Alles neu? von MeroMero ================================================================================ Kapitel 1: Bibliothek --------------------- „Ich habs doch genau gesehen. Ihr habt miteinander Gesprochen!“, drang Ron schon den ganzen Weg von Zaubertränke zur Großen Halle auf mich ein. Ich seufzte genervt auf und schüttelte den Kopf. Wäre er doch auch bei seinen Aufsätzen so beharrlich bei der Sache. Aber es war klar, das ihm auffallen würde, dass ich mit Malfoy gesprochen hatte. Dabei war das gar kein Gespräch gewesen, er hatte ja nur ein Wort gesagt. „Ron, ich habe ihn doch nur darauf hingewiesen das er dabei war zu viel Nachtwurz in seinen Trank zu geben“, erklärte ich nun wohl zum fünften Mal. „Und wieso? Soll er doch zu viel rein Kippen, dann sind wir den vielleicht endlich mal los“, brummte Ron und vergrub seine Hände in den Taschen seines Umhangs. Ich verdrehte die Augen. „Ja schön, du weißt das ich neben ihm sitze, oder? Wenn sein Kessel explodiert, dann erwischt es mich auch. Tut mir Leid das ich darauf nicht unbedingt scharf bin“, fauchte ich Ron an, der mich perplex ansah. Ich konnte wirklich sehen, wie der Gedanke in seinem Kopf Gestalt annahm und er langsam begann zu nicken. „Stimmt wohl…“, kam es gedehnt und er lief einfach weiter. Mit hochgehobenen Augenbrauen sah ich auf meine andere Seite, wir waren hier immerhin zu dritt unterwegs. Doch der schwarzhaarige neben mir zuckte nur mit den Schultern. „Ron halt, was erwartest du Mine? Er macht sich eben Sorgen um dich… ist immerhin Malfoy“, meinte er und sah mich mahnend an. Als wüsste ich nicht, das Malfoy nicht harmlos war. Doch wie konnten beide, Ron und Harry vergessen, dass er auch Gutes getan hatte? Er hatte bei Harrys Identifikation gezögert, hatte sich nicht klar ausgedrückt. Hatte Harry seinen Zauberstab überlassen und er hatte Harry das Leben gerettet. War das alles nun etwa nichts wert? Diese Gedanken schienen mir wohl gerade ins Gesicht geschrieben, den Harry schnaubte. „Hermine, fang nicht schon wieder damit an. Es ist Malfoy und ich kaufe es ihm einfach nicht ab, das er sich geändert haben soll. Der tut nur so ruhig, glaub mir! In einem Monat wird er wieder anfangen zu Beleidigen und Lobeshymnen auf seine Reinblütigkeit singen. Da verwette ich meinen Feuerblitz drauf.“ Seine Stimme wurde bei jedem Wort überzeugter, doch zum Glück gingen wir in diesem Moment in die Große Halle, wo Harry von seiner Freundin Ginny schon erwartet wurde. Er grinste sie strahlend an und ließ mich einfach im Eingang stehen, rannte förmlich zu der Rothaarigen hin. Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Liebestoller Narr“, murmelte ich leise vor mich hin und ging ebenfalls zum Gryffindortisch, wo ich mich neben meinen Freund setzte. Ron war schon dabei sich mit Kartoffelbrei voll zu stopfen. Da ich diesen Anblick eher Widerwärtig fand, ließ ich meinen Blick durch die Halle schweifen. Sie war bereits gut gefüllt und ein gleichmäßiges Summen von hunderten Stimmen lag über allem. Nur an einem der vier Haustische wurde kaum gesprochen. Die Slytherins saßen ruhig da und nahmen ihr Mittagessen zu sich. Nur vereinzelt sah man wie zwei sich ganz leise unterhielten, sie hatten die Köpfe zueinander geneigt um die um sich sitzenden Schüler nicht zu stören. Ein deprimierender Anblick. Das einst so stolze Haus, hatte nach der Schlacht an stärke verloren. Und nicht nur an der Stärke war Verlust zu erkennen, sondern auch an seinen Schülern. Viele Slytherin waren nach dem Ende der Sommerferien nicht zurückgekehrt. Es gab viele Tode, doch noch mehr litten nun darunter, dass Väter und Brüder nun als verurteilte Todesser lebenslang in Askaban einsaßen oder in der Schlacht gefallen waren. So viele Familien sind zerbrochen, auf beiden Seiten. Doch viele sahen nur die Familien der Siegerseite, diejenigen die Verloren hatten, gingen unter. „Du schaust rüber!“ „Wie bitte?“, ich sah verwirrt zu Ron, der wohl gerade eine Pause beim Essen eingelegt hatte und nun mich beobachtete. „Du schaust zu den Slytherin“, wiederholte er und ich schnaubte. Als wäre das ein Verbrechen. „Ich habe nur nachgedacht", meinte ich und lehnte mich etwas an Ron. Dieser sah mich verwundert an, lächelte dann aber und legte einen Arm um meine Schultern. "Wenn du weiter so viel Nachdenkst, platzt dir irgendwann der Kopf", lachte er und begann wieder etwas essen mit der Gabel aufzuspießen. Lachend sah ich zu Harry und Ginny, die uns gegenüber saßen. Beide turtelten verliebt herum. Nach der Schlacht hatte Harry die Monate, bis zum beginn des neuen Schuljahres, im Fuchsbau verbracht. Dort war die Liebe zwischen ihm und Ginny wohl endgültig entfacht und sie waren kaum noch voneinander zu trennen. Ich selbst, ich war irgendwie mit Ron zusammen. Nach dem Kuss hinter dem Vorhang schien es für Ron selbstverständlich, dass wir nun zusammen waren. Doch darüber gesprochen hatten wir nicht. Aber egal was das zwischen uns wirklich war, über etwas kuscheln, Händchen halten und vereinzelten Küssen, ging es nicht hinaus. Auch wenn Ron immer wieder Andeutungen machte, das er mehr wollte. So auch jetzt. Sein Arm, der zuvor noch auf meinen Schultern gelegen hatte, war meinen Rücken hinunter gerutscht, so dass seine Hand auf meiner Hüfte lag. Und diese begann langsam zu wandern, strich mir über den Rücken, bis zum Steißbein hinunter. Als er seine Hand gerade auf meinen Hintern legen wollte, rückte ich wieder von ihm ab und erhob mich. "Ich muss noch ein Buch in der Bibliothek abgeben. Wir sehen uns nachher in Kräuterkunde", lächelte ich. Zum Abschied bekam der nun schlecht gelaunte Ron von mir einen Kuss auf die Wange, Harry und Ginny wank ich nur kurz zu und dann verließ ich die Halle auch schon wieder. Hunger hatte ich ohnehin keinen. Das tat ich immer. Immer wenn Rons Küsse zu fordernd wurden, seine Hände zu sehr wanderten, nahm ich reiß aus. Ich war dafür nicht bereit und, auch wenn ich es ungerne zu gab, ich wollte es auch gar nicht. In der Bibliothek war es angenehm ruhig. Kein Schüler kam während der Mittagspause hier her und selbst Madame Pince war in der Großen Halle. So legte ich das abzugebende Buch einfach auf ihren Tresen und schlenderte durch die Bücherreihen, auf der Suche nach einem Buch, das ich vielleicht als nächstes lesen wollen würde. Die Professoren hatten wirklich ganze Arbeit geleistet. Sie hatten das vollkommen zerstörte Schloss in wenigen Wochen wieder aufgebaut und selbst die Bibliothek schien wider gut bestückt zu sein. Und das, obwohl sie beinahe vollkommen ausgebrannt war. Die Spuren des Feuers konnte man an den nackten Steinwänden noch deutlich sehen, den schwarzen Ruß, den man nicht mehr aus dem Stein bekam. Ich blieb mit meinem Fuß an etwas hängen, stolperte und wäre beinahe hingefallen, wenn sich nicht ein starker Arm um meine Taille gelegt und mich so aufgefangen hätte. "Aufpassen", meinte er wohl ebenso überrascht wie ich, während er mir half mich wieder richtig hin zu stellen. Ich sah auf, zu dem Jungen der mich aufgefangen hatte und erstarrte. Im selben Moment, in dem mir klar wurde wer mich da aufgefangen hatte, begriff wohl auch Malfoy. "Granger", kam es überrascht. "Malfoy... ähm... ", erwiderte ich perplex und trat einen Schritt zurück um Abstand zwischen uns zu bekommen. Er stand an eines der Bücherregale gelehnt, konnte also nicht nach hinten ausweichen. Seine Hand schnellte vor und ergriff mein rechtes Handgelenk, hielt mich so auf. "Hey, was soll das", fauchte ich ihn an, doch er schüttelte nur resigniert den Kopf und deutete nach unten. Ich folgte seiner Deutung und sah, das ich es wohl geschafft hatte, mich mit dem Fuß ihm Riemen seiner Tasche zu verfangen. "Oh", entkam es mir, doch mir verschlug es die Sprache, als ich sah das Draco Malfoy sich vor mir in die Hocke begab. Seine Hand umschloss mein Fußgelenk und mit einer erstaunlichen Kraft, zwang er mich, meinen Fuß anzuheben. Dabei taumelte ich ein wenig und musste mich an seinen Schultern festhalten. Ich sah zu, wie er meinen Fuß von seiner Tasche befreite. Oder seine Tasche von meinem Fuß, das kam wohl ganz auf den Betrachter an. Er ließ meinen Fuß wieder los und erhob sich, schulterte seine Tasche und nahm ein Buch an sich, in dem er zuvor wohl gelesen hatte. "Du solltest besser aufpassen wo du hintrittst, Granger. Manche einen würde es wohl freuen, dich fallen zu sehen", schnurrte er und wand sich zum Gehen. Ich starrte ihm verblüfft hinterher. Er hatte das Ende des Ganges schon fast erreicht, da fand ich meine Stimme wieder. "Danke", rief ich ihm nach. Er blieb kurz stehen, wand mir den Kopf leicht zu, zögerte einen Moment und nickte dann einfach nur. Mir schnellen Schritten war er aus dem Gang gehuscht und verschwunden. Nun stand ich wieder allein in dem Gang zwischen den Bücherregalen. Den Blick noch lange auf den Punkt fixiert, an dem Draco Malfoy soeben verschwunden war. Ich schmunzelte. Er hatte mich nicht beleidigt. Er hatte mir sogar geholfen. Das würde mir wohl nie einer glauben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)