Wintergeschichten von WeißeWölfinLarka (Adventskalender-Aktion des YuKa-Zirkel 2020) ================================================================================ 11.12.: Wir können stattdessen Freunde sein - Kooperation von FreeWolf und WeißeWölfinLarka ------------------------------------------------------------------------------------------- Kais Handy vibrierte auf seinem Couchtisch. Der Silberhaarige drückte seufzend auf die Leertaste, um die aktuelle Folge von „The Queen's Gambit“, die er sich mit Yuriy ansah, zu stoppen, ehe er nach seinem Mobiltelefon griff. „Sorry“, murmelte er. „Das könnte die Firma sein.“ Yuriy verdrehte die Augen. „Du arbeitest in der Buchhaltung“, protestierte er. „So wichtig kannst du gar nicht sein, dass sie dich nach Feierabend noch brauchen.“ Sein Freund zuckte mit den Schultern. „Wir haben bald Jahresabschluss. Ein paar der Unterlagen kann nur ich aufschlüsseln, weil der andere Buchhalter unfähig ist“, gab er zurück, bevor er den Anruf fachmännisch entgegennahm. „Hiwatari?“ Yuriy wurde aus der Miene seines Freundes nicht ganz schlau, beobachtete ihn aber weiterhin neugierig. Kai schien über den Anrufer ein wenig überrascht, war um Freundlichkeit bemüht und ... irgendwie zurückhaltend? Das war für ihn sehr untypisch. „... Ähm... Ja?“ Kai warf einen Seitenblick auf Yuriy, der nur verwundert die Augenbrauen hob. „Samstag sagst du? Ich check meinen Kalender und schreib dir.“  Kai beendete das Gespräch mit einer versteinerten Miene und öffnete gerade den Mund, da gab Yuriys eigenes Smartphone einen Ton von sich. Seine Augenbrauen wanderten ein weitaus größeres Stück in die Höhe, normalweise erhielt er am Freitagabend keine Nachrichten, weil alle seine Freunde wussten, dass er dann wegen der neuen Folge der Schachserie nicht ansprechbar war. Immerhin war es nur eine SMS und er kam um ein Telefonat herum.    20:43 Unbekannter Teilnehmer: Yuriy, hast du Lust am Samstag mit mir auf den Weihnachtsmarkt zu gehen? As in a date? Takao    Yuriy lachte prustend. „Scheiße, Mann“, gab er etwas hilflos von sich. Wie sollte er darauf reagieren? Er hielt Kai sein Handy entgegen. „Dein Kumpel will mit mir auf ein Date“, erklärte er. Kai blinzelte auf das Display. „What the-“, murmelte der Japaner kopfschüttelnd. „Was soll das denn bitte? Max hat mich grad angerufen um mich dasselbe zu fragen“ „Зачем?“, Yuriy räusperte sich. „Ich wusste nicht, dass deine Freunde auf uns stehen.“ Kai schnaubte amüsiert. „Das ist mir auch neu. Wir sind wohl unwiderstehlich.“ Er zwinkerte dem Rotschopf zu, der ein amüsiertes Geräusch von sich gab. Er wurde ernst, als er weiter auf sein Display starrte. „Das trägt verdächtig die Handschrift von Hiromi und Boris. Die beiden sind mir letztens wieder in den Ohren gelegen, dass wir unseren Freunden sagen sollen, dass wir zusammen sind.“ Der Silberhaarige seufzte. „Wir hätten den beiden einfach nie erzählen sollen, dass wir zusammen sind“, brummte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Yuriy grinste spielerisch. „Oder wir stellen uns vor sie und küssen uns, und dann ist alles geklärt“, schlug er vor. Kai hob eine Augenbraue in die Höhe. „Hm, klar, das traust du dich nicht.“ „Ich?“ Yuriy setzte Kai den Zeigefinger auf die Brust. „Du, mein Freund, du traust dich das nie im Leben.“ Kai prustete und begegnete dem Blick des Rothaarigen, eine Herausforderung im Blick. „Was willst du wetten?“  „Ich will ne Bratwurst.“ Kai lachte laut auf. „Ich weiß von einer Bratwurst, die du immer haben kannst,“ erklärte er augenzwinkernd und in einem Ton, der Yuriy gackernd lachen ließ und ihm Tränen der Verzweiflung in die Augen trieb. „Du bist schrecklich“, brachte er schließlich zwischen seinen Lachanfällen hervor. „Dafür magst du mich. Außerdem bist du genauso schlimm. Oder muss ich dich daran erinnern, wer von uns beiden vorhin unbedingt-“ „Nein, musst du nicht.“, unterbrach der Rothaarige ihn resolut. Er vergrub in einer übertrieben theatralischen Geste sein Gesicht in den Händen. „Warst du schon immer so, oder hab ich dieses Monster geschaffen? Wenn deine Freunde diese Seite an dir kennen würden ...“ „Zurück zur Wette!“, forderte Kai nachdrücklich. „Wie wär's damit: Der Verlierer muss einen Tag lang zu allem JA sagen.  Kneifen gilt nicht.“ „Pff, wenn du dir damit mal kein Eigentor schießt. Du sagst doch viel öfter nein als ich“, zwinkerte Yuriy verführerisch. „Ich? Pah!“, entgegnete Kai ehe seine Stimme weich wurde. „Ich kann deinem himmelblauen Augenaufschlag doch nicht widerstehen, weißt du doch.“ Yuriy verdrehte die Augen. „Schleimer.“ „Ich sehe mich mehr als Charmeur!“, gab der Silberhaarige zurück. Yuriy zeigte ihm den Finger, stand dann aber doch aus seinem Eck der Couch auf und ließ sich schwer neben Kai auf die Couch fallen. Er ließ sich zur Seite sinken, bis er seinen Kopf auf Kais Schoß betten und zu ihm aufblicken konnte. „Was machen wir denn dann jetzt mit unseren Einladungen?“ Kai zuckte mit den Schultern und in seinen Augen funkelte diebische Vorfreude. „Annehmen, versteht sich. Wir schlagen sie mit ihren eigenen Waffen.“ „Mir gefällt, wie du denkst“, erklärte Yuriy mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen.   21:03 NeoBOSS: Hallo Takao, das kommt ziemlich überraschend. Ja, gehen wir auf den Weihnachtsmarkt. Ich kann ab 19h. Treffen wir uns dort?   Sie fuhren gemeinsam zum überdachten Weihnachtsmarkt in Roppongi. Kais Gesichtsausdruck verfinsterte sich zunehmend, während sie auf den Eingang zugingen. Kai blickte auf sein Handy. „Max will sich irgendwo da drüben treffen“, brummte er unwillig und deutete nach rechts. Yuriy grinste schief. „Was, hast du Schiss?“, stichelte er. Das erntete ihm ein Augenverdrehen, ehe der Silberhaarige sich abwandte und in Richtung seines Treffpunktes bewegte.   Nachdem Kai ihn stehengelassen hatte, stand Yuriy pünktlich um 19 Uhr neben dem Zugang zum Weihnachtsmarkt in Roppongi. Er rechnete damit, dass er auf Takao warten musste; er kannte den anderen nicht gut, hatte aber inzwischen genug Zeit mit Hiromi verbracht, um zu wissen, dass der junge Japaner es nicht so genau mit Pünktlichkeit nahm. Umso überraschter war er, als Takao auftauchte, kurz nachdem Kai seiner Wege gegangen war. „H-Hi“, grüßte der Dunkelhaarige. „Hallo.“  Yuriy konnte nicht umhin, ihn von Kopf bis Fuß zu mustern; der andere hatte sich offensichtlich für ihr Date herausgeputzt. Unter seinem Blick trat Takao nervös von einem Fuß auf den andern. Yuriy lächelte, ein spielerischer Zug um seinen Mund. „Du siehst gut aus. Neuer Mantel?“ „Oh, äh, danke. Hat Hiromi mit mir gekauft...“, murmelte Takao, räusperte sich dann. Yuriy nickte anerkennend. „Sie hat dich gut beraten“, komplimentierte er souverän. Takao schien mit diesem Kompliment nicht umgehen zu können. Er druckste herum, plötzlich mit einer deutlichen Rotschattierung im Gesicht. Er sah sich einen Moment lang hilflos um, ehe sein Blick auf etwas fiel. Seine ganze Miene hellte sich auf. „Oh, es gibt hier Lebkuchen! Möchtest du Lebkuchen mit mir essen?“ Der schnelle Themenwechsel zauberte ein Schmunzeln in Yuriys Mundwinkel. Er nickte, steckte seine Hände tief in die Taschen seines Mantels und spazierte neben Takao her zum nächsten Stand, der Lebkuchen anbot. Yuriy blickte auf die kitschigen deutschen Wörter, die er nicht verstand und fragte sich, was das werden sollte. Takao hingegen schien einen Plan zu haben; er wählte sicher eines der Herzen aus und bezahlte, ehe er sich reckte, um es Yuriy hinhielt. Yuriy schielte auf das deutsche Wort auf dem überdimensionierten Lebkuchenherz. Was auch immer „SPATZI“ heißen mochte ... Der Rotschopf hatte eine schlechte Vorahnung. „Ich hoffe, das sagt nicht sowas wie 'Lieblingsoma'„, murmelte Yuriy duster. Takao grinste schief. „Nicht ganz“, gab er zurück, ein spitzbübisches Grinsen im Gesicht. Yuriy hob eine Augenbraue. „Was, du verstehst, was da draufsteht?“ Takao nickte und hob sein Handy, auf dem eine Übersetzungs-App noch geöffnet war. „Manabu-kun hat mir die coolste App überhaupt gezeigt! Ich bin mir sicher, Kai wird das Herz gut finden“, er zwinkerte dem Rotschopf verschwörerisch zu. Dem blieb die Spucke weg. Dann fluchte er auf Russisch. „Ich wusste, dass Boris und Hiromi nicht zu trauen ist“, fügte er dann duster auf Englisch hinzu, ehe er Takao skeptisch beäugte. „Was für ein Spiel spielt ihr hier?“ Takao zuckte mit den Schultern, ein unschuldiges Grinsen auf dem Gesicht. „Ach, weißt du, wir wollen nur euer Bestes“, erklärte er entspannt. Der Rothaarige murrte etwas Unverständliches, ehe er nach der Hand des Japaners fasste. „Danke, dass du den Bullshit nicht mitmachst“, erklärte er dann ernst. „Und jetzt lass uns Glühwein trinken.“   Es dauerte nicht lange, bis Kai Max gefunden hatte und sie sich vor einem der Glühweinstände einreihten. Es war voll auf dem Weihnachtsmarkt, und über ihnen beleuchteten Lichterketten den Weg. Der Blonde begrüßte ihn mit einer Umarmung, die für Kais Geschmack etwas zu lange dauerte. „Wie geht es dir?“, beeilte sich Max mit einem strahlenden Lächeln zu fragen, als sie sich nebeneinander in die Schlange vor dem ersten Glühweinstand eingereiht hatten. Kai bemühte sich um einen neutralen Gesichtsausdruck. „Gut.“ Sie schwiegen, während sie sich einen Meter nach vorne bewegten. Es war ziemlich seltsam. Max schien nicht zu wissen, worüber er reden sollte - was seltsam war, schließlich hatte er sonst auch keine Probleme damit, mit anderen Menschen zu sprechen, selbst mit Kai selbst. Vielleicht war es das Date-Ding. Der Silberhaarige seufzte innerlich, ehe er nach einem Thema suchte, mit dem Max etwas anfangen konnte. „Wie läuft's mit deinem Studium, Max? Immer noch so herausfordernd?“, erkundigte er sich also. Dass es eine recht pauschale Nachfrage war,  schien den nicht zu stören. Vielmehr schien er erleichtert darüber zu sein, über irgendetwas sprechen zu können. Erfreut, etwas gefunden zu haben, worüber sie beide sprechen konnten, erzählte er von seinem Semester, während Kai ab und an nickte, um zu zeigen, dass er zuhörte. „Und bei dir?“ Die Frage traf ihn nicht wirklich überraschend. „Ach... Buchhaltung. Meine Mutter will, dass ich die Firma in- und auswendig kenne, deswegen schlage ich mich gerade mit Zahlen und so Zeugs herum. Das Übliche“, erzählte er und hielt einen Moment inne, ehe er scherzend hinzufügte: „Ich kann Saldenlisten sexy machen, hat man mir gesagt.“ Max blinzelte ihn unverständig an, was Kai dazu brachte, amüsiert eine Augenbraue hochzuziehen. Sie erreichten die Verkaufstheke des Glühweinstandes gerade rechtzeitig - unangenehme Stille hatte bereits begonnen, sich auszubreiten. Max räusperte sich. „Was magst du?“ Kai blinzelte überrascht. „Haben sie was anderes als Glühwein?“, fragte er überrascht. Max blickte hilflos auf die Anschlagtafel, die tatsächlich genau zwei Dinge auflistete. „...Bratwurst?“, schlug er vor. Kai verbiss sich ein amüsiertes Schnauben. „Glühwein ist gut“, erklärte er also und bestellte. Er fasste gerade nach seinem Portmonnaie, da kam ihm Max zuvor, um für ihre Tassen zu bezahlen. „Nicht doch, das geht auf mich! Das ist schließlich ein Date!“, erklärte er so resolut, dass Kai kopfschüttelnd seinen Geldbeutel wieder einsteckte. Er stammelte etwas konsterniert einen Dank, während sie zu einem der freien Tische gingen. Max grinste. „Weißt du, ich war noch nie hier“, erzählte er nach einem weiteren langen Moment seltsamen Schweigens. Kai hob eine Augenbraue. „Willst du dich eine Runde umschauen?“   20:34y Kai: Wir sind beim kitschigsten Stand, der mit den Lichterketten. Ich war nett und jetzt hab' ich keinen Bock mehr. Wo bist du?   20:36 Yuriy: Ich seh dich. Zeit zu zeigen, dass du nicht nur große Worte spuckst.   Kai hatte gerade genug Zeit, die Antwort auf seine Nachricht zu lesen, da ertönte schon ein Ruf. „Kai! Max!“ Yuriy, gefolgt von Takao, dessen Gesicht im Schein des Heizpilzes seltsam rot schien, trat zu ihnen. Der dunkelhaarige Japaner hatte ein gezwungenes Grinsen aufgesetzt. Yuriy grinste breit - vielleicht hatte er schon einen Glühwein zu viel intus. „Was macht ihr denn hier?“, fragte er übertrieben überrascht. Kai verdrehte die Augen. „Hör auf mit dem Scheiß, Yura“, schalt er den anderen. Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. „Du Spaßbremse“, gab er nüchtern zurück. „Du bist ein Vollidiot“, gab Kai zurück, doch hatte die Aussage weitaus weniger Biss als sonst. Yuriys Blick wurde weich, während er nach vorne trat und sich bei Kai unterhakte. „Dein Vollidiot“, erklärte er sanft. Takao und Max, für den Moment vergessen, tauschten einen Blick und zuckten im stummen Einverständnis grinsend mit den Schultern. Der Blonde räusperte sich. „Also seid ihr ...?“, er machte eine vage Handbewegung zwischen Kai und Yuriy, um anzudeuten, worauf er hinauswollte. Kai verdrehte die Augen. „Ihr rafft es anders echt nicht“, schimpfte er genervt, packte Yuriy am hochgeschlagenen Kragen seines Mantels und zog ihn zu sich, um ihn vor den Augen ihrer Freunde zu küssen. Der Rotschopf versteifte sich im ersten Moment, ehe Kai spielerisch in seine Unterlippe biss. Da schmolz Yuriy in den Kuss hinein; er lockerte seine Haltung und schlang seine Arme um Kais Hüfte, um ihn näher an sich zu ziehen. Nicht nur die Kälte zeichnete seine Nasen- und Ohrenspitzen rot. Takao und Max blinzelten überrascht; sie hatten wohl viel erwartet, nur das nicht unbedingt. Kai wandte sich Max zu. „Sorry, Max, wie du siehst steh' ich mehr auf Rothaarige“, erklärte er nüchtern. „Lass uns lieber Freunde bleiben.“ „Gilt auch für uns, Takao“, erklärte Yuriy noch leicht atemlos. „Und jetzt will ich meine Bratwurst“    (Hiromi lud Boris zwei Stände weiter seufzend und kommentarlos auf den nächsten Glühwein und eine Bratwurst ein. Immerhin hatte er die Wette gewonnen.) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)