You Will Be Mine von Phoenix-of-Darkness ================================================================================ Kapitel 1: You Make A Mistake ----------------------------- „Hört zu, Leute die Vorbereitungen sind abgeschlossen. Wir nehmen an einem exklusiven Trainingscamp in der Wildnis teil. Morgen früh um 6 Uhr geht’s los. Alles soweit klar?“ Ich schaue in die Runde bestehend aus Kyôjyu, Daichi, Hiromi und Takao. Letzterer senkt sein Klemmbrett mit den Informationsdokumenten und verkündet euphorisch: „Na logo! Das ist echt der Wahnsinn!“ Ich unterdrücke ein Seufzen. Wie erwartet ist mein kleiner Bruder sofort hellauf begeistert. Denn was gibt es für ihn schöneres als den lieben langen Tag zu bladen – abgesehen von essen und schlafen, natürlich. Ich bewundere ja sein Talent sich so hingebungsvoll für etwas zu begeistern und natürlich liebe ich sein stürmisches Gemüt. Es hat ihn zwar oft in brenzlige Situationen gebracht, aber er wäre ohne diese Hingabe jetzt nicht da, wo er nun steht. Doch im Moment kann ich mich für seine Begeisterung nicht erwärmen und so blende ich seine Lobeshymne bezüglich des Trainingscamp völlig aus. Ich registriere lediglich, dass auch unser Neuzugang sichtlich davon angetan ist ein ganzes Wochenende von Sonnenaufgang bis –untergang zu bladen. Lediglich Kyôjyu scheint einem Nervenzusammenbruch nahe. Er jammert auf fast schon theatralische Art und Weise, dass es weit und breit keine Computer geben wird. Eventuell sollte ich mir bei Gelegenheit mal Gedanken über seinen technischen Konsum machen. Doch wir benötigen seine analytischen Fähigkeiten und so kommt es mir sehr gelegen, dass Hiromi das Streitgespräch zwischen Daichi und ihm unterbricht. Anfangs hatte ich so meine Zweifel bezüglich ihrer Notwendigkeit für das Team, doch einmal mehr beweist sie, dass sie die Jungs im Griff hat und die Gabe teaminterne Streitigkeiten souverän zu zerschlagen. Nichtsdestotrotz scheint ihnen allen entgangen zu sein, dass eine Person nicht an unserem Meeting teilnimmt. Ob es für die hier Anwesenden normal ist, dass er sich ausgrenzt? Vermutlich. Doch mir ist keineswegs entgangen, dass er sich immer mehr zurück zieht. Der Kampf gegen Daichi hat mir die Augen geöffnet. Zwar kannte ich seinen Hintergrund anhand der Akten der BBA, doch dieses Battle… Dieses Battle hat mir persönlich sehr viel mehr über ihn verraten und ich bezweifel, dass es sich dabei nur um eine Laune seinerseits gehandelt hat. Was das betrifft sind die anderen einfach zu blauäugig. Er hält dieses Meeting nicht für Zeitverschwendung. Ich denke eher, dass er etwas vor hat und ich habe auch schon eine Vermutung wo er sein könnte. Nach Beendigung des Meetings folge ich meiner Intuition und ich sollte tatsächlich Recht behalten. Ich schreite am Kai entlang, ignoriere die lautstark kreischenden Möwen, den Blick fest auf die Person vor mir gerichtet. Es hat ihn tatsächlich an den Hafen gezogen und ich triumphiere innerlich darüber, dass ich ihn so gut einschätzen konnte. Ich nähere mich ihm Schritt um Schritt und mein Blick gleitet über seinen athletischen Rücken, über seine schmale Hüfte. Er hat seinen Blick in die Ferne gerichtet und der frische Küstenwind fährt ihm durch das rebellische Haar. Sein langer Schal umschmeichelt dabei seinen Körper. Ich bekomme direkt Gänsehaut, denn allein der Anblick seiner Kehrseite versetzt mein Blut in Wallung. Doch bevor meine Gedanken abschweifen, holt mich der Klang seiner Stimme zurück. „Ich bin hier, weil ich allein sein will Hitoshi!“ Typisch Kai. Wachsam wie immer, dabei hält er es nicht für nötig sich mir zu zuwenden – im Gegenteil. Er starrt weiterhin auf das weite Meer und seine ganze Haltung spiegelt Abwehr wieder. Kein Wunder, dass er auf viele so arrogant wirkt. Aber ich vermute, dass er diese Haltung mir gegenüber nur aufrecht erhält, weil er mich noch nicht so lange kennt oder aber er kann mich kein Stück leiden. Ich hoffe, dass Letzterem nicht so ist. Denn ehrlich gesagt würde ich ihn jetzt zu gern an der Schulter berühren, ihn zu mir drehen, ihm in die Augen sehen und seine Lippen in Besitz nehmen. Ich will sie schmecken und doch – ich bewahre Abstand. „Du kannst vielleicht deine Freunde an der Nase herum führen. Aber ich sehe was in dir vorgeht.“ Klinge ich etwas harsch? Ja, vermutlich schon. Mein Auftreten war noch nie sonderlich warmherzig und viel zu oft komme ich direkt und ohne Umschweife auf den Punkt. Leider auch dieses Mal. „Du wirst das Team verlassen, nicht wahr?“ Nicht wahr, Kai? Habe ich Recht? Sag mir, dass ich dich richtig eingeschätzt habe. Denn für mich bist du kein Buch mit 7 Siegeln. Dein Pokerface ist nicht mehr undurchschaubar und augenscheinlich scheine ich ins Schwarze getroffen zu haben. Ein minimales Zucken geht durch seinen Körper – kaum zu sehen, doch ich habe es registriert und das kurze Erstaunen in seinem Blick, als er sich nun doch zu mir wendet. Ich habe ihn aus der Fassung gebracht und ich muss gestehen, dass mir dieser überrumpelte Blick durchaus gefällt. Ich unterdrücke ein Schmunzeln und sehe ihn ernst an in der Hoffnung mit dieser Geste meiner Aussage und ihrer Botschaft mehr Gewicht zu vermitteln. Schließlich löst er endlich seine abwehrende Haltung mit einem, für ihn so charakteristischen „Hm.“ auf. Ja Kai, du bist eben nicht unnahbar. Ich kann gelegentlich hinter deine Fassade sehen und vermutlich ist ihm genau dieser Umstand soeben bewusst geworden. Sein Erstaunen hat er durch Herausforderung ersetzt. Er sieht mich durchdringend an und mir wird abwechselnd heiß und kalt. Nicht weil er in der Lage ist mich einzuschüchtern – nein. Sein Blick ist so durchdringend und ich erhasche einen Blick auf das Feuer, welches unter seiner Haut lodert. Es ist mir ein Rätsel wie man so wilde, leidenschaftliche Augen besitzen kann und doch nach außen so kühl wirken kann. Dabei würde ich so einiges dafür geben, sein Feuer ausbrechen zu sehen. Ob es Kai viel abverlangt s im Zaun zu halten? Ich will erleben, wie es ausbricht. Es bändigen und ihn mir unterwerfen. Doch ich bezweifle, dass dies überhaupt möglich ist. Wahrscheinlich würde ich mir vorher die Finger an ihm verbrennen. Daher bleibt mir nur sein Blick, welcher die Kühle des Küstenwindes, der uns umgibt völlig neutralisiert. Ich spüre ihn nicht, spüre nicht die Gicht der Welle, welche an dem Steg aus Beton bricht. All meine Instinkte sind auf den Besitzer von Suzaku gerichtet und die Zeit scheint still zu stehen bis – ja bis er die Augenlider nieder schlägt und auf mich zu kommt. Mein Körper versteift sich unwillkürlich. Er nähert sich mir und mein Puls beschleunigt sich deutlich. Soll ich es wagen ihn zu berühren? Ihn einfach aufhalten und an mich ziehen? Meine Arme um ihn legen und ihn nicht verschwinden lassen? Kai, was machst du nur mit mir?! Ich verfluche mich innerlich selbst. Noch nie in meinem Leben war ich so verunsichert. Dabei geht es mir genau genommen nicht mal um seinen Verbleib im Team. Mir ist völlig klar, dass er wie die anderen gegen Takao antreten will. Doch er soll verdammt nochmal in meiner Nähe bleiben. Noch bevor ich mich dazu durchringen kann in irgendeiner Weise zu handeln, zerschlagen sich meine Vorstellungen. Kai ist auf meiner Höhe, seine Schulter streift meine, als er kommentarlos an mir vorbei geht. Ich hatte also Recht. Er wird verschwinden und ich kann ihn nicht aufhalten. Nicht für das Team, nicht für Takao und nicht für mich. Ich starre auf das Meer, meine Lippen bewegen sich von selbst und ich höre mich selbst „Es stimmt also? Dann mach‘s mal gut.“ zu ihm sagen. Was bin ich nur für ein Idiot? Das sind doch keine Worte, die man ausspricht, wenn man jemanden zurückhalten will! Ich beiße mir auf die Unterlippe, mich selbst verfluchend. Meine Hände zittern und ich balle sie zu Fäusten – wirklich ein lausiger Versuch mein Verlangen zu kontrollieren. Jetzt bloß nicht umdrehen und ihm nachsehen. Doch mein Körper gehorcht mir nicht und so wende ich meinen Blick zu ihm. Ich sehe ihm nach, aber er dreht sich nicht noch einmal um. Natürlich hat er keinen weiteren Blick für mich übrig und so verschwindet Kai Schritt für Schritt im Nebel, verlässt uns - mich. Je mehr das Geräusch seiner Schritte verhallt, desto stärker drängt sich das Kreischen der Möwen zurück in mein Bewusstsein. Ich wende mich wieder dem Meer zu und frage mich, ob Kai hier wirklich nur alleine sein wollte oder ob er nicht auf jemanden gewartet hat. Jemand der ihm die Möglichkeit bieten kann gegen meinen kleinen Bruder zu bladen, ihn zu bezwingen und ihm die Chance gibt ein für alle Mal beweisen zu können, dass er der bessere Blader ist. Aber wer könnte es sein? Meine Gedanken rasen und ich lege überlegend meine Finger ans Kinn. Max und Rei können es nicht sein. Sie haben ihre eigenen Teams und ich bezweifel, dass diese Kai als Mitglied aufnehmen würden - nicht bei der Vergangenheit. Ich stocke und meine Augen weiten sich einen Moment. Vergangenheit!!! Mein Blick verfinstert sich und Magensäure steigt in mir auf, als der Gedanke in mir aufkeimt und sich immer mehr manifestiert. Oh, bitte lass es nicht diese Person sein. Ich muss es einfach wissen. Ich muss wissen, ob er sich mit jemandem trifft und ob dieser jemand er ist. Ein wenig entfernt von dem Steg, lehne ich mich an einen der Funkmasten und verschränke die Arme. Ich werde schon herausfinden an wen ich dich verliere, Kai. Die Stunden vergehen und der Tag neigt sich dem Ende. Die Sonne schafft es kaum noch durch den immer dichter werdenden Nebel und so langsam zweifel ich an meiner These, dass er sich ein anderes Team gesucht hat. Ob er vielleicht gänzlich aufs bladen verzichtet, wenn er nicht gegen Takao antreten kann? Ich schüttel den Kopf über diesen Gedankengang. Nein, das glaube ich nicht. Kai ist viel zu stolz um klein bei zu geben. Er wird eine Möglichkeit gefunden haben. Er will diesen Kampf um jeden Preis. Das Signal eines einfahrenden Schiffes ertönt und ich sehe auf. Schemenhaft zeichnen sich Konturen einer Person im Nebel ab. Ich drehe mich um und presse meinen Körper enger an den Mast, lehne meine Hände gegen den kühlen Beton und kneife die Augen stärker zusammen um etwas erkennen zu können. Das ist doch… Diese Gangart würde ich überall erkennen. Die festen, leicht militärisch angehauchten Schritte, der wehende Schal - Kai! Mein Blick folgt ihm und als er sich seinem Ziel nähert halte ich den Atem an. Meine Finger krallen sich in die Säule des Mastes. Ein ähnlicher Gang, geprägt von militärischem Drill. Er trifft sich tatsächlich mit ihm! Mir wird schlecht und ich kann nicht verhindern, dass Wut – aber auch Neid in mir aufkeimt. Allein dessen Worte: „Ich habe gewusst, dass du irgendwann wieder zur Vernunft kommen wirst.“ lassen Galle in mir aufsteigen. Ich könnte kotzen. Warum er, Kai? Warum? Anders als er behauptet, hat das hier doch überhaupt nichts mit Vernunft zu tun. Das kann nicht dein ernst sein. Ist dir ein Sieg über meinen kleinen Bruder so viel Wert, dass du dich mit ihm verbündest? Ich beiße mir auf die Zunge, spüre den Schmerz und schlucke den bitteren, galleartigen Geschmack herunter, denn ich kenne die Antwort. Du würdest dich mit jedem Blader verbünden um zu beweisen, dass du der bessere Blader bist. Noch dazu, und ich gebe es nicht gern zu, ist deine Wahl ebenfalls ein ausgezeichneter Blader. Kurz schließe ich die Augen und kontrolliere meine Atmung. Ruhig - ich muss ruhig bleiben. Die beiden dürfen meine Anwesenheit nicht bemerken. „Willkommen zurück in unserem Team, Kai.“ Die salzig-staubige Schicht auf dem Mast bröselt unter meinen Fingern, als sie sich in den Beton krallen. Ich muss mit ansehen, wie dieser Rotschopf Kai die Hand entgegen streckt. Was würde ich nicht alles dafür geben, dass Kai dieses Angebot ausschlägt. Doch wahrscheinlich hat er selbst diesen rothaarigen Teufel kontaktiert. Kann ich denn gar nichts unternehmen um diese Réunion zu verhindern!? Ich mustere Kai. Er starrt auf die Hand, welche Yuriy ihm entgegen hält. Ist das ein Zögern? Mein Herz beginnt zu rasen. Das ist eindeutig ein Zögern seitens Kais. Ich sehe in sein Gesicht und ich glaube, dass es hinter seiner Stirn arbeitet – ganz sicher! Ja, er scheint Pro und Kontra abzuwägen, denn er behält seine geliebte Abwehrhaltung aufrecht und ich klammere mich an den winzigen Funken Hoffnung, dass er doch zur Vernunft gekommen ist. Zu der einzig richtigen Vernunft wohlgemerkt! Nicht die, von der dieser Russe dort gesprochen hat. Verdammt, komm zu uns zurück, Kai! Du gehörst zu uns. Hol dir zusammen mit meinem kleinen Bruder den Titel. Ich werde euch dabei mit allen Mitteln unterstützen. Begrabe einmal deinen Stolz gegenüber Takao – ich flehe dich an. Siehst du denn nicht, dass ihr ein unschlagbares Team abgeben würdet? Ich würde das Beste aus euren Fähigkeiten heraus holen – dich leiten. Komm zurück zu mir und du wärst unschlagbar. Du bekommst schon noch eine weitere Chance es meinem Bruder zu zeigen. Ich habe das Gefühl, dass mein Herz jeden Moment zerspringt. Es hämmert regelrecht gegen meinen Brustkorb bis – bis du dir einen Ruck gibst und ich habe das Gefühl, dass mein Herz von einer Sekunde zur Nächsten stehen bleibt. Deine Abwehrhaltung bröselt, deine Körpersprache wird weicher und schließlich ergreifst du die Hand dieses Seelenfressers. Ein abwertender Laut verlässt meine Lippen, geht in dem Brausen der Wellen unter. Ich wende mich ab, nicht willig mir das triumphierende Grinsen dieses Rotschopfes länger anzusehen. Es hat sich sowieso augenblicklich in mein Gehirn gebrannt. Erneut steigt beißende Wut in mir auf. Du bringst mein Blut in Wallung und das nicht nur auf die gute Art und Weise. Nein, du schaffst es auch das Schlechte in mir hervor zu bringen. Du bist nicht der Einzige, der es hasst zu verlieren. Ich kann meine Gedanken nicht kontrollieren und so komme ich nicht umhin dir zu schwören, dass du deine Entscheidung bereuen wirst. Du hättest bei mir bleiben sollen. Doch nun werde ich nach einem Weg suchen dir deine schönen Äugelein zu öffnen. Ich werde dir beweisen, dass du dich für die falsche Person entschieden hast. Er kann dir nicht das geben was du dir wünschst. Selbst am nächsten Tag ist meine Wut noch immer nicht verrauscht und der Umstand, dass sich die verbleibenden Mitglieder der BBA Revolution bereits wieder in den Haaren liegen, macht es verdammt nochmal nicht besser. Herr Gott, wir sind keine 10 Minuten in diesem Trainingscamp und schon streiten sie wieder. Genervt zuckt meine Augenbraue und ich baue mich hinter ihnen auf, stemme die Hände in die Seiten. „Was weißt du schon von einem primitiven Leben!?“ Kyôjyu wirft mir einen eingeschüchterten Blick über seine Schulter zu. „Ihr seid ein Haufen Softies, aber ich werde euch in Null-Komma-Nichts in Form bringen.“ Ich rede Tacheles. Mit geblümten Worten komme ich bei dieser Truppe sowieso nicht weit. Außerdem bin ich nach wie vor viel zu aufgebracht um einfühlsam mit ihnen umzuspringen. „Und jetzt lasst uns endlich was tun.“ Doch sofort grätscht mir Hiromi dazwischen. Sie hat bemerkt, dass Kai fehlt und schlägt vor auf diesen zu warten. Wenn sie wüsste… Ich öffne den Mund um sie aufzuklären, doch mein kleiner Bruder meint es besser zu wissen. Amüsiert versucht er Hiromi zu vermitteln, das der Halbrusse doch immer auf dem letzten Drücker erscheinen würde. Nun, in diesem Fall wohl eher nicht. Ich hole erneut Luft um es ihnen zu erklären, doch dieses Mal grätscht mir Takao dazwischen. Etwas irritiert muss ich mit ansehen, wie er sich zum Obst macht. Er verschränkt die Arme - ähnlich wie Kai und schließt die Augen, während sich Kyôjyu hinter ihn kniet und ein Tuch an seinen Rücken hält. Was zum Kuckuck soll das werden?! Eine leichte Brise lässt das Stückchen Stoff hinter ihm wie ein Cape wehen. Anscheinend soll das Tuch, Kais Schal imitieren. „Ich bin Kai! Ich bin besser als du. Ich trete auf wo ich will und wann ich will. Denn ich bin der König der Blader – gelobt sei der König.“ Meine Hand klatscht gegen meine Stirn und ich ziehe sie langsam abwärts. Das kann alles nicht wahr sein. Aber mein kleiner Bruder feiert seine Nachahmungsnummer, während Daichi und Hiromi nur dumm aus der Wäsche gucken. Ich schüttel resignierend den Kopf. Denn ich bin noch viel zu angefressen um die Fassung zu bewahren und so platzt es regelrecht aus mir heraus. „Kai hat das Team verlassen!“ Aber Takao lacht weiter und hält es für einen Witz. Wenn er doch nur aufhören würde zu spotten, dann würde er bemerken, dass ich keineswegs zu Witzen aufgelegt bin. Doch ich gebe ihm noch etwas Zeit und zähle gedanklich bis drei und „…VERLASSEN!?“ Bingo! Die Information hat es in sein Hirn geschafft und er sieht mich irritiert an. Ich erwidere seinen Blick ernst und Takaos anfängliche Irritation wandelt sich in Panik. Ich balle meine Fäuste fester zusammen, sodass meine Fingerknöchel weiß hervor treten. „Kai ist weg!“ Angefressen senke ich den Blick und meine Lippen werden zu einem schmalen Strich. „Er hat der BBA heute Morgen offiziell, in schriftlicher Form, den Rücktritt erklärt.“ Wie erwartet reißt es meinen kleinen Bruder den Boden unter den Füßen weg und Daichis Kommentar, dass Kai doch gar nicht so toll sei, macht es nicht besser. Daher halte ich Hiromi nicht davon ab unseren Neuzugang in den Schwitzkasten zu nehmen. „Vergiss Kai.“ Rate ich Takao, wobei ich mir diesen Ratschlag auch selbst zu Herzen nehmen sollte. „Und konzentrier dich jetzt auf dein Training.“ Aber mein Bruder wäre nicht mein Bruder, wenn er jetzt nicht aufbrausend reagieren würde und genau so handelt er schließlich auch. Er knurrt mich an. „Ich soll Kai vergessen? ICH SOLL KAI VERGESSEN!? MAN, SO LEICHT IST DAS NICHT, HITOSHI!“ Ich bin nicht taub, verdammt und ja mein Nervenkostüm ist aufgrund meiner emotionalen Lage gerade etwas überstrapaziert. Daher kann ich nicht anders als Takao ebenfalls anzubrüllen. „NEIN!? ABER DICH HAT ER SCHON LÄNGST VERGESSEN!“ Genau wie mich! füge ich gedanklich hinzu und verspüre einen Stich in der Brust. Doch darauf kann ich mich jetzt nicht konzentrieren. Wenn ich Kai beweisen will, dass er einen Fehler gemacht hat, muss ich dieses ‚Team’ hier irgendwie an die Spitze führen. Aber Takao knurrt vor sich hin. „Kaiist weg und nichts was du sagst, Takao wird ihn wieder zurück bringen.“ „Dann werde ich eben auch gehen!“ Wie bitte!? Ich hoffe inständig, dass diese Aussage lediglich eine Trotzreaktion meines Bruders ist. Denn ohne ihn, schaffe ich es einfach nicht. Ich muss ihn bei seinem Stolz packen. Bleibt nur zu hoffen, dass er diesbezüglich seinem ehemaligen Teamcaptain ähnelt. Jedoch wendet Takao sich ab und will verschwinden. Das darf ich nicht zulassen. Ein bisschen zu impulsiv verpasse ich meinem Bruder eine Ohrfeige. Er landet auf dem Boden und ich mache ihm direkt eine Ansage. „Dann glaubst du also nicht, dass du ohne Kais Hilfe gewinnen kannst!? Grummelnd sieht er zu mir auf. „Das habe ich doch gar nicht gesagt.“ Ich baue mich vor ihm auf. „Oh doch, das hast du. Nicht mit vielen Worten, aber deine Reaktionen zeigen mir das du so abhängig von Kai geworden bist, dass der Gedanke mit jemand anderen zu kämpfen dir Angst macht.“ Ein Ruck geht durch die Mimik meines kleinen Bruders. Ich denke, dass ich einen wunden Punkt getroffen habe. Doch ich darf ihn jetzt nicht nur nieder machen- ich muss ihn herausfordern. „Beweis‘ mir das Gegenteil!“ Takao springt stürmisch auf. Meine Ansprache scheint funktioniert zu haben und so wählt er kurzerhand Daichi als neuen Teampartner. Hitzköpfig stellt Takao kurzerhand Regeln für unseren Neuzugang im Bezug auf ihre Teamarbeit auf und zerrt ihn hinter sich her in Richtung Wald. Ich seufze und richte den Blick gen Himmel. Kai, es war ein Fehler sich für Yuriy zu entscheiden... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)