My Heartbeat 2.0 von BexChan ================================================================================ Kapitel 21: Laia - Bericht XIV ------------------------------ Hollow Bastion. So wurde die Welt, die ich einst meine Heimat und den strahlenden Garten nannte, nun von ihren Bewohnern genannt. Als ich dort ankam, spürte ich eine Gänsehaut meinen Körper erfassen. Nichts war mehr so, wie es vorher war. Die Stadt, die Häuser, die ganze Schönheit, die Radiant Garden einst beherbergte, nichts von alldem war noch übrig. Die weiten Wälder und grünen Berge sowie die Seen, die hinter Radiant Garden lagen, waren zu endlosen Ruinen verkommen. Die Herzlosen haben während meiner Abwesenheit einen beträchtlichen Schaden angerichtet und ich fragte mich, ob diese Welt irgendwann wieder die sein könnte, die sie einst war. Während ich durch die Straßen zog, bekam ich hin und wieder Gespräche von Menschen mit, die von einem sogenannten Aufbaukomittee redeten. Anscheinend eine Gruppe von Menschen, die sich zusammen getan hatten, um Radiant Garden wieder aufzubauen. Mein Weg führte mich instinktiv in Richtung Schloß. Die verwüsteten Gänge ließen mich erschaudern. Wie schön es hier einst gewesen war. Aber deswegen war ich nicht hier. Mein Weg führte mich hinunter in die Labore, durch die man durch Ansem's Arbeitszimmer gelangte. Ich spürte, wie mein Körper immer mehr schmerzte, am liebsten wäre ich sofort wieder ohnmächtig geworden. Ob sie noch da unten waren? Ob ich endlich erlöst werden würde? Auf halben Wege brach ich auf den Knien zusammen. Die Dunkelheit in mir, sie rebellierte. Ich bekam das Gefühl, dass sie nicht wollte, dass ich meine Freunde fand. Einen Moment blieb ich sitzen und versuchte mir Luft zu machen. Doch dann...hörte ich eine vertraute Stimme, nein, drei vertraue Stimmen aus Ansem's Arbeitszimmer. „So, wo sind Braig und Isa? Ich habe das halbe Schloß auf den Kopf gestellt. Sind die anderen beiden immer noch bewusstlos?“ Eine weitere Stimme ertöhnte. „Dilan und Even kommen langsam auch wieder zu Bewusstsein, scheinen aber immer noch instabil zu sein. Sie ruhen sich aus. Ich denke, du brauchst Braig und Isa nicht zu suchen. Wir hätten sie längst gefunden, wären sie hier.“ Die jüngste von allen Stimmen klinkte sich mit ein. „In einer anderen Welt werden sie aber wohl auch nicht aufgewacht sein. Wenn das Herz wieder vollkommen ist, müssten sie an dem Ort aufwachen, wo es passiert ist. Sollte diese Welt nicht mehr existieren, würden sie in einer Zwischenwelt aufwachen, sowas wie eine Zuflucht. Traverse Town oder so ähnlich.“ „Diese Stimmen...oh Gott, sind das...“ Ich raffte mich auf und schritt vorsichtig in Richtung Arbeitszimmer. Meine Sicht klärte sich und...ich glaube, mir war noch nie solch ein Stein vom Herzen gefallen. „Lea, Ienzo, Aeleus...ihr seid hier.“ Alle Gesichter drehten sich zu mir und blickten mich mehr als erschrocken an. Ich sackte zusammen, einen Arm auf meinen Bauch gelegt. Aeleus kam auf mich zu und hob mich hoch. „Laia...um Himmels Willen! Du bist es wirklich!“ Ich rang mir ein Lächeln ab und schaute hinauf. „Aeleus, ich freue mich so sehr dich zu sehen!“ Auch Lea und Ienzo kamen näher. „Ienzo, du bist groß geworden. Und Lea...ich wusste es. Ich habe die ganze Zeit gewusst, dass du es bist.“ Ich sah Erleichterung in den Augen meiner Freunde, nein, meiner Familie. Vielleicht war es doch gut hierher zukommen. Bevor ich allerdings noch etwas sagen konnte, verlor ich erneut das Bewusstsein. Als ich zu mir kam, befand ich mich in eine Art Ruheraum des Schloßes. An meinem Bett saß Aeleus, der anscheinend die ganze Zeit meinen Schlaf bewacht hatte. „Laia, geht es dir gut? Du sahst sehr erschöpft aus.“ Vorsichtig richtete ich mich auf. „Aeleus...das bin ich immer noch. Lass dich bitte nicht von dem Mantel täuschen, ich bin kein Niemand und bin es auch nie gewesen. Alles nur Täuschung.“ Ich konnte dem friedfertigen Riesen tatsächlich ein Lächeln abgewinnen. „Wo ist...wo ist mein Bruder, Aeleus? Wo ist Dilan? Ich möchte ihn sehen.“ Vorsichtig blickte Aeleus hinter mich, wo ebenfalls zwei weitere Betten standen. Auf dem einen lag Dilan, auf dem anderen Even. „Sie sind wieder bei Bewusstsein, haben sich aber noch nicht erholt. Es wird noch eine Weile dauern, bis sie wieder auf den Beinen sind.“ Ich stand vorsichtig auf und ging zum Bett, auf dem mein Bruder lag. Er wirkte so friedlich, als ob er einfach nur schlafen würde. Vorsichtig berührte ich seine Wange und spürte, wie mir Tränen der Erleichterung die Wangen runterliefen. „Geliebter Bruder, Dilan. Falls du mich hören kannst. Ich bin Zuhause. Ich bin wieder da, wo ich hingehöre.“ Ich legte die Arme vorsichtig um ihn und weinte in seine Uniform. Mir war alles egal, er war mein Bruder, ob im Blute oder nicht. Ich liebte ihn und war einfach nur froh, wieder an seiner Seite zu sein. Aeleus bemerkte, wie ich einem Nervenzusammenbruch erlag. Ganz lange bettete ich den Kopf an Dilan's Brust und weinte, bis ich nicht mehr konnte. „Laia, du warst lange fort. Du sagtest, du wurdest nicht zu einem Niemand gemacht. Was ist in der Zeit geschehen?“ Ich richtete mich auf und begann Aeleus die ganze Geschichte zu erzählen. Er hörte mir aufmerksam zu, bemerkte aber, dass ich stetig mit der Angst zu kämpfen hatte. Ich offenbarte ihm die Ereignisse, die mir in der Dunkelheit und den anderen Welten wiederfahren waren, was Xigbar mir erzählt hatte und wie mich Dilan's Niemand beinahe getötet hatte. Als ich auf die Sache mit Dilan zu sprechen kam, ergriff Aeleus vorsichtig meine Hand. „Das...das tut mir sehr leid, Laia. Ich habe...Dilan hat mir nie etwas davon erzählt. Ich war immer der Meinung, dass du seine richtige Schwester wärst. Das muss sehr schwer für dich sein.“ Ich schaute auf und lächelte. „Er ist mein Bruder, Aeleus. Ob im Blute oder nicht. Dilan ist meine Familie. Wenn er mich nicht gefunden hätte, vielleicht wäre ich heute nicht hier. Ich weiß, ich habe es ihm nicht immer leicht gemacht aber nichtsdestotrotz habe ich ihn über alles geliebt und bewundert. Ich möchte ihm so viel sagen, wenn er erwacht. Ich will ihm sagen, dass es mir leid tut, dass ich ihm alles, was zwischen Braig und mir passiert ist, nie gesagt habe. Ich werde ihn toben und fluchen lassen und ihm in die Arme fallen, um mich wieder mit ihm zu versöhnen. Er ist mein Bruder. Meine ganze Familie. Ihr seid meine Familie.“ Vorsichtig drückte Aeleus mich an sich. „Ich denke, Dilan hat gewusst, was zwischen dir und Braig gewesen war, bewusst aber nichts gesagt weil er sich nicht einmischen wollte. Er wollte, dass du deinen eigenen Weg gehst, dass du glücklich wirst. Auch wenn er Braig nicht ausstehen konnte. Er hatte einst zu mir gesagt, dass er dich seit langem nicht mehr so glücklich gesehen hatte wie damals. Ich denke, das war noch die Zeit, bevor das hier alles angefangen hatte. Wer hätte gedacht, dass er es sein würde, der uns in die Dunkelheit stürzt? Der, der zu nichts in der Lage war?“ Ich riss mich aus seinem Griff los und stand ruckartig auf. „Genau das ist es, Aeleus! Ihr alle, ihr habt Braig immer nur gehasst! Keiner, aber auch wirklich keiner von euch hat sich die Mühe gemacht und sich wie ich es tat näher mit ihm auseinandergesetzt. Er war so einsam und immer nur alleine. Ich wollte ihn kennenlernen. Ich konnte doch nicht ahnen, dass es so ausartet. Er war nicht perfekt, das bin ich auch nicht. Siehst du, ich weiß ja noch nicht mal, wo ich wirklich herkomme. Ich liebe diesen Mann, Aeleus! Und ich würde alles tun, nur damit er wieder zurückkommt. Ich wäre sogar bereit, mein Herz der Dunkelheit zu öffnen wenn es sein muss. Aber das könnt ihr nicht verstehen. Keiner tut das! Wir haben alle Menschen verloren, die uns wichtig waren. Ich war bereit alles aufzugeben, um für meine Familie zu kämpfen und ich tue es immer noch. Ich möchte meine Familie retten und sie wieder zusammenbringen, dass wir eines Tages wieder in Frieden leben können. Wäre dieser verdammte Xehanort hier nie aufgetaucht und wäre ich nicht so...verdammt unfähig gewesen, vielleicht hätte ich euch retten können aber ich tat es nicht! Ich kann die Vergangenheit nicht rückgängig machen aber ich kann etwas dazu beitragen, um das Schlimmste in der Zukunft zu verhindern. Und diese Liebe zu Braig, Aeleus, sie macht mich stark. Der Glaube daran, dass er vielleicht eines Tages wieder bei mir ist.“ Schweigsam blickte mich Aeleus an. Keiner sagte mehr ein Wort. Ich setzte mich erneut an das Bett meines Bruders und fuhr sanft durch seine Dreadlocks, die sich im Laufe der Jahre immer mehr verdichtet hatten. „Du bist stark, Laia. Damals schon als ich dich trainiert hatte als du Gardistin werden wolltest, habe ich das gemerkt. Dir war bewusst, dass du nicht so stark wie wir anderen warst aber du warst mutig, hattest ein starkes Herz und selbst wenn ich dich zu Boden gerungen habe, hast du nicht aufgegeben. Du bist gar nicht so schwach wie du denkst, Laia. Daran solltest du festhalten. Dein Bruder war immer streng mit dir und hat dir vielleicht nicht immer seine sanfte Seite gezeigt aber vielleicht hatte er das aus einem bestimmten Grund getan. Vielleicht wollte er dich auf die Zukunft vorbereiten.“ Meine Hand fuhr sanft über Dilan's Wange während ich meine Stirn auf seiner bettete. „Ich verdanke Dilan mein Leben. Er hat so viel für mich getan. Ich wäre bereit für ihn zu sterben wenn es sein müsste.“ Darauf sagte Aeleus nichts mehr. Ich verlor mich in dem vertrauten Duft der Haut meines Bruders und blieb so liegen. „Ich bin Zuhause, Bruder. Ich bin Zuhause.“ Ich ruhte mich noch eine Weile aus und nahm eine lange, heiße Dusche bis ich mich zu den anderen gesellte und mich mit ihnen über die momentane Situation austauschte. Lea erzählte mir, dass Sora und seine Freunde es geschafft hatten, die Organisation zu stürzen und Xemnas zu besiegen. Xigbar wäre dabei auch besiegt worden, doch verwunderlich war es, dass er nicht wie die anderen im Schloß aufgewacht sei. Zudem fehle zu Isa auch jegliche Spur. Die ganze Sache war dramatischer als wie ich dachte und mir war bewusst, dass dies nicht unser letzter Kampf war. „Lea, was hat Xehanort mit den Herzen vor? Und warum hat sich Braig so verändert?“ Dieser schluckte hart auf meine Frage. „Ich denke, das solltest du Braig selbst fragen wenn du ihn findest. Ich kann dir noch keine konkreten Antworten auf deine Fragen geben weil ich selbst noch nicht alles weiß aber eine Sache ist mir klar. Momentan ist es wichtig, dass Sora in Sicherheit ist. Er legt zurzeit bei Meister Yen Sid zusammen mit Riku die Prüfung zum Schlüsselschwertmeister ab und es würde mich nicht wundern, wenn Xehanort dort auch eingreift. Ich habe vor, mich auf den Weg dorthin zu machen. Ich habe ein ganz ungutes Gefühl bei der Sache. Vielleicht sollte ich mich der Sache annehmen.“ Ich nickte zustimmend und erhob mich. „Nun gut. Wenn das so ist, werde ich mich in der Zeit auf die Suche nach dem richtigen Braig machen. Ich weiß, dass ich dafür wieder in die Dunkelheit muss aber ich bin bereit dafür.“ Nun erhob sich auch Lea und blickte zu mir runter. „Es tut mir leid, dass es so gekommen ist.“ Ich schüttelte den Kopf. „Es gibt nichts zu verzeihen, Lea. Auch du hast Menschen verloren, die dir wichtig waren. Xehanort mag übermächtig sein aber der Kampf ist noch nicht verloren. Vielleicht kommen nicht nur Braig und Isa wieder zurück, sondern...auch Roxas.“ Ich sah, wie Lea traurig zur Seite schaute und legte ihm sanft eine Hand auf die Wange. „Vielleicht kommt er eines Tages zurück.“ Vorsichtig streckte ich mich und blickte noch einmal zu meinem Bruder. „Aeleus, wenn mein Bruder erwacht, bitte sag ihm, dass ich bald zurück bin.“ Aeleus nickte, Ienzo stand neben mir und blickte mich durch die langen Strähnen an. „Vielleicht können wir eines Tages wieder zusammen ein Meersalzeis essen. Du bist so erwachsen geworden. Ansem wäre sicher stolz auf dich.“ Schweigend schaute Ienzo zu Boden. Ich hingegen öffnete mir ein dunkles Portal. Mittlerweile beherrschte ich das Öffnen der Portale sehr gut. „Ich bin so froh, dass ihr lebt.“ Mit diesen Worten verschwand ich durch das dunkle Portal und bahnte mir meinen Weg durch die Dunkelheit. Irgendwann erreichte ich einen dunklen Tunnel, vollkommen in schwarz gehüllt und taumelte in die Tiefe. Vielleicht mein einziger Weg um in die Welt zu kommen, in der alles ihren Anfang genommen hatte. Ich schloss die Augen und hörte die Stimme des Phantoms in meinem Ohr. „Hast du dir über mein Angebot Gedanken gemacht?“ Vorsichtig öffnete ich die Augen und blickte meinerselbst in die gelben Augen, die mich wie ein Raubtier musterte. „Ja, ich bin bereit, deine Kraft zu akzeptieren. Ich möchte meine Familie retten. Aber auch, wenn du ein Teil von mir wirst, ich habe meinen eigenen Willen und das Licht in mir wird trotz deiner Dunkelheit nicht erlöschen. Das Licht ist in mir.“ Ich spürte, wie sie meine Schultern ergriff. „Närrin, deine Entscheidung, mich zu akzeptieren, zeigt nur, wie schwach du eigentlich bist. Warum denkst du, habe ich so früh dein Herz besetzt? Du weißt nicht, wo du herkommst. Vielleicht war die Dunkelheit schon die ganze Zeit in dir und hat nur darauf gewartet auszubrechen. Glaubst du, dass du so deine Liebsten retten kannst wenn du mich in dein Herz lässt?“ Vorsichtig umarmte ich mein Phantom. „Ja, dessen bin ich mir bewusst. Wenn wir zusammenarbeiten, kann ich es schaffen. Ich bin bereit, die Dunkelheit in meinem Herzen als meinen Verbündeten zu akzeptieren. Auf meinem Weg hoffe ich die Antworten auf meine Fragen zu finden aber selbst wenn ich herausfinde, wo ich herkomme, diese Welt und diese Menschen werden immer mein Zuhause und meine Familie sein. Ein Ort, den ich meine Heimat nennen kann. Somit...lass uns eins und stärker werden. Ich bin bereit!“ Es war, als ob segende Hitze meinen Körper einnehmen würde. Einen Moment lang dachte ich, ich würde unter diesen Schmerzen zugrunde gehen. Stattdessen ließ der Schmerz nach, mein Körper war immer noch derselbe. Ich lächelte, öffnete meine Augen spürte die Macht in mir. Eine neue Laia war geboren. Ich war bereit, diesen Weg zu gehen um meine Liebsten zu retten und ließ die Dunkelheit raus. Irgendwann, wenn man nicht mehr weiter weiß, kommt man an einen Punkt, wo man bereit ist, sich komplett aufzugeben, um die zu retten, die einem wichtig sind. Selbst wenn das heißt, sein Herz einem anderen oder der Dunkelheit zu überlassen. Ich ließ es raus, ließ es zu und das stechende Gelb meiner Augen sollte mein Zeuge sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)