Bird of Paradise von Dudisliebling ================================================================================ Kapitel 1: Entschluss --------------------- 1Entschluss Ein jung aussehender Mann mit hellblondem Haar, welches in bernsteinfarbenen, hellbraunen Spitzen endete und grellgelben Augen kommt in sein Wohnzimmer, das bunter nicht sein könnte. Überall steht farbenfroher Nippes, Figuren, groß und klein und auch Pflanzen mit üppigen Blüten, verteilt. Dennoch findet hier und da auch ein Möbelstück aus dunklem Mahagoniholz seinen Platz, welches mit roten, edel aussehenden Polstern bezogen war. Der Mann mochte diese Art Prunk und Kitsch gern, hatte zu jedem eine eigene Geschichte. Doch er ahnte von unserem Besuch heute anscheinend nichts, setze seinen in einem Türkisfarbenden Bademantel gekleideten Körper auf die Couch und schlug die Füße an denen rosafarbene Federpuschen sie warm hielten über die Lehne. „Sia?!“, nuschelt die Autorin und blickt zu ihrer Beta. „Meinst du er hat uns vergessen?“ „Normalerweise vergisst er sowas nicht.“, beantwortete sie die Frage. Der Mann regte sich, als hätte er das Fiepen einer Maus gehört und lauschte für einige Sekunden weiter. Dachte er, er habe sich verhört? „Siakoh!“, setze die Beta nach und der Körper zuckte erschrocken auf, setze sich, fast theatralisch wirkend auf die Sitzfläche und stemmte die Handfläche auf seine flache dunkel gebräunte Brust. „Was wollt ihr denn hier?!“, fragte er. „Hast du es vergessen?“, fragte die Autorin, die Augenbrauen zusammenziehend und blickte dann zu ihrer fleißigen Gehilfin der Inspiration. „Er hat es vergessen. Ich hab’s doch gewusst!“ „Sia!“, rügte die Inspirationsgeberin und stemmte die Hände in die Hüfte. „Ich habe dir doch die letzten Wochen immer wieder gesagt, dass wir heute deine Geschichte erzählen wollen!“ „Ach, war das heute?“, tat die Hauptperson der neuesten kleinen Geschichte der beiden Schreiberinnen unschuldig. „Hab ich wohl vergessen.“ „Tze. Kusuri ist da wenigstens zuverlässiger.“ stellte die Autorin einen Vergleich an, der dem Mann nicht gefiel. Seine kurzen Haare stellten sich auf, wie der Kamm eines Hahnes. „Vergleich mich nicht mit dem Eber! Sonst könnt ihr eure Geschichte vergessen!“, drohte er und strich seine Strähnen glatt. „So war das doch nicht gemeint.“, vermittelte das Betalein mit einem Seitenblick zur Autorin und fixierte dann die sonnengelben Augen des Mannes, welche von einem dicken schwarzen Lidstrich umspielt waren. „Nun sei nicht eingeschnappt.“, bat sie liebevoll. „Du magst es doch, wenn du im Rampenlicht stehst.“ „Da hast du recht!“, bedachte der Mann und verschränkte seine Arme nun vor der Brust, warf das eine Bein über das andere und seufzte lächelnd. „Ihr wollt also meine Geschichte hören und aufschreiben?“ „Dafür sind wir hier.“, bestätigte die Autorin und zückte ihr Tablett, klappte dieses auf und setze sich an einen Tisch. In wenigen Handgriffen war sie startklar. „Okay. Leg los!“ „Ich erzähle, wann ICH will.“, schnappte Sia schnippisch und grinste dann frech als er zur Beta sah, in deren Kopf er ab und zu einen Abstecher machte, um sie in den Wahnsinn zu treiben. Er räusperte sich, wippte mit dem Fuß in der Luft und begann zu erzählen: “Mein Name ist Siakoh Diallo und ich bin der Prinz des Paradisvogelstammes der Yokai auf den Aru-Inseln Neuguineas. Wir lebten dort sehr zurückgezogen, als ich in meiner Jugend gelehrt wurde, einmal den Thron zu besteigen. Nun könnte man dies als wahre Ehre bezeichnen, einmal ein ganzes Dorf leiten zu dürfen. Aber ich sah das anders. In vielen Dingen bin ich anders, aber das werdet ihr im Laufe dieser Geschichte hier und da schon bemerken. Unser Dorf war ein wahres Paradies. Nicht umsonst, trägt unsere Gattung diesen Namen. Denn nebst riesigen, dichten Bäumen, die sich in alle Himmelsrichtungen erstreckten und hier und da ihre Wurzeln und Äste miteinander verschlangen und riesige Blüte oder bunte Blätter zur Schau trugen, gab es auch Tiere, die in aller Farbenpracht erstrahlten. So auch mein Stamm. Wir waren in diesem Dschungel die vorherrschende Spezies, konnten sowohl am Boden als auch in den Bäumen leben, die wir natürlich bevorzugten und somit den anderen Wesen eine gewisse Aufgabe zu überwinden gedachten, sollten sie ein Anliegen haben. Wir grenzten uns als höchste und prächtigste Klasse ab und hatten ein Dorf über den Köpfen der anderen errichtet. Unsere Farbpracht äußerte sich durch das strahlend gelbe Gefieder, mit den bronzeartigen Zwischenfedern, den gelben Augen und einem grünen bis türkisenen Kragen. Auch wenn wir gelernt hatten eine „menschenähnliche“ Körperform anzunehmen, blieb immer eine Sache übrig. Bei mir die hellgelbe Farbe meines Haares mit den bronzefarbenen Spitzen und die gelben Augen. Das türkisene Gefieder war mir nur in Form meiner Male geblieben, doch ich griff, mich nach dieser Farbe sehnend, oft zu danach bei meiner Kleiderwahl. Das nächste, was uns auszeichnete war unsere Gabe. Welche das ist? Na was denkt ihr denn? Das Singen natürlich. Klar, wir sind Vögel und die singen... bla bla bla… aber was wirklich unser Steckenpferd war und noch immer ist, ist das Tanzen. Unsere tierischen Vorbilder zeigten es uns. Der Balztanz war einer der wichtigsten in unserem Leben. Jetzt denkt ihr an Liebe und so weiter, nicht? Richtig! Und diese Liebe gab es in unserem Dorf zwischen allen. Egal ob Männlein oder Weiblein. Es war sehr tolerant. Nur bei einem nicht. Na könnt ihr es euch denken? Genau. ICH durfte nur ein Weibchen zur Frau nehmen, war ich doch dafür verantwortlich den Bestand der Königsfamilie zu gewährleisten. Nun was soll ich sagen? Ich war nicht immer der Meinung meines Vaters und dies war unser größter Disput. Ich wollte ihm gerecht werden, sicher. Aber da gab es jemandem, dem ich mich mehr verpflichtet fühlte. Scrootoh. Er war der fleischgewordene Mann meiner dreckigen und sehnsüchtigen Träume. Ein stetiger Begleiter in meiner Kindheit, der mich beschützen sollte. Und wie er das tat. Mit dem Alter hatte er sich dafür den ein oder anderen Muskel zugelegt, der mir mitunter den Atem nahm. Heimlich hatte ich mich um die Mauern aus Ästen geschlichen und ihn beobachtet. Gott, wenn ihr ihn nur hättet sehen können. Wie sein Schweiß in der Sonne glitzerte, aus den Strähnen seiner türkisenen Haare abwärts tropfte, nur um dann über seine glatte Brust zu perlen...” “Sia... Nicht abschweifen!”, rügte die Beta und ergriff den Bademantelkragen des Erzählenden. “Oh Mann. Ich glaube wir geben ihm ein paar Minuten oder?” “Nein, nein! Es geht schon wieder.”, räusperte sich der Paradiesvogel, streifte liebevoll die Hände der Beta ab, um sie in seine zu nehmen. “Aber da werde ich immer nostalgisch.” “Wie wäre es dann mit der Erzählersicht? Vielleicht hilft das?”, schlug die Autorin vor. “Nein, ich erzähle weiter. Wenn ihr wollt, tanze ich es euch in Buchstaben!” “Nicht nötig!”, lehnten die Damen im Chor ab. “Okay, dann weiter, Ladys!”, verkündete der Yokai grinsend, schob die Beta von sich und streckte sich elegant in eine tänzerische Anfangspose, um seinen Blick lasziv in die der Leser zu werfen. “Als ich Scrootoh wieder einmal so beobachtete. Immer wieder. Da fing er irgendwann meinen Blick auf. Mein Herz schlug augenblicklich schneller und ich beobachtete, wie er sein Trainingsgerät zur Seite legte, aufstand und zu mir kam. “Kann ich euch helfen, Prinz?”, fragte er und ging vor mir in die Knie. Es gab einen gewissen Codex, der dies von ihm verlangte. Egal wie lange wir uns bereits kannten, egal wie viel er von mir wusste. Er musste es tun. “Ich habe dir nur zugesehen, Scroo.”, antwortete ich und hob meine Hand in seine Richtung, um ihm aufzuhelfen. Er ergriff sie und stellte sich zu seiner vollen Größe auf. Er war gut einen Kopf größer als ich und doppelt so breit. An seine Schulter wollte ich mich zu gerne klammern. “Gefiel euch mein Training?”, lächelte er und entfernte seine Hand von der meinen, die ich instinktiv gehalten hatte. “DU hast mir gefallen.”, rutschte es mir heraus. Doch Scrootoh begann zu grinsen, hob seine Hand an meine Wange und streichelte mit dem Daumen einmal über meine Lippen. Meine Augen weiteten sich, denn ich spürte, dass dies ein Beweis dafür war, dass ich ihm mehr bedeutete, als nur das Objekt seines Schutzauftrages zu sein. “Ihr verpasst Eure Verlobungsanwärterin.”, erinnerte er mich an den Teil dieses Tages, den ich am liebsten hätte sausen lassen. Vater dachte, dass er mich damit herumkriegen würde. Doch ich würde heute nicht Tanzen. Für niemanden würde ich je tanzen, wenn es nicht Scrootoh war. Das hatte ich mir fest vorgenommen. “Ich würde die Zeit lieber mit dir verbringen.”, grinste ich verschwörerisch und brachte nun mein Gegenüber dazu seine Augen zu weiten. “Kommst du heute in mein Zimmer?” “Prinz, es wäre nicht gut sich die Hände zu verbrennen.”, riet er und nahm einen Schritt Abstand. Mein Blick glitt über seine nackte Brust und den Bund seiner Haremshose. “Dafür würde ich durchs Feuer gehen.”, antwortete ich süffisant grinsend und drehte mich zum Gehen. “Du weißt, dass du derjenige bist, für den mein Herz schlägt.” “Das weiß ich, Prinz. Dennoch wird diese Gewissheit nichts daran ändern. Ihr seid der Prinz und ich ein Nichts.”, antwortete er und zerschlug mit diesen wenigen Sätzen meine Hoffnungen. “Das lässt sich ändern.”, wisperte ich. “Nein.”, erwiderte Scrootoh niedergeschlagen, aber bestimmt. “Bitte vergiss es. Nur für diesen Augenblick und zeig mir, was du tätest, wenn wir auch in deinen Augen gleich wären. Denn in meinen sind wir es!” Wie immer verfehlten meine Worte ihre Wirkung nicht, denn sofort spürte ich Scrootohs Hand an der meinen und wie er mich mit sich riss. Er zog mich über den Weg aus Holz, der diesen Teil des Hauses mit dem nächsten verband und sprang dann einfach zwischen den Ästen hinab. Wir hatten dort eine Art Versteck zu dem man nur fliegend gelangte. Im freien Fall breiteten wir unsere Flügel aus, die wir nur durch eine Verwandlung erlangten und setzen sanft auf einem kleinen Ast auf, der zu einer Baumhöhle führte. Da die Bäume in diesem Teil des Dschungels riesig waren, besonders der Königsbaum, gab diese Höhle uns genug Platz um aufrecht stehen zu können. Noch ehe ich mich’s versah schob Scrootoh mich in das Dunkle, ergriff mit beiden Händen meinen Kopf und presste seine Lippen auf die meinen. Meine Augen schlossen sich und ich klammerte mich an seine Unterarme. Während ich völlig in dem Kuss versank, dachte ich daran, wie oft wir uns hier schon geküsst hatten. Das erste Mal, nachdem ich ihm sagte, dass ich ihn wollte. Er hatte nicht komisch reagiert, sondern nur wegen unserer Stellung gehadert. So wie er es immer tat, bis ich ihn herumkriegte und er mit mir hierher flüchtete. Doch mehr als diese heißen Küsse und einigen Berührungen gestand er mir dann doch nicht zu. Er würde keine weitere Regel des Könighauses, also meines Vaters, brechen. Er war schlicht mein Untergebener, ich sein Prinz. “Lass uns fliehen.”, keuchte ich auf seine heißen Lippen. “Das kannst du nicht. Du bist der einzige Erbe.”, antwortete er und hob seine bronzenen Augen. “Nur weil mein Alter keine weiteren Kinder gezeugt hat.”, schimpfte ich und sah gespielt gen Himmel. “Ich will dieses Leben nicht.” “Du kannst das nicht entscheiden.”, zerschlug er wieder all meine Hoffnung. Wollte er mich überhaupt so sehr wie ich ihn? Genervt schob ich ihn von mir und schritt aus der Baumhöhle, ließ meine Schwingen erscheinen und hob sie empor. “Sia!”, hörte ich seine Stimme und hielt inne. Nur in seltenen, ernsten Situationen nannte er mich beim Namen. “Ich will dir nicht dein Leben nehmen.” “Ist es denn ein Leben, wenn ich gefangen bin, wie ein Vogel im Käfig?” fragte ich zurück, sah ihn an und schlug meine Schwinge. Es verletzte mich, dass er erst handelte, wenn ich im Begriff war zu gehen. Doch es kräftigte auch meinen Entschluss. Den Entschluss dieses Dorf und somit meinen Posten als Prinzen zu verlassen. Ich würde mit Scrootoh gehen, weit weg! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)