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Erst als sie in den Eingangsbereich des Ministeriums apparierten, konnte Harry wieder richtig durchatmen. Ron schien es ähnlich zu gehen. Seine Freundin an sich klammernd stand er einfach da, mit weit aufgerissenen Augen. Der Besuch bei Malfoy hatte ihm wohl einen deutlich größeren Schock versetzt als Harry angenommen hatte.

„Ron?“, fragte Hermine schließlich etwas unsicher, was nur dazu führte, dass er sie enger an sich zog und sein Gesicht in ihre Haare drückte. Sie erwiderte seine Umarmung und fuhr ihm beruhigend mit den Händen über seinen Rücken. Einige Sekunden passierte nichts und Harry fing an sich wie ein fünftes Rad am Wagen zu fühlen. Außerdem wurden sie erstaunt beäugt von den anderen Leuten die ankamen und gingen.

„Nehmt euch ein Zimmer, Weasley!“, rief irgendjemand, dessen Namen Harry nicht kannte, von dem er aber wusste, dass er ebenfalls in Rons Abteilung arbeitete. Grinsend winkte der Auror Harry zu und ging dann weiter.

„Ron?“, versuchte Hermine es erneut. Diesmal lockerte sein Griff um sie sich etwas. Er beugte sich leicht nach hinten und fuhr mit seinen Händen zu ihrem Gesicht hoch, aus dem er ihre Haare zur Seite wegstrich. Einen Moment sahen sie sich gegenseitig an, dann lächelte Hermine, beugte sich vor und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Wir können in Harrys Büro reden.“, sagte sie. Er nickte nur, griff nach ihrer Hand und zusammen gingen sie durch die Kontrollen. Ron meldete sich zum Dienst und sein Vorgesetzter wagte es nicht einmal ihm Arbeit aufzudrücken als Harry ansprach, dass er ihn sich für einen Moment ausleihen wollte („Ja, Mr. Potter. Selbstverständlich, Mr. Potter.“).

Also saßen sie nur wenige Minuten später in Harrys Büro, wo Hermine ihnen etwas näher erklärte, wie es dazu gekommen war, dass sie sich mit Malfoy angefreundet hatte und daraufhin allmählich sein gesamter Freundeskreis hinzugekommen war. Es war ein Prozess gewesen, der wohl zu Beginn für alle Beteiligten äußerst unangenehm gewesen ist. Doch jeder der Hermine kannte, wusste dass sie keine Person war, die sich von Rückschlägen und Schwierigkeiten entmutigen ließ. Und schließlich, ohne dass sie den genauen Zeitpunkt benennen konnte, waren sie Freunde gewesen und wenn sie zu Malfoy ging, war es nicht mehr lediglich, um mit den Hauselfen dort zu sprechen und mit ihnen zu arbeiten, nein, sie fingen an miteinander zu Mittag zu essen, Narcissa hatte mit ihr Tee getrunken und Konversation betrieben, Malfoy und sie hatten anregende Gespräche über Arithmantik geführt (Wie auch immer das funktionieren sollte). Ein paar Wochen später hatte sie schon mit einem ganzen Pulk an Slytherins abends dagesessen und Karten gespielt.

„Und du hast sie auf etwaige Manipulationen untersucht?“, fragte Ron schließlich zweifelnd an Harry gewandt.

„Ich kann es selbst kaum glauben, aber ja.“, bestätigte Harry.

„Sie sind nicht gefährlich, Ron.“, schaltete Hermine sich wieder ein. „Ich wollte es immer wieder ansprechen und euch mit dazu holen, aber es schien immer nicht der richtige Zeitpunkt zu sein. Und Draco schien dem gegenüber auch eher unaufgeschlossen.“

Ron machte ein abfälliges Geräusch. „Draco.“, murmelte er unzufrieden vor sich hin. Er warf Harry einen Blick zu als wollte er fragen, ob dass alles denn die Möglichkeit sein konnte.

„Ron, bitte…“, versuchte Hermine es erneut, wurde aber von ihrem Freund unterbrochen.

„Er ist unser Erzfeind, Hermine!“, regte er sich auf. „Hast du etwa einfach vergessen, was er alles angerichtet hat?“

Ihre Gesichtszüge verhärteten sich als die junge Frau nun ihre Arme vor der Brust verschränkte und sie beide scharf ansah. „Erzfeind?“, wiederholte sie missgelaunt. „Bist du auf der Entwicklungsstufe eines Vierzehnjährigen stehen geblieben?“, wollte sie wissen. „Er hat sich vollkommen geändert und wenn ihr ihm eine Chance geben würdet, würdet ihr das auch sehen.“ Dann sah sie Harry mit einem besonders durchdringenden Blick an. „Das bedeutet allerdings, dass ihr aufhören müsstet ihn anzugehen, sobald ihr einander seht.“

Wahrscheinlich war das nicht der richtige Moment um das Argument hervorzubringen, dass Malfoy derjenige gewesen ist, der den Streit angefangen hatte.

Erschöpft wirkend beugte Ron sich nach vorne und legte sein Gesicht in die Hände. „Du willst, dass wir uns mit einem Slytherin anfreunden, Hermine. DEM Slytherin.“ Er sah wieder hoch. „Nein, eigentlich nicht nur dem einen Slytherin. Es ist ja eine ganze Horde!“

Es kehrte wieder Ruhe ein. Hermine musterte sie beide eine Weile in der ihre Gesichtszüge wieder weicher wurden. „Ja. Ich möchte gerne, dass das passiert. Ich will keine zwei Freundeskreise, die sich gegenseitig nicht ausstehen können. Aber ich verlange es nicht. Was ich verlange, ist Akzeptanz, denn ich bin nicht bereit Draco oder einen der anderen wieder von mir zu stoßen.“, erklärte sie ruhig. Dann griff sie an Harry vorbei und nach Andromedas blauer Fotobox, die noch immer auf seinem Schreibtisch stand und drückte sie Ron in die Hände. „Ihr müsst aufhören die Welt in Rot, Grün, Gelb und Blau zu sehen. Das führt zu nichts.“ Sie beugte sich zu ihrem Freund hinunter und drückte ihm erneut einen Kuss auf die Lippen. „Ich muss jetzt zurück an die Arbeit.“, sagte sie.

Ron nickte nur und sie winkte Harry noch zum Abschied. Dann war sie durch die Tür verschwunden.

Stumm starrte Ron die Box in seinen Armen an. Er hatte sie bereits gesehen, als Harry mit ihr hier aufgetaucht war und konnte sicher ahnen, was darin war.

„Glaubst du sie ist sicher, wenn sie bei denen ist?“, fragte er und sah wieder hoch.

Es war erstaunlich, aber Harry zweifelte nicht daran, dass die Slytherins keine Gefahr waren. Zumindest nicht für Hermine. Er musste sich nur daran erinnern wie sie alle sofort für einen Kampf bereit waren, als Ron sie ungeschickt am Arm gepackt und ihr einen Schmerzenslaut entlockt hatte. Wie Zabini sich zwischen sie gedrängt hatte, als er wieder nach ihr gegriffen hatte, wie Parkinson ihr grinsend eine Haarsträhne aus dem Gesicht geschnippt hatte oder wie sie mit Greengrass Kopf an Kopf über etwas lachte.

Sie waren Freunde. Niemand von ihnen würde ihr weh tun. Es war traurig, dass sie es für nötig gehalten hatte das vor ihnen zu verstecken.

„Ja.“, antwortete Harry also wahrheitsgemäß.

Nickend sah Ron wieder zu der blauen Box herunter. Dann stand er auf. „Ich denke, ich gehe wieder zurück. Du hast wahrscheinlich einiges zu tun.“ Damit verabschiedeten sie sich und Ron schlurfte geknickt mit der Box in den Händen aus dem Büro heraus.
 

Müde und ausgelaugt betrat Harry die Aurorenzentrale am nächsten Morgen. Gähnend stolperte er den Gang entlang in Richtung seiner Abteilung. Er war fast die ganze Nacht noch Hinweisen nachgegangen, die er mit Hilfe von Hermines Notizen gefunden hatte, hatte Orte besucht, die Malfoy am Vortag in der Befragung erwähnt hatte, mit Leuten gesprochen, die er besucht hatte und hatte eigene Kontakte ausgefragt und um Informationen gebeten. Eigentlich wollte er gleich weitermachen, aber sein Vielsafttrank, war alle. Er musste also dringend zunächst seinen Flakon wieder auffüllen, bevor er weitermachte. Denn wenn er in Ruhe ermitteln wollte, konnte er unmöglich mit seinem eigenen Gesicht herumlaufen. Außerdem zeigte sein Wachtrank, den er sich gestern Nacht einverleibt hatte keine Wirkung mehr. Er brauchte den nächsten.

Ungeschickt griff er nach einem der Tagespropheten, auf dem Weg in seine Abteilung und hätte ihn beinahe fallen gelassen, weil ein Schwarm an Memos an ihm vorbeizischte und ihn erschreckte. Möglicherweise hätte er sich direkt in der Winkelgasse einen Wachtrank kaufen sollen, wenn er vor lauter Müdigkeit bereits derart unaufmerksam war. Bevor er im Ministerium aufgetaucht war. Vielleicht hatte er noch einen Trank in seinem Schreibtisch irgendwo herumzuliegen.

Als er denn Propheten entrollte, um zumindest die ersten Schlagzeilen schnell zu überfliegen, wurde er jedoch direkt unterbrochen.

„Harry!“, rief jemand seinen Namen und er sah hoch um eine Kollegin zu sehen, die auf ihn zueilte, sobald er auch nur einen Fuß über die Schwelle gesetzt hatte.

„Hm?“, machte er und drehte sich ihr zu. „Leandra, hi, was gibt´s?“, wollte er wissen. Die ältere Aurorin wirkte beunruhigt und als er sich so umsah, bemerkte er, dass ziemlich viele seiner Kollegen im Gang herumstanden und nun ihn anstarrten. Irritiert warf Harry einen Blick Aleius zu, der schon fast direkt an der Tür zu ihrer Abteilungsleitung Coria Evrest stand und den Eindruck machte, als könnte er sich kaum davon abhalten ein Ohr gegen die Tür drücken. „Was ist los?“, wollte Harry also beunruhigt wissen.

„Ehrlich gesagt hofften wir, du könntest uns das verraten.“, antwortete ihm die Aurorin und warf einen nervösen Blick zur belagerten Tür. „Minister Shaklebolt ist da drin. Und er war verdammt wütend, als er rein ist.“

Kingsley war hier? Er hatte ihn schon ewig nicht mehr in der Aurorenzentrale gesehen. Zwar sah Harry ihn immer wieder, aber das war meistens bei irgendwelchen offiziellen Anlässen oder komplett im privaten Bereich. „Und warum sollte ich davon wissen?“, fragte er unsicher und sah sich erneut um.

„Weil du rein sollst, sobald du durch diese Tür kommst.“, mischte Aleius sich ein. „Wow, hatte der eine Laune. Hast du was ausgefressen?“, wollte er dann wissen. Offenbar war an der Tür nichts Interessantes zu hören sonst hätte er sich nicht von dort wegbewegt.

Schnell überlegte Harry, was das sein könnte. Seines Wissens nach gab es nichts, das Kingsley derart wütend werden lassen könnte. Es gab kaum etwas, das den Zaubereiminister wirklich aus der Haut fahren ließ. Also schüttelte er nur den Kopf und sah wieder herüber zu der Tür, die auf einmal sehr wenig willkommend wirkte. Vielleicht dachte Kingsley ja auch, dass es eine dumme Idee war ihn auf den Todesser Fall anzusetzen. Allerdings bezweifelte er, dass es ihn die Fassung verlieren lassen würde. Nun, er würde es nicht herausfinden, wenn er nicht nachsah. Also zuckte er als Antwort auf Aleius Frage nur mit den Schultern und ging zur Tür. Er klopfte drei Mal und wartete nur zwei Sekunden, bevor sie geöffnet wurde.

Kingsleys angespanntes Gesicht tauchte im Türrahmen auf, die Lippen aufeinandergepresst nickte er ihm zu und trat einen Schritt zur Seite, um ihn einzulassen. Drinnen saß Coria auf dem Stuhl hinter ihrem Schreibtisch und funkelte ihn wütend an.

„Mr. Potter, schön, dass sie sich zu uns gesellen.“, begrüßte sie ihn. Noch nie zuvor hatte sie ihn anders als mit dem Vornamen angesprochen.

„Harry.“, sprach Kingsley ihn nun an nachdem er den Raum mit einem Zauber geräuschundurchlässig gezaubert hatte. Wahrscheinlich hatte Aleius deshalb nicht mit dem Ohr an der Tür geklebt. Er hätte eh nichts gehört. Höchstwahrscheinlich hatte er das sogar ausprobiert. „Setz dich doch.“ Er deutete auf einen der beiden Stühle im Raum. Doch wie hatte Kingsely dann sein Klopfen gehört?

Er tat wie ihm geheißen und betrachtete seine direkte Vorgesetzte erneut. Sie sah wie immer völlig überarbeitet aus und von Akten auf ihrem Schreibtisch umringt. Einige ihrer Haare waren aus der Form geraten und hingen ihr im Gesicht, wurden aber nicht weiter beachtet. Ihre Wangen waren rötlich verfärbt und sie presste die Lippen aufeinander. Eine Tasse stand neben ihr und ein paar braune Flecken und Ringe zeichneten sich auf der Serviette darunter ab.

„Coria und ich haben gerade ein paar Änderungen im Bezug auf die vorherrschende Arbeitsmoral in ihrer Abteilung besprochen.“, ergriff Kingsley das Wort. „Hauptsächlich ging es um das Thema der verschwundenen ehemaligen Todesser.“

Also doch!

„Es ist kein Problem daran zu arbeiten.“, intervenierte Harry sofort. Es war ohnehin nicht Corias Idee gewesen ihm das aufzudrücken. Außerdem wollte er den Fall nicht wieder hergeben. Niemand anderes würde sich ernsthaft darum kümmern, auch wenn die meisten einen besseren Job machen würden als er, wenn sie es ernsthaft versuchten.

„Davon gehe ich aus. Denn da du anscheinend der einzige bist, der dieses Massenverschwinden an Mitgliedern unserer Gesellschaft ernst nimmt, wirst du ab sofort die gesamte Untersuchung leiten.“, erklärte der Minister und warf Coria einen scharfen Blick zu, der sie geradezu herausforderte ihm zu widersprechen. Doch sie gab nur einen abgeneigten Ton von sich und rührte sich nicht weiter. „Du wirst ein Team aus Auroren zusammenstellen, das dir unterstehen wird. Natürlich können Auroren, die unabdingbar in andere Untersuchungen verwickelt sind, oder deren Abteilungsleiter, eine Beteiligung ablehnen, sollte das aktive Fälle in Mitleidenschaft ziehen. Allerdings behalte ich es mir vor jede einzelne dieser Ablehnungen persönlich durchzusehen und abzusegnen.“ Er machte eine Pause und sah Harry an, als warte er auf Fragen oder Einwände. Doch der war gerade damit beschäftigt zu verarbeiten, was der Minister ihm soeben eröffnet hatte. „Außerdem, wird die Kollaboration der Auroren außerhalb dieses Teams vorausgesetzt.“, fuhr er letztlich fort. „Und sollte eine Anfrage in Bezug auf dieses Thema abgelehnt werden, in welcher Abteilung auch immer, so wird das alles über meinen Schreibtisch wandern und von mir erneut bewertet werden.“ Damit hatte der Minister sich direkt der Abteilungsleiterin zugewandt. „Ich werde sehr genau die Entwicklung in diesem Fall verfolgen. Habe ich mich verständlich ausgedrückt?“

„Aber natürlich, Minister Shaklebolt.“, antwortete Coria deutlich unzufrieden und erwiderte schon fast trotzig seinen Blick.

„Coria, wie in aller Welt kommst du dazu ein derartiges Massenverschwinden nicht mit einem eigenen Untersuchungsausschuss zu koordinieren?“, wetterte Kingsley los.

„Ich muss die Situation wohl falsch eingeschätzt haben.“, log sie ohne einen Hehl daraus zu machen.

Um Fassung ringend atmete der Minister einmal tief durch. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mich ausgerechnet irgendwann für dich schämen würde. Ich habe wirklich mehr von dir erwartet. Und du kannst darauf zählen, dass ich mir den gesamten Hergang dieser Fälle ansehen werde. Und wenn ich auch nur eine einzige Lücke irgendwo sehe, dann warst du die längste Zeit in einer leitenden Position tätig.“, drohte er.

„Du solltest es besser wissen, als irgendwelche Lücken in meinen Akten zu vermuten.“, gab sie zähneknirschend wieder. „Ich bin mir sicher, du hast wichtigeres zu erledigen.“

Einige Sekunden sahen die beiden sich wieder schweigend an.

„Ich erwarte eine fertige Liste mit Mitgliedern für diesen Untersuchungsausschuss spätestens morgen, Harry. Die Abteilungsleiter werden ein Memo von mir erhalten, in dem ich die Lage und die Wichtigkeit zu dieser Untersuchung erkläre.“, presste Kingsley hervor ohne seinen Blick von der Hexe hinter dem Schreibtisch abzuwenden. Dann drehte er sich auf dem Absatz herum und verließ mit wehendem Umhang den Raum. Die Tür blieb hinter ihm offenstehen, sodass Harry hinaus in den Abteilungsbereich sehen konnte, wo sein Blick von lauter fragenden Gesichtern erwidert wurde.

Was war hier gerade passiert!??

„Ich denke, Glückwünsche für die Beförderung von Ihrem persönlichen Freund dem Zaubereiminister sind angebracht, Mr. Potter.“, riss ihn Corias schneidende Stimme aus seiner Starre und er wandte sich ihr zu. Unverhohlene Wut strahlte ihm entgegen. „Sollten Sie sich nicht mit der Mitgliederliste beeilen?“, fragte sie dann und zog skeptisch eine Augenbraue hoch.

Wortlos stand Harry auf und verließ den Raum. Hinter ihm wurde die Tür ohne sein Zutun laut knallend ins Schloss geworfen.

„Und?“ Aleius war sofort bei ihm. „Mann, du siehst echt nicht gut aus. Was ist passiert?“

Noch immer die Situation nicht komplett begreifend sah Harry seinen Kollegen an. Dann presste er die Lippen aufeinander, packte ihn am Arm und zog ihn mit sich, die halbherzige Beschwerde ignorierend, in sein Büro, schmiss die Tür hinter sich geräuschvoll ins Schloss und sprach einen Zauber, um ihre Worte nicht nach außen dringen zu lassen.

„Das ist alles deine schuld!“, warf er ihm an den Kopf und funkelte ihn wütend an.

„Okay.“, antwortete Aleius ihm. „Gut möglich. Aber wovon reden wir hier genau?“

In knappen Worten erklärte Harry ihm seine neue Aufgabe. „Und du bist ab sofort ein Mitglied dieser Untersuchungsgruppe!“, beendete er seine Aufklärung.

Angewidert verzog Aleius das Gesicht. Natürlich war er das genaue Gegenteil von begeistert. Das war Harry jedoch völlig egal. Ohne ihn wäre er nie an diesen Fall geraten. Den er nicht einmal hatte haben wollen! Jetzt war seine Vorgesetzte wütend auf ihn, obwohl er nicht einmal wusste, wo Kingsley das auf einmal herhatte oder warum er sich darum kümmerte. Denn Coria hatte recht. Er hatte definitiv Wichtigeres zu tun, als sich um ein paar verschwundene Todesser zu kümmern.

„Es interessiert mich nicht, was du sonst zu tun hast!“, schnitt Harry dem anderen Zauberer das Wort ab. „Ich erwarte, dass du das hier ernst nimmst, denn ich will diesen Fall so schnell wie möglich los werden!“ Ohne komplett versagt zu haben nach Möglichkeit.

Aleius verschränkte die Arme vor der Brust und setzte ein süffisantes Grinsen auf, während er sich lässig nach hinten gegen die Wand lehnte. „Niemand hier wird das ernsthaft untersuchen. Jeder hier hat mindestens einen Menschen durch Du-weißt-schon-wen verloren. Wenn da draußen jemand für Ordnung sorgt, würde die Hälfte der Auroren sich am ehesten noch dafür bedanken, wenn sie den Verantwortlichen finden und dabei helfen seine Spuren zu verwischen.“

Wut stieg in Harry auf, als er diese Einschätzung hörte. Diese Vorfälle als Ordnung zu beschreiben, ließ ihn die Hände zu Fäusten ballen. Nichts daran war Ordnung. Das war reine Selbstjustiz. An Leuten die von ihren Gerichten freigesprochen wurden. War er wirklich dermaßen blind gewesen für diese Angelegenheit? Er hatte gewusst, dass die Todesser nicht wirklich gesucht worden waren, dass es jedoch so schlimm war, hatte er nicht wahrgenommen.

„Aleius, bitte.“, sagte er schließlich, weil er sich vorstellte, dass es wenig hilfreich wäre ihm mit der Faust ins Gesicht zu schlagen. „Ich brauche jemanden, der weiß wie so etwas abläuft.“

Abschätzend musterte sein Gegenüber ihn. „Du willst das wirklich lösen, wie?“, wollte er dann wissen.

Zu Beginn war Harry das alles noch halb egal gewesen. Doch nun, nachdem er mit Andromeda gesprochen hatte, nachdem er die Slytherins und Hermine mittendrin gesehen hatte, verspürte er den Drang das alles zu beenden. Zugegeben, Narcissa Malfoy war auch am zweiten Krieg nicht unbeteiligt gewesen, aber einige der Verschwundenen waren nicht zu Voldemort zurückgekehrt und nun dennoch unauffindbar. Das war nicht richtig. Sie waren Auroren! Es war ihr verdammter Job!

„Ja.“, antwortete Harry also wahrheitsgemäß und fragte sich wie seine Kollegen das alles einfach so ignorieren konnten.

Aleius gab ein unzufriedenes Geräusch von sich und rollte genervt mit den Augen. „Von mir aus!“, sagte er schließlich. „Ich werde mich umhören. Du kannst meinen Namen auf deine Liste setzen. Allerdings solltest du dir Gedanken machen, wen du noch in diese Gruppe zwingst. Der eine oder andere könnte unzufrieden genug sein, dass er dich eher sabotiert als zu helfen.“, warnte er ihn dann noch, bevor er sich von der Wand wieder abstieß und zur Tür ging. „Sag Bescheid, wenn du für eine Gruppenzusammenkunft bereit bist, sodass wir unser Vorgehen absprechen können.“

Harry atmete aus, als der andere Auror sein Büro verlassen hatte. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Wie um alles in der Welt konnte Kingsley nur denken, dass es eine gute Idee war einem kompletten Neuling etwas Derartiges aufzubürden? Außerdem hatte Aleius recht. Er brauchte Leute, denen er vertrauen konnte. Außer Hermine kannte er keinen einzigen Menschen, der den ehemaligen Todessern helfen wollen würde. Ob er es sich rausnehmen könnte sie in dieses Team zu integrieren? Sie war keine Aurorin. Aber wenigstens wäre dann eine Person außer ihm dabei, die wirklich helfen wollen würde.

Sich die Haare raufend verließ er schließlich sein Büro erneut. Ihm fielen nur zwei weitere Personen ein, denen er komplett vertrauen könnte. Sie würden seine Bitte nicht ablehnen, ihn aber definitiv dafür hassen, dass er sie da mit hineinzog. Die halb abweisenden Blicke als er über den Flur lief ignorierend -offenbar hatte Aleius die Neuigkeiten bereits verbreitet- wechselte er die Abteilung, wo sich seine Aufgabe anscheinend noch nicht herumgesprochen hatte.

„Ron!“, rief er, als er seinen Freund erblickte, bewegte sich in seine Richtung und suchte den Raum mit den Augen weiter ab. „Ist Neville irgendwo hier?“, wollte er wissen.

„Hab ihn vor ein paar Minuten gesehen. Was ist denn los?“, wollte dieser wissen. „Du siehst etwas grün um die Nase aus.“

„Ich muss mit euch reden. Bei mir.“ Die offenen Büros nur von niedrigen Trennwänden voneinander abgetrennten Schreibtischen in dieser Abteilung waren nicht der richtige Ort, um mit den beiden zu sprechen. Zugegeben, die meisten Auroren hier brauchten kein eigenes Büro, da sie eher draußen im aktiven Dienst waren und für Fälle in denen man in Ruhe reden musste, gab es genug Besprechungsräume.

Misstrauisch beäugte Ron ihn. „Mir wird das nicht gefallen, oder?“, wollte er dann wissen. „Uh! Da ist er!“, rief er dann aus. „Neville!“

Mit einem Lächeln auf den Lippen kam der Gerufene zu ihnen herüber. „Hey!“, begrüßte er beide. „Was gibt´s?“

„Nichts Gutes.“, antwortete Ron und folgte Harry bereits, dem Neuankömmling mit Gesten zu verstehen gebend, dass er mitkommen sollte.

„Warum schauen dich alle so schräg an?“, wollte Ron wissen, als sie Harry durch seine Abteilung folgten. Er wäre beinahe in ihn hineingelaufen, als Harry abrupt in seiner eigenen Bürotür stehen blieb.

Harry starrte Hermine an, die mit dem Tagespropheten in den Händen gerade aufsah, als er die Tür öffnete. Völlig ruhig blickte sie ihn an, als wäre es üblich, dass sie plötzlich in seinem Büro saß.

„Du warst das!“, entfuhr es ihm wütend und er trat weiter in den Raum, um die Tür nach Neville und Ron wieder zu verschließen und zum zweiten Mal an diesem Tag undurchlässig für Laute zu machen.

„Ich habe ihm versprochen, dass ich mich darum kümmern würde.“, entgegnete sie kühl.

„Selbst er hat gesagt, das ist nicht deine Aufgabe!“, schrie Harry die junge Frau an.

„Was ist hier los?“, meldete Ron sich zu Wort.

„Hier scheint es ja auch niemand als seine Aufgabe zu betrachten.“, ignorierte Hermine ihren Freund komplett.

„Deshalb rennst du gleich zu Kingsley!?“ Auch Harry beachtete ihn nicht.

„Und was wäre es, das du getan hättest? Weiterhin das Problem beiseitegeschoben?“

„Du bist zum Zaubereiminister damit gegangen, Hermine!“, wiederholte Harry. „Was ist mit Robards?“

„Oh, Entschuldigung. War das dein Plan? Robards zur Rede stellen? Denkst du er hätte eingelenkt oder bist du der Meinung, er wüsste nicht was seine Abteilungsleiter tun?“ Noch immer völlig ruhig faltete sie ihren Propheten zusammen und legte ihn auf ihrem Schoß ab, um sich ihm komplett zuzuwenden.

„Was ist hier los!!?“, brüllte nun Ron seinerseits los und sah zwischen seinem besten Freund und seiner Freundin hin und her.

Sich die Haare schon wieder raufend, grummelte Harry mürrisch vor sich hin.

„Ich habe Kingsley von dem Zustand bei den Auroren informiert.“, erklärte Hermine und warf Ron und Neville jeweils einen scharfen Blick zu.

„Was für ein Zustand?“, meldete sich Neville nun zu Wort, der völlig verloren in dieser Diskussion zu sein schien.

„Dass diese Abteilung es offenbar nicht für nötig hält dem Massenverschwinden einer bestimmten Gruppe von Leuten auf den Grund zu gehen.“ Sie musterte Neville, während Ron sich mit der Hand geräuschvoll gegen die Stirn klatschte und genervt ihren Namen murmelte.

„Du redest von den Todessern.“, schloss Neville schließlich und sah unsicher zu Harry und Ron.

„Ehemalige Todesser.“, korrigierte Hermine etwas pikiert. „Wieviel wusstet ihr beiden davon?“, fragte sie dann zurück und musterte Neville und Ron.

„Das ist jetzt unwichtig.“, schnitt Harry jegliche weitere Debatte darüber ab, denn er wusste jede Antwort die auch nur im Entferntesten etwas mit der Wahrheit zu tun hätte, würde Hermine nur wütender machen. Damit sie keine Möglichkeit hatte dennoch auf diesem Thema weiter herumzureiten, sprach er gleich weiter. „Kingsley hat mich damit beauftragt ein Team zusammenzustellen, das sich damit befasst. Er will spätestens morgen eine Liste mit den Namen.“

Zwei Sekunden herrschte absolute Stille.

„Wow!“, entfuhr es Ron schließlich. „Nein! Das kannst du vergessen.“

Hermine sah aus, als wollte sie aufstehen und ihm ihren Propheten um die Ohren hauen.

„Bitte, Ron!“, bettelte Harry schon fast. „Ich kann sonst niemandem vertrauen! Aleius hat sich bereiterklärt mit einzusteigen und ihr beiden seid die einzigen anderen, von denen ich nicht erwarte hierbei hintergangen zu werden.“ Er sah zwischen Ron, der rot vor Wut angelaufen war, und Neville, der aus irgendwelchen Gründen jegliche Gesichtsfarbe verloren zu haben schien, hin und her.

„Verdammt!“, rief Ron letztlich wütend aus. „Du schuldest mir was! Und du machst das Simmons klar!“

„Neville?“, wandte Harry sich dann an den anderen Auror.

„Was Ron gesagt hat.“, stimmte er auch zu. „Doch ihr wisst offenbar deutlich mehr darüber als ich. Könnte mich jemand aufklären?“

„Später.“, übernahm Hermine die Führung. „Dann sind es wir vier und Aleius?“, hakte sie noch einmal an Harry gewandt nach.

„Was soll das heißen wir vier?“, wollte Ron wissen und wandte sich seiner Freundin zu.

„Du gingst nicht wirklich davon aus, dass ich mich da heraushalte, oder?“ Skeptisch hob sie eine Augenbraue an.

„Es ist ohnehin bereits mit Kingsley abgesprochen, wenn ich mich nicht irre.“, äußerte Harry sich dazu und bekam nur ein Nicken als Antwort von der jungen Frau.

„Du machst mich fertig, Hermine.“, grummelte Ron.

„Das war nie anders.“, grinste sie ihm zu, bevor sie sich an die gesamte Gruppe wendete. „Wieso klärst du nicht alles mit Rons Abteilung, dann treffen wir uns in zwei Stunden zu einer ersten Besprechung. Ich teile Kingsley in der Zwischenzeit die Zusammensetzung mit.“

„Klar.“, stimmte Harry genervt zu. Er fühlte sich wie ein Spielball in ihrem Plan.

Wie abgesprochen stellte Harry sicher, dass Neville und Ron in seinem Team landeten. Abteilungsleiter Simmons wagte es nicht ihm zu wiedersprechen („Aber natürlich, Mr. Potter. Ich verstehe, Mr. Potter. Darf ich ihre Füße küssen, Mr. Potter?“ Harry war sich sicher sich zumindest den letzten Satz eingebildet zu haben.), sodass sie sich pünktlich zusammensetzten und vor allem Neville und Aleius, der aussah als würde er jede Sekunde hassen, auf den aktuellen Stand der Dinge brachten.

Aleius war der einzige von ihnen, der mit solchen Untersuchungsausschüssen tatsächlich mehrfach Erfahrung hatte, selbst bereits welche geleitet hatte, weshalb er ziemlich viel zum generellen Ablauf ihrer Tätigkeit beisteuerte. Schließlich teilten sie sich auf. Hermine würde zusehen, dass sie die betroffenen Leute kontaktierte um erneute und diesmal richtige Befragungen durchzuführen, während Neville und Ron zunächst zusehen mussten, dass sie ihre laufenden Fälle aus der anderen Abteilung an jemanden abgaben. Aleius würde seine Kontakte abklappern in der Hoffnung etwas herauszufinden, während Harry seinen Vielsafttrank auffüllte, um dort weiterzumachen, wo er letzte Nacht aufgehört hatte. Sie verabredeten sich für den Abend um alles erneut zusammenzutragen und den Ablauf für morgen zu besprechen. Außerdem musste er mit Minerva sprechen. Es schien als würde er ihr in nächster Zeit deutlich weniger mit dem VgddK Unterricht helfen können, als er gehofft und sie gewohnt war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sunny2801
2020-05-28T04:29:27+00:00 28.05.2020 06:29
Uiuiui jetzt nimmt das ganze langsam Fahrt auf! :) Bin schon sehr gespannt wie es weitergeht :)


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