~Broken Wings~ von BexChan ================================================================================ Kapitel 5: Wrong Track... ------------------------- Crowley schaute verlegen zur Seite als er bemerkte, wie der süße Saft des Apfels, den Erziraphael gerade verzehrte an dessen Mundwinkel entlanglief. Schnell leckte der Engel diesen sauber und der Dämon atmete erleichtert auf. Er hatte, nachdem Erziraphael aus seinem abenteuerlichen Traum aufgewacht war sich so lange versteckt, bis er die Gelegenheit nutzen konnte, um so zu tun als ob er den Buchladen gerade erst betreten hatte. Ansonsten wäre die ganze Situation wohl recht peinlich für beide geworden. Sie waren sodann auf den Markt gegangen, um eventuell Gespräche aufzufangen, die ihnen vielleicht auf ihrer Suche nach dem Mörder von nutzen sein konnten. "Glaubst du wirklich, dass wir hier fündig werden?" "Menschenmengen sind die beste Möglichkeit, um eventuell an Spuren zu gelangen." "Warst du denn nicht schon heute morgen in der Stadt, Crowley?" "Hmm...ja, schon aber irgendwie kam dabei nicht wirklich was rum." "Wieso bist du so rot im Gesicht? Geht es dir nicht gut?" "Mit mir ist alles in Ordnung, Engel!" Irgendwie nahm Erziraphael das Crowley nicht ab aber hinterfragte auch nicht weiter. Ihr Weg führte sie schließlich zum Bahnhof, wo Erziraphael mit Bewunderung die Lokomotiven begutachtete. "Ist die Industrialisierung nicht bemerkenswert? Die Menschheit ist zu so vielen großartigen Dingen fähig! Ich finde diese Art der Fortbewegung sollten wir vielleicht eines Tages auch mal nutzen!" Crowley sah das Leuchten in den Augen des Engels und war erleichtert. Es war ihm lieber seinen Engel strahlen zu sehen als ihn nochmal fast sterbend in den Armen zu halten. "Es ist schön dich wieder lachen zu sehen, Engel. Wenn du möchtest können wir, wenn das alles hier vorbei ist mal einen Trip auf einem der neusten Züge wagen!" "Sehr gerne!" "Ich...ich denke, dass wir hier heute nicht mehr fündig werden. Wir sollten zurück zum Laden gehen." "Wir haben uns doch noch gar nicht richtig umgeschaut. Geht es dir vielleicht doch nicht gut, Crowley?" Ihm ging es durchaus nicht gut, das lag aber weniger daran, dess es ihm schlecht ging, sondern an der Tatsache, dass er seit der pikanten Situation im Buchladen ziemlich heiß war und sie zusammenreißen musste, um nicht über den Engel herzufallen. "Ich denke, du solltest heute besser alleine zum Buchladen gehen, Erziraphael." "Was? Nachdem, was gestern passiert ist?" "Ich denke, dir geht es soweit gut." "Wo...wo willst du denn hin?" "Ich schau mal, was ich finde." "Hast du denn einen Ort, wo du übernachten kannst?" "Natürlich, jede Menge!" "Du...kannst auch bei mir bleiben." Crowley rückte sich die dunkle Sonnenbrille und den Zylinder zurecht. Er musste sich räuspern, er hatte plötzlich das Gefühl einen furchtbaren Kloß im Hals zu haben. "Erziraphael, ich denke...das wäre keine gute Idee." Er bemerkte durchaus, wie der Engel rot um die Nase wurde. Bevor allerdings noch einer der beiden was sagen konnte, pfiff einer der Züge laut und setzte sich in Bewegung. Dabei erschrak der Engel so sehr, dass ihm beinahe der Zylinder vom Kopf flog. "Oje! Nun gut, dann...mache ich mich mal auf den Weg. Gute Nacht...Crowley." Der Dämon tippte zum Abschied seinen Hut an und sah dem Engel so lange hinterher, bis dieser außer Sichtweite war. Er blickte zum Himmel und bemerkte, dass es langsam dunkel wurde. Vielleicht...sollte er den Engel doch nicht alleine gehen lassen. "Ich...bin so dumm." *~* Statt den direkten Weg nach Hause zu nehmen bahnte sich Erziraphael seinen Weg an den neu gebauten Gleisen vorbei. Die Sonne drang nur noch schwerlich durch die dicht beieinanderstehenden Gebäude und der dunkle Rauch, der aus den hiesigen Schornsteinen diverser Fabriken drang machte es dem Engel unmöglich klare Sicht zu fassen. Er schaffte es sich den Weg bis zum Ende der Gleise zu arbeiten, wo eine Abzweigung weiter durch den Bahnhof und einmal in Richtung Stadt führte. Beim Heraustreten bemerkte er nicht, wie jemand sich von hinten anschlich und ihm folgte. Erst als er in eine Gegend mit mehreren dunklen Gassen geriet vernahm er die Schritte hinter sich. Erziraphael versuchte unbeirrt seinen Weg fortzusetzen, spürte aber in jenem Augenblick einen furchtbaren Druck auf der Brust. Dann nahm sein Verfolger die Spur des Engels auf und begann diesen durch endlose Gassen zu hetzen. Nunmehr ärgerte sich Erziraphael noch mehr, dass er immer weiße Kleidung trug, denn damit war er mehr als auffällig gekleidet und es fiel ihm schwieriger seinem Häscher zu entkommen. Er war außer Atem und mahnte sich innerlich einmal mehr, dass er so schlecht in Form war. In jenem Moment wurde er am Arm gepackt und in eine Gasse gezogen. Beinahe hätte er geschrien, hätte er in jenem Moment nicht die gelben Schlangenaugen hinter der dunklen Sonnenbrille erkannt. "C-Crowley?" "Pssst, sei jetzt still! Du wirst schon die ganze Zeit verfolgt!" Der Dämon drückte sich schützend an den Engel, damit er in der Gasse nicht zu erkennen war und spürte im selben Zuge, wie Erziraphael panisch zitterte. Vorsichtig legte der Dämon dem Engel einen Finger auf die Lippen. "Pscht, ganz ruhig. Ich bin da, du brauchst dich nicht zu fürchten." Es wäre die perfekte Gelegenheit gewesen. Der Engel schaute mit leuchtenden Augen zu Crowley hoch und dieser war für einen Moment wirklich verleitet, den Engel um einen Kuss zu berauben. Ihr Verfolger war ganz nah und Erziraphael vernahm nur das schwere Atmen des Dämons, der sich immer enger gegen den Engel presste. "Crowley...was..." "Sei...still..." Es war zu dunkel um überhaupt etwas zu sehen, so bemerkte Erziraphael kaum, wie Crowley's Lippen nur zaghaft seine Lippen streiften und trotzdem wurde ihm ganz anders. Er merkte, wie sich die Hände des Dämons auf seine Hüften legten und Erziraphael's Atem schwerer ging. Wenn Crowley ihm gerade in die Augen sah, konnte der Engel es nicht sehen, da es schon zu dunkel war aber er konnte es erahnen. "Crowley..." "Engel..." Und dann sauste eine Klinge hinab und prallte gegen Crowley's Gehstock, den er instinktiv hochriss. Der Engel wurde zur Seite gedrängt, doch er fasste sich in jenem Moment, um mit einem Fingerschnippen die Gasse in schummriges Licht zu hüllen. Er konnte es nicht genau sehen aber es schien, als ob Crowley seinen Verfolger in ein Duell verwickelt hatte. Im nächsten Augenblick begann zwischen ihm und dem Unbekannten eine Verfolgungsjagd durch die Gassen und Erziraphael raffte sich schnellstens auf, um an den beiden dranzubleiben. Ihr Weg brachte sie zurück zum Bahnhof, Crowley war um weiten schneller als der Engel, dennoch versuchte er das Tempo beizubehalten und die beiden nicht aus den Augen zu verlieren. Als sie den Bahnhof erreichten, stellten sie feste, dass der Unbekannte auf eine Lok aufsprung, die sich sogleich in Bewegung setzte. Der Lokführer bekam es nicht mit, viel schockierender für Erziraphael war die Tatsache, als er feststellte, dass Crowley seinem Häscher gefolgt und ebenfalls auf den Zug aufgesprungen war und dieser fuhr nun mit gleichmäßiger aber schneller Geschwindigkeit aus dem Bahnhof hinaus. Der Engel schaffte es gerade so noch den letzten Waggon zu erwischen, dabei wurde ihm beinahe der Zylinder vom Kopf geweht aber er konnte es nicht verantworten, sollte Crowley etwas zustoßen. Auf dem Zug selber hatte Crowley bereits die Verfolgung aufgenommen, der starke Wind, der durch die Fahrt erzeugt wurde hatte ihm bereits dem Zylinder vom Kopf geweht und der geheimnisvolle Unbekannte stand nun vor ihm, bereit den Dämon in ein Gefecht Mann gegen Mann zu verwickeln. Crowley versuchte zu vermeiden, seine Kräfte zu nutzen, das wäre selbst für die Hölle zu auffällig gewesen, also blieb nur der Ausweg kämpfen! So wendete er seinen Gehstock immer wieder geschickt gegen die herabsausende Klinge und er stellte nicht minder feste, dass der Unbekannte sehr flink sowie auch sehr geschickt die Klinge führte. Zweimal erwischte er den Dämon auf der Wange, ein Schnitt bahnte sich durch die Kleidung an seiner Brust und hinterließ einen sauberen Schnitt. Crowley fiel auf, dass sich die Lok auf den Weg zu einem anderen Bahnhof befand, allerdings in der Richtung auch eine unfertige Eisenbahnstrecke wartete. Er musste den geheimnisvollen Unbekannten schnell überwältigen, sonst hätten sie vielleicht ein riesiges Problem. Doch bevor Crowley weiter reagieren konnte, verpasste der Unbekannte, der beim Nähertreten eine Maske trug ihm einen harte Schlag ins Gesicht und Crowley taumelte nach hinten. Er fiel und geriet zwischen zwei Waggons, wo er sich gerade so an der Brüstung festhalten konnte. Erzirphael, der das Szenario gerade so mitbekam als er auf den letzten Waggon kleckerte sah nur noch mit Schrecken zu, wie Crowley zwischen den Wagen verschwand und nicht mehr auftauchte. Er rannte los, seine Brust drohte zu zerbersten. "Um Himmels Willen, Crowley!" Er kam näher und sah nur noch, wie der Fremde an einer gewissen Stelle Anlauf nahm und vom Wagen ansprang. Dabei erfasste er einen Hebel und...mit Schrecken stellte Erziraphael feste, dass der Zug plötzlich umgeleitet wurde. Kaum zu fassen, dass dieser Kerl es überhaupt geschafft hatte lebend von einem fahrenden Zug zu springen, jetzt musste Erziraphael alle "Hebel in Bewegung setzen", damit sie nicht an der unfertigen Eisenbahnstrecke in den Tod stürzten oder besser gesagt entkörpert wurden. Er hätte keine Ahnung, wie er dieses Vorkommnis seiner Zentrale erklären sollte aber nun war es wichtiger Crowley zu befreien. Als er den Waggon erreichte, sah er, wie der Dämon krampfhaft versuchte sich hochzuziehen. Blut floss über seine Wange. Erziraphael war eigentlich nicht lebensmüde, in jenem Moment war es ihm aber egal, was mit ihm passierte, ihm war wichtig, dass er Crowley rettete und dieser hatte nun schon unzählige Male den Engel aus unagenehmen Situationen befreit. "CROWLEY, NIMM MEINE HAND! SCHNELL!" Der Dämon reckte sich nach oben und in jenem Moment, wo er die Hand des Engels packte raste der Zug gegen das Schild, das eigentlich einen Zug- oder Lokführer davon abhalten sollte die Strecke zu befahren und Crowley's andere Hand verlor den Halt an der Brüstung. Nun taumelte er gefährlich zwischen den beiden Wagen und beinahe schien es, als ob Erziraphael ihn nicht halten könnte, doch er brachte all seine Kraft auf und zog den Dämon auf den Wagen, wo dieser prompt auf den Engel fiel. "Wow, danke für die Rettung, Engel." "Bedank dich nicht zu früh, Crowley! Noch sind wir nicht sicher!" "Wieso? Was meinst...OH MEIN GO...SATAN!" Mit Schrecken sahen sie, wie der Zug geradewegs auf die unfertige Strecke zusteuerte, die unter anderem eine unfertige Brücke mit einschloss und der Abgrund war erschreckend tief. Erziraphael schnipste mit dem Finger und brachte so den Lokführer dazu aus dem der Lok zu springen, bevor sie den Abgrund erreichten. "Wenigstens kann er sich so retten!" "Sehr gutmütig, Engel aber jetzt sollten wir unsere eigene Haut retten!" "Ich denke, es nützt nichts die Zeit anzuhalten, oder?" "Nein, der Zug wird so oder so abstürzen, mit oder ohne uns!" "Springen wir?" "Natürlich springen wir! Und wie ich immer sage, wenn du gehen musst, dann tu es mit Stil!" Der Engel verdrehte die Augen, es war nicht zu übersehen, dass Crowley irgendwo Spaß an der Sache hatte. Der Dämon ergriff die Hand des Engels, nahm Anlauf und bevor der Zug sie mit in die Tiefe reißen konnte fielen sie auf steinernen Boden, allerdings zog der Dämon den Engel auf sich, damit dieser nicht allzu sehr verletzt wurde nahm dabei in Kauf, dass seine Verletzung weiter aufriss. Erziraphael verbarg das Gesicht an Crowley's Brust als er den Aufprall des Zuges in der Tiefe und die anschließende Explosion vernahm, die wie ein ohrenbetäubendes Brüllen voller Hitze zu ihnen hinaufdrang. Dann kehrte Stille ein und das einzige, was sie noch hörten war ihr eigenes schweres Atmen. "Erziraphael? Alles in Ordnung?" Doch der Engel antwortete nicht. Er sah das Blut an Crowley's Kleidung und riss dessen Hemd auf. "Crowley! Um Himmels...komm, ich bringe dich nach Hause!" "Es geht mir gu..." Er hatte seine Kräfte wohl überschätzt, denn als er den Schmerz auf seiner Brust richtig registrierte, fiel der Dämon schneller in Ohnmacht als er dachte. Erziraphael erlaubte sich eine Abkürzung, keiner sah hin also schnippte er mit dem Finger und sie befanden sich im Buchladen. Dort legte er den verwundeten Crowley auf sein Sofa. "Keine Sorge. Ich kümmere mich um dich. Das bin ich dir schuldig. Du hast mich so oft gerettet, nun bin ich an der Reihe dich zu retten." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)