Dunkle Vergangenheit von -Maru- (*ÜBERARBEITUNG UND NEUE FREISCHALTUNG ALLER KAPITEL*) ================================================================================ Kapitel 20: 20. Gift -------------------- 20. Gift Genervt, schlenderte Mariah den Korridor entlang. Hinter ihr liefen mehrere Mädchen hinterher, die mit den Fingern auf sie zeigten und am laufenden Meter tuschelten. Mariah versuchte, dies nicht zu beachten und sah zu Boden. Schon den ganzen Morgen lang wurde sie von unzähligen Mitschülern angestarrt und musste sich das nervige Getuschel antun. Inzwischen wusste wohl die ganze Schule, dass sie sich mit Harry auf Parsel gestritten und ihm auch noch eine Ohrfeige gegeben hatte. Mit viel Pech waren wahrscheinlich auch die Lehrer darüber informiert. Na ja. Immerhin passierte es ja auch nicht jeden Tag, dass sich zwei Parselmünder stritten und der eine von dem anderen eine geschmiert bekam. Zu ihrem Glück, hatte sie Harry seit diesem Streit nicht mehr gesehen. Sie schämte sich, ihm unter die Augen zu treten. Obwohl sie immer noch sehr wütend auf ihn und Hermione war, fühlte sie sich auch sehr schuldig. Immerhin war sie nun dafür verantwortlich, dass Laura und Draco vielleicht nicht mehr zusammen waren. Sie musste unbedingt mit Laura reden. Sie war sich sicher, dass sie ihr nicht glauben würde, dass sie Draco nur geküsst hatte, um Harry zu verletzten. Sie hatte einfach vorgehabt, Harry die gleichen Schmerzen zu zeigen, welche sie empfunden hatte, als sie ihn und Hermione erwischt hatte. Mariah erinnerte sich an seine Worte während des Streites. Er hatte behauptet, dass Hermione ihn wie aus heiterem Himmel geküsst hatte. Ja, das konnte sie sich gerade noch vorstellen. Doch warum hatte er sie dann zurückgeküsst? Er hatte ihr erzählt, er hätte auch nicht gewusst, warum er dies getan hatte. Hatte er damit vielleicht doch Recht gehabt? Konnte man einen wirklich küssen, ohne wirklich zu wissen, warum? Vielleicht waren es auch nur die freundschaftlichen Gefühle, die er schon seit fünf Jahren für sie empfand, gewesen oder der körperliche Drang... Moment mal ... Warum versuchte sie, ihn gerade ins unschuldige Licht hinzustellen? Er hatte sie verletzt, nachdem er ihr versprochen hatte, genau dies nie zu tun, dachte sie wütend und bemerkte erst jetzt, dass sie schon in der Eingangshalle angekommen war. Sie sah zum Eingangsportal der großen Halle und blieb abrupt stehen. Gerade kam Laura aus der Richtung der Kerker und ging geradewegs in die Große Halle. Mariah lief ihr schleunigst hinterher und sah, dass Laura sich in die Richtung des Slytherintisches bewegte. Mariah wunderte sich. Warum wollte sich Laura auf einmal zu den Slytherins setzen, wo sie Draco doch auch nicht sehen wollte? Sie holte sie ein und stand nun direkt vor ihr. Laura erschrak ein wenig durch ihr plötzliches Auftauchen, doch ihr Blick wurde sofort wütend. "Geh mir aus dem Weg!", flüsterte sie gefährlich leise. "Hör mal, Laura, das gestern hatte überhaupt nichts mit dir zu tun!", versicherte Mariah. "Ach ja? Und warum hast du dann bitteschön meinen Freund geküsst? Hat Harry dir nicht mehr gereicht?", fragte Laura gleichgültig und versuchte, an ihr vorbeizugehen. Doch Mariah schnitt ihr den Weg ab. Empört sah Laura sie an. "Bitte glaube mir! Ich empfinde nur Freundschaft für Draco! Ich wollte Harry nur einen Denkzettel verpassen, weil ... weil er -" "Ach halt deine Klappe! Soweit ich mich erinnern kann, habe ich dir vor ungefähr vierundzwanzig Stunden die Freundschaft gekündigt, also haben wir uns nichts mehr zu sagen!", erwiderte Laura, die es nun endlich schaffte, an Mariah vorbeizukommen. Mariah drehte sich sofort um und hielt ihre Freundin an der Schulter fest. Plötzlich brannte etwas in Laura durch. Völlig unerwartet, ergriff sie Mariahs Hand, die auf ihrer Schulter war, mit beiden Händen und warf sie mit einem blitzschnellen Schulterwurf zu Boden. Erschrocken, sahen alle Schüler und Lehrer auf und starrten zu den beiden Mädchen. Mariah wimmerte leise und hielt sich den schmerzenden Hinterkopf, mit dem sie sich gehörig am Boden gestoßen hatte. Sie sah zu Laura auf. Diese warf ihr noch einen kalten Blick zu, bevor sie weiterging und sich lässig am Slytherintisch hinsetzte. "Hey, alle klar?" Überrascht, blickte Mariah nach oben und sah nun in Dracos besorgte graublaue Augen. Als er ihr die Hand hinhielt, um ihr hochzuhelfen, schüttelte sie nur den Kopf und erhob sich. Ohne ein weiteres Wort ging sie zum Gryffindortisch und biss in ein kleines Brötchen. Draco zuckte mit den Schultern und schreitete ebenfalls zum Slytherintisch. Er setzte sich weit von Laura weg. Für ihn war das keine so gute Idee, sie noch mehr zu reizen. *** Verbittert, vergrub Mariah ihre Zähne in das trockene Brot. Sie sah zu Laura, doch diese war angeblich viel mehr mit ihrem Essen beschäftigt. Sie entdeckte auch Draco, der Laura ebenfalls beobachtete. Auch viele Schüler und Lehrer beäugten die drei. Die Anspannung hatte sich zwar schon ein wenig gelegt, doch diese neugierigen Blicke waren wirklich unausstehlich. Mariah sah ein wenig zum Ende des Tisches und entdeckte Hermione, die deprimiert in ihre Cornflakesschüssel starrte. 'Warum schaut sie so traurig drein? Sie hat doch das erreicht, was sie sich gewünscht hat', dachte Mariah grimmig. Sie sah nun zu der gegenüber liegenden Seite des Tisches, von wo aus Hermione saß. Dort traf sie die Blicke von Harry und Ron, die aber sofort wieder auf ihre Teller starrten. Mariah stutzte. Wusste Ron etwa von dem, was gestern geschehen war? Sie betrachtete Harry eindringlich. Wie gerne hätte sie jetzt sorglos mit ihm gesprochen. Wie gerne hätte sie jetzt in seinen Armen liegen und ihn geküsst... Sie trank schnell einen Schluck von ihrem Kürbissaft, um diese Gedanken der Sehnsucht fortzuspülen. Doch es klappte nicht. Sie wollte zu Harry. Sie vermisste ihn. Doch sie konnte nicht mit ihm sprechen. Sie schämte sich zu sehr wegen des Kusses mit Draco und der Ohrfeige. *** Harry drehte seinen Kopf noch einmal zögerlich zu Mariah, die traurig ihr Essen betrachtete. Ob sie vielleicht an ihn dachte? Nein. Sie war sicher noch immer viel zu sauer auf ihn. Das hatte ihm die gestrige Backpfeife mehr als deutlich gezeigt. Er strich mit seiner Hand über die linke Wange. Irgendwie verspürte er noch immer starke Schmerzen. Doch diese wüteten viel mehr in seinem Herzen. Harry hoffte, dass Laura sie nicht bei dem Schulterwurf verletzt hatte. Er war wirklich ziemlich erschrocken darüber gewesen, dass Laura so etwas vor so vielen Leuten gewagt hatte. Doch da sie sich schon getraut hatte, Snape bis aufs Höchste zu reizen, war das ja noch eine Kleinigkeit gewesen. Selbst wenn er ihr Vater war. Wären doch all diese Dinge am vorigen Tag nicht geschehen. Hätte er doch bloß Hermione von sich geschubst. Und nur wegen ihm hatte Ron die ganze Zeit lang diesen Liebeskummer durchmachen müssen. Er machte sich so unendlich viele Vorwürfe. Verzweifelt, bettete er sein Gesicht in seine Hände. Plötzlich hörte er unter dem Tisch ein scharfes Fauchen. Harry und Ron sahen erschrocken nach unten und entdeckten Krummbein unter dem Tisch, dessen Fell ziemlich stark abstand. "Ach, den haben wir ja schon lange nicht mehr gesehen", kommentierte Ron. Harry hob seinen Kopf wieder und sah nun gegenüber zu Hermione. Ihr Gesicht wirkte ziemlich blass und unter ihren müden Augen waren feine Augenringe zu sehen. Bei dem ganzen Hin und Her hatte Harry eine Sache vollkommen verdrängt. Die Gefühle von Hermione. Die Gefühle für ihn. Er wusste, er dürfte jetzt auf keinen Fall vor seinen und den Problemen seiner Freunde davonlaufen. Vor allem, um keinen von ihnen zu verlieren. "Hermione?", fragte er sie. Das Mädchen vor ihm sah erschrocken auf und starrte ihn mit purpurrotem Gesicht an. "Äh, ja?", fragte sie aufgeregt. "Ähm, Krummbein schleicht ja in letzter Zeit ziemlich oft im Schloss umher. Weißt du vielleicht, warum?", wollte er wissen, da ihm im Moment gerade kein besserer Gesprächsstoff einfiel. Hermiones Blick spiegelte Verwunderung. Sie brauchte einige Sekunden, um zu realisieren, was er eigentlich von ihr wollte. "Äh ... nein, keine Ahnung", war ihre knappe Antwort und ihr Blick senkte sich erneut. Harry hatte das starke Gefühl, dass er soeben Enttäuschung in ihrer Stimme gehört hatte. Erneut fauchte Krummbein laut. "Sei ruhig, Krummbein!", sagte Hermione streng. Krummbein reagierte darauf jedoch nicht und ließ ein weiteres gereiztes und lautes Fauchen ertönen. "Krummbein!!", ermahnte Hermione erneut sehr wütend. Diesmal verstummte ihr roter Kater mit einem wimmerndem Miauen. *** Laura sah unmerklich zu Mariah. 'Was bildet sie sich eigentlich ein? Denkt sie etwa, dass mit ein paar kleinen Entschuldigungen alles vergessen ist?!', fragte sie sich wütend. Sie überlegte, was Mariah ihr wohl versucht hatte, zu sagen. Mariah hatte Draco angeblich nur geküsst, um Harry eins auszuwischen. Genau dies war auch Dracos Sicht der Dinge gewesen. Doch was hatte Harry bitteschön so Schlimmes getan, dass Mariah einen Grund gehabt hatte, so auszurasten? Doch was, wenn das alles einfach gelogen war? Vielleicht hatten Mariah und Draco doch ein Verhältnis. Immerhin verstanden sich die beiden in letzter Zeit sehr gut. Und der Kuss zwischen den beiden hatte wirklich sehr leidenschaftlich ausgesehen. So innig, wie es gewirkt hatte ... so sah es nur bei Leuten aus, die den Kuss auch sehr genossen hatten. Laura schnaubte leise. Sie fand, dass Mariah diesen Schulterwurf verdient hatte. Sie würden jetzt geschiedene Leute sein, dachte sie und griff nach dem Kürbissaftbecher direkt vor ihr. Sie berührte den Rand mit ihren Lippen und nahm einen großen Schluck in sich auf. Sie schluckte den Saft runter und ganz plötzlich spürte sie ein heftiges Brennen in ihrer Kehle. Sie röchelte und hustete leicht. Auf einmal bekam sie kaum noch Luft und das Brennen in ihrem Hals wurde immer stärker und breitete sich nun auch in ihrem Mund aus. Sie hielt sich die Kehle und hustete immer lauter. Einige Schüler in ihrer Nähe sahen schon verwundert zu ihr. Nun hielt sich Laura die Hand vor dem Mund. Es war, als ob heißes Wasser in ihrem Hals köcheln und sich den Weg nach oben bahnen würde. Mariah und auch einige andere Gryffindors sahen irritiert zum Slytherintisch. Laura hustete sich beinahe die Seele aus dem Hals. Einige Schüler kicherten, weil sie dachten, dass sich Laura nur an ihrem Kürbissaft verschluckt hätte. Doch plötzlich fiel ihr Becher auf den Boden und sie hielt sich krampfhaft an der Tischplatte fest. Noch immer hielt Laura sich den Mund zu, doch auf einmal spuckte sie Blut, welches den Tisch und den Boden besudelte. Sie versuchte, sich auf den Beinen zu halten, doch dann brach sie auf einmal zusammen und fiel auf den harten Steinboden. Eine geschockte Stille breitete sich in der Großen Halle aus. Jede Person sah völlig fassungslos zu dem ohnmächtigen Mädchen. Mariahs Körper wirkte wie zu Stein erstarrt. Sie konnte einfach nicht glauben, was sie da soeben gesehen hatte. Nach wenigen stummen Sekunden schrien auf einmal mehrere Mädchen und auch viele Erstklässler vor Schreck auf. Wahrscheinlich hatten sie erst jetzt richtig mitbekommen, was da soeben vorgefallen war. Plötzlich sprang Draco von seinem Platz auf und rannte eilig zu Laura. Er beugte sich zu ihr runter und hob ihren Oberkörper leicht an. "Laura! Laura, hörst du mich?", schrie er panisch und übersah vollkommen, dass seine Worte für alle zu hören waren. Alle stutzten und ein Raunen erfüllte die Halle. "Laura? Heißt die nicht Elisha?", sagte irgendeiner, der in Mariahs Nähe saß. Diese war noch immer völlig geschockt, doch dann kam sie wieder einigermaßen zur Besinnung. Sie erhob sich ruckartig und kletterte über den Tisch. Sie sprang ebenfalls, unter den Blicken der entsetzten und ausweichenden Mitschüler, über die nächsten Tische und stand jetzt nun direkt neben Draco und Laura. Sie beugte sich ebenfalls runter und fühlte Lauras Puls. Dieser war sehr sehr schwach. Es war kaum noch etwas zu spüren. Nun fiel ihr Blick auf Lauras Gesicht. Das Blut floss aus ihrem Mund und hinterließ eine feine Spur auf ihrem Kinn. Doch ... da war auch etwas anderes zu sehen. Eine andere Farbe ... Der Hauch eines Smaragdgrüns... Mariah erstarrte. Smaragdgrün? Sie erinnerte sich schlagartig an den Traum, den sie am vorigen Abend gehabt hatte, als sie von Draco geweckt worden war. Sie hatte gesehen, wie Lucius Malfoy einem rätselhaften Jungen eine Phiole mit einer smaragdgrünen Flüssigkeit übergeben hatte. So war das also. Diesen Trank hatten sie gebraut, um Laura zu vergiften. Sie wandte ihr Gesicht Draco zu. "Wir müssen sie sofort in den Krankenflügel bringen!", sagte sie. Draco, dem der Schreck in den Augen noch gut anzusehen war, sah sie verwundert an. Schnell! Sonst stirbt sie!!", schrie Mariah mit leichten Tränen der Verzweiflung. Draco zögerte keine Sekunde, nahm Laura auf seine Arme und erhob sich mit ihr. Blitzschnell und unter den verwirrten Blicken der Schüler und der Lehrer, die sich inzwischen ebenfalls erhoben hatten, rannten Mariah und Draco aus der Halle. Hastig flitzten sie die unzähligen Treppen hoch. Zum Glück war Laura schön leicht und Draco hatte dadurch keine großen Probleme, schnell genug zu laufen. Das Blut lief weiterhin aus ihren Mundwinkeln. Es verfärbte Dracos weißes Hemd unter der Schulrobe und hinterließ auch auf den Treppenstufen einige Spuren. "Schnell! Beweg dich!", sagte Mariah angespannt, während sie neben ihm rannte. "Was denkst du, was ich hier mache?!", erwiderte Draco gereizt. Mariah murrte, packte Draco am Umhangsärmel und zog ihn beschleunigend mit sich. Beinahe wäre Draco dabei gestolpert, doch dann konnte er doch noch mit ihr Schritt halten. "Was meintest du vorhin eigentlich damit, dass sie sterben wird?", wollte er nach einer weiteren Treppe wissen. "Ich ... ich habe gestern, als du mich gefunden hast einen Traum gehabt ... Ich habe gesehen, wie dein Vater irgendeinem verhüllten Jungen eine Phiole mit einem smaragdgrünen Trank übergeben hat", keuchte sie. Draco erschrak. "Heißt das etwa ... dass sie diesen Trank ..." "Ja! Genau den muss sie soeben getrunken haben! Sie haben sie vergiftet!", bestätigte Mariah wütend. Draco erbleichte, obwohl das bei seiner blassen Haut kaum noch möglich war. Er blieb urplötzlich stehen und sah unsicher in Lauras Gesicht. "Laura?", wisperte er. Sie antwortete nicht. Ihr Körper lag leblos in seinen Armen. War sie etwa... "LAURA!", schrie Draco verzweifelt und schüttelte sie leicht. Mariah zog ihn erneut und noch heftiger mit sich und drehte sich beim Laufen zu ihm um. "Komm schon! Madam Pomfrey wird ihr schon helfen können!", versicherte sie ihm. Draco nickte und beide beschleunigten noch einmal ihre Schritte. Nach ungefähr einer Minute kamen sie endlich vor dem Krankenflügel an und Mariah schlug die Tür mit einem heftigen Knall auf. Madam Pomfrey zuckte heftig zusammen und starrte Mariah und Draco empört an. "Sagen Sie, was soll dieser -" Sie stoppte schlagartig, als sie die ohnmächtige Laura sah. Sie ging zu Draco, nahm ihm Laura ab und legte sie sofort auf eines der Krankenbetten. "Was ist genau passiert?", wollte sie wissen, während sie Laura untersuchte. "Sie wurde vergif -" Mariah boxte Draco in die Seite. "Sie hat etwas von ihrem Kürbissaft getrunken und ist dann auf einmal blutspuckend zusammengebrochen!", sagte sie hastig. Jetzt verstand Draco, warum sie ihm ins Wort gefallen war. Hätte er gesagt, dass er bereits wusste, dass sie wirklich vergiftet worden war, wäre das sehr verdächtig gewesen. Madam Pomfrey fühlte Lauras Puls und ihr Gesicht spiegelte auf einmal Verwunderung. "Sie lebt ja noch ... Unglaublich!", sagte sie. Mariah und Draco starrten sie irritiert an. Plötzlich wurde die Krankenflügeltür erneut mit einem lauten Knall aufgeschlagen und herein stürmten Remus Lupin, Sirius Black als schwarzer Hund, Professor McGonagall und Snape herein. Ihnen folgten auch Harry, Ron und Hermione. "Ist hier heute Tag der offenen Tür, oder was?", sagte Madam Pomfrey aufgebracht, als sie eine Flasche aus einem kleinen Schrank holte. Sie ging wieder eilig zu Laura und flösste ihr die klare Flüssigkeit aus der Flasche ein. "Was hat sie denn getrunken?", fragte Professor McGonagall. "Viridus", antwortete Madame Pomfrey, stellete die entlerrte Flasche weg und wischte das Blut aus Lauras Gesicht. Snape erstarrte bei ihren Worten. "Aber ... dieses Gift ist doch tödlich! Außerdem ist es in mehreren Ländern verboten, es zu brauen!", sagte er. Alle sahen ihn entsetzt an. "Eben. Dieses Gift tötet innerhalb weniger Sekunden", bestätigte Madam Pomfrey. "Aber, warum lebt sie dann noch?", fragte Ron. Die Krankenschwester zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht. Irgendwas muss dafür gesorgt haben, dass das Gift sie nicht gleich umgebracht hat", meinte sie. "Der Schutzzauber", murmelte Draco auf einmal. Alle drehten sich überrascht zu ihm um. "Welcher Schutzzauber?", fragte Mariah. "Vor ... vor ungefähr einem Monat habe ich einen Schutzzauber auf sie gelegt. Dieser sollte sie vor allen Dingen, die ihren Körper gefährden würden, schützen. Ich hätte jedoch nie gedacht, dass dieser Zauber auch gegen Gifte wirkt", erklärte er. Die um ihn herum stehenden Leute beäugten ihn noch immer sehr verwirrt. "Warum es auch immer geschehen ist, Sie haben Miss Blaine auf jeden Fall das Leben gerettet", sagte Madam Pomfrey. "Wird sie wieder gesund?", fragte Draco. Nun deckte Madam Pomfrey Laura mit einer weißen Decke zu. "Ja, zum Glück hat Ihr Schutzzauber verhindert, dass das Viridus das Mädchen von innen zersetzten konnte", antwortete sie und ging schließlich ins Zimmer nebenan. Nun herrschte eine bedrückte Stille im Krankenflügel. Alle starrten auf Laura, die noch immer nicht bei Bewusstsein war. Plötzlich durchschnitt Remus' Stimme die Stille. "Miss McKay", sagte er ernst. Mariah drehte sich überrascht zu ihm um. Die anderen Beteiligten taten es ihr gleich. "Vorhin haben Sie doch zu Mr Malfoy gesagt, Miss Blaine würde sterben, wenn sie nicht schnell zum Krankenflügel gebracht werden würde", erinnerte er sie. Mariah nickte nervös und sah kurz zu Boden. Neben Remus stand Sirius in seiner Hundegestalt und seine dunklen, blauen Hundeaugen beäugten sie misstrauisch. Mariah schluckte leicht und sah wieder zu Remus auf. "Dann müssten Sie aber gewusst haben, dass sie dieses Viridus getrunken hat. Wissen Sie vielleicht auch, wer es ihr in den Kürbissaft geschüttet hat?", fragte er sie. Mariah erbleichte. Sie hatte vollkommen vergessen, dass Remus und Sirius bereits im Bilde waren, dass sie und Laura etwas mit Voldemort zu tun hatten. Auch Harry, Draco und Severus sahen angespannt und mit einer großen Nervosität zu ihr. Professor McGonagall hingegen schien verwirrt zu sein. "Aber Professor Lupin, was soll Miss McKay bitteschön damit zu tun haben?", fragte sie ungläubig. Remus reagierte jedoch nicht auf sie und ließ Mariah nicht aus den Augen. Sie war überhaupt nicht in der Lage, ihm zu antworten. Ihr saß ein heftiger Kloß im Hals. Remus' nächste Worte ließen sie beinahe vor Schreck zusammenklappen. "Zeigen Sie uns bitte Ihren linken Unterarm." Fast jeder im Raum zuckte zusammen. McGonagall sah Mariah nun sehr erwartungsvoll an, Ron und Hermione ebenfalls. Harrys Gesicht war nun vollkommen blass. Remus wollte Mariahs wahre Identität preisgeben. Mariah fühlte langsam den kalten Schweiß ihre Stirn herunterlaufen. Sie hatte an diesem Morgen völlig vergessen, den Zauber zum Vertuschen ihres Dunklen Males zu erneuern. Es war zu diesem Zeitpunkt also klar und sichtbar. Draco und Severus, die bei Remus' Aufforderung noch einigermaßen ihre Fassung beibehalten hatten, bemerkten Mariahs Verzweiflung und begriffen nun auch, dass ihr Mal sichtbar war. Mariah ging unsicher ein paar Schritte rückwärts. Sie war vollkommen verzweifelt. Es gab keinen Weg, aus dieser Situation zu entkommen. Harry stand inzwischen völlig hilflos da und sah zu, wie Mariah ängstlich vor Remus zurückwich. Er wollte ihr so gerne helfen. Trotz aller Ereignisse in den letzten vierundzwanzig Stunden wollte er ihr um alles in der Welt helfen. Er wollte gerade zu Mariah gehen und sie schützen, doch auf einmal fühlte er eine Hand auf seiner Schulter, die ihn kräftig und bestimmt zurückhielt. Harry drehte sich verwirrt zur Seite und sah zu seiner Überraschung nun in Snapes dunkle Augen. Er schüttelte leicht den Kopf, als ob er wüsste, was Harry gerade vorgehabt hatte. "Mach sie nicht noch verdächtiger!", flüsterte ihm sein Zaubertranklehrer streng zu. Harry hatte gar keine Zeit, auf diese Worte zu reagieren, denn genau in diesem Moment ertönte eine bekannte Stimme am Eingang. "Guten Tag, die Herrschaften." Alle drehten sich überrascht zur Tür und öffneten ungläubig ihre Münder. Dort am Eingang standen Cornelius Fudge, Dumbledore und fünf Minister des Zaubereiministeriums. Unter ihnen erkannte Harry auch sofort den Zauberer, der damals im letzten Sommer das Haus der Weasleys beobachtet hatte. Der Junge kam kaum noch aus dem Staunen heraus. Was machte Fudge bloß mit seinem Gefolge in Hogwarts? Harry hatte sich vorhin auch gewundert, warum Dumbledore nicht mit zum Krankenflügel gekommen war. Wahrscheinlich waren die Minister gerade erst gekommen und er hatte versucht, sie zurückzuhalten. "Ach, Cornelius Fudge ... Womit erweisen Sie uns denn die Ehre?", fragte Snape gespielt freundlich und nahm die Hand von Harrys Schulter. Fudge warf dem Mann einen grimmigen Blick zu und trat mit den Ministern ein. "Mein Neffe Daniel hat mich vor wenigen Minuten davon in Kenntnis gesetzt, dass eine Schülerin vergiftet wurde", sagte er monoton und besah Laura auf ihrem Krankenbett. "Wie bitte? Wie soll Ihr Neffe das denn in so kurzer Zeit geschafft haben?", wollte Hermione wissen. Fudge drehte sich zu ihr. "Das braucht Sie nicht zu interessieren", waren seine Worte. Hermione sah ihn wütend an. Nun wandte sich der Zaubereiminister zu Dumbledore. "Tja, Albus. So wie es aussieht, haben Sie endlich wieder den Bezug zur Realität gefunden. Aufgrund Ihrer verrückten Geschichten über die Dementoren, haben meine Berater und ich schon überlegt, ob wir Sie nicht für immer suspendieren wollen", säuselte er. Harry und auch die Restlichen starrten Fudge empört an. Was fiel diesem Mann eigentlich ein, so mit Dumbledore zu reden? Der Schuldirektor sah seinen Gegenüber gelassen, aber dennoch berechnet an. Fudge fuhr fort. "Aber so wie es aussieht, ist wieder mal etwas passiert, was erneut auf die Kappe von einem Ihrer Mitstreiter gehen könnte. Erst der Ausraster von Professor Remus Lupin ..." Remus zuckte leicht zusammen und sah schuldbewusst zu Boden. In diesem Moment kam Madam Pomfrey, die einen kalten und nassen Lappen in der Hand hielt, wieder herein und sah die Minister völlig überrumpelt an. Da der Zaubereiminister wohl gerade eine Unterhaltung mit dem Schuldirektor führte, ging sie schweigend zu Lauras Bett und kühlte ihre Stirn mit dem Lappen. "... und jetzt dieser Anschlag auf diese Schülerin. Wissen Sie vielleicht auch, wer es gewesen sein könnte?", fragte Fudge mit einem seltsamen Grinsen. Dumbledore schwieg. Fudge würde ihm doch sowieso nicht glauben. "Nicht? Dann werde ich Ihnen meinen Verdacht schildern", sagte Fudge triumphal und drehte seinen Kopf zur Seite. "Das gesamte Ministerium ist sich sicher, dass Sie es waren, Professor Severus Snape." Alle außer Dumbledore sahen nun zu Snape. Der durchbohrte Fudges siegreichen Blick mit seinen dunklen Augen. Dann formten die Lippen des Tränkemeisters ein spöttisches Lächeln. "Also wirklich, Fudge, ich hätte etwas Besseres von Ihnen erwartet. Miss Blaine ist meine Schülerin und gehört sogar zu meinem eigenen Haus. Warum sollte ich ihr bitteschön tödliches Viridus in den Kürbissaft schütten?", erläuterte er. Fudge ließ sich durch diese Worte jedoch nicht verunsichern. "Sie sind aber der Einzige hier, der dieses Gift brauen könnte. Außerdem haben Sie doch auch diesen Wolfsbann-Trank für Professor Lupin gebraut. Es wäre Ihnen ein Leichtes gewesen, diesen Trank unwirksam zu machen", warf er ihm vor. Snape legte nun ein breites Grinsen auf. "Mit Sicherheit hätte ich die Gelegenheiten und Möglichkeiten für Ihre Anschuldigungen gehabt. Doch was ist mit dem Motiv? Warum sollte ich dieses Mädchen vergiften?" Fudges Blick des Triumphes entgleiste ein wenig. Darauf wusste er nun nichts mehr zu sagen. Mariah, Harry und Draco beruhigten sich ein wenig. Mit dieser listigen Einstellung würde Snape es sicher schaffen, sich aus der Affäre zu ziehen. Auch Dumbledore sah sehr zufrieden aus. Professor McGonagall, Ron und Hermione hingegen vollkommen verwirrt. Sie fühlten sich sogar schon ein wenig überflüssig. "Ich würde schon sagen, dass Professor Snape ein klares Motiv hatte." Alle drehten sich erschrocken zum Eingang. Dort stand Arabella Figg, die Snape mit einem hämischen Lächeln musterte. Der schien wiederum sehr überrumpelt zu sein über ihr plötzliches Auftreten. Auch Dumbledore sah sehr überrascht aus, was bei ihm ja nur selten der Fall war. "Ah, Mrs Figg. Ich habe Sie ja schon lange nicht mehr gesehen. Was meinten Sie gerade damit, dass Professor Snape ein klares Motiv hatte?", fragte Fudge sehr interessiert. Arabella lächelte noch einmal genüsslich. "Professor Snape hatte vor einigen Wochen in einer seiner Zaubertrankstunden eine heftige Auseinandersetzung mit Miss Blaine. Er hat sie grundlos angeschrien, nur, weil sie einem Gryffindor beim Aufwischen eines Trankes helfen wollte. Dann hat sie sich mit Worten gewehrt und er hat sie daraufhin geschlagen", sagte sie und schien jedes einzelne Wort mit Genugtuung auszusprechen. Eine angespannte und geschockte Stimmung erfüllte den Raum. Remus Lupin starrte Snape fassungslos an. Er hatte von den Gerüchten gehört, dass Snape angeblich Miss Blaine geohrfeigt hatte, doch, dass diese wahr waren, hätte er kaum für möglich gehalten. McGonagall war ebenfalls sehr entsetzt. Selbst von Snape hätte sie nicht erwartet, dass er eine seiner Schülerinnen schlagen würde. Nun drehte sie sich zu Draco. "Von wegen, Sie wüssten nichts davon, Mr Malfoy!", sagte sie streng zu ihm. Draco sah sie ein wenig grimmig an. Er erinnerte sich, dass diese Frau ihn einmal gefragt hatte, ob er irgendwas über Snapes Ohrfeige wüsste. Nun drehte sich die Lehrerin auch zu Hermione um. "Haben Sie etwa auch davon gewusst, Miss Granger?", fragte sie. Hermione errötete ein wenig und sah beschämt zu Boden. McGonagall betrachtete sie enttäuscht. Fudge grinste selbstgefällig und auch die restlichen Minister sahen sehr zufrieden aus. "Tja, Professor, da hätten wir wohl das perfekte Motiv! Sie haben diese Schülerin nicht leiden können und da sie Sie vor Ihren Schülern bloßgestellt hat, haben Sie kurzerhand geplant, sie aus dem Weg zu räumen", zählte der Zaubereiminister wie eins und eins zusammen. Er wunderte sich, da Snape ihm nicht ins Gesicht sah. Nein, der Zaubertranklehrer starrte Mrs Figg mit der größten Abscheu an. Die alte Frau hingegen grinste zufrieden. Eine knisternde, gefährliche Spannung bildete sich zwischen den beiden. "Wie auch immer, ich rate Ihnen ohne unnötige Mätzchen mit uns ins Ministerium zu kommen. Dort wird Sie dann eine Anklage wegen versuchten Mordes an Schutzbefohlenen erwarten", sagte Fudge und nickte seinen Begleitern zu. Diese gingen auf einmal auf Snape zu und zückten ihre Zauberstäbe. "Übergeben Sie uns Ihren Zauberstab!", befahl der eine Minister. Snape sah ihn ungerührt an. Noch einmal begegnete er Arabellas Blick. Er wusste, sie würde sich daran ergötzen, wenn er sich mit seiner Sturheit noch mehr Ärger einhandeln würde. Er schnaubte wütend, griff in seine Umhangstasche und holte seinen Zauberstab hervor. Der Minister griff sofort danach und übergab ihn Fudge. Dieser strich mit seinen Fingern dem Holz entlang. "Nehmen Sie uns das nicht übel, Snape. Aber wir wollen doch nicht riskieren, dass Sie noch ein weiteres Mal versuchen, dieses unschuldige Mädchen zu töten. Abführen!", befahl der Zaubereiminister laut und deutlich. Zwei der Minister packten plötzlich jeweils einen Arm von Severus und drängten ihn zur Tür, während die restlichen ihn mit ihren Zauberstäben weiterhin in Schacht hielten. "Nein ..." Alle drehten sich verwundert zum belegten Krankenbett um. Laura hatte ihre Augen zur Hälfte geöffnet und sah die Leute vor ihr schweratmend an. Sie holte ihren rechten Arm unter der warmen Decke hervor und streckte ihre Finger nach ihrem Vater aus. "Nein ... bitte nicht ... Ihr dürft nicht ...", keuchte sie unverständlich. Plötzlich lief Madam Pomfrey eilig zur ihr. "Kind, sprich bitte nicht. Du musst dich schonen", sagte sie und tupfte mit dem nassen Tuch Lauras Stirn ab. Laura hustete leicht und schloss vor Erschöpfung erneut ihre Augen. Nun trat Arabella einen Schritt vor. "Lassen Sie sich dadurch nicht aufhalten. Das Mädchen redet wirr. Vermutlich eine Nebenwirkung des Giftes", behauptete sie. Die Minister waren der gleichen Ansicht und wollten mit Snape gerade den Krankenflügel verlassen, doch auf einmal stellte sich Dumbledore vor ihnen und versperrte so den Ausgang. Cornelius Fudge seufzte. "Albus, was soll das? Wollen Sie es etwa noch mehr auf die Spitze treiben?", fragte er. "Das hatte ich nie und auch jetzt nicht vor, Cornelius. Ich finde nur, dass Sie ganz schön voreilig reagieren." Fudge und auch die Minister stutzten. Dumbledore fuhr fort. "Wie Ihnen Professor Snape schon bestätigt hat, hätte er die Möglichkeit gehabt Miss Blaine etwas anzutun. Doch ist das Motiv für Sie wirklich das Tüpfelchen auf dem 'i'?" Fudge wusste nicht, was er davon halten sollte. Auch die anderen und selbst Snape verstanden nicht, worauf Dumbledore hinaus wollte. "Soll ich das jetzt richtig verstehen? Sie meinen, das Motiv wäre nicht ausschlaggebend? Wollen Sie jetzt etwa auch noch die Aussage von einer Ihrer besten Mitstreiter anzweifeln?", fragte der Zaubereiminister ungläubig. Statt zu antworten, sah Dumbledore nun zu Mrs Figg. "Arabella, woher weißt du, dass Severus Miss Blaine angeblich geschlagen haben soll?", fragte er mit einem seltsamen Unterton. Arabella sah ihn überrumpelt an. "Äh, ich habe sie am besagten Tag weinend auf dem Dach gefunden. Ich habe sie gefragt, was los sei und da hat sie mir alles erzählt", erzählte sie. "Da hören sie es!", meinte Fudge ungeduldig. Dumbledore achtete jedoch nicht auf ihn. "Und warum willst du dir so sicher sein, dass Miss Blaine dir die Wahrheit gesagt hat?", fragte er. Arabella hob eine Augenbraue. Sie war so durch diese Worte überrascht, dass sie keine Antwort geben konnte. "Miss Blaine und Severus hatten vielleicht schon einige Auseinandersetzungen. Ich vermute, Miss Blaine könnte dann die Idee gekommen sein, ihm mit diesem Gerücht eins auszuwischen. Schüler sind heutzutage zu allem fähig", erklärte der alte Zauberer sachlich und warf Mariah und Draco einen seltsamen Blick zu, wodurch diese leicht zusammenzuckten. Dumbledore sah sofort wieder in Fudges Gesicht. "Wie dem auch sei, auf jeden Fall sind nur die Schüler, die am besagten Tag zur gemeinten Zeit bei Professor Snape Unterricht hatten, die einzigen Zeugen zu dieser Anschuldigung. Ich würde sagen nur sie können Licht in diese Angelegenheit bringen." "Ja, aber ... dann müssten wir ja jeden einzeln verhören! Wissen Sie, wie viel Zeit dafür beansprucht werden muss?", fragte einer der Minister empört. "Es wäre doch sicher besser, als Professor Snape zu Unrecht zu verurteilen und bei der später folgenden Wahrheit eine Menge Ärger auf sich zu ziehen, oder?" "Dann müssten wir aber auch dieses Mädchen verhören, aber es ist überhaupt nicht vernehmungsfähig", sprach Fudge an. "Tja, dann werden sie wohl warten müssen, bis es soweit ist", erwiderte Dumbledore ruhig. Fudge schwieg zuerst und dachte mit einem grimmigen Ausdruck im Gesicht nach. "Ich bin mir zwar sicher, dass dabei nichts Großartiges herauskommen wird, aber meinetwegen. Wir hören uns an, was die Schüler und dieses Mädchen zu sagen haben", sagte er schließlich. "Gut, Ihre 'Verhöre' können wir im Lehrerzimmer durchführen", sagte Dumbledore und machte den Weg frei. Fudge nickte und verließ mit den Ministern, die Snape noch immer nicht aus den Augen ließen, den Krankenflügel. Dumbledore sah nun zu Remus, Sirius, McGonagall und Arabella und zeigte ihnen mit einem Nicken nach draußen, dass sie ebenfalls mitkommen sollten. Diese taten dies auch ohne zu zögern. Als Arabella an dem Schulleiter vorbei ging, trafen sich ihre Blicke kurz. Dumbledore sah sehr enttäuscht aus und Arabella etwas eingeschüchtert. Sie wich seinem Blick sofort wieder aus und verließ eilig den Raum. Dumbledore drehte sich noch einmal zu den Jugendlichen um, die noch immer völlig sprachlos dastanden. Der Schulleiter zwinkerte Mariah auf einmal zu und verschwand ebenfalls. Mariah sah ihm baff hinterher. Was sollte denn das auf einmal? "So! Nun verschwinden Sie aber auch endlich alle! Das hier ist immerhin ein Krankenflügel!", ermahnte Madam Pomfrey und nahm das Tuch wieder von Lauras Stirn. Hermione und Ron nickten und gingen. Harry blieb jedoch noch kurz stehen und sah Mariah an. Diese traf ebenfalls seinen Blick, in dem starke Sehnsucht zu sehen war. Doch dann drehte er sich um und ging ebenfalls. Mariah sah ihm traurig hinterher. Noch vor einigen Minuten, wo Remus Lupin sie in die Enge getrieben hatte, da hatte sie sofort bemerkt, dass Harry vorgehabt hatte, ihr zu helfen. Etwa aus Liebe oder doch nur aus Mitleid? Durch ein starkes Husten wurden ihre Gedanken fortgewischt und sie drehte sich um. Laura spuckte erneut etwas Blut und Madam Pomfrey hielt ihr ein weißes Handtuch vor dem Mund. "Sie verschwinden bitte auch von hier! Miss Blaine braucht jetzt Ruhe!", befahl die Frau. "Ich ... könnte ich bitte noch kurz mit ihr reden? Es ist wirklich sehr wichtig", bat Mariah. "Nein! Miss Blaine muss sich schonen!" Laura drückte auf einmal das blutbefleckte Tuch von ihrem Mund weg. "Es geht schon ... So schlimm ist es gar nicht mehr ... Bitte lassen Sie sie noch kurz hier ...", keuchte sie bittend. Madam Pomfrey zögerte zuerst, bevor sie nickte. "Na gut. Aber nur zehn Minuten!", war ihre Bedingtn und mit einem verständnislosen Blick verließ sie den Raum. Nun war es kurz still. "Ähm ... ich komme gleich wieder", murmelte Draco und ging hinaus. Mariah sah ihm empört hinterher. 'Jetzt zieht der auch noch den Schwanz ein!', dachte sie ärgerlich. Dann drehte sie sich zu Laura. Diese lag wieder mit dem Kopf auf dem Kissen und starrte die Wände an. Mariah setzte sich vorsichtig auf die Bettkante. Beide schwiegen ungefähr eine Minute lang. Doch dann ergriff Mariah das Wort. "Darf ich dir nun das wegen gestern erklären?", fragte sie unsicher. Laura starrte noch immer die Wand an. "Was willst du sonst hier tun? Ich kann dir jetzt doch sowieso nicht schon wieder weglaufen", erwiderte sie schließlich trocken. Mariah musste leicht lächeln, doch dann wurde sie wieder ernst. "Gut ... Also ... ich habe gestern früh gesehen ... wie Harry und Hermione sich geküsst haben." Lauras Augen weiteten sich vor Überraschung, doch sie sah noch immer nicht zu ihrer Freundin. "Als mich die beiden bemerkt haben, bin ich weggerannt. Ich war so unendlich wütend auf die beiden. Denn ... ich habe Harry vorletzte Nacht ... 'davon' erzählt ..." Nun sah Laura endlich zu Mariah auf. Sie war vollkommen baff. Nun war es Mariah, die den Blickkontakt unterbrach und zum Fenster rausschaute. "Er hat mir dann versprochen, mich niemals so zu verletzen ... Tolle Art mir das zu zeigen, indem er ein anderes Mädchen küsst ... Jedenfalls bin ich davongerannt und ... dann stand auf einmal Draco vor mir. Ganz plötzlich kam mir dann dieser Gedanke. Ich verspürte auf einmal den starken Drang, Harry wehzutun. Ihm die gleichen seelischen Schmerzen zuzufügen, die er mir zugefügt hat. Tja und dann ... habe ich Draco zu mir runtergezogen, ihn gebeten einfach mitzumachen ... und hab ihn dann ... geküsst", endete Mariah fürs Erste. Ihre Wangen waren leicht gerötet und sie wagte es noch immer nicht, Laura anzusehen. "Ich ... wusste einfach nicht mehr, was ich da tat. Immerhin war Draco perfekt dafür, um sich an Harry zu rächen. Aber ich schwöre dir, dass zwischen Draco und mir nur dieser eine Kuss gestern war und sonst nichts. Gestern Abend haben wir uns auch ausgesprochen." Nun drehte sich Mariah endlich wieder zu ihrer ehemaligen besten Freundin. "Ich hatte nicht im geringsten vor, dir wehzutun oder dir Draco wegzunehmen. Ich wollte Harry nur zeigen, wie schlimm es ist, von jemandem so belogen zu werden", sagte sie wahrheitsgemäß. Laura sah sie nachdenklich an. Konnte es wirklich sein, dass Mariah so wütend gewesen war, dass sie gar nicht mehr gewusst hatte, was sie ausgelöst hatte? Schlagartig erinnerte sie sich, dass Mariah einmal beinahe die Kontrolle über sich verloren hatte, nur weil Laura sie mit ihrem guten Verhältnis zu Harry aufgezogen hatte. Außerdem wusste Laura auch schon so seit langem, dass Mariah schnell die Beherrschung verlieren konnte... "Er kann gut küssen, nicht wahr?" Mariah sah sie vollkommen überrumpelt an. Ihr begegnete ein seltsames Lächeln auf dem Gesicht dieses schwarzhaarigen Mädchens. "Äh ... ja ...", murmelte sie verlegen. Laura grinste leicht. "Hast du dich auch wieder mit Harry vertragen?", fragte sie erwartungsvoll. Mariah zuckte zusammen und ließ ihren Kopf sinken. "Nein", sagte sie leise. Laura hob eine Augenbraue. "Glaubst du, dass er etwas mit Hermione hat?", wollte sie wissen. Mariah schwieg kurz. "Keine Ahnung. Harry hat das Gegenteil behauptet", murmelte sie. "Ihr habt also doch miteinander geredet?" "Na ja, er wollte gestern mit mir reden, doch dann ... haben wir uns auf Parsel gestritten ... und zwar vor mehreren Schülern." Laura bekam große Augen. Das hatte sie nicht erwartet. "Nach einer Weile wurde es mir dann zu bunt und ich wollte gehen. Doch dann hat er mich am Arm festgehalten und ... ich hab ihm eine Ohrfeige verpasst", flüsterte sie beschämt. "Du hast was?!", fuhr Laura sie entsetzt an und musste durch diese Überanstrengung ihrer Stimmbänder kurz husten. "Es-es ist einfach über mich gekommen - Ich war so wütend auf ihn und da ist mir halt die Hand ausgerutscht", meinte Mariah und knibbelte mit ihren Fingern. "Und was ist dann geschehen?" "Ich ... bin weggelaufen und habe seitdem nicht mehr mit ihm gesprochen", gab Mariah traurig zu. Ihren Worten folgte nun ein langes Schweigen. Dann durchschnitt Mariahs Stimme die Stille wie eine Klinge. "Ich-ich weiß ja, dass das alles, was ich getan habe, unverzeihbar ist, doch -" "Du hast mir sehr wehgetan, Mariah", murmelte Laura, wodurch ihre Freundin heftig zusammenzuckte und beschämt zu Boden blickte. "Ich verstehe jetzt, dass du dich wirklich nur an Harry rächen wolltest, aber dafür Draco zu benutzen war wirklich dämlich von dir." "J-ja ...", flüsterte Mariah, die bemerkte, wie ihre Hände anfingen zu schwitzen. "Überhaupt sich auf dieselbe Weise zu rächen, was einem den Anlass gab, bringt gar nichts. Du weißt, man kann und darf nicht Feuer mit Feuer bekämpfen." "J-ja ..." Auf einmal lächelte Laura warm. "Ich verzeihe dir." "W-was?" Mariah verstand gar nichts mehr. "Ich verzeihe dir", widerholte Laura. "Aber nur unter der Bedingung, dass du dich mit Harry aussprichst und ..." "Und was?", wollte Mariah wissen. "Und ... dass du versuchst, Snapes Unschuld zu beweisen." Mariah begegnete ihr nun mit einem völlig verdutzten Blick. "Wie ...", fing sie an, ohne wirklich zu wissen, was sie eigentlich sagen wollte. Laura sah nun wieder zur Decke. "Ich habe vorhin nur einigermaßen mitbekommen, dass Fudge ihn mitnehmen will, weil er mich angeblich vergiftet hat. Wie nannte Snape dieses Gift gleich nochmal?" "Viridus", antwortete Mariah. "... Das ist lateinisch und bedeutet soviel wie 'Grün'", erinnerte sich Laura. Schlagartig kam in Mariah die Erinnerung an diesem seltsamen Traum wieder hoch. "Die Todesser haben dir das Gift in den Kürbissaft getan!", nuschelte sie vor lauter Aufregung drauflos. Laura starrte sie mit großen Augen an und begriff erst nach einigen Minuten, was sie da soeben gesagt hatte. "Woher weißt du das denn? Hast du es gesehen? Warum hast du diesem Hirnamputierten von einem Zaubereiminister nichts davon erzählt?", fragte sie leicht aufgebracht und setzte sich auf. "Ich-ich habe es nicht wirklich gesehen, sondern etwas geträumt!", sagte Mariah zu ihrer Verteidigung. Laura sah sie ungläubig an und ihr Körper entspannte sich langsam wieder. "Du hattest eine Vision?" "Nein ... In meinem Traum war ich im Riddle-Haus und habe gesehen, wie Lucius einem verhüllten Jungen eine Phiole gegeben hat. In dieser war eine smaragdgrüne Flüssigkeit", erzählte Mariah. "Er hat Voldemort dieses Gift überreicht?" "Ich habe gesagt, dass es ein verhüllter Junge gewesen ist", wiederholte Mariah. "Hä?", fragte Laura vollkommen verwirrt. Mariah seufzte. "Es war ein Junge, ungefähr so alt wie wir. Ich habe sein Gesicht gesehen. Er hatte ein teuflisches Grinsen und graue, eiskalte Augen", murmelte sie und bekam bei dieser Erinnerung eine Gänsehaut. "Also doch Voldemort?", fragte Laura leise. Mariah nickte leicht. "Ich glaub schon." "Hat er etwa wieder die Gestalt eines jungen Zauberers?", fragte Laura ungläubig. "Dem trau ich vieles zu. Ich bin mir aber hundertprozentig sicher, dass ich im Traum irgendwie wirklich dort war." "Wie meinst du das?" "Dieser Junge ... er hat mich gebeten, zu ihm zu kommen, doch ich wollte nicht. Dann stand ich auf einmal vor ihm und er hat mich heftig an der Schulter gepackt. Doch das lag, glaub ich, nur daran, dass Draco mich wachgerüttelt hat." Erschrocken, schlug sie sich die Hand vor dem Mund und starrte Laura entsetzt an. Diese sah stutzig zurück. "I-ich bin gestern Abend auf dem Dach eingeschlafen und Draco hat mich dort gefunden und geweckt!", erklärte sie panisch. "Warum sagst du mir das?", fragte Laura perplex. "Ähm, na weil ..." Mariah wusste nun nicht, was sie sagen wollte. Laura lächelte. "Hey, du hast mir doch jetzt alles erzählt. Ich glaube dir ja auch, dass du nichts mit Draco hast", beruhigte sie ihre Freundin. Mariah lächelte erleichtert. "Jetzt hat Voldemort also auf einmal vor, mich umzubringen?", fragte Laura nun im ernsten Ton. "Sieht so aus. Fragt sich nur, wie die Todesser das Gift so unauffällig in deinen Becher gefüllt haben", sagte Mariah nachdenklich und rieb sich das Kinn. "Vielleicht mit einem Tarnumhang", schlug Laura vor. "Könnte sein", murmelte Mariah und sah nun zu Laura. Kurz hielt sie inne. "Hör mal, Laura. Snape ist eigentlich nur so richtig in Schwierigkeiten geraten, weil ... weil Mrs Figg ihn belastet hat." Laura drehte langsam ihren Kopf zu Mariah. "Was?" "Sie ... sie hat Fudge und somit auch den anderen von dieser Ohrfeige erzählt. Du weißt schon, damals im Zaubertrankunterricht. Fudge brauchte nämlich noch ein gutes Motiv, um ihn mitnehmen zu können." Lauras Gesicht wurde nun sehr traurig. Sie konnte es einfach nicht glauben. Ihre Großmutter verabscheute ihn wirklich so sehr, dass sie ihn sogar nach Azkaban bringen wollte. "Aber Dumbledore hat ihr ein Schnippchen geschlagen! Er meinte, dass du ihr damals wohl nicht die Wahrheit gesagt hättest und du dich mit einem Gerücht nur an Snape rächen wolltest! Jetzt sollen erstmal alle Schüler verhört werden, die während der Unterrichtsstunde dabei waren! Später wollen sie dich auch zur Rede stellen!", erzählte Mariah aufgeregt. Lauras Miene hellte auf vor Freude. "Super ... Dann kannst du die Zeit ja nutzen und Beweise für Snapes Unschuld suchen", sagte sie hoffnungsvoll. "Laura, wie stellst du dir das vor?! Was für Beweise könnte ich hier schon finden?!" Lauras Fingern umklammerten nun Mariahs Umhang. "Bitte versuch es wenigstens ... Ich möchte ihn nicht auch noch verlieren", sagte sie. Mariah sah kleine Tränen in ihren Augen. "Ähem." Mariah und Laura sahen etwas verschreckt zum Eingang. Dort stand Draco. "Kann ich reinkommen?", fragte er mit einem Ton, als würde bei seinem nächsten Schritt eine Bombe hochgehen. Die Mädchen nickten. Draco ging langsam auf die beiden zu. Er sah sie unsicher an und schaffte es kaum, in Lauras Gesicht zu sehen. Diese lächelte leicht. "Schon gut, Draco. Mariah hat mir alles erklärt", sagte sie. Er sah sie zuerst überrascht an, lächelte dann aber ebenfalls. Er trat näher an Lauras Bett heran und nahm sie in seine Arme. Laura erwiderte diese Umarmung. "Gott sei Dank geht's dir gut", murmelte er leise. Mariah erhob sich langsam von der Bettkante und ging zum Eingang, von wo aus sie seelenruhig hinaussah. Diesen Moment wollte sie den beiden nur zu gerne lassen. "Durch dich habe ich doch überlebt, nicht?", fragte Laura. Draco löste sich von ihr und sah sie verwirrt an. "Ich weiß, dass Viridus tödlich ist. Also muss irgendetwas mein Leben gerettet haben. Ein Gefühl lässt mich einfach nicht los, dass du etwas damit zu tun hast", sagte sie grinsend und sah ihn erwartungsvoll an. Draco lächelte und nickte. "Damals, im Vertrauensschülerbad, habe ich einen Schutzzauber auf dich gelegt." Laura wirkte nun etwas überrascht. Sie erinnerte sich, wie er damals seine Hand auf ihrem Kopf gelegt hatte und sie damals eine seltsame Wärme gespürt hatte. "Seit wann kannst du ohne Zauberstab zaubern?", wollte sie wissen. "Kann ich gar nicht. Dieser Zauber kann nur durch Telekinese übertragen werden. Meine Mutter hat ihn mir in der Winkelgasse, als ich mich von ihr verabschiedet habe, übergeben. Sie meinte, ich solle dich nur berühren und im Geist einen sehr komplizierten Spruch aufsagen. Da siehst du es, sie wollte, dass du in Sicherheit bist", erzählte er. Laura hatte während seiner Worte große Augen bekommen. Nach einigen Sekunden lächelte sie ihn dankbar an. "Danke", sagte sie und nun war sie es, die ihn zu sich zog und umarmte. Dracos Hände strichen durch ihr schwarzes Haar. "Doch nun müsst ihr mir noch einen Gefallen tun. Du und Mariah", flüsterte sie und ließ ihn los. Draco sah sie perplex an. Nun sah Laura zu Mariah, die dann auch wieder zu den beiden kam. "Ich bitte euch ... Verhindert, dass die Minister Snape mitnehmen. Fudge wird alles dafür tun, damit er in Azkaban landet! Irgendetwas muss doch beweisen können, dass er mir nicht dieses Gift in den Kürbissaft getan hat!", sagte Laura mit leichter Verzweiflung. Draco und Mariah betrachteten sie schweigend. Doch dann nickte Draco. "Ok, wir werden es versuchen", versicherte er ihr. Nun sah Laura fragend zu Mariah. Diese nickte mit einem Lächeln. Laura strahlte glücklich. "Am besten gehen wir sofort los. Ich habe alle Schüler, die ich ausfindig machen konnte, angewiesen, in ihre Gemeinschaftsräume zu gehen. Fudge wird lange brauchen, um alle Zeugen rauszupicken. Diese Zeit sollten wir nutzen", sagte Draco an Mariah gewandt, die dies mit einem Nicken erwiderte. Sie sah nun noch einmal zu Laura. "Wir können dir zwar noch nichts versprechen, aber wir werden alles Mögliche, was in unserer Macht steht, versuchen, um Snape da raus zu hauen", sagte sie. Laura nahm ihre Hand. "Danke", sagte sie überglücklich. Plötzlich ertönten Schritte und Madam Pomfrey betrat den Raum. "Die zehn Minuten sind um! Ich bitte Sie alle beide, endlich zu gehen!", wies sie an. Mariah und Draco nickten. Er beugte sich noch einmal kurz zu Laura runter und gab ihr einen liebevollen Kuss auf die warme Stirn. "Bis bald", sagte er und lief mit Mariah aus dem Krankenflügel. "Wie schlau von dir, etwas zu versprechen, von dem du noch nicht einmal sicher bist, dass du es auch machen kannst", sagte Draco im spöttischen Ton zu Mariah, als sie den Korridor entlang liefen. Sie sah zu ihm und wirkte sehr genervt. "Dito!", erwiderte sie nur. Draco grinste. "Und wo wollen wir jetzt deiner Meinung nach die Beweise finden?", fragte sie ohne große Erwartungen. "In Snapes Büro natürlich. Wir müssen erstmal rausfinden, ob er überhaupt dieses Gift besitzt und auch die dazugehörigen Zutaten in seinem kleinen Chemiebaukasten hat." Mit diesen Worten rannte er los, was Mariah dazu veranlasste, ebenfalls ihre Schritte zu beschleunigen und ihm zu folgen. "Wäre es dann nicht aber besser, etwas unauffälliger dahin zu gehen?", fragte Mariah, während sie einem langen und leeren Gang entlang rannten. "Bingo!", sagte Draco und nahm auf einmal ihre rechte Hand. Irritiert sah sie zur Seite und bemerkte mit Entsetzen, dass Draco mit ihr gegen die Wand rannte. Ängstlich und mit einem kleinen Aufschrei schloss sie ihre Augen. Doch anstatt gegen die Wand zu prallen, fiel sie ohne jeglichen harten Widerstand auf den Boden. Sie verspürte heftige Schmerzen an ihrem Ellenbogen, auf dem sie gelandet war und öffnete unsicher ihre Augen. Sie fand sich mit Draco in einem engen Tunnel wieder, an dessen Decke kleine Kronleuchter mit vielen weißen Kerzen hingen. "Wo-wo sind wir hier?", fragte Mariah schließlich. "In einem Geheimgang, der zu den Kerkern führt. Potter und seine Freunde sind eben nicht die einzigen, die sich hier mit Geheimgängen und- Räumen auskennen", erzählte er und half ihr hoch. Mariah besah nun ihren linken Ellenbogen. Der war heftig zerkratzt und blutete. Etwas verärgert, sah sie zu Draco, der verlegen grinste. "Morbi Remedius!", sagte sie und schon verschwand die hässliche Schürfwunde. "Das nächste Mal warnst du mich bitte vor", sagte sie ruhig. "Ja, ja", erwiderte Draco. "Ja, ja bedeutet: Leck mich!", kommentierte sie mit verschränkten Armen. Draco seufzte und drehte sich in Richtung Tunnel. "Gehen wir endlich. Obwohl ich fast alle Schüler in ihre Gemeinschaftsräume geschickt habe, haben wir nicht den ganzen Tag Zeit!", sagte er ungeduldig. "Wie hast du sie eigentlich dazu gebracht, dass sie dir gehorchen?", wollte Mariah gerne wissen. "Ich habe ihnen mit Punkteabzug gedroht", erwiderte er mit zuckenden Schultern und ging los. "Warum überrascht mich das nur nicht?", sagte Mariah mit verdrehten Augen und lief ihm hinterher. Nach wenigen Minuten kamen beide bei einer Wendeltreppe an und gingen langsam nach unten. Nach ungefähr zweihundert Stufen hörte Mariah auf zu zählen. Obwohl nach unten gehen viel leichter war als nach oben zu gehen, wurde es trotzdem immer schwieriger und mühseliger, mit Draco Schritt zu halten. Nach ungefähr einer Viertelstunde kamen sie plötzlich vor einer Sackgasse an. Draco blieb stehen, drehte sich zu Mariah um und hob den Arm, um sie am Weitergehen zu hindern. "Warte hier kurz, ich seh erstmal nach, ob jemand in dem Gang ist", sagte er. "Welcher Gang?", fragte sie, doch plötzlich ging Draco auf die Wand zu und eh Mariah blinzeln konnte, war er verschwunden. Verwirrt, starrte sie einige Sekunden lang die alte Steinwand an, doch plötzlich erschien dort auf einmal Dracos Kopf. "Kannst kommen", sagte er nur und verschwand schon wieder. Mariah ging unsicher auf die Wand zu, schloss die Augen und rannte besinnungslos hindurch. Dann fühlte sie mit Schrecken, dass sie wieder nach vorne fiel, doch diesmal hielt jemand grob ihren Oberarm fest und verhinderte so, dass sie erneut zu Boden stürzte. Schnell öffnete sie ihre Augen und sah nun Draco vor sich, der sie festhielt. "Das wär jetzt aber deine eigene Schuld gewesen. Was rennst da auch wie eine Bekloppte hindurch?", fragte er etwas angespannt. Statt zu antworten, streckte Mariah ihm die Zunge raus, befreite sich aus seinem Griff und sah sich um. Sie waren in einem dunklen Korridor, der zu den Kerkern führte. Die Fackeln an den Wänden warfen gruselige Schatten an die Wände. "Los weiter! Der Zaubertrankkerker liegt gleich im nächsten Gang", sagte Draco und gemeinsam gingen sie in die besagte Richtung. Dann standen sie vor dem Kerker und starrten stumm die Tür an. "Tja, Pustekuchen, Draco! Weißt du großer Geheimgangexperte auch das Passwort?", fragte Mariah amüsiert, da sein Gesicht eher das Gegenteil bewies. Draco hörte nicht auf sie und versuchte, sich an die Augenblicke zu erinnern, an denen Snape den Schülern immer den Kerker geöffnet hatte. Er und seine Klassenkameraden hatten immer versucht, das Passwort mitzuhören, doch Snape hatte immer so leise geflüstert, dass es bis heute niemandem gelungen war. Draco schreckte leicht auf, als er auf einmal Mariahs Stimme etwas lauter vernahm. "Lara!", rief sie der Tür entgegen. Nach wenigen Sekunden klackte das Schloss. Draco starrte Mariah konfus an. Diese grinste. "Ist doch sehr nahliegend, dass er den Namen seiner früheren Geliebten als Passwort benutzt, oder? Immerhin ist es für alle Schüler undenkbar, dass Snape jemals ein Privatleben hatte", sagte sie schelmisch. Draco nickte nach einer Weile. Warum war er bloß selbst nicht darauf gekommen? Mariah streckte ihre Hand aus und drückte die Klinke herunter. Sie öffnete die Tür und beide huschten eilig rein. Draco schob vorsichtshalber den Riegel vor und legte auch einen komplizierten Schließzauber auf die Tür. Dann gingen beide durch die Tischreihen und blieben vor Snapes Bürotür stehen. "Lara!", sagte Draco prompt. Doch diesmal ... passierte gar nichts. Draco stutzte. "Laura!", versuchte er nun, doch die Tür öffnete sich nicht. Mariah konnte es sich nicht verkneifen, zu grinsen. "Das wär ja auch zu einfach gewesen", schmunzelte sie. Draco warf ihr einen wütenden Blick zu. "Dann mach's doch besser!", blaffte er sie gereizt an. Mariah sah ihn ein wenig entschuldigend an und überlegte. Über fünf Minuten lang starrte sie die Tür an und dachte nach. Draco hatte sich inzwischen auf Snapes Lehrerpult niedergelassen. Bei der Gelegenheit sah er mal ganz kurz auf die Klassenarbeiten auf dem Pult, die er, seine Klasse und die Gryffindors erst vor einer Woche geschrieben hatten. Er wollte gerade nachsehen, was er wohl für eine Note hatte, doch dann musste er durch Mariahs hervor gestoßendes 'Hach' zusammenzucken und schaute zur ihr. "Jetzt hab ich es! Luru!", sagte sie und ganz zart hörten die beiden das Klacken des Schlosses. Draco war völlig baff und glitt wie betäubt vom Pult runter. "Wie-wie hast du das denn rausgekriegt? Und wer ist eigentlich 'Luru'?", fragte er und ging auf sie zu. Mariah konnte sich mit großer Mühe das Lachen verbeißen. "Das ist niemand ... Na ja, gewissermaßen doch", kicherte sie. "Hä? Könntest du bitte wieder normal sprechen?", bat er sie vollkommen verwirrt. "Na gut, du weißt doch, dass sich die Namen 'Lara' und 'Laura' nur durch das 'u' unterscheiden. Nimmt man also das Passwort zum Kerker, also 'Lara', wechselt man einfach das 'u' gegen das zweifache 'a' aus und schon ist das Wort 'Luru' entstanden", erklärte sie sachlich. Dracos Kinnlade klappte herunter. Es war ihm immer noch ein Rätsel, wie sie das nur rausgefunden hatte. "Fuuh, nicht schlecht", gab er zu. Mariah bedankte sich und öffnete nun die Bürotür. Vorsichtig betraten beide den Raum und schlossen auch diesmal die Tür hinter sich. Gebannt, sahen sie sich um. Mariah war nur einmal hier gewesen und hatte wie Draco, der auch nur ein paar Male in diesem Raum gewesen war, nicht viele Möglichkeiten gehabt, sich genau umzusehen. Sofort fiel Mariahs Blick auf das riesige und breite Bücherregal und auf den langen Glassschrank, in dem mehrere Flaschen und Phiolen standen. "Gut, am besten machen wir es so: Du untersuchst die Gefäße in dem Glasschrank und ich suche in den Büchern nach einigen Informationen über dieses Gift. Vielleicht finde ich ja etwas Brauchbares", sagte Mariah. Draco nickte und ging auf den Glasschrank zu. Er holte seinen Zauberstab hervor und konnte den Schrank diesmal ohne ein Passwort öffnen. Gerade streckte er seine Hand nach dem ersten Glasflächen auf, als auf einmal Mariah etwas zu ihm rief. "Fass sie nicht einfach so an! Hol sie lieber mit einem Schwebezauber heraus und stell sie auf den Schreibtisch. Wir dürfen keine Spuren hinterlassen oder zerstören", sagte sie. Draco gehorchte und ließ jedes einzelne Glas auf den Tisch schweben. Mariah kramte in der Zwischenzeit mehrere Bücher aus dem Regal raus. Nach ungefähr zehn Minuten wurde sie fündig. "Hier! Ich hab was gefunden!", sagte sie aufgeregt und ging zu Draco, der auch gleich mit ins Buch sah. "Hier, 'VIRIDUS (lat. Grün): Ein smaragdgrünes Gift, welches genau so tückisch wirkt, wie seine dämonische Farbe zeigt. Nimmt ein Mensch dieses Gift zu sich, löst sich dieser in wenigen Sekunden auf, da Viridus wie eine Säure wirkt und den Körper zersetzt. Um es zu brauen, benötigt ein gut ausgebildeter Brauer mindestens eine Woche und braucht dazu sehr seltene Zutaten, wie z.B. finnisches Flussgras, indische Feuerblumen, Salzkristalle aus dem Speichel eines Drachen und Rauchkräuter. Früher wurde Viridus oft für hinterhältige Morde benutzt. Es wurde in Getränke gegossen und diejenigen, die etwas davon zu sich nahmen, starben innerhalb weniger Sekunden. Es dürfte jedoch nicht zu lange in zuckerhaltigen Getränken sein, denn der Zucker hebt die Wirkung nach mindestens einer Viertelstunde wieder auf. Aufgrund der gefährlichen Wirkung, wurde Viridus im Jahre 1789 auf der ganzen Welt verboten. Das Brauen oder auch nur Besitzen dieses Giftes führte bis heute zu einem lebenslangen Aufenthalt in Azkaban'", las Mariah deutlich vor. Nun blieben sie und Draco für einige Sekunden ruhig. "Na also, da haben wir doch schon einen Beweis! Dieses Gift war in einem Becher mit Kürbissaft und dieser besitzt fast mehr Zucker als Kürbis. Snape kann es also auf keinen Fall gewesen sein! Das Gift muss nämlich erst ein paar Minuten, bevor Laura davon getrunken hat, hineingegossen worden sein!", meinte Draco. "Genau! Und außerdem hätte Snape gar nicht wissen können, dass Laura sich an genau diesem Platz hinsetzt! Immerhin sitzt sie ja fast nur am Gryffindortisch!", fügte Mariah nickend hinzu. Draco bestätigte ihre Worte ebenfalls mit einem eifrigen Nicken. "Ich habe die Gefäße untersucht und unter ihnen eins gefunden, was nicht beschriftet ist", erzählte er. Mariahs Mund öffnete sich vor Freude. "Ehrlich? Zeig her!" Beide wandten sich dem Schreibtisch zu und Draco zeigte auf einen Erlenmeyerkolben, der am Rande des Tisches stand. Der Inhalt war eine smaragdgrüne Flüssigkeit. "Das ist das Viridus! Wir haben es! Dort war auch ein wenig mehr drin! Siehst du die Spuren im Glas?" "Ja, aber ist das wirklich vorteilhaft für Snape? Immerhin ist dieses Gift verboten und es stand in seinem Glasschrank", erinnerte Draco sie. "Klar ist das vorteilhaft! Lass mich nur machen!", sagte sie und schnippste auf einmal laut mit den Fingern. Plötzlich wurde es stockdunkel im Raum. "Was hast du vor?", fragte Draco ein wenig unsicher. "Psst! Vertrau mir", flüsterte Mariah. Draco wartete nun gespannt ab, was wohl geschehen würde. "Digitappere!", sagte Mariah laut und plötzlich fing das Glas an, leicht zu leuchten. Draco hatte gar nicht genug Zeit zum Staunen, denn schon nach gerade mal drei Sekunden erlosch das seltsame Leuchten wieder. "Na toll!", seufzte Mariah enttäuscht. Draco sah verwirrt in die Richtung, in der er sie vermutete. "Was war das denn eben?", fragte er sie. "Ein Zauber, der die Fingerabdrücke von den Leuten zeigt, die dieses Glas berührt haben und auch deren Namen anzeigt. Doch die müssen es gesäubert haben. Tja, so dumm sind die wohl doch nicht", murrte sie. "Und was jetzt?" Mariah überlegte kurz. "Hmm ... Vielleicht klappt es ja, wenn du mir hilfst. Dann werden selbst vorige Spuren sichtbar. Okay, Draco, ich zähle bis drei und dann sagen wir gemeinsam: 'Digitappere'. Glaubst du, du kriegst das gebacken?" "Klar!", sagte Draco selbstbewusst und holte seinen Zauberstab hervor. "Gut! Also, eins ... zwei ... drei!" "Digitappere!", sagten beide gleichzeitig. Zuerst war es ganz schwach, doch dann leuchtete das Glas so stark, dass es Mariah und Draco förmlich blendete. Zarte Spuren von Fingerabdrücken tauchten nun auf dem Gefäß auf. Es waren sehr viele und sie waren in mindestens drei Farben aufgeteilt. Plötzlich tippte Mariah leicht mit der Spitze ihres rechten Zeigefingers dagegen und in wenigen Sekunden flogen mehrere Worte in der Luft herum. Diese sammelten sich und gaben drei Namen frei: Lucius Malfoy Peter Pettigrew Tom Vorlost Riddle Mariah und Draco starrten die Namen leicht entsetzt an. Der letzte Name war ihnen irgendwie schleierhaft. "Tom Vorlost Riddle? Ist das nicht der frühere Name vom Dunklen Lord?", fragte Draco. "Ja", antwortete Mariah matt, ohne ihren Blick von den Namen abzuwenden. "Aber ... dann müsste doch dort 'Lord Voldemort' stehen", meinte Draco. "Nicht unbedingt, wenn er wieder genau so ist wie früher, als er diesen Namen noch hatte." Draco sah sie perplex an. "Wie meinst du das?" Nun sah auch Mariah ihm ins Gesicht. "Ich habe dir doch erzählt, dass ich geträumt habe, wie dein Vater einem verhüllten Jungen, der ungefähr so alt war wie wir, den Trank übergeben hat. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Voldemort dieser Junge war." "Ja, aber ... Wie kann das denn sein? Und warum bist du dir da so sicher?" "Ich habe sein Gesicht gesehen. Diese kalten grauen Augen ... solche hat niemand anderer", murmelte sie. Draco betrachtete sie kurz stumm. Er sah wieder zu den Namen auf, die noch immer um das Glas schwebten. "Jetzt wissen wir wenigstens auch, wer das Viridus in Lauras Becher getan hat", sagte er mit einem Grinsen. "Ja, denn es gibt unter den Todessern nämlich nur einen, der sich sehr klein machen kann und auf einem Tisch, an dem mehrere Zauberschüler sitzen, gar nicht auffallen würde", fügte Mariah ebenfalls mit einem Grinsen hinzu. "Hm, und zwar unser werter alter Freund Peter Pettigrew." "Oder auch genannt als ..." "Wurmschwanz!", sagten beide triumphal. "Gut! Enervate!", sagte Mariah und sofort verblasste das grelle Licht und die Namen lösten sich in Luft auf. Nun war wieder alles um die beiden herum finster. Plötzlich vernahm Draco wieder ein Fingerschnippsen und das feine Tageslicht schien durch die kleinen Kerkerfenster ins Büro. "Los! Gläser wieder in den Schrank und dann ab ins Lehrerzimmer! Wenn wir Glück haben, wurde vielleicht noch niemand verhört!", sagte Mariah hastig und ließ sofort vier Gefäße auf einmal in den Glasschrank schweben. Draco half ihr schnell dabei und nach wenigen Minuten waren sie fertig. Mariah nahm sich ein Tuch aus einer Schublade und nahm mit diesem den Erlenmeyerkolben mit dem Viridus in die Hand. Dabei stieß sie etwas vom Schreibtisch und beugte sich nach unten, um es wieder aufzuheben. Doch dann hielt sie in der Bewegung inne. Sie hielt ein eingerahmtes Foto in ihren Händen. Auf dem waren ein Junge und ein Mädchen abgebildet. Beide hatten schwarze Haare und winkten Mariah glücklich zu. "Was ist das?", fragte Draco, der den Glasschrank zuschloss. "Ein Foto ... Von Snape und Lauras Mutter", antwortete Mariah gedehnt und entdeckte erst jetzt das rotgeschriebene Datum am unteren rechten Rand. "Das war in ihrem sechsten Schuljahr", fügte sie hinzu. Nun ging Draco zu ihr und sah neugierig über ihre Schulter. Er zog scharf die Luft ein und sah das Foto voller Entsetzen an. Mariah betrachtete verwirrt sein Gesicht. "Was ist?", fragte sie. "I-ich-ich habe diese Frau schon mal gesehen ... In unserem Haus!", brachte er heraus. Mariah hätte in diesem Moment vor Überraschung beinahe das Foto fallen lassen. "Was? Wann?", wollte sie unbedingt wissen. "Na ja, ich habe sie nicht wirklich gesehen. Ich ... Es war in den Sommerferien nach meinem ersten Schuljahr. Da bin ich durch unser Haus geschlichen, weil ich Durst hatte. Dabei ging ich an dem Arbeitszimmer meines Vaters vorbei. Die Tür stand einen kleinen Spalt offen und ich war neugierig und sah hinein. Er saß an seinem Schreibtisch und hielt seinen Zauberstab in die Höhe. Dann ... schwebte auf einmal ein rauchähnliches Wesen aus dem Stab ... und formte sich zu einer jungen Frau. Es war eine Art Trugbild. Diese Frau sah genauso aus wie Lauras Mutter. Er starrte sie begehrend an und hat auch sehr seltsame Dinge gesagt: 'Ach, Lara. Hättest du dich doch nur für mich entschieden. Dann würdest du jetzt nicht Nachts weinend und allein im Bett liegen und dich eigenständig um deine süße Kleine kümmern müssen. Aber egal, wie oft sich Severus an deinem schönen Körper vergangen hat, du wirst schon noch mein sein, genau wie Laura'", erzählte Draco. Mariah war sprachlos. Konnte das wirklich sein, was sie da soeben vermutete? "D-das heißt ja, dass er ..." "... sie liebte. Und zwar abgöttisch", beendete Draco für sie. Ein langes Schweigen folgte. Mariah hielt sich die Stirn und sah noch einmal betrübt auf das Foto. Draco seufzte leise und lief ziellos im Büro auf und ab. Seine plötzlichen Worte erschreckten Mariah ein wenig. "So ist das also ... er hat sie sich als die Frau an seiner Seite gewünscht ... und Laura als sein Eigentum ... Deswegen hat er meine Mutter immer gequält ... Er hat an ihr seinen Frust rausgelassen ... Er hat sie nichtmal eine Minute in seinem Leben geliebt, egal wie viel Gefühle sie ihm entgegen gebracht hat ... Und mich gibt es nur, damit er einen Erben hat ... Mehr waren meine Mutter und ich ihm nie wert ...", murmelte er vor sich hin. Mariah betrachtete ihn traurig. Laura hatte ihr erzählt, wie Draco von Lucius behandelt worden war. Doch zum ersten Mal hatte Draco es von sich aus erzählt. Mariah ging langsam auf Draco zu und strich ihm tröstend über den rechten Arm. Draco tat nichts als aufzusehen und ihren mitfühlenden Blick zu treffen. "Das tut mir sehr Leid für dich. Aber um eins kannst du noch froh sein ... Dein Vater hat deine Mutter immerhin am Leben gelassen", sagte sie mit einem tröstenden Lächeln. Nun empfand Draco für sie Mitgefühl. Denn sie hatte ja keine Mutter mehr. "Ja ... da hast du Recht", murmelte er und in seiner Stimme war ganz deutlich Verbitterung zu hören. Mariah konnte erst nach einigen Schweigeminuten etwas sagen. "Ich glaube, es wäre besser, wenn wir Laura noch nichts erzählen. Sie würde das in ihrem jetzigen Zustand nicht verkraften. Zuerst sollten wir mit Snape reden", sagte sie und ließ ihre Hand wieder herabgleiten. "Ja", meinte Draco und nahm ihr das Tuch mit dem Erlenmeyerkolben ab. "Aber wir sollten uns beeilen, sonst werden wir keine Gelegenheit mehr haben, mit ihm zu reden." Mariah nickte und stellte das Foto auf den Schreibtisch zurück. Ohne zu zögern, verließen beide das Büro und daraufhin den Kerker. Eilig rannten sie durch die Gänge. Sie dürften bloß keine Zeit mehr verplempern. "Warum nehmen wir nicht wieder einen Geheimgang?", fragte Mariah und wich ein wenig von ihm zurück, damit er sie nicht wieder am Arm packen und in einen Gang hinter der Wand ziehen würde. "Weil kein Gang in die Nähe vom Lehrerzimmer führt", antwortete er. Mariah blieb, während die beiden weiter rannten, trotzdem in einem kleinen Abstand von ihm entfernt. Man konnte ja nie wissen. *** Harry, Ron und Hermione saßen mit ihren ganzen Mitschülern verstreut im Gemeinschaftsraum. Alle quasselten aufgeregt über Lauras Zusammenbruch und darüber, wie Draco Malfoy sie alle in ihren Gemeinschaftsraum verdonnert hatte. Die einzigen, die einfach nur schweigend dasaßen, waren Harry und seine beiden besten Freunde. Andauernd wurden sie von ihren Mitschülern durchlöchert, ob sie nun etwas über die ganzen Vorfälle wüssten. Doch das Trio blockte immer ab. Obwohl es bei dem Lärm unmöglich war, versuchte Harry nachzudenken. Es machte ihn beinahe verrückt, dass Mariah vielleicht irgendwo in der Schule rumlief und sich mit Malfoy amüsierte, während Laura im Krankenflügel lag. Jedoch hatte Mariah ihm einen sehr seltsamen Blick zugeworfen, bevor er den Krankenflügel verlassen hatte. Es hatte so ausgesehen, als ob sie ihn vermissen würde. Tja, da war sie nicht die Einzige. Trotz der letzten Ereignisse wünschte er sich im Moment nichts sehnlicher, als wieder mit ihr zusammen zu sein. Dass sie Malfoy geküsst hatte, war für ihn schon sehr verletzend gewesen, doch er konnte sie verstehen. Immerhin hatte er Hermiones Kuss erwidert. Und das auch noch nach dem, was in der Nacht davor geschehen war. Das war vorhin wirklich knapp gewesen. Beinahe hätte Remus Mariah vor den anderen auffliegen lassen. Zum ersten Mal nach langer Zeit war es mal ein Vorteil gewesen, dass der Zaubereiminister aufgetaucht war. Bei diesem ganzen Aufruhr würden sich Remus und Sirius sowieso erstmal zurückhalten und Mariah fürs Erste in Ruhe lassen. Nur was würde jetzt mit Snape geschehen? Sicher würden ihn die restlichen Gryffindors und bestimmt auch einige Slytherins belasten und Fudge würde ihn dann, ohne mit der Wimper zu zucken, nach Azkaban befördern. Außerdem war diese ganze Anspannung wirklich nervenzerreissend. Ob er vielleicht... Ruckartig stand er auf, wodurch Ron und Hermione überrascht zu ihm aufsahen. "Wo willst du denn hin?", fragte Ron. "In den Schlafsaal. Das ganze Getuschel hier hält ja kein Mensch aus", antwortete Harry trocken und ging ohne ein weiteres Wort in den Schlafsaal der Jungen. Zielgerecht ging er zu seinem Bett, auf dem noch immer sein Tarnumhang lag. Er warf ihn sich über und verließ den Saal. Im Gemeinschaftsraum schlängelte er sich vorsichtig durch die Schülermenge und kurz bevor er durch das Portraitloch durchgehen wollte, hielt er kurz inne und sah zu Ron und Hermione, die noch immer auf den kleinen Sesseln vor dem Kamin saßen. Beide vermieden jeglichen Blickkontakt und sahen stumm ins Kaminfeuer. Harry fühlte sich nun etwas unbehaglich dabei, Ron und Hermione so allein zurückzulassen. Doch irgendwann müssten sich die beiden sowieso aussprechen und Harry wollte unbedingt wissen, was sich soeben nun im Lehrerzimmer abspielte. Mit diesem Gedanken schob er ganz leise und vorsichtig das Portrait ein wenig zur Seite und verschwand, ohne von jemand bemerkt zu werden, aus dem Gemeinschaftsraum. Schnell huschte er durchs Schloss. Er schwörte sich, dass er bei der nächstbesten Gelegenheit mit Hermione über den Kuss sprechen würde. Er würde ihr auch klarmachen, dass er Mariah liebte und keine andere. Harry erschrak, als plötzlich zwei Personen aus dem linken Gang in ihn reinrannten. Es waren Mariah und Malfoy. Die beiden erschraken durch den plötzlichen Widerstand vor ihnen und Draco fiel dabei der Erlenmeyerkolben mit der smaragdgrünen Flüssigkeit aus der Hand und flog in einem hohen Bogen auf den Boden zu. Mariah machte einen schnellen Sprung und fing das Glas gerade noch rechtzeitig auf. Dabei passte sie auf, dass ihre Finger es kaum berührten und umhüllte die Flasche mit ihrem Umhangsärmel. Sie atmete erleichtert auf. Verwirrt, schaute sie sich um und als sie ungefähr in die Richtung sah, wo Harry stand und seinen Atem anhielt, war auf ihrem Gesicht ein wissendes müdes Lächeln zu sehen. "Was war das denn eben?", fragte Draco, der sich ebenfalls umsah. Mariah erhob sich langsam. "Wahrscheinlich nur ein Beweis, dass du ein richtiger Tollpatsch bist", sagte sie zu dem blonden Jungen an. Der starrte sie empört an. "Wie bitte?" "Ach, vergiss es - Los, wir müssen uns beeilen!" Draco war zwar etwas verwirrt, doch dann nickte er und beide liefen weiter. Harry sah ihnen hinterher. Hatte Mariah gewusst, dass er da gewesen war? Was machte sie überhaupt mit Malfoy so allein in den Gängen? Und was war das für ein so wichtiger Trank gewesen? Etwa dieses rätselhafte Gift? Er stutzte. 'Haben die beiden etwa was mit der Vergiftung zu tun?', fragte er sich selbst ein wenig entsetzt. Erst jetzt fiel ihm auf, dass die beiden in Richtung Lehrerzimmer unterwegs waren. Er sammelte sich nun wieder und rannte den beiden hinterher. *** Nach wenigen Minuten kamen Mariah und Draco endlich im Korridor des Lehrerzimmers an. Sie gingen auf die dementsprechende Tür zu und bemerkten, dass vor dieser ein großer, schwarzer Hund hockte - Sirius Black. Der knurrte aggressiv, als die beiden Schüler nun direkt vor der Tür zum Stehen kamen. Mariah und Draco ließen sich dadurch jedoch kaum beirren. Entschlossen, klopfte Mariah an und nach einigen Sekunden ertönte ein 'Herein'. Mariah griff nach der Klinke, drückte sie runter und betrat mit Draco das Lehrerzimmer. Nun sahen beide in die Gesichter von allen Lehrern, von Professor Dumbledore, von den fünf Ministern und natürlich von Cornelius Fudge. "Was haben Sie beide denn auf dem Herzen?", fragte der Schuldirektor freundlich. Mariah ließ ihren Blick noch einmal genau zwischen den Erwachsenen hin und her gleiten. Zur Rechten und Linken von Snape saßen die Minister, die ihre Zaubersstäbe zur Sicherheit in den Händen hielten. Mrs Figg saß gegenüber von ihm und Remus Lupin neben Dumbledore. Mariah atmete noch einmal leise aus und trat vor. "Wir haben Beweise dafür, dass Professor Snape Elisha Blaine nicht vergiftet hat", sagte sie klar und deutlich. Die Leute vor ihr sahen sie ein wenig überrumpelt an. Nur Dumbledore lächelte sehr zufrieden. Als Mariah diese Reaktion von ihrem Schulleiter sah, musste sie sich schlagartig daran erinnern, dass er ihr kurz zugezwinkert hatte, bevor er mit den Beamten ins Lehrerzimmer gegangen war. Er hatte also gewusst, dass Draco und sie die Zeit nutzen würden, um Snapes Unschuld zu beweisen. Plötzlich durchschnitt Fudges Stimme die Stille. "Was erlauben Sie sich?! Bestellen Sie beide mal lieber Ihre Mitschüler aus der fünften Klasse hierher, denn nur die wollen wir hören! Irgendein idiotischer Vertrauensschüler hat nämlich allen mit Punktabzug gedroht, falls sie ihre Gemeinschaftsräume verlassen." Draco lächelte nervös und steckte flink sein Vertrauensschülerabzeichen in seine Tasche. Einige Lehrer, die das bemerkten, mussten leicht grinsen. "Tja, Mr. Fudge, wir sind ebenfalls im fünften Jahrgang, hatten in der besagten Stunde bei Professor Snape Unterricht und außerdem sind wir Freunde von der vergifteten Elisha Blaine", erklärte er. "Na also, Cornelius, bessere Zeugen könnten Sie doch gar nicht zu Wort kommen lassen", sagte Dumbledore lächelnd. Fudge war durch diese gute Laune ziemlich abgeneigt. Doch dann nickte er zögerlich. "Meinetwegen können Sie uns diese angeblichen Beweise vorführen", seufzte er. "Vielen Dank", sagte Mariah lächelnd. Nun hob sie ihren Arm und stellte den Erlenmeyerkolben mit einem 'Klonk' auf den langen Tisch, an dem alle saßen. Einige starrten es verwirrt an, die anderen waren schockiert. "Aber, das ist ja ...", fing Remus Lupin entgeistert an. "Ja, das Viridus. Wir haben es in Professor Snapes Schrank gefunden", erzählte Mariah. Ein lautes Raunen ging durch die kleine Menge. Snape starrte den Erlenmeyerkolben völlig entgeistert an. "Wollten Sie hier Professor Snapes Unschuld oder seine Schuld beweisen?", fragte Fudge ein wenig belustigt. "Wenn Sie mich ausreden lassen, Herr Minister, werden Sie das schon erfahren", erwiderte Mariah selbsbewusst. Fudge setzte einen empörten Gesichtsausdruck auf. Doch Mariah fuhr ungerührt fort. "Wir sind auf Wunsch von Elisha in Professor Snapes Büro gegangen und haben es dort gefunden. Und dabei habe ich ein wenig in der Lektüre der Gifte nachgeblättert und habe mich so ein bisschen über Viridus schlau gemacht. Zum Brauen dafür werden erstmal sehr seltene und komplizierte Zutaten benötigt, zum Beispiel finnisches Flussgras und indische Feuerblumen. Solche sind hier in England nur schwer zu beschaffen. Viridus löst den Trinker nach nur wenigen Sekunden von innen auf. Mit anderen Worten, eine zuverlässige Mordwaffe. Es gibt aber einen Haken. Wenn es in Getränke mit einem großen Zuckeranteil geschüttet wird, verliert es innerhalb von fünf Minuten die Wirkung. Sie alle wissen sicher, dass Kürbissaft sehr viel Zucker enthält. Also muss das Viridus erst wenige Minuten, bevor Elisha davon getrunken hat, in den Becher gegossen worden sein." "Das ist ja alles schön und gut, aber es kann ja auch ein Slytherin gewesen sein, den Professor Snape beauftragt hat. Und warum soll ausgerechnet Miss Blaine Sie beide darum gebeten haben, in seinem Büro nach Beweisen für seine Unschuld zu suchen?", fragte der Zaubereiminister ungläubig. Nun war es Draco, der fortfuhr. "Elisha hat ungefähr drei Minuten lang am Tisch gesessen. Sie saß abseits von den anderen, also hätte sie es gemerkt, wenn ihr irgendjemand etwas reingekippt hätte. Was Ihre zweite Frage angeht, Elisha hat uns persönlich darum gebeten, weil sie nicht will, dass Professor Snape unschuldig nach Azkaban kommt. Wenn sie das nicht möchte, dann ist der einzige Grund doch nur, dass er sie nicht vergiftet hat", erklärte der blonde Junge sachlich. "Und was ist mit diesem Gerücht, dass er dieses Mädchen geohrfeigt hat?", meldete sich plötzlich einer der Minister zu Wort. Mariah sah kurz zu Draco. Der nickte leicht. "Es ... es stimmt. Vor einigen Wochen kam es wirklich zu einer Auseinandersetzung zwischen den beiden. Aber Elisha hat Professor Snape sehr heftig beleidigt und ihm so einiges an den Kopf geworfen. Ich bin mir sicher, da hätte sogar die Ruhe selbst die Beherrschung verloren ... Aber Elisha bereut dies zutiefst und Professor Snape hat sich außerdem noch am selben Tag bei ihr persönlich entschuldigt. Deswegen hatte er also kein Motiv, sie zu vergiften", schloss Mariah kurz ab. Nun wurde der Raum von einem kurzen Schweigen erfüllt. Doch dann setzte Fudge wieder sein selbstgefälliges Grinsen auf. "Und damit wollen Sie seine Unschuld beweisen? Ich bitte Sie! Dieses Viridus haben Sie in seinem Schrank gefunden! Selbst, wenn er dieses Mädchen nicht vergiftet hat, dann hat er sich aber trotzdem damit strafbar gemacht, dass dieses Gift überhaupt in seinem Besitz ist. Wollen Sie uns etwa noch erzählen, dass es von allein in seinen Schrank geflogen ist?", fragte er. In seiner Stimme war ganz genau Triumph zu hören. Doch auch bei Mariah konnte man es von den Lippen ablesen. "Ich bin noch immer nicht fertig, Herr Minister", erwiderte sie grinsend. Fudge schien erneut überrascht über diese selbstbewusste Art sein. Mariah sah nun wieder zum Schuldirektor. "Professor Dumbledore, würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich hier für ein paar Minuten für Dunkelheit sorge?", fragte sie höflich. "Natürlich nicht, Miss McKay", erwiderte er mit einem freundlichen Lächeln. Mariah lächelte zurück. "Ich danke Ihnen", sagte sie und schnippste laut mit den Fingern. Die Vorhänge verdeckten die Fenster und es war nun stockfinster. Gerade wollte Mariah mit Draco anzählen, als sie plötzlich Snapes Stimme hörte. "Sie können Ihren Zauberstab ruhig wieder von meinem Hals nehmen. Ich werde Ihnen schon nicht weglaufen", sagte er ruhig und der Spott in seiner Stimme war kaum zu überhören. Mariah grinste leicht und berührte Dracos linke Hand. "Ok, los, Draco! Digitappere!" Das letzte Wort wurde von beiden gleichzeitig ausgesprochen und auch dieses Mal leuchtete das Glas des Erlenmeyerkolbens hell auf. Die Silhouetten der Erwachsenen waren deutlich zu erkennen. Bei mehreren war der Mund vor Erstaunen geöffnet. Alle atmeten scharf die Luft ein, als auf auf einmal leuchtene verschiedenfarbige Buchstaben um das Glas herumflogen und sich zu Wörtern zusammensetzten. "Was ist das für ein Zauber?", fragte Professor McGonagall. "Eine erweiterte Form des Aparecium-Zaubers. Damit werden Fingerabdrücke und auch die Namen, von deren Besitzern sichtbar gemacht." Nun sahen nochmal alle ganz genau zu den Wörtern und erstarrten. Die drei Namen waren gut zu lesen. Cornelius Fudge fand als Erster seine Sprache wieder. "A-aber das - das ist unmöglich! Peter Pettigrew wurde vor vierzehn Jahren von Sirius Black getötet! Und Lucius Malfoy, er - er würde doch nicht - Und wer ist eigentlich dieser Tom Vorlost Riddle?", fragte er vollkommen konfus. "Das klären wir später auf. Zuerst bitte ich Sie, sich an die Vorfälle vor zwei Jahren zu erinnern", wurde er von Mariah gebeten. "Was war bitteschön vor zwei Jahren?" "Damals ist Sirius Black aus Azkaban ausgebrochen. Ich bin mir sicher, dass Sie sich noch erinnern, dass Harry Potter, Hermione Granger und Ron Weasley ihm begegnet sind. Die drei haben Ihnen doch auch irgendeine Geschichte erzählt, dass in Wirklichkeit Peter Pettigrew die Potters an Voldemort verraten hat." Fast alle zuckten beim Klang des Namens erschrocken zusammen. "B-bitte sagen Sie diesen Namen nicht!", stotterte Fudge in der Dunkelheit. "Entschuldigung. Also? Ist Ihnen das bekannt?", fragte Mariah etwas ungeduldig. "Ja, diese absurde Geschichte ist mir bekannt! Die drei behaupteten auch, dass Peter Pettigrew noch leben würde und sich angeblich in eine Ratte verwandeln könnte! Doch jeder weiß, dass er tot ist und auf der Animagusliste ist er auch nicht registriert!", protestierte er und wirkte dabei schon fast wie ein Wahnsinniger, den man in eine Ecke gedrängt hatte. "Enervate!", sagte Mariah plötzlich und das Licht und die Namen verschwanden wieder. Ihre Finger schnippsten erneut und die Fenster gaben wieder das Tageslicht frei. Sie selbst und auch die anderen brauchten ein paar Sekunden, um ihre Augen wieder an das Licht zu gewöhnen. Nun war wieder Draco mit der Erklärung dran. "Pettigrew ist ein anonymer Animagus, schon seit seiner Schulzeit. Er als Ratte wäre auf einem Tisch, an dem mehrere Zauberschüler hocken, kaum aufgefallen. Immerhin sind Ratten als Haustiere gerade sehr angesagt und in diesem Schloss hier gibt es sie wie Sand am Meer." "Wollen Sie uns etwa weißmachen, dass Peter Pettigrew dieses Mädchen vergiftet hat?", fragte Fugde, als ob es der Witz der Woche wär. "Warum sollten sonst seine Fingerabdrücke auf dem Glas sein?", entgegnete Mariah. "Seinen kleinen Finger wird man ja wohl kaum benutzt haben", kommentierte Draco. "Sehr witzig, Mr Malfoy - Darf ich Sie trotzdem erinnern, dass Sirius Black Peter Pettigrew und auch zwölf Muggel vor vierzehn Jahren in die Luft gesprengt hat? Man hat von ihm nur diesen besagten Finger gefunden!", raunte Fudge die beiden Hogwartsschüler an. "Und was, wenn er sich ihn selbst abgeschnitten hat, nur um seinen Tod vorzutäuschen und dann als Ratte untergetaucht ist?!", raunte Mariah im selben Ton zurück. Fudge und auch die anderen außer Dumbledore und Snape sahen sie konfus an. Mariah seufzte noch einmal kurz. "Selbst wenn Sie dieser Theorie keinen Glauben schenken, gegen Professor Snape haben Sie nichts mehr in der Hand. Kein Motiv und keine Gelegenheit", sagte sie grinsend. Cornelius Fudge und die Minister erbleichten, als ihnen das klar wurde. Ihre Sprachlosigkeit machte sich als eine lange Stille bemerkbar. Doch dann ergriff Dumbledore das Wort. "Da muss ich Miss McKay Recht geben. Wenn ich Sie bitten darf, meine Herren", sagte er und zeigte mit einem amüsierten Lächeln zur Tür. Die Minister warfen ihm einen grimmigen Blick zu und erhoben sich. Doch Fudge rührte sich nicht. "Nicht so schnell! Wir möchten noch kurz mit Professor Lupin sprechen!", ordnete er an. Dumbledore und auch Remus schien das nicht groß zu wundern. "Natürlich", sagte Remus trocken, während sich die restlichen Lehrer ebenfalls erhoben und das Lehrerzimmer verließen. Auch Snape machte Anstalten zu gehen. Noch bevor Fudge etwas sagen konnte, nahm Snape ihm regelrecht das Wort aus dem Mund. "Ich begebe mich nur kurz in mein Büro und bin gleich wieder für Sie da", sagte er ruhig und ging nun auf Mariah und Draco zu. "Ich muss ja nachsehen, ob Sie beide alles heil gelassen haben", meinte er und ging an ihnen vorbei. Mariah drehte sich ein wenig beleidigt zu ihm um. 'Ist ja auch nett ... Da machen wir uns soviel Mühe seine Unschuld zu beweisen und der lässt uns hier buchstäblich im Regen stehen', dachte sie. Doch dann drehte sich Snape wieder um. "Hundert Punkte für Gryffindor und Slytherin für gute Zusammenarbeit und Hilfsbereitschaft", sagte er und verschwand aus dem Raum. Mariah blieb völlig baff stehen. Das hatte sie nicht erwartet. "Das ist seine Art 'Danke' zu sagen", sagte Draco grinsend. Mariah nickte nach einer Weile. Dann wandte sie sich mit Draco noch einmal den Männern zu, die noch immer am Tisch saßen. "Einen schönen Tag noch, die Herren", sagten beide und verließen ebenfalls den Raum. Draußen blieben beide kurz stehen. Sirius hockte noch immer an Ort und Stelle. Doch dieses Mal knurrte er nicht, sondern starrte die beiden nur eindringlich an. "Ist doch gut gelaufen", meinte Draco. "Hm, schön, dass wir unser Versprechen einhalten konnten", sagte sie glücklich. "Am besten geh ich gleich zu ...", er sah kurz zu Sirius runter, "... zu Elisha, um ihr die gute Nachricht zu überbringen." "Mach das. Aber bitte erzähl ihr noch nichts von ... du weißt schon ...", flüsterte sie. Draco nickte und lief den Korridor entlang. Mariah sah nun auch noch einmal zu Sirius, bevor sie leise seufzte und gerade gehen wollte, doch auf einmal hielt sie jemand von hinten an der Schulter fest und sie drehte sich irritiert um. Sie erschrak, als sie bemerkte, dass Remus Lupin hinter ihr stand. Sofort kam wieder die Panik in ihr hoch, die sie im Krankenflügel empfunden hatte. Doch dieses Mal lächelte er zu ihrer Verwunderung. "Gehen Sie bitte in mein Büro und warten dort auf mich. Ich möchte mit Ihnen reden", bat er sie höflich. Mariah zögerte zuerst, da sie durch diese Freundlichkeit sehr überrascht war, doch dann nickte sie. Remus nickte ebenfalls. "Du bitte auch, Harry", sagte er plötzlich und ging wieder ins Lehrerzimmer. Perplex, sah Mariah sich um. Harry war die ganze Zeit vor der Tür gewesen? Dann war er es also wirklich gewesen, gegen den Draco vorhin gerannt war. Mariah ging nun langsam voran und schon nach wenigen Schritten tapste Sirius neben ihr mit. Zusammen kamen die beiden nach ungefähr fünf Minuten vor Remus' Büro an. Mariah öffnete die Tür und betrat mit Sirius den Raum. Sie ließ extra die Tür offen, die sich nach einigen Sekunden wie von selbst schloss. Mariah sah erwartungsvoll hin und nach kurzer Zeit tauchte Harry, der sich langsam von seinem Tarnumhang befreite, vor ihr auf. Schweigend, sahen sich die beiden an. Sirius betrachtete die beiden neugierig, bis sein und Harrys Blick sich trafen. "Schon gut, Sirius. Sie weiß es schon", sagte er schließlich. Sirius wusste zuerst nicht, was er davon halten sollte. Doch dann verwandelte er sich vor den Augen der beiden in einen erwachsenen Mann und ging ohne ein weiteres Wort in das Zimmer nebenan. Nun waren Harry und Mariah alleine. Minutenlang sahen sich die beiden nur stumm an. Mariah erschrak etwas, als Harry plötzlich anfing zu sprechen. "War echt nicht schlecht, eure Beweisführung ... Fudge war ganz schön durcheinander", sagte er. Etwas Besseres fiel ihm einfach nicht ein. "Du hast alles mitgehört?", fragte Mariah unsicher. "Na ja, ich habe die Tür einen Spalt breit geöffnet. Ich musste einfach wissen, was da vor sich ging." "Dann warst du das sicher auch in dem Gang, oder?" "Ähm, ja. Tut mir sehr Leid, wegen mir wär eurer bestes Beweisstück beinahe zerstört worden." "Ist schon gut, war ja keine Absicht." "Wie ... wie geht es Laura?" "Schon besser." "Habt ... ihr euch wieder vertragen?" "Ja ... Ich habe ihr erzählt, warum das gestern alles geschehen ist", erzählte Mariah und in ihrer Stimme war immer noch etwas Wut vom vorigen Tag zu hören. Harry schwieg kurz. Doch als Mariah fortfahren wollte, unterbrach er sie. "Mariah - Auch wenn du mir nicht glaubst, Hermione hat mich wirklich so einfach aus heiterem Himmel geküsst, nachdem sie mir ihre Liebe gestanden hat! Ich gebe ja zu, dass ich den Kuss erwidert habe, aber ich weiß nicht, was mich da geritten hat! Ich finde sie schon sehr schön, doch das ist aber auch schon alles! Doch an dir liebe ich alles und ich hatte nie vor, dich zu betrügen!", schwörte er energisch und ging ein paar Schritte auf sie zu. Mariah wich nicht zurück. Sie war sich sicher, dass das soeben die Wahrheit gewesen war. Doch warum verspürte sie noch immer diese heftige Unsicherheit? Nun kam Harry ihr immer näher und stand nun direkt vor ihr. Plötzlich hob er seine Hände und umfasste zärtlich ihr Gesicht. "Mariah, wenn du mich immer noch für einen Lügner hältst ... dann sag mir das jetzt bitte ins Gesicht", bat er sie und sah in ihre unsicheren Augen. Mariah wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie glaubte ihm, doch warum konnte sie ihm das nicht sagen? Als sie noch einmal Luft holte und in sich kehrte, wusste sie es. Es war Schuld. Die Schuld wegen dem Kuss mit Draco. Die Schuld wegen dem gestrigem Streit und der Ohrfeige. Plötzlich kullerten haufenweise Tränen aus ihren Augen. "Mann, Harry! Ich habe dir vorletzte Nacht die geheimsten Dinge aus meinem Leben erzählt! Vielleicht habe ich dir sogar eine andere Seite von mir offenbart! Das alles habe ich nur getan, weil ich dir vertraue und dich liebe! Und gleich am nächsten Morgen sehe ich dann Hermione auf deinem Schoß und - wie ihr beide euch küsst ... Zum ersten Mal in meinem Leben war ich richtig wütend auf dich! Ich wollte dir zeigen, wie dieses Gefühl ist und habe deswegen Draco geküsst! Und durch diese große Dummheit hätte ich beinahe meine beste Freundin verloren! Meine Schuldgefühle waren dann schon bald so stark, dass ich dich vermisst habe - Dich! Trotz der Sache mit Hermione! Und nun stehe ich hier und heule wieder vor deinen Augen! Ich bin so was von armselig!", schluchzte sie. Plötzlich schlang Harry seine Arme um sie und drückte sie fest an sich. Mariah weinte hemmungslos weiter und durchnässte dadurch seinen Umhang. "Du bist nicht armselig", murmelte Harry. Mariah hörte kurz auf zu weinen und horchte seinen Worten. "Ich bin armselig. Ich habe dir versprochen, bei dir zu bleiben und dich zu beschützen ... Ich wollte dir nie wehtun und doch habe ich das getan ... Es tut mir so Leid, Mariah ... Ich will, dass wir zusammen bleiben", sagte er wahrheitsgemäß. Mariah kamen erneut die Tränen. "Es tut mir alles sehr Leid ... Auch das mit der Ohrfeige", entschuldigte sie sich und legte nun auch ihre Arme um ihn. Harry küsste liebevoll ihre linke Schläfe und sah ihr dann ins Gesicht. "Schon gut, du musst dich für nichts entschuldigen", versicherte er ihr mit einem Lächeln. Mariah lächelte ebenfalls und ließ sich von ihm die Tränen wegküssen. Plötzlich öffnete sich die Tür und Harry und Mariah lösten sich schlagartig aus ihrer Umarmung. Nun standen Remus, Fudge und die fünf Minister im Raum. "Harry, Cornelius Fudge würde gerne noch einmal mit dir reden", sagte Remus und sah sich kurz um, ob Sirius auch nicht zu sehen war. Harry nickte zögernd. Er fiel beinahe tot um vor Schreck, als er eine bekannte Stimme aus dem Nebenraum vernahm. "Ach, Harry? Wenn Remus wieder zurückkommt, möchten wir mit dir nochmal über -" Sirius hatte gerade das Zimmer betreten und verstummte schlagartig, als er den Ernst der Lage begriff. Entsetzt, sah er in die Gesichter von Fudge und den Ministern, die ihn mit denselben Blicken anstarrten. "Oh nein", konnte Harry nur hervor pressen. Nun war das geschehen, vor dem er sich zwei Jahre lang gefürchtet hatte. ************************************************* Ich entschuldige mich bei euch allen, dass ich soooo lange für dieses Kapitel gebraucht habe^^'! Da habe ich in den Ferien endlich mal genug Zeit und dann habe ich entweder 'ne Schreibblockade oder wenig Lust. Bitte vergebt mir!!!!! Tja, dieses Mal ist dieses Kapitel mal wieder länger geworden, als ich erwartet habe. Diesen Teil der Geschichte hatte ich schon seit dem Beginn der Story im Kopf gehabt. Natürlich habe ich es mal wieder mit kurzfristigen Einzelheiten ausgeschmückt. Für mich war es nicht gerade ein Zuckerschlecken, diese ganzen Detektivsachen zu schreiben (Ich bewundere Gosho Aojama, den Zeichner von 'Detektiv Conan'). Ich finde, dass Mariah und Draco ein gutes Team abgeben *hihi*. Falls ihr bis hier noch weiter gelesen und nicht eure Fäuste in den PC gerammt habt, dann hoffe ich, dass ihr mir dieses Ende verzeiht. Ich wollte mal wieder meine spannende Ader auspacken*hihi*. Ab jetzt wird gehörig die Post abgehen. Ihr könnt euch sicher schon denken, wer bald dafür sorgen wird. Das nächste Kapitel wird 'Aufklärungen' heißen. Ich freu mich auf eure Kommis! Kuss, eure Maru^-°! PS: Warum schickt mir eigentlich keiner Ideen für den Scherzepilog? Ich habe zwar schon einige von jemanden und auch eigene Ideen, doch auf eure würde ich mich sehr freuen. Außerdem wird es in dem Epilog auch den bereits fertigen Trailer für die Fortsetzung geben^^! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)