Weiß Kreuz von abgemeldet (Unschuld und Sünde) ================================================================================ Kapitel 7: Liebeslust und Liebesfrust ------------------------------------- Aya erwachte, weil ihre Nase von etwas gekitzelt wurde, von dem sie im Halbschlaf nicht direkt ausmachen konnte, was es genau war. Erst als sich ihr Blick geschärft hatte, erkannte sie, dass es sich um eine recht undankbare blonde Haarsträhne von Yoji handelte, der mit dem Kopf auf ihrer Brust lag und tief und fest schlief. Ein verliebtes Lächeln huschte über ihre feinen Gesichtszüge. Sie hob ihre Hand und strich ihm zärtlich über die blonden Haare, spielte kurz mit einer Strähne, um dann weiter zu seinem Nacken zu streichen, damit sie diesen ausgiebig kraulen konnte. Yoji ließ daraufhin ein wohliges Schnurren verlauten, machte aber keine Anstalten, in der nächsten Zeit wach zu werden. Er kuschelte sich nur fester an sie und legte noch ein Bein über ihre Beine, um sie schlussendlich wirklich daran zu hindern, sich aus dem Bett davon zu machen. Liebevoll blickte Aya ihn an. Er hatte ihr noch beim Vokabeln lernen geholfen, bevor sie es sich auf seinem Bett bequem gemacht hatten, um etwas zu kuscheln. Und nicht nur um zu kuscheln. Ihr lief abermals ein angenehmer Schauer über den Rücken, als sie an seine sanften Hände dachte, die über ihre nackte Haut gestrichen hatten Das war so schön gewesen, doch hatte er wie jedes Mal zuvor inne gehalten, sobald seine Augen so seltsam aufgeleuchteten. Sie hatte das nun schon öfter bei ihm bemerkt. Immer wenn er im Begriff war, weiter zu gehen, sich zum Beispiel mit den Fingern ihrem BH auch nur anzunähern. Jedes Mal hatten seine Augen dann seltsam geleuchtet, und er hatte in nächster Instanz die Zärtlichkeiten abgebrochen. Und Aya verstand einfach nicht warum. Sie machte sich ernstlich Sorgen darum, dass er sie vielleicht doch nicht so anziehend fand, wie er immer behauptete. Immerhin waren sie nun schon einen Monat zusammen und was Yoji anging, war das eine sehr lange Zeit, in der er nicht einmal versucht hatte, mit ihr zu schlafen. Aus dunklen zweifelnden Augen sah das junge Mädchen an die Decke hinauf, kraulte weiter seinen Nacken. Nun allerdings nicht mehr hingebungsvoll wie zuvor, sondern viel mehr nachdenklich. Konnte es vielleicht sein, dass sie seinen Ansprüchen nicht genügte, und er nur deshalb weiter mit ihr zusammen war, weil er Angst hatte, dass sie bei Ran petzte? Sie blinzelte leicht mit den Augen. Das konnte sie sich eigentlich nicht vorstellen. Selbst wenn es so wäre... Wann hatte Yoji sich schon mal von Ran einschüchtern lassen? Das war in all der Zeit, in der sie ihn kannte, noch nie vorgekommen und würde es wohl auch nie. Ran... Sie schweifte in Gedanken zu ihrem Bruder ab. Sollte dieser jemals herausfinden, dass Yoji und sie zusammen waren, dann würde er den Blonden sicherlich in der Luft zerfetzen. Er beäugte sie beide in der letzten Zeit sowieso schon zu genau. Wenn er nun auch noch Anlass bekäme, sich in seinem Verdacht bestätigt zu sehen, dann gäbe es einen riesengroßen Knall. Einen riesengroßen Knall, bei dem Aya wirklich um Yojis Leben fürchtete. Denn ein aufgebrachter Ran, der um die Tugend seiner kleinen Schwester fürchtete, war schlimmer als ein tollwütiger Berserker. Und das war noch recht harmlos ausgedrückt. Sie seufzte leise. Egal um was es auch in der Beziehung zu Yoji ging, sie durfte nicht mit Ran darüber reden. Erst wenn alle Stricke rissen, dann würde sie sich ihm öffnen, aber das hatte ja noch lange, lange Zeit. Zuallererst sollte sie aber ein Gespräch mit Yoji selber suchen, der da zufrieden wie ein kleines Baby auf ihrer Brust schlummerte und hin und wieder ein an ein Schmatzen anmutendes Geräusch von sich gab. Gott, war er niedlich... Er sah wirklich unschuldiger aus, als sie ihn jemals gesehen hatte. Seine Gesichtszüge waren entspannt und ganz ruhig, geradezu glatt. Leicht strich Aya ihm einige Strähnen aus dem Gesicht. Diese hingen ihm wild in die Stirn und kräuselten sich um einiges intensiver, als seine Haare es generell zu tun pflegten. Yoji nuschelte leise vor sich hin. Wenn sie genau hinhörte, meinte sie, ihren Namen zu vernehmen. Aber das mochte auch nur Einbildung sein. Als sich der Blonde dann leicht auf ihr bewegte, und sich seine Hand genau auf ihre Brust legte, wurde Aya rot um das Näschen. Er schlief zwar, aber diese Berührung... So hatte er sie noch nie berührt. Ihr Busen war bisher immer einer der zwei Teile gewesen, den er bei jedem Zusammensein mit ihr ausgespart hatte, dem er nicht mal zu nahe gekommen war. Und nun... Nun lag seine Hand genau über ihrer Brust, während er ganz in Eintracht mit sich selbst dümmlich vor sich hin grinste. "Yoji?" Sie legte die Hand an seine Schulter und schüttelte leicht an dieser. "Yoji, wach auf." Ihr wurde das langsam unangenehm. Nicht, weil es sich nicht gut angefühlt hätte, sondern einfach, weil sie etwas überrumpelt war. Sie wusste nicht, wo sie mit ihren Gefühlen und Gedanken hinsollte, die es urplötzlich herbeisehnten, dass er aufwachte und sie weiter so berührte. Doch Yoji dachte gar nicht daran, aufzuwachen. Stattdessen glitt seine Hand an ihr hinab und suchte sich einen Weg unter ihr kleines Top. Da sie unter diesem nun aber nichts trug, schob sich seine Hand über ihren nackten Busen. Aya biss sich auf die Unterlippe, als sie seine Hand dort spürte. Warum machte er das nur? Warum konnte er nicht einfach aufwachen und das lassen? Ihre Gefühle verwirrten sie, genauso wie ihre Gedanken. "Aya-chan..." Yojis Nuscheln wurde deutlicher. Er rollte sich neben ihr zusammen, ließ aber seine Hand weiterhin liegen, wo sie war. Ran Fujimiyas kleine unschuldige Schwester sah reichlich hilflos aus der Wäsche. Sie wollte, dass er aufwachte. Aber nicht, um seine Hand wegzuziehen, sondern um da weiterzumachen, wo er nun schon einmal war. Sie schüttelte verwirrt den Kopf. Woran dachte sie da eigentlich? Das war doch alles viel zu früh. Das ging doch noch nicht. Aber dennoch. Sie sehnte sich nach gerade solchen Berührungen. Sie wollte ihn spüren, wollte ihn überall spüren. Ein wohliger Schauer lief über ihren Rücken, als seine Hand sich leicht bewegte und trotzdem... Sie schloss die Augen und versucht krampfhaft, an etwas anderes zu denken. Warum wachte er nicht einfach auf und dann würde sich ja zeigen, wie das hier enden würde. Allerdings zeigte ihr ein Blick auf ihn, dass er nicht einmal im Traum daran denken würde, aufzuwachen. Er hatte es sich sichtlich gemütlich gemacht und grinste überaus dümmlich vor sich hin. Ganz so, als wäre der Traum, den er gerade träumte, die Erfüllung jeder seiner Wünsche. Aya schnaubte leise. So sehr sie diese Berührung auch genoss, allmählich breitete sich doch der Drang in ihr aus, dass sie nur noch hier weg wollte. Wenn Yoji nämlich doch aufwachte und sah, wo seine Hand lag, was würde er dann tun? Würde er sie wegreißen, oder aber dort liegen lassen? Genau diese Fragen waren es, die Aya wieder fast um den Verstand brachten. Warum faste er sie eigentlich nicht so an, wenn er wach war, und sie zusammen auf dem Bett lagen und kuschelten und ein bisschen schmusten? Vielleicht lag es ja wirklich daran, dass er sie nicht attraktiv genug fand. Oder aber sie war ihm doch noch zu jung. Es trennten sie immerhin fünf lange Jahre. Fünf Jahre, in denen er wohl mehr Erfahrungen gesammelt hatte, als sie es in ihrem ganzen Leben machen würde. Sie war einfach zu schüchtern und zu schnell verlegen. Bis zu dem Tag, al er sie das erste Mal geküsst hatte, hatte sie ja noch nicht mal geküsst. Ihren ersten Kuss hatte sie ihm geschenkt. Und das war auch gut so gewesen. Immerhin liebte sie nur ihn. Und sie hatte niemanden zuvor geliebt. Als er seine Hand unter ihrem Top wegzog, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, weil ihr Herz noch schneller schlug als bereits zuvor. Wieso machte er das jetzt? Doch ein Blick auf ihn beantwortete ihr die Frage. Er hatte einfach nur seine Schlafposition geändert und sich auf ihr rumgedreht, so dass sein Gesicht nun zu ihr wies. Schmunzelnd nahm sie zur Kenntnis, dass fast alle Haare aus dem Zopf gerutscht waren, den er sich gemacht hatte, als er im Laden gewesen war. Mit sanften Fingern strich sie durch seine blonden Haare und verwob sie mit ihren Fingern. Dass Yoji plötzlich blinzelte und sie aus kleinen verschlafenen grünen Augen anblickte, entging ihr beinah. Erst als sie seine Stimme hörte, sah sie ihn wieder an. "Wie lange bist du schon wach, Engelchen?" Er hob die Hand und strich ihr leicht über die Wange. "Schon eine Weile." Über ihr Gesicht zog urplötzlich wieder dieser sanfte Rotschimmer. Nervosität kroch durch ihren Körper wie ein elektrischer Stromschlag. "Würde es dir was ausmachen, mich mal eben aus dem Bett zu lassen?" Sie sah ihn fast flehend an. Gerade im Moment wollte sie nur noch von ihm weg. Egal, was für eine Berührung es war, die er ihr zuteil werden ließ. Sie ertrug keine einzelne mehr davon. Nickend setzte Yoji sich auf und löste sich von ihr. Er streckte sich verschlafen. "Kannst auch gerne wiederkommen. Das war gerade so gemütlich." Er grinste sie reichlich schief an und kuschelte sich wieder in die Kissen, als sie aufstand. Aya nickte verwirrt, klaubte aber, bevor sie das Zimmer verließ, ihre Englisch-Bücher zusammen und verließ dann fluchtartig den Raum. Grüne Augen verengten sich zu fragenden Schlitzen. Was war das jetzt? Yoji setzte sich auf und stieg aus dem Bett. Er öffnete die Tür und sah sich nach Aya um. Diese war wie vom Erdboden verschwunden. Vorsichtig linste er zu Rans Tür, näherte sich der Treppe und sah auch vorsichtig diese hinunter. Wenn er nun zu Aya gehen würde, könnte er es nicht gebrauchen, plötzlich einem roten Rachedämon gegenüber zu stehen. Besagter Rachedämon machte ihm das Leben seit ein paar Wochen sowieso noch viel schwerer, als er es ihm sonst bereits machte. Denn seit in Ran dieser unbestimmte Verdacht keimte, folterte er ihn geradezu auf's Schlimmste. Nicht nur, dass er jetzt wirklich nur noch Spätschicht schob, was ihm vor über einem Monat noch sehr zugesagt hatte, nein, er hatte nun auch immer am Wochenende Dienst. Jedes verdammte Wochenende. Und dann meist so, dass Aya bereits aus dem Haus und bei einer Freundin oder beim Training war, wenn er endlich frei hatte. Und das ärgerte ihn. Das ärgerte ihn so sehr. Sollte er dann auch tatsächlich einmal Zeit für Aya gefunden haben, war es meist schon so spät, dass diese unter der Woche schon fast wieder ins Bett musste, weil die Schule am nächsten Morgen ihren Tribut von ihr zollte. Am Wochenende dann vereinnahmte Ran seine kleine Schwester, wenn sie wieder nach Hause zurückkehrte. So ganz nach dem Motto: Lass uns mal was unternehmen, haben wir schon so lange nicht mehr gemacht, Schwesterchen. Das kotzte Yoji wirklich an. Er hatte so schon recht wenig Zeit, die er mit Aya verbringen konnte, und dann kam auch noch Frosty dazwischen und musste sie wie sein Eigentum behandeln. Manchmal, ja manchmal wünschte sich der Blonde wirklich, Rans Hals zwischen seinen Händen und Fingern zu spüren und ihn einfach zu erwürgen. Dann hätte er Aya wirklich für sich. Immer dann, wenn sie zu Hause war. Das brachte ihn nun aber wieder zu dem Problem, das anscheinend bestand. Was hatte sie denn nun gehabt? Warum hatte sie so schnell die Flucht ergriffen? Er kratzte sich nachdenklich im Nacken und runzelte die Stirn. Der einzige Weg, um das heraus zu finden, ging über ihr Zimmer. Und das musste er erst einmal erreichen, ohne der roten Zora zu begegnen. So schlich er also über den Flur, immer wieder zur Treppe und zu Rans Zimmer sehend und klopfte schließlich an Ayas Tür an. Zwar antwortete sie ihm nicht, aber er drückte trotzdem langsam die Klinke hinunter und öffnete vorsichtig die Tür. Sie lag auf ihrem Bett, den Kopf in ihrem Kopfkissen vergraben und rührte sich nicht. Yoji trat leise ein, schloss die Tür wieder und ging neben dem Bett in die Knie. Er strich ihr sanft über den Rücken. "Was ist los, Süße?" "Nichts..." Sie schnaufte leise ins Kissen und klammerte sich an diesem fest. "Das stimmt doch gar nicht." Yoji drehte sie langsam rum und sah ihr in die Augen, welche leicht gerötet waren. "Warum hast du geweint, Aya?" Er strich ihr über die noch feuchte Wange. Sie sah ihn missmutig an. "Warum bist du eigentlich mit mir zusammen?" Er hob eine Augenbraue und musterte sie mehr als nur verwirrt. "Ist das nicht offensichtlich? Warum ist man wohl mit jemandem zusammen? Weil einem viel an dieser Person liegt, weil man in diese Person bis über beide Ohren verliebt ist, und weil man sich ein Leben ohne diese Person nicht mehr vorstellen kann und will." Er erhob sich vom Boden und setzte sich neben sie auf das Bett. Nun fragte er sich noch mehr als zuvor, was plötzlich mit ihr los war. Warum sie so plötzlich Zweifel zu hegen schien? Zeigte er ihr nicht immer dann, wenn er mit ihr zusammen war, wie viel sie ihm bedeutete? Immerhin lernte er nicht mit jeder Frau Vokabeln und las sich irgendwelche Referate durch... Gut, das war bei seinen anderen Frauen auch nicht nötig gewesen, weil sie in der Regel älter gewesen waren als er, aber vor allen Dingen auch älter als Aya. Aber für all diese Frauen hätte er das auf keinen Fall gemacht. Aus dem einfachen Grund, weil er sie einfach nicht wirklich liebte. Nicht so, wie er Aya liebte. Denn Aya war nach Asuka die einzige Frau, die sein Herz wirklich berührt hatte. Ihre dunklen Augen hefteten sich fragend auf ihn. "Meinst du das wirklich ernst?" "Natürlich, Süße. Es gibt nichts, dass ich noch ernster meine als das. Ich will wirklich nur mit dir zusammen sein. Ich will nur dich küssen, und ich will nur mit dir..." Schlafen. Das verkniff er sich allerdings. Es war immer noch nicht der rechte Ort und schon gar nicht die rechte Zeit dafür, dass das zur Sprache kam. Immerhin hatte er es bisher strickt vermieden, sie auf eine Art und Weise zu berühren, die eventuell bei ihm zu einem wahren sexuellen Taumel führen könnte. Außerdem glaubte er wirklich nicht, dass Aya dazu schon bereit war. Sie war viel zu unschuldig, um sich über solche Dinge Gedanken zu machen. Und vor allen Dingen war sie viel zu unbedarft. Stets dachte er, wenn er weiter gehen würde, als sie nur zu küssen, dass sie die Flucht ergreifen könnte. Immerhin war er definitiv der erste Mann, der ihren Körper auf solch eine Art und Weise berühren könnte, wenn er es sich denn trauen würde. Und wie gerne würde er sie überall berühren und küssen, endlich mit ihr schlafen. In der Nacht suchten ihn bereits Träume heim, in denen er mit ihr schlief. In denen er sie bis zum Sonnenaufgang liebte, den ganzen Tag hindurch und noch viel länger. Sollte das noch sehr lange so weiter gehen, würde eine harmlose eiskalte Dusche am frühen Morgen nicht mehr ausreichen. Zumal es immer schwerer wurde, sich Aya vom Hals zu halten, wenn diese vor der Schule in sein Zimmer schlich, auf ihn kletterte und ihm einen schon fast viel zu liebevoll und gleichzeitig nach mehr schreienden Kuss auf die Lippen hauchte. Ein angenehmer Schauer lief über seinen Rücken. Sie hatte so verdammt weiche Lippen, die bestimmt noch mehr konnten, als nur seinen Mund zu küssen... Ein wirklich dämliches Grinsen zeichnete sich auf Yojis Lippen ab, woraufhin Aya ihn nur noch seltsamer ansah. "Sag mal, hörst du mir eigentlich zu?" Sie hob pikiert eine dunkle Braue. Das brachte ihn aus seinen mehr als anzüglichen Gedanken zurück, und er sah sie fragend an. "Was hast du gesagt? Ich war gerade völlig in Gedanken versunken. Tut mir leid." Er blickte sie entschuldigend an. Eigentlich war es bei ihr nicht seine Art, sich auch nur eines ihrer wohlklingenden Worte entgehen zu lassen, aber die Gedanken an ihren Mund, und was dieser alles anstellen könnte... Aya setzt sich auf und schlang plötzlich die Arme um ihn. Fest kuschelte sie sich an seinen Körper. "Ich bin wirklich froh, dass ich dich habe." Ihren Kopf bettete sie auf seiner Schulter. "Und ich bin froh, dass ich dich habe, Süße." Er hauchte einen liebevollen Kuss auf ihren Kopf, strich über ihren schmalen Rücken. Noch viel glücklicher wäre er allerdings, wenn er sie ganz haben könnte. Er seufzte leise, zog sie auf seinen Schoß und sah in ihr hübsches blasses Gesicht. "Weißt du, was wir jetzt machen?" Einem kleinen Kind ähnlicher als der jungen Frau, die sie eigentlich war, schüttelte Aya mit großen gespannten Augen den Kopf. Yoji schmunzelte, hauchte einen Kuss auf ihre Stirn und blickte sie dann wieder an. "Wir gehen jetzt erst Mal was essen und dann ins Kino. Du wolltest doch in die lange Disney Nacht." Wer hätte das gedacht, dass er sich zu so etwas einmal breitschlagen lassen würde. Er hasste diese ganzen plüschigen kleinen Ausgeburten amerikanischer Hirne, die kranker waren als der japanische Durchschnittsperverse, der gerne an Schulmädchen-Slips schnüffelte. Aber was tat man nicht alles für jemanden, den man liebte? Sein Blick huschte zu Ayas Kuscheltieren, darunter auch jede Menge Disney-Figuren inklusive ihrer neusten Errungenschaft: ein kuscheliger kleiner Stitch. Den hatte er ihr gekauft, als sie ganz aufgeregt vor einem Schaufenster stehen geblieben war und das Vieh mit großen Augen angestarrt hatte. Sie hatte ihm erklärt, dass sie das komische Etwas schon sehr lange hatte haben wollen, aber es nie geschafft hatte, sich einen zu sichern, weil er immer sofort vergriffen war, wenn er im Laden stand. Als Aya dann in einer Boutique im Kaufhaus, in dem sich auch besagter Laden befunden hatte, verschwunden war, war er zurück zu dem Laden geeilt und hatte das plüschige Scheusal gekauft. Aya hatte ihn fast umgeworfen, als er das Ding aus der Tüte gezogen hatte. Sie hatte ihn geradezu hemmungslos in aller Öffentlichkeit abgeknutscht, wofür sie einige böse Blicke geerntet hatten. Das war im allerdings recht egal gewesen. Gerade ihre Küsse entschädigten für solche kurzen Peinlichkeiten. Als Aya seine Worte nun vernahm, nickte sie sofort hektisch. "Wirklich? Du gehst mit mir dahin? Danke Yoji. Vielen vielen Dank. Das bedeutet mir so viel, dass du mitkommst." Sie küsste ihr stürmisch und drückte ihn dabei auf das Bett hinunter. Yoji grinste in den Kuss hinein und erwiderte diesen mehr als nur leidenschaftlich. Er zog sie fester an sich und ließ seine Zunge immer wieder um ihre kreisen. Und das so lange, bis er sie nach Luft schnappend von sich schob. Aus verklärten Augen blickte er sie an. "Woher nimmst du eigentlich die ganze Luft?" Sie zuckte mit den Schultern und grinste. "Weiß nicht. Vielleicht kann es daran liegen, dass meine Lunge nicht so arm dran ist wie deine." Sie tippte auf seine Brusttasche, in der sich seine Zigaretten Packung befand, die mittlerweile reichlich platt gedrückt war. "Hey, ein Laster braucht der Mensch." Er nestelte in der Brusttasche rum und zog die Packung hervor, um sie auf den Boden fallen zu lassen. "Das ist bei dir aber kein Laster, das ist eine Sucht. Nicht mehr und nicht weniger." Aya richtete sich auf seinem Bauch sitzend über ihm auf und sah ihn strafend an. Sie stemmte die Arme in die Seiten. "Ich kompensiere doch nur." Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah in ihr Gesicht. Und ja, er kompensierte wirklich. Seitdem er sich am Riemen riss, nicht einfach über sie herzufallen, rauchte er wie ein Besessener. Er bildete sich in der Tat ein, dass es ihm dadurch weniger ausmachte, nicht seinem sexuellen Trieb Folge leisten zu können. Aber das war wohl mehr Wunschdenken... "Was kompensierst du?" Sie neigte sich zu seinem Gesicht hinab und sah in seine grünen Augen. "Öhm..." Warum hatte er das nicht geahnt? Er hatte das immerhin Aya erzählt. Und Aya war verdammt neugierig. Kein Wunder, dass sie nun nachhakte. "Engel, also, ich kompensiere, nun ja..." Was sollte er lange drum herum reden. Mit einer geschmeidigen Bewegung brachte er seine Hand in ihren Nacken und zog sie zu sich runter. Er versiegelte ihre Lippen mit den seinen und küsste sie lange und sehr liebevoll. Als er sich von ihr löste, grinste er sie überaus umwerfend an. "Ich kompensiere all die Küsse damit, die ich nicht von dir bekomme, wenn du in der Schule bist. Ist doch mehr als klar, oder?" Aya stellte seine Antwort mehr als nur ersichtlich nicht zufrieden, dennoch ging sie nicht weiter darauf ein. Stattdessen neigte sie sich noch mal zu seinen Lippen und küsste ihn flüchtig. "Wenn wir noch lange so weiter machen, dann verpassen wir den Anfang. Außerdem habe ich langsam wirklich Hunger." Sie kletterte flink von ihm runter, trat an ihren Kleiderschrank und zog eine lange Hose und ein neues Shirt hervor. Ohne sich seiner Anwesenheit allzu bewusst zu sein, ließ sie ihre kurze Hose auf den Boden sinken und entledigte sich ihres Shirts, so dass sie nur noch in einem kleinen Slip im Zimmer stand. Yoji gingen beinah die Augen über. Wieso musste diese Frau nur so gedankenverloren sein, dass sie bei so etwas ständig vergaß, dass er auch noch im Raum war. Er zog sich blitzschnell das Kopfkissen über den Kopf und verschränkte die Arme darüber. Er durfte nicht einmal daran denken, was er da gesehen hatte, denn das Pochen, das sich in tieferen Körperregionen vernehmen ließ, wies bereits jetzt auf nichts Gutes hin. Als er Ayas leise Schritte auf sich zukommen hörte, schlug er direkt die Beine übereinander, für den Fall, dass da etwas zu sehen war, das nicht zu sehen sein sollte. "Wir können los, ich bin fertig." Sie nahm mit einer ruckartigen Bewegung das Kissen, an welches er sich immer noch klammerte, von seinem Kopf und blickte ihn lächelnd an. "Was ist denn mit dir los?" Ihr Blick glitt über sein rotes Gesicht. "Nichts." Er sah sie reichlich verkniffen an, nahm dann aber erleichtert war, dass sie tatsächlich vollkommen bekleidet vor ihm stand. Das dumpfe Pochen in seiner Hose ließ dementsprechend auch langsam nach, was er mit Erleichterung feststellte. "Siehst aber nicht so aus." Aya setzte sich neben ihn auf das Bett und strich mit dem Finger leicht über seine Brust, was in nächster Instanz zur Folge hatte, dass das Pochen wieder schmerzlich einsetzte. "A... A... Aya, wir sollten jetzt gehen." Er hielt blitzschnell ihre Hand fest und sah sie aus großen, fast panischen Augen an. Die Berührungen, die ihn zum Glühen brachten, wurden allmählich immer banaler. Wenn das so weiter ging, würde sicherlich bald der Tag kommen, an dem ein Blick von ihr reichte, um ihn an recht unkeusche Dinge denken zu lassen. "Yoji?" Sie legte den Kopf schief, musterte ihn fragend, erhob sich dann aber. "Gut, lass uns gehen." Er dankte dem Herrn im Himmel, dass sie eingelenkt hatte und stand ebenfalls auf. Er strich sich schnell das Hemd glatt, bückte sich, um seine Zigaretten aufzuheben und sah sie dann verschwörerisch an. "In zehn Minuten hinten an der Ecke. Wie immer also?" "Wird gemacht, Sir. Ich komme dann nach." Sie salutierte knapp vor ihm, trat noch mal auf ihn zu, um ihn liebevoll zu küssen. "Und pass auf, dass dich keine dämlichen Weiber über den Haufen rennen und dich abknutschen." Sie verzog etwas biestig das Gesicht. Sie hasste seine Groupies. "Ich passe auf mich auf, Ma'am." Nun salutierte er vor ihr und ging zur Tür. So wie immer, wenn er ihr Zimmer verließ, sah er erst vorsichtig in sämtliche Richtungen und schlich sich dann raus. Das, was er wirklich nicht brauchen konnte, war Ran. So schlich er sich also erst noch mal in sein Zimmer, zog sich um und ging dann fröhlich pfeifend durch den Flur, die Treppe runter und dann aus dem Haus, nachdem er in seine Schuhe geschlüpft war. Auf dem Weg zu ihrem Treffpunkt grübelte er allerdings wie so oft verstärkt darüber nach, ob es richtig war, die Beziehung zu Aya gerade Ran zu verheimlichen. Obwohl es verheimlichen auch nicht traf. Die Beziehung war zu einem offenen Geheimnis geworden. Nachdenklich lehnte er sich schließlich an eine Laterne, zog seine Zigaretten hervor und zündete sich eine an. Er sollte wirklich mit Ran reden. Und am besten so, dass Aya-chan es nicht mitbekam. Sie würde nämlich sicherlich rasend vor Wut auf Ran losgehen, wenn dieser es sich wagen sollte, etwas Negatives über die Beziehung fallen zu lassen. Langsam schloss er die Augen. Es war wirklich das einzig Richtige. Immerhin ersparte er ihnen beiden dann diese ewigen Heimlichtuereien. Und Aya sah sich nicht jedes Mal der Gefahr ausgesetzt, dass Ran sie erwischte und einfach in ihr Zimmer sperrte. Ihm fielen in letzter Zeit nämlich wirklich wahnsinnig viele "gute" Gründe ein, um das zu tun. Einen tiefen Zug von der Zigarette nehmend, öffnete er wieder die Augen und sah in die Richtung, aus der Aya kommen müsste. Sie ging meistens einen anderen Weg, damit Ran auch wirklich keinen Verdacht schöpfen konnte, dass sie sich mit ihm treffen wollte. Mit einem ungeduldigen Blick auf die Uhr stellte er dann aber fest, dass sie noch drei Minuten Zeit hatte. Und die würde sie sich sicherlich nehmen. Das tat sie jedes Mal. Erschlagen seufzte er. Es war leichter sich seinen Fanclub vom Hals zu halten, als Aya dazu zu bewegen, pünktlich zu sein. Denn die drei Minuten, die ihr noch blieben, waren ihre obligatorischen Drei-Verspätungsminuten, wie sie sie immer nannte. Aber was sollte man da machen? Wenn sie meinte, sie brauchte diese drei Minuten, dann bitte. Das tat ihren restlichen positiven Eigenschaften ja keinen Abbruch. Absolut keinen Abbruch. Ein seliges Grinsen huschte über sein Gesicht, das kurz in sich zusammenbrach, als sich zwei kleine Hände über seine Augen schoben, und er heftig zusammenzuckte. Als er allerdings erkannte, um wen es sich handelte, grinste er umso breiter. "Ich dachte schon, du würdest gar nicht mehr kommen." "Natürlich komme ich. Was denkst du denn? Nur mein lieber Bruder dachte wohl, es wäre lustig, mich noch für fünf Minuten zu belabern." Sie schnaufte leise. Yoji zog die linke Braue steil hoch. "Und was genau wollte er?" Aya schob die Unterlippe vor. "Das Übliche. Mir erzählen, dass du ja ein Nichtsnutz seiest, der den ganzen Tag den Kundinnen hinterher jagen würde. Er hat demnach wieder einmal versucht, mich von dir zu entlieben." Ihr Gesicht nahm langsam aber sicher überaus zornige Züge an. Sie hasste es, wenn Ran das tat. Dafür hasste sie ihn wirklich. Reichte es nicht, wenn er ihr auf freundliche Art und Weise mitteilte, dass Yoji nicht der Richtige für sie wäre? Musste er ihn dann immer so niedermachen? "Süße..." Yoji drehte sich zu ihr um und zog sie in seine Arme. "Nimm dir das nicht so zu Herzen, was er über mich sagt. Er sorgt sich doch nur um dich." Mit Schrecken machte er kleine Tränen in ihren Augenwinkeln aus. Das passiert jedes Mal, wenn Ran so gegen ihn wetterte. "Aber das tut mir auch weh. Warum kapiert er das nicht? Er weiß, was ich für dich empfinde, aber er tritt meine Gefühle mit Füßen. Das ist unfair. Ich mag das einfach nicht, wenn er so etwas sagt." Sie vergrub ihr Gesicht in seinem Hemd und begann leise zu schluchzen. "Aya, mach das nicht. Bitte." Er zog sie fester an sich und fasste den Entschluss, dass er endgültig mit Ran sprechen müsste. Das ging nicht so weiter. Jedes Mal weinte Aya, wenn Ran sie darauf aufmerksam gemacht hatte, wie schlecht er ja eigentlich wäre. Mit sanfter Gewalt schob er sie schließlich von sich und sah in ihre Augen. Sie schniefte immer noch leise, blickte ihn fragend an. "Ich kann doch wirklich nichts dafür." Yoji nickte knapp. "Ich weiß. Aber...", er strich ihr sanft einige Tränen von der Wange, "... jetzt hör auf zu weinen, dann genießen wir noch den restlichen Nachmittag und den Abend. Was Ran angeht, werde ich mir später etwas überlegen. Ist das okay?" Eine Weile schien es so, als wenn sie krampfhaft überlegen würde, doch dann nickte sie. "Ja, ist okay." "Schön." Er hauchte ihre noch einen zärtlich Kuss auf die Stirn und zog sie dann mit sich. Zu Fuß schlenderten sie Arm in Arm in Richtung Kino davon, küssten sich hin und wieder überaus liebevoll, völlig nichts ahnend, dass zwei argwöhnische Augen auf ihnen lagen, die zu niemandem Geringeres gehörten als zu Ran Fujimiya... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)