Adventskalender des YuKa-FanZirkels von Knuddelkekswurmi ================================================================================ Kapitel 2: 13.12. - Aber du hast es versprochen! ------------------------------------------------ "Hey Babe.", kam es ungewöhnlich leise von der anderen Seite der Telefonleitung. Bereits an dieser Begrüßung und an der Tonlage merkte Kai sofort, dass etwas nicht stimmte. "Was ist los, Yura?", sein Körper war sofort angespannt. "Wow...ich kann vor dir wirklich nichts verheimlichen." "Nein, kannst du nicht. Also raus damit. Was ist los?" "Gleich auf den Punkt kommen, wie immer.", seufzte der Russe. "Yuriy!", Kai wurde ungeduldig. "Ist ja gut", ein weitere, diesmal sehr langgezogenes, Seufzen ertönte erneut. "Ich werd´s nicht schaffen." Kai schloss die Augen. Er hatte es befürchtet. "Kai, sag doch was.", bat Yuriy, nachdem der Jüngere eine Weile still blieb. Er war enttäuscht, was sollte er dazu sagen? "Aber du hast es versprochen.", seine Stimme zeugte eindeutig von dieser Enttäuschung und war kaum mehr als ein Flüstern. "Ja, ich weiß. Aber...es ist so viel zu tun. Ich komm einfach nicht eher weg und es gibt keinen späteren Flieger. Allgemein fliegt irgendwie nichts, weil sich wohl wieder ein Schneesturm angekündigt hat. Es tut mir leid." An seiner Stimme erkannte Kai, dass Yuriy es ehrlich meinte. Natürlich konnte Yuriy auch nichts für das Wetter. Und auch, dass sich so viel Arbeit angestaut hatte, war nicht verwunderlich. So war es doch immer zum Jahresende. So war es letztes Jahr und das Jahr davon und auch davor. Genau deswegen hatten sie sich ja versprochen, dieses Jahr die Feiertage zusammen zu verbringen. "Ist ok. Ist ja nicht deine Schuld.", dennoch konnte er die Traurigkeit aus seiner Stimme nicht verbannen. "Dann...sehen wir uns wohl erst in ein paar Wochen wieder. Ich muss mal sehen wie es mit dem Training weiter geht nach den Feiertagen. Ich ruf dich an, ok?" Kais Kehle war wie zugeschnürt und er wollte das Telefonat so schnell wie möglich beenden. Die Vorstellung, die kommenden Tage alleine zu sein, überall diese glücklichen Gesichter zu sehen und selbst unendlich traurig zu sein, war einfach nur furchtbar. Früher, ja früher hatte er mit der Einsamkeit kein Problem gehabt. Aber seit er sich seiner Gefühle für Yuriy bewusst war und sie beide offen und ehrlich eine Beziehung führten, da war jede Sekunde, die er von dem Rothaarigen getrennt war, fürchterlich schmerzhaft für ihn. Einerseits hasste er sich für diese Schwäche. Andererseits war Yuriys Liebe das Erfüllendste und Befriedigendste, was er jemals gefühlt hat. Yuriy hatte ein schlechtes Gewissen. Er wusste, dass Kai besonders anfällig für diese Art von Enttäuschungen war. Aber er konnte es einfach nicht ändern. Selbst wenn er seine Arbeit mitnahm und den Bericht im Flugzeug schreiben würde - es flog einfach nichts. Dieses Tiefdruckgebiet, welches sich über dem Ural staute, sorgte dafür, dass kein einziger Flieger in den nächsten Tagen den Moskauer Flughafen verlassen würde. Er stürzte sich in die Arbeit und wollte unbedingt alles schaffen, bevor sein Plan startete. Wenn sie sich schon nicht in live sahen, so wollte er ihn wenigstens am Feiertag über sein Tablet sehen. Seit ihrem letzten weniger erfreulichen Telefonat hatte er nichts mehr von ihm gehört. Daher hatte er sich überlegt, gar nicht erst schlafen zu gehen, um Kai mit einem Videoanruf zu überraschen, sobald bei diesem in Japan der Tag anbrach. Er hatte alles vorbereitet, um den ganzen Tag mit Kai zu reden. Sogar sein Essen musste er nur nochmal warm machen. Er hatte Tee und Kaffee und sogar eine Flasche Vodka, um sich mit Kai digital zu betrinken, wenn diesem danach war. Doch als es endlich soweit war, da spielte Kai nicht mit. Er ging einfach nicht an sein Telefon. Yuriy rechnete nochmal nach, wie spät es in Japan war und probierte es erneut. Ob er noch sauer war? Yuriys schlechte Gewissen stieg ins Unermessliche. Unruhig lief er auf und ab. Sollte er ihm schreiben? Er versuchte es erneut, doch keiner antwortete ihm. So ging es 2 Stunden weiter. Mittlerweile hatte er über 20 Mal angerufen und hatte ihm auch geschrieben. Er war kurz davon im Büro anzurufen, bis ihm wieder einfiel, dass er da am Feiertag wohl wenig Chancen hatte, jemanden zu erreichen. Gerade als er erneut auf den grünen Hörer drücken wollte, klingelte es an seiner Tür. Mit dem Telefon in der Hand ging er in den Flur, öffnete die Tür und traute seinen Augen nicht. "Kai?" "Hey Babe." "Wie...was tust du hier?", war die zugegeben nicht schlaueste Frage zur Begrüßung. "Oh, ich kann auch wieder gehen.", Kai grinste. Sein Plan war aufgegangen. "Was? Nein!", jetzt erst löste er sich aus der Starre und zog seinen Freund zu sich, hinein in die warme Wohnung und drückte ihn an sich. Es dauerte nicht lange, bis sich ihre Lippen fanden. Kai löste die Umarmung zuerst und drückte Yuriy etwas von sich. "Hast du vielleicht einen Kaffee? Die Reise war etwas anstrengend und ich bin durchgefroren." "Ja klar. Komm erst mal rein.", Yuriy zog Kais Tasche in den Flur und schloss die Tür hinter ihm. "Im Zug? Du bist mit dem Zug hier?" "Ja natürlich. Es fliegt ja nichts. Und ich dachte, die gute alte Transsibirische Eisenbahn haut so schnell nichts um. Die fährt ja immer. Auch wenn es lange gedauert hat." "Wann bist du denn los? Und wie kommst du darauf? Du warst doch sicher tagelang unterwegs." "Ja. Die Reise hat 7 Tage gedauert. Aber...das war es mir wert." Yuriy stellte Kai einen Kaffee vor die Nase, drückte ihn auf einen Stuhl in der Küche und kniete sich vor ihn nieder. "Du bist unglaublich Kai.", er musste lachen. "Ich hab versucht dich anzurufen. Ich wollte mit dir videochatten. Den ganzen Tag. Ich hab alles vorbereitet." Kai sah sich um. In der Stube lagen diverse Kabel, die die Stromversorgung von Tablet und Handy sicherstellen sollten. Auf der Couch war ein Berg von Kissen und Decken aufgestapelt. Wahrscheinlich hatte Yuriy da nächtigen wollen. Der Anblick brachte ein Lächeln auf sein Gesicht. "Ich musste dich sehen. Wir haben es uns versprochen, dass wir uns sehen. Ich konnte nicht zulassen, dass unser Versprechen gebrochen wird." "Aber deine Arbeit?" "Die muss warten. Du bist wichtiger." Diese Worte besiegelte er mit einem Kuss aus kalten Lippen. "Die Couch sieht gemütlich aus. Lass uns da aufwärmen.", Yuriy grinste. "Oh, ich weiß schon wie ich dich auftaue." Kai konnte das Grinsen seinerseits nur erwidern. Es war die richtige Entscheidung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)