My Heartbeat 2.0 von BexChan ================================================================================ Kapitel 11: Laia - Bericht XI ----------------------------- Die Stadt von Radiant Garden, die einst so voller Leben war und vor Menschen nur so überschwommen wurde, lag still im Dunst des Nebels in den frühen Morgenstunde als ich meiner Patrouille nachging. Meine Gedanken lagen schwer an diesem schicksalshaften Tag. Natürlich war es mir schon vorher aufgefallen aber wieso kam mir diese dunkle Erkenntnis erst jetzt? „Die Stadt...sie ist wie ausgestorben. Wo sind all die Menschen, die Bewohner hin? Warum sind sie fort? Was ist mit ihnen geschehen?“ Die Gedanken quälten mich an diesem genannten Tag aber warum wurde es mir erst jetzt bewusst? Eigentlich wusste ich es die ganze Zeit. Spätestens ab dem Zeitpunkt als ich mich heimlich, wie bereits in meinem zehnten Bericht erwähnt, in das Labor schlich war es mir bewusst aber ich wollte es nicht wahr haben. Ich habe geschwiegen und nichts gesagt, dabei hätte ich so viel verhindern können. Wie hätten Xehanort und Braig sonst all diese Container mit Herzen füllen wollen? Die Panik an diesem Tag kroch mir wie ein kalter Schauer durch die Glieder und ließ mich aus dem Labor flüchten, bevor Braig und Xehanort Notiz von mir nehmen konnten. Ohne jemals ein Wort zu Ansem oder gar meinem Bruder zu erwähnen, versuchte ich mich mit der Tatsache abzufinden weil ich der Meinung war eh nichts ändern zu können. Ich weiß, dass Xehanort mächtig ist. Ich bin heute reifer und habe in den letzten zehn Jahren, in denen ich meine Recherchen in diesem Herrenhaus fortgeführt habe, sehr viel herausgefunden. Aber ich werde den Gedanken nicht los, dass selbst wenn ich nicht stark war wie die anderen, dass ich etwas tun hätte können aber ich war feige und habe versucht die Tatsachen zu leugnen anstatt ihnen ins Auge zu sehen. Braig hatte mich wenn er mit mir das Bett teilte immer wieder spüren lassen auf seine Art, dass ich ihm etwas bedeutete. Und nein, ich habe es nicht erwähnt aber es waren tatsächlich mehr als nur zweimal, an denen ich Braig so nahe war. Doch das waren die geheimen Momente, wo er noch Braig war und nicht...wieso war ich nur so blind? Ich konnte selbst meinem Bruder nicht mehr vertrauen geschweige kam ich noch an ihn heran. So wie Braig eben verkroch er sich mit den anderen Schülern im Untergrund und wer weiß, welche furchtbaren Experimente er an diesen armen Leuten durchführte. So durchtrieben wie Braig war wundert es mich bis heute, dass nachdem ich ihm auf die Schliche gekommen war, er mich nicht beseitigt hatte. An dem Tag, wo alles enden sollte, stellte ich ihn ein letztes Mal und sah den Tatsachen im wahrsten Sinne des Wortes ins Auge. Als er mir antwortete, lagen in seinen Worten Kälte, die ich so noch nie von ihm gehört hatte. Dieser andere in ihm...er hatte Braig verändert und ich rechnete damit, dass er mich töten würde. Doch stattdessen schickte er mich weg, sagte mir, ich könne das Rad des Schicksals nicht mehr aufhalten und bat mich aus Radiant Garden zu verschwinden. An dem Tag brach er mein Herz und ließ mich mit diesem tiefen Schmerz in der Brust zurück, doch heute ist mir klar, dass er mir auf diese Weise zeigen wollte, dass ich ihm doch irgendwo noch wichtig war und mich nicht in all das hineinziehen wollte. Weil ich die einzige war, der er jemals wichtig gewesen bin. Als ich zurück ins Schloß kehrte, fand ich die Räume leer vor. Es war als ob den Gängen das letzte bisschen Licht genommen wurde und mit ihm jegliche Wärme, die einst hier herrschte. Selbst angeschlagen von meinem eigenen Scheitern machte ich mich auf den Weg zu Ansem's Büro, den ich zwar schweigend jedoch mit einem Blick erfüllt von Panik in den Augen vorfand. Eine Vorahnung machte sich in mir breit als er mich direkt ansah. „Laia, die Türe wurde geöffnet. Ich habe ihnen immer wieder verboten, sich den dunklen Mächten hinzugeben aber ich habe versagt. Sie haben sie gefunden. Die Türe zur Dunkelheit und jetzt...können sie nie mehr zurück. Es ist alles meine Schuld, Laia. Wieso habe ich nicht auf dich gehört?“ Ich schwieg über seine Worte und bahnte mir stattdessen den Weg durch den einzigen geheimen Durchgang hinter Ansem's Schreibtisch, der zu den unterirdischen Laboren führte. „Bitte geh nicht dort rein! Du wirst es nicht ertragen können! Bitte, ich flehe dich an, Laia!“ Mein Kopf überhörte seine flehenden Worte während ich einen Fuß vor den anderen setzte. Ich trat in den Computerraum und... Es schmerzt so sehr. Selbst zehn Jahre nach den Vorkomnissen. Ich erinnere mich, dass ich schreien wollte. Die Panik ergriff meinen Körper und hielt ihn gefangen. Doch so sehr ich weinen und schreien wollte, ich blieb stumm und meine aufgerissenen Augen waren starr auf die leblosen Körper meiner Freunde...meiner Familie gerichtet. Ienzo, Aeleus, Even...Dilan und Braig...sie alle lagen am Boden und rührten sich nicht mehr. Ich ging auf den leblosen Körper meines Bruders zu und meine zitternde Hand streckte sich ihm entgegen. Sein Gesicht war kalt. Als ob ihm jegliches Leben aus dem Körper entzogen wurde. Ich hörte nur mein eigenes klägliches Wimmern als ich durch sein Gesicht streichelte. „Bruder...mein Bruder...warum? Warum habe ich nichts getan?“ Ja, ich habe mich in dem Moment selbst bemitleidet aber nicht um meinetwillen, sondern weil ich nichts getan habe und das Schlimmste hätte verhindern können. Dilan hatte immer zu mir gesagt, dass ich im Kontrast zu ihm stünde. Natürlich war ich schwächer als er aber ich war der gute Geist, der über ihn wachte. Das einzige Überbleibsel an Gutem, was in seinem Leben geblieben war und ihm dem richtigen Weg ebnete. Ich habe auf diesem Weg versagt. Ich hätte etwas tun können, damit er nicht in diese Experimente mit reingezogen wird und nun hatte er mit seinem Leben dafür bezahlt. Eine ganze Weile kniete ich neben seinem leblosen Körper und zog mit dem Finger die markanten Züge seines Gesichts nach. Er wurde mir genommen. Ich war keine gute Schwester, ich habe ihn mit Braig verraten, obwohl Dilan mir immer wieder gesagt hatte, ich sollte mich von diesem Herumtreiber fernhalten. Es war mein Geheimnis. Das erste Mal in meinem Leben, dass ich ihm etwas nicht erzählt habe. Familie heißt Vertrauen. Ich habe dieses Vertrauen missbraucht und diese Liebe, die ich zu Braig empfand, hat mir Dilan am Ende entrissen. Meine Stirn ruhte auf der von Dilan und ich bemerkte nicht als Ansem in den Raum trat und sich hinter mich stellte. „Gib dir nicht die Schuld. Am Ende warst du die Einzige, die richtig gehandelt hat. Ich habe mich von meinem Schüler Xehanort verleiten lassen und war zu blind seine wahren Absichten zu erkennen und am Ende konnte ich sie nicht mehr aufhalten. Nun haben sie alle ihre Herzen an die Dunkelheit verloren. Du solltest gehen, Laia. Bevor die Dunkelheit sich auch dein Herz holt.“ Ich schwieg auf Ansem's Worte und blickte rüber zu Braig's Körper. Wut. Hass. Zorn. All diese Gefühle strömten durch meinen Körper und stellten sich der Kälte entgegen. Wenn er nicht gewesen wäre...und wenn dieser verdammte Xehanort hier nie aufgetaucht wäre... Ich hatte keine Zeit länger darüber nachzudenken. Ein Beben erschütterte das Schloß und ich spürte eine dunkle Macht aus den Tiefen der Labors zu uns hinaufkriechen und mit ihr kamen...die Herzlosen. Ich spürte, wie Ansem mich grob am Arm packte und mich direkt ansah. „Wir müssen hier weg, Laia! Reiß dich zusammen! Wir können im Moment nichts mehr für sie tun! Wir müssen verschwinden!“ Er wartete meine Antwort nicht ab, ich warf einen letzten Blick auf meine Liebsten, dann folgte ich ihm. Ich spürte die dunklen Mächte in meinem Rücken und wie sie immer näher kamen. Es blieb mir nichts anderes übrig als Ansem zu folgen. Was sollte ich noch hier an diesem Ort, der nun von der Dunkelheit heimgesucht wurde? Ich ließ mein Leben und meine Vergangenheit zurück als Ansem mir die Hand reichte und wir zusammen durch einen der dunklen Korridore in die Welt der Schatten flüchteten. Mit dem Durchschreiten starb die Trauer in meinem Herzen und ließ am Ende nur den Gedanken an Vergeltung zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)