Weiß Kreuz von abgemeldet (Unschuld und Sünde) ================================================================================ Kapitel 19: Familie (Untertitel: Ist sie es oder ist sie es nicht?) ------------------------------------------------------------------- Mit einem riesigen Blumenstrauß - bestehend aus roten Rosen, weißer Schafsgarbe und grünem Farn - in Händen begab sich Yoji die Treppe vom Erdgeschoss hinauf in den ersten Stock, in denen die Schlafzimmer der vier Weiß und auch das Schlafzimmer von Aya lag. Leise trat er an ihre Zimmertür und klopfte zaghaft an das Holz, um sie nicht aufzuwecken, sollte sie doch endlich eingeschlafen sein. Eine Weile blieb er abwartend vor der Tür stehen und lauschte auf das noch so kleinste Geräusch, welches sich partout nicht erheben wollte. Also entschloss er sich vorsichtig und langsam die Klinke herunterzudrücken und den Kopf voran ins Zimmer zu sehen. Wie erwartet lag Aya-chan zusammengerollt in ihrem Bett, die Bettdecke über den Kopf gezogen und schlief endlich den Schlaf der Gerechten. Erleichtert über diesen Umstand betrat Yoji leise das Zimmer und stellte den Blumenstrauß in die Vase, die auf Ayas Schreibtisch stand, seitdem er vor Monaten dazu übergegangen war, ihr jede Woche Blumen zu schenken. Auf leisen Füßen, seine Schuhe hatte er vorsorglich schon vor der Tür ausgezogen, schlich er zu ihr hinüber und zog die Decke über ihr zu Recht. Seit sie nach dem Turnier aus dem Krankenhaus gekommen war, hatte sie kaum geschlafen, weil sie wegen all der Ereignisse so aufgeregt gewesen war. Beide hatten sie viel geredet und beratschlagt, was zu tun sei. Ob sie Ran etwas sagen sollten oder lieber nicht. Immerhin war die ganze Sache zumindest für Yoji gefährlich. Überaus gefährlich, denn Ran hatte sicherlich kein Verständnis dafür, dass der 21-jährige Freund seiner erst 16-jährigen Schwester zu dämlich war, ein Kondom zu benutzen. Vor allen Dingen, da dieser Freund niemals an der Pilleneinnahme seiner Freundin gezweifelt hatte, weil er ihr zu seinem eigenen Leid die Verantwortung zugeschoben hatte. Und das hätte er wirklich nicht gesollt. Schon gar nicht, weil Aya schrecklich vergesslich sein konnte. Zumindest, wenn es um so etwas ging. Selbst wenn sie krank war und Medikamente nehmen musste, vergaß sie diese mit schöner Regelmäßigkeit und lag deshalb immer um so länger krank im Bett. Yoji ließ sich vorsichtig auf den weichen kleinen Teppich vor Ayas Bett hinab und verschränkte die Beine. Seine grünen Augen richteten sich sorgenvoll auf den kleinen schlanken Körper seiner Freundin, der unter einem Berg von Daunen und Federn verschwunden war. Einzig ihr schwarzes Haar hing seitlich der Decke in der Freiheit. Seine Stirn furchte sich ein wenig, als er an den Besuch im Krankenhaus zurückdachte. Aya hatte schon damals ein mehr als nur heftiges Theater gemacht, als sie zum Frauenarzt musste, um sich die Pille verschreiben zu lassen. Doch dieses Mal war es ob der Angst, die in ihr wohnte, noch viel schlimmer gewesen. Sie hatte geweint, sich an ihn geklammert und war weniger als überhaupt nicht dazu bereit gewesen, sich untersuchen zu lassen. Und dass, obwohl es gerade in dieser Situation so wichtig gewesen war. Entweder für eine Person oder aber für zwei. Zwei, von denen eins ein Kind wäre. Sein Kind... Mit seiner Hand griff er sich an den Kopf und fuhr sich durch die Haare, welche sich aus seinem Zopf gelöst hatten und nun leicht gewellt an seinem Gesicht hinab hingen. Schmerzen bemächtigten sich abermals seines Kopfes, und ein Gefühl, das nach Flucht schrie, hallte durch seinen Körper. Allerdings war es nicht die Flucht vor dem, was vor ihnen lag, nicht die Flucht vor Ran, es war die Flucht vor seinen eigenen Dämonen, die nun in ihm wüteten und nicht gewillt waren, ihn zur Ruhe kommen zu lassen. Mit wie vielen Frauen hatte er nach Asuka Murases vermeintlichem Tod geschlafen? Es waren so viele, dass er sie nicht zählen konnte und auch nicht wollte, weil sein ganzes Denken und Fühlen nur von Aya beherrscht wurde. Und dennoch... bei keiner dieser Frauen war er nachlässig gewesen. Stattdessen übervorsichtig. Er hatte keine von ihnen schwängern wollen, weil er keine von ihnen liebte. Er hatte es selbst dann nicht getan, als man ihn fast darum angefleht hatte. Selbst dann nicht. Und dann bei der einzigen Frau, mit der er wirklich irgendwann gerne Kinder hätte, passierte ihm das... Etwas, das nicht passieren durfte, weil diese Frau ganz realistisch betrachtet selber noch sehr viel Kind war. Eines, das viel verpasst hatte, als es im Koma lag. Die Schmerzen in seinem Kopf wurden immer schlimmer. Aya Fujimiya war ganz unumstösslich die Frau seines Lebens. Sobald sie 18 würde, auf den Tag genau, würde er sie um ihre Hand bitten. Und dann, wenn die Schule und ihre Ausbildung beendet wären, wäre es sicherlich so, dass sie Kinder zusammen bekommen würden. Viele Kinder. Einige blond, die anderen schwarzhaarig, mit blauen Augen oder grünen. Sogar ein rothaariges wäre ihm angenehm. Und möglich war das ja, wenn man Ayas Ausschweifungen in der Biologie glauben schenkte. Aber jetzt...? Wie dumm war er eigentlich gewesen? Wenn er schon nicht bereit für so etwas war, wie konnte sie es dann sein? Sie war so jung, mühte sich in der Schule ab, um kein Jahr wiederholen zu müssen und dann vergaß er ein Kondom. Genau an jenem Tag, als er bemerkt hatte, dass sie die Pille ein paar Tage zuvor vergessen hatte. Sein Herz zog sich krampfartig zusammen. Die Sache mit Manx hatte sie beide so schrecklich aufgewühlt, und sie waren glücklich gewesen, dass alles gut geworden war. Selbst Ran war erträglich geworden, weil er endlich verstanden hatte, dass es ihm mit seiner Schwester ernst war. Und dann enttäuschte er das Vertrauen, dass Ran in ihn gesetzt hatte. Und das auf die schlimmste Art und Weise. Eine, die Ran ihm einfach nicht verzeihen konnte. Er konnte sich ja selber nicht verzeihen, weil es hier vornehmlich um Ayas Leben ging. Ein Leben, das lange wie festgefroren gewesen war und erst vor kurzem wieder erblüht war. "Verdammte Scheiße..." Der leise unbeabsichtigte Fluch ließ Yoji zusammenzucken. Vorsichtig linste er zu seiner Freundin, die sich auch prompt unter der Bettdecke zu regen begann. Langsam drehte sich ihr Körper von der Wand weg und in seine Richtung. Eine kleine Hand schob sich unter der Bettdecke hervor und streckte sich ihm entgegen. Zarte feingliedrige Finger tasteten nach seinem Gesicht und strichen liebevoll über seine ob der Gedanken glühende Wange. Yoji ergriff Ayas Hand und führte sie an seinen Mund. Zärtlich streiften seine Lippen über ihre Handfläche, die viel kälter war als gewöhnlich. "Ich wollte dich nicht wecken, Süße." "Ich konnte sowieso nicht mehr schlafen." Ayas Stimme erhob sich unter der Decke und erhielt eine Form, als sich ihr Kopf ebenfalls unter der Decke hervor schob. Ihre Augen sahen aus wie kleine Schlitze, in denen noch die Hälfte des Schlafes klebte, den sie gerade nachgeholt hatte. "Fühlst du dich denn jetzt besser?" Yojis Hand löste sich von ihrer und wanderte zu ihrem Gesicht, um ein paar Haare aus diesem zu streichen. "Ein bisschen. Aber ich habe jetzt Hunger." Ihre Hand, die zuvor seine Wange gestreichelt hatte, legte sich auf seine Hand und drückte diese zärtlich. Ein sachtes Lächeln zeichnete sich auf Yojis Lippen ab. "Dann sollte ich dir was kochen. Na ja, bestellen wäre besser. Holzkohle schmeckt so schrecklich." "So schlimm ist es ja auch nicht. Es ist nur zumeist immer etwas sehr... braun und durch. Aber ich habe ja gute Zähne." Mit der Zunge stupste sie gegen die weiße Zahnreihe in ihrem Unterkiefer. "Ich weiß, du beißt mich ja oft genug." Dass sie nun wach war, heiterte ihn tatsächlich wieder auf. Auch die Kopfschmerzen, die in seinem Schädel tobten, linderten sich wie von Geisterhand. Das Einzige, das nach wie vor blieb, waren die Dämonen, die ihm stetig ein schlechtes Gewissen einflüsterten. Aya begann leicht zu schmunzeln. "Ich beiße nicht, ich knabbere. Du bist nämlich wirklich lecker." Ihr Kopf wippte mehr oder minder auf und ab, da ihre Wange immer noch auf ihre Matratze ruhte. "Ich weiß auch, wo du am liebsten knabberst..." Ein breites Grinsen malte sich auf seinen Lippen ab, welches von einem Ohr zum anderen zu gehen schien. "Du Ferkel... Da hast du es am liebsten. Ich knabbere am liebsten an deinem Ohr." Aya-chan nickte abermals, setzte sich danach aber auf und streckte sich, während ihr ein verhaltenes Gähnen entkam. Yoji betrachtete seine Freundin schmunzelnd und glitt in Gedanken dahin, wo er es in der Tat am liebsten hatte. Aber zugeben würde er das nie, weil Aya sich sonst zu irgendetwas gezwungen sah, was sie eigentlich nicht wollte. Wenn sie es von sich aus tat, war es okay, tat sie es nicht, war es das ebenso. Zumal es egal war, wo sie knabberte. Hauptsache, ihre Lippen berührten überhaupt seinen Körper. Dann war alles bestens. Und noch viel mehr als das. Als sich ein dreckiges Grinsen im Gesicht ihres Freundes ausbreitete, streckte Aya sich aus dem Bett und näherte sich mit ihrem Gesicht dem von Yoji. Prüfend blickte sie in seine glasigen Augen, überlegte kurz und küsste ihn dann einfach, ohne darauf zu achten, ob es ihm genehm war oder nicht. "Hör auf an so was zu denken. Gestern hast du noch gesagt, dass du auf all so was nach dem Schreck keine Lust mehr hättest." Grüne Augen blinzelten irritiert und richteten sich auf blaue Augen. Diese blickten ihr Gegenüber fast schon strafend an. Yojis Hand fuhr in seinen Nacken und rieb diesen verlegen. "Weißt du, Süße, das mit der Lust... das war etwas... übertrieben. Lust habe ich nur nicht, wenn Ken, Omi oder dein Bruder halbnackt über den Flur rennen. Dann vergeht mir alles. Aber bei dir..." Seine Augen glitten auf den v-förmigen Ausschnitt, der ihren Pyjama zierte. Sofort erwachte nabelabwärts Leben in seiner Hose. Bevor sie diesem Leben gewahr werden konnte, änderte er aber seine Sitzposition und schaute sie unschuldig an. "Gib dir gar keine Mühe, Kudou... Ich habe es schon lange gesehen." Nun war sie es, um deren Lippen sich ein anrüchiges Grinsen formte. "Aya-chan...", er gab sich alle Mühe, tadelnd zu klingen, "...wo schaust du mir bitte hin?" "Ich darf dahin schauen. Gehört alles mir." Sie nickte heftig. "Alles meins." "Mmh..." Nachdenklich öffnete Yoji seinen Gürtel und zog den Bund der Hose etwas nach vorne, nachdem sein Hemd aus dem Weg war. "Also, da steht aber nicht dein Name drauf. Eigentlich gar keiner..." "Steht unten drunter. Ganz sicher. Ich habe ihn reingeknabbert, als ich schon mal dabei war." Aya versuchte ihrerseits auszusehen wie die Unschuld in Person. Zuerst war es nur ein Kichern, doch es mündete in einem lauten Lachen, als Yoji seinen Gürtel wieder schloss und seine Freundin anblickte. "Das solltest du mal deinem Bruder sagen. Der kriegt nen Herzinfarkt, wenn er wüsste, in was für Regionen du dich rumtreibst." "Ach was, da ich weiß, dass er weiß, was wir machen, wird er das auch wissen. Oder sich zumindest denken können. Ganz dumm ist er nicht." Urplötzlich änderte sich Ayas Gesichtsausdruck und wisch schmerzlichem Kummer. "Yoji, was machen wir jetzt eigentlich? Wir sagen wir es ihm? Sollen wir das überhaupt machen? Er schlägt dich zusammen oder bringt dich um. Und mich schickt er bestimmt weg." Seufzend richtete Yoji sich auf und setzte sich neben ihr auf das Bett. Vorsichtig zog er sie an sich. "Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Aber verheimlich können wir es ihm nicht. Das wäre nicht fair. Er hat ein Recht darauf, zu wissen, was ich verbockt habe." Aya, deren Kopf an seiner Brust ruhte, linste vorsichtig zu ihm empor. "Es war doch gar nicht deine Schuld. Ich habe die Pille vergessen... nicht du." "Als ich dir vor zwei Monaten die Blumen hochgebracht habe, habe ich gesehen, dass du ein oder zwei Pillen vergessen hattest. Ich habe aber nicht mehr dran gedacht, weil das Chaos mit Manx gerade vorbei war. Und du warst in der Nacht so unendlich süß und einfach nur zum Anbeißen." In seinen betrübten Ton mischte sich etwas Schwärmerisches. "Ich bin aber trotzdem Schuld. Ich weiß doch, dass das wichtig ist. Sehr wichtig. Und jetzt..." Sie schnaufte leise und kaum hörbar. "Ich habe Angst, Yoji. Wirklich Angst. In meinem Kopf dreht sich alles. Und wenn ich an Rans Reaktion denke, möchte ich am liebsten gleich sterben, dich aber vorher in Sicherheit bringen." "Na ja, vielleicht rastet er ja nicht aus. Immerhin ist es ja doch ganz gut so, wie es jetzt ist. Böse sein, wäre unfair. Vor allem dir gegenüber. Du kannst am wenigsten etwas dafür." Seine Hand glitt leicht über ihren Rücken und versuchte so etwas Ruhe in sie zu bringen, was mehr als nur schwer war, da sie bis in die Knochen aufgewühlt war. Von Aya erhob sich nichts weiter als ein zweifelnder Ton. Ansonsten presste sie sich nur an ihn und war nicht mehr gewillt, ihn loszulassen, bis sich ihr Magen knurrend meldete. Yoji begann zu kichern und schob sie vorsichtig von sich. "Ich mache dir jetzt was zu essen. Und dann sehen wir weiter, okay?" "Das ist lieb von dir. Danke." Das junge Mädchen nickte und kuschelte sich zurück in sein Bett. "Yoji..." Eine Stimme, die er am liebsten nie mehr gehört hätte, erhob sich hinter seinem Rücken und schien sich wie ein Messer in seinen Rücken zu bohren. Seitdem der Vorfall mit Schwarz gewesen war, hatten Weiß tunlichst drauf bestanden, dass Manx erneut von Birman ersetzt wurde, da weitere Konfrontationen mit ihr für Aya absolut nicht gut gewesen wären. Weniger als das. Und gerade jetzt... "Was willst du hier, Manx? Haben sie dich aus der Klapsmühle gelassen? Freigang..." Der blonde Weiß knurrte unwirsch und schnitt sich mit dem scharfen Messer beinah in den Finger, während er die Zucchini zerstückelte. In der Pfanne neben ihm briet bereits das Hühnerfleisch und wartete auf die Gemüse-Beilage. "Nein, aber ich wollte mich... entschuldigen." Ein verhaltenes Räuspern begleitete Manx Stimme, die sonst so fest und gefasst klang. Yoji legte das Messer auf das Holzbrett und warf die Zucchini zu dem Fleisch in die Pfanne. Während das Gemüse garte, öffnete er eine Dose mit Kokosmilch, welche er mit scharfer Chilisoße verfeinerte. "Dafür, was du angerichtet hast, gibt es keine Entschuldigung. Aya hat wegen dir Höllenqualen ausstehen müssen. Und ich habe sie beinah verloren. Es gibt nichts, was du sagen könntest." "Es tut mir wirklich leid, Yoji." Persers rothaarige Sekretärin, auf welche Yoji einst wirklich scharf gewesen war, wirkte wie ein geprügelter Hund. Natürlich war ihr klar, dass sie etwas wirklich Schreckliches getan hatte, aber es tat ihr auch ebenso sehr leid. "Schenk dir die Rede. Meine Freundin hat deswegen die schrecklichste Zeit ihres Lebens durchstehen müssen. Viel schrecklicher, als du es dir jemals vorstellen kannst. Weißt du, wie es ist, sie weinen zu sehen? Kannst du dir vorstellen, wie es war, sie leiden zu sehen, wenn sie nur meine Stimme gehört hat? Hast du eine Vorstellung davon, wie es für sie war, mit mir unter einem Dach wohnen zu müssen, obwohl sie dachte, ich hätte sie mit dir betrogen? Eine Entschuldigung ist nichts dagegen, was du ihr angetan hast. Ihr Herz ist daran fast zerbrochen. Nur der letzte Funken Vertrauen, den sie doch noch in mich hegte, hat sie davon abgehalten, an diesem gebrochenen Herzen zu sterben." Yojis Hände, die zuvor schon leicht verkrampft auf der Arbeitsplatte gelegen hatten, ballten sich zu Fäusten, an denen die Knöchel weiß hervortraten. Die Gedanken an die Qualen, die Aya wegen Manx hatte durchmachen müssen, drehten ihm den Magen um. Und wieder meldete sich der stechende Kopfschmerz, dieses Mal aber davon hervorgerufen, dass diese Hexe in seinem Rücken stand und versuchte, mit einer lapidaren Entschuldigung, ihre Vergehen wieder gut zu machen. Manx blickte wie ein geprügelter Hund zu dem blonden Weiß hinüber. "Yoji, wenn ich hätte klar denken können, aber Schuldig... Das war alles so echt. Und wenn ich dich abgewiesen habe, das war doch immer..." Urplötzlich fuhr Yoji zu ihr herum und sah sie mit einem Blick an, der selbst Ran in die Knie gezwungen hätte. Auch seine Stimme schwoll in einem Maße an, das sie beinah durch das ganze Haus hallte. "Jetzt hör mir mal zu, Manx... Es ist mir scheißegal, was du wolltest. Es ist mir scheißegal, was Schuldig mit dir gemacht hat, was er dir eingeflüstert hat. Du hast beinah mein Leben zerstört, indem du mir die Frau genommen hast, die ich mehr liebe als mein Leben, die Frau, die ich heiraten werde, wenn sie 18 ist, die Frau, mit der ich mir Kinder wünsche. Du hast mein Leben beinah mit deinem Irrsinn zerstört und du erwartest, dass ich dir verzeihe? Denkst du, ich wäre so blöd? Du hast mir den einzigen Grund genommen, weswegen ich lebe. Ich lebe nur für Aya. Für niemanden sonst. Ohne sie bin ich wie tot. Weißt du, wie es ist, wenn man nur vor sich hinvegetiert, wenn man nur noch atmet, weil man auf Besserung hofft, die vielleicht niemals kommen wird? Das Einzige, was mich aufrecht gehalten hat in der ganzen Zeit, war, dass ich sie nicht im Stich lassen konnte. Ich konnte sie nicht im Stich lassen, auch dann nicht, als sie mich hasste. Du hast doch gar keine Vorstellung, wie weh das getan hat. Ihr mögt mich alle für aalglatt und gefühlskalt halten, aber ich habe eine Info für dich. Das bin ich nicht. Ich leide genauso wie jeder andere Mensch. Mit dem, was du getan hast, hast du mir mein Herz rausgerissen, mir meinen Atem genommen. Und warum? Weil du dich hast einlullen lassen. Weil deine Gefühle für mich, die so was von deplaziert waren und sind, deine Fähigkeit zu denken zu nichte gemacht haben." Zwar wollte er seine Beschimpfungen noch fortsetzen, als aber Ayas Stimme hinter Manx erklang, hielt er inne und schaute zu der jungen Frau, welche sich im Schlafanzug an Manx vorbeidrückte und in die Küche trat. "Yoji, hör auf. Bitte. Das hat doch so keinen Sinn." Langsam trat sie auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. Aus großen blauen Augen blickte sie zu ihm hinauf. "Was erwartest du von mir? Dass ich ihr das verzeihe, was sie uns angetan hat?" An seiner Stirn trat eine Ader pochend hervor und wirkte ganz so, als wenn sie platzen wollte. Aya schob vorsichtig die Arme an ihm vorbei und schmiegte sich dicht an ihn. "Du musst nichts verzeihen, dafür war es zu schlimm, aber ihr habt selber alle gesagt, dass dieser Schuldig leicht etwas vortäuschen kann, was nicht ist. Manx trägt nicht die alleinige Schuld. Du solltest vor allem auf ihn wütend sein." Giftige grüne Augen blitzten in Manx Richtung. Allerdings änderte sich die Körperhaltung der 21-Jährigen ganz langsam. Seine Arme glitten um seine Freundin und drückten sie vorsichtig an sich. "Du hättest nicht aufstehen sollen, Süße. Du bist doch noch so müde." "Ich habe dich aber brüllen gehört, und ich hatte Angst, dass Ran irgendwas mitgekriegt hat." Ihr Gesicht drückte sich fest an seine Brust, während sein Kopf auf ihrem Haupt ruhte. Yoji schob seine Hand in ihren Nacken und kraulte diesen versöhnlich. "Nein, das war es nicht. Keine Sorge." Sein Blick richtete sich auf Manx, die immer noch bedrückt in der Küche stand und mehr als nur ersichtlich nicht wusste, was sie tun sollte. Genervt seufzend richtete er das Wort an die rothaarige Sekretärin von Perser. "Wir sollten darüber zu einem anderen Zeitpunkt noch mal sprechen. Wir haben zurzeit andere Probleme." "Ich verstehe schon." Als Manx nickte, wippten ihre roten Locken auf und ab. "Gut..." Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass sie ging, blickte er auf Ayas schwarzen Schopf hinab und hauchte einen Kuss auf ihr Haar. "Wenn du dich setzt, kann ich zu Ende kochen, und du kannst etwas essen. Das ist jetzt wichtig." "Mag dich aber nicht loslassen. Du riechst so gut." Sie schnurrte leise gegen seine Brust. Schmunzelnd schob er sie von sich. "Das mache ich später auch noch. Aber jetzt ist es wirklich wichtiger, dass du etwas zu essen bekommst. Also hinsetzen, brav sein und..." Er blickte an ihr hinab, schob sie kurz entschlossen ganz von sich und sprintete zur Treppe, diese hinauf und kam schließlich zu der verwirrten Aya zurück, welcher er Socken reichte. "Zieh die erst mal an. Der Boden ist zu kalt. Ich will nicht, dass du dich erkältest. Das wäre nicht gut." "Du hörst dich an wie mein Bruder..." Aya ließ sich auf einem Stuhl nieder und zog die Socken über die kleinen kalten Füße. "Ich habe eben drüber nachgedacht. Ich denke, wir sollten es Ran sagen. Er hat ein Recht darauf. Und du hast Recht. Vielleicht ist er ja auch gar nicht wütend. Hoffe ich zumindest." "Habe ich das wirklich gesagt? Gott, ich hätte heute Morgen nicht an deinen Pralinen naschen dürfen..." Nachdem sie beide Socken über die Füße gezogen hatte, kümmerte er sich wieder um ihr Mittagessen, welches immer noch vor sich hinkochte, -briet und -garte. "Wo ist der schon wieder? Er hat Dienst." Rans Stimme drang aus dem Laden in die Küche und ließ Yoji heftig zusammenzucken. Er hatte eigentlich nur den Strauß zu Aya bringen und danach wieder in den Laden kommen wollen. Das hatte er aber vergessen, nachdem ihr Magen nach etwas zu essen verlangt hatte. Immerhin ging sie ja vor. Die Arbeit war nur nebensächlich. Dabei spielte es natürlich keine Rolle, dass er die von ihm so gehasste Frühschicht hatte. Aber egal ob Früh- oder Spätschicht. Aya ging vor, und das sollte auch Ran endlich einmal einsehen. Immerhin war sie seine Schwester, und als Bruder musste er einsehen, dass Yoji sich um seine Freundin kümmern wollte, wenn es dieser seit Tagen nicht gut ging. "Ran, ich bin mit Aya in der Küche." Yoji blickte zur Tür und lauschte bereits auf die Schritte, die einen hauch von Wut ankündigten. Als Ran aber die Küche betrat und Aya sah, welche seit Tagen nichts mehr gegessen hatte, dieses aber nun tat, änderte sich seine Haltung merklich. "Guten Apetit, Aya." "Danke schön." Mit einem großen Löffel schaufelte sie sich gerade eine weitere Portion des Reis mit Kokossoße, Zucchini und Hühnchenfleisch auf den Teller. "Und bevor du meckerst, ich habe für sie gekocht, weil sie Hunger hatte." Yoji schaute wieder zu Aya, aus dem Augenwinkel aber zu Ran, der sichtlich nicht wusste, was er jetzt noch sagen sollte. "Dann komm wenigstens nachher wieder in den Laden. Es ist voll, und Omi macht eine Auslieferung." Als Ran sich zum Gehen umdrehen wollte, blickte Aya Yoji vielsagend an. Dieser schaute zweifelnd und auch etwas verängstigt, richtete sich dann aber wieder an Ran. "Ran, kannst du einen Moment bleiben. Ich muss..." "Wir müssen", verbesserte ihn Aya, ohne von ihrem Teller aufzusehen. "Ja, wir müssen mit dir reden. Es ist dringend." Die Kehle des Blonden schnürte sich zusammen und schien ihm keinen weiteren Atemzug mehr zu gönnen. Sein Blick richtete sich auf Aya, die immer noch aß, das allerdings wesentlich langsamer als noch zuvor. Ran drehte sich wieder zu den beiden um und wurde zugleich der Unruhe gewahr, die sich in den beiden ausbreitete, auch wenn Aya diese zumindest im Moment besser zu verstecken wusste. "Was ist los? Ist Aya schwanger?" Ein seltsames Grinsen breitete sich auf Rans Lippen aus, der selbst nicht glaubte, was er fragte. Allerdings hätte das genau zu solch einer Situation gepasst. Was nun allerdings nicht zu dieser Art Witz passte, waren die Reaktionen von Yoji und Aya. Ersterem brach urplötzlich der Schweiß auf der Stirn aus. Mit den Händen rieb er sich immer und immer wieder über seine Hosenbeine. Und Aya begann ihrerseits heftig zu husten, da sie sich an ihrem Essen verschluckt hatte. Von jetzt auf gleich glich Rans Gesicht einer Landschaft, die von Schnee begraben wurde. Zwar war er schon von Natur aus blass, doch diese als Blässe zu bezeichnen spottete jeder Beschreibung des momentanen Zustandes. Seine Knie gaben urplötzlich unter ihm nach, doch bevor er einen Kniefall auf den Boden machte, schaffte er es, einen Stuhl heran zu ziehen und sich auf diesem niederzulassen. "Sagt mir, dass das nicht euer Ernst ist..." Seine Augen bohrten sich geradezu in seine kleine Schwester, die auf den Teller starrte und ihn nur vorsichtig von der Seite anlinste. Yoji saß ihr gegenüber und wusste gar nicht mehr, was er sagen sollte, da mehr als nur ersichtlich war, dass die Blässe in Rans Gesicht in wenigen Sekunden zu tobender Wut umschlagen würde. "Ran, also... ich habe... ich habe doch die Pille... und... na ja, ich habe sie... sie vergessen." Aya legte die Gabel zur Seite und blickte ihren Bruder an, dessen Gesicht immer wieder die Farbe wechselte. "Wir haben... wir haben miteinander... also..." "Wir haben danach miteinander geschlafen. Aber ohne Kondom. Ich habe zwar gesehen, dass sie irgendwann die Pille vergessen hatte, aber..." Yoji begann damit, sich betreten den Nacken zu reiben. Ran schüttelte nur immer und immer wieder den Kopf. "Wenn unsere Eltern das wüssten. Sie würden dich... sie würden euch... sie würden mich... Gott." Er schlug die Hände vor'm Gesicht zusammen und kämpfte gegen die Übelkeit an, die sich seines Körpers bemächtigte. "Es tut mir leid, Ran. Wirklich. Das war doch keine Absicht." Ayas Stimme war zu einem kläglichen Fiepsen abgeklungen, welches gar nicht mehr so überzeugt klang von der Idee, ihrem Bruder die Wahrheit zu sagen. "Du musst es wegmachen lassen, Aya. Hörst du? Du kannst doch kein Kind bekommen. Du bist erst 16 Jahre alt." Die Wut, die eigentlich hätte in ihm aufsteigen sollen, wurde unterdrückt von panischer Angst und blankem Entsetzen. Die Vorstellung, dass seine kleine Schwester ein Kind erwartete, dazu noch von Yoji, ließ ihn nicht mehr klar denken. Viel mehr ließ sie ihn erstarren. "Das kann ich nicht Ran." Zum ersten Mal seit der Untersuchung im Krankenhaus hörte sich Ayas Stimme fest und überzeugt an. Alle Zweifel bezüglich der Situation schienen von ihr gewichen zu sein. Nur die Angst einer 16-Jährigen die bald siebzehn wurde, war noch in ihr, da sie sich überfordert fühlte. "Es ist ein Teil von mir, verstehst du? Von mir und von Yoji. Ich kann es nicht wegmachen lassen. Es braucht mich doch." Yoji blickte seine Freundin verwundert an und dennoch berührte es sein Herz, wie überzeugt sie nun war. Die ganze Zeit, die ganzen letzten Tage hatten sie beratschlagt und nun war die Entscheidung gefallen. Für das Kind. Denn Aya war diejenige gewesen, welche entscheiden musste. Immerhin war es ihr Körper und egal wie sie sich entschieden hätte, er hätte ihr beigestanden. "Ich weiß, dass es nicht der richtige Zeitpunkt ist. Ich weiß auch, dass ich noch viel zu jung bin. Ich kann mir vorstellen, wie man in der Schule über mich reden wird, wenn ich schwanger zwischen den allen sitze, aber es ist mein Leben. Und ich werde auf keinen Fall Yoji und mein Baby aufgeben." Sie schüttelte heftig den Kopf, während Tränen ihre Augen zu füllen begannen. Auf der anderen Seite des Tisches erhob sich Yoji und trat zu ihr. Er ging in die Knie und umarmte sie, drückte sie verzweifelt und glücklich zugleich an sich, während seine Hand sich vorsichtig auf ihren Bauch legte, in dem ihr gemeinsames Kind wuchs. Und obwohl er Angst vor der Situation hatte, obwohl er Angst vor sich selber hatte, nahm er sich vor, dem Kind der Vater zu sein, den er selber nie gehabt hatte. Ran schaute zu den beiden, versuchte sich verzweifelt wütend zu machen, was ihm allerdings nicht gelang. Das, was er da sah, war nicht das, was er in so einer Situation von Yoji erwartet hatte. Er hatte nicht erwartet, dass er zu Aya stand und schon gar nicht zu einem Kind, das er sicherlich nicht wollte. Er sah stattdessen einen Mann vor sich, der immer ruhelos und einsam gewirkt hatte und erst, seitdem er mit Aya liiert war, endlich seinen Frieden gefunden hatte. Und dieser Frieden wurde nun von dem Bewusstsein vertieft, dass er mit Aya ein kleines Leben geschaffen hatte, für welches er sein Leben lang Verantwortung tragen würde. Genauso wie er nun für immer Aya eine Verantwortung gegenüber haben würde. "Und was habt ihr jetzt vor?" Rans Stimme krächzte leise, da jede Flüssigkeit in seinem Mund verdunstet schien. Yoji blickt zu ihm hinüber. Seine Augen schauten ernst und zuversichtlich zu dem Bruder seiner Freundin. "Auch wenn das nicht passiert wäre, sobald sie achtzehn geworden wäre, hätte ich sie um ihre Hand gebeten. Jetzt hat sich die Situation geändert. Ich will, dass dieses Kind in eine intakte Familie geboren wird. Ich will nicht, dass es so aufwächst wie ich. Ich will, dass es so aufwächst, wie ihr aufgewachsen seid. Wenn du erlaubst und wenn Aya einwilligt, heirate ich sie vom Fleck weg." Er blickte zu Aya, die ihn wie vom Donner gerührt anstarrte. Der rothaarige Weiß nestelte verwirrt mit seinen Fingern. In seinem Kopf wirbelten tausende Gedanken durcheinander. Auch Gedanken an seine Eltern, die sich das sicherlich nicht für Aya gewünscht hatten. Aber konnte er es ihr verweigern, wenn sie es wollte? Konnte er ihr verweigern, eine eigene Familie zu haben, wenn schon ein Kind unterwegs war? "Wenn Aya es will und wenn du dir wirklich hundertprozentig sicher bist, dass du ihr nicht doch noch wehtust, dann... dann... dann habt ihr meinen Segen." Sein Blick glitt zu seiner Schwester, die Yoji immer noch aus großen Augen anstarrte, während eine einzelne Träne über ihre Wange kullerte. "Danke Ran." Yoji versuchte ihn dankbar anzulächeln, allerdings schlug das durch seine Aufregung verursacht fehl. Mit einem letzten tiefen Atemzug blickte er Aya an. Seine Finger strichen die Träne fort, die über ihre Wange kullerte und ein aufmunterndes Lächeln malte sich auf seinen Lippen ab. "Aya, ich muss zugeben, dass ich leider noch keinen Ring für dich habe, weil das alles etwas schnell ging, aber ich mache es noch mal richtig. Und deinen Ring bekommst du dann auch." Aya schüttelte den Kopf, erst verwirrt doch dann immer energischer. "Du brauchst es nicht noch mal zu machen. Frag mich nur einfach." Langsam begann auch sie zu strahlen. Ihr Freund nickte und kniete sich einem Antrag entsprechend vor sie. "Wie ich bereits sagte, ich hätte dich gefragt, wenn du achtzehn wirst, aber die Umstände haben sich geändert. Hier...", seine Hand glitt leicht über ihren noch flachen Bauch, "...wächst unsere Tochter oder unser Sohn. Ich möchte unserem Kind eine Familie biete. Mit Mutter und Vater, die den gleichen Namen haben, im selben Haus leben und sich einander einfach alles bedeuten. Ich will dich deswegen um deine Hand bitten, aber vor allen Dingen, weil ich dich mehr liebe, als alles andere auf dieser Welt. Willst du, Aya Fujimiya, meine Frau werden?" Ran blickte zu seiner Schwester, die urplötzlich von innen zu strahlen begann. "Ich würde nichts lieber als das tun. Wirklich. Ja, ich will dich heiraten." Wie der kleine Wirbelwind, der sie war, schlang die die Arme um Yojis Hals, warf ihn dabei beinah um und begann sein ganzes Gesicht mit Küssen zu überhäufen. Yoji lachte seinerseits wirklich erleichtert und drückte ihren Körper bestimmt, wenn auch vorsichtig an sich. "Du machst mich unendlich glücklich, Süße. Weißt du das?" Ayas schmaler Körper presste sich immer dichter an ihn, bis ihr bewusst wurde, dass ihr Bruder auch noch im Raum war. Dieser blickte dem Ganzen mit mehr als nur gemischten Gefühlen zu. "Ran, danke. Danke, dass du es erlaubst. Und danke, dass du so reagierst. Wir hatten so eine Angst, wie du es aufnimmst." Ein leises Murren erhob sich von ihm. "Glaub mir, glücklich bin ich darüber nicht, aber ich kann dich weder zu einer Abtreibung zwingen, noch kann ich es gut heißen, dass das Kind nicht direkt von Anfang an eine Familie hat. Deswegen ist es okay. Und ich meine, immerhin werde ich Onkel." Seine Schultern zuckten schwach nach oben, sanken dann aber sofort wieder sehr tief nach unten, da er wirklich nicht überzeugt von der ganzen Sache war. "Trotzdem danke, Ran." Es war Yoji, aus dessen Mund diese Worte kamen. Und sie waren wirklich ernst gemeint, da so die Familie, die er sich immer gewünscht hatte, Realität werden konnte. Abermals murrte Ran und erhob sich langsam von seinem Stuhl. "Da ich annehme, dass es sowieso nur bis heute Abend dauert, bis die Frage kommt, sage ich sofort ja, zieht in ein Zimmer um. Aber bitte... bitte macht nicht so einen Krach. Nicht jede Nacht. Ich springe sonst aus dem Fenster." Er wendete sich zum gehen um, doch da tippte Yoji ihm plötzlich auf die Schulter. Er war hinter ihn getreten und schaute ihn aufrichtig an. "Was denn Yoji?" Die Antwort bestand darin, dass Yoji ihn, als er sich umgedreht hatte, einfach umarmte und ihm auf den Rücken klopfte. "Danke, Schwager." Ran kniff die Lippen zusammen, hing zuerst etwas steif da, klopfte dem Blonden dann aber doch leicht auf den Rücken. Ein leises Zischen konnte er sich dennoch nicht verkneifen. "Begeh einmal Ehebruch, und ich bringe dich um." "Glaub mir, das ist mir klar. Klarer als klar." So leise, dass es Aya nicht hören konnte, antwortete er Ran. Dann ließ er ihn los und trat zu seiner Verlobten, die mit einem glückseligen Gesicht auf ihren Teller blickte und ganz vergessen haben zu schien, dass Nahrung nicht angesehen, sondern gegessen wurde. "Süße, wie wäre es, wenn wir einen Katalog wälzen und uns ein neues Bett aussuchen?" "Mmh?" Mit einem strahlenden Gesicht wendete Aya sich ihm zu. "Oh ja, können wir machen." "Dann iß zu Ende und dann suchen wir uns ein aus." Yoji wollte sich gerade wieder zu ihr setzen, als Ran ihn im Rücken am Kragen fasste und mit sich schleifte. "Nichts da, Schwager. Du arbeitest jetzt brav im Laden mit. Deine Frau und dein Kind wollen etwas essen. Dafür musst du Geld verdienen." Ayas Verlobter ruderte wild mit den Armen und klammerte sich am Türrahmen fest, als Ran ihn aus der Küche ziehen wollte. "Hey, ich will heiraten und eine Familie. Warum muss ich dafür arbeiten. Hilf mir Aya!" Die junger Frau kicherte und blickte ihrem Bruder und Yoji nach, welcher immer noch lautstark protestierte und darauf bestand, dass er bis zur Geburt des Kindes an ihrer Seite verbringen müsse, weil sie ihn brauchte. Als die Protestrufe abgebrochen waren, nahm Aya die Gabel wieder in die Hand und begann abermals zu essen. Allerdings legte sich ihre freie Hand auf ihren Bauch und strich leicht über diesen. ------------------------------------ © by Sandra Wronna/Merenwen Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)