Freundschaft...oder sowas Ähnliches von Vanillaspirit ================================================================================ Kapitel 3: Ich hasse dich... ---------------------------- Angewidert zog Neji die feingeschwungenen Augenbrauen zusammen, während er aus den Augenwinkeln zur knienden Ten Ten schielte. Wenigstens war er Gentleman genug, um ihr etwas Intimsphäre zuzugestehen. Das Mädchen richtete ihren Oberkörper auf und wischte sich über die Lippen. Ihr Magen schmerzte vom ständigen Zusammenkrampfen, ihre Speiseröhre brannte und noch immer war ihr speiübel. Blitzartig wich ihr das letzte Bisschen Farbe aus dem Gesicht und erneutes Würgen erschütterte die kleine Lichtung am Rande eines Abhangs. Peinlich berührt schaute Neji den Abhang hinab. Er war ungewöhnlich und eindeutig nicht natürlich. Vermutlich ein stillgelegter Steinbruch, dessen Grund eine dicke Schicht losen Sand und Staubes aufwies. Auf der anderen Seite, über all den Bäumen ragte ein Schloss auf. Die Ziegel des Pagodendachs leuchteten in der Sonne azurblau und bildeten einen angenehmen Kontrast zu den kalkweißen Wänden mit den Papiertüren. Für sentimentale Menschen wäre dies wahrscheinlich ein romantischer Ort, wenn im Hintergrund nicht das würgende Geräusch eines gereizten und vergifteten Magens zu hören wäre. Wackelig stützte die Kunoichi ihren zitternden Körper ab. Sie hatte wirklich noch Glück gehabt, dass dies die einzigen Nachfolgen des Giftgases waren, zumindest hoffte sie es. Ihre Finger glitten zu ihrem schmerzenden Knöchel, um den nun ein notdürftiger Verband geschlungen war. Der Verband und die unerträgliche Übelkeit waren da, seit sie wieder bei vollem Bewusstsein war. "Hast du kein Gegenmittel?", fragte Neji mit genervtem Unterton. Finster blickte Ten Ten über ihre Schulter auf seinen Rücken. Das Emblem seiner Weste war wie eine Zielscheibe für ihre pfeilspitzen Blicke. "Ich kann gegen fast jedes Gift ein Mittel mischen, nur hat dein degenerierter Freund das Fläschchen mit der Hauptzutat zerstört." Sie wartete auf eine Verteidigung des derzeit kämpfenden Kobichi, doch Neji sah keinen Grund dazu. "Kobichi ist nicht mein Freund", schnitt der Schwarzhaarige das Thema ab. Ten Ten schwieg. Sie wusste, dass er keine Freunde hatte und niemanden als solchen ansah, dennoch tat es ihr weh, sehr weh. Dieser Schmerz war ein neuerlicher Grund, sich selbst zu verfluchen. Verdammt, warum mussten da immer noch Gefühle sein? Sie wollte ihn doch hassen. Hassen, weil es vieles leichter macht, weil es nicht wehtut, weil es ihn hässlich, kaltherzig und arrogant macht und nicht anziehend, warmherzig unter all dem Eis und zu einem Genie. Ächzend stellte sie sich auf die Beine und belastete probeweise ihren Knöchel. Die spitzen Zacken der Schnappfalle waren tief ins Fleisch gedrungen, hatten aber wohl sonst nichts verletzt. Nur ein, zwei Wochen keine Feldarbeit und ein paar bissartige Narben um den Knöchel, mehr Konsequenzen würde es wohl nicht haben. "Wo sind die anderen?" fragte sie desinteressiert. "Kämpfen!" Er machte sich nicht die Mühe, den Blick vom Schloss abzuwenden. Wozu auch, sein Byagukan erlaubte es dem Hyuga, seine derzeitige Untergebene auch ohne direkten Blickkontakt zu beobachten. Die Dunkelhaarige humpelte einige Schritte hin und her, um das Gift schneller aus dem Körper zu treiben. In ihrem Kopf hämmerte es und ihr Magen rebellierte immer noch. "Wieso hast du mich gerettet?" Es war nicht die Frage, die ihr auf der Zunge brannte. Sie wollte eigrntzlich wissen, warum er sich ebenfalls in Gefahr begeben hatte. Auch er hätte sterben können. Endlich drehte er seinen Oberkörper halb um und blickte sie mit seinen kalten, schönen Augen, denen man sich nicht entziehen konnte, an. "Es gehört sich doch so, seine Freunde zu retten." Schweigen trat ein. Ten Ten konnte ihr Blut rauschen hören, wie der Wind an den Blättern zerrte, den Gesang der Vögel, sogar Nejis Herzschlag, nur ihren eigenen nicht. Er hatte ausgesetzt. Als er wieder einsetzte, kam es einer Explosion gleich. "Freunde?" fragte sie mit fauchender Stimme. "Freunde?!" wiederholte das Mädchen nun lauter. "Wir sind keine Freunde." Unbemerkt traten Tränen in ihre Augen, während sie sich dem verblüfften Jungen immer weiter näherte. In ihren grün-grauen Augen, konnte Neji Hyuga einen wahren Gefühlssturm sehen: Wut, Hass, Traurigkeit, Verletzung und soviel Einsamkeit. Verzweifelt schluckte sie die Tränen hinunter. "Zwischen uns war doch NIE Freundschaft oder so was Ähnliches." Unschlüssig stand der Schwarzhaarige da und sah das Mädchen auf sich zukommen. Zitternd blieb Ten Ten vor ihm stehen und fing seinen Blick ein. Er schwieg. "Verstehst du nicht Neji? Ich will nicht, dass du mich rettest. Ich ertrage es nicht." Energisch schüttelte sie den Kopf und blickte einen Moment zu Boden. Hinter ihrer Stirn rasten die Gedanken. Sicher würde sie irgendwann diese Worte bereuen. Langsam, blickte Ten Ten wieder auf. Der Sturm in ihren Augen tobte immer noch. "Ich hasse dich, Neji Hyuga." Es war ein ungewöhnliches Gefühl, dass sich in dem 17jährigen ausbreitete. Es war Schmerz. Ähnlich dem, den er spürte, seit sein Vater ermordet wurde und dennoch völlig anders. Er war geschockt, verwirrt und unfähig zu antworten. Sie hasste ihn! Ausgerechnet sie. Warum sie? Warum tat dieser Satz, den er schon so oft gehört hatte, jetzt auf einmal so weh? Sonst war es ihm immer egal gewesen. War es weil sie seine Freundin war? Weil sie früher die Einzige war, die er längere Zeit in seiner Nähe ertragen konnte? Sein Körper erbebte, als die Kunoichi ihre Stirn gegen seine Brust lehnte. Ihre klammen, kalten Finger versuchten vergeblich sich in die Weste zu krallen. "Ich hasse dich, weil du mich verraten hast." Tränen tropften auf die Erde. "Ich hasse dich, weil du einfach so gegangen bist." Ihr zarter Körper erbebte unter der Last der unterdrückten Schluchzer. "Ich habe daran geglaubt, dass wir Freunde sind, aber du hast dich nicht einmal verabschiedet", erklärte sie anklagend, während sie wieder Abstand von ihm nahm. Nejis Augen blickten desinteressiert wie immer, doch dahinter herrschte Chaos. Krampfhaft versuchte er seine Gedanken zu ordnen. War das allein der Grund, weshalb sie so abweisend zu ihm war, weshalb sie ihn sogar hasste? Diese alte Geschichte? Es war vier Jahre her. Vier lange Jahre. Es war ein Auftrag gewesen, eine wichtige Mission. Sollte er sich etwa vor jeder Mission von ihr verabschieden? Es war dringend gewesen und außerdem... "Warst du nicht froh darüber, dass ich dir Sasuke Uchiha zurückbringen wollte?" fragte der junge Mann mit kühler Stimme. Verächtlich schnaubte die Kunoichi. Als ob damit alles vergessen wäre. Sasuke hatte nichts mit ihrem Hass auf Neji zu tun und würde somit auch nicht zur Lösung des Problems beitragen. Noch bevor Ten Ten zu einer Gegenfrage ansetzen konnte, wurde sie von Neji zur Seite gerissen. Das Zischen zerschnittener Luft drang in ihr Ohr. Wie in Trance drehte sie ihren Kopf und bemerkte erst jetzt, das Neji bereits hinter ihr stand und sie schützend in den Armen hielt. Sein Atem stockte kurz und Blut spritzte in Ten Tens Gesicht. Ihre Lider flatterten und als Neji sie losließ, bemerkte sie den Kunai in seiner Schulter. Als ob es nur eine Kleinigkeit wäre, zog der Shinobi das Ninjawerkzeug aus seinem Körper und drehte sich zu den Bäumen. "Och, hab ich euer kleines Tête-a-tête gestört? Wie schade", drang es sarkastisch zwischen den Bäumen hervor, bevor ein Schatten erlaubte sich zu lösen und hervorzutreten. Neji drückte Ten Ten zur Seite und trat einen Schritt auf den Ankömmling zu. Auf seiner Stirn prangte, unter schwarzen Haarsträhnen das Emblem Kiri-gakures, doch war es nicht auf einem Stirnband, sondern eintätowiert. Das branchenübliche Stirnband war zu einem Gürtel umfunktioniert und glitzerte unter der Weste, die jeder Ninja ab dem Chu-nin-status trug. Seine Augen waren gerötet und das Bisschen durchblitzende Haut kalkweiß. An dem uniformierten Anzug darunter, konnte man erkennen, dass es sich bei ihm bereits um einen Jou-nin handelte. "Hast du meine Leute also geschlagen?" fragte Neji ohne Zeichen von Überraschung oder Sorge. "Meinst du diese?" Der Ankömmling streckte seinen Arm, den er die ganze Zeit hinter dem Rücken gehalten hatte, vor. Ten Ten konnte das überhebliche Grinsen unter seiner metallenen Gasmaske förmlich sehen. Dann gefror ihr das Blut in den Adern. Die Finger des fremden Ninja waren in karamellbraunes Haar gekrallt. Tote Augen starrten leer zu den Konoha-shinobis herüber. Platschend tropfte Blut aus dem Halsstumpf auf das Gras. Es war Nokiri. Er hatte Nokiri und sicher auch Aoki und Kobichi getötet. Überheblich hielt er eine Schriftrolle hoch. "Das ist es doch, was ihr sucht. Die Liste mit den Namen aller eurer geheimen Auftraggeber." Er grinste erneut süffisant. "Es gibt sicher viele, die sich dafür interessieren, um so diverse Mordfälle in ihren achtbaren Familien aufklären zu können." Ten Ten legte ihre Stirn in Falten. Das war also der Auftrag, sie hatten die Liste aus Konoha gestohlen, dabei war es doch offensichtlich nur eine Falle gewesen. Neji schielte kurz auf den bandagierten Knöchel der Kunoichi, bevor er sie ansprach. "Halt dich zurück! Sobald du die Rolle hast, mach dich aus dem Staub!" Fassungslos versuchte Ten Ten dem laufenden Kampf zu folgen, aber außer gelegentliche Stopps, wenn die Angriffe ins Leere gingen, konnte sie nichts von den beiden Ninjas erkennen. Es war ein, sich rasend schnell bewegendes, Knäuel aus Dunkelgrün, Hautfarbe und Schwarz. Schließlich erschütterte ein Schrei die gesamte Gegend. Der Boden bebte und die Kunoichi verlor den Halt. Auf den Boden gepresst, beobachtete sie das Schauspiel. Vögel flogen flüchtend davon. Und heiße Energie knisterte in der Luft. Sie hatte dies schon oft gesehen, aber nie so stark. Der Boden brach auf und Nejis Angriff verursachte eine so gewaltige Druckwelle, dass sowohl er, als auch der stark blutende Gegner in die Luft geschleudert wurden. Zwar konnte Neji sich noch in der Luft drehen, doch steuerte er direkt auf den Abgrund zu. Ten Ten reagierte schnell. Betäubt durch Angst spürte sie den Schmerz in ihrem Fußgelenk nicht mehr. Ein dumpfes Knall und aufsteigender Staub, bezeugten, dass der feindliche Shinobi am Grund des Steinbruchs aufgeschlagen war. Die Kunoichi warf sich auf den Bauch und rutschte die letzten Meter an den Abgrund heran. Gerade noch rechtzeitig erwischte sie Nejis Hand und bewahrte ihn vor dem Absturz. Ungläubig blinzelte Neji. Er war noch nicht tot?! Erst jetzt wagte er es aufzusehen und blickte in Ten Tens angestrengtes Gesicht. Sie hatte alle Mühe, den viel schwereren Jungen festzuhalten, von heraufziehen war gar keine Rede und dennoch versuchte sie es. "Ten Ten?" Die Angesprochene blickte verwundert in Nejis Augen. Sie waren nicht ganz so kalt und abweisend wie sonst und auch seine Stimme hatte eine gewisse Sanftheit bekommen. "Nimm die Rolle!" Er holte mit seinem freien Arm aus und warf die grün-bräunliche Pergamentrolle über Ten Tens Kopf zurück auf die Lichtung. Die Kunoichi blinzelte verwirrt. Bedeutete das etwa? Nein, das konnte nicht sein. Das durfte er nicht. Verzweifelt versuchte sie ihn hochzuziehen und rutschte dabei nur immer weiter ab. "Lass los Ten Ten! Beende die Mission!" Die Angesprochene schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht auf Nejis scharfe Befehle hören, nicht jetzt. Er durfte das nicht verlangen. Sand und abgebrochene Steinchen rieselten auf Neji hinab. "Das schaffst du nicht. Lass endlich los. Ich will es so", verlangte der Schwarzhaarige streng. "Auf keinen Fall. Ich lass dich nicht los. Niemals. Das darfst du nicht. Du darfst nicht sterben." Etwas Warmes tropfte in Nejis Gesicht und verblüfft sah er auf, als immer weitere Tropfen ihn trafen. Es waren Tränen, Ihre Tränen. "Das darfst du nicht", jammerte sie und rutschte dabei wieder etwas vor. "Du darfst mich nicht wieder verlassen." Neji riss die Augen auf. Darum war es gegangen?! "Sieh mich an!" befahl er dem weinenden Mädchen und sie tat es. Seine Augen waren wieder kalt und durchbohrten sie bis zum Herz. "Beende die Mission! Das ist ein Befehl." Ten Ten wimmerte. Sie konnte ihn doch nicht loslassen. Heftig schüttelte sie den Kopf. Ihn zu hassen, war eine Sache, aber ihn sterben zu lassen. Nein, das wäre so, als würde sie sich selbst töten, vielleicht sogar noch schlimmer. "Ich kann nicht", wisperte sie hilflos. Verächtlich stieß Neji etwas Luft aus. "Du hast dich nicht verändert. Bist immer noch das schwache, kleine Mädchen von früher." Überrascht und verwirrt blickte sie ihm direkt in die Augen. Die letzten Tränen benetzten sein Gesicht. Sogar jetzt fand er noch Gelegenheit, die Schwäche anderer zu bemängeln. Den Blick auf ihn gerichtet, bemerkte die Dunkelhaarige nicht, wie er nach einem Kunai griff. "Werd endlich stark!" Blut spritzte auf und mit einem entsetzten Schmerzensschrei zog Ten Ten ihre Hand zurück, die durch ein messerscharfes Kunai aufgespießt war. Nur kurz währte der Moment an, denn sofort wurde sie sich wieder Nejis bewusst. "NEJI!" Über den Rand gebeugt, konnte sie gerade noch seinen flatternden, schwarzen Zopf sehen, der von der aufgewirbelten Staubwolke verschluckt wurde. ____________________________________________ Tja, sorry MissRiddle, war wohl doch nichts, mit nicht OOC *sich schämt* und danke auch für die anderen, bisherigen commies ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)