß vor den anderen. Das weiche Gras, welches sich ganz leicht im Abendwind bewegt, kitzelt meine nackten Beine und ich kratzte nervös über meine blanke Haut, die durch diese Berührungen schrecklich zu jucken anfängt. Moment. Was?! Nackte Beine?! WIE NACKT?!??! Erschrocken sehe ich an mir herab. Alles was ich trage, ist eine SEHR kurzbeinige Hose und ein blauweißgestreiftes, ärmelloses Hemd. Ok, wenn ich jetzt eine Traumdeutung machen würde... es heißt ja, Träume wollen einem etwas mitteilen... dann würde ich zu der Diagnose kommen, dass es wohl meine Bestimmung ist, auf See bestattet zu werden. Sollte mir wohl ein Buch über Traumdeutungen kaufen. Nun ja. So eine Kreuzfahrt wäre doch aber ideal und sehr reizvoll. Wirklich. Keine schlechte Idee. Ich stehe an Deck eines Luxusdampfers... ~der sich später als Müllfrachter entpuppt~ ...Möwen fliegen über uns hinweg... ~und fallen anschließend über dich her~ ...Träume... ~ALPträume~ Nun gut - belassen wir es dabei. Das Schreien der Möwen und der salzige Geruch von Meer verblasst. Dafür überfluten mich jetzt Bilder aus diversen Horrorstreifen. Dauernd sehe ich Hände aus dem Boden schießen, die sich um meine Füße krallen und mich zu Fall bringen wollen, um mich dann in die Tiefen zu ziehen. Also, was lerne ich daraus?! Eigentlich habe ich keine Ahnung. Wenn ich aber raten müsste, würde ich sagen, ich solle mich nicht mehr von irren Zicken abstechen lassen und dadurch in Ohnmacht fallen - weil ich dann bestimmt keine solchen Träume mehr hätte. Obwohl, wenn ich es recht bedenke, hat der eine oder andere Mathelehrer mir auch schon solche Visionen eingebracht. Gut, wenn ich aber genauestens darüber nachdenke und mir eine hohe Psychiaterrechnung ersparen will, sollte ich wohl einfach nicht mehr so viele Liebesfilme - eh, Horrorfilme ansehen. Notiz: Keine Talkshows mehr nach 00.30Uhr oder Verkaufssendungen am frühen Morgen. Und schon gar keine Berichte über rosafarbene Plüschtiere mit Antennen auf dem Kopf. Moment... Schon wieder diese Viecher. Man sollte sie ausrotten... Ob sie wohl unter Naturschutz stehen?! ~Diese Tiere sind deiner kranken Phantasie entsprungen! ~ HA, umso besser. Da kann ich ihnen ja getrost den Gar ausmachen und keiner merkt etwas davon. ~Komm wieder runter. Du hast jetzt vollkommen andere Sorgen~ Das ist wohl wahr. Resignierend seufze ich. Plötzlich fällt mir auf, dass nicht mehr das Grillenkonzert tonangebend ist, sondern etwas völlig anderes. Aber was?! Aufmerksam spitze ich meine Ohren. Neugierde vs. Angst. Was ich jetzt höre, klingt wie ein Gemurmel. Vielmehr wie ein Stimmengewirr, das bemüht ist, nicht von Außenseitern als Gespräch verstanden zu werden. Gelingt ihm ganz gut, wie ich finde. Soll es doch unverstanden bleiben und von dem Rest der Welt ausgegrenzt werden - aber nicht von mir! Wo kämen wir denn da hin, wenn ich in meinem eigenen Traum nichts mehr verstehe! Alles hat seinen Grenzen...! Ich will mich gerade in Bewegung setzen, als mich eine eisige Windböe frösteln lässt. Entsetzt halte ich den Atem an. Ein Blitz durchzuckt mein Herz und tausend Fragen schießen mir durch den Kopf. Die Augen leicht zusammengekniffen, wende ich meine Blicke zur Seite. "Liobe?" entfährt es mir spontan und ich reiße meine Augen schlagartig auf. Etwas erleichtert aber überwiegend fassungslos, starre ich die bleiche Gestalt neben mir an. Ich kann durch sie hindurch sehen aber ihre blauen Augen strahlen so intensiv, dass sie mich förmlich anziehen und ich in ihnen zu versinken drohe. Ein schwacher Schleier legt sich augenblicklich darüber und aus dem Bann entlassen, weiche ich einen Schritt zurück. Die Nonne, besser gesagt der Geist der Nonne, lässt mich wortlos gewähren. "Keine Angst. Vor den Toten brauchst du dich nicht zu fürchten" wendet sie sich milde lächelnd an mich. "Das sagen Sie! Aber wenn ich da an einen Geist in der Pension denke..." murmele ich trocken. Nachdenklich mustert sie mich, blickt dann aber wieder nach vorne und späht in die Dunkelheit. Etwas unschlüssig, was ich jetzt tun oder sagen soll, reibe ich ein Bein ans andere und schiele zu ihr hoch. "Folge mir." fordert sie mich schließlich auf und schwebt über die Gräber hinweg. Ihre Erscheinung erinnert mich, anders kann man es nicht beschreiben, an ein fliegendes, weißes Licht, in Form einer jungen Frau. Besser gesagt, an ein kaltes Licht, denn es strahlt keinerlei Wärme aus. Etwas ungeschickt stolpere ich hinterher. Sollte ich nicht auch fliegen können?! ~I belive I can fly. I belive I can touch the sky~ Plötzlich durchfährt mich ein Gedanke. Jagt durch mich durch, wie ein elektrischer Impuls und lässt mich inne halten um mich umzudrehen. "Da brät mir doch einer einen Storch. Ich werde bekloppt" In etwas weiterer Entfernung, zeichnen sich die Konturen eines großen Hauses ab. "Die Pension!!" Aber ja... Natürlich... Als ich auf meinem Balkon war, habe ich doch die Bäume und Steine gesehen... Ich wollte doch schon immer wissen, was das war... habe es damals auch nur in der Dunkelheit - also nur sehr vage - sehen können. Stelle gerade fest, dass Liobe schon etwas weiter vorne neben einem Grabstein stehen geblieben ist und mich beobachtet. Schnell schließe ich zu ihr auf. "Hör zu, kleine Jägerin. Dass du meinen Tod miterlebt hast und nun wieder hier bist, hat einen Grund. Man muss seine Vergangenheit kennen. Wissen, was einen zu dem gemacht hat, was man ist, um seine Zukunft gestalten zu können. Ich war stark durch meinen Glauben..." "...aber nicht stark genug" fügt sie etwas leiser hinzu und ihre Augen schimmern eigentümlich. "Darum wurde mir wohl auch der Weg zu meinem Herrn verwehrt, aber ich will nun dir helfen. Du hast starke, mentale Kräfte, die es dir erlauben, in andere Sphären einzutauchen. Aber da du eine Kämpferin bist, birgst du auch körperliche Kräfte in dir, welche erwachen, wenn du in Gefahr bist. Es ist sozusagen ein Urinstinkt in dir - es liegt dir im Blut, verstehst du?" Stumm aber andächtig nicke ich ihr zu. Logisch... Was auch sonst?! "Weißt du... Du hast mir einmal geholfen, als ich in Gefahr war. Du hast mich gelenkt und durch dich konnte ich Duncan besiegen, als er einen Freund von mir bedroht hat" Verwundert sieht mich der Geist an. "So? Das war ich nur zum Teil. Eine Erinnerung von mir, aus einer anderen Zeit. Aber es ist gut zu wissen, dass es Duncan in deiner Zeit nun nicht mehr gibt" Schwank da etwa ein Hauch von Genugtuung mit? Für einen Augenblick klang ihre Stimme wirklich verbittert. Etwas verlegen suche ich nach den richtigen Worten. "Also das ist so" Unruhig knete ich meine Hände ineinander und wische den Schweiß an meiner Hose ab. "Duncan... er lebt noch" Ungläubig haften sich ihre Blicke wieder auf mich. "Ich..." "Schon gut" unterbricht sie mich etwas grob und deutet mit einem Kopfnicken in die Dunkelheit. "Sieh!" Brav folge ich ihrer Aufforderung. Das Stimmengemurmel, welches ich schon vergessen hatte, dringt wieder an meine Ohren. Unweit von uns entfernt, kann ich die Silhouetten von zwei Gestalten erkennen. Schwarze Schatten, deren Konturen eine leichte Nuance heller sind, als die Farben der Nacht. Eine der beiden lehnt an einen Baum, die Hände um den Stamm geschlungen und ineinander gefaltet. Ein Bein leicht angewinkelt. Weibliche Rundungen werden von dem sanften Mondlicht betont hervorgehoben. Lange, leicht rötlich schimmernde Haare, schmiegen sich um den grazilen Körper und umspielen diesen wie weiche Flammen. Die andere Gestalt steht ihr gegenüber und ist ihr so nah, dass sich an manchen Punkten die zwei lebendigen Schatten berühren und miteinander verschmelzen. "Sie können uns nicht sehen. Wir sind nur Geister" erklärt mir Liobe. "Fiamma... meine Nachfolgerin. Auch sie ist gescheitert, weil sie Schwäche zeigte und sich in einen Vampir verliebte. Sie hat sich Cyrus freiwillig hingegeben, um mit Boris zusammen sein zu können" BORIS??? Sanft streicht Boris seiner Geliebten durch die seidigen Haare. Verspielt lässt er die langen Strähnen durch seine Finger gleiten und betrachtet fasziniert, wie das Mondlicht den Anschein erweckt, Lichtfeen würden darauf tanzen und Silber in die Haare einweben. Verträumt vergräbt er seinen Kopf darin und zieht angetan den Duft ein. "Ia te ljublju mo ja serze." (Russisch = Ich liebe dich, mein Herz) Sie beugt sich zu ihm und berührt mit ihren Lippen, leicht wie der Flaum einer Feder, Boris Ohrläppchen. "Ich weiß" wispert Fiamma leise und ihre Stimme erinnert an das Schnurren einer Katze. Ein tiefes Knurren halb verärgert - halb belustigt, entweicht der Kehle des Vampirs und er greift mit einer Hand um Fiammas Taille. Hingebungsvoll drückt sie ihren Körper an den seinen, wobei sie ihren Kopf lasziv zurück in den Nacken beugt und so ihre Kehle darbietet. Boris spürt, wie jede einzelne Faser ihres Körpers nach ihm verlangt und dennoch ein Katz und Mausspiel mit ihm treibt. Lachend lehnt er sich über sie, drückt sie gegen den Baum und drängt mit seinem rechten Knie ihre Beine etwas auseinander, um schließlich teils zwischen ihr zu stehen und sie mit Küssen zu verwöhnen. Genießerisch schließt sie die Augen und lässt jede Liebkosung seinerseits über sich ergehen, wobei sie wohlig seufzt. "Du hast alles für mich aufgegeben..." In Gedanken berührt der Mann zwei kleine Bisswunden, am Hals seiner Geliebten. "Ich hätte nie gedacht, dass Cyrus sein Wort hält und dich mir lässt" "Uns beiden gehört jetzt die Ewigkeit, mein Liebster. Was interessiert mich, das Leid und Glück anderer? Ich bestimme mein Schicksal selbst und niemand sonst..." "Wenn du dich da mal nicht irrst" sagt der Vampir. Irritiert öffnet die Frau ihre Augen. "Ich bin dein Meister, der Gebieter deines Herzens, der Bewahrer deiner Seele" flüstert er heißer an Fiammas Lippen, als er mit seinen an ihrem Mundwinkel verharrt. Lachend umfasst sie sein Gesicht, zieht ihn ganz vor sich, küsst ihn auf den Mund und öffnet ihren bereitwillig, als er mit seiner Zunge Einlass verlangt. Mir wird heiß und kalt. Ein seltsames Kribbeln überkommt mich und lässt mich schaudern. Was für ein Anblick. Selten liegen Glück und Unglück so nah und offensichtlich beieinander. Sie sind ein so schönes Paar. Was ist bloß passiert? Boris hat so kalt und unnahbar auf mich gewirkt - aber jetzt? Also Cyrus hat die Kraft Liobes und die Kraft Fiammas, wobei er die Hexe aber am Leben ließ. Wahrscheinlich wollte er es sich mit Boris nicht verscherzen. Ja, aber wo ist Fiamma dann JETZT? In der Gegenwart? Ich spüre dass sich etwas nähert. Zwar erzählt kein Geräusch davon, doch mir ist, als ob kleine unsichtbare Sensoren, mich darauf hinweisen würden. Verwundert will ich mich umdrehen, um der Sache auf den Grund zu gehen, als mich plötzlich ein Gefühl der Kälte übermannt. Es ist so, wie wenn man in ein eiskaltes Wasser gestoßen wird und sich Eissplitter in das Fleisch bohren. Mein Körper bebt, ein seltsames Rauschen in meinen Ohren und für einen kurzen Augenblick wird mir schwarz vor Augen. Nachdem dieser Ausbruch der Gefühle vorüber ist öffne ich, allerdings noch etwas benommen, meine Augen. Vor mir steht eine hoch gewachsene, ganz in schwarz gekleidete Gestalt. Die war doch gerade eben noch nicht da und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, die ist gerade einfach so durch mich durch spaziert. Wie in Trance strecke ich eine Hand nach der Erscheinung aus und im selben Atemzug, wendet diese ruckartig den Kopf zu mir um. Wie von Feuer berührt, ziehe ich meine Hand augenblicklich zurück. Schwarzglänzende, kinnlange Haare verdecken teilweise das Gesicht meines Gegenübers. Lediglich ein Paar Augen, funkelt gefährlich daraus hervor. Erschrocken taumele ich einen Schritt zurück, stolpere über einen Stein und falle zu Boden. DUNCAN! Mein ganzer Körper zieht sich zusammen, spannt sich an und ich bin unfähig zu atmen. Scharf zieht der Vampir die Luft ein und bewegt sich auf mich zu. Seine Blicke gleiten suchend umher, doch er scheint regelrecht durch mich hindurch zu sehen, so als ob ich Luft bin. In Gedanken zähle ich kleine Feldermäuse und versuche die Ruhe zu bewahren. Schließlich scheint er das Interesse verloren zu haben, dreht sich um und geht Richtung Fiamma. Gerade als ich mich aufrappeln will, blickt er noch einmal über seine Schulter und mustert sein Umfeld mit Argusaugen. Schreiend verliere ich erneut das Gleichgewicht, da ich intelligenterweise schon wieder über den blöden Stein gestolpert bin und falle nach hinten. Tausend Flüche liegen mir auf der Zunge, doch ich schlucke sie hinunter und beschließe VORERST, noch ein wenig in dieser sitzenden bzw. liegenden Position zu bleiben. Man weiß ja nie... Moment mal. "Hey, hast du nicht gesagt, wir sind nur Geister und für die Leute hier so was wie unerreichbar?" "Ja..." gibt die Nonne zu und sie scheint selber sehr verwirrt. "Ich verstehe das nicht..." Ganz toll. Wenn SIE das schon nicht versteht, brauche ich mich ja wohl gar nicht erst zu bemühen. Genervt verdrehe ich die Augen und wende dann wieder meine Aufmerksamkeit den Vampiren zu. Schlendernd legt er die letzten Schritte zu dem Liebespaar zurück und bleibt neben ihm stehen. Die beiden scheinen gerade, nun wie soll ich sagen, SEHR beschäftigt zu sein und von ihrer Umwelt wenig bzw. gar nichts mitzukriegen. "Bobo. Der Herr verlangt nach dir" erklärt Duncan knapp. Ungehalten hebt der Angesprochene sein Haupt, wobei er seine Liebste aber weiterhin umschlungen hält. "Er kann warten" knurrt Boris und will sich gerade wieder Fiamma witmen doch diese legt eine Hand auf seine Brust und gebietet ihm, mit einem schwachen Kopfschütteln, Einhalt. "Vielleicht solltest du gehen" flüstert sie ihrem Geliebten zu und küsst ihn kurz auf den Mund. Aus der flüchtigen Berührung droht schon eine weitere leidenschaftliche "Auseinandersetzung" zu werden, als Duncans Räuspern die beiden wieder aus ihren Gedanken reist. "Außerdem ist es hier nicht sicher. Pfarrer und Jäger machen den Friedhof unsicher. Seit Liobes Tod sind sie lästiger als Fliegen." Fügt der dunkelhaarige Vampir hinzu. "Dann können wir doch alle gehen" beschließt Boris und seine Stimme ist frei von jeglicher Emotion. Es ist ein Befehl, der keine Betonung notwendig hat. Boris eisblaue Augen unterstreichen jede Silbe unausweichlich. "Nein, sie soll mir helfen, den Pöbel ein wenig aufzumischen" entgegnet Duncan ungerührt und hält den Blicken seines Gegenübers stand. "Die Idee ist nicht von mir, sondern von unserem Herrn" ergänzt der dunkle Krieger. Ohne einen von beiden noch eines Blickes zu würdigen, wendet sich Boris ab und verschwindet in der Dunkelheit. Abschätzend neigt Fiamma ihren Kopf zur Seite, wobei sie den Vampir nicht aus den Augen lässt. "Also, worauf warten wir noch? Die Priester werden sich wohl kaum von selber erledigen" "Nur keine Eile..." entgegnet Duncan und ein leises Lachen folgt seinen Worten. Irgendetwas stimmt da nicht. Alarmbereit stehe ich nun doch auf und mache ein paar Schritte auf die beiden zu. Duncans Körperhaltung spannt sich kurz an und ich habe das Gefühl, als ob er über seine Schulter nach hinten schielen würde. Liobe eilt an meine Seite. "NEIN" zischt sie mich an und schließt ihre Hand um meine Schulter. "Es ist ihr Schicksal, für den Verrat zu büßen" Liobes Worte sind aus reinem Zorn und blankem Hass gesponnen. Ihre Stimme lässt mich erschrocken inne halten. Also liegt wirklich etwas in der Luft und ich bilde mir das nicht nur ein. Der Vampir greift in seine Manteltasche. Fiamma springt zurück, hebt ihre Hand, zieht einen unsichtbaren Kreis mit ihrem Finger und eine Feuerspirale entsteht. "Halt!" befiehlt sie dem Blutsauger. Doch dieser führt seine Tätigkeit ungeniert fort und zieht ein kleines Messer hervor. Die Spirale wird immer größer, dreht sich durch die Nacht - immer schneller und schneller, auf Duncan zu. Jedoch bevor das Feuerrad diesen auch nur annähernd erreichen konnte, verpufft es auch schon. Sprachlos weicht die Frau einen Schritt zurück. Lässig schürzt der Mann eine Seite seiner Jacke zurück und legt so den Blick auf seine Brust, bzw. auf ein Amulett an seinem Hals, frei. "Deine Spielereien haben keine Wirkung, wie du siehst." "Was willst du?" fragt sie gereizt und ihre Augen leuchten rot auf. "Nur Befehle befolgen. Sonst nichts" Die Messerklinge glänzt wässrig und der Geruch von verbranntem Weihrauch steigt mir in die Nase. Verdammt. Es ist in Weihwasser getaucht und gesegnet. Wie ist das möglich? Und, als ob Liobe meine Gedanken lesen könnte - eine unheimliche Vorstellung - antwortet sie, dass Cyurs diese Fähigkeit ihrem Blut zu verdanken hätte. Ungestüm entreiße ich mich Liobes Griff und stürme auf den Vampir zu. "NEIN, das darfst du nicht" brülle ich und laufe immer schneller. "Fiamma, Vorsicht - es ist geweiht!" versuche ich die Hexe zu warnen. Im selben Atemzug sieht sie zu mir hin. Ja, sie SIEHT mich und nimmt mich wahr. "Wer bist du?" fragt sie mich und scheint die Gefahr, in der sie sich gerade befindet, völlig vergessen zu haben. Aufmerksam wendet nun auch Duncan seine Blicke zu mir um und nachdem er erst wieder etwas planlos durch mich hindurch gesehen hat, merke ich, wie sich seine Blicke allmählich klären und er mich ansieht. Siedend heiß wird mir soeben bewusst, dass ich ziemlich in der Patsche hocke. Das war ja wirklich eine Glanzleistung. Gebe es einen Rekord in "dümmster Pechvogel" würde ich ihn um Längen schlagen - und in dieser alten Fernsehsendung "Pleiten, Pech und Pannen" wäre ich wohl ein Kandidat bis zum Ende der Zeit. Vielleicht bin ich aber auch schon die ganze Zeit live in "Verstehen sie Spaß?!" zu sehen. Ich werde von seinem durchdringenden Blick regelrecht durchbohrt. Er spießt mich auf, hält mich gefangen und droht mich zu verbrennen. "Guten Abend" begrüßt er mich und seine Stimme klingt wie das Knistern des Feuers im Kamin. Es scheint ungefährlich und gebannt zu sein, doch in Wirklichkeit ist es heiß, prickelnd und gefährlich. ~Jaja. Wer mit dem Feuer spielt verbrennt sich die Finger. Oder so ähnlich...~ "Hehehe..." versuche ich zu lachen, aber es ist nur ein heißeres Krächzen. ~Oh ja. Jetzt wird es lustig~ "Gleich kümmere ich mich um dich, Süße. Habe bitte noch einen kleinen Moment Geduld" fordert er mich auf, zwinkert mir kurz zu und schielt dann zu Fiamma. "Ruhe in Frieden!" ruft er der Hexe zu und lässt das Messer aufblitzen. Aus einem inneren Impuls heraus, mache ich einen Satz nach vorne und werfe mich in die Flugbahn des todbringenden Stahls. Ein Schmerz durchzuckt meine Hand und Blut fließt aus der frischen Wunde. Rinnt warm meinem Handgelenk entlang, kitzelt mich dabei und tropft anschließend zu Boden. Dumpf höre ich, wie das Messer wenige Schritte hinter mir ins Gras fällt. Fluchend richtet Duncan seine Blicke auf mich. "Was mischt du dich ein, dummes Gör!" "AHHH!" Denise schnellt hoch und besieht sich ihre Hand. Blut klebt auf ihr und völlig fassungslos blickt sie auf Sybilles Hand, welche sie bis eben noch in der ihrigen gehalten hatte. Eine Wunde ziert die Fläche und Blut tropft daraus hervor. "Was hat das zu bedeuten?" wendet sie sich an Adam, welcher nur ausdruckslos auf die bewusstlose Frau hinunterblickt. Duncan wartet keine Antwort ab, sondern schnellt auf mich zu, reißt mich hoch und schleudert mich dann wieder auf den Boden. Bin ich ein Jojo oder was?! Hart schlage ich mit dem Rücken auf den kalten Wiesenboden auf. Das einzige was ich von mir geben kann, ist ein kurzes Keuchen, durch das die Luft aus meinen Lungen weicht. Benebelt blicke ich mich um und finde mich unter Duncan wieder, welcher seine Finger um meinen Hals schließt und mich mit zornig ansieht. "Verdammt" murmele ich zermatert. "Das ist zu viel des Guten" "Was, machst du schon schlapp?" vernehme ich seine höhnischen Worte und sie treiben meinen Puls auf 180° "DAS IST MEIN TRAUM, DU ZU GROß GERATENE FLEDERMAUS!" knurre ich wütend, stemme meine Füße gegen Duncans Brust, packe ihn an den Schultern und rolle ihn mit einem Schwung über mich hinweg. Taumelnd rappele ich mich auf, doch knicke gleich drauf wieder in die Knie. "Sieh dir das an!" Denise nimmt Sybilles Kopf zwischen ihre Hände und dreht ihn vorsichtig von links nach rechts. Sybilles blasse Haut ist von blauen Flecken und blutigen Schrammen übersät. Außerdem zittert sie am ganzen Leib und schlägt wild um sich. "Was ist das für ein Traum?" Die blonde Frau blickt ratlos und unruhig von ihrer Freundin zu Adam und wieder zurück. "Das ist nicht nur irgendein Traum..." ist Adams einziger Kommentar und er verlässt das Zimmer. Unheilvoll zeichnen sich Duncans Konturen vor dem Mond ab, welcher nun groß und golden das Himmelszelt schmückt. "Duncan!" Er muss sehen, dass ihm durch mich keine große Gefahr droht, denn seine Zähne blitzen nur kurz auf und ich weiß, dass er seine Lippen zu einem fiesen Grinsen verzogen hat. Man könnte meinen, ein Gebiss schwebt durch die Nacht. Angrifflustig sieht mich der Vampir an und setzt langsam und geschmeidig, einen Fuß vor den anderen. Es sieht verspielt und beinahe wie ein Tanz aus. Ja, er ist wirklich wie eine Katze und er spielt mit seiner Beute. Mit mir, um genau zu sein. So habe ich ihn nicht mehr erlebt, seit... ja seit wann? Eigentlich habe ich persönlich, ihn nie so erlebt. Noch nie hat sich seine Wut gegen mich gerichtet. Sicherlich, seine üblen Scherze musste ich schon oft über mich ergehen lassen aber hat denn jemals eine Gefahr für mich bestanden? Ich weiß es nicht. Er kommt mir immer näher. Zitternd versuche ich vollends auf meine Beine zu kommen, sinke aber wieder zusammen und kralle meine Fingernägel in die kalte, lehmige Erde. Mein Hals schmerzt, da ich die Tränen krampfhaft zurück halte. Abwartend halte ich mein Haupt geneigt, sehe aber unter gesenkten Augenliedern nach oben. "NEIN, Duncan - tu es nicht. Bitte!" flehe ich ihn an und meine Stimme klingt rau und belegt. --*-- Na, Ihrs? Ich LIEBE dieses Ende *fg* So, ich habe mir erst erlaubt, das neue Kapitel online zu stellen, wenn ich alle Kommentare zum 19ten beantwortet habe. Ja, darum wurde es auch 22.40Uhr - obwohl die liebe Merle (ein riesenfettes Dankeschön, an dieser Stelle *zerdrück*) sich so beeielt hat. ^^ Was ich frage wollte, was meint Ihr - sollte ich mal ein RPG zu der FF eröffnen? Es würde Selbsterfundene Charas aber auch ein paar von mir (also der FF) geben. Würde aber wohl unabhängig zu der Geschichte verlaufen - also eigene Bahnen gehen... Ja, mehr habe ich jetzt nicht zu sagen, außer dass ich Arwen, Sedio, Caligo, Rhea und Todesfee als neue Leserinnen GANZ HERZLICH begrüßen möchte. Gesellt uns zu uns, meine dunklen Jünger *muahahah* *ggg* H.E.L. Rouge. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)