Tanoshi Giron von Dudisliebling (Lustvolle Diskussionen) ================================================================================ Kapitel 2: Undercover --------------------- 2 “Es tut mir leid, Kagome, aber ich kann nicht zum Essen kommen.” “Hast du etwa schon wieder Spätschicht?”, schimpfte die Frau am anderen Ende der Leitung und ich hob das Smartphone auf etwas Abstand zu meinen empfindlichen Ohren. “Auch. Aber ich muss Überstunden machen um den Brandstifter zu finden.”, maulte ich, war selbst genervt von dieser Anordnung. Wieso ich mich überhaupt daran hielt, war mir schleierhaft. Ich wollte schlicht nicht mehr zu diesen Brandeinsätzen gerufen werden, nur weil irgendein Idiot meinte, er müsse dort seinen Rachefeldzug führen. “Ist das nicht die Sache der Polizei? Du bist nur Feuerwehrmann!”, erfasste meine beste Freundin und ich nickte ihr zustimmend zu, auch wenn sie es nicht sehen konnte. In meinem Raum war es schwärzeste Nacht und nur ihre Stimme war ein willkommener Unterschied zu der Dunkelheit, die hier allgegenwärtig geworden war, wenn ich zuhause war. “Nur?”, fragte ich, um das Gespräch in eine lächerliche und stichelnde Richtung zu lenken. Kagome ging darauf ein: “Du weißt was ich meine! Ich bewundere deine Berufung und sie passt hundertprozentig zu dir, aber...” “Was, Kagome?”, fragte ich wissend und schmunzelte. Ich wusste genau wie sie tickte. “Ich sorge mich um dich!” “Ich weiß, Kagome. Aber es geht mir gut.”, versicherte ich und hörte ihr Seufzen. “Sicher?”, murmelte sie und ließ ihre Sorge nur schwer ziehen. “Ja. Ganz sicher”, sagte ich und hörte Rascheln am Hörer meiner Freundin. “Deine Nichte will dich sprechen, wenn du es schon nicht schaffst zum Essen zu erscheinen.”, brummte Sesshomaru, mein “lieber”, älterer Halbbruder. “Dann gib ihr das Smartphone und heul mir nicht die Ohren voll, weil du mich vermisst.”, ärgerte ich ihn, hörte kein weiteres Wort, wusste genau, dass er die Augen verdrehte und lauschte dann nach dem kleinen Mädchen. “Inuuuuu!”, quietschte sie und viel mehr konnte sie auch nicht sagen. “Hallo Mimiko. Geht es dir gut?”, fragte ich dennoch und hörte sie kichern. Ihre strahlenden goldenen Augen erschienen vor meinem geistigen Auge und ich spürte die Sehnsucht nach der Kleinen. Sie war mir wie ein eigenes Kind und sonst verbrachte ich jede freie Minute mit ihr und ihren Eltern. Doch diese Brandsache, gepaart mir meiner eigenen Melancholie, hielt mich in den letzten Wochen von ihr fern. “Inuuu!”, antwortete sie und ich musste einfach noch etwas mehr lächeln. “Na dann schlaf gut, meine Kleine.”, verabschiedete ich mich mit einem wissenden Blick zu meiner Uhr, die auf dem Schreibtisch stand. Mimiko würde nun ins Bett gehen. Sie hatte eine feste Zeit auf die akribisch geachtet wurde. Der Hörer wanderte wieder herum und mein Bruder meldete sich mit einem strengen Ton zurück: “Am Wochenende schlägst du hier gefälligst auf! Kagome hat Geburtstag und auch Mimiko vermisst dich sehr.” “Jaja, ich werde kommen! Ich vermisse die Kleine genauso. Aber Arbeit ist Arbeit.” “Und das ist nicht alles!” “Ich weiß, Sesshomaru!”, knurrte ich und hörte sein Seufzen. “Entschuldige. Aber Mimiko fragt mehr nach dir als nach mir. Das nervt.” “Da siehst du eben wen sie lieber hat.”, grinste ich und auf diese freche Antwort folgte das monotone Tuten und die Gewissheit, dass er das Gespräch beendet hatte. Mit Schwung warf ich mich aufs Bett und starrte an die Decke. Nichts war in der Wohnung zu hören, die ich nun allein bewohnte. Shippo und Kirara waren vor der Geburt ihres Sohnes ausgezogen und lebten nun in einem Haus auf dem Land, außerhalb Tokios. Auch sie sah ich nur selten in letzter Zeit. Brummend rollte ich mich auf die Seite, zog die Knie an den Körper und schloss die Augen. Die nächste Woche würde hart werden. Noch härter, wenn ich die Arbeit und Recherche bedachte, damit ich einen Abend frei haben konnte, um Kagomes Geburtstag zu feiern. Sesshomaru würde mir echt Ärger machen, wenn ich nicht kam und Kagome würde mich heimsuchen. Aber neugierig war ich auch, weswegen ich meine Augen einen Spalt weit öffnete. Das Gesicht der neuen Inspektorin flackerte auf und ich schmunzelte. Das würde sicher nicht einfach werden. Die Woche lief spektakulärer ab als gedacht. Es gab mehr Einsätze als zuvor und ich war jede Schicht im Einsatz. Meine Eingebundenheit missfiel Ms Sakurai, weswegen sie mich mit Anrufen geradezu terrorisierte. Ich nahm am dritten Tag schon gar nicht mehr ab und ignorierte sie. Ihre nervige Art ging mir gegen den Strich. Sie war unverschämt, butterte mich unter, wo es nur ging, und verlangte aber im Gegenzug Informationen und mehr Engagement. Um ihre Telefonate halbwegs durchzuhalten und ihr etwas an Infos geben zu können, hatte ich alle Brandstellen noch einmal besucht. Nachts, verstand sich, denn diese waren polizeilich abgeriegelt. Zum Glück stanken die ersten beiden nicht mehr so sehr und ich konnte meine Nase zum Einsatz bringen. Mit der Taschenlampe an meinem Smartphone lief ich durch die verkohlten Räume, sah mir die Familienfotos an, die an den Wänden hingen und versuchte auf diesen, gleiche Gesichter zu erkennen, als ich durch die beiden anderen Häuser schlich. Doch nichts. Die Berichte der Spurensicherung zeigten auf, dass der Übeltäter ein sehr aggressives Mittel verwendete und somit die Flammen schnell entstanden. Ob er einen Fernzünder benutzte, kam mir der Gedanke, da das eine Haus recht verwinkelt und mit sehr viel Möbeln und Antiquitäten versehen war. Wenn ein Täter das Haus nicht kannte, konnte er vielleicht Probleme haben, dieses Haus schnell zu verlassen. Außer es trat mein Verdacht ein und es war ein Yokai oder Hanyou. Etwas Übermenschliches, was schnell laufen oder flink springen konnte. Etwas, das eine besondere Gabe besaß. Ein Feuerteufel im wahrsten Sinne des Wortes vielleicht? Leider konnte ich gerade genau diese Vermutung nicht weitergeben. Die Inspektorin wollte keine Ammenmärchen hören, zu denen ich ja selbst zählte. Niemand glaubte an uns dämonische Wesen. Man wurde als verrückt abgestempelt, weshalb sich ja die letzten unter uns versteckt hielten. Entweder man sah aus wie ein Mensch, was wunderbar war, oder man hatte ein Leben im Schatten der normalen Welt. Ohne weitere Beobachtungen oder neue Erkenntnisse schlich ich mich aus dem Haus und trat in die Dunkelheit der Nacht. Kurz sah ich mich um und sprang dann auf die hohe Mauer, die das Grundstück einkreiste. Doch direkt nachdem ich mich wieder in den Stand begeben hatte, duckte ich mich wieder hinab und machte mich so klein wie es nur ging. Ein angrenzender Baum bot mir zum Glück mit seinem Blätterdach Schutz und ich beobachtete was mich in die Finsternis geschickt hatte. Da war die Inspektorin. Sie trug, anders als die Male als ich sie sah, einen dunklen Hoodie und eine ebenso dunkle Jogginghose. Turnschuhe waren den High Heels gewichen. Doch ihr Geruch verriet sie für mich. Aus dem Schatten der Dunkelheit beobachtete ich sie, wie sie zum Haus ging und die Absperrbänder durchkletterte. Sollte ich ihr folgen? Entgegen dem Drang, schnellstmöglich zu verschwinden um nicht aufzufallen, folgte ich ihr und stieg über eines der geplatzten Dachfenster ein. Leise schlich ich die Treppe hinab und fand den Lichtkegel ihrer Taschenlampe. Sie hatte mich nicht erspäht, ahnte nichts von meiner Beobachtung und so folgte ich ihr. Sie ging denselben Weg ab, wie ich zuvor und hielt im Wohnzimmer an der Brandstelle, die zuerst Feuer gefangen haben musste. Sie machte Fotos, was mich stutzen ließ. Aus mehreren Blickwinkeln. Als ob die unzähligen Bilder der Spurensicherung nicht ausreichen würden, rollte ich die Augen und sah dann zu, wie sie an der Fensterfront vorbei ging. Sie war unglaublich ruhig in ihrem Gang, schlich fast so leise umher wie ich es tat. Das Mondlicht erhellte ihr Gesicht und ließ die Haut erstrahlen. Die rötlichen Locken ihres Ponys wie Feuer erleuchten. Ich schluckte bei der Stärke ihrer blauen Augen. Ihre Bewegung riss mich aus der intensiven Beobachtung und sie wollte das Haus wieder verlassen. Aus Neugierde sprang ich leichtfüßig an die Stelle, die sie so ausgiebig fotografiert hatte und stockte. Was war das? Ich ging in die Hocke, beugte meinen Oberkörper so weit zum Boden, bis ich fast das Gleichgewicht verlieren würde und musterte das Zeichen, das auf den Boden gebrannt war. Es sah aus wie ein Auge, welches von einem orientalischen Muster umringt war. Es war winzig und mir zuvor nicht aufgefallen. Das musste es sein, wonach sie gesucht hatte, untermauerte meinen Verdacht von etwas Übermenschlichem. Aber wenn sie gezielt danach suchte, was wusste sie darüber? Am nächsten Abend bearbeitete ich gerade die Berichte der gesamten Woche, da ja nie die Zeit dafür gewesen war. Immerzu kamen Einsätze dazu, aber heute war es endlich mal ruhig und die Arbeitskluft konnte schön einsatzbereit im Schrank bleiben. Nach dem dritten Bericht stand ich auf und zog die Kaffeemaschine für eine kleine Pause zurate. Ich war müde. Auch wenn ich es gewohnt war wenig oder gar keinen Schlaf zu brauchen oder auch zu bekommen, so war diese Nacht irgendwie schlimm. Mit einem Blick auf den Kalender wusste ich auch schnell den Grund. In wenigen Tagen war Neumond. Genau an Kagomes Geburtstag. Da würden sicher einige Sprüche fallen und bis jetzt hatte auch Mimiko mich nie als Mensch, also mit schwarzem Haar und braunen Augen gesehen. Wie sie wohl reagieren wird? Dachte ich als ich mit der Tasse dampfenden Kaffees zur Sitzgruppe wanderte um dort eine kleine Pause einzulegen. Ich rieb mir über die Augen und trank dann einen Schluck. Doch an Ruhe war gar nicht zu denken, fielen mir die immer lauter werdenden Schritte der High Heels auf, die sich dem oberen Stockwerk, in dem ich saß, näherten. Ebenso Makotos Begrüßung und das rasche Fragen nach dem Begehr der frisch eingetroffenen Inspektorin. Er bekam keine Antwort und schon einen Moment später stieß die Tür weit und schnell auf. Die eisblauen Augen erfassten mich augenblicklich und die Augenbrauen schoben sich ärgerlich zusammen. “Sie sitzen hier und trinken seelenruhig Kaffee?!”, begrüßte sie mich. Gelassen nahm ich noch einen Schluck und stand dann auf. Ich baute mich zu meiner gesamten Größe auf und fixierte ihren Blick. “Schönen guten Abend, Ms Sakurai!” Diese monotone Begrüßung schien sie zu verärgern, doch sie hielt sich zurück, schob die Emotionen beiseite und straffte ihre Haltung. Diesmal trug sie wieder die adrette, zweiteilige Bürokleidung. Heute war sie in dunklem Blau gehalten und rundete durch die hellblaue Bluse mit Schleifenkragen ihr Erscheinungsbild ab. “Haben Sie neue Informationen für mich?”, fragte sie und ignorierte die vorangegangenen Worte. Makoto kam zur Tür herein und ließ den Blick zwischen uns schweifen. “Es gab bis jetzt keine neuen Erkenntnisse.”, gab ich Antwort und Makoto stimmte mir zu: “Die Spurensicherung hat doch gestern den Bericht geschickt, oder nicht?” “Ja, das haben sie.”, antwortete die Inspektorin und schob ihre Hände an ihre Taille. Ihr Schulterholster kam zum Vorschein. Ebenso der Gürtel mit ihrer Dienstmarke und einer zweiten Waffe. Sie war wirklich gut ausgestattet, dachte ich und ging an ihr vorbei zum Schreibtisch. “Wenn Sie wollen, dann sehen wir uns die Bilder noch einmal gemeinsam an.”, schlug ich vor. “Wäre angebracht! Sie gehen ja nicht an ihr Diensttelefon, damit man sich besprechen könnte!”, rügte sie. Makoto hob die Augenbrauen und ich erwiderte seinen Blick. “Willst du hierbleiben?”, fragte ich hoffend. Doch ich wusste, dass Makoto an einer wichtigen Reparatur saß und so schüttelte er den Kopf. “Das schaffst du sicher auch ohne mich.”, grinste er dabei. “Viel Spaß!” “Wir arbeiten!”, rief ich dem flinken Mann hinterher und schnaubte dann. Was er schon wieder darüber dachte, wüsste ich zu gerne. Doch dafür hatte ich nun ja keine Zeit. Die liebe Inspektorin hatte sich bereits meinen Stuhl gekrallt und saß vor dem Bericht, den ich gerade geschrieben hatte. “Ein so heftiger Unfall?”, fragte sie ruhig. “Ja. Alle Insassen kamen ums Leben.”, antwortete ich und zog einen anderen Stuhl neben sie, um mich darauf zu platzieren. “Eine vierköpfige Familie. Der LKW-Fahrer erlitt einen Herzinfarkt und rammte den Wagen frontal, als er von seiner Spur abkam.” “Ich hörte davon.”, flüsterte sie und straffte dann ihre Haltung. Solche Unfälle konnten einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Auch mich ließen diese Dinge nicht kalt. Wenn ich die leblosen und schwer verletzten Kinder sah und bergen musste. Seit Mimiko in unsere Familie geboren wurde, war es noch schwerer geworden und ich sah Kagome wirklich ungern wegfahren. “Nun unser Bericht, Ms Sakurai?”, fragte ich und sah in ihre Augen. “Dafür bin ich hier.”, spottete sie und ließ meine Augen rollen, bevor ich den Bericht heraussuchte und die Bilder öffnete. Ich hatte sie mir gestern Abend noch angesehen, nachdem ich in dem Haus gewesen war. Ich wollte wissen, ob ich dieses Zeichen übersehen hatte. Aber dem war nicht so. Das Zeichen war nicht auf den Bildern gewesen. Doch es war keine Sabotage oder etwa die falschen Bilder. Es war alles genau gleich, außer das Fehlen dieses Hinweises. “Sehen Sie etwas Besonderes?”, fragte sie mich und ich tat so als ob ich nichts wusste. “Außer den Stellen, wo das Brandmittel verteilt gewesen sein muss, nicht.”, versicherte ich. “Sollte ich?” “Nein.”, sagte sie einfach. Ich nahm einen Schluck Kaffee und beobachtete wie sie noch einmal alle Bilder durchsah und den Bericht akribisch genau las. “Wollen Sie einen Kaffee? Es ist schon nach elf.”, fragte ich höflich. Sie schien ein wahrer Workaholic zu sein. “Ich frage mich schon die ganze Zeit warum hier noch keiner steht?!”, antwortete sie und nahm mir die Luft. Wollte sie mich verarschen? War ich ihr Untergebener? Ein Diener? Aber nicht mit mir, Zuckerpuppe, dachte ich und antwortete: “Sie wissen sicher auch wie die Maschine funktioniert. Machen Sie sich selbst einen!” “Ganz schön unverschämt.”, betitelte sie dies und brachte mich zum Auflachen. “Das Kompliment gebe ich gerne zurück!” “Stecken Sie sich ihren Kaffee sonst wo hin!”, warf sie mir galant entgegen und kurz sah ich die Arroganz meines großen Bruders in ihr. Doch es imponierte mir auch etwas. Sie gab Kontra. Ließ nicht mit ihr spielen oder sich zum Narren halten. “Ich mache Ihnen einen.”, schlug ich vor und wollte den Rest aus meiner Tasse trinken. Doch ihre Hand ergriff meine Tasse, entzog mir diese und wartete nicht mal meinen Protest ab, um sich einfach daran zu bedienen. “Nicht nötig. Ich nehme Ihren.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)