bittere Vergangenheit, enge Freundschaft, grosse Liebe von NiFuu (Neufassung) ================================================================================ Kapitel 1: Hochmut kommt vor dem Fall ------------------------------------- Es war ein ruhiger Morgen auf der französischen Insel im atlantischen Ozean und die ersten stahlen der Sonne tauchten den Strand in ein fotowürdiges Szenario – dessen traumhafter Anblick den vier keuchenden Gestalten jedoch verborgen blieb. Mit hochroten Köpfen folgten sie ihrem Teamleader, der mit gebürtigem Abstand vor ihnen durch den Sand joggte und dabei keinerlei Rücksicht auf die Kurzatmigkeit seiner Kollegen nahm. Zwar hatten die Blade Breakers die örtliche Vorausscheidung zu den Weltmeisterschaften am gestrigen Tag gewonnen, doch der Sieg war ein knapper gewesen, wenn man Kai fragte – und das nicht zuletzt, dank der bescheidenen Ausdauer ihres teameigenen Vielfrasses. Natürlich wusste Kai, dass Tyson ein begnadeter Blader war, doch angeborenes Talent allein, reichte in der heutigen Zeit nicht mehr aus, zur Verteidigung des Weltmeistertitels, wo der Sport so viele begabte Neulinge lockte wie nie zuvor. «Kai!», drang der verzweifelte Ruf besagten Weltmeisters, nicht zum ersten Mal an diesem Morgen, an sein Ohr. «Kai… bitte!», versuchte Tyson es keine zehn Sekunden Später erneut. «Ihr solltet euch euren Atem besser einteilen – wir haben gerade mal die Hälfte der Strecke hinter uns gebracht.», rief Kai schliesslich ab dem altbekannten Gejammer, dass sich mit Max Unterstützung über Minuten ausdehnte, während Ray sich enthielt und vermutlich nur aus moralischem Support dem verlangsamten Schritt seiner Freunde treu blieb – Kai wusste, dass der athletische Chinese zu weitaus mehr imstande war. «Verdammt noch mal – KAI!», nahm das frustrierte Geschrei ein neues Ausmass an, hallte über die friedliche Landschaft und die Möwen, bis dato noch den Kopf friedlich unter den Flügeln gebettet, schreckten mit wildem Gezeter auf und flogen davon. Kai kam zu einem abrupten Halt und atmete einmal tief durch, ehe er sich umdrehte und mit verschränkten Armen auf die Ankunft seiner Teamkollegen wartete. Laut stöhnend liess sich Kenny, als letzter der Ankömmlinge, in den Sand zu Tyson fallen und seine Brille verabschiedete sich dabei, während Max sich schnaufend wie ein Marathonläufer auf die Knie stützte, Ray ihm gütig eine Wasserflasche hinhaltend. «Es ist euch also zu schnell?» «A-also», begann der Chef stotternd, richtete nervös seine Brille und ehe er weitersprechen konnte, sprang Tyson neben ihm auf. «Nicht nur das!», begann er aufgebracht und deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger anklagend auf den Russen, «Wir haben uns einen freien Tag verdient und du hetzt uns hier um die ganze, verdammte Insel!» Die Übertreibung rang Kai nur ein Zücken der linken Augenbraue ab, hatten sie doch in der knappen Stunde nicht mal annähernd einen Bruchteil davon zurückgelegt – der hitzköpfige Japaner würde es in einem Monat nicht mal schaffen, die Insel zu durchqueren. Kai wusste nicht, was er noch anstellen sollte. In hundert verschiedenen Ansätzen hatte er sein Möglichstes versucht, die Workouts abwechslungsreicher zu gestalten, käme es doch auch ihm zugute, würde das Gemecker endlich ein Ende finden, doch egal wie er es auch arrangierte, solange das Training nicht am Rande einer Bey-Arena stattfand, brachten Tysons Klagen, in einer nicht endend wollenden Flut, das Fass zum überlaufen.   «Wie du willst, lassen wir ein Match entscheiden.» Der Satz hellte Tysons Mimik drastisch auf. Kai verbat sich ein höhnisches Grinsen und schritt zu der nahegelegenen Arena auf einem Podest, umringt von einer Palmengruppe. «Du Tyson, wirst gegen Kenny antreten. Gewinnt Kenny, brechen wir das Training hier ab und ihr dürft euch den Tag frei gestalten – gewinnst hingegen du, wird es planmässig fortgesetzt, und zwar ohne weitere Wiederworte.», erklärte er die Regeln knapp und fixierte den Rebellionsführer mit strengem Blick, «Verstanden?» «Klar und deutlich!», grinste Tyson breit und streckte ihm, seinem optimistischen Selbst gewichen, den erhobenen Daumen entgegen. Während Ray und Max einen misstrauischen Blick austauschten, gingen die anderen Zwei in Stellung. Die Duellanten ein letztes Mal studierend, gab Kai auf ihr Nicken hin das Signal und augenblicklich sprangen die Kreisel von den Startern – Kennys, dank der immer noch schummrigen Gliedern deutlich gedämpft, während Dragoon der Motivation seines Meisters um nichts nachstand. In seiner vollsten Pracht drehte der weisse Blade einige Ehrenrunden um die Bowle, da gab Tyson auch schon – wie erwartet – den Befehl zum Angriff. Nur knapp vor dem verheerenden Aufprall, schien er seinen Fehler zu realisieren und es war eine Haaresbreite, um die Kennys Hopper dem endgültigen Aus entkam. Tysons Züge klapperten eine düstere Gefühlspalette ab und wie sich sein Gesicht schliesslich in Unwillen verzog, schien er zu erkennen, was Kai im Vornherein bereits klar gewesen war: Ihr amtierender Weltmeister konnte nicht verlieren – schon gar nicht gegen Kenny. Zwar wurde der Japaner nie müde, Lobeshymnen über die Freundschaft zu singen, doch sein Stolz verbat es ihm, sich ehrlos zu ergeben – eine der Eigenschaften, die Kai zu respektieren gelernt hatte und dem Jüngeren in diesem Fall das Genick brechen würde. Vielleicht hätte der Russe an einem anderen Tag ein Einsehen gehabt, denn immerhin hatten sie ja tatsächlich ein Turnier erfolgreich bestritten, doch nach dem Gefühlsdilemma der letzten Monate, empfand Kai es als angenehme Abwechslung, einen Teil seines alten Ichs wiederzuerkennen, sowie sich das selbstgefällige Grinsen auf seine Lippen zwang. Fiebrig schien der Blauhaarige nach einem Entkommen der zugeschnappten Falle zu suchen und als seine Augen sich in hoffnungsvoller Erkenntnis weiteten, wusste Kai sie erfolgreich zu zerschlagen: «Vergiss es Tyson – bei einem Unentschieden wird solange gespielt, bis sich ein Sieger zeigt.» Dessen Kopf zuckte wie der eines Besessenen zu ihm, Kai mit teuflischen Augen ins Visier nehmend und kaum, dass Tyson den höhnischen Ausdruck auf dessen Gesicht erkannte, rastete er komplett aus. «Du blöder Arsch!», schrie er wutentbrannt und sowie die Worte seinen Mund verliessen, machte Dragoon einen abrupten Schwenker, raste in die entgegengesetzte Richtung und sprang mit sprühenden Funken vom Arenarand ab – direkt auf die Quelle zielend, die für den Wiederwillen seines Meister verantwortlich war. Kai hatte mit allem gerechnet: nicht damit. Erschrocken trat er einen Schritt zurück und es war seinen geschulten Reflexen zu verdanken, dass er in der letzten Sekunde den angreifenden Blade mit der Hand abfing – genau vor seinem Gesicht. Gnadenlos bohrten sich die scharfen Kanten in seine Handfläche, zerfetzten das Leder seines Handschuhes als wäre er aus Papier, ehe die Rotation auf einen entsetzten Schrei hin erstarb. Ein Keuchen unterbindend, presste Kai die Zähne zusammen und hob seinen Blick, mitten in braune, schockgeweitete Augen.   Keine Gefühle zeigen. Keine Schwäche zeigen. Niemals unterliegen. – hämmerten die tiefverankerten Lehren seiner Kindheit in seinem Schädel. «Dragoon hat die Arena verlassen,», verkündete er tonlos, «Kenny ist der Sieger.»   Niemand hatte etwas darauf zu erwidern und so sprang Kai von der Anhöhe in den Sand. «Geniesst eueren freien Tag, morgen geht es weiter.» Mit diesen Worten warf er den Blade, ohne sich umzudrehen über die Schulter, der ungeschickt von seinem Eigentümer aufgefangen wurde. Blinzelnd besah Tyson sich seinen grössten Schatz und blickte zu Kai, der ohne eine Geste des Abschiedes Richtung Stadt entschwand. «Ich habe verloren?», entfloh es ihm leise. Die geballte Wut, hatte sich zu schnell in nackte Panik gewandelt, nur um jetzt einer überforderten Fassungslosigkeit zu weichen. Ray war es, der sich als erster aus der Starre löste und auf die Anhöhe hopste, Tyson aufmunternd auf die Schulter klopfte. «Also meinen Dank hast du.», grinste er gutmütig, doch der Japaner reagierte nicht. «Ach komm schon, mit dem Ausgang hätte ja wohl keiner gerechnet – am wenigsten Kai.», gesellte sich Max auf Tysons andere Seite und sein Blick driftete kurzzeitig zu dem Punkt, wo ihr Leader verschwunden war. Die Aufmerksamkeit zurück auf dem Blauhaarigen, fixierte der immer noch unwirsch den Kreisel und seufzend rang Max einen Moment mit sich, ehe er ihn mit der Schulter kameradschaftlich anstupste. «Komm schon Ty, lass uns Frühstück gehen – ich zahle auch.» Der Satz brachte Leben in den erstarrten Körper. «Na worauf warten wir dann noch? Lasst uns futtern gehen!», stiess Tyson begeistert seine Faust in die Luft, sämtlichen Schwermut vergessend und ein erleichtertes Lachen ging durch die Runde.   *** Dank mässigem Betrieb, kamen ihre Bestellungen rascher als erwartet und so dauerte es nicht lange, bis sie mit gefüllten Mägen und neuen Kräften, das Restaurant verliessen – Max wehmütig seine auf den letzten Penny ausgehungerte Geldbörse schüttelnd.   Ansässige und Touristen strömten durch die engen Gassen und die vier Jungen gliederten sich gemütlich in den Fluss ein, orientierungslos durch die Strassen bummelnd. Ab und an wurden sie um Fotos gebeten und an Ständen in Gespräche verwickelt, was nicht zuletzt der symphytischen Ausstrahlung ihres Teams zu verschulden war – selbst wenn man sie nicht erkannte, wurden sie doch immer wieder angequatscht und besonders drei Mädchen in ihrem Alter, schienen einen Narren an ihnen gefressen zu haben. Mit Händen und Füssen versuchten die Blade Breakers sich mit den französischen Damen zu unterhalten und kratzen alle ihre spärlichen Sprachkenntnisse zusammen – vergebens. Kenny hatte sich peinlich berührt abgeseilt und beobachtete das Schauspiel mit gebürtigem Abstand, während die Mädchen amüsiert vor sich hin kicherten. Ein Gong aus der Ferne liess sie innehalten, ehe sie sich mit winkenden Armen verabschiedeten und der Braunhaarige die Situation für sicher befand, zu seinen Kameraden zurückzugehen, die uneinig darüber waren, wer sich nun am dämlichsten angestellt hatte. Als sie, Stunden später, an einem runden Tisch der Gelateria sassen, in der sie Zuflucht vor der Hitze gesucht hatten, schlürfte Max am Strohhalm seines Shakes und bedachte zeitgleich den Japaner mit studierendem Blick. «Sag mal Tyson,», begann er und nachdem dieser fragend aufsah, sprach er, die Wange auf die Hand stützend, weiter, «Es ist eigentlich nicht mein Stil die Stimmung zu ruinieren, aber es lässt mir einfach keine Ruhe: Wieso zum Teufel hat Dragoon Kai angegriffen?» Gefragter prustete unschlüssig die Luft aus und liess sich in die Stuhllehne zurückfallen, zuckte ratlos mit den Schultern. «Ich habe keine Ahnung Alter... In einem Moment wollte ich dem Penner noch an die Gurgel gehen und im nächsten schoss Dragoon auch schon aus der Arena.» «So kompliziert ist die Sache nicht.» Augenblicklich drehten sich drei Köpfe in Kennys Richtung, der ab der unerwarteten Aufmerksamkeit leicht zusammenzuckte. «Was? Ist es wirklich nicht!», verdeutlichte er mit gehobenem Löffel, «Ihr dürft nie vergessen, das Bit-Beasts eigenständige Wesen sind. Sie erwählen sich zwar ihren Meister und folgen ihm, doch gleichzeitig formt sich daraus ein starkes Band und so wie ich das sehe, hat Dragoon lediglich auf deine extreme Gefühlslage reagiert.», erklärte er, was nicht sollte erklärt werden müssen – schliesslich gehörte es zum Einmaleins des Beyblade-Lehrbuchs. «Wow Ty – Respekt. Ich werde mich künftig davor hüten, dich auf die Palme zu bringen.», witzelte der blonde Frohgeist, der wohl als letzter dazu imstande wäre.   «Ich weiss, es hat uns den Tag gerettet, aber das hätte ganz schön ins Auge gehen können – zum Glück war es Kai, wer weiss was sonst passiert wäre...» Fragend wurde der Chinese von Max angesehen und ab dem unentschlossenen Blick, verzogen sich seine Lippen zu einem ungewollten Lächeln. «Na stell dir mal vor,», begann er räuspernd und deutete auf ihn, «du wärst an Kais Stelle gewesen. Bei aller Freundschaft Max, aber ich wage zu bezweifeln, dass du rechtzeitig reagiert hättest.» Gesagtes wurde verinnerlicht und mit dem Szenario vor Augen, erblassten seine Teamkameraden merklich. Keiner von ihnen wollte genau wissen, was ein angreifender Dragoon in einem menschlichen Gesicht anrichten konnte und Tyson biss sich gequält auf die Lippen. Er hätte sich nie verziehen, wenn etwas passiert wäre, wenn er Kai- Augenblicklich kniff er die Augen zusammen und vertrieb den Gedanken. Nein – es ging ihm gut! Nichts deutete auf etwas anderes hin. «Findet ihr nicht, dass Kai sich in letzter Zeit komisch verhält?», merkte Kenny nach einer Weile der Stille an. «Du meinst komischer als sonst? Definitiv.», schmatzte Max und zerbiss geräuschvoll seine aufgesparte Waffel, die Ray ihm gutmütig überlassen hatte. «Stimmt, ich dachte er wäre uns gegenüber etwas aufgetaut, aber seit kurzem verfällt er wieder in alte Verhaltensmuster.», verschränkte der Chinese die Hände hinter dem Kopf, «Dabei ist er sonst eigentlich ein ganz umgänglicher Typ, wenn man weiss wie er tickt.» «Und er ist ein genialer Leader.» «Bist du auch.», grinste Max den Braunhaarigen an, der den Kommentar zwar dankend zur Kenntnis nahm, aber für unnötig befand. «Vielleicht was euer Blades betrifft, aber Kai ist es, der euch körperlich und geistig fit hält. Die besten Blades und stärksten Bit-Beast nützen nichts, wenn der Spieler nicht mithalten kann.» Tyson lauschte dem Gespräch nur mit halbem Ohr. Er wusste auch so, wie unglaublich ihr Miesepeter war, so gut er es auch unter seiner Maske aus Gleichgültigkeit zu verbergen vermochte – und genau da lag wohl auch das Problem. Seine Gefühle für ihren Leader gingen weit über Freundschaft hinaus und so sehr er sich auch dagegen sträubte, so behielt sein Grossvater mit einem Recht: Liebe war wie ein gewaltiger Orkan, allesverschlingend und unausweichlich. Kai Hiwatari war ein Kampf, den er tatsächlich nur verlieren konnte – erst recht nach dieser Aktion. Ihre Charakter waren wie Tag und Nacht und während das Tyson wie die sprichwörtliche Motte zum Licht lockte, so verbat er sich die Hoffnung, dass Kai ihm diesbezüglich gleichgesinnt war…   *** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)