Frost und Feuer von karlach ================================================================================ Kapitel 1: Von Magiern und Märchen ---------------------------------- Marian hatte jung zu lesen gelernt, zu jung, um sich an viel zu erinnern. Es verblieben nur Echos, Mutter, wie sie im Hintergrund ein altes Volkslied summte, Vaters ungepflegter Bart unter ihren Kinderfingern, der beißende Winterwind, der ungeladen unter dem Türspalt zu ihnen ins Haus geschlüpft war. Vater, wie er ihr einen Fetzen Pergament in die Hände gedrückt hatte. „Wir werden heute eine Geschichte lesen, du und ich, was sagst du?“   Eines Winters, vor langer, langer Zeit. Das war alles, was Marian aus dieser Zeit blieb: Vage Splitter einer Erinnerung und eine Geschichte.       · ❄️ 🔥 ·       Bethany hatte mit dem gleichen Märchen zu lesen gelernt und Vater hatte sie daran erinnern müssen, dass es ihrer Schwester die Aufgabe nahm, wenn sie ihr alles vorlas.   „Du bist ein schlaues Ding, Marian, ihr beide seid es. Es schmerzt mich, dass ihr mit der Gabe geboren wurdet.“ Vater hatte ihr Haar gebürstet und geholfen, es in einen langen Zopf zu flechten. „Es ist meine Aufgabe, euch zu helfen, eure Gabe zu meistern, damit ihr eines Tages euer Schicksal selbst schultern könnt.“ „Müssen alle Magier lesen können, Papa?“ Vater hatte gelacht und sanft an einer ihrer Locken gezupft. „Ja, Liebes. Die meisten Magier lernen ihre Zauber durch Bücher.“ Marian hatte sich auf seinem Schoss umgedreht. Mit elf war sie eigentlich schon zu groß dafür, aber ihm schien das egal zu sein. „Aber das Wintermärchen ist kein Zauber, oder?“ Vater fuhr ihr mit einer Hand übers Haar. „Weißt du, Liebes, Märchen haben ihren ganz eigenen Zauber. Einen, für den du nicht als Magier geboren werden musst, um ihn zu wirken. Mein Vater hatte die Gabe nicht, er kam aus dem tiefen Süden.“ Trauer huschte für einen Augenblick über Malcolms Ausdruck, so schnell, dass Hawke sie beinahe übersehen hätte. „Ich habe meine Eltern lange nicht mehr gesehen, aber wir haben im Süden gelebt, an der Grenze von Ferelden und des Landes des Bergvaters. Vater kam von jenseits. Das Wintermärchen hat er von dort mitgebracht.“   Damals hatten sie nahe Redcliffe ihr Zuhause gefunden. Es war eines der längerfristigen gewesen, Marian erinnerte sich, Sommer, Herbst und Winter dort verbracht zu haben, bevor es sie weitergezogen hatte. Vater hatte sie und Bethany auf Ausflüge in die Berge des Hinterlandes mitgenommen, auf der Suche nach steinernen Wegweisern und seltsamen Statuen, die völlig anders waren als die, die Hawke aus ihren Besuchen in Redcliffe mit ihrer Mutter kannte. Vater forderte sie beide dazu auf, die Inschriften im Stein vorzulesen und aufzuschreiben. Und dazwischen stets Abwandlungen des Wintermärchens, an denen Bethany sich nie hatte satthören können.   Eines Winters, vor langer, langer Zeit.       · ❄️ 🔥 ·       „Sag, Varric.“ Marian ließ sich mit einem Seufzer in den Stuhl vor ihren Freund plumpsen. Varric gab einen langgezogenen Laut der Kenntnisnahme von sich, sah aber nicht sofort von seiner Arbeit auf. Nach Bartrands Tod war das Meiste an ihm hängen geblieben.   „Du schreibst doch, oder?“ Dies schien endlich die volle Aufmerksamkeit des Zwerges auf sich zu ziehen. „Manchmal.“ Varric grinste, seine Neugier geweckt. „Kommt darauf an, was du geschrieben bekommen willst. Und, normalerweise, wie viel du zahlen magst. Du weißt ja, wir Zwerge–“   „Fenris kann nicht lesen.“ Marian biss sich schuldbewusst auf die Unterlippe. Das Geheimnis war nicht ihres, sie hatte kein Recht, es so leichtfertig zu teilen. Aber sie wusste nicht so recht, wen sie sonst fragen sollte. „Ich habe darüber nachgedacht, wie ich ihm helfen könnte und…“ Sie ließ sich tiefer in den Stuhl sinken. Es war nicht besonders bequem, half aber etwas gegen die plötzlichen nagenden Zweifel an ihrem Plan. „Mein Vater hat mir und Bethany ein Märchen aufgeschrieben, mit dem wir beide lesen gelernt haben“, erklärte sie. „Aber fast alles, was wir von Vater hatten, ist in Lothering zurückgeblieben.“   „Hm.“ Varric hob die Augenbrauen, sein Gesichtsausdruck nur schwer lesbar. Marian war sich nicht sicher, was genau sie darin sah. „Und du willst, dass ich dir die Geschichte ausfindig mache?“ Augenblicklich saß Marian wieder kerzengerade. Ihre langen, schwarzen Locken flogen durch die Luft, als sie den Kopf schüttelte. „Andraste, nein! Mein Vater war halb Avvar. Ich denke, selbst in Ferelden wäre es beinahe unmöglich, an eine schriftliche Version des Märchens zu kommen. Ich kenne ja nicht mal den richtigen Namen, wir haben es immer das Wintermärchen genannt.“ Der Zwerg grinste. „Du willst, dass ich dir helfe, dein Märchen aufzuschreiben“, riet er erneut. Marian fühlte, wie ihre Wangen sich unter seinem wissenden Blick röteten. „Ich bin Söldnerin. Ich habe seit Jahren kein Buch mehr angefasst,“ verteidigte sie sich halbherzig. „Und ich möchte Fenris etwas Gutes tun.“   Varric ließ sich mit seiner Antwort mehr Zeit, als notwendig wäre. Marian wusste, dass es Absicht war, der dramatische Schuft, aber es überfiel sie trotzdem ein Gefühl der Erleichterung, als ihr Freund zustimmend nickte. „Klar, wieso nicht? Ich habe noch nie ein Avvar-Märchen gehört. Und ich will Fenris‘ Ausdruck sehen, wenn er hört, dass du für ihn alleine zur Schriftstellerin geworden bist.“ Marians Augen weiteten sich im Entsetzen. „Nein! Nein, nein, Fenris darf das nie erfahren, der wird doch denken, dass ich es aus Mitleid tue! Er ist doch so furchtbar stolz!“ Sie schnaubte, offensichtlich frustriert. „Ich bin keine besonders gute Lehrerin, aber ich habe Vater zugesehen, wie er Bethany unterrichtet hat. Ich glaube, wenn ich dem Märchen folge, kann ich das auch.“   Sie sah, dass Varric sich an diesem Punkt aktiv das Grölen verkneifen musste. „Hey! Wenn du dich schon über mich lustig machen musst, dann tu es offen, Feigling!“ Ihren entrüsteten Worten fehlte jegliche Feindseligkeit und sie wusste, dass sie nebst Varric nicht viel grösser war, aber wenigstens tat er ihr den Gefallen, etwas Einschüchterung vorzutäuschen. Sie war sich nicht ganz sicher, ob ihrer Würde damit wirklich ein Gefallen getan war, aber immerhin fühlte sie sich jetzt etwas mehr ernstgenommen. „Ich mache mich nicht über dich lustig, Waffel, ich finde es süß.“ „Ich bin mir nicht so sicher, ob ich es so bezeichnen würde“, murrte sie und zog an einem Faden an ihrem Ärmel. „Super! Das ist doch schon ein Anfang! Ein guter Autor lässt sich nicht die Worte in den Mund legen!“       · ❄️ 🔥 ·       Das Problem an einem Doppelleben als Autor und inoffizieller Schutzgeist von Kirkwall war, dass Letzteres viel Zeit und Energie in Anspruch nahm. Dazu kam, dass Isabelas Versuche, Fenris regelmäßiger in den Gehängten Mann zu locken, langsam Früchte trugen und es schwer war, sich für den Abend mit Varric in eine Ecke zu setzen und an ihrem Geschenk zu arbeiten. Fenris war aufmerksam und je mehr Zeit sie miteinander verbrachten, desto mehr schien er darauf bedacht, sie ihm Auge zu behalten. Wenn sie jetzt plötzlich so viel Zeit tuschelnd mit Varric verbrachte, würde er Verdacht schöpfen.   „Schreiben ist einfach wirklich nicht mein Ding!“ Beschwerte sich Marian, als sie endlich dazu kam, sich eines Nachmittags alleine mit Varric in der Taverne zu treffen. Bisher beschränkte sich ihre Ausbeute auf einen groben Zeitstrahl des Märchens, den sie für Varrics Verständnis zusammengeschustert hatten, das eigentliche Schreiben hatten sie noch gar nicht so recht angeschnitten. „Oh? Du gibst doch sonst auch nicht so schnell auf, Hawke“, neckte Varric. „Lässt du dich etwa wirklich vom Grübler einschüchtern?“ „Nein, ich bin nur nicht darauf aus, mich vor einem Freund zum Narren zu machen.“ Der Zwerg seufzte und langte mit etwas Mühe über den Tisch hinweg, um Marian tröstlich die Hand zu tätscheln. „Du bist lustig, Hawke. Keine Angst vor der Dunklen Brut, schaust dem Arishok ins Gesicht. Aber dass sich der brummige Elf für eine Sekunde beleidigt fühlt, das schüchtert dich ein.“   Hawke sah frustriert von ihrem leeren Manuskript auf. „Ich habe Angst. Ständig, vor allem. Nur kann ich es mir hier leisten, einen Rückzieher zu machen.“       · ❄️ 🔥 ·       Und dann liefen die Dinge aus dem Ruder. Die Bitten häuften sich und immer seltener kam Marian dazu, sich überhaupt dazu aufzuraffen, sich hinzusetzen und zu schreiben. Sie fand ein anderes Buch, von einem richtigen Historiker verfasst und das Fenris wahrscheinlich sowieso mehr interessieren würde als ein Avvar-Märchen. Seine Wut über das Geschenk war keinesfalls unerwartet, aber sie schmeckte trotzdem bitter und enttäuschend.   „Wie nobel von dir, dem Sklaven das Lesen beizubringen“, höhnte Fenris. Marian war zum Schreien zumute. „Darum geht es mir nicht. Ich wollte etwas mit dir teilen, von dem ich denke, dass es dich interessieren würde. Das ist alles.“ Fenris‘ Ärger schien unter ihren Worten und der sorgfältig zurechtgelegten Kälte in ihrem Tonfall zu verpuffen. Er sah zu Boden und auch wenn er noch immer missmutig wirkte, es war offensichtlich eine Darbietung von Scham. „Es tut mir leid. Ich sollte meine Wut über meine eigenen Fehler nicht an dir auslassen.“ Marian schluckte den Wunsch, ihm patzig zu antworten, herunter. „Danke, hast du an mich gedacht.“   Sie brauchte einen Augenblick, bevor sie sich traute, etwas zu sagen. „Und solltest du Hilfe brauchen, ich würde sie dir gerne anbieten. Nicht, weil ich mich überlegen fühle, sondern weil wir Freunde sind.“ Für einen Moment starrte Fenris lediglich eindringlich und Marian erwartete beinahe schon eine patzige Antwort. Stattdessen verzog sich sein Mund zu einem beinahe schüchternen Lächeln. „Das ist großzügig. Bei Gelegenheit würde ich deine Hilfe gerne in Anspruch nehmen.“       · ❄️ 🔥 ·       Die Dinge zerfielen, Stück für Stück, und Marian bemerkte es erst, als es schon zu spät war. Sie hatte das Ausmaß von Fenris‘ Leiden nie gänzlich verstanden, wie könnte sie auch? Aber in Augenblicken wie denen, in denen sie gemeinsam über dem Buch brüteten und sich langsam durch die Kapitel arbeiteten, war es leichter zu vergessen, dass die Narben, die er trug, viel tiefer als die Lyrium-Zeichnungen auf seiner Haut gingen. Fenris dabei zuzusehen, wie er Genugtuung darin fand, Hadriana das Herz in der Brust zu zerdrücken, war erschreckend. Nicht, weil Marian nicht wusste, wozu er fähig war, sondern weil sie selbst vergessen hatte, wie viel Wut und Schmerz noch immer unverarbeitet in ihm schlummerte. Der Fehler war ihrer.   „Was ist je in Berührung mit Magie gekommen, das sie noch nicht verdorben hat?“ Die Worte hätten genauso gut ein Schlag ins Gesicht sein können. Etwas zerbrach in Fenris‘ Gesicht als ihn der weitere Kontext seiner Worte wieder einholte, die Welt außerhalb seines Lebens als Flüchtling. Es vergingen mehrere Herzschläge, bevor er kehrt machte und wortlos die Gruft verließ. Zurück blieben Isabela, Marian und Anders in unangenehmer, bedrückter Stille. Marian weinte nicht, aus Trotz.       · ❄️ 🔥 ·       Sie wusste nicht, wie lange Fenris auf sie gewartet hatte, als er vor der Hawke-Villa aufkreuzte. Vier Tage waren ohne ein Lebenszeichen vergangen und Varric hatte ihr versichert, dass Fenris das doch öfters tat, wenn ihm die Welt über den Kopf wuchs. Mehr als alles andere tat es Marian im Herzen weh daran zu denken, wie sehr sie sich dieser Fantasie hingegeben hatte, dass Zeit und ein Umfeld, dem er etwas bedeutete, ihm beim Heilen helfen würden. Selbst wenn er Schritte vorwärts gemacht hatte, mit jedem Mal, das Danarius neue Geister aus seiner Vergangenheit schickte, fiel Fenris zurück. Und selbst wenn er das nicht tun würde, es war nicht an ihr zu entscheiden, wie weit er zu kommen hatte.   „Ich habe… nachgedacht. Über das, was mit Hadriana passiert ist“, eröffnete er das Gespräch. Marian schulte ihr Gesicht in eine neutrale Maske. Fenris hatte seine Gründe, aber das machte seine Worte nicht diskussionslos wieder gut und sie wollte nicht einfach nachgeben, wenn auch sie nicht völlig im Unrecht war. „Wir sind nicht immer einer Meinung, du und ich. Aber mein Wutausbruch dir gegenüber war unangebracht. Ich schulde dir eine Entschuldigung.“ Ein Knoten löste sich in Marians Brust und sie wünschte, sie wüsste etwas zu sagen, das nicht automatisch wie eine Floskel klang.     „Dir sei vergeben.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust, sich unsicher dessen, was sie mit ihren Händen anstellen wollte. Ihre Mutter beschwerte sich noch immer darüber, wie sie, auch im bereits längst erwachsenen Alter, ständig die Ärmel ihrer Kleider aufdröselte. „Wichtiger ist mir, dass du zurück bist. Wir haben uns alle Sorgen gemacht.“ Sie zögerte. „Ich habe mir Sorgen gemacht. Du musst dich nicht rechtfertigen.“ Ihr Lächeln war steif, als Fenris sie ungläubig ansah. „Ich verstehe dich nicht immer. Eigentlich verstehe ich dich nur selten, aber das ist auch in Ordnung so. Du hast Schreckliches erlitten und davon loszukommen ist schwer. Aber, Fenris…“ Marian atmete ein. „Bitte versprich mir, dass du nicht zulassen wirst, dass dich deine Wut und dein Durst nach Rache zerfressen.“   „Denkst du wirklich, dass ich Gefallen daran finde?! Dieser schreckliche Hass?! Er ist wie eine Seuche, unaufhaltsam und allumfassend. Wenn ich könnte, würde ich nicht daran festhalten. Aber jedes Mal, jedes verdammte Mal–“ Seine Stimme hallte in der Straße wider, Marian zuckte unter der Lautstärke zusammen. Fenris hielt inne, beschämt. Sie hatten diese Unterhaltung bereits in der Vergangenheit geführt, doch einen gemeinsamen Schluss gefunden hatten sie nie. „Das ist es nicht, wofür ich heute hierhergekommen bin“, gab er letztendlich zu.   „Wofür dann?“ Marian versuchte sich an einem neuen, zögerlichen Lächeln, blass, aber ehrlich. Fenris, nach einem Moment der Unsicherheit, erwiderte es. „Letztes Mal haben wir mitten im Kapitel angehalten, oder?“   Fenris fielen die Augen bereits nach dem dritten Satz zu. Marian brachte es nicht mehr über sich, ihn zu wecken.       · ❄️ 🔥 ·       Mit dem Streit war etwas zwischen ihnen zerbrochen. Es war nicht unmöglich zu reparieren, aber sie beide mieden das Thema, beschäftigten sich mit anderen Problemen, von denen es in Kirkwall nach wie vor reichlich welche gab.   Marian fühlte sich dennoch schuldig, als sie erleichtert war, dass es Fenris war, der sie als erstes erreichte, als sie neben der Leiche des Arishok ausgelaugt zu Boden sank. Fenris, dann ihr Hund, Aveline, Anders, Varric, Merrill. Isabela, etwas abseits, als ob sie sich nicht traute, sich um ihre Freundin zu sorgen. Marian fühlte eine kleine, warme Hand, die sich auf ihren Bauch presste, ein ferner Anflug von Schmerz von dem sie wusste, dass er sie erzittern lassen sollte, ihr Name auf Fenris‘ Lippen. Dann wurde die Welt um sie herum schwarz.       · ❄️ 🔥 ·       „Eines… W– Wi… verdammt noch mal! Eines… Win…ters, vor… la- lange… langer… langer… Zeit–“ Marian erwachte zu Fenris‘ konzentriertem Murmeln. „Was liest du?“, fragte sie benommen und drehte ihren Kopf, auf der Suche nach seinem Gesicht. Ihre Stimme hörte sich in ihren Ohren furchtbar kratzig an. Der Elf saß auf ihrer Bettkante und wandte sich augenblicklich ihr zu. Blind legte er was auch immer er gerade in den Händen gehalten hatte auf die Truhe am Fußende ihres Betts.   „Du bist wach“, stellte er erleichtert fest. „Mhm. Ich glaube schon.“ Fenris schnaubte. „Besser so, du warst die letzten drei Tage bewusstlos.“ Marian blinzelte und für einen Herzschlag lag ihr eine Antwort auf der Zunge, bevor sie eine Erkenntnis eiskalt überrannte. „Bei Andraste–“ Sie quietschte und versuchte, sich hastig aufzusetzen. „Das hättest du nie sehen sollen!“ „Es lag auf deinem Kissen, als wir dich zurückgebracht haben!“, verteidigte sich Fenris mürrisch. Oh. Ja doch, sie hatte ihr altes, dummes, dummes Nicht-Manuskript wieder ausgegraben und scheinbar im Offenen vergessen.   „Es ist noch unfertig! Ich habe ja kaum den ersten Satz abgeschlossen!“, protestierte Marian, ließ sich jedoch sanft, aber bestimmt zurück in ihre Kissen drücken. Ihre Wunde pochte. „Du bist ohnehin für die nächste Woche bettlägerig, sagt Anders“, erwiderte Fenris platt, doch seine Finger waren behutsam, als sie ihr das Haar aus dem Gesicht strichen. „So kannst du mir ja vielleicht das Schreiben beibringen. Du erzählst und ich notiere.“   Marian suchte sein Gesicht nach etwas ab, das ihr einen Anhaltspunkt dafür geben würde, dass er nicht wieder verschwinden würde, wo sie doch wieder bei Bewusstsein war. Er konnte ihr kein Versprechen geben, erinnerte sie sich mit einem Anflug der Enttäuschung, als sie Fenris zusah, wie er von der Bettkante aufstand.   „Ich gehe Bodhan und Orana Bescheid geben, dass du wieder wach bist. Und nach Kohle fragen.“ Er lächelte Marian über die Schulter zu. Es war ein zaghafter, unsicherer Ausdruck, aber es war etwas vom Schönsten, das Marian gesehen hatte, seit sie Fenris kannte. Er hob das Papier auf dem Weg aus ihrem Zimmer auf.   „Erzählst du mir danach eine Geschichte, Hawke?“       · ❄️ 🔥 ·       Eines Winters, vor langer, langer Zeit, da verliebte sich der Frost in das Feuer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)