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Windpocken

von

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Behandlung

Autor: Moku

E-Mail: Mokuren@gmx.de (Ihr könnt mir immer schreiben. ^__^°)
 

Disclaimer: Yuki und Kyou gehören zusammen, und Takaya Natsuki-sensei. Na ja, und wenn die nicht zusammen gehören sind es Tohru und Hatori (Ich mag dieses Pairing irgendwie...) Oder Haru und Kyou (Haru und Yuki is' nicht so mein Fall) Oh... und Ritsu und Ayame *kicher* *lach* Zwei Verrückte auf einem Haufen!

Warnung: language, OOC, giftige Yukis ^^°, freundliche Kyous -_-°, verrückte Shigures...
 

Kommentar: HERE WE GO! Kapitel zwei!!! Nehmt mir bitte einzelne, düstere Stellen nicht übel, aber ich konnte sie mir nicht ersparen... Genauso wie ein paar überlaufende Witze...
 

Grüße: @Sherry: Du schreibst mir immer so nette Kommentare. DANKE! *um Hals fall*

@kohaku-san

@Kivi

@Hotei

@Ikki
 

Widmungen: SHERRY! Weil sie mir bei ein den Recherchen geholfen hat! Danke noch mal! *knuddel* kohaku-san, die mir ebenfalls so gut es ging geholfen hat. DANKE euch beiden!!!
 

Vokabeln:

Baka neko = Blöde Katze!

Nezumi = Maus
 

Chapter two - Behandlung
 

Das erste, was Yuki sah als er aufwachte, war ein schlecht gelaunter Kyou, der über ihn gebeugt war. Ohne weiter darauf zu achten, zog er sich die Decke über den Kopf und drehte sich auf die andere Seite.

"Endlich wach?", fragte Kyou mürrisch, doch Yuki scherte sich nicht um eine Antwort. Wenn Kyou nicht gesehen hatte, dass er wach war, dann würde der Junge den Abschluss nie schaffen.

Plötzlich spürte er eine Hand, die ihm seine Decke wegzog.

Argh! So eine Gemeinheit!

Hatte der nichts besseres zu tun, als ihn zu quälen? Warum war der Typ auch schon wieder so früh wach?

Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es kurz nach Mittag war. Na toll!

"Hier!"

Yuki drehte sich zu Kyou und starrte verunsichert auf das Glas Wasser. Dann richtete er sich auf und nahm es in seine Hand. In diesem Moment fiel ihm auch auf, dass sein Fieber fast weg war. Trotzdem kein Grund zum Aufjauchzen. Er musste immer noch in seinem Zimmer hocken, weil niemand Shigure in lebensbedrohliche Lagen bringen wollte.

Ein Blick auf den gereizten Jungen neben sich, ließ ihn den Kopf schütteln. Es gab schon jemanden, der das ohne mit der Wimper zu zucken machen würde.

Das zweite, das ihn auffiel, war, dass sein ganzer Körper juckte. Mist! Diese Pocken! Warum mussten die so jucken? Und er durfte sich noch nicht einmal kratzen! Verdammt! Verdammt! Verdammt!

Okay, gaaanz ruhig!

Langsam führte er das Glas an seine Lippen und nippte daran.

...

Ärks!

Wollte der Typ ihn umbringen?

"Kyou! Was ist das?"

Der Angesprochene sah ihn grinsend an und dessen Laune war urplötzlich wieder auf ihrem Höhepunkt. "Salzwasser.", antworte er gelassen und sortierte irgendwelche Töpfchen auf dem Fußboden. "Was?", fragte Yuki aufgebracht und starrte das Glas angewidert an. Salzwasser!

"Und das soll ich trinken?"

"Nein, natürlich nicht.", meinte der Rothaarige schmunzelnd und sah dann zu Yuki. "Eigentlich habe ich gedacht, dass du wüsstest, dass man das *nicht* trinkt."

"Woher soll ich das denn wissen? Ich hatte noch nie Windpocken!"

Kyou wandte sich ab, unterdrückte ein lautes Lachen und wandte seinen Blick wieder auf das Zeug, dass Hatori ihm gab. "Du musst dir damit den Mund ausspülen, wegen den Pocken die du im Mund hast.", antwortete er dann und Yuki war sich sicher, dass er irgendwo in dieser Stimme Belustigung herausgelesen hatte.

Oh man, schlimmer konnte es gar nicht werden.
 

"Ich bring dir etwas Hühnersuppe, okay?"
 

Er hasste Hühnersuppe...
 

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Das zierliche braunhaarige Mädchen füllte gerade eine Schüssel mit Hühnersuppe als Kyou die Treppe runter kam und in die Küche schlich. Dort angekommen setzte er sich auf einen Stuhl und starrte auf die weiße Tür des Kühlschranks, murmelte leise etwas vor sich hin.

Tohru drehte sich zu ihm um und schenkte ihm ein warmes Lächeln.

"E + 2.", meinte sie plötzlich und Kyou hob seinen Kopf, sah sie irritiert an. Sie lächelte ihn sanft an, drehte sich dann wieder um. "Es heißt: F + V = E + 2."

Er nickte. "Stimmt. Wie konnte ich das vergessen?"

Tohru schüttelte den Kopf. "Weil du dir so viele andere Sachen beibringst.", meinte sie leise. "Du überanstrengst dich und im Endeffekt weißt du gar nichts mehr. Du hast noch zwei Wochen. Genug Zeit um für die Prüfung zu lernen. Gehe es ruhig an, entspann dich ab und zu." Sie drehte sich um und reichte dem Jungen ein Tablett. "Ich mache mir Sorgen, dass du dich überanstrengst. Bitte pass auf dich auf, wenn nicht für dich, dann für uns. Haru macht sich auch schon Sorgen und Hatori hätte dich am Liebsten mitgenommen als wir zu seiner Praxis fuhren."

Kyou nickte einfach nur, stand auf und ging zur Tür raus.

"Kyou-kun!" Er hielt inne, warf einen Blick zurück auf das Mädchen. "Ich wünschte, ich könnte soviel Geduld und Bereitschaft für all das aufbringen. Mir persönlich fällt es schwer, alles im Kopf zu behalten, aber du kannst es."

Er nickte erneut, setzte seinen Weg fort.

Tohru blieb zurück, sah traurig und verzweifelt zu Boden. Sie mochte den Wechsel, der in den rothaarigen Jungen vorging, nicht. Überhaupt nicht! Seit fast einem halben Jahr tat er nichts anderes als zu lernen. Die Kämpfe mit Yuki verstarben mit der Zeit auch, seit über zwei Monaten hatten sie sich weder gezankt noch gekämpft. Natürlich sprachen sie sich mit ihren üblichen Anreden an, aber weiter als bis zu kleinen Reiberein die nach ein paar Minuten vergessen waren, ging es nicht.

Frustriert schüttelte sie ihren Kopf und wandte sich dem Herd zu. Sie bildete sich bestimmt wieder etwas ein. Vielleicht wurde Kyou einfach nur erwachsener oder war mit seinem Lernen zu sehr beschäftigt, als dass er seine Zeit mit einem Streit mit Yuki vertrödeln wollte.

Außerdem wurden sie alle erwachsen.
 

"Nah Tohru. Ich hab huu~unger!!!"
 

Na ja, vielleicht nicht alle.
 

"Ich bin gerade dabei Essen zu machen, Shigure-san."
 

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Windpocken, leichtes Fieber und Kopfschmerzen waren eine schlimme Mischung. Noch dazu, wenn man sein eigenes Handeln kaum noch unter Kontrolle hatte, weil irgendeine ganz bestimmte Person ihn auf den Höhepunkt seines Lustempfindens jemanden umzubringen gebracht hatte. Hinzu kamen die Kopfschmerzen, die jede Bewegung zur Hölle machten, bis auf die kleinsten, wie zum Beispiel das Bewegen eines Fingers. Dies resultierte in Langeweile. Und das in Frustration...
 

Fernsehgucken konnte er auch nicht, da dieser im Wohnzimmer stand und er sich nicht frei im Haus bewegen konnte - wegen den Windpocken... und Shigure...

Lernen oder Lesen konnte er nicht - aufgrund der Kopfschmerzen

Musikhören konnte er nicht - Kopfschmerzen...

Aufregen konnte er sich nicht - Kopfschmerzen...

Schlafen konnte er nicht - Kopfschmerzen...

Reden - Haha, guter Witz. Mit wem denn?
 

Und selbst das Nachdenken verwandelte sich in das größte Grauen, das Yuki je hatte.
 

Wenn er krank wurde, dann aber richtig! Es hätten nicht nur Windpocken sein können, nein! Man musste auch noch Fieber und Kopfschmerzen bekommen. Was hatte er eigentlich jemals so schlimmes getan, dass ihm ein Tag wie Jahre vorkam und er am Liebsten von irgendeiner Klippe springen wollte?

Natürlich ging das nicht, da er sich kaum bewegen konnte. Aufgrund der dann wieder anschwellenden Kopfschmerzen. Aber die Illusion sich vor einem Zug zu schmeißen, natürlich nicht während der Hauptverkehrszeiten, oder vom nächsten Hochhaus zu springen, schien von Sekunde zu Sekunde attraktiver zu werden.

Und verdammt, diese Pocken JUCKTEN! Es war ihm egal, ob er Narben zurück behalten würde oder ob es sich verschlimmerte, es juckte!

Plötzlich öffnete sich die Tür und Kyou betrat das Zimmer, mit einem Tablett in einer Hand auf dem eine Schüssel stand. Er schloss die Tür hinter sich und stellte das Tablett auf dem Nachttisch ab, half Yuki dann beim Aufrichten und stellte das Tablett auf den Schoss des anderen Jungen.

"Keine Angst, Tohru hat gekocht.", meinte Kyou grinsend als er den Blick des anderen sah. "Glaubst du ernsthaft, ich würde mich für dich in die Küche stellen?"

Yuki schüttelte langsam den Kopf, wohl darauf bedacht die Kopfschmerzen nicht weiter zu fördern. "Es gibt nur eines, das du liebend gerne tun würdest: Mein Grab schaufeln."

"Sei nicht so pessimistisch. Es gibt noch andere Sachen, die ich für dich machen würde." Ein diabolisches Lächeln lief über die Lippen des rothaarigen Jungen als er Yuki ansah, dann richtete er seinen Blick auf die Beine. Erneut tauchte ein Grinsen auf. Yuki sah es und wurde leicht rot, starrte auf sein Essen, was ihn nur noch mehr an Tohru erinnerte.

"Würdest du die Güte haben mir nachher die Wickel abzunehmen?"

Kyou zuckte mit den Schultern. "Sicher. Wirken eh nicht mehr."

Yuki nahm den Löffel in die Hand und fing an zu essen, während Kyou sich auf seinen Platz an der Wand setzte und erneut ein Buch in die Hand nahm.

Ein kurzer Blick auf den rothaarigen Jungen ließ Yukis Bewegungen langsamer werden. Ihm ist nie aufgefallen wie Kyou sich verändert hatte, obwohl diese Veränderung so offensichtlich war. Allein, dass sie beide noch lebten und kaum daran gedacht hatten, sich gegenseitig umzubringen, war ein Beweis, dass sich einer von den beiden verändert hatte. Und da Yuki sich sicher war, dass er immer noch so war wie vor einem Jahr, wo die Anzahl der Kämpfe zwischen ihnen ihren Höhepunkt erreicht hatte, blieb also nur noch die Änderung in Kyous Verhalten.

Es war nicht nur das Aussehen, es war alles. Resigniert fasste die Adjektive zusammen: beherrscht, widerstandslos, stoisch. Worte mit denen man Kyou früher nie in Verbindung gebracht hätte, und es auch immer noch nicht machen würde, wenn man kaum etwas mit ihm zu tun hatte. So wie er.

"Hast du eigentlich vor hier rumzusitzen, während ich esse?"

Kyou sah nicht auf als er leise antwortete und dabei eine Seite in seinem Buch umblätterte. "Ich hatte eigentlich nicht vor nur ,herumzusitzen,' tatsächlich hatte ich vor, hier zu sitzen und etwas zu lernen. Dazu sind die Bücher da, falls es dir nicht aufgefallen ist. Oh stimmt, du musst ja nicht lernen um dein Wissen aufzubessern. 'Tschuldige, dass ich dich mit so was konfrontiere."

Yukis Augenbraue zuckte gefährlich, nachdem er die Worte vernommen hatte, die mit mehr als nur mit Abscheu ausgesprochen wurden.

Dachte Kyou wirklich, dass er vom Glück gesegnet war und die Bücher nicht einmal anfassen musste um das zu wissen, was er wusste? Glaubte die Katze wirklich, dass er seine Freizeit nicht fürs Lernen opfern musste? Hatte es wirklich den Anschein, dass ihm alles in den Schoß fiel?

Krampfhaft versuchte er den Löffel in seiner Hand zu behalten und nicht auf den Rothaarigen zu werfen.

Okay, es stimmte, um seine Noten zu bekommen brauchte er wirklich nicht viel machen, aber sogar er musste hin und wieder einen Blick in seine Schulbücher werfen. Alles konnte er sich auch nicht merken.

Sein Blick wanderte zu Kyou, der ihn nicht abwartend ansah, sondern einfach nur weiter uninteressiert in das Buch starrte.

Wirtschaftslehre... kein Wunder, dass er so desinteressiert war.

"Oh Gott, warum ist Wirtschaftslehre nur so verdammt trocken? Was interessiert es mich, dass ein Individualbedürfnis ein Bedürfnis ist, dass vom Einzelnen ausgeht und von ihm selbst befriedigt wird und ein Kollektivbedürfnis eines ist, dass von einer Person ausgeht, aber von einer Gruppe befriedigt wird?"[5] Frustriert warf der rothaarige Junge das Buch auf den Boden und starrte es an, als ob er es mit dem Blick töten könnte.

Wow, mit diesem Blick hatte er ja noch nicht einmal Yuki angesehen...

"Es ist ja nicht unbedingt so, als würde ich auf eine Straße zeigen und sagen: ,Das ist ein Kollektivbedürfnis!' Oder?"

Obwohl der andere genau wusste, dass die Frage rein rhetorisch gemeint war, öffnete er den Mund um zu antworten, nur um von einem Klopfen unterbrochen zu werden.

"Ja?"

"Souma-kun, ich hoffe, es geht dir gut. Hast du noch starke Kopfschmerzen?"

"Ja Tohru, es geht mir gut." Das war zwar 'ne glatte Lüge, aber man musste dem armen Mädchen nicht noch weitere Probleme und Schuldgefühle machen.

"Das ist toll, Souma-kun. Ich bin wirklich froh, das zu hören. Und dann wollte ich fragen, ob Kyou-kun bei dir ist. Ich wollte ihm Bescheid sagen, dass das Essen fertig ist."

"Ich komme Tohru.", rief der Rothaarige, noch immer leicht frustriert von seiner Begegnung der dritten Art. "Wenn ich wieder nach oben komme, entferne ich die Wickel von deinem Bein und du kannst machen, was immer du willst. Und NICHT kratzen, okay?" Yuki nickte, sah dem anderen nach wie er das Zimmer verließ und wunderte sich im Stillen, ob Kyou überhaupt bemerkt hatte, dass er soeben begriffen hatte, was ein Kollektiv- und was ein Individualbedürfnis war, da das, soweit Yuki wusste, nicht im Lehrbuch drin stand.

Er schüttelte den Kopf und wandte seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Suppe. So wirklich wollte er sich nicht mit Kyou beschäftigen. Dafür waren ihm seine letzten vorhandenen, gesunden, benutzbaren Zellen einfach zu wichtig!
 

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Kyou setzte sich an den Esstisch und ging in Gedanken noch einmal alle vier Einteilungsstufen durch und die dazugehörige Aufteilung.

Ach ja, die vielen kleinen und großen Bedürfnisse eines Menschen, angefangen von Existenzbedürfnis bis Luxusbedürfnis und Grundbedürfnis bis hin zum Streben nach Selbstverwirklichung... und so weiter und so fort. Er könnte Maslow erschlagen! Wie kann ein einzelner Mensch nur so eine Plage darstellen?

Aber das Gleiche könnte man natürlich auch über Kepler, Archimedes und alle anderen großen und ach-so-tollen Naturwissenschaftler sagen, die Schuld daran waren, dass man sich tausend mathematische Formeln und physikalischen Begebenheiten merken musste, die angeblich das Rechnen einfacher und das Verstehen aller Eigenschaften leichter machen sollten! Klar!

Hätte Albert Einstein nie die Atomspaltung entdeckt, dann würden sie das nicht im Unterricht durchnehmen und es hätte am Ende des zweiten Weltkrieges keine Atombomben geregnet! Ganz Japan hätte etwas davon gehabt, nicht nur er!

Wenn Archimedes von Syrakus nicht im Wasser gesessenen hätte und dann plötzlich aufsprang und ,Heureka' ausgerufen hätte, sondern vorher in genau dieser Wanne ertrunken oder an einem Herzinfarkt gestorben wäre, wäre den Schülern eine Menge erspart geblieben. Er war ja nicht egoistisch, er dachte auch an die anderen!

Das Gleiche galt der Musik. Hätte dieser Wolfgang Amadeus Mozart nie gelebt, müsste er nicht dessen Lebensdaten und den Lebenslauf lernen, geschweige denn seine ganzen Opern und was-weiß-ich runterrasseln können!

Schule wäre so verdammt einfach!

Er war nicht faul, es war bloß unwichtig! Wen interessierte es, dass Carl Friedrich Gauß zwei mal geheiratete hatte und beide Frauen noch vor ihm starben? NIEMANDEN! Und lernen musste man es trotzdem. Es gehörte schließlich zur Allgemeinbildung!

Doch er schweifte ab...

Kyou warf einen Blick auf sein Essen und bemerkte, dass er noch nicht einmal angefangen hatte. Daraufhin blickte er auf Shigures Teller um herauszufinden wie weit dieser schon war. Zu seiner Erleichterung stellte er fest, dass er wohl nicht allzu lange in seinen Gedanken getrödelte hatte und begann mit dem Essen, in der Hoffnung, sich nachher ausruhen zu können.
 

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Yuki stellte die Schüssel auf seinen Nachttisch neben dem Glas und kroch unter die Decke. Er hätte nichts essen dürfen, denn jetzt war ihm zu allem Überfluss auch noch schlecht. Toll! Es konnte nur besser werden.

Warum war das nächste Hochhaus soweit entfernt? Und die Schienen? Lagen auch 'ne halbe Stunde zu Fuß entfernt.

Und außerdem, mit diesen Wadenwickeln würde er sich auch nirgends hintrauen. Das wäre einfach zu peinlich. Jetzt hatte er schon ein Kleid getragen und Socken, alles was nur noch fehlte wäre Unterwäsche.

Eine zarte Röte färbte seine Wangen bei diesem Gedanken.

"Oh Gott, das wäre so peinlich.", flüsterte er und schloss seine Augen. Diese Erniedrigung wollte er sich gar nicht erst vorstellen. Wenigsten glaubte er an Kyous Gerechtigkeitssinn und persönliche Abneigung gegen Jungs in Frauenklamotten, dass er keine Angst hatte, dass dieser diesen Moment mit einem Foto festhalten wollte.

Ein leises Knacken der Tür ließ ihn kurz zusammenfahren. Konnte Kyou nicht klopfen? Er schlug die Decke zur Seite und zeigte ohne viele Worte mit dem Finger auf seine Beine. Der rothaarige Junge würde schon wissen was er wollte.

Und wirklich, Kyous IQ reichte soweit, dass er ihn verstand und sich dran machte, die Wickel zu entfernen.

"Hat Hatori dir gesagt, dass du das machen sollst?"

"Nein, warum?"

"Woher weißt du denn, dass das hilft?"

"Wie gesagt, ich musste mich zwangsläufig damit beschäftigen. Und alles, was ich weiß, weiß ich aus Büchern. Muss nicht zwangsläufig richtig sein."

Darauf wollte Yuki nicht näher eingehen. Er konnte sich denken, dass Kyou dazu gezwungen wurde. Soweit Yuki wusste, musste Kyou nicht allzu lange allein leben aber lange genug um zu verwahrlosen, wenn sich niemand um ihn gekümmerte hätte. Aber wie es aussah, konnte der Junge gut genug allein leben und sich durchschlagen. Doch warum... warum hatte Kyou sich solange durchgeschlagen? Wenn es ihm passiert wäre, er wäre freiwillige von der nächsten Brücke gesprungen.

Und was hieß hier: ,Muss nicht zwangsläufig richtig sein'? Gerade als er sich über diesen Satz beschweren konnte, erhob der Rothaarige seine Stimme.

"Habe ich nicht gesagt, NICHT kratzen?", fragte Kyou wütend und nahm Yukis Arm in eine Hand und zog ihn hoch. "Du hast damit angefangen, sobald ich runter gegangen bin, oder?"

"Nein!"

Doch...

"Du bist ein schlechter Lügner."

"Ich lüge nicht!"

"Doch!"

"Nein!"

"Natürlich!"

"Nein!"

Kyou hielt ein weiteres ,doch' zurück und legte seine Hand auf die Stirn. Das führte nirgendwo hin. Als er auf Yuki sah, bemerkte er, wie dieser erneut anfing sich zu kratzen, doch ein Blick von Kyou und Yuki nahm seine Hände in den Schoß und sah ihn hasserfüllt an.

"Das war's!"

"Was?"

"Ich wollte das nicht machen."

"Was wolltest du nicht machen? Kyou!"

Kyou drehte sich um und stürmte aus dem Zimmer, während Yuki ihn perplex nachsah und im Unterbewusstsein erneut anfing sich zu kratzen.
 

Ein paar Minuten später kam Kyou erneut ins Zimmer, in einer Hand Topfhandschuhe und in der anderen zwei Bänder. Sobald der andere Junge diese sah, sprang er auf, ignorierte die Kopfschmerzen und flüchtete zu seinem Schreibtisch.

"Das wagst du nicht."

"Yuki, wir können das auf die sanfte Tour machen, aber auch anders. Also gib mir deine Hände."

"Oh nein! Bestimmt werde ich das nicht machen!"

"Ich habe dich gewarnt."

Der grauhaarige Junge sah ihn noch immer wütend an, hielt seinen Blick starr auf den Körper des anderen gerichtet. Nie im Leben würde er diese Dinger anziehen. Nicht in tausend Jahren!

Kyou seufzte, ließ dann die Handschuhe und die Bänder neben sich auf den Boden fallen.

Yuki hatte noch Kopfschmerzen und ihm würde sicher bald schwindlig werden, das Fieber war zwar runtergegangen aber immer noch da. Ein Lächeln lief ihm über die Lippen als er den anderen Jungen betrachtete. Nur in seinen Shorts bekleidet und ein Bein noch immer in Tohrus Strumpf...

Sobald die Maus merkte, wo Kyous Blick hinwanderte lief er leicht rot an.

Verdammt!

Seine Augen richteten sich ebenfalls auf den Strumpf und in diesem Augenblick bemerkte er aus dem Augenwinkel eine Bewegung.

Zu spät registrierte er, was es war und lag auch schon auf dem Boden, mit Kyou auf sich sitzend. Dieser grinste ihn überlegend an, änderte seine Sitzposition etwas, damit Yuki sich weniger bewegen konnte.

"Geh runter!"

"Pah."

Damit packte Kyou die beiden Hände des anderen und zog sie über den Kopf, damit er sich vor beugen konnte um die Handschuhe und Bänder zu holen.
 

Eine halbe Stunde und paar kleine Kämpfe später schaffte Kyou es Yuki die Topfhandschuhe überzuziehen und sie festzubinden, damit der andere sie nicht ausziehen konnte, falls der Rothaarige das Zimmer verließ.

"Ich hasse dich."

"Ja ja, ich weiß.", murmelte Kyou grinsend und entfernte den für Yuki so lästigen Wadenwickel. Unter diesem tauchten dann auch ein paar Bläschen auf, manche groß andere etwas kleiner.

Kyou warf wieder einen Blick auf die ganzen Gläschen.

"Du musst dieses Zeug auf die Pocken auftragen.", meinte er und hob eine kleine Dose hoch und zeigte sie Yuki, doch der lächelte nur beängstigend freundlich und hob seine Hände hoch. "Wie du siehst kann ich das leider nicht machen, da ich diese Handschuhe tragen muss, aber du kannst sie mir doch jeder Zeit wieder abnehmen." Kyou schüttelte den Kopf, bedachte Yuki mit einem langen Blick. "Wir beiden wissen ganz genau, dass, wenn ich dir diese Dinger abnehme, ich sie nie wieder rauf bekomme."

"Argh, ich..."

"...hasse dich. Ich weiß. Immer das gleiche, dumme Gefasel. Warum bist du eigentlich so gereizt? Machen das die Kopfschmerzen?"

Yuki antwortete nicht auf die Frage, lehnte sich einfach im Bett zurück.

"Na ja, ich muss es dir nicht unbedingt auftragen. Hatori hat mir einen Badezusatz gegeben. Das würde dann nur bedeuten, dass du in der Badewanne liegen kannst und... liegst. Du hast die Wahl."

"Badezusatz."
 

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Es dauerte nicht lange und die Wanne war mit warmem Wasser angefüllt, und der Badezusatz hatte sich auch nur ein paar Minuten später verteilt. Yuki schlenderte von seinem Zimmer zum Badezimmer, darauf bedacht, weder Shigure noch Tohru zu treffen. Er könnte den Gedanken nicht ertragen, dass Tohru wegen ihm unter diesen Qualen leiden müsste. Zu schlimm war die Erniedrigung, die er durch zustehen hatte. Missmutig warf er einen Blick auf seine Hände.

Das war so peinlich!

Wie konnte Kyou das nur machen?

Und die blöden Knoten, die Kyou in die Bänder gemacht hatte, konnte er mit diesen Handschuhen auch nicht öffnen. Frustrierend.

Er öffnete die Tür des Badezimmers und knallte sie hinter sich zu.

Kyou, der gerade dabei war, das Wasser auszustellen, warf ihn einen desinteressierten Blick zu, lehnte sich dann zurück und sah Yuki abwartend an. Doch dieser regte sich nicht, warf dem Rothaarigen nur einen genervten Blick zu.

"Was?"

"Kannst du dich nicht umdrehen?"

Die Katze zuckte nur mit den Schultern und machte einen 180 Grad Drehung, wartete, bis er das Geräusch von plätscherndem Wasser vernahm und er somit wusste, dass Yuki sich in die Wanne gesetzt hatte.

"Du bleibst jetzt erst mal hier drin liegen, versuchst die Topfhandschuhe trocken zu halten - du musst sie schließlich den ganzen Tag tragen und glaub mir, es ist nicht besonders angenehm, wenn sie an der Hand trocknen - und entspannst dich, auf welche Art auch immer." Ein amüsiertes und leicht obszönes Grinsen lief über Kyous Lippen und er wandte sich ab, ging auf die Tür zu. "Ach... hätte ich beinahe vergessen..." Er drehte sich um und ging auf einen der Schränke im Badezimmer zu, hob einen Strohhalm hoch und ging damit zu Yuki. Ohne viele Worte steckte er dem Grauhaarigen den Strohhalm in den Mund und drückte den Kopf unter Wasser.

Alles, was Yuki vor seinem Abtauchen aufschnappen konnte, war irgendetwas von ,Kopf unter Wasser halten - Pocken im Gesicht - ersticken - und deshalb'. Sehr viel Sinn ergab es für ihm nicht und somit wehrte er sich vehement gegen die Hand, die auf seinem Kopf lag, um wieder Auftauchen zu können. Sekunden, die ihn wie Stunden vorkamen, später, atmete er das schöne Oxid wieder ein und füllte somit seine Lungen auf.

"Willst du mich umbringen?"

"Ach, das hast du mitbekommen? War das so offensichtlich?"

Yukis Blick blieb starr auf Kyou. Dieser Junge war irre! Und wenn er nicht aufpasste, würde er wirklich Tod in der Badewanne aufzufinden sein! Wie sollte er jetzt ruhig schlafen können? Und dann auch noch mit diesen Handschuhen.

Apropos...

"Yuki, ich habe dir doch gesagt, dass du die Handschuhe trocken halten sollst."

Oooh, Kyou war soooo Tod!

"Was sollte das eben?", fragte Yuki leicht gereizt und funkelte Kyou an, doch dieser winkte ab. "Da du auch Windpocken im Gesicht hast, müssen diese logischer Weise auch ins Wasser getaucht werden und damit du nicht erstickst, habe ich dir ein Strohhalm in den Mund gesteckt, durch den du atmen kannst."

Die Maus sah den anderen skeptisch an, ließ sich dann einfach zurück fallen und steckte den Strohhalm in seinen Mund.
 

Schlimmer konnte es nicht mehr werden...
 

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Kyou ließ sich auf das Dach fallen und schloss seine Augen. Der Wind spielte mit seinen Haaren, zupfte leicht an seiner Kleidung, streichelte sanft über seine Wangen.

Er liebte diese leichten Brisen, den süßen Duft der Luft und die Wärme der Sonne auf seiner Haut. Es war so schön entspannend und nichts würde ihn jetzt stören. Er hatte endlich ein paar Minuten für sich.

Er streckte seine Arme zur Seite, nahm einen tiefen Atemzug.

Es gab nichts schöneres als einfach mal ab zuschallten und auszuspannen, den Geist wandern lassen und alle Gedanken zu entlassen, die sonst immer in seinem Kopf schwirrten. Und in letzter Zeit war es einfach zu viel, um es in dem kleinen Organ zu behalten, dass normalerweise so viele Informationen aufnehmen konnte.

"Kyou-kun, bist du hier oben?"

Der Angesprochene richtete sich auf und wartete bis Tohru die Leiter hoch geklettert kam. Ein paar Sekunden später war ihr Kopf zu sehen und ihre großen, warmen Augen sahen ihn lächelnd an. "Ich habe dir ein paar Reisbällchen gemacht." Sie stellte einen Teller neben den Jungen und setzte sich dann hin, schloss für einen kurzen Augenblick die Augen und atmete die frische Luft ein.

"Es ist schön hier oben."

Er nickte nur zur Antwort, nahm eines der Reisbällchen.

"Hat Shigure dir schon gesagt, dass er nächste Woche sein neues Buch vorstellen muss und deshalb nicht da ist?"

Kyou schüttelte den Kopf, biss in den Reisball. "Und wir haben nächste Woche auch noch Klassenfahrt.", fügte das braunhaarige Mädchen hinzu. "Das würde bedeutet, dass Souma-kun allein zu Hause wäre."

"Ich fahre nicht mit.", meinte Kyou, nahm sich einen weiteren Reisball. "Nicht? Aber du hast doch schon bezahlt!"

"Du auch. Und so wie ich dich kenne, würdest du nicht mitfahren, wenn es bedeuten würde, dass Yuki allein zu Hause bleibt, richtig?"

Sie sah schüchtern auf das Dach, antwortete nicht. "Ich will, dass du mitfährst Tohru. Du hast dich schon solange darauf gefreut. Und außerdem könntest du dich sowieso nicht besonders gut um Yuki kümmern, ohne selbst krank zu werden."

Tohru antwortete noch immer nicht, wusste nicht was sie sagen sollte. "Und du hast so viele Überstunden gemacht, damit du dir die Fahrt leisten kannst-"

"Nein! Shigure hat sie bezahlt... ich wollte es nicht, aber er ließ sich nicht abbringen. Und da ich das Geld nicht rechtzeitig zusammen bekam, hatte er ohne mein Wissen schon alles arrangiert. Ich werde es ihm bestimmt zurückzahlen."

"Red keinen Stuss!"

Sie sah auf, blickte auf Kyou, doch der sah nur stur gerade aus, starrte über die Bäume hinweg zur Stadt. "Du hast soviel für uns getan, lass Shigure die Fahrt bezahlen. Man sieht es ihm vielleicht nicht an, aber es nagt ihn sehr, dass du von uns so ausgebeutet wirst, dass er alles versuchen würde um dieses schlechte Gewissen loszuwerden."

"Ihr beutelt mich nicht aus. Ich darf hier wohnen und-"

"Tohru."

Nun wandte er seinen Blick auf das Mädchen und sah in ihr hübsches Gesicht, lächelte müde. "Genieße die Klassenfahrt. Mach dir keine Sorgen um uns, okay?"

Sie antwortete nicht. Kyou schien so müde, sie wollte ihn nicht jetzt noch weiter stören. Langsam nickte sie, stand dann auf und kletterte die Leiter runter.
 

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Yuki tauchte auf und warf das Röhrchen in die nächste Ecke. Er hatte keinen Bock mehr, durch einen kleinen Strohhalm zu atmen und dabei Angst zu haben, dass jemand (Kyou) kam und ihm das Ding von oben zudrückte, damit er keine Luft mehr bekam.

Natürlich war das übertrieben, das wusste die Maus selber, vor allem, da Kyou nie etwas in dieser Art tun würde, aber das traumatische Erlebnis von vor ein paar Stunden hatte ihn so sehr geschockt, dass er für die nächste Zeit unter Verfolgungswahn litt. Der Rothaarige hatte seinen Kopf noch nicht einmal lange runtergedrückt, aber die Luft des Jungen war durch den Schreck schon abgeschnürt gewesen, bevor er ins Wasser eintauchte.

Ein Spruch sagte: Drei Minuten ohne Luft, drei Tage ohne Wasser und drei Wochen ohne Nahrung. Sollte das war sein, dann wäre Yuki erst in mindestens zwei Minute gestorben und doch, so ein Trauma war nicht leicht zu verdauen.

Yuki richtete sich langsam auf und stieg aus der Badewanne. Seine Haut war schon ganz faltig von dem Wasser, in dem er circa zwei Stunden verbrachte und sich zu Tode gelangweilt hatte. Er wollte gar nicht wissen, wie seine Hände in diesen Topflappen aussehen würden, wenn Kyou sich dazu erbarmte, diese Dinger nach einer Woche abzunehmen.

Langsam griff er nach einem Handtuch und benötigte etwa zehn Minuten, um es mit den Handschuhen ordentlich packen zu können und um seine Hüften zu legen. Leise fluchend öffnete er die Tür und...

Stand Auge in Auge mit Kyou.

Diesem lief ein leichtes Lächeln über die Lippen und er schupste den anderen Jungen sanft zurück ins Bad, brachte ihn dazu sich auf den Wannenrand zu setzen.

Yuki musterte ihn skeptisch, bemerkte dann wie er ein Handtuch nahm und es auf seine Schulter legte, sich dann daran machte die Knoten von den Bändern zu öffnen, die verhindern sollten, dass der grauhaarige Junge die Topfhandschuhe abnahm. Erleichtert atmete er auf und es war das erste Mal, dass er sich freute, dass Kyou da war.

Sobald der Rothaarige die Handschuhe abnahm, holte er das Handtuch von seiner Schulter und rieb die Hände des anderen trocken, dann griff er in eine Tasche und holte zu Yukis Schreck... ein neues Paar Handschuhe raus.

Nein!

Oh nein!

Niemals!

"Vergiss es!", rief Yuki empört aus und wollte aufstehen, doch Kyou packte ihn an seinen Händen und drückte ihn zurück. Das Einzige, was Yuki jetzt noch daran hinderte, ins Wasser der Badewanne zu fallen, waren Kyous Hände.

"Du hast die Wahl, Yuki.", wisperte Kyou und lächelte. "Entweder du darfst nackt durchs Haus rennen, während Tohru dabei ist den Flur mit dem Staubsauger zu reinigen," meinte er weiter und warf einen Blick auf das Handtuch, das nur lose um seinen Hüften lag. "Oder du bist ein braver Junge und ziehst diese Handschuhe an, bevor ich dich zurück ins Wasser stoße."

Yuki knurrte.

Er hasste Kyou! Er HASSTE diesen Jungen, der ihn mit einem Lächeln ansah, als hätte er gerade nur gesagt, dass Akito gestorben wäre. Wie konnte man so furchtbar nett lächeln, wenn man jemanden gerade bedrohte? Wie ging das?

Das war, als würde man jemanden mit einem Lächeln sagen, dass man ihn hasste. Wie dieser Ren Tsuruga, als er meinte, dass er dieses seltsam Mädchen einfach nur nicht mochte.[6]

Kein guter Vergleich...

Resigniert gab Yuki seinen Widerstand auf. Kyou hatte ihn in der Hand.

Er hasste es, bloßgestellt zu werden. Er hasste es mehr als alles andere auf dieser Welt, außer Akito. Und am meisten hasste er es vor Personen, die er mochte. Und durch die Aktion ,Handtuchwegnehmen für den Fall das Yuki die Flucht ergreifen sollte, damit dieser dann nackt auf dem Flur vor den schockierten Augen Tohrus stand' wäre er mehr als nur bloß gestellt.

Der Rothaarige zog Yuki etwas näher an sich, damit dieser nicht ins Wasser fiel und zog ihm die Handschuhe über, band erneut die Bänder um und ging dann lächelnd zwei Schritte zurück, schien den mordlüsternen Blick des anderen zu ignorieren.

Noch nie, noch nie in seinem Leben war Yuki so gereizt, genervt und wütend wie in den letzten beiden Tagen, die ihm wie die Hölle vorkamen. Er war ruhig, er war höflich, er war perfekt und verhielt sich nur Shigure und Kyou gegenüber unkorrekt, aber das artete nie in, aber auch nie, in so ein hilfloses Verhalten aus.

Ja, er war hilflos vor Wut. Das war es was er war. Und es nervte ihn.

Yuki zog sich das Handtuch fester um den Körper, öffnete die Tür und stampfte raus. Er sah sich um. Kein Zeichen von Tohru. Aber meinte Kyou nicht...

...

Kyou!

Argh! Er war so tot!

Gereizt und fähig jedem den Hals umzudrehen, der in seinen Weg kam, schlich er sich in sein Zimmer und knallte die Tür zu. Brutal rubbelte er mit seinem Handtuch über seinen Körper und zog sich unter sämtlichen Flüchen in seinem Wörterbuch seine Boxershorts an und ein T-Shirt über. Dann suchte er eine Hose. Es war ihm egal, dass er das Zimmer nicht verlassen durfte. Er hatte Windpocken, und war nicht sterbenskrank. Die Kopfschmerzen waren dank des Bads auch zurückgegangen und das Fieber war kaum noch zu spüren.

Es war ihm verdammt noch mal egal, was Hatori wollte.

Gerade wollte er die Hose zuknöpfen als er mit Schrecken feststellte, dass es nicht ging. Wegen den Handschuhen.

"BAKA NEKO!"

Das war zuviel! Der Junge hatte ihm diese Dinger übergezogen, also würde er gefälligst irgendwas machen, damit er sich ordentlich anziehen konnte!

Fünf Minuten später öffnete sich die Tür und Kyou trat ein, hob fragend eine Augenbraue. Doch sobald er die halb angezogene Hose sah, wusste er, was los war und erneut lief ein Lächeln über seine Lippen.

"Ja, Yuki?"

Der Angesprochene zitterte fast vor Wut. Warum genoss Kyou es so, ihn bloß zustellen? Okay, er hatte ihn selber nicht immer fair behandelt. Von Anfang an hatte er ihn, sofern es ging, ignoriert und jedes mal versucht IHN vor Tohru bloßzustellen. Das war wohl der Racheakt. Obwohl Kyous nicht so beschämend und demütigend war wie Yukis. Schließlich machte der Rothaarige es nicht vor den Augen anderer.

"Ich... kann meine Hose nicht zumachen.", presste er hervor und hob seine beiden Hände an. Kyou nickte nur, kam auf ihn zu, knöpfte die Hose zu und zog den Reisverschluss hoch, dann wandte er sich um und ging zur Tür, drehte sich noch mal um. "Wenn du vorhast rauszugehen, halte dich von der Frontseite fern. Shigure ist gerade da und macht... was auch immer er da macht. Irgendwas. Ach, und... zieh dir 'ne Jacke über. Es ist kalt."

Yuki schnaubte nur, holte sich dann eine Jacke aus dem Schrank und schlich die Treppe runter, sah sich um, lief dann weiter und verließ das Haus durch den Gesellschaftsraum, der zum Glück leer war.

Erneut sah er sich um, setzte dann seinen Weg fort und flüchtete zu seinem Garten. Das Einzige, was ihn jetzt noch etwas beruhigen konnte. Erst mal mussten seine Gefühle geordnet werden und dann konnte das Haus wieder betreten und sich dem Monster (Kyou) gestellt werden.

Er setzte sich auf den Baumstamm, zog seine Beine an und stützte seinen Kopf darauf. In seinem Kopf hämmerte es und er stöhnte leise.

Jetzt saß er hier, mit Topfhandschuhen an seinen Händen, im Kopf ein Orchester, dessen Trommler ein Solo im Fortissimo gab und nichts als Wut und Ärger in seinem Inneren.

Er hasste Kyou! Er HASSTE verdammt noch mal alle, die ihn das hier eingebrockt hatten!

Yuki seufzte. Es war des Rothaarigen gutes Recht, seine Abhängigkeit von ihm jetzt auszunutzen. Aber das Schlimme war ja, er hatte auch damit gerechnet, das er es machen würde. Nur hatte er mehr Kämpfe erwartet als psychische Folter. Kyou traf ihn damit da, wo es am meisten wehtat. In seinem Stolz.
 

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Kyou sah auf die Uhr und hob eine Augenbraue. Es war kurz vor acht und Yuki schien immer noch draußen zu sein. Langsam richtete er sich auf, streckte sich etwas, warf einen letzten Blick auf das selbstverfasste Werk des Teufels, das Physikbuch, und verließ dann sein Zimmer.

Ohne zu klopfen marschierte er in das der Maus, doch diese war nicht da, also schloss er die Tür und ging die Treppe runter. Da Tohru in der Küche war und Shigure in seinem Arbeitszimmer, konnte Yuki weder in dem einem, noch in dem anderen Raum sein.

"Kyou-kun?"

"Hm?" Er antwortete nur aus Reflex, hatte nicht wirklich begriffen zu wem die Stimme gehörte und was sie wollte, hatte sie nach der Sekunde des Vernehmens auch wieder vergessen. Klar, Yuki war bestimmt in seinem kleinen Garten.

Damit durchquerte er das Wohnzimmer und öffnete die Tür.

"Kyou-kun?"

Er hielt inne. Ach ja, da hatte ja jemand mit ihm gesprochen.

"Was?"

Tohru sah ihn besorgt an. "Ist etwas passiert, Kyou-kun?"

"Nein, warum?"

Sie sah ihn mit einem sanften Lächeln an. "Du hast bloß so besorgt ausgesehen. Aber eigentlich wollte ich dir sagen, dass das Essen fertig ist und dich fragen, ob du Souma-kun etwas bringen könntest."

Er nickte. "Sobald ich wieder komme." Damit zog er die Schiebetür hinter sich zu und sah sich um. Dann ging er los.

Nach zehn Minuten kam er an dem kleinen Garten an, entdeckte auch gleich Yuki auf einem umgekippten Baumstamm sitzen, das Gesicht in die Knie begraben, die von den Armen umarmt wurden.

Weinte der andere?

Kyou überlegte kurz, ob er irgendwas Schlimmes getan hatte, doch ihm fiel nichts ein. Und sooo demütigend konnte die Sache mit den Topfhandschuhen doch nicht sein, oder? Andererseits, wenn er sich überlegte wie der andere Junge reagiert hatte, stampfend das Bad verließ, die Tür zuknallte, nach ihm gerufen hatte und sein Körper leicht gezittert hatte, als Kyou ihm helfen musste, die Hose zu zumachen, schien es doch so, dass es für den anderen sehr kränkend war.

Wow, er hatte Yuki gekränkt. Und das auch noch unbeabsichtigt!

Die Maus dachte bestimmt, dass er sich rächen wollte für all die Demütigungen, die er durchlebt hatte.

Vielleicht, dass er endlich die Chance sah, die stolze Maus zu brechen.

Aber, daran dachte er nicht im Geringsten.

Leider.

Denn ansonsten könnte er den Anblick genießen, der sich ihm bot.

Eine in ihrem Stolz verletzte Maus. So was wollte er nie sehen.

Trotzdem überreagierte Yuki. Es war unbeabsichtigt und nicht wirklich allzu kränkend. Sondern nur gemein.
 

"Komm, nezumi."
 

Yuki sah überrascht auf, blickte dann perplex auf die Hand, die sich ihm Anbot. Was wollte Kyou von ihm?

Schnaubend legte er seinen Kopf zurück auf die Knie und schenkte der anderen Person keinerlei Beachtung mehr. Ein paar Minuten vergingen und Yuki dachte schon, dass Kyou gegangen war, doch dann bemerkte er, wie sich jemand neben ihn setzte, dann eine seiner Hände nahm und an den Knoten rumspielte.

"Verdammt.", hörte er Kyou murmeln. "Ich habe den Knoten zu fest gemacht."

Yuki sah noch immer auf seinen Schoß, reagierte nicht auf das Handeln des anderen, auch nicht, als er das leichte Ziehen an seinem Arm spürte.

"Beweg dich, Yuki.", kam plötzlich die Stimme von Kyou. Wider erwartend war sie nicht ärgerlich oder gereizt. "Ich habe den Knoten zu fest gemacht. Ich werde ihn im Haus aufmachen, okay?"

Kyou hatte sich also genug amüsiert, was?

Er reagiert noch immer nicht.

"Hör mir mal zu, Yuki. Ich habe dir diese bescheuerten Dinger nicht angelegt um dich zu demütigen, falls du das denkst. Sie dienen lediglich dazu, dich vom Kratzen abzuhalten, damit sich die Pocken nicht verschlimmern, also benimm dich nicht so verdammt kindisch."

Kindisch? KINDISCH?

Sein Kopf schnellte hoch, prallte schmerzlich gegen das Kinn der Katze. Wieso hatte sich diese blöde Katze vorgelehnt? Warum hatte der Idiot das gemacht?

WARUM?

"Ouch."

Seine Hand legte sich auf seinen schmerzenden Kopf und er versuchte zwanghaft die Tränen zurück zuhalten. Das war wieder einer dieser Schmerzen, der so dumpf wehtat, dass er einem die Tränen in die Augen trieb.

Verdammte Katze!

"Gott, hast du einen Dickkopf.", hörte er Kyou sagen und spürte erneut eine Bewegung neben sich. Plötzlich fing Kyou an zu lachen, erst leise, doch dann wurde es immer lauter. Irritiert sah er zur Seite, wischte sich mit der einen Hand die Tränen aus den Augen.

"Was?", fragte er genervt und wunderte sich, ob es endlich passiert war. Kyou drehte endgültig durch!

"Nichts. Jetzt komm endlich." Damit nahm der Rothaarige die Hand des anderen und zog ihn hoch und hinter sich her.

Resigniert stampfte der andere Kyou nach. Sah dann zum Himmel. Es war dunkel geworden, während er auf dem Baumstamm saß und tief durchatmete, seine Gedanken freiließ und vor sich hinträumte.

Er hatte Kyou, Kyou sein lassen wollen und war zu dem Ergebnis gekommen, dass er überreagierte. Was auch immer Kyou tat, es war unbeabsichtigt gewissen, da die geistliche Kapazität fehlte um so etwas mit Absicht zu machen.

Trotzdem war er noch eine Zeitlang verbittert gewesen und als Kyou vor ihm stand und ihn ansah als wäre nichts vorgefallen, kam der Frust wieder hoch. Konnte er nicht anders denken, als wäre doch alles bis ins Kleinste geplant gewesen. Er lachte leise.

Klar! Als würde Kyou so etwas können!

Das leise Lachen brachte Yuki einen fragenden Blick von Kyou ein, den der Grauhaarige nicht registrierte, da er zu sehr in seine eigenen Gedanken versunken war.
 

Kyou schob die Schiebetür auf und blickte sich kurz um, zog Yuki dann ins Haus und die Treppe hoch.

"Kyou-kun?"

Überrascht drehte er sich um und stieß den Grauhaarigen die Treppe hoch, so dass dieser geschockt die Augen aufriss und überrascht die Stufen hoch stolperte ohne zu wissen, wie er das überhaupt machte. Als er dann sanft auf dem Boden am Ende der Treppe gelandet war, drehte er sich um und feuerte durch seine Augen Pfeile auf den Rücken des anderen ab.

"Tohru?", fragte der Rothaarige unschuldig und sah sie fragend an.

"Ich habe hier-Souma-kun!", rief das Mädchen erfreut aus, als sie an Kyou vorbeisah und den anderen Jungen entdeckte, der auf sie runter schaute. "Wir geht es dir?"

Yuki lächelte sanft. "Danke. Mir geht es gut."

"Warst du gerade draußen?"

"Ja. Ich musste etwas Luft schnappen."

Sie nickte freudig. "Und dein Fieber? Ist es wieder gesunken?"

"Ich glaube, meine Temperatur ist wieder im normalen Bereich."

"Das ist gut." Die Augen des Mädchen leuchteten glücklich und sie wandte sich an Kyou. "Hier bitte. Kommst du auch gleich essen?", fragte sie und reichte dem Jungen ein Tablett. "Ja." Damit nahm er es an und drehte sich weg, ging die Treppe hoch und folgte Yuki in dessen Zimmer. Dort angekommen stellte er das Tablett auf den Schreibtisch, nahm eine Schere und ging zurück zu Yuki, der sich auf sein Bett gesetzt hatte und die Jacke auszog.

"Gib mir deine Hände.", forderte er den anderen auf, doch der sah ihn nur an, seufzte dann leise.

"Lass gut sein. Könntest du mir nur mal die Hose aufmachen?"

Kyou zuckte mit den Schultern und legte die Schere zurück auf den Tisch. "Woher der plötzliche Meinungswechsel."

Yuki antwortete nicht, sondern stellte sich nur hin. "Mach schon.", meinte er genervt.

"Ja ja, Sir. Kannst du den Löffel mit den Handschuhen überhaupt in die Hand nehmen? Geschweige denn die Stäbchen?"

"Wird schon."

"Sicher... Sonst noch was?"

"Irgendwas gegen dieses verdammte Jucken."

"'kay." Kyou zuckte mit den Schultern und verließ das Zimmer. "Komm' nach dem Essen wieder."

"Was auch immer."
 

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"Hey, neko-zuki!"

Kyou sah auf und warf Shigure einen gereizten Blick zu, den dieser aber nur mit einem Lächeln abfing. "Tohru hat mir gesagt, dass Yuki und du heute draußen wart."

"Aha...", antwortete der Rothaarige und senkte seinen Blick, holte sich mit den Stäbchen ein weiteres Stück Sushi. "Weiter?"

"Nichts weiter." Der Hund grinste und saß unruhig auf seinem Kissen. Kyou hob, ob der Nervosität des anderen, fragend eine Augenbraue. "Shigure?", fragte er, warf erneut einen Blick auf den anderen. "Gibt es etwas, was du mir sagen willst?", fuhr er skeptisch fort und ließ die Stäbchen neben der Schüssel fallen, nahm sich ein Glas Wasser und fixierte Shigure weiterhin.

"Ich fahre morgen Abend weg und komme erst Donnerstag wieder."

"Ich weiß."

"Oh."

"Ich habe es ihm schon mitgeteilt, Shigure-san.", meinte Tohru sanft lächelnd.

"Dass heißt, du bleibst zu Hause?", fragte der Schwarzhaarige das Mädchen, doch das schüttelte lediglich den Kopf, bemerkte nicht den überraschten Blick des anderen. "Kyou-kun hat gemeint ich solle wegfahren. Er würde sich um Souma-kun kümmern." Damit stand sie auf und räumte den Tisch ab. Sobald sie in der Küche verschwunden war, warf Shigure Kyou einen fragenden Blick zu. "Ich bin froh, dass du dich bereit erklärt hast???"

"Tohru hat es sich verdient.", war alles, was der Rothaarige antwortete. "Außerdem, was sollen diese ganzen Fragezeichen am Ende? Es ist ja nicht so, als würde ich Yuki umbringen, sobald ihr alle aus dem Haus seid."

Shigure antwortete nicht, sah einfach nur auf seine Tasse und nahm dann einen Schluck.

,Hoffentlich. Akito würde ausrasten...'

"Apropos, weiß Akito, dass du wegfährst?" Ein diabolisches Lächeln lief über die Lippen des Rothaarigen und Shigure stand auf, gab ein zuckersüßes Lächeln zurück.

"Nein. Und wenn du es ihm erzählst, fliegst du aus meinem Haus."

Kyou sah ihn an. Grinste.

"Etwas, wofür es sich lohnt."

"Kyou. Du bist fieser geworden."

"Danke."

"Und hinterhältiger."

"Ich weiß."

"Und dümmer."

"Vielleicht, aber dafür cleverer."

"Sag's ihm nicht."

"Weil?"

"Es nicht gut für Yuki wäre. Akito würde verlangen, dass Yuki ins Haupthaus und irgendwo in seiner Nähe untergebracht wird."

"Echt?" Hoffnung stieg in Kyou auf. Vielleicht würde das ja doch noch etwas mit der Gürtelrose.

"Kyou!"

...

"Ja, und Hatori würde dann alle jüngeren Etos hier unterbringen wollen, damit diese sich nicht anstecken. Und dann würdest du hier sitzen, mit all den kleinen Kindern, wie zu Beispiel Hiro-"

"Sprich nicht weiter!"

"Ich wusste, dass wir uns verstehen."
 

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/"Gib mir deine Hände."

"Lass gut sein. Könntest du mir nur mal die Hose aufmachen?"

"Woher der plötzliche Meinungswechsel."

"Mach schon."/
 

Oh! Sie hatten sich zivilisiert verhalten! Überraschung!

Warum er die Handschuhe anbehalten wollte?

Wenn er sie freiwillig trug, war es weniger peinlich und es war wirklich hilfreich. Er wollte keine Narben zurückbehalten oder die Situation verschlimmern und mit den Topfhandschuhen konnte er sich nicht kratzen, auch wenn es noch so juckte.

Die Idee von Kyou war ausnahmsweise mal eine gute und er wusste sie zu schätzen, auf seine Art und Weise. Trotzdem würde er es nie im Leben zugeben, erst recht nicht vor Kyou.

Aber...
 

/"Kannst du den Löffel mit den Handschuhen überhaupt in die Hand nehmen? Geschweige denn die Stäbchen?"

"Wird schon."/
 

Yuki warf den Löffel in die Ecke. Klar! Es würde schon gehen! Sicher!

Betrübt starrte er in die Ecke in der der Löffel gelandet war. Nichts wurde! Er konnte diesen Löffel kaum halten und dauernd fiel ihm sein Essen runter. Es sah aus als wäre er noch ein kleines Kind, das mit dem Essen spielte!

Verdammt!

Hätte er Kyou bloß erlaubt, die Handschuhe abzunehmen. Doch ihn jetzt darum zu bitten wäre demütigend. Er handelte in letzter Zeit sowieso total irrational.

Erst machte er einen Aufstand, Kyou sollte ihm die Dinger nicht anlegen, dann wollte er, dass sie dran blieben und jetzt wollte er sie doch wieder loswerden.

Wenn er sich nicht irrte, war es weniger als ein Kilometer zum nächsten Hochhaus.

"Ich sagte dir doch, dass du mit den Handschuhen nicht essen kannst." Yuki sah überrascht auf, hatte nicht bemerkt, wie jemand das Zimmer betrat.

"Soll ich sie dir abmachen?"

"Kannst du sie mir nach dem Essen wieder festbinden?"

Der Rothaarige hob fragend eine Augenbraue, sagte aber nichts weiter dazu.

Er holte die Schere vom Schreibtisch und schnitt die Knoten durch, ging dann in die Ecke in der der Löffel gelandet war und hob ihn auf, verließ das Zimmer und kam wenige Minuten später mit einem sauberen zurück.

"Schmeißt du eigentlich immer alles in die Ecke, wenn es dich nervt?", fragte Kyou nun und sah in eine andere Ecke in der die Topfhandschuhe lagen. In der nächsten war seine Hose. "Im Bad habe ich den Strohhalm auch in einer entdeckt.", fuhr er fort und reichte den anderen den sauberen Löffel.

"Gewohnheit. Normaler Weise räume ich es nach einer halben Stunde wieder weg."

Kyou machte sich mental eine Notiz, dass er nicht irgendwo in einer Ecke stand, sollte Yuki wütend werden und irgendetwas schweres in seiner Hand halten. Dann setzte er sich auf ein Kissen und fasste nach dem Wirtschaftslehrebuch, das er am Tag zuvor liegen gelassen hatte.
 

"Mir ist nie aufgefallen, wie launisch du sein kannst, Yuki.", meinte Kyou plötzlich eine halbe Stunde später, als der Angesprochene seinen Teller auf dem vom Mittag raufstellte. Yuki schnaubte nur leise und wandte sich seinem Bett zu.

"Nein, wirklich!"

"Ich kann mir schon denken, dass du es ernst meinst."

"Und warum dann dieses Schnauben?"

"Weil ich nicht mit dir übereinstimme."

Kyou sah ihn lange an, grinste dann. "Natürlich..."

"Was hast du in letzter Zeit mit deinen Ein-Wort-Sätzen?", fragte Yuki genervt und rollte mit den Augen, als er sich zurück ins Bett fallen ließ. "'Sicher,' ,Natürlich,' ,Klar'. Kannst du nicht mal was weniger Ironisches benutzen?"

Kyou hob eine Augenbraue. "Weniger Ironisches? Wie stellst du dir das vor? Ich teile doch mein tolles Leben mit dir, da kann ich doch nicht weniger ironisch sein."

"Was soll das denn schon wieder heißen?"

"...Nichts."

"Das glaub ich auch."

"Wie spät ist es?"

"Was?"

"What time is it? Il est quelle heure? Która jest godzina? Sprech ich Spanisch?"

"Das würde mir noch fehlen."

"Cómo-"

"Halts Maul!"

Kyou grinste. "Also, wie spät ist es?"

"Kurz vor neun.", seufzte Yuki und rollte sich auf die Seite. Hinter sich hörte er, wie Kyou aufstand und auf ihn zukam.

Der grauhaarige Junge drehte sich zu den anderen und sah ihn fragend an. Vor seiner Nase erschien ein kleines, braundurchsichtiges Fläschchen. "Das musst du dir für die Nacht raufmachen."

Er nickte und setzte sich auf, nahm dem anderen das Fläschchen und ein Wattenstäbchen aus der Hand. Langsam zog er sich das T-Shirt aus und betrachtete seinen Oberkörper.

Ähhh... Das juckte nicht nur, es war auch noch hässlich! Er konnte nur hoffen, dass die nächsten Tage schnell vergingen.

"Also, ich hatte nicht so viele Pocken wie du."

...Nicht mit so 'ner Krankenschwester.

"Spar dir deine Kommentare. Es ist ja nicht so, als würde ich meinem Immunsystem oder diesen Viren sagen, wie viele Pocken sie entstehen lassen sollen, oder?"

"Nein..." Kurzes Schweigen. "Warum eigentlich nicht?"

Yuki warf ihm einen giftigen Blick zu, tupfte dann die Flüssigkeit, die in dem Fläschchen war auf seine einzelnen Pocken. Als er seine Brust und seinen Bauch abgetupft hatte, wandte er sich den Beinen zu.

"Vergiss die auf dem Rücken nicht.", hörte er plötzlichen Kyou murmeln, als er überlegte wie er das mit seinem Rücken machen sollte. "Guter Witz, Kyou."

"Danke, ich habe mich angestrengt."

"Na dann rate ich dir, nie Komiker zu werden."

"Hatte ich nie vor... Brauchst du Hilfe?"

"Sehe ich so aus?"

"Ja, aber nicht meine, sondern die von einem Psychiater."

"Kein Wunder bei der Familie."

Kyou lachte leise und nahm Yuki das Fläschchen aus der Hand, nahm sich ein anderes Wattestäbchen und tupfte die einzelnen Pocken auf seinem Rücken ab. "Dein Gesicht auch.", meinte er leise. Yuki sah ihn an, nickte dann. "Schließ die Augen.", wisperte der Rothaarige und Yuki gehorchte.

Er spürte Kyous Atem in seinem Gesicht, als der andere Junge sich vorbeugte um die einzelnen Stellen zu betupfen. Konnte die Wärme an seinem Ohr spüren, an seinem Nacken, auf seinen Lippen.

Spürte, wie sein Herz aus dem gleichmäßigen, ruhigen Takt fiel.

Dann war die Wärme weg, und Yuki wollte die Augen wieder öffnen, als er Kyou sagen hörte, er möchte sie geschlossen halten.

Dann spürte er ein nasses Tuch, dass über seine Lieder fuhr und über seine Lippen.

"Okay, jetzt kannst du sie wieder öffnen."

Als er die Augen öffnete, saß Kyou auf den Knien neben seinem Bett und drehte den Deckel vom Fläschchen zu, und sortierte irgendwas auf dem Boden.

"Was ist das eigentlich?"

"Deine Medizin.", antworte der Gefragte knapp, runzelte kurz die Stirn und lächelte dann. "Deine Badewannenmixtur.", erklärte er und hob die größte Flasche der auf dem Boden stehenden hoch. "Die für die Nacht.", meinte er und zeigte ihm eine andere. "Gegen das Jucken. Gegen die Schmerzen. Gegen - Ich habe keine Ahnung. Zum Desinfizieren. Ein Schlafmittel - wozu auch immer. Noch mal Menthol - gegen das Jucken. Und zuletzt noch mal Zinkschüttelmixtur."

"Und das willst du mir alles geben?"

"Sehe ich so aus? Noch nicht einmal ICH bin so grausam. Nein. Ich suche die wirksamste Mixtur raus und hoffe, dass es wirkt."

Yuki sah den anderen ungläubig an. Nicht einmal *er* war so grausam? Was hatte das zu bedeuten? Was machten diese Mittel in Kombination mit seinem Körper? Und was hieß hier ,Er hatte keine Ahnung für was das war'? Wenn man an Windpocken sterben konnte, wäre er es auf jeden Fall!!!

"So, nun sei brav und gib mir das Pfötchen.", meinte Kyou grinsend und hielt seine Hand aus.

"Was bin ich? Dein Hündchen?"

"Ja, und so ein süüßes." Der rothaarige Junge rollte mit den Augen. "Gib schon her."

Yuki zog sich die Topfhandschuhe über und reichte dann seine Hand dem anderen, der sie sofort zu band. Als er beide Hände abgebunden hatte, wandte er sich dem Geschirr zu, dass sich auf Yukis Tisch angesammelt hatte und stellte es auf das Tablett. "Also dann, guten Nacht, Yuki.", meinte Kyou leicht grinsend und Yuki kam nicht drum herum sich zu fragen, ob noch irgendwas in dieser Nacht passieren sollte. Dieses Grinsen!
 

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"Hey, Shigure, wo ist Tohru?", fragte Kyou und stellte das Tablett mit dem Geschirr auf die Küchenablage. "Sie ist schon in ihr Zimmer gegangen.", wurde ihm aus dem angrenzenden Zimmer geantwortet. Er nickte und öffnete dann den Geschirrspüler.

"Du~u, Kyo~ou?"

"Ja~a, Shigure~e?", mimte er den anderen nach und seufzte leise. Was würde jetzt bloß kommen?

"Kannst du mir was zu essen machen?" Der rothaarige Junge drehte sich um und sah den anderen, der gerade das Zimmer betreten hatte fragend an. "Was?"

"Ich habe huu~unger.", wimmerte Shigure und rieb seine Schulter an der des anderen. "Wir haben gerade erst gegessen!"

"Würde Tohru dich fragen, würdest du sofort ,Ja' sagen."

"Ja, weil sie mich unter normalen Umständen nicht fragen würde."

"Und was würdest du Yuki sagen?"

"Verhungere doch."

Shigure sah ihn kurz überlegend an, schüttelte dann den Kopf. "Ich hoffe nur, ihr beide überlebt die Woche."

"Ich bestimmt.", grinste Kyou und machte die Klappe vom Geschirrspüler zu.

"Und Yuki auch.", rief Shigure und Kyou konnte deutlich die versteckte Drohung herauslesen. "Ja ja, und Yuki auch.", murmelte er belustigt und ging dann auf sein Zimmer.
 

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/"Yuki-kun ist einfach perfekt!", meinte ein Junge zu seinem Freund und lächelte kurz. "Er ist höflich, klug und sieht gut aus." Der andere nickte und grinste fies. "Er versteht sich mit jedem. Außer vielleicht mit Kyou." Beide lachten laut. "Sie sind Cousins. Das macht das gleiche Blut." Der erste Junge verlor für kurze Zeit sein Grinsen, legte es dann doch wieder auf. "Nein, es liegt an Kyous Temperament. Und seine Abneigung gegen seinen Cousin."

"Ach, sie sind einfach perfekt für einander.", schwärmte Letzterer und schlug die Hände zusammen, ließ seine Wimpern flattern. "Das ist zumindest das, was die Mädchen sagen."

Der Erste sah ihn leicht angewidert an. "Ähh, nee, ne?"

"Doch, doch. Es heißt ja, 'Was sich neckt das liebt sich.'"

"Ja, oder: 'Gegensätze ziehen sich an'. Und sooo ein großes Problem wäre es auch nicht für die beiden. Yuki sieht doch eh aus wie ein Mädchen. Sooo süüüüß!!!", meinte der andere und ahmte die Mädchen nach.

In diesem Moment entschied sich Yuki, das Gespräch zu unterbrechen und ging um die Ecke, sah die beiden rotangelaufenen Jungen an. "Schon möglich.", sagte er zu ihnen mit leiser Stimme und einem sanften Lächeln. "Aber es heißt auch: Gleiches und Gleiches gesellt sich gern." Damit ging er weiter./
 

Yuki fragte sich, warum ihm gerade das Erlebnis einfiel, was er vor circa einem dreiviertel Jahr hatte. Das war noch die Zeit in dem er mit Kyou gekämpft hatte und das mit Fäusten und nicht mit Worten, wie am heutigen Tag.

Kyous Verteidigungsebene ist ganz schön nach oben geschossen. Auf die verbale Ebene, wie sich herausgestellt hatte und er war auch noch so niveaulos und ließ sich darauf ein.

Auch wenn es Spaß gemacht hatte, und Kyou indirekt gewonnen hatte.

Yuki ließ sich die Worte noch mal durch den Kopf gehen.

Kyou hatte gegen ihn GEWONNEN?

Er konnte nur hoffen, dass der andere das nicht bemerkt hatte, ansonsten wäre am nächsten Tag sonst was los.

Der grauhaarige Junge lehnte sich zurück, fixierte mit seinen violetten Augen die Decke.

Aber es hatte wirklich Spaß gemacht...
 

~~~
 

A/N: Was das Glas mit Salzwasser betrifft bin ich mir nicht ganz so sicher, ob man es nicht trinkt, sondern nur den Mund damit ausspült. Es kann sein, dass man es auch trinken muss. Sollte jemand etwas wissen, könnte er es mich bitte wissen lassen? *lieb guck*
 

[5] Natürlich weiß ich, dass das total zweideutig ist. Wisst ihr, wie schrecklich es für mich war keinen dummen Kommentar darüber abgeben zu dürfen, als ich das im Unterricht hatte? Alles was ich getan habe war husten und trotzdem wusste meine Nachbarin sofort, was ich gedacht habe. Und dabei war das unbeabsichtigt! (das Husten -_-) Ich bin nun mal ein Mensch, der immer irgendeinen Kommentar auf den Lippen hat... (Meistens einen nicht sehr freundlichen, ne Alita?)

[6] Keine Ahnung, welche Daisuki das war (7 oder so), aber ich fand die Stelle total genial:

S: "...offenbar kannst du das Mädchen nicht ausstehen, Ren..."

R: *lächel* "...aber nein... wieso sollte ich sie nicht ausstehen können?! Sie gefällt mir nur nicht."



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Pumpkin_Queen
2006-12-23T10:47:01+00:00 23.12.2006 11:47
Das Salzwasser darf man nicht trinken löst sonst Brechreiz aus*wichtig mit kopf nickt*
Im übrigen: Super geschrieben^^
Love Angel92
Von: abgemeldet
2004-06-09T19:15:54+00:00 09.06.2004 21:15
ich glaub man muss mit dem zeug nur spülen ...
obwohl ... ich hatte mal sowas ähnliches und da musste ich so ein
widerliches zeugs trinken ... bäääääääääääääh!
ich muss weiter lesen!!!
I
C
U
Hino-chan
Von: abgemeldet
2004-06-06T00:44:39+00:00 06.06.2004 02:44
Supeeer!!!!
Ca
Von: abgemeldet
2004-01-31T21:49:07+00:00 31.01.2004 22:49
Hey, willst du nicht mal einen Extra teil, eine fanfic... oder so was ähnliches über die Zeit schreiben, in der kyou windpocken hatte? Du hast das mal erwähnt und ich liebe traurige ffs!!! Ich bin sicher, sie würde total genial werden!
Von: abgemeldet
2003-12-28T17:13:40+00:00 28.12.2003 18:13
Büdde, büdde schreib weiter! Ich find deine Fic einfach sssuuuuuuuuuuuupppppppperrr!!!!!!!!!!
Von: abgemeldet
2003-12-25T20:40:42+00:00 25.12.2003 21:40
also ich find die geschichte auch total süß.....schreib schnell weiter, OK?
Von:  Queran
2003-12-16T18:39:13+00:00 16.12.2003 19:39
So, das ist jetzt die zweite Srory von dir, die ich an diesem Tag verschlungen hab!^^
Und ich kann mich nur den anderen anschließen: Weiter! Und schnell!!!! *fähnchenschwenk*
Tschüüüüüü!!^^
Qui
Von: abgemeldet
2003-12-12T23:22:11+00:00 13.12.2003 00:22
Uwah...ich ahne Schönstes....hehe
Ok Moku, positive Kritik spornt an, oda?
.
.
Das war TOLL, TOLL, TOLL! Ein KLASSE Schreibstil, die Story ist SUPER, du darfst jetzt NICHT Aufhören! Ich LIEBE deine Geschichten.....*blabla*
Ok und nun zum guten Schluss eine kleine Arie:
Schreiiiiiiiiiiiiiiiiiib waaaaaaaaitääääääääääääär....
gaaaaaaahaaaaaaaahaaaaanz schnäääääääääääääääääääällll.....
*träller* *zu wink*
Cucu, Kere (lass uns nicht zulange warten <----im Namen aller Leser...*g*)
Von: abgemeldet
2003-12-12T20:33:38+00:00 12.12.2003 21:33
huhuhu...wenn sie erst ma allein im Haus sind...
>.<
XD
*looool*

Schreib bitte schnall weiter!!!! *anfleh*

*Cat*


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