Weiß Kreuz von abgemeldet (Unschuld und Sünde) ================================================================================ Kapitel 1: Verkannte Gefühle ---------------------------- Schwarze lange Haare, mit einem leichten blau Schimmer versetzt, der durch die fehlenden Rotpigmente zustande kamen, waren geflochten zu zwei langen Zöpfe, die nach vorne über die Schultern fielen. Das Gesicht, ein bisschen blass, mit weichen Gesichtszügen, einer Stupsnase, vollen weichen Lippen und großen Augen, wirkte wie aus einer anderen Welt. Die großen Augen, dunkel und tief, hatten lange Zeit nichts gesehen als Dunkelheit. Dunkelheit mit verworrenen Träumen, zu denen häufig nur eine Stimme vordrang. Der schlanke zierliche Körper, gekleidet in eine kurze Sporthose, ein enges Shirt, weiße Söckchen und Turnschuhe, lehnte an der Küchenanrichte. Das Knie, während eins von einem Kniestulpen verdeckt wurde, blutete. Der zweite Stulpen, der unten um die schlanke Fessel hing, färbte sich langsam rot. Abgeschürfte Haut hing von der Wunde herab. Die Hand, klein und schmal, hielt ein Glas, das die vollen weichen Lippen berührte. Ein Wassertropfen lief an dem leicht spitzen Kinn hinab. Das junge Mädchen, Aya Fujimiya, schaute gelangweilt durch die Küche des großen Hauses, in dem sie nun wohnte. Nach dem Training war sie sofort nach Hause gekommen, ohne sich umzuziehen und auf ihre Mitschülerinnen und Teamkolleginnen zu warten. Danach war ihr heute nicht. Sie wollte alleine sein. Sie stellte das Glas ab und ging auf das unverletzte Knie hinab, betastete vorsichtig die Wunde, die nun ihr rechtes Knie zierte. Es war nicht beim Volleyball spielen passiert. Sie war kurz vor der Haustür gestolpert. Deswegen war die Wunde nun auch dreckig. Sie seufzte erschlagen, stand wieder auf und ging langsam die Treppe in den nächsten Stock hinauf. Sie lauschte und verzog genervt das Gesicht. Aus einem der Zimmer drang, wie so häufig Gehechel, Gestöhne und was auch immer. Sie blickte auf die Uhr... "Wen hat der denn jetzt schon aufgerissen?" Sie murrte leise. Doch eigentlich krampfte sich ihr Herz leicht bei dem Gedanken zusammen, wer da an diesen Geräuschen beteiligt war. Aya seufzte erschlagen und ging ins Badezimmer. Sie zog ihren Sportschuh aus und setzte sich auf die geschlossene Toilette. Sie legte das Bein auf den Badewannenrand und neigte sich tief über die klaffende Wunde. Sie versuchte, den gröbsten Schmutz mit den Fingerspitzen herauszuholen, doch gab sie es schließlich auf. Aya erhob sich und trat an das Badezimmerschränkchen. Sie öffnete es und wühlte drin herum, bis sie eine Pinzette und Jod gefunden hatte. Zusätzlich nahm sie noch ein großes Pflaster heraus und setzte sich wieder auf die Toilette. Den Fuß stemmte sie am Wannenrand ab und machte sich daran, den Dreck aus der Wunde zu suchen. Sie verzog schmerzlich das Gesicht, als sie mit der Pinzette zu tief in die Wunde eindrang. "Verdammt..." Tränen stiegen in ihre Augen. Dennoch pulte sie mutig weiter. "Aya-chan?" Yoji schaute ins Bad hinein und erblickte Rans jüngere Schwester. Sie saß auf der Toilette und pulte mit einer Pinzette in ihrem Bein herum. Aya sah auf und erblickt Yoji. Dieser lehnte nur in schwarze Boxershorts gekleidet am Türrahmen. Sie sah sofort wieder weg und wendete sich wieder ihrem Bein zu. "Was ist denn passiert?" Yoji trat ins Bad und kniete sich neben ihr auf den Boden. Er schob ihre Hand zur Seite und betrachtete die immer noch blutende Wunde. Er nahm das feuchte Tuch, das auf dem Rand der Badewanne lag, in die Hand und tupfte vorsichtig das Blut von Ayas Bein. Sie sah wie gebannt auf seine Hände, wagte allerdings nicht, ihm ins Gesicht zu sehen. "Ich kann das auch selber machen. Ist nicht so schlimm." "Die Wunde ist ziemlich tief. Meinst du nicht, du solltest das nähen lassen?" Er blickte sie an und blies sich dann eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Aya schüttelte leicht den Kopf. "Im schlimmsten Fall wird es eine winzige Narbe. Das entstellt ja nun nicht." Sie griff nach dem Tuch, das Yoji immer noch in seinen Händen hielt, und wollte es ihm wegnehmen. Dabei streiften ihre Finger seine Hand. Aya zuckte zurück und sah wieder stoisch auf ihr Bein. "Hey, was ist denn?" Yoji musterte Rans kleine Schwester. Sie sah aus, als wäre ihr gerade irgendetwas sehr unangenehm. Allerdings leitete er das auf die wohl schmerzende Wunde ab und nicht auf sich selbst. "Hast du schon Jod aus dem Schrank geholt?" Er schaute sie wieder an, und entdeckt im nächsten Augenblick die kleine grüne Flasche. Ein Grinsen zierte sein Gesicht. "Ah, sehr gut." "Tja, ich denke mit." Aya beugte sich tiefer über die Wunde. Yojis Nähe war ihr einfach nur unangenehm. Vor allen Dingen deshalb, weil sie ihn wenige Minuten zuvor noch tüchtig mit einer anderen Frau zu Gange gehört hatte. Und jetzt hockte er neben ihr und versorgte ihre Wunde... weil sie Rans kleine Schwester war. Als er nun ein sauberes Tuch mit dem Jod betropfte und es vorsichtig auf ihr Bein tupfte, verzog sie schmerzlich das Gesicht. "Das brennt." "Aber wenigstens entzündet es sich dann nicht." Er schaut sie an, sah, dass ihr eine Träne aus dem Augenwinkel kullerte. Er legte ihr die Hand beruhigend auf die Wange und wischte das salzige Überbleibsel des kurzen brennenden Schmerzes weg. "So schlimm war es doch gar nicht." "War es doch." Aya murrte ungehalten und schob seinen Arm weg, damit er seine Hand von ihrem Gesicht nehmen musste. Dann nahm sie das große Pflaster vom Wannenrand und wollte es sich auf ihr Bein kleben. Doch Yoji kam ihr zuvor und nahm ihr das Pflaster ab. Er klebte es vorsichtig über die Wunde und strich die Ränder behutsam glatt. "Siehst du, schon fertig." Er hauchte noch einen Kuss auf seine Finger und drückte diese leicht auf die Wunde. Dann sah er sie grinsend an. "Jetzt kann die kleine Aya wieder spielen gehen." Er lachte leise. Ayas Kopf fuhr zu ihm herum. Sie sah ihn geradezu wütend an, während sie einige Sekunden zuvor am liebsten vor Glück zerschmolzen wäre. "Die kleine Aya?" Sie zog ihre linke Braue steil nach oben. "Die kleine Aya...?" Ihre Stimme wurde immer lauter und geradezu schrill. "Du..." Sie stieß ihn unsanft an, so dass er nach hinten wegkippte. Yoji knallte geradezu auf den Hintern und verzog das Gesicht. "Was ist denn jetzt los? Was habe ich denn gesagt?" Er sah sie hilflos an. "Das fragst du mich nicht wirklich, oder?" Aya erhob sich und stand einer Rachegöttin gleich über ihm. Yoji blickte zu ihr auf. Ihre dunklen Augen schienen wahre Flammen zu schlagen. "Was habe ich denn nun gemacht?" "Du bist das letzte, Yohji Kudo. Das Allerletzte..." Aya trat über ihn weg und verließ das Bad in Richtung ihres Zimmers. Sie öffnete die Tür, trat ins Zimmer und schlug die Tür mit voller Wucht wieder ins Schloss. Dann gab sie einen genervten Schrei von sich. Yoji rappelte sich unterdessen vom Boden auf und lauschte dem Schrei, der aus Ayas Zimmer kam. Er ging langsam zurück in sein Zimmer und schloss erschlagen die Tür. Aya war schon eine Nummer... Im ersten Moment scheu und zuckersüß und im nächsten Moment geradezu ein Drachen. Aber dieser Drache zeigte sich häufig nur in seiner Gegenwart. Und immer dann, wenn er eine Frau anschleppte. Yoji runzelte nachdenklich die Stirn und sah dann zu seiner Anlage, die immer noch an war. Er öffnete das CD-Fach und holte die silberne Scheibe heraus. "Verdammt..." Er haute sich unsanft mit der Hand vor den Kopf. Die CD hatte Birman vorbeigebracht. Weil Ran, Ken und Omi Auslieferungen machten, und er einfach keine Lust hatte, den Laden zu beaufsichtigen, hatte er sich in sein Zimmer zurückgezogen und sich die CDs angehört. Birman hatte ihn schon gewarnt, was sich auf der CD befand und zudem gefordert, dass Weiß sich die ganze Scheibe anhören sollten, um eventuell etwas Zweckdienliches herauszufinden. Nur war nichts Zweckdienliches auf die CD gepresst. Es war nur das Gestöhne eines Mannes und einer Frau gewesen. Und genau das hatte Aya-chan wohl gehört. Er sah in die Richtung, in der Ayas Zimmer lag. Kurz überlegte er, ob er vielleicht zu ihr gehen sollte, um ihr irgendeine seltsame Erklärung zu geben. Aber warum sollte er das eigentlich machen? Es ging sie nichts an, was und mit wem er was trieb. Aber trotzdem... sie war Aya, Rans kleine Schwester und außerdem... Yoji seufzte genervt. Und außerdem war sie in letzter Zeit irgendwie mehr für ihn geworden. Zu Anfang, als sie aus dem Koma erwacht war, hatte er sie gar nicht wirklich wahrgenommen. Sie war einfach nur Rans kleine Schwester gewesen. Nicht mehr und nicht weniger. Aber mit der Zeit, während sie sich endgültig von ihrem langen Martyrium erholte, bemerkte er, was sie für eine Frau war. Sie war wunderschön mit den langen schwarzen Haaren, die in der Sonne blau schimmerten und den tiefen großen dunklen Augen. Die blasse Haut, entweder ein Überbleibsel des langen Komas oder genetisch bedingt, bildete einen unwiderstehlichen Kontrast zu den langen dunklen Haaren. Und dann diese Beine... Obwohl Aya nicht wirklich groß war, schienen ihre Beine unwahrscheinlich lang und anmutig. Und sie bewegte sich mit solch einer Grazie auf ihnen, dass es ihm von Zeit zu Zeit geradezu schwindelig wurde. "Kleine süße Aya..." Yoji sah immer noch in die Richtung, in der ihr Zimmer lag. Doch dann sammelte er sich wieder und legte die CD zurück in ihre Hülle. Er setzte sich auf sein Bett und lehnte sich an die Wand. Aya lief wie ein eingesperrter Tiger, der durch seine Zelle streifte, durch ihr Zimmer. Ihr Kopf brummte, und sie spürte kochende Wut in ihrem Inneren. Warum musste Yoji immer dann, wenn er so lieb und zuckersüß zu ihr war, danach irgendetwas machen, das das alles wieder kaputt machte? Das tat er jedes Mal. Jedes verdammte Mal. Einmal, als sie nach der Schule im Laden aushalf, da waren nur sie zwei da, weil Ran, Ken und Omi Auslieferungen machten. Yoji hatte einige der ladeneigenen Groupies vertröstet und ihnen versichert, dass die drei Anderen zu einem späteren Zeitpunkt wieder zugegen sein würden. Doch eins seiner eigenen Groupies ließ nicht locker und wollte die ganze Zeit wissen, ob er sie denn hübsch fand. Aya hatte das die ganze Zeit beobachtet, während sie hinter der Theke Blumensträuße band. Sie hatte nur ein Gefühl gekannt. Sie hätte das Mädchen am liebsten ungespitzt in den Boden gerammt. Und während sie so vor sich hingärte, hatte Yoji sich plötzlich von dem Mädchen abgewandt, hatte eine rote Rose aus einer der Vasen gezogen und war zu ihr herübergekommen. Er hatte sich tief vor ihr verneigt und ihr die Rose galant offeriert. "Es gibt nur eine wirklich hübsche Frau in diesem Laden." Er hatte sie angelächelt, und Aya wäre am liebsten unter seinem Blick zerschmolzen, als sie bemerkte, dass er sie meinte. Yoji hatte sie aus seinen wunderschönen grünen Augen angesehen. Er hatte sie angelächelt, angelächelt auf diese wirklich zuckersüße Art und Weise, wie nur er es tat. Ayas Herz hatte einen Freudensprung nach dem anderen vollführt, weil das einfach zu schön war. Doch dann kam sie... Groß, blond mit strahlend blauen Augen und langen... wirklich sehr langen Beinen. Und da war der Moment vorbei. Der Prinz verwandelte sich vor Ayas Augen wieder in einen Frosch, der aus großen Augen diese Frau anglubschte. Ayas Herz wollte in diesem Moment in tausend Teile zerspringen und Tränen waren in ihre Augen gestiegen. Aya ballte die Hand zur Faust. Damals hatte er sein Augenmerk direkt auf eine andere Frau gelenkt und heute... Heute hatte er wieder nur Rans kleine Schwester in ihr gesehen. "Jetzt kann die kleine Aya wieder spielen gehen." Aya murmelte die Worte vor sich hin, spürte sie geradezu wie Galle über ihre Zunge kommen. Wie konnte dieser ignorante Idiot nur so einen Mist von sich geben? War ihm eigentlich bewusst, dass sie bereits 16 Jahre war und schon lange aus dem Alter heraus, in dem man noch mit Puppen spielte? War ihm das eigentlich bewusst? Aya raufte sich die Haare. Warum konnte er nicht endlich sehen, dass sie noch mehr war als Rans kleine Schwester? Warum sah er nicht endlich die Frau, die sie war? War das wirklich zuviel von ihm verlangt? Aya ließ sich seufzend auf ihr Bett fallen. Sie zog die Beine an und umfing diese mit ihren Armen. Sie schloss die Augen und verdrängte die Tränen, die in ihr aufstiegen, um sich ihren Weg in die Freiheit zu suchen. Sie wollte nicht wegen Yoji weinen. Nicht wegen ihm. Sie war ihm schließlich egal, zumindest als das, was sie war. Als Frau, die Gefühle in sich trug. Gefühle für ihn. Er sah nicht mehr in ihr als Rans kleine Schwester. Immer nur Rans kleine Schwester, die vor jedem Schmerz und Leid auf dieser Welt bewahrt werden musste, damit ihr Dinge wie ihr langes Koma in Zukunft erspart blieben. Sie schluchzte leise, entließ ihre Beine aus ihrer Umklammerung, um sich auf den Bauch zu drehen und die Tränen in ihrem Kissen zu ersticken. Yoji lag immer noch auf seinem Bett und starrte Löcher in die Luft. Die Arme hatte er hinter dem Kopf verschränkt, während seine Beine leicht angewinkelt auf dem Bett lagen. Und er dachte immer noch über Aya nach. Was konnte sie nur so aus der Fassung gebracht habe? Hatte er irgendetwas Falsches gesagt? Er konnte sich nicht vorstellen, was es gewesen sein sollte. Er stöhnte genervt und setzte sich in seinem Bett auf. Aya raubte ihm den letzten Nerv. Manchmal hatte er wirklich das Gefühl, sie würde ihn hassen. So wie damals, als sie im Laden aushalf. Eins dieser kleinen Schulmädchen, vielleicht lächerliche vierzehn oder fünfzehn Jahre, hatte ihn die ganze Zeit mit der Frage belagert, ob er sie denn hübsch finden würde. Gut, er hatte sich eingestehen müssen, dass die Kleine sicherlich irgendwann ein gewisses Potential haben würde, aber zum einen war sie erheblich zu jung und zum anderen fing er nichts, aber auch wirklich nichts mit kleinen Schulmädchen an. Und da war noch Aya gewesen, die hinter der Theke gerade einen Blumenstrauß band. Sie hatte an diesem Tag einfach nur zum Anbeißen ausgesehen, so dass er seine Philosophie, nichts mit Schulmädchen anzufangen, allzu gerne über den Haufen geschmissen hätte. Sie hatte eins dieser raffinierten chinesischen Kleider getragen, die quer über den Busen zugeknöpft wurden und einen kleinen schmalen Stehkragen hatten. Das Kleid war blutrot gewesen und hatte silberne Applikationen gehabt. Er ging ihr nur knapp bis unter den wohlgeformten Po, was Ran zuvor zu der Bemerkung veranlasst hatte, dass ein breiter Gürtel kleidsamer gewesen wäre. Doch Yoji hatte dieses Kleid absolut kleidsam gefunden, zumal Aya ihre wunderschönen Beine wirklich nicht verstecken brauchte. Und während diese Kleine noch auf ihn einredete, war es einfach über ihn gekommen. Er hatte die schönste rote Rose, die es im Laden gab, aus der entsprechenden Vase gezogen, war auf Aya zugegangen und hatte sie ihr entgegengehalten, mit den Worten "Es gibt nur eine wirklich hübsche Frau in diesem Laden." Aya hatte ihn zuerst gar nicht wahrgenommen, weil sie so in ihre Arbeit vertieft gewesen war, doch dann hatte sie den Blick gehoben. Ihre dunklen Augen hatten ihn zuerst nur verständnislos gemustert, doch dann hatte sich ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht ausgebreitet. Und dann war sie gekommen... sein personifizierter Albtraum. Groß, blond, blauäugig und einfach nur anhänglich. Und dass, obwohl bereits seit Monaten nichts mehr zwischen ihnen gelaufen war. Er hatte sich einer dummen Gewohnheit nachfolgend nach dem Albtraum umgesehen, um sich zu überzeugen, dass sie es auch wirklich war, und er nicht unter Paranoia litt. Dem war nicht so, aber dafür war etwas anderes noch viel erschreckender als die Erkenntnis, dass dieses anhängliche Frauenzimmer nun im Laden war. Aya hatte die Rose, die sie von ihm entgegengenommen hatte, hinter der Theke zwischen den Blumenabfällen abgelegt und war dann klammheimlich aus dem Laden verschwunden. Und er blieb zurück mit Problem Nummer eins, der Blondine und einem noch viel größeren Problem Nummer zwei, welches Aya hieß und sich nun getreu ihrem Motto "Ich hasse Yoji" verkrümelt hatte, und dass, obwohl er doch nur nett hatte sein wollen. Nein, er schüttelte leicht den Kopf, er wollte damals nicht nur nett sein. Er hatte ihr etwas mit dieser Geste sagen wollen. Doch sie hatte wohl einiges missverstanden. Und nun lag die Rose auf seinem Schreibtisch, war getrocknet und wartete immer noch darauf, dass das Mädchen, das selbst die Schönheit dieser Rose übertraf, sie entgegennahm. Er fuhr sich durch seine kinnlangen Haare und murrte leise. Warum war sie die einzige Frau, die ihn nicht ausstehen konnte? Was hatte er verbrochen, um sich ihren Hass oder Zorn zuzuziehen? Aya verließ immer noch schlecht gelaunt ihr Zimmer und machte sich auf den Weg zum Badezimmer. Sie hatte sich ihre Wäsche, die sie nach dem Duschen anziehen wollte, bereits unter den Arm geklemmt. Doch auf dem Weg zum Bad kam sie unweigerlich an Yojis Zimmer vorbei. Und aus diesem war nun kein Geräusch zu hören. Rein gar nichts. Die Frau musste wohl bereits verschwunden sein. "Das ging aber schnell." Sie murmelte leise in ihren nicht vorhandenen Bart und setzte sich wieder in Richtung Bad in Bewegung. Doch plötzlich stutzte sie und ging rückwärts zurück zu Yojis Tür. Wenn die Frau immer noch bei ihm war, dann wollte sie ihre Nebenbuhlerin wenigstens einmal sehen. Immerhin konnte sie vielleicht aus ihr schlau werden, welche Ansprüche Yoji an eine Frau stellte. Aya holte mehrmals tief Luft und hob die Hand, um anzuklopfen. Doch der Mut verließ sie kurzfristig, als sie ein seltsames Stöhnen aus seinem Zimmer hörte. Allerdings spornte sie dies nun an. Wenn die Frau wirklich noch da war, dann würde er sie sowieso nicht rein bitten. Also konnte sie genauso gut klopfen. Und das tat sie nun auch. Es dauerte einen Moment, dann erklang Yojis Stimme. "Ja?" Aya holte noch einmal tief Luft und drückte dann die Klinke hinunter. Sie streckte den Kopf zur Tür herein und sah, dass er alleine war. Er saß auf seinem Bett und sah aus dem Fenster. Als er ihre Schritte vernahm, blickte er sich um und musterte sie kurz. "Was denn, Aya-chan?" Aya druckste hilflos rum. Warum musste er nur so verdammt niedlich sein? Das erschwerte alles so. Und vor allen Dingen dann, wenn seine Augen sie nun so ansehen wie gerade im Moment. Diese Augen... Aya seufzte leise, fasste sich aber sofort wieder, als ihr bewusst wurde, dass sie mitten in seinem Zimmer stand. Yoji unterdes ließ seinen Blick über Aya gleiten. Sie trug noch immer ihren knappen Volleyball-Dress, trug nun allerdings noch Wäsche unter dem Arm. Er machte ein Shirt aus und eine kurze Hose und... er wendete sich kurz ab. Ihr BH baumelte ungünstigerweise aus ihrem kleinen Bündel. Hellblaue Spitze mit einer weißen Schleife... Er spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss und sah wieder angestrengt aus dem Fenster. "Was willst du denn nun?" "Ich... also, ich wollte mich..." Sie gab einen gequälten Ton von sich. "Ich wollte mich wegen eben entschuldigen. Ich hätte dich nicht anschreien sollen und schon gar nicht schubsen. Ich hoffe, ich habe dir nicht wehgetan." Yoji, welcher die Röte in seinem Gesicht wieder unter Kontrolle hatte, sah zu ihr und schüttelte den Kopf. "Nein, schon okay. Ist nix passiert." Er winkte locker ab. Aya nickte nur leicht, als sie das hörte, erntete dafür aber nun noch einen neugierigen Blick, weil sie nach einiger Zeit immer noch ohne ein weiteres Wort in seinem Zimmer stand. "Ist noch etwas, Aya-chan?" Yoji musterte sie fragend. Sie sah aus wie die Unschuld in Person. Wie eine zum Anbeißen niedliche Unschuld. Aya schüttelte leicht den Kopf. "Nein, das war es. Ich gehe dann wieder." Sie drehte sich zur Tür um und machte sich auf den Weg nach draußen. Doch Yoji sprang plötzlich auf und setzte ihr nach. Er legte ihr die Hand auf die Schulter und drückte diese leicht. "Wie geht es eigentlich deinem Knie?" Aya sah ihn über ihre Schulter an und schaute dann noch mal nach unten. Sie zuckte knapp mit den Schultern. "Es klopft noch ein bisschen und es ist durchgeblutet, ansonsten geht es dem Knie prächtig." Sie lachte leise. Dann schaute sie noch mal über ihre Schulter zu ihm. "Danke noch mal, dass du die Wunde versorgt hast." Yoji nickte knapp. "Für dich mache ich doch alles, Kleines." Er hob die Hand von ihrer Schulter und strich mit dem Handrücken leicht über ihre Wange. Aya wendete direkt wieder den Blick von ihm ab, weil ihr die Röte ins Gesicht stieg. "Na ja, gut zu wissen. Du willst nicht zufällig meine Hausaufgaben machen, oder?" "Hausaufgaben? Da bin ich wohl der Falsche, aber bei Biologie würde ich dir zu gerne helfen." Yoji zog ruckartig die Hand von ihrer Wange weg und biss sich betreten auf die Unterlippe. Aya drehte sich zu ihm um und sah ihn aus ihren naiven dunklen Augen an. "Warum bei Biologie?" Sie legte den Kopf schief und musterte ihn neugierig. "Öhm..." Yoji rieb sich über den Hinterkopf. "Ich war in Biologie immer gut...?" Er sah zur Decke hinauf, damit er nicht auf die Idee kam, sie anzusehen. Doch dann räusperte er sich leise. "Du solltest aber vielleicht doch lieber Ran fragen. Er hilft seiner kleinen Schwester doch sicherlich liebend gerne bei so was." Er grinste sie urplötzlich an. Was er allerdings sah, ließ sein Grinsen fast noch im Keim ersticken. Ayas Augen wurden von jetzt auf gleich von einem dunklen Schatten überzogen. Der naive Blick wich blanker Wut. "Ja, dann werde ich wohl meinen großen Bruder fragen. Hast recht, der weiß sicherlich besser bescheid als du." Sie fauchte ihn geradezu an, drehte sich dann um und dampfte aus seinem Zimmer ab. Yoji blieb verstört zurück und sah ihr fragend nach. Was war nur mit dieser Frau los? Aya lehnte sich im Flur an die Wand und sah starr an die gegenüberliegende Wand. Warum war er nur so ein Idiot? Warum? Kapitel 2: Gelegenheit ---------------------- Verdammter Sommer... Warum musste es so verdammt heiß sein? Und warum musste die Nacht noch heißer dadurch werden, dass wirre Gedanken durch seinen Kopf jagten? Yoji setzte sich im Bett auf und sah in die Dunkelheit hinein. Seitdem Aya ihn verlassen hatte, hatte er die ganze Zeit an sie denken müssen. Und in der Nacht, als er dachte, die Gedanken an sie wären endlich hinfällig, quälten sie ihn weiter mit voller Wucht. Sie ging ihm einfach nicht aus dem Kopf, ganz so, als wenn sie ihn quälen wollte durch ihren wütenden Blick, den sie ihm in seinen Träumen immer wieder zuwarf. Aber die Träume bestanden nicht nur aus diesem Blick. Sie bestanden aus so viel mehr. Aus Dingen, für die Ran ihn umbringen würde, wenn er auch nur einmal auf die Idee käme, sie auszuführen. Das Harmloseste war ein Kuss zwischen ihm und Aya und das Schlimmste, obwohl es wohl gar nicht schlimm war, war der Gedanke daran, wie es wäre, mit ihr zu schlafen. Ja, Ran würde ihn umbringen. Er würde ihn schon dann umbringen, wenn er bemerkte, dass in ihm ein unstillbares Verlangen nach seiner kleinen Schwester aufkeimte. Ein Verlangen, dass Yoji so lange unterdrückt hatte und das nun in ihm losbrach. Er zog die Beine an und umschlang sie mit seinen Armen. Aber selbst wenn er diesem Verlangen nun endlich, nach so langer Zeit, nachgeben wollte, konnte er es nicht. Zum Einen eben deshalb, weil Ran ihn mit seinem Katana aufschlitzen würde und zum Anderen weil Aya ihn schlicht und ergreifend hasste. Sie hasste ihn augenscheinlich so sehr, dass es nicht mehr als eines Satzes bedurfte, um sie aus der Haut fahren zu lassen. Nicht mehr als ein verdammter Satz... Yoji raufte sich ungehalten die Haare. Rans kleine Schwester hatte das geschafft, was so viele andere Frauen nicht bei ihm geschafft hatten. Er war wohl zum ersten Mal in seinem Leben einer Frau treu ergeben. Zumindest seit Asuka damals aus seinem Leben verschwunden war. Davor hatte es auch nur sie für ihn gegeben. Er seufzte erschlagen und sah aus dem Fenster. Der Mond hing grell am Himmel, während langsam die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont krochen. "Was kann ich machen, damit du diesen Hass gegen mich endlich begräbst, Aya." Sein Murmeln ging fast in der Stille in seinem Zimmer unter. Er ließ sich zurück auf sein Bett fallen und starrte an die Decke. Sie musste ihm endlich aus dem Kopf gehen. Zumindest so lange, bis sein müder Körper sich seinen Schlaf geholt hatte, und er wieder klar denken konnte. Denn erst dann war er in der Lage, sich weiter mit diesem Problem zu befassen. Er schüttelte den Kopf und schollt sich selber. Aya war kein Problem. Und wenn sie doch eins war, dann war sie das süßeste Problem, das ihn jemals in seinem Leben gequält hatte. Er rollte sich auf die Seite und starrte an die Wand. Müdigkeit kroch durch seine Glieder. Er gähnte leise und schloss die Augen. Am nächsten Tag würde er sich um Aya kümmern und dann... dann würde sich zeigen, was er von seinen Bemühungen hatte. Ran las in der Zeitung und löffelte nebenbei sein Müsli aus der Schüssel, die vor ihm stand. Omi summte leicht zu der Musik aus seinem Discman mit, und Ken hing verschlafen auf dem Stuhl und versuchte sich mit Kaffee in die wache Welt zu rufen. Yoji schlurfte müde in die Küche und ließ sich auf einen freien Stuhl fallen. Er streckte sich und gähnte. Omi sah zu ihm auf und zog sich die Kopfhörer aus den Ohren. Er musterte den ältesten Weiß nachdenklich. "Du siehst echt beschissen aus." Yoji sah aus halbgeschlossenen Lidern zu ihm und zuckte mit den Schultern. "Ich konnte nicht schlafen. Musste nachdenken." Er grummelte ungehalten. Ran ließ die Zeitung sinken und lugte ihn über deren Rand an. "Dafür hast du aber recht lange nicht gut schlafen können." Er warf einen giftigen Blick zur Uhr hinüber. Yoji verdrehte die Augen und murmelte einen unflätigen Kommentar vor sich hin. Und das nicht nur, weil Ran sich wieder wie der große Meister aufführte, sondern auch, weil er das zweite große Problem darstellte, dass ihn in der Nacht gequält hatte. Er erhob sich und holte sich aus dem Schrank eine Tasse und ein Schüssel für die Cornflakes, die er sich widerwillig einverleiben wollte. Omi musterte ihn immer noch. "Oder warst du noch heimlich auf Frauenjagd." Er grinste den Älteren unschuldig an. Yoji, der sich gerade wieder hingesetzt hatte, durchbohrte ihn mit einem tödlichen Blick. "Meinst du, dass dich das irgendwas angehen würde, wenn dem so wäre?" Er kniff seine Augen zu Schlitzen zusammen und durchbohrte den jüngsten Weiß. "Aber nein, war ich nicht." Er war froh, dass Aya noch nicht zum Frühstück erschienen war. Es war immerhin Wochenende, und sie würde wohl noch schlafen. Gott sei Dank. Er könnte es beim besten Willen nicht ertragen, sie heute Morgen schon zu sehen. Nicht nach dieser Nacht mit diesem letzten Traum, der ihn schließlich zum Aufstehen gezwungen hatte. Er füllte seine Müslischüssel lustlos mit Cornflakes und ertränkte sie in Milch. Er nippte nicht minder lustlos an dem starken Kaffee, den Ken gekocht hatte und nun in einer Tasse vor ihm stand. Ken gähnte erschlagen und blickte dann Yoji an, der das Gesicht verzog, weil der Kaffee dann doch etwas zu stark für seinen Geschmack war. "Stell dich nicht so an. Das bringt dich nicht um." Ken trank selber einen Schluck Kaffee und grinste dann fast genauso unschuldig, wie Omi es einige Minuten zuvor gemacht hatte. Yoji sah ihn ungehalten an, erwiderte aber nichts. Dann schaute er zu Ran, der ihn immer noch mit Argusaugen über die Zeitung hinweg musterte. "Hast du ein Problem, Ran?" Rans Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Er suchte augenscheinlich etwas in Yojis Gesicht. "Weißt du, mir war diese Nacht so, als wenn ich etwas aus deinem Zimmer gehört hätte." Yoji sah ihn fragend an. "Was?" Er suchte krampfhaft nach dem, was Ran da meinte. Ran hob die Zeitung wieder vor seine Augen und kümmerte sich nicht mehr um Yoji, der ihn irritiert musterte. Allerdings gärte es in ihm. Wenn er sich nicht ganz getäuscht hatte, hatte Yoji irgendwann in der Nacht irgendwas über Aya von sich gegeben. Und das würde genau zu dem Verhalten passen, das er in letzter Zeit an den Tag legte. Auch wenn er glaubte, es würde ihm entgehen. "Wir sind heute wieder sehr gesprächig, was?" Yoji knurrte leise. Am liebsten hätte er Ran den Hals umgedreht. Wenn das Problem mit Aya beseitig war, was noch lange dauern konnte, dann war das Einzige, das zwischen ihr und ihm stand, Ran. Ran blieb seelenruhig sitzen und ignorierte den Anderen einfach. Er löffelte in geradezu monotoner Art und Weise sein Müsli und blätterte schließlich die Seite in der Zeitung um. Omi sah zu Ken, der leicht mit den Schultern zuckte. Er wusste auch nicht, was zwischen den Beiden vorging. Irgendetwas sorgte dafür, dass die beiden gerade eine Stimmung erzeugten, die wahrscheinlich in einer Prügelei gipfeln würde, wären er und Omi nicht anwesend. Yoji murrte gerade ungehalten und begann damit, seine Cornflakes zu löffeln. Er griff zu dem Sportteil der Zeitung, den Ran verbannt hatte und überflog ihn gelangweilt. Omi schaute Ken an. "Kommst du mit schwimmen? Ist viel zu heiß, um nur im Haus rumzugammeln." Ken zog die Stirn kraus und wog kurz seine Optionen für den Tag ab. Er konnte hier bleiben und sich den stillen Kampf zwischen Yoji und Ran ansehen, er konnte sich einen im Garten abschwitzen oder sich an einen Badesee legen und den Freuden einer frischen Brise frönen. Er nickte knapp. "Wann willst du denn los?" Omi zuckte mit den Schultern. "Sobald wie möglich. Dann kriegen wir noch nen vernünftigen Platz ab." Ken sah auf die Uhr und nickte. "Wenn du mir bis 11Uhr Zeit zum wach werden gibst, komme ich mit." Omi grinste zufrieden und blickte dann zwischen Ran und Yoji hin und her. "Will einer von euch auch mit?" Von Yoji erntete er dafür nur ein gegrummeltes ,Nein' und Ran antwortete gar nicht. Er blätterte nur die Seite in seiner Zeitung um. "Als wenn der mitkommen würde... Da könnte er sich ja ein bisschen Farbe holen." Yoji funkelte zu Ran hinüber. Ken sah warnend zu Omi, der bloß nicht den Fehler begehen sollte, sich da nun einzumischen. Sonst würde das Ganze zwischen Yoji und Ran wirklich eskalieren. Ran ließ die Zeitung wieder etwas sinken und durchbohrte Yoji aus kalten Augen. "Und warum gehst du nicht mit. Da gibt es viele leicht bekleidete Frauen. Oder hat dein Hirn sich plötzlich doch auf eine Einzige fest geschossen?" Er grollte leise. Yojis Kopf zuckte leicht etwas höher. Worauf zum Teufel wollte der Schneemann hinaus? Ahnte er etwa etwas von dem, was im Moment in ihm vorging? "So nötig habe ich es doch nicht. Außerdem sind da doch sowieso nur diese ganzen kleinen nervenden Schulgören..." "Ach...? Und du bist sicher, dass dich das so sehr stören würde?" Ran ließ die Zeitung nun vollends auf den Tisch sinken und machte ganz den Eindruck, als wenn er Yoji anspringen wollte. Yoji sah ihn mitleidig an. "Lies weiter und nerv mich nicht." Er hob den Sportteil nun vor seine Augen und las ihn durch. Zwar tat er es unaufmerksam, aber so brauchte er sich wenigstens nicht mit Ran rumzuärgern. Er löffelte weiter seine Cornflakes, als eine helle Stimme ihn aus seinen wirren Gedanken riss. "Morgen, ihr vier." Aya blieb in der Tür stehen und musterte die drei Männer und Omi. Irgendwie hing Ärger in der Luft. Ran riss seinen wütenden Blick von Yoji los und sah zu Aya. Seine Augen weiteten sich entsetzt. "Kannst du dir nicht wenigstens was anziehen, wenn du zum Frühstück kommst?" Ken drehte sich auf seinem Stuhl zu Aya um und sah sie kurz an. Dann wendete er sich wieder seinem Kaffee zu und sah amüsiert zu Omi, der aus einem wohl anderen Grund große Augen gekriegt hatte. Yoji, der sich immer noch hinter der Zeitung versteckt hielt, ließ diese, als er gerade wieder einen Löffel mit Cornflakes in seinem Mund hatte verschwinden lassen, sinken. Er prustete den Inhalt seines Mundes quer über den Tisch und kriegte einen minderschweren Hustenanfall. Sein Kopf lief rot an. Aya stand in einem knappen Bikini in der Tür und sah fragend zu ihm. Dann schaute sie wieder zu Ran, zuckte leicht mit den Schultern und ging um den Tisch herum zur Spüle. Sie nahm ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit Wasser. Sie trat zu Yoji und hielt es ihm hin. Yoji hob abwehrend die Hand und wirkte mehr als nur verzweifelt. Aya... Aya, welche ihm eine schlaflose Nacht mit nicht gerade keuschen Gedanken beschert hatte, stand nur in einem klitzekleinen Bikini neben ihm und beugte sich gerade zu ihm hinab. Sie klopfte ihm auf den Rücken. "Hey, jetzt erstick hier nicht." Yoji schnappte verzweifelt nach Luft, vor allen Dingen, als sein Blick kurz zu ihr schwenkte, und er ihren Busen ins Blickfeld bekam, der sich in ihrem Bikini-Oberteil leicht hob und senkte. Ran durchbohrte ihn mit einem zornigen Blick, während Omi sich kläglich von den Cornflakes befreite, die ihm nun auf den Armen klebten. Ken sah nur fragend zu Yoji, der immer roter anlief und verzweifelt versuchte, mit dem Husten aufzuhören. Aya richtete sich neben ihm wieder gerade auf und stemmte die Arme in die Seiten. Sie legte den Kopf schief. Was sollte das jetzt schon wieder? Machte er sich eigentlich nur über sie lustig? Sie kam, obwohl Ran damit ein Problem hatte, nur in einen knappen Bikini gehüllt, in die Küche, weil sie sich gedacht hatte, vielleicht würde Yoji das irgendwie freuen, aber nein... er brach hier fast zusammen, weil ihn das anscheinend so amüsierte. Yoji sah kurz zu ihr hoch und glitt dabei mit seinem Blick über ihren Körper. Ein neuerlicher Hustenanfall kämpfte sich aus ihm hervor. Wie konnte eine einzige Frau nur aussehen wie die Versuchung in Person? Und warum musste sie das auch noch durch diese zwei kleinen Stofffetzen an ihrem Körper unterstreichen? Der verdammte Bikini leuchtete knallrot auf ihrer blassen Haut. Und in ihrem unschuldigen Gesicht leuchteten zwei dunkle fragende Augen, die mit den feuchten Lippen um die Wette glänzten. Und dann auch noch dieser leicht geöffnete Mund... Yoji spürte ein starkes Kribbeln in seiner Lendengegend und sprang auf. "Ich muss weg..." Damit stürmte er aus der Küche, raste wie ein Irrer die Treppe in sein Zimmer hoch und knallte die Tür hinter sich zu. Er lehnte sich schwer atmend gegen die Tür und blickte an sich herunter. Er betete inständig, dass keiner der Anderen zu genau zu ihm gesehen hatten, als er aufgesprungen war. Denn wenn dem nicht der Fall gewesen sein sollte, dann hätten sie sich sicherlich über die Beule in seiner Hose gewundert. Er ließ sich an der Tür runterrutschen und verzog schmerzlich das Gesicht. Warum musste Aya als wandelnde Sünde in die Küche kommen? Und das auch noch nach dieser verdammten Nacht und diesem noch verdammteren letzten Traum. Aya sah fragend Yoji hinterher, als dieser aufgesprungen war. "Was hat er denn?" Sie sah die verbleibenden Drei an. Omi zuckte mit den Schultern und schielte kurz zu ihr. Seine Nase färbte sich ein bisschen rot. Ken zuckte nur unbeteiligt mit den Schultern. Und Ran erhob sich, verließ kurz die Küche, um wenig später mit einem Morgenmantel für Aya zurückzukehren. Er legte ihn ihr über die Schultern. Aya sah ihn zerknirscht an. "Ich hätte mir auch selber was zum anziehen holen können." Ran fixierte sie mürrisch mit seinen Augen. "Du hättest gar nicht so hier reinkommen sollen. Was soll das?" Er herrschte sie wütend an. "Du wohnst hier nicht alleine." "Dich hat das auch nicht gestört, als Ma..." Sie verstummte kurz und straffte die Schultern. "Dich hat es früher auch nicht gestört." "Wir wohnen aber nicht mehr alleine in einem Haus, sondern mit noch drei anderen Kerlen. Findest du das so toll, vor den dreien in diesen Lappen rumzuhüpfen?" Er nickte verstimmt in Richtung ihres Bikinis. "Ist doch egal. Mein Gott, wenn wir mit der Schule schwimmen gehen, sehen mich meine Mitschüler auch im Bikini. Was ist daran so schlimm?" Ayas Stimme wurde langsam schrill. "Weil..." Ran suchte nach Worten. "Weil ein unverbesserlicher Casanova hier im Haus wohnt, der alles nagelt, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Was soll das hier werden? So was nach dem Motto: Los, nimm mich Yoji. Ich bin so leicht zu kriegen." "Ha..." Aya riss die Augen weit auf und schnappte nach Luft. Ran hatte zwar beinah recht, aber das ging zu weit. "Du bist so ein blöder Arsch, Ran. Du kannst mich mal." Sie verließ wütend die Küche und lief die Treppe hinauf. Ran sah ihr nach und vernahm leise Kens Stimme. "Du solltest dich glücklich schätzen, dass die beiden nicht mitkriegen, was sie übereinander denken." Omi sah den Dunkelhaarigen verständnislos an, verstand er doch nicht, was dieser meinte. Ran blickte Ken unwirsch an. Dann straffte er leicht die Schultern. "Ich werde es zu verhindern wissen, dass sie es jemals erfahren. Wenn er sie auch nur noch einmal ansieht, dann..." Er ballte die Hand zur Faust. Omi räusperte sich leise. "Darf ich fragen, wovon ihr redet?" Ken drehte den Kopf und schaute Omi verständnislos an. Nachdem ihm gerade klar geworden war, warum Ran und Yoji sich den ganzen Morgen schon so anblufften, weil der Grund dafür ja eben in die Küche spaziert war, war ihm nun auch der Rest klar, auf den er sich bis jetzt hatte keinen Reim machen können. "Aya ist über beide Ohren in Yoji verschossen, und er genauso in sie. Nur scheinen die beiden voneinander zu denken, dass sie sich irgendwie nicht ausstehen können." "Und das sollte auch so bleiben." Ran murmelte ungehalten vor sich hin. Aya stand immer noch unschlüssig im Flur und sah zwischen ihrem und Yojis Zimmer hin und her. Auch wenn er ein blöder Arsch war, dem ihre Gefühle egal waren, wollte sie dennoch wissen, ob er sich wieder eingekriegt hatte. Sie schlüpfte in den Morgenmantel und schlich langsam zu seiner Tür. Sie klopfte leise an. "Was?" Seine Stimme drang ungehalten durch die Tür nach draußen. Aya drückte die Klinke hinab und schlüpfte in sein Zimmer. Er saß auf seinem Bett und stierte an die Wand. "Ich wollte nur fragen, ob es dir gut geht?" Yoji sah sie zuerst nicht an. Sein Herz klopfte nur heftig gegen seinen Brustkorb, als er ihre Gestalt in seinem Zimmer wusste. "Ja, mir geht es gut." Er löste den Blick von der Wand und sah sie an. Zuerst nur in ihr Gesicht, doch dann glitt sein Blick ganz langsam an ihr hinab. Sie hatte sich zwar einen Morgenmantel übergezogen, doch war dieser nicht geschlossen, so dass sie im Prinzip immer noch halbnackt vor ihm stand. Er spürte fast augenblicklich wieder den Druck in seiner Hose und sah geschwind wieder zur Wand. "Du solltest besser gehen. Mir ist nicht nach reden zu Mute." Aya funkelte ihn sofort aus ihren dunklen Augen an. "Da sorgt man sich mal um dich, und was ist...?" Sie gab einen ungehaltenen Ton von sich. "Mach doch was du willst. Und beim nächsten Mal kannst du meinetwegen ersticken." Sie verließ sein Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Yoji sah ihr hinterher und schlug sich vor den Kopf. "Das hättest du auch netter sagen können." Er raufte sich die Haare. "Ich bin so ein..." "Idiot..." Aya murmelte leise vor sich hin, als sie sich ihrem Zimmer zuwendete. Sie sammelte ihre Sachen, die sie mit in den Garten nehmen wollte, zusammen und lief die Treppe wieder hinunter. Im Garten angekommen, breitete sie ein großes Handtuch aus, stöpselte ihren Discman in ihre Ohren und legte sich auf den Boden. Sie setzte sich ihre Sonnenbrille auf und wippelte leicht mit dem Fuß zur Musik mit. Yoji schlurfte einige Zeit später langsam wieder in die Küche, um sein Frühstück zu beenden. Von den anderen Dreien und vor allen Dingen von Aya war nichts zu sehen. Ken und Omi waren sicherlich schon zum See aufgebrochen, und "Frosty, der Schneemann" hockte sicherlich in seinem Zimmer und las irgendein langweiliges Buch. Yoji stand unschlüssig vorm Kühlschrank und entschied sich für einen Joghurt. Er schnappte sich einen Löffel sowie noch eine Tasse Kaffee und trottete dann gemächlich in Richtung Garten. Hier hatte er wenigstens seine Ruhe und musste nicht fürchten, dass Frosty ihm hinterher kam. Immerhin könnte er hier ja schmelzen... Doch Ruhe fand er auch hier nicht, weil Aya mitten im Garten lag, sich von der Sonne den Rücken braten ließ und dabei einfach zum Anbeißen aussah. Er wollte gerade wieder umdrehen, um sich aus ihrer Nähe zu entfernen, als sie aufsah und leicht die Stirn runzelte. Sie zog sich die Kopfhörer aus den Ohren. "Wenn du schon mal hier bist..." Er verdrehte innerlich die Augen. Wie konnte ein einziger Mensch eigentlich so gegensätzlich sein? Auf der einen Seite ein Engel, ein wirklich sündiger Engel, und auf der anderen Seite ein Teufel, welcher aber nicht minder sündig war. "Was denn?" Er zog die Augenbrauen zusammen und musterte sie fragend, wenn auch recht ungehalten. Aya funkelte ihn ärgerlich an. Konnte der Kerl nicht wenigstens einmal in seinem Leben wirklich freundlich zu ihr sein? Blöder Sack... Wenn er wenigstens ein wirklich hässliches Ekelpaket gewesen wäre, dann wäre das ja nicht so schlimm. Aber er war wirklich einfach nur zum Verlieben. Hitze stieg in ihrem Körper auf, als er sie nun musterte. Seine zum Verlieben schönen grünen Augen bohrten sich geradezu in sie... ...und es war gut, dass Aya nicht wusste, was er dachte. Yoji zerschmolz innerlich fast bei ihrem Anblick. Wie gerne wäre er jetzt ein kleines rotes Stück Stoff gewesen. Ein seliges Lächeln stahl sich auf seine Lippen, welches er allerdings unterdrückte, als Aya sich aufsetzte. "Kannst du mir vielleicht den Rücken eincremen? Ich glaube, ich kriege Sonnenbrand. Das juckt schon ganz ekelig." "I... i... ich?" Seine Stimme überschlug sich. Er sah kurz in den Himmel hoch. Warum musste ihm das passieren? Warum gerade ihm? Und warum zum Teufel konnte Rans kleine Schwester nicht einfach sterbenshässlich sein? Aber nein... Aya musste zu den schönsten Wesen zählen, die auf dieser Welt wandelten. Und dabei war sie ja erst sechzehn. Wie sollte das werden, wenn sie einmal einundzwanzig oder so was war? "Wer denn sonst? Siehst du hier noch irgendwen, den ich fragen könnte?" Aya verzog missgestimmt das Gesicht. Es war eine Sache, wenn er sich verhielt wie ein affektiertes Arschloch, aber es war eine andere Sache, wenn er ihr das auch noch dadurch mitteilte, dass er sich weigerte, ihr diesen kleinen Gefallen zu tun. So nach dem Motto: Ihhhh, dich mag ich aber nicht anfassen. Sie schloss kurz die Augen und schaute ihn dann wieder an. Sie griff nach der Flasche und hielt sie ihm entgegen. "Was ist nun?" Yoji seufzte erschlagen und schlich langsam über das Gras zu ihr. "Bevor ich mich Schlagen lasse..." Aber dann würde Aya ihn zumindest schlagen. Dann gab es wenigstens einen körperlichen Kontakt zwischen ihnen, auch wenn er etwas unerfreulicherer Art war. Das war besser, als gar kein körperlicher Kontakt. Er nahm ihr die Flasche mit dem Sonnenöl aus der Hand und stellte den Joghurtbecher neben sich ins Gras. "Leg dich hin." Und das am besten in mein Bett... Er schüttelte leicht den Kopf und versuchte, diesen Gedanken und das dazugehörige Bild aus seinem Kopf zu vertreiben. "Danke." Aya kam seiner Aufforderung nach und legte sich auf den Bauch. Yojis Gedanken überschlugen sich, als Aya das Oberteil ihres Bikinis öffnete, damit er auch wirklich an jede Stelle herankam. Kleine Schweißperlen traten auf seine Stirn, die nichts mit den 37°C im Schatten zu tun hatten, die heute die Luft aufheizten. Er holte tief Luft und gab etwas von der Sonnencreme auf seine Hände. Er verrieb die weiße Creme in seinen Händen und legte diese dann auf Ayas Rücken. Ein Schauer kroch über seinen Körper. Ihre Haut war so verdammt weich. Aya schloss die Augen, als sie Yojis Hände auf ihrem Rücken spürte. Das hatte sie sich nicht mal erträumt, dass es jemals so weit kam, dass er sie auch nur anfasste. Zwar hatte sie es sich gewünscht, aber nie zu hoffen gewagt, dass der Tag jemals kommen würde. Yoji strich mit sanften Händen über Ayas Rücken. Zuerst war er versucht gewesen, es schnell hinter sich zu bringen, aber viel näher als so würde er ihr wohl sonst niemals kommen. Ihre weiche Haut glitt unter seinen Fingern dahin. Er fuhr mit den Fingerspitzen über ihre gerade Wirbelsäule und zeichnete kleine Botschaften auf ihren Rücken, die sie wohl nie lesen würde. Und selbst wenn, dann wären sie ihr egal. Ohne es zu merken, waren seine Hände zu der sanften Wölbung ihres Pos geglitten und verharrten nun dort. Er ließ seinen Blick über ihren Rücken gleiten und war versucht, sich vorzuneigen und einen Kuss zwischen ihre Schulterblätter zu hauchen. Aya drehte den Kopf und sah ihn an. Er machte ein entsetzlich gequältes Gesicht. Das gab es wirklich nicht. Konnte er es nicht hinter sich bringen, ohne ihr seinen Widerwillen zu zeigen? Dieser verdammte... Sie setzte sich rückartig auf und sah ihn an. Dass ihr Bikini-Oberteil immer noch nicht wieder geschlossen war, hatte sie vollkommen vergessen. "Danke, das reicht." Sie sah ihn ärgerlich an. "Mmh..." Yoji erwachte aus seiner Starre und schaute sie fragend an. Sein Blick glitt an ihr hinab und verharrte an ihrem Busen, welcher hinter dem verrutschten Oberteil hervorblitzte. Er riss die Augen von dem zarten Fleisch los und sah über ihren Kopf hinweg zum Haus. Aya sah ihn mit schief gelegtem Kopf an und wurde rot bis unter die Haarspitzen, als ihr auffiel, dass ihr Oberteil nicht geschlossen war. Sie nestelte verzweifelt hinter ihrem Rücken herum, doch ihre Hände, die plötzlich angefangen hatten, unkontrolliert zu zittern, versagten ihr ihren Dienst. "Verdammt..." Sie zischelte leise vor sich hin. Yoji sah wieder kurz zu ihr und hob fragend eine Braue. "Warte." Er kroch hinter sie und schloss die Haken des Oberteils. Dann legte er ihr seine Hände auf die Schultern. Er spürte die Gänsehaut, die über ihren Rücken lief. Sie sträubte sich eindeutig gegen ihn. "Danke..." Aya war die Röte ins Gesicht geschossen. Seine Hände lagen sanft auf ihren Schultern, und sie spürte die Körperwärme, die von ihm abstrahlte. Er saß eindeutig viel zu nah an ihr dran. Er neigte sich etwas vor und hauchte heiser in ihr Ohr. "Nichts zu danken." Er streifte beinah mit den Lippen ihre Ohrmuschel. Aya lief eine neuerliche Gänsehaut über den Körper. Erst Arsch und dann wieder so was... Sie drehte den Kopf und sah ihn an. Seine Augen glänzten auf seltsame Art und Weise. Und irgendwie machte er einen verklärten Eindruck. "Geht es dir nicht gut?" Sie sah ihn fragend an. Ihre Stimme wurde immer leiser und versagte ihr plötzlich. So nah war sie ihm noch nie gewesen. Sie spürten seinen Atem auf ihrer Haut. Er wird mich umbringen, und sie wird mich zum Teufel jagen. Yojis Gedanken überschlugen sich hektisch. Aber vielleicht würde diese Gelegenheit nie wieder kommen. Näher konnte er Aya wahrlich nicht mehr sein. Er war ihr so nahe, dass er die hellbraunen Flecken in ihren dunklen Augen sehen konnte. "Aya, ich muss dir etwas sagen..." Er näherte sich mit seinem Gesicht langsam dem ihrem. Er fühlte sich geradezu magnetisch von ihr angezogen. "Was denn?" Aya wurde zu Wachs in seinen Händen. Ihre Stimme war nicht mehr als ein leiser Hauch. Aber warum tat er das nun schon wieder? Er spielte doch nur mit ihr... Aber diesen Gedanken verwarf sie. Sie sehnte einfach nur den Augenblick herbei, wenn sich seine Lippen auf ihre legen würden. Und das war unausweichlich. Seine Hände glitten von ihren Schultern über ihre Arme hinab zu ihren Händen und umfassten sie. Sie verhakte ihre Finger mit seinen. Yojis Puls beschleunigte sich abrupt. Warum hatte sie ihn noch nicht zum Teufel gejagte? Warum hatte sie ihn noch nicht von sich gestoßen? Er spürte ihren warmen Atem auf seiner Wange. Ihr Blick war fest auf seine Augen gerichtet, und ihre Finger übten einen fast zärtlichen Druck auf seine Hände aus. "Ich glaube, ich habe mich in..." Seine Lippen strichen nur leicht über Ayas Mund. Ihre Lippen waren so unendlich weich. Aya schloss die Augen. Ihr Herz hämmerte gegen ihren Brustkorb. Das Blut rauschte durch ihren Kopf. Er würde sie mit einer weiteren Geste, so wie er es immer tat, wieder bitter enttäuschen, aber im Moment war es ihr egal. Sie wollte nur endlich von ihm geküsst werden. Und dem war sie so nahe. Denn während er sprach, berührten seine Lippen ihren Mund. "...dich..." "Aya!" Rans Stimme erklang hinter den Beiden. Yoji schreckte von Aya zurück und sah über die Schulter zu Ran. Dieser stand wie ein Rachengel in der Tür und durchbohrte ihn mit finsteren Blicken. Er hielt das Telefon in der Hand. "Reika ist am Telefon." "Reika?" Aya sah ihn verwirrt an. Der Name sagte ihr etwas, aber was war es? Sie war verwirrt. Schrecklich verwirrt. Yoji saß immer noch dicht hinter ihr. Seine Hände umfassten immer noch die ihren. Doch seine Aufmerksamkeit hatte sich auf Ran gelegt. Yoji starrte mit einer Mischung aus Entsetzen und Wut zu Ran. Das größte Problem hatte sich zumindest kurzweilig fast erledigt, aber dann musste ja Problem Nummer zwei auftauchen, und dahin war die Erfüllung seines harmlosesten Traumes. Er spürte Ayas Blick in seinem Gesicht und wendete sich ihr wieder zu. Entsetzen weitete ihre Augen. Sie hatte gemerkt, zu was es fast gekommen wäre, und nun war ihr wohl auch klar geworden, was das geheißen hätte. Er, den sie nicht ausstehen konnte, hätte sie fast geküsst. Und die Panik, die in ihren Augen aufblitzte, sprach Bände dafür, was sie nun dachte. Ein schwerer Kloß breitete sich in seinen Eingeweiden aus. Er zog seine Hände zurück, löste so die sanfte Umklammerung um ihre kleinen Hände und rutschte von ihr weg. Er griff nach dem Joghurt, der immer noch im Gras stand und erhob sich ohne ein Wort. Er steckte sich den Löffel in den Mund und schlich mit gesenktem Blick an Ran vorbei, der ihn ansah, als wenn er ihn umbringen wollte. Aya starrte Yoji nach. Sie hatte es gewusst. Er hatte ihr wieder Hoffnungen gemacht und sie dann abermals zerschlagen. Er tat es immer und immer wieder. Er machte sich einen Heidenspaß daraus, ihr weh zu tun. Und weh tat das gerade. Verdammt weh sogar. Am liebsten wäre sie tot umgefallen oder hätte zumindest angefangen zu weinen, doch das würde sie nicht vor Ran machen. Nicht vor ihm. Das würde sie still und leise in ihrem Zimmer machen, wohin sie jetzt verschwinden würde... Sie stand langsam auf und ging auf Ran zu. Sie nickte knapp, ergriff das Telefon aus seiner Hand und lief ins Haus, die Treppe hinauf und in ihr Zimmer. Yoji, der sich ebenfalls in sein Zimmer zurückgezogen hatte, tigerte durch selbiges und murmelte Verwünschungen gegen Ran. Er war seinem Ziel so nahe gewesen. Fast hätte er Aya geküsst. Beinah. Er hatte bereits ihre weichen Lippen spüren können, aber nein... Frosty musste ja aus heiterem Himmel auftauchen. Hätte er nicht einfach schmelzen können? Und dann Ayas Reaktion, als ihr bewusst geworden war, was er im Begriff war zu tun. Es hatte nicht viel gefehlt, und sie hätte ihm sicherlich die Augen ausgekratzt. Vielleicht war es gerade deswegen gut, dass Ran ihn in seinem Vorhaben unterbrochen hatte. Immerhin hatte er sich so eine derbe Ohrfeige gespart. Aber dennoch... Er sah in die Richtung, in welcher Ayas Zimmer lag. Mittlerweile wäre er sogar bereit zu sterben, wenn er sie dafür nur einmal küssen dürfte. Mehr wollte er gar nicht. "Träume sind Schäume..." Seine Stimme klang frustriert. Dieser kleine harmlose Traum wäre wahr geworden, wenn Ran nicht erschienen wäre. Wenigstens dieser eine kleine Traum. Denn auf die Erfüllung des letzten Traumes, des Traumes, in dem er Aya die ganze Nacht hindurch geliebt hatte, würde er lange warten können. Das würde niemals soweit kommen. Niemals in seinem Leben. Und genau deshalb sollte er vielleicht in Erwägung ziehen, sein altes Leben als unverbesserlicher Playboy wieder in Angriff zu nehmen. Immerhin hatte nie jemand behauptet, dass die Befriedigung des Körpers auch mit einer Befriedigung des Geistes und des Herzens einhergehen musste. Aber genau so würde es sein, wenn er und Aya... Er bleib abrupt im Zimmer stehen. "Verkneif es dir. Soweit kommt das niemals. Du hattest eine ganz kleine Chance. Und die ist vertan. Finde dich damit ab. Du wirst sie niemals in den Armen halten. Niemals." Er ballte wütend die Hand zur Faust und dachte an Aya. Kapitel 3: Was sich liebt... ---------------------------- Yoji starrte mit einem sehnsüchtigen Blick zu Aya hinüber, die wieder im Laden aushalf. Sie band gerade einen Blumenstrauß und drapierte kunstvoll eine weiße Manschette um den Strauß roter Rosen, den sie mit einigen Stängeln Schafsgarbe verziert hatte. Er goss geistesabwesend weiter die Blumen, die vor dem Laden standen. Die nervenden Gören, die ihm in die Ohren quakten, hörte er überhaupt nicht. Er hatte nur Augen und Ohren für Aya, die leise vor sich hinsummte. Als sie kurz den Blick hob und dabei seinen Blick kreuzte, sah er schnell auf die Blumen hinab und studierte diese, als wären sie das interessanteste Gut auf Erden. Aber das waren sie mit Nichten. Denn das interessanteste Gut auf Erden stand gerade hinter dem Tresen und band weiter diesen herrlichen Blumenstrauß. Er linste vorsichtig zu Aya hinüber, die wieder auf den Strauß hinabblickte. Er hob den Kopf und ließ den Blick abermals über ihre schlanke Gestalt gleiten, die in einem überaus niedlichen Paar Shorts und einem knappen Top steckte. Seit dem Vorfall im Garten ließ sie in kategorisch links liegen. Wenn er sie begrüßte, wenn sie nach Hause kam, erntete er nicht mehr als einen finsteren Blick von ihr. Und auch kein Lächeln stahl sich über ihre Lippen, wenn er einen seiner besten Witze zum Besten gab. Sie ignorierte ihn einfach und mit aller Härte. Und was die ganze Sache noch schlimmer macht, war Ran, der ihn plötzlich mit einer Genugtuung sondergleichen angaffte und geradezu durch seine Augen in alle Welt hinausbrüllte, dass er froh war, dass diese Episode im Garten nach hinten losgegangen war. Yoji murrte leise vor sich hin und hielt die Gießkanne immer noch in Kippstellung, als bereits lange kein Wasser mehr aus ihr hinaus floss. Erst als sich jemand hinter ihm räusperte und ihm auf die Schulter tippte, zuckte er zusammen und drehte sich um. Omi stand grinsend hinter ihm und hielt ihm ein Glas mit Limonade hin. "Habe mir gedacht, du könntest das gebrauchen. Es ist heute viel zu heiß." Er ließ seinen Blick unmissverständlich zu Aya gleiten, so schien es zumindest Yoji, und grinste ihn dann anzüglich an. Yoji ergriff ohne ein Wort das Glas und nickte zu Aya. "Die Lady immer zuerst." Er musterte Omi mit einem finsteren Blick, drückte ihm die Gießkanne in die Hand und drängelte sich durch die dummen Schulgören hindurch. Er stellte das Glas neben Aya auf den Tresen. "Die Limonade ist kalt..." Er hätte sich am liebsten vor den Kopf geschlagen. Etwas Blöderes hätte er ja gar nicht sagen können. Aya hob kurz den Blick und zog eine dunkle Braue steil hoch. Dann nickte sie auf die andere Seite neben sich, wo bereits ein Glas mit Limonade stand. Sie richtete den Blick wieder stoisch auf den Strauß, der eigentlich bereits fertig war und zupfte, als wäre es ihre Lebensaufgabe, an der Manschette herum. Er sah eine Weile einfach nur auf ihre Finger hinab und hielt sie plötzlich fest. "Warum redest du nicht mehr mit mir, Aya-chan?" Er legte den Kopf schief und sah sie aus fragenden grünen Augen an. Sie hob perplex den Kopf und blickte ihn an. Dass ihr Herz bei seiner sanften Berührung schneller zu schlagen begonnen hatte, bemerkte er nicht. Sie musterte ihn eine Weile und versucht ihm dann ihre Hand zu entziehen. "Lass mich los. Ich habe zu tun." Sie zerrte an ihrer Hand, doch Yoji hielt sie fest in seiner. "Nein, du antwortest mir zuerst." Er hielt ihre Hand weiterhin fest, spürte wie ihre Haut urplötzlich abkühlte und dann wieder zu glühen begann. Aya schnaubte ungehalten. "Weil ich keine Lust habe, mit dir zu reden. Du langweilst mich und gehst mir auch den Geist." Ihre dunklen Augen bohrten sich drohend in seine Grünen. "Was habe ich dir denn getan?" Er ließ erschlagen ihre Hand los, welche sie sofort an sich zog und an ihrer Hose abwischte, als wenn sie seine Berührung von sich reiben wollte. Das zu sehen, schmerzte ihn tatsächlich. Sie benahm sich gerade so, als wäre er nicht mehr als ein Stück Dreck, den es zu beseitigen galt. Er ließ geknickt den Kopf hängen und schaute auf ihre Hände hinab, die sich wieder an dem Strauß zu schaffen machten. Aus dem Augenwinkel sah er, wie sich Omi ihnen näherte. Er hielt Aya nun ebenfalls ein Glas mit Limonade hin. Sie hob den Blick und strahlte den jüngsten Weiß an. "Danke Omi, das ist lieb. In meiner Limonade ist eben eine dicke Fliege ertrunken." Sie nahm das Glas dankbar entgegen und stellte es genau neben das Glas, das Yoji ihr gereicht hatte. Dieser sah jetzt erst, dass tatsächlich eine tote Fliege in ihrem alten Glas schwamm. Er ärgerte sich über sich selbst, und vor allen Dingen ärgerte er sich über Omi, der ihn schon beinah mit diesem verhassten "Ich habe es doch gleich gewusst"-Blick ansah. Am liebsten hätte er den kleinen Blonden erwürgt. "Gibst du mir dann bitte das Glas, Aya-chan? Dann spüle ich es direkt weg und beseitige den unliebsamen Schwimmer." Omi hielt ihr die Hand entgegen und sah sie lächelnd an. Yoji spürte, wie ihm der Hemdkragen enger wurde. Das war doch pures Kalkül, dass Omi nun so eine Show abzog. Er ballte die Hand zur Faust und drehte sich abrupt um. Das musste er sich wirklich nicht gefallen lassen. Und schon gar nicht von dem Gartenzwerg, der mit seinen siebzehn Jahren gerade mal so groß war wie ein sechszehnjähriges Mädchen. Omi sah Yoji hinterher und rief ihm nach: "Willst du auch noch eine Limonade? Dann hole ich dir eine." Er grinste hinter dem großen Blonden her und wendete sich dann wieder Aya zu, die ihm gerade den Strauß reichte. "Meinst du, der ist gut so? Er wird in einer halben Stunde abgeholt." Sie musterte ihr Werk skeptisch. Omi nickte nachdenklich. "Ich finde ihn sehr schön. Zu welchem Anlass wird er denn gekauft?" Aya, die ihn bis jetzt angestrahlt hatte, sah plötzlich traurig hinter Yoji her. "Der junge Mann, der ihn bestellt hat, will seiner Angebeteten heute seine Liebe gestehen." Der jüngste Weiß folgte ihrem Blick und sah sie dann mitfühlend an. Er neigte sich zu ihr über den Tresen und zog sie am Arm zu sich. Er flüsterte leise in ihr Ohr. "Gib die Hoffnung nicht auf. Vielleicht sieht er auch irgendwann, was er an dir hat." Sie nickte geknickt, sah aber nicht den eifersüchtigen Blick, den Yoji Omi zuwarf, als er sich in dieser geradezu pikierenden Nähe zu ihr befand. "Ich bringe den Gartenzwerg um..." Yoji riss sich die Schürze über den Kopf und knallte sie wütend auf den Küchentisch. Ken, der sich gerade eine Tafel Schokolade einverleibte, sah ihn fragend an. "Was meinst du?" Er runzelte nachdenklich die Stirn. Was sollte dieser Gefühlsausbruch nun schon wieder? Allmählich ging Yoji ihm ziemlich auf die Nerven. "Weißt du, was Omi gemacht hat?" Yoji fuchtelte mit den Armen durch die Luft. Sein Kopf lief langsam aber sicher rot an. "Er hat Aya ins Ohr geflüstert und war ihr so nahe..." Er demonstrierte die Nähe durch die Bewegung seiner zwei Hände. "Und?" Ken stopfte sich ein weiteres Stück Schokolade in den Mund und sah vorsichtig zu dem Älteren. "Ist das seit neustem verboten?" Yoji fiel die Kinnlade herunter. Er starrte Ken fassungslos an. Was ging hier vor sich? Drehten die nun alle durch? Das war ja gerade so, als wenn Aya ein Besitz der Allgemeinheit wäre. Er gab ein wütendes Schnauben von sich und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Er griff zu der Schokoladentafel rüber, die noch vor Ken lag und brach sich einen Riegel ab. Er stopfte sich ein Stück in den Mund. "Denkt hier denn keiner daran, was Ran machen würde, wenn er das sehen würde? Er würde Omi den Kopf abreißen, wenn er sich Aya auf diese Weise nähert." Ken zog eine dunkle Braue steil hoch. "Ach... Ran würde ihm also den Kopf abreißen. Du meinst mit Ran nicht zufällig dich, oder?" Der Blonde schnappte nach Luft. "Iiiiiiich?" Er schüttelte hektisch den Kopf und stopfte sich noch ein Stück Schokolade in den Mund. "Warum sollte ich das machen wollen? Aya ist mir egal." Er verschränkte die Arme vor der Brust und nickte bekräftigend. "Und wer soll dir das glauben?" Ken verdrehte die Augen. Das Spiel, das die beiden miteinander spielten, ging ihm wirklich gehörig auf den Senkel. Es war nicht zu übersehen, dass die beiden mehr füreinander empfanden als Freundschaft, aber anstatt sich zusammenzuraufen, benahmen sie sich wie kleine Kinder. Yoji verzog das Gesicht und stieß die Luft zwischen den Zähnen aus. Er erhob sich langsam von dem Stuhl, zog Ken die Schokolade weg und nahm sie ungefragt an sich. Er verließ vor sich hingärend die Küche und machte sich auf ihn sein Zimmer. Die drehten hier wirklich alle durch. Und das allgemeine Unverständnis kotzte ihn gerade gewaltig an. Er schlug wütend die Tür hinter sich zu und ließ sich auf sein Bett fallen. Wenn er Omi noch einmal bei so einer Aktion erwischen würde, dann würde er zu spüren kriegen, was es hieß, sich mit ihm, Yoji Kudoh, anzulegen. Er stopfte sich wieder ein Stück Schokolade in den Mund und sah trotzig aus dem Fenster. Ken hockte mit Omi im Wohnzimmer vor dem Fernseher und zappte gelangweilt durch die Programme. Als er keinen Sender fand, der seinen Geschmack traf, schaltete er die Flimmerkiste aus und sah zu Omi hinüber. "Yoji wollte dich umbringen." Omi sah ihn fragend an. "Wie meinen?" "Eifersucht... Glühende Eifersucht..." Ken zuckte mit den Schultern. "Ach das..." Omi winkte ab. "Der soll sich mal nicht so haben. Aya ist nicht sein Besitz und schon gar nicht, wenn er noch nicht mal fähig ist, ihr zu sagen, was er für sie empfindet." Er griff in die Chipstüte, die auf dem Tisch lag. "Und außerdem... Aya leidet. Sie zeigt es ihm zwar nicht, aber ihr geht es schlecht. Sie hat fast angefangen zu heulen, als er sie wieder hat links liegen lassen." Ken schlug sich die Hand vor den Kopf. "Die beiden sind doch wirklich zu blöd. Die stehen sich komplett selber im Weg, obwohl..." Omi sah den Anderen fragend an und zog die Chipstüte auf seinen Schoß. "Was denn?" "Ich möchte nicht in Yojis Haut stecken, wenn die Beiden das doch irgendwann auf die Reihe kriegen, und Ran was davon mitkriegt. Dann fehlt ihm am Ende bestimmt mehr als nur ein paar Zähne." "Da könntest du wohl recht habe." Omi bewegte leicht den Kopf hin und her. Schon alleine die Vorstellung, wie Ran Yoji seit dem Vorfall in der Küche angiftete, reichte aus, um ihn wirkliches Mitgefühl für den Playboy empfinden zu lassen. Er zuckte leicht mit den Schultern. "Ich denke, Ran macht sich nur berechtigte Sorgen. Ich meine, es handelt sich schließlich um Yoji, der da Interesse an Aya anmeldet." Ken kräuselte die Nase und schüttelte dann den Kopf. "Ich denke, er meint es wirklich ernst mit ihr. Ich kann mich schon nicht mehr erinnern, wann er das letzte Mal abends weg war. Und an seine letzte Errungenschaft... Das ist auch schon ne Weile her." Er griff in die Chipstüte, die immer noch auf Omis Beinen lag und stopfte sich die Chips in den Mund. "Du denkst wirklich, er meint es ernst mit ihr?" Omi hielt das immer noch für ein Gerücht. Yoji gehörte einfach nicht zu der Sorte Mann, die es ernst mit einer Frau meinte. Wenn er eine Beziehung hatte, dann war sie so schnell wieder vorbei, wie sie angefangen hatte. Und ernst meinte er es mit keiner Frau, weil nach dem Ende mit der Einen schon ein Anfang mit einer Anderen auf dem Programm stand. Und dann waren da diese ewigen kleinen Intermezzi... "Ich traue ihm ehrlich gesagt auch nicht über den Weg. Er ist gemein zu Aya-chan." Der Jüngere stopfte sich nun ebenfalls Chips in den Mund. "Warum gemein?" Ken runzelte die Stirn. Er konnte sich nicht entsinnen, dass Yoji auch nur einmal gemein zu Rans kleiner Schwester gewesen war. Er verhielt sich nur etwas... na ja, ungünstig... Omi seufzte leise. "Aya ist vor drei Tagen mit mir von der Schule nach Hause gekommen. Ich bin schon vorgerannt, weil meine Schicht in den nächsten fünf Minuten anfangen sollte. Ich habe noch aus dem Augenwinkel gesehen, wie sie gestolpert ist. Ihr sind alle Bücher aus der Hand gefallen, und das waren eine Menge. Und was tat Yoji? Er gaffte sie an und sagte nicht mehr als "Du solltest besser aufpassen, Aya-chan". Wenn ihm so viel an ihr liegen würde, dann hätte er ihr doch wenigstens geholfen." Der Blonde verschränkte die Arme vor der Brust und sah Ken ernst an. Dieser runzelte nur leicht die Stirn und zuckte mit den Schultern. "Ich hatte an dem Tag mit Yoji zusammen Schicht. Er hat sich vorher wegen irgendwas ziemlich mit Ran in die Wolle gekriegt. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, war es sogar wegen Aya-chan, weil Ran da angeblich wieder was gehört hat. Na ja, und als Aya dann die Bücher hingefallen sind, da hat sie ihn auch so biestig angesehen, als er ihr helfen wollte. Dann hat er wohl den Schwanz eingezogen." Omi behielt den Gedanken, der durch seinen Kopf zuckte für sich, auch wenn er ihn für passend befand. Immerhin konnte er sich wirklich nicht erinnern, wann Yoji einmal den Schwanz eingekniffen hatte, so hart das nun auch klang. "Er ist trotzdem gemein zu ihr. Immer wenn sie sich Hoffnungen macht, zerschlägt er sie." Ken zog die Augenbrauen zusammen. "Jetzt tu nicht so, als wenn du schon länger als eine Woche wüsstest, was zwischen den beiden abgeht. Dann lügst du nämlich." "Ich weiß es ja auch noch nicht länger, aber Aya ist schon vorher sehr oft zu mir gekommen und hat geweint, weil da ein Kerl war, der immer das und dies tat und am Ende wieder alles durch ne blöde Handlung zerschmetterte. Und nu weiß ich ja, dass sie Yoji gemeint hat." "Wie sollten uns am Besten ganz raushalten. Ich stehe nämlich auf dem Standpunkt, dass Yoji der Angearschte ist, auch wenn er selber Schuld ist. Er müsste ihr nu einmal die Wahrheit sagen, damit sie das Rumgezicke aufgibt. Und sie zickt wirklich rum wie ne hysterische Xanthippe." "Jetzt werd mal nicht gemein. Was soll sie denn anderes machen?" Omi biss sich auf die Lippen, als Rans Kopf in der Tür auftauchte. Er nickte den beiden nur knapp zu und verschwand dann wieder. Ken neigte sich zu Omi rüber. "Die Wände haben Ohren. Lass uns das zu einem anderen Zeitpunkt klären." Er nahm die Fernbedienung wieder zur Hand und schaltete den Fernseher ein. Ran drückte die Klinke zum Badezimmer herunter. Eine heiße Dampfwolke schlug ihm entgegen. Er murrte ungehalten und brüllte ziemlich ungehalten: "Könnt ihr nicht einmal das Fenster aufmachen, wenn ihr hier drinnen fertig seid." Er hörte, wie Wasser schwappte und sah durch den Dampf. Grüne Augen sahen ihn ärgerlich an. "Habe ich dich eingeladen, mir beim Baden Gesellschaft zu leisten, Fujimiya?" Yoji knurrte ihn leise an. Ran schnappte nach Luft. Das war doch wohl nicht wahr... Konnte dieser Schwachkopf nicht wenigstens abschließen. Wenn er, Omi oder Ken ins Bad kamen, war das ja noch tolerierbar, aber immerhin wohnte auch eine junge Frau mit im Haus. Rans Kopf färbte sich langsam rot und biss sich mit seinen roten Haaren. "Sag mal, spinnst du? Kannst du nicht abschließen? Was ist, wenn Aya rein gekommen wäre?" "Ich hab es vergessen." Yoji ließ sich zurück ins Wasser sinken und schloss die Augen. Er tippte ungehalten mit den Fingern auf den Badewannenrand. "Und jetzt mach nen Abflug." Ran fiel die Kinnlade runter. Da legte sich Blondy tatsächlich wieder seelenruhig ins Wasser zurück und tat nichts, um den Zustand mit der offenen Badezimmertür zu ändern. "Schließ gefälligst die Tür ab." Yoji rührte sich gar nicht, tippte nur noch ungehaltener auf den Wannenrand. "Bist du jetzt fertig? Ich versuche mich hier zu entspannen." Er öffnete die Augen einen spaltbreit und musterte Ran finster. Dieser schnappte abermals nach Luft. "Kudoh, ich warne dich. Schließ die verdammte Tür ab. Wenn Aya dich so sieht..." "Und? Früher oder später wird sie wohl einen nackten Mann sehen. Das lässt sich wohl schlecht vermeiden. Außer wenn sie so verklemmt ist, wie du, Frosty." Er setzte sich abermals in der Wanne auf und legte die Arme auf den Wannenrand. Er legte den Kopf auf die verschränkten Gliedmaßen. Rans Kinnlade fiel noch weiter herunter. "Was bildest du dir eigentlich ein?" Seine Augen blitzten wütend auf. "Mir ist das scheißegal, ob sie irgendwann einen nackten Mann sieht. Nur ich werde zu verhindern wissen, dass sie dich sieht. Das kannst du dir abschminken." Der Blonde schnaubte verächtlich und klemmte sich eine nasse Haarsträhne hinter sein Ohr. "Das hast nicht du zu entscheiden. Das ist ihre Sache." "Ich reiße dir den Arsch auf, wenn du dich ihr auch nur auf zwei Meter näherst." Ran trat drohend näher auf die Wanne zu und blickte auf Yoji hinab. Dieser schenkte ihm ein mitleidiges Lächeln. Er griff nach seinem Handtuch, hielt es vor sich, als er sich aus der Wanne erhob und wickelte es sich um die Hüften. Triefendnass ging er an Ran vorbei, trat auf den Flur hinaus und ging zielstrebig in Richtung von Ayas Zimmer davon. Ran riss die Augen weit auf und setzte ihm nach. "Ich schlage dich zusammen, wenn..." Es war aber schon zu spät. Yoji klopfte an Ayas Zimmertür an, lauschte auf das leise "Herein" und spazierte in ihre Räumlichkeiten. Aya drehte sich langsam auf ihrem Schreibtischstuhl herum, riss den Blick von ihrem Computerbildschirm und starrte mit großen Augen Yoji an, der nur in ein Handtuch gekleidet in ihrem Zimmer stand. Ihr Herz begann schneller gegen ihren Brustkorb zu hämmern. Wie konnte ein einzelner Mann nur so verdammt gut aussehen. Sie ließ ihren Blick über seine große Gestalt gleiten, lief allerdings rot an, als Ran ins Zimmer stürmte und Yoji an der Schulter packte. Yoji, der von Ran aus dem Zimmer geschleift wurde, grinste sie noch an. "Dein Bruder wollte, dass ich dir sagen, dass du dir gerne nackte Männer anschauen darfst." Aya sah ihn verwirrt an, sprang vom Stuhl, als die Tür hinter ihm zuschlug. Sie riss sie wieder auf und sah hinaus. Ran drängt Yoji gegen die Wand und holte anscheinend zum Schlag aus. Als er sie allerdings bemerkte, ließ er die Faust sinken und von Yoji ab. Dieser schenkte ihr noch ein knappes Lächeln, drehte sich um und ging immer noch den Boden voll tropfend ins Bad zurück. Er knallte die Tür hinter sich zu und drehte den Schlüssel im Schloss um. Als er das Handtuch sinken ließ und an sich hinab blickte, schlug er sich vor den Kopf. Warum hatte sie auch halbnackt vor ihrem Computer sitzen müssen? Warum konnte diese Frau sich nicht so anziehen, dass man ihre Reize nicht sofort sah, wenn man in den Raum kam? Besaß sie eigentlich keine Röcke, die länger waren als die Hälfte ihres Oberschenkels? Und besaß sie keine Shirts, die nicht so verdammt eng und so verdammt ausgeschnitten war? Warum zum Geier griff Ran da nicht fester durch? Er stieg wieder in die Badewanne, legte sich zurück, schloss die Augen und ließ seinen Gedanken freien Lauf. Doch diese Gedanken, die sich hauptsächlich um Aya drehten, raubten ihm letztendlich den letzten Nerv, so dass er sich noch gequälter, als er sich zuvor hingelegt hatte, aufsetzte. Er murrte leise und war wirklich froh, dass er dieses Mal die Tür abgeschlossen hatte... Aya lag in ihrem Bett und starrte an die Decke hinauf. Es war viel zu heiß zum Schlafen, und außerdem musste sie die ganze Zeit an Yoji denken, wie er da nur in ein Handtuch gekleidet, in ihrem Zimmer gestanden hatte. Sie ließ ihr inneres Auge noch einmal über seinen Körper gleiten, an dem ganz langsam die Wassertropfchen abgeperlt waren. Seine leicht gebräunte Haut hatte sich sacht von dem weißen Handtuch abgehoben, das er sich um die Hüften geschwungen hatte. Seine nassen Haare waren leicht gewellt gewesen. Dadurch hatte er fast noch niedlicher ausgesehen, als er es sowieso schon tat. Aya seufzte wohlig. Er hatte sie so lieb angesehen und seine grünen Augen hatte sie so angestrahlt, dass es ihr heiß und kalt geworden war. Was hätte sie nicht alles dafür gegen, einmal ein Tropfen Wasser zu sein... Sie schlug sich die Hand vor ihr Gesicht. Was dachte sie da nur? Wie kam sie überhaupt auf diesen Gedanken? Das war doch schon nicht mehr normal. Sie mochte zwar in ihn verliebt sein, aber das grenzte ja schon an... An was eigentlich? Sie streckte die Arme und Beine von sich und starrte weiter an die Zimmerdecke. Die Vorstellung seines nassen glänzenden Körpers ließ es ihr heiß den Rücken hinab laufen. Sie seufzte leise. Was würde sie dafür geben, wenn er sie wenigstens einmal anfassen würde. Ein einziges Mal. Sie spürte, wie es ihr auch an anderer Stelle ziemlich heiß wurde. Sie zog sich das Kopfkissen über den Kopf und schlug die Beine aneinander. Sie musste schlafen. Und das dringend. Dann hörten diese Gedanken wenigstens auf. Aya rollte sich auf die Seite und starrte die Wand an. Der Schlaf kam noch eine ganze Weile nicht. Und als er endlich kam, da forderte er seinen Tribut in wirren Träumen über Yoji. Yoji schlurfte am frühen Morgen schlaftrunken in Richtung Bad. Er hatte eine verdammte Frühschicht, auf die er getrost verzichten konnte. Aber nein, der liebe Ran musste ihn ja irgendwie quälen, wenn er ihm schon nicht die Zähne einschlagen konnte. Als er an Ayas Zimmer vorbeikam, blieb er kurz stehen, weil ihre Zimmertür einen spaltbreit offen stand. Er überlegte kurz, ob er sich bei ihr für den Auftritt gestern entschuldigen sollte, doch belehrte er sich eines Besseren. Sie entschuldigte sich schließlich auch nie bei ihm. Warum sollte er das also machen? Er machte einen Schritt in Richtung Bad, verharrte aber dann wie vom Donner gerührt. Aya stand in ihrem Zimmer und schlüpfte gerade aus ihrer kleinen Schlafanzugshose. Sie stand völlig nackt mit dem Rücken zur Tür und griff zu ihrem Bett hinüber. Yoji fiel das Kinn weit hinunter. Der Anstand gebot ihm, sich weiter in Richtung Badezimmer zu schlagen, aber Ayas Anblick bannte ihn an die Stelle, auf der er stand. Sie neigte sich hinab und stieg mit ihren langen Beinen in einen roten Spitzentanga. Als sie sich wieder aufrichtete, drehte sie sich leicht zur Seite, so dass ihr Busen kurz aufblitzte, während sie nach dem BH griff, der auf ihrem Bett lag. Yoji riss die grünen Augen weiter auf. Das konnte nicht wahr sein. Das was er hier erlebte, war besser als alles, was er sich bisher erträumt hatte. Da stand diese wunderschöne junge Frau nur in einen wirklich winzigen Tanga gekleidet in ihrem Zimmer und... Er spürte den Druck, der sich plötzlich wieder in seinen Shorts breit machte, allerdings ignorierte er ihn dieses Mal. Aya drehte sich gerade wieder um und zog sich den BH über die Arme. Sie schloss den niedlichen roten BH hinter ihrem Rücken mit einem Handgriff und drehte sich schließlich ganz zur Seite, um ihren kurzen Rock, der zu ihrer Schuluniform gehörte, vom Bett zu nehmen. Sie stieg in den Rock hinein und schloss ihn langsam. Yoji, dem der Mund immer noch weit offen stand, rieb sich fassungslos über die Augen. Womit hatte er das am frühen Morgen verdient? Nicht, dass ihm das, was er sah, nicht gefallen hätte, aber wie sollte er den Tag überstehen, wenn sich dieser göttliche Anblick in seine Netzhaut brannte? Aya schlüpfte gerade in das weiße Hemdchen, das zu dem dunkelblauen Rock gehörte. Als sie sich die Socken über die zierlichen Füße zog, beugte sie sich weit hinunter, so dass Yoji einen wirklich interessanten Blick unter ihren Rock erhaschen konnte. Der Tanga war zwischen ihre wohlgeformten Pobacken gerutscht und zeigte nun mehr, als er verdeckte. Der Druck in seinen Shorts nahm noch um einen Tick mehr zu, als Aya sich nun genau vor den großen Spiegel in ihrem Zimmer stellte und den Busen, der bereits so fast aus dem roten BH hüpfen wollte, noch einmal mit einem gekonnten Handgriff zurecht rückte. Sie knöpfte sich langsam die Bluse zu und griff schließlich zu dem kleinen Regal hinüber, auf dem sie diese ganzen Schnickschnack aufbewahrte, den nur Frauen besaßen. Sie bürstete sich eine Weile durch die langen dunklen Haare und flocht sie zu zwei Zöpfen zusammen. "Wenn ich jetzt sterben müsste, dann wäre es mir egal." Seine Stimme war nur noch ein heiseres Murmeln. Er trat langsam rückwärts von der Tür zurück und stieß plötzlich auf einen Widerstand. Lass es nicht Ran sein... bitte! Er drehte langsam den Kopf und schaute in zwei grüne Augen. "Willst du nicht ins Badezimmer?" Ken sah ihn fragend an. "Öhm..." Yoji sah ihn verdutzt an, richtete dann aber den Blick nach vorne, als Aya auf einmal aus ihrem Zimmer trat. Sie sah fragend zu ihm und Ken, während sie den letzten Knopf des engen weißen Hemdes zuköpfte. Yoji schnappte nach Luft und raste wie ein Irrer ins Bad. Er schlug die Tür hinter sich zu, schloss ab und drehte das kalte Wasser in der Dusche auf. Er nahm sich nicht einmal die Zeit, aus den Shorts zu steigen, stieg direkt unter den kalten Wasserstrahl und schloss um Erlösung heischend die Augen. Doch der Druck ließ einfach nicht nach, so dass er mal wieder mehr als nur froh war, dass die Badezimmertür einen Schlüssel besaß, den er dieses Mal auch wieder benutzt hatte. Aya saß in der Schule und blickte gelangweilt auf den Bildschirm, über den gerade ein Film über Verhütung flimmerte. Die beiden Herrschaften, um die es ging, täuschten gerade ein heißes Vorspiel vor, bei dem ihnen plötzlich brennendheiß einfiel, dass sie ja was Wichtiges vergessen hatten... Es leben die Kondome...! Aya verdrehte die Augen. Das war ja alles ganz toll und auch ganz wichtig, aber so was von lachhaft, was die Beiden da abzogen. Schon alleine wenn sie sich dieses Würstchen von Kerl ansah... Der war doch wirklich zum Kotzen hässlich. Den hätte sie nicht mal mit der Kneifzange angefasst. Im Gegensatz zu Yoji... Sie blickte sehnsüchtig aus dem Fenster und begann damit, ihren Fuß unter dem Stuhl hin und her wippen zu lassen. Wie fühlte es sich wohl an, wenn er sie küssen oder sie streicheln würde? Wären seine Lippen wirklich so weich, wie sie aussahen? Sie tadelte sich selber. Natürlich waren seine Lippen weich. Als er sie im Garten fast geküsst hätte, hatten seine Lippen ihren Mund bereits gestreift. Wäre Ran nur nicht dazwischen geplatzt... Sie legte den Kopf auf die verschränkten Arme und sah wieder zu dem Film nach vorne. Das Pseudo-Pärchen fakte gerade den Akt an sich. In Ayas Kopf wirbelten die Gedanken wild durcheinander. Gedanken, die sie wohl gar nicht haben sollte als Fräulein "Rühr-mich-nicht-an". Aber dennoch stellte sie sich die Frage, wie es wohl wäre, wenn er und sie... also, wenn sie Sex miteinander hätten. Wie wäre das wohl, ihn in sich zu wissen? Und ob er genauso zärtlich wäre, wie seine Lippen weich gewesen waren? Erfahrung hatte er ja nun genug... Aber wie würde er mit ihr umgehen? Sie war doch schließlich noch vollkommen unberührt. Sie hatte ja noch nicht mal einen Jungen geküsst. Aya spürte, wie sich das warme Gefühl abermals in ihr ausbreitete. Yoji war sicherlich unglaublich zärtlich und einfühlsam. Nicht so ein Stümper wie der Kerl in dem Aufklärungsfilmchen. Wenn sie sich anstrengte, konnte sie sich sogar vorstellen, wie es wäre, wenn er sie berührte. Sie kannte seine weichen Hände ja nun zu genüge. Auch wenn es nur durch flüchtige Gesten war. Umso länger sie darüber nachdachte, desto mehr breitete sich das warme Gefühl in ihr aus. Sie rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her, bemerkte plötzlich, dass sich zwischen ihren Beinen eine seltsame Feuchtigkeit breit gemacht hatte. Aya runzelte leicht die Stirn. Was war denn nun schon wieder kaputt? Und da erinnerte sie sich an die vergangene Biologiestunde, in der es darum gegangen war, wie der menschliche Körper in der Regal während des Sex reagierte. Als ihr bewusst wurde, dass schon der Gedanken anscheinend ausreichte, bekam sie einen knallroten Kopf. Reika, die neben ihr saß, stupste sie leicht mit dem Finger an. "Was ist los, Aya?" Sie schüttelte leicht den Kopf. "Gar nichts. Alles bestens..." Sie lächelte ihre beste Freundin strahlend an und sah dann wieder aus dem Fenster. Sie seufzte und murmelte leise zu sich selbst: "Ach Yoji..." Kapitel 4: Entscheidungen ------------------------- Yoji lehnte an seinem Wagen. Eine Kippe hing halb in seinem Mundwinkel, als er zu der Schule hinüber sah, auf die Omi und Aya gingen. Noch herrschte die Ruhe vor dem Sturm. Es war erst kurz vor drei. Die ersten Klassen würden jetzt gleich Schulschluss haben. Er blickte genervt auf die Uhr. Omi hatte ihn gebeten, ihn ausnahmsweise von der Schule abzuholen und nur ziemlich beiläufig erwähnt, dass er Aya dann ja auch direkt mitnehmen könne. Und das nach diesem Fiasko heute Morgen... Yoji biss fest auf die Zigarette. Noch nie zuvor hatte er verschließbare Türen so zu schätzen gewusst, wie er es jetzt tat. Aya gab ihm einfach den Rest. Und was für ein Rest das war. Sie dachte sich ja nicht mal etwas dabei, wenn sie Dinge tat, wie sich mit halbgeschlossener Tür umzuziehen. Sie hing einfach manchmal zu tief in ihrer kleinen Traumwelt und bekam das einfach nicht mit. Aber musste so was denn geschehen, wenn er nichts Böses ahnend an ihrem Zimmer vorbei musste? Mit welcher Schandtat hatte er das verdient? Wenn Ran ihn erwischt hätte, dann wäre er jetzt die japanische Ausgabe eines italienischen "Il Castrato". Er spürte einen brennenden Schmerz, der durch seine Lendengegend schoss. Ja... das wäre schmerzhaft geworden. Sehr schmerzhaft. Er kniff die Beine in einem plötzlichen Reflex zusammen. Das durfte er sich nicht mal vorstellen. Er schüttelte sich in dem Moment, als die Schulglocke läutete. Schüler stürmten mit glücklichen Gesichtern aus dem großen Betonklotz. Einige rissen sich bereits auf dem Weg aus der Schule Teile ihrer Uniformen vom Leib. Er schüttelte den Kopf. Warum diesen Uniform-Wahn überhaupt jemand mitmachte, war ihm ziemlich fraglich. Allerdings sahen gewissen Wesen mit Namen Aya einfach zum Anbeißen aus, wenn ihre langen Beine in diesem verdammt kurzen Röckchen steckten. Und dann hörte er sie... Ayas Lachen klang schon von weitem über den Schulhof, als sie mit Omi das Schulgebäude verließ. Ihre Haare hatte sie irgendwann im Laufe des Tages zu einem hohen Pferdeschwanz umfrisiert, der nun leicht auf und ab wippte, während sie neben dem 17-Jährigen herlief. Yoji ließ seinen Blick über sie gleiten. Die Kippe fiel ihm aus dem Mund und landete auf seiner Hose. Langsam brannte sie sich durch den Stoff, wovon er allerdings keine Kenntnis nahm. Ein leichter Schweißfilm glänzte auf Ayas Haut, so dass ihre Beine in der Sonne schwach schimmerten. Omi lachte gerade laut. "Ich verstehe sowieso nicht, warum du immer so rennen musst. Du legst dich irgendwann sicherlich mal auf die Nase." Sie schüttelte kichernd den Kopf. "Ach was. Und wenn doch, dann kümmerst du dich um mein angeschlagenes Näschen. Nicht wahr, Omi?" Sie kniff ihm leicht in die Seite und legte den Arm um ihn. "Aber sicher doch. Dann werde ich dein kleines Näschen hegen und pflegen." Er hob die Hand und stubste mit einem Finger ihre Nasenspitze an. Yoji starrte mit großen Augen auf die Szene und lief langsam rot an. Dieser verdammte abgebrochene Gartenzwerg. Der sollte gefälligst seine duseligen blauen Kuhaugen von Aya nehmen. Und seine verdammten Patschpfoten auch, sonst würde er bei der nächsten Gelegenheit Bekanntschaft mit seinen Fäusten machen. Er spürte plötzlich einen stechenden Schmerz in seinem Bein, als sich die Zigarette durch die Hose gebrannt hatte. Er stieß sich vom Auto ab und schlug hektisch gegen seine Hose. "Verdammte Scheiße." Und da erklang es. Ein hämisches helles Lachen. "Na, ich hoffe doch, dass es richtig wehtut. Was ist es denn? Hat dir eine deiner Ziegen was angehangen?" Ayas dunkle Augen fokussierten ihn. Ihr Blick schnitt durch ihn wie ein Messer durch Butter. Yoji hob den Kopf und hätte ihn am liebsten sofort wieder gesenkt. In ihren Augen sah er blanke Verachtung. Womit hatte er das alles verdient? Er hatte seit bestimmt drei Monaten keine andere Frau mehr angesehen... Na ja, angesehen schon, aber nicht angefasst. Und das blieb auch so, weil er nur noch Aya wollte. Und wenn er es sich nun recht überlegte, angesehen hatte er keine andere Frau mehr seit mindestens zweieinhalb Monaten. So was musste immerhin festgehalten werden. Aya funkelte ihn böse an. Er hob erschlagen die Schultern. "Das war meine Zigarette." Er nickte zum Auto. "Also steigt ein. Ran hat mich nur weggelassen, weil ich versprochen habe, dass ich mich beeile." Omi nickte und trat an den Kofferraum von Rans weißem Porsche. Er schmiss seinen Bücherstapel hinein und hielt Aya dann die Arme hin. Diese drückte ihm ihren Rucksack in die Arme und kletterte auf den Rücksitz, den Yoji ihr freigemacht hatte. "Warum lässt er dich überhaupt mit seinem Auto fahren?" Sie hob misstrauisch eine Braue und musterte den großen Blonden fragend. Yoji schob sich mit einem Finger die Sonnenbrille auf der Nase zu Recht. "Weil ich dich vielleicht auch mitnehmen muss?! Schon mal dran gedacht, dass mein Auto nur ein Zweisitzer ist?" Aya zog die Augenbrauen wütend zusammen. Dieser blöde Saftsack. Was bildete der sich denn überhaupt ein? Ihre Stimme wurde überlagert von einem drohenden Grollen. "Ich wette, wenn du mit deinen Verabredungen im Auto bist, dann hast du reichlich Platz." Yoji, der sich mittlerweile hinter das Steuer gesetzt hatte, drehte sich langsam zu ihr um, lächelte sie übertrieben freundlich an. "Eifersüchtig? Dann zeige ich dir mal, wie viel Platz es wirklich in dem Wagen gibt." Er leckte sich lasziv über die Lippen, drehte sich wieder nach vorne und starrte wütend durch die Windschutzscheibe. Was bildete Aya sich eigentlich ein? Na gut, ganz unrecht hatte sie nicht. Er hatte sein Auto schon des Öfteren zweckentfremdet, aber das lag schon so lange zurück. Aya kochte vor sich hin und wollte Yoji bereits an den Hals springen, als Omi ins Auto stieg und zwischen den Beiden hin und her sah. "Ihr seid ja beide so was von bescheuert. Ihr merkt doch echt gar nichts mehr." Damit schnallte er sich an, verschränkte die Arme vor der Brust und sah wütend aus dem Fenster. Wie konnten zwei einzelne Menschen eigentlich so beschränkt im Hirn sein? Die Beiden liebten sich heiß und innig, aber mehr als Gemeinheiten oder missverständliche Worte und Taten bekamen sie nicht über's Herz. Dem musste endlich Einhalt geboten werden. Und dafür würde er sorgen, wenn er zu Hause war und mit Ken sprechen konnte. Das ging einfach nicht so weiter. Nicht mehr... Yoji hob hinter der Sonnenbrille eine Augenbraue und musterte den jüngsten Weiß. Was hatte der denn für ein Problem, und was meinte er denn mit seiner seltsamen Äußerung? Er zuckte mit den Schultern und startete den Wagen. Er sah noch kurz in den Rückspiegel und blickte in Ayas dunkle Augen, die sich in ihn zu bohren schienen. Sie wendete den Blick auch nicht von ihm ab, als sie sich von irgendwoher einen Kaugummi angelte und sich in den Mund steckte. Am liebsten hätte er ihr die Zunge rausgestreckt, aber diesen Drang unterdrückte er. So was tat er nicht. Das war kindisch und seiner nicht würdig. Aya, die ihn die ganze Zeit im Rückspiegel angesehen hatte, wäre am liebsten unter seinem Blick zerschmolzen, auch wenn er seine wunderschönen grünen Augen hinter der Sonnenbrille verborgen hielt. Allerdings war das aus ihrem wütenden Blick wohl nicht ersichtlich gewesen. Aber sie konnte ihn einfach nicht anlächeln. Dafür hatte er ihr in letzter Zeit zu oft zu wehgetan. Und das heute Morgen war noch mal so eine Spitze gewesen. Sie kam aus ihrem Zimmer, als sie mit dem Anziehen fertig war, und was tat er? Er ergriff die Flucht, als er sie sah. Damit er bloß nicht mit ihr reden musste. Das war so gemein gewesen. Warum musste er ihr immer so verdammt wehtun? Sie seufzte leise und machte eine Blase mit ihrem Kaugummi. Als dieser platzte, drehte sie seine Fäden gedankenverloren um ihren Finger und sah aus dem Fenster. An einer roten Ampel sah Yoji wieder in den Rückspiegel. Nur weil er Omi neben sich gewahr wurde, unterdrückte er den Drang, seinen Unterkiefer nach unten klappen zu lassen. Aya drehte in Gedanken versunken einen Kaugummi um ihren Finger, während sie auf ihm rumkaute. Aber das war ja noch nicht mal das Schlimme. Sie musste sich irgendwann in den letzten fünf Minuten die obersten drei Knöpfe ihres weißen Hemdes aufgeknöpft haben, wodurch nun die Spitze ihres roten BHs unter dem Hemd hervorblitzte. Und um es noch viel schlimmer zu machen, er konnte ihren Busen sehen, der sich in ihrem BH hob und senkte. Als Omi ihn antippte, nach vorne zur grünen Ampel nickte und ihm das stete Hupkonzert hinter ihm bewusst wurde, riss er sich von Ayas Anblick los und legte die letzten Kilometer bis zum Blumenladen zurück. Yoji stieg aus dem Auto und klappte den Sitz vor, damit Aya aussteigen konnte, doch diese zog es vor sich an Omi vorbeizudrängeln und direkt in den Laden zu rennen, ohne sich zu bedanken, ohne ihren Rucksack an sich zu nehmen, und ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen. Er murrte ungehalten, ging zum Kofferraum, reichte Omi seine Bücher und nahm dann Ayas Rucksack an sich. Er trug ihn hinein und stellte ihn in der Küche ab. Eigentlich hätte er sie selber laufen lassen sollen. Verdient hatte sie es nicht, dass er sich die Mühe machte und ihren Rucksack schleppte. Aber nein... er war ja mal wieder so blöd. Wie man sich doch zum Affen machen konnte, wenn man verliebt war. Er nahm murrend seine Schürze vom Küchentisch, die er zuvor auf diesen geschmissen hatte und band sie sich um. Dann ging er vollkommen lustlos in den Laden und sah sich mit dem Gekreische dieser verdammten kleinen Schulgören konfrontiert. Am liebsten hätte er die Augen verdreht, aber natürlich verbot ihm das seine alte Playboy-Ehre. So ließ er widerwillig das Gequake, Gequengele und Geflirte über sich ergehen, während er immer und immer wieder einen Blick zur Verbindungstür warf, von der er hoffte, dass bald Aya in ihr stehen würde. Doch leider wurden diese Hoffnungen bitter zerschlagen. Aya saß auf der Fensterbank in ihrem Zimmer und starrte gedankenverloren in den Garten hinaus. Sie dachte über Yoji nach und über das, was er gesagt hatte. Dieser Spruch mit seinem Auto. Also hatte er wirklich bereits in dem Auto... Sie senkte den Kopf auf ihre Knie hinab und ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie konnte nicht erwarten, dass er noch nie... Na ja, sie wusste ja, dass er ein unverbesserlicher Schürzenjäger war, aber das, das tat einfach weh. So etwas wollte sie nicht von ihm hören. Nicht von ihm. Denn dadurch bestätigte er alles, was sie wusste und verletzte sie abermals. Heiße Tränen lösten sich aus ihren Augen, die auf ihre nackten Beine tropften, sich mit dem leichten Schweißfilm vermengten und in ihre Söckchen liefen. Warum musste es ausgerechnet Yoji sein, an den sie ihr Herz verloren hatte? Warum unbedingt der größte Playboy ganz Japans? Wie gemein war das eigentlich? Er würde ihr Herz doch nie erhören. Sie war einfach noch lange keine achtzehn und selbst wenn sie es wäre... Sie hätte nie eine Chance bei ihm. Sie war doch gar nicht sein Typ. All seine Weiber, die sie mal kurz zwischen Tür und Angel gesehen hatte, waren groß und wirklich, wirklich schön gewesen. Und was war sie? Klein und nichts sagend. Aya schluchzte leise. Sie wollte doch nur von ihm in den Arm genommen werden. Sie wollte ihn doch nur einmal sagen hören, dass er sie mochte. Und nicht nur, weil sie Rans kleine Schwester war. Als es an der Tür klopfte, reagierte sie nicht. Und auch als Ran in ihr Zimmer trat und sie jämmerlich schluchzen sah, tat sie nichts, um etwas an dem Zustand zu ändern. Ran zerriss es fast das Herz, als er seine kleine Schwester so sah. Er trat langsam auf sie zu, trat neben das Fensterbrett und legte ihr die Hand auf den Kopf. Er strich über die schwarzen Wellen, die ihr über die Schultern und den Rücken fielen. Und dann zog er sie an sich. Umarmte sie in dem stummen Versuch, ihr all das Leid zu nehmen, das nun auf ihrer Seele lastete. "Was ist denn los, Aya-chan?" Er strich ihr weiter über den Rücken. Aber eigentlich war die Frage überflüssig gewesen. Yoji hatte sie von der Schule abgeholt. Es konnte also nur etwas mit ihm zu tun haben. "Es ist... es ist wegen Yoji. Er... er macht immer alles kaputt. Jedes Mal wenn ich denke, dass er mich wenigstens ein bisschen mag, tut er mir weh." Sie presste sich fest an Rans Brust und weinte einen wahren Sturzbach an Tränen, der sein Hemd langsam durchnässte. Ran zog sich das Herz zusammen. Warum musste es auch unbedingt Yohji Kudoh sein, der seiner Schwester den Kopf verdrehte? Warum ausgerechnet diese ladykillende Knalltüte? "Kleines, was erwartest du denn von so einem wie Yoji? Als der Kerl auf die Welt gekommen ist, hat er direkt die erste Krankenschwester angemacht und sie auf eine Flasche Milch eingeladen. Der ist nun mal so. Er verletzt die Frauen. Zu mehr ist er nicht fähig." Ran erschreckte beinah vor sich selber. Eigentlich hätte er Aya etwas Tröstliches sagen müssen, aber das konnte er nicht. Nicht, wenn es um Yoji ging. Da half nur die Realität. Denn diese war das Einzige, das Aya vielleicht von dieser fixen Idee mit dem Schmalspurcasanova abbringen konnte. "Red nicht so über ihn, Ran. Das ist gemein." Sie schluchzte heftiger, presste sich noch fester an ihn. "So ist er nicht. So ist er einfach nicht." Sie schüttelte schwach den Kopf. Der Rothaarige zog seine kleine Schwester fester an sich. "Aya-chan? Hör mir bitte zu." Er hob ihr Kinn leicht an und schaute in ihre rot geweinten Augen. "Habe ich dich jemals angelogen?" Sie zog die Nase hoch und schüttelte abermals den Kopf. "Nein, du warst immer ehrlich zu mir, aber..." "Nein!", er schnitt ihr das Wort ab. "Du musst mir glauben. Ich kenne Yoji so viel länger als du. Er bleibt nicht länger bei einer Frau, bis sie ihm langweilig geworden ist. Er ist doch gar nicht fähig zu lieben." Nicht mehr. Der Gedanke an Asuka, an Neu von Schreient, kam ihm kurz in den Kopf. Damals, als diese unerfreuliche Episode geschehen war, war der einzige Moment gewesen, in dem Ran geglaubt hatte, dass Yoji wirklich Liebe für eine Person empfinden konnte. Nachdem er sich durchgerungen hatte, Neu mit seinem Draht zu erwürgen, hatte er Tage, nein, ganze Wochen gelitten. Damals hatte der Playboy zum ersten Mal gezeigt, dass er fähig war, Liebe zu empfinden. Aber schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit hatte er sich wieder in seine kleinen sexuellen Abenteuer gestürzt. Und das dieses Mal mit einer Heftigkeit, die sein vorheriges Verhalten um einiges überstieg. Er war fast jeden Tag unterwegs gewesen und hatte versucht, sich mit ein bisschen Sex die Zuneigung seiner "Opfer" zu erschleichen. Und wenn er diese Zuneigung erhalten hatte, die Frauen ihm langweilig wurden, da ließ er sie fallen. Eine nach der Anderen. Und das wollte Ran seiner Schwester ersparen. Sie würde nicht noch eine Nummer in Yojis Trophäensammlung werden. Das würde er zu verhindern wissen. Selbst wenn das hieß, dass er sie damit nun noch trauriger machen musste, als sie es bereits war. "Aber Ran, er ist doch wirklich nicht so, wie du sagst. Er kann doch auch so lieb sein und so süß und..." Aya sah ihn unendlich traurig an. Warum verstand er sie nicht? Warum war er nicht der Bruder, den sie jetzt brauchte? Warum sagte er ihr nicht, dass alles gut wurde? "Jetzt mal ganz ehrlich, Aya. Du weißt doch selber, was für ein Schwerenöter er ist. Er lechzt allem nach, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Dem Kerl kann man nicht trauen. Er ist nur verletzend, mehr nicht." "Aber er..." Aya, die sich gerade wieder einigermaßen beruhigt hatte, fing wieder heftig an zu schluchzen. "Aya-chan, was willst du denn mit ihm? Du kannst mir keinen vernünftigen Grund nennen, der es rechtfertig, dass du hier so weinst." Er strich über ihren Rücken. Er hasste es sie so zu sehen. Aber es ging nicht anders. Nicht dieses Mal. Sie krallte sich an seinem Hemd fest und heulte laut. "Ich liebe ihn, Ran. Ich liebe ihn wirklich. Ich denke die ganze Zeit an ihn. In der Schule, hier zu Hause, im Schwimmbad, im Garten. Überall denke ich an ihn." Ihr Körper wurde von heftigen Heulkrämpfen geschüttelt. Rans Herz zog sich fest zusammen. Das, was er zu verhindern versucht hatte, war doch eingetreten. Aya hatte sich über beide Ohren in Yoji verliebt und sprach sogar von Liebe. Aber so sehr er auch plötzlich wollte, dass sie glücklich war, er konnte sie nicht mit Yoji glücklich werden lassen. Denn dieser würde sie niemals glücklich machen, weil er weder treu war, noch es sein wollte. Er liebte sein lockeres Leben mehr, als jeden anderen Menschen auf dieser Welt. Zumal immer noch sehr fraglich war, ob er überhaupt Liebe empfinden konnte. Omi stupste Ken leicht an. Dieser stand in der Lagertür und beobachtete Yoji, der gedankenverloren mit den Armen auf dem Tresen stützte und an einem Bleistift rumnuckelte. "Die Beiden haben sich wieder so dämlich angestellt." Omi biss ein Stück von der Möhre ab, die er in der Hand hielt. "Ich habe sogar kurz gedacht, sie würden sich in Stücke reißen." "Mmh..." Ken strich sich nachdenklich über seinen imaginären Bart. "Ich verstehe nicht, warum die beiden das nicht auf die Reihe kriegen. Schau dir zum Beispiel mal Yoji an. Er steht da wie ein verlorenes Schaf auf der Weide und schmachtet mit Kuhaugen ein Bild von Aya an, das er irgendwo in seinem Herz rum trägt. Du könntest ihm da jetzt Catherine Zeta-Jones vor die Nase stellen, und er würde nicht mal mit der Wimper zucken." Omi musterte Yoji genau. Er sah wirklich aus, als würde er in anderen Sphären schweben. Seine grünen Augen starrten geistesabwesend durch den Laden, er vernahm nicht die Bitte einer Kundin, sie zu bedienen, und er bewegte sich nicht, stand ganz starr da. Und Ken hatte wohl Recht, musste Omi gestehen. Man hätte ihm wohl wirklich Catherine Zeta-Jones vor die Nase stellen können. Er hätte sich nicht gerührt, obwohl er diese Frau eine lange Zeit geradezu so anbetet hatte, als wäre sie die Erfüllung all seiner Wünsche und Träume. "Warum sagt er ihr es nicht einfach?" Omi biss ein neues Stück von der Möhre ab. "Dann hätte diese Quälerei ein Ende. Für beide...." Er runzelte leicht die Stirn. Als er eben an Ayas Zimmer vorbei gegangen war, hatte er sie weinen gehört. Mal wieder... Ken zuckte leicht mit den Schultern und griff zu einem Teller mit Keksen, die Aya gebacken hatte. Er stopfte sich nachdenklich einen Keks in den Mund und kaute darauf herum. "Überleg doch mal, wie es ihm damals ging, als Neu ihn so an der Nase herumgeführt hat. Er hat sehr lange um sie getrauert. Viel zu lange. Und als er sich dann wieder aufraffte, begann er, allem nachzusteigen, das weiblich war. Ich weiß nicht ob zur Trauerbewältigung oder einfach aus Frust. Vielleicht wollte er sich auch nur was beweisen. Und dann kurze Zeit später ist auf einmal Aya da. Und dass sie wie ein kleiner Wirbelwind hier eingefallen ist, kannst du nicht leugnen." Omi kicherte leise. "Stimmt schon. Seitdem sie hier ist, ist es noch ein wenig interessanter geworden, als es vorher war. Vor allen Dingen ihre heißblütigen Auseinandersetzungen mit Ran, wenn sie sich fast die Köpfe einschlagen." Ken musste ebenfalls lachen. Das war aber auch wirklich zu komisch, wenn die beiden sturen Fujimiyas aufeinander prallten und sich anschrieen, dass die Wände wackelten. Dann räusperte er sich leise und steckte sich einen weiteren Keks in den Mund, an dem er nachdenklich rummümmelte. "Na ja, und Aya schleicht sich nun mal schnell in die Herzen anderer ein. Sie ist doch wirklich lieb, süß, hilfsbereit und eigentlich immer fröhlich." "Hübsch.", warf Omi ein. "Wundert mich eigentlich, dass Ran ihr Bruder ist." Ken sah den Jüngeren erst perplex an und grinste böse, räusperte sich dann aber und fuhr fort. "Richtig, hübsch ist sie auch. Und jetzt stell dir mal vor, du wärst Yoji..." Er driftete in seinen Gedanken ab. "Wenn ich Yoji wäre, würde ich mir echt ausgelaugt vorkommen bei den ganzen Weibern..." Omi nahm amüsiert Kens abwesenden Blick zu Kenntnis und knuffte ihn leicht in die Seite. "Also, ich stelle mir vor, ich wäre Yoji?" Er griff an Ken vorbei zu den Keksen und schob sich einen in den Mund. "Na ja, als Yoji hättest du dann immer Frauen, die im Endeffekt ja nur genau das Gleiche wollen wie du. Gut, sie sind vielleicht so gepolt, dass sie noch etwas mehr als Sex erwarten, aber... Auf alle Fälle ist Aya wohl das, was er schon immer gesucht hat. Sie verkörpert Unschuld und diese Unschuld steckt in na ja... du weist ja selber, wie sie aussieht. Hast sie dir ja ziemlich genau angesehen in der Küche." Ken haute ihm etwas zu fest den Ellenbogen in die Rippen. Omi strauchelte und klammerte sich an dem Älteren fest. "Hey, nicht so grob. Und ja... ich habe sie mir angesehen." Er lief rot an und sah verlegen zu Boden. Ken grinste breit. "Wir haben sie uns alle angesehen. Ran zwar nur mit den Augen eines Bruders, aber er hat sie auch angesehen. Also mach dir keine Gedanken." Er klopfte ihm versöhnlich auf die Schulter, griff nach einem Keks und stopfte diesen Omi in den Mund. "Na ja, bei den beiden prallt dann eben die geballte Unschuld auf die geballte Sünde, wenn ich das mal so ausdrücken darf. Und meinst du, es ist für jemanden, der so erfahren ist wie Yoji, so leicht einem so unschuldigen Mädchen wie Aya zu sagen, was er für sie empfindet. Er muss doch immer Angst haben, dass sie das falsch versteht. Und..." "Sie hat Angst, dass er sie zurückweist, weil sie denkt, dass sie ihm zu unschuldig ist. Weil sie eben keine Erfahrungen hat und noch so jung ist. So viel jünger als all die Frauen, die Yoji in der Regel abschleppt. Sie hat Angst, dass sie seinen Ansprüchen nicht genügt." "Richtig." Ken runzelte die Stirn und verschränkte die Arme vor der Brust. Er musterte wieder nachdenklich Yoji, der sich mittlerweile durch den Stift gelutscht haben müsste. "Ich bringe unserem verliebten Schwerenöter mal ne kleine Stärkung. Der kippt uns sonst um, weil er heute noch nichts gegessen hat." Ken schnappte sich den Teller mit den Keksen und ging in den Laden. Er stellte ihn neben Yoji ab und tippte ihn mit dem Ellenbogen an. "Hey, iss mal einen Keks. Du siehst aus, als wenn du gleich zusammenklappst. Du brauchst Zucker." "Mmh...?" Yoji löste sich langsam aus seiner Starre, nickte dann in einem automatisierten Prozess, den er schon seit einigen Monaten, seitdem er sich in Aya verliebt hatte, angenommen hatte und nahm sich einen Keks. Er hielt ihn eine Weile zwischen den Fingern und starrte nachdenklich auf das herzförmige Plätzchen. Plötzlich blinzelte er und verengte die Augen zu Schlitzen. Ein kleines Herzchen lag in seiner Hand. Ein kleines Herzchen, dass Aya vor ein paar Tagen so liebevoll gebacken hatte. Ein seliges Lächeln zauberte sich auf sein Gesicht. Dann drehte er sich plötzlich um und schlug Ken mit voller Wucht auf den Rücken. "Du bist ein Genie, Hidaka." Damit wetzte er aus dem Laden und schoss die Treppe zu seinem Zimmer hoch. Omi trat mit einem verwirrten Gesichtsausdruck neben Ken. "Was hat er denn nun für ein Problem?" Er griff wieder nach den Keksen, die immer noch auf dem Tresen standen. Ken zuckte mit den Schultern. "Sehe ich aus wie ein Rauschgoldengel, und heiße Yohji Kudoh?" "Nee, Gott sei Dank nicht. Zwei mal würde ich den nicht ertragen." Omi sah Yoji immer noch hinterher, obwohl der schon lange in seinem Zimmer verschwunden war. Yoji ließ die Musik in seinem Zimmer dröhnend laut laufen, während er in seinem Kleiderschrank wühlte und ein passendes Outfit für den Abend auswählte. Er zog ein schwarzes Hemd und eine schwarze Hose hervor, legte die Stirn kurz nachdenklich in Falten und nickte für sich selber. "Ja, das geht." Er erhob sich, schmiss die Sachen auf sein Bett und schlenderte ins Bad, um sich zu duschen. Er stieg aus seinen Klamotten, drehte das Wasser auf und stieg unter den Wasserstrahl. Dieser war so heiß, dass das Bad binnen kürzester Zeit voll gedampft und Yojis Rücken krebsrot war. Nachdem er aus der Dusche gestiegen war und sich sein Handtuch um die Hüften geschlungen hatte, wischte er mit der Hand über den Spiegel, von dem das Kondenswasser abperlte. Er sah hinein und schaute sich nachdenklich an. "Heute gibt es deine letzte Feuerprobe, Kudoh. Also streng dich an. Wenn das gut geht, dann sagst du Aya endlich, was du für sie fühlst." Er öffnete brav das Fenster im Badezimmer, weil er keine Lust auf eine weitere Predigt von Ran hatte und verließ das Bad. In seinem Zimmer trocknete er sich ab und zog sich an. Er sah in den Spiegel und warf sich seinen eigenen Ladykiller-Blick zu. "Ja, ich würde mich auch in mich verlieben, wenn ich eine Frau wäre." Er grinste sich selber breit an und machte ein paar lächerliche Posen vor dem großen Spiegel. Schließlich schaute er sehnsüchtig in die Richtung von Ayas Zimmer. "Wenn das klappt, Süße, dann werde ich dir sagen, was ich für dich fühle. Selbst wenn du mich dann zurückweist. Aber nach diesem Abend weiß ich dann wenigstens auf alle Fälle, dass ich es ernst mit dir meine. Todernst. Beziehungsweise habe ich dann endlich den endgültigen Beweis und kann es mich wagen." Er seufzte leise und fuhr sich noch mal durch die Haare. Er musterte sein eigenes Spiegelbild. "Wehe dir, wenn du schwach wirst. Dann rede ich mit dir kein Wort mehr, du böses Ich." Er streckte sich im eigenen Überschwang selber die Zunge raus und verließ dann pfeifend sein Zimmer. "Was sagst du, Reika? Du kommst nicht mit?" Aya, die sich nach einer halben Stunde, die sie schluchzend in Rans Armen verbracht hatte, endlich wieder beruhigt hatte, lag auf ihrem Bett und strampelte mit den Beinen. "Du hast aber versprochen, dass du mitkommst. Ohne dich schaffe ich das doch gar nicht. Ich brauche dich da. Die lassen mich doch niemals rein." Aya lauschte der Stimme ihrer besten Freundin und murrte dann ungehalten. Reika hatte ihr am Morgen in der Schule eine Karte für den begehrtesten Club der Stadt überreicht. Und in den kam man erst, wenn man 21 Jahre alt war. Wovon sie ja noch weit entfernt war... Und nun versetzte Reika sie, weil ihre Eltern sie erwischt hatten, als sie sich aus dem Haus schleichen wollte, um sich bei Aya aufzustylen. "Hausarrest? Wie lange?" Aya schlug sich die Hand vor den Kopf. "Warum hast du ihnen nicht direkt gesagt, dass du bei mir schlafen willst? Dann wäre das doch kein Problem gewesen." Na ganz toll. Da hätte sie schon mal in den Club gekonnt und nun? Aya spürte wie Wut in ihr hoch kroch. Wie konnte man auch nur so blöd sein? "Hör mal, Reika. Wenn dir das nichts ausmacht, dann werde ich versuchen, alleine rein zukommen. Ich habe mich so gefreut und na ja... Ich brauche das. Ich brauche Aufmerksamkeit und Ablenkung." Sie lauschte Reika noch eine Weile und schüttelte dann den Kopf. "Nein, ist alles in Ordnung. Wirklich. Mach dir keine Sorgen. Und ja, ich passe auf mich auf. Bis Morgen dann in der Schule." Aya legte auf und drehte sich auf den Rücken. Reika war die beste Freundin, die sie jemals gehabt hatte, aber sie wusste nichts davon, dass sie in Yoji verliebt war. Das wusste niemand. Nur Ran. Und Omi, wenn er eins und eins zusammenzählte. Aya griff zu ihrer Nachttischkommode hinüber und öffnete die Schublade. Sie wühlte in ihr herum und zog ein Foto hervor. Sie hatte eine Kollage für den Laden basteln wollen und hatte zu diesem Zweck die Vier Floristen fotografiert. Yoji hatte das gar nicht wirklich mitbekommen. Er hatte mit geschlossenen Augen vor dem Laden gestanden und hatte die Blumen gegossen. Aya war immer noch davon überzeugt, dass er eingeschlafen war. Das hatte er schon einmal fertig gebracht. Er hatte im Laden an der Wand gelehnt und hatte tief und fest geschlafen, bis Ran ihm einen festen "unabsichtlichen" Stoß versetzt hatte, und Yoji fast in die Blumen gefallen wäre. Das Bild war zu niedlich. Er hatte sich die Haare im Nacken wie immer, wenn er im Laden arbeitete, zusammen gebunden, Nur zwei zu kurze Strähnen, die nicht in den Zopf gepasst hatten, hingen an seinen Ohren hinunter. Und dann dieser Gesichtsausdruck. Selbst Ran hätte nicht abstreiten können, dass er so unschuldig aussah wie ein kleiner Junge, der tief und fest schlief. Aya nahm ihre Finger an ihre Lippen und hauchte einen Kuss auf die Finger. Dann drückte sie sie auf das Bild, drückte das Bild abschließend an ihr Herz und umschlang es mit den Armen, als wäre es leibhaftig Yoji, den sie nun an sich drückte. "Mir ist es egal, was Ran sagt. Ich liebe dich. Und selbst wenn ich mich zum Volldeppen mache, ich werde es dir sehr bald sagen." Sie hob das Bild noch mal an und schaute Yoji aus verliebten Augen an. Sie legte das Bild zurück in die Schublade, schloss diese und sprang vom Bett auf. Dann machte sie sich auf die Suche nach dem Outfit, dass sie am Abend tragen wollte. Wobei das noch das kleinste Problem war. Wie sollte sie aus sich eine 21-jährige machen? Sie sah nachdenklich in den großen Spiegel in ihrem Zimmer und tippte sich mit ihrem Finger gegen das Kinn. Die Schritte und das Pfeifen, welche auf dem Flur erklangen, vernahm sie überhaupt nicht. Zu sehr war sie in ihre Gedanken und die Frage des Make-ups vertieft. Und dann war da auch immer wieder Yoji, der laufend grinsend vor ihrem inneren Auge auftauchte. Kapitel 5: Nacht der Wahrheit ----------------------------- "Bin weg..." Yoji schnappte sich seine Jacke und winkte noch kurz ins Wohnzimmer zu Ken hinein, der vor dem Fernseher saß. Sein Entschluss hatte sich mit jedem Schritt, den er die Treppe hinunter gemacht hatte und mit jedem Fuß, den er in den Flur gesetzt hatte, gefestigt. Heute war die Nacht, in der er sich selber auf die Probe stellen würde. Er würde sich am heutigen Abend das Recht verdienen, der jungen Frau, die einen Stock höher in ihrem Zimmer lag, zu sagen, dass er sie liebte. Außerdem würde es ihm vielleicht helfen, eine Weile das Bild vor seinen Augen loszuwerden, das seit dem Morgen ständig an ihm vorbeizog. Ayas nackter Körper ging ihm einfach nicht aus dem Kopf. Dieser wunderschöne schlanke weiße Körper mit der festen Haut... Seine Gedanken entwickelten ein Eigenleben. Er wusste selber, dass seine Reaktionen auf sie normal waren. Immerhin hatte er sich eingestehen müssen, dass er schon mehr als einfach nur bis über beide Ohren in sie verliebt war. Er fühlte sich in ihrer Nähe wie ein kleiner Schuljunge, der zum ersten Mal das weibliche Geschlecht für sich entdeckt hatte. Allerdings war das auch die einzige Sache, die ihm nicht so recht passte, weil ihn das seine Position als "Herr der Lage" verlieren ließ. Aber was sollte das? Für Aya verlor er diese Position gerne. "Meinst du nicht, dass Ran das missfallen könnte? Immerhin hat Manx sich angemeldet." Der Dunkelhaarige schaltete den Ton vom Fernseher aus und erhob sich vom Sofa. Yoji blieb im Flur stehen und zuckte nur knapp mit den Schultern. "Und? Der kann sich meinetwegen schwarz ärgern. Interessiert mich nicht." Er nahm seinen Autoschlüssel von der Kommode und ging langsam zur Tür. "Yoji, er macht sich nur Sorgen, dass du es mit Aya nicht ernst meinen könntest." Ken trat nun ebenfalls in den Flur und sah dem Blonden nach. Er lehnte sich gegen den Türpfosten und verkreuzte die Arme vor der Brust. Dieser hatte gerade nach dem Türknauf gefasst und erstarrte in seiner Bewegung. "Ich weiß nicht, wovon du redest. Was interessiert mich Aya? Sie ist ein kleines Kind. Mehr nicht." Er griff so fest um den Türknauf, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Es tat ihm fast schon weh, so über sie zu sprechen. Aber das, was er wirklich dachte, ging hier keinen etwas an. Wirklich niemanden. Das war alleine seine Sache. Aya... Er schweifte abermals in Gedanken zu ihr ab. Sie mochte zwar erst 16 Jahre alt sein, aber sie war die einzige Frau, die sein Herz nach Asukas vermeintlichem Tod hatte wieder berühren können. Aber die letzten Tage hatten ihm gezeigt, dass das Ganze sowieso keinen Sinn hatte. Aya war abweisender als je zuvor zu ihm. Sie sah ihn nicht an, und sie sprach nicht mit ihm. Sie ging ihm tunlichst aus dem Weg, und wenn sie von der Schule kam und er alleine im Laden zugegen war, dann ignorierte sie ihn. Sie würdigte ihn keines Blickes. Sie ließ ihn links liegen. Das Ganze verschlimmerte sich immer und immer mehr. Aber gerade das war es ja, was ihn letztendlich dazu anspornte, heute seine Feuertaufe zu begehen. Dann würde er sich das Recht verdienen, sie zu lieben. Selbst wenn sie ihn weiter hasste. Er musterte Ken kurz. Niemand in diesem Haus wusste, was er für Aya empfand. Das war sein kleines süßes Geheimnis. Und das würde es so lange bleiben, bis er wusste, ob er es würdig war, sie zu lieben. "Wenn sie wirklich ein kleines Kind ist, warum siehst du sie dann mit riesengroßen Augen an und siehst aus, als würdest du dahin schmelzen, wenn sie dich ansieht? Mein Gott, Yoji. Das sieht ein Blinder mit einem Krückstock, dass du dich in sie verliebt hast. Und das macht Ran nun mal Angst, was ihm ja nicht zu verdenken ist, wenn man daran denkt, dass du... also... öhm..." Ken kratzt sich verlegen am Hinterkopf. Yoji mochte zwar ein Schmalspurcasanova sein, aber einem Freund so was um die Ohren zu hauen, war ziemlich hart. "Dass ich ein unverbesserlicher Aufreißer bin?" Yoji sah über seine Schulter zu Ken. "Mach dir nicht wegen meinen Belangen irgendwelche falschen Gedanken. Aya ist Rans kleine Schwester. Nicht mehr und nicht weniger. Sie interessiert mich nicht." Lüge!!! Verdammt große Lüge. "Wenn du das meinst." Ken zuckte mit den Schultern. "Dann sag das auch Ran. Vielleicht schmiedet er dann nicht weiterhin irgendwelche Mordpläne gegen dich." "Was Ran macht, interessiert mich nicht." Yoji öffnete die Tür und trat hinaus. Bevor er die Tür ins Schloss knallen ließ, wendete er sich noch einmal kurz an Ken. "Und mischt euch nicht in meine Angelegenheiten an. Die gehen euch nichts an. Nicht das Geringste." Er blieb noch eine Weile in der lauen Nacht stehen und blickte in den Himmel hinauf. Allmählich gab er wirklich jegliche Hoffnung auf, dass Ayas Hass auf ihn irgendwann doch in etwas anderes umschlagen würde. Und wenn schon nicht in Liebe, dann doch wenigstens in etwas, dass er gerade noch ertragen konnte. Dennoch, ihre Liebe wäre ihm eindeutig lieber. Er wollte sie endlich in seine Arme schließen, sie küssen und ihr sagen, was er empfand. Und er wünschte sich nichts sehnlicher, als das sie seine Gefühle erwiderte. Er ballte die Hand zur Faust, zuppelte sich mit der anderen nervös an seinem Hemdkragen. Sollte er sein Vorhaben wirklich in die Tat umsetzen und sich am heutigen Abend wie in alten Zeiten amüsieren? Er war sich unsicherer als jemals zuvor. Denn wenn er sich wie in seinen alten Zeiten als größter Aufreißer Tokyos benahm, dann lief er Gefahr schwach zu werden. Aber es blieb ihm ja nichts anderes übrig. Er musste es riskieren, um das größte Risiko zu wagen. Als er langsam in Richtung Garage ging, streifte er mit seinem Blick Ayas Fenster. Sie sprang anscheinend wild durch ihr Zimmer, denn flinke Schatten huschten über ihre Gardine. "Warum machst du es mir so schwer, Aya?" Er murrte leise und betrat schließlich mürrisch die Garage. Yoji stand zwischen zwei leicht angeschickerten Damen und lachte aus vollem Halse, als eine der holden Weiblichkeiten einen frivolen Witz zum Besten gab. Sie schmiegte sich an ihn und legte ihre Hand an seine Brust. Ihre Augen schrieen geradezu Schlafzimmer. Yoji, dem die Situation vor einigen Monaten noch ziemlich attraktiv erschienen wäre, rückte nun abrupt von ihr ab. "Sie sollten vielleicht doch langsam den Weg nach Hause aufsuchen. Sie haben schon reichlich getrunken..." Er kratzte sich verlegen lachend am Hinterkopf und ließ seinen Blick über die Menge schweifen. Bevor Aya wie ein Wirbelsturm in sein Leben getreten war, hätte er jegliche Chance, die sich ihm bot, genutzt, um eine der anwesenden Damen abzuschleppen. Aber nun? Er konnte sich nicht mit anderen Frauen befassen. Nicht, wenn Aya die ganze Zeit in seinem Kopf herumspukte. Er seufzte und nahm das Glas mit Whiskey zur Hand, dass er sich vor einiger Zeit geordert hatte. Er kippte die braune Flüssigkeit mit einem Zug hinunter und schloss kurz die Augen. Er sollte sich Aya wirklich aus dem Kopf schlagen. Sie war 16 Jahre alt. Nur 16 verdammte Jahre. Er konnte doch unmöglich mit einer 16-jährigen, so süß sie auch war, etwas anfangen. Allerdings wurde das Problem ja dadurch erleichtert, dass Aya diese herrliche Abneigung gegen ihn hegte. Er stöhnte genervt. Und selbst wenn es jemals soweit kommen sollte, dass sich zwischen ihnen etwas entwickelte, dann würde er eine sehr lange Zeit auf dem Trockenen sitzen. Immerhin war Aya unter aller Garantie so unberührt wie ein Engel. Aber... Er hielt in seinen Gedanken inne. Es war egal, wie alt sie war. Er liebte sie. Er liebte sie wirklich und deshalb würde er es ihr sagen. Das hieß, wenn dieser Abend nicht an seinen Grundfesten rüttelte. "Hey..." Eine der Frauen zupfte an seinem Ärmel. Sie näherte sich mit ihrem Gesicht dem seinen. Yoji öffnete die Augen und sah in ihre fast schwarzen Augen. Sie war ihm viel zu nahe, so dass es ihm mehr als nur unangenehm war. "Willst du nicht mit zu mir nach Hause kommen. Wir könnten meine Freundin auch mitnehmen und dann zu dritt ein bisschen Spaß haben." Sie lächelte ihn verführerisch an. Ihr Finger glitt über seine nackte Brust, die unter den zwei offenen Knöpfen seines Hemdes hervorlugte. Doch leider oder auch zum Glück bemerkte Yoji, dass jeglicher Drang in ihm, die beiden Frauen wirklich abzuschleppen, plötzlich verstummt war. Er wollte die beiden nicht. Er wollte gar keine Frauen, die sich ihm an den Hals schmissen. Und auch keine, die das nicht so offensichtlich tat. Er wollte verdammt noch mal nur Aya... Aya strahlte den Mann neben ihr an. "Danke, dass sie mich mit rein genommen haben. Wenn ich alleine gekommen wäre, hätten die mich vielleicht nicht durchgelassen." Der Mann musterte sie auffallend interessiert. "Und warum nicht? Alt genug bist du doch." Sein Blick blieb an ihrem Ausschnitt hängen, in dem sich ihr Busen sanft hob und senkte. "Mir fehlt ein Jahr. Bin doch erst zwanzig." Aya log ohne rot zu werden. Sie hatte sich bis zum geht nicht mehr aufgedonnert, so dass nichts mehr an das unschuldige engelsgleiche Schulmädchen erinnerte, das sie eigentlich war. Ihre langen Beine steckten in kniehohen Stiefeln, die ihre Beine durch den wirklich winzigen Rock, den sie trug, noch länger erscheinen ließen. Das rote Top, das sie trug, schien beinah an ihren Körper geschneidert. "Na ja, das hätte wohl tatsächlich Probleme machen können." Er nahm galant ihre Jacke entgegen und gab sie an der Garderobe ab. "Darf ich die junge Damen dann noch auf etwas zu trinken einladen?" Aya nickte rasch. "Sicherlich. Wie könnte ich da nein sagen?" Sie hakte sich bei ihm ein und betrat neben ihm den Club. Was hätte sie jetzt dafür gegeben, nun mit Yoji hier zu sein. Aber nein, der zog es ja lieber vor, irgendwo irgendwelche Frauen aufzureißen. Und am nächsten Morgen würde er sicherlich prahlend beim Frühstück sitzen und von seiner neusten Errungenschaft schwärmen. Ihre dunklen Augen verfinsterten sich. Warum konnte er sich nicht bei ihr so ins Zeug legen? Und warum musste er ihr wieder so wehtun? Er würde es nie lernen. Der Kerl war einfach nur saudumm. Yoji verdrehte leicht die Augen. Die beiden Weiber ließen ihn einfach nicht in Ruhe. Wie konnte man nur so lästig sein? Das war ja nicht mehr zum Aushalten. Das sie ihn nicht gleich hier auszogen und ihn zu sexuellen Handlungen zwangen, war eigentlich nur noch der Teil, der bisher fehlte. Er steckte sich gelangweilt von den Ziegen eine Zigarette an und hörte gar nicht mehr auf die geflüsterten Schmeicheleien, die ihn in die Fänge der beiden Harpyien treiben sollten. Wie sehr wünschte er sich, jetzt Ayas Stimme zu hören. Selbst, wenn diese nur eine ihm geltende Beleidigung zischte. Er drehte sich wieder zur Bar um und orderte einen weiteren Whiskey, erstarrte dann aber, als er aus dem Augenwinkel eine ihm wohlbekannte Gestalt entdeckte. Das durfte einfach nicht wahr sein. Am anderen Ende der Bar stand Aya, neben einem schleimigen mindestens dreißig Jahre alten Mann, der ihr viel zu nahe kam. Und sie lachte auch noch mit ihm. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen, als der Kerl sich zu ihr hinab beugte und ihr tief in die Augen sah. Die Zigarette fiel ihm aus dem Mundwinkel und landete auf dem Boden. Der Kerl würde es sich doch wohl nicht wagen, Aya zu küssen? Ihre Lippen gehörten ihm. Und nicht diesem Kerl... Schneller als er wusste, was er tat, hatte er sich von den beiden Kletten befreit und ging überschwänglich freundlich grinsend auf Aya und den alten Sack zu. "Aya, was machst du denn hier?" Sein Lächeln, so freundlich es hätte sein sollen, ließ trotzdem keinen Zweifel daran, dass er kurz vor der Explosion stand. Er sah, wie sie erstarrte und langsam den Kopf zu ihm drehte. Ihre Augen wurden riesengroß. "Yo... Yoji, du bist hier?" Sie rückte sofort von dem Mann ab, der Yoji finster musterte. Yoji quetschte sich zwischen ihn und Aya und sah auf Aya hinab. "Natürlich. Das weißt du doch, oder?" Er formte seine Augen zu ganz kleinen Schlitzen und sah sie strafend an. "Bist du alleine hier?" Wieso war sie überhaupt hier? Sie war doch gar keine 21 Jahre alt. Sie dürfte gar nicht hier sein. Außerdem war es viel zu spät. Sie sollte schon im Bett liegen. "Ich... also..." Sie sah ihn verlegen an und sah kurz auf den Boden. "Kann ich dich mal kurz sprechen?" Sie fasste ihn am Ärmel und zog ihn mit sich, nachdem sie dem Mann einen entschuldigenden Blick zugeworfen hatte. Aya zog Yoji in eine "ruhige" Ecke. "Verrat das nicht Ran. Er bringt mich um." Ihre Augen richteten sich flehend auf ihn. Aber eigentlich war Ran ihr im Moment scheißegal. Yoji stand vor ihr und musterte sie mit einem Blick, der die Hölle zugefroren hätte. Er sah schrecklich aufgebracht und wütend aus. Und das hatte sie sicherlich nicht gewollt. Er war der letzte, den sie hier hatte treffen und dann auch noch ärgern wollen. Sie hatte schon wieder alles falsch gemacht. Yoji verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte sie ärgerlich an. "Du bist viel zu jung, um hier zu sein. Was soll das?" Was fiel ihr eigentlich ein? Wusste sie denn nicht, wie gefährlich das war, sich hier so frei zu bewegen? Hier gab es genug Kerle, die es auf leichte Beute abgesehen hatten. Und sie war leichte Beute... Aya sah ihn verzweifelt an. "Also..." Sie sah sich nervös in dem großen Club um, nestelte mit ihren Fingern und sah ihn dann entschuldigend an, weil ihr die Worte fehlten. Yoji lauschte genervt den Bässen, die aus den Boxen hämmerten. Er ergriff Ayas Hand und zog sie mit sich. "Komm mit. Hier ist es zu laut." "Warum machst du das?" Yoji drehte das Glas, das Teil der Getränke war, die er für Aya und sich organisiert hatte, zwischen seinen Händen hin und her. Er saß neben Aya auf einer Bank, die zum clubeigenen Park gehörte. Sie nuckelte an dem Strohhalm, der in ihrem alkoholfreien Cocktail stand, herum. Ihr Blick war auf den Boden gerichtet, als sie mit den Schultern zuckte. "Ich weiß es nicht. Vielleicht will ich ja nur ein bisschen Aufmerksamkeit." Sie schielte zu ihm rüber. Er sah sie gerade nicht an. Seine grünen Augen waren nur fest auf den Boden vor ihm gerichtet. "Aufmerksamkeit?" Yoji zog eine Braue steil nach oben. "Von solchen Kerlen? Die sind alle so viel älter als du." Er hob den Blick etwas und fixierte das Glas, das er immer noch zwischen seinen Händen hin und her drehte. "Ja..." Aya sah auf den Boden und schaute ihn an. "Aber sind sie deshalb schlecht? Bist du schlecht, weil du fünf Jahre älter bist als ich?" Sie musterte ihn aus dem Augenwinkel. Seine dunkelblonden Haare wirkten in dem fahlen Mondlicht viel heller, als sie es eigentlich waren. Yoji dachte kurz nach. "Zum großen Teil schon. Immerhin bist du jung und bildhübsch und..." Er lief rot an, als er seine eigenen Worte langsam verarbeitete. Aya drehte ihm ruckartig den Kopf zu und sah ihn aus großen Augen an. Doch dann senkte sie den Blick wieder. Er spielte mal wieder nur mit ihr. Mehr war das nicht. "Liegt an der Schminke..." Yoji sah sie wieder an und schüttelte den Kopf. "Die Schminke verzerrt nur den wahren Grad deiner..." Er biss sich auf die Zunge. Das wurde langsam gefährlich. Seitdem er hier mit ihr saß, zuckte nur der Gedanke durch seinen Kopf, dass sie einfach die schönste Frau war, die er jemals gesehen hatte. Selbst jetzt, wo sie diese Kriegsbemalung aufgelegt hatte. Und immer wieder überfiel ihn das Bedürfnis, ihr zu sagen, dass sie schön war... Verdammte lauwarme Nacht, verdammter Mond und verdammt noch mal... Warum musste Aya gerade jetzt neben ihm sitzen? Und warum musste sie aussehen, wie einem Traum entstiegen? Aya schaute ihn weiterhin fragend an und seufzte dann leise. "Ich habe das doch nur für jemanden ganz bestimmtes gemacht. Aber es interessiert ihn wohl nicht." Yoji fühlte Eifersucht in sich aufkeimen. "Ach... für jemanden ganz bestimmtes? Für wen denn? Ist er hier?" Seine grünen Augen funkelten giftig, als er sie ansah. "Ist er." Aya nickte matt. Warum verstand er nicht, dass sie ihn meinte? Und warum war ihm das alles so egal. Ihre Gefühle scherten ihn einfach nicht. Nur dann, wenn er sich über sie lustig machen konnte. "Wo?" Yoji sah einmal kurz durch den Park. "Wie alt ist der Kerl?" Er musterte Aya und beschloss für sich, dass er diesen Jemand einen Kopf kürzer machen würde, wenn er ihn in die Finger bekam. Wie konnte dieser Hund auch nur daran denken, Hand an Aya zu legen. Und was noch viel schlimmer war, er hatte es doch wohl noch nicht gemacht, oder? Außerdem würde ihm der andere seinen schönen Plan versauen, wenn Aya sich zu diesem Subjekt hingezogen fühlte. Dann könnte er es auch gleich lassen, ihr nach dem heutigen, hoffentlich erfolgreichen Abend, zu sagen, dass er sie liebte. "Einundzwanzig." Aya rieb sich über das rote Näschen und schloss leicht die Augen. Es war das erste Mal, dass sie durchblicken ließ, dass sie etwas für Yoji empfand. Aber schlimmer werden, als die Situation es schon war, konnte sie wohl nicht mehr. Na toll, der Loser ist so alt wie ich, aber mich will sie ja nicht. Nur dieser bittere Gedanken schoss durch seinen Kopf. Wie unfair konnte das Leben noch werden? Aya seufzte traurig. "Er mag mich aber nicht. Er macht immer Dinge, die mir wehtun. Jedes Mal, wenn vorher was Schönes passiert ist, macht er das." Aya stellte das Glas neben sich auf die Bank. Sie sah auf ihre Füße hinab, welche sie leicht hin und her drehte. Yoji grummelte ungehalten. "Idiot. Der weiß doch nicht zu schätzen, was er an dir hat. Ich an seiner Stelle würde den Herren preisen, wenn du in mich..." Ihm wurde mit aller Härte bewusst, was er da sagte. Er sah vorsichtig zu Aya und flehte, dass ihr das Gesagte irgendwie entgangen war. Doch diese sah ihn aus großen Augen an. Dann sprang sie von der Bank auf. "Du machst es schon wieder. Du kannst nie damit aufhören, dich über mich lustig zu machen. Weißt du, wie weh das tut? Es ist immer das Gleiche. Jetzt sagst du so was, und in ein paar Minuten machst du wieder alles kaputt." Sie wendete sich von ihm ab und lief vor ihm davon. Die Absätze ihrer Stiefel klickten leise auf dem Steinboden. Yoji sah ihr verwirrt nach, stellte sein Glas auf die Bank und sprang ebenfalls auf. Er setzte ihr nach und erreichte sie, kurz bevor sie im Club verschwinden wollte. Er hielt sie am Arm fest und drehte sie zu sich herum. "Was meinst du damit, dass ich immer alles kaputt mache? Ich mache doch gar nichts." Sie nickte. "Genau, du machst gar nichts. Rein gar nichts. Nur immer das Falsche." Ihre Augen glänzten feucht. Yoji sah sie fragend an. "Ich verstehe wirklich nicht, was du meinst." Er musterte ihr Gesicht. Was ging jetzt schon wieder mit ihr vor? Man konnte es ihr auch nie recht machen. Aya schlug sich die Hand vor ihre Stirn. "Wie kann man nur so beschränkt sein?" Sie funkelte ihn wütend an. Tränen suchten sich ihren Weg aus ihren Augenwinkeln. "Wieso verstehst du denn gar nichts? Diese Show im Garten. Ich dachte wirklich, du wolltest mich küssen. Und was machst du dann? Wie immer. Du machst mir Hoffnungen und zerschlägst sie wieder. Warum macht es dir so einen Spaß, mir weh zu tun?" Die Tränen rollten nun ungehindert über ihr Gesicht. Yoji starrte sie wie vom Donner gerührt an. Hatte er das jetzt richtig gehört? Er blinzelte leicht. "Ich habe dir Hoffnungen gemacht?" In seinem Kopf ratterten die Gedanken. Sie verwendete das Wort Hoffnung. Hoffnung war etwas Gutes. Etwas sehr Gutes, aber irgendwie... Sein Hirn, das von jetzt auf gleich wie benebelt schien, versagte ihm den Dienst. Er starrte sie nur noch an. "Ja. Hast du. Ich habe noch den halben Tag geweint, weil du mir wieder wehgetan hast. Wieso musst du mir immer so wehtun, Yoji? Warum?" Sie zerrte an ihrem Arm, um diesen aus seiner Umklammerung zu befreien. Er sah sie immer noch perplex an. Warum weinte sie deswegen? Sie konnte ihn doch nicht mal ausstehen. Der einzige Gedanke, der momentan durch seinen Kopf hämmerte... Yoji ließ ihren Arm los. "Ich verstehe das nicht..." Er blickte sie mit gerunzelter Stirn an. Aya drehte sich auf dem Absatz um. "Das war ja wieder klar. Du kapierst gar nichts. Du bist ein riesengroßer Idiot." Sie lief in den Club hinein und verschwand in der Menge. Yoji starrte ihr noch eine Weile wie erstarrt nach. Und dann fing sein Geist doch wieder an zu arbeiten. Die Nebel zerrissen. In seinem Kopf liefen ihre Worte immer und immer wieder ab, bis er sich plötzlich aus seiner Starre losriss und ihr in den Club nachlief. Er sah sich suchend nach ihr um. "Wo bist du, Aya?" Panik keimte in ihm auf. Wer wusste schon, zu was sie jetzt fähig war? Sie war total aufgelöst und schrecklich durcheinander gewesen. Er schaute sich suchend um und entdeckte sie schließlich auf der Tanzfläche mit einem viel zu alten Kerl, der ihr viel zu nahe kam. Eifersucht flammte in seinen Augen auf. Er drängelte sich durch die Menge und tippte dem Mann auf die Schulter. "Ich denke, sie ist etwas zu jung für dich." Er durchbohrte den Anderen mit einem tödlichen Blick. Am liebsten hätte er ihn erwürgt. Aya sah ihn wütend an. "Lass mich in Ruhe, Yoji. Das geht dich nichts an." Sie trat dichter an den alten Knacker, als wenn sie sich bei diesem in Sicherheit fühlte. "Du hörst, was die Lady sagt." Der andere Mann sah ihn triumphierend an und legte den Arm um ihre Taille. Yoji verengte seine Augen zu Schlitzen und trat neben Aya. Er legte ihr den Arm um die Schultern, zog sie aus der Umklammerung des Anderen. "Die Lady ist wütend auf mich. Aber ich denke, das erledigt sich, wenn sie mir zuhört." Er sah Aya bittend, fast schon flehend an. "Bitte, Aya. Hör mir zwei Minuten zu. Bitte." "Ich will dir aber nicht zuhören." Aya versuchte sich von ihm zu lösen und durchbohrte ihn mit finsteren Blicken. Er spürte wie ihm der Hemdkragen zu eng wurde. Der Abend war noch gar nicht vorbei, aber die letzten Geschehnisse und nicht zuletzt Ayas Worte forderten nun die Wahrheit. Die ganze Wahrheit. Auch wenn dieser Ort wohl nicht der gewesen war, wo er ihr seine Liebe hatte gestehen wollen. "Doch, willst du." Yoji drehte sie zu sich und legte ihr die Hände auf die Schultern. "Es tut mir leid, Aya. Wirklich. Ich habe doch gar nicht gemerkt, dass dich das so trifft. Ich habe gedacht, es wäre dir egal. Ich wäre dir egal." Er holte tief Luft. "Was ich dir im Garten sagen wollte, war, dass ich mich in dich verliebt habe. Aber Ran ist dazwischen geplatzt." Aya erstarrte unter seinen Händen. Sie sah ihn aus großen Augen an. "Du hast dich in mich...?" Er nickte. "Ja, ich habe mich in dich verliebt. Ich habe Schmetterlinge im Bauch, wenn ich in deiner Nähe bin und mein Herz rast wie bekloppt. Wenn du nicht zu Hause bist, denke ich die ganze Zeit an dich. Und wenn du da bist, wünsche ich mir, dass du bei mir wärst." Er hob eine Hand von ihrer Schulter und strich ihr sanft über die Wange. "Warum hast du denn nie etwas gesagt? Ich habe gedacht, du spielst nur mit meinen Gefühlen." Sie legte den Kopf schief und schaute ihn kläglich an. Und das glaubte sie immer noch, aber irgendetwas an seinem Blick ließ sie langsam in diesem Glauben schwanken. "Es tut mir leid, Aya. Wirklich. Aber ich wusste doch nicht, dass du... also..." Seine Augen blickten sie kläglich an. Alle Worte, die er sich feinsäuberlich für diesen Moment zurechtgelegt hatte, waren wie weggewischt. Aya schüttelte nur leicht den Kopf und trat näher auf ihn zu. Sie schmiegte sich an ihn, presste sich mit aller Kraft an ihn, weil sie einfach nur noch bei ihm sein wollte. Yoji schloss seine Arme um sie und drückte sie fest an sich. Ihr kleiner Körper zuckte urplötzlich unkontrolliert in seinen Armen. Er hielt sie eine Weile in den Armen und schob sie dann etwas von sich. "Warum weinst du? Jetzt ist doch alles gut." Er lächelte sie vorsichtig an, weil er dem Frieden immer noch nicht ganz traute. Gleich würde sie ihn zum Teufel jagen. So wie sie es immer tat. Doch dieses Mal stellte er mit Erleichterung fest, dass er irrte. Aya schniefte leise. "Weil ich mir so lange gewünscht habe, dass du mir so was sagst und es ernst meinst. Ich habe doch wirklich gedacht, du spielst nur mit mir." Sie wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. Er schüttelte leicht den Kopf. "Ich würde niemals mit dir spielen. Nicht mit dir." Er neigte sich zu ihr hinab und sah ihr in die Augen. "Und jetzt hör auf zu weinen." Aya nickte und machte große Augen, als er sich langsam ihrem Gesicht näherte. Sie spürte seinen warmen Atem auf ihrer Wange. Er legte seine Lippen auf ihre und küsste sie zärtlich, teilte ihre Lippen vorsichtig mit seiner Zunge und umschmiegte die ihre. Aya presste sich noch fester an ihn, schlang die Arme um seinen Hals und glaubte, sie würde zerfließen. Endlich durfte sie mit dem Mann zusammen sein, den sie liebte. Endlich wurden all die stillen Gebete, Träume, Wünsche und Hoffnungen erhört. Yoji half Aya ganz Gentleman in ihre Jacke und legte ihr den Arm um die Taille, als sie zusammen den Club verließen. Sie schmiegte sich fest an ihn. "Ich wache aber nachher nicht auf und habe das alles nur geträumt, oder?" Sie sah vorsichtig zu ihm auf. Die Vorstellung, dass das alles nachher wieder vorbei sein könnte, ließ sie innerlich erstarren. Yoji blickte ihr in die Augen und schüttelte den Kopf. "Nein, und selbst wenn das alles nur ein Traum wäre, dann würden wir beide einfach nicht mehr aufwachen." Er grinste sie an, blieb stehen und zog sie fest an sich. Er neigte sich zu ihr hinab und küsste sie liebevoll. Aya stubste mit ihrer Zunge vorsichtig gegen seine und schmiegte ihre Zunge genauso an seine, wie sie sich an ihn schmiegte. Yoji schmunzelte, als er sich von ihr löste. Er leckte sich über die Lippen. "Darauf habe ich viel zu lange warten müssen." Ihre Küsse schmeckten so unglaublich süß... "Tja... jetzt hat das dann wohl ein Ende." Aya kicherte leise und sah ihn verliebt an. Er nickte knapp und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Hat es. Und dafür bin ich dankbarer als für alles andere auf dieser Welt." Er hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. "Lass uns nach Hause fahren. Es ist schon spät, und du musst Morgen in die Schule." Aya nickte und kuschelte sich wieder an ihn, während er sie zu seinem Auto lotste. Am Auto angekommen, öffnete er ihr galant die Tür und ließ sie einsteigen. Dann lief er um das Auto herum und kletterte selbst hinein. Er startete den Wagen und fuhr vom Parkplatz. Als das Haus in Sicht kam, fuhr Yoji auf einmal sehr viel langsamer als zuvor. Vor der Haustür hielt er an und blieb einfach wie erstarrt sitzen. Aya schaute ihn fragend an und legte ihre Hand auf seine. "Was ist denn? Gehen wir nicht rein?" Seine Hand fühlte sich plötzlich unsagbar kalt an. Yoji schüttelte hektisch den Kopf. "Dein Bruder bringt mich um, wenn er erfährt, dass ich dich geküsst habe." Er rutschte tiefer im Sitz herunter. Schmerz durchzuckte ihn bereits nur bei dem Gedanken an Ran. Das Problem mit Aya hatte sich zwar erledigt, aber Ran war immer noch da. Und dieses Problem war ein Meister mit seinem Katana. Und er würde nicht zurückschrecken, Yoji sein wichtigstes Anhangsgebilde abzuschneiden, wenn er erfuhr, dass er nun die Möglichkeit hatte, Aya anzurühren. "Oh..." Aya zog ihre Hand von seiner zurück. "Also heißt das dann wohl, dass wir das Ganze lieber bleiben lassen." Sie sah traurig auf ihre Hände hinab, die sie nun im Schoß verkreuzt hatte. Yoji setzte sich wieder gerade in seinem Sitz auf und musterte sie. Dann schüttelte er schnell den Kopf, schob seine Hand unter ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich herum. "Egal was Ran jetzt auch macht, ich werde nicht von dir lassen. Ich habe viel zu lange darauf gewartet, dich in die Arme zu schließen." Er zog sie etwas näher an sich und schloss die Arme um sie. Aya nickte leicht, murmelte aber leise in sein Hemd. "Sollten wir es Ran vielleicht verschweigen? Ich möchte nicht, dass er uns Ärger macht bzw. wohl vielmehr dir." Sie hob den Kopf etwas an und schaute fragend in seine grünen Augen. Yoji wog ihre Worte ab. "Ich weiß nicht, ob das so gut ist. Er ist immerhin dein Bruder. Und ich denke, dass es das Ganze nur schlimmer machen würde, wenn wir ihm die Wahrheit verheimlichen." Er spürte Ayas warmen Körper in seinen Armen und war nicht gewillt, sie je wieder gehen zu lassen, auch wenn das unweigerlich passieren würde, wenn Ran erfuhr, dass sie... das sie... ja, das sie was waren? Ein Paar? Liebende? Er schob Aya etwas von sich und sah in ihre Augen. "Wir sollten jetzt reingehen. Es ist wirklich schon etwas spät. Nicht, dass du in der Schule einschläfst." Er strich mit der Hand zärtlich über ihre Wange. Aya nickte lächelnd und öffnete die Tür, um aus dem Auto zusteigen. Doch Yoji hielt sie zurück. "Warte." Er sprang aus dem Auto, lief um dasselbe herum und öffnete ihr die Tür. Aya ergriff seine Hand, die er ihr galant darbot und stieg aus. "Danke schön." Sie lächelte ihn strahlend an. "Nichts zu danken, meine Süße." Er neigte sich an ihr Ohr und hauchte einen Kuss auf ihre Ohrmuschel. Wie sich das anhörte... Meine Süße... Aya zerschmolz beinah, als seine Lippen ihr Ohr berührten. Könnte das Leben noch schöner werden, als es nun war? Besser ging es doch gar nicht mehr. Obwohl... Als seine Lippen sich zum wiederholten Male an diesem Abend auf ihre Lippen legten, und seine Zunge sanft mit ihrer spielte, wurde es doch noch besser. Und mit jedem Kuss und jeder Berührung würde es sich weiter steigern. Da war Aya sich mehr als nur sicher. Yoji war es in diesem Moment einfach nur egal, ob nun ein wütender Ran aus dem Haus gelaufen kam, weil er sie vielleicht sah. Er wollte nur Ayas Nähe genießen und sich ganz in ihren süßen Kuss ergeben. Viel zu lange hatte er darauf warten müssen. Als er das Zittern spürte, dass an ihrem Körper hoch kroch, löste er den Kuss und schaute sie fragend an. "Wir sollten reingehen. Du frierst." Er rieb sacht über ihren Rücken, um sie ein bisschen zu wärmen. Aya schüttelte schnell den Kopf. "Ich will noch nicht reingehen. Ich will noch ein bisschen mit dir zusammen sein." Sie lächelte ihn zuckersüß an. Yojis Herz zerschmolz, als er nickte. Er löste sich kurz von ihr, zog sich die Jacke aus und legte sie ihr um die Schultern. "Nicht, dass du dich erkältest." Er grinste und zog sie wieder an sich. "Ganz sicher nicht. Du wärmst mich doch." Sie rieb ihren Kopf an seiner Schulter und gab ein leises wohliges Schnurren von sich. "Ja, ich wärme dich solange du willst." Er neigte sich hinab und küsste ihren Hals, stupste mit seiner Zunge ihr Ohrläppchen an, um ihr auch hier einen liebevollen Kuss auf die Haut zu hauchen. Sie schmiegte sich noch fester an ihn, soweit das überhaupt noch ging, und Yoji stellte für sich fest, dass er glücklicher in seinem ganzen Leben noch nie gewesen war. Aya war einfach die Frau gewesen, die er so lange gesucht hatte. Und nun hielt er sie in seinen Armen und würde sie nie wieder hergeben. Nie wieder... Kapitel 6: Abend zu zweit ------------------------- Yoji sah auf die Uhr im Laden. Es war kurz vor 16Uhr. Die nervenden Schulgören aus den umliegenden Schulen waren bereits im Laden aufgetaucht. Nur von Aya war noch nichts zu sehen. Und sie war die Einzige, die ihn interessierte. Er tippelte nervös neben sich auf den Tresen und kassierte ein paar Blumen ab, die ein nervendes vielleicht 14-jähriges Mädchen unbedingt bei ihm bezahlen wollte. "Die Blumen sind so schön, finden Sie nicht, Herr Kudoh?" Die Kleine kicherte affig. Sie sah ihn aus großen Kuhaugen an. Yoji musste sich zusammenreißen, damit er die Augen nicht verdrehte. Wieso waren diese Gören so verdammt nervig? Sie kannten doch alle seine Regel, obwohl... bei Aya war diese ja auch hinfällig geworden. Aber das wussten diese kleinen nervtötenden Mädchen ja nicht. Sie wusste ja nicht, dass er sein Herz vollkommen an die kleine süße Aya verloren hatte und nun jede Minute des Tages ihrer Ankunft entgegenfieberte, um sie wieder in seine Arme schließen zu können. "Ja, die Blumen sind wirklich schön." Er sah über ihren Kopf hinweg zur Uhr und sah aus dem Augenwinkel, wie sich eine ihm wohlbekannte Gestalt dem Laden näherte. Aya drängelte sich durch die Schulmädchen und ging zu Ran. Sie umarmte ihren Bruder überschwänglich, was diesem zwar ein Stirnrunzeln entlockte, aber nicht weiter auf diese Gefühlwallung einging. Erst als Aya sich anbot, im Laden auszuhelfen, setzte er zu einer Frage an. Doch schluckte er auch diese hinunter, als einige Mädchen seines Fanclubs auf ihn zustürmten. Aya sprang rechtzeitig in Sicherheit, brachte ihre Schultasche in ihr Zimmer und kam umgezogen wieder in den Laden hinunter. Yoji, der gerade damit beschäftigt war, einen Strauß zu binden, hielt abrupt inne, als Aya in einer kurzen Hose und einem kleinen Shirt in den Laden kam. Am liebsten hätte er sich sofort auf sie gestürzt und sie geküsst. Doch das ging hier nicht. Ran würde ausrasten und sein kleiner eigener Fanclub würde Aya wohlmöglich die Augen auskratzen. Sie kam zu ihm hinter den Tresen und nahm ihm die Blumen aus der Hand. "Ich helfe dir. Dann geht es schneller." Sie lächelte ihn strahlend an, streifte mit ihrer Hand kurz die seine. Er nickte nur und ließ eine Hand hinter ihren Rücken gleiten, um sanft über ihre weiche Haut zu streifen, die unter dem Shirt hervorsah. Aya schenkte ihm darauf ein verliebtes Lächeln. Sie beugte sich etwas zur Seite und griff nach dem Draht, mit welchem sie die Blumen festbinden wollte. Yoji ließ einen knappen Blick über ihren wohlgeformten Po gleiten. Diese Frau war einfach nur sündig. Sie setzte sich auf den Tresen und ließ die Beine baumeln. Geschwind band sie einen Strauß aus mehreren Rosen, welchen sie mit Schafsgarbe und einigen Stängeln Farn verzierte. Yoji sah ihr einfach nur auf die Finger und hatte dabei einen geradezu überwältigenden Blick auf ihre langen Beine. Als sie den Strauß zu Ende gebunden hatte, reichte sie ihn Yoji, der sich knapp vor ihr verneigte und ihn dann in eine kleine Vase stellte. Ran sah dem Spiel mit ziemlich gemischten Gefühlen zu. Die beiden gifteten sich nicht an, und es schien plötzlich keine Missverständnisse mehr zwischen ihnen zu geben. Und das gefiel ihm nicht. Genauso wenig, dass Yoji plötzlich die Kundschaft schmählich vernachlässigte, weil er mit Aya beschäftigt schien. "Du hast da was im Gesicht." Aya wies mit ihrem Zeigefinger auf seine Wange. Yoji schaute sie fragend an und wischte mit dem Arm über die vermeintliche Stelle. "Weg?" Aya kicherte und schüttelte den Kopf. Sie sah kurz über ihre Schulter, machte aus, dass Ran gerade mit seinem Fanclub beschäftigt war und zog Yoji mit einem Ruck zu sich. Sie strich mit sanften Fingern über seine Wange und entfernte den Dreck, den er sich ins Gesicht geschmiert hatte. Yoji seinerseits versank in ihren dunklen Augen und schmolz mal wieder dahin. Diese Frau war einfach viel zu schön und süß für diese Welt. Er legte eine Hand auf ihr nacktes Bein und strich leicht über ihre warme Haut. Dann neigte er sich an ihr Ohr vor. "Ich habe dich vermisst." Sie ließ ihre Hand wie zufällig über seine Brust streichen und nickte knapp. "Ich dich auch. Ich habe es kaum ausgehalten." Er richtete sich wieder auf und lächelte sie an. Als er aber einen wirklich unangenehmen Blick auf sich spürte und diesen als zu Ran zugehörig ausmachte, trat er etwas von ihr weg. "Gibst du mir bitte mal die Lilien?" Er nickte zu den besagten Blumen rüber, die auf dem Tresen lagen. Aya nickte, neigte sich hinüber und reichte sie ihm. "Wieso denn eigentlich Lilien?" Er zuckte knapp mit den Schultern. "Warum fragen? Ich verarbeite sie nur zu einem meisterhaften Strauß." Er grinste sie breit an. "Gar nicht von dir selbst überzeugt, oder?" Sie kicherte leise, als sie seinen empörten Blick sah. "Na, hör mal. Ich bin nun mal ein Virtuose, wenn es um Blumensträuße geht. Dafür kann ich doch nichts." Er schob beleidigt die Unterlippe vor. "Jetzt fang hier bloß nicht an, zu flennen. Sonst sehe ich mich gezwungen, dich vor der ganzen Mannschaft aufzuheitern." Ein mahnendes Funkeln stahl sich in ihre Augen. "Ach, machst du das wirklich." Er grinste wieder breit, trat erneut etwas dichter neben sie, hielt aber inne, als ein Mädchen mit einem Strauß in der Hand auf den Tresen zukam. "Den hätte ich gerne." Die Kleine strahlte ihn aus großen Augen an. Aya formte die Augen zu Schlitzen und giftete sie an. Sie ließ sich vom Tresen rutschen, drängelte Yoji zur Seite, der gerade den Strauß entgegen nehmen wollte, und nahm den Blumen ihrerseits entgegen. "Der ist ja wirklich schön. Machst du dir selber eine Freude damit?" Yoji runzelte leicht die Stirn. So viel Gift, wie Aya gerade verspritzte, hatte er ihr gar nicht zugetraut. Zumal plötzlich ein Übermaß an Eifersucht aus ihren Augen strahlte, weil die Kleine ihn so strahlend angelächelt hatte. Aber süß war es trotzdem irgendwie. Er schmunzelte und wendete sich wieder den Lilien zu, die vor ihm lagen. Aya unterdessen fertigte die Kleine in Windeseile ab und wendete sich dann wieder Yoji zu, der breit grinsend auf die Lilien hinabblickte. Sie stupste ihn mit ihrem Ellenbogen an. "Wieso grinst du so?" Er flötete geradezu: "Da war ja wer eifersüchtig." Er sah aus dem Augenwinkel zu ihr hinüber. "War ich gar nicht." Sie verschränkte die Arme unter der Brust und sah pikiert durch den Laden. "Warst du wohl." Er stieß sie nun seinerseits leicht mit dem Ellenbogen ab. "Aber ist nicht schlimm. Ich wäre es auch gewesen, wenn dich ein männlicher Atomreaktor angestrahlt hätte." "Wirklich?" Aya sah ihn von der Seite an. Yoji nickte knapp, sah aber wieder auf die Blumen hinab. "Wenn dich einer wie ein Reaktor anstrahlt, dann bin ich das. Jeder andere hat dazu kein Recht." Er lachte leise und griff zu dem Draht, der immer noch neben Aya lag. "Du stellst hier aber gewaltige Besitzansprüche. Ich weiß ja gar nicht, ob ich damit einverstanden bin." Aya kicherte abermals. Dann trat sie etwas näher zu ihm und legte ihm kurz die Hand auf den Rücken. "Ich bin gleich wieder da. Ich brauche was zu essen." Damit flitzte sie um den Tresen herum und verschwand im Haus. Yoji sah ihr schmunzelnd hinterher und beschäftigte sich weiter mit den Blumen, bis sich Ken hinter ihm räusperte. Er sah über seine Schulter zu dem Dunkelhaarigen. "Seid vorsichtig. Ran gärt vor sich hin. Das übersieht nicht mal ein Blinder, was da zwischen euch abgeht." Damit verschwand er wieder im Lager und ging seiner Beschäftigung nach. Yoji hob leicht eine Braue, blickte kurz zu Ran, der ihn mit einem finsteren Blick anstierte und sah wieder auf die Blumen hinab. Ken hatte wohlmöglich Recht. Es würde eine Menge Ärger geben, wenn Ran sich in seinem Verdacht bestätigt sah. Und darauf war er nun wirklich nicht aus. "Aya..." Yoji steckte den Kopf zur Lagertür hinaus und zischte zu Aya hinüber, die gerade eine ältere Dame bedient hatte. Sie sah über ihre Schulter, blickte sich kurz nach Ran um, der nicht zu sehen war, und schlenderte zu Yoji ins Lager. Als dieser die Tür hatte zufallen lassen, zog er sie plötzlich an sich und küsste sie stürmisch. Sie schlang die Arme um seinen Hals. Yoji löste sich schließlich schwer nach Luft schnappend von ihr, hielt sie aber immer noch in seinen Armen. "Verzeih mir, ich habe es nicht mehr ausgehalten." Ihre Augen funkelten ihn belustigt an. "Da gibt es doch nichts zu verzeihen. Ich sollte mich bei dir bedanken." Sie schmiegte sich an ihn, genoss seine Nähe, als würde sie diese das erste Mal spüren. Er schob seine Hand unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht etwas an. Er tauchte in ihre dunklen Augen ein und lächelte sie verliebt an. "Du solltest jetzt aber zurück in den Laden gehen, sonst wird dein lieber Bruder misstrauisch." Sie nickte wehleidig. "Ich würde aber viel lieber noch ein bisschen bei dir bleiben." "Das geht aber nicht, Süße. Aber heute Abend entführe ich dich zu einem romantischen Essen. Dann haben wir den ganzen Abend für uns." Er schob die Hand in ihren Nacken und kraulte diesen liebevoll. "Wirklich?" Aya sah ihn aus großen strahlenden Augen an. Yoji nickte knapp. "Ja. Wir treffen uns dann wie die Verbrecher draußen vor dem Haus. Sagen wir um 20Uhr?" Er sah sie fragend an. Aya nickte hektisch und schaute auf die Uhr. "Wir haben ja schon fast 18Uhr. Wie willst du das denn schaffen. Hast du nicht bis um 20Uhr Dienst?" Sie hob zögerlich eine Braue hoch. "Hat mich das je aufgehalten? Und außerdem bin ich heute mit dem schließen dran. Ran verkrümelt sich um 19Uhr und Ken und Omi werden mir ewig dankbar sein." Er grinste sie breit an. "Und somit gehörst du ab 20Uhr mir." Sie nickte begeistert, stellte sich noch mal auf ihre Zehenspitzen, um ihm einen Kuss zu geben. "Ich bin dann startklar." "Gar hervorragend..." Er entließ sie aus seinen Armen und sah ihr nach, als sie aus dem Lager huschte. Yoji sah auf seine Uhr hinab, die unter dem schwarzen Anzug hervorkam. Kurz nach 20Uhr. In ihrer Unpünktlichkeit unterschied sich Aya also doch nicht von anderen Frauen. Er seufzte leise und schloss die Augen. Hoffentlich kam sie innerhalb der nächsten zehn Minuten. Sein Magen meldete sich allmählich ziemlich laut zu Wort. Er griff sich noch mal an die Krawatte, die er sich um den Hals gebunden hatte und rückte sie zurecht. Er trug einen sündhaft teuren schwarzen Anzug, den er sich extra für dieses Abendessen noch am Morgen gekauft hatte. Wenn er Aya schon groß ausführte, dann sollte das doch wenigstens mit Stil geschehen. Sein Blick wanderte ins Auto. Auf dem Fahrersitz lag eine langstielige rote Rose für sie bereit. Das hieß, wenn sie endlich erscheinen würde. Yoji sah abermals auf seine Uhr. Was trieb die Frau nur so lange? Sie hatte, bevor er ins Badezimmer konnte, fast eine ganze Stunde in selbigem verbracht und war danach nur wortlos an ihm vorbeigehuscht. Seither hatte er sie nicht mehr gesehen. Er tippte nervös gegen seinen Oberarm. Hoffentlich hatte Ran sie nicht erwischt und hielt sie nun irgendwie auf. Dann würde der Abend nämlich wohl oder übel ins Wasser fallen. Warum hatte er nicht wirklich um Sieben abhauen können? Das war doch pures Kalkül, weil er Lunte gerochen hatte. Und genau deshalb wollte er nun erst um halb Neun abhauen... Und das bot ihm natürlich eine wunderbare Gelegenheit, Aya irgendwie für den Abend festzusetzen--- Mit jeder verstreichenden Minute machte Yoji sich also mehr Sorgen, doch als die Verbindungstür zwischen Garage und Haus aufging, war jegliche Sorge verflogen. Ihm blieb der Mund offen stehen, als er Aya erblickte, die ein schwarzes tailliertes Abendkleid trug, welches sich wie eine zweite Haut an ihren Körper schmiegte. Das Kleid, welche tief ausgeschnitten war, wurde von zwei roten Trägerchen gehalten. Von ihrer Taille abwärts verlief ein ebenfalls roter Streifen, der den langen Schlitz umrahmte, welcher einen wahrlich göttlichen Blick auf ihre langen Beine gewährte. "Oh Mann..." Yoji schnappte leise nach Luft und starrte Aya weiterhin an. "Ist das unpassend?" Sie sah geknickt an sich herunter und sah ihn aus traurigen Augen an. "Nein, nein, nein." Yoji fuchtelte mit den Händen herum, griff schnell durch das offene Fenster ins Auto und beförderte die Rose zu Tage. Er hielt sie ihr entgegen. "Du siehst umwerfend aus." Aya nahm die rote Rose lächelnd entgegen und sah ihn dankbar an. "Das ist so lieb von dir." Sie hob die Rose an ihre Nase und roch an ihr. Sie duftete so gut. Während sie an der Blüte roch, lächelte sie Yoji verliebt an, der einfach nur zum Anbeißen aussah in dem schwarzen Anzug mit dem weißen Hemd darunter. Yoji riss sich von ihrem Anblick los und hielt ihr seinen Arm hin. "Darf ich dann bitten? Der Tisch ist bereits bestellt, und das Dinner erwartet uns." Sie schmunzelte und hakte sich bei ihm ein. Sie wurde von ihm um das Auto geführt. Er hielt ihr die Autotür auf und lief schließlich ums Auto, um den Wagen aus der Garage zu fahren. Abschließend betätigte er den elektrischen Garagenöffner und schloss die Tür, bevor er von der Auffahrt fuhr. "Und wohin gehen wir jetzt essen?" Aya sah ihn fragend an. "Das ist eine Überraschung, Süße. Sei nicht so ungeduldig. In zwanzig Minuten siehst du es." Er sah sie kurz an und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. Sie sah wirklich einfach nur umwerfend aus. Die schwarzen Haare hatte sie sich kunstvoll aufgesteckt. Ihre Lippen glänzten feucht und ihr Make-up war eher schlicht gehalten. An einer roten Ampel nahm Yoji die Hand von der Gangschaltung und legte seine Hand auf Ayas. Er drückte sie sanft. "Habe ich dir schon gesagt, wie wunderschön du bist?" Er lächelte sie an. Aya bekam ein rotes Näschen. "Nein, noch nicht. Aber danke." Sie sah verlegen auf ihre Knie hinab. "Warum wirst du denn so rot, Süße. Ist doch nur die Wahrheit." Yoji neigte sich zu ihr hinüber und küsste sie flüchtig auf die Wange. Als die Ampel auf grün umsprang, bog er rechts ab und nickte nach vorne zum Hafen. "Ich hoffe, du hast Hunger." Aya zog ihre Braue steil hoch. "Eigentlich ja, aber was wollen wir dann hier?" Sie sah sich suchend um. Hier stand wirklich nichts weiter als irgendwelche runtergekommenen Lagerhallen, Kisten, Container und... sie kniff die Augen zusammen, riss sie im nächsten Moment groß auf. "Ach du heilige..." Yoji grinste bei ihrer Reaktion, als das "kleine" U-Boot in Sicht kam. "Wenn dich das schon begeistert, dann warte erst mal ab, wenn wir im Restaurant sind. Das wird noch viel besser." Er bog nach links auf einen großen Parkplatz ab, sprang aus dem Auto, lief drum herum und öffnete Aya die Tür. Er reichte ihr seinen Arm, half ihr beim Aussteigen und schloss schließlich das Auto ab. "Wenn die Lady mir dann folgen wollen..." "Immer und überall hin." Sie sah ihn strahlend an und schmiegte sich kurz an ihn, bevor sie in Richtung des kleinen U-Bootes gingen. Am Eingang nannte Yoji seinen Namen, und die beiden wurden von einem Kellner zu einem Aufzug geleitet. Aya schnappte nach Luft und krallte sich in Yojis Arm fest. Sie sah ängstlich zu dem Kellner. "Sie haben nicht vielleicht eine Treppe, oder?" Yoji musterte sie fragend, verzog dabei aber auch leicht das Gesicht, weil sie ihre Nägel in seinen Arm bohrte. "Was ist denn los, Aya?" Das verstand er nun wieder gar nicht. Sie sah kläglich zu ihm auf. "Ich habe panische Angst vor Aufzügen." Sie begann leicht zu zittern. "Oh..." Yoji verschlug es fast die Sprache. Dann sah er den Kellner an. "Sie haben nicht vielleicht wirklich irgendwo eine Treppe versteckt, oder?" Der Kellner nickte knapp mit dem Kopf. "Aber es sind fünf Stockwerke." Na ganz toll. Fünf Stockwerke zu Fuß. Yoji hätte sich am liebsten die Hand vor den Kopf geschlagen. Aber ein Blick zu Aya, die begonnen hatte zu zittern und vor Angst bleich um die Nase geworden war, ließ ihn nur darüber nachdenken, wie selbstsüchtig das von ihm war. Immerhin hatte sie wirklich Angst. Und was waren schon fünf Stockwerke, wenn man sie für die Frau lief, die man liebte? Yoji blickte den Kellner an. "Wo ist die Treppe denn? Sie fahren dann mit dem Aufzug runter, und wir gehen zu Fuß." Er sah Aya an. "Ist das okay für dich?" "Ich kann auch alleine runter laufen. Du kannst ruhig fahren." Sie wendete sich in die Richtung ab, die der Kellner Yoji gewiesen hatte, doch dieser hielt sie am Arm fest. "Ich lasse dich doch nicht alleine laufen. Geteiltes Leid ist halbes Leid." Er grinste sie an und legte seinen Arm um sie. Nachdem er dem Kellner zugenickt hatte, der sich mit dem Aufzug in eine fünf Ebenen tiefer gelegene Etage abgeseilt hatte, schlug er mit ihr den Weg Richtung Treppe ein. "Warum hast du denn so eine Angst vor Aufzügen? Ich wäre doch bei dir gewesen." Er strich ihr sanft über den Rücken, während sie die Treppe hinab gingen. Aya seufzte leise. "Ich habe einfach Angst, dass ich stecken bleibe. Und wenn ich daran denke, kriege ich Panikzustände. Das ist ganz übel." Sie sah ihn entschuldigend an. "Tut mir leid, dass du nun deshalb auch laufen musst." Yoji schüttelte leicht den Kopf. "Für dich laufe ich doch gerne. Und außerdem..." Er blieb stehen und hob sie plötzlich hoch. "Wieso auch? Du läufst doch gar nicht." Er lächelte sie liebevoll an und hauchte einen Kuss zwischen ihre Augen. Sie bekam wieder ein rotes Näschen. "Ich bin doch viel zu schwer." "Leicht wie eine Feder trifft es eher." Er ging weiter langsam die Treppe hinunter und erreichte schließlich die Verbindungstür, an der der Kellner bereits wartete und die beiden seltsam musterte. Yoji nickte ihm nur knapp zu, als er ihnen die Tür öffnete. Dann ließ er Aya wieder auf den Boden hinab. Der Kellner führte sie in das unterirdische Restaurant, das mit einer künstlichen Unterwasserwelt aufwarten konnte. Tausend verschiedene tropische Fische tummelten sich in riesigen Aquarien und Glassäulen, die Mitten im Raum standen. Das Restaurant selber konnte mit einer leicht mediterranen Stimmung dienen. Aya gingen beinah die Augen über. "Das ist ja toll..." Yoji sah sie schmunzelnd an. Allein der Ausdruck in ihren Augen war es wert, dass sie heute diesen Abend zusammen verbrachten. Während der Kellner die Kerze auf dem Tisch anzündete, rückte Yoji Aya ihren Stuhl zurecht und setzte sich ihr gegenüber auf einen Stuhl mit hoher Lehne. Der Kellner reichte ihnen die Karten. "Darf es schon etwas zu trinken sein?" Er sah zwischen Yoji und Aya hin und her. Aya blätterte schnell zu den Getränken und überflog mit den Augen die Karte. Dann sah sie zu Yoji. "Was nimmst du denn?" Yoji überflog ebenfalls die Karte mit den Augen und sah dann zum Kellner. "Bringen Sie uns erst Mal eine Flasche ihres besten Champagners, wir haben etwas zu feiern." Er lächelte Aya an und zwinkerte ihr zu. Diese schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. "Ach ja, und für mich dann noch ein Wasser und für die Dame..." Er sah sie fragend an. "Einen Kirschsaft, bitte." Aya richtete sich an den Kellner. Dieser nickte knapp und machte einen Diener vor ihnen. Danach verschwand er. Yoji griff über den Tisch hinüber und umfasste Ayas Hand. "Ich hoffe, es gefällt dir ein bisschen. Ich dachte mir, unsere erste gemeinsame Woche sollten wir würdig feiern." Sie schmunzelte. "Es gefällt mir nicht nur, ich bin beinah sprachlos. Das ist so lieb von dir." Sie drehte ihre Hand so, dass sie ihre Finger mit seinen verkreuzen konnte. "Für dich nur das Beste, Aya. Und was das Beste angeht..." Er löste seine Hand aus ihrer und griff in die Tasche seines Anzuges. Er beförderte ein etwas längeres Kästchen zu Tage und hielt es ihr hin. "Das ist für die beste Woche meines Lebens." Er öffnete es, so dass ein dünnes filigran gearbeitet Armbändchen zum Vorschein kam. Aya sah zwischen ihm und dem Armbändchen hin und her. Dann richtete sie den Blick vollends auf ihn. "Das wäre doch nicht nötig gewesen. Das kann ich doch nicht annehmen." "Natürlich kannst du das." Yoji erhob sich und kam um den Tisch herum. Er beugte sich neben ihr hinab, nahm das silberne Armband aus dem Kästchen und legte es ihr um das Handgelenk. "Ist ja auch nur eine kleine Aufmerksamkeit." Eine kleine Aufmerksamkeit, die ihn die Hälfte seines Lohns im Blumenladen gekostet hatte. Aber Aya war es ihm allemal wert. Aya hob den Arm und bewegte ihn etwas hin und her, so dass das Silber im Kerzenlicht funkelte. "Das ist so süß von dir." Sie erhob sich ebenfalls, umfasste sein Gesicht mit ihren Händen und küsste ihn liebevoll. Yoji strich ihr über den Rücken. Schon alleine dieser Kuss war es wert gewesen. Er lächelte sie schließlich an, hauchte noch einen Kuss auf ihre Nasenspitze und setzte sich wieder auf seinen Platz. Als der Kellner mit den Getränken zurückkam und die Bestellung aufgenommen hatte, öffnete Yoji die Champagner-Flasche und schenkte Aya und sich ein. Er reichte Aya ein Glas und hielt ihr seins entgegen. "Auf die beste Woche meines Lebens." Sie strahlte ihn an. "Und auf die beste Woche meines Lebens." Sie stieß mit ihrem Glas sacht gegen seines. So wie sie dasaß, mit diesen leicht geröteten Wangen und den feucht glänzenden Lippen, wäre er am liebsten direkt über sie hergefallen. Aber zum Einen ging das nicht, weil sie sich in der Öffentlichkeit befanden und zum Anderen würde es noch viel Zeit benötigen, bevor es soweit war, dass er mit Aya mehr als nur zärtliche Umarmungen und Küsse teilte. Aber für sie wartete er gerne. Für sie war jede Sekunde, jede Minute und jede Stunde des Wartens wert. Er sah sie die ganze Zeit weggetreten an, und bemerkte gar nicht, wie sie auf einmal neben ihm stand und ihn auf die Wange küsste. "Tanzt du mit mir? Ich liebe das Lied." Yoji erwachte aus seiner kleinen Traumwelt und schaute sie an. Er lauschte und schmunzelte. Die engagierten Musiker gaben den Boyz II Men Klassiker End of the Road zum Besten. Und Aya liebte diesen Song. Sie liebte diesen Song so sehr, dass sie manchmal absolut in Gedanken vertieft durch das Haus wanderte und die ganze Zeit nur diese eine Melodie summte. Er nickte leicht und erhob sich. Sanft ergriff er ihre Hand und schritt mit ihr auf die Tanzfläche. Er zog sie an sich, legte den Arm um ihre Taille und ergriff ihre andere Hand mit seiner. Aya schmiegte sich fest an ihn und sah ihm die ganze Zeit über selig strahlend in die Augen. Er neigte sich vor und küsste sie sanft, als er sich langsam mit ihr über das Parkett bewegte. Besser konnte es wirklich nicht mehr werden. Er hielt die schönste Frau auf Erden in seinen Armen, verbrachte mit ihr einen romantischen Abend in einem der schönsten Restaurants in ganz Tokio, und der Abend war noch sehr lang. Wer konnte schon wissen, was da noch kommen würde? Ayas Lippen lösten sich erst wieder von seinen, als die Musiker ein anderes Lied zum Besten gaben. Sie knickste leicht vor ihm. "Ich danke für den Tanz, der Herr." Sie warf ihm eine Kusshand zu. "Immer gerne zu Diensten, Mylady." Er verneigte sich vor ihr und führte sie zurück zu ihrem Tisch. Er fuhr mit den Augen kurz durch das Restaurant und entdeckte den Kellner, der ihr Essen brachte. "Das war auf die Sekunde getimt. Da kommt das Essen." Er nickte zu dem Kellner hinüber und rückte Aya noch den Stuhl zurecht, bevor er sich selber hinsetzte. "Gut, ich habe Hunger." Wie auf Kommando knurrte ihr Magen, was ihr Gesicht einen Rotschimmer überziehen ließ. "Ups, das ist jetzt peinlich." Yoji konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, wofür er sich aber einen finsteren Blick aus Ayas dunklen Augen einfing. "Tut mir Leid, Süße. Aber an das Geräusch habe ich mich bei dir in der Tat schon gewöhnt." "Was soll das denn jetzt heißen?" Aya schnappte nach Luft und schob die Unterlippe andeutungsweise vor. "Nicht schmollen. Bitte. Das ertrage ich nicht." Er wedelte hilflos mit den Händen vor ihr rum. Er ertrug diesen schmolligen süßen Blick wirklich nicht, weil er jedes Mal dazu führte, dass er weich wurde wie ein Stück Butter. "Ich bin nicht verfressen." Sie hatte immer noch die Unterlippe vorgeschoben. Ihre dunklen Augen sahen ihn beinah schon vorwurfsvoll an. Yoji griff über den Tisch nach ihrer Hand und streichelte ihren Handrücken. "Süße, das wollte ich doch gar nicht damit sagen. Es ist nur so, dass ich dich mittlerweile lange genug kenne, um zu wissen, dass du... nun ja, häufig Hunger hast." Mit Genugtuung stellte er fest, dass der Gedanke, der bei so vielen anderen Frauen, die so viel in sich hineinschaufelten wie Aya, tatsächlich nicht in ihm hochkam. Er hielt sie wirklich nicht für verfressen. Für ihn war diese Facette von ihr einfach nur liebenswürdig und machte sie noch süßer, als sie es für ihn schon war. Eine Aya ohne knurrenden Magen konnte er sich überdies hinaus sowieso nicht vorstellen. Sie musste ja nur etwas Essbares riechen und schon meldete sich ihr Magen zu Wort. Aya schob die Unterlippe noch weiter vor und zog die Augenbrauen etwas zusammen. Als dann aber der Kellner an den Tisch trat, erhellte sich ihr Gesicht schlagartig und sie nickte dem Mann dankbar zu. Als jener sich abermals empfohlen hatte, gingen ihr beinah die Augen über. "Mann, sieht das lecker aus. Ich habe viel zu lange nicht mehr gegessen. Bestimmt schon zwei Stunden nicht mehr." Yoji biss sich seinerseits krampfhaft auf die Unterlippe, um nicht schallend loszulachen. Das hatte ja so sein müssen. Kaum war das Essen da, und Aya vergaß alles auf dieser Welt. Ob es Böse oder Gut war, alles trat in den Hintergrund. Als die beiden mit dem Essen begannen, sah er hin und wieder zu ihr und betrachtete sie einfach nur. Sie schien selbst ihn vergessen zu haben, während sie sich über ihr Essen hermachte. Sie war in solchen Momenten viel zu unschuldig, um sich über so etwas Gedanken zu machen. Sie war so unschuldig, wie sie es häufig war, wie sie es immer war. Er versank in ihrem Anblick, vergaß vollkommen sein eigenes Essen und sah ihr einfach nur dabei zu, wie sie im Einklang mit sich und der Welt das gemeinsame Abendessen genoss. Wenn sie mit diesem glückseligen Ausdruck im Gesicht auch den Sex mit ihm genoss... Dieser Gedanke holte ihn kurzfristig aus seinen Gedanken zurück, denn an so etwas durfte er jetzt noch nicht einmal denken. Es war immerhin erst eine Woche, die sie zusammen waren. Da konnte er doch nicht schon daran denken, wie es wäre, mit ihr zu schlafen. Dafür war es zu früh. Viel zu früh. Bei seinen Affären, die er vor der Beziehung mit ihr hatte, war das immer ziemlich schnell gegangen, aber vornehmlich nur deshalb, weil die Frauen ihm nicht wirklich etwas bedeutet hatten. Außerdem waren sie alle viel älter gewesen als sie. Meist sogar älter als er es war. In Gedanken schweifte er zu all den Frauen ab, die er in den letzten Jahren seit Asukas vermeintlichem Tod und ihrem wirklichen Tod gehabt hatte. Jede war so ganz anders als Aya gewesen. Jede trug einen Erfahrungsschatz bei sich, den sie gerne mit ihm geteilt hatten. Und so lag der Fall vor, dass er mit 21 Jahren bereits mehr Erfahrungen hatte sammeln können, als der Durchschnittsbürger es wohl überhaupt konnte. Aber genau diese Erfahrung war es nun, die ihn zurückschrecken ließ. Denn die Frau, die er nun liebte, war selbst so unerfahren, wie ein Engel es nur sein konnte. Und wie sollte er da vorgehen. Er wollte sie nicht verletzen, wollte nicht zu forsch vorgehen. Aber dennoch war da immer dieser Wunsch in seinem Hinterkopf, bald mit Aya zu schlafen. Sehr bald sogar. Er wollte sie lieben, so wie noch keine andere Frau zuvor. Lieben... Wie sich das anhörte. Leise entrang sich ein Seufzen seiner Kehle, was Aya dazu veranlasste, ihn fragend anzusehen. "Ist etwas nicht in Ordnung?" "Doch, alles ist bestens." Er löste sich aus seiner Starre und lächelte sie an. "Ich musste nur nachdenken." Er sah auf seinen Teller hinab und führte endlich das Fleisch zum Mund, dass er bereits vorher geschnitten und auf die Gabel gespießt hatte. "Worüber denn?" Aya legte den Kopf schief und sah ihn fragend an. Er schmunzelte, sah ihr zärtlich in die Augen. "Darüber, dass du die schönste Frau bist, mit der ich jemals zusammen war. Dass ich ewig mit dir zusammen sein möchte, und dass ich glücklicher bin, als jemals zuvor in meinem Leben." Ayas Näschen errötete leicht. Sie senkte den Blick und stocherte verlegen auf ihrem Teller herum. "Wenn du so was sagst, werde ich immer ganz verlegen." "Es ist aber nur die Wahrheit." Das einkehrende Schweigen war geschwängert von stillem Einvernehmen. Nach dem Nachtisch beglich Yoji die Rechnung und erhob sich vom Stuhl. Er trat zu Aya, reichte ihr seine Hand und zog sie an sich. Er küsste sie liebevoll. "Danke für den wunderschönen Abend." Sie sah zu ihm auf und lächelte ihn verliebt an. "Ich habe zu danken. Es war wirklich unbeschreiblich." Sie schmiegte sich näher an ihn. Genauso wie du... Doch das behielt er für sich. "Müssen wir schon reingehen? Ich will noch ein bisschen bei dir sein." Aya kuschelte sich an Yoji. Dieser hatte sein Auto einen Block vom Laden entfernt geparkt und hielt sie nun in den Armen. "Ja, wir sollten. Sonst kommt Ran noch auf seltsame Ideen. Er ist sicherlich schon lange wieder zurück." "Na und. Soll er doch auf Ideen kommen. Ist mir egal. Ich kann machen, was ich will." Trotz sprach aus ihrer Stimme. Yoji hauchte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. "Sag so was nicht, mein Engel. Er ist dein Bruder und will nur das Beste für dich." Aya blickte zu ihm hoch. "Du bist das Beste für mich, also soll er sich raushalten." "Bist aber ganz schön kratzbürstig in dieser Beziehung, was?" Er streichelte über ihre Wange und schaut ihr in die Augen. "Aber mach dir keine Sorgen. Ich lasse nicht zu, dass er uns Ärger macht. Und dir schon gar nicht. Dann muss er erst Mal an mir vorbei und ich bin ein harter Brocken." "Ich weiß. Ich darf an jedem wunderbaren Wochenende Zeuge davon werden, wenn ihr euch wegen deiner Frühschicht in den Haaren liegt." Sie kicherte. "Davon wird sogar ein Toter wieder wach." "Öhm..." Yoji sah unschuldig aus dem Fenster. "Nun ja, ich kann doch nichts dafür, dass mir 8Uhr zu früh ist. Da muss man doch noch schlafen. So bis 11 oder 12Uhr mindestens." Seine grünen Augen versuchten unschuldig dreinzublicken, was ihm aber gründlich misslang. "Geh früher ins Bett, dann hast du damit kein Problem." Aya richtete sich etwas auf und küsste ihn auf die Wange. "Gehen wir dann jetzt doch langsam mal rein? Ich bin nämlich wirklich müde." Zur Bestätigung gähnte sie leise. Der Blonde nickte knapp, hauchte ihr noch einen Kuss auf die Stirn und startete das Auto, als Aya sich wieder richtig hingesetzt hatte. Er fuhr den Wagen in die Garage, lief um das Auto herum und öffnete ihr die Tür. Aya stieg aus, nachdem sie seine Hand ergriffen hatte und küsste ihn noch einmal. "Schlaf gut. Ich denke an dich und werde von dir träumen." Zärtlich erwiderte Yoji den Kuss. "Und ich träume von dir, meine Süße." Er strich ihr noch einmal über den Arm und ließ sie dann los. "Schlaf gut, Aya." Sie nickte und rannte durch die Verbindungstür ins Haus. Yoji lauschte auf ihre Schritte und schmunzelte. Zehn Minuten, nachdem sie rein gegangen war, folgte er ihr ins Haus, schlich sich ins Bad und danach in sein Zimmer. Als er endlich im Bett lag, sah er an die Decke und dachte noch eine Weile über Aya nach. Der Abend war wirklich perfekt gewesen. Genauso perfekt wie sie es war. Und alles, was jetzt in dieser Beziehung passieren würde, wäre genau so perfekt. Da war er sich sicher. Kapitel 7: Liebeslust und Liebesfrust ------------------------------------- Aya erwachte, weil ihre Nase von etwas gekitzelt wurde, von dem sie im Halbschlaf nicht direkt ausmachen konnte, was es genau war. Erst als sich ihr Blick geschärft hatte, erkannte sie, dass es sich um eine recht undankbare blonde Haarsträhne von Yoji handelte, der mit dem Kopf auf ihrer Brust lag und tief und fest schlief. Ein verliebtes Lächeln huschte über ihre feinen Gesichtszüge. Sie hob ihre Hand und strich ihm zärtlich über die blonden Haare, spielte kurz mit einer Strähne, um dann weiter zu seinem Nacken zu streichen, damit sie diesen ausgiebig kraulen konnte. Yoji ließ daraufhin ein wohliges Schnurren verlauten, machte aber keine Anstalten, in der nächsten Zeit wach zu werden. Er kuschelte sich nur fester an sie und legte noch ein Bein über ihre Beine, um sie schlussendlich wirklich daran zu hindern, sich aus dem Bett davon zu machen. Liebevoll blickte Aya ihn an. Er hatte ihr noch beim Vokabeln lernen geholfen, bevor sie es sich auf seinem Bett bequem gemacht hatten, um etwas zu kuscheln. Und nicht nur um zu kuscheln. Ihr lief abermals ein angenehmer Schauer über den Rücken, als sie an seine sanften Hände dachte, die über ihre nackte Haut gestrichen hatten Das war so schön gewesen, doch hatte er wie jedes Mal zuvor inne gehalten, sobald seine Augen so seltsam aufgeleuchteten. Sie hatte das nun schon öfter bei ihm bemerkt. Immer wenn er im Begriff war, weiter zu gehen, sich zum Beispiel mit den Fingern ihrem BH auch nur anzunähern. Jedes Mal hatten seine Augen dann seltsam geleuchtet, und er hatte in nächster Instanz die Zärtlichkeiten abgebrochen. Und Aya verstand einfach nicht warum. Sie machte sich ernstlich Sorgen darum, dass er sie vielleicht doch nicht so anziehend fand, wie er immer behauptete. Immerhin waren sie nun schon einen Monat zusammen und was Yoji anging, war das eine sehr lange Zeit, in der er nicht einmal versucht hatte, mit ihr zu schlafen. Aus dunklen zweifelnden Augen sah das junge Mädchen an die Decke hinauf, kraulte weiter seinen Nacken. Nun allerdings nicht mehr hingebungsvoll wie zuvor, sondern viel mehr nachdenklich. Konnte es vielleicht sein, dass sie seinen Ansprüchen nicht genügte, und er nur deshalb weiter mit ihr zusammen war, weil er Angst hatte, dass sie bei Ran petzte? Sie blinzelte leicht mit den Augen. Das konnte sie sich eigentlich nicht vorstellen. Selbst wenn es so wäre... Wann hatte Yoji sich schon mal von Ran einschüchtern lassen? Das war in all der Zeit, in der sie ihn kannte, noch nie vorgekommen und würde es wohl auch nie. Ran... Sie schweifte in Gedanken zu ihrem Bruder ab. Sollte dieser jemals herausfinden, dass Yoji und sie zusammen waren, dann würde er den Blonden sicherlich in der Luft zerfetzen. Er beäugte sie beide in der letzten Zeit sowieso schon zu genau. Wenn er nun auch noch Anlass bekäme, sich in seinem Verdacht bestätigt zu sehen, dann gäbe es einen riesengroßen Knall. Einen riesengroßen Knall, bei dem Aya wirklich um Yojis Leben fürchtete. Denn ein aufgebrachter Ran, der um die Tugend seiner kleinen Schwester fürchtete, war schlimmer als ein tollwütiger Berserker. Und das war noch recht harmlos ausgedrückt. Sie seufzte leise. Egal um was es auch in der Beziehung zu Yoji ging, sie durfte nicht mit Ran darüber reden. Erst wenn alle Stricke rissen, dann würde sie sich ihm öffnen, aber das hatte ja noch lange, lange Zeit. Zuallererst sollte sie aber ein Gespräch mit Yoji selber suchen, der da zufrieden wie ein kleines Baby auf ihrer Brust schlummerte und hin und wieder ein an ein Schmatzen anmutendes Geräusch von sich gab. Gott, war er niedlich... Er sah wirklich unschuldiger aus, als sie ihn jemals gesehen hatte. Seine Gesichtszüge waren entspannt und ganz ruhig, geradezu glatt. Leicht strich Aya ihm einige Strähnen aus dem Gesicht. Diese hingen ihm wild in die Stirn und kräuselten sich um einiges intensiver, als seine Haare es generell zu tun pflegten. Yoji nuschelte leise vor sich hin. Wenn sie genau hinhörte, meinte sie, ihren Namen zu vernehmen. Aber das mochte auch nur Einbildung sein. Als sich der Blonde dann leicht auf ihr bewegte, und sich seine Hand genau auf ihre Brust legte, wurde Aya rot um das Näschen. Er schlief zwar, aber diese Berührung... So hatte er sie noch nie berührt. Ihr Busen war bisher immer einer der zwei Teile gewesen, den er bei jedem Zusammensein mit ihr ausgespart hatte, dem er nicht mal zu nahe gekommen war. Und nun... Nun lag seine Hand genau über ihrer Brust, während er ganz in Eintracht mit sich selbst dümmlich vor sich hin grinste. "Yoji?" Sie legte die Hand an seine Schulter und schüttelte leicht an dieser. "Yoji, wach auf." Ihr wurde das langsam unangenehm. Nicht, weil es sich nicht gut angefühlt hätte, sondern einfach, weil sie etwas überrumpelt war. Sie wusste nicht, wo sie mit ihren Gefühlen und Gedanken hinsollte, die es urplötzlich herbeisehnten, dass er aufwachte und sie weiter so berührte. Doch Yoji dachte gar nicht daran, aufzuwachen. Stattdessen glitt seine Hand an ihr hinab und suchte sich einen Weg unter ihr kleines Top. Da sie unter diesem nun aber nichts trug, schob sich seine Hand über ihren nackten Busen. Aya biss sich auf die Unterlippe, als sie seine Hand dort spürte. Warum machte er das nur? Warum konnte er nicht einfach aufwachen und das lassen? Ihre Gefühle verwirrten sie, genauso wie ihre Gedanken. "Aya-chan..." Yojis Nuscheln wurde deutlicher. Er rollte sich neben ihr zusammen, ließ aber seine Hand weiterhin liegen, wo sie war. Ran Fujimiyas kleine unschuldige Schwester sah reichlich hilflos aus der Wäsche. Sie wollte, dass er aufwachte. Aber nicht, um seine Hand wegzuziehen, sondern um da weiterzumachen, wo er nun schon einmal war. Sie schüttelte verwirrt den Kopf. Woran dachte sie da eigentlich? Das war doch alles viel zu früh. Das ging doch noch nicht. Aber dennoch. Sie sehnte sich nach gerade solchen Berührungen. Sie wollte ihn spüren, wollte ihn überall spüren. Ein wohliger Schauer lief über ihren Rücken, als seine Hand sich leicht bewegte und trotzdem... Sie schloss die Augen und versucht krampfhaft, an etwas anderes zu denken. Warum wachte er nicht einfach auf und dann würde sich ja zeigen, wie das hier enden würde. Allerdings zeigte ihr ein Blick auf ihn, dass er nicht einmal im Traum daran denken würde, aufzuwachen. Er hatte es sich sichtlich gemütlich gemacht und grinste überaus dümmlich vor sich hin. Ganz so, als wäre der Traum, den er gerade träumte, die Erfüllung jeder seiner Wünsche. Aya schnaubte leise. So sehr sie diese Berührung auch genoss, allmählich breitete sich doch der Drang in ihr aus, dass sie nur noch hier weg wollte. Wenn Yoji nämlich doch aufwachte und sah, wo seine Hand lag, was würde er dann tun? Würde er sie wegreißen, oder aber dort liegen lassen? Genau diese Fragen waren es, die Aya wieder fast um den Verstand brachten. Warum faste er sie eigentlich nicht so an, wenn er wach war, und sie zusammen auf dem Bett lagen und kuschelten und ein bisschen schmusten? Vielleicht lag es ja wirklich daran, dass er sie nicht attraktiv genug fand. Oder aber sie war ihm doch noch zu jung. Es trennten sie immerhin fünf lange Jahre. Fünf Jahre, in denen er wohl mehr Erfahrungen gesammelt hatte, als sie es in ihrem ganzen Leben machen würde. Sie war einfach zu schüchtern und zu schnell verlegen. Bis zu dem Tag, al er sie das erste Mal geküsst hatte, hatte sie ja noch nicht mal geküsst. Ihren ersten Kuss hatte sie ihm geschenkt. Und das war auch gut so gewesen. Immerhin liebte sie nur ihn. Und sie hatte niemanden zuvor geliebt. Als er seine Hand unter ihrem Top wegzog, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, weil ihr Herz noch schneller schlug als bereits zuvor. Wieso machte er das jetzt? Doch ein Blick auf ihn beantwortete ihr die Frage. Er hatte einfach nur seine Schlafposition geändert und sich auf ihr rumgedreht, so dass sein Gesicht nun zu ihr wies. Schmunzelnd nahm sie zur Kenntnis, dass fast alle Haare aus dem Zopf gerutscht waren, den er sich gemacht hatte, als er im Laden gewesen war. Mit sanften Fingern strich sie durch seine blonden Haare und verwob sie mit ihren Fingern. Dass Yoji plötzlich blinzelte und sie aus kleinen verschlafenen grünen Augen anblickte, entging ihr beinah. Erst als sie seine Stimme hörte, sah sie ihn wieder an. "Wie lange bist du schon wach, Engelchen?" Er hob die Hand und strich ihr leicht über die Wange. "Schon eine Weile." Über ihr Gesicht zog urplötzlich wieder dieser sanfte Rotschimmer. Nervosität kroch durch ihren Körper wie ein elektrischer Stromschlag. "Würde es dir was ausmachen, mich mal eben aus dem Bett zu lassen?" Sie sah ihn fast flehend an. Gerade im Moment wollte sie nur noch von ihm weg. Egal, was für eine Berührung es war, die er ihr zuteil werden ließ. Sie ertrug keine einzelne mehr davon. Nickend setzte Yoji sich auf und löste sich von ihr. Er streckte sich verschlafen. "Kannst auch gerne wiederkommen. Das war gerade so gemütlich." Er grinste sie reichlich schief an und kuschelte sich wieder in die Kissen, als sie aufstand. Aya nickte verwirrt, klaubte aber, bevor sie das Zimmer verließ, ihre Englisch-Bücher zusammen und verließ dann fluchtartig den Raum. Grüne Augen verengten sich zu fragenden Schlitzen. Was war das jetzt? Yoji setzte sich auf und stieg aus dem Bett. Er öffnete die Tür und sah sich nach Aya um. Diese war wie vom Erdboden verschwunden. Vorsichtig linste er zu Rans Tür, näherte sich der Treppe und sah auch vorsichtig diese hinunter. Wenn er nun zu Aya gehen würde, könnte er es nicht gebrauchen, plötzlich einem roten Rachedämon gegenüber zu stehen. Besagter Rachedämon machte ihm das Leben seit ein paar Wochen sowieso noch viel schwerer, als er es ihm sonst bereits machte. Denn seit in Ran dieser unbestimmte Verdacht keimte, folterte er ihn geradezu auf's Schlimmste. Nicht nur, dass er jetzt wirklich nur noch Spätschicht schob, was ihm vor über einem Monat noch sehr zugesagt hatte, nein, er hatte nun auch immer am Wochenende Dienst. Jedes verdammte Wochenende. Und dann meist so, dass Aya bereits aus dem Haus und bei einer Freundin oder beim Training war, wenn er endlich frei hatte. Und das ärgerte ihn. Das ärgerte ihn so sehr. Sollte er dann auch tatsächlich einmal Zeit für Aya gefunden haben, war es meist schon so spät, dass diese unter der Woche schon fast wieder ins Bett musste, weil die Schule am nächsten Morgen ihren Tribut von ihr zollte. Am Wochenende dann vereinnahmte Ran seine kleine Schwester, wenn sie wieder nach Hause zurückkehrte. So ganz nach dem Motto: Lass uns mal was unternehmen, haben wir schon so lange nicht mehr gemacht, Schwesterchen. Das kotzte Yoji wirklich an. Er hatte so schon recht wenig Zeit, die er mit Aya verbringen konnte, und dann kam auch noch Frosty dazwischen und musste sie wie sein Eigentum behandeln. Manchmal, ja manchmal wünschte sich der Blonde wirklich, Rans Hals zwischen seinen Händen und Fingern zu spüren und ihn einfach zu erwürgen. Dann hätte er Aya wirklich für sich. Immer dann, wenn sie zu Hause war. Das brachte ihn nun aber wieder zu dem Problem, das anscheinend bestand. Was hatte sie denn nun gehabt? Warum hatte sie so schnell die Flucht ergriffen? Er kratzte sich nachdenklich im Nacken und runzelte die Stirn. Der einzige Weg, um das heraus zu finden, ging über ihr Zimmer. Und das musste er erst einmal erreichen, ohne der roten Zora zu begegnen. So schlich er also über den Flur, immer wieder zur Treppe und zu Rans Zimmer sehend und klopfte schließlich an Ayas Tür an. Zwar antwortete sie ihm nicht, aber er drückte trotzdem langsam die Klinke hinunter und öffnete vorsichtig die Tür. Sie lag auf ihrem Bett, den Kopf in ihrem Kopfkissen vergraben und rührte sich nicht. Yoji trat leise ein, schloss die Tür wieder und ging neben dem Bett in die Knie. Er strich ihr sanft über den Rücken. "Was ist los, Süße?" "Nichts..." Sie schnaufte leise ins Kissen und klammerte sich an diesem fest. "Das stimmt doch gar nicht." Yoji drehte sie langsam rum und sah ihr in die Augen, welche leicht gerötet waren. "Warum hast du geweint, Aya?" Er strich ihr über die noch feuchte Wange. Sie sah ihn missmutig an. "Warum bist du eigentlich mit mir zusammen?" Er hob eine Augenbraue und musterte sie mehr als nur verwirrt. "Ist das nicht offensichtlich? Warum ist man wohl mit jemandem zusammen? Weil einem viel an dieser Person liegt, weil man in diese Person bis über beide Ohren verliebt ist, und weil man sich ein Leben ohne diese Person nicht mehr vorstellen kann und will." Er erhob sich vom Boden und setzte sich neben sie auf das Bett. Nun fragte er sich noch mehr als zuvor, was plötzlich mit ihr los war. Warum sie so plötzlich Zweifel zu hegen schien? Zeigte er ihr nicht immer dann, wenn er mit ihr zusammen war, wie viel sie ihm bedeutete? Immerhin lernte er nicht mit jeder Frau Vokabeln und las sich irgendwelche Referate durch... Gut, das war bei seinen anderen Frauen auch nicht nötig gewesen, weil sie in der Regel älter gewesen waren als er, aber vor allen Dingen auch älter als Aya. Aber für all diese Frauen hätte er das auf keinen Fall gemacht. Aus dem einfachen Grund, weil er sie einfach nicht wirklich liebte. Nicht so, wie er Aya liebte. Denn Aya war nach Asuka die einzige Frau, die sein Herz wirklich berührt hatte. Ihre dunklen Augen hefteten sich fragend auf ihn. "Meinst du das wirklich ernst?" "Natürlich, Süße. Es gibt nichts, dass ich noch ernster meine als das. Ich will wirklich nur mit dir zusammen sein. Ich will nur dich küssen, und ich will nur mit dir..." Schlafen. Das verkniff er sich allerdings. Es war immer noch nicht der rechte Ort und schon gar nicht die rechte Zeit dafür, dass das zur Sprache kam. Immerhin hatte er es bisher strickt vermieden, sie auf eine Art und Weise zu berühren, die eventuell bei ihm zu einem wahren sexuellen Taumel führen könnte. Außerdem glaubte er wirklich nicht, dass Aya dazu schon bereit war. Sie war viel zu unschuldig, um sich über solche Dinge Gedanken zu machen. Und vor allen Dingen war sie viel zu unbedarft. Stets dachte er, wenn er weiter gehen würde, als sie nur zu küssen, dass sie die Flucht ergreifen könnte. Immerhin war er definitiv der erste Mann, der ihren Körper auf solch eine Art und Weise berühren könnte, wenn er es sich denn trauen würde. Und wie gerne würde er sie überall berühren und küssen, endlich mit ihr schlafen. In der Nacht suchten ihn bereits Träume heim, in denen er mit ihr schlief. In denen er sie bis zum Sonnenaufgang liebte, den ganzen Tag hindurch und noch viel länger. Sollte das noch sehr lange so weiter gehen, würde eine harmlose eiskalte Dusche am frühen Morgen nicht mehr ausreichen. Zumal es immer schwerer wurde, sich Aya vom Hals zu halten, wenn diese vor der Schule in sein Zimmer schlich, auf ihn kletterte und ihm einen schon fast viel zu liebevoll und gleichzeitig nach mehr schreienden Kuss auf die Lippen hauchte. Ein angenehmer Schauer lief über seinen Rücken. Sie hatte so verdammt weiche Lippen, die bestimmt noch mehr konnten, als nur seinen Mund zu küssen... Ein wirklich dämliches Grinsen zeichnete sich auf Yojis Lippen ab, woraufhin Aya ihn nur noch seltsamer ansah. "Sag mal, hörst du mir eigentlich zu?" Sie hob pikiert eine dunkle Braue. Das brachte ihn aus seinen mehr als anzüglichen Gedanken zurück, und er sah sie fragend an. "Was hast du gesagt? Ich war gerade völlig in Gedanken versunken. Tut mir leid." Er blickte sie entschuldigend an. Eigentlich war es bei ihr nicht seine Art, sich auch nur eines ihrer wohlklingenden Worte entgehen zu lassen, aber die Gedanken an ihren Mund, und was dieser alles anstellen könnte... Aya setzt sich auf und schlang plötzlich die Arme um ihn. Fest kuschelte sie sich an seinen Körper. "Ich bin wirklich froh, dass ich dich habe." Ihren Kopf bettete sie auf seiner Schulter. "Und ich bin froh, dass ich dich habe, Süße." Er hauchte einen liebevollen Kuss auf ihren Kopf, strich über ihren schmalen Rücken. Noch viel glücklicher wäre er allerdings, wenn er sie ganz haben könnte. Er seufzte leise, zog sie auf seinen Schoß und sah in ihr hübsches blasses Gesicht. "Weißt du, was wir jetzt machen?" Einem kleinen Kind ähnlicher als der jungen Frau, die sie eigentlich war, schüttelte Aya mit großen gespannten Augen den Kopf. Yoji schmunzelte, hauchte einen Kuss auf ihre Stirn und blickte sie dann wieder an. "Wir gehen jetzt erst Mal was essen und dann ins Kino. Du wolltest doch in die lange Disney Nacht." Wer hätte das gedacht, dass er sich zu so etwas einmal breitschlagen lassen würde. Er hasste diese ganzen plüschigen kleinen Ausgeburten amerikanischer Hirne, die kranker waren als der japanische Durchschnittsperverse, der gerne an Schulmädchen-Slips schnüffelte. Aber was tat man nicht alles für jemanden, den man liebte? Sein Blick huschte zu Ayas Kuscheltieren, darunter auch jede Menge Disney-Figuren inklusive ihrer neusten Errungenschaft: ein kuscheliger kleiner Stitch. Den hatte er ihr gekauft, als sie ganz aufgeregt vor einem Schaufenster stehen geblieben war und das Vieh mit großen Augen angestarrt hatte. Sie hatte ihm erklärt, dass sie das komische Etwas schon sehr lange hatte haben wollen, aber es nie geschafft hatte, sich einen zu sichern, weil er immer sofort vergriffen war, wenn er im Laden stand. Als Aya dann in einer Boutique im Kaufhaus, in dem sich auch besagter Laden befunden hatte, verschwunden war, war er zurück zu dem Laden geeilt und hatte das plüschige Scheusal gekauft. Aya hatte ihn fast umgeworfen, als er das Ding aus der Tüte gezogen hatte. Sie hatte ihn geradezu hemmungslos in aller Öffentlichkeit abgeknutscht, wofür sie einige böse Blicke geerntet hatten. Das war im allerdings recht egal gewesen. Gerade ihre Küsse entschädigten für solche kurzen Peinlichkeiten. Als Aya seine Worte nun vernahm, nickte sie sofort hektisch. "Wirklich? Du gehst mit mir dahin? Danke Yoji. Vielen vielen Dank. Das bedeutet mir so viel, dass du mitkommst." Sie küsste ihr stürmisch und drückte ihn dabei auf das Bett hinunter. Yoji grinste in den Kuss hinein und erwiderte diesen mehr als nur leidenschaftlich. Er zog sie fester an sich und ließ seine Zunge immer wieder um ihre kreisen. Und das so lange, bis er sie nach Luft schnappend von sich schob. Aus verklärten Augen blickte er sie an. "Woher nimmst du eigentlich die ganze Luft?" Sie zuckte mit den Schultern und grinste. "Weiß nicht. Vielleicht kann es daran liegen, dass meine Lunge nicht so arm dran ist wie deine." Sie tippte auf seine Brusttasche, in der sich seine Zigaretten Packung befand, die mittlerweile reichlich platt gedrückt war. "Hey, ein Laster braucht der Mensch." Er nestelte in der Brusttasche rum und zog die Packung hervor, um sie auf den Boden fallen zu lassen. "Das ist bei dir aber kein Laster, das ist eine Sucht. Nicht mehr und nicht weniger." Aya richtete sich auf seinem Bauch sitzend über ihm auf und sah ihn strafend an. Sie stemmte die Arme in die Seiten. "Ich kompensiere doch nur." Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah in ihr Gesicht. Und ja, er kompensierte wirklich. Seitdem er sich am Riemen riss, nicht einfach über sie herzufallen, rauchte er wie ein Besessener. Er bildete sich in der Tat ein, dass es ihm dadurch weniger ausmachte, nicht seinem sexuellen Trieb Folge leisten zu können. Aber das war wohl mehr Wunschdenken... "Was kompensierst du?" Sie neigte sich zu seinem Gesicht hinab und sah in seine grünen Augen. "Öhm..." Warum hatte er das nicht geahnt? Er hatte das immerhin Aya erzählt. Und Aya war verdammt neugierig. Kein Wunder, dass sie nun nachhakte. "Engel, also, ich kompensiere, nun ja..." Was sollte er lange drum herum reden. Mit einer geschmeidigen Bewegung brachte er seine Hand in ihren Nacken und zog sie zu sich runter. Er versiegelte ihre Lippen mit den seinen und küsste sie lange und sehr liebevoll. Als er sich von ihr löste, grinste er sie überaus umwerfend an. "Ich kompensiere all die Küsse damit, die ich nicht von dir bekomme, wenn du in der Schule bist. Ist doch mehr als klar, oder?" Aya stellte seine Antwort mehr als nur ersichtlich nicht zufrieden, dennoch ging sie nicht weiter darauf ein. Stattdessen neigte sie sich noch mal zu seinen Lippen und küsste ihn flüchtig. "Wenn wir noch lange so weiter machen, dann verpassen wir den Anfang. Außerdem habe ich langsam wirklich Hunger." Sie kletterte flink von ihm runter, trat an ihren Kleiderschrank und zog eine lange Hose und ein neues Shirt hervor. Ohne sich seiner Anwesenheit allzu bewusst zu sein, ließ sie ihre kurze Hose auf den Boden sinken und entledigte sich ihres Shirts, so dass sie nur noch in einem kleinen Slip im Zimmer stand. Yoji gingen beinah die Augen über. Wieso musste diese Frau nur so gedankenverloren sein, dass sie bei so etwas ständig vergaß, dass er auch noch im Raum war. Er zog sich blitzschnell das Kopfkissen über den Kopf und verschränkte die Arme darüber. Er durfte nicht einmal daran denken, was er da gesehen hatte, denn das Pochen, das sich in tieferen Körperregionen vernehmen ließ, wies bereits jetzt auf nichts Gutes hin. Als er Ayas leise Schritte auf sich zukommen hörte, schlug er direkt die Beine übereinander, für den Fall, dass da etwas zu sehen war, das nicht zu sehen sein sollte. "Wir können los, ich bin fertig." Sie nahm mit einer ruckartigen Bewegung das Kissen, an welches er sich immer noch klammerte, von seinem Kopf und blickte ihn lächelnd an. "Was ist denn mit dir los?" Ihr Blick glitt über sein rotes Gesicht. "Nichts." Er sah sie reichlich verkniffen an, nahm dann aber erleichtert war, dass sie tatsächlich vollkommen bekleidet vor ihm stand. Das dumpfe Pochen in seiner Hose ließ dementsprechend auch langsam nach, was er mit Erleichterung feststellte. "Siehst aber nicht so aus." Aya setzte sich neben ihn auf das Bett und strich mit dem Finger leicht über seine Brust, was in nächster Instanz zur Folge hatte, dass das Pochen wieder schmerzlich einsetzte. "A... A... Aya, wir sollten jetzt gehen." Er hielt blitzschnell ihre Hand fest und sah sie aus großen, fast panischen Augen an. Die Berührungen, die ihn zum Glühen brachten, wurden allmählich immer banaler. Wenn das so weiter ging, würde sicherlich bald der Tag kommen, an dem ein Blick von ihr reichte, um ihn an recht unkeusche Dinge denken zu lassen. "Yoji?" Sie legte den Kopf schief, musterte ihn fragend, erhob sich dann aber. "Gut, lass uns gehen." Er dankte dem Herrn im Himmel, dass sie eingelenkt hatte und stand ebenfalls auf. Er strich sich schnell das Hemd glatt, bückte sich, um seine Zigaretten aufzuheben und sah sie dann verschwörerisch an. "In zehn Minuten hinten an der Ecke. Wie immer also?" "Wird gemacht, Sir. Ich komme dann nach." Sie salutierte knapp vor ihm, trat noch mal auf ihn zu, um ihn liebevoll zu küssen. "Und pass auf, dass dich keine dämlichen Weiber über den Haufen rennen und dich abknutschen." Sie verzog etwas biestig das Gesicht. Sie hasste seine Groupies. "Ich passe auf mich auf, Ma'am." Nun salutierte er vor ihr und ging zur Tür. So wie immer, wenn er ihr Zimmer verließ, sah er erst vorsichtig in sämtliche Richtungen und schlich sich dann raus. Das, was er wirklich nicht brauchen konnte, war Ran. So schlich er sich also erst noch mal in sein Zimmer, zog sich um und ging dann fröhlich pfeifend durch den Flur, die Treppe runter und dann aus dem Haus, nachdem er in seine Schuhe geschlüpft war. Auf dem Weg zu ihrem Treffpunkt grübelte er allerdings wie so oft verstärkt darüber nach, ob es richtig war, die Beziehung zu Aya gerade Ran zu verheimlichen. Obwohl es verheimlichen auch nicht traf. Die Beziehung war zu einem offenen Geheimnis geworden. Nachdenklich lehnte er sich schließlich an eine Laterne, zog seine Zigaretten hervor und zündete sich eine an. Er sollte wirklich mit Ran reden. Und am besten so, dass Aya-chan es nicht mitbekam. Sie würde nämlich sicherlich rasend vor Wut auf Ran losgehen, wenn dieser es sich wagen sollte, etwas Negatives über die Beziehung fallen zu lassen. Langsam schloss er die Augen. Es war wirklich das einzig Richtige. Immerhin ersparte er ihnen beiden dann diese ewigen Heimlichtuereien. Und Aya sah sich nicht jedes Mal der Gefahr ausgesetzt, dass Ran sie erwischte und einfach in ihr Zimmer sperrte. Ihm fielen in letzter Zeit nämlich wirklich wahnsinnig viele "gute" Gründe ein, um das zu tun. Einen tiefen Zug von der Zigarette nehmend, öffnete er wieder die Augen und sah in die Richtung, aus der Aya kommen müsste. Sie ging meistens einen anderen Weg, damit Ran auch wirklich keinen Verdacht schöpfen konnte, dass sie sich mit ihm treffen wollte. Mit einem ungeduldigen Blick auf die Uhr stellte er dann aber fest, dass sie noch drei Minuten Zeit hatte. Und die würde sie sich sicherlich nehmen. Das tat sie jedes Mal. Erschlagen seufzte er. Es war leichter sich seinen Fanclub vom Hals zu halten, als Aya dazu zu bewegen, pünktlich zu sein. Denn die drei Minuten, die ihr noch blieben, waren ihre obligatorischen Drei-Verspätungsminuten, wie sie sie immer nannte. Aber was sollte man da machen? Wenn sie meinte, sie brauchte diese drei Minuten, dann bitte. Das tat ihren restlichen positiven Eigenschaften ja keinen Abbruch. Absolut keinen Abbruch. Ein seliges Grinsen huschte über sein Gesicht, das kurz in sich zusammenbrach, als sich zwei kleine Hände über seine Augen schoben, und er heftig zusammenzuckte. Als er allerdings erkannte, um wen es sich handelte, grinste er umso breiter. "Ich dachte schon, du würdest gar nicht mehr kommen." "Natürlich komme ich. Was denkst du denn? Nur mein lieber Bruder dachte wohl, es wäre lustig, mich noch für fünf Minuten zu belabern." Sie schnaufte leise. Yoji zog die linke Braue steil hoch. "Und was genau wollte er?" Aya schob die Unterlippe vor. "Das Übliche. Mir erzählen, dass du ja ein Nichtsnutz seiest, der den ganzen Tag den Kundinnen hinterher jagen würde. Er hat demnach wieder einmal versucht, mich von dir zu entlieben." Ihr Gesicht nahm langsam aber sicher überaus zornige Züge an. Sie hasste es, wenn Ran das tat. Dafür hasste sie ihn wirklich. Reichte es nicht, wenn er ihr auf freundliche Art und Weise mitteilte, dass Yoji nicht der Richtige für sie wäre? Musste er ihn dann immer so niedermachen? "Süße..." Yoji drehte sich zu ihr um und zog sie in seine Arme. "Nimm dir das nicht so zu Herzen, was er über mich sagt. Er sorgt sich doch nur um dich." Mit Schrecken machte er kleine Tränen in ihren Augenwinkeln aus. Das passiert jedes Mal, wenn Ran so gegen ihn wetterte. "Aber das tut mir auch weh. Warum kapiert er das nicht? Er weiß, was ich für dich empfinde, aber er tritt meine Gefühle mit Füßen. Das ist unfair. Ich mag das einfach nicht, wenn er so etwas sagt." Sie vergrub ihr Gesicht in seinem Hemd und begann leise zu schluchzen. "Aya, mach das nicht. Bitte." Er zog sie fester an sich und fasste den Entschluss, dass er endgültig mit Ran sprechen müsste. Das ging nicht so weiter. Jedes Mal weinte Aya, wenn Ran sie darauf aufmerksam gemacht hatte, wie schlecht er ja eigentlich wäre. Mit sanfter Gewalt schob er sie schließlich von sich und sah in ihre Augen. Sie schniefte immer noch leise, blickte ihn fragend an. "Ich kann doch wirklich nichts dafür." Yoji nickte knapp. "Ich weiß. Aber...", er strich ihr sanft einige Tränen von der Wange, "... jetzt hör auf zu weinen, dann genießen wir noch den restlichen Nachmittag und den Abend. Was Ran angeht, werde ich mir später etwas überlegen. Ist das okay?" Eine Weile schien es so, als wenn sie krampfhaft überlegen würde, doch dann nickte sie. "Ja, ist okay." "Schön." Er hauchte ihre noch einen zärtlich Kuss auf die Stirn und zog sie dann mit sich. Zu Fuß schlenderten sie Arm in Arm in Richtung Kino davon, küssten sich hin und wieder überaus liebevoll, völlig nichts ahnend, dass zwei argwöhnische Augen auf ihnen lagen, die zu niemandem Geringeres gehörten als zu Ran Fujimiya... Kapitel 8: Konfrontationen -------------------------- Sich die Haare im Nacken zusammenbindend, schlenderte Yoji am nächsten Nachmittag in den Laden. Er nickte Ken zu, der gerade einige Blumen aus verschiedenen Vasen zog, um diese später für eine Kundin zu einem Strauß zu verarbeiten. Fröhlich pfeifend trat er hinter die Theke, nahm seine Schürze von einem Haken und zog sich diese an. Er band sie hinter dem Rücken zusammen, schnappte sich eine Gießkanne und ging aus dem Laden, um die Blumen, die draußen in der Hitze standen, zu gießen. Als ihn ein kleines, ihn sonst so sehr nervendes Schulmädchen ansprach, schenkte er ihr ein noch umwerfenderes Lächeln, als er es für gewöhnlich tat. Doch dieses Mal war dieses Lächeln tatsächlich ernst gemeint, und nicht nur eine Fassade, die er mühsam in sein Gesicht gemeißelt hatte. Ja, er hatte in der Tat gute Laune. Verdammt gute Laune sogar. Nachdem er in der Nacht mit Aya wieder nach Hause gekommen war, hatte er bei ihr geschlafen und siehe da, seine kleine süße unschuldige Aya war plötzlich mehr als nur forsch geworden. Nichts Böses beziehungsweise in diesem Fall Gutes ahnend hatte er neben ihr gelegen, nur in Shorts wohlgemerkt, als er plötzlich ihre weichen Lippen auf seiner Haut gespürt hatte. Und nicht etwa auf seiner Haut im Gesicht. Nein, auf der Haut, die da immer noch kribbelnd über seine Brust und seinen Bauch spannte. Mit ihrer Zungenspitze hatte sie keine Muster auf seine Brust gezeichnet, hatte sich über seinen Bauch bis zum Bund der Shorts geküsst und ihre Hand... Nun gut, sie hatte sie wohl in besagte Shorts schieben wollen, sie war ja auch auf dem besten Weg dorthin gewesen. Allerdings hatte sie vorzeitig einen Rückzieher gemacht, was aber keineswegs schlimm war. Immerhin sollte sie sich Zeit lassen, und das von gestern Nacht war schon ein kleiner Durchbruch gewesen. Immerhin hatte sie das Ruder an sich gerissen, ohne das er einen Finger dafür rühren musste. Was natürlich nicht heißen sollte, dass er das nicht gerne machte. Nur war es so, dass es schon interessanter und für ihn auch rein auf die Aussicht auf mehr bezogen besser wurde, desto mehr Eigeninitiative sie zeigte. Und das war Eigeninitiative gewesen. Ein glückseliges Lächeln malte sich auf seinen Lippen ab, während er mit einer Gießkanne, deren Wasser bereits versiegt war, weil sie einen Topf mit Blumen wahrlich unter Wasser gesetzt hatte, besagte Blumen trocken weiter goss. Seine kleine Aya war schon ein Sonnenschein... Als sie heute Morgen aufgestanden war, leise wie immer, so dass er nicht wach geworden war, hatte sie ihm eine kleine Notiz geschrieben und diese neben ihm auf den Nachttisch gelegt. Sie hatte ihm einen wunderschönen Tag gewünscht, sich noch einmal für den vergangenen Abend bedankt und das Zettelchen mit den Worten abgeschlossen, dass sie die Nacht sehr schön gefunden hatte. Ein deutliches Indiz dafür, dass sie nicht dachte, dass sie zu weit gegangen war. Und wenn sie das bereits dachte, dann würde sie sicherlich in nächster Zeit noch ein wenig experimentierfreudiger werden. Sehr viel experimentierfreudiger... Und genau das ließ ihn wieder an ihre weichen Lippen denken, die sich auf seine Haut schmiegten, ihn küssten und ihn in nächster Instanz vielleicht so verwöhnten, wie es ihm am liebsten war. Über seine Lippen huschte ein selten dämliches Grinsen. Die Aussicht auf ihre Lippen, ihre Lippen auf und um... Der Gedanke war schon viel zu heiß, so dass er schnell an etwas anderes dachte. Allerdings schweifte er recht bald wieder zu seinem kleinen Engelchen ab. "Yoji?" Ken legte den Kopf schief und musterte den Älteren eine Weile. Diesen verklärten Gesichtsausdruck kannte er. Zumindest in einer ähnlichen Form. Normalerweise grinste er nicht auf diese Art und Weise, außer wenn... Kens Augen wurden groß. Er hatte doch wohl nicht... Aya hatte doch wohl nicht... Die beiden hatten doch wohl ganz und gar nicht... Schnell sah der Dunkelhaarige sich nach Ran um. Wenn er bemerkte, mit was für einem Gesichtsausdruck Yoji hier stand, dann würde er eins und eins zusammenzählen. Wenn das geschah, würde Yoji nicht nur sein Leben lassen. Der Blonde würde seinen Lieblingskörperteil verlieren. Doch Ran war nicht auszumachen. Gott sei Dank nicht. Nicht auszudenken, wie die Kunden auf diesen Ausbruch reagieren würden. Immer noch den Besen in der Hand trat Ken neben Yoji und sah auf die Blumen hinab, die da wirklich schon fast ersoffen. Das Wasser stand bis zur Kante im Topf und dachte gar nicht mehr daran, aus diesem auszutreten. "Ehm Yoji?" Er blickte ihn aus großen grünen Augen an, stupste leicht mit dem Ellenbogen gegen den Arm des Anderen. Dieser reagierte allerdings erst, als er ihm den Arm etwas fester in die Seite stieß. "Was?" Er blickte Ken verwirrt an, grinste dann aber breit. "Neue Freundin?" Er nickte zu dem Besen, den Ken fast an sich drückte. "Was?" Verwirrt folgte er dem Blick des Blonden, erkannte, was dieser meinte, und lehnte die vermeintliche Freundin an die Wand. "Ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber nun ja..." Er kratzte sich verlegen im Nacken, sah sich um. Hier waren zu viele Kundinnen. Wen die mitbekamen, was er ihm zu sagen hatte, was er ihm wegen Aya zu sagen hatte, dann würden sie Rans kleine Schwester steinigen. Deswegen zog er ihn etwas nach abseits und blickte ihn verschwörerisch an. "Meinst du nicht, es ist noch etwas zu früh dafür, dass du mit Aya... also, dass ihr..." Er räusperte sich nervös. Yoji sah ihn nur fragend an. "Wie meinen?" Ken wusste mittlerweile nur zu genüge, wie es um ihn bestellt war. Deswegen ärgerte ihn die Frage auch gar nicht mehr. "Wie lange seid ihr nun schon zusammen? Einen Monat?" Abermals räusperte er sich. "Sie hat doch gar keine Ahnung, und du... du schläfst mit ihr. Meinst du nicht, dass das etwas zu früh für sie ist?" "Öhm..." Gut, diese Frage war nun wirklich etwas frech. Yoji verengte seine grünen Augen zu Schlitzen und funkelte Ken finster an. "Sag mir mal ganz ehrlich, was dich das angeht, wann ich mit meiner Freundin schlafe." "Ich wollte doch nur... Ich meine..." Ken spürte, wie sich ein großer Kloß in seinem Hals bildete. Sein gegenüber sah wirklich so aus, als wenn er ihm an die Kehle springen wollte. "Ja?" Langsam näherte Yoji sein Gesicht dem von Ken. Seine Augen verengten sich abermals. "Wenn Ran das mitkriegt, dann schlägt er dich zusammen. Ihr solltet ihm vielleicht erst Mal beichten, dass ihr zusammen seid und dann könnt ihr doch immer noch miteinander..." Er wich vor ihm zurück. "Ran wird das noch früh genug erfahren. Und was deinen Verdacht angeht, halt die Füße still. Da war noch nichts. Also ab, geh den Laden weiter kehren. Der Boden schreit nach Hilfe." Damit wendete er sich von Ken ab und machte sich daran, die ertrinkenden Blumen zu retten, indem er das Wasser auf andere Töpfe abgoss. "Ich hoffe für dich, dass du weißt, was du tust." Ken schnappte sich den Besen und ging in den Laden zurück. Den hoch amüsierten Blick, den Yoji ihm noch nachwarf, registrierte er schon gar nicht mehr. "Wo steckt Yotan denn?" Omi kam nach der Schule in den Laden. Er hatte sich bereits die Schürze umgebunden und schaute Ken fragend an, dem am heutigen Tage die dankbare Aufgabe der Wechselschicht zugefallen war. Ken nickte in eine Ecke, um die sich etwa zehn Mädchen oder auch junge Frauen im Alter von siebzehn bis zweiundzwanzig Jahren versammelt hatten. "Unser Casanova schaute eben nur recht gedankenverloren einfach so auf die roten Rosen hinab, und die Damen empfanden das als so niedlich, dass sie ihn nun belagern." Omi hob eine Braue und runzelte die Stirn. "Na, dass das mal Aya nicht sieht. Sie tickt aus. Heute in der Schule ist sie fast einem Mädchen aus meiner Klasse an die Gurgel gegangen, weil diese meinte, sie würde heute einkaufen gehen und dann in einem extrakurzen und überaus sexy Rock im Laden erscheinen, um Yoji auf sich aufmerksam zu machen. O-Ton war: ,Dann wird er sicherlich darüber hinweg sehen, dass ich erst siebzehn bin. Dann muss er sich einfach in mich verlieben.' Pure Selbstüberschätzung." Omi rollte seine Ärmel hoch und blickte Ken an, der ein komisches Grummeln von sich gab. "Und was hat Aya nun genau gemacht." Er beugte sich verschwörerisch zu Omi vor, damit keines der Groupies etwas mitbekam. Blaue Augen blitzen belustigt auf. "Aya hat sich vor sie gestellt, hat mit einem bitterbösen Gesicht auf ihren Hintern gezeigt und meinte, dass der eindeutig zu fett wäre, als das Yoji auf so etwas stehen würde. Das Mädchen wollte etwas einwerfen, da hat Aya sie derart vernichtend angesehen, dass sie nur noch geflohen ist." Er überlegte kurz. "Wenn es um unseren Yoji geht, sieht Aya rot." "Ist bei ihm doch genauso. Vorgestern hatte sie doch das Turnier nach der Schule. Hinterher haben sie ein paar Klassenkameraden nach Hause gebracht. Wie Aya so ist, hat sie sich nichts Böses ahnend brav vor ihnen verneigt. Als sie dann ins Haus ist, haben die Drei ziemlich anzügliche Bemerkungen über ihren Hintern gemacht. Nichts Negatives, aber Yoji ist fast ausgerastet. Seine Halsschlagader hat ausgesehen, als wenn sie platzen würde. Und als die drei dann noch meinten, dass sie für jedes Volleyballspiel dankbar wären, weil Aya dann die kleine Uniform trüge, da ist er vollends ausgeflippt. Er ist aus dem Laden raus und hat die drei angeschrieen..." "Angeschrieen? Oh ha." Omi machte große Augen. "Ja, angeschrieen, wer ihnen das Recht geben würde, so über Aya zu sprechen. Sie wäre ja immerhin kein Stück Fleisch, das darum betteln würde, dass man es sich schnappt und verputzt." Ken grinste breit. "Obwohl ihm das sicherlich nicht wirklich etwas ausmachen würde." "Ihm sicherlich nicht." Der jüngste Weiß kicherte leise, entdeckte dann vor dem Schaufenster eine allzu bekannte junge Dame. "Jetzt warte ab..." Ken richtete sofort den Blick zum Fenster und entdeckte nun ebenfalls Aya. Diese kam gerade zur Tür hinein und sah sich suchend im Laden um. Als sie nicht das fand, was sie suchte, blickte sie zu Omi und Ken. "Ist Ran da?" Beide schüttelten synchron den Kopf. Ihr Gesicht erhellte sich. "Ist Yoji hier?" Ein synchrones Kopfnicken inklusive einem abgestimmten Fingerzeig in die Ecke mit den vielen Frauen war die Antwort. Aya folgte der Richtungsangabe und riss die dunklen Augen weit auf. Diese verdammten Ziegen... Yoji, der wegen der Lautstärke seiner Groupies Ayas Stimme nicht vernommen hatte, lachte gerade herzhaft über einen unanständigen Witz, den eine der älteren Frauen, wenn man die 22-jährige so bezeichnen konnte, erzählt hatte. Daraufhin neigte sie sich an sein Ohr und hauchte ihm noch etwas viel Unanständigeres hinein. Völlig vergessend oder auch im vollen Bewusstsein, so genau wusste man das nie, dass sie dadurch Lippenstift auf seiner Ohrmuschel hinterließ, die sie mit den Lippen streifte. Der ehemalige Playboy zuckte zwar zurück, doch da haftete die rote Substanz bereits auf seiner Haut. "Ein bisschen Abstand wäre nett, meine Damen. Sonst gehen bei so viel Anmut die Blumen ein, weil sie nicht mit Ihnen mithalten können." Er lächelte charmant in die Runde und verharrte schließlich mit dem Blick auf Aya, die sich durch die Frauen geschummelt hatte. Sie sah ihn finster an. Sehr sehr finster. Als sich dann die Lippenstift-Frau abermals zu ihm hinab neigte, schob sie sich urplötzlich zwischen zuvor bereits beschriebenes Kleinvieh und Yoji und funkelte die mindestens einen halben Kopf größere Frau giftig an. "Noch einmal und dann vergesse ich mich." "Wie meinen?" Die Brünette warf amüsiert die Haare über die Schulter zurück und musterte die kleine, zierliche Aya, der zwei geflochtene Zöpfe über die Schultern fielen. "Du bist doch die Schwester von Ran, oder? Ich habe gedacht, du wärst älter. Bist doch allenfalls vierzehn." Aya riss die Augen weit auf. "Ich bin sechzehn." Langsam schwante Yoji etwas ganz Böses. Er erhob sich langsam hinter Aya und legte ihr die Hände auf die Schultern, sah die Brünette strafend an. "Sie sieht nicht aus wie vierzehn." "Findest du nicht, Yoji?" Sie ließ den Blick an Aya auf und ab gleiten. "Sie ist doch viel zu klein für ihr Alter und so unterentwickelt." "Unterentwickelt?" Ayas Kiefer klappte nach unten und plötzlich kam Bewegung in sie. Sie wollte sich gerade auf die Frau stürzen, als sich Yojis Arme um ihre Taille schlossen und sie fest an sich zog. "Süße, ruhig. Es ist egal, was sie sagt. Wichtig ist doch nur, was ich denke. Und ich will dich nur so, wie du bist." Er sah dabei immer noch die Brünette an, wohl wissend, dass diese nun wahrscheinlich erst Mal stumm sein würde. Aber das war ihm mittlerweile egal. Die Beziehung mit Aya zu verschweigen, um sie vor Rans Wutausbruch zu schützen, war eine Sache. Aber er ließ nicht zu, dass dieses bepinselte Frauzimmer die Frau beleidigte, die er liebte. Ein Raunen ging durch die Mädchen und Frauen, die alle nun plötzlich ihr Augenmerk auf Aya legten, der die Tränen in die Augen gestiegen waren. Viele der Yoji Fans, die zu der Kategorie fünfzehn und sechzehn gehörten, schoben sich nun auch dazu. Alle starrten sie Rans kleine Schwester aus geweiteten Augen an. Doch Yoji war das nun endgültig egal. Er drehte Aya zu sich um, der urplötzlich die Tränen über die Wangen rannen und drückte sie an sich. Dann blickte er wieder zu den Anwesenden. "Genau richtig gehört. Ich nenne sie Süße, und ich will nur sie. Dementsprechend verbiete ich es mir, dass noch eine von euch sie auf diese Art und Weise beleidigt. Die Nächste, die das macht, fliegt Hochkant aus dem Laden. Ist das klar?" Aya klammerte sich unterdes an seiner Schürze fest und schluchzte leise. Das war so gemein gewesen. Sie konnte doch nichts dafür, dass sie nicht so weit entwickelt war, wie sie es wohl sein sollte. Aber es reichte doch. Yoji reichte es doch... "Du bist..." "...mit ihr..." "Zusammen!" Eine tiefe Stimme erklang hinter den sprachenlosen Kundinnen, die sich langsam wieder erholten und ihre Stimmen wieder fanden. Sofort schwenkten alle Köpfe in die Richtung, aus der die Stimme kam. Auch Yoji sah hinüber, obwohl er es schon lange wusste. Ran... "Aya hat sehr lange Zeit im Koma gelegen. Sie hat sehr lange Zeit leiden müssen. Und jeder, der nun der Ansicht ist, dass sie ihr Glück mit Yoji nicht verdient hat, der verlässt auf der Stelle den Laden." Er machte eine unwirsche Handbewegung zur Eingangstür. Ken und Omi, die beide im Hintergrund standen, klappten die Kiefer beinah aus ihren Gelenken. Wo war nur Ran geblieben? Wo war der Ran, der Yoji nun den Kopf abreißen sollte? Die Brünette, die zuvor Aya abschätzend gemustert hatte, starrte nun zu Ran und räusperte sich. "Es ist wirklich eine Schande, dass du ihm erlaubst, deine Schwester zu..." Sie schluckte die Worte hinunter. "Mein Gott, sie ist sechzehn und er einundzwanzig." "Und?" Ran zuckte mit den Schultern. "Unser Vater war auch fünf Jahre älter als unsere Mutter. Ist er deswegen ein schlechter Mensch? Aya ist auch irgendwann achtzehn. Dann sieht das schon alles ganz anders aus." Aya, welcher nun klar wurde, wessen Stimme da an ihr Ohr drang, drehte den Kopf etwas und entdeckte Ran. Aus großen verwirrten Augen blickte sie zu Yoji hinauf, der nur verständnislos mit den Schultern zuckte. "Und jetzt bitte ich alle Kunden den Laden zu verlassen. Wegen einer internen Angelegenheit müssen wir heute vorzeitig schließen." Da er die Weiber sonst niemals loswerden würde, musste er zu diesem Mittel greifen. Unter derben Protesten ließen sich die Kundinnen und die Yoji-Groupies aus dem Laden komplimentieren, so dass nur noch die vier Weiß und Aya übrig blieben, die sich immer noch fest an Yoji presste. "Ken, Omi, macht ihr die Abrechnung und räumt hier auf. Ich muss mit Aya und Yoji sprechen." Der Rothaarige warf Yoji urplötzlich einen vernichtenden Blick zu, verließ dann den Laden und ging ins Haus. Schnurstracks in die Küche. Dort lehnte er sich an die Anrichte und wartete auf den Sünder und die Unschuld. Yoji hatte den Blick bereits richtig gedeutet und schob Aya etwas von sich weg. "Süße, geh doch in dein Zimmer hoch. Ich komme gleich nach. Ich rede nur kurz mit Ran. Dann komme ich nach." Er strich ihr eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht. Doch Aya schüttelte den Kopf. "Er will doch auch mit mir reden. Lass gut sein, so schlimm wird es schon nicht. Er war gerade so lieb." Wolf im Schafspelz... Das war das Einzige, das Yoji nun noch durch den Kopf schoss. Ran würde ihn in der Luft zerfetzen. Das hatte schon sein Blick verdeutlicht. Allerdings wollte er nicht, dass Aya das mitbekam. Er wollte nicht, dass sie sich mit ihrem Bruder zerstritt. Die beiden hatten doch nur noch einander. "Schatz, geh doch bitte hoch. Ich will zuerst mit ihm alleine sprechen." Er schob seine Hand in ihren Nacken und sah sie bittend, nein, beinah schon flehend an, damit sie ihn mit Ran alleine ließ. "Aber..." Aya seufzte leise. "Gut, aber du versprichst mir, dass du danach zu mir kommst, ja?" Yoji hob zwei Finger. "Ich verspreche es dir." Zärtlich hauchte er ihr noch einen Kuss auf die Stirn und verließ dann ohne sie den Laden. Er folgte Ran in die Küche und schloss die Tür hinter sich. Genau wie der 20-Jährige blieb er stehen. Nur lehnte er sich neben der Tür an die Wand. "Ich wollte es dir schon eher sagen, aber der Zeitpunkt..." Ran machte eine fahrige Handbewegung. "Ich war mir die ganze Zeit nicht sicher. Die ganze verdammte Zeit. Und dann sehe ich euch gestern. Knutschend auf dem Weg ins Kino. Aya sagte mir, sie wolle sich mit Reika treffen, aber nein, meine Schwester lügt mich an. Sie trifft sich mit dem größten Taugenichts seit Menschengedenken." Entgegen dem, was er eigentlich von sich selber erwartet hatte, nahm Yoji Rans Worte hin. Immerhin hatte er in gewisser Weise ein kleines Anrecht darauf, sich aufzuregen. An seiner Stelle hätte Yoji es auch nicht anders gemacht, aber nun ja... So blickte er ihn also einfach weiter an, während ein wahres Stakkato über ihn herein brach. "Ich verstehe es einfach nicht. Warum ausgerechnet du? Du vögelst alles, was bei drei nicht auf dem Baum ist. Du nietest alles ohne Rücksicht auf Verlust um, und doch ist Aya so dämlich, und lässt sich auf dich ein." Rans Kopf färbte sich allmählich rot, so dass sein Haar sich massiv mit seiner Hautfarbe biss. Dass er Aya als dämlich bezeichnete, ließ Wut durch die Eingeweide des Blonden kriechen. Ran konnte ihn beschimpfen, er konnte ihn auf das Übelste zusammenscheißen, aber sollte er Aya noch einmal als dämlich bezeichnen oder sie auch nur noch in einer anderen Art und Weise beleidigen, dann... Yoji holte tief Luft und zählte innerlich bis zehn. Er durfte jetzt nicht die Beherrschung verlieren. Nicht jetzt. Dann wäre ein normale Unterhaltung mit Ran gar nicht mehr möglich. Dieser zeterte unterdes weiter. "Du verdammter Armleuchter. Warum meine Schwester? Konntest du dir nicht irgendeine leichte Beute von der Straße suchen. Eine, der es nichts ausmacht, wenn du ihr das Herz brichst?" Er ballte die Hand zur Faust. "Warum Aya? Gott, Yoji. Sie wird zerbrechen, wenn du sie fallen lässt." "Ich liebe sie." Lässig hob er die Schultern, damit Ran nicht bemerkte, wie sehr ihn seine Worte wurmten. Frosty dachte doch nicht wirklich von ihm, dass er Aya verletzen würde? Doch niemals Aya. Sie war nicht so wie andere Frauen. Er liebte sie wirklich und wollte am liebsten für immer mit ihr zusammen sein. Dennoch waren Rans Befürchtungen berechtigt. Er hatte schon so oft mit Frauen gespielt. Mit unzähligen Frauen. Warum sollte er ihm dann also glauben, dass er Aya liebte? Dass sie für ihn eine spezielle Frau war? Dass sie die Frau für ihn war? Er zermarterte sich das Gehirn und bekam nur halb die Beschimpfungen mit, die Ran ihm zuteil werden ließ. Nur hin und wieder drangen Worte wie Lügner, Schmalspurcasanova, Lüstling, notgeile Ratte und dergleichen an sein Ohr. Doch das überhörte Yoji geflissentlich. Bis zu dem Zeitpunkt, als Rans Wut sich auf Aya richtete. "Ich wünschte wirklich, sie hätte mehr Geist abgekriegt. Wie kann man nur so saudumm sein, und sich gerade in dich verlieben?" Grüne Augen blitzten urplötzlich wütend auf. Yojis ganzer Körper verspannte sich, ganz so, als wenn er auf Ran losgehen wollte. "Ich warne dich, Ran. Wage es dich noch einmal, sie als dumm zu bezeichnen, sie überhaupt noch einmal in irgendeiner Art und Weise zu beleidigen, dann vergesse ich mich." "Ach?" Rans Augenbraue hob sich steil nach oben. Geringschätzig musterte er den Älteren. "Du willst für sie einstehen? Ist ja mal was ganz Neues. Sonst scherst du dich doch 'nen Dreck um andere. Kümmerst dich doch immer nur um dich." "Ich sagte dir bereits, dass ich deine Schwester liebe." Yojis Augen richteten sich hart auf Ayas Bruder, dessen Gesichtsausdruck plötzlich gefroren schien. Das hielt aber nicht lange vor. Urplötzlich brach Ran in schallendes Gelächter aus. "Weißt du, das ist der beste Witz, den du seit Monaten gerissen hast. Du liebst deine kleinen Opfer doch nur so lange, bis sie dir langweilige geworden sind. Also genau bis zu dem Zeitpunkt, wenn du mit ihnen..." Seine Augen weiteten sich abrupt. Langsam, einem Tiger gleich, der durch die Savanne auf sein Opfer zupirschte, näherte er sich Yoji. "Wenn du sie auch nur mit einem falschen Gedanken angesehen hast, dann bringe ich dich um." "Wie ich meine Freundin ansehe, geht dich einen feuchten Dreck an, Fujimiya." Damit stieß sich der Blonde von der Wand ab und näherte sich ebenfalls dem Anderen an. "Das geht mich eine Menge an, du mieses Schwein. Sie ist meine Schwester, und ich lasse nicht zu, dass du sie zur Befriedigung deiner niederen Instinkte ausnutzt." Der ganze Körper des Rothaarigen verkrampfte sich. Er ballte die Hand zu Faust und stierte Yoji finster an. Dieser schenkte ihm nur ein schmallippiges Grinsen. "Weißt du, alles was du sagst, geht mir am Arsch vorbei. Weil es dich einen Scheiß angeht, was ich wann und wo mit deiner Schwester mache. Sie ist alt genug, selber zu entscheiden, mit wem sie zusammen sein will." Kurz noch mit sich selber ringend, brüllte Ran plötzlich ungehalten los. "Wenn du sie auch nur einmal anrührst, dann schlitze ich dich auf, so dass deine Gedärme auf dem Boden landen. Du wirst dich nicht an meiner Schwester vergehen. Du ganz bestimmt nicht. Und wenn ich sie dafür wegschicken muss, du rührst sie niemals an. Such die gefälligst eine willige Bordsteinschwalbe oder ruf eine deiner Schlampen an. Aber du kriegst nicht meine Schwester. Ich lasse sie nicht auch noch zu einem hörigen Flittchen von dir werden." Der bereits zum zerreißen gespannte Geduldsfaden, der Yoji bisher noch abgehalten hatte, sich auf ihn zu stürzen, riss plötzlich. Und schon stürzte er sich auf Ran, versetzte diesem einen festen Schlag in den Magen und sah ihn aus wutentbrannten Augen an. "Ich habe dir gesagt, du sollst sie nicht beleidigen." Ran hielt sich den Bauch, der wirklich in einem Maße schmerzte, dass er sich am liebsten zusammen gekrümmt hätte. Aber die Genugtuung würde er Yohji niemals überlassen. Niemals. "Ich sage über meine Schwester, was ich will. Wenn sie sich mit dir einlässt, was soll sie dann anderes werden, als eine hirnlose Gummipuppe, die sich von dir durchvögeln lässt, wenn du Lust und Laune hast." Ein weiterer Schlag traf ihn im Gesicht, doch nun riss auch Rans Geduldsfaden. Er warf sich gegen Yoji, so dass dieser gegen den Tisch knallte, über einen Stuhl fiel und auf dem Boden landete. Sofort war der rote Tod über ihm und prügelte auf ihn ein. "Du packst Aya nicht an." Ein Schlag traf Yoji mitten im Gesicht, ließ seine Lippe aufplatzen, aus der sofort sein Blut rann. "Ich hasse dich, Kudoh. Und ich werde meiner Schwester auch beibringen, dich zu hassen." Er wollte abermals nach Yojis Gesicht schlagen, doch da hob sich dessen Arm. Geschmeidig blockte er den Schlag ab, versetzte nun seinerseits Ran einen festen Kinnhaken, so dass dieser benommen von ihm herunter kippte. Sofort sprang er auf und schnaufte wütend. "Wenn du Aya auch nur entfernt so lieben würdest, wie du immer behauptest, dann würdest du ihr niemals so wehtun." Langsam rappelte Ran sich vom Boden auf, spuckte etwas Blut auf den Boden. "Wann habe ich ihr schon mal wehgetan? Noch nie in meinem Leben. Du bist der Einzige, der ihr wehtun wird." Yoji wischte sich mit dem Handrücken über die blutende Lippe. "Jedes Mal, wenn du ihr einen Vortrag darüber hältst, wie schlecht ich bin, dann weint sie. Du verletzt sie damit und nicht mich. Sie erträgt das nicht, dass gerade du so über mich redest, weil sie Verständnis von dir erwartet." "Du bist so ein verdammter Lügner. Mich bringst du nicht gegen meine Schwester auf. Ich werde nicht nur, weil du so einen Mist von dir gibst, an ihr zweifeln. Sie weiß, was sich gehört." Abermals stürmte er wie ein roter Tornado auf Yoji zu, boxte ihm mit voller Wucht in die Eingeweide, so dass dieser wie ein Klappmesser zusammensank und nach Luft schnappte. Als Ran erneut zuschlagen wollte, öffnete sich die Tür und eine leise wohlklingende Stimme ertönte hinter ihm. "Was macht ihr?" Doch die Frage erübrigte sich, als Aya sich die beiden Streithähne genauer besah. Beide bluteten im Gesicht und beide sahen reichlich zerwühlt aus. Und Yojis Gesicht zierte zu allem Überfluss auch noch ein blaues Auge. "Raus, Aya." Yoji sah sie bittend an. Das musste sie wirklich nicht mit ansehen. Aber Aya blieb. Sie schob sich zwischen Ran und Yoji, neigte sich zu letzterem, der immer noch gebeugt dastand und nach Luft japste, hinunter und strich vorsichtig über sein Gesicht. Tränen traten in ihre Augen. "Warum?" Dann fuhr ihr Kopf zu Ran herum, der auf einmal reichlich betreten zu ihr sah. "Warum musstet ihr euch prügeln? Seid ihr noch ganz bei Trost? Ihr seid Freunde, verdammt noch mal." Als Yoji sich langsam erhob, schmiegte sie sich sofort an ihn. Er legte seine Arme um sie und drückte sie vorsichtig an sich. Mit den Augen fixierte er Ran, dem er nun die Antwort überließ. Sollte er doch mal sehen, wie er sich da rausreden konnte. Ran jedoch zuckte auf die Frage hin nur mit den Schultern. "Er ist nicht mein Freund. Er ist eine jämmerliche Existenz, die nichts Anderes zu tun hat, als dich auszunutzen. Mein Gott, Aya. Wie kann man nur so blauäugig sein? Er wird sich an dir austoben und dann lässt er dich fallen. So macht er es mit jeder seiner Frauen." "Das wird er nicht machen." Aya schluchzte gegen Yojis Hemd. "Er hat mir gesagt, dass er nur mich will. Und nie mehr eine Andere. Und ich glaube ihm." Sie sah aus roten Augen zu Yoji auf und sah ihn beinah schon flehend an, dass er ihr die Wahrheit gesagt hatte. Dieser nickte knapp. "Ich würde dir das niemals antun. Ich lasse dich nicht alleine. Niemals." Er strich mit der Hand, deren Knöchel blutig aufgeplatzt waren, über ihre Wange. "Beruhig dich, Süße. Es ist doch alles gut. Ran sieht es auch noch irgendwann ein, dass er sich täuscht." Bei diesen letzten Worten durchbohrte er den Genannten mit seinen Blicken. Sollte dieser nun auch nur daran denken, den Mund aufzumachen, dann würde etwas passieren. Dann würde er ihn vor Aya windelweich prügeln. "Wieso brüllt ihr..." Kens Kopf erschien in der Tür. Er war bisher im Lager gewesen und hatte von der Auseinandersetzung nichts mitgekommen. Als er nun aber die lädierten Gesichter von Ran und Yoji erspähte, dazu noch die reichlich zerwühlten Klamotten, war das Einzige, das noch über seine Lippen kam, ein leises "Oh". Rans Kopf fuhr daraufhin zu ihm herum. Er funkelte ihn finster an. "Einen Ton, und du kriegst auch eine rein." Damit stapfte er Wut brodelnd an ihm vorbei und verließ das Haus. Omi, der ihm aus dem Laden entgegengekommen war, blickte ihm nur verwirrt nach, schlug dann aber direkt den Weg zur Küche ein, aus der nun Ayas besorgte Stimme erklang. Sie hatte sich von Yoji gelöst, ihn auf einen der Stühle verfrachtet und war nun mit einem feuchten Tuch dabei, die Schürfwunden und sonstigen Verletzungen zu reinigen. Yoji passte das sichtlich nicht in den Kram. Er versuchte beinah schon verzweifelt, ihr das Tuch aus der Hand zu entwenden, doch Aya war in der Hinsicht geschickter. Letztendlich grummelte er nur leise vor sich hin oder verzog das Gesicht, wenn sie etwas zu intensiv an einer Wunde herum rieb. Aya blickte ihn dann immer entschuldigend an, ließ aber nicht von ihm ab. Ken und Omi sahen dem Schauspiel kopfschüttelnd zu. Beide waren mittlerweile in die Küche gekommen und saßen nun auf zwei Stühlen am Tisch. "Ihr hättet es ihm früher sagen sollen. Dann wäre er sicherlich nicht so ausgerastet." Ken blickte zwischen Yoji und Aya hin und her. Ersterer sah ihn zweifelnd an. "Ach nicht? Sag mal, wie lange kennst du ihn noch gleich? Du weißt genau so gut wie ich, dass er zu massiven Wutausbrüchen neigt. Und wenn dann auch noch seine kleine Schwester im Spiel ist, Prost Mahlzeit..." "Ken hat recht, vielleicht..." Omi versuchte sich auch einzumischen, doch Aya gebot ihm durch einen Blick schweigen. "Yoji hat Recht. Wenn es um mich geht, dann sieht Ran ziemlich schnell rot. Er will nicht, dass mich jemand verletzt und deswegen ..." Sie zuckte knapp mit den schmalen Schultern. "Er hat trotzdem kein Recht, Yoji zusammenzuschlagen." Ken runzelte die Stirn und musterte das Gesicht seines Kollegen, das momentan eher an eine breiige Masse als an das Gesicht eines Playboys erinnerte. "Ja, schon. Aber Ran ist... also er ist..." Auch wenn sie Ran dafür am liebsten selber eine verpasst hätte, ertrug sie es nicht, dass Ken nun anfing, auf ihm herumzuhacken. Immerhin war er ihr Bruder, und sie liebte ihn. "Ist schon gut, Süße. Wir reden erst Mal nicht mehr drüber." Yoji strich ihr über den Rücken, als sie ins Stocken geriet. Er ahnte, was nun in ihr vorging. Niemand konnte immerhin verlangen, dass das jetzt gerade leicht für sie war. Es ging schließlich um ihren Bruder und um ihn. Wie sollte man sich richtig entscheiden, eine richtige Entscheidung treffen, wenn man sich hin und her gerissen fühlte? Sie sah ihn aus traurigen dunklen Augen an und setzte sich dann auf seinen Schoß. "Ich denke, ich sollte alleine mit ihm reden. Dann kann er wenigstens dich nicht mehr angreifen." Sofort schüttelte er hektisch den Kopf. "Nein. Er bringt dich nur wieder zum Weinen. Ich werde bei dir sein. Wir sprechen noch einmal zusammen mit ihm. Vielleicht hört er uns dann zu." Omi schnaubte leise. "Dein Wort in Gottes Gehörgang..." Er blickte zu Ken, der auch eher missmutig mit den Schultern zuckte. Yoji blickte zwischen beiden hin und her und sah dann Aya in die Augen. "Ich verspreche dir, dass wir das mit ihm in den Griff kriegen. Dann musst du nicht mehr weinen, und wir können zusammen sein, ohne uns darüber Gedanken zu machen, was andere denken." Er schob die Hand in ihren Nacken, zog sie zu sich und küsste sie zärtlich. Aya schlang die Arme um seinen Hals, erwiderte den Kuss. Als sie sich von ihm löste, schaute sie ihn fragend an. "Meinst du wirklich, dass das klappen wird?" Er nickte. "Mit ein bisschen Überredung und dem Beweis, dass ich dir so treu bin, wie er es sich wünscht, dann sicherlich." Abermals legte er seine Lippen auf ihre. Omi sah derweilen mit einem leicht schmollenden Blick zu den beiden hinüber und linste dann zu Ken. "Lassen wir die beiden alleine. Wir stören sowieso nur." Nickend erhob sich Ken und zog ihn mit sich aus der Küche, blieb aber im Flur noch mal stehen. "Ich zweifele nicht daran, dass Yoji sie wirklich aufrichtig liebt. Ich werde auch noch einmal mit Ran sprechen." Zustimmend nickte nun auch Omi. "Dann komme ich mit. Er darf sich den beiden nicht in den Weg stellen. Aya ist endlich richtig glücklich. Und das war sie viel zu lange nicht." Ken hielt ihm seine Hand hin. "Hand drauf?" "Hand drauf!" Omi ergriff die Hand des anderen. Kapitel 9: Problembewältigung ----------------------------- "Wo ist Yotan?" Omi, der früher nach Hause gekommen war, sah Ken fragend an. Er flüsterte verschwörerisch, als er den Anderen in der Küche fand. "Ran hat ihn eine Auslieferung machen lassen. Aya kommt doch bald nach Hause. Und er will nicht, dass sie sich über den Weg laufen." Der Dunkelhaarige hob leicht die Schultern. So ging das nun schon zwei Wochen. Seit genau zu dem Zeitpunkt, als sich Rans Verdacht bestätigt hatte und es dir Prügelei zwischen ihm und Yoji gegeben hatte. "Meint er wirklich, dass er die beiden so voneinander fernhalten kann?" Omi hob skeptisch eine Braue. "Aya-chan hat mir nämlich heute erzählt, dass Yoji bei ihr geschlafen hat. Er hat sich aber wohl noch bevor sie aufstehen musste aus ihrem Zimmer geschlichen, weil Ran sie im Moment immer wecken kommt." "Anscheinend glaubt er das." Ken hob leicht die Schultern und ließ sie sofort wieder sinken. "Allerdings entgeht ihm dabei eine gewaltige Kleinigkeit." Omi stutzte leicht und trat näher zu ihm, damit Ken nicht so laut reden musste. "Aya kichert häufiger, als sie es sonst tut. Und hin und wieder lässt sich auch ein ganz leises Murmeln von Yoji vernehmen, dicht gefolgt von einem leisen Quicken, das wohl ihr zuzurechnen ist." Ken grinste ganz leicht und sah über Omis Schulter zur Küchentür, um sich zu versichern, dass Ran noch nicht wieder da war. "Meinst du etwa, dass die beiden..." Die Augen des Blonden wurden groß. Er empfand eine Prise von Eifersucht. Aber wieder nur eine Prise, die wohl der Tatsache zuzuschreiben war, dass Aya-chan ihre Zeit nun lieber mit Yoji als mit ihm verbrachte. Ken zuckte mit den Schultern. "Weiß nicht. Möglich wäre es allerdings. Obwohl es mich wundert, dass Aya dann so leise ist." Blaue Augen wurden riesengroß. "Wie... was...." Der Ältere brach in schallendes Lachen aus. "Denkst du wirklich, dass Yoji Ruhe geben würde, bis sie das halbe Haus zusammenquietscht? Seine Weiber, die er vor Aya hatte, und welche in den Genuss kamen, hier zu nächtigen, haben immer das ganze Haus zusammen gestöhnt. Ich kann mich nicht an eine erinnern, die mal leise war." Das konnte Omi in der Tat nicht abstreiten. Dennoch glaubte er nicht daran, dass Yoji mit Aya so umsprang, wie er es mit seinen ganzen Liebschaften getan hatte. "Na ja, aber denkst du wirklich, dass er sie wie seine ganzen kleinen Affären behandelt? Immerhin sind wir uns ja nun beide mehr als sicher, dass er sie liebt." "Schon richtig, aber ich glaube nicht, dass sich etwas an seinem öhm... Sexualtrieb geändert hat. Er ist, wie soll ich sagen...?" "Notorisch notgeil?" Rans Stimme erklang aus der Tür und ließ Omi und Ken heftig zusammenzucken. Ken schlug sich sofort die Hand vor den Mund, riss die Augen weit auf und starrte zu Ran hinüber. Auch Omi blickte wie vom Blitz getroffen aus der Wäsche und schluckte hart. Er schaute Ken fast schon entsetzt an. Dieser ließ gerade die Hand sinken und wollte das Wort an Ran richten, der ihn aber durch eine unwirsche Handbewegung zum Schweigen brachte. "Ich rate euch eine Sache. Wenn ihr das Bad am Morgen oder am Nachmittag, vielleicht auch am Abend nach Yoji benutzt, putzt es vorher gründlich. Er ist viel zu lange und viel zu häufig da drinnen... Wenn ihr versteht, was ich meine." Der Rothaarige machte eine mehr als nur eindeutige Handbewegung und trat danach an den Kühlschrank, welchen er öffnete, um sich einen Yoghurt hervor zu ziehen. "Wie... wie meinst du das?" Omi sah ihn aus großen blauen Augen an. Ken schüttelte nur den Kopf und stupste ihn mit dem Ellenbogen an. Doch bevor Omi in Kens Bände sprechendes Gesicht sehen konnte, erhob Ran wieder seine Stimme. "Tu nicht so, als wenn du das nicht wüsstest, Omi. Wenn du in der Tat ein normales männliches Wesen bist, dann kannst du mir mehr als nur folgen." Er drehte sich zu ihm um und hob eine Braue steil an. Das entlockte Ken in der Tat ein kleines Schmunzeln. Er war sich ziemlich sicher, dass Omi wusste, wovon Ran redete. Immerhin war es schon häufig mehr als nur ersichtlich gewesen, dass ihn seine Hormone quälten, wenn Aya in einem viel zu kurzen Rock durch den Laden hetzte. "Oh..." Omi wurde schlagartig rot im Gesicht und schlug die Augen im gleichen Moment nieder. "Ja, oh..." Ran verdrehte die Augen, zog einen Stuhl vom Tisch zurück und ließ sich drauf fallen. Dann löffelte er weiter seinen Yoghurt. Das nahm Ken nun als Gelegenheit, einmal ohne Yojis und Ayas Anwesenheit mit ihm zu sprechen. Er schob Omi zu einem Stuhl, schloss noch kurz die Tür und setzte sich dann ebenfall hin. "Ran, wir müssen reden." "Über was?" Ihm schwante böses. "Ich ändere deine Schichten nicht. Du bleibst in der Frühschicht. Und es wird nicht mit dem Playboy getauscht. Vergiss es." Er funkelte Ken wütend an. Wie konnte er nur... Sofort schüttelte dieser den Kopf. "Nein, darum geht es gar nicht. Ich will mit dir über Aya und Yoji sprechen, weil..." Doch das genügte schon, um Ran aufspringen zu lassen. Zornig knallte er den Yoghurt-Becher auf den Tisch, der augenblicklich platzte und seinen mit Kirschen geschwängerten Inhalt über dem Tisch verteilte. "Ich rede mit dir nicht über die beiden. Niemals. Das geht dich einen Scheißdreck an, Hidaka." "Jetzt halt mal die Füße still, Ran." Omi, der immer noch reichlich rot im Gesicht war, erhob vorsichtig das Wort. "Du kannst auch vernünftig mit Ken sprechen. Wir wollen ja nur mit dir reden, weil..." "Ach, du auch? Judas..." Ran sah fast danach aus, als wenn er die beiden am liebsten bespuckt hätte. Sein Ekel schien geradezu aus seinen Augen zu springen. "Wer gibt euch beiden Knalltüten das Recht, euch in meine Angelegenheiten einzumischen?" "Es sind nicht deine Angelegenheiten, Ran." Ken schlug unvermittelt und entgegen seinem eigentlich recht ruhigen Wesen fest auf den Tisch. Er richtete den Zeigefinger auf den Rotschopf aus. "Du mischst dich in das Leben deiner kleinen Schwester ein. Und es scheint dir dabei scheißegal zu sein, dass du sie damit verletzt. Mein Gott, Ran. Wenn Aya Yoji liebt, dann ist das ihre Sache. Und er... er liebt sie auch. Schau ihn dir doch nur mal an. Seitdem sie ein Teil seines unmittelbaren Lebens ist, hat er keine andere Frau mehr angesehen. Zumindest nicht mit diesem 'Dich lege ich heute flach'-Blick. Er hat sich geändert." "Ach, hat er das?" Rans Kopf wurde langsam rot. Kühle Beherrschung schlug in blanken Zorn um. "Er ist ein notorischer Aufreißer, Ken. Er macht alles an, was bei drei nicht auf dem Baum ist. Man kann diesem Typen nicht trauen. Und ich weiß genau, dass er Aya über kurz oder lang sehr weh tun wird. Das liegt einfach in seinen Genen. Er meint es nie ernst mit seinen Frauen. Niemals." "Du irrst dich aber, Ran." Omi setzte zur Yojis Ehrenrettung an. "Er wird ihr nicht wehtun. Wenn du mal wirklich zuhören würdest, wenn er von Aya spricht... So hat er noch nie von einer Frau gesprochen. Noch niemals. Nur damals, als er Neu noch für seine Asuka hielt, da hat er annähernd so geklungen. Aber im Gegensatz zu jetzt, ist das nicht mal die Erwähnung wert." "Schwachsinn. Er will nur über sie drüberrutschen, und dann lässt er sie fallen. Das macht er immer so. Er ist doch gar nicht fähig, Liebe zu empfinden. Und deshalb wird er sie verletzen. Wieder und wieder und wieder. Aya wird das nicht ertragen. Das mit unseren Eltern hat sie ja kaum verkraftet." Verzweifelt versuchte er, seine Wut auf Yoji runterzukämpfen. Er wollte nicht, dass Ken und Omi sahen, wie wütend ihn das alles machte. Doch er versagte kläglich, was ihm Kens nächster Satz mehr als bewusst machte. "Kann das sein, dass dir die Sache mit euren Eltern mehr zu schaffen macht als ihr? Kann es sein, dass du der bist, der nicht verletzt werden will?" Ran bluffte ihn an. "Was erzählst du für eine Scheiße?" "Du hast Angst, dass Yoji dir Aya wegnimmt. Weil du genau weißt, dass er es könnte, wenn er wollte. Du weißt es genauso gut wie ich. Er müsste einmal, vielleicht zwei Mal mit dem Finger schnipsen, und Aya würde sich ihm vollkommen zu wenden. Und du wärst dann wirklich nur noch ihr Bruder. Und nicht mehr ihre Familie. Ihre ganze Familie. Dann würde Yoji nämlich auch einen Platz in dieser Familie erhalten. Und das erträgst du nicht. Du erträgst es nicht, in ihrer Rangordnung einen Platz einzubüßen." Kens Stimme war ruhig, fast schon zu ruhig. Das Einzige, das seine Nervosität bei diesem Schuss ins Blaue verriet, waren seine Augenlider, die nervös zuckten. "Wie kommst du..." Ran blieb der Mund offen stehen. Das, was Ken sagte, war genau das, was er dachte. Er hatte Angst davor, dass Yoji seinen Platz in Ayas Herzen auch noch einnahm. Er wollte seine Schwester nicht ganz an ihn verlieren, weil sie den Rest seiner Familie stellte. Außerdem wollte er sie nicht mit ihm teilen müssen. Denn viele Dinge, die die Fujimiya Geschwister sonst immer unternommen hatten, waren urplötzlich auf der Strecke geblieben. Selbst die zweiwöchentlichen Kinobesuche fanden nicht mehr statt, weil Aya sich von ihm zurückgezogen hatte, seitdem diese Farce mit Yoji begonnen hatte. "Das merkt man, Ran. Yoji hat es doch auch schon bemerkt. Ich habe mit ihm darüber gesprochen, und er meinte, dass er absolut kein Problem damit hätte, wenn Aya und du weiterhin etwas unternehmen würdet. Aber Aya sei nach dem ganzen Terz einfach nicht mehr danach, weil sie dir mehr als nur böse ist. Sie versteht nämlich nicht, warum du ihre Gefühle nicht achten willst. Und warum du nicht einsiehst, dass sie Yoji genauso aufrichtig liebt, wie er es tut." Ran schnappte die ungünstige Formulierung absichtlich falsch auf und konterte. "Natürlich liebt er sich selber aufrichtig. Er ist ein narzisstisches Arschloch. Nicht mehr und nicht weniger. Den einzigen Menschen, den er wirklich liebt, sieht er jeden Morgen zuerst einmal sehr lange im Spiegel an." Er ballte die Hand zur Faust, zuckte dann aber zusammen, als er Yojis Stimme hinter sich vernahm. "Dafür brauche ich keinen Spiegel. Ich muss nur neben mich sehen, und da liegt dann deine Schwester. Schwachkopf." Damit schlug er die gerade geöffnete Tür wieder ins Schloss und stapfte wütend die Treppe zu seinem Zimmer hinauf, wo er die Tür ebenfalls ins Schloss krachen ließ. Verdattert blickten alle drei auf die Küchentür, bis ein Zittern durch Rans Körper kroch, welches in einem wütenden Stakkato aus Flüchen und Verwünschungen gipfelte. "Dieser ignorante, arrogante, verdammte, blöde, idiotische..." Er ballte die Hände zu Fäusten und schnaubte ärgerlich. Dann fixierte er urplötzlich Omi und Ken mit seinen Blicken. "Ich warne euch, wenn ihr mitkriegt, dass sie zusammen in einem Zimmer sind, und nichts dagegen tut, dann habt ihr für das Ende eures Lebens Wochenendschicht und nie mehr frei." Damit erhob er sich und verließ vor Wut kochend das Zimmer. "Das war ein Schuss in dem Ofen." Omi blickte zu Ken, der nur leicht nickte. "Vielleicht hätten wir uns doch raushalten sollen. Immerhin ist Aya Rans Schwester und ähm..." "Nichts ähm..." Ken sah ihn gegen jeder Gewohnheit finster an. "Bist du mit ihr gut befreundet oder nicht? Wenn Ran so weitermacht, wird sie über kurz oder lang eingehen. Sie fühlt sich doch jetzt schon hin und her gerissen." Das konnte Omi in der Tat nicht leugnen. Häufig, vor allen Dingen in den Pausen, suchte Aya-chan ihn auf und klagte ihm ihr Leid. Und nicht selten kam es vor, dass sie in Tränen ausbrach, weil sie die Situation mit Yoji und Ran langsam überforderte. Sie fühlte sich in letzter Zeit mehr als nur zerrissen. Zwar verbrachte sie ihre Freizeit wirklich lieber mit Yoji als mit Ran, aber dessen ständigen negativen Gängeleien schlugen ihr allmählich richtiggehend auf das Gemüt. "Er macht sie langsam kaputt." Der 17-Jährige sah den Dunkelhaarigen aus traurigen Augen an. "Sie leidet so sehr darunter, dass er Yoji nicht akzeptieren will." "Und Yoji leidet wie ein Hund, weil er ihr nicht helfen kann. Er hat in den letzten zwei Wochen so oft versucht, mit Ran zu sprechen. Aber er hört ihm nicht zu. Das Einzige, das er macht, ist ihn auf das Mieseste zu beschimpfen." Ken kniff seine grünen Augen leicht zusammen und fixierte einen Punkt an der Wand. "Ich werde die beiden nicht bei Ran anschwärzen, wenn sie zusammen sind. Das kann er vergessen. Und jetzt rede ich erst mal mit Yoji." Mit diesen Worten erhob er sich und verließ die Küche. Er nahm eilig die Stufen der Treppe, blieb vor dem Zimmer des ältesten Weiß stehen und klopfte an. Um diese Zeit musste er zumindest nicht Gefahr laufen, Aya und Yoji bei irgendwas zu stören. Als ein genervt anmutendes "Herein" aus dem Zimmer kam, öffnete er die Tür, trat ein und ließ die Tür ins Schloss gleiten. Er blickte auf Yoji hinab, der auf dem Boden lag. Eine Zigarette hing in seinem Mundwinkel und glimmte vor sich hin, ohne dass er auch ur einen Zug tat. Er blätterte stattdessen in einer Zeitschrift herum, die eindeutig Aya gehörte, weil viel zu viele kleine Plüschhasen darin vorkamen. Und die hatten definitiv und ganz eindeutig nichts mit dem Playboy zu tun, den Yoji vor Ayas Zeit des Öfteren in seinem Zimmer hatte rum liegen lassen. Ken ließ sich im Schneidersitz neben ihm auf dem Boden nieder. "Suchst du nach einem Gesprächsthema mit Aya?" Er nickte auf die Zeitschrift hinab. Yoji schüttelte leicht den Kopf, nahm die Kippe aus dem Mundwinkel und drückte sie im Aschenbecher aus. "Ich versuche mich auf andere Gedanken zu bringen. Wenn sie nachher zurückkommt, müssen ich und mein Körper standhaft sein. Sie hüpft dann wieder den ganzen restlichen Tag in diesen verdammten kleinen Shorts vor mir rum. Wie soll ich das denn sonst aushalten?" Er ließ seinen Kopf auf den Boden hinabsausen. "Hä?" Ken verstand erst mal nur Bahnhof. Er musterte Yoji mehr als nur nachdenklich, bis ihm ein Licht aufging. "Oh... So meinst du das." "Wie soll ich es denn sonst meinen?" Er drehte sich auf den Rücken um und sah an die Decke auf. "Weißt du, wie schwer es mir fällt, mich zurückzuhalten? Es wird immer unerträglicher. Ich will wirklich mit ihr..." Er verstummte. Das ging Ken nun wirklich nichts an. Dieser zerfurchte seine Stirn und sah ihn weiter an. "Ihr habt also tatsächlich noch nicht...?" "Nein." Yoji schnaubte leise. "Ich will nicht, dass sie denkt, ich wäre nur mit ihr zusammen, weil ich ihr an die Wäsche will. Ich will, dass sie weiß, was sie mir bedeutete. Und das zeige ich ihr wohl am besten damit, dass ich ihr Zeit lasse." Welch grandiose Einsicht... Kens Mundwinkel zuckten leicht, um ein Grinsen zu formen, doch er hielt sich zurück. "Das ist es aber doch nicht nur, oder? Du willst nicht, dass Ran sich bestätigt fühlt." Der Blonde murrte leise. "Das auch. Aber es ist vor allen Dingen wegen ihr. Ich traue mich einfach nicht, sie anzufassen. Zumindest nicht so, wie ich es eigentlich will. Ich habe Angst, dass sie sich dann von mir zurückzieht." Nun lachte Ken doch plötzlich leise. "So einfühlsam auf einmal? So kenne ich dich ja gar nicht." Yoji legte den Kopf zur Seite und sah ihn finster an. "Mag daran liegen, dass du mich noch nie gesehen hast, wenn ich wirklich verliebt bin." "Punkt für dich." Der Dunkelhaarige zuckte knapp mit den Schultern. "Mit ihr ist es dir dieses Mal wirklich ernst, oder?" "Ja." Ein Nicken folgte, das keinen Zweifel daran ließ, dass es wirklich so war. "Ich habe es ihr so noch nie gesagt, aber ich liebe Aya wirklich. Und das sogar mehr, als ich Asu..." Er verstummte. "Mehr, als ich jemals dachte, dass ich es könnte. Sie ist alles, nach dem ich schon immer gesucht habe. Und sie ist noch viel mehr. Manchmal frage ich mich wirklich, womit ich mir sie verdient habe. Jemand wie ich..." Er schloss die Augen und atmete tief ein und aus. "Mach dich nicht immer so schlecht, Yoji. Du hast deine Fehler gemacht. Oder bezeichne es als deine wilden Jahre. Bezeichne es, wie du willst. Aber jetzt ist die Zeit der Fehler vorbei. Du hast Aya. Sie liebt dich wirklich aufrichtig. Und du liebst sie. Was willst du mehr?" Nachdenkliche grüne Augen richteten sich auf Yojis Gesicht, aus dem ihnen plötzlich ebenfalls grüne Augen entgegen sahen. "Vielleicht die Absolution. Dann würde ich mich endlich trauen, na ja... du weißt schon." Yoji rieb sich mit der Hand über das Gesicht. Ihn so zu sehen, war allerdings mehr als nur seltsam. Ken hatte ihn so nämlich noch nie gesehen. Dass er sich so für eine Frau zusammenriss, war wirklich Neuland. Und dass es ihm schwer fiel, war nicht gerade verwunderlich. Immerhin hatte er bis vor einigen Monaten noch jede Nacht seine, etwas unfein ausgedrückt, Triebe ausgelebt. Aber nun saß er auf dem Trockenen und musste sich in Geduld üben. Und das, obwohl Aya es ihm wirklich nicht sehr leicht machte. Vor allen Dingen jetzt, wo der Hochsommer begonnen hatte, es auf die Ferien zuging und ihre Kleidung noch kürzer wurde, als sie es vor einigen Wochen schon gewesen war. Und das Schlimme, das wirklich Schlimme an der Sache war, dass sie sich nichts dabei dachte, wenn sie beinah nur in einem besseren Unterwäscheersatz vor ihm rum sprang. "Vielleicht solltest du mit ihr darüber reden? Sie versteht das sicherlich." Ken rieb sich nachdenklich im Nacken. Aya war immerhin umgänglich. Meistens zumindest. Sofort saß Yoji pfeilgerade auf dem Boden und schüttelte hektisch den Kopf. "Nein, das geht nicht. Was meinst du, was sie von mir denkt, wenn ich sie darauf anspreche? Das ist unmöglich, Ken." Er fuchtelte mit den Händen rum und machte urplötzlich einen mehr als nur kläglichen Eindruck. "Aber so geht das doch nicht..." Ken sah ihn beinah schon mitleidig an. Wie musste es wohl für den größten Playboy Japans sein, seine Triebe nicht in dem Maße ausüben zu können, in dem er es gewohnt war? "Das muss aber so gehen." Der Blonde machte ein mehr als nur gequältes Gesicht. "Es muss einfach." Mit diesen Worten erhob er sich und sah stehend auf Ken hinab. "Ich muss sie jetzt von der Schule abholen. Habe ich ihr versprochen." In einer fließenden Bewegung griff er nach seinem Autoschlüssel, drehte sich um und verließ das Zimmer, hielt aber vor der Tür noch mal kurz an. "Danke, Ken." Dieser nickte nur noch und sah ihm nach. Er konnte einem wirklich Leid tun. Allerdings bewunderte Ken ihn wirklich dafür, dass er sich Aya zur Liebe zurückhielt. Das hatte er wirklich nicht erwartet. Mit einer Kippe im Mundwinkel und am Auto lehnend, stand Yoji vor der Schule und wartete darauf, dass endlich die Schulglocke läutete. Ihm war heute gar nicht danach, zum einen das Haus zu verlassen und zum anderen noch viel weniger nach quakenden Schulmädchen. Zumindest nicht in dieser Masse, wie sie gleich aus der Schule kommen würde. Er wollte einzig in seinem Bett liegen, mit Aya selbstverständlich, und sie in den Armen halten. Und dass, obwohl er dann wieder seine inneren Dämonen niederkämpfen musste, die geradezu danach schrieen, dass er endlich mit er schlief. Was tat man nicht alles für die Frau, die man liebte? Man machte sich vollkommen zum Deppen und riskierte einen gewaltigen Samenstau. Es war wirklich zum Heulen. Nachdenklich nagte er am Filter seiner Zigarette. Vielleicht wäre eine kleine Andeutung in Richtung Sex doch nicht das Verkehrteste. Immerhin bestand ja doch die Möglichkeit, dass Aya darauf einging. In letzter Zeit wurde sie immerhin immer experimentierfreudiger, was sich ja nur zu seinen Gunsten auswirken konnte. Die Frage, die allerdings blieb, war, wann die wahre Gunst der Stunde angeschlagen hatte. Nach seiner Meinung konnte das noch lange, sehr sehr lange dauern. Viel zu lange nach seinem Geschmack. Aber wie gesagt, für eine Frau, die man liebte, tat man das gerne. Er schreckte erst wieder aus seinen Gedanken hoch, als die Schulglocke läutete. Zuerst setzte danach eine kurze Stille wie vor einem Sturm ein, nur um binnen weniger Minuten in das Sausen eines Orkans umzuschlagen, als schreiende und schnatternde Schüler aus dem Gebäude rannten. Als erstes entdeckte er Jian, einen viel zu gut aussehenden 17-Jährigen, mit dem Aya befreundet war, der umringt von einigen jungen Damen das Gebäude verließ. Hinten an folgte ihm Aya, die nur kopfschüttelnd dem Schauspiel beiwohnte. "Mädels, mal eine Frage. Meint ihr eigentlich wirklich, dass Jian sonderlich darauf steht, wenn ihr an ihm hängt wie die Schmeißfliegen?" Ihre Stimme war ziemlich leise, doch Yoji verstand jedes Wort. Ein Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht. Das war so typisch für seine kleine süße Aya. Zumindest war es typisch für sie geworden. Als sie damals ins Haus eingezogen war, war sie schüchtern, ruhig, überaus liebeswürdig und mehr als nur geduldig gewesen. Aber mit der Zeit hatten sich einige dieser Attribute ins Gegenteil verkehrt, was keineswegs schlecht war. Es war etwas, dass sie noch reizvoller erscheinen ließ. Vor allen Dingen, da sich ihre Unschuld paarte mit so etwas wie Aufbegehren gegen das Image des braven kleinen Mädchens, das alles tat, was ihr großer Bruder ihr sagte. Yoji runzelte die Stirn. Vielleicht war es aber auch genau das, was Ran ihm vorwarf und ihm nicht vergeben wollte. Immerhin hatte sich Aya um mindestens 90° gedreht. Sie leistete gegen Ran nun öfter als es wohl normal gewesen war Widerstand. Und wenn ihr etwas nicht passte, dann sagte sie es ihm auch urplötzlich. Wahrscheinlich gab Ran ihm die Schuld daran, obwohl das nicht gerechtfertigt war. Aya war einfach in einem Alter, in dem sich kleine Schwestern zu kleinen Drachen mauserten. Zumindest dann, wenn ihnen Vorschriften gemacht wurden, mit denen sie nicht konform gehen konnten. Nur im Unterbewusstsein bekam er mit, wie Jian Aya darauf hinwies, dass er am Auto lehnte und auf sie wartete. Auch das freudige Quicken, das Aya von sich gab, entging ihm fast vollständig. Auch seinen Gedanken wurde er erst dann richtig gerissen, als Aya ihm schon fast um den Hals fiel und ihn liebevoll und sehnsüchtig küsste, nachdem sie ihm die Kippe aus dem Mund gezogen hatte. Yoji blinzelte leicht, grinste und schloss die Arme um sie, um sie noch dichter an sich zu ziehen. "Das ist so lieb, dass du wirklich gekommen bist, um mich abzuholen." Sie strich ihm liebvoll über die Wange, nachdem sie sich voneinander gelöst hatten. "Ich habe es dir doch heute Morgen versprochen. Und meine Versprechen halte ich auch. Das weißt du doch, Süße." Er hauchte einen Kuss auf ihre Stirn, die giftigen Blicke, die sie beide durchbohrten wohlweißlich ignorierend. "Ja, das weiß ich." Sie rieb ihren Kopf an seiner Brust und drückte sich noch etwas fester an ihn. "Aber ich dachte, Ran hätte dich vielleicht aufgehalten, in dem er dir eine Auslieferung auf's Auge drückt." Yoji grinste breit. "Das hat er auch. Aber ich war schneller fertig, als er dachte." Seine Schultern zuckten gelassen nach oben. "Oh du mein Held." Ihre Stimme glich viel mehr dem Wispern des Windes, als einer artikulierten Äußerung. Ein breites Grinsen bildete sich auf dem Gesicht des Blonden. "Aber jetzt ab ins Auto. Ich will nach Hause. Muss noch über etwas mit dir reden." Er schob Aya mit sanfter Gewalt um das Auto, öffnete ihr die Beifahrertür und wartete, bis sie eingestiegen war. Danach lief er wieder um das Auto und stieg selber ein. "Über was wolltest du denn eigentlich mit mir reden?" Aya drehte sich auf ihrem Schreibtischstuhl um und blickte zu Yoji, der auf ihrem Bett lag und Löcher in die Luft starrte. Da Ran an diesem Abend gezwungen gewesen war, auf einen Elternabend in Ayas Schule zu gehen, konnten die beiden einen gemeinsamen Abend in heimatlichen Gefilden verbringen, ohne darauf achten zu müssen, dass Frosty dazwischen platzte. "Wie meinen?" Yoji blickte sie fragend an. "Na, du hast nach der Schule gesagt, dass du mit mir über irgendetwas sprechen willst. Und wir haben jetzt schon fünf Stunden nach der Schule. Du hast aber immer noch nichts gesagt, Zumindest nicht darüber." Sie kratzte sich mit dem Bleistift, den sie in der Hand hielt, an der Nase. "Mach doch erst Mal deine Hausaufgaben zu ende. Dann können wir darüber reden." Er rollte sich auf die Seite, so dass er Richtung Wand blickte. Ob er wirklich mit ihr über sein kleines Problem sprechen sollte, war für ihn immer noch mehr als nur fraglich. Er war sich einfach nicht sicher, wie Aya darauf reagieren würde, wenn er ihr eröffnete, dass der Drang, mit ihr zu schlafen, langsam übermächtig in ihm wurde. Am besten wäre es, wenn er wirklich den Mund hielt. Dann konnte sie das Ganze auch nicht falsch verstehen. "Was hast du, Yoji?" Ayas Federgewicht setzte sich neben ihn auf das Bett. Ihre Hand legte sich auf seinen Arm. "Ich merke doch, dass du irgendwas hast." Sie neigte sich über ihn und blickte ihm in die Augen, die bisher immer noch auf die Wand gerichtet gewesen waren. "Es ist nichts, Aya. Nichts von Bedeutung." Ihre Berührung löste eine angenehme Gänsehaut auf seinem Körper aus, die in neuerlichen Gedanken über sein Problem mündete. "Wenn es nichts von Bedeutung gewesen wäre, dann hättest du mir nach der Schule nicht gesagt, dass du mit mir drüber reden willst." Sie stieg über ihn und kuschelte sich in seine Arme, die er für sie öffnete. Ihren Kopf bettete sie in Höhe seiner Brust und lauschte seinem Herzschlag. Ihre kleinen Finger strichen unterdes zwischen seinen Hemdknöpfen hindurch zu seiner Brust und strichen über diese. Das löste zusätzlich zu Yojis Gedankengängen und der Gänsehaut auch noch ein leichtes Kribbeln in tieferen Körpergefilden aus. Aya machte ihn ganz unwissentlich wirklich halb wahnsinnig. Sein Herz begann heftig zu pochen. Warum musste sie das immer und immer wieder machen? Gut, sie dachte sich nichts dabei, aber... aber.... Das ging doch nicht. Das machte ihn fertig. Ziemlich fertig sogar. Er schnaubte ganz leise und legte seine Hand über ihre, um sie an weiteren Streicheleinheiten zu hindern. "Lass das bitte, Aya." Aya erstarrte, schwarze Schatten zogen an ihrem inneren Auge vorbei. Ihre ganzen Vermutungen waren doch richtig gewesen. Er wollte sie einfach nicht. Zumindest nicht körperlich. Wenn er sich schon gegen so eine einfach, recht unschuldige Berührung sträubte, dann würde er doch sicherlich.... Also wenn sie dann wirklich etwas forscher würde, dann würde er doch... Er würde sie sicherlich von sich stoßen. Ganz sicher. Langsam zog sie ihre Hand unter seiner Hand und damit auch aus seinem Hemd hervor. Sie setzte sich neben ihm auf und schaute ihn geknickt an. "Du willst mich nicht, richtig?" In Yojis Ohren begann es zu klingeln. Er sah sie verstört an. Was meinte sie denn damit? Wieso sollte er sie nicht wollen? Er liebte sie doch immerhin. Und außerdem wollte er sie. Und wie er sie wollte. Er wollte sie sogar so sehr, dass solch eine unschuldige Berührung wie eben ein wahres Feuerwerk in ihm entzündete. Er richtete sich neben ihr auf und sah in ihr Gesicht, das plötzlich so traurig wirkte. "Wie kommst du darauf, Aya? Warum denkst du, dass ich dich nicht will?" "Weil... weil..." Sie druckste rum und sah zur Seite. Ihr war das verdammt peinlich, weswegen sich auch ihre Wangen in einem leichten Rot färbten. "Du fasst mich nie an. Und jetzt das hier. Ich meine, ich ziehe dich körperlich nicht an, richtig? Aber warum bist du dann überhaupt mit mir zusammen, Yoji? Und warum willst du mich nicht anfassen? Was ist so falsch an mir." Kleine Tränen glitzerten in ihren Augen. Mehr als nur perplex starrte Yoji sie nun an. Hatte er da gerade wirklich richtig gehört? Ganz, ganz richtig? Das konnte doch einfach nicht wahr sein. Seine ganzen Probleme und Überlegungen waren unnötig gewesen, weil sie sich augenscheinlich mehr als nur danach sehnte, dass er sie... Er schüttelte den Kopf. "Aya, ich glaube, du verstehst da etwas völlig falsch. Ich... Also ich will doch, aber... ehm..." Seine Stimme versagte ihm den Dienst. Jetzt musste er tatsächlich mit ihr darüber reden. Auch wenn das wohl doch nicht so das Problem war, wie er es angenommen hatte. Dennoch war es ihm irgendwie unangenehm. "Was willst du?" Fragende und zugleich mehr als nur verletzte tiefe dunkelblaue Augen richteten sich auf sein Gesicht. "Dich..." Das war das Einzige, das er gerade zustande brachte. Zumal mehr Worte vielleicht alles verkompliziert hätten. Und vielleicht hätte sie mehr Worte auch falsch verstanden. Das wusste man bei ihr nie. "Mich?" Zuerst sah Aya ihn nur aus großen Augen schier regungslos an, doch dann stieg die Röte in ihr Gesicht. "Ja, dich." Er nickte leicht und streckte seine Hand nach ihrem Gesicht aus. Zärtlich strich er über ihre Wange, welche unter seinen Fingern glühte. Aya sah ihn unter gesenkten Lidern vorsichtig an. "Me... meinst du das ernst? So richtig ernst?" Abermals nickte Yoji. "Warum sollte ich dich auch nicht wollen? Sieh dich doch nur mal an. Du bist perfekt von Kopf bis Fuß, nur..." Er verstummte und wurde nun seinerseits etwas verlegen. "Nur was?" Sie legte den Kopf schief und blickte ihn fragend an. "Ich dachte, dass wäre noch alles zu früh für dich. Deswegen habe ich nicht... Deswegen konnte ich nicht..." Seine Stimme überschlug sich wie wild. Seine ganze Fassung schwamm langsam davon und hinterließ nur Chaos bei seiner Wortwahl und in seinem Kopf. "Ich wollte nicht, dass du dich bedrängt fühlst. Deswegen habe ich nicht einmal den Versuch unternommen, dir näher zu kommen als dich zu küssen oder zu umarmen. Du bist mir einfach zu wichtig. Ich wollte dich doch nur nicht damit überrumpeln." Zuerst waren Ayas Augen noch etwas verwirrt auf ihn gerichtet, doch im nächsten Moment lag ihr schmaler kleiner Körper schon in seinen Armen. Sie zitterte. "Ich dachte die ganze Zeit, du würdest mich nicht anfassen, weil ich dir nicht so gut gefalle, wie ich es eigentlich sollte. Und deshalb... deshalb..." Ihre Stimme brach kurz. Sie holte tief Luft. "Du hast nur nichts gemacht, weil du dachtest, das wäre für mich zu früh. Das ist so süß und so lieb." Sie küsste ihn auf die Wange und versteckte ihr Gesicht dann in seiner Halsbeuge. "Du bist der beste und liebste und süßeste Freund auf der ganzen Welt, Yoji." Er lauschte ihren Ausführungen, was dazu führte, dass er letztendlich zu schmunzeln begann. "Das ganze Problem war nur ein Missverständnis. Vielleicht hätten wir schon vorher mal darüber reden sollen. Dann hätten wir uns beide keine Gedanken machen müssen." Er strich über ihre Haare, die ihr lose über den Rücken fielen. "Haben wir aber dummerweise nicht. Ich hatte schon Bauchschmerzen, weil ich gedacht habe, dass du mich nicht anziehend findest." Sie nuschelte gegen seinen Hals. "Och, wirklich?" Er schob sie etwas von sich und blickte sie an. "Soll ich etwas tun, damit es deinem Bauch wieder besser geht?" Seine Augen begannen auf seltsame Art und Weise zu Funkeln. Aya blickte ihn verwirrt an. "Wie willst du das denn machen?" "Nun ja, mein Schatz..." Er drückte sie mit sanfter Gewalt auf das Bett zurück und lächelte noch einmal kurz in ihre Richtung. Dann strich er ihr Shirt hoch, neigte sich vor und begann damit, ihren Bauch zu küssen, malte mit der Zungespitze kleine Muster auf ihre Haut. Überrascht zog Aya die Luft durch die Zähne ein. Sie hatte sich zwar wirklich gewünscht, dass er ihr solche Zärtlichkeiten entgegenbrachte, aber es war eindeutig etwas anderes, wenn er es wirklich tat. Und das nicht nur in ihren Träumen. Yojis Hand glitt unterdessen weiter unter ihr Shirt und stieß mit den Fingerspitzen auf ihren BH. Vorsichtig sah er zu ihr hoch, um bei einer negativen Reaktion direkt die Hand zurückzuziehen. Doch nichts dergleichen geschah. Aya sah rundum zufrieden aus. Das verriet auch das wohlige Seufzen, das aus ihrer Richtung kam. Allerdings stieg in Yoji dennoch ein seltsames Gefühl auf, als er seine Hand über Ayas Brust schob und den BH etwas runterziehen wollte. Das war einfach noch nicht richtig. Und die passende Situation war es auch nicht. Zumindest nicht für das, was unweigerlich folgen würde, wenn er jetzt nicht einen Riegel vorschob. Langsam zog er seine Hand zurück, setzte sich auf und sah seine Kleine entschuldigend an. "Süße, ich denke, wir sollten doch noch ein wenig warten. Es sind erst zwei Monate und na ja... ich will nicht, dass du es am Ende noch bereust, dass wir miteinander geschlafen haben." Er sah betrübt auf die Decke hinab, auf der er saß. Wie in Zeitlupe erhob Aya sich und erforschte mit einem tiefen und unergründlichen Blick seine Miene. Dann kroch sie auf ihn zu und schlang die Arme um ihn. "Danke." Ein liebevoller Kuss folgte. "Wofür?" Yoji hob den Blick. "Wenn es jetzt passiert wäre, hätte ich mich sicherlich nicht gewehrt, aber ich weiß nicht, ob ich das wirklich schon will. Ich habe nämlich irgendwie Angst. Verdammte Angst sogar." Sie nagte an ihrer Unterlippe und sah ihn aus kläglichen Augen an. Mehr als nur erleichtert, weil er eingelenkt hatte, bevor diese noch recht harmlose Berührung hatte ausarten können, nickte er und presste sie dichter an sich. "Wir warten einfach noch ein wenig. Und wenn du dich bereit fühlst, dann sagst du es mir. Danach schenke ich dir dann die schönste Nacht in deinem ganzen Leben." Er hoffte zumindest, dass diese Nacht das für sie werden würde. Allerdings würde sich das erst noch zeigen. "Yoji?" Ihre Stimme erhob sich leise an seinem Ohr. "Ja?" Er schob die Hand in ihren Nacken und kraulte diesen liebevoll. "Würde es dir was ausmachen, wenn wir schlafen gehen würden? Ich bin schrecklich müde." Wie zur Bestätigung gähnte sie. "Das macht mir nichts aus." Er hauchte einen Kuss auf ihre Stirn und schob sie etwas von sich. "Dann ab ins Badezimmer. Und danach wird geschlafen." Er lächelte sie verliebt an, erhob sich vom Bett und reichte ihr die Hand. Aya ergriff diese sofort und folgte ihm ins Bad. Dicht nebeneinander stehend putzten sie sich beide die Zähne, gingen zurück in Ayas Zimmer und krochen, nach dem aus- beziehungsweise umziehen unter die Decke. Yoji strich noch eine Weile über Ayas Rücken, deren Kopf auf seiner nackten Brust ruhte, bis auch er ihr letztendlich in die Traumwelt folgte, in der sie doch weiter, sehr viel weiter als bei dieser beinah unschuldigen Berührung gegangen waren. Kapitel 10: Eine perfekte Nacht ------------------------------- Yoji saß nur in Boxershorts gekleidet mit verschränkten Beinen auf dem Sofa im Wohnzimmer und zappte gelangweilt durch die unzähligen Fernsehprogramme. Seine Kippe hing in seinem Mundwinkel und glimmte vor sich hin, ohne dass er einen Zug tat. Er sah zur Uhr hinüber. Die anderen Drei waren auf einer Mission, während er seine Grippe auskurieren durfte, die er sich nach einem Trip mit Aya zu einem kleinen See eingefangen hatte. Natürlich wusste Ran das nicht. Seitdem er hochoffiziell von der Beziehung der beiden erfahren hatte, hütete er Aya mit Argusaugen, die wirklich noch mehr als alles sahen. So war Yoji also zum Hausarzt von Weiß gefahren, hatte sich eine Krankmeldung für Aya besorgt und diese in der Schule abgegeben. Anschließend war er mit ihr aus Tokyo geflüchtet und in Richtung Berge gefahren, um dort an einem kleinen versteckten See einen romantischen Nachmittag zu verbringen. Und romantisch war er in der Tat gewesen. Und so schrecklich ergiebig... Aya wurde immer und immer mutiger. Und da zumindest der Teil mit dem See ziemlich spontan gewesen war, hatten sie völlig nackt schwimmen müssen. Vollkommen nackt. Ein breites Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht. Ihr nackter Körper hatte sich nicht nur einmal an ihn geschmiegt. Und als sie dann wieder aus dem Wasser raus waren und auf der mitgebrachten Decke lagen, da hatte Aya... Oh ja... Er seufzte wohlig bei dem Gedanken. Vielleicht hatte das Gespräch vor einem Monat wirklich Früchte getragen, die nun endlich oder zumindest ziemlich bald zum Pflücken bereit waren. Geradezu göttlich wäre es zumindest, denn das kleine Intermezzo am See hatte ihm nur noch deutlicher gezeigt, wie sehr er sich nach ihr sehnte. Wie sehr er sich nach jeder Faser ihres Körpers sehnte. Er schmunzelte leicht und nahm die Kippe aus seinem Mund, um sie im Aschenbecher auszudrücken. Dann legte er sich auf die Couch und streckte sich aus. Er schaltete auf einen Musikkanal, auf dem gerade ein Lied lief, dass Aya momentan die ganze Zeit hoch und runter dudelte. Und wie auf Kommando hörte er ihre schnellen Schritte, die die Treppen herunter kamen. Sie flog um die Ecke ins Wohnzimmer, nahm ihm die Fernbedienung weg und drehte auf volle Lautstärke hoch. Yoji griff nach dem Kissen, das unter seinem Kopf lag und drückte es sich auf das Gesicht. "Ich bin krank, habe Kopfschmerzen, und du musst mich trotzdem so quälen?" Seine Stimme ging als körperloses Gemurmel in dem Stoff unter. Aya schaltete den Ton ab und sah zu ihm. "Hast du was gesagt?" Sie legte die Fernbedienung auf den Wohnzimmertisch. Er hob das Kissen etwas von seinem Gesicht und linste sie vorsichtig an. "Nein, Süße. Mach nur weiter mit dem Krach. Mein Schädel springt ja nicht bald auseinander. Mir macht das überhaupt nichts aus." Er presste das Kissen abermals auf sein Gesicht und grummelte leise etwas von "Was sind wir heute fürsorglich...". "Mmh..." Aya kniete sich neben die Couch und zog ihm das Kissen vom Kopf. "Sei nicht so grummelig." Sie neigte sich vor und hauchte ihm einen sanften Kuss auf die Nase. "Ich bin nicht grummelig." Yoji zog an dem Kissen, doch hielt Aya dieses zu fest umklammert, so dass er schließlich erschlagen aufgeben musste. Der Blick ihrer dunklen Augen brannte sich in sein Gesicht. "Na gut, ich bin grummelig." Er streckte die Arme nach ihr aus. "Heitere mich auf." Ein strahlendes Lächeln zauberte sich auf sein Gesicht. Aya verdrehte leicht die Augen, lachte dann aber. "Wenn das so leicht ist..." Sie kletterte zu ihm auf die Couch und kuschelte sich an ihn. Yoji schloss seine Arme um sie und hauchte einen zärtlichen Kuss auf ihre Haare. "Aya-chan?" Er strich über ihren Rücken. Sie hob den Kopf an und schaute fragend zu ihm. "Was denn?" Er strich mit der Hand über ihre Wange. "Ich weiß, ich habe dir das noch nicht gesagt, aber ich glaube, jetzt sollte ich es machen." Er grinste sie verliebt an. "Was meinst du?" Sie zog die Augenbrauen zusammen und blickte fragend aus der Wäsche. "Ich liebe dich, Aya." Ihre Wangen nahmen einen sanften Rosaton an. Sie lächelte noch milder und verliebter als zuvor. "Und ich liebe dich, Yoji." Sie robbte etwas zu ihm hoch und küsste ihn liebevoll. Yoji erwiderte den Kuss, strich weiter über ihren Rücken und fuhr mit seiner Hand unter ihr Shirt, das sie eigentlich zum Schlafen trug. Er fuhr mit der Hand über ihren Rücken hinauf und begann damit, ihren Nacken zu kraulen. Aya schnurrte wohlig. Als sie sich von ihm gelöst hatte, neigte sie ihren Kopf zu seinem Hals hinab und überhäufte diesen mit einer Unzahl von brennenden süßen Küssen. Nun war es an ihm, wohlig zu schnurren. Vor allen Dingen, als Aya langsam an ihm hinabrutschte, und seine Brust ebenso liebevoll mit sanften Küssen verwöhnte. Yoji kniff die Lippen fest aufeinander, als er dieses allzu vertraute Kribbeln in tieferen Regionen spürte. "Aya, lass das. Das geht so nicht." Er keuchte leise, als sie seine Boxershorts etwas hinunter schob und einen Kuss auf seine glühende Haut hauchte. "Was denn?" Sie hob den Kopf und schaute ihn verwirrt an. "Gefällt dir das nicht?" Sie schob die Unterlippe enttäuscht vor und rieb sich über das leicht gerötete Näschen. "Doch, aber..." Er gab einen gequälten Ton von sich. Langsam setzte er sich auf und zog sie an sich. "Das führt zu weit und das... das würde dir, glaube ich, nicht gefallen. Na ja, wohl doch gefallen, aber du könntest es bereuen, weil du doch noch... also, du bist doch noch..." Er sah sie verzweifelt an. Aya sah ihn von der Seite an und dachte eine Weile über seine gestammelten Worte nach, bis ihr Gesicht langsam rot anlief. "Das meinst du..." Sie schlug sich die Hände vor ihr Gesicht und linste durch ihre Finger zu ihm. Das Gespräch von vor einem Monat kam ihr wieder in den Sinn. Damals hatte sie beide beschlossen, noch ein bisschen damit zu warten, bis sie miteinander schliefen. Allerdings hatte sie das bis Dato vollkommen vergessen. Und dann fiel ihr brennendheiß die Szenerie am See ein. Dort hatte Yoji schon sichtlich an sich halten müssen, um nicht... Na ja, um was nicht? Mit ihr zu schlafen? Allerdings musste sie sich eingestehen, dass sie nach dem kleinen wirklich schönen Zwischenfall am See gar nicht mehr so abgeneigt war, mit ihm zu schlafen. Dennoch nagten immer noch kleine Zweifel an ihr, weil sie sich noch nicht sicher genug fühlt, um sich ihm endgültig und vollkommen hinzugeben. Er nickte hektisch. "Wenn du jetzt weitergemacht hättest, dann... öhm... es könnte gar nicht genug kaltes Wasser auf dieser Welt geben, um diesen Flächenbrand zu löschen." Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "Das am See war schon Haarscharf. Und das jetzt... nun ja, es war noch schärfer." Das Letzte, das er wollte, war, dass Aya sich von ihm bedrängt fühlte. Und das würde sie, wenn sein Blut erst mal in Wallung geraten wäre, und sie überhaupt nicht mehr übersehen konnte, wie er auf sie reagierte. Bisher hatte er diese verräterische Körperfunktion nämlich noch heroisch herunter gekämpft oder sie vor ihr versteckt gehalten, aber seit der Sache am See vor wenigen Tagen ging das einfach nicht mehr. "Und was ist, wenn... also, wenn ich das nicht bereuen würde? Jetzt nicht mehr?" Sie nahm ihre Hände von ihrem glühenden Gesicht. Sie sah ihm fest in die Augen, doch Yoji schüttelte nur den Kopf. "Lass uns das Ganze nicht überstürzen. Ich gebe ja zu, ich würde wirklich gerne mit dir schlafen..." Er beobachtete, wie Aya noch roter wurde und strich ihr besänftigend über das heiße Gesicht, "...aber lass uns noch ein bisschen warten. Ich will, dass es für dich schön wird, weil es doch dein erstes Mal ist. Aber das habe ich dir ja schon gesagt." Aya sah ihn fast schon gerührt an und schlang die Arme um seinen Hals. "Danke, dass du immer so lieb zu mir bist." Sie versteckte ihr Gesicht in seiner Halsbeuge und kuschelte sich an ihn. "Ich freue mich schon darauf." Sie hauchte einen Kuss auf seine Schulter. Und ich mich erst... Yoji spürte das stete Pulsieren, das durch sein Glied hämmerte. Zum ersten Mal in seinem Leben war er wirklich froh, dass er sich im Griff hatte. "Mmh..." Yoji blickte sich in seinem Zimmer um und kontrollierte noch einmal seine Vorbereitungen für den Abend, den er alleine mit Aya verbringen würde. Ran war nicht im Haus und dachte, da Omi und Ken zu Hause wären, dass er brav seine Finger bei sich behalten würde. Aber er wusste ja nicht, dass Yoji Ken und Omi unter einem Vorwand aus dem Haus getrieben hatte. Viel mehr hatte er sie mit Geld für das Kino bestochen. Und nun sollte jeden Moment Aya nach Hause kommen. Er hockte sich vor seine Anlage und ging die CD Auswahl durch, die er für den Abend getroffen hatte. Die CDs müssten den ganzen Abend reichen. Er stand wieder auf und betrachtete sein Zimmer. Bestimmt hundert Kerzen standen brennend in der ansonsten vorherrschenden Dunkelheit. Auf sein Bett hatte er Rosenblätter gestreut und in einem Eiskühler stand eine Flasche Champagner. Eine kleine Schüssel mit Erdbeeren, die Aya so heiß und innig liebte, wartete auf seine Süße. Er lauschte, als die Haustür krachend ins Schloss fiel. Schnelle Schritte, welche unverkennbar zu Aya gehörten, die es immer eilig hatte, hetzten die Treppe hinauf. Ihre Zimmertür schlug hinter ihr ins Schloss und knallte schließlich ein zweites Mal, als sie anscheinend wie immer nach dem Training ins Badezimmer hetzte. Yoji sah sich noch einmal in seinem Zimmer um und ergriff eine rote Rose, die in dem Eiskübel steckte. Er trat auf den Flur hinaus und sah sich vorsichtig nach den anderen dreien um, die ihm seinen schönen Plan versauen konnte, wenn sie zu früh nach Hause kamen. Obwohl das mit dem Versauen eigentlich mehr für Ran galt. Omi und Ken würden sie nicht stören, aber es könnte Aya unangenehm sein, wenn noch irgendwer im Haus war. Zudem würde es diese geplante perfekte Nacht zerstören, wenn ständig jemand an seinem Zimmer vorbei rannte. Er verharrte kurz und grübelt. Wenn Ran ihn erwischte, dann würde er Aya nie mehr anrühren können. Der Gedanken ließ ihn schmerzlich zusammen zucken. Aber Ran war ja nicht hier... Yoji schmunzelte und blickte noch einmal an sich hinab. Er runzelte kurz die Stirn und knöpfte geschwind das weiße Hemd auf, das er über der schwarzen Hose trug. Er schlich sich an die Badezimmertür und drückte das Ohr an diese heran. Aya summte leise vor sich hin und quietschte plötzlich, weil das Wasser anscheinend zu heiß war. Jetzt hieß es also nur noch warten... Er lehnte sich an die Wand und drehte die Rose zwischen den Fingern hin und her. Aya liebte Rosen genauso wie ihr Bruder. Und gerade das machte die Sache so leicht, weil Ran nur die schönsten Rosen ganz Japans im Laden duldete. Aber nur eine hatte der Schönheit Ayas nur ganz knapp das Wasser reichen können. Und diese Rose hielt er nun in Händen. Er lauschte abermals. Aya war wohl aus der Dusche gekommen. Das Wasser rauschte nicht mehr. Vorsichtig klemmte er die Rose zwischen seine Zähne und wühlte in seinen Hosentaschen, weil ihm plötzlich etwas brennend heiß einfiel. Der ganze Abend wäre umsonst, wenn er nicht... Er atmete erleichtert aus, als er das kleine viereckige Päckchen in seinen Händen hielt, das sich in einer wirklich undankbaren Falte seiner Hosentasche versteckt hatte. Allerdings ließ er es sofort wieder in den Tiefen seiner Tasche verschwinden, als sich der Schlüssel im Schloss der Badezimmertür herumdrehte, und Aya mit klatschnassen gewellten Haaren herauskam. Sie hatte ihn noch gar nicht gesehen. Erst als sie die Tür schloss, und sie ihren Blick schweifen ließ, schaute sie ihn an. Er hatte immer noch die Rose zwischen seinen Zähnen. Aya schmunzelte. "Was wird das, wenn das fertig ist?" Yoji nuschelte mit der Rose im Mund etwas Unverständliches. Aya zog eine Braue steil hoch. "Was?" Sie legte den Kopf schief und musterte ihn verwundert. Er nahm die Rose aus dem Mund und offerierte sie ihr galant. "Ich hoffe, die Dame hat heute Abend noch nichts zu tun. Denn ich habe etwas mit ihr vor." Er schenkte ihr sein schönstes Lächeln und machte einen knappen Diener vor ihr. "Eigentlich wollte ich..." Sie sah zu ihrem Zimmer. Es wartete eine Unmenge von Hausaufgaben auf sie, aber das hatte Zeit. Yoji sah einfach nur zum Anbeißen niedlich aus, wie er sie da mit einem halb bittenden und halb flehenden Blick musterte. "Dafür ist zu einem anderen Zeitpunkt noch Zeit." Er nahm ihr ihre Wäsche aus dem Arm, ging zu ihrem Zimmer und warf die Wäsche einfach auf ihr Bett. Dann ergriff er ihre Hand und zog sie mit sich in sein Zimmer. Aya gingen fast die Augen über, als sie in das Kerzenmeer eintrat, welches beschallt wurde von leiser romantischer Musik. Sie sah sich schmunzelnd um und entdeckte die Rosenblätter auf dem Bett. Sie schaute Yoji an. "Das ist so schön." "Nur das Schönste für dich." Er hatte bisher hinter ihr gestanden, trat nun aber um sie herum und blickte zu ihr hinab. Er strich ihr ein paar nasse dunkle Haare aus dem Gesicht. Ihr Näschen wurde rot. Sie sah verlegen zu Boden. "Das habe ich doch gar nicht verdient." Er schob seine Hand unter ihr Kinn und hob es vorsichtig an. Mit dem Daumen strich er über ihre Wange. "Du hast noch viel mehr verdient. Aber zu mehr war ich nicht mehr fähig, weil ich etwas unter Zeitdruck stand." Er schmunzelte und neigte sich zu ihr hinab, um sie zärtlich zu küssen. Aya streckte sich ihm etwas entgegen und schlang die Arme um seinen Hals, als seine Lippen auf die ihren trafen. Yoji zog sie fest an sich und umkreiste ihre Zunge mit der seinen. Aus der Anlage klang ganz leise Boyz II Men, die Aya so sehr liebte. Noch während der Kuss andauerte, hob Yoji Aya hoch und trat mit ihr ans Bett. Er legte sie vorsichtig ab und löste sich von ihr. Er ließ den Blick über sie gleiten. Sie trug dieses verführerische rote China-Kleidchen, das er so an ihr liebte. "Du bist so schön." Seine Stimme versagte ihm beinah, als er in ihr Gesicht sah. Aya schmunzelte und streckte die Arme nach ihm aus. Sie zog ihn zu sich herunter und fuhr mit sanften Fingern durch seine Haare. "Ich danke dir für all das hier. Das ist wirklich süß." "Ich sagte bereits, dass du nur das Beste verdienst." Er strich mit seinem Finger über ihr Kinn, löste sich aus ihrer Umarmung und setzte sich neben ihr auf. Suchend griff er neben dem Bett hinab und zauberte zwei schmale Champagnergläser hervor. "Halt die bitte mal fest." Er reichte sie Aya, die ihn fragend ansah, sich dann aber auch aufsetzte und die beiden Gläser entgegen nahm. Dann holte er den Champagner hervor, der Aya die Augen groß aufreißen ließ, weil es diese sündhaftteure Marke mit den Blumen auf der Flasche war. Yoji bemerkte ihren Blick und deutete ihn richtig. "Wie gesagt, für dich nur das Beste." Er neigte sich vor und hauchte einen liebevollen Kuss auf ihre leicht geöffneten Lippen. Aya schaute ihn entgeistert an. Er mühte sich sichtlich damit ab, die Flasche zu öffnen, weil seine Hände aus einem ihm unerfindlichen Grund begonnen hatten, zu zittern. Schließlich entwich der Druck aus der Flasche und Yoji zog den Korken heraus. Er nahm Aya die Gläser aus der Hand und füllte sie mit dem Champagner. Dann stellte er die Flasche zurück in den Eiskühler und reichte Aya ihr Glas. Er hielt ihr seins entgegen. "An dem Tag, als du in dieses Haus gekommen bist, hast du mein Leben von Grund auf verändert. Seither gibt es nur noch eine einzige Frau für mich, mit der ich meine Nächte und Tage verbringen will. Er gibt nur noch eine Frau für mich, die ich küssen möchte und der ich nah sein will. Und das bist du, Aya." Er lächelte sie an. Ayas Wange wurden abermals von einem sanften Rotschimmer überzogen. Sie hielt ihm ihr Glas nun ebenfalls entgegen, so dass er ganz leicht mit dem seinen gegen ihres stoßen konnte. Yoji zwinkerte ihr zu, als er einen Schluck des prickelnden Champagners trank. Sie strahlte über das ganze Gesicht, als sie das Glas ebenfalls an ihre Lippen führte und einen kleinen Schluck zu sich nahm. Yoji nahm ihr, nachdem sie das Glas von den Lippen genommen hatte, selbiges aus der Hand und stellte es mit seinem auf die Fensterbank. Er drückte sie auf das Bett hinab und sah in ihre dunklen Augen. Aya strich über sein Gesicht und hob den Kopf, um ihn zu küssen, doch Yoji entzog sich ihr und grinste sie an. Er griff abermals neben das Bett und beförderte die Schale mit Erdbeeren zu Tage. Er nahm eine hervor, und hielt sie Aya an die Lippen. Diese schmunzelte und biss ein kleines Stück davon ab. Yoji neigte sich an ihren Hals hinab und fuhr mit seiner Zunge über ihre weiche Haut. Aya schloss die Augen und strich über seinen Rücken. Als er wieder zu ihr blickte, lächelte sie ihn liebevoll an. Er schmunzelte und nahm die Erdbeere zwischen die Zähne. Aya richtete sich etwas auf und biss ein Stück ab, wobei sich ihre Lippen zu einem süßen Kuss trafen. Yoji löste sich schließlich von ihrem Mund und leckte sich den süßen Erdbeersaft von den eigenen Lippen. Dann neigte er sich wieder zu Aya hinab und küsste ihren Hals, während seine Hand an ihrer Seite hinunter wanderte und sich auf ihren festen Oberschenkel legte, der nicht einmal zu einem Viertel von dem Stoff des roten Kleides bedeckt war. Aya lief ein wohliger Schauer über den Rücken, als seine Hand langsam unter ihr Kleid glitt und sich auf ihren Bauch legte. Seine Hand verharrte ganz ruhig auf ihrer Haut, doch verursachte sie ein stetes Glühen in ihrem Körper. Er löste sich von ihrem Hals und schaute sie wieder an. "Wenn dir das zu schnell geht, dann sag es mir." Seine Hand glitt vorsichtig über ihren Bauch zu ihrem Slip. Sie schüttelte leicht den Kopf. "Hör nie wieder auf." Er nickte knapp und zog seine Hand unter ihrem Kleid hervor. Er kniete sich neben sie und zog sie zu sich hoch. Zärtlich schlang er die Arme um sie und küsste sie zum wiederholten Male. Aya kuschelte sich fest an ihn. Seine Hände wanderten über ihren Rücken und verwoben sich mit ihren langen leicht gewellten Haaren. Schließlich schob er sie von sich und hob die Hand, um die schräge Schnürung ihres Kleides zu öffnen. Mit leicht zitternden Fingern, die er in seiner ganzen Karriere als Playboy noch nie gehabt hatte, öffnete er das goldene Bändchen. Er neigte sich vor und hauchte einen zärtlichen Kuss auf Ayas weiße Haut, die unter dem kleinen Stoffdreieck zum Vorschein kam. Sie fuhr mit ihrer Hand in seinen Nacken und kraulte diesen liebevoll. Als Yoji sich wieder aufrichtete, legte Aya ihre Hände auf seine Brust und strich mit ihren Fingern über seine nackte Haut. Sie schob ihre Hände auf seine Schultern unter den Hemdstoff und streifte ihm das weiße Hemd hinunter. Aus ihren Augen sprach so viel Liebe zu ihm, dass er sich wirklich sicher war, dass dies der richtige Zeitpunkt war. Er ließ seine Hände an ihrem Körper hinab gleiten und ergriff den Saum ihres kleinen Kleidchens. Er zog es ihr langsam über den Kopf, so dass sie nun nur noch in einer wirklich niedlichen schwarzen Spitzenunterwäsche mit roten Bändchen vor ihm saß. Yoji ließ seinen Blick über ihren Körper gleiten. Seine Augen leuchteten wie zu Weihnachten, wenn er seine Geschenke auspackte. Nur, dass das hier besser war. Weil Aya das beste Geschenk war, dass er jemals bekommen hatte. Aya schaute ihn verlegen an. Zwar waren sie am See beide nackt gewesen, aber nun war sie sich ziemlich sicher, dass es dazu kommen würde, dass sie miteinander schliefen. Während sie ihren Gedanken nachhing, sah sie weiterhin in sein Gesicht. Er sah so niedlich aus. Seine grünen Augen strahlten mit den Kerzen im Zimmer um die Wette, während seine Haut in einem sanften Goldton schimmerte. Er neigte sich wieder zu ihr vor und schlang die Arme abermals um sie. Er zog sie dicht an sich, hauchte sanft Küsse aus ihre Schultern und ließ seine Hände über ihren Rücken gleiten, bis diese ihren Po umfassten, den er leicht massierte. Sie seufzte leise, als seine Lippen von ihren Schultern über ihr Schlüsselbein wanderten. Er ließ seine Hände wieder an ihrem Rücken hinauf wandern und legte sie an ihren BH. Beinah schon andächtig hob er den Kopf und schaute sie fragend an. Sie nickte knapp, woraufhin er mit einer Hand ihren BH öffnete. Er zog den Stoff über ihre Arme und blickte dann auf ihren entblößten Busen hinab. Eine leichte Gänsehaut kroch über seinen Rücken. Sie war so verdammt schön. So umwerfend schön, und sie gehörte jetzt in diesem Moment nur ihm. Er drückte sie sanft in die Kissen zurück und kam über ihr zu liegen. Er hauchte einen flüchtigen Kuss auf ihre Lippen und küsste sich dann von ihrem Hals über ihr Schlüsselbein bis zur ihrer Brust. Während er die eine Brust zärtlich massierte, die Brustwarze mit dem Daumen reizte, umschloss er die Andere mit seinen Lippen und zog mit der Zunge sanfte Spuren um die kleine Erhebung. Aya schloss die Augen und keuchte leise. Niemals hatte sie sich vorgestellt, dass es hätte so sein können. Yoji war so liebevoll und vorsichtig. Und seine Lippen brannten wie kleine Leuchtfeuer auf ihrer Haut, die sich über ihren Körper fortsetzten. Yoji ließ von Ayas Busen ab und zog seine feuchte Spur weiter hinab bis zu ihrem Bauchnabel, in den er seine Zunge versenkte. Er vernahm mit Genugtuung, wie Aya leise seufzte. Er legte die Hand an ihren Slip und sah kurz zu ihr hinauf. Keine Regung, dass sie erschrocken war, huschte über ihr Gesicht, so dass er langsam den kleinen Slip hinab zog. Als sie nackt vor ihm lag, ließ er den Blick über sie gleiten und versank vollständig in ihrem Anblick. Ihr Körper wirkte in dem warmen Licht der Kerzen wie gemeißelt und schien beinah silbrig zu glänzen. Er kam wieder zu ihr hoch und blieb seitlich neben ihr liegen. Er drehte ihr Gesicht zu sich herum und küsste sie, während seine Hand an ihrem Körper hinab glitt und sich zwischen ihre Beine schob. Er ließ seine Hand zwischen ihren Beinen liegen, spürte die leichte Feuchtigkeit, die seine Hand benetzte und schmunzelte. Er begann damit, Aya zärtlich zu streicheln, was ihr einige lustvolle Seufzer entlockte. Sie so zu sehen, forderte auch bei ihm seinen Tribut. Er spürte, wie seine Hose ihm plötzlich viel zu eng wurde. Er neigte sich zu Aya hinab küsste sie und hauchte ein leises "Warte" in ihr Ohr. Er entledigte sich schnell seiner Hose und seiner Boxershorts und legte sich wieder neben sie. Sie schaute ihn lächelnd an und legte ihre Hand an seine Brust. Er schob seine Hand abermals zwischen ihre Beine, währenddessen ihre Hand an seiner Brust über seinen Bauch bis zu seiner bereits ausgeprägten Erektion hinab glitt. Ihre Hand schloss sich schüchtern um sein Glied und umfasste es vorsichtig. Yoji schloss die Augen und keuchte nun seinerseits leise, als sie die Bewegung ihrer kleinen Hand aufnahm. Aber auch er blieb nicht untätig. Er strich mit den Fingern über ihren Kitzler, drang vorsichtig zuerst mit einem, dann mit zwei Fingern in sie ein, um sie auf ihr erstes Mal vorzubereiten. Die Feuchtigkeit zwischen ihren Schenkel nahm immer mehr zu. Und auch er spürte, wie ihre zärtlichen Bewegungen das ihre taten. Er spürte ihren Atem auf seinem Gesicht, der sich ihr gepresst entrang, als er seine Finger immer wieder aus ihr hinaus und in sie hineingleiten ließ. Aya legte ihre Stirn an seine Schulter. Ihr schmaler Körper wand sich unter seinen Zärtlichkeiten, und auch er atmete bereits hektischer, als er es eigentlich gewünscht hätte. Er hielt Ayas Hand fest und zog auch seine Hand zwischen ihren Beinen hervor. Er küsste ihre Finger, die zuvor noch seine Erektion umfasst hatten und drehte sie dann vollends auf den Rücken. Yoji kam über ihr zum Liegen und neigte sich an ihr Ohr hinab. "Willst du es ganz sicher?" Aya umfasste sein Gesicht mit ihren kleinen Händen, so dass er sie wirklich ansehen musste. "Ich war mir noch nie bei einer Sache so sicher." Er nickte und drängte ihre Beine auseinander. Er küsste sie hingebungsvoll und drang dann vorsichtig in sie ein. Durch Ayas Körper lief ein schmerzhaftes Zucken. Sie verkrampfte sich urplötzlich und sah ihn ängstlich an. Yoji blickte tief in ihre Augen. "Hab keine Angst. Du gewöhnst dich daran. Ich werde auch ganz vorsichtig sein." Sie holte tief Luft, als wenn sie ganz tapfer sein wollte, und nickte leicht. Er blieb noch eine Weile regungslos über ihr liegen, nahm dann aber langsam seine Bewegung in ihr auf. Ganz langsam entspannte sie sich und auf ihrem ängstlichen Gesicht zeigte sich wieder das strahlende Lächeln, dass sie ihm so oft schenkte. Yoji neigte sich zu ihr hinab und versiegelte ihre Lippen. Nachdem sie sich immer mehr entspannt, intensivierte er seine Stöße, welche sie dazu verleiteten, leise aufzustöhnen. Sie schlang die Arme um seinen Nacken und presste sich fest an ihn. Sie würde ihn nie wieder gehen lassen. Nicht nach dieser perfekten Nacht, in der er ihr die Sterne vom Himmel geholt hatte. Denn genau für so unmöglich hatte sie bis vor kurzem diese Vereinigung noch gehalten. Er hauchte einen zärtlichen Kuss auf ihre Schulter und biss in das zarte Fleisch. Aya bäumte sich gegen ihn auf, als er fester in sie stieß. Ihre Fingernägel bohrten sich in seinen Rücken, während sie ihm ihr Becken näher entgegenpresste. Yoji zog eine ihrer Hände zu sich nach vorne und verschränkte seine Hand mit ihren Fingern. Er biss sich beinah verzweifelt auf die Unterlippe, als ihre Enge ihn immer weiter in sich zu ziehen schien. Ein leises Stöhnen entrang sich seiner Kehle, welches in einem etwas Lauteren mündete, als Aya ihre Beine um ihn schlang und ihn tiefer in sich zog. Er legte seinen Kopf neben ihr Ohr und stöhnte leise: "Ich liebe dich, Aya." Aya wand sich unter ihm und stöhnte obgleich der süßen Erhöhung beinah gequält: "Ich liebe dich auch, Yoji." Sie drehte ihm den Kopf zu und schaute ihn kurz an. Auch er blickte in ihre Augen und lächelte glücklich und verliebter, als er es je zuvor getan hatte. Aya schloss die Augen, als er abermals fester in sie stieß. Ihr Körper begehrte gegen sie auf und wurde von Zuckungen durchzogen. Und auch sein Körper lehnte sich mit aller Macht gegen ihn auf, als das Blut mit voller Wucht in sein Glied schoss, heftig pulsierte und schließlich den beinah schon quälenden Samen in Aya ergoss. Diese keuchte hektisch, als Yoji sich mit ihr zusammen auf die Seite rollte und sie in den Armen hielt, um ihr beruhigende Worte in das Ohr zu flüstern. Er küsste sanft ihre Ohrmuschel. "Wie geht es dir, Süße?" Aya sah ihn an und strahlte über das ganze Gesicht. "So gut wie noch nie in meinem Leben." Ihre Stimme war einzig ein leises Flüstern, das sich mit ihren hektischen Versuchen mischte, wieder zu Atem zu kommen. Yoji schmunzelte und hauchte einen zärtlichen Kuss auf ihre Stirn. Er hatte in seinem Leben schon mit so vielen Frauen Sex gehabt, aber noch nie hatte er die Frau, mit der er geschlafen hatte, geliebt. Dieses erste Mal mit Aya war dementsprechend so etwas wie eine Premiere für ihn. Und er fragte sich wirklich, wie er so lange auf dieses Gefühl, das sich warm in seinem Herz ausbreitete, hatte verzichten können. "Kann ich heute bei dir schlafen?" Aya rieb den Kopf an seiner Schulter und gab ein leises Schnurren von sich. "Aber sicher, Süße. Du kannst meinetwegen jede Nacht bei mir schlafen." Er zog sie dichter an sich und strich ihr über den schmalen Rücken. "Das wäre schön. Ich wache nämlich so gerne neben dir auf und schlafe so gerne neben dir ein." Sie strich ihm mit ihrer kleinen Hand über die Wange, neigte sich dann vor und hauchte einen liebevollen Kuss auf seine Lippen. Yoji erwiderte den Kuss nicht minder liebevoll. Er spürte ihren nackten Körper, der sich an seinen drängte nur überdeutlich. Und seine Reaktion auf diesen Umstand blieb nicht aus. Er presste Aya mit sanfter Gewalt von sich. "Ich ziehe mir kurz was an, Engel. Danach gehöre ich wieder voll und ganz dir." Aya, die noch gar nicht bemerkt hatte, was Yojis plötzliche Flucht ausgelöst hatte, sah ihn schmollend an und hielt ihn am Arm fest, als er sich aufsetzte. "Nein, bleib hier. Bitte, sonst ist das Bett so schrecklich kalt." Sie zog eine Schmollschnute und schaute ihn flehend an. Yoji suchte krampfhaft nach einem Ausweg aus dieser Situation, doch Ayas flehender Blick aus ihren großen dunklen Augen ließ ihn sofort wieder schwach werden. Er sank neben ihr zurück in die Kissen und versucht an etwas Ekliges zu denken. Zum Beispiel an Ran in einer Badehose... Ihm lief ein eisiger Schauder über den Rücken. Zum Glück hatte er das Vergnügen noch nicht gehabt und verzichtete auch großzügig darauf. Da dachte er doch lieber an seine süße kleine Aya und... Er bemerkte abermals die heftige Reaktion seine Körpers auf Aya, auch wenn er nur über sie nachgedacht hatte. Aya ihrerseits kuschelte sich wieder fester an ihn und strich ihm unbedarft wie ein kleines Kind über die Brust bis zu seinem Bauch hinab. Sie hauchte zärtliche Küsse auf seine Haut, ohne darüber nachzudenken, was sie bei ihm damit auslöste. Yoji schnappte leise nach Luft. In ein paar Wochen, wenn Aya sich vollends mit diesem neuen Teil ihres Lebens auseinandergesetzt hatte, dann sprach nichts dagegen, dass er sie ein zweites Mal kurz hintereinander liebte, aber so... Sie hatte doch allem Anschein nach noch gar nicht richtig verarbeitet, was da gerade eben mit ihr geschehen war. Da konnte er doch jetzt nicht daherkommen und sie ein weiteres Mal in die hohe Kunst der körperlichen Vereinigung einweihen. Was würde sie denn dann von ihm denken, wenn er sich jetzt nicht im Griff hätte? Sie würde ihn doch sicherlich für ein sexsüchtiges Monster halten. Er rümpfte leicht die Nase, während ihre Streicheleinheiten ihn langsam in höhere Sphären abdriften ließen. Aber er war doch wirklich der Letzte, der etwas dafür konnte, dass sie ihm alle Sinne raubte. Es reichten ja schon diese unschuldigen kleinen Streicheleinheiten, die sie ihm angedeihen ließ. Yoji griff nach ihren Händen und hielt sie fest. Er sah ihr in die Augen, drehte sie blitzschnell auf den Rücken herum und neigte sich vor, um ihren Hals zu küssen. Aya gab ein erschrockenes Quietschen von sich, neigte aber schließlich den Hals zur Seite, damit er ihren Hals besser erreichen konnte. Als Yojis Hände abermals über ihren Körper strichen, schnurrte sie leise und genoss seine Streicheleinheiten in vollen Zügen. Sie liebte ihn so sehr und wollte jede seiner Berührungen in sich aufnehmen. Und so nahm sie auch das Gefühl in sich auf, das sie überfiel, als er ein zweites Mal in sie eindrang und sie sehr lange liebte. Kapitel 11: Pläne [Part One] ---------------------------- "Was? Ein Picknick?" Ran fiel die Kinnlade herunter, während Aya heftig nickte. "Ja, genau. Von der Schule aus. Sie meinen, es wäre schön, wenn wir unsere Familien mitbringen würden. Und nun ja, du bist nun mal meine Familie." Ihre schwarzen Zöpfe wippten auf und ab. Ran schüttelte leicht den Kopf. "Aya-chan, ich habe aber keine Zeit im Moment. Wir haben so viel..." "...zu tun?" Sie blickte ihn neugierig an. "Komm, gib es zu, du hast einfach keine Lust." Ihre dunklen Augen wurden urplötzlich sehr traurig. Auch das Nicken stellte sie ein, schaute stattdessen nur noch betrübt auf den Boden hinab. "A... Aya, das ist also... Ich meine... öhm..." Er suchte krampfhaft nach Worten, die sich einfach nicht finden ließen. Außerdem plagte ihn urplötzlich ein schlechtes Gewissen, da sie ja nun immerhin seine kleine Schwester war, und als ihr großer Bruder sollte er sich schon hin und wieder Zeit nehmen. Zumal sie dieses Mal auf ihn zugekommen war und nicht direkt zu Yoji gerannt war, welcher in der Küche an der Anrichte lehnte und dem Gespräch lauschte. Der Rothaarige seufzte schwer und rieb sich im Nacken. "Wann ist das denn? Ich schaue, was ich machen kann." Doch nicht Aya antwortete ihm, sondern Yoji, der sich gerade von der Anrichte abstieß, hinter Aya trat und ihr die Hände auf die Schultern legte. "In zwei Tagen. Sie wollen an einen abgelegnen See fahren und dort schwimmen und wie Aya schon sagte, picknicken." Dass Rans hasserfüllte Blicke ihn durchbohrten, war ihm reichlich egal. Sollte Frosty sich doch aufregen. Immerhin würde er dann nicht an akuter Unterkühlung sterben. Der Weiß-Leader knurrte ungehalten. "Was geht dich das hier eigentlich alles an? Du hast Schicht. Schieb gefälligst ab. Ich höre Kundschaft im Laden." "Und?" Der Blonde hob die Schultern. "Ken und Omi sind da. Warum soll ich dann auch noch helfen? Ich habe gleich noch was mit deiner Schwester vor." Er schlang die Arme um Aya und zog sie dichter an sich. Mit einem vor Wut fast platzenden Hals registrierte Ran, dass Aya sich auch noch an den Schmalspurcasanova anschmiegte. Am liebsten hätte er ja... Aber nein, er wollte sich zusammennehmen. Für Aya. Das hatte er zumindest nach seiner letzten Auseinandersetzung mit Yoji beschlossen, weil seine Schwester so schrecklich geweint hatte. Aya nickte schnell. "Wir wollen in den Zoo gehen. Die Pandas haben Nachwuchs. Und ganz kurz darf man das kleine Baby sehen." Sie strahlte über das ganze Gesicht, als sie von dem Nachwuchs sprach, was Ran wiederum nicht gefiel, denn Aya legte seit einiger Zeit Allüren an den Tag, die er schon als unheimlich befand. Zudem verhärtete sich allmählich sein Verdacht, dass Yoji es nicht nur bei Küssen beließ, wenn er mit Aya zusammen war, denn hin und wieder drangen Nachts mehr als nur verdächtige Laute aus seinem Zimmer. Allerdings gebot ihm seine gute Erziehung, wutentbrannt in das Zimmer des Schwesternschänders zu stürmen. Eine derartige Demütigung konnte er seiner kleinen Schwester nicht zufügen. Das wäre ihr gegenüber nicht fair. So ertrug er das leise Stöhnen und Keuchen aus Yojis Zimmer und redete sich ein, dass das nicht mehr war, als ein übler Scherz beziehungsweise Yoji, der sich irgendeinen Porno ansah. "Aber um mal auf das Picknick zurückzukommen, wann genau ist das? Ich brauche eine Uhrzeit und Anhaltspunkte. Ich muss organisieren können." Er verschränkte die Arme vor der Brust, ließ den Blick über das Gesicht seiner Schwester gleiten, die gerade nur Augen für Yoji hatte, der ihr geradezu anbiedernd schöne Augen machte. So empfand es zumindest Ran. "Mmh..." Aya richtete fragend ihre großen Augen auf ihn. "Was hast du gesagt?" Als sich Rans Kopf daraufhin leicht ins Rote verfärbte, tätschelte Yoji ihr wie einem Kleinkind den Kopf. "Süße, er will noch was zum Picknick wissen. Ganz einfach." "Achso..." Die 16-Jährige nickte hektisch. "Also, wie Yoji schon sagte, ist das in zwei Tagen. Und zwar fahren wir vormittags an den See, verbringen dort einen schönen Tag und Picknicken dann. Wir sind wohl gegen Abend wieder zu Hause." Weil sie urplötzlich wieder ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt hatte, hatte sie auch wieder ihren "Bruder-schwach-mach"-Blick aufgesetzt, der nun dazu führte, dass Ran mit reichlich wenig Enthusiasmus zustimmte. "Ja, ich komme ja schon mit. Wir waren sowieso viel zu lange nicht mehr alleine." Bei dem letzten Worten durchbohrte er Yoji mit einem finsteren Blick, der das allerdings nur mit den Schultern zuckend abtat. Aya löste seine Arme von ihrem Körper, ging zu Ran hinüber und umarmte ihn mehr als nur glücklich. "Danke, du bist der beste große Bruder auf der ganzen Welt." Dass sie das sagte, obwohl er sich wegen ihr so oft mit Yoji stritt, rührte ihn tatsächlich gewaltig. Zumal er schon des Öfteren geglaubt hatte, sie würde sich nach so einem Zwist von ihm abwenden. Aber dem war nicht so. Gott sei dank... Ran schloss seine Arme ebenfalls um den schmalen Körper seiner Schwester. "Und du die bester kleine Schwester auf der Welt." "...die beste kleine Schwester auf der Welt", klang es laut aus einem Lautsprecher, neben dem Brad Crawford stand und sich die Brille putzte. "Trotz des Verhältnisses, das Balinese mit ihr hat, steht er immer noch hinter ihr? Ich hätte geglaubt, er würde sie fallen lassen." Schuldig räkelte sich in einem weißen Anzug auf der Couch und gähnte schläfrig, während er eine seiner roten Haarsträhnen um den Finger zwirbelte. "Das glaubst du doch wohl selber nicht?" Nagi tippte noch etwas in seinen Laptop ein, aktivierte so ein Passwort und drehte sich zu dem Deutschen um. "Er ist für seine Schwester durch die Hölle gegangen. Dann wird er ja wohl kaum zulassen, dass er sie wegen dem Playboy verliert." "Nun ja, aber Gefühle zu Geschwistern ändern sich nun mal, Nagi. Einen Moment liebt man sie und im Anderen wünscht man sie zum Teufel." Der Deutsche zuckte lässig mit den Schultern, zuckte aber zusammen, als sich Farfarellos dunkle Stimme aus einer Ecke erhob. "In dem Fall ist er aber der Teufel." Der zernarbte Ire spielte mit einem Dolch, mit dem er Kreis auf den Stoff seiner Hose malte. Brad nickte knapp. "Er hat Recht. Bevor Abyssinian seine Schwester freiwillig Balinese überlässt, schießt er sich selber ins Bein." Diese Vorstellung entlockte Schuldig ein amüsiertes Lachen. "Das würde ich gerne sehen. Der Weiß-Leader massakriert sich selber. Da wird Farf ja arbeitslos." Der gerade Erwähnte fixierte ihn mit einem funkelnden golden anmutenden Bernstein-Auge. "Ich könnte ja auch mit dir weitermachen, Schuldig." Dieser winkte ab. "Lass mal. Ich bin zu schön." Der einzige Japaner in der Runde lauschte kopfschüttelnd dem Gespräch des rothaarigen Deutschen und des weißblonden Irens. "Ihr habt sie beide nicht mehr alle. Wir sollte uns jetzt lieber etwas ausdenken, wie wir diese Situation nutzen können. Immerhin bietet sich das geradezu an, gegen Weiß zu agieren." Seine letzten Worte wendete er vornehmlich an Crawford, der sich seine Brille wieder auf der Nase zurechtrückte. Der Amerikaner zog leicht die Stirn kraus, während sein Gesichtsausdruck abweisend wie eh und je blieb. "Gar keine schlechte Überlegung. So können wir sie uns zumindest zeitweilig vom Hals halten. Bombay und Siberian werden eine heiden Arbeit haben, die beiden auseinander zu halten." "Meine Rede.. Und zudem... es lässt sich sicherlich mit unserem neuen Vorhaben verknüpfen." Nagi wendete sich wieder seinem Computer zu, starrte die Mouse an und bewegte sie durch seine Gedanken. Schuldig sah unterdessen zwischen dem jüngsten und dem ältesten Schwarz hin und her. "Ihr wollt sie gegeneinander ausspielen?" Seine blauen Augen funkelten unheilvoll auf. "Das wird den Rotschopf wahnsinnig machen, wenn er..." "...sehen muss, wie seine kleine Schwester leidet." Dieses Mal war es Brad, der Schuldig seine Gedanken vorweg nahm. Nachdenklich rückte sich der Schwarzhaarige die Brille auf der Nase zurecht, während er seine dunklen Augen geschlossen hielt. "Also wird Balinese das Ziel?" Schuldig hob eine schmale rote Augenbraue und durchbohrte seinen Leader mit deinen Blicken. Daraufhin nickte Brad mit dem Kopf. "Ja, und durch ihn wird es auch Abyssinian." "Und nicht zuletzt seine kleine entzückende Schwester." Schuldig lachte finster und streckte sich dann. "Ich denke, ich wüsste auch schon was für unseren plötzlich ach so treuen Playboy." Brad und Nagi, sogar Farfarello, sahen ihn plötzlich sehr interessiert an. "Das ist doch wohl nicht dein ernst, oder?" Ran funkelte finster Yoji an, der hinter Aya erschienen war und nun breit grinste. Aya nickte. "Doch, ich habe ihn auch gefragt, ob er mitkommt. Er ist doch immerhin genauso meine Familie wie du." Ran ballte die Hände zu Fäusten. "Er ist nicht deine Familie. Er ist nur ein unerwünschtes Anhängsel. Mehr nicht." Yoji zuckte ungerührt mit den Schultern. "Ja, aber dann ein unerwünschtes Anhängsel, das dich tierisch nervt. Und das mache ich so gerne." Er legte Aya seine Hände auf die Schultern, woraufhin sie sich zu ihm umsah und ihn strahlend anlächelte. "Aya, wenn der mitfährt, dann bleibe ich hier. Ich werde nicht auch noch einen freien Tag mit dem Loser verbringen." Das Gesicht des Rothaarigen rötete sich langsam aber allmählich. Allerdings bereute er sofort, dass er das gesagt hatte, weil Aya Tränen in die Augen stiegen. "Du hast es aber versprochen, Ran. Du hast es mir versprochen." Sie wendete sich zu Yoji um, der sie fest an sich drückte und Ran finster anblickte. "Ich habe es dir schon einmal gesagt, du kannst zu mir sein, wie du willst, aber behandel Aya vernünftig. Du hast kein Recht, ihr immer und immer wieder wehzutun." Er strich seiner Freundin besänftigend über den Rücken, hauchte einen Kuss auf ihre dunklen Haare. "Alles in Ordnung, Süße." Aya schüttelte heftig den Kopf. "Es ist nichts in Ordnung. Ran hat es mir versprochen. Und jetzt will er schon wieder nicht." Ihr Körper begann unkontrolliert zu zucken, als die Tränen immer heftiger liefen. Daraufhin blickte Yoji Ran mehr als nur wütend an, schluckte das aber Aya zur Liebe runter und hob ihr Kinn mit seinem Zeigefinger an. "Aya-chan, hör mal. Was wäre denn, wenn ich hier bleibe? Dann fährt Ran sicherlich mit dir zum Picknick. Wir können doch Morgen auch noch fahren. So schnell wird das Wetter nicht schlecht." Das war zwar eine Lüge, weil der Herbst schon lange hereingebrochen war, aber ein bisschen Optimismus schadete ja bekanntlich nie. Ran sah, während Yoji seinen Vorschlag anbrachte, schon wieder etwas besänftigter aus. Immerhin würde sein Tag dann wirklich nicht so schlecht werden, wie er es in den letzten Minuten angenommen hatte. Aber war es ihm eigentlich wirklich zu verdenken, dass er nichts mit dem Liebhaber? Stecher? Anhängsel? seiner kleinen Schwester zu tun haben wollte? Immerhin war Yoji nun wirklich nicht das, was er sich als Mann für sie wünschte. Sie hatte etwas Besseres verdient. Und vor allen Dingen jemanden, der es ernst mit ihr meinte. Aber der Playboy meinte es nicht ernst. Er hatte es noch nie ernst gemeint. Nur mit sich selber, weil er der Enzige war, den er abgöttisch liebte. Das junge Mädchen in Yojis Armen schüttelte hektisch den Kopf. "Nein, ich will, dass du mitkommst. Ihr seid die zwei wichtigsten Menschen in meinem Leben, und ich will, dass ihr euch versteht." Sie sah über ihre Schulter vorsichtig zu Ran. "Bitte Ran, bitte. Auch wenn es erst mal nur für heute ist. Es ist mir wichtig." Sie löste sich vorsichtig von Yoji, blickte diesen kurz entschuldigend an und ging zu ihrem Bruder hinüber. Sie blieb vor ihm stehen und sah ihn aus großen flehenden Augen an. "Ich habe dich schon so lange um nichts mehr gebeten, aber bitte, bitte tu mir einmal diesen Gefallen. Bitte." Reichlich ungehalten murrte ihr großer Bruder und warf Yoji über ihren Kopf hinweg einen tödlichen Blick zu. Doch dann nickte er mit einem erschlagenen Seufzen. Immerhin war sie seine kleine Schwester. Und sie brauchte ihn. Auch um gegen den Casanova bestehen zu können, der lüstern hinter ihr stand und sie mit seinen Augen auszog. "Na gut, ich werde mich einen Tag mit ihm arrangieren. Aber danach ist Ende im Gelände. Klar, Kudoh?" Er durchbohrte das Gesicht des Blonden, der sich gerade eine Zigarette ansteckte. "Wenn es nach mir ginge, müsstest du gar nicht nett zu mir sein. Aber sei es gefälligst für Aya." Sonst kriegen wir heute noch eine Menge Ärger, Frosty... "Wirklich, Ran?" Aya strahlte plötzlich wieder. Yoji ignorierend nickte ihr Bruder. "Ja, Aya. Wirklich." Er strich ihr die Tränen aus dem Gesicht und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. "Und jetzt steig ein. Die Fahrt dauert eine Stunde. Und ich will nicht zu spät da sein. Habe Hunger." "Danke, Ran." Aya umarmte ihren Bruder überschwänglich, löste sich schnell wieder von ihm und rannte zu Yoji, der sie direkt wieder in die Arme schloss. "Jetzt wieder gut, Prinzessin?" Sie nickte. "Ja, wieder alles gut. Danke." Auf den Zehenspitzen stehend, streckte sie sich ihm entgegen und küsste ihn liebevoll, was Ran mit einem grollenden Knurren abtat. Was fand seine Schwester nur an dem Playboy? Was zum Geier? Immer noch darüber nachgrübelnd, stieg Ran in seinen weißen Porsche und bekam erst mit, dass Yoji auf dem Beifahrersitz saß, als Aya sich zwischen den Sitzen durchstreckte, ihm einen Kuss auf die Wange gab und Yoji annähernd die Zunge in den Hals steckte. Sofort verschlechterte sich seine Laune wieder um das tausendfache. "Könnt ihr nicht die Plätze tauschen?" "Nein, ich breche mir da hinten die Knochen." Yoji nickte auf die enge Rückbank. "Außerdem meinte Aya, dass ihr das nichts ausmacht." "Genau." Sie nickte heftig. "Ich bin immerhin klein. Und ich halte das aus. Bin ja gelenkig." "Ohhhh ja, und wie..." Ein zufriedenes Seufzen erklang aus der Kehle des Blonden. Vornehmlich deshalb, weil er an die vergangene Nacht zurück dachte, in der sich gezeigt hatte, wie gut Aya ihr Volleyballtraining im Bezug auf ihre Beweglichkeit tat. "Kannst du dir das dreckige Grinsen in meinem Auto bitte sparen?" Ran funkelte ihn wütend an. Er wollte überhaupt nicht einmal erahnen, was Yoji sich da zusammen dachte. Geschweige denn wollte er einen Hinweis darauf, wie sich seine Schwester mit dem Casanova durch die Kissen wälzte. "Sei nicht so verklemmt, Frosty. Immerhin tu ich deiner Schwester was Gutes damit. Stimmt's, Süße?" Er drehte sich zu Aya rum, die aus dem Seitenfenster sah und den beiden schon einer Weile nicht mehr zuhörte. "Wie bitte?" Sie blickte ihren Freund fragend an und sah dann zu Ran, der missgestimmt knurrte, während er auf die Autobahn abbog, bis zu der es nur ein kurzer Weg vom Laden aus war. "Nichts Engel..." Er winkte grinsend ab und hielt ihr hinterrücks die Hand hin, welche sie auch sofort ergriff und drückte. "Arschloch." Leise nuschelnd, blickte Ran auf die Straße, versuchte sich auf den Verkehr zu konzentrieren, während er im Rückspiegel sehen musste, dass Yoji Ayas Bein kraulte. "Das war die schlimmste Autofahrt meines Lebens." Ran stieg aus dem Wagen und knallte die Tür wütend zu. Yoji stieg auf der anderen Seite aus, klappte den Sitz nach vorne und reichte Aya die Hand, um ihr aus dem Auto zu helfen. "Ich weiß gar nicht, was du hast. Mir hat die Autofahrt gefallen." "Mir auch." Aya nickte bestätigend und schmiegte sich verliebt grinsend an Yoji. Eine Beleidigung murmelnd, die nicht an die Ohren der beiden drang, ging Ran um das Auto herum zum Kofferraum, um diesen zu öffnen und den Picknickkorb hervorzuholen. Diesen drückte er wiederum wortlos dem ziemlich verdutzt dreinschauendem Yoji in die Hand, warf sich ausschließlich die Picknickdecke über die Schulter und schnappte sich Aya, um sie hinter sich her zum Ort des Picknicks zu ziehen. Seine Schwester protestierte erst laut, sah dann zu Yoji zurück, der nur den Kopf schüttelte und lief dann brav neben Ran her. Auf dem Weg zum See wurden die Geschwister letztendlich von Yoji überholt, der eine Kippe im Mundwinkel stecken hatte, eine Hand lässig in der Hosentasche, die Haare hinter die Ohren geklemmt und die Sonnenbrille auf der Nase. Ran schnaubte hörbar. "Arroganter...", verstummte allerdings, als er den giftigen Blick seiner kleinen Schwester auf sich spürte. "Ich liebe ihn. Und wenn du weiter so machst, sind wir geschiedene Leute, Ran." Sie zerte ihren Arm aus seinem und trottete missmutig neben ihm her, bemerkte durch ihren zu Boden gerichteten Kopf nicht, dass Yoji sich nach ihnen umsah und Ran einen finstern Blick zuwarf. Dieser funkelte den Blonden nur aus zwei dunklen Amethysten an und blieb stehen. Er griff nach Ayas Arm und hielt sie fest. "Aya-chan?" "Was?" Sie hob trotzig ihren Kopf und schaute ihn aus wässrigen tiefblauen Seen an. "Aya-chan, bitte, nicht weinen." Er trat auf sie zu und zog sie in seine Arme, hielt sie ganz fest an seinen Körper gepresst. Immerhin war sie die Letzte, die etwas dafür konnte, dass Yoji ihm in letzter Zeit so unglaublich zuwider war. Behutsam strich er über ihren Rücken. "Hör mir mal zu, Aya." Er schob die Hand unter ihr Kinn und hob es leicht an. "Ich weiß, dass es nicht fair ist, wie ich mich verhalte. Es ist dir nicht fair gegenüber. Du kannst dir nicht aussuchen, in wen du dich verliebst, aber weißt du, Yoji ist so.... Er ist..." Er rang sichtlich nach Worten. "Du hast erst ein Problem mit ihm, seitdem du bemerkt hast, dass er in mich verliebt ist. Und seitdem du weißt, dass ich ihn liebe." Seine Schwester blickte ihn aus großen traurigen Augen an, während durch ihren zierlichen Körper leichte Zuckungen liefen, die auf die Aufgewühltheit in ihrem Inneren zurück zu führen waren. Der Rothaarige versuchte ein Argument zu finden, so erstunken und erlogen es auch sein mochte, um dem zu wiedersprechen, aber er fand keines, das sie ihm abgekauft hätte. Aya las in ihm, wie in einem Buch. Das hatte sie schon getan, als sie kaum fähig zum Lesen gewesen war. Widerwillig schnaubte er. "Du hast ja recht. Aber ich kann nichts dafür. Ich habe Angst, dass er dir weh tut. Ich ertrage den Gedanken nicht, dass er dich verletzt. Du bist der einzige Mensch, den ich noch habe, und dich leiden zu sehen, würde mich umbringen." Er senkte seinen Blick über ihrem Kopf hinweg auf die grüne Wiese, die den Weg bis zum See bedeckte. Aya kuschelte sich dichter an ihn und wisperte gegen seine Brust. "Ich leide aber nicht, Ran. Ich bin glücklich, weil er mich glücklich macht. Ich fühle mich endlich wieder frei und wohl. Seitdem Yoji bei mir ist, schaffe ich es sogar wieder, Mama und Papa auf dem Friedhof zu besuchen. Ich kann wieder an beide denken, ohne dass ich weinen muss, weil er mich stark macht, weil er mich in den Armen hält und mich auffängt, wenn ich es tue." Mit einem scheuen Blick sah sie zu ihm auf. "Er ist neben dir alles was ich noch habe, Ran. Und ich will, dass ihr euch versteht. Ihr müsst nicht die dicksten Freunde sein, aber versteht euch bitte. Und wenn schon nicht für euch, dann doch bitte für mich. Ich bin nämlich letztendlich die, die zwischen den Fronten hängt. Und das ertrage ich beim besten Willen nicht." Aus ihrer Stimme war eindeutig Schmerz und Verzweiflung herauszuhören, was dazu führte, dass Ran zum ersten Mal in dieser ganzen Sache in sich ging und in sein Inneres horchte, was ihm wichtiger war. Seine Schwester oder der Zwist Yoji? Und natürlich war es seine Schwester, die den Vorsprung davon trug, so dass er sie schließlich auf brüderliche Art und Weise liebevoll anblickte, sich zu ihr hinab beugte und ihr einen Kuss auf die Stirn gab, so wie er es schon getan hatte, als sie noch beide klein gewesen waren. Damit hatte er ihr immer versichert, dass ganz sicher alles wieder gut werden würde, auch wenn es etwas dauerte. Die Tränen wichen auch beinah wie von Zauberhand entfernt aus ihren Augen, nicht geweinte Tränen versiegten und hinterließen einzig ein etwas gerötetes Gesicht mit wachen Augen. "Danke, Ran. Du weißt gar nicht, was mir das bedeutet." Sie rieb ihr Gesicht noch kurz an seiner Brust und lauschte dann auf. "Aya! Beeil dich. Du wirst hier schon sehnsüchtig erwartet." Yoji kam winkend um eine Ecke. Seine Stimme klang zwar freundlich, allerdings wirkte sein Gesicht, als wenn ihm etwas die Petersilie verhagelt hätte. Dass das daran lag, dass Aya von einem kleinen Grüppchen pubertierender 16- und 17-Jähriger erwartet wurde, wäre allerdings nur klar geworden, wenn man sich in seiner unmittelbaren Nähe befunden hätte, denn er zischte direkt folgend eine Verwünschung gegen die "pubertierenden Pickelgesichter". Aya blickte Ran fragend an, welcher nickte und sie aus seinen Armen entließ. Sofort rannte sie Yoji entgegen, sprang ihm in die Arme und drückte sich an ihn, während er sie außer Sichtweite zu ihren Verehrern trug. Ran blieb noch eine Weile wie zur Eissäule erstarrt stehen und seufzte dann wehleidig. Warum ausgerechnet Yoji? Warum? Und machte er sie tatsächlich so glücklich, wie Aya behauptete? Vorstellen konnte er es sich nicht. Allerdings wusste er nun, wo seine Prioritäten lagen, so dass er sich voll und ganz darauf konzentrieren würde, ihr nicht mehr mit unflätigen Äußerungen weh zu tun. Selbst dann nicht, wenn sie eigentlich Yoji gebührten. "Ran..." Reika, die grinsend neben Aya stand, neigte knapp den Kopf vor dem Bruder ihrer besten Freundin. "Darf ich Aya kurz entführen? Ich will ihr was zeigen." Sie schlang einen Arm um die Schulter der kleineren Aya und drückte sie freundschaftlich an sich. "Ich verspreche auch, ich beschütze sie vor aaaaallen bösen Jungen hier. Ihr wird kein Haar gekrümmt." Ran hob eine Braue und musterte die Freundin seiner Schwester. Dann zuckte er knapp mit den Schultern. "Mir soll es recht sein. Aber den da...", er wies auf Yoji, "solltest du auch fragen. Vornehmlich wegen dem Teil mit den Jungen." Der als "der da" angepriesene Yoji erhob sich etwas aus seiner liegenden Position und schob sich die Sonnenbrille auf die Nasenspitze. Er sah Reika eindringlich an. "Wehe, am Ende ist eins ihrer Haare gekrümmt. Dann ziehe ich dich zur Rechenschaft." Sein Blick glitt zu Aya, um sie liebevoll anzulächeln. Diese stand allerdings einfach mit einem hochroten Kopf neben Reika, weil es ihr peinlich war, dass ihre Freundin nur wegen so einer Banalität zu ihrem Bruder gerannt war. Reika salutierte zackig. "Wird gemacht, Yoji. Du kriegst sie gesund und wohlbehalten wieder. Ich verteidige sie mit meinem Leben." Als Aya etwas einwerfen wollte, zog Reika sie schon mit sich, wodurch sie der Größeren mehr hinterher stolperte, als das sie ging. Yoji schüttelte grinsend den Kopf und ließ sich zurück auf die Decke sinken. Seine Augen klappten wie bei einer Puppe zu und keine Regung ging mehr von seinem Körper aus. Reichlich desinteressiert blickte Ran zum Freund seiner Schwester. "Wann hat sie dir Reika vorgestellt?" Ein Gespräch, so dämlich es auch sein mochte, schadete nie. Immerhin konnte sie sich ja in Ayas Abwesenheit nicht die ganze Zeit anschweigen. "Hat sie nicht. Sie erzählt nur laufend von Reika und bei Reika wohl von mir. Ich kenne das Mädchen beinah so gut, wie ich Aya kenne." Er zuckte knapp mit den Schulter und linste aus einem geöffneten Auge zu Ran hinüber. Wie ein Tiger, der in der Steppe auf das Gnu lauerte, lauerte er darauf, dass Ran einen Kommentar bezüglich des "gut Kennens" fallen ließ. Doch dieser verkniff es sich auf gar wunderliche Art und Weise, obwohl ersichtlich war, wie schwer ihm das fiel. Stattdessen räusperte er sich nur leicht, blickte über den großen See, auf dem die Schüler fleißig mit Booten paddelten, während ihre Erziehungsberechtigten und Freunde ihnen zusahen und dumme Fotos schossen. "Das hätte unseren Eltern auch gefallen..." Ein Kloß bildete sich in seinem Hals, den er aber tapfer runterschluckte. Schwäche zeigte er nicht und schon gar nicht vor Yoji, der sich spätestens am Abend über ihn lustig gemacht hätte. Zumindest glaubte er fest daran. "Hm..." Das Einzige, das Yoji dazu äußerte. Er hatte sicherlich nicht vor, sich über Rans momentanen Gemütszustand lustig zu machen. Immerhin wusste er von Aya, wie es ihr immer ging, wenn sie an ihre Eltern erinnert wurde. Und gerade, weil er auch einmal einen Menschen verloren hatte, den er liebte, würde er solche Gefühle niemals in den Dreck ziehen. Selbst dann nicht, wenn es Rans Gefühle waren, die sich dafür von Zeit zu Zeit bestens eigneten. Der Rothaarige saß unterdessen immer noch mit einem auf den See gerichteten Blick da und dachte nach, wie er Aya gerecht werden konnte, ohne sonderlich freundlich zu Yoji zu sein. Aber im wollte keine Lösung einfallen. Leider nicht. So wendete er sich ihm wieder zu und blickte ihn an. "Wie lange seid ihr beiden jetzt... also... wie lange ist..." Er rieb sich verzweifelt den Nacken. Der Blonde setzte sich auf und antwortete so schnell, dass Ran die Kinnlade vor Erstaunen offen stehen blieb. "Seit genau drei Monaten und 29 Tagen." "Oh... Schon so lange? Ich meine, das kam mir alles so kurz vor." Ran kratzte sich irritiert am Kinn und hob den Blick gen Himmel. "Das ist, weil du dich jeden Tag drüber aufregst. Dann vergeht Zeit schon mal etwas schneller." Yoji griff zu ihm rüber und schubste ihn freundschaftlich an. Allerdings wurde er sofort wieder ernst und senkte seinen Blick. "Ran, mir ist das wirklich ernst mit deiner Schwester. Ich habe noch keine Frau so geliebt, wie ich Aya liebe. Sie ist das, was ich mir immer gewünscht habe und selbst Asu... Asuka hätte ihr nicht das Wasser reichen können. Ich liebe Aya wirklich aus ganzem Herzen. Und ich werde alles tun, damit du mir endlich glaubst. Das ist mir nämlich sehr wichtig." Ein leises Murren erhob sich von Rans Seite. "Du musst aber auch verstehen, dass das für mich nicht so leicht ist. Immerhin... Ich meine, Yoji, ich kenne dich. Ich kenne dich jetzt schon so lange. Und du bist einfach nicht der Typ, der treu ist. Du warst es nicht, seitdem ich dich kenne. Ich habe nun mal Angst, dass du Aya verletzt. Und diese Angst habe ich, weil ich weiß, dass sie das nicht erträgt. Sie wird eingehen, wenn du sie fallen lässt. Sie ist zu labil in dieser Hinsicht. Jemanden zu verlieren, den sie liebt, ist für sie wie der Tod. Sie zerbricht. Das weiß ich." Nachdenklich nickte Yoji zum See hinüber, auf dem er Aya in einem Boot entdeckte, dass von zwei Jungen hin und her geschaukelt wurde. "Ob ihr das gefällt...?" Er sah dem Schauspiel noch eine Weile zu und richtete seinen Blick dann wieder auf Ran. "Ich verspreche dir, ich werde ihr nicht wehtun. Dann wäre ich doch wirklich blöd. Ich meine, schau sie einmal an. Sie ist so süß, hübsch, schön, intelligent, gewitzt, unschuldig und einfach eine Frau, die man lieben muss. Wenn sie mich ansieht, dann möchte ich zerschmelzen. Sie ist so ehrlich und liebenswürdig, wenn auch manchmal naiv, dass man sie vor jedem Unheil schützen will. Und das will ich auch." Seine Worte stellten Ran zwar nicht ganz zufrieden, aber es war ein kleiner Anfang. Denn immerhin war Aufrichtigkeit in Yojis Stimme gewesen. Und auf eben diese wollte er sich in nächster Zeit erst einmal stützen. Aya zur Liebe. "Na gut. Wir sollten dann vielleicht, Frieden schließen? So zeitweilig zumindest?" Er blickte den Casanova unsicher an. Doch Yoji hörte ihm bereits nicht mehr zu. Seine Augen waren starr auf den See gerichtet. Sein Körper wirkte wie erstarrt, bis ein heftiger Ruck durch ihn ging, und er aufsprang. "Aya... Verdammt." Seine Stimme hallte über die Wiese und den See, als er loslief. Ran blickte ihm erst nur irritiert nach, sprang dann aber ebenfalls auf und rannte ihm nach, da ein ungutes Gefühl von ihm Besitz ergriff. Sein Herzschlag beschleunigte sich, während sein Herz sich zusammenzog. So ängstlich hatte er Yoji noch nie gesehen. Er war aschfahl geworden und seine Art sich zu bewegen, war fahrig und wirkte vollkommen unkontrolliert. "Yoji, was ist los?" Er hechtete ihm nach, holte ihn aber erst ein, als er am Wasser stehen blieb. "Aya..." Mit einem zitternden Finger wies er auf das Wasser, sprang im nächsten Moment, ohne noch etwas zu sagen, ins Wasser und zog in schnellen langen Zügen durch das Wasser. Das Wasser schlägt über mir zusammen. Und mein einziges Problem ist noch nicht einmal, dass ich es nicht an die Oberfläche zurückschaffe, sondern dass ich meinen Freund und meinen Bruder eventuell nicht wiedersehe. Meine Sachen haben sich einfach zu schnell mit Wasser voll gesaugt. Hinzu kommt, dass mir das Boot gegen den Kopf geknallt ist, weswegen es mir reichlich schlecht geht. Mein Kopf schmerzt und seither fühlen sich meine Glieder völlig taub an. Warum ich versuche, zu schreien, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass es dumm ist, weil Wasser in meine Lunge eindringt. Sie füllt sich immer und immer mehr. Ich spüre es, denn ich schnappte wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft. Obwohl er wohl eher nach dem Wasser schnappt, dass meine Lungen nun füllt. Irgendwie ist es schon komisch. Ich falle ins Koma, nachdem meine Eltern bei einem Anschlag getötet wurden. Man hatte es damals auch schon auf mich abgesehen. Dann bin ich erwacht, um zu erfahren, dass mein Bruder überlebt hat. Er war immer bei mir. Die ganze Zeit. Und dann... dann treffe ich den Mann meines Lebens. Ich treffe Yoji, und ich liebe ihn so sehr. Er hat mir geholfen über das mit meinen Eltern hinweg zu kommen. Er war immer bei mir. Immer. Er hat mich im Arm gehalten, wenn es mir schlecht ging und nun, nun werde ich ihn verlieren. Genauso wie ich Ran verlieren werden. Die einzigen Menschen, die ich noch hatte, die mich lieben, werde ich verlassen, weil ich keine Kraft habe, mich aus dieser kalten Schwärze zu befreien, die mich immer weiter verschluckt. Mir ist wirklich zum Heulen zu mute. Ich will doch nur bei den beiden sein. Ich will bei ihnen sein, und ich will sehen, dass sie sich verstehen. Weil es mir wichtig ist. Allerdings schwindet meine Hoffnung, dass ich sie wiedersehe. Denn ich erkenne nicht, dass Hilfe unterwegs ist, während ich weiter in die Tiefe gezogen werde. Keiner kümmert sich um mich, während ich langsam ertrinke. Nur die Schwärze, aus der ich vor einigen Monaten kam, nimmt sich meiner wieder an. Sie ist so vertraut, und deswegen habe ich auch keine Angst. Denn ich kenne sie. Ich kenne sie so gut. Sie ist zu einem Freund geworden, der den Schmerz unterdrückte. Langsam, langsam umfängt sie auch meinen Geist. Sie löst sich mit der Helligkeit ab, die mich wach hält. Meine Glieder werden immer schwerer, und ich werde müde. Unendlich müde. Und dann... dann spüre ich gar nichts mehr... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ (c)by Sandra Wronna/Merenwen Kapitel 12: Pläne [Part Two] ---------------------------- Ran verlor keine weiter Sekunde und hechtete Yoji ins Wasser nach. Wenn Aya etwas zustoßen sollte, wenn sie vielleicht sogar ertrank, dann würde er sich das niemals verzeihen. Er würde sich hassen. Einfach nur hassen. Er hatte doch geschworen, sie zu schützen. Er hatte es geschworen und nun... Nun war er langsamer als der Kerl, den er nicht als ihren Freund akzeptieren wollte. Yoji pflügte vor ihm durch das Wasser und hielt bei den Booten kurz inne. Er holte tief Luft und tauchte ab. Langsam stieg Panik in Ran auf. Er brauchte noch etwas, um an die Stelle zu kommen, an der Aya unter Wasser gegangen war. So lag seine einzige Hoffnung auf Yoji, dem er vertrauen musste. Er musste ihm Aya anvertrauen, auch wenn das schwerer war als alles andere. Denn seine Schwester war die einzige Person, die er nicht mutwillig in irgendwelche Hände gab. Und schon gar nicht in Yojis Hände. Eigentlich... Das Gespräch mit dem Blonden hatte ihm annähernd gezeigt, dass dieser tatsächlich ein gewisses Maß an Interesse für Aya zu hegen schien. Und es schien auch ganz so, als wenn dieses nicht nur darauf beruhen würde, dass er ihr an die Wäsche wollte. Ob es wirklich Liebe war, was Yoji zu der Beziehung mit Aya trieb, war weiterhin fraglich. Mehr als fraglich sogar, denn der Playboy war gewiss nicht die Sorte von Mann, für den eine Beziehung langlebig oder gar von Bedeutung war. Eine Beziehung war viel mehr Mittel zum Zweck. Mehr nicht. Dennoch musste er nun darauf vertrauen, dass Yoji es wirklich ernst mit Aya meinte. Denn nun lag ihr Leben in seinen Händen. Ganz alleine in seinen Händen. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Gedanken an den Unfall ihrer Eltern stiegen wieder in ihm auf und nahmen ihm fast den Atem, während er immer langsamer zu der Stelle schwamm, an der Aya untergegangen war. Langsam wurden seine Glieder immer schwerer. Er fühlte sich beinah gelähmt vor Angst, dass er nun auch noch seine Schwester verlieren würde. Seine Schwester, die er auf seine verquere Weise so sehr liebte. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals, der ihm fast den ganzen Atem nahm, der noch in seinen Lungen vorhanden war. Es war ein wahrhaft scheußliches Gefühl, das sich mit alten Empfindungen vom Tag des Unfalls vermengte. Aya hatte ihre Eltern zuerst entdeckt. Sie war so entsetzt und verstört gewesen und ihr Schrei, den sie ausgestoßen hatte, hatte so schmerzverzerrt und verzweifelt geklungen. Er war zu ihr geeilt, hatte die Folgen der Hinrichtung mit eigenen Augen gesehen und dann... dann hatte er diese verdammte Bombe gesehen, die ihre letzten Sekunden bis zur Detonation überbrückte. Geradezu geistesgegenwärtig hatte er Aya in Richtung Haustür gestoßen, doch es war zu spät gewesen. Er war unter den Trümmern des Hauses begraben worden und Aya... Sie musste wohl durch die Wucht der Explosion aus dem Haus geschleudert worden sein. Und dann... Dann kam Takatori und ließ sie von seinem Chauffeur überfahren. Einfach überfahren. Ran erinnerte sich noch genau daran, wie es gewesen war. Er hatte schreien wollen, dass sie aufpassen sollte, aber kein Ton hatte sich aus seiner Kehle gelöst. Dann war ihr schmaler kleiner Körper durch die Luft geflogen und hart auf dem Boden gelandet. In diesem Moment war der letzte Rest von Ran Fujimiya gestorben. In jenem Moment, in dem seine ganze Familie ausgelöscht schien, und nur noch er lebte. Dass Aya das Ganze mehr oder minder auch überlebt hatte, hatte er erst im Krankenhaus erfahren. Genauso wie die Nachricht, dass sie im Koma läge und niemand wüsste, ob und wann sie wieder aufwachen würde. Seine Welt war aus allen Fugen geraten. Der gutmütige Junge, der er einmal gewesen war, wurde hinter eine Fassade aus Eis gesperrt und sollte zu dem werden, was er nun war. Hart und unnachgiebig. Und dann... Dann erwachte Aya. Nach einiger Zeit, in der er nie die Hoffnung aufgegeben hatte, wobei die Ärzte es schon lange getan hatten, erwachte sie. Damals hatte sein Herz angefangen, wieder warmes Blut durch seine Adern zu pumpen, weil die Erleichterung sein zu Eis erstarrtes Herz wieder erwärmte. Doch nun fühlte er wieder das Eis durch seine Adern rinnen, als die Angst immer mehr Besitz von ihm ergriff. Ängste, Gefühle, Schmerzen stürzten auf ihn ein. Und dann war da nur noch Leere. Eine unerträgliche Leere, die sich durch seinen ganzen Körper fraß. Selbst die Tatsache, dass Aya noch nicht verloren war, konnte nichts gegen diese Gefühle tun. Die Angst war einfach zu groß, zu enorm, um noch einen klaren Gedanken fassen zu können. Und auch, als Yoji mit Aya in den Armen durch die Wasseroberfläche brach, änderte sich nichts an diesen Gedanken. Noch lange nicht. Aya hing schlaff in Yojis Armen. Ihr Gesicht war bleich, blutleer. Die vollen Lippen waren blau angelaufen und ihre Haare, die sich auch ihren Zöpfen gelöst hatten, klebten in ihrem Gesicht. Ihre Kleider, die mit Wasser voll gesogen waren, trugen dazu bei, dass Yoji nicht nur gegen das Gewicht seiner eigenen nassen Kleidung ankämpfen musste, sondern auch gegen das von Aya. Zuerst paddelte Yoji beinah schon verzweifelt und versucht sich mit Aya über Wasser zu halten. Zusätzlich zu ihrer nassen Kleidung kam noch hinzu, dass sie bewusstlos war, und deshalb einem nassen Sack gleich in seinem Griff hin. Und nasse Säcke waren bekanntlich alles andere als leicht und gut zu handhaben. Dennoch schaffte er es, gegen den Sog, der ihn durch all diese Faktoren zu umgeben schien, anzukämpfen und bewegte sich, Aya nun doch etwas fester im Griff, von der Stelle. "Ran, hilf mir mal." Yoji schwamm auf Ran zu, der allerdings immer noch wie zur Salzsäure erstarrt im Wasser paddelte. "Hm?" Der Rothaarige sah Yoji und Aya reichlich neben sich stehend an und realisierte eigentlich gar nicht wirklich, dass er angesprochen worden war. Er realisierte gar nichts. Noch nicht mal, dass Aya sich nicht im Geringsten regte. Yoji ruderte mit einer Hand, um sich über Wasser zu halten, während der andere Arm um Ayas schlaffen Körper geschlungen war. "Ran, verdammt. Aya braucht dich." Er war versucht, dem Weiß-Leader einen Schlag ins Gesicht zu versetzen, aber die Gefahr war zu groß, dass Aya dann wieder unterging. "Weißt du was, mach was du willst." Damit schwamm er mit Aya ans Ufer und trug sie auf den trockenen Grund, auf welchem sich bereits ihre Lehrer und Mitschüler versammelt hatten. Der Blonde, der innerlich vor Panik fast verglühte, schien äußerlich ziemlich gelassen. Das lag aber vornehmlich daran, dass er ihr bisher noch nicht ins Gesicht gesehen hatte. Er vermied dies sogar beinah stoisch, weil er ihr Leid nicht noch auch verinnerlichen wollte. Nur seine Gedanken schienen nicht still zu stehen. Denn diese kreisten immer nur um die Frage, ob er rechtzeitig bei ihr gewesen war. Es machte ihm einfach Angst, ihren schlaffen Körper in seinen Armen zu spüren. Und noch viel schlimmer war, dass sich ihr Körper so kalt anfühlte. Erinnerungen an Asukas Tod kamen ihm in den Sinn. An den Tod, den er herbeigeführt hatte. Als er sie gewürgt hatte, er hatte beinah schon spüren können, wie das Leben und damit die Wärme aus ihrem Körper gewichen war. Genau das war es, was ihn damals so gebrochen hatte. Nicht einmal, dass er sie umgebracht hatte. Es war das Gefühl, dass er gehabt hatte, als das Leben aus ihr gewichen war. Und vor diesem Gefühl hatte er nun Angst. Mehr Angst, als er es formulieren konnte. Aus diesem Grund traute er sich auch nicht, wirklich auf ihren kalten Körper einzugehen oder in ihr Gesicht zu blicken. Er hatte schon oft genug gesehen, wie Menschen aussahen, die starben. Zu oft hatte er es gesehen. Ob diese Tode von Weiß herbeigeführt worden waren oder auf natürliche Weise stattgefunden hatten, er hatte es gesehen. Er wusste, wie es aussah. Der Gedanke, dass Aya auch so aussehen konnte, hielt seinen Blick stur geradeaus gerichtet. Er wollte es einfach nicht sehen, selbst wenn dem so war. Er wollte nicht noch einmal die Frau verlieren, die er liebte. Nicht noch einmal. Und schon gar nicht wollte er Aya verlieren. Denn sie war die einzige Frau, von der er wirklich sagen konnte, dass er mit ihr auf ewig zusammen sein wollte. "Du musst bei mir bleiben, Süße. Du musst einfach. Ich ertrage ein Leben ohne dich nicht." Die Worte kamen wie ein tonloser Hauch über seine Lippen, die sich kaum bewegten. Er sprach sie zwar aus, aber niemand, vielleicht nur Aya, hatte Kenntnis von ihrer Existenz. Eine Lehrerin, die aufgeregt auf ihn einredete, trat zu ihm. Sie ergriff Ayas Hand und drückte diese leicht. Doch auch sie erhielt keine Reaktion. Auch sie war nicht in der Lage, ein Zeichen aus dem schlaffen kleinen Körper zu erhalten, das darauf hinwies, dass der Körper noch lebte. "Aya, Kleines..." Sie Lehrerin klopfte ihr leicht auf die Wange, aber Aya rührte sich einfach nicht. Yoji versuchte heroisch seine Angst niederzukämpfen. Er unternahm alles, damit seine Angst nicht die Überhand gewann. Nur war es leider so, dass das Gerede der Lehrerin die Sache nicht wirklich besser machte. Ganz im Gegenteil. Und als sie dann auch noch anfing, hysterisch rumzuzetern, vergrößerte sich sein Unwohlsein und Schweiß trat aus jeder Pore seines Körpers. Er spürte eine Angst in sich aufsteigen, die er noch nie gekannt hatte. Angst, die er nie hatte kennen wollen. Doch nun holte sie ihn ein. Mit aller Gewalt. Nur konnte und wollte er sich von dieser Angst nicht beherrschen lassen. Es war noch lange nicht zu Ende. Jetzt galt erst einmal, dass er versuchte, einen ruhigen Kopf zu bewahren. Und dann würde er Aya.... Er würde Aya.... Was würde er sie? Genau sagen konnte er es nicht. Zu viele Gedanken stürzten auf ihn ein. Zu viele Stimmen taten um ihn herum kund, dass er etwas tun müsste. Dass es lebensnotwendig wäre. Allerdings gab keine Stimme etwas von sich, dass diesen kleinen Schalter, der ihn nun blockierte, wieder umlegte. Mit immer größer werdender Panik trat er auf das Grün, das um den See wuchs. Langsam ging er in die Knie. Zumindest erschien es ihm langsam, denn alles um ihn herum lief wie in Zeitlupe ab. Die Zeit und die Welt schien still zu stehen. Nachdem er Aya auf den Boden gebettet hatte, fühlte er mit zitternden Fingern ihren Puls und stellte fest, dass dieser noch vorhanden war. Zwar fühlte man die Pulsation ihres Blutes nur sehr, sehr schwach, aber sie war vorhanden. Dennoch wäre eine Herzmassage von Nöten, um ihren Kreislauf wieder vollständig in Schwung zu bringen. Das Gerede der Anwesenden und die hysterischen Schluchzer von Reika überhörte Yoji dementsprechend einfach. Zu wichtig war es, dass Aya wieder zu Bewusstsein kam. Sie war viel zu lange unter Wasser gewesen, und er mochte sich gar nicht vorstellen, was sie für eine Angst gehabt haben musste. Immer noch ziemlich gefasst aussehend, begann er damit, Aya von Mund zu Mund zu beatmen, während ihre Lehrerin die Herzmassage vornahm. Ran war immer noch nicht wieder an Land erschienen. Er schwamm noch immer im See auf einer Stelle und war unfähig, sich zu rühren. Yoji wisperte leise in Ayas Ohr, während die Lehrerin weiter ihrer Aufgabe nachging. "Süße, bitte, komm wieder zu dir. Ich ertrage es nicht, dich so zu sehen. Ich brauche dich." Er küsste sie auf die Wange, bevor er sich wieder der Mund-zu-Mund-Beatmung zuwendete. Qualvolle Minuten folgten, während Ayas Herz erst langsam wieder seine Funktion aufnahm. Und noch viel längere qualvolle Minuten folgten, bis sie zu husten anfing. Ein Wasserschwall ergoss sich aus ihrem Mund, und sie krümmte sich schmerzhaft zusammen. Ihre Lunge begehrte gegen sie auf, als sie schmerzhaft den rettenden und lebensnotwenigen Sauerstoff in sich aufnahm. Ihr Herz schlug wieder schneller und sorgte kurzfristig für eine gewisse Enge in ihrem Brustkorb, welche aber alsbald nachließ. "Aya, Süße..." Yoji zog sie sofort an sich und presste ihren Körper an seinen. "Ich hatte so eine Angst um dich." Aya sah ihn nur aus glasigen Augen an, aus denen auf einmal die Tränen rannen. "Ich... ich habe gedacht, ich sehe dich nie wieder." Ihre kleinen schmalen Finger klammerten sich in seinem nassen Hemd fest. "Psst... Beruhig dich. Es ist alles wieder gut, Süße. Alles ist wieder gut." Yoji hauchte ihr einen liebevollen Kuss auf die Stirn. "Wo... wo ist Ran?" Aya blickte ihn fragend, beinah schon panisch an. Yoji war versucht, einen Kommentar von sich zu geben, der nicht wirklich freundlich war. Allerdings besonn er sich darauf, dies zu unterlassen. Das Gespräch, dass er zuvor mit Ran geführt hatte, hatte für ihn nicht nur eine Sache klarer werden lassen. Aya litt zwar in aller Öffentlichkeit wegen des Todes ihrer Eltern, aber auch Ran hatte die ganze Sache härter getroffen, als es jeder, der ihn kannte, wohl vermuten würde. Es erschien Yoji fast so, als wäre Ran damals innerlich zerbrochen. Und wie musste es dann für ihn sein, wenn seine Schwester ein zweites Mal über den schmalen Grat zum Tod wandelte? Der plötzliche Gedanke daran, dass Aya hätte sterben können, ließ ihn fast erstarren. Der Gedanke war einfach zu beängstigend. Und er schmerzte mehr, als dass er es sich jemals hätte vorstellen können. Sie war zum wichtigsten Menschen in seinem Leben geworden, und er wollte sie nie mehr missen müssen. Und dennoch... dennoch hätte es nun passieren können, was mehr als nur schrecklich war. Daran durfte er noch nicht einmal mehr denken. Am besten nie mehr. "Ich bin so froh, dass du.... du...." Seine Stimme brach vor aufgestauter Verzweiflung, die sich plötzlich einen Weg bahnte. Aya blickte ihn aus gequälten, leer erscheinenden Augen an und rang sich ein schwaches Lächeln ab. "Es ist alle gut, Yoji. Ich bin doch hier. Und wir sind zusammen." Ihr schlanker Körper schmiegte sich zitternd an seinen und versuchte verzweifelt, etwas von seiner Körperwärme aufzunehmen. "Ja, das sind wir." Er küsste sie hauchzart auf die immer noch blau angelaufenen Lippen. Das Getuschel der Anwesenden überhörte er einfach. Auch die Protestschreie, die sich plötzlich erhoben, weil einige der anwesenden Damen und Schülerinnen tatsächlich auch in dieser Situation eifersüchtig auf Aya waren. "Yoji, wo ist Ran?" Wieder die Frage nach ihrem Bruder. Yoji drückte sie fester an sich. "Er holt noch etwas. Eine Decke oder so. Er war völlig durcheinander." Vorsichtig spähte er über seine Schulter und entdeckte Ran, der nun tatsächlich aus dem Wasser stieg. Sofort eilte er herbei, um neben den beiden in die Knie zu gehen. "Aya? Ich... es... ich konnte..." "Ran hat dich aus dem Wasser gezogen." Mit einem beinah schon manipulativen Blick schaute Yoji den Rothaarigen an. Es war für die Geschwister besser, wenn Aya glaubte, Ran wäre es gewesen. Und für Ran war es auch besser. Immerhin musste er sich dann nicht vor ihr rechtfertigen, dass er sie nicht aus dem Wasser gezogen hatte. Ran sah ihn daraufhin nur verwirrt an, verstand dann aber schließlich, nickte knapp und schaute ihn fast so an, als wäre er ihm dankbar. "Ich bin so froh, dass es dir gut geht, Aya. Ich hatte panische Angst um dich." Seine kleine Schwester nickte, löste sich von Yoji und rückte zu ihm, um sich nun an ihn zu klammern. Zwar verursachte das etwas wie Eifersucht in Yojis Herzen, aber die beiden waren Geschwister. Und eine Geschwisterliebe, wenn es denn eine Wirkliche war, konnte selbst von einem Freund nicht getrübt werden. So blieb er also neben den beiden sturen Fujimiyas sitzen, die sich fest umklammerten und nicht mal annähernd so aussahen, als würden sie sich jemals wieder loslassen wollen. Aya lag in dicke Sachen eingepackt unter einer dicken Daunendecke in ihrem Bett und hielt ihren Stoff-Pinguin im Arm. Yoji saß auf einem Stuhl neben ihr und strich ihr beruhigend über die blasse Hand, die er in seiner Hand hielt. Er hatte sich stoisch geweigert, sie alleine zu lassen. Und selbst Ran hatte dieses Mal keinen Einspruch erhoben. Immerhin schien er ihm wirklich dankbar. Und das nicht nur wegen der Lüge, die er Aya erzählt hatte. "Wie wäre es, wenn wir übermorgen in den Zoo gehen würden? Es hat dir doch beim letzten Mal so gut dort gefallen. Oder wir gehen ins Kino. Die zeigen da Lilo & Stitch 2." Yoji neigte sich vor und hauchte einen zärtlichen Kuss auf ihre Wange. Ihr Kopf bewegte sich nur ganz leicht. "Können wir auch beides machen? Und kann Ran auch mit?" Sie blinzelte ihn unter halbgeschlossenen Lidern schläfrig an. "Natürlich können wir auch beides machen. Er kann auch gerne mitkommen. Ich habe nichts dagegen. Rein gar nichts." Und das hatte er in der Tat nicht. Nicht nach diesem Tag, an dem er so viele Dinge endlich verstanden hatte. "Schön." Aya lächelte leicht und kuschelte sich tiefer in die Kissen. Yoji wollte noch etwas erwidern, doch da öffnete sich die Tür und Ran kam mit einem Tablett herein, auf dem drei Tassen dampfender Kakao standen. "Ich habe mir gedacht, wir brauchen alle drei etwas zum Aufwärmen." Er stellte das Tablett auf Ayas Nachttischkommode ab und reichte erst Yoji eine Tasse, während Aya sich mühsam aufsetzte. Sie hielt immer noch ihren Pinguin im Arm, als Ran ihr die Tasse reichte. "Danke, Ran." "Nichts zu danken." Er zog sich ebenfalls einen Stuhl heran und blickte auf Yojis Hand, die mittlerweile auf Ayas Bein lag. Allerdings empfand er nicht mal den Hauch von Wut. Er hatte sich nach diesem ganzen verrückten Tag so weit es eben ging mit dieser Beziehung abgefunden. Zumal er wirklich momentan nichts fand, dass vernünftig genug klang, um diese Beziehung zu unterbinden. Schon alleine deswegen nicht, weil Yoji Aya gerettet hatte. "Ran?" Aya blickte ihn über den Rand der großen Blocktasse an. "Hm?" Er hob leicht eine Braue. "Yoji und ich wollen in den Zoo gehen. Und danach ins Kino. Die zeigen Lilo & Stitch 2. Würdest du vielleicht mitkommen? Wir würden das dann in zwei Tagen machen." Ihre dunkelblauen, fast schwarz wirkenden Augen richteten sich schon beinah flehend auf ihn. Ran war ganz kurz versucht, den Kopf zu schütteln, doch dann blickte er Yoji an. "Wäre es dir recht, wenn ich mitkomme? Ich meine, ich will euch nicht stören." Vorsichtig nippte er an seinem Kakao. Yoji nickte knapp. "Natürlich ist es mir recht. Ich meine, Aya würde sich freuen. Und du bist ihr Bruder. Warum sollten wir dann nicht mal etwas zu dritt machen?" Mit dieser Antwort hatte Ran absolut nicht gerechnet. Genauso wenig mit den Worten, die Yoji an Aya gerichtet hatte, als er so herum gestottert hatte, da er nicht fähig gewesen war, seine eigene Schwester zu retten. Allmählich keimte in ihm der schwere Verdacht auf, dass der Blonde vielleicht doch nicht so schlimm war. Absolut nicht schlimm. Und auch der Verdacht, dass Yoji Aya wirklich liebte, erhärtete sich mehr und mehr. Aber dennoch blieb da immer noch die Stimme in seinem Hinterkopf, die nach Vorsicht schrie. Das lag aber vornehmlich daran, dass Yoji nun mal den Ruf eines Playboys hatte. Allerdings sollte dieser so lange keine Rolle spielen, oder nur in einem gewissen Maße, bis Yoji ihn wieder raushängen ließ. Und dann würde Ran ihn in Stücke schlagen. Denn niemals würde er zu lassen, dass Yoji seine Schwester verletzte. Niemals in seinem Leben, Nur war das im Moment nebensächlich. Immerhin hatte Yoji sie gerettet und dafür wäre er ihm erst mal eine sehr lange Zeit dankbar. Yoji bemerkte unterdes den seltsamen Blick, mit dem Ran ihn musterte. Allerdings legte er nicht viel Wert darauf. Zumal es dieses Mal nicht einer dieser hasserfüllten Blick war, sondern vielmehr einer, in dem so etwas wie Dankbarkeit und anfängliches Vertrauen lag. Und dieses Vertrauen würde er auf gar keinen Fall brechen oder missbrauchen. Wirklich auf gar keinen Fall und niemals. "Wie weit bist du?" Brad trat hinter Schuldig, der immer noch mehr als interessiert in eine Akte schaute. "Ich bin zwar nicht so ein Sesselpupser wie du, aber das hier ist tatsächlich interessant." Der Deutsche tippte auf das Bild einer rothaarigen Frau. "Wer hätte das jemals geglaubt, dass sie ihm so verfallen ist?" Brad nahm seine Brille von der Nase und putzte sie gründlich mit einem Brillentuch. "Du weißt doch. Was sich liebt, dass neckt sich." "So wie wir..." Schuldig prustete laut los, als er über die Schulter sah und Brads pikierten Blick einfing. "Keine Sorge. Das hätte ich jetzt auch zu Farfarello oder Nagi gesagt. Außerdem..." Er fischte nach einer anderen Akte und holte ein Bild hervor, das er ihm zu schob. Er tippte mit einem Finger auf die Abbildung eines dunkelhaarigen Mädchens. "Ach...? Wer hätte das gedacht. Hat dir das Nachthemd also doch gefallen?" Der Amerikaner schob sich die Brille wieder auf der Nase zu Recht und musterte das Bild noch eine Weile. "Was wohl die beiden Streithähne zu solch einer Erkenntnis sagen würden?" Schuldig winkte über die Schulter ab. "Irrelevant." Seine blauen Augen glitten weiter über die Zeilen in der Akte. "Interessantes Profil. Daraus lässt sich wirklich was machen. Nagi hat gute Arbeit geleistet. Aber... das sagst du ihm nicht, Boss." Der immer etwas zerzaust aussehende Rothaarige streckte sich und lehnte sich richtig an den Stuhl. Den Kopf ließ er über die Kopflehne nach hinten hängen, so dass er Brad nun auf dem Kopf stehen sah. Der stets gut gekleidete 27-Jährige verschränkte die Arme vor der Brust. "Kannst du damit wirklich etwas anfangen? Wir haben nicht mehr lange Zeit, uns die vier vom Hals zu schaffen. Und wenn Balinese und Abyssinian sich erst einmal bis auf's Blut bekriegen, haben wir mit Siberian und Bombay leichtes Spiel." "Korrektur, der Irre und Nagi haben noch leichteres Spiel als sonst und wir haben frei. Du glaubst doch nicht allen ernstes, dass ich einen Finger gegen die krümme, wenn der schleimige Playboy im Krankenhaus liegt. Bin ich bescheuert. Ich fliege dann in die Karibik und mache Urlaub." Schuldig nickte leicht und richtete sich wieder auf dem Stuhl auf. Den finsteren Blick, den Brad ihm zuwarf, spürte er sogar in seinem Rücken. "Nun reg dich nicht direkt wieder auf, Crawford. Du kriegst irgendwann noch einen Herzinfarkt. Also cool down und such dir eine Freundin, damit du mal vom Schreibtisch weg kommst." Brads Hand legte sich auf Schuldigs Schulter und presste diese fest zusammen, so dass der Telepath leicht zusammen zuckte. "Mach dich lieber wieder an die Arbeit. Es eilt." Er lockerte seinen Griff und verließ das Arbeitszimmer, in dem Schuldig saß. Allerdings hatte dieser gerade gar keine Lust, sich weiter mit dem Plan, den sie für Weiß geschmiedete hatten, auseinanderzusetzen, so dass er lieber aufstand, und die Treppe hinauf ging, um Nagi die Drecksarbeit zu überlassen. Leise klopfte er an der Tür der 15-Jährigen an, welcher auch nach etwa drei Minuten ein leises "Herein" brummelte. "Arbeit für dich, Wunderkind." Er knallte ihm die Akte der Frau auf den Schreibtisch und setzte sich halb auf die Schreibtischkante. Nagi sah wütend von seinem Computerspiel auf und zerfleischte ihn fast mit seinem Blick. Nur leider war es wie immer so, dass Schuldig das nicht einmal interessierte. "Ich spiele. Das ist deine Aufgabe. Also lass mich zufrieden." "Na na na, wer wird denn da so grantig sein? Was spielst du denn?" Schuldig linste auf den Bildschirm und schüttelte entgeistert den Kopf. "Gehörst du eigentlich auch zu der Fraktion, die sich bei dem Spiel einen runterholt?" Er betrachtete eingehend Lara Croft, die gerade durch ein Schwimmbecken schwamm. "Bin ich du?" Nagis Augen glühten rot auf. "Nein, dann würdest du das nicht nur bei dem Spiel machen." Der Deutsche säuselte fröhlich vor sich hin. "Und jetzt..." Er schob ihm die Akte zu. "Weg vom Stuhl, ab auf dein Bett, lies die Akte, sag mir was drin steht, und ich bring das Baby in den sicheren Heimathafen." Bevor Nagi auch noch Protestieren konnte, hatte Schuldig ihn bereits von seinem Stuhl verjagt und auf selbem Platz genommen, um Lara durch die verschiedensten Level zu jagen. Murrend und vor Wut schnaubend setzte Nagi sich auf das Bett und las gelangweilt die Akte, die er, wie er feststellte, bereits kannte. Immerhin hatte er sie zusammengestellt. "Sag mal, willst du mich verarschen? Ich habe dir die Akte gegeben." "Tja, dann brauchst du sie ja nicht mal mehr lesen. Erzähl mal, was drin steht. Bin bis Seite fünf gekommen." Er zündete sich eine Zigarette an und stierte der laufenden Lara mit gierigen Augen auf den wohlgeformten Cyber-Hintern. "Du läufst wirklich nicht mehr ganz rund." Nagi war versucht, ihn mit Hilfe seiner Kräfte vom Stuhl zu katapultieren, allerdings duldete Brad das nicht. Also setzte er widerwillig zur Erklärung der letzten 40 Seiten an, die Schuldig binnen zwei Stunden durchgelesen haben könnte. Da er aber schon für fünf Seiten drei Stunden gebraucht hatte, da seine Aufmerksamkeitsspanne mal wieder gleich Null war, war es vielleicht sogar besser, dass er ihm das nun erklärte. Innerlich zischte der junge Japaner aber immer wieder etwas von "deutsches dummes Wurstbrot", was Schuldig schließlich ein gewaltiges Lachen entlockte. "Sei doch wenigstens ein bisschen kreativer. Da sind ja selbst die Kätzchen gewitzter. Und so was nennt sich Wunderkind." Er blies den Qualm aus dem Mundwinkel in die Luft und schaute fast schon betrübt dabei zu, wie Lara auf einem Felsen zerschellte. "Nun gut... Ich weiß ja nun, worum es geht. Ich statte ihr dann mal einen kleinen Besuch ab." "Heute schon?" Nagi hob leicht eine Braue. "Natürlich schon heute. Allerdings kriegt sie ihren kleinen Teddy erst irgendwann nächste Woche. Ich muss mir noch ein genaues Bild von dem kleinen Teufelchen machen, damit das auch wirklich hinhaut. Es ist eine Sache, sich in die Gedanken anderer einzuschleichen und sie zu manipulieren. Aber Manipulationen, die die Gestaltwahrnehmung angehen, bedürfen kleinerer Vorbereitungen." Er schnappte sich die Akte aus Nagis Hand und winkte ihm beim Verlassen des Raumes über die Schulter zu. "Ach so, ich habe nicht gespeichert. Du bist tot." Seine Schritte wurden im Flur immer leiser. Nagi sprang wütend auf und sah sich die Bescherung an. Level drei ohne einen einzigen Zwischenspeicher in zwei Stunden. Und dann kam Schuldig daher und machte alles kaputt. "Depp..." Der Japaner zischte leise, beendete das Spiel, nur um es kurz darauf wieder zu starten. Schuldig streckte sich leicht. Er saß in seinem roten Auto und beobachtete die Polizeistation. Allerdings hatte sich seit drei Stunden noch nichts getan. Was konnte dieses Frauenzimmer nur so lange da drin machen? War doch nicht mehr normal. Gelangweilt steckte er sich seine zehnte Zigarette an und spielte auf seinem Handy ein Autorennen, um wenigstens ein wenig von der verschwendeten Zeit sinnvoll zu nutzen. Wenn man es als sinnvoll bezeichnen konnte, sich mit so etwas wie einer Observation zu befassen. Als sein Handy klingelte, zuckte er schon fast erschrocken zusammen. Wenn es Brad sein sollte, würde er sich tatsächlich erwischt fühlen. Nachdem er abgehoben hatte, vernahm er jedoch eine weibliche mehr als nur angenehme Stimme, die ihm mitteilte, sie habe sich verwählt. Da das ganze Gespräch aber nun auf ihre Rechnung gehen würde, und er nichts Besseres zu tun hatte, fing er an, mit Engelszungen auf sie einzureden, damit sie vielleicht doch noch ein wenig miteinander reden konnten. Die Frau ging auch tatsächlich darauf ein, so dass Schuldig in der nächsten halben Stunde etwas wirklich Sinnvolles zu tun hatte. Er freute sich wie der Teufel, dass dieses Vergnügen nicht auf seine Rechnung ging. Während die Minuten flogen und es immer später wurde, vergaß er auch beinah seinen Auftrag. Erst als sein "Opfer" aus dem Präsidium kam, würgte er die Frau am anderen Ende der Leitung ab und nahm die Verfolgung auf. In seinen Gedanken malte er sich bereits die Szenerie aus, in die er sie versetzen würde und von der er sicherlich auch sehr bald profitieren sollte. Kapitel 13: Betrogen -------------------- Er leckte zärtlich über ihre Brustwarze, was sie dazu veranlasste, sich fester gegen ihn zu pressen. Sie hatte sich das hier so lange erträumt. Immer und immer wieder, doch sie hatte sich nie getraut, ihm ihre Zuneigung zu zeigen. Doch jetzt, nachdem er es wusste, zerging sie fast unter seinen Berührungen. Sie fuhr durch seine dunkelblonden, leicht gewellten Haare, vergrub ihre Hände in dem Gold. Heiser hauchte sie seinen Namen in sein Ohr. Er biss sanft mit seinen Zähnen in ihre harte Brustwarze, knabberte und saugte an ihr, während er seine Hände über ihren Rücken gleiten ließ, der im Licht der Straßenlaterne in einem sanften Goldton schimmerte. Sacht ließ er von ihrem Busen ab und leckte an ihrer Haut, zog eine feuchte Spur, bis zu ihrem Hals und küsste diesen zärtlich. Behutsam zupfte er mit den Zähnen an ihrer weichen Haut. Seine Hände glitten in ihr volles rotes Haar, welches er durch seine Finger gleiten ließ. "Darauf habe ich so lange gewartet, Manx." Er legte sie auf den Rücken zurück und blickte ihr in die Augen. Dabei fielen einige leicht gewellte blonde Strähnen in sein Gesicht. Manx lächelte ihn selig an und strich über seinen linken Arm, den eine Tätowierung - Sin - zierte. "Ich weiß gar nicht, warum ich mich solange geziert habe." Sie schloss die Augen, als seine Hand zwischen ihre Beine fuhr und sie streichelte. Er neigte sich zu ihrem Gesicht und küsste sie leidenschaftlich, strich mit der anderen Hand an ihrer Seite hinauf, um sich wieder eingehender mit ihrer Brustwarze zu beschäftigen, welche sich ihm hart entgegen streckte. Sie öffnete ihre Beine etwas weiter für ihn, so dass seine Hand genug Angriffsfläche hatte. Er drang mit einem Finger in sie ein, liebkoste sie quälend langsam, bis er seine Hand wieder vorzog, sich zwischen ihren Beinen positionierte und langsam und gefühlvoll in sie eindrang. Manx stöhnte laut. Als sie die Augen öffnete, sah sie in die schönsten grünen Augen, die sie jemals gesehen hatte. Schnellen Schrittes und mit einem Tempo, das man vor ihr eigentlich gar nicht mal gewohnt war, rannte Aya nach der Schule nach Hause. Sogar Omi hatte sie an der Haltestelle abgehängt, so dass er nun wesentlich gemächlicher in einiger Entfernung hinter ihr hertrottete. Sich durch die Mädchen im Laden wühlend, erreichte die 16-Jährige schließlich die Verbindungstür und stieß diese freudig auf. "Yoji, ich bin zu Hause." Aya rannte suchend durch das Haus und entdeckte Yoji in der Küche. Er sah gerade von einer Zeitung auf, rückte auf dem Stuhl herum und öffnete die Arme für sie. "Dann komm zu Papa, Süße." Er grinste sie an und machte mit den Händen winkende Bewegungen. Aya flog in seine Arme und schmiegte sich an ihn. "Ich habe dich vermisst. Die Schule war viel viel zu lange." Yoji lachte. "Ich dich auch. Du warst wirklich viel zu lange weg. Das hält ja kein normaler Mensch auf." Er presste sie fest an sich, suchte schließlich ihre Lippen mit den seinen. Aya küsste ihn lange und ausdauernd, raubte ihm fast den Atem, als sie so nach seiner Liebe hungert. Als er sich von ihr löste, strahlte sie ihn über das ganze Gesicht an. "Hast du heute noch Zeit für mich? Ich will dir etwas zeigen. Etwas sehr, sehr Schönes..." Sie neigte sich zu seinem Ohr und flüsterte etwas hinein. Das Grinsen, das auf Yojis Gesicht entstand, wurde binnen kürzester Zeit immer breiter. "Natürlich nehme ich mir für dich Zeit. Das weißt du doch." Er küsste sie auf die Nasenspitze und blickte zur Tür, als er leise Schritte vernahm. Manx stand in der Tür und nickte in Richtung Keller. Ihm war ganz kurz so, als wenn sie Aya mit einem hasserfüllten Blick anstarren würde. Er zuckte knapp mit den Schultern. "Süße, ich muss mal kurz zu den anderen Drei. Wir haben etwas zu besprechen. Kümmerst du dich bitte kurz um den Laden?" Aya nickte und rutschte von seinem Schoß. "Beeilt euch aber. Ich warte nämlich auf dich." Sie zwinkerte ihm zu. Schnell strich sie sich noch den Rock ihrer Schuluniform glatt, fuhr sich durch die vom Küssen etwas zerzausten Haare und schlenderte in den Flur, auf welchem ihr auch schon Omi entgegen kam. Yoji sah ihr grinsend hinterher und machte sich auf den Weg in den Keller. Manx lehnte bereits an der Wand, einen Fuß an der Tapete abgestützt und sah ihn aus großen Augen an. Ihre Lippen formten irgendwelche Worte, die sie wohl nicht formen sollten, als er an ihr vorbeiging. Yoji hob fragend eine Braue und sah sie seltsam an. Was wollte die denn jetzt von ihm? Ihr Zug war schon seit langer, seit sehr langer Zeit abgefahren. Da konnte sie sich getrost diese plötzlichen schmachtenden Blicke sparen, die sie ihm nun zuwarf. Die Rothaarige ließ ihren Blick fast schon gierend auf seinem Hintern ruhen, welcher in einer zumindest am Po zu engen Jeans steckte. Allerdings konnte bei diesem Hinterteil keine Hose zu eng sein. Ihre Augen wurden bei dem Gedanken an die letzte Nacht etwas glasig, und ihr Herz klopfte heftig gegen ihren Brustkorb, schien ihn fast sprengen zu wollen. Seine Hände auf ihrer Haut waren so zärtlich, so liebevoll gewesen. Und seine Lippen... Sie spürte immer noch das Nachglühen seiner heißen Küsse auf ihrer Haut. Ohne noch weiter auf Manx zu achten, ließ Yoji sich neben Ken auf die Couch fallen und sah zu dem großen Bildschirm hinüber, welcher mit seinem Erscheinen endgültig aufflammte und Perser abbildete. "Wie ihr sicherlich schon in den Akten, die Manx euch überreicht hat, gesehen habt, handelt es sich um ein eigentlich alltägliches Problem, mit dem Japan zurzeit zu kämpfen hat. Zwar könnte es auch purer Zufall sein, aber wir haben explizite Hinweis darauf, dass es sich um das Machwerk einer Organisation handelt. Ihr Vorstand setzt sich zusammen aus..." Persers Worte wurden von den vier Weiß bis ins Kleinste aufgenommen. Alle lauschten andächtig der Order. Yoji, den mittlerweile die Akte erreicht hatte, blätterte diese mit einem halben Auge durch, während er auf den Bildschirm sah. Es war wirklich erschreckend, wenn auch unvorstellbar grausam, was diese Verbrecherband da inszenierte. Persers Schatten beugte sich weiter über den Tisch, hinter dem er saß. Mit Augen, die nicht zu sehen waren, aber dennoch spürbar auf ihnen ruhten, blickte er sie an. "Hunters of the Night, deny the dark beasts their tomorrow." Der Bildschirm erlosch. Ran war der Erste der sich wieder rührte. Nachdenklich griff er sich ans Kinn und starrte abermals auch den Bildschirm. "Was haltet ihr davon?" Ken zuckte mit den Schultern. "Fair ist es sicherlich nicht. Und wenn er Recht hat, und der Anwalt mit dahinter steckt, dann ist das ein wirklich mieses Verbrechen. Daran geht nicht nur die Ehe zu Grunde, dass zieht auch finanziellen Ruin mit sich. Und so wie es aussieht noch nicht mal für nur eine der beteiligten Parteien." "Und wer von euch ist nun dabei?" Manx blickte alle vier forschend an, aber vornehmlich Yoji, der nun wirklich vertieft in die Akte blickte. Seine Stirn war nachdenklich gefurcht und an der Zigarette, die in seinem Mundwinkel hing, hatte er schon eine Weile nicht mehr selbstständig gezogen, da er sonst sicherlich die Asche abgeklopft hätte. "Ich denke, wir machen alle mit, oder Yoji?" Rans Augen hefteten sich an den Blonden, den er nun langsam als Freund seiner Schwester akzeptierte. "Hm?" Yojis Kopf zuckte hoch. Die Asche fiel auf die Akte hinab. Kurz brauchte er, um seine Gedanken wieder zu sammeln, dann nickte er. "Natürlich. Ich bin dabei." "Fein." Manx verteilte nochmals die genauen Einsatzparameter und sah dann Ken, Ran und Omi nach, die den Keller verließen. Ran drehte sich auf der Treppe noch einmal zu Yoji um. "Und vergiss nicht, dass du dir für Aya eine gute Ausrede ausdenkst." "Weil ich es ja auch so liebe, sie zu belügen..." Ungehalten grummelte der Blonde, gab aber für Ran ein als Zustimmung interpretierbares Geräusch von sich. Der Rothaarige blickte ihn ganz kurz mitleidig an, verschwendete dann aber keine Energien mehr auf den Freund seiner kleinen Schwester. Stattdessen verließ er endgültig den Keller und schloss die Kellertür hinter sich. Yoji erhob sich somit als Letzter von der Couch und rieb sich nachdenklich über das Kinn. Die Scheidungsrate von Ehen und die Trennungsrate von Beziehungen waren also dramatisch gestiegen in der letzten Zeit. Gut, das konnte vorkommen, aber doch nicht in dem Umfang. Perser hatte wohl mehr als nur Recht, wenn er hinter diesen Zufällen ein abgekartetes Spiel vermutete. Und außerdem sprachen die plötzlichen Einnahmen des Anwaltsbüros auch für die Richtigkeit des Verdachtes durch Kritiker. Er sah eine Zeit lang nachdenklich auf den Boden, als sich auf einmal zwei Hände um seinen Körper schoben. Zuerst dachte er, es wäre Aya, doch der Busen, der nun gegen seinen Körper presste, war eindeutig in einer Höhe anzufinden, die Aya noch lange nicht erreicht hatte. Er ließ seinen Blick auf die Arme wandern, die in einem roten Kostüm steckten. Was wollte Manx denn jetzt auf einmal? Er drehte den Kopf und sah ihr in die Augen. Ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter. "Was soll das, Manx? Lass das. Wenn Aya das sieht..." Er versuchte ihre Arme von sich zu lösen, doch ihr Griff war stahlhart. "Letzte Nacht hätte es dich nicht gestört, wenn die Kleine uns zusammen gesehen hätte." Sie blies die Haare aus seinem Nacken und hauchte einen Kuss auf seine Haut. "Ich will dich heute Nacht wieder spüren, Yoji. So wie gestern." Ihre Arme lockerten sich und eine ihrer Hände fuhr zu seinem Schritt hinab. Mit vorsichtigem Druck glitt ihre Hand über die empfindliche Stelle Yoji keuchte entgeistert, machte sich ruckartig von ihr los und starrte sie an. "Sag mal, geht es noch, Manx? Was soll der Scheiß?" Er kämpfte sichtlich um seine Fassung. Er hatte sich zwar nichts vorzuwerfen, aber Aya würde das sicherlich alles sehr seltsam vorkommen, wenn sie davon etwas mitbekäme. Und Ran würde gleich ganz ausflippen, weil er gerade erst anfing, ihm zu vertrauen. Manx Augen blickte ihn mit einem Hauch von Wut an. "Was willst du denn von dieser kleinen dummen Göre? Sie hat doch von nichts eine Ahnung. Das, was du mit ihr hast, ist doch nicht mehr für sie als das Spiel mit ihren Barbiepuppen. Du schläfst ganz sicher nicht so mit ihr, wie du es mit mir getan hast. Ich habe genau gespürt, dass es dich angemacht hat, mich so hart und leidenschaftlich zu nehmen." "Bitte?" Yoji glaubte sich in einem falschen Film zu befinden. Probehalber kniff er sich fest in die Wange, um sicher zu gehen, dass er nicht gerade einen wirklich wirren Traum hatte. "Ich weiß doch was los ist." Persers rothaarige Sekretärin trat langsam auf ihn zu und umrundete ihn wie eine Katze, während ihre grünen Augen fest auf sein Gesicht gerichtet blieben. Schließlich schmiegte sie sich dicht an ihn und rieb ihren Körper an seiner Seite. "Du willst die Kleine behalten, weil du keinen Ärger mit Ran willst. Wäre aber auch wirklich zu schade, wenn er auch nur ein Haar deines perfekten Körpers krümmen würde. Yojis Gesicht ähnelte einer entsetzen und gleichzeitig verwirrten Fratze aus einem Horrorkabinett. "Manx, bist du betrunken?" Vorsichtig blickte er sich im ganzen Raum nach jemandem um, der sie nun beobachtete. Wäre ja auch noch schöner, wenn das hier irgendwer sah. "Ja, trunken vor Liebe." Sie rieb ihren Kopf an seiner Schulter und schnurrte leise, während ihre Finger in seinen Nacken glitten und ihn zärtlich kraulten. Ihre andere Hand glitt unterdes wieder zu seinem Schritt hinab und übte einen leichten Druck auf diesen aus. Fast schon panisch stieß Yoji sie von sich und schüttelte hektisch den Kopf. "Bei dir hakt es wohl. Ich bin glücklich mit Aya. Dein Zug ist schon lange abgefahren, also behalt deine Flossen bei dir." Ein wenig erschrocken stellte er fest, dass ihr Gefummel nicht einmal die kleinste Reaktion in tieferen Regionen hinterlassen hatte. Allerdings war er auch stolz auf sich, da das für ihn eine wirkliche Treueversicherung für Aya war. Selbst dann, wenn sie von seiner Versicherung nichts wusste. "Jetzt stell dich schon nicht so an, Yoji. Du willst es doch auch. Letzte Nacht hast du es doch auch gewollte." Sie kam wieder langsam auf ihn zu, doch da suchte Yoji plötzlich das Weite. Entgegen seiner alten Playboy-Gewohnheit nahm er die Beine in die Hand und flitzte schon für seine Verhältnisse viel zu schnell zur Treppe hinüber. "Such dir erst mal einen Gartenschlauch, um dich abzukühlen. Und komm Aya nicht zu nahe. Ansonsten kriegen wir Ärger. Und das ziemlich heftig." Damit verschwand er aus dem Keller und schlug die schwere Tür hinter sich zu. Manx' Augen verschmälerten sich zu kleinen Schlitzen, die kleine giftige Pfeile zu verspritzen schienen. "Na warte, ich sorge dafür, dass dein kleines Spielzeug dir den Laufpass gibt, und danach gehörst du mir." Ihr Blut brodelte durch ihre Adern und hinterließ eine stete unangenehme Hitze in ihrem Körper. Erst ein heftiger Stich in ihrem Kopf ließ sie von ihren subversiven Gedanken gegenüber Aya abkommen und kurz irritiert blinzeln. Nachdem der Schmerz gegangen war, strich sie ihr Kostüm glatt und verließ ebenfalls den Keller. Aya stand in der Küche und kümmerte sich beinah schon liebevoll um das Abendessen, welches sie für Yoji und sich kochte. Zu ihrem gemeinsamen Abend gehörte auch nach ihrer Meinung ein romantisches Candle-Light-Dinner. Und dieses bereitete sie gerade zu. Da die vier Männer gerade im Laden zugegen waren, hatte sie dafür auch alle Ruhe. Zumindest dachte sie das, bis hinter ihre Schritte laut wurden. Die rothaarige Frau, Manx, in deren Auto sie aus dem Koma erwacht war, stand in der Tür und lächelte sie an. "Das riecht aber gut. Kochst du das für Yoji und dich?" Das junge Mädchen nickte strahlend. "Ja, ich habe mir gedacht, darüber freut er sich. Ich will ihn heute von vorne bis hinten verwöhnen." Fröhlich wendete sie sich wieder den Töpfen zu, rührte in einem den Inhalt um und trat dann wieder zur Seite an die Anrichte, um weiter Zutaten zu schneiden. "Da wird er sich ganz, ganz sicher sehr freuen." Manx trat langsam neben sie und hob von einem Topf den Deckel. Sie schnupperte und nickte. "Riecht gut." "Ja, und er mag es. Beim letzten Mal war er wirklich schwer begeistert. Und er hat fast alles bis auf den letzten Bissen weg geputzt." Aya schnitt gewissenhaft das Gemüse, welches als Füllung für das Huhn dienen sollte. Manx blickte ihr interessiert auf die Finger, ließ ihren Blick dann aber über die Gestalt von Rans kleiner Schwester gleiten. Was zum Geier fand Yoji an ihr? Sie war dürr, hatte nicht wirklich Figur, zumindest nicht so wie sie, und sie wirkte mit ihrer blassen Haut und den schwarzen Haaren wie eine lebendige Leiche. Zwar war das wohl noch ein Relikt ihres langen Komas, aber man konnte doch wenigstens etwas Make-up auftragen, um die Blässe zu kaschieren. Außerdem passte sie überhaupt nicht zu Yoji. Und das absolut und gar nicht. Er war ein Mann, der die schönsten und attraktivsten Frauen haben sollte. Und nicht nur so ein kleines Mädchen. Ein kleines wirklich hübsches Mädchen, aber es war nun einmal keine Frau. Dafür war Manx das und war fest davon überzeugt, dass sie genau das Kaliber Frau war, das gut für Yoji war. "Aya, ich hätte da eine Frage." Grüne Augen richteten sie auf das blasse Gesicht des Mädchens, das nun von dem Brett aufsah und sie anblickte. "Was denn?" Ihre tiefblauen Augen blickten Manx fragend und nichts Böses ahnend an. "Es ist wegen Yoji. Ich... ich sollte es dir vielleicht nicht sagen, aber... er war gestern Nacht bei mir." Manx blickte sie gespielt betrübt an. "Wieso denn? Er war doch gar nicht weg, oder?" Aya überlegte angestrengt. Weil sie heute eine Arbeit geschrieben hatte, hatten sie die Nacht nicht miteinander verbracht. Yoji hatte gesagt, er würde mit den anderen ins Kino gehen, was sie wohl auch getan hatten. Zumindest Ken war auch verschwunden. "Ach so, er wollte doch ins Kino. Was hat er denn bei dir gemacht?" Manx druckste rum. "Also, weißt du, es tut mir wirklich leid, aber..." Sie räusperte sich und legte einen Arm um Ayas schmale Schultern. "Er war bei mir, weil wir... er hat... wir haben..." Aya blickte sie verwirrt an. "Was denn? Hat er dir bei irgendetwas geholfen?" "So kann man es auch sagen, aber nein... wir haben miteinander... geschlafen." Manx sah Aya noch ein weniger betrübter an als zuvor. In Ayas Ohren begann das Blut heftig zu rauschen. Sie glaubte einfach nicht, was sie da hörte. Das war einfach nicht möglich. Das würde Yoji niemals... niemals würde er ihr das antun. Er... er betrog sie nicht. Niemals. "Das ist nicht wahr." Ihre Stimme war zu einem leisen Fiepsen geworden. Angestrengt kämpfte sie darum, nicht die Fassung zu verlieren. "Doch, es ist wahr." Persers Sekretärin drückte sie beruhigend näher an sich. "Es tut mir leid, aber ich finde es nicht fair, was du für ihn machst, und dann betrügt er dich nach Strich und Faden." "Du lügst. Er liebt mich. Er... er hat gesagt, er würde so etwas nicht tun. Das ist... du bist nur eifersüchtig." Aya machte sich wütend von Manx Armen los. Tränen stiegen in ihre Augen. "Yoji würde mir das niemals antun. Niemals, verstehst du. Er..." Manx wies mit dem Zeigefinger auf ihre Leistengegend. "Er hat ein Muttermal an dieser Stelle. Es sieht aus wie ein kleines Karo." Aus Ayas Augen rannen plötzlich die Tränen. Ohne genau hinzusehen, und dafür musste man Yoji sehr nahe sein, konnte man gar nicht erkennen, dass das Muttermal aussah wie ein kleines Karo. Immer und immer wieder schüttelte sie den Kopf. Von dem Lärm angelockt, steckte Yoji den Kopf zur Tür rein. "Süße? Alles in Ordnung?" Aya, die ihm den Rücken zuwendete, drehte sich langsam zu ihm um und blickte ihn aus roten Augen an. Verwirrt blickte er zu Manx, die mit einem hinterhältigen Grinsen in seine Richtung blickte und die Lippen zu einem anrüchigen "Du gehörst mir" formte. Schneller, als Yoji reagieren konnte, rannte Aya plötzlich an ihm vorbei, lief die Treppe hoch und stolperte auf halbem Wege. Sie fiel der Länge nach auf die Stufen und schlug sich das Kinn auf. Yoji setzte ihr nach. "Aya, Süß, was auch immer Manx dir erzählt hat, es stimmt nicht." Bevor er die Treppe erreichen konnte, rappelte die weinende Aya sich auf und lief in ihr Zimmer hoch. Die Tür flog hinter ihr zu, und der Schlüssel drehte sich im Schloss um. Die aufsteigende Übelkeit in seinem Inneren ließ ihn kurz verharren und einfach nur starr auf die Stelle blicken, von der Aya gerade verschwunden war. Erst, als sich zwei Hände auf seine Schultern legten und diese sacht drückten, löste er sich aus seiner Starre. "Warum hast du das getan, Manx?" "Weil ich dich nicht teilen will, Yoji..." Ihre Lippen streiften leicht sein Ohr, während sie in dieses hinein hauchte. Sein ganzer Körper begann vor Wut zu zittern. Was zur Hölle bildete diese Hexe sich eigentlich ein? Was brachte sie dazu, Aya so wehzutun? Warum verbreitete sie irgendwelche Lügen, von denen sie genau wusste, dass Aya sie nicht verkraften würde? "Fass mich nicht an." Vor Wut kochend wischte er ihre Hände von seinen Schultern, drehte sich zu ihr um und war versucht, die Hand gegen ihr dämlich grinsendes Gesicht zu erheben. Doch er beherrschte sich. Zwar nur schwerlich, aber er beherrschte sich. "Verschwinde von hier. Wenn ich dich noch einmal hier sehe, dann vergesse ich mich." Damit rannte er die Treppe in den ersten Stock hinauf. Ran erschien hinter Manx und blickte sie fragend an. "Was ist denn los?" Manx, welche sich mühsam ein paar Tränen in die Augen quetschte, drehte sich zu ihm um und warf sich in seine Arme. "Erst schläft er mit mir und dann lässt er mich fallen." Der Weiß-Leader erstarrte. Ein leises bedrohliches Grollen stieg in seiner Kehle empor. "Er hat mit dir..." Er hatte es die ganze Zeit gewusst, dass er Yoji nicht hätte trauen sollen. Und nun... nun hatte es sich bewahrheitet. Der verdammte Drecksack hatte Aya verletzt. Er hatte seine kleine Schwester verletzt, nur weil er seine Hormone nicht unter Kontrolle hatte. Mit einem nach Blut schreienden Blick blickte er die Treppe hinauf. Aus dem Obergeschoss drang immer und immer wieder Yojis Stimme. Yoji schlug verzweifelt mit den flachen Händen gegen Ayas Tür. "Aya, ich habe dich nicht betrogen. Wirklich nicht. Das musst du mir glauben." Nachdem Manx von irgendeinem ominösen Abenteuer mit ihm in Ayas Beisein gesprochen hatte, war diese fluchtartig in ihr Zimmer gestürmt. Und nun hörte er ihr lautes Schluchzen, das aus ihrem Zimmer drang. Auch konnte er immer wieder en leises "Das tut so weh" und "Das ist so gemein" vernehmen. "Bitte Aya, du musst mir glauben. Ich würde niemals eine andere Frau ansehen, geschweige denn sie anzufassen. Manx bildet sich etwas ein. Ich habe nicht mit ihr geschlafen. Die einzige Frau, mit der ich schlafen will, das bist du. Und du bist auch die Einzige, mit der ich seit Monaten geschlafen habe. Bitte, so glaub mir doch." Er ballte die Hände zu Fäusten und schlug fester gegen die Tür. Nachdem das aber nicht wirklich etwas brachte, ließ er seine Hände still auf dem Holz ruhen und lauschte stattdessen. Die Verzweiflung in seinem Inneren machte ihn fast wahnsinnig. Warum glaubte sie Manx und nicht ihm? Warum zweifelte sie an ihm? Er hatte ihr nie einen Anlass dazu gegeben. Niemals hatte er auch nur einer anderen Frau nachgesehen, seitdem sie zusammen waren. "Aya, bitte, ich liebe dich. Ich würde dir niemals so wehtun. Niemals in meinem ganzen Leben. Warum glaubst du mir denn nicht?" Er legte den Kopf an ihre Zimmertür und schloss die Augen, die sich urplötzlich unsagbar und unerträglich feucht anfühlten. Verzweifelt schlug er abermals gegen die Tür. Doch weiterhin drang nichts weiter als Schluchzen aus Ayas Zimmer, bis plötzlich Stille eintrat. Yoji lauschte in die Stille hinein. Aya rührte sich in ihrem Zimmer nicht mehr. Langsam bekam er es mit der Angst zu tun. "Schatz, geht es dir gut?" Er drückte die Klinke herunter, aber die Tür war nach wie vor verschlossen. Wieder kamen leise Geräusche in die Stille. Er hörte kleine Füße, die über den Teppich auf die Tür zukamen. Aya öffnete die Tür und sah ihn durch den Spalt an. "Warum hast du das gemacht? Warum hast du mich betrogen? Warum machst du das, wenn du sagst, du liebst mich? Warum reiche ich dir nicht? Ist es, weil sie hübscher ist als ich oder größer?" Ihre liefen die Tränen nur so über die Wangen. Ihre Augen waren bereits rot angeschwollen, glasig und blickten unsagbar traurig zu ihm auf. "Ich habe dich nicht betrogen. Wirklich nicht. Glaub mir das doch bitte." Sein Blick flehte regelrecht, aber Aya erhörte ihn nicht. "Du hast mir mehr wehgetan, als ich es verkrafte. Ich will dich nie... nie wieder sehen. Du bist für mich gestorben, Yoji. Endgültig gestorben." Damit haute sie ihm die Tür vor der Nase zu. "Aya..." Ein leises verzweifeltes Flüstern war das Einzige, das er noch über die Lippen brachte. Aus ihrem Zimmer hörte er ein geschäftiges Wühlen und dann öffnete sich abermals die Tür. Aya schmiss ihm alle seine Sachen, die er in der Zwischenzeit in ihrem Zimmer, obwohl seins nur drei Türen weiter war, gebunkert hatte. Sie stieg über die Sachen und ging zielstrebig zu seinem Zimmer, betrat es und suchte ihre Sachen zusammen. Zusätzlich trat sie noch an seinen Schreibtisch, nahm das Bild von ihnen beiden, welches auf selbigem stand, in die Hände, öffnete den Rahmen und zerriss das Photo. Während der ganzen Prozedur rannen Tränen über ihre Wangen. Yoji, der ihr gefolgt war, stand kopfschüttelnd in der Tür. "Süße, Manx lügt. Ich habe nicht mit ihr geschlafen. Wirklich nicht. Ich war doch die ganze Nacht..." "Nicht da." Aya funkelte ihn wütend an. "Du warst verdammt noch mal nicht da. Du wolltest mit Ken ins Kino, oder? Und, warst du da? Kann er bezeugen, dass du mit ihm da warst? Na... Er würde dich hundertprozentig genauso decken, wie du ihn decken würdest. Also verkauf mich nicht für blöd, Yoji. Ran hat mir schon vor langer Zeit erzählt, dass du einmal auf Manx scharf warst. Warum sollte sich das geändert haben?" Sie schlug wütend mit der flachen Hand auf den Tisch, was so unvorbereitet kam, dass er erschrocken in der Tür zusammenzuckte. Sie wollte sich an ihm vorbei drängeln, aber er ergriff ihren Arm. "Weil ich dich liebe. Weil ich dich verdammt noch mal liebe, Aya. Traust du mir das wirklich zu, dass ich dich betrüge. Denkst du so schlecht von mir?" Er ergriff ihre Schultern und hielt sie fest, obwohl sie sich aus seinem Griff befreien wollte. "Du musst mir glaube, Aya. Ich würde nie etwas tun, das dich verletzt. Niemals." "Lass mich los. Auf der Stelle." Ihre Augen schienen sich gänzlich geschwärzt zu haben. Ihr Blick strotzte nur so vor Hass. "Aya, ich..." Yoji versagte der Stimme. Und als er sie wieder fand, erhob sich hinter ihm eine weitere Stimme. "Nimm deine Finger von ihr, Yoji." Ran kam ins Zimmer, riss den Blonden barsch von seiner Schwester weg und zog Aya stattdessen in seine Arme. Diese begann auch direkt wieder heftig zu schluchzen, während sich ihre Finger in das Hemd ihres Bruders gruben. "Ich habe dich gewarnt, du elendes Stück Scheiße. Ich habe dir gesagt, dass du es mit mir zu tun kriegst, wenn du sie verletzt. Sobald sie sich einigermaßen beruhigt hat, bist du dran. Und dann gnade dir Gott und alles, an das du glaubst, du elender mieser dreckiger Heuchler. "Aber..." Yoji wollte die Hand nach Aya ausstrecken, aber Ran schlug diese unwirsch zur Seite. "Kommst du ihr noch einmal zu nahe, dann werde ich dafür Sorgen, dass nicht nur Tränen sondern auch Blut fließt. Und das wird dann deines sein." Sein Blick ließ keinen Zweifel daran, dass er diese Drohung in die Tat umsetzen würde. Bevor Yoji noch etwas einwenden konnte, brachte Ran Aya aus dem Zimmer des verstörten Weiß-Ältesten. Dieser war sich immer noch nicht ganz darüber im Klaren, was nun genau passiert war. Er wusste nur eins. So, wie die Dinge nun im Moment lagen, hatte er gerade auf unmissverständliche Art und Weise die Frau verloren, die er von ganzem Herzen liebte. Und dieses Bewusstsein führte dazu, dass er sich fertig auf sein Bett setzte und einfach nur noch gegen die Wand starrte. Er bohrte seinen Blick tief in die dicke Wand und das dahinter liegende Zimmer, nur um in Ayas Zimmer zu enden Aya lag schluchzend in Rans Armen und zitterte am ganzen Körper. Ihre kleine Welt, die Yoji mit ihr wiedererbaut hatte, lag in Schutt und Asche, weil der Mann, von dem sie gedacht hatte, er würde sie lieben, sie mit einer anderen Frau betrogen hatte. Unendlich Traurigkeit kroch durch ihren Leib und hinterließ in jeder noch so kleinen Ecke tiefste Leere und Verzweiflung. Wenn sie gerade in jenem Moment gestorben wäre, hätte sie es hingenommen. Sie hätte es hingenommen und wäre gegangen, weil ihr kleines Herz nicht fähig war, mit diesem Schmerz umzugehen, von welchem es nun heimgesucht wurde. "Warum hat er das getan, Ran? Warum? Das tut so weh." Ihre Tränen durchnässten sein Hemd. Ihr Bruder schüttelte von Verzweiflung gepackt, weil er ihr diesen Kummer nicht hatte ersparen können, den Kopf. "Ich weiß es nicht, Aya. Ich weiß es einfach nicht." Er presste den zitternden Leib des Mädchens fester an sich und suchte verzweifelt nach tröstlichen Worten. Doch alles, was er fand, waren Beschimpfungen gegen den Schmalspurcasanova, der endgültig sein wahres Gesicht gezeigt hatte. "Es tut mir so leid, Aya-chan. Wirklich." Aya antwortete ihm gar nicht. Sie presste sich nur noch fester an ihn und weinte bittere Tränen, die einfach nicht mehr versiegen wollten. Ran fasste unterdes den Entschluss, dass er es Yoji zurückzahlen würde. Er würde ihn so fertig machen, wie er in seinem Leben noch nie fertig gemacht worden war. Niemand tat das mit seiner Schwester. Und schon gar nicht er. Das in seinen Hassgefühlen für den Playboy auch ein leiser Hauch von Enttäuschung lag, weil sein eigenes Vertrauen gebrochen war, überging er einfach. Immerhin waren seine eigenen Empfindungen nun egal. Einzig Aya zählte, die sich wie unter Todeszuckungen in seinen Armen wand. Ken klopfte mit dem Ellenbogen vorsichtig an Yojis Tür an und drückte dann mit selbigem die Türklinke hinunter. Vorsichtig schob der Dunkelhaarige sich in den Raum. Er hielt ein Tablett in Händen. "Yoji? Du solltest etwas essen." Yoji lag unter seiner Bettdecke und hatte sich klein zusammengerollt. Er starrte stumm gegen die Wand und nahm den Jüngeren noch nicht einmal wahr. "Du kannst jetzt nicht anfangen und das Essen verweigern. Das bringt nichts. Weder dir noch Aya." Er biss sich bei der Erwähnung Ayas heftig auf die Unterlippe, weil Yoji plötzlich im Bett hoch zuckte. Er schaute Ken aus leeren Augen an. "Wie geht es ihr? Sie weint viel, oder? Sie hasst mich, habe ich recht?" Noch nie hatte Ken so viel Angst in der Stimme des Blonden gehört, wie er es nun tat, und es zerriss ihm fast das Herz. Während Omi sich auf die Seite der vermeintlich betrogenen Aya und des wütenden Rans geschlagen hatte, hatte er es vorgezogen, sich um Yoji zu kümmern. In all den Monaten, in denen er mit Aya zusammen gewesen war, hatte er nie eine andere Frau auch nur angesehen. Und Ken wusste es. Er wusste es, weil er ihn im Laden so oft beobachtet hatte, wenn eine Frau, die in Yojis Beuteschema passte, den Laden betreten hatte. Er hatte immer nur Augen für seine Aya gehabt. Warum sollte er sie dann nun auf einmal mit Manx betrügen? Gerade mit Manx, die ihm so oft eine Abfuhr erteilt hatte, dass es der Stolz des Playboys schon alleine verbieten sollte, dass er sie auch nur bei einem Annäherungsversuch ansah. "Sie weint ununterbrochen. Es geht ihr wirklich sehr schlecht. Dass sie dich hasst, glaube ich nicht. Sie ist nur enttäuscht und verwirrt. Und es tut ihr weh. Wahnsinnig weh sogar." Ken stellte das Tablett auf dem Schreibtisch ab und setzte sich auf den Schreibtischstuhl. Er blickte kurz auf das zerfetzte Bild von Aya und Yoji, richtete dann aber wieder den Blick auf den Blonden, der geknickt auf sein Bett hinab sah. "Ich für meinen Teil glaube nicht, dass du sie betrogen hast." Yoji blickte auf und nickte. "Ich würde sie niemals betrügen. Mein Gott, ich liebe sie. Ich liebe sie sogar mehr, als ich Asuka geliebt habe. Wie soll ich sie denn da bitte betrügen können?" Er raufte sich frustriert die Haare. "Aber warum sagt Manx dann so was? Hast du eine missverständliche Andeutung gemacht?" "Nein, habe ich nicht. Das hat heute im Keller angefangen. Sie hat mich betatscht und mir erzählt, ich wäre in der vergangenen Nacht ja so toll gewesen." Betrübte Augen hatten sich auf Ken gerichtet. Dieser seufzte erschlagen. "Hast du Aya nicht gesagt, dass wir im Kino waren?" "Das glaubt sie mir nicht. Manx muss ihr irgendwas erzählt haben, dass sie nicht einmal an ihren Worten zweifeln lässt." Er ließ sich zurück ins Bett fallen und sah starr hinauf an die Decke. "Ich habe Angst, dass ich sie wirklich verloren habe, Ken." Mitleidig blickte Ken ihn an. "Ich weiß. Aber gib nicht auf. Das klärt sich bestimmt alles. Sie liebt dich so sehr. Ich glaube, dass das nur der erste Schock ist. Wenn sie wieder klar denken kann, wird sie sich das noch einmal alles durch den Kopf gehen lassen. Da bin ich ganz sicher." Damit erhob er sich langsam von dem Stuhl, um das Zimmer zu verlassen. "Lass den Kopf nicht zu sehr hängen, Yoji. Ich stehe auf deiner Seite. Und egal, was Ran und Omi sagen, ich glaube dir." Leicht nickend, den Blick aber nicht von der Decke wendend, sah Yoji nur aus dem Augenwinkel, wie Ken das Zimmer verließ. Zwar war er Ken für seine Worte dankbar, aber sie trösteten nicht über die Leere in seinem Herzen hinweg, die Ayas Worte hinterlassen hatten. Und auch die Angst, dass er sie wirklich verloren hatte, konnten Kens Worte nicht tilgen. Das würden sie niemals können... Kapitel 14: Seelenqual ---------------------- Mit roten Augen, in die immer wieder die Tränen stiegen, saß Aya totenbleich in ihrer Klasse und versuchte so etwas wie einen Schein zu wahren, als der Lehrer versuchte, die Klasse in die hohe Kunst der Mathematik einzuführen. Aber leider wollten die Informationen über Pythagoras und Euklid die Ohren des jungen Mädchens nicht erreichen. Zu sehr hing sie ihren Gedanken und ihrem Schmerz über die schmähliche Tat ihres Freundes... ihres Exfreundes... nach, der sie mit einer Frau betrogen hatte, die sie einmal gemocht hatte. Das "Warum" war die einzige Frage, die Aya zurzeit interessierte und nicht die Lösung, die ihr Klassenkamerad gerade vortrug. Die Worte des Jungen gingen ungehört im Gehörgang der 16-Jährigen unter und verstummten. Sie verstummten so, wie sich es Aya auch von ihrem Schmerz wünschte. Sie wollte ihn nicht mehr fühlen, wollte nicht mehr daran denken, dass er wie ein schwarzes Loch alles in sich zog und nur noch undefinierbare Leere zurückließ. Wie hatte Yoji ihr das nur antun können? Und wieder dieses verdammte warum... Warum hatte er es getan? Warum schwor er ihr Liebe, und dass er sie nie verletzen würde, und dann das... Er hatte mit einer anderen Frau geschlafen, hatte sie berührt, geküsst, dieser anderen Frau etwas von Liebe und Verlangen erzählt, und das, obwohl nach seiner Aussage diese Dinge immer nur ihr zugestanden hatten. Tränen drängten sich in ihre wässrigen und leeren Augen. Körperlicher und seelischer Schmerz summierten sich zu einer allumfassenden Pein, so dass die zurückgedrängten Tränen schließlich doch siegten. Zumindest eine von ihnen, denn mehr gestand sich Aya nicht zu. Mehr Tränen wollte sie für den Bastard, den sie geliebt hatte, den sie immer noch liebte, nicht vergießen. Denn er verdiente es nicht, dass sie ihm nachtrauerte. Er verdiente überhaupt nichts. Nur noch Verachtung und ihren Hass. Doch leider war es nicht so leicht, Yoji zu hassen. Nicht, wenn sie genau wusste, dass sie ihn liebte. Und das tat sie, obwohl sie ihn hassen sollte und wollte. Ein enormer Widerstreit ihrer Gefühle tobte in ihrem kleinen gebrochenen Herzen und sorgte dafür, dass ihr jegliche Farbe aus dem Gesicht verschwand, dass ihr der Schweiß auf die Stirn trat und sich mit eben diesem ihre heißen Tränen vermengten. Ihre Brust fühlte sich an, als wolle sie zerspringen. In ihrer Kehle formte sich ein verzweifelter und schmerzhafter Schrei, der sich so sehr nach Freiheit sehnte, dass das junge Mädchen es kaum noch aushielt. Selbst den besorgten Blick ihrer besten Freundin Reika nahm sie nicht wahr. Das andere Mädchen machte sich langsam wirklich Sorgen. Aya war am Morgen bereits zur spät zur Schule gekommen. Und seit Tagen nahm sie keine Anrufe mehr an. Und dann am Sonntag der Anruf von Ayas Freund, von Yoji, der sich so schrecklich verzweifelt angehört hatte und sie angefleht hatte, sie möge besonders gut auf Aya, seine große Liebe, Acht geben. Zwar verstand Reika immer noch nicht, was zwischen ihrem höchstpersönlichen Traumpaar vorgefallen war, aber wenn selbst der sonst so souveräne und coole Yoji Kudoh sich aufgelöst anhörte, dann musste es wirklich schlimm gewesen sein. Als Aya sich verstohlen über ein Auge wischte, entschied sich Reika für das einzig Richtige. Zumindest von ihrer Warte aus. Sie hob den Arm, stand auf und neigte knapp den Kopf vor ihrem Mathelehrer. "Entschuldigung, Herr Kakei, aber Aya und ich sollten noch kurz in die Turnhalle. Wir haben einen Termin mit unserer Trainerin und na ja, wir haben vergessen, Ihnen bescheid zu geben." Zwar blickte der Mathelehrer im ersten Moment äußerst irritiert zu Reika und danach zu Aya, doch dann nickte er und führte unbehelligt seinen Unterricht fort. Die neugierigen Augenpaare, die sich auf sie beide gelegt hatten, interessierten Reika nicht im Geringsten, als sie die weggetretene Aya von ihrem Stuhl zerrte und hinter sich herzog. Erst als sie mit dem Mädchen auf dem Schulhof angekommen war und sie auf eine Bank gedrückt hatte, blickte Aya kurz auf. Dann schaute sie wieder auf den Boden, während sich vereinzelte Tränen zu einem Rinnsal und dann zu einem ganzen Bach formten und feuchte Spuren auf ihren bleichen Wangen hinterließen. "Was ist denn los, Aya? Erzähl schon. Ich sehe doch, dass etwas nicht stimmt." Reika setzte sich neben die Freundin, zückte ein Taschentuch und wischte ihr vorsichtig die Tränen aus dem Gesicht. Aya schüttelte daraufhin nur schwach den Kopf, dennoch in gewisser Weise erleichtert, dass ihre beste Freundin ihr einen Trost spenden wollte, der den Schmerz nicht tilgen können würde. "Bitte, sag mir, was los ist. Du leidest, Aya. Ich mag dich so nicht sehen. Das macht mich so unendlich traurig." Reika ließ ebenfalls den Kopf hängen und fühlte sich plötzlich überfordert. Noch nie hatte Aya sich so geziert, sich ihr anzuvertrauen. Sie waren schon so lange miteinander befreundet und nun das... Immer noch schweig die Schwarzhaarige und starrte auf ihre weißen Knie hinab, die im Sonnenlicht zu strahlen schienen. Erst nach einer langen Weile, in der Reika sie letztendlich in den Arm genommen hatte, wurde ihre Stimme ganz leise verlautbar. "Yoji hat mich betrogen." Gequält nagte sie an ihrer Unterlippe, wagte nicht, den Blick zu heben und ihre Freundin anzusehen. Zu groß war die Scham, dass ihr Freund ihr so etwas angetan hatte. "Be... betrogen? A... aber Aya, er liebt dich. Er liebt dich so sehr. Das... das ist doch gar nicht zu übersehen. Du bist Yojis Welt. Wenn du nicht bei ihm bist, sieht er immer ganz geknickt aus und..." Mit plötzlicher Klarheit verstand sie, warum Yoji sie am Vorabend angerufen hatte. Auch verstand sie endlich, warum er sie gebeten hatte, dass sie auf Aya acht geben sollte. Aber war das wirklich die Handlungsweise eines Mannes, der seine große Liebe betrog? Und warum sollte er sie überhaupt betrogen haben? Immerhin hatte sie selber einmal mit Yoji über Aya gesprochen, und da war es nur zu deutlich gewesen, wie sehr er sie liebte, und das er sich kein Leben ohne sie hatte vorstellen können. Aya schluchzte leise. "Er hat es aber getan, Reika. Mit einer Frau, die ich kenne. Der ich vertraut habe. Und.. und... er war früher schon einmal sehr hinter ihr her. Doch bis jetzt... Er hat mit ihr ge... geschlafen und dabei... Er hat doch immer gesagt, er liebt mich und ich wäre... ich wäre..." Sie schlug die Hände vor ihr Gesicht und weinte hemmungslos. Der Schmerz schwappte über ihr zusammen wie eine Flutwelle. Und Reika konnte nur zusehen, wie ihre Freundin innerlich einen Tod nach dem anderen starb, da sie sich außer Stande sah, das Mädchen zu beruhigen. In Gedanken schmiedete sie tausend Mordpläne gegen Yoji und dennoch sagte ihr ihr Inneres, dass dieser so etwas einfach nicht getan haben konnte. Immerhin war es wirklich so, dass Aya zu so etwas wie seinem Leben geworden war. Aya war für ihn sein Ein und Alles. Warum sollte er sie dann betrügen? Fragen über Fragen und eine Freundin, die kurz vor dem Nervenzusammenbruch stand. Und dann auch noch die nervende Schulglocke, die die Pause ankündigte. Schwer seufzend erhob Reika sich und hockte sich vor Aya auf den Boden. Sie strich ihr behutsam die Tränen aus dem Gesicht und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. "Was hältst du davon, wenn ich dich nach der Schule zu einem großen Eis einlade? Wir waren so lange nicht mehr zusammen in der Eisdiele. Und ich denke, dass das dein seelisches Gleichgewicht wieder etwas verbessert." Kurz blickte Aya sie fragend und verwirrt an, nickte dann aber schließlich. Urplötzlich fiel sie ihrer Freundin um den Hals und schniefte nochmals. "Danke Reika. Danke, dass ich wenigstens noch dich habe." "Natürlich hast du mich doch. Weißt du noch. Du bist doch auch immer für mich da, wenn ich dich brauchst." Erst, als die fragenden Blicke anderer Schüler abermals auf ihnen hafteten, drückte Reika Aya von sich und erhob sich aus ihrer hockenden Position. "Aber jetzt lass uns zuerst mal was essen gehen. Mir ist schlecht vor Hunger. Und du siehst auch so aus, als wenn du gleich vom Fleisch fallen würdest." Ein knappes Nicken, und das, obwohl sie gar keinen Hunger hatte, war Ayas Antwort, als sie sich langsam erhob und ihren Rock provisorisch glatt strich. Dann folgte sie dem größeren Mädchen zurück in die Schule. Yoji lehnte mit betrübtem Blick an seinem Auto und blickte durch die Gitter, die das Schulgelände umsäumten, zu Aya, vor welcher Reika auf dem Boden hockte. Zwar hatte er dem Mädchen bei seinem Anruf nicht gesagt, warum sie auf Aya achten sollte, aber er war überaus froh, zu sehen, dass sie es tat. Aya brauchte nämlich zurzeit jeden Freund, den sie kriegen konnte. Und das, weil Manx irgendeinen Mist erzählt hatte, der bar jeglicher Realität war. Wie konnte dieses verdammte Weib nur behaupten, er hätte mit ihr geschlafen? Wie hatte sie das nur behaupten können? Nicht mal im Traum hätte er sie angefasst, da es für ihn seit Monaten bereits nur noch eine Frau gab, und diese war nun einmal Aya. Aya war die einzige Frau, die er lieben wollte, mit der er schlafen wollte, und welche ihm so sehr am Herzen lag, dass ihr Verlust sein Herz fast zum zerspringen brachte. Er sehnte sich so sehr nach ihr und ihren Berührungen, nach ihren Küssen und ihrer glockenhellen Stimme, die ihm morgens, bevor sie zur Schule ging, ein sanftes "Ich liebe dich" ins Ohr hauchte. Doch seit drei Tagen durfte er ihre Stimme nicht mehr an seinem Ohr hören, dürfte ihre Lippen, die seine Ohrmuschel streiften, nicht mehr spüren, denn seit drei Tagen wurde sie von Omi und Ran von ihm abgeschottet. Die Beiden ließen nicht einmal Sichtkontakt zu und begleiteten sie auf Schritt und Tritt, nur damit er nicht die Chance hatte, mit ihr zu sprechen und ihr angeblich noch mehr Leid zuzufügen. Und dabei wollte er ihr kein Leid zufügen. Er wollte sie ausschließlich in seinen Armen halten, sie an sich drücken, küssen und ihr sagen, dass er nur sie liebte, dass sie die einzige Frau für ihn sei und er sie niemals betrogen habe. Denn das hatte er wirklich nicht getan. Nicht einmal im Ansatz. Er hatte ja nicht einmal mehr eine andere Frau angesehen, seitdem er mit ihr zusammen war, aber all das konnte er ihr nicht begreiflich machen. Zum einen, weil man ihn nicht ließ und zum anderen, weil seine Wort wohl nur auf taube Ohren bei ihr gestoßen wären. Yoji wischte sich verhalten über die Augen. Sie waren plötzlich feucht geworden und immer wieder drängte sich neue Nässe aus seinen Tränendrüsen hervor. Es tat so verdammt weh, nicht bei ihr sein zu können, ihr nicht beistehen zu können, während sie ihn so dringend brauchte. Der Blonde fischte in seiner Hemdtasche vorsorglich nach seiner Sonnenbrille und setzt sie sich auf die Nase. Immerhin musste niemand sehen, dass ihm immer mehr Tränen in die Augen traten. Das war seine Privatangelegenheit und sollte keine übereifrigen hilfsbereiten Mädchen anlocken, deren Anwesenheit Aya noch auf dumme Gedanken bringen konnten. Allerdings würde Aya wohl sowieso keine Notiz davon nehmen, was er tat. Denn es lag nicht nur an der Abschirmung durch Ran und Omi, dass sie ihn nicht beachtete. Sie wollte ihn nicht beachten, was auch gar nicht mal so unverständlich wäre, wenn Manx' Anschuldigung Hand und Fuß gehabt hätte. Aber das hatte sie nun mal nicht gehabt. Umso mehr er hin und her überlegte, desto mehr drehte er sich im Kreis und kam schließlich zu dem Schluss, dass er mit Manx, die er eigentlich in nächster Zeit weder sehen noch hören geschweige denn an sie denken wollte, reden musste. Und zwar dringend. Nur sie konnte Licht in dieses unerträgliche Dunkel bringen, das die Ausmaße eines enormen Chaos annahm. Widerstrebend löste er den Blick von Aya, die gerade aufgestanden war, um Reika ins Innere der Schule zu folgen. Wie gerne wäre er jetzt zu ihr gegangen, hätte sie an sich gezogen, aber das ging nicht. Es ging nicht. Noch nicht. Bis seine Unschuld in dieser Sache bewiesen war. Aber selbst dann blieb es weiter fraglich, ob sie ihm dann wieder ihr Herz öffnen könnte. Vielleicht kam sie ja durch die ganze Sache zu dem Schluss, dass sie ohne ihn besser dran war. Yoji schüttelte vehement den Kopf. Das durfte einfach nicht geschehen, und an so was durfte er noch nicht einmal denken. Aya liebte ihn. Das wusste er. Und genau deswegen tat ihr die ganze Situation auch so schrecklich weh. Eine Situation, für deren Ausweg er nun sorgen musste. Innerlich mit sich kämpfend wendete er sich zu seinem Wagen um und stieg langsam und mit einem letzten Blick zur Schule ein. Dabei entging im ganz und gar, dass an einem Fenster ein 16-jähriges Mädchen stand und in seine Richtung blickte. Tränen rannen über ein bleiches Gesicht, das von schwarzen Haaren gerahmt wurde und so sehr an das Aussehen einer Todesanzeige erinnerte. "Gib es zu, Brad, ich bin ein Genie. Weiß zerwerfen sich wegen Abyssinians Schwester. Sie spalten sich." Schuldig lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen an die Wand in Brads Arbeitszimmer und grinste selbstgefällig. Die ganze Sache um die Untreue des blonden Weiß Rüden hatte er wirklich perfekt eingefädelt und solange Manx' tiefste und geheimsten Wünsche neuen Nährstoff bekamen, würde auch das Zerwürfnis weiter gären. Ein Zerwürfnis zwischen den vier Weiß, das schließlich Schwarz mit ungeahnter Kraft in die Arme spielen würde. "Gut, ich gebe es zu. Du hast es vernünftig gemacht. Nur rate ich dir, dafür zu sorgen, dass die Vier davon keinen Wind kriegen. Und vor allen Dingen bei Balinese solltest du aufpassen. Immerhin liegt ihm wohl mehr als allen anderen daran, dass aufgeklärt wird, dass er Abyssinians Schwester nicht betrogen hat." Der Amerikaner blickte von seinem Laptop auf und lehnte sich in seinem Bürosessel zurück. "Auch er wird nichts rauskriegen. Dafür sorge ich schon. Habe zurzeit eine Standleitung zu der guten alten Manx. Sobald er bei ihr ankommt, wird sie ihn anspringen und nach mehr Liebe lechzen. Und das, wo ihr Lover sie doch gar nicht anrühren mag... Und natürlich nicht so gut wäre, wie der eigentlich Lover." Der Deutsche strich sich viel sagend über den weißen Jackettkragen und blickte dann kurz auf seine manikürten Fingernägel hinab. Dass Manx so überaus attraktiv war, hatte das Unterwandern von Weiß zu einer noch viel angenehmeren Aufgabe gemacht, als der Lohn seiner Mühen es eigentlich schon war. Immerhin hatte sich das rothaarige Vollweib im Bett zu einer wahren Wildkatze entwickelt, welche auch schon mal gerne biss und kratzte, was ihm voll und ganz zusagte. Der Schwarzhaarige verdrehte die braunen Augen und neigte sich wieder vor, um auf seinen Laptop zu sehen. Zwar mochte Schuldig die Aufgabe gut erledigt haben, aber so viel Selbstverliebtheit und Selbstdarstellung war doch um einiges zu viel. Zu viel für Brads Geschmack, der sich eher auf das Dezente fixiert hatte. "Boss, sag mal, wie gehen wir als nächstes vor. Hast du dir schon etwas überlegt, wann wir das gegen die elenden Weiß einsetzen können? Ich meine, das ist doch die beste Gelegenheit, sie aus der Welt zu räumen. Und noch eine viel bessere, ein kleines trauriges Schwesterlein mit Zuspruch und Aufmerksamkeit zu überschütten." Grüne Augen blitzten listig auf, während sie sich auf den Amerikaner hefteten, der den Deutschen keines Blickes würdigte. "Die Gelegenheit wird kommen. Und solange hältst du Yo-tan von Manx fern. Meinetwegen auch anders rum. Und..." Brads giftiger und eisiger Blick richtete sich auf Schuldig, "...lass deine Griffel von der kleinen Fujimiya. Es ist weder die Zeit noch der Ort, sich um ein so junges Mädchen zu kümmern." Bei dem Wort kümmern, deutete Brad mit den Fingern Anführungsstriche in der Luft an, senkte kurz darauf aber wieder den Blick, um sich abermals auf seine Arbeit zu konzentrieren, die immer noch auf ihn wartete. Allerdings gereichte Schuldig der Befehl und das Verbot seines Leaders nur dazu, dass er sich vornahm, sich doch um die kleine Fujimiya zu kümmern. Immerhin war es seiner Ansicht nach ja schon fast ein Sakrileg, die arme Kleine mit ihrem Leid alleine zu lassen. So was machte ein Gentleman nicht. Und er schon gar nicht... "Wo ist dieser Nichtsnutz? Er hat Schicht." Mit einem Gesicht, das eisiger nicht mehr sein konnte, kam Ran in den Laden und sah sich wütend nach seinem neuen Todfeind um, der den verfluchten Namen Yoji Kudoh trug. Als er ihn aber nicht entdecken konnte, blickte er zu dessen neuem Busenfreund Ken Hidaka, der dazu übergegangen war, ihn geflissentlich zu ignorieren. Omi unterdes steckte den Kopf zur Lagertür raus, ignorierte Ken und zuckte in Rans Richtung mit den Schultern. "Keine Ahnung, wo er steckt. Er ist bestimmt bei Manx und beschwert sich bitterlich, dass sein Doppelspiel aufgeflogen ist. Ich hoffe, ihm fällt was ab." Damit verschwand der Blondschopf wieder im Lager. Ken schnaubte im gleichen Moment von Omis Verschwinden und begann innerlich zu kochen. Das Gehabe der Zwei Yoji gegenüber trieb ihn langsam aber sicher zur Weißglut. Immerhin konnte der Blonde nun wirklich nichts dafür, dass Manx anscheinend an akutem und schwerem Irrsinn litt. Er war immerhin selber der lebende Beweis dafür, dass Yoji in besagter Tatnacht mit ihm im Kino gewesen war. Aber irgendwie weigerten sich Omi und Ran beinah schon stoisch, ihn auch nur anzuhören. Und das spitzte die Situation im Weiß-Lager allmählich zu. Zwar hatte Ken sich nicht auf Yojis Seite schlagen wollen, aber nach dem Frontalangriff durch Ran und Omi am vergangenen Tag war es für ihn das einzig Richtige. Beim Frühstück war es wirklich nicht mehr schön gewesen, wie sie ihn geschnitten und dann immer wieder mit spitzen Kommentaren in den Boden gestampft hatten. Schließlich war Yoji gegangen, ohne auch nur einen Bissen seines Toasts zu sich genommen zu haben. Und Ken war ihm gefolgt und hatte versucht, Aufbauarbeit zu leisten, was aber reichlich schief gegangen war. Yoji hatte sich schließlich für den Rest des Tages in seinem Zimmer vergraben und vor sich hingegrübelt, sich immer und immer wieder gefragt, wie das hatte alles so weit kommen können. Und Ken... er hatte zusehen müssen, wie ein Freund langsam einging. Langsam aber sicher war Yojis sonst so strahlende Fassade gebröckelt und hatte nur einen kläglichen Rest des einstigen Casanovas, der gelernt hatte, nur noch eine Frau zu lieben, zurückgelassen. Kopfschüttelnd und in seinen nicht vorhandenen Bart murmelnd, band der Dunkelhaarige einen Blumenstrauß, den ein junger Mann für seine Freundin angefertigt haben wollte. Allerdings musste Ken gestehen, dass ihm zurzeit nicht nach solchen Tätigkeiten für solche Anlässe zu Mute war, weil einer seiner Freunde im Moment um seine Liebe kämpfe musste, weil da so ein dummes Weib... Als die Glocke der Ladentür schellte, hob er den Kopf. Sofort verengten sich seine grünen Augen zu schmalen Schlitzen, als er langes wallendes rotes Haare entdeckte, das sich nicht im geringsten von dem roten Kostüm der Frau abhob. "Ah... Manx..." Ran nickte ihr knapp zu. Zwar hatte er auch ein leichtes Hassgefühl auf sie, weil sie es Schuld war, dass Yoji schwach geworden war, und Aya nun leiden musste, allerdings dankte er ihr auf der anderen Seite mit seinem ganzen Herzblut, weil seine Schwester den Schmalspurcasanova nun endlich los war. Die Beziehung hatte bis zum jetzigen Punkt sowieso schon viel zu lange gedauert, und das Einzige, das daraus resultiert war, war, dass Aya sich zu einer jungen Frau entwickelt hatte, mit deren Allüren er nicht wirklich viel anfangen konnte. Seine Eltern hätten sich wahrscheinlich im Grab umgedreht, wenn sie miterlebt hätten, wie aus der schüchternen, wohl erzogenen Aya eine kleine Lolita geworden war, aber das war ja nun auch ausgestanden. Seine Schwester erschien wieder sittsam und brav. Zwar bedeutete das, dass sie momentan litt wie ein Hund, aber das war wohl nicht zu vermeiden gewesen. Alles hatte seinen Preis. Auch die rückkehrende Vernunft in einen verwirrten 16-jährigen Geist. "Wie geht es Aya?" Manx trat neben ihn und schaut ihn mitfühlend an. Innerlich jubilierte das rote Gift allerdings, weil sie den Sieg über das kränklich erscheinende Mädchen davon getragen hatte. Ihr war es immer noch unbegreiflich, was Yoji jemals an ihr gefunden hatte. Immerhin war die Kleine bleich, annähernd dürr und nun gut... hübsch ja, aber wirklich nicht herausragend schön, so wie sie es selber war. Außerdem fehlten Aya jegliche Attribute, die ein Mann an einer Frau anziehend fand. Zumindest sah man sie bei ihr nicht. Nicht richtig... "Wie soll es ihr schon gehen? Sie wird es überleben, wenn es nicht mehr so schrecklich weh tut. Aber das wird es wohl weiterhin, wenn dein Stecher ihr immer wieder über den Weg läuft..." Der rothaarige unterkühle Weiß-Leader band sich gerade seine grüne Schürze um und schob die Ärmel seines orangen Pullovers bis knapp unter den Ellenbogen hoch. Manx ignorierte Kens Schnaufen, dass sich aus dem Hintergrund erhob und durchbohrte Ran mit einem glühenden und überaus verstimmten Blick aus grünen giftigen Augen. "Könntest du ihn bitte beim Namen nennen? So was besitzt er nämlich." "Der verdient keinen Namen. Nur nen abgehackten Kopf." Ran funkelte sie missgestimmt an, wendete sich dann von ihr ab, um mit der Gießkanne bewaffnet die ersten Blumen zu tränken. Allerdings blieb der gewünschte Effekt, nämlich der, dass er Manx loswurde, aus, weil sie ihm hinterher kam. "Könntest du bitte stehen bleiben, wenn ich mit dir spreche?" Ihre Stimme war zu einem eisigen Säuseln abgeschwächt, welches seine Gehörgänge zu vereisen schien. Doch Ran schüttelte nur den Kopf und murrte ein leises "Hab zu tun". Wütend stemmte die Rothaarige die Arme in die schmalen Hüften und tippte ungehalten mit den Fußballen auf den Steinboden des Ladens. "Was bildest du dir eigentlich ein, Ran? Du kannst vernünftig mit mir umspringen." Bevor Ran etwas sagen konnte, ließ Ken sich abermals aus dem Hintergrund vernehmen. "Nein, kann er nicht. Er liegt im Widerstreit mit sich. Auf der einen Seite verdammt er dich, weil Aya wegen dir leidet und auf der anderen Seite ist er dir sehr sehr dankbar. Er ist nichts weiter als ein Heuchler, der nicht glauben will, dass Yoji dich nicht angerührt hat, weil er an dem Abend mit mir im Kino war." Für jemanden, der Ken nicht kannte, tat dieser etwas, dass wohl für einen Fremden eine normale temperamentvolle Handlung eines aufgewühlten Geistes gewesen wäre, für den zweitjüngsten Weiß aber entgegen seiner ganzen Natur war. Mit Wucht schlug er den Blumenstrauß auf den Tresen, so dass sich im ganzen Raum abgebrochene Blütenköpfe und Blütenblätter verteilten und hier und da auch Stiele den Boden säumten. Von der daraufhin eintretenden Stille angelockt, steckte Omi wieder den Kopf aus dem Lager hinaus in den Laden und legte den Kopf schief, als er Kens bleiches und wutverzerrtes Gesicht erspähte. So hatte er den Dunkelhaarigen wirklich noch nie gesehen. Es schien fast so, als wenn der ruhende Weiß-Pol über den Tresen hechten und Ran an die Gurgel springen wollte. Allerdings würde er das dann zu verhindern wissen. Ken war nämlich im Moment genauso wie Yoji feindliche Front, da er stoisch versuchte, den Casanova zu decken und dessen Vergehen ungeschehen zu machen. Natürlich konnte Omi das nicht zulassen, da es hier um Aya ging. Und Aya war Sperrgebiet für sämtliches Verletzen, Belügen und traurig machen. Niemand verletzte sie, und schon gar nicht Yoji, der für ihn zum Abschaum des Abschaums auf eine Stufe mit Schwarz gehörte, seit er ihr so wehgetan hatte. Immer noch wurmte es ihn, dass Aya auf den blasierten Schönling reingefallen war. Und wieder einmal wünschte er sich, er hätte es frühzeitig verhindern können. Er hätte sich nur ein wenig mehr Mühe geben müssen, aber nein... er hatte ja den Fehler begangen, an Yoji zu glauben. Und nun trugen sie alle die Quittung für diesen Irrtum davon. Für einen Irrtum, für den Aya jetzt auf ganz schreckliche Art und Weise leiden und büßen musste. Und das... das hatte sie eindeutig nicht verdient. Nicht sie, wo sie in ihrem jungen Leben schon so viel hatte durchmachen müssen. "Halt die Schnauze, Hidaka. Das geht dich einen feuchten Dreck an. Geh zu deinem Busenfreund und halt ihm das Händchen, während er sich ne neue Frau aussucht, die er durch die Mangel drehen kann. Wenn du nett bitte bitte sagst, kriegst du vielleicht auch eine ab." Ran schenkte ihm einen seiner überaus unterkühlten und tödlichen Blicke aus tiefen und unergründlichen Augen. Es war einer dieser Blicke, die er auch Reiji Takatori hatte zuteil werden lassen, als er ihm bei dem menschlichen Schachspiel begegnet war. Damals hatte er Rache geschworen und auch bekommen. Und jetzt... jetzt würde er auch Rache nehmen. An allen, die am Leide seiner Schwester Schuld waren. Und dazu gehörte auch Ken, weil er mit dem Feind sympathisierte. Ken öffnete hastig die Schürze hinter seinem Rücken, zog sie über den Kopf und knallte sie auf den Tresen. "Weißt du was, Fujimiya... Das mache ich jetzt auch. Ich gehe zu meinem Busenfreund und werde eine Frau suchen, die seiner würdig ist. Die ihn liebt, und welche er liebt. Und rat mal, wer das ist... Deine Schwester. Ich lasse nicht locker, bis die beiden wieder miteinander im Reinen sind. Und du... du kannst mich nicht daran hindern." Damit verließ er vor Wut kochend den Laden, schnappte sich seine Jacke und seine Motorradschlüssel und dampfte gen Garage ab. Bevor Ran überhaupt reagieren konnte, erklang im Laden das Geräusch eines aufheulenden Motors und das Quietschen von Reifen, welche sich quälten, als eine Bremse bei zu hoher Geschwindigkeit losgelassen wurde. "Wenn er wirklich daran denkt, die beiden wieder zusammenzubringen, dann bringe ich ihn um." In einem heftigen Wutanfall donnerte Ran die leere Plastikgießkanne auf den Boden. Manx schreckte heftig zusammen und Momoe, die gerade in den Laden kam, fiel fast vom Schlag getroffen in Ohnmacht. Omi schüttelte nur heftig den Kopf und überlegte ganz kurz, dass Yoji wirklich froh sein konnte, dass er im Moment nicht zugegen war. Denn dieses Inferno war gerade tödlicher als eine Feuersbrunst in Australien. Grüne selbstgefällig glitzernde Augen in einem Gesicht, das von orange schimmernden langen Haaren gerahmt wurde, blickten aus dem Seitenfenster einer roten Reisschüssel, wie ihr Besitzer sie nannte, zum Laden der Weiß-Attentäter. Schuldig freute sich ein wahres Loch in den Bauch, als er der heftigen Auseinandersetzung zwischen Abyssinian und Siberian über ein paar Wanzen im Laden folgte. Der ganze Plan fruchtete. Und wenn es weiter zu solchen Zerwürfnissen zwischen Weiß kam, dann würde noch nicht mal ein Auftrag zu deren Ende führen, sondern einfach das Blut, das aus ihren Leibern floss, nachdem sie sich gegenseitig zerhackt hatten. Fröhlich grinsend startete Schuldig seinen Wagen und fuhr just in dem Moment ab, als ein Roadster vor dem Laden parkte, und ein niedergeschlagener Yoji mit hängendem Kopf und Schultern aus dem Wagen stieg, um sich durch die Haustür ins Haus zu schleichen. Sofort hielt der Deutsche den Wagen noch einmal an und betrachtete grinsend die zusammengesunkene Gestalt seines persönlichen Erzfeindes. Wie oft hatte dieser Kerl ihm das Leben schon zur Hölle gemacht? Wie oft hatte er sein Leben schon fast beendet? Und nun... nun würde er, Schuldig, dessen Name Programm war, ihm das alles heimzahlen. Auf Heller und Pfennig. Und vielleicht... nur vielleicht würde er sich erbarmen, die arme unschuldige kleine Aya Fujimiya aus dieser Rückzahlung herauszuhalten. Allerdings waren die Chancen darauf noch geringer, als das er freiwillig von seinen zerstörerischen Gedanken dem ältesten Weiß gegenüber ablassen würde. Erst als Yoji im Haus verschwunden war, gab der Deutsche wieder Gas und verschwand von der Straße, auf der der Blumenladen lag. Kapitel 15: Auftrag mit Komplikationen -------------------------------------- "Hältst du es wirklich für sinnvoll, wenn du mit auf die Mission kommst, Yoji? Ran kocht immer noch und ich bin mir nicht wirklich sicher, dass er nicht doch bei erster Gelegenheit "aus Versehen" auf dich losgeht." Ken musterte den Freund mit gemischten Gefühlen, als dieser sich seinen langen Knöchellangen Mantel anzog und nach seinen Handschuhen griff. "Was denkst du, was passiert, wenn ich nicht mitgehe? Ran wird neuen Zündstoff erhalten. Und die, die es vernehmlich zu spüren kriegt, ist Aya. Ich will nicht, dass er ihr dadurch wehtut, dass er ihr erzählt, wie schlecht ich bin. Wenn sie mich schon ignoriert, dann soll sie nicht auch noch durch die Erwähnung meines Namens gequält werden. Das ist unfair." Yoji zog die Handschuhe über seine Hände und schloss als letztes die Uhr um sein Handgelenk. Und das, obwohl im selber nicht wirklich wohl war bei dem Gedanken, mit dem cholerischen Ran auf eine Mission zu gehen. Ken lehnte sich an die Wand in Yojis Zimmer und blickte auf den Fußboden hinab. "Wenn Aya wüsste, was für ein Glück sie mit dir hat, dann würde sie zu dir zurückkommen. Da bin ich mit ganz sicher. Felsenfest sogar." Der Blonde zuckte mit den Schultern. "Selbst wenn sie es wüsste, würde es sie nicht interessieren. Und vielleicht ist es auch besser so. Schau mich doch mal an. Ich bin einundzwanzig Jahre und führe das Leben eins... ich weiß es nicht. So benimmt sich kein 21-Jähriger. Niemals im Leben. Niemand in meinem Alter ist ein Attentäter. In meinem Alter stehen Parties auf der Tagesordnung und Frauen. Unzählige Frauen. Aber ich... ich bin ein Mörder, der tagsüber in einem Blumenladen arbeitet. Tolle Sache das..." "Sei nicht so hart zu dir. Außerdem würdest du Aya gar nicht kennen, wenn du kein Weiß wärst. Wäre dir das lieber? Wäre dir das wirklich lieber, wenn du für den Verzicht auf deinen Beruf auch Aya verlieren würdest. Ich meine endgültig." Grüne Augen hefteten sich auf ein Gesicht, das einst immer frisch, entspannt und jung ausgesehen hatte. Doch jetzt schien all das verschwunden zu sein. In den wenigen Tagen, die Aya nun nicht mehr mit Yoji sprach, war dieser totenbleich geworden, sah für seine Verhältnisse geradezu alt und fertig aus und zudem überaus verkniffen und verspannt. Da war nichts mehr in diesem Gesicht, das einmal den besonderen Reiz des Playboys ausgemacht hatte. Der Reiz schien verloschen wie eine Kerze. Manchmal drängte sich Ken der Verdacht auf, dass Yoji momentan einfach keinen Sinn mehr darin sah, sich zu Recht zu machen. Der Blonde trug momentan auch einen Drei-Tage-Bart, welchen er unter normalen Umständen noch nicht einmal wachsen ließ. Ihm schien schlichtweg alles egal. Ganz so, als wäre der Sinn seines Lebens mit Aya gegangen. Und genau das machte Ken Sorgen. Wirklich enorme Sorgen. Yoji antwortete direkt auf Kens Frage und schüttelte heftig den Kopf. "Natürlich wäre mir das nicht lieber. Aber was ist mit ihr? Sie müsste nicht so oft weinen, wenn es mich nicht in ihrem Leben gäbe. Sie hätte dann nie geweint, weil ihr niemand hätte wehtun können." "Yoji, du hast ihr nicht wehgetan. Das war Manx und nicht du. Du warst an dem Abend mit mir im Kino. Gib dir nicht für Dinge die Schuld, die jeglicher Realität entbehren. Es ist Unsinn, wenn du dich damit so fertig machst. Du bist ihr nicht fremdgegangen. Und ich denke auch nicht, dass du es jemals getan hättest. Ich weiß, wie sehr du sie liebst. Und wenn Omi und Ran wollten, wenn sie wirklich in sich gehen würden, dann wüssten sie es auch, aber die beiden sind im Moment zu sehr auf das Wohl von Aya fixiert, als dass sie einen klaren Gedanken fassen könnten. Einen klaren, realistischen Gedanken." Ken holte tief Luft. Eigentlich hielt er nicht so lange Ansprachen, aber die Umstände, wie sie nun gerade vorlagen, machten dies unabdingbar. Und Yoji brauchte solche Worte. Zwar nicht so dringend, wie er Aya brauchte, aber er brauchte sie. "Mmh..." Der Blonde blickte kurz zu ihm und dann an die Decke. "Vielleicht hast du Recht, aber... Ich weiß einfach nicht. Es ist alles so kompliziert. Auf der einen Seite weiß ich ja, dass ich mir nichts vorzuwerfen habe, aber auf der anderen... Ich bin so schrecklich verwirrt. Wenn ich niemals so ein Playboy gewesen wäre, dann hätte Aya niemals einen Grund sehen müssen, an meiner Liebe zu ihr zu zweifeln." "Ich bin mir noch nicht mal so sicher, dass sie wirklich an deiner Liebe zweifelt. Sie ist einfach nur verletzt, weil Manx ihr da diesen Floh ins Ohr gesetzt hat." Der dunkelhaarige Weiß band sich seinen Pullover um die Hüften und ließ dann knapp den Blick über Yoji gleiten. "Bist du fertig?" Der Andere nickte nur ganz leicht und schloss seinen Mantel. "Tust du mir einen Gefallen? Hältst du mir kurz Omi und Ran vom Hals?" "Was hast du denn vor?" Grüne Augen verengten sich leicht und musterten Yojis unnatürlich blasses Gesicht. "Später..." Damit verschwand er aus seinem Zimmer und schlich über den Flur, während Ken runter zu Omi und Ran ging und diese in ein oberflächliches Gespräch vertiefte. Als Yoji der Stimmen aus dem Flur gewahr wurde, drückte er die Klinke von Aya-chans Tür hinunter. Zum Glück hatte sie die Tür nicht abgeschlossen, womit er eigentlich fest gerechnet hatte. Das Zimmer lag bereits in tiefer Finsternis, da das junge Mädchen am nächsten Tag in die Schule musste und deswegen ihren Schlaf brauchte. Kurz blieb Yoji geradezu andächtig in ihrem Zimmer stehen und atmete tief den Geruch in ihrem Zimmer ein. Wie sehr sehnte er sich danach, hier wieder mit ihr die Nächte zu verbringen. Doch das war im Moment unwichtig, wichtig war nur, dass er ihr noch etwas sagte. Selbst dann, wenn sie schlief und nicht davon mitbekam. Ganz leise schlich er an ihr Bett und kniete sich auf den Boden. Vorsichtig zog er die Decke, die ihr bis unter den Bauchnabel gerutscht war, wieder über ihre Schultern und strich ihr anschließend ein paar Haare aus der Stirn. "Ich musste dich vor dem Auftrag noch einmal sehen, Aya. Dein Bruder ist so wütend und ich weiß auch nicht, ob ich genug Konzentration aufbringen kann, um mich auf die Mission zu konzentrieren. Ich... ich wollte nur... also..." "Yoji..." Mit einem schwachen Lächeln drehte Aya ihm den Rücken zu und vergrub den Kopf in ihrem Kopfkissen. Bei der Erwähnung seines Namens zog sich ihm die Kehle zusammen, da er kurz geglaubt hatte, sie wäre wach geworden, aber leider war dem nicht so. Es war nur ein Traum. Nur ein Traum, in dem sie seinen Namen erwähnen konnte, ohne zu weinen... Nachdenklich ließ er seinen Blick über ihren schmalen Rücken gleiten und versuchte zu verstehen, was gerade in ihr vorging. Immerhin hasste sie ihn am Tage mit einer solchen Inbrunst, dass es ihm fast schlecht wurde. Und dann jetzt in der Nacht... Jetzt flüsterte sie seinen Namen, als wenn sie ihn nie gehasst hätte... So sehr er sich allerdings auch anstrengte, er wollte nicht zu einer Lösung für dieses Mysterium kommen. Das Einzige, was ihm also blieb, war ein tiefes Seufzen, und die Hoffnung, dass sie eines Tages nicht nur in der Nacht so sehnsüchtig seinen Namen hauchen würde. Allerdings hatte die Erwähnung seines Namens eins gebracht. Er traute sich nun etwas, an das er vor wenigen Minuten noch nicht einmal in seinen Träumen gedacht hätte. Als er sich erhob, neigte er sich über Aya und hauchte einen federleichten und sanften Kuss auf ihre Wange. "Schlaf gut, Süße. Und träume weiter Dinge, die dir nicht wehtun." Damit wendete er sich von ihr ab und schlich aus dem Zimmer, ohne zu bemerken, dass Aya sich in ihrem Bett rumrollte und ihm aus mehr als nur wachen Augen nachblickte. "Und du pass auf dich auf, Yoji. Ich will nicht, dass dir etwas passiert." Das Mädchen zog die Decke über ihren Kopf und begann ganz leise zu schluchzen. "Ich warne dich, Balinese, wenn du sie geweckt hast und es ihr wieder schlechter geht, dann schlachte ich dich..." Die silbrige Scheide von Abyssinians Katana blitzte unheilvoll im Licht der Straßenlaternen vor dem Büro des Anwalts auf, dessen Machenschaften Weiß untersuchen sollten. Allerdings hörte Balinese seinem Leader nicht einmal wirklich zu. Er starrte nur in den Himmel empor und hielt mit seinen Augen einen vereinzelten Stern gefangen, den er Aya zu ihrem Halbjährigen mit Urkunde geschenkt hatte. Bombay hob eine Braue und musterte Balinese mit einem gehässigen Blick, schaute dann aber zu Abyssinian. "Lass ihn. So werden wir ihn vielleicht doch noch los." "Könnt ihr damit bitte mal aufhören? Wir haben eine Mission. Und wir sind nur zusammen stark." Siberian murrte unwillig und schob sich zwischen die Blicke von Abyssinian und Bombay, die auf Balinese gerichtet waren. Dann stupste er nach hinten mit seinem Ellenbogen Balinese in die Seite, so dass dieser endlich wieder in die Realität zurückfand. "Du hast jetzt keine Zeit, deinen Liebeskummer zu pflegen. Wir haben einen Auftrag. Und die beiden da sind kurz davor, dich abzustechen." Er nickte zu Ayas Bruder und zu ihrem persönlichen Bodyguard hinüber, dessen blauen Augen eine Spur von blankem Hass auf Yoji zeigten. "Mmh..." Balinese blickte zu den beiden hinüber, raffte dann, von den hasserfüllten Blicken doch schwerer getroffen, als er es erwartet hatte, die Schulter, schob sich an Siberian vorbei und ging, ohne noch auf die anderen zu achten, auf das Bürogebäude zu. Amethystfarbene Augen und Blaue blickten sich kurz an, schienen zu beratschlagen und setzten dann blitzschnell dem Weiß-Playboy nach, da man ihm auf keinen Fall die Leitung über solch einen Auftrag überlassen konnte. Siberian blieb etwas hinter den Dreien und schüttelte nur leicht den Kopf. Soviel Dämlichkeit, wie sie sich zurzeit in Ran und Omi paarte, gab es so schnell nicht noch einmal. "Ich setze alles, was ich in meinem Portemonnaie habe, dass Abyssinian später noch über Balinese herfällt und ihn abstechen will, weil dieser nicht das macht, was er soll..." Ein Gesicht, umrahmt von orange anmutendem roten Haar, das so sehr dem Antlitz eines Engels gleichen konnte, wenn sein Träger es wollte, erinnerte gerade vielmehr an die Fratze eines Teufels. "Könnte sein." Prodigy verengte die Augen zu schmalen Schlitzen und ließ den Blick über die vier Weiß gleiten, die sich Zugang zu dem großen Bürokomplex verschafften. "Ich kann ihnen ja helfen..." Berserkers Stimme erklang unheilvoll aus den Schatten, aus welchen er trat, als das Licht des Mondes sich gerade bis zu dem Schuppen auf dem Dach, auf welchem Schwarz nun standen, ausgebreitet hatte. Das fahle Mondlicht fing sich in seinen schlohweißen Haaren und ließ sie silbrig schimmern, wodurch seine ganze Gestalt kurz etwas Irisierendes an sich hatte. Mastermind verzog leicht das Gesicht und schüttelte mit einem theatralischen Seufzen auf den Lippen den Kopf. "Du würdest ihnen ja nur zu deinem eigenen Nutzen helfen. Hast schon so lange niemanden mehr geschlitzt, der nicht du selbst war." "Ich kann ja auch dich schlitzen..." Die tiefe Stimme des Iren ließ sich in der tiefen Nacht kaum vernehmen, klang dadurch aber besonders drohend. "Es reicht, wir haben etwas anderes zu tun..." In einem beigen Anzug gekleidet, stand Oracle auf der steinernen flachen Brüstung, die den Rand des Daches umgab. "Wir haben Besuch. Und zwar einen, der gleich sämtliche Gemüter überkochen lässt." Mit einem knappen Nicken deutete er in eine kleine schmale Seitengasse hinab. Sofort war auch Mastermind neben ihm, dessen Grinsen leicht an das des Jokers erinnerte. "Hat Yo-tan doch das Wunder von Tokyo vollbracht?" "Was meinst du?" Prodigy erschien ebenfalls neben ihm und blickte in die Tiefe hinab. "Fehler... Eindeutiger Fehler..." "So kann man es sagen, aber uns gereicht es zum Vorteil..." Oracle schob sich seine Brille an der Nasenbrücke zu Recht und blickte zu einem der Büros hinüber, in dessen Dunkelheit Leben gekommen war. "Die sind schneller, als man ihnen es zutrauen sollte." Mastermind lachte leise. "Die wollen ja auch zum gemütlichen Teil der Nacht übergehen: Balinese am Spieß." "Und dabei ist Kannibalismus doch verboten..." Berserker ließ sich abermals vernehmen und erschien plötzlich hinter den drei anderen Schwarz. "Ich würde ihn aber gerne für die beiden aus seiner Haut schälen..." "Du bist widerlich..." Das Gesicht des Deutschen verformte sich kurz zu einer angewiderten Fratze, dann machte er auf dem Absatz kehrt und schlenderte ein Stück über das Dach. "Wenn ihr erlaubt, kümmere ich mich um unseren ungebetenen Gast..." "Um unseren willkommenen Gast...", verbesserte Oracle ihn, nickte dann aber. "Pass auf, dass sie nicht zu früh vor Angst schreit." "Sie schreit wenn überhaupt nur vor Freude, weil sie mal ein anderer Mann anfasst als ihr läufiger Rüde." Damit verschwand der rothaarige Deutsche und ließ die anderen drei Schwarz auf dem Dach zurück. Prodigy räusperte sich leise. "Ob er meint, er wäre weniger läufig?" "Wenn es ihm Spaß macht..." Oracle trat ebenfalls von der Brüstung zurück und winkte Prodigy und Berserker hinter sich her. "Wir haben zu tun, meine Herren." "Ich glaube, ich habe die Unterlagen..." Bombays Finger flogen über die Tastatur des Computers im Büro des Anwalts. "Glaube, ist nicht gleich wissen..." Es war Balinese spitze Bemerkung, die zum ersten Mal in solch einer Form über seine Lippen kam, während er die Akten in den Aktenschränken durchblätterte. "Du musst gerade von Wissen reden, du bist doch dümmer als ein Stein." Abyssinians Stimme erhob sich aus dem Nebenzimmer und bekam sofort Kontra aus Siberians Richtung. "An deiner Stelle würde ich den Rand halten. Es zeugt nicht von sonderlich viel Intelligenz, was du seit Tagen mit ihm abziehst." Abyssinians kalte und fast schneidende Stimme drang abermals aus dem Nebenzimmer hervor. "Wenn er Aya nicht beschissen hätte, dann müsste ich nicht so mit ihm reden." "Aya ist alt genug, um das selber zu klären. Wer alt genug ist, mit seinem Freund ins Bett zu steigen, ist auch alt genug, um so was alleine auszufechten..." Die Stimme des Sportlers mutete immer unwilliger an. Die Erwähnung von Aya und ihm im Bett, rief dann auch wieder Balinese auf den Plan. "Hallo?! Geht es noch? Was ich mit meiner Freundin..." "Ex-Freundin..." Bombays Stimme. "...Freundin mache, geht keinen etwas an. Ich mische mich auch nicht in euer Sexualleben ein." Der Blonde murrte ungehalten und murmelte leise Verwünschungen vor sich hin. "Mag daran liegen, weil wir unser Sexualleben nicht so breit trampeln, wie du es tust. Das, was du mit Aya gemacht hast, war ja schon nicht mehr schön. Und ich war sicher nicht darauf aus, meiner Schwester zuzuhören, wenn du sie durchnimmst." Der Ton des Rothaarigen näherte sich immer mehr einer Lautstärke, die für die Ohren aller Anwesenden nicht mehr ertragbar war. "Und? Dich stört doch nur, dass es ihr gefallen hat..." Wütend haute Yoji die Schublade zu und stierte zur Tür des Nebenzimmers, in der plötzlich Ran auftauchte. Dieser hatte bereits sein Katana gezückt und erinnerte gerade mehr an ein tollwütiges Wildschwein, denn an den ruhigen Blumenverkäufer, der er sonst immer war. "Ich bringe dich um, jetzt..." "Bitte..." Es surrte leise, als Yoji den Draht aus seiner Uhr riss, ihn um die andere Hand wickelte und fest anspannte. "Dann komm doch." Ran ließ sich nicht lange bitten und stürmte mit einem lauten Wutgebrüll auf Yoji los. Das Katana hielt er hoch erhoben, so dass dessen Scheide vom fahlen Mondlicht in einen eisigen Glanz getaucht wurde. Omi war versucht, Ran zu unterstützen, als Yojis Draht surrte und sich um die Scheide des Katanas wickelte, allerdings hielt Ken ihn zurück und schüttelte den Kopf. "Das ist eine Sache zwischen den Zwei. Damit haben wir wirklich nichts zu tun." Ganz langsam und kaum merklich nickte der jüngste Weiß. Dieses Mal konnte selbst er Ken nicht widersprechen. Mit einem Ruck, den Ran über seine Schulter hinweg und nach hinten ausführte, befreite er sich wieder aus der Lage, in die er sich durch seine Unbeherrschtheit gebracht hatte. Das freie Katana hielt er augenblicklich wieder gerade auf Yoji ausgerichtet und ließ es in Höhe von dessen Bauch leicht hin und her kreisen, ganz so, als wenn er die Stelle aussondieren wollte, in die er die Klinge rammen wollte. Yoji unterdes beobachtete ihn nur aus wachen Augen, denen keine noch so kleine Bewegung des Rothaarigen entging. Schon alleine, weil sein Draht eher für den nahsten Nahkampf geschaffen war, oblag es nun seiner Auffassungsgabe, ihn vor Rans Attacken zu schützen. Rans Beine, welche die Angriffsposition einnahmen - eins leicht angewinkelt hinten und das andere eingeknickt vorne - spannten sich langsam an, bis er pfeilschnell nach vorne hechtete und mit dem Katana nach Yoji schlug, der nach hinten zurücksprang, dabei aber gegen einen Schreibtisch stieß und kurz davor stand, das Gleichgewicht zu verlieren. Sofort setzte der Rothaarige ihm nach und nutzte die kurze Schwäche seines Gegners aus, indem er mit dem Katana nach dessen Hand schlug. Yoji zog seine Hand allerdings rechtzeitig zurück, machte einen neuerlichen Satz nach hinten und schaffte es schließlich, wieder so etwas wie sein Gleichgewicht zu finden, was er direkt dazu ausnutzte, den gelockerten Draht anzuspannen, ihn leicht aus seinem Griff zu lassen, so dass sich im Flug eine Schlaufe bildete, die sich um Rans Hals legte und sich langsam zuzurrte. Allerdings schob sich vorher Rans Katana in die kleiner werdende Schlinge, was ihn zwar vor dem Tod durch Erdrosselung schütze, aber gleichzeitig vor das Problem stellte, dass sein eigener Kopf wie Butter von einem Messer geteilt würde, wenn Yoji richtig an seinem Draht ruckte, da die scharfe Klinge auf sein Gesicht ausgerichtet war. Ein kleiner lebensbedrohlicher Fehler, den er sich sonst niemals geleistet hätte. "Wie fühlt man sich, wenn man davor steht, sich selber nieder zurichten und nicht einmal was dafür kann?" Yojis grüne Augen sprühten eisige Funken, und er schien wirklich mehr als nur versucht, den Draht noch weiter zu straffen. "Was geht es dich an? Freu dich doch einfach, dass es so ist." Ran knirschte mit den Zähnen und versuchte, die Schlinge mit der stumpfen Seite des Katanas weiter aufzudrücken. "Du bist so ignorant, Ran. Glaubst du wirklich, dass mir das hier Spaß macht? Denkst du wirklich, ich würde Aya hiermit wehtun wollen? Wie blind bist du eigentlich?" Die sonst so oft viel zu einschmeichelnde Stimme des ehemaligen Playboys nahm einen Kältegrad an, der sogar Ran zusammenzucken ließ. Und auch Omi und Ken ging es nicht besser, denn beiden lief eine eisige Gänsehaut über den Rücken. "Warum sollte dich das stören, ob du ihr wehtust? Es störte dich ja auch nicht, als du sie mit Manx betrogen hast." Kurz erschien es so, als würde der Rothaarige fauchen wie eine Katze, allerdings war der dafür Verantwortliche Ken gewesen, der mit den eingezogenen Krallen seiner Bugnugs über den Schreibtisch gekratzt hatte. "Ich habe sie nicht betrogen. Versteh das doch endlich mal. Ich war mit Ken im Kino. Ich würde Aya niemals... niemals wehtun." "Blabla..." Ran schnaubte wütend und blickte hasserfüllt in Yojis Augen. "Wer soll dir glauben? Wer? Du bist der größte Schürzenjäger in ganz Japan und du willst treu sein? Einem 16-Jährigen Mädchen, das vor dir noch nicht einmal einen Jungen geküsst hat?" Anstatt ihm zu antworten, nickte Yoji nur knapp und lockerte dann langsam den Draht, selbst auf die Gefahr hin, dass Ran das ausnutzen würde, um ihn wieder anzugreifen. Allerdings kam es nicht soweit, da plötzlich eine körperlose Stimme den Raum erfüllte und nicht nur die beiden Streithähne heftig zusammenzucken ließ. "Findest du es nicht auch erquiekend, wie dein Bruder und dein Stecher sich um dich streiten? Da könnte man glatt annehmen, dass der eine dem anderen nicht deine Gunst gönnt..." Ein leises Wimmern begleitete die gehässig gestellte Feststellung, das für geübte Ohren eindeutig zu Aya gehörte, die vor Schuldig im Raum erschien. Den Mund von der Hand des Deutschen bedeckt, welche nass von viel zu vielen Tränen war. "Aya..." Ran blickte ungläubig zu seiner Schwester, während Yoji einzig zur Salzsäule erstarrt war, und das junge Mädchen anblickte, als wäre das alles nur ein böser Traum. Aya ihrerseits blickte nur kurz zu ihrem Bruder, dann aber zu Yoji. In ihrem Blick lag mehr als nur eine Entschuldigung dafür, dass sie ihnen gefolgt war. Es lag auch eine Entschuldigung für all die Tage, in denen sie ihn hatte bluten lassen, in diesem Blick. Und auch, wie sehr es ihr leid tat. Wie sehr ihr alles Leid tat. Noch ganz kurz blieb Yoji totenstill, dann erhob er eine Stimme, die ängstlicher klang, als alles, was die anderen Weiß jemals von ihm gehört hatten. "Schuldig, ich flehe dich an, lass sie los. Sie hat nichts hiermit zu tun. Sie hat auch nichts mit dem Disput zwischen euch und uns zu tun. Sie ist eine Unschuldige, die du hier reinziehst." "Ach? Da sagst du mir ja was, das ich noch gar nicht gewusst habe." Die Stimme des Schwarz' troff vor Ironie und Gehässigkeit. "Allerdings denke ich, dass unser kleiner Gast hier dein Problem mit Abyssinian noch etwas anheizen dürfte. Er sieht dich nämlich gerade an, als wenn er dich schlachten wollte." Mit einem knappen Blick zur Seite registrierte Yoji, dass der Deutsche Recht hatte. Ran stierte ihn so wütend an, dass selbst die Wut eines Berserkers nur ein Windhauch zu sein schien. Sogar glaubte der Blonde, kleine schwarze Gewitterwolken über dem Kopf des Rothaarigen zu erkennen, allerdings war das wohl nur eine Illusion, die ihm Schuldig in den Kopf gepflanzt hatte. "Mmh... Ranilein, willst du ihn nicht langsam mal von seinem Elend befreien? Er hat doch deine Schwester betrogen, und das schreit schon nach bitterer Rache." Schuldig grinste für seine Verhältnisse fröhlich, was sich einmal wieder in einer Art Joker-Grinsen zeigte. Gleichzeitig machte er sich über den Kopf des Rothaarigen her und pflanzte ihm nahezu verbotene Bilder ein, die Yoji sowohl mit Aya und Manx beim Geschlechtsakt zeigten und schließlich das weinende Mädchen, dass halb zusammenbrach, weil sein Freund es betrogen hatte. Ken bemerkte als Erster den Wandel, den Ran durchmachte und der sich vornehmlich in dessen Augen zeigte, die von jetzt auf gleich leer wirkten. Auch die wie in Zeitlupe wirkende Bewegung von Rans Arm, als dieser sein Katana anhob und auf Yoji zupreschte. Da dieser aber die Augen immer noch auf der panischen Aya hatte, bemerkte dieser das erst, als Ken ihn brüllend darauf hinwies. "Yoji, pass auf. Er hat Ran manipuliert." "Hm?" Yoji schoss herum und blickte dem anstürmenden Ran entgeistert entgegen und griff nach Ayas Meinung zu langsam nach seinem Draht. Die plötzliche Panik hatte dazu geführt, dass das Mädchen dem Deutschen irgendwie in die Hand gebissen hatte und sich so kurz ihre Stimme erkämpfen konnte. "Yoji! Pass auf!" Sie versuchte sich verzweifelt aus Schuldigs Umklammerung zu kämpfen und wurde erst in dem Moment losgelassen, als Schuldig die Chance auf ein grandioses und blutiges Final kommen so. Zu dem Zweck versetzte er Aya einen Stoß in den Rücken, so dass die 16-Jährige genau in die Arme ihres Freundes taumelte, auf den immer noch ihr tollwütiger Bruder zustürmte. Allerdings hatte Schuldig nicht mit der Geistesgegenwart von Omi gerechnet, der einen seiner Dartpfeile in seine Armbrust gelegt hatte und auf Ran schoss. Der Pfeil traf dessen Hand und sorgte somit dafür, dass der Rothaarige einer leichten Richtungsänderung unterlag, deren Korrektur Yoji die Zeit gab, Aya und sich aus der Gefahrenlinie zu schaffen. Das geschah allerdings derart, dass er mit Rans Schwester, die er fest in seinen Armen hielt, auf den Boden knallte und über ihr zum liegen kam. Der Schmerz in der verletzten Hand war es dann aber auch schließlich, der Ran wieder zur Vernunft brachte. Verwirrt und mit wieder klaren Augen schüttelte er den Kopf und blickte entgeistert auf die Stelle, auf welcher Yoji zuvor noch gestanden hatte. Dann vernahm er das Schluchzen, das seitlich zu ihm aufstieg und erblickte Yoji, der sich gerade etwas aufrappelte und Aya, die sich verzweifelt und ängstlich an ihm festklammerte. Dass der Blonde sie so dicht an sich drückte, passte ihm zwar nicht, aber sein Kopf, in dem immer noch viel zu viele wirre Gedanken hausten, ließ keinen Widerspruch zu. "Entzückend, Schuldig... Der große Auftritt ist wohl richtig in die Hose gegangen." Brads Stimme ließ sich aus einer dunklen Ecke vernehmen. "Sei nicht immer so geltungsbedürftig." Rotglühende Augen glimmten neben Brads Gestalt auf und sorgten dafür, dass die Fenster anfingen, unheilvoll in ihren Fassungen zu wackeln. Kurz glaubte Omi an ein aufziehendes Unwetter, doch dann wurde auch er der Augen gewahr. "Prodigy..." Das Wunderkind trat aus den Schatten hervor und blickte ihn gelangweilt an. "Schnelle Auffassungsgabe..." "Yoji, wer ist das alles?" Aya blickte den Blonden, an den sie sich immer noch klammert, fragend an. "Niemand, Süße. Ich bringe dich jetzt erst mal hier weg." Vorsichtig erhob er sich und half Aya auf, die immer noch nicht gewillt war, ihn loszulassen. Murrend ließ sich Ran hinter ihm vernehmen. "Ja, bring sie hier weg. Das wird hier gleich ungemütlich." Yoji nickte, zog Aya, die entgeistert zu ihrem Bruder blickte, zur Tür, kam aber nicht weit, weil plötzlich Farfarello erschien und die Tür hinter sich schloss. "Die Erlaubnis zum Wegbringen des Gastes wird hiermit verweigert." Wie nach Blut gierende Zombies rückten die vier Schwarz plötzlich auf die vier Weiß und Aya zu, die panisch aufschrie, als Schuldig auf Yoji zusetzte. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ (c) by Sandra Wronna/Merenwen Kapitel 16: Aufatmen -------------------- Fühlt sich ein Tiger hinter Gittern in Bedrängnis gebracht, zieht er sich langsam aber sicher in eine Ecke zurück und beobachtet den Feind, um ihn zu studieren. Er lernt, wie sich sein Gegner bewegt, er lernt, wie sein Gegner denkt und fühlt, und er lernt, wie schnell und stark er sein muss, um seinen Gegner zu verletzen, um zu siegen... Yoji zog sich ebenfalls in eine Ecke des geräumigen Büros zurück, als Schuldig mit einem breiten Grinsen auf Aya und ihn zukam. Auch er sah dem Unvermeintlichen, seinem Feind, ins Auge, kreierte in Windeseile Schlachtpläne in seinem Schädel, die ihm den Sieg einbringen sollten. Allerdings hatten diese Pläne einen Schwachpunkt, und dieser klammerte sich gerade verzweifelt an ihn, war nicht gewillt ihn loszulassen, aus Angst, ihn zu verlieren. Aya presste ihr Gesicht fest in seine Seite, an ihn gedrückt durch seinen Arm, der ihr trotz der Situation so etwas wie Sicherheit spendete und diese zugleich verhieß. "Ich habe Angst, Yoji." Das junge Mädchen begann heftig zu zittern und kämpfte gegen die aufsteigende Übelkeit an, die immer schlimmer wurde, umso schneller Schuldig auf Yoji und sie zukam. "Keine Angst, ich bin bei dir, Süße." Mit der freien Hand strich Yoji über Ayas schwarze Haare und blickte dann zu Schuldig hinüber, um diesen mit einem wütenden Blick zu durchbohren. Immerhin war es eine Sache, wenn der verrückte Deutsche nur ihn angriff, aber dann auch noch seine kleine Aya mit hinein zu ziehen.... Darauf stand definitiv die Todesstrafe. Nur leider behinderte Aya ihn gerade bei deren Vollstreckung, da er nun in erster Linie auf sie acht geben musste, "Ist das nicht niedlich? Der notgeile Pudel macht sich tatsächlich Sorgen um ein Kleinkind. Putzig..." Der Deutsche zischelte leise, als er lachte und wirkte kurz wie eine Viper, die bei der nächsten Bewegung ihres Opfers zuschnappen würde. "Halt sie da verdammt noch mal raus, Schuldig." Aus dem Augenwinkel bemerkte Yoji jetzt erst, dass Ken bereits in einen erbitterten Kampf mit Farfarello verwickelt war, der gerade blitzschnell auf einen Tisch sprang und von diesem dann mit gezücktem Rapier auf Ken zustürzte. Der Dunkelhaarige versuchte den Angriff mit den Krallen seiner Bugnugs zu blocken, allerdings schaffte der irre Ire es, die Klinge beinah schon galant durch die Krallen zu dirigieren und Ken so im Gesicht eine lange blutige Wunde zu verpassen. Allerdings ließ sich der Weiß nicht von dieser Attacke aus dem Konzept bringen und hechtete seinerseits auf den Europäer zu, der mit einem süffisanten und völlig irren Grinsen seinen Degen hob und ihn mit einer knappen Geste heranwinkte. Als Yoji bewusst wurde, wie gefährlich die Sekunden gewesen waren, die er sich auf Ken konzentriert hatte, zog er Aya noch etwas fester an sich und wendete sich mit ihr im Arm Schuldig so zu, dass dieser erst an ihm vorbei müsste, um an die junge Frau zu kommen. Schuldig lachte bei dem Versuch nur amüsiert auf und schüttelte kurz den Kopf. "Du weißt genau, dass ich an sie kommen könnte, wenn ich nur wollte. Ich könnte sie sogar zu mir kommen lassen... freiwillig... und sie würde darum betteln, dass ausnahmsweise ich sie einmal nehme und nicht du. Also gib dir keine Mühe. Wenn ich es wollte, würde dein kleiner süßer Schatz ganz leicht mir gehören." So ungern der älteste Weiß das auch zugab, aber da hatte Schuldig leider recht. Wenn dieser es wollte, würde Aya nach seiner Pfeife tanzen. Und wie das aussah, wollte Yoji sich beim besten Willen nicht vorstellen. Schon gar nicht, weil Aya doch so ein sanftes, liebenswürdiges und auch hilfloses Wesen war. "Yoji..." Wie auf Kommando wimmerte Aya an seiner Seite ganz leise. Die Angst kroch langsam in einem Übermaß durch ihren kleinen Körper und hinterließ in allen Gliedern und Organen eine eisige Todeskälte, die ihr die Luft abzuschnüren drohte. Kurz war Yoji versucht, Schuldig trotz ihrer Anwesenheit anzugreifen, da dies aber nicht mit seinem Inneren vereinbar war, löste er Aya von sich und schob sie mehr oder minder hinter seinen Rücken. Dann wendete er sich Schuldig zu und blickte ihn beinah unterwürfig an. "Wenn du sie gehen lässt, dann kannst du alles haben, was du willst. Sie sollte nicht mit hinein gezogen werden. Sie hat niemandem etwas getan. Auch dir nicht. Es ist nicht fair, sie mit in diese Sache hineinzuziehen." Der Deutsche verharrte einen Moment in seiner Bewegung und schüttelte dann den Kopf. "Vergiss es, die Kleine gehört mit zur Büroausstattung. Bevor ich sie gehen lasse, lasse ich mir von Farf ein Auge ausstechen..." Da sich der Ire angesprochen fühlte, wendete er sich dem Deutschen zu und blickte ihn knapp an. Als der Andere allerdings den Kopf schüttelte, zückte er in einer fließenden schnellen Bewegung drei Messer und warf diese nach Ken, welcher vom Boden absprang und auf einem wackeligen Stuhl landete, der leider etwas zu nah an Ran stand, der urplötzlich ebenfalls aus dem Gleichgewicht zu kommen drohte und schwankte, nachdem Brad ihm einen Kinnhaken verpasst hatte. Der Amerikaner lachte finster, fühlte er sich nun doch noch überlegener, als er es eigentlich schon war. "Vielleicht können wir deine Schwester ja noch einmal für unsere Experimente einspannen. Falsch wäre es sicherlich nicht. Immerhin war sie bereits einmal ein würdiges Versuchskaninchen..." Rans Augen flammten auf. Mit einem kurzen Blick zu Aya erlangte er sein Gleichgewicht zurück und stürmte erneut mit erhobenem Katana auf Brad zu. "Ich lasse dich bluten, Crawford. So lange, bis das letzte Blut aus deinen Adern gewichen ist." Allerdings gelang es Ran noch nicht einmal einen Schlag mit dazugehöriger Wunde an dem Amerikaner gut zu machen, da dieser seinen Angriff, Sekunden, bevor er diesen ausgeführt hatte, bereits vorhergesehen hatte. So wich Brad nur mit dem Oberkörper etwas zur Seite aus und sorgte dafür, dass die silberne Klinge ins Leere ging, er aber bei Ran einen gezielten Schlag in den Magen mit seiner Linken setzen konnte. Aya, die das aus dem Augenwinkel hatte verfolgen können, und das, obwohl sie sich noch an Yojis Rücken klammerte, quietschte heiser den Namen ihres Bruders, der ein Stück in die Knie ging und sich mit der freien Hand kurz den Bauch hielt. Erschrocken und von Panik befallen, dass einer der Schwarz Aya etwas hinter seinem Rücken getan hatte, drehte Yoji den Kopf und linste über die Schulter zu ihr hinab, sah zwar, dass sie in Ordnung war, hatte dabei aber wieder einmal Schuldig vergessen, der urplötzlich vor ihm aufgetaucht war und ihm mit Wucht und wirklich hinterlistig in den Unterleib geboxt hatte. Zwar wurde der älteste Weiß kurz grün um die Nase, weil der Schmerz in Gefilde gezogen war, in die er besser nicht hätte ziehen sollen, hielt sich aber wacker aufrecht und schoss zu Schuldig herum, um ihm seinerseits einen Schlag zu verpassen, welcher den Deutschen ein Stück nach hinten taumeln ließ. Sofort zurrte Yoji seinen Draht aus seiner Uhr und ließ ihn auf Schuldig zu schießen, wo er sich um dessen Hals legte. Die zitternde und nun auch wieder weinende Aya krallte sich noch fester in seinen Mantel fest und war wirklich nicht mehr gewillt, ihn loszulassen, was Yoji erheblich in seiner Bewegungsfreiheit einschränkte, wodurch er den Draht um Schuldigs Hals nicht richtig festzurren konnte. Der Deutsche brauchte dadurch nur wenige Sekunden, um sich aus seiner misslichen Lage zu befreien. "Das könnte noch richtig interessant werden, Balinese. Ich bin nur mal gespannt, was du machen willst, wenn ich dich und deine kleine Freundin ohne Gnade angreife..." Yoji ließ den Draht in seine Uhr zurückschnellen und blickte Schuldig wütend an. "Wenn du meinst, ich mache es dir leicht, dann hast du dich geschnitten. Ich schütze Aya mit meinem Leben." "Wirklich heroisch... Nur der größte Held ist für seinen Schützling sinnlos, wenn der Held erst einmal tot ist. Ich hoffe, du verstehst, was ich meine..." Schuldigs Augen sprühten wahre Funken. Vorsichtig linste Aya um Yoji herum. Tränen kullerten über ihr Gesicht. Ihre Finger gruben sich tiefer und tiefer in den Rücken ihres Freundes, der sich vor ihr stehend alle Mühe gab, seinem Gegner nicht zu zeigen, als wie schmerzhaft er doch die Nägel seiner Freundin empfand. Schuldig schenkte Aya ein charmantes, wenn auch falsches Grinsen, woraufhin sie wieder hinter Yojis Rücken verschwand und abermals schluchzte. "Ich bringe dich hier weg, hab keine Angst, Süße. Ich passe auf dich auf." Wie ein Mantra murmelte Yoji diese Worte immer und immer wieder und versuchte, Aya dadurch zu beruhigen. Allerdings wurden die Schluchzer hinter seinem Rücken nicht leiser, sondern immer lauter. Erst, als neben ihm ein Tisch an die Wand krachte, genau an die Stelle, auf der kurz zuvor noch Omi gestanden hatte, verstummte das Mädchen. Nagi trat mit glühenden Augen neben Schuldig und fixierte kurz Yoji, nur um sich dann wieder nach Omi umzusehen, der hinter einer Kommode in Deckung gegangen war und seine Armbrust auf den jüngsten Schwarz anlegte. Binnen Millisekunden sirrte der eiserne Pfeil durch die Luft, schaffte es aber nicht, das telekinetisch begabte Wunderkind zu erreichen, da dieser den Pfeil ablenkte, so dass dieser auf Yoji zu schoss. Wie in Zeitlupe weiteten sich die Augen des Blonden. Sein Herz setzte kurz aus. Omis Ruf und Ayas Schrei hörte er nur wie durch eine Nebelwand, als sich der Pfeil in seine Brust bohrte, und er spürte, wie Adern und Venen durchtrennt wurden, und sich sein rotes warmes Blut heiß auf seine Organe ergoss und auch an dem Pfeil vorbei einen Weg nach draußen suchte. An seiner Seite trat Aya nach vorne und blickte mit großen Augen auf den Pfeil, der aus seiner Brust ragte. "Yo... Yoji..." Das Mädchen streckte die Hand nach dem Pfeil aus, allerdings ergriff er blitzschnell ihr Handgelenk und hielt dieses fest. "Nicht, es geht schon." Krampfhaft versuchte Yoji, Aya ein ehrliches Grinsen zu schenken, allerdings wurde der Schein dadurch zerstört, dass er hustete und dabei eine wahre Flut Blut seinen Mund verließ. Schockiert schüttelte das Mädchen immer und immer wieder den Kopf, löste seinen Griff um ihr Handgelenk und trat näher zu ihm. Aus panischen dunkelblauen Augen sah sie zu ihm empor, während neue Tränen einen Weg aus ihren Augen suchten. "Du... du hast gesagt, du bleibst immer bei mir, Yoji. Du... du musst das jetzt schaffen. Bitte." "Mir geht es doch gut, Süße. Wirklich..." Sein Gesicht wirkte im Dunkeln des Büros, das nur von den Lichtern, die von draußen kamen, erhellt wurde, aschfahl. Auf seiner Stirn bildeten sich langsam kleine Schweißperlen. In seiner Brust begann sein Herz heftig zu schlagen und versuchte, sein Blut weiter geregelt durch seinen Körper zu pumpen. "Aber... aber..." Weiter kam Aya nicht, da sich hinter ihr die Stimme des Mannes erhob, der sie hierher gebracht hatte. "Oh... Nicht anfangen zu weinen, Aya-chan. Deinem Freund wird es bald wieder besser gehen. Es dauert nicht mehr lange, dass er sich quälen muss. Das Leid ist bald vorbei. Dann hat er es hinter sich." Die gehässige Stimme klang so giftig durch den Raum, dass auch Ran und Ken endlich zu Yoji und Aya blickten. Und sogar Ran wurde es plötzlich etwas anders, als er Yoji, der mittlerweile in einer Blutpfütze stand und damit kämpfte, nicht in die Knie zu sinken, sah. Aya, die neben ihm stand, machte die Situation auch nicht viel besser, allerdings war es tatsächlich die Angst um Yoji, die ihn den Atem anhalten ließ und ihn dazu brachte, sich wie in Zeitlupe auf den ältesten Weiß zu zu bewegen und ihm helfend unter die Arme zu greifen. Sofort, als er der Hilfe gewahr wurde, ließ die Spannung in Yojis Körper nach, so dass dieser leicht in die Beine sackte. Dass Ran es war, der ihn hielt, bemerkte er nicht, denn im nächsten Moment setzte ein Schatten auf Aya zu. Geistesgegenwärtig und unter Aufbringen seiner letzten Kräfte, riss er den Draht aus seiner Uhr und ließ diesen zu dem Schatten zurren, der niemand anderes als Farfarello war, dessen Degen nur noch knapp einen halben Meter von Aya entfernt war. Dadurch aus seiner Starre befreit, sprang Omi hinter der Kommode hervor und lief zu Aya hinüber, um sich schützend vor das zitternde und schluchzende Mädchen zu stellen, das immer noch ihren Freund anblickte und immer wieder flüsterte, dass er versprochen habe, immer bei ihr zu bleiben. Yoji schenkte ihr einen trüben Blick und streckte die Hand nach ihr aus, als auch Ken sich zwischen Schwarz und Aya geschoben hatte. Allerdings war er nicht mehr fähig sie zu erreichen, da es schwarz vor seinen Augen wurde und er langsam in die Knie sackte, nur noch gehalten von seinem vor kurzem noch größtem Feind. "Und? Geht es dir besser, du Hypochonder..." Yoji schlug langsam die Augen auf und blinzelte gegen das grelle Licht an, das sich hartnäckig auf sein Gesicht gelegt hatte. Misstrauisch bewegte er die Augen durch den Raum und blieb schließlich unruhig auf Rans Gesicht hängen, der neben ihm zu sitzen schien und ihn für seine Verhältnisse amüsiert musterte "Gott, die Hölle ist doch schlimmer, als ich dachte..." Nahezu schlapp fasste er sich an den schmerzenden Kopf und schloss erneut die Augen. Ran zuckte knapp mit den Schultern. "Tut mir leid, dass nur ich es bin. Dein Himmel ist noch in der Schule, obwohl sie sich mit Händen und Füßen gewehrt hat, von deiner Seite zu weichen. Sie müsste aber jeden Moment wieder nach Hause kommen." Das leise Klopfen, welches von der Tür kam, ließ Yojis Herz kurz schneller schlagen, doch steckte nicht Aya ihren Kopf herein, sondern Ken, unter dem Omi ebenfalls ins Zimmer blickte. "Wie geht es dem Patienten?" Der Dunkelhaarige schob Omi vor sich ins Zimmer und blieb neben dem jüngsten Weiß stehen, der zu Yoji ans Bett getreten war. "Müde und schwindelig... Wo ist Schwarz? Warum bin ich hier? Und wieso ist der so nett zu mit?" Yoji nickte knapp zu Ran, der sich etwas zur Seite gewendet hatte und auf einem Nachttisch, der so gar nicht in die Erinnerung in Yojis Kopf passen wollte, zumindest was sein Zimmer anging, irgendwas machte. "Und wo bin ich überhaupt?" "Weg. Du bist schwer verletzt worden. Wahrscheinlich, weil du Aya beschützt hast. Und du bist in Ayas Zimmer." Omi war derjenige, der ihm antwortete und das überaus freundlich, wenn auch mit einem mehr als nur schuldbewussten Ton in der Stimme. "Mmh..." Mit mehr Kraftaufwand, als er ihn sich zurzeit leisten konnte, versuchte Yoji sich aufzusetzen. Allerdings musste er binnen Sekunden einsehen, dass seine schwachen Glieder ihm das nicht gestatten wollten, so dass er zurück in die Kissen sank, die bei genauerer Geruchsuntersuchung tatsächlich nach Aya rochen. "Wie spät ist es denn? Wenn gleich mein Himmel nach Hause kommt, sollte ich wenigstens gut aussehen." "Keine Sorge, du siehst für sie gut genug aus. Sie wird sowieso nur froh sein, dass du endlich wach bist. Sie hat jetzt zwei Tage neben dir gesessen und auf dich aufgepasst, deine Verbände gewechselt, dir die Stirn feucht abgewischt und dir hin und wieder sogar Tee eingeflößt, wenn du während deiner Fieberfantasien einigermaßen klar im Kopf warst." Ayas Bruder wendete sich ihm mit einer Teetasse in der Hand wieder zu und bedeutete Ken und Omi, ihm aufzuhelfen. "Du musst jetzt aber noch mal etwas trinken und dann brav deine Medikamente hier nehmen. Sonst schlachtet Aya uns. Sie hat uns mit Tod gedroht, wenn wir das nicht gemacht haben, bevor sie nach Hause kommt." Misstrauische grüne Augen legten sich zuerst auf Ran und dann auf Omi, der Ken bereits half, ihn im Bett aufzusetzen. "Schuldig ist in meinem Kopf und verarscht mich selbst im Tod, oder?" "Eher weniger, Yoji. Das ist Realität, wie du merken wirst, wenn Aya hier reinstürzt." Ken schenkte ihm ein knappes Lächeln und hielt ihn schließlich aufrecht, so dass Ran ihm die Tasse hinhalten konnte, um ihn ein paar vorsichtige Schlucke trinken zu lassen. Kurz war Yoji versucht, den Tee wieder auszuspucken, schluckte dann aber brav. "Ist ja widerlich. Was ist das für ein Zeug?" "Das ist ein Rezept von meiner Mama. Ran und ich haben das auch immer gekriegt, wenn wir krank waren und Fieber hatten." Leise und viel früher als geplant, war Aya in ihrem Zimmer erschienen und trat nun neben das Bett, in dem Yoji lag. Ran stand sofort auf und machte seiner kleinen Schwester Platz, die auf dem Stuhl Platz nahm und ihren Freund aus feuchten aber endlos glücklichen Augen anblickte. "Es geht dir endlich wieder besser. Ich hatte so eine verdammte Angst um dich." Krampfhaft blinzelte sie gegen die Tränen an, die in Massen in ihre Augen stiegen. "Du weißt doch, Süße... Unkraut vergeht nicht, und ich habe dir versprochen, bei dir zu bleiben." Endlich fiel ihm auch der letzte Stein vom Herzen, als Aya ihn unendlich liebevoll anblickte und alles wieder gut zu werden schien. "Und jetzt komm schon her. Ich kann dich nicht weinen sehen." Wie auf Kommando warf sich das junge Mädchen an seine Brust und begann hemmungslos zu schluchzen. "Ich hatte so eine Angst um dich. Ich dachte, du würdest sterben. Und... und es tut mir so leid. Ich hätte niemals an dir zweifeln dürfen. Ich weiß doch, dass du mir niemals im Leben wehtun würdest." "Es ist gut, mein Liebling. Alles ist gut. Wirklich." Bevor er fragend zu Ran linste, hauchte er einen liebevollen Kuss auf Ayas Haar. Ran nickte nur knapp und erhob das Wort, während seine Schwester immer noch vor Glück weinte und schluchzte. "Wir haben trotz des Schwarz-Übergriff etwas in dem Büro gefunden, dass dich entlastet hat. Der Anwalt hatte nicht-formatierte Dateien auf seinem Computer, die ihm Order erteilten, sich um spezielle Ehepaare zu kümmern. Die Ordern kamen von Crawford, mit der Bitte, dass sich der Anwalt bei Schwierigkeiten noch mal an seinen Kontaktmann, Schuldig, wenden sollte. Zudem gaben alle Klienten des Anwalts an, dass sie von ihren Partnern auf's Schlimmste mit deren alten Flammen betrogen worden seien. Ich denke, dass das dann wohl endgültig die Erklärung dafür wäre, warum Manx sich so seltsam verhalten hat. Schuldig hat da wohl dann nur ausnahmsweise in ihrem Kopf und nicht in dem Kopf des künftigen Klienten herumgewühlt." "Und du willst mir jetzt sagen, dass sogar du mir glaubst?" Yoji hob fragend eine dunkle Braue hoch und betrachtete seinen Leader misstrauisch, gefolgt von einem Blick, der sich auf den betreten drein schauenden Omi richtete. "Ja, nachdem ich noch mal lange mit Ken geredet habe..." Der Rothaarige hob leicht die Achseln und nickte zu Yojis einzigem Verbündeten aus den langen Tagen, als alle geglaubt hatten, er hätte Aya betrogen. "Mir tut es auch wirklich leid, Yoji. Wirklich, aber... Es hat so wehgetan, Aya-chan leiden zu sehen. Und ich dachte wirklich, ich müsste sie vor dir beschützen, weil du doch... ehm..." Der Jüngste im Raum, abgesehen von Aya, räusperte sich leise und versuchte die richtigen Worte zu finden. Nur war es Yoji, der ihm eindeutig zuvor kam. "Weil ich ein unverbesserlicher Casanova war, der nichts hat anbrennen lassen und es immer und ewig auf Manx abgesehen hatte?" Der Blonde schaute auf Ayas Kopf hinab. Ihr Körper entspannte sich nur ganz langsam wieder unter dem schier endlos scheinenden Weinen. "Glaubt mir, für nichts in der Welt würde ich Aya so ein Leid zufügen." Behutsam strich er über das lange schwarze zu Zöpfen geflochtene Haar des Mädchens. "Niemals." "Das wissen wir nun auch, auch wenn es etwas gedauert hat." Rans Blick strich über den schlanken Körper seiner Schwester, der immer noch ob der ganzen Tränen, die sie vergoß, zuckte. Yoji atmete erleichtert aus. "Aber natürlich werde ich mich nicht darauf ausruhen, Ran. Ich verspreche es dir hoch und heilig. Ich werde dir jeden Tag meines Lebens zeigen, dass ich es ernst mit Aya meine. Und ich verspreche auch, dass ich ihr niemals wehtun werde. Wenn ich es doch tun sollte, dann darfst du mir eine Hand abhacken." Ran wollte antworten, doch Aya, die gegen Yojis Brust nuschelte, kam ihm zuvor. "Das sind meine Hände. Die hackt niemand ab, außer ich will es. Also denk gar nicht dran, zu nicken oder ja zu sagen, Ran." "Das Gericht hat gesprochen." Zuerst kicherte Ken nur, doch dann brach eine wahre Lachsalve aus ihm hervor, die sogar Omi ansteckte. Unterdes stand Ran wie ein etwas begossener Pudel neben seiner Schwester, schüttelte den Kopf und fragte sich wieder einmal, warum Yoji. Immerhin gab es so viele andere Männer, die Aya hätte erwählen können. Aber nein, sie musste Yoji erwählen. Allerdings musste er im nächsten Moment feststellen, dass sich das Ganze gar nicht mehr so falsch anfühlte wie noch kurz zuvor. Eigentlich fühlte es sich richtig an. Zumindest vorerst. Und sollte dieser Zustand, dieses komische Gefühl kippen, dann wäre er da, um Yoji wieder einmal das Leben zur Hölle zu machen. Allerdings hatte das noch Zeit, da er den beiden für das Erste ein wenig Zeit zugestehen wollte. "Ken, Omi, ab in den Laden. Die Kunden warten nicht gerne." Ohne auf den Einspruch der Beiden zu achten bugsierte er sie aus Ayas Zimmer und schloss die Tür, ohne sich noch einmal auf Yoji und Aya zu konzentrieren, die einander in den Armen lagen und gar nicht mehr gewillt schienen, sich loszulassen. Als die drei anderen verschwunden waren, schob Yoji Aya vorsichtig von sich weg und blickte ihr in die feuchten tiefblauen Augen, die immer dann, wenn sie traurig war, fast schwarz wirkten. Doch heute war dem nicht so. Man konnte noch sehr genau sehen, wie tief blau ihre Augen doch waren. Und das machte ihn glücklich, weil sie es auch war und zudem sehr sehr erleichtert. "Ist jetzt alles wieder gut, Süße?" Aya nickte knapp und schenkte ihm ein liebevolles Lächeln. "Jetzt auf alle Fälle. Ich bin so schrecklich froh, dass es dir wieder besser geht." Yoji nickte leicht und hob einen Mundwinkel zu einem überaus charmanten Lächeln. "Wie sollte es mir schlecht gehen, wenn die schönste Frau auf dieser Welt in meinen Armen liegt und mich liebt?" Das junge Mädchen blickte ihn überglücklich an und presste sich dann, allerdings überaus vorsichtig, wieder an seine Brust. "Ich liebe dich mehr, als ich es dir jemals in Worten sagen könnte. Und ich will nie, nie wieder von dir getrennt sein." "Das musst du auch nicht. Ich bin jetzt wieder jede Nacht bei dir und werde dich in meinen Armen halten. Das verspreche ich dir. Und auch, dass ich nie mehr zulasse, dass so etwas zwischen uns kommt. Es wird sich nie mehr irgendwer zwischen uns stellen." Yoji drückte sie leicht an sich, zuckte aber zusammen, weil er seine Wunde unterschätzt hatte, die nun wieder heftig zu pochen begonnen hatte. "Was hast du, Yoji?" Aya entfernte sich sofort wieder und schaut reflexartig auf den weißen Verband, der um seinen Körper gewickelt war und quer über die Brust ging. Über der Wunde hatte sich der Verband rot gefärbt. "Oh, das ist gar nicht gut." Sofort erhob sie sich vom Bett, und das, obwohl Yoji sie am Handgelenk festhielt. "Mach dir keine Umstände, Süße, ist doch alles in Ordnung, wirklich." Entgegen dem, was er sagte, biss er fest die Zähne aufeinander und knirschte mit diesen, als eine weitere Schmerzwelle durch seinen Körper brandete. Aya hob eine Braue an, löste seine Hand von ihrem Handgelenk und trat an den Schreibtisch, um von dort das Verbandsmaterial zu holen. Wieder am Bett angekommen, setzte sie sich auf die Bettkante und begann damit, den Verband um Yojis Brust abzurollen. "Ob alles in Ordnung ist, entscheide ich. Du bist hier der Patient, der sich das alles gefallen lassen muss, klar?" Ohne noch ein Widerwort zu geben, ließ Yoji ihre Behandlung über sich ergehen, lag schließlich mit einem neuen sauberen Verband wieder im Bett und blickte in ihr endlich wieder glückliches Gesicht. "Ich habe dich so vermisst, Aya." Wieder etwas schwächlich hob er die Hand und strich ihr hauchzart über die Wange. Mit ihrer Hand hielt Aya seine fest und schmiegte sich dichter an seine Handfläche. "Ich dich auch, Yoji. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich dich vermisst habe." "Ich kann mir eine Menge vorstellen, Süße. Glaub mir das mal." Mit seiner anderen Hand griff er an ihre Uniform-Bluse und zog sie zu sich hinab, um sie mehr als nur liebevoll und auch leidenschaftlich zu küssen. Als er sich von ihr gelöst hatte, blickte er sie verklärt lächelnd an und hauchte ein leises "Ich liebe dich". Sofort und so, dass man es fast sehen konnte, zerschmolz Aya bei seinen Worten, nickte knapp und antwortete ihm strahlend. "Ich liebe dich auch." "Das habe ich gewusst..." Neckisch hob er eine Braue, zog sie aber noch einmal an sich, um sie zu küssen und von einer Erwiderung abzuhalten. Aya kicherte schließlich glockenhell und legte den Kopf leicht schief, während sie sein Gesicht betrachtete. "Und ich weiß, dass du es gewusst hast. Aber dass du es weißt, ist mehr als nur gut. Dann brauche ich es dir ja nicht mehr zu sagen..." Geschockt weiteten sich seine grünen Augen. "Süße, solche Worte von dir. Das trifft mich nun hart. Du musst mir einfach sagen, dass du mich liebst, sonst gehe ich ein wie eine Primel..." "Und das wollen wir ja natürlich nicht." Abermals kicherte Aya. Sie schüttelte leicht den Kopf und legte sich schließlich vorsichtig neben ihn. "Ich darf doch neben dir einschlafen, oder?" "Du darfst alles, was du willst. Nur verlassen, darfst du mich nie wieder." Yoji hauchte ihr noch einen knappen Kuss auf die Stirn, bevor er sie mit seiner Decke zudeckte und noch etwas dichter an sich zog. Es dauerte nur drei kurze Minuten, bis Aya in einen erschöpften, wenn auch glücklichen Schlaf gefallen war. Und auch Yoji brauchte nicht lange, um endlich wieder so einzuschlafen, wie er es sich tagelang nur hatte erträumen dürfen. "Du willst es doch damit wohl nicht enden lassen, Brad." Schuldig blickte seinen Leader pikiert an und blies frustriert eine Haarsträhne aus seinem Gesicht. Der Amerikaner hob den rechten Mundwinkel und die linke Braue zu einer bitterbösen und gehässigen Miene und schüttelte den Kopf. "So lange, wie du Macht über Manx hast, sicherlich nicht. Du solltest ihr einen weiteren Besuch abstatten und ihr mitteilen, dass ihr Freund sich wieder mit seinem Kleinkind zusammengerauft hat. Vielleicht möchte sie der Kleinen ja dann einen Besuch abstatten." "Du bist wirklich böse, Brad... Wirklich sehr, sehr böse..." Abermals und wie so oft setzte Schuldig sein Joker-Grinsen auf, stieß sich von der Wand in Brads Büro ab und verließ den Raum, um seinem neuen Lieblingsspielzeug einen Besuch abzustatten und diesem gleichermaßen noch ein paar Lustschreie zu entlocken, die zwar Yo-tan galten, ihm aber überaus gut schmeckten... ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ (c) by Sandra Wronna/Merenwen Kapitel 17: Frieden ------------------- Manx blickte in die schönsten grünen Augen, die sie auf der Welt kannte. Ihr Herz klopfte heftig gegen ihren Brustkorb. Wenn sie in seiner Nähe war, fühlte sie sich wie ein junges Schulmädchen, in dessen Bauch tausende von Schmetterlingen ihr Leben lebten und dabei wild durcheinander flatterten, sobald das Mädchen ihren persönlichen Helden sehen durfte. Yojis Hand legte sich auf ihre Wange und strich mit dem Daumen leicht über ihre Haut. Sofort flatterten die Schmetterlinge wieder wild durcheinander. Seine Berührungen verursachten ein elektrisierendes Prickeln unter ihrer Haut, das sich durch den ganzen Körper ausbreitete. "Wir haben uns viel zu lange nicht mehr getroffen." Der blonde Weiß nickte. Seine Augen glitten über ihr Gesicht und hefteten sich auf ihre vollen roten Lippen. "Viel zu lange..." Persers Sekretärin war es kurz so, als würde sie unbändigen Schmerz in den wunderschönen grünen Augen ihres Liebhabers aufflammen sehen, doch war dies nicht im Geringsten möglich. Immerhin war er diese dumme kleine Aya-Göre nun endgültig los und hatte sie. Er musste dem Mädchen wirklich nicht noch weiter hinterher weinen. Langsam neigte Yoji sich vor und hauchte mit sanften Lippen einen Kuss auf ihren Mund, fuhr aber sofort mit seinem Mund auf ihre Wange und hinterließ mit seiner Zunge eine schmale feuchte Spur, die sich bis zu ihrem Ohr zog, an dem er zu knabbern begann. Manx zerschmolz augenblicklich unter diesen Zärtlichkeiten und schmiegte sich wärme- und nähesuchend an seinen durchtrainierten und schönen Körper. "Ich will für immer dein sein, Yoji." Der Blonde stoppte abrupt und schob sie von sich. Langsam presste er ihren Körper auf Abstand und trat von ihr weg an eins der großen Fenster in ihrer Wohnung. Ihr den Rücken zudrehend, bildete sich ein dämonisches Lächeln auf seinen Lippen, welches sofort wieder in eine niedergeschlagene Miene wechselte. "Das geht nicht, Hanae." Die Rothaarige erstarrte wie vom Blitz getroffen und trat langsam hinter den Weiß-Casanova. Ihre Hände schoben sich auf seine Schultern, während die ihren Kopf zwischen seine Schulterblätter lehnte. "Warum geht das nicht, Yoji?" Yoji fing an rumzudrucksen und legte eine seiner Hände auf eine ihrer Hände, um diese leicht zu drücken. "Ich habe meine Gründe." Wieder flammte etwas Dämonisches in dem ruhigen Gesicht auf, das sich im Fenster spiegelte, während über Tokyo ein gewaltiger Regenschauer niederging. "Hat es etwas mit Rans flachbrüstiger kleiner Schwester zu tun?" Panik breitete sich in ihrem Magen aus, die einfach nicht verlöschen wurde. Nein, sie wurde sogar noch schlimmer, als sein Körper sich wie vor der Flucht anzuspannen begann. "Ich habe Recht, oder?" Sie legte den Kopf auf seine Schulter und blickte ihn immer noch hinter ihm stehend von der Seite an. Ganz langsam begann Yoji zu nicken, starrte dabei aber unentwegt aus dem Fenster. "Ich kann nicht..." "Was kannst du nicht?" Hanae Kitada, Manx, löste sich von ihm und schob sich zwischen ihn und das Fensterbrett, um ihm direkt in die Augen sehen zu können. Grüne Augen versuchten ihren Blick zu halten, schafften es aber nicht und brachen den Blickkontakt ab. "Ich... ich..." Yoji biss sich auf die Unterlippe und suchte angestrengt nach den richtigen Worten. Zwar schien die Angst, ihn nun doch zu verlieren, sich wie ein schwarzes Loch ihrer Eingeweide zu bemächtigen, doch konnte Manx nicht anders, als mit ihren Händen sein Gesicht zu umfangen und sanfte über seine Haut zu streicheln. "Rede mit mir, du machst mir Angst, Yoji." Abermals richteten sich seine Augen auf ihr Gesicht, dann seufzte er, schob sie ein weiteres Mal von sich und trat wieder mitten in den Raum. Er verschränkte seine Arme vor der Brust und blickte an die Decke hoch. Die Sekundenspanne, bis er zu sprechen begann, kam Manx wie Stunden vor, die einfach nicht enden wollten. "Es ist schwer, dir das zu sagen, Manx, aber... Ich kann nicht ohne Aya leben. Sie hat mir verziehen, und ich... ich liebe sie mehr als mein Leben." Da sie wieder nur seinen Rücken sehen konnte, veränderte sich der Mund, der niedergeschlagene Worte sprach, zu einer hämischen Fratze, die laut aufgelacht hätte, wäre das Opfer oder auch das Mittel zum Zweck nicht im Raum gewesen. Manx, die immer noch an der Fensterbank stand, erstarrte und bohrte ihre Augen in seinen Rücken. "Du... du willst bei ihr bleiben, weil du sie liebst?" Letztere Feststellung verließ mit so viel Hohn in der Stimme ihre Kehle, dass sie selber kurz vor sich erschrak. Das konnte einfach nur ein Scherz sein. Ein sehr schlechter Scherz. Yoji nickte. "Die Wochen ohne Aya haben mir gezeigt, dass ich nur sie liebe. Du warst Abwechslung. Du warst mein Abschied von meinem alten Leben, das hiermit nun endgültig beendet ist. Ich werde Aya um ihre Hand bitten und dann hoffen, dass ich mit ihr ein Leben leben kann, wie ich es mir schon immer gewünscht habe." "Yoji..." Hanaes Gesicht wirkte im fahlen Licht der Straßenlaternen, die aus den tiefen Häuserschluchten ihr Licht nur teilweise in den zehnten Stock warfen, wie versteinert. "Das kannst du nicht machen. Du hast mir gesagt, du würdest mich..." "Heiraten?" Ein kehliges Lachen erhob sich von seiner Gestalt, die ihr den Rücken zuwendete. "Das sage ich jeder Frau, deren Nähe ich mir wünsche. Genauso wie ich jeder Frau sage, dass ich sie liebe, wenn es bewirkt, dass sie sich mir hingibt. Die Einzige, die diese Liebe wirklich verdient hat, ist Aya-chan. Und sie ist die Einzige, bei der die Worte "ich liebe dich" der Wahrheit entsprechen." Geschockt schüttelte die Assistentin des Tokyoer Polizeichefs den Kopf und starrte weiterhin auf den breiten Rücken ihres Liebhabers... ihres ehemaligen Liebhabers, mit dem sie sich hatte ein Leben aufbauen wollen. Das konnte doch alles nur ein schlechter Scherz sein. Nicht mehr und nicht weniger. Das war keine Realität. Das waren Hirngespinste, die der Realität völlig entsagten. "Es tut mir leid, Hanae, aber mein Leben liegt in Ayas Händen. Sie ist die Einzige, die ich will." Wie die Ruhe in Person trat Yoji auf die Couch zu, hob seine Jacke von der Lehne und zog sie sich über. Ohne sich noch einmal umzudrehen, verließ er die Wohnung seiner Geliebten. Erst als die Wohnungstür hinter ihm zu fiel, verpuffte die Illusion wie der Rauch einer Kerze, welchen man wegwedelte. Schuldig blickte aus einem Fenster im Flur des Hochhauses, welches Manx Wohnungstür direkt gegenüber lag und grinste hämisch. "Viel Spaß, Dackel. Und achte gut auf deine Kleine. Sonst kümmert sich die liebe Manx um sie. Und das wollen wir ja nicht." Fröhlich pfeifend machte sich der Deutsche auf den Weg zu den Fahrstühlen, während Manx in ihrer Wohnung in die Knie brach und bitterlich zu weinen begann, weil der Mann, den sie liebte, sich für ein kleines 16-jähriges Mädchen entschieden hatte. "Yoji..." Ein schmaler Zeigefinger bohrte sich in Yojis Seite. Sofort zog er die Decke über seine Schultern und rollte sich auf die Seite, um dem tätlichen Angriff zu entgehen. "Yoji..." Kleine kühle Finger zupften an seinem Ohrläppchen, worauf er sich sein Kopfkissen über den Kopf zog. Es war immerhin Wochenende und auf Störungen dieser Art hatte er wirklich nicht die geringste Lust. "Yoji Kudoh..." Die Stimme, die da so unablässig an sein Ohr kam, veränderte ihren Ton von samtig weich zu etwas, das annähernd an Ungeduld erinnerte. Yoji blinzelte unter dem Kopfkissen und murrte leise, immer noch nicht gewillt aufzustehen. Das Kissen hob sich trotz seiner Gegenwehr etwas vom Ohr und weiche Lippen strichen über seine Ohrmuschel. "Wenn du nicht aufwachst, muss ich mir einen anderen Freund suchen, der mit mir wie versprochen in den Vergnügungspark fährt." "Hm..." Die einzige Antwort des notorischen Langschläfers, der abermals unter der Bettdecke zu blinzeln begann. Resignierend ließ Aya das Kopfkissen los und krabbelte auf das Bett. Mit sanfter Gewalt drehte sie ihren Freund auf den Rücken und positionierte sich über seinem Bauch. Die Decke, die er sich bis zu den Schultern hochgezogen hatte, rollte sie wie den Deckel einer Sardinendose zurück. Da daraufhin immer noch kein Lebenszeichen außer einem Murren von ihm kam, neigte sie sich vor und hauchte prüfend einen Kuss auf seine glatte Brust. Sofort bildete sich eine angenehme Gänsehaut auf Yojis Körper. Das Blinzeln unter dem Kopfkissen wurde stärker. Grüne Augen wurden aufgerissen, während die Hand, die bisher noch das Kissen über seinem Kopf festgehalten hatte, dieses nun lüftete. Verschlafen blickte er Aya ins Gesicht, die ihn verliebt anlächelte. "Ich habe dich nicht vergessen. Habe nur gerade so was Schönes von dir geträumt. Du hattest ein Prinzessin Leia Kostüm an, den Gold-Bikini wohlgemerkt, und hast mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen." Sich von dem Kissen gestört fühlend, warf er dieses vom Bett und legte beide Hände auf Ayas Po, mit dem sie in unmittelbarer Nähe einer neugierigen Struktur saß, die sich ihr bereits fröhlich entgegenreckte. Aya kicherte leise und schüttelte den Kopf. "Ich ziehe das Kostüm nur an, wenn du Han Solo machst. Ansonsten ist das doof. Und wenn du Han bist, kannst du mir gerne den Rücken massieren." "Das mache ich auch so gerne." Betont süß, auch wenn er es hasste, wenn sie das Wort in seiner Gegenwart verwendete, grinste er sie an. "Süüüüßeee? Du willst nicht zufällig deinem Han ein wenig ehm... aus der Patsche helfen? Der kleine Han hat so einen Sehnsucht nach dir." Das Mädchen, das viel zu oft naiv in die Welt blickte, runzelte die Stirn und bemerkte jetzt erst, was hinter ihrem Rücken vorging. Sofort färbte sich ihr Näschen rot. Allerdings nickte sie alsbald und neigte sich zu seinen Lippen, um ihn zärtlich zu küssen. Yoji grinste unterdes dreckig in den Kuss und ließ seine Hände unter das dünne Hemdchen, das sie zum schlafen trug, gleiten, um ihren Rücken zu streicheln. "Seitdem die beiden sich wieder vertragen haben, ist das nicht mehr zum aushalten." Ken presste sich die Hände auf die Ohren und versuchte das Konzert aus Yojis Zimmer geflissentlich zu ignorieren. Omi, der neben ihm in der Küche am Tisch saß, nickte leicht und nagte an einer Möhre. "Hat was von einem Soft-Porno..." Ran, der die Zeitung vor sein Gesicht hielt, und einmal mehr vor sich hingärte, was immer geschah, wenn Yoji sich über Aya hermachte, ließ die Zeitung vor einem Auge etwas sinken und blickte Omi an. "Woher weißt du denn, wie ein Soft-Porno klingt? Dafür bist du nun wirklich viel zu klein." Ohne großartig auf den Weiß-Leader zu achten, wies Omi gen Decke und lauschte auf das rhythmische Bettquietschen und das Stöhnen, das gedämpft durch die Decke drang. "So hört sich das auch immer an, wenn du dir so nen Schmuddelfilm reinziehst. Und streite es nicht ab. Wir haben dich schon dabei erwischt." Um Fassung bemüht, räusperte der Rothaarige sich und schüttelte an der Zeitung, um diese wieder vor seinem Gesicht zu drapieren. Ken blickte neugierig zwischen Ran und Omi hin und her und begann schließlich zu lachen. "Genau, leugne es nicht. Das hört sich genauso an." "Haltet doch eure Klappen..." Ayas Bruder maulte leise hinter der Zeitung, verfiel dann aber in Schweigen, als aus der höheren Etage ein Lustschrei erklang, der eindeutig Aya zuzuordnen war, während von Yoji ein lautes kehliges Stöhnen laut wurde. Kurz herrschte Schweigen in der Küche, das erst gebrochen wurde, als oben Yojis Zimmertür aufging und kleine Füße Richtung Bad huschten. "Ich will dir ja keine Angst machen, Ran, aber... weißt du, ob Yoji schon mal nen Aids-Test gemacht hat, seitdem er mit Aya-chan zusammen ist. Oder davor?" Kenn tippte sich mit dem Kaffeelöffel, der zuvor noch in seiner Tasse gestanden hatte, gegen das Kinn. Ran nickte unwillig. "Ja, er hat ihn mir sogar gezeigt, weil er ja nicht wollte, dass ich mir Sorgen mache. Als wenn ich mir keine Sorgen machen würde, wenn meine Schwester es ohne Kondom mit ihm treibt..." Zähne knirschend zerknüllte Ran die Zeitung und warf den großen Wust auf den Boden. "Ist ja nicht so, als wenn man sich nur mit Geschlechtskrankheiten anstecken könnte. Nein... Schwanger werden steht ja gar nicht auf der Liste." "Denkst du wirklich, Aya ist so dumm, mit ihm ohne Kondom zu schlafen, wenn sie die Pille nicht nimmt?" Omi setzte sein Glas mit Orangensaft zurück auf den Tisch und hob eine Braue über den großen blauen unschuldigen Augen. "Du redest von Aya. Was denkst du? Sie ist naiver als ein Stock." Rans schmale bleiche feminin wirkende Finger klopften auf den Tisch und erweckten den Eindruck, als würden sie den Countdown anzählen, bis zu dem Moment, wenn er gedacht, zu explodieren. Ken schüttelte langsam den Kopf. "Vergiss es. Yoji würde niemals mit ihr schlafen, wenn sie nicht mindestens die Pille nimmt oder er ein Kondom. Er mag sie lieben, aber ein Kind würde er selbst mit ihr nicht bekommen wollen. Dafür ist er nicht der Typ." "Wofür bin ich nicht der Typ?" Yojis Gestalt, nur bekleidet mit einer Boxershorts, erschien in der Küche. Hinter ihm folgte ihm Aya auf den Fuß, die nur ein T-Shirt von ihm trug. "Morgen zusammen." Das Mädchen winkte einmal in den Raum und huschte direkt zum Kühlschrank. "Süße? Kannst du mir vielleicht die Milch rausstellen?" Yoji ließ glückselig grinsend seinen Blick über ihre schlanke Gestalt gleiten. "Kann ich machen." Aya nahm den offenen Beutel heraus und stellte ihn auf die Anrichte, bevor sie wieder halb im Kühlschrank verschwand und sich ihr Frühstück zusammen suchte. "Zum Kotzen..." Ran blickte starr gegen die Wand und schmollte zumindest innerlich vor sich hin. Zwar mochte ihm die Beziehung der Beiden nun nichts mehr ausmachen, aber er war sicherlich nicht daran interessiert, dem regen Sexualleben der beiden mindestens drei Mal am Tag beizuwohnen. "Was hat unser Frosty denn?" Yojis interessierte grüne Augen legten sich auf Rans Gesicht und musterten dieses, bis Ayas Bruder ihn wütend von der Seite anfunkelte. "Ist ja schon gut, ich sage schon nichts mehr." Der große Blonde trat um den Tisch herum zu seine Freundin, schlang die Arme um ihre Taille und hauchte einen Kuss auf ihren Hals, bevor er sich die Cornflakes vom Schrank holte und sich eine Schüssel fertig machte. Aya ging derweilen dazu über, sich zwei Toasts zu machen und sie dick mit Nutella zu bestreichen. Mit einem Blick zu ihrem finster dreinblickenden Bruder erhob sie die Stimme. "Ran, jetzt sei nicht schon so grantig am frühen Morgen. Heute ist so ein schöner Tag." "Das sehe ich nicht so, Aya-chan. Sogar ganz und gar nicht." Eine dunkle Braue hebend, ließ Aya ihr Toast erst einmal liegen und trat hinter ihren murrenden Bruder, dem sie die Arme um den Hals schlang. Sie hauchte einen Kuss auf seine Wange und grinste ihn anschließend an. "Was ist denn los? Sag es mir. Ich mag dich nicht so sehen." Der Gedanke, wo Ayas Hände und Arme noch kurz zuvor gewesen waren, ließ kurz Übelkeit in ihm aufsteigen, welche er aber unterdrückte, da es sich ja um seine kleine Schwester handelte, die ihn gerade umarmte. "Nichts Aya, es ist alles okay. Wirklich." Dennoch schob er ihre Arme von sich und blickte sie nur von der Seite an. "Wolltet ihr nicht heute in den Freizeitpark?" Das Mädchen nickte begeistert. "Ja, sobald wir gefrühstückt haben, fahren wir los. Das wird so lustig." "Freu dich nicht zu früh. Wenn ich mit dir auf der Achterbahn des Todes war, findest du das nicht mehr lustig." Yoji löffelte, bisher nur der Unterhaltung folgend, seine Cornflakes und ließ Aya dabei nicht einmal aus den Augen. Er war einfach nicht fähig, das wunderschöne junge Mädchen nicht anzusehen. Es war wie eine Sucht, ihr Gesicht und ihren Körper zu betrachten. Und dieser Sucht wollte er für den Rest seines Lebens nachgehen. "Wir werden noch sehen, wer das nicht mehr lustig findet, wenn wir da runter sind." Undamenhaft streckte Aya ihm die Zunge raus, ging aber im nächsten Moment bereits zu ihm und schlang ihre Arme um seinen Körper, den Kopf an seiner Brust gelehnt. Omi und Ken, die bisher unbeteiligt der Szenerie beigewohnt hatten, kicherten zuerst leise und lachten dann beide amüsiert los, worauf Ran sie mit einem finsteren Blick bedachte. "Was soll das? Hört auf zu lachen." Ken schüttelte heftig den Kopf, während ihm Kaffee aus der Nase lief, den er nicht mehr hatte schlucken können. "Ihr seid besser als sie Muppet Show. Da braucht man keinen Fernseher mehr." "Geschweige denn ne Fernsehzeitschrift." Omi traten Lachtränen in die Augen, die sich einen Weg über seine Wangen suchten und auf den Holztisch tropften. Ran, der zu einer Erwiderung ansetzen wollte, kam noch nicht einmal dazu, seinen Mund zu öffnen, da auch Ayas helles Lachen in das Lachen der anderen beiden Weiß einfiel. Yoji kaute seinerseits immer noch auf seinen Cornflakes rum und genoss die Nähe seiner Freundin, deren Lachen an seiner Brust gedämpft wurde. Allerdings konnte er es sich doch nicht nehmen, nahm den Löffel aus dem Mund und wies auf Ran. "Na ja, und du kannst dein Fernsehprogramm vom Computer löschen. Das brauchst du sowieso nicht mehr..." Rot traf auf Rot und biss sich durch die verschiedenen Töne schlimmer, als es orange und rot eigentlich konnten. Ganz langsam erhob Ran sich vom Stuhl und funkelte die vier anderen Gestalten in der Küche an, setzte zu einer abermaligen Erwiderung an, resignierte allerdings, als im bewusst wurde, wie lächerlich das eigentlich war. Statt einer Standpauke bildete sich ein knappes Grinsen auf seinen Lippen, welches sofort verblasste, als das Telefon klingelte. "Ich gehe schon." Aya löste sich von Yoji und flitzte auf den Flur hinaus, um das Gespräch anzunehmen. Die zurückbleibenden vier Männer blickten sich daraufhin nur an und verfielen in ein harmonisches Schweigen, das erst gebrochen wurde, als Aya begeistert aufquiekte und glockenhell lachte. "Und du bist dir ganz sicher, dass das in Ordnung geht, wenn ich alter Mann mit dir auf den Schulball komme?" Yoji kratzte sich an seiner Nase, auf der seine Sonnenbrille saß, während er mit Aya an der Achterbahn des Todes anstand. Aya nickte heftig. "Natürlich ist das in Ordnung. Du bist mein Freund, und ich will mit niemand anderem da hin als mit dir." "Kann ich gut verstehen. Bin ja auch ne wahre Zierde." Bevor Aya ihm in den Bauch pitschen konnte, verschränkte er seine Arme vor eben diesem und lächelte sie strahlend an. "Aber natürlich nichts im Gegensatz zu dir. Du wirst die schönste Frau auf diesem Ball sein." Sofort schmolz das junge Mädchen dahin und schmiegte sich an ihren Freund, zu dem sie aus großen dunkelblauen Augen empor sah. "Das wird so schön werden. Wir werden die ganze Nacht tanzen und ganz viel Spaß haben." Yoji nickte und versank kurz in Gedanken. "Wie wäre es, wenn ich für die Nacht dann ein Zimmer in einem schicken Fünf-Sterne-Hotel reservieren würde, und wir hinterher noch unsere eigene kleine Party feiern würden. Mit Champagner und Erdbeeren, Sahne nicht zu vergessen, Massageöl, einem Whirlpool und viel, viel Liebe?" "Klingt himmlisch. Und das würde mir wirklich richtig gut gefallen." Da ein kühler Wind aufkam, begann Aya mit ihrem kurzen Shirt leicht zu zittern. Sofort zog Yoji sie dichter an sich und schlang die Arme um ihre schmalen Schultern. "Willst du mein Hemd haben? Mir reicht mein Shirt." "Nein, geht schon. Ich ziehe diese Art des Wärmens vor." Leise drang ihre Stimme von seiner Brust zu seinem Ohr hinauf. Schmunzelnd strich Yoji seiner Freundin über den Kopf, nahm sich aber dennoch vor, ihr nach der Fahrt auf der Achterbahn den Disney-Kapuzenpullover zu kaufen, vor dem sie mit großen Augen im Disney-Shop des Freizeitparks gestanden hatte. Den würde sie nämlich auf alle Fälle anziehen, da sie nicht fürchten musste, dass er aufgrund des Hemdverlusts nun an ihrer Stelle fror. "Noch eine halbe Stunde..." Nachdem die Schlange sich wieder in Bewegung gesetzt hatte, hatte Yoji an die Wartezeitanzeige geblickt und innerlich die Augen verdreht. Das Einzige, was an diesen geradezu tödlichen Wartezeiten gut war, war Ayas Nähe. Und Aya war ihm wirklich nahe. Ihr war so kalt, dass sie fast in ihn hineinkroch. "Süße, du kriegst jetzt mein Hemd. Du siehst aus wie eine gerupfte Gans." Mit sanften Fingern strich er über die ausgeprägte Gänsehaut an Ayas Armen. "Nein, geht schon. Wirklich." Und natürlich erhob sie Einspruch. So wie immer... Resigniert seufzend, schob Yoji sie kurz von sich weg und zog sein Hemd aus, welches er ihr um die Schultern legte. "Du hättest deinen Pullover nicht im Auto lassen sollen. Es ist hier viel kälter als zu Hause." "Ich weiß." Schuldbewusst, weil er nun zum Frieren verdonnert war, ließ Aya den Kopf hängen und malte mit der Fußspitze Muster in den sandigen Boden, der bis zur Achterbahn führte. "Schon gut. Ich mache dir einen Vorschlag. Ich kaufe dir nachher den Pullover, den du mit deinen großen Kulleraugen angestarrt hast, und ich nehme mein Hemd zurück und muss nicht frieren. Ist das ein Angebot?" Aya rieb sich betreten über ihr einmal mehr rotes Näschen. "Der war aber so teuer. Das geht nicht. Du hast schon den Eintritt bezahlt." "Ach was." Yoji winkte lässig ab. "Das habe ich gerne gemacht, und der Pullover ist der Dank dafür, dass du mir Gesellschaft leistest und... weil du mich liebst." "Dafür musst du dich aber nicht bedanken. Das mache ich doch so gerne. Also beides, aber vor allen Dingen dich zu lieben." Die junge Frau blickte verliebt lächelnd zu ihm auf und kuschelte sich wieder dicht an ihn. "Doch, dafür muss ich dir danken, weil ich der bin, den du liebst. Und etwas Schöneres könnte ich mir nicht einmal vorstellen." Vorsichtig schob Yoji Aya den Zeigefinger unter das Kinn und hob dieses an, bis sie ihm in die Augen sehen konnte. Lächelnd neigte er sich zu ihr hinab, strich zuerst nur hauchzart über ihre Lippen und versiegelte diese schließlich mit seinen. Ayas Augen klappten richtiggehend zu. Ihre Arme schlangen sich um seinen Hals und ihre Lippen bewegten sich wie zu einer langsamen Melodie mit seinen. "Hey, nicht knutschen. Weitergehen. Wir wollen auch noch auf die Achterbahn." Leider gefiel die Vereinigung der Liebenden nicht jedem, so dass hinter ihnen laute Rufe laut wurden. "Sucht euch ein Zimmer! Ist ja nicht auszuhalten!" "Und das vor kleinen Kindern. Widerlich!" "Die beiden lieben sich. Dann ist das ja wohl legitim." Ein anderes Pärchen mischte sich ein und begann demonstrativ zu knutschen. Nur leider hatte der ganze Tumult dazu geführt, dass Aya und Yoji voneinander abließen und entschuldigend zu den hinter ihnen Stehenden blickten. "Tut uns leid." Wie eine Person neigten sie den Kopf und gingen brav die zehn Meter bis zum Ende der weiter vorgerückten Schlange vor und stellten sich hinter den letzten Personen wieder artig an. "Mir ist schlecht." Aya rieb sich den in Aufruhr geratenen Bauch und streckte die Zunge hervor. "Ich habe dir doch gesagt, dass dir schlecht wird." Triumphierend grinste Yoji und legte einen Arm um Ayas Schultern, welche er dichter an sich zog. "Du hast gesagt, mir wird auf der Achterbahn des Todes schlecht." Das Mädchen blickte zu ihm empor und hob eine Braue. "Mir ist aber schlecht vom Essen." "Tja, Liebling, wenn du die "All you can eat"-Aktion so weit ausbaust, wie du es getan hast, dann ist das ja nun kein Wunder. Ich dachte schon, du würdest dich auch auf unseren Tisch stürzen." Ayas Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, die wahre Dolche auf Yoji abwarfen. "Wenn du weiter so gemein bist, dann schläfst du heute Nacht nicht bei mir. Und auch nicht in der nächsten Woche." Wie ein geprügelter Hund, der die Ohren hängen lässt, blickte Yoji überaus reumütig zu ihr hinab. "Es tut mir leid. Wirklich. Droh mir nicht mit so was. Daran muss ich sterben. Ich brauche dich doch." "Blablabla..." Ohne weiter darauf einzugehen, zog Aya ihn hinter sich her ins Märchenland. Yoji verdrehte die Augen beim Anblick der ganzen Märchenfiguren, sagte aber nichts, da Aya das Ganze Freude bereitete. Und wenn sie glücklich war, war er es auch. Und das, obwohl seine Freude bei dem Gedanken, die Nacht nicht mit ihr zu verbringen, getrübt wurde. In einem großen Irrgarten angekommen, aus dem es wirklich kein Entrinnen zu geben schien, blickte Aya schließlich zu ihm auf, lächelte ihn an und küsste ihn liebevoll. "Keine Sorge, ich würde es ohne dich doch gar nicht aushalten. Außerdem schlafe ich in deinen Armen viel besser ein als ohne sie." "Wirklich?" Misstrauisch hob sich Yojis schmale Augenbraue. "Würden diese Augen jemals lügen?" Große blaue Kulleraugen blickten zu ihm empor und schrieen schon geradezu Manipulation. Allerdings tat Yoji das Ganze mit einem Grinsen ab und hauchte einen sanften Kuss auf Ayas Stirn. "Ich liebe dich, Aya." "Und ich liebe dich, Yoji." Wie so oft an diesem Tag schmiegte Aya sich fest an ihren Freund und genoss die Nähe, auf die sie hatte so lange verzichten müssen. "Wo ist Yoji?" Wie eine Furie stürmte Manx in den Blumenladen, in dem Omi und Ken gerade einige Kunden bedienten. Verwirrt blickten die beiden Männer sich an und wussten nicht, was sie antworten sollten. Schon alleine deswegen nicht, weil Manx an dem ganzen Chaos zwischen Aya und Yoji Schuld gewesen war. Zumindest war sie der Auslöser gewesen. Und das war nun wirklich nicht so leicht zu verzeihen, wie die Rothaarige es wohl glaubte. Schon alleine deswegen nicht, weil sie hier reinstürmte, als wenn sie irgendein Recht hätte, zu erfahren, wo Yoji steckte. "Er ist weg." Rans dunkle tiefe Stimme erhob sich von der Lagertür. Mit finsteren amethystfarbenen Augen starrte er zu der Frau hinüber, die beinah zur Nemesis für Ayas und Yojis Beziehung geworden war. Zwar trug Manx keine Schuld an dem ganzen Unheil, allerdings war sie der Auslöser gewesen... Wenn auch ein unfreiwilliger Auslöser. "Und wohin?" Manx wütende Augen richteten sich auf ihn und bohrten sich bis in seine Seele, so, als wenn sie dort die gewünschte Antwort finden würde. "Irrelevant. Er ist bei Aya. Das muss reichen." Eigentlich hatte Ran angenommen, dass Schuldig seine mentalen Finger von Manx nehmen würde, sobald der ganze Scheidungsschwindel aufflog, allerdings schien dem nicht so zu sein. Und das bereitete ihm wirklich große Sorgen. Was war, wenn der räudige deutsche Kläffer sich noch etwas von der Manipulation von Manx versprach? Was wäre dann und auf wessen Kosten würde das dann gehen? Aya war immerhin nur genauso Mittel zum Zweck wie Manx, aber glaubte Schuldig wirklich, dass irgendwer von ihnen noch einmal an Yojis Treue zweifeln würde und die Maschinerie Weiß dadurch zerfallen würde? Als Manx auf Ran losgehen wollte, schob Ken sich zwischen den rothaarigen Fujimiya und die herannahende Harpyie und versuchte den unbezwingbaren Fels in der Brandung zu mimen. Doch Manx schob ihn einfach nur mit schier unmenschlicher Kraft beiseite und tippte mit spitzen Fingernägeln gegen Rans Brust. "Sag der kleinen Schlampe, dass sie ihre Finger von meinem Mann lassen soll. Sonst verliert sie mehr, als nur ein paar Zähne." Die Drohung gegen Aya reichte Ran, um bei ihm ein paar Sicherungen durchbrennen zu lassen. Er holte aus, um Manx in gewohnter "Ran verprügelt Yoji, weil dieser Aya geschändet hat"-Manier eine zu verpassen, doch da hing urplötzlich Omi an seinem Arm, welcher zugleich irgendwelche besänftigende Worte murmelte. Ken zerrte seinerseits Manx von Ran weg und geleitete sie mehr oder minder höfflich zur Tür, welche hinter der tobenden Frau zuklappte. Die noch anwesenden Kunden im Laden, allesamt Groupies der vier Männer, von denen nur drei zugegen waren, starrte zwischen den drei Blumenhändlern hin und her. Erst Omis Räuspern sorgte dafür, dass sich alle aus ihrer Starre lösten. "Ran probt mit ihr ein Stück. Ehm... Der Protagonist heißt ebenfalls Yoji und na ja..." Vor allen Dingen die volljährigen Fans der Yoji-Fraktion verdrehten ungläubig die Augen. Selber hatten sie sich schon so oft gewünscht, Ran diese Worte um die Ohren zu knallen, doch hatte sich nie eine von ihnen getraut, sich dem wandelnden Eiszapfen so zu nähern. Vor allen Dingen aber deshalb nicht, weil Yoji nie einen Hehl daraus machte, dass es für ihn wirklich nur noch die kleine Aya Fujimiya gab. Und selbst seine größten Fans hatten dadurch einsehen müssen, dass sie gegen das 16-Jährige Mädchen mit den geflochtenen Zöpfen und dem kindlichen Wesen einfach nicht bestehen konnten. Mittlerweile hatten sie sogar zum großen Teil gelernt, Aya zu akzeptieren. Sollte sich aber jemals die Chance ergeben, dass Yoji wieder frei war, würden sie alle wieder parat stehen und um seine Liebe buhlen. So, wie sie es schon immer getan hatten. Das Schweigen, das nach der aufgelösten Starre noch geblieben war, beendete letztendlich Ran, der mit seinem nicht vorhandenen Charme dafür sorgte, dass zumindest die Yoji-Fans und die nicht kaufwilligen Restgroupies aus dem Laden verschwanden. "Wer nichts kauft, der haut ab. Ihr verstopft nur den Laden und sorgt für Einnahmeneinbußen. Also los, raus. Und die Yoji-Sekte verzieht sich komplett, soweit niemand was kaufen will. Er ist nicht da und wird es den ganzen Tag nicht sein. Auf wieder sehen..." Mit dem Zuschlagen der Lagertür verschwand der Rothaarige wieder im Lager und ließ Ken und Omi mit den sich lichtenden Reihen der Fans zurück, die murrend ihre Plätze vor dem Blumenladen einnahmen und dort wie die Geier darauf warteten, dass zumindest Ken und Omi zum Blumen gießen heraus kamen, um ihnen schöne Augen zu machen. Letztendlich blieben nur etwas zehn Kunden übrig, darunter ein altes Ehepaar, eine junge Mutter mit ihrem Baby und tatsächlich sieben kauffreudige Schülerinnen und Schüler, die endlich die Bewegungsfreiheit im "Kitten in the house" genießen konnten. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ © by Sandra Wronna/Merenwen Kapitel 18: Ein ereignisreiches Turnier --------------------------------------- Durch hellblaue Vorhänge, die an den Seiten von weißen Seidenbändern gerafft wurden, drang ein kühles Licht in das Zimmer von Aya und beschien deren Bett, in dem zwei eng miteinander verschlungene Leiber lagen, welche sich trotz der dicken Bettdecke gegenseitig wärmten. Am Fußende des Bettes lugte unter der Decke ein Fuß hervor, der halb aus dem Bett heraushing. Ein schlankes und blasses Bein lag über der Bettdecke und über dem Körper des Besitzers des Fußes. Ein blonder leicht gewellter Haarschopf schaute am Kopfende hervor. Eine kleine Hand hing über die breiten Schultern in der kalten Luft im Zimmer. Nichts rührte sich in dem kleinen Bett. Die Zeit schien still zu stehen, bis der Wecker auf der Kommode neben dem Bett laut losklingelte. Erschrocken und wie von der Tarantel gebissen richtete sich Yoji im Bett auf und blickte verschlafen und aus kleinen grünen Augen durch das Zimmer. Der Wecker hatte ihn aus einem heißen Traum gerissen, in welchem Aya ihn in einem roten wirklich heißen Dessous verführt hatte. Aya schlief unterdes ausnahmsweise weiter und rückte nur dichter an ihn. Ein Ohr an seiner Seite, das Andere durch ihren Arm geschützt, versuchte sie das schrille Klingeln auszublenden, was ihr aber keinesfalls vergönnt war, da Yoji urplötzlich anfing, sie an der Schulter gefasst wach zu rütteln. "Süße, wach auf. Wir müssen gleich los." "Mag nicht." Ayas leise raue Stimme wurde von seinem Körper gedämpft und drang auf Grunde dessen nur ganz leise zu ihm empor. "Das ist mir egal. Jetzt komm schon." Yoji drehte sie vorsichtig von seinem Körper weg, neigte sich über sie und schaute in ihr engelgleiches Gesicht, welches sich an diesem Morgen ausnahmsweise nicht aus der Ruhe bringen lassen wollte. "Aya, jetzt komm schon. Du verpasst sonst dein Spiel." "Egal..." Das junge Mädchen mit der Alabasterhaut rollte sich von ihm weg und nahm, ihm den Rücken zugewandt, eine Embryostellung ein, die eindeutig auf Müdigkeit beruhende Abwehr darstellte. Der sonst immer so verschlafene Yoji, welcher zur Gattung Langschläfer zählte, verzog unwillig das Gesicht und rollte sie abermals zu sich um. Die Decke, die ihren Körper immer noch bedeckt, zog er vorsichtig zurück und blickte auf den, in einem kleinen Schlafanzug steckenden Körper. Mit einem Gesicht, das einem Teufel mehr als nur gestanden hätte, blieben seine Augen an ihrem Oberteil hängen, welches von Knöpfen geschlossen wurde. Obwohl in ihrem Zimmer, blickte er über seine Schulter, um sich zu versichern, dass Ran nicht zufällig doch einen Weg hierher gefunden hatte und knöpfte dann langsam einen Knopf nach dem anderen auf, so dass ihre Brust letztendlich freilag und ihm verführerisch ins Auge stach. Beinah schon mit einem unschuldigen Gesicht strich er über die weiche blasse Haut und verharrte mit dem Daumen an der von der Kälte steifen Brustwarze. Aber selbst das störte Aya nicht. Sie war immer noch nicht gewillt die Augen zu öffnen, obwohl Yoji sich sicher war, dass er ein leises und wohliges Seufzen von ihr vernommen hatte. "Mmh..." Der 21-Jährige murrte beleidigt, rutschte daraufhin etwas im Bett nach unten und neigte sich über ihre Brust. Mit einem letzten Blick zu ihr, stieß seine Zunge gegen ihre Brustwarze und reizte diese. Gleichzeitig machte sich seine Hand auf eine Wanderung zu tieferen Regionen, welche bei genauerer Untersuchung sehr wohl reagierte, selbst wenn Aya noch im Halbschlaf lag. Nur dass der Halbschlaf nur noch so lange anhielt, bis sein Mund sich um die Brustwarze schloss und an dieser knabberte. Ayas Augen klappten überrascht auf, ihrem Mund entrang sich ein leises Stöhnen und urplötzlich klammerte sich eine kleine Hand ins Yojis Schulter. Dieser ließ sofort von dem zarten Fleisch ab und krabbelte zu seiner Freundin nach oben, welche ihn aus glasigen Augen anblickte. "Das ist unsere neuste Art von Weckanruf. Bestellen können Sie diesen zwei Zimmer weiter bei dem wirklich gut aussehenden blonden Angestellten." "Mir war gar nicht bewusst, dass Omi so einen Nebenjob hat." Die junge Frau lächelte ihren Freund müde an, hob eine Hand und strich über seine Wange. "Ich sagte gut aussehend. Und das wäre zwei Zimmer nach rechts." Yojis ästhetisch wirkendes Gesicht, welches so oft wie gemeißelt wirkte, verzog sich, während ein beleidigtes Schnauben seinen Mund verließ. "Oh, das gut aussehend habe ich sicherlich überhört." Ayas Hand glitt in seinen Nacken und kraulte diesen versöhnlich, woraufhin er wohlig schnurrte. "Was hast du noch gleich überhört..." Lider über grünen Augen flatterten leicht, bevor sie sich schlossen. "Gar nichts." Rans Schwester reckte den Kopf und hauchte einen zärtlichen Kuss auf Yojis schön geschwungene Lippen. "Aber diese Art des Weckanrufs würde ich gerne bestellen. Für jeden Tag. Und das, bis zum Ende meines Lebens." Yoji öffnete seine Augen und schenkte ihr ein liebevolles Lächeln. "Ihr Wunsch ist mir zu befehl, M'am. Ab morgen werden Sie jeden Tag so geweckt. Aber jetzt, mein kleiner Engel, müssen wir aufstehen. Dein Spiel beginnt in zwei Stunden." "Ich weiß, aber ich würde mich noch so gerne ein wenig von dir wecken lassen. Ich fühle mich noch vollkommen schläfrig." Sie streckte sich, wodurch ihr nackter Busen an Yojis Brust stieß und ein Stück an dieser entlang glitt. Die Augen des ältesten Weiß begannen augenblicklich zu leuchten, allerdings riss er sich zusammen und schüttelte den Kopf. "Nach dem Spiel tun wir einfach so, als wenn du gerade aufgewacht wärst, aber jetzt drängt die Zeit." "Na gut." Die Schülerin küsste ihn nochmals und krabbelte dann, als er sich von ihr bewegt hatte, aus dem Bett. Sie schlüpfte in ihren Morgenmantel und tapste müde aus dem Zimmer, während Yoji ihr noch mit einem zufriedenen Lächeln nachblickte. Immer mehr kam er für sich zu dem Schluss, dass Aya sicherlich die Frau seines Lebens wäre. Und noch sicherer war er sich, dass er sie irgendwann heiraten würde. Zumindest sobald sie alt genug war, oder ihr Bruder es erlauben würde. Auf dem großen Parkplatz vor ihrer Schule sprang Aya aus Yojis Auto und lief zum Kofferraum, welchen dieser bereits von innen geöffnet hatte. Hektisch hievte sie ihre große Sporttasche hervor und schulterte diese. Yoji stieg derweilen seelenruhig aus dem Auto, trottete zu ihr und nahm ihr die schwere Tasche ab. "Lass mich die tragen, Aya. Die ist zu schwer für dich." "Danke, das ist lieb." Die Angesprochene stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihren Freund liebevoll, welcher einen Arm um ihre Taille legte und sie dichter an sich zog. Dass sie dabei von einigen Schülerinnen und Schülern, sowie anderen Zuschauern beobachtet wurden, störte sie schon eine Weile nicht mehr. Beide hatten sich daran gewöhnt, dass Aya das Mädchen war, welches den scheinbar ältesten Freund von allen hatte. Und da Ran gegen ihre Beziehung nichts mehr einzuwenden hatte, diese somit legitimiert war, war es ihnen nun auch gestattet, sich in der Öffentlichkeit zu küssen. Allerdings sollte Reika diejenige sein, die das traute Glück störte, denn plötzlich hetzte das dunkelhaarige Mädchen auf die beiden zu und schob Yoji von Aya weg. Aus flammenden Augen blickte sie den jungen Mann an. "Ich warne dich, wenn ihr Sex hattet, und sie deswegen schlecht spielt, dann mache ich dich dafür verantwortlich. Ich habe euch beiden gesagt, dass das für euch gestern und heute tabu sein sollte." Mit einem charmanten Grinsen fasste sich Yoji an den Hinterkopf und rieb über diesen. "Keine Sorge, Reika. Ich war ganz brav. Nur Aya war sehr schwer abzuwimmeln." "Bitte?" Dem schwarzhaarigen Mädchen mit den langen geflochtenen Zöpfen fiel beinah das Kinn auf das Brustbein hinab, allerdings schaute sie sogleich besänftigter drein, als Yoji ihr eine Kusshand zuwarf. Reika blickte dafür nur misstrauisch zwischen den beiden hin und her, hakte sich dann aber bei Aya ein und drückte Yoji auch ihre Sporttasche in die Hand. "Die kannst du auch tragen. Und jetzt komm schon, wir müssen uns umziehen." Ohne ein weiteres Wort zog sie Aya hinter sich her, die verzweifelt zu Yoji zurück blickte, welcher den beiden gemächlich folgte. Während Aya sich für das Turnier umzog, lehnte Yoji vor der Umkleide an der Wand. Seine Arme hielt er verschränkt vor der Brust und die Augen geschlossen. Die Mädchen, die von Zeit zu Zeit mit ihm sprechen wollten, weil sie zu seinem Fanclub gehörten, ignorierte er oder speiste sie mit einem lieblosen "Hallo" ab. Sein einziger Gedanke galt Aya und dem kleinen niedlichen Volleyball-Dress, den sie in wenigen Minuten tragen würde. "Yoji, wir haben eine Krise." Reikas Stimme erklang dicht an seinem Ohr. Ayas beste Freundin zupfte an seiner Jacke und wartete genervt darauf, dass er die Augen öffnete und auf sie reagierte. "Und welche?" Langsam öffnete er ein Auge und linste das Mädchen, das einen halben Kopf größer war als Aya, von der Seite an. "Das ist das erste Mal, dass du ihr zusiehst. Sie hat Angst, dass sie sich vor dir blamiert und schlecht spielt. Sie sitzt in der Umkleide und weint." Dunkle Augen richteten sich unnachgiebig auf das Gesicht von Ayas Freund und schrieen geradezu Vergeltung dafür, dass ihre Freundin nun so fertig mit der Welt war. Ohne aber darauf einzugehen, schob Yoji Reika zur Seite und trat an die Tür des Umkleideraums. Die Hand über die Augen haltend, klopfte er an und steckte den Kopf zur Tür rein. "Ich will nur zu meiner Freundin. Mehr nicht." Die Mädchen, die sich bereits um Aya kümmerten, begannen zu tuscheln, traten allerdings zur Seite, als der große blonde Mann den Raum betrat und ziemlich blind durch die Gegend stolperte. Eines der Mädchen erbarmte sich allerdings und tippte ihm von hinten auf die Schulter. "Wir sind alle angezogen. Kein Grund, sich die Augen zuzuhalten. Du kannst sie aufmachen." Vorsichtig und blinzelnd, tat Yoji, wie ihm geheißen wurde und blickte sich kurz und uninteressiert die Mädchen an, die ihn aus großen interessierten bis gleichgültigen Augen musterten. Allerdings störte ihn weder das eine noch das andere, da die Einzige, die zählte, Aya war. Und deren Schluchzen drang nun von der hintersten Bank des Raumes zu ihm nach vorne. Wie das rote Meer sich auf Moses Befehl geteilt hatte, teilten sich auch die Reihen der Mädchen und ließen ihn zu Aya durch, vor welcher er in die Hocke ging. Er hob seine Hand an und strich ihr besänftigend über den Kopf. "Süße, was hast du denn. Es ist doch alles gut." Aya, die zugleich der Team-Captain des Teams ihrer Schule war, schüttelte den Kopf und schluchzte noch heftiger. "Nichts ist in Ordnung. Was ist, wenn ich schlecht spiele? Was ist, wenn ich irgendwas Dummes mache? Was denkst du dann von mir? Ich will nicht, dass du mich für eine Versagerin hältst." "Denkst du wirklich, dass ich dich für eine Versagerin halten könnte?" Yoji zog mit sanfter Gewalt ihre vor ihrem Gesicht liegenden Hände weg und schaut in rot geweinte blaue Augen. "Egal wie du spielst, ich weiß, dass du dein Bestes gibst. Und wenn es heute nicht so sein sollte, dass du spielst wie ein Weltmeister, dann ist es auch okay. Es kommt doch nur darauf an, dass du dein Bestes gibst. Und das gibst du doch immer." "Ich habe aber Angst. Das ist das erste Mal, dass du mir zusiehst." Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und schaute ihn kläglich an. "Aya, hör mir mal zu." Yoji erhob sich und ließ sich auf der Bank neben ihr nieder. Den Zeigefinger legte er unter ihr Kinn und brachte sie so dazu, dass sie ihn ansah. "Es mag das erste Mal sein, dass ich dir zusehe, aber dadurch ändert sich doch nicht, wie du spielst. Ich weiß, was für eine begnadete Spielerin du bist. Denkst du etwa, dass du der Team-Captain geworden wärst, wenn du nicht auch in schwierigen Situationen die Ruhe bewahren könntest? Du bist so eine wichtige Person innerhalb deines Teams, lass dich doch nicht davon verunsichern, dass ich dir nun zusehe. Egal, was heute auch passiert, egal wie du auch spielst, ich werde sehr stolz auf dich sein." Das junge Mädchen schniefte abermals, betrachtete ihren Freund dann aber mit schief gelegtem Kopf. "Wirklich? Ist das dein Ernst?" Yoji formte aus seiner Hand eine Schwurhand und legte die erhobenen Finger in Herzhöhe auf seine Brust. "Ich schwöre es dir. Bei meinem Leben. Egal, was heute auch passiert, ich werde unendlich stolz auf dich sein." Mit diesem Satz hatte er wirklich geglaubt, Aya besänftigen zu können, doch das Mädchen brach erneut in Tränen aus und warf sich an seine Brust. Vorsichtig umarmte er sie und strich besänftigend über ihren Rücken. "Alles ist gut, Süße. Alles ist gut." "Aya, wir müssen langsam raus und uns aufwärmen. In zehn Minuten erfahren wir unseren ersten Gegner." Reika drängelte sich durch die Reihen der sich lichtenden Mädchen und blickte auf Yoji und Aya hinab, dabei aber viel mehr auf Aya, die sich fest an Yoji festklammerte. "Schatz, hast du gehört? Du musst jetzt raus." Vorsichtig hob Yoji Ayas Gesicht mit einem Finger an und schaute in ihre Augen. "Meinst du, du kriegst das hin?" "Ich denke schon." Mit einem scheuen Blick zu ihren Team-Kolleginnen streckte sie sich und hauchte Yoji einen sanften Kuss auf die Lippen. "Ich gebe mir alle Mühe, gut zu spielen, damit du auch stolz auf mich sein kannst, weil ich wirklich gut gespielt habe." "Gut, aber denk dran, ich bin immer stolz auf dich und nun geh." Yoji erhob sich mit ihr und löste seine Arme von ihrem Körper, als Reika bereits an ihr zerrte, um sie hinter sich herzuschleifen. Nachdem beide Mädchen und auch die restlichen Spielerinnen verschwunden waren, begab sich Yoji zu den Zuschauerrängen, nicht ohne sich vorher einen Hot Dog und eine Cola gekauft zu haben. Der Schiedsrichter wies auf die rechte Seite des Spielfeldes. "Aufschlag Aya Fujimiya..." Ayas Augen verkleinerten sich zu schmalen Schlitzen, als der Schiedsrichter das Finale anpfiff. Ihre ganze Aufmerksamkeit war auf das gegnerische Team und deren Schwachstellen gerichtet, welche sie im Laufe des Turniers studiert hatte. Nummer 3, welche in der Mitte vorne am Netz stand, war das, was man ziemlich ungelenk nannte. Zwar schmetterte sie die Bälle wie Kanonenkugeln, aber um ihre Beweglichkeit war es nicht besonders gut gestellt. Nummer 9 hingegen war das genaue Gegenteil und stand rechts hinten. Zusammen agierten die beiden wie ein Spieler und bildeten eine nahezu tödliche Formation. Und genau deswegen galt es, die beiden auszutricksen, und Aya wusste genau wie. Mit einem letzten Blick zu Yoji, der in der ersten Reihe auf der Zuschauertribüne saß und ihr immer wieder aufmunternd zulächelte, warf sie den Ball in die Luft, türkte einen Aufschlag von oben, wodurch sich alle gegnerischen Spieler um Nummer 9 formierten, welche ihre Chance als gekommen betrachtete. Allerdings hatte keiner von ihnen damit gerechnet, dass Aya im letzten Moment den erhobenen Arm sinken ließ und einen Aufschlag von unten vorzog, welcher steil in Richtung Decke ging, wo seine Flugbahn abflachte und im Fall auf Nummer 3 zu schoss. Eigentlich viel mehr auf eine von Nummer 3 außer Acht gelassene Stelle, welche selbst von den Spielerinnen auf Position 4 und 6 nicht ohne Verluste erreicht werden konnte. Zwar versuchten die Spielerinnen auf besagten Positionen noch ihr möglichstes, allerdings prallte der Ball, als sie sich in Bewegung gesetzt hatten, bereits auf dem Boden, sprang abermals in die Höhe und flog gen aus. Somit war der erste Punkt im Spiel für Ayas Schule gewonnen. Mit einem glücklichen Ausdruck im Gesicht blickte das junge Mädchen zu Yoji, der beide Daumen hochhielt und ihr zuzwinkert. Seine Anwesenheit gab ihr den nötigen Willen, um jede noch so kleine Finte des Feindes zu durchschauen. Und durchschauen wollte sie alle, da sie sich nichts mehr wünschte, als dass er nach dem Spiel stolz auf sie wäre. Er sollte stolz darauf sein, dass sie seine Freundin war. Das war ihr größter Wunsch für dieses Spiel. Als sie abermals den Ball zum Aufschlag erhielt, schaffte sie es allerdings nicht, das gegnerische Team auszuspielen. Stattdessen konterten diese dadurch, dass eins der Mädchen zu dem Ball hechtete, ihn mit einer Hand nach oben Schlug, woraufhin Nummer 9 an ihn gelangen konnte und ihn für Nummer 3 hoch pritschte, welche den Ball mit all ihrer Kraft über das Netz schmetterte. Reika versuchte noch mit aller Macht, an den Ball zu gelangen, doch da schlug er bereits auf dem Boden auf und brachte dem Gegner den ersten Punkt ein. Ayas weiches Gesicht verfinsterte sich sichtlich. Sofort gab sie durch das Nicken des Kopfes Anweisungen an ihr Team weiter, welches tat, wie ihm geheißen. Neben dem Spielfeld brach sogleich ein Wettstreit der Anfeuerungsrufe der Austauschspieler des Teams los. Yoji unterdes beobachtete derweilen Aya und deren veränderte Körperhaltung. Obwohl sie sonst eigentlich eher zerbrechlich und zart besaitet wirkte, erschien sie ihm nun wie eine mordlüsterne Wildkatze. Eine Art, die ihr wirklich überaus gut stand. Genauso wie ihr mittlerweile reichlich durchgeschwitzter Volleyball-Dress, dessen Oberteil die Rundungen ihres Busens noch besser betonten als im trockenen Zustand. Auch die knappe Hose schien noch knapper zu sein und gab den Blick auf ihren schönen Po so gut wie frei. Zwar passte ihm nicht, dass auch die anderen Männer solche Blicke auf den Körper seiner Freundin erhaschen konnten, allerdings war nur er es alleine, der wusste, was sich unter der Hose und dem Oberteil in seiner ganzen Pracht verbarg. Und dieses Bewusstsein war es auch, welches ihm ein grenzdebiles Grinsen ins Gesicht zauberte. "Wenn Reika nicht schneller reagiert, kann Aya nicht vernünftig eingreifen." Ein Junge, der vom Alter her in Ayas Klasse passen würde, blickte seinen Freund wissend an und wies auf die Spielerinnen seiner Schule. "Da, siehst du, Reika verstellt ihr unabsichtlich den Weg. Und Misao ist zu irritiert." "Och, wen interessiert das denn? Schau dir unsere Mädels mal an. Eine sieht besser aus als die andere. Und Fujimiya tut der Freund wirklich gut. Sie sieht plötzlich noch viel weiblicher aus. Und sie ist... heiß." Der Dunkelhaarige stützte den Kopf in den Händen ab und betrachtete das Team seiner Schule. Sein Freund folgte seinem Blick und nickte. "Hast du gehört, wie alt ihr Freund angeblich ist? Fünf Jahre älter. Der wäre demnach 21 Jahre alt." "Ja, das habe ich auch gehört. Und er soll einer dieser Typen aus dem Blumenladen sein, zu dem die Weiber immer hinrennen. Dieser eine, der so einen schlechten Ruf hat." Yoji hob die Braue steil an und nagte leicht verbittert auf seiner Unterlippe. Dass er diesen Ruf wohl niemals loswerden würde, schmeckte ihm so gar nicht. Und noch weniger schmeckte ihm die Tatsache, dass seine Freundin wie ein Stück Fleisch betrachtet wurde. Auch wenn er den beiden Schülern darin Recht geben musste, dass Ayas Körper wirklich wesentlich weiblicher aussah als noch vor einigen Monaten. "Oh, sie schaut her." Der Dunkelhaarige nickte in Ayas Richtung, die lächelnd zur Tribüne hinüber sah. "Ich glaube, sie meint uns." Sofort begann er wild zu winken. "Ich denke eher, sie meint mich." Yoji blickte zu den beiden Kerlen hinüber, die erschrocken zusammen zuckten und den blonden Mann irritiert anblickten, bis dem Freund des Dunkelhaarigen fast der Kaugummi aus dem Gesicht fiel. "Ahhhhh, Sie sind das. Sie sind Ayas Freund. Oh... ehm..." "Was, wirklich?" Der Dunkelhaarige wendete sich an Yoji und blickte ihn abschätzend an. Da er allerdings auf den ersten Blick nichts Schlechtes an ihm feststellen konnte, murrte er nur lautstark und wendete sich wieder dem Spiel zu. Yoji blickte unterdes zurück zu Aya, die fragend in seine Richtung schaute. Langsam zuckte er mit einem Nicken auf die beiden Schüler mit den Schultern und formte mit den Lippen ein "Ich liebe dich", welches Aya mit einem Grinsen erwiderte. Der Ball kam schneller auf sie zugeflogen, als sie es sich erträumt hatte. Nummer 3 war am Aufschlag gewesen und hatte den Ball mit voller Wucht auf sie ausgerichtet. Schneller als Aya reagieren konnte, bohrte sich das weiße Leder, welches gerade einer Kanonenkugel glich, in ihren Bauch und riss sie von den Beinen. Mit voller Wucht landete sie auf dem Po und rutschte noch ein Stück über den Boden. Sofort liefen ihre Team-Kolleginnen auf sie zu. Reika kniete sich neben sie und blickte sie besorgt an, während Aya eher erschrocken die sie Umgebenden anblickte. "Alles in Ordnung mit dir?" Ganz langsam begann das junge Mädchen zu nicken, rieb sich aber den schmerzenden Bauch. Mit einem panischen Blick schaute sie zu Yoji, der gerade über die Begrenzung der Tribüne setzte und auf sie zu rannte. "Sag ihm, dass es nicht so schlimm ist, Reika. Bitte." Langsam versuchte sie sich aufzurappeln. Allerdings gaben ihre Beine unter ihr nach, so dass Misao und Maki sie stützen mussten. Reika hechtete derweilen auf Yoji zu und versuchte ihn mit fahrigen Handbewegungen und Erklärungen zu beruhigen und ihm zu erklären, dass es normal wäre, dass ein Spieler hin und wieder so außer Gefecht gesetzt würde. Allerdings wollte dieser ihr das nicht ganz glauben, schob sie deswegen zur Seite und lief doch zu Aya hinüber, die nun doch etwas wackelig auf eigenen Beinen stand. "Aya, ist alles in Ordnung mit dir?" Seine Hände legten sich auf ihre Schultern und drückten diese leicht. Aya nickte und blickte in sein besorgtes Gesicht empor. "Alles ist gut. Wirklich. Das passiert schon mal." Allerdings war es dieses Mal etwas anders, weil ihr Bauch schmerzte, als wäre irgendetwas Wichtiges verletzt worden. Nur blieb ihr für weitere Überlegungen keine Zeit, da der Schiedsrichter auf sie zukam und wissen wollte, ob das Spiel weitergehen könnte und ob ein Spielerwechsel vorgesehen sei. Daraufhin schüttelte Aya den Kopf. "Es ist alles in Ordnung. Wir können weiterspielen. Mir geht es gut." Sie schaute zu Yoji empor, der nicht den Eindruck machte, als würde er von ihrer Seite weichen wollen. "Geh wieder auf deinen Platz zurück. Es ist wirklich in Ordnung. Mir geht es gut." "Und du sagst das nicht nur so?" "Nein, ich schwöre es dir." Aya streckte sich etwas und hauchte einen beschwichtigenden Kuss auf seine Lippen. "Setz dich zu meinem Team, wenn der Trainer nichts dagegen hat. Dann siehst du ja, dass es mir gut geht." Der Trainer, der mittlerweile auch zu seinen Schützlingen gestoßen war, nickte und begleitete Yoji zur Bank, der sich kein bisschen beruhigter auf dieser niederließ. Während des ganzen Spieles beobachtete er Aya aus Argusaugen, welche sich immer und immer wieder den Bauch hielt, aber tapfer durchzuhalten versuchte, bis eine Spielerin ihres Teams mitten in einem Spielzug plötzlich auf dem Boden ausrutschte und mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden zu sitzen kam. "Warum ist das hier so rutschig und nass?" Das Mädchen, um das sich die anderen Spielerinnen aufbauten, fasste neben sich und hielt sich eine blutige Hand vor die Augen. Sofort wurde ihr Gesicht bleich. Alle Spielerinnen blickten einander irritiert an, bis Reikas Blick auf eins von Ayas Beinen fiel, über welches ein steter wenn auch leichter Blutstrom lief. "A... Aya? Du... du blutest." Verwirrt blickte die junge Frau an ihren Beinen hinab, während sich ihre Augen entsetzt weiteten. "Was... was soll das denn?" Yoji, der Reikas Stimme hatte vernehmen können, stand urplötzlich neben Aya und blickte ebenfalls an ihren Beinen hinab. Panik weitete seine Augen und einer seiner Arme schoss vor, um seine plötzlich ins Schwanken geratene Freundin zu stützen, deren Gesicht aschfahl geworden war. Der Trainer gab ihm sofort Anweisungen, sie ins Krankenzimmer zu schaffen. Vorsichtig hob Yoji Aya auf seine Arme und trug sie in die angewiesene Richtung. Im Krankenzimmer wartete bereits eine Schwester und bereitete eins der Betten vor, bis der Krankenwagen die Sporthalle erreichte. "Was ist denn passiert?" Die ältere Frau half ihm dabei, Aya im Bett zu lagern und fühlte ihre Stirn, um sicher zu gehen, dass nicht vielleicht ein Fieber für ihren Schwächeanfall verantwortlich war. "Sie wurde eben von einem ziemlich schnellen Ball in den Bauch getroffen. Aber es ging ihr eigentlich gut. Sagte sie zumindest. Sie wollte weiterspielen und das ging auch. Aber dann.. sie muss irgendwann angefangen haben, zu bluten. Hat sie vielleicht eine innere Verletzung? Sie darf nicht... ihr darf nichts Schlimmes passiert sein." Yoji kämpfte heftig gegen die Tränen an, die sich in seine Augen stehlen wollten. Die Angst um Aya ließ ihn halb wahnsinnig werden. Gleichzeitig betrachtete die Schwester ihn mit unverhohlener Neugierde. "Wer sind Sie überhaupt?" "Ihr Freund, wer denn sonst?" Der älteste Weiß hielt Ayas Hand und strich mit dem Daumen über ihren Handrücken. "Kann es sein, dass ihre Freundin vielleicht schwanger ist?" Die Augen der älteren Frau verkleinerten sich zu schmalen Schlitzen, da sie dem um einiges älteren Mann, der sich als Freund des jungen Mädchens bezeichnete, nicht traute. Dafür wirkte er viel zu abgebrüht und vor allen Dingen wie der typische Aufreißer, der sowieso nur jede Frau schwängerte, die ihm in die Quere kam. Kurz verhielt sich Yoji Mucksmäuschen still, weil er über diese Option bisher nicht nachgedacht hatte, doch dann schüttelte er heftig den Kopf. "Unsinn, sie ist nicht schwanger. Sie nimmt die Pille. Außerdem passen wir auch so auf." "Das sagen sie alle." Als Aya sich leicht rührte, neigte die Schwester sich über sie und schaute in ihre trüben Augen. Kurz zuckte ihr Blick zu Yoji, von dem sie ihren Namen wissen wollte, dann blickte sie sie abermals an. "Aya? Kannst du mir sagen, ob du vielleicht schwanger bist?" "Mmh...?" Aya brauchte einen Moment, um die Worte ganz zu verarbeiten. Langsam schüttelte sie den Kopf. "Ich glaube nicht. Aber... aber ich weiß nicht." "Ist deine Periode ausgeblieben?" Finstere Augen richteten sich auf Yoji, der sich immer noch mehr als sicher war, dass Aya überhaupt nicht schwanger sein konnte. Die 16-Jährige fasste sich benommen an den Kopf und stöhnte gequält. "Seit zwei Monaten, aber das habe ich schon oft gehabt. Da war auf einmal nichts. Aber sie kommt doch wieder." Yoji schlief beinah das Gesicht ein. "A... Aya, warum... warum hast du mir das nicht ge... gesagt? Wenn du... wenn du... Also..." Der Stuhl, der hinter ihm stand, sorgte dafür, dass er nicht auf den Boden donnerte, als seine Beine unter ihm nachgaben. Tiefen taten sich vor seinen Augen auf. Zwar hätte er später nichts dagegen gehabt, Kinder mit ihr zu haben. Aber doch nicht jetzt. Nicht, wo sie noch in die Schule ging. Nicht, wo immer noch die Notwendigkeit bestand, dass Weiß das Verbrechen bekämpfte. Für ein Kind war sie zu jung und die Zeiten waren zu unruhig. Und Ran... Ran würde ihn töten, wenn sie wirklich schwanger wäre. Er würde ihn aufspießen und schlichtweg töten. "Weil ich das schon so oft hatte, Yoji." Müde dunkelblaue Augen blickten ihn erschlagen an und drückten sanft seine Hand, die immer noch ihre hielt. "Vertrau mir, ich bin bestimmt nicht schwanger. Das wüsste ich doch." "Ja, aber... Das Blut, was ist mit dem Blut? Was ist... was ist, wenn doch etwas passiert ist und das Kind jetzt... Gott. Mir ist schlecht." Er fasste sich erschlagen an die Stirn und versuchte ruhig aus- und einzuatmen. Sein Verhalten sorgte unterdes dafür, dass in Aya eine immense Angst davor aufstieg, dass er sie verstoßen könnte, weil er, im Falle, dass sie schwanger wäre, nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen könnte. Vorsichtig löste sie die Hand aus seiner und drehte sich mit Schmerzen im Bauch auf die Seite. So, dass sie ihn nicht ansehen musste. "Wenn ich wirklich... wenn ich schwanger bin, dann... dann verlässt du mich, oder?" Wie vom Donner gerührt blieb Yoji sitzen. Es dauerte eine Weile, bis er begann, den Kopf erst leicht und dann immer energischer zu schütteln. "Nein, natürlich nicht. Sag nicht so etwas Dummes. Ich liebe dich. Ich liebe dich und das Kind auch, wenn es so sein sollte. Ihr seid meine Familie. Ich kann dich doch nicht alleine lassen. Nicht unter diesen Umständen." "Und wenn du es doch tust?" Ayas leises Schluchzen drang an Yojis Ohr. Sofort neigte er sich über sie und blickte in ihr Gesicht. "Ich verlasse dich nicht. Ich heirate dich dann vom Fleck weg. Ich kaufe uns ein schönes Haus in einer Familiensiedlung. Wir werden einen Garten haben, in dem das Kind dann irgendwann spielen kann. Und wenn wir ganz alt sind, haben wir Schaukelstühle auf der Veranda und schauen unseren Enkelkindern zu." "Wirklich?" Langsam drehte sie ihm das Gesicht zu. "Ja, ich schwöre es dir. Und jetzt versuch erst einmal ruhig zu bleiben, ja? Sobald wir im Krankenhaus sind, wissen wir mehr. Und dann sehen wir weiter." Zärtlich legten sich seinen Lippen auf ihre, während seine Finger ihr einige Tränen von den Wangen strichen. "Und denk immer dran, dass ich dich liebe." "Wie könnte ich das jemals vergessen." Ein sachtes Schmunzeln zog über ihr bleiches Gesicht, welches ängstlicher als jemals zuvor in ihrem Leben wirkte. ------------------------------------ © by Sandra Wronna/Merenwen Kapitel 19: Familie (Untertitel: Ist sie es oder ist sie es nicht?) ------------------------------------------------------------------- Mit einem riesigen Blumenstrauß - bestehend aus roten Rosen, weißer Schafsgarbe und grünem Farn - in Händen begab sich Yoji die Treppe vom Erdgeschoss hinauf in den ersten Stock, in denen die Schlafzimmer der vier Weiß und auch das Schlafzimmer von Aya lag. Leise trat er an ihre Zimmertür und klopfte zaghaft an das Holz, um sie nicht aufzuwecken, sollte sie doch endlich eingeschlafen sein. Eine Weile blieb er abwartend vor der Tür stehen und lauschte auf das noch so kleinste Geräusch, welches sich partout nicht erheben wollte. Also entschloss er sich vorsichtig und langsam die Klinke herunterzudrücken und den Kopf voran ins Zimmer zu sehen. Wie erwartet lag Aya-chan zusammengerollt in ihrem Bett, die Bettdecke über den Kopf gezogen und schlief endlich den Schlaf der Gerechten. Erleichtert über diesen Umstand betrat Yoji leise das Zimmer und stellte den Blumenstrauß in die Vase, die auf Ayas Schreibtisch stand, seitdem er vor Monaten dazu übergegangen war, ihr jede Woche Blumen zu schenken. Auf leisen Füßen, seine Schuhe hatte er vorsorglich schon vor der Tür ausgezogen, schlich er zu ihr hinüber und zog die Decke über ihr zu Recht. Seit sie nach dem Turnier aus dem Krankenhaus gekommen war, hatte sie kaum geschlafen, weil sie wegen all der Ereignisse so aufgeregt gewesen war. Beide hatten sie viel geredet und beratschlagt, was zu tun sei. Ob sie Ran etwas sagen sollten oder lieber nicht. Immerhin war die ganze Sache zumindest für Yoji gefährlich. Überaus gefährlich, denn Ran hatte sicherlich kein Verständnis dafür, dass der 21-jährige Freund seiner erst 16-jährigen Schwester zu dämlich war, ein Kondom zu benutzen. Vor allen Dingen, da dieser Freund niemals an der Pilleneinnahme seiner Freundin gezweifelt hatte, weil er ihr zu seinem eigenen Leid die Verantwortung zugeschoben hatte. Und das hätte er wirklich nicht gesollt. Schon gar nicht, weil Aya schrecklich vergesslich sein konnte. Zumindest, wenn es um so etwas ging. Selbst wenn sie krank war und Medikamente nehmen musste, vergaß sie diese mit schöner Regelmäßigkeit und lag deshalb immer um so länger krank im Bett. Yoji ließ sich vorsichtig auf den weichen kleinen Teppich vor Ayas Bett hinab und verschränkte die Beine. Seine grünen Augen richteten sich sorgenvoll auf den kleinen schlanken Körper seiner Freundin, der unter einem Berg von Daunen und Federn verschwunden war. Einzig ihr schwarzes Haar hing seitlich der Decke in der Freiheit. Seine Stirn furchte sich ein wenig, als er an den Besuch im Krankenhaus zurückdachte. Aya hatte schon damals ein mehr als nur heftiges Theater gemacht, als sie zum Frauenarzt musste, um sich die Pille verschreiben zu lassen. Doch dieses Mal war es ob der Angst, die in ihr wohnte, noch viel schlimmer gewesen. Sie hatte geweint, sich an ihn geklammert und war weniger als überhaupt nicht dazu bereit gewesen, sich untersuchen zu lassen. Und dass, obwohl es gerade in dieser Situation so wichtig gewesen war. Entweder für eine Person oder aber für zwei. Zwei, von denen eins ein Kind wäre. Sein Kind... Mit seiner Hand griff er sich an den Kopf und fuhr sich durch die Haare, welche sich aus seinem Zopf gelöst hatten und nun leicht gewellt an seinem Gesicht hinab hingen. Schmerzen bemächtigten sich abermals seines Kopfes, und ein Gefühl, das nach Flucht schrie, hallte durch seinen Körper. Allerdings war es nicht die Flucht vor dem, was vor ihnen lag, nicht die Flucht vor Ran, es war die Flucht vor seinen eigenen Dämonen, die nun in ihm wüteten und nicht gewillt waren, ihn zur Ruhe kommen zu lassen. Mit wie vielen Frauen hatte er nach Asuka Murases vermeintlichem Tod geschlafen? Es waren so viele, dass er sie nicht zählen konnte und auch nicht wollte, weil sein ganzes Denken und Fühlen nur von Aya beherrscht wurde. Und dennoch... bei keiner dieser Frauen war er nachlässig gewesen. Stattdessen übervorsichtig. Er hatte keine von ihnen schwängern wollen, weil er keine von ihnen liebte. Er hatte es selbst dann nicht getan, als man ihn fast darum angefleht hatte. Selbst dann nicht. Und dann bei der einzigen Frau, mit der er wirklich irgendwann gerne Kinder hätte, passierte ihm das... Etwas, das nicht passieren durfte, weil diese Frau ganz realistisch betrachtet selber noch sehr viel Kind war. Eines, das viel verpasst hatte, als es im Koma lag. Die Schmerzen in seinem Kopf wurden immer schlimmer. Aya Fujimiya war ganz unumstösslich die Frau seines Lebens. Sobald sie 18 würde, auf den Tag genau, würde er sie um ihre Hand bitten. Und dann, wenn die Schule und ihre Ausbildung beendet wären, wäre es sicherlich so, dass sie Kinder zusammen bekommen würden. Viele Kinder. Einige blond, die anderen schwarzhaarig, mit blauen Augen oder grünen. Sogar ein rothaariges wäre ihm angenehm. Und möglich war das ja, wenn man Ayas Ausschweifungen in der Biologie glauben schenkte. Aber jetzt...? Wie dumm war er eigentlich gewesen? Wenn er schon nicht bereit für so etwas war, wie konnte sie es dann sein? Sie war so jung, mühte sich in der Schule ab, um kein Jahr wiederholen zu müssen und dann vergaß er ein Kondom. Genau an jenem Tag, als er bemerkt hatte, dass sie die Pille ein paar Tage zuvor vergessen hatte. Sein Herz zog sich krampfartig zusammen. Die Sache mit Manx hatte sie beide so schrecklich aufgewühlt, und sie waren glücklich gewesen, dass alles gut geworden war. Selbst Ran war erträglich geworden, weil er endlich verstanden hatte, dass es ihm mit seiner Schwester ernst war. Und dann enttäuschte er das Vertrauen, dass Ran in ihn gesetzt hatte. Und das auf die schlimmste Art und Weise. Eine, die Ran ihm einfach nicht verzeihen konnte. Er konnte sich ja selber nicht verzeihen, weil es hier vornehmlich um Ayas Leben ging. Ein Leben, das lange wie festgefroren gewesen war und erst vor kurzem wieder erblüht war. "Verdammte Scheiße..." Der leise unbeabsichtigte Fluch ließ Yoji zusammenzucken. Vorsichtig linste er zu seiner Freundin, die sich auch prompt unter der Bettdecke zu regen begann. Langsam drehte sich ihr Körper von der Wand weg und in seine Richtung. Eine kleine Hand schob sich unter der Bettdecke hervor und streckte sich ihm entgegen. Zarte feingliedrige Finger tasteten nach seinem Gesicht und strichen liebevoll über seine ob der Gedanken glühende Wange. Yoji ergriff Ayas Hand und führte sie an seinen Mund. Zärtlich streiften seine Lippen über ihre Handfläche, die viel kälter war als gewöhnlich. "Ich wollte dich nicht wecken, Süße." "Ich konnte sowieso nicht mehr schlafen." Ayas Stimme erhob sich unter der Decke und erhielt eine Form, als sich ihr Kopf ebenfalls unter der Decke hervor schob. Ihre Augen sahen aus wie kleine Schlitze, in denen noch die Hälfte des Schlafes klebte, den sie gerade nachgeholt hatte. "Fühlst du dich denn jetzt besser?" Yojis Hand löste sich von ihrer und wanderte zu ihrem Gesicht, um ein paar Haare aus diesem zu streichen. "Ein bisschen. Aber ich habe jetzt Hunger." Ihre Hand, die zuvor seine Wange gestreichelt hatte, legte sich auf seine Hand und drückte diese zärtlich. Ein sachtes Lächeln zeichnete sich auf Yojis Lippen ab. "Dann sollte ich dir was kochen. Na ja, bestellen wäre besser. Holzkohle schmeckt so schrecklich." "So schlimm ist es ja auch nicht. Es ist nur zumeist immer etwas sehr... braun und durch. Aber ich habe ja gute Zähne." Mit der Zunge stupste sie gegen die weiße Zahnreihe in ihrem Unterkiefer. "Ich weiß, du beißt mich ja oft genug." Dass sie nun wach war, heiterte ihn tatsächlich wieder auf. Auch die Kopfschmerzen, die in seinem Schädel tobten, linderten sich wie von Geisterhand. Das Einzige, das nach wie vor blieb, waren die Dämonen, die ihm stetig ein schlechtes Gewissen einflüsterten. Aya begann leicht zu schmunzeln. "Ich beiße nicht, ich knabbere. Du bist nämlich wirklich lecker." Ihr Kopf wippte mehr oder minder auf und ab, da ihre Wange immer noch auf ihre Matratze ruhte. "Ich weiß auch, wo du am liebsten knabberst..." Ein breites Grinsen malte sich auf seinen Lippen ab, welches von einem Ohr zum anderen zu gehen schien. "Du Ferkel... Da hast du es am liebsten. Ich knabbere am liebsten an deinem Ohr." Aya-chan nickte abermals, setzte sich danach aber auf und streckte sich, während ihr ein verhaltenes Gähnen entkam. Yoji betrachtete seine Freundin schmunzelnd und glitt in Gedanken dahin, wo er es in der Tat am liebsten hatte. Aber zugeben würde er das nie, weil Aya sich sonst zu irgendetwas gezwungen sah, was sie eigentlich nicht wollte. Wenn sie es von sich aus tat, war es okay, tat sie es nicht, war es das ebenso. Zumal es egal war, wo sie knabberte. Hauptsache, ihre Lippen berührten überhaupt seinen Körper. Dann war alles bestens. Und noch viel mehr als das. Als sich ein dreckiges Grinsen im Gesicht ihres Freundes ausbreitete, streckte Aya sich aus dem Bett und näherte sich mit ihrem Gesicht dem von Yoji. Prüfend blickte sie in seine glasigen Augen, überlegte kurz und küsste ihn dann einfach, ohne darauf zu achten, ob es ihm genehm war oder nicht. "Hör auf an so was zu denken. Gestern hast du noch gesagt, dass du auf all so was nach dem Schreck keine Lust mehr hättest." Grüne Augen blinzelten irritiert und richteten sich auf blaue Augen. Diese blickten ihr Gegenüber fast schon strafend an. Yojis Hand fuhr in seinen Nacken und rieb diesen verlegen. "Weißt du, Süße, das mit der Lust... das war etwas... übertrieben. Lust habe ich nur nicht, wenn Ken, Omi oder dein Bruder halbnackt über den Flur rennen. Dann vergeht mir alles. Aber bei dir..." Seine Augen glitten auf den v-förmigen Ausschnitt, der ihren Pyjama zierte. Sofort erwachte nabelabwärts Leben in seiner Hose. Bevor sie diesem Leben gewahr werden konnte, änderte er aber seine Sitzposition und schaute sie unschuldig an. "Gib dir gar keine Mühe, Kudou... Ich habe es schon lange gesehen." Nun war sie es, um deren Lippen sich ein anrüchiges Grinsen formte. "Aya-chan...", er gab sich alle Mühe, tadelnd zu klingen, "...wo schaust du mir bitte hin?" "Ich darf dahin schauen. Gehört alles mir." Sie nickte heftig. "Alles meins." "Mmh..." Nachdenklich öffnete Yoji seinen Gürtel und zog den Bund der Hose etwas nach vorne, nachdem sein Hemd aus dem Weg war. "Also, da steht aber nicht dein Name drauf. Eigentlich gar keiner..." "Steht unten drunter. Ganz sicher. Ich habe ihn reingeknabbert, als ich schon mal dabei war." Aya versuchte ihrerseits auszusehen wie die Unschuld in Person. Zuerst war es nur ein Kichern, doch es mündete in einem lauten Lachen, als Yoji seinen Gürtel wieder schloss und seine Freundin anblickte. "Das solltest du mal deinem Bruder sagen. Der kriegt nen Herzinfarkt, wenn er wüsste, in was für Regionen du dich rumtreibst." "Ach was, da ich weiß, dass er weiß, was wir machen, wird er das auch wissen. Oder sich zumindest denken können. Ganz dumm ist er nicht." Urplötzlich änderte sich Ayas Gesichtsausdruck und wisch schmerzlichem Kummer. "Yoji, was machen wir jetzt eigentlich? Wir sagen wir es ihm? Sollen wir das überhaupt machen? Er schlägt dich zusammen oder bringt dich um. Und mich schickt er bestimmt weg." Seufzend richtete Yoji sich auf und setzte sich neben ihr auf das Bett. Vorsichtig zog er sie an sich. "Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Aber verheimlich können wir es ihm nicht. Das wäre nicht fair. Er hat ein Recht darauf, zu wissen, was ich verbockt habe." Aya, deren Kopf an seiner Brust ruhte, linste vorsichtig zu ihm empor. "Es war doch gar nicht deine Schuld. Ich habe die Pille vergessen... nicht du." "Als ich dir vor zwei Monaten die Blumen hochgebracht habe, habe ich gesehen, dass du ein oder zwei Pillen vergessen hattest. Ich habe aber nicht mehr dran gedacht, weil das Chaos mit Manx gerade vorbei war. Und du warst in der Nacht so unendlich süß und einfach nur zum Anbeißen." In seinen betrübten Ton mischte sich etwas Schwärmerisches. "Ich bin aber trotzdem Schuld. Ich weiß doch, dass das wichtig ist. Sehr wichtig. Und jetzt..." Sie schnaufte leise und kaum hörbar. "Ich habe Angst, Yoji. Wirklich Angst. In meinem Kopf dreht sich alles. Und wenn ich an Rans Reaktion denke, möchte ich am liebsten gleich sterben, dich aber vorher in Sicherheit bringen." "Na ja, vielleicht rastet er ja nicht aus. Immerhin ist es ja doch ganz gut so, wie es jetzt ist. Böse sein, wäre unfair. Vor allem dir gegenüber. Du kannst am wenigsten etwas dafür." Seine Hand glitt leicht über ihren Rücken und versuchte so etwas Ruhe in sie zu bringen, was mehr als nur schwer war, da sie bis in die Knochen aufgewühlt war. Von Aya erhob sich nichts weiter als ein zweifelnder Ton. Ansonsten presste sie sich nur an ihn und war nicht mehr gewillt, ihn loszulassen, bis sich ihr Magen knurrend meldete. Yoji begann zu kichern und schob sie vorsichtig von sich. "Ich mache dir jetzt was zu essen. Und dann sehen wir weiter, okay?" "Das ist lieb von dir. Danke." Das junge Mädchen nickte und kuschelte sich zurück in sein Bett. "Yoji..." Eine Stimme, die er am liebsten nie mehr gehört hätte, erhob sich hinter seinem Rücken und schien sich wie ein Messer in seinen Rücken zu bohren. Seitdem der Vorfall mit Schwarz gewesen war, hatten Weiß tunlichst drauf bestanden, dass Manx erneut von Birman ersetzt wurde, da weitere Konfrontationen mit ihr für Aya absolut nicht gut gewesen wären. Weniger als das. Und gerade jetzt... "Was willst du hier, Manx? Haben sie dich aus der Klapsmühle gelassen? Freigang..." Der blonde Weiß knurrte unwirsch und schnitt sich mit dem scharfen Messer beinah in den Finger, während er die Zucchini zerstückelte. In der Pfanne neben ihm briet bereits das Hühnerfleisch und wartete auf die Gemüse-Beilage. "Nein, aber ich wollte mich... entschuldigen." Ein verhaltenes Räuspern begleitete Manx Stimme, die sonst so fest und gefasst klang. Yoji legte das Messer auf das Holzbrett und warf die Zucchini zu dem Fleisch in die Pfanne. Während das Gemüse garte, öffnete er eine Dose mit Kokosmilch, welche er mit scharfer Chilisoße verfeinerte. "Dafür, was du angerichtet hast, gibt es keine Entschuldigung. Aya hat wegen dir Höllenqualen ausstehen müssen. Und ich habe sie beinah verloren. Es gibt nichts, was du sagen könntest." "Es tut mir wirklich leid, Yoji." Persers rothaarige Sekretärin, auf welche Yoji einst wirklich scharf gewesen war, wirkte wie ein geprügelter Hund. Natürlich war ihr klar, dass sie etwas wirklich Schreckliches getan hatte, aber es tat ihr auch ebenso sehr leid. "Schenk dir die Rede. Meine Freundin hat deswegen die schrecklichste Zeit ihres Lebens durchstehen müssen. Viel schrecklicher, als du es dir jemals vorstellen kannst. Weißt du, wie es ist, sie weinen zu sehen? Kannst du dir vorstellen, wie es war, sie leiden zu sehen, wenn sie nur meine Stimme gehört hat? Hast du eine Vorstellung davon, wie es für sie war, mit mir unter einem Dach wohnen zu müssen, obwohl sie dachte, ich hätte sie mit dir betrogen? Eine Entschuldigung ist nichts dagegen, was du ihr angetan hast. Ihr Herz ist daran fast zerbrochen. Nur der letzte Funken Vertrauen, den sie doch noch in mich hegte, hat sie davon abgehalten, an diesem gebrochenen Herzen zu sterben." Yojis Hände, die zuvor schon leicht verkrampft auf der Arbeitsplatte gelegen hatten, ballten sich zu Fäusten, an denen die Knöchel weiß hervortraten. Die Gedanken an die Qualen, die Aya wegen Manx hatte durchmachen müssen, drehten ihm den Magen um. Und wieder meldete sich der stechende Kopfschmerz, dieses Mal aber davon hervorgerufen, dass diese Hexe in seinem Rücken stand und versuchte, mit einer lapidaren Entschuldigung, ihre Vergehen wieder gut zu machen. Manx blickte wie ein geprügelter Hund zu dem blonden Weiß hinüber. "Yoji, wenn ich hätte klar denken können, aber Schuldig... Das war alles so echt. Und wenn ich dich abgewiesen habe, das war doch immer..." Urplötzlich fuhr Yoji zu ihr herum und sah sie mit einem Blick an, der selbst Ran in die Knie gezwungen hätte. Auch seine Stimme schwoll in einem Maße an, das sie beinah durch das ganze Haus hallte. "Jetzt hör mir mal zu, Manx... Es ist mir scheißegal, was du wolltest. Es ist mir scheißegal, was Schuldig mit dir gemacht hat, was er dir eingeflüstert hat. Du hast beinah mein Leben zerstört, indem du mir die Frau genommen hast, die ich mehr liebe als mein Leben, die Frau, die ich heiraten werde, wenn sie 18 ist, die Frau, mit der ich mir Kinder wünsche. Du hast mein Leben beinah mit deinem Irrsinn zerstört und du erwartest, dass ich dir verzeihe? Denkst du, ich wäre so blöd? Du hast mir den einzigen Grund genommen, weswegen ich lebe. Ich lebe nur für Aya. Für niemanden sonst. Ohne sie bin ich wie tot. Weißt du, wie es ist, wenn man nur vor sich hinvegetiert, wenn man nur noch atmet, weil man auf Besserung hofft, die vielleicht niemals kommen wird? Das Einzige, was mich aufrecht gehalten hat in der ganzen Zeit, war, dass ich sie nicht im Stich lassen konnte. Ich konnte sie nicht im Stich lassen, auch dann nicht, als sie mich hasste. Du hast doch gar keine Vorstellung, wie weh das getan hat. Ihr mögt mich alle für aalglatt und gefühlskalt halten, aber ich habe eine Info für dich. Das bin ich nicht. Ich leide genauso wie jeder andere Mensch. Mit dem, was du getan hast, hast du mir mein Herz rausgerissen, mir meinen Atem genommen. Und warum? Weil du dich hast einlullen lassen. Weil deine Gefühle für mich, die so was von deplaziert waren und sind, deine Fähigkeit zu denken zu nichte gemacht haben." Zwar wollte er seine Beschimpfungen noch fortsetzen, als aber Ayas Stimme hinter Manx erklang, hielt er inne und schaute zu der jungen Frau, welche sich im Schlafanzug an Manx vorbeidrückte und in die Küche trat. "Yoji, hör auf. Bitte. Das hat doch so keinen Sinn." Langsam trat sie auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. Aus großen blauen Augen blickte sie zu ihm hinauf. "Was erwartest du von mir? Dass ich ihr das verzeihe, was sie uns angetan hat?" An seiner Stirn trat eine Ader pochend hervor und wirkte ganz so, als wenn sie platzen wollte. Aya schob vorsichtig die Arme an ihm vorbei und schmiegte sich dicht an ihn. "Du musst nichts verzeihen, dafür war es zu schlimm, aber ihr habt selber alle gesagt, dass dieser Schuldig leicht etwas vortäuschen kann, was nicht ist. Manx trägt nicht die alleinige Schuld. Du solltest vor allem auf ihn wütend sein." Giftige grüne Augen blitzten in Manx Richtung. Allerdings änderte sich die Körperhaltung der 21-Jährigen ganz langsam. Seine Arme glitten um seine Freundin und drückten sie vorsichtig an sich. "Du hättest nicht aufstehen sollen, Süße. Du bist doch noch so müde." "Ich habe dich aber brüllen gehört, und ich hatte Angst, dass Ran irgendwas mitgekriegt hat." Ihr Gesicht drückte sich fest an seine Brust, während sein Kopf auf ihrem Haupt ruhte. Yoji schob seine Hand in ihren Nacken und kraulte diesen versöhnlich. "Nein, das war es nicht. Keine Sorge." Sein Blick richtete sich auf Manx, die immer noch bedrückt in der Küche stand und mehr als nur ersichtlich nicht wusste, was sie tun sollte. Genervt seufzend richtete er das Wort an die rothaarige Sekretärin von Perser. "Wir sollten darüber zu einem anderen Zeitpunkt noch mal sprechen. Wir haben zurzeit andere Probleme." "Ich verstehe schon." Als Manx nickte, wippten ihre roten Locken auf und ab. "Gut..." Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass sie ging, blickte er auf Ayas schwarzen Schopf hinab und hauchte einen Kuss auf ihr Haar. "Wenn du dich setzt, kann ich zu Ende kochen, und du kannst etwas essen. Das ist jetzt wichtig." "Mag dich aber nicht loslassen. Du riechst so gut." Sie schnurrte leise gegen seine Brust. Schmunzelnd schob er sie von sich. "Das mache ich später auch noch. Aber jetzt ist es wirklich wichtiger, dass du etwas zu essen bekommst. Also hinsetzen, brav sein und..." Er blickte an ihr hinab, schob sie kurz entschlossen ganz von sich und sprintete zur Treppe, diese hinauf und kam schließlich zu der verwirrten Aya zurück, welcher er Socken reichte. "Zieh die erst mal an. Der Boden ist zu kalt. Ich will nicht, dass du dich erkältest. Das wäre nicht gut." "Du hörst dich an wie mein Bruder..." Aya ließ sich auf einem Stuhl nieder und zog die Socken über die kleinen kalten Füße. "Ich habe eben drüber nachgedacht. Ich denke, wir sollten es Ran sagen. Er hat ein Recht darauf. Und du hast Recht. Vielleicht ist er ja auch gar nicht wütend. Hoffe ich zumindest." "Habe ich das wirklich gesagt? Gott, ich hätte heute Morgen nicht an deinen Pralinen naschen dürfen..." Nachdem sie beide Socken über die Füße gezogen hatte, kümmerte er sich wieder um ihr Mittagessen, welches immer noch vor sich hinkochte, -briet und -garte. "Wo ist der schon wieder? Er hat Dienst." Rans Stimme drang aus dem Laden in die Küche und ließ Yoji heftig zusammenzucken. Er hatte eigentlich nur den Strauß zu Aya bringen und danach wieder in den Laden kommen wollen. Das hatte er aber vergessen, nachdem ihr Magen nach etwas zu essen verlangt hatte. Immerhin ging sie ja vor. Die Arbeit war nur nebensächlich. Dabei spielte es natürlich keine Rolle, dass er die von ihm so gehasste Frühschicht hatte. Aber egal ob Früh- oder Spätschicht. Aya ging vor, und das sollte auch Ran endlich einmal einsehen. Immerhin war sie seine Schwester, und als Bruder musste er einsehen, dass Yoji sich um seine Freundin kümmern wollte, wenn es dieser seit Tagen nicht gut ging. "Ran, ich bin mit Aya in der Küche." Yoji blickte zur Tür und lauschte bereits auf die Schritte, die einen hauch von Wut ankündigten. Als Ran aber die Küche betrat und Aya sah, welche seit Tagen nichts mehr gegessen hatte, dieses aber nun tat, änderte sich seine Haltung merklich. "Guten Apetit, Aya." "Danke schön." Mit einem großen Löffel schaufelte sie sich gerade eine weitere Portion des Reis mit Kokossoße, Zucchini und Hühnchenfleisch auf den Teller. "Und bevor du meckerst, ich habe für sie gekocht, weil sie Hunger hatte." Yoji schaute wieder zu Aya, aus dem Augenwinkel aber zu Ran, der sichtlich nicht wusste, was er jetzt noch sagen sollte. "Dann komm wenigstens nachher wieder in den Laden. Es ist voll, und Omi macht eine Auslieferung." Als Ran sich zum Gehen umdrehen wollte, blickte Aya Yoji vielsagend an. Dieser schaute zweifelnd und auch etwas verängstigt, richtete sich dann aber wieder an Ran. "Ran, kannst du einen Moment bleiben. Ich muss..." "Wir müssen", verbesserte ihn Aya, ohne von ihrem Teller aufzusehen. "Ja, wir müssen mit dir reden. Es ist dringend." Die Kehle des Blonden schnürte sich zusammen und schien ihm keinen weiteren Atemzug mehr zu gönnen. Sein Blick richtete sich auf Aya, die immer noch aß, das allerdings wesentlich langsamer als noch zuvor. Ran drehte sich wieder zu den beiden um und wurde zugleich der Unruhe gewahr, die sich in den beiden ausbreitete, auch wenn Aya diese zumindest im Moment besser zu verstecken wusste. "Was ist los? Ist Aya schwanger?" Ein seltsames Grinsen breitete sich auf Rans Lippen aus, der selbst nicht glaubte, was er fragte. Allerdings hätte das genau zu solch einer Situation gepasst. Was nun allerdings nicht zu dieser Art Witz passte, waren die Reaktionen von Yoji und Aya. Ersterem brach urplötzlich der Schweiß auf der Stirn aus. Mit den Händen rieb er sich immer und immer wieder über seine Hosenbeine. Und Aya begann ihrerseits heftig zu husten, da sie sich an ihrem Essen verschluckt hatte. Von jetzt auf gleich glich Rans Gesicht einer Landschaft, die von Schnee begraben wurde. Zwar war er schon von Natur aus blass, doch diese als Blässe zu bezeichnen spottete jeder Beschreibung des momentanen Zustandes. Seine Knie gaben urplötzlich unter ihm nach, doch bevor er einen Kniefall auf den Boden machte, schaffte er es, einen Stuhl heran zu ziehen und sich auf diesem niederzulassen. "Sagt mir, dass das nicht euer Ernst ist..." Seine Augen bohrten sich geradezu in seine kleine Schwester, die auf den Teller starrte und ihn nur vorsichtig von der Seite anlinste. Yoji saß ihr gegenüber und wusste gar nicht mehr, was er sagen sollte, da mehr als nur ersichtlich war, dass die Blässe in Rans Gesicht in wenigen Sekunden zu tobender Wut umschlagen würde. "Ran, also... ich habe... ich habe doch die Pille... und... na ja, ich habe sie... sie vergessen." Aya legte die Gabel zur Seite und blickte ihren Bruder an, dessen Gesicht immer wieder die Farbe wechselte. "Wir haben... wir haben miteinander... also..." "Wir haben danach miteinander geschlafen. Aber ohne Kondom. Ich habe zwar gesehen, dass sie irgendwann die Pille vergessen hatte, aber..." Yoji begann damit, sich betreten den Nacken zu reiben. Ran schüttelte nur immer und immer wieder den Kopf. "Wenn unsere Eltern das wüssten. Sie würden dich... sie würden euch... sie würden mich... Gott." Er schlug die Hände vor'm Gesicht zusammen und kämpfte gegen die Übelkeit an, die sich seines Körpers bemächtigte. "Es tut mir leid, Ran. Wirklich. Das war doch keine Absicht." Ayas Stimme war zu einem kläglichen Fiepsen abgeklungen, welches gar nicht mehr so überzeugt klang von der Idee, ihrem Bruder die Wahrheit zu sagen. "Du musst es wegmachen lassen, Aya. Hörst du? Du kannst doch kein Kind bekommen. Du bist erst 16 Jahre alt." Die Wut, die eigentlich hätte in ihm aufsteigen sollen, wurde unterdrückt von panischer Angst und blankem Entsetzen. Die Vorstellung, dass seine kleine Schwester ein Kind erwartete, dazu noch von Yoji, ließ ihn nicht mehr klar denken. Viel mehr ließ sie ihn erstarren. "Das kann ich nicht Ran." Zum ersten Mal seit der Untersuchung im Krankenhaus hörte sich Ayas Stimme fest und überzeugt an. Alle Zweifel bezüglich der Situation schienen von ihr gewichen zu sein. Nur die Angst einer 16-Jährigen die bald siebzehn wurde, war noch in ihr, da sie sich überfordert fühlte. "Es ist ein Teil von mir, verstehst du? Von mir und von Yoji. Ich kann es nicht wegmachen lassen. Es braucht mich doch." Yoji blickte seine Freundin verwundert an und dennoch berührte es sein Herz, wie überzeugt sie nun war. Die ganze Zeit, die ganzen letzten Tage hatten sie beratschlagt und nun war die Entscheidung gefallen. Für das Kind. Denn Aya war diejenige gewesen, welche entscheiden musste. Immerhin war es ihr Körper und egal wie sie sich entschieden hätte, er hätte ihr beigestanden. "Ich weiß, dass es nicht der richtige Zeitpunkt ist. Ich weiß auch, dass ich noch viel zu jung bin. Ich kann mir vorstellen, wie man in der Schule über mich reden wird, wenn ich schwanger zwischen den allen sitze, aber es ist mein Leben. Und ich werde auf keinen Fall Yoji und mein Baby aufgeben." Sie schüttelte heftig den Kopf, während Tränen ihre Augen zu füllen begannen. Auf der anderen Seite des Tisches erhob sich Yoji und trat zu ihr. Er ging in die Knie und umarmte sie, drückte sie verzweifelt und glücklich zugleich an sich, während seine Hand sich vorsichtig auf ihren Bauch legte, in dem ihr gemeinsames Kind wuchs. Und obwohl er Angst vor der Situation hatte, obwohl er Angst vor sich selber hatte, nahm er sich vor, dem Kind der Vater zu sein, den er selber nie gehabt hatte. Ran schaute zu den beiden, versuchte sich verzweifelt wütend zu machen, was ihm allerdings nicht gelang. Das, was er da sah, war nicht das, was er in so einer Situation von Yoji erwartet hatte. Er hatte nicht erwartet, dass er zu Aya stand und schon gar nicht zu einem Kind, das er sicherlich nicht wollte. Er sah stattdessen einen Mann vor sich, der immer ruhelos und einsam gewirkt hatte und erst, seitdem er mit Aya liiert war, endlich seinen Frieden gefunden hatte. Und dieser Frieden wurde nun von dem Bewusstsein vertieft, dass er mit Aya ein kleines Leben geschaffen hatte, für welches er sein Leben lang Verantwortung tragen würde. Genauso wie er nun für immer Aya eine Verantwortung gegenüber haben würde. "Und was habt ihr jetzt vor?" Rans Stimme krächzte leise, da jede Flüssigkeit in seinem Mund verdunstet schien. Yoji blickt zu ihm hinüber. Seine Augen schauten ernst und zuversichtlich zu dem Bruder seiner Freundin. "Auch wenn das nicht passiert wäre, sobald sie achtzehn geworden wäre, hätte ich sie um ihre Hand gebeten. Jetzt hat sich die Situation geändert. Ich will, dass dieses Kind in eine intakte Familie geboren wird. Ich will nicht, dass es so aufwächst wie ich. Ich will, dass es so aufwächst, wie ihr aufgewachsen seid. Wenn du erlaubst und wenn Aya einwilligt, heirate ich sie vom Fleck weg." Er blickte zu Aya, die ihn wie vom Donner gerührt anstarrte. Der rothaarige Weiß nestelte verwirrt mit seinen Fingern. In seinem Kopf wirbelten tausende Gedanken durcheinander. Auch Gedanken an seine Eltern, die sich das sicherlich nicht für Aya gewünscht hatten. Aber konnte er es ihr verweigern, wenn sie es wollte? Konnte er ihr verweigern, eine eigene Familie zu haben, wenn schon ein Kind unterwegs war? "Wenn Aya es will und wenn du dir wirklich hundertprozentig sicher bist, dass du ihr nicht doch noch wehtust, dann... dann... dann habt ihr meinen Segen." Sein Blick glitt zu seiner Schwester, die Yoji immer noch aus großen Augen anstarrte, während eine einzelne Träne über ihre Wange kullerte. "Danke Ran." Yoji versuchte ihn dankbar anzulächeln, allerdings schlug das durch seine Aufregung verursacht fehl. Mit einem letzten tiefen Atemzug blickte er Aya an. Seine Finger strichen die Träne fort, die über ihre Wange kullerte und ein aufmunterndes Lächeln malte sich auf seinen Lippen ab. "Aya, ich muss zugeben, dass ich leider noch keinen Ring für dich habe, weil das alles etwas schnell ging, aber ich mache es noch mal richtig. Und deinen Ring bekommst du dann auch." Aya schüttelte den Kopf, erst verwirrt doch dann immer energischer. "Du brauchst es nicht noch mal zu machen. Frag mich nur einfach." Langsam begann auch sie zu strahlen. Ihr Freund nickte und kniete sich einem Antrag entsprechend vor sie. "Wie ich bereits sagte, ich hätte dich gefragt, wenn du achtzehn wirst, aber die Umstände haben sich geändert. Hier...", seine Hand glitt leicht über ihren noch flachen Bauch, "...wächst unsere Tochter oder unser Sohn. Ich möchte unserem Kind eine Familie biete. Mit Mutter und Vater, die den gleichen Namen haben, im selben Haus leben und sich einander einfach alles bedeuten. Ich will dich deswegen um deine Hand bitten, aber vor allen Dingen, weil ich dich mehr liebe, als alles andere auf dieser Welt. Willst du, Aya Fujimiya, meine Frau werden?" Ran blickte zu seiner Schwester, die urplötzlich von innen zu strahlen begann. "Ich würde nichts lieber als das tun. Wirklich. Ja, ich will dich heiraten." Wie der kleine Wirbelwind, der sie war, schlang die die Arme um Yojis Hals, warf ihn dabei beinah um und begann sein ganzes Gesicht mit Küssen zu überhäufen. Yoji lachte seinerseits wirklich erleichtert und drückte ihren Körper bestimmt, wenn auch vorsichtig an sich. "Du machst mich unendlich glücklich, Süße. Weißt du das?" Ayas schmaler Körper presste sich immer dichter an ihn, bis ihr bewusst wurde, dass ihr Bruder auch noch im Raum war. Dieser blickte dem Ganzen mit mehr als nur gemischten Gefühlen zu. "Ran, danke. Danke, dass du es erlaubst. Und danke, dass du so reagierst. Wir hatten so eine Angst, wie du es aufnimmst." Ein leises Murren erhob sich von ihm. "Glaub mir, glücklich bin ich darüber nicht, aber ich kann dich weder zu einer Abtreibung zwingen, noch kann ich es gut heißen, dass das Kind nicht direkt von Anfang an eine Familie hat. Deswegen ist es okay. Und ich meine, immerhin werde ich Onkel." Seine Schultern zuckten schwach nach oben, sanken dann aber sofort wieder sehr tief nach unten, da er wirklich nicht überzeugt von der ganzen Sache war. "Trotzdem danke, Ran." Es war Yoji, aus dessen Mund diese Worte kamen. Und sie waren wirklich ernst gemeint, da so die Familie, die er sich immer gewünscht hatte, Realität werden konnte. Abermals murrte Ran und erhob sich langsam von seinem Stuhl. "Da ich annehme, dass es sowieso nur bis heute Abend dauert, bis die Frage kommt, sage ich sofort ja, zieht in ein Zimmer um. Aber bitte... bitte macht nicht so einen Krach. Nicht jede Nacht. Ich springe sonst aus dem Fenster." Er wendete sich zum gehen um, doch da tippte Yoji ihm plötzlich auf die Schulter. Er war hinter ihn getreten und schaute ihn aufrichtig an. "Was denn Yoji?" Die Antwort bestand darin, dass Yoji ihn, als er sich umgedreht hatte, einfach umarmte und ihm auf den Rücken klopfte. "Danke, Schwager." Ran kniff die Lippen zusammen, hing zuerst etwas steif da, klopfte dem Blonden dann aber doch leicht auf den Rücken. Ein leises Zischen konnte er sich dennoch nicht verkneifen. "Begeh einmal Ehebruch, und ich bringe dich um." "Glaub mir, das ist mir klar. Klarer als klar." So leise, dass es Aya nicht hören konnte, antwortete er Ran. Dann ließ er ihn los und trat zu seiner Verlobten, die mit einem glückseligen Gesicht auf ihren Teller blickte und ganz vergessen haben zu schien, dass Nahrung nicht angesehen, sondern gegessen wurde. "Süße, wie wäre es, wenn wir einen Katalog wälzen und uns ein neues Bett aussuchen?" "Mmh?" Mit einem strahlenden Gesicht wendete Aya sich ihm zu. "Oh ja, können wir machen." "Dann iß zu Ende und dann suchen wir uns ein aus." Yoji wollte sich gerade wieder zu ihr setzen, als Ran ihn im Rücken am Kragen fasste und mit sich schleifte. "Nichts da, Schwager. Du arbeitest jetzt brav im Laden mit. Deine Frau und dein Kind wollen etwas essen. Dafür musst du Geld verdienen." Ayas Verlobter ruderte wild mit den Armen und klammerte sich am Türrahmen fest, als Ran ihn aus der Küche ziehen wollte. "Hey, ich will heiraten und eine Familie. Warum muss ich dafür arbeiten. Hilf mir Aya!" Die junger Frau kicherte und blickte ihrem Bruder und Yoji nach, welcher immer noch lautstark protestierte und darauf bestand, dass er bis zur Geburt des Kindes an ihrer Seite verbringen müsse, weil sie ihn brauchte. Als die Protestrufe abgebrochen waren, nahm Aya die Gabel wieder in die Hand und begann abermals zu essen. Allerdings legte sich ihre freie Hand auf ihren Bauch und strich leicht über diesen. ------------------------------------ © by Sandra Wronna/Merenwen Kapitel 20: Ende gut? Oder doch nicht?! --------------------------------------- Aya saß auf einem der Umzugkartons, die sich vor ihrem Zimmer stapelten. In den Kisten befanden sich Yojis Sachen, welche aus seinem Zimmer in das ihre geräumt werden sollten. Zurzeit hockte sie auf einer Kiste, die mit CDs und DVDs gefüllt war. Auch dem ein oder anderen Porno, wie sie beim einpacken hatte feststellen müssen. Natürlich hatte Yoji ihr allerdings geschworen, dass es damit nichts auf sich hätte und dass diese Dinger nur ein Relikt seiner Vergangenheit wären. Als sie aber gefordert hatte, dass er sie wegwarf, hatte er abgewunken und mit einem Zwinkern gemeint, dass die Filme gar nicht so schlecht wären und sie ihr sicherlich auch gefallen würden... Allerdings bezweifelte die junge Frau das sehr stark. Mit einem kurzen Blick auf Omi, der gerade eine Schrankwand an ihr vorbei trug, rappelte sie sich auf und ging zu Yojis Zimmer, welches nun ausgeräumt und anschließend zum Kinderzimmer umgebaut werden sollte, sobald ihr gemeinsames Zimmer in ihrem Refugium fertig wäre. Yoji hockte zwischen den Teilen seines Schrankes und drehte Schrauben aus den Wänden. Ran warf diese in einen kleinen Becher, sobald Yoji sie rücksichtslos auf den Boden schmiss. Ken war derweilen damit beschäftigt, Yojis Schreibtisch, den er eigentlich nie gebraucht hatte, auseinander zu nehmen. "Und ich kann euch wirklich nicht helfen?" Aya blickte zwischen den Dreien hin und her. Die Untätigkeit nagte an ihr, aber Yoji hatte ihr beinah schon strikt untersagt, beim Umzug zu helfen, da es ihr seit dem frühen Morgen nicht gut ging. Die Schule hatte sie aus diesem Grund auch vorzeitig verlassen müssen. "Schon gut, Süße. Wir sind bald fertig." Yoji blickte über die Schulter zu seiner Freundin, unter deren Shirt sich ein kleiner Bauch wölbte. Seit ihrem Geständnis Ran gegenüber waren zwei Monate vergangen und nun war es endlich soweit, dass jeder sehen konnte, dass sie außer Liebe auch noch ein Kind verband. Ihr gemeinsames Kind. Stolz hing der Blick des werdenden Vaters auf Ayas Bauch. Erst als Ran ihm mit der Fußspitze in die Rippen trat, zuckte er zusammen und blickte zu Ayas Bruder auf. Dieser wirkte beinah wütend, riss sich aber sichtlich am Riemen. "Kannst du dich jetzt bitte mal beeilen? In dem Tempo sind wir bis zur Geburt nicht fertig." Murrend und mit einem lapidaren "Jaja" auf den Lippen begann Yoji wieder zu schrauben und Ran sammelte weiter die jetzt noch liebloser auf den Boden geknallten Schrauben auf. Seine Schwester wurde unterdes von Omi zur Seite geschoben, welcher sich das nächste Schrankteil schnappte und hinüber in Ayas Zimmer trug. Die junge Frau kam sich immer nutzloser vor, folgte dann Omi und kniete sich vor ihren eigenen Kleiderschrank, um diesen zu Ende auszuräumen, da er Yojis Kleiderschrank, der erheblich großer war, weichen sollte. "Aya-chan?" Omi lehnte die Schrankwand gegen die Wand in Ayas Zimmer und schaute dann zu der jungen Frau hinüber, welche nicht sonderlich glücklich aussah. "Hast du was?" Nur ganz langsam begann sie zu nicken. "Ich fühle mich so nutzlos. Ich bin doch nur schwanger und nicht krank. Aber ihr behandelt mich alle wie einen Invaliden." Sie faltete, ohne den Blick von dem Kleidungsstück zu heben, einen ihrer Pyjamas. Der jüngste Weiß trat neben die gute Freundin und ging neben ihr auf die Knie hinab. Eine seiner Hände legten sich auf eine ihrer Hände und drückte diese. "Wir wissen, dass du nicht krank bist, aber wir sorgen uns alle um dich und dein Baby." "Das weiß ich doch auch zu schätzen, aber mir war schon öfter schlecht und es hat keinen interessiert." Sie rieb sich leicht über das Näschen. Eine Handlung, die sie scheinbar nicht unterlassen konnte, wie Omi feststellte, als er sich an die gemeinsame Zeit mit Aya, seitdem sie in einem Haus lebten, erinnerte. "Aber heute war es doch wirklich schlimm. Du hattest richtige Schmerzen. Die haben ja sogar mich aus dem Unterricht geholt." Ayas dunkle Augen glitten zur Seite und verharrten auf etwas, das Omi nicht sehen konnte. "Ja, schon, aber ich kann doch trotzdem helfen. Wenn es nach Yoji ginge, würde ich gar nichts mehr machen. Naja, außer..." Ihre Nase rötete sich abrupt und sie hielt inne. Auch Omis Gesicht nahm einen etwas dunkleren, zum Rot hin tendierenden Ton an. Wovon sie sprach, war mehr als nur klar, bedachte man, was für Geräusche alltäglich aus einem der Zimmer der beiden erklangen. "Aya, also, ich denke nicht, dass Yoji das so sieht. Aber du musst ihn auch irgendwo verstehen. Er liebt dich und wenn er sieht, dass es dir schlecht geht, dann macht er sich Sorgen um dich und euer Baby. Er freut sich doch schon so auf das Würmchen." "Macht er das?" Davon hatte Aya noch gar nicht so viel mitbekommen. Ihrem Bauch schenkte er eigentlich nur Beachtung, wenn es darum ging, ihn nicht einzudrücken, während sie sich liebten. Ansonsten redete er eher selten über das Kind, dass in ihr heranwuchs. Manchmal fragte sie sich, ob er das Baby überhaupt wollte. Omi begann zu lächeln und nickte. "Nachdem ihr vom Ultraschall gekommen seid, hat er eine Kopie des Bildes gemacht und es an die Pinwand gesteckt. Seitdem erzählt er jedem, der es wissen und auch nicht wissen will, dass das sein Kind wäre." Seine Hand schob sich um ihren Rücken und drückte ihre Schulter. "Keine Sorge, er freut sich wirklich. Aber du kennst ihn doch. Manchmal fällt es ihm nicht so leicht, seine Freude zu zeigen." Nachdenkliche Augen richteten sich auf Omi und betrachteten sein Gesicht. Vorsichtig schob sich Ayas Hand auf seine und drückte diese. "Danke Omi. Vielen Dank." "Hey... Bonsai, Pfoten weg von meiner Frau. Sonst klatscht es." Yojis Stimme, geschwängert von einem Ton des leichten Missfallens, erhob sich hinter den beiden, die sich sofort zu ihm umdrehte, während Omis Hand augenblicklich von Ayas Schultern rutschte. Yoji kam sofort zu den beiden und kniete sich hinter Aya. Aus dem Augenwinkel blickte er Omi mit ein wenig Triumph in den Augen an und schob die Arme an Ayas Seite nach vorne um ihren Körper. Eine seiner Hände strich dabei leicht über ihren sacht gewölbten Leib. "Wie geht es euch beiden?" Aya begann augenblicklich wohlig zu schnurren und lehnte sich gegen ihn. "Viel besser als heute Mittag. Und Bauchschmerzen habe ich auch keine mehr." "Das ist gut, Süße." Seine Finger glitten leicht über ihren Bauch und umkreisten ihren Bauchnabel. "Und dass es dir gut geht, Baby, finde ich auch sehr schön." Ran, der gerade mit einem Teil des Schrankes bewaffnet ins Zimmer trat, verdrehte die Augen. "Könnt ihr nicht einmal die Pfoten voneinander lassen? Und jetzt fangt ihr schon an, während Omi daneben sitzt. Ihr seid Schweine. Und außerdem..." Seine Augen blitzten heimtückisch auf. "Ihr wisst hoffentlich, dass der kleine Wurm da alsbald ein Bewusstsein hat und mitkriegt, wenn sein Vater zu besuch vorbei schaut." Augenblicklich schlief Yojis Gesicht ein und jeglicher Gedanke an Sex mit Aya für diesen Abend war wie zerschlagen. Die Vorstellung, dass sein Sohn oder seine Tochter zuerst sein bestes Stück von ihm zu sehen bekamen, war schlichtweg... abartig. "Ran, musste das jetzt sein?" Aya blickte an Yoji vorbei zu ihrem Bruder, dem ein breites Grinsen ins Gesicht stand, da er es geschafft hatte, den Blonden zumindest eine Nacht von seiner Schwester fernzuhalten. "Ja, musste sein. Das ist mein Recht als großer Bruder. Außerdem solltet ihr das sowieso lassen, wenn es dir nicht gut geht." Und generell auch, weil es nach wie vor etwas war, dass er gerne als Schwesternschändung bezeichnete. Vornehmlich deshalb, da Yoji ihn gerade heute Morgen im Laden wieder ziemlich geärgert hatte. Und das dann auch noch mit schlüpfrigen Details aus seinem und Ayas Liebesleben. Etwas, dass der Rothaarige ganz sicher nicht hören wollte. Es war schon schlimm genug, dass man Aya ansah, was die beiden miteinander trieben. Und noch viel schlimmer war, dass Aya dabei die Pille und Yoji das Kondom vergessen hatte. "Yoji..." Aya funkelte ihren Bruder noch einmal giftig an, bevor sie sich ihrem Verlobten zuwendete, der wie paralysiert dasaß und in dessen Kopf eindeutig Dinge abliefen, an die er besser nicht denken wollte. "Hör auf, daran zu denken. Es gibt keine Kinder, die sich daran erinnern, dass ihre Eltern Sex während der Schwangerschaft gehabt haben. Ran ärgert dich nur. Unser Baby wird sich an so etwas niemals erinnern können. Das geht einfach nicht." Der Blonde drehte ihr langsam den Kopf zu, glitt mit den Augen über ihr Gesicht und anschließend zu ihrem leicht gewölbten Leib. "Und wenn doch? Es ist sicherlich nicht erquickend, zuerst mein bestes Stück zu sehen." Bezüglich dieser Bemerkung entrang sich Ran ein leises und überaus gehässiges Lachen, welches er allerdings im Keim erstickte, als Aya ihn wütend anfunkelte. "Ist ja schon gut. Ich bin wieder nebenan und baue die restlichen Möbel auseinander." Damit verschwand er. Omi blieb seinerseits immer noch auf dem Boden sitzen und lauschte zugleich angewidert und interessiert Yojis und Ayas Unterhaltung. Ken für seinen Teil bekam von all dem gar nichts mit. Sogar trotz seiner Anwesenheit im Raum nicht. Zu sehr beschäftigte er sich mit dem Aufbau des Kleiderschrankes. Aya neigte sich zu ihrem Freund hinüber und hauchte einen Kuss auf seine Wange. "Lass uns später darüber reden. Jetzt müssen wir erst mal das Zimmer einrichten, damit wir heute Abend endlich zusammen hier wohnen." "Du hast ja recht, Süße. Heute Abend ist auch noch Zeit." Er zog sie langsam an sich und drückten ihren Körper vorsichtig an den seinen, immer darauf bedacht, dem kleinen Leben in ihrem Bauch genügend Raum zum wachsen zu lassen. "Schwanger also..." Brad spähte über den Bildschirm seines Laptops hinweg und runzelte kurz die Stirn. Seine Hand glitt zu seiner Brille und entfernte diese von seinen Augen. Langsam lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und begann mit einem weichen Tuch die Brillengläser zu reinigen. Schuldig beobachtete die Zeremonie gelangweilt bis fasziniert, da Brad es immer wieder schaffte, einen beinah feierlichen Akt aus dem Reinigen seiner Gläser zu machen. Erst als der Amerikaner die Brille wieder aufgesetzt hatte, erhob der Deutsche deine Stimme. "Sie ist mittlerweile sicherlich im dritten oder vierten Monat. Das konnte ich nicht rauskriegen. Aber es ist der Balg des läufigen Rüden." "Und ihr Bruder?" Dunkelbraune Augen hefteten sich auf das Gesicht des Deutschen. Schuldig zuckte gelangweilt mit den Schultern und strich sich den weißen Anzug langsam glatt. "Er hat der Verlobung und einer Heirat der beiden zugestimmt, allerdings ist mehr als nur absehbar, dass er es nicht aus Freundlichkeit gemacht hat. Er will seine Schwester vor einem Skandal schützen und ihre weiße Weste soweit wie möglich aufrechterhalten. Soweit das möglich ist, wenn man mit Balinese eine Beziehung führt." Brads Blick glitt auf den Computerbildschirm. Kurzfristig schloss er die Augen, spähte anschließend aber wieder zu dem rothaarigen Europäer hinüber. "Also hat er sich mit der Situation nach wie vor nicht abgefunden und verflucht seinen zukünftigen Schwager. Gleichzeitig fürchtet er um das Ansehen seiner Schwester... Das könnte..." "Sie nennen sie in ihrer Schule bereits hinter vorgehaltener Hand Schlampe, Flittchen, Nutte und dergleichen. Zwar kommt Bombay ihr immer zur Hilfe, aber wir wissen ja alle, wie gemein Kinder und Teenager sein können." Schuldigs Augen hefteten sich kurz auf Nagi, der im selben Raum auf der Couch saß und auf die Tasten seines eigenen Laptops einhämmerte. "Wie dem auch sei, sowohl Abyssinian als auch Balinese wissen nichts von den Beschimpfungen. Nur Bombay ist eingeweiht und der hält dicht, weil er der kleinen Aya ja so viel abgewinnen kann. Einen Wunsch kann er ihr ebenso wenig abschlagen, wie jeden anderen Gefallen auch." "Abyssinian würde toben, fände er heraus, was hinter dem Rücken seiner Schwester gesagt würde. Von den Kunden im Blumenladen ist nichts anderes zu erwarten, allerdings sieht das anders aus, wenn es nun schon auf dem Schulhof die Runde macht." Der Amerikaner beugte sich wieder etwas vor und begann erneut, auf seinen Laptop einzutippen. "Das Kind ist das Beste, das uns jemals passieren konnte. Nicht nur, dass seine Mutter der von Weiß gehütete Schatz ist, nein, ihr Balg schlägt auch noch die Breche zwischen Leader und Playboy und macht somit aus der ganzen Konstellation eine riesige Familie. So, wie die kleine Fujimiya gepolt ist, wird sie nämlich selbst Siberian und Bombay als Onkel des Kindes bezeichnen." "Es wird leiden." Farfarellos Stimme erhob sich irgendwo hinter Schuldig und damit aus dem Flur. Lauschte man ganz leise in seine vermeintliche Richtung, hörte man das Geräusch, welches Haut machte, wenn diese mit einem Messer zerteilt wurde. Schuldig lief eine leichte Gänsehaut über den Rücken. Zuweilen war Farfarello sogar ihm zu gestört. Natürlich ließ er sich dies nicht anmerken. "Handeln wir jetzt oder wenn der Welpe geboren wurde?" "Gönn ihnen etwas Frieden und wiege sie in ihm. Dann wird der Schock umso größer, wenn wir zuschlagen. Und wir werden zuschlagen. Das ist gewiss." Brad betätigte eine Taste auf der Tastatur des Laptops. Leise begann der Drucker einige Blätter auszudrucken, welche er schließlich in die Hand nahm und Schuldig hinhielt. "Der nächste Auftrag für dich. Ich verlange Präzision und Schnelligkeit." Grüne Augen glitten über das Papier, flinke Hände zerknüllten es und warfen es über die Schulter in den Flur hinein. "Kein Problem. Wird erledigt. Heute Nacht hast du, was du brauchst." Damit drehte er sich auf dem Absatz um und verschwand aus Brads Büro. Nagi hob erst jetzt den Kopf und schaute dem rothaarigen Europäer nach. "Die Aussicht darauf, seinen Intimfeind zu quälen, beschwingt ihn ohne gleichen." "Es gibt nichts Erbauenderes, als eine Familie zu zerstören, die sich gerade gefunden hat." Der Amerikaner machte sich erneut an die Arbeit und bearbeitete Aufträge und Akten, ohne noch einmal von ihnen abzulassen. Der junge Japaner, das Wunderkind, blickte ihn noch eine Weile nachdenklich an, erhob sich dann und verließ mit seinem Laptop das Zimmer. Ohne es zu merken, schritt er an Farfarello vorbei, dessen Blick in andere Sphären gerichtet war. Ganz leise und kaum zu vernehmen, murmelte er einen alten irischen Kinderreim vor sich hin. Einen Reim, den er beinah vergessen hatte und welcher nun in sein Gedächtnis zurückkam, als die Rede von einem Kind war, welches er weder kannte noch gut heißen konnte. Das lag nicht nur daran, dass es Balinese Kind war, es lag auch noch an einem anderen Grund. An einem, der tief in dem Iren verborgen lag, welcher als kleines Kind seine Familie verloren hatten. "Das wird noch eine Weile dauern, bis es hier wieder ordentlich aussieht." Yoji trat hinter Aya, welche auf dem Fußboden kniete und seine Sachen ordentlich zusammenlegte, um sie endlich in den Kleiderschrank zu räumen. Sein Blick heftete sich auf ihren Hinterkopf und glitt über ihre schlanke Statur, die nur vorne am Bauch eine leichte Wölbung zeigte. Aya blickte überhaupt nicht von ihrer Arbeit aus, wies aber mit einer Hand in Richtung eines Kartons, in dem seine Anzüge transportiert worden waren. "Kannst du dich schon wieder auf Bügel hängen? Dann geht es schneller." Der Blonde nickte und trat an den Karton. Einen Anzug nach dem anderen entnahm er dem Karton und hing sie fein säuberlich auf Bügel, welche er abschließend auf die Kleiderstange im Schrank hängte. "Hast du deine Sachen auch schon eingeräumt?" "Nein, noch nicht ganz. Ich habe noch zwei Kartons. Sind aber sowieso Sachen, die ich in nächster Zeit nicht mehr anziehen kann." Die junge Frau zuckte knapp mit den Schultern und nahm sich dem nächsten Pullover ihres Freundes an. "Willst du nicht erst mal eine Pause machen? Du machst das schon viel zu lange. Du bist doch bestimmt sehr müde." Die Sorge um sie, die sich seit dem Morgen in ihm breit gemacht hatte, suchte sich abermals einen Weg in die Freiheit. Aya schüttelte allerdings den Kopf. "Mir geht es gut. Und unser Baby beschwert sich auch nicht." Erst jetzt blickte sie ihn über die Schulter an und lächelte völlig im Einklang mit sich selbst. "Uns geht es wirklich gut. Glaub mir. Ich weiß, wovon ich rede." Gerade das bezweifelte Yoji aber. Aya zeichnete sich gerade seit wenigen Wochen dadurch aus, dass sie es verschwieg, wenn es ihr schlecht ging. Sie machte immer gute Miene zum bösen Spiel, weil sie gerade ihrem Bruder beweisen wollte, dass die Entscheidung für das Baby kein Fehler gewesen war. "Ich mache dir einen Vorschlag, wir essen jetzt erst mal etwas und dann packen wir nachher weiter aus." Augenblicklich war der Gedanke an das Auspacken verschwunden. Aya nickte hektisch und sprang vom Boden auf. "Essen klingt gut. Was machen wir denn? Wie wäre es dann auch mit Nachtisch?" Mit einem gequält anmutenden Gesicht dachte Yoji an den Inhalt seines Portemonnaies, der merklich schrumpfen würde, wenn er nun mit Aya essen gehen würde. Immerhin stopfte sie sich zurzeit alles in den Mund, das man essen konnte. Sogar Sachen, die sie eigentlich hasste wie Fisch und Broccoli. Allerdings nahm er es andererseits gerne auf sich, wenn er ihr damit einen Freude machen konnte. Und Freude hatte sie, das sah er bereits jetzt an ihrem merklich fülligeren Gesicht. "Mexikaner, Chinese, Italiener oder Sushi?" "Mexikanisch? Ich brauche irgendwas Scharfes." Die junge Frau rieb den leicht gewölbten Leib und begann beinah umgehend, sich aus ihrer bequemen Hose zu pellen. Mit einem glasigen Blick verfolgte Yoji die kleine Stripeinlage seiner Freundin und dachte darüber nach, was noch alles scharf wäre. Allerdings rief Aya, welche ihm leise ins Ohr hauchte, in wieder in die Realität zurück. "Was hast du gesagt?" "Dass ich es gleich wieder gut mache. Oder willst du nicht?" Ihre schwarze Braue hob sich über einem der dunkelblauen Augen, welche ihn suchend ansahen. "Dooooch, natürlich." Sofort nickte er einer Wachtel gleich und begann trotz des finanziellen Verlustes breit zu strahlen. Rans Bemerkung vom Nachmittag hatte er erfolgreich durch einen Anruf bei Ayas Frauenarzt verdrängt. Ganz zu seiner Freude, denn Aya sah seit ihrer Schwangerschaft in seinen Augen mindestens doppelt so verführerisch aus, wie sie es sowieso schon tat. Die junge Frau nickte mit einem amüsierten Lächeln auf dem Gesicht, ergriff seine Hand und zog ihn hinter sich her. "Zu welchem gehen wir denn? Können wir zu meinem Lieblingsmexikaner gehen? Bitte." "Natürlich, Süße. Alles, was du willst." Der werdende Vater nickte zustimmend und folgte seiner Freundin in die Garage. "Was ist passiert?" Ran starrte Omi fassungslos an. Immer noch konnte er nicht glauben, was er soeben gehört hatte. Immer noch entzog es sich seiner Kenntnis, warum Aya ihm nicht die Wahrheit sagte. Der jüngste Weiß nickte betreten und war in Gedanken kurz bei Aya-chan, die ihm das niemals verzeihen würde. Allerdings wäre es letztendlich zu ihrem und zum Wohle des Kindes, das sie in sich trug. "Ich denke wirklich, dass es an dem ganzen Streß liegt, dem sie in der Schule ausgesetzt ist. Es sind nicht alle Schüler, aber genug von ihnen. Auch die Lehrer. Von den Eltern will ich gar nicht sprechen. Das Harmloseste war wirklich, dass sie meinten, sie würde nur versuchen, Yoji damit zu halten. Auf diesen Kommentar hat sie nicht wirklich viel gegeben, aber es hat sie verletzt. Solche Dinge wie Hure, Flittchen, Schlampe sind dann aber Sachen, bei denen sie nur tapfer zu sein versucht, anschließend aber immer weint. Ich habe sie schon so oft in irgendeiner Ecke in der Schule gefunden, in Tränen aufgelöst und mit unerträglichen Schmerzen. Sie machen sie allmählich fertig. Und das, was sie über Yoji sagen, macht es auch nicht besser. Das nimmt sie sich doppelt so sehr zu Herzen." Was sie über seinen zukünftigen Schwager sagten, konnte Ran sich nur zu gut vorstellen. Es waren sicherlich Dinge, die von Schändung sprachen, vom Ausnutzen eines jungen Schulmädchens und das er nur mit ihr spielen würde. Zwar waren das alles Sachen, die Ran gerne mit seinem Namen unterschrieb, aber sie waren nur legitim, wenn sie eben von ihm kamen. Es war keinesfalls vertretbar, dass fremde Menschen seine Schwester derart verletzten. Zumal diese Leute Yoji nicht einmal auch nur im Ansatz kannten. "Was sagen sie denn?" "Aya fällt nicht mehr unter die Bezeichnung Kind, aber durch das lange Koma führt sie sich von Zeit zu Zeit wie eins auf. Das schlimmste war bisher, dass sie ihn Kinderschänder nannten und meinten, er müsse pädophil sein, wenn er sich auf solch ein junges Ding einließe. Dabei ist er das ganz gewiss nicht." Omi schaute Ayas Bruder um Verständnis heischend an. Und zugleich betete er, dass er Yoji nicht wieder einen Strick daraus drehen würde. Denn das tat Ran mit Inbrunst und viel zu gerne. "Schlimm ist auch die Behauptung, er wäre nur mit ihr zusammen und hätte ihr das Kind angedreht, damit du dich ärgerst. Aya erträgt das nicht und weint so oft. Und doch hören sie nie auf damit." Rans Blick, eiskalt und beinah abgebrüht, ruhte auf dem jüngsten Weiß. Seine Augen schienen ihm tief in die Seele zu blicken und dennoch lag in ihnen etwas, das Omi nicht definieren konnte. "Manchmal glaube ich, es ist die gerechte Strafe für die beiden, dass sie so Leiden müssen. Nur andererseits ist es vornehmlich Aya und das tut mir so leid. Ich kann nach wie vor nicht sagen, dass ich mit der Wahl ihres Freundes einverstanden bin, aber ich kann es akzeptieren. Um ihretwillen und auch wegen des Babys, das sie von ihm erwartet." Der Rothaarige ließ den Blick aus dem Fenster gleiten und starrte wie gebannt auf die Straße. Wenn Yoji und Aya nach Hause kommen würden, würde er Yoji beiseite nehmen und mit ihm sprechen. Versucht beherrscht, hieß das. Auch wenn ihm dies sehr schwer fallen würde. Nur musste es sein, denn jede Aufregung gefährdete Aya-chan. Omi musterte seinen Kollegen noch eine Weile und erhob sich dann. "Ran, ich werde noch ein wenig im Kinderzimmer rumwerkeln. Aya wollte ein paar Farbmuster an den Wänden und außerdem muss noch die Babykommode zusammengebaut werden. Wenn Yoji das macht, wird das arme kleine Würmchen ziemlich hart auf den Boden fallen." Ein knappes Nicken war die einzige Antwort des Onkels Widerwillen. Erst als Omi aus dem Raum verschwunden war, ließ Ran seinen Blick zurück ins Zimmer gleiten und verschränkte auf der Tischplatte die Finger beider Hände., auf welche er sogleich wieder hinunter sah. Er würde dem Baby ein guter Onkel sein und Aya immer ein guter Bruder, nur was sein Verhältnis zu Yoji anging... Das würde sich noch zeigen, auch wenn er keine großen Hoffnungen hatte, dass er ihn irgendwann tatsächlich und ohne Bedenken als den Mann an der Seite seiner Schwester akzeptieren würde. Aya lag zusammengerollt auf dem großen Bett im Schlafzimmer. Sie hatte sich die Decke bis zum Kinn hochgezogen und schlief firedlich auf der Seite. Als Yoji nach seiner Unterredung mit Ran ins Zimmer trat, entlockte ihm der Anblick ein zärtliches Lächeln, in welchem ein Hauch von Schwermut lag. Abermals machte er sich Vorwürfe, weil er sie geschwängert hatte. Allerdings nicht, weil er es bereute, dass sie ein Kind von ihm bekam, sondern weil die engstirnigen Lehrer, Eltern und Schüler ihr das Leben zur Hölle machten. Wäre das Kind nur gut ein Jahr später gekommen, wäre alles gut gewesen. Er hätte sie sofort geheiratet und zumindest die Sprüche über den Bastard, denn sie von ihm empfing, wären somit im Nirgendwo verschwunden. Und jetzt... Tagtäglich quälte man sie mit Worten und so wie eh und je schluckte sie die Gemeinheiten, um ihn nicht zu belasten. Dabei belastete sie sich so schwer, dass ihre Gesundheit unter dem permanenten Druck litt. Und damit wurde auch die Schwangerschaft gefährdet. In den vergangenen Monaten hatte sie bereits wieder und wieder Blutungen gehabt. Jedes Mal folgte eine Woche strikte Bettruhe und danach war alles wieder in Ordnung. Doch wenn das so weiter ging... Yoji wollte sich gar nicht ausmalen, was geschah, wenn Aya das Kind verlieren sollte. Er mochte nicht einmal daran denken, wie er sich dann fühlen würde. Wie würde es ihr dann gehen? Er zweifelte keinesfalls daran, dass sie zerbrechen würde. Und ob dieser Bruch jemals wieder gekittet werden könnte, war auch mehr als fraglich, denn sie freute sich mit Leib und Seele auf ihr erstes gemeinsames Baby. Vorsichtig ließ sich der werdende Vater neben seiner Freundin auf die Bettkante hinab. Behutsam zog er die Decke über ihr zurecht und strich mit vorsichtigen Fingern über den gewölbten Leib unter der Decke. Seine Augen fixierten ihr Gesicht und suchten nach Schmerz und Trauer, aber er fand nur unendlich Freude. Selbst im Schlaf wahrte sie den Schein, dass alles in Ordnung war. Dabei war gar nichts in Ordnung. Allerdings würde er dafür sorgen, dass alles wieder in Ordnung kam. Er würde nicht zulassen, dass ignorante Querdenker seine Familie zerstörten. Und wenn das hieß, dass er gegen jeden Sturkopf einzeln antreten musste, dann war es ihm auch recht. Er neigte den Kopf nach vorne und hauchte einen Kuss auf Ayas Schläfe. Sofort malte sich auf ihren Zügen ein zufriedenes Lächeln ab, das ihn bis tief in die Seele berührte. Langsam erhob er sich und entledigte sich seiner Kleidung. Da er bereits im Bad gewesen war, nachdem Ran mit ihm gesprochen hatte, kroch er nackt hinter Aya ins Bett und zog ihren Körper behutsam an sich, wobei sie ihm entgegenkam und sich dicht an sich schmiegte. In der Sicherheit seiner Arme wirkte ihr Gesicht noch entspannter und als er sanft seine Hand auf ihren Bauch legte, schien sie zu dem himmlischen Geschöpf zu werden, welches sie schon immer für ihn war. Auf ihrem Gesicht breitete sich ein Frieden aus, der seinesgleichen suchte. Und Yoji nahm sich vor, bereits am nächsten Tag dafür zu sorgen, dass ab sofort jeder Tag für sie so friedvoll ablaufen würde, wie sie nun ihren Schlaf in seinen Armen empfand. Bevor er die Augen schloss flüsterte er leise in die Richtung ihres Bauches. "Kleiner Spatz, ich habe dich sehr lieb. Schlaf gut und es ist wirklich schön, dass es dich gibt." Anschließend richtete er seinen Blick auf Ayas Ohr, welches er zärtlich küsste. "Ich liebe dich, Süße. Und das werde ich dir jeden Tag in unserem gemeinsamen Leben beweisen." ------------------------------------ © by Merenwen/Sandra Wronna Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)