My Heartbeat 2.0 von BexChan ================================================================================ Kapitel 12: Laia - Bericht XII ------------------------------ Man stelle sich einen in sich abgeschlossen Raum ohne Fenster vor. Kein Geräusch ist zu hören, nicht mal ein Windhauch dringt durch die kalten Wände. Es ist als ob die Zeit still stehen würde. Egal, was man versucht, sie schreitet nicht voran. Es ist endlos. Immer wieder versucht man sich einzureden, dass es da irgendwo doch noch ein Ausweg aus diesem Raum gibt aber man kommt schneller zu der Erkenntnis, dass man dort für immer gefangen ist und am Ende schwindet jede Hoffnung und Mutlosigkeit macht sich breit sowie ein beklemmendes Gefühl, dass sich einem durch den ganzen Körper bis in die Eingeweide schraubt. So empfand ich meinen ersten Kontakt mit der Dunkelheit. Auf dem Weg eine Zuflucht aus ihr zu finden, durchschritten Ansem und ich die dunklen Korridore, die die Dunkelheit mit unseren Welten verbanden. Die Herzlosen waren uns dauernd auf den Fersen und Ansem versuchte mir trotz allem immer wieder Mut zuzusprechen, denn ein reines Herz wäre es, was die Herzlosen anziehe. Durch seine Forschung an den Herzen und Absichten seiner Schüler, die er im Laufe der Experimente erkannt hatte, waren die Herzlosen das Produkt und das Ergebnis seiner Schüler, welche sie nutzten, um eine größere Macht zu nähren, die sich „Kingdom Hearts“ nannte. Warum sie diese Wesen für diese sogenannte Macht nutzten, war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar aber wenn es so mächtig war, müssen ihre Vorhaben schrecklich sein. Wir mussten uns beeilen. Je länger wir der Dunkelheit anheim bleiben würden, desto mehr beschlich uns das Gefühl mehr und mehr den Verstand zu verlieren. Diese Orte lagen fernab von jeglicher Existenz. Wenn ich nicht versucht hätte so stark zu bleiben obwohl ich in meiner Trauer am liebsten alles aufgegeben hätte, hätte ich mich sicher schon längst in der Dunkelheit verloren. Ansem bewahrte sich seinen Verstand, indem er weiter seine Berichte schrieb. Ich konnte trotz der Verluste einfach nicht aufgeben und während Ansem die Entscheidung traf, sich mit der Dunkelheit ohne einem Anzeichen von Angst zu verbünden und diese zu akzeptieren lernte, damit er die Kräfte der Dunkelheit nutzen konnte, bewahrte ich mir fürs erste noch das bisschen Licht, was in meinem Herzen zurückgeblieben war. Wir kämpften uns die Wege durch die Dunkelheit bis wir einen Ort fanden, der irgendwo an der Schwelle zwischen Licht und Dunkelheit siedelte. „Twilight Town“. Und so wie der Name dieser ruhigen Stadt war, so fiel auch das Licht dort in einem warmen Strahl auf diese Welt. Als wir das Tor zu dieser Stadt durchschritten und ich die warmen Sonnenstrahlen nach langer Zeit wieder auf meiner Haut spürte, keimte in mir wieder die Hoffnung. In der Dunkelheit existiert sowas wie warm und kalt nicht. Es ist als ob jegliche Gefühle abgestorben wären. Doch in Twilight Town fand ich nach so langem Wandeln durch die Dunkelheit endlich mein Lächeln wieder und Tränen rannen mir vor Freude über die Wangen. Ich fasste mir ein Herz und beschloss zusammen mit Ansem den Beweggründen seiner Schüler auf den Grund zu gehen, dafür brauchten wir allerdings eine Unterkunft, in der wir in Ruhe weiterforschen konnten. Abgelegen weitab hinter einem kleinen Wäldchen liegend fanden wir ein leerstehendes Herrenhaus, das uns als Zufluchtsort dienen sollte. Wir begangen schnellstmöglich mit der Einrichtung des unterirdischen Kellers, in dem wir unsere Forschungen fortsetzen konnten. Es dauerte nicht lange, bis uns die Forschung neue Erkenntnisse brachte, doch je mehr über die darauffolgenden Jahre über das Vorhaben von Braig und den anderen herausfand, desto betrübter wurde ich. Wieviele Jahre waren seitdem vergangen? Im Laufe dieser Zeit, in der ich nicht nur geforscht, sondern auch ein intensives Training genoss, um meine Kräfte weiter zu entwickeln, verlor ich jegliches Zeitgefühl aber es mussten um die zehn Jahre gewesen sein. In der Zeit war viel passiert, ein guter Freund von Ansem, ein kleiner König namens Mickey, den ich im Schloß seinerzeit oft an Ansem's Seite gesehen habe, hat sich mit den Kriegern der Schlüsselschwerter zusammen getan und bekämpfte nun mit dem sogenannten „Held“ die Herzlosen. Ich wusste, dass es wichtig war und ihre Erfolge gegen die Mächte der Dunkelheit für uns sprachen, doch kümmerte es mich meist danach nicht mehr. Wenn man so viel Leid und Verluste ertragen musste, härtet man ab und tötet im selben Zuge jegliche Gefühle, die einem einst als wichtig erschienen. Ich weiß, dass ich nicht die einzige war, die Menschen verloren hatte, die ihr wichtig waren, doch quälte mich der Gedanke, dass ich nach wie vor nichts getan habe, um all das zu verhindern. Ansem versuchte mir immer wieder ins Gewissen zu reden, dass es nicht meine Schuld gewesen sei, doch trug ich nicht auch die Schuld an dem Leid so vieler Menschen, die wegen dieser unnötigen Experimente ihr Leben lassen mussten? Ich war ein Wächter, eine Gardistin, die dieses Reich des Lichtes, den strahlenden Garten vor Unheil schützen und dessen Bewohner beschützen sollte. Stattdessen habe ich mich von Braig's schönen Worten blenden lassen und hätte vielleicht doch einmal mehr auf meinen Bruder hören sollen. Ja, er war wirklich gut darin gewesen, Menschen zu manipulieren. Ich habe mich von seinen Worten beeinflussen lassen, so weit, dass ich dachte, dass ich eh nichts mehr bewegen konnte. Stattdessen glaubte ich immer wieder wie vernebelt an die unerschöpfliche Macht der Liebe und dass in Braig irgendwo doch noch etwas Gutes zurückgeblieben war. Wie falsch ich doch lag. Am Ende hatte ich auf ganzer Linie versagt, mit dieser Scham konnte und wollte ich mich nicht mehr eine Wächterin des Lichts nennen. Während meines Trainings im Herrenhaus und in den Korridoren der Dunkelheit, in dem ich Herzlose bezwang, ertappte ich mich nach meiner Rückkehr immer wieder dabei, wie ich mich selbst im Spiegel betrachtete. Es ist erschreckend wenn man selbst erkennt, wie sehr einen solche Ereignisse abstumpfen und erkalten lassen. Meine Haare, die sonst immer voll und üppig lagen, waren in alle Richtungen kurz und ungebändigt zerstreut und endeten in harten Strähnen. Meine blauen Augen hatten jeglichen Glanz verloren und mein Gesicht hatte harte Züge angenommen, die ich mir nur aus meinen Erlebnissen der letzten Jahre erschließen konnte. Manchmal erkannte ich mich selbst nicht mehr wieder. Es war als ob eine völlig andere Person meinen Platz eingenommen hätte. Seit wann war ich so kalt geworden? Wenn ich nicht trainierte oder forschte, zog ich mich in die Eingangshalle des Herrenhauses zurück, wo zwischen den beiden Treppenaufstiegen ein Fenster lag, hinter dem ein überwucherter Garten zu sehen war. Dort am Fenster ließ ich mich meist nieder, ließ meine Gedanken schweifen bis ich irgendwo anders war und eine Weile meine Trauer zulassen konnte. Das waren die einzigen Momente, in denen ich weinte. Ich musste es, mich überkam sonst der Gedanke, dass ich meine Menschlichkeit komplett abgelegt und gar kein Herz mehr hätte aber ich war keine leere Hülle. Ich war immer noch ein menschliches Wesen mit einem funktionierendem Herzen und wenn ich trauerte, dann war es nichts verwerfliches, sondern durchgehend menschlich und ein Zeichen von Stärke anstatt Schwäche. Ansem, der mir dahingehend immer wieder ins Gewissen redete, versuchte mich mit seinen Worten aufzubauen obwohl er auch selbst einiges an Härte dazugewonnen hatte. Er rechnete es mir hoch an, dass ich trotz all seiner Vergehen immer noch an seiner Seite weilte und meine Nähe ihm gut täte. Als wir noch im Schloß lebten, war ich es immer gewesen, die trotz aussichtsloser Situationen immer ihr Lächeln und die Hoffnung bewahrt hätte, obwohl ich mir bewusst war, nicht die Stärkste zu sein. Gerade diese Eigenschaft machte mich zu einem starken Menschen und er bat mich inständig, diese Stärken nie aufzugeben. Ansem hatte schnell durchschaut, dass Braig einst mehr für mich war und ich mehr in ihm gesehen hatte als es andere taten. Diese Erkenntnis kam ihm an dem Tag, wo wir über die sogenannten „Niemande“ herausfanden und wieso sie „existierten“. Wenn einem Mensch das Herz entzogen wird, wird im selben Zuge ein Herzloser geschaffen, doch es bleibt eine leere Hülle zurück und wenn diese sich materialisert, wird ein Niemand geschaffen. Während meines Trainings wurde ich zum ersten Mal mit Niemanden konfrontiert, die wie die Herzlosen eher zu einer niedrigeren Spezies gehörten und schnell zu besiegen waren. Hatten die Menschen, die sie vorher waren, jedoch einen starken Willen, so materialisiert sich ein Niemand, der seinem Jemand ähnlich sah, also wie ein Mensch. Die sogenannte Organisation XIII, die aus dreizehn solcher starker Niemande bestand, hatte sich im Reich der Dunkelheit eine eigene Welt geschaffen, die sie die Welt, die niemals war nannten und sich zur Aufgabe machten, Kingdom Hearts mithilfe des Schlüsselschwertträgers zu nähren, denn er war der einzige, der die Fähigkeit besaß, Herzlose zu besiegen, ohne dass die darauf freigesetzten Herzen zu Staub zerfielen sondern stattdessen zu Kingdom Hearts aufstiegen. Sie schienen das Ziel zu verfolgen, vollkommen zu werden, also sprich selbst wieder Herzen zu erlangen um wieder menschlich zu werden, jedoch bemerkten sie nicht, wieviel Chaos sie in den einzelnen Welten damit anrichteten. Ich musste schweren Herzens feststellen, dass auch Braig als auch mein Bruder ein Teil dieser Organisation waren, doch warum sie dies taten, das galt es herauszufinden. Irgendwie wurde ich den Gedanken nicht los, dass da mehr hinter steckte als nur das Vervollständigen ihrer Körper. Ich musste mit meinem alten Leben abschließen. Ich beschloss an dem Tag mir ein Herz zu fassen und die Dunkelheit als meinen Verbündeten zu akzeptieren, so wie Ansem es getan hatte. Ich schaffte es mir nach Studium der Daten über die Organisation mir einen ihrer schwarzen Mäntel sowie ihre Stiefel zu reproduzieren. Die Stiefel stattete ich mit den Fähigkeiten aus, mit denen ich bereits meinen Gardistenstiefel ausgestattet hatte und nutzte diese als Waffe und zur schnelleren Fortbewegung. Da ich keine magischen Fähigkeiten besaß, musste ich mir mit den Stiefeln einen kleinen Vorteil verschaffen wenn ich in der Dunkelheit wandelte. Ich stellte fest, dass die Mitglieder der Organisation XIII alle ein X im Namen trugen. So starb an dem Tag, wo ich den Mantel anlegte Laia und Xiala wurde geboren. Um mehr über die Organisation herauszufinden, musste ich selbst ein Teil der Dunkelheit werden und beschloss mich unter falschem Namen als Niemand auszugeben. Ansem bewunderte meinen Mut und meine Selbstlosigkeit. Bevor ich durch das Portal im Keller des Herrenhauses die Welt der Niemande betreten sollte, gab mir Ansem auf den Weg, dass ich Vorsicht walten lassen und jegliche Emotionen unterdrücken sollte, selbst wenn ich auf Braig oder Dilan treffen würde, denn Niemande können nicht fühlen und Emotionen zeigen ohne Herz. Ich wandte mich zu ihm um, setzte ein Grinsen auf und meinte bevor ich die Schwelle zwischen Licht und Dunkelheit durchschritt. „Mein altes ich ist schon lange tot und damit auch jegliche Gefühle. Ich spüre keine Trauer und keinen Schmerz. Mein Name ist Xiala und ich werde alles tun, was mir eben möglich ist, um die Pläne der Organisation zu vereiteln. Auch wenn ich nicht viel ausrichten kann, mein Mut und meine Hoffnung werden mich nicht verlassen! Auch wenn es ewig dauern wird und ich vielleicht fürs erste nicht zurückkehren kann, ich bin bereit, die Dunkelheit zu betreten und als meinen Verbündeten zu akzeptieren.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)