Um die Ehre: Sommer, Sonne, Sonnenbrand! von WeißeWölfinLarka (Beyblade 2020: Juli) ================================================================================ Prolog: Sommer, Sonne, Sonnenschein ----------------------------------- Eine leichte Brise in den Bäumen, die das Laubwerk zum Rauschen brachte. Vögel zwitscherten. Es war heiß. Unsäglich heiß. Zu heiß für diesen letzten Junitag. Ein paar Jugendliche lagen, wie von der Hitze erschlagen, im Gras hinter dem Haus des Kinomiya-Dojos und wussten nicht so recht etwas mit sich anzufangen. „Sieh dir das an...“ Ein Rothaariger deutete durch das Wohnzimmerfenster in den Garten hinaus. „Unglaublich faul, deine Mannschaft.“ „Deine aber auch“, antwortete ihm ein Blaugrauhaariger und zeigte mit einer ausladenden Geste hinter sich. In Küche saßen weitere drei Jungen. Dort war es zwar angenehm kühl, dennoch versprühten sie pure Lust- und genereller Antriebslosigkeit. Missbilligend schnalzte deren Teamkapitän mit der Zunge ob dieser Zurschaustellung von Schlappheit. Dabei hatten sie gestern eigentlich gar nicht so krass gefeiert. Die Hitze setzte ihnen allen wohl einfach sehr zu. „Wir könnten trainieren...“ „Trainieren?!“ Wider Erwarten tat der Blaugrauhaarige etwas, was er selten tat: Er lachte, und das aus vollem Halse. Sein Gesprächspartner richtete sich daraufhin zu seiner vollen Größe auf, straffte seine Schultern und fragte mit empörten Unterton in der Stimme: „Was gibt es da zu lachen? Wir sind immerhin die Teamleader. Wir sollten mit gutem Beispiel voran gehen.“ - „Gutes Beispiel sein, mein lieber Yura, wird da nicht viel bringen. Bei den Temperaturen ist das einzige, was wir erreichen könnten, dass sie uns für vollkommen bescheuert halten.“ Yuriy grinste leicht und zuckte mit den Schultern. „Na und? Lägen sie damit so falsch? Komm schon Kai, ein kleiner Trainingskampf... Oder hast du Angst zu verlieren?“ „Versuchst du gerade, mich zu provozieren, indem du an meinem Ego kratzt?“ Angriffslustig wandte Kai seinen Blick von seiner schlaffen Truppe im Garten ab und funkelte ihn herausfordernd an. „Mhm, vielleicht?“ Ein Schmunzeln umspielte die Lippen des Rothaarigen. „Scheint ja der einzige Weg zu sein, um dich aus der Reserve zu locken.“ Was für ein Pech für Kai, denn das stimmte exakt. Mit einem Brummen stieß er sich von der Fensterbank ab und lief die Treppen hoch in sein Zimmer, dass Takaos Großvater für ihn als Dauergast eingerichtet hatte, um seinen Starter zu holen. „Dann zieh dich warm an, mein Lieber. Das wird dein Untergang“, rief er Yuriy entschlossen zu. Dieser grinste in sich hinein. Dann sah er hinaus. Na toll, Kais Team blockierte mit dieser Herumlungerei die Bowl... Na, da würde er mal eben ein wenig aufräumen... schließlich brauchte er Platz, um Kai klein zu machen...   Der Rothaarige straffte die Schultern, setzte sein ultimatives Pokerface auf und stapfte nach draußen. „Hey ihr Schlafmützen“, rief er, kaum dass er in den Garten getreten war. Müde Augen richteten sich träge auf ihn. „Macht mal Platz da, ich muss euren Teamleader platt machen!“ „Das glaubst du ja selbst nicht“, brummte es hinter ihm, denn Kai war mitsamt seiner Ausrüstung wiedergekommen. Skeptisch betrachtete er seine Teamkameraden, welche in ein kollektives „Oh-bitte-nicht-bewegen“-Gestöhne ausgebrochen waren. Denen sollte er, wenn er mit Yuriy fertig war, auch mal wieder Feuer unterm Hintern machen. Und zwar so richtig. Genervt seufzte er, als sich sein Team unter lautem theatralischem Ächzen und Stöhnen davon machte. Takao kugelte sich einfach nur auf die andere Hälfte des Rasens, er war sogar zu faul zum Aufstehen. „Ihr habt ja n‘ Schaden“, maulte sogar Rei und zog sich, Kai einen Vogel zeigend, in den Schatten zurück, wo aber heute auch keine wirkliche Linderung zu finden war. Selbst die kürzliche Brise war schon wieder abgeflaut. „Plattmachen, huh?“ Kai stellte sich gegenüber von Yuriy auf. „Pass auf, jetzt wird’s heiß!“ „Mh, Zeit, dir wohl ein paar Frostbeulen zu verpassen!“, grinste der Rothaarige und stellte sich in Position. Das leise „Frostbeulen? Bei dem Wetter?“, welches von Max kam, wurde freundlich überhört. Takao wünschte sich insgeheim ein bisschen, Yuriy würde ihm Frostbeulen verpassen. Das versprach immerhin etwas Abkühlung. Die beiden Kontrahenten machten ihre Blades startklar, funkelten sich gegenseitig angriffslustig an. „Ich glaube, das Startkommando müssen wir uns heute selbst geben, der faule Haufen da, der dein so genanntes Team darstellt, sieht nicht so aus, als würde sich da nochmal jemand freiwillig erheben.“ Kais Antwort: Ein Brummen. Ein sehr genervtes Brummen. „Fass dir an die eigene Nase und hör auf zu labern, Yuriy, das rettet dich auch nicht vor einer Niederlage.“ Hach, es war ja so schön, dem Jüngeren auf den Schlips zu treten, wie Yuriy fand. Er grinste ihn nur breit und überheblich an. „Du wirst auf dem Boden kriechen, mein Teuerster...“ Kai ignorierte das gekonnt. „3...2...1!!! Let it rip!“ Kais Teamkameraden beobachteten die Sticheleien der beiden skeptisch. Da hatte ja einer eine größere Klappe als der andere. Kai und Yuriy währenddessen starteten aufs Kommando ihre Blades, welche direkt auf einander zurasten, mit dem Laut knirschender Sägeräder zusammenstießen, voneinander abprallten und sich alsbald feindselig in der Bowl umkreisten. „Wie können die nur jetzt so aufgedreht sein und kämpfen?“, jaulte Takao und rollte auf den Bauch. Er liebte Beybladen zwar auch, aber bei diesem Wetter war das doch einfach nur wahnsinnig. Sogar im Radio hatten sie vor sportlicher Betätigung gewarnt, weil es nachteilige Auswirkungen auf den Kreislauf haben konnte. Takao  wechselte einen Blick mit Max und tippte sich an die Stirn, gefolgt von einem Nicken in Richtung der Battlebowl. Kai blickte kurz in seine Richtung: „Das hab ich gesehen, und sobald ich Yuras Hintern versohlt habe, bist DU dran!“ Er grinste Yuriy selbstsicher an. Seine Dranzer drehte voll auf und beschleunigte ihren Spin zusehends. Dann stieß sie auf Wolborg los. Yuriy befahl seinem Blade, auszuweichen, was auch gelang. Zugegeben, es war knapp, aber er war Dranzer für den ersten Moment entkommen. Also fackelte der Rothaarige nicht lange. „Wolborg, los, schnapp dir das Brathähnchen!“, rief er sein Bitbeast heraus, welches mit einem gefährlichen Knurren erschien und zum Gegenschlag ansetzte. „Brathähnchen?!“ Nicht nur Kai empörte sich darüber, sein Bitbeast erschien erbost und schrie laut. „Das wirst du ihr büßen - das lässt sie nicht auf sich sitzen!“ Dranzers Feuer loderte auf und der Phönix flog direkt auf Wolborg zu. Aber Yuriy lächelte seltsam ruhig. Dass dieser 'freundliche' Kosename Kai und sein Bitbeast derart reizen würde, war ihm bewusst gewesen, er hatte fest mit dem Erscheinen des Phönix gerechnet, demzufolge konnte er mit dessen Angriff auch ziemlich relaxt umgehen. Wieder krachten ihre Beyblades zusammen, als Dranzer sich mit einem lauten Kreischen auf seinen Gegner stürzte. Wolborg war auf Ausdauer ausgerichtet. Und das kam Yuriy jetzt zu Gute, denn dadurch, dass Kai aufgestachelt und mit Wut kämpfte, steckte er fast seine gesamte Energie in diesen Angriff. „Du bist so durchschaubar, Kai...“ Ein wütendes Schnauben entfuhr Kai. Durchschaubar, er? „Tze.“ Zugegeben, Yuriy brachte ihn ein wenig in Bedrängnis. Und das konnte und wollte er seinem langjährigen Freund nicht durchgehen lassen, schon gar nicht vor seinem Team! Also ließ er Dranzer noch einmal kurz nach Luft schnappen, zog sich zurück, damit sein Bitbeast seine letzten Kräfte bündeln konnte. Yuriy quittierte das Verhalten seines Gegners mit einem zufriedenen Grinsen. Dieser Schlag würde wohl den Sieg bedeuten. Seinen Sieg. „Keine Sorge, ich werde auch sanft zu dir sein“, feixte Yuriy, sich seines Sieges mehr als gewiss. Kai stutzte, sah ihn an. „Du träumst, mein Lieber, und ich wäre an deiner Stell nicht so vorlaut...“ Dranzer kreiselte während ihres verbalen Schlagabtausches auf der Stelle und sammelte ihre Macht. Mit einem stummen Befehl von Kai begann sie, sich noch schneller um sich selbst zu drehen. Aber weder das, noch Kais 'Drohung' holten Yuriy noch von seinem so gesehen doch etwas hohen Ross runter. Und das wiederum bemerkte Kai selbstverständlich. Er leckte sich siegessicher über die Lippen, wischte sich den Schweiß von der Stirn und versteckte ein hämisches Schmunzeln. „Wenn dir dein Optimismus mal nicht das Genick bricht“, murmelte er kaum hörbar, bevor er, um einiges lauter, seinem Bitbeast den Angriff befahl. Selbstgefällig wartete Yuriy den Angriff ab. Er glaubte kaum, dass Kai jetzt noch über genügend Kraftreserven verfügte, um ihn aus der Arena zu schleudern. Er verschränkte die Arme vor seiner Brust – wobei er spürte, wie die Schweißperlen über seinen Rücken kullerten und sein T-Shirt an Stellen zu kleben begann, wo es besser nicht kleben sollte – und sah Kai demonstrativ unerschrocken an. „Komm doch!“ Jedoch musste der Rothaarige bald feststellen, dass er Dranzer ein wenig unterschätzt hatte. Diese traf ihn nämlich hart, brachte Wolborg gefährlich ins Schlingern. „Soo... Mein Phönix hackt deinem Schoßhündchen die Augen aus!“, knurrte Kai wild. Dranzer kreischte laut, dann machte sie einen Rückzieher, suchte sich den Schwung, den sie benötigte, um Wolborg rauszukicken. Mit einem kräftigen Stoß beförderte sie den Wolf in die Luft. Yuriy zuckte überrascht zurück. Seine lockere Haltung verging. Verärgert brüllte er: „Wolborg!!! Novae Rog!!“ Kapitel 1: Duell der Giganten ----------------------------- Ein Eissturm brach los und sog Dranzer in den Mini-Tornado hinein. Die Bitbeasts verhakten sich blindwütig in einander. Die Luft vibrierte unnatürlich. Vielleicht war Wolborg etwas im Nachteil, aufgrund der Wetterverhältnisse. Doch das hielt den Wolf nicht davon ab, sich in das dichte, rote Gefieder zu verbeißen. Kai spürte einen Druck an seinem Hals, der sich langsam über seinen Rücken ausbreitete, als würde sich eine riesige Kuppel über ihn stülpen, in dessen saunaartigen Atmosphäre es ihm schwer fiel, zu atmen. Es fühlte sich an, als würde die Luft um ihn herum ihn einengen wie in einem zu engen Ganzkörperanzug. Auf der anderen Seite erging es Yuriy etwas besser, aber ähnlich. Klitzekleine Eiskristalle waberten um ihn, die aber wegen der Hitze sofort schmolzen und alles in einem feuchten Nebel tunkten. Die Feuchtigkeit kroch in Yuriys Haut, benetzte ihn durch und durch. Es war kein angenehmes Gefühl, er fühlte sich wie in einem Dampfbad, in dem der Sauerstoff langsam weniger wurde. Beide Kontrahenten verloren langsam an Standhaftigkeit. Grund genug, jetzt noch einmal alle Kraft in einen Angriff zu legen. Als könnten Wolborg und Dranzer die Gedanken ihrer Besitzer lesen, drehten sich ihre Manifestationen um sich selbst, während ihre Blades unnachgiebig gegeneinander sägten. Sie schenkten einander nichts. Das berstende Geräusch von Metall klickte in den Ohren der Umstehenden. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ein Material nachgab. Dranzer gab einen Moment nach, brachte Wolborgs Blade ins Straucheln. Die ekstatische Macht der beiden entlud sich kumulativ in einer gewaltigen Druckwelle, die Dreck, Sand und Staub hoch aufwirbelte. Durch diese Druckwelle beinahe vom Rand der Arena gefegt hielten beide Blader sich instinktiv schützend die Arme vor Augen. Als sich das Bild langsam wieder klärte, starrten nicht nur Yuriy und Kai wie gebannt ins Stadium, nein, auch in Takao und Co. war nun doch noch ein wenig Bewegung gekommen, es wurden die Hälse gereckt, schließlich wollte jeder wissen, wer aus diesem Duell der Giganten nun als Sieger hervorgegangen war. Beide Blades kreiselten noch mit vollem Spin, als Wolborg leicht schlingerte. Kai grinste Yuriy überheblich an und wollte schon zu einem bissigen Kommentar ansetzen. Da erlahmte auch Dranzer und beide Blades trudelten gegeneinander, kippten um und lagen da. Kai seufzte schwer und sank schwer atmend in die Hocke. Yuriy strich sich eine Strähne zurück, die sich aus seiner Frisur gelöst hatte und in seinem schweißnassen Gesicht klebte. Scheiße, war das heiß. „Dass ihr beiden verrückten keinen Hitzeschock bekommen habt, ist auch alles!“, meinte Dizzy, die kurz darauf ihre Systeme runterfuhr, weil es auch ihr zu viel wurde. Trotzig zuckte Yuriy mit den Schultern. „Sei froh, dass das Wetter heute so biestig ist. Normalerweise lasse ich kein Unentschieden auf mir sitzen.“ Kai zuckte daraufhin ebenfalls nur mit den Schultern. „Der Kampf war DEINE Idee, also beschwer dich nicht.“ Bei aller Ruhe, die er an den Tag legte ließ sich dennoch nicht von der Hand weisen, dass auch Kai mächtig ins Schwitzen gekommen war. „Wenn du mir so kommst, können wir gerne noch einen Kampf starten!“, fauchte Yuriy scharf und hob Wolborg aus der Bowl. Kai tat es ihm gleich. „Nach nem kühlen Bier vielleicht...“ Daraufhin schmunzelte der Rothaarige, seine Aggressivität verpufft. „Deal“, meinte er und wollte sich schon auf den Weg machen, da meldete sich der Chef noch einmal zu Wort. „Dann würde ich mich an eurer Stelle beeilen, Yuriy. Ihr habt wohl vergessen, dass DEIN Team in der Küche sitzt.“ „Lass das mal meine Sorge sein. MEIN TEAM ist zivilisiert!“, knurrte Yuriy dem Braunhaarigen zu. Kai drehte sich um und biss sich in die Faust um sein Lachen zu ersticken. Während Yuriy grummelnd ins Haus verschwand und Kai hektisch nach Luft schnappte, kam von Takao ein protestierendes „HEY, was heißt hier SEIN Team? Ich fühle mich kritisiert!“ Rei, Manabu und Max bedachten die Reaktion des Russen ebenfalls mit einem Schmunzeln bis leisen Lachen. Da kannte wohl jemand seine Teamkameraden ein wenig... schlecht. „Tyson, immer schön locker durch die Hose atmen“, grinste Kai frech. „Worum ging es bei diesem Kampf eigentlich? Hat einer was gewonnen?“, wollte Max noch neugierig von seinem Teamleader wissen. Kai dachte kurz über eine Antwort nach. „Es ging… um die Ehre!“ Mit sich selbst und dieser Antwort zufrieden folgte Kai dann seinem Landsmann ins Haus. Eine Dusche täte jetzt gut. Aber er wollte doch zuerst wissen, was seinen Freund in der Küche erwartete. Und das war definitiv nichts gutes. Wie gut Yuriy sein Team nämlich kannte, das erfuhr er im Inneren des Hauses direkt am eigenen Leibe. Nichts ahnend betrat er die Küche, blieb jedoch mit offenem Munde ein wenig fassungslos in der Tür stehen. „Sagt mal, was ist das hier für ein...BENEHMEN!!!“, schnauzte Yuriy sofort los. Wieder musste Kai sich stark zusammenreißen, um nicht sofort schallend drauf loszulachen, als er den zornesroten Yuriy und dessen nun doch ein wenig eingeschüchtert zusammensackenden Teammitglieder sah. Grinsend klopfte er Yuriy auf die Schulter, säuselte ihm ein „Jaja. Zivilisiert. Träum weiter“ zu. „Aber dein Haufen von Nichtsnutzen oder wie?!“ Zornig packte er Boris und Sergej am Kragen und hob sie von der Tischplatte an. „Verdammt noch mal, die Küche ist ein Saustall! Ihr seid noch besoffen! Räumt den Scheiß auf! Du auch Ivan!!“ Fassungslos breitete er die Arme aus. Dabei musste er aufpassen, nicht in Bierdosen zu treten, die auf dem Boden verteilt lagen. Dass die Küche so chaotisch aussah, hatte er nicht in Erinnerung. „Cuka Blyat! Wir sind hier zu Gast! Was soll Takaos Deduschka sagen, wenn er das sieht?! Ey!!“ Kai grinste breit und nahm sich das letzte Bier aus dem Kühlschrank. „Ich geh duschen!“, meinte der Silberhaarige und stieg langsam die Treppe rauf. Entgeistert blickte Yuriy seinem bis eben noch als solchen angesehenen besten Freund - bis exakt zu DIESEM Moment - nach. „Du.... DU KANNST MICH DOCH NICHT MIT DENEN ALLEINE LASSEN!“ „Bozhe moi… Nich so lau~t“, kam es gequält von Boris . Frustriert ließ Yuriy die Kragen der beiden wieder fallen, ohne Rücksicht darauf, dass die beiden der Tischplatte mit rasanter Geschwindigkeit näher kamen, bevor er sich durch die Haare fuhr. „Das darf doch nicht wahr sein“, stöhnte er dann und ließ sich auf den letzten freien Küchenstuhl fallen. Den Befehl, aufzuräumen, ignorierten die drei übrigen dezent. Kai hielt auf dem Treppenabsatz kurz inne, bevor er seinen Weg fortsetzte. „Kannst ja mitkommen“, meinte er leichthin und ließ Yuriy letztlich damit stehen. Verwirrt blickte Yuriy auf, dem Blaugrauhaarigen hinterher. War das jetzt gerade sein Ernst? „Übrigens: Es war das letzte Bier!“ Yuriy hörte förmlich die Belustigung aus Kais Stimme heraus. Oh ja, Kai machte es Spaß, Yuriy zu triezen. Und der rothaarige Russe wusste das ebenso. Weil es ihm umgekehrt ja auch so viel Spaß machte. Yuriy sah sich in der Küche um. „Aufräumen!“, befahl er ein letztes Mal und gab allen drei einen Klapps auf den Hinterkopf, ehe er Kai letztlich folgte und dessen Angebot annahm.   Zufrieden nahm Kai unterdessen zur Kenntnis, dass Yuriy ihm folgte. „Irgendwie war das doch ne dumme Idee... Ich klebe total!“, ächzte er, rollte mit den Schultern und versuchte sich mit dem T-Shirt etwas Luft zuzufächeln. Yuriys Laune befand sich dank Kais Hinweis auf das letzte Bier und dem Kommentar zu ihrem Wahnsinn sehr nahe dem Tiefpunkt. „Wir sollten eventuell nachher jemanden von deinen Jungs losschicken, damit die was Neues zu trinken ran holen. Sonst bin ich heute leider nicht mehr fähig, mir noch eine zweite Runde mit dir zu liefern.“ Kai hob eine Augenbraue belustigt in die Höhe. „Wieso von meinen Kollegen? Deine haben das leergesoffen, sollen die sich drum kümmern. Ich hoffe, die Küche kommt wieder in Ordnung!“ „Mensch! Ich kann nichts für ihr unmögliches Verhalten. So hab ich sie nicht erzogen!“ Yuriy schnaubte. Kai dagegen schmunzelte nur. Er reichte ihm die kalte Flasche Bier, deren Glas wegen der Umgebungswärme aber schon anfing zu kondensieren. „Hier, ich teile mit dir. Aber glaub bloß nicht, dass das zur Gewohnheit wird.“ Überrascht nahm Yuriy sie an und setzte die Flasche an die Lippen, nahm einen tiefen, erfrischenden Schluck. „Keine Angst, oh großer Kai. Ich bin viel zu platt, als dass mir unbedeutendem Wesen deine Großzügigkeit heute noch zu Kopf steigt. Aber sie wird mich für die kommenden Wochen und Monate ausreichend beschäftigen.“ Während Yuriy sprach, lachte Kai leise und  fing an, sich zu entblättern. Er öffnete seinen schweren Gürtel, der seine graumelierte Bermuda an Ort und Stelle hielt. Achtlos strampelte er auch diese von seinen Beinen und befreite sich sehr schmerzlos von seinem klebenden T-Shirt. Aus dem Augenwinkel beobachtete Yuriy seinen Freund, stellte dann seufzend die Flasche beiseite und begann, sich selbst aus seinem Muskelshirt zu pellen. „Und so gern ich dir auch zustimmen würde, aber... sah denn irgendeiner von den Dreien auch nur im Ansatz so aus, als wären die in der Lage, heute nochmal das Haus zu verlassen?“ Yuriy ließ sich auf dem Wannenrand nieder. Sein Blick wanderte über das neurenovierte Bad. Es war sehr modern für das alte Dojo, das am Wohnhaus angrenzte. „Dann gehst du! Ganz einfach!“, meinte Kai, überging dabei freilich Yuriys freche Ironie und stopfte seine Kleidung in die Wäschetonne. Er tätschelte kurz Yuriys Knie, bevor er im Badschrank nach feuchten Abschminktüchern suchte. Yuriy zeigte ihm einen Vogel. „Ich gehe heute auch nicht mehr aus dem Haus. Das einzige, was ich mache, ist mich nach einer erfrischenden Dusche aufs Bett zu schmeißen und mir Pläne für deine kommende Niederlage zu überlegen.“ „Meine Niederlage?“ Ein skeptischer Blick durch den Spiegel, vor welchem Kai gerade stand, um mit einem Abschminktuch seine dunkelblaue Kriegsbemalung aus dem Gesicht zu entfernen, traf Yuriy, welcher eifrig nickte. „Klar, meinst du, du kannst mich schlagen? Den einzigartigen, wundervollen und unschlagbaren Yuriy?“ - „Grade eben warst du noch unbedeutend“, kommentierte Kai trocken, wandte sich wieder zu ihm um. „Und jetzt mach mal nen Zacken schneller, sonst überleg ich mir mein Angebot direkt nochmal anders und dusche alleine.“ Kapitel 2: Sommer ist, wenn man trotzdem lacht ---------------------------------------------- „Und jetzt mach mal nen Zacken schneller, sonst überleg ich mir mein Angebot direkt nochmal anders und dusche alleine.“   „Also hast du es tatsächlich ernst gemeint?“ Yuriy war so schnell auf den Beinen, so schnell konnte Kai gar nicht gucken. Er musterte Kai prüfend. Dieser schmunzelte und verschränkte die Arme vor der Brust. Kais Schmunzeln war Antwort genug. Eilig öffnete auch Yuriy nun seinen Gürtel, um sich daran zu machen, sich seiner schwarzen Bermudashorts Hose zu entledigen. Seine Boxerbriefs folgen keine zwei Sekunden darauf und landeten unachtsam in der Badewanne. Kai hob eine Augenbraue, aber Yuriy war es gleich. Kais Angebot war sicherlich einmalig und wer wusste schon, ob er es ein zweites Mal geben würde, warum dann nicht nutzen? Noch immer lag ein leicht belustigter Ausdruck in seinen Augen, bis Kai sich umdrehte und in die Duschzelle voraus ging. „Du kennst ja sicher den Weg“, säuselte er beinahe und warf ihm einen vielsagenden Blick über die Schulter zu, eher er im Gehen seine Shorts runter ließ und sie zurück ins Zimmer pfefferte. Yuriy fing den Fetzen Stoff auf und schüttelte den Kopf. Es war ja beinahe so, als wollte Kai ihn verführen?! Doch ein wenig amüsiert über seine eigenen Gedanken betrachtete Yuriy Kais Shorts. Ein Kai Hiwatari verführte niemanden. Zumindest rein theoretisch, meinte er zu wissen. In der Praxis konnte er leider nicht in den Kopf des Anderen hereinschauen. Wenn dem jedoch so war... dann galt es, das jetzt herauszufinden. Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als er das Rauschen der Dusche hörte. Er ließ das Kleidungsstück unachtsam zu Boden fallen. Durch die Duschwand, die Kai zugezogen hatte, konnte er nur Kais Umrisse ausmachen und die leicht gebräunte Haut. Leise schloss er die Tür den letzten Spalt hinter sich und drehte den Schlüssel herum. Da unterbrach Kais Stimme seine Überlegungen: „Willst du nur gucken... oder auch anfassen?“ Für einen Moment war der Rothaarige sprachlos, grinste dann aber. Genug der Zauderei. „Darf ich das als eine unterschwellige Bitte auslegen?“ Yuriy zog die Duschwand auf und stieg nun endlich zu dem anderen in die Dusche, besah sich dann das Bild, das sich ihm bot. Die Wassertropfen regneten unablässig auf Kais wohldefinierten Oberkörper hinab. Sein Haar war bereits vollständig durchnässt. Kai drehte sich zu ihm, schaute ihm direkt in die Augen. „Find‘s raus.“ Yuriy fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Nett...“ Er zog die Kabinentür zu. „Vielleicht schaue ich erstmal...“ Kai zog eine Braue in die Höhe. „Na, wenn du meinst... Glaub ja nicht, dass das Angebot lange bestehen bleibt...“ „Na ja... im Extremfall... bin ich sehr überzeugend.“ Wie man sich doch manchmal mit der Theorie irren konnte; offensichtlich spielte der Jüngere mit seinen Reizen. Das mit dem Schauen nahm Yuriy auf jeden Fall ziemlich ernst, das musste auch Kai feststellen, denn die eisblauen Augen des Anderen schienen unablässig über seinen Körper zu wandern. Und das erfüllte Kai wiederum mit höchster Zufriedenheit. Yuriys offensichtliches Starren war zumindest mehr Kompliment als jedes Wort. „Du siehst aus wie ein Lüstling...“, zog Kai ihn auf, obwohl er sich wirklich geschmeichelt fühlte. „Lüstling also, ja?“, murmelte Yuriy rau und machte einen Schritt auf Kai zu. Die Brause prasselte nun in angenehmer Temperatur in seinen Nacken. Er kesselte Kai mit den Armen zwischen sich und der gefliesten Wand ein. An sich würde Kai sich nicht mit dieser Position zufrieden geben, fühlte er sich eingeengt und Yuriy im Moment quasi ausgeliefert. Stattdessen aber blickte er hinauf in einen Sturm hinter himmelblauen Iriden und das anfängliche Gefühl, in die Enge getrieben zu sein, ließ sich abschütteln. „Solange ich nur wie einer aussehe...“ Für diese Worte hatte Yuriy sich zu Kais Ohr gebeugt, zuvor mit seiner Nasenspitze über die Wangen des Graublauhaarigen gestrichen. Seine Stimme war leise, klang jedoch übertrieben unschuldig. Eine Gänsehaut überzog seinen ganzen Körper und sekundenlang schloss Kai die Augen, um es zu genießen. Dann schlug er sie in einem Anfall panikartiger Verunsicherung wieder auf. „Du bist auch einer...“ Seine Rubine blitzten Yuriy angriffslustig an. Dann duckte er sich unter dessen Arme hindurch und griff nach dem Brausekopf, drehte die Temperatur nach unten. „Oh nein, was soll das werden, Kai?!“ Yuriy versuchte, sich drohend vor ihm aufzubauen, aber da richtete Kai den Wasserstrahl schon auf sein Gesicht. Getroffen von einem Schwall eiskalten Wassers wollte Yuriy den Mund öffnen und Kai anschreien, doch seiner Kehle entkam nur ein halb ersticktes Gurgeln. Was erwartete er auch? Er hustete und drehte den Kopf zur Seite. Kai zeigte leichtes Erbarmen, da er den Wasserstrahl von seinem Gesicht weghielt. Yuriy nutzte die Gelegenheit und versuchte, Kai die Duschbrause abzunehmen oder zumindest irgendwie den Strahl von sich wegzulenken. Als es ihm wenigstens ansatzweise gelang, den Brausekopf in Richtung der Fliesen zu drehen, so dass sie beide nur von den abprallenden Spritzern getroffen wurden, schnappte er nach Luft, um den bösartig grinsenden Kai anzuschnauzen. „Du gemeiner, fieser Mistkerl! Das wirst du mir büßen!“ „Das will ich sehen...“ Kai lachte, weil Yuriy aussah wie ein wütender Fisch. Zugegeben, eigentlich hatte er die gemeinsame Dusche anders … nun nicht geplant, aber sie war schon etwas anders in seiner Vorstellung abgelaufen. Dennoch konnte er nicht umhin, für etwas Abkühlung zu sorgen, auch, weil es ihn davor bewahrte, zu sehr über sein schneller schlagendes Herz nachzudenken, dass gegen seinen Brustkorb gepoltert war, als Yuriy säuselnd in sein Ohr geschnurrt hatte. Hastig bemühte Kai sich darum, Yuriy in der engen Dusche auszuweichen, weil dieser nach der Brause griff. „Verlass dich drauf, Hiwatari“, knurrte Yuriy kurz böse und versuchte Kai zumindest halbwegs in die Ecke zu drängen, um diesem sämtliche Fluchtwege abzuschneiden. Leider Gottes musste er dabei akzeptieren, dass der eiskalte Wasserstrahl erneut hartnäckig auf ihn gerichtet wurde, da er für's erste beide Hände benötigte. „Sieht aber nicht so aus, als würde dein Plan so gut funktionieren“, kam es grinsend von Kai, welcher immer wieder zurückwich. Yuriys Wunsch, den anderen zu Hackbällchen zu verarbeiten, sobald sie diese Dusche verließen, verstärkte sich zusehends. „Und pass besser auf, dass du nicht ausrutscht, so ein Tollpatsch, der du doch bist…“ Damit trieb Kai den Spaß zur Spitze des Erträglichen. „Ohhh, du!!“, knurrte Yuriy und entriss ihm endlich den Duschkopf. „H-Hey!“ Jetzt hätte Kai sich wohl besser an seine eigene Warnung halten sollen. Nach Halt suchend griff er nach dem Körbchen mit den Duschgelen drin, weil er jetzt selbst in der rutschigen Wanne den Boden unter den Füßen verlor. Das Körbchen hielt seinem Gewicht nicht stand und Kai riss es mit sich aus der Wand. Kai richtete sich schon auf den Schmerz des Aufpralls ein. Yuriy hingegen reagierte blitzschnell. In dem Versuch, den anderen aufzufangen, riss er die Arme nach vorn und bemühte sich, weder selbst auszurutschen, noch dabei über Kais Beine stolpern. Er stieß seine Füße an die Enden der Duschwanne und stützte sich mit einer Hand an den Fliesen der gegenüberliegenden Wand ab. Letzten Endes gelang es ihnen beiden, Kai vor dem Sturz zu bewahren. Dieser klammerte sich, noch leicht erschrocken, mit festem Griff an Yuriys Schultern. Erst, als er merkte, dass er nicht fallen würde, öffnete er seine fest zusammengekniffenen Augen. Er wagte es nicht, irgendwas zu sagen. Starr blickte er Yuriy an, dem der Schrecken ebenfalls ins Gesicht geschrieben stand. „Danke...“, stammelte Kai letztlich und lockerte etwas seinen Griff, nur um beim leichten Ruckeln von Yuriys Körper seine Arme um dessen Hals zu schlingen. Erst da spürten sie aber beide ihre Haut aneinander, und wie sie Körperteile aneinander schmiegte, die sich so noch nie berührt hatten. Yuriy fühlte eine Hitze in sich aufsteigen und die Stellen, die Kai berührte, prickelten nicht unangenehm unter seiner Haut. Und nicht nur Yuriy spürte diese scheinbare Hitze. Auch Kai hatte den Eindruck, als würde jede Berührung Yuriys seine Haut verbrennen, und das auf eine nicht ganz unangenehme Art und Weise. Sie ignorierten beide den noch laufenden Brausekopf, der bei der Aktion auf den Boden gefallen war. Sämtliche Umweltfaktoren waren ausgeblendet. Alles, was zählte, war die Nähe des jeweils anderen. Kais Atem ging unregelmäßig. Er verschränkte die Arme in Yuriys Nacken. „Ich... ich glaube, wir haben ein kleines Problem...“, murmelte Kai und deutete mit einer undefinierten Bewegung seines Kopfes auf ihre missliche Lage. „Allerdings“, murmelte der Rothaarige. „Du wirst mir nämlich langsam zu schwer.“ Verblüfft über diese Aussage schnaubte Kai. Es versetzter seiner entfachten Libido einen kleinen Dämpfer. „Dann hilf mir, mich aufzurichten!“, verlangte Kai ein wenig eingeschnappt, klammerte sich aber immer noch voller Vertrauen an seinen besten Freund. „Tritt nicht auf das Shampoo hinter dir!“, warnte Yuriy ihn, dann legte er seine Hand in Kais unteren Hüftbereich, um ihn zu stabilisieren. Langsam richtete er sich selbst wieder auf und zog Kai mit sich, gleichzeitig auch in seine Arme. Für einen kurzen Moment schmiegte Kai sich an ihn, und sie verharrten einen Moment. Dann drückte er sich von Yuriy ab. Sie sahen sich an, den Blick voller Fragen. Der Rotschopf lächelte sanft. Kai riss sich von diesem Anblick los und drehte mit einem einfachen Handgriff das Wasser ab. „Ich will nicht wissen, was für eine Überschwemmung unser kleines Malheur wohl verursacht hat...“ „Ich mach das nicht weg“, erklärte Yuriy sofort. Kai seufzte leise. „Lass uns das nachher gemeinsam machen..“ Er bückte sich und hob die Duschsachen auf. Yuriy hob derweil erstaunt beide Brauen in die Augen. „Zusammen?“ Sonst ließ der Leader der Bladebreakers den Verantwortlichen arbeiten, um das Chaos zu beseitigen. Vielleicht war es jetzt doch ein bisschen anders, weil sie beide schuld waren…? Belustigt betrachtete Kai den Rothaarigen, während er sich selbst etwas Duschbad auf die Hand gab und begann, sich einzuseifen. Ihm war immer noch sehr warm, und er wollte den Schweiß von seinem Körper kriegen. „Ja, warum nicht zusammen? Wenn wir zusammen duschen, können wir auch zusammen das Bad in Ordnung bringen.“ Er drückte Yuriy das Duschgel in die Hand und wandte ihm den Rücken zu. „Und jetzt hör bitte auf, kuhäugig in die Gegend zu starren, sondern sei doch bitte so lieb und seif mir den Rücken ein.“ „Kuhäugig in die Gegend...?!“ Yuriy verzog das Gesicht und packte grob nach Kais Schultern. Aber er kam dem Wunsch nach, wenn auch zunächst nicht wirklich ganz sanft. „Ist es so genehm?“ Kai brummte: „Du bist grob…“ „Das hast du gar nicht anders verdient.“ Dennoch wurde Yuriys Griff um Kais Schultern und Nacken sanfter. Minimal. „Warum? Ich hab ganz lieb bitte gesagt!“ „Ja, so als ob du etwas ausspucken würdest, so lieb hast du bitte gesagt“, murrte der Rothaarige und liebkoste die Haut des anderen nun durch kreisende Bewegungen. Das Gel schäumte auf und hinterließ kleine Blasen auf Kais Schulterblättern. Genießend schloss Kai seine Augen. So war das doch schon viel besser. „Aber ich habe ‚Bitte‘ gesagt.“ „Du musst immer das letzte Wort haben, mhm?“, kam es fast ein wenig schnippisch von Yuriy. Kai grinste. „Klar. Aber ich mach's wieder gut, versprochen.“ „Ich weiß noch nicht so genau, wie du das schaffen willst, aber ich lass mich gern überraschen....“ Yuriy schnappte sich die Shampooflasche aus Kais Händen. „Mag der Herr auch noch eine Kopfmassage?“ Skeptisch drehte Kai sich zu seinem Freund um. Das war ihm nun weniger geheuer - ob da nicht was im Busch war? Yuriy bemerkte diesen skeptischen Blick sehr wohl und setzte ein Engelsgesicht auf. „Die gibt’s gratis dazu...“ „Ich weiß nicht, ob ich diesen Service in Anspruch nehmen sollte.“ Noch immer traute Kai dem Frieden nicht so wirklich. „Nimm ihn ruhig an. Dir wird kein Nachteil daraus entstehen!“, versicherte ihm der Rothaarige. Nur sehr zögerlich drehte Kai ihm den Rücken zu. „In Ordnung...“ Und so machte Yuriy sich an die Arbeit: Er gab etwas von dem Shampoo auf seine Hand und verteilte es in Kais Haar. Diesem entfuhr ein leises Seufzen, als Yuriys Daumen seine Nackenwirbel hinauf fuhren und mit etwas Aufschäumen dafür sorgte, dass der Schweiß und Sand von ihrem Kampf aus seinen Haaren gewaschen wurde. Sanft, aber nicht zimperlich massierte er ihm dabei auch die Kopfhaut. Kai schloss bei dieser wohltuenden Behandlung die Augen und ließ sich verwöhnen. Dabei lehnte er sich ein wenig nach hinten gegen Yuriys Brust. „Mhm... könntest du wohl öfter machen... Machst du nämlich gar nicht so schlecht!“ Er grinste leicht, was Yuriy natürlich nicht sehen konnte. Und der Rothaarige verstärkte den Druck seiner Fingerspitzen auf Kais Kopfhaut. „Ach, aber mich erst verdächtigen, dir was Böses zu wollen? Das sind mir die Richtigen.“ Dennoch musste auch Yuriy grinsen. „Bei dir weiß man eben nie. Das ist das Problem.“ Kai wischte sich etwas Schaum aus Augen und Gesicht. Dann drehte er sich um und nickte ihm zu. „Soll ich dich jetzt einseifen oder kannste das selber?“ Ein breites Grinsen stahl sich auf Yuriys Lippen und er schüttelte eilig den Kopf. „Nein, der kleine Yuriy kann das nicht selbst, Papa Kai muss ihm helfen.“ Er freute sich schon auf die Gegenleistung, immerhin hatte er Kai hier die reinste Luxusbehandlung verschafft, da war es nur fair, wenn sich Kai dafür ein wenig revanchierte. „Ach, erst unbedeutend, dann wundervoll und jetzt klein? Steuern wir auf eine leichte Schizophrenie zu?“, grinste Kai frech und strich ihm kurz durch das feuerrote Haar. Yuriy stieß ein Knurren aus, aber Kai wusste, dass Hunde, die bellen nicht beißen. „Ich bedank mich dann mal auch ganz lieb für diese Sonderbehandlung...“ Damit schob der Silberhaarige Yuriy aus dem Weg, damit er sich abduschen konnte. Yuriys Augenbrauen wanderten in Richtung Haaransatz. Was war denn das jetzt? Sah er das gerade richtig, und er wurde einfach mal... ignoriert? „Stimmt was nicht?“, flötete Kai süß und engelsgleich unschuldig. Hatte er im ersten Moment noch ein wenig bedröppelt drein geschaut, so wechselte Yuriys Gesichtsausdruck zu empört. Seine einzige Antwort war ein gezischtes „Tze“, dann entschloss er sich dazu, sich eben um sich selbst zu kümmern. Mit einem Blick, der Tote hätte noch einmal sterben lassen, griff er nach dem Duschgel, würdigte Kai keines Blickes und begann, sich selbst einzuseifen. „Du hast selber gesagt, dass Klein-Yuriy sich selbst behelfen kann! Und jetzt mach hier keinen auf Diva.“ Yuriy sah auf und seine Lippen pressten sich fest aufeinander. „Mach hier keinen auf Diva!“, äffte er Kai verächtlich nach und schnaubte. Amüsiert beobachtete Kai Yuriys Reaktion. Trotzdem ließ er sich nicht erweichen. Es war einfach zu herrlich anzusehen, wie der andere einem Vulkan ähnlich still vor sich hin brodelte. Dabei war Kai sich keiner Schuld bewusst. „Ich geb‘ dir gleich Diva!“, schnauzte Yuriy verhalten und kaute an seiner Unterlippe, während er sich fertig machte. Dann herrschte er Kai an, beiseite zu treten. Doch Kai lächelte nur spöttisch. Beinahe konnte man es als zärtlich bezeichnen, als Kai sanft Yuriys Wange streichelte, wäre da nicht dieser leicht neckische Blick. Er lehnte sich kurz vor, streifte mit den Lippen Yuriys linke Wange. „Reg dich nicht auf, das gibt nur Falten!“, hauchte er ihm ins Ohr, bevor er der Dusche entwischte und sich schnell in ein Handtuch wickelte. Kapitel 3: Wir lassen‘s locker angeh‘n, bei dreißig Grad im Schatten -------------------------------------------------------------------- Nun völlig von der Rolle blieb Yuriy in der Dusche zurück. Als Kai ihm angeboten hatte, gemeinsam zu duschen, hatte er sich die Durchführung schon irgendwie anders vorgestellt. Und die intimen Moment, die es gegeben hatte, sprachen dafür, dass Kai auch eine gewisse Intention verfolgt hatte. Aber Kai hatte ihn stehen gelassen – nach einer solchen Vorzugsbehandlung! Yuriy kam sich reichlich veralbert vor. Schließlich schüttelte er einfach nur den Kopf über das Verhalten Kais, dann stieg auch er aus der Dusche und band sich ein Handtuch um die Hüfte, ein weiteres um die Haare und verknotete es wie einen Handtuchturban. Kai hatte das Badezimmer bereits verlassen. Seufzend besah Yuriy sich sein Spiegelbild. Kai war ihm schon manchmal ein Rätsel. Es war schon seltsam genug, dass Kai ihn und sein Team nach Japan eingeladen hatte. Yuriy hatte über die Jahre gelernt, hinter die Fassade zu blicken und er wusste, dass das russische Team dem ewigen Opportunisten ans Herz gewachsen war, egal wie sehr er auch grummelte. Ebenso wusste er, dass auch die Bladebreakers ihm lieb und teuer waren, trotz des ständigen Augenrollens und der Standpauken, die sich vor allem meist Takao anhören durfte. Kai hatte immerhin sogar ein eigenes Zimmer im Kinomiya-Dojo; das beeindruckte Yuriy besonders. Er rubbelte mit dem Handtuch über seinen Kopf und versuchte dann, mit einem grobzinkigen Kamm seine langen Zotteln zu bändigen. Eigentlich hätte er sein Team in einen Trainingscamp geschickt, wenn nicht Kais Einladung ins Haus geflattert wäre – er hatte es mit hartem Training und entspanntem Sightseeing schmackhaft gemacht. Außerdem hatte er Takaos Dojo als günstige Unterkunft angepriesen, die im Vergleich zum Sommertrainingscamp wirklich verschwindend geringe Kosten verzehrte. Sie konnten hier 14 Tage bleiben für einen lachhaften Obolus – Yuriy kam sich schon fast schlecht vor, aber Ryo Kinomiya hatte darauf bestanden – für den Preis hätten sie in dem Camp nicht mal eine Woche bleiben dürfen. Boris hatte Kai überzeugt, indem er versprochen hatte, ihm das Nachtleben in Japan zu zeigen, inklusive Sake-Verköstigungen in mannigfacher Ausführung. Ivan war spätestens, als Kai „Bonsaisammlung“ gesagt hatte, Feuer und Flamme für den Trip und hatte die ersten Tage tatsächlich mit Takaos Großvater über die riesige Sammlung in dem großen Hinterhof des Dojos gefachsimpelt. Und er selbst? Tja… Kai hatte ihm tatsächlich eröffnet, dass er gerne Zeit mit ihm verbringen wollte. Diese Aufrichtigkeit hatte Yuriy total den Wind aus den Segeln genommen. Und ehe er sich’s versah, saß er schon mit seinem Team im Flieger nach Bakuten. Yuriy ließ den Kamm sinken und starrte sich selbst an. „Wie kann ein Kerl so arschig und gleichzeitig so... so…?“, murmelte vor sich hin. So - ja was eigentlich? Verführerisch? Aber das in Verbindung mit Kai klang in seinen Ohren bizarr. Yuriy machte sich daran, seine Haut zu pflegen und cremte sich mit Bodylotion ein. Dabei kam er über gewisse Stellen seiner Haut, die ihm kleine, elektrische Schläge verpassten. Kai hatte ihn dort berührt...   Besagtes Rätsel hatte es sich in seinem Zimmer gemütlich gemacht. Er lag auf dem Bett, immer noch nur in den Frotteestoff gehüllt, und tropfte mit seinen Haaren das Kissen nass. Die Fenster hatte er weit aufgerissen, in der Hoffnung, ein bisschen Luft ins Zimmer zu holen. Kai starrte an die Decke. Er hob die Hand und betrachtete sie von allen Seiten. Dabei wanderten seine Gedanken zurück zu eben. Ein verräterisches Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln, als er an Yuriys erschrockenen Blick angesichts ihrer hilflosen Lage dachte. „Hey!“, brüllte es da aus dem Bad, „Willst du dich nicht bequemen, und mir beim Aufräumen helfen?!“ Mühevoll erhob Kai sich. Das hatte er ja ganz vergessen. Also tapste er zum Bad zurück, blieb im Türrahmen stehen und beobachtete Yuriy. Der hatte nämlich schon damit begonnen, einige der von ihnen verursachen Pfützen aufzuwischen. Schon schob sich ihm wieder das Bild aus der Dusche vor sein geistiges Auge. Wie er da mehr oder minder hilflos in Yuriys Armen hing. Wie sie einander umschlangen, Haut an Haut… Durchaus etwas, was man wiederholen könnte. Da flog ein Wischlappen in seine Richtung. Reflexartig griff Kai danach. „Glotz nicht so blöde in der Gegend rum, sondern hilf mir lieber. Denn wenn wir uns beeilen, schaffen wir’s noch in den Getränkemarkt. Ich habe ein unstillbares Verlangen nach nem kühlen Bier oder ner eiskalten Flasche ‚Was auch immer‘!“ Kai dachte gar nicht daran, sich das Grinsen aus dem Gesicht zu wischen. Dennoch ging er in die Knie und half bei der Beseitigung ihres Schabernacks. „Fahr mal lieber alleine hin. Ich bin noch gar nicht angezogen und das würde viel zu lange dauern.“ Auf diese Aussage hin musterte Yuriy seinen Freund. Bis eben hatte er sich ja noch auf die Beseitigung der Pfützen konzentriert. Er staunte nicht schlecht, als er Kai tatsächlich nur mit einem Handtuch bekleidet neben sich hocken sah. Ein paar vorwitzige Wasserperlen fingen seine Aufmerksamkeit ein, die über Kais Schlüsselbein kullerten, um ihren Weg über das Sixpack zu nehmen, bevor sie im Handtuch versickerten. Der Anblick war nicht zu verachten. Dennoch schnalzte er missbilligend mit der Zunge. „Faule Ausreden. Du kannst mir nicht erzählen, dass du Stunden brauchst, um in ein paar Klamotten zu schlüpfen.“ „Das nicht. Aber ich brauche Stunden für mein Gesicht. Ohne meine Streifen gehe ich nicht aus dem Haus“, erklärte Kai recht nüchtern und zog etwas an seinem Handtuch herum, um seine Blöße ein wenig mehr zu verdecken. Klar, sie hatten sich eben schon nackt gesehen, und Yuriy trug auch nicht mehr als er, aber trotzdem fühlte er sich ein wenig wie auf dem Präsentierteller, besonders, als Yuriy aufstand und sich auf den Toilettendeckel setzte. Hitze stieg Kais Nacken hinauf, seine Ohren färbten sich dunkel. Sein Kopf war genau auf der Höhe von… Yuriy überschlug die Beine, schüttelte den Kopf, während er seinen Freund arbeiten ließ. Immerhin hatte er das Chaos ja auch veranstaltet. „Du und deine Kriegsbemalung! Aber das ist mir egal, du kommst mit, und wenn ich dich mitschleifen muss!“ „Kriegsbemalung?!“ Nicht, dass Kai solche abfälligen Bemerkungen nicht gewöhnt war, dennoch störte es ihn nach wie vor. Sein Blick wanderte zu Yuriy, welcher nur breit grinste. „Was wird das denn jetzt überhaupt? Der Herr faulenzt? Wie wäre es mit helfen? Sonst kannst du deinen Kram echt allein kaufen gehen!“ Zumindest erwies sich Yuriy jetzt so gnädig und hing die Handtücher auf. Dabei ließ er es sich nicht nehmen, mit dem, das er sich soeben von den Hüften genommen hatte, nach Kai spielerisch zu schlagen. Doch bevor der sich empören konnte, war Yuriy auch schon aus dem Bad gerauscht, um sich etwas anzuziehen. Kai knurrte, weil er wieder allein vor der Arbeit stand: „Jetzt hast du verspielt, Ivanow!!“ Plötzlich wurde es dunkel über ihm. „WAH, was soll der Scheiß, was ist das?“ „Deine Bermudas, du Depp. Jetzt geh und zieh dich an. Hier sieht’s doch einigermaßen aus. ... Jedenfalls nicht schlimmer als in der Küche.“ Grummelnd zog Kai sich die Hose vom Kopf. Er warf dem in scheinbar Windeseile fertig angezogenen Yuriy noch einen Blick zu, der nur ansatzweise vermuten ließ, auf welche Weise er an ihm ein Exempel statuieren wollte. Dass der auch immer so drängeln musste! Jetzt würde Kai sich erstmal sorgfältig wieder bepinseln. Und wenn er zu lange brauchte, sollte Yuriy doch alleine fahren, diese alte Stinkmorchel! „Immer am hetzen...“, murrte Kai, während er heute eine Schablone zur Hilfe nahm.     Währenddessen kam im Garten Bewegung in die schlappe Truppe, die sich als Kais Team verstand. „Ich find’s ja nicht schlecht, dass die Sonne scheint, wegen braun werden und so...“, meinte Max und fächerte sich mit der Hand Luft zu, „aber ne kleine Abkühlung wär nicht schlecht.“ „Oh, ich habe DIE Idee!!“, rief plötzlich Takao, sprang auf und war Feuer und Flamme. „Ich hab heute Morgen in einem Prospekt gesehen, wo’s ganz günstige Pools gibt. Die zum Selberaufbauen und so, ihr wisst schon! Lasst uns einen besorgen!“ Rei war der Idee nicht abgeneigt. „Gut, dann fragen wir aber auch die Neo Borgs, ob die sich auch mal bequemen könnten, immerhin wohnen die hier ja auch zeitweise!“ Mit dem Plan im Hinterkopf begaben sich die übrigen Bladebreakers auf den Weg in die Küche, um Yuriys Team ihren Vorschlag zu unterbreiten. „Was ist denn hier passiert?“, entfuhr es Kenny, welcher als erster den Raum betreten hatte. Die ehemaligen Demolition Boys, gerade halbwegs bei der Chaosbeseitigung, blickten auf. Sie hatten scheinbar ihrem früheren Namen alle Ehre gemacht. Boris knotete gerade einen Müllsack zu. „Das war schon so!“, meinte er nonchalant. „Genau!“, pflichtete Sergej ihm bei, „es ist einfach so um uns herum passiert.“ Er grinste etwas verlegen und versteckte eine zerbrochene Vase hinter seinem Rücken. Es roch nach Bier - etwas anderes hatte es in dem Haushalt nicht gegeben - und der Boden klebte, wenn man darüber ging. „Na toll, von denen dürfte also keiner mehr Auto fahren...“, seufzte Rei und fuhr sich durchs Haar. „Ach, klar, Autofahren geht noch wunderbar, ich fühl mich völlig nüchtern!“, kam es von Ivan, welcher soeben halb im Schrank verschwand, um Putzzeug rauszusuchen. Schließlich war es weniger schön, bei jedem Schritt am Boden hängen zu bleiben. „Du? Autofahren? Abgesehen von deinem Alkoholpegel kannst du doch kaum über's Lenkrad gucken“, stichelte Takao missmutig, da er seinen Traum vom eigenen Swimmingpool schon wieder zerplatzen sah. „Pass bloß auf, was du sagst, Takao, ich hab nen ziemlich guten Draht zu deinem Großvater!“, drohte Ivan.     Nachdem er das Bad ver- und Kai seinem Jammern und Tun überlassen hatte, ging Yuriy nach unten, um in der Küche nach dem Rechten zu sehen. Was er schließlich dort vorfand, ging auf keine Kuhhaut. „Aha. Konntet ihr euch auch endlich mal dazu durchringen, meinen Befehlen Folge zu leisten.“ Die Neo Borgs zuckten zusammen, als sie die Stimme ihres Leaders vernahmen. „Aber was anderes: Was ist das hier für eine Versammlung hier?“ Fragend blickte er jetzt Kais Team an. Takao klärte ihn von seinem Vorhaben auf. „...aber das können wir vergessen. Deine Jungs sind immer noch total sturzbesoffen!“, endete er mit seinem Vortrag. Yuriy nickte verständig. „Das ist ja passend, Kai und ich wollten einkaufen. Wir könnten ausnahmsweise zusammenfahren. Wir sind beide nüchtern.“ Als Takaos Augen ihn hingebungsvoll anstrahlten, als sei er eine wahrgewordene Erscheinung, bereute der Rothaarige unmittelbar seine Entscheidung. Allerdings konnte er den Plan der Bladebreakers voll und ganz nachvollziehen, auch er hätte nichts gegen ein wenig Abkühlung einzuwenden. Boris sah seinen Leader an. „Und wir?“ Yuriy lächelte die drei zuckersüß an. „Ihr... räumt hier weiter auf. Wenn wir wieder kommen, ist es hier sauber, ihr Saufnasen!“ Rei grinste und rieb sich das Kinn. „So viel zum Thema 'zivilisiert', Ivanow...“, meinte der Chinese vielsagend. Kai kam währenddessen die Treppe runter, offensichtlich noch eine offene Diskussion mit Yuriy führend. „Und ich sage dir, du wirst es noch büßen, dass du... Was macht ihr alle in der Küche?“ „Wir gehen einen Swimming Pool kaufen!“, kam es freudig von Max. Kai hob daraufhin kritisch die Augenbraue. „In unserer Küche?“ - „Nee, hier stehen wir nur noch, weil wir eben feststellten, dass Yuriys gesittetes Team uns beim Kauf des Pools nicht behilflich sein kann“, erklärte Rei. Fragend schaute Kai zu Yuriy, welcher abwinkte und dann kurz anerkennend pfiff. „Du hast unter einer Stunde gebraucht, um deine Kriegsbemalung aufzutragen. Glückwunsch. Und jetzt komm, dein Team will seinen Pool haben.“ Kai fasste sich an den Kopf und hob einen Finger, damit auf das aufgeregte Gebrabbel Ruhe einkehrte.. „Dein Einsatz bei dieser ganzen Aktion ist hier ja auch gar nicht uneigennützig, hm?“ Er schüttelte den Kopf und nahm sich den Autoschlüssel. Da nicht alle mitfahren konnten, bot Manabu an, Yuriys Team zu beaufsichtigen. Boris schlackerten langsam die Ohren und er ernüchterte zusehends über das spöttelnde Gehabe der Jüngeren ihnen als gefürchtestem russischen Team gegenüber. „Sag mal Cap, hältst du uns für nicht zurechnungsfähig, dass du zulässt, wie diese Gören über uns reden?“ Yuriy trat nahe an seinen Vize heran und tätschelte ihm sanft die Wange. „Leb mit den Konsequenzen deines Handelns, Borya. Und sieh zu, dass unser Ruf nicht noch mehr Schaden nimmt als ohnehin schon!“, zischte er ihm dann zum Schluss zu. Er folgte Kai zum Auto und nahm selbstverständlich auf dem Beifahrersitz Platz, während sich Takao, Max und Rei auf die Rückbank zwängten. Yuriy summte leise und drehte sich leicht zu den dreien auf der Rückbank um. „Takao, ich muss dir zugestehen: Deine Idee finde ich echt gar nicht so schlecht.“ Max sah mit einem Mal aus, als hätte er eine Erleuchtung. Er schlug aufgeregt auf Tysons Oberschenkel und schlug vor: „Oh, wir könnten ein Barbeque machen!!“ „Barbeque auch noch? Was kommt als nächstes? Eine Beachparty? Wollen wir uns nicht hinters Haus ein Volleyballfeld machen?“ Eigentlich war Kais Kommentar rein ironisch gemeint. Ein Blick in den Rückspiegel ließ ihn jedoch etwas blass um die Nase werden, als er Takaos strahlende Augen sah. „Das ist DIE Idee, Kai! Und sowas von dir.“ Am liebsten hätte der Russe seinen Kopf auf das Armaturenbrett geschlagen. Yuriy sah ihm seine Verzweiflung deutlich an und musste daraufhin grinsen. „Tja, Eigentor.“ „So leid es mir auch tut“, kam es da jedoch von Rei, „aber ich glaube, dafür haben wir keinen Platz!“ Ein lautes, erleichtertes Seufzen des Teamleaders. „Mhm... Aber so ein nettes Steak zu nem kühlen Bier fänd ich auch nicht schlecht, Kai...“, meinte Yuriy nachdenklich, als sie auf dem Parkplatz ihres Supermarktes angekommen waren. Der Dunkelhaarige bremste stark, stärker als er bei der Parklücke gebraucht hätte. Dann überlegte er. Hinten auf der Rückbank gab es schmerzvolles Gestöhne. „Meinetwegen. Wenn du den Grillmeister spielst.“ „Mit der Rolle kann ich leben. Manchmal haben deine Jungs schon brauchbare Ideen.“ „Hoffentlich gibt es noch Pools!“, rief Takao und mit übermäßiger Eile sprangen Takao, Max und Rei aus dem Auto. Yuriy und Kai ließen sich da schon deutlich mehr Zeit. Immerhin brauchten sie nichts weiter zu tun, als Anstandsdamen zu spielen, während die anderen drei sich an der Auswahl austobten. Ein leichtes Grinsen schlich sich auf Kais Gesicht, während er, die Hände in den Hosentaschen, seinen lärmenden Teamkollegen hinterherschlenderte. Takao hatte sich einen Einkaufswagen geschnappt und brauste mit ihm durch den Markt, wobei er beinahe irgendwelche Omas über den Haufen fuhr. Gönnerhaft schüttelte Kai den Kopf; der würde sich nie ändern. Und ganz tief in Kai drin wollte dieser auch gar nicht, dass Takao sich je änderte. „Weißt du, das kommt daher, dass mein Team sich nicht seinen Grips wegsäuft, wenn ich mal nicht hingucke“, nahm er die unterbrochene Unterhaltung mit Yuriy wieder auf. „Du kannst auch nur unter die Gürtellinie, oder?“, murrte der Rotschopft und stieß Kai mit dem Ellenbogen in die Seite. „Nun… wenn du mich so fragst, ja. Ich hätte wirklich gedacht, du hättest dein Team besser im Griff.“ Yuriy brummte und suchte sich auch einen Wagen. „Na? Willst du in den Kindersitz einsteigen?“ „Ach, er schlägt zurück. Aber wie heißt es so schön? Hunde, die bellen, beißen nicht. Lass mal, ich glaub, ich kann allein laufen. Und vor allem: Woher kommt der plötzliche Sinneswandel? Warst du nicht vorhin noch Klein-Yuriy?“ Grummelnd schob der Rothaarige den Wagen durch die Gänge. „Noch ein Wort und ich lass dein Steak heut in die Glut fallen!“ „Wer sagt denn, dass ich ein Steak von dir will?“ Kai ließ Yuriy stehen und ging gerade hinter Takao vorbei, der über die Größe des Planschbeckens sinnierte. „Hey, ich weiß nicht, sollen wir lieber das 30m Durchmesser oder das mit 19?“, fragte der Blauhaarige und sah dabei aus wie ein Kind, dass verzweifelt nach einem Erwachsenen suchte. Kai schüttelte schmunzelnd den Kopf. Er huschte weiter zu den Lebensmitteln. Während Yuriy höchst gefrustet nach Kais Abgang die Getränkereihen durchschlenderte und den Wagen mit Alkohol füllte, starrte Takao dem Blaugrauhaarigen entsetzt hinterher. „Warum ist er jetzt abgehauen? Er soll mir doch helfen!“ Beruhigend legte Rei ihm eine Hand auf die Schulter. „Wir sind viele, wir nehmen den Größeren.“ „Oh, ja! Da kann man sogar drin tauchen! Yeah!“, freute Takao sich. „Mhm, hoffentlich kriegen wir das aufgebaut“, überlegte Rei skeptisch bei der Lektüre der Verpackungsrückseite. „Aaaach! Wir haben doch Kai!“, winkte Takao ab, sich vollends sicher, dass ihr Teamleader das schon regeln würde. So viel Zuversicht hatte er in ihn. Der Besagte stand ein Regal weiter und hatte den Dialog gehört. War ja klar, dass an ihm die Arbeit wieder hängen blieb. Die Arme mittlerweile beladen mit diversen Dips und Gemüsen für einen Salat suchte er nach Yuriy mit Wagen. Ungläubig wanderten seine Augenbrauen nach oben, als er seinen Lieblingsrotschopf wiederentdeckt hatte. „Hey! Was soll das werden, ein orgiastisches Gelage?!“ Rappelvoll an Spirituosen war der Wagen. Kritisch besah Yuriy sich seine Auswahl. So viel war das doch gar nicht. „Das ist absolut die richtige Menge“, erklärte er sachlich. „You do you…“, murmelte Kai und beugte sich über das Gitter, um seine Waren hineinzulegen. Warum hatte er diesem ganzen Theater überhaupt zugestimmt? Nachdem sie gemeinsam noch fleischliches und vegetarisches Grillgut ausgewählt hatten, sammelten sie Takao und den Rest des Teams auf, welche auch nicht schlecht über den gut gefüllten Einkaufswagen staunten, den Yuriy vor sich herschob. „Wer soll denn das alles trinken? Auf Mithilfe von deinem Team kannst du ja nicht mehr so wirklich hoffen.“ „Na, ich natürlich.“ Yuriy klopfte sich respektheischend auf die Brust. Aber er erntete nur skeptische Blicke. „Das ist n Scherz, oder?“, meinte Max und ungläubig. „Na ja, ein bisschen werden Boris, Sergej und Ivan noch wohl vertragen können.“ Ein genervtes Aufseufzten. „Dass manche Menschen sich immer so maßlos überschätzen müssen“, kam es kritisch von Rei. „Hey, Yura... Wenn du sturzbesoffen bist, schläfst du heute auf dem Fußboden statt in meinem Bett...“, raunte Kai ihm leise zu und steuerte die Kasse an, in dem er die Kontrolle über den Einkaufswagen übernahm. Trotzig verschränkte Yuriy die Arme. „Glaub mir, ich kenne meine Grenzen“, antwortete er laut und deutlich, warf nebenbei einen Blick zu Kai um sicherzugehen, dass dieser seinen Wink verstanden hatte. Yuriy würde nicht auf dem Boden schlafen. Er würde auch nicht sturzbesoffen sein. Das wäre ja noch schöner! Kai tat das Ganze jedoch nur mit einem abfälligen Brummen ab. Das würde sich noch zeigen – Kai hatte ihn schon bei deutlich weniger die weiße Fahne hissen sehen. „Schön, wenn du deine Grenzen kennst, aber das, was Kai da gerade zur Kasse balanciert, reicht bei anderen für ein halbes Jahr und du willst das alles heute Abend verballern. Wenn das mal nicht schiefgeht“, kritisierte Rei, erneut, verantwortungsbewusst und besorgt zugleich. Denn nicht nur der Leader der Bladebreakers zweifelte an Yuriys Worten. „Seid doch froh. Falls es doch nicht aufgehen sollte, habt ihr immer noch einen Vorrat. Und darüber hinaus vertrag ich einiges. Ich bin, wie sagt man, gut trainiert.“ Grummelnd stellte er sich hinter Kai an der Kasse an. Dieser flötete vor sich hin: „Wo früher eine Leber war, ist heute eine Minibar!“ Während Yuriy recht unbeteiligt tat, drehte Kai sich süffisant lächelnd zu ihm um. Verstohlen huschte sein Blick über dessen Figur, denn bei dem Stichwort ‚trainiert‘ klingelten seine Ohren. Eine ganz kurze Erinnerung spukte durch sein Gedächtnis, starke Arme, die ihn hielten, und eine breite, warme Brust, mit einem wild klopfenden Herzen, an die er sich schmiegen konnte, weil… Kai räusperte sich leise und drehte sich auf dem Absatz um. Als müsst er diese Gedanken irgendwie durch erhöhte Frechheit kompensieren, holte Kai schon zum nächsten Schlag aus. „Immerhin wissen wir jetzt, wo Sergej  , Ivan   und Boris  das herhaben. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, sozusagen. Bist ja n super Vorbild.“ Yuriy wollte schon zum Gegenschlag ausholen, aber es fiel ihm nichts ein. Darum begnügte er sich mit einem strafenden Blick und zeigte ihm die kalte Schulter. Er bezahlte sogar den ganzen Alkohol und das Grillfleisch aus eigener Tasche. Überrascht, aber triumphierend grinste Kai. So hatte er sich das doch vorgestellt: Wenn er das Barbecue mit Pool und aufgedrehten Takao schon über sich ergehen lassen musste, dann wenigstens so billig wie möglich davon kommen. Der Wirbelwind der Bladebreakers schien aber während des verbalen Schlagabtausches zwischen Kai und Yuriy etwas von seiner euphorischen Stimmung runtergekommen zu sein. Er stieß Rei an. „Die schenken sich heute aber auch nichts, oder?“ Schmunzelnd schüttelte Rei den Kopf. „Tja Takao, das ist wahre Freundschaft.“ „Meinst du?“ Takao legte den Kopf schief und beäugte die beiden Russen skeptisch. Max klinkte sich währenddessen in Reis und Takaos Unterhaltung ein: „Also wenn man die beiden jetzt gerade so hört, zweifelt man ein wenig an der Freundschaft der beiden.“ Rei bedachte das mit einem Grinsen. „Aber du kennst doch das Sprichwort: Was sich neckt, das liebt sich!“ Unterdessen wurde auch der Pool und so machte man sich schließlich, mit Pool, einem Jahresvorrat an Spirituosen und dem Grillfleisch auf den Weg zum Parkplatz. „... liebt sich? Die mögen sich bestimmt noch nicht einmal“, murmelte Takao kopfschüttelnd und leise, bevor er seinen Freunden zum Auto folgte. Kapitel 4: Hose runter, die Suppe kocht --------------------------------------- „Soll ich lieber fahren, Kai? Damit das Grillfleisch bei deinem Schneckentempo nicht schlecht wird.“ Yuriy war sichtlich angepisst und gab dann immer schnippische Kommentare von sich. Kai biss sich auf die Lippen, um nicht zu lachen. Kommentarlos reichte er ihm die Autoschlüssel. „Scheiße Kai, was tust du uns an? Willst du, dass wir sterben?!“, erschall es dreistimmig und unisono hinter ihm. „Sagt das nochmal und ihr könnt laufen. Und euren komischen Pool dabei tragen!“ „Wenn Blicke töten könnten…“, murmelte Takao zu Max und schüttelte sich schaudernd. Enorm gereizt stieg Yuriy auf der Fahrerseite ein. Kai warf seinen Teamkollegen amüsierte Blicke zu. „Macht euch mal keine Sorgen. Der ist nur... ein bisschen beleidigt. Weil er tief in seinem Inneren weiß, dass ich Recht hab.“ „Wir kannst du nur so gelassen bleiben?!“ Etwas zögerlich stiegen die drei hinten ein. Und schnallten sich sofort fest an. „Beleidigt“, schnaubte Yuriy und startete den Motor. Mit quietschenden Reifen fuhr er los. „Dein Steak fällt heute in die Asche, Herzchen...“, murrte er sauer. „Dann schläfst du heute auf dem Teppich, Schätzchen.“ „Ich schlaf meinetwegen auch in der Badewanne“, kam die geknurrte Antwort. „Pass auf, ich nehme dich beim Wort!“ Währenddessen wurde auf der Rückbank gezittert und gebangt. Nach Ansicht der drei Bladebreakers fuhr Yuriy viel zu schnell. Und nahm die Kurven viel zu scharf. Und bremste viel zu heftig. Und schien sich generell ganz schön an dem armen Auto abzureagieren. Max wurde es schließlich zu bunt, als er das Gespräch der beiden halbwegs mitbekam. Blass wie eine Kalkwand tippte er Kai auf die Schulter. „Sag mal, würd es dir was ausmachen, ihn nicht weiter zu reizen? Jeder von uns hier hinten hängt an seinem Leben!“ Kai ging durch den Kopf, dass er ja wohl am meisten gefährdet war, wenn die von der Rückbank von hinten auf ihn aufschlugen würden. Aber er unterließ es, darauf hinzuweisen. „Ach, ich reize ihn? Reiz ich dich, Yuriy?“ Kai lehnte sich auf das Handschuhfach, stützte seine Wange auf seiner Hand ab und wackelte gekonnt reizvoll mit seinen Augenbrauen. „Nein, wie kommst du darauf, du bist doch eine reizende Persönlichkeit!" Kais Blick änderte gar nichts am Tonfall des Rothaarigen, der diesen ohnehin kaum wahrnahm, denn er hatte das Gefühl, würde er sich jetzt darauf fokussieren, würden die drei auf der Rückbank wohl vor Angst sterben, schließlich hatte er sich eigentlich auf den Verkehr zu konzentrieren. „Du weißt doch, wie sehr ich es liebe, wenn du am laufenden Band mit bissigen Kommentaren um dich wirfst“, presste Yuriy zwischen seinen Zähnen hervor. Kai schmunzelte. „Mhm... Könntest du anhalten? Ich glaube, ich möchte lieber laufen.“ Er schnallte sich bereits ab. Rei, Max und Takao entgleisten die Gesichtszüge. „Spinnst du? Willst du uns mit dem allein lassen?“ Aber Yuriy dachte gar nicht daran, ihn austeigen zu lassen. „Fick dich, Hiwatari.“ Augenblicklich kehrte zumindest auf der Rückbank Stille ein. Zumindest für einen kleinen Moment, bis Takao Rei gegen den Oberarm boxte und im Flüsterton fragte: „Bezeichnest du DAS immer noch als wahre Freundschaft?“ „Nun... das... in der Tat ist das...“, stammelte Rei und krallte sich in seinen Sitz. Was war in die beiden gefahren? „Lass mich aussteigen.“ „Nein!“ „Ich will hier raus!“ Yuriy sah stur auf die Straße. „Wie du siehst, interessiert mich das einen Scheiß.“ „Ich hab dich gewarnt.“ Kai öffnete kurzerhand während der Fahrt die Tür. Sofort schrillten die Alarmglocken, das Zeichen für „Tür auf“ blinkte wild und permanent auf. Yuriy trat sofort in die Eisen. Er wirbelte zu Kai herum. „Sag mal, bist du eigentlich bescheuert?!“ Es war nicht zu übersehen, dass die hintere Reihe zusammenzuckte. Yuriy funkelte Kai finster an, dieser blieb davon jedoch unbeeindruckt. „Ich weiß nicht, warum du plötzlich schlechte Laune schiebst, aber ich habe da keinen Bock mehr drauf, daher werde ich eben jetzt nach Hause laufen!“ Ungerührt stieg Kai aus und knallte die Türe hinter sich zu. „MEINETWEGEN!!!!“, brüllte Yuriy ihn durch die geschlossene Wagentür an und ließ den Motor laut aufheulen, als er sich wieder in den Verkehr einfädelte. Kai sah der Staubwolke nach. Hatte er ihn so sehr zur Weißglut getrieben? Herr Ivanow war aber heute auch mal wieder empfindlich!! Nachdenklich kratzte Kai sich am Kinn. So eine dumme Idee!, verfluchte er sich selbst. Er war doch sonst nicht so kopflos – aber dieser Rotschopf ging ihm unter die Haut. Ein Schauer durchfuhr ihn und er rieb sich die Arme. Das hatte er nun davon, jetzt stand er mitten in der Pampa, in sengender Hitze und viel Sonnencreme hatte er auch nicht aufgetragen… Murrend lief er also los. Als er an einer Wiese vorbeikam, überlegte er sich, eine Abkürzung über die Felder zu nehmen. Die Schimpfwörter, die er dabei ausstieß, hätten einen Seemann erröten lassen.   Währenddessen herrschte eine peinliche Stille im Auto. Yuriy fuhr aggressiv und launisch, hielt nicht an Zebrastreifen und überfuhr sogar mit Vorliebe Stoppschilder. Er verstieß nicht grundsätzlich gegen die Straßenverkehrsordnung, aber er dehnte die Vorschriften zugunsten seiner momentanen Laune sehr aus. Zögerlich wandte sich Rei schließlich doch an ihn: „Meinst du nicht, wir sollten ihn wieder einsammeln?“ „Nein, das meine ich nicht!“, fuhr Yuriy den Chinesen an, worauf dieser erschrocken über die Lautstärke zusammenzuckte. Trotzdem ließ Rei sich nicht einschüchtern. „Ach komm, jetzt beruhig dich doch mal, warum bist du überhaupt so sauer auf ihn?“ Zur Antwort erhielt er nur ein wütendes Schnauben. „Siehst du, einen richtigen Grund hast du auch nicht.“ Yuriy entsendete einen giftigen Blick nach hinten: „Wenn du so weiter machst, kannst du deinem Teamchef gleich Gesellschaft leisten!“ Takao seufzte; sein Bruder Hitoshi sollte noch einmal sagen, er und Kai hätten Drama am Laufen... Max hob abwehrend die Hände: „Nun beruhigen wir uns alle mal, atmen tief durch und kommen erstmal heile zuhause an. Dann entspannen wir uns und alles ist wieder guuuut!“ Wieder ein abfälliges Schnauben des Russen. Er hielt aber den Mund. Takao hingegen schaute Max skeptisch an. „Wie soll ich mich beruhigen, wenn ich Todesangst hab?“ - „Es sind keine fünf Minuten mehr bis wir da sind, bei Yuriys Fahrtstil sogar noch weniger, das wirst du wohl gerade so noch aushalten.“ Für einen Moment wünschte sich Yuriy beinahe Kai zurück. Der war immerhin einen Zacken erträglicher als sein überängstliches Team.     Als hätte er Yuriys Wunsch auf übersinnliche Art wahrgenommen, nieste Kai. Er schob es auf die Pollen, während er über eine Kuhweide kraxelte, und fragte sich, ob es richtig war, die vermeintliche Abkürzung zu nehmen, als er in etwas Weiches trat, das seinen Schuh komplett durchnässte. Bemüht um Fassung tat er drei tiefe Atemzüge. Wie verrückt und beschissen wollte dieser Tag noch werden?! Seufzend wischte er seinen Schuh im hohen Gras ab und stiefelte weiter.     Yuriy zog scharf die Kurve die Hofeinfahrt hinauf. Sofort sprangen die Hintertüren auf. Keine Minute länger wollten die drei Mitfahrer länger in diesem Gefährt des Todes verweilen. Takao ließ sich auf alle Vieren fallen, als könnte er zum ersten Mal wieder atmen. „Endlich wieder Boden unter den Füßen!“, rief er und küsste die Steine. Yuriy verdrehte die Augen. „Steh auf und trag die Sachen ins Haus!“, herrschte der immer noch stark gereizte Russe ihn an und donnerte die Autotür hinter sich zu. Er selbst verschwand, ohne einen Finger zu rühren, im Haus. Takao rappelte sich wieder auf und stemmte die Hände in die Hüften, auf seiner Stirn eine tiefe Furche. „Ich frag mich grad, was der sich einbildet, wer er ist. Warum hat Kai uns mit dieser Furie zurückgelassen?“ Max schüttelte nur den Kopf und machte sich daran, ihren Einkauf aus dem Kofferraum zu holen. Yuriy war auf direktem Wege in die Küche gegangen, um zu schauen, was sein Team während seiner Abwesenheit geleistet hatte. Unter Kennys Aufsicht hatten sie es doch tatsächlich geschafft, die Küche wieder wie eine Küche und nicht wie ein Schlachtfeld aussehen zu lassen, auch wenn der arme Chef ein wenig gestresst wirkte. Dafür hatte Yuriy im Moment jedoch keine Zeit. Stattdessen beorderte er sein Team dazu, den übrigen Bladebreakers beim Tragen zu helfen. „Maaaaann, Digger... gerade fertig mit der einen Hektik, schon stresst du schon wieder rum, Yurotschka...“, murrte Sergej und schlurfte nach draußen. Boris  warf seinem Leader einen entschuldigenden Blick zu, folgte dem Blonden dann. Im Stillen zählte Yuriy bis 21, um wieder runter zu kommen. Sergej war selten genervt, aber mit Kater konnte das schon mal vorkommen. Und wieso war Boris auf einmal so umgänglich? Er verwarf den Gedanken rasch und blickte um, um zu sehen, was noch für ihn anfiel, entdeckte nichts, was seine Aufmerksamkeit erregte und stiefelte die Treppe rauf. Heute würde er weiß Gott nicht bei Kai schlafen, ja nicht mal einen Raum mit ihm teilen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)