~Broken Wings~ von BexChan ================================================================================ Kapitel 7: Carriage Chase... ---------------------------- "Kannst du mir sagen...was letzte Nacht passiert ist?" "Ehm...du hast einen über den Durst getrunken und bist dann auf dem Sessel eingeschlafen." "Oh...gut, dann bin ich beruhigt. Ich dachte schon, ich hätte es etwas ziemlich dummes getan." Wie recht der Engel doch hatte, doch war es eher Crowley gewesen, der beinahe eine sehr dumme Entscheidung getroffen hätte. Zum Glück hatte er in jenem Moment seinen Verstand benutzt und rechtzeitig sein Verlangen stoppen können. Crowley vergaß, dass er seinen Zylinder bei der Zugfahrt verloren hatte und wunderte sich einen neuen nachdem er seine Haare richtete. "Ich denke, ich hätte eventuell noch eine Anlaufstelle, wo wir Jack the Ripper aufspüren könnten. Die meisten Morde wurden im Stadtteil Whitechapel verübt, wenn wir da nochmal unsere Nachforschungen anstellen, haben wir vielleicht eine Möglichkeit den Mistkerl zu stellen!" "Das klingt logisch! Wieso sind wir auf die Sache mit dem Stadtviertel nicht schon früber drauf gekommen?" "Weil wir dumm sind?" "Offensichtlich!" "Naja, darüber hatte uns die Polizei nicht wirklich etwas erzählt, dabei wäre es sehr stark von Bedeutung gewesen." "Wie hast du es herausgefunden?" "Durch deine Zeitung. Steht dick und fett wieder heute drin." Mit noch immer müden Augen griff der Engel die Zeitung und rückte vorher seine Lesebrille zurecht. "Jack the Ripper hat wieder zugeschlagen. Wer ist der geheimnisvolle Mörder von Whitechapel?" "Ich bin mittlerweile der Meinung, dass es für alle Bewohner von London eine Erleichterung wäre, wenn wir den Mörder endlich dingfest machen, Engel!" "Crowley, ich bewundere deinen Ehrgeiz aber...wie kommst du jetzt so darauf? Ich dachte, du wolltest der Sache nicht weiter nachgehen." Einen Moment sagte der Dämon kein Wort, seine Hände strichen unruhig über den Griff seines Gehstocks. "Ich habe meine Meinung geändert. Vor allem...nachdem ich gestern miterlebt habe, was er dir beinahe angetan hätte. Ich habe Sorge, dass er dich jetzt ins Visier nimmt weil du als Zeuge durchgehst. Ich lasse jedenfalls nicht zu, dass er dein Leben nimmt." Zum Glück bekam Crowley nicht mehr mit, wie Erziraphael die Röte ins Gesicht stieg aber innerlich freute sich der Engel. Sodann machte er sich frisch und folgte dem Dämon in die Stadt voller Tatendrang. *~* "Ich hatte soeben nochmal die Möglichkeit, mit dem Polizisten zu reden, der unsere Zeugenaussagen zu dem fünften Mordfall aufgenommen hatte. Es scheint, dass the Ripper des öfteren Briefe an die Polizei geschickt hatte, denen er unter anderem Körperteile von seinen Opfern beigelegt hatte. Die Handschriften wahren sich alle sehr ähnlich, wie jede andere in London oder sie unterschieden sich grob. Es könnte also sein, dass Jack the Ripper nicht nur eine Person ist, sondern vielmehr Personen hinter dieser Identität stecken." Crowley schaute den Engel mit Bewunderung an. "Nicht schlecht, Engel. Aber wieso könnten es auch mehrere sein?" "Glaub mir, es gibt genug Frauenhasser und jene, die Prostituierte als...Gott, vergib mir, Dreck ansehen. In ihren Augen sind sie wertlos oder minderwertig." "Sollen die meisten Männer froh sein, dass es solche Etablissements gibt, sonst wäre diese Stadt voll mit Kinderschändern und Vergewaltigern!" "Ich denke, das ist sie allgemein schon, Crowley..." "Das weiß ich aber du weißt, worauf ich hinausmöchte." "Natürlich." "Die Frage ist nur, wo wird Jack als nächstes zuschlagen? Wir haben keinerlei Anhaltspunkte und laufen ständig blind in dieselbe Richtung." "Vielleicht müssen wir wirklich ausharren, Crowley. Eines der Freudenhäuser überwachen und Schmiere stehen, um dann im richtigen Moment zuzuschlagen. Es kann unmöglich so schwer sein, einen einzigen Mann zu überrumpeln." "Du siehst es ja selbst, die Polizei hat es bisher nicht geschafft, Engel. Aber die Idee ist durchaus umsetzbar. Mehr Möglichkeiten haben wir nicht." "Wenn wir das also durchziehen, werde ich als Lockvogel hinhalten!" "Gut aber nur, wenn du keine weiße Kleidung trägst! Er kennt mittlerweile dein Gesicht und ich riskiere nicht nochmal dein Leben!" "Keine Sorge, ich habe schon eine Idee!" *~* Es kam selten vor, dass Erziraphael statt weißer oder cremefarbener Kleidung dunkle Töne bevorzugte, dennoch zog er an jenem Abend einen schwarzen Umhang mit gleichfarbigen Zylinder an. Er hatte sich in der Nähe eines der Freudenhäuser positioniert, wo Jack the Ripper amm häufigsten bisher zugeschlagen hatte und stand sich nun schon seit knapp die zwei Stunden die Beine in den Bauch. Es war mittlerweile tiefste Nacht über London, dennoch war die Innenstadt noch schwer belebt. Der Plan war, dass Erziraphael so lange stillhielt bis sich eine Möglichkeit bot den Mörder zu überwältigen. Jetzt wünschte sich der Engel sein Flammenschwert herbei. Mit diesem hätte er dem Killer eine verpasst, die sich gewaschen hätte. Gleichzeitig fragte er sich, wo Crowley wohl steckte, denn dieser hatte sich seit einer gewissen Zeit nicht mehr blicken lassen. Da! Eine Bewegung an der Ecke! Der Engel hielt sich ganz still und zog sich in die Schatten hinter sich zurück. Die dunkle Gestalt blieb ebenfalls eine Weile im Dunkeln stehen bis ihre Augen auf die junge Frau fielen, die gerade ihren Weg zurück zum Bordell antrat. Anscheinend hatte sie gerade rege Kundschaft genossen, denn sie zählte einen ganzen Bündel Scheine in der Hand ab. Ein paar Schritte weiter und die Gestalt sprang aus den Schatten hervor und wirbelte die junge Frau zu sich herum, bevor diese in Panik laut anfing zu schreien. Erziraphael packte die Gelegenheit beim Schopfe und sprang wagemutig aus den Schatten hervor, bevor er die Arme des Mörders packte und diese nach hinten zog. "LAUFEN SIE, JUNGE FRAU! LAUFEN SIE UM IHR LEBEN!" Damit verschwand diese wie auf's Wort in der Menge und für einen kurzen Moment schien der Mörder einen Vorteil gegenüber dem Engel zu haben, denn er verpasste Erziraphael mit seinem Ellbogen einen Schlag ins Gesicht, auf den ein Hieb mit dem Messer folgte. Zweiteres ging Gott sei Dank danaben als Crowley's plötzliches Auftauchen mit einer Kutsche erfolgte, die von zwei Pferden gezogen wurde. "WO WILLST DU HIN, JACK THE RIPPER?" Seiner Stimme entwich ein langgezogenes Zischen, welches den Mörder in die Flucht schlug, doch es dauerte nicht lange und Jack the Ripper ergriff die Chance und stahl sich eines der Polizeipferde! Im Eiltempo raste er durch die belebten Straßen Londons. "STEIG AUF, ENGEL UND HALT DICH BLOSS GUT FESTE!" Mit den Worten ergriff Crowley feste die Zügel und und die Kutsche setzte sich in Bewegung. Es fiel dem Dämon nicht schwer die Pferde zu manövrieren, sie waren schnell und wendig, allerdings musste er umso mehr aufpassen, keine Passanten über den Haufen zu rennen beziehungsweise zu fahren. Erziraphael hielt panisch seinen Zylinder feste. "WO HAST DU DENN DIE KUTSCHE HER?" "FRAG MAL!" "TU ICH DOCH GERADE! ACH, VERGISS ES!" "KEINE SORGE, NOCHMAL ENTKOMMT UNS THE RIPPER NICHT!" "BIST DU DIR SICHER?" Der Engel sah nur noch das breite Grinsen, das die Lippen des Dämons umspielte und anscheinend war Crowley genau in seinem Element. Die Räder der Kutsche rasten auf dem steinernen Boden, die Hufen der Pferde donnerten laut die Straße entlang. Selbst durch schmale Gassen schaffte Crowley sie alle hindurch als the Ripper versuchte sie in diesen abzuhängen. "ES GIBT KEIN ENTKOMMEN, DU MÖRDER!" Tatsächlich versuchte the Ripper sie mehrmals abzuhängen, doch Crowley heftete sich immer wieder an seine Fersen. Irgendwann trieben sie ihn in die Enge, doch gerade als sie dachten, sie hätten ihn gefangen, sprang er vom Pferd und kletterte wendig über die vor ihm liegende Mauer. Crowley machte kehrt und ihr Weg bahnte sich durch einige weitere Straßen, die allerdings holppriger wurdne und Erziraphael bemerkte, wie eines der Räder der Kutsche nachgab. "CROWLEY, ICH GLAUBE, DIE KUTSCHE WIRD DAS TEMPO NICHT MEHR LANGE DURCHHALTEN!" "SIE MUSS WEIL ICH ES SO WILL! SIE SOLL GAR NICHT WAGEN AUSEINANDERZUFALLEN! NICHT SOLANGE ICH DIE ZÜGEL IN DER HAND HALTE!" Erziraphael sah den Glanz in Crowley's Augen. Anscheinend versuchte er jegliche Vorstellung zusammenzuhalten, damit die Kutsche nicht auseinanderbrach. Er stellte sich einfach nur vor, dass mit ihm als auch mit der Kutsche alles in Ordnung sei und so war es meist auch, auch wenn man bedachte, dass von einem der Räder bereits die Hälfte abgesplittert war. Trotzdem fuhr die Kutsche. Diese Fähigkeit kostete den Dämon jedes Mal eine Menge Kraft aber es zahlte sich aus, denn als sie gerade wieder Hauptstraße erreichten fuhren sie genau vor den Mann, den sie so gerade durch gefühlt halb Whiteschapel gescheucht hatten und kamen vor ihm zum stehen. Der Mörder blickte die beiden Männer unbeeindruckt an. "Gib auf, Jack the Ripper! Es ist aus!" Doch auch wenn man es hinter der Maske nicht sah, Crowley war sich sicher ein Grinsen zu erkennen und so zog the Ripper ein paar Stangen Dynamit aus seinem Mantel und entzündete die Lunten, bevor er jegliches Dynamit auf die Kutsche zuschleuderte und Crowley den Engel nur noch von der Kutsche stoßen konnte, um sich und ihn von der der Explosion zu retten. Er hörte das panische Wiehern der Pferde, die aufgebracht hochsprange und sich blind in Bewegung setzten. Hinter ihnen zogen sie die entflammte Kutsche hinter sich her. Am liebsten wäre Crowley ihnen gefolgt, doch jemand anderes hatte gerade mehr Aufmerksamkeit verdient und dieser Jemand rannte geradewegs auf Big Ben zu. "Dieser Mistkerl! Na warte! Das war das letzte Mal, dass du einem Mädchen auch nur zu nahe gekommen bist, Jack the Ripper! Heute endet das Töten! Dafür sorge ich!" Er hielt dem Engel die Hand hin, dessen Ohren von der Explosion immer noch klingelten. "Alles in Ordnung, Engel?" "J-ja. Danke. Wo ist er hin?" "Auf dem Weg zum Big Ben! Komm, wir müssen uns beeilen!" Und so schlugen sie sich ihren Weg bis von Westminster Abbey bis zum Big Ben durch. Es begann in Strömen zu regnen als sie den hiesigen Uhrenturm erreichten und als sie the Ripper aus den Augen verloren hatten, blieb ihnen nur eine Möglichkeit. Der Dämon fixierte die Turmuhr und nahm eine starke dunkle Präsenz wahr. "Er ist da drin! Folg mir, Engel! Ich weiß, wo wir the Ripper finden werden!" "Ich vertraue dir, Crowley. Und ich bleibe bei dir bis zum Ende!" "Ich weiß, Engel. Ich weiß." Etwas besorgt blickte Crowley zu Erziraphael, doch dann wandte er seiner Aufmerksamkeit dem Glockenturm zu und richtete mit einem verschmitzten Grinsen seine Sonnenbrille sowie seinen Zylinder. "Showtime! Jack the Ripper mochte seine großen Auftritte, also warum ihm nicht einen Abgang mit Stil bescheren? Auf gehts, machen wir das Dreckschwein alle!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)