My Heartbeat 2.0 von BexChan ================================================================================ Kapitel 6: Laia - Bericht VI ---------------------------- Mein erster Kuss. Ich kann mich daran erinnern als ob es erst gestern gewesen war und eigentlich ist es auch ein bisschen traurig. Braig war nicht der Typ, der gerne seinen Geburtstag feierte aber nachdem ich mich bei den anderen umgehört hatte und herausfand, wann er Geburtstag hatte, begann ich eine kleine Feier zu organisieren. Mit den besten Absichten ihm damit eine kleine Freude zu machen, holten Dilan und Aeleus ihn schließlich von seinem Wachposten ab. Als er in den Aufenthaltsraum trat und die gedeckten Tische sowie die unzähligen Flaschen Bier sah, die ich mit Mühe geordert hatte, staunte er nicht schlecht. Dilan offenbarte ihm auf Braig's Frage, wer das denn geplant hätte, dass Braig sich bei mir bedanken sollte, da ich das alles eingefädelt hätte. Die Feier lief eher ruhig ab, allerdings fiel mir auf, dass Braig mich die ganze Zeit über kritisch musterte und mir hin und wieder böse Blicke zuwarf. Ich schaute an dem Abend das erste Mal zu tief ins Glas. Ich vertrug nicht viel Alkohol, dennoch veranstaltete ich ein kleinen Trinkwettbewerb zwischen Dilan und mir. Er ließ eine Flasche seines guten Sake's springen und so lief es darauf hinaus, dass ich am Ende gefühlte zwanzig Shots intus hatte und irgendwann nur noch lachend am Tisch saß. Braig erklärte sich nach einiger Zeit bereit mich auf mein Zimmer zu bringen, damit das Sweetheart ihren Rausch ausschlafen könnte. Auf dem Weg in meinen Raum hatte Braig einen Arm um mich gelegt, redete aber kein Wort mit mir. Auf meine Frage hin, ob er sich nicht amüsieren würde, antwortete er nur, dass er mich nicht um eine Feier gebeten und was ich mir dabei gedacht hätte. Ich versuchte freundlich zu bleiben und entgegnete, ob er sich nicht doch ein bisschen freuen würde. Als ich keine Antwort von ihm erhielt, stimmte dies mich zunehmend traurig. Hatte ich einen Fehler begangen? Ich merkte, dass mir etwas schwindelig wurde und bat Braig, mit mir einen Moment an die frische Luft zu gehen. Er verdrehte zwar die Augen, lehnte meine Bitte aber nicht ab und ging mit mir in den Blumengarten, der außerhalb des Wohnviertes lag. Dort setzte ich mich auf den Rand des großen Brunnens und bemerkte, wie Braig sich mit dem Rücken von mir abwandte. „Ich...ich wollte dir doch nur eine Freude machen. War das denn so falsch?“ Ich spürte, wie mir die Tränen unter dem aufgesetzten Lächeln kamen, doch ich erhielt keine Antwort. „Du...du musst mich wirklich sehr hassen.“ Darauf drehte sich Braig endlich zu mir um und setzte sich neben mich. „Verdammt, nein! Ich hasse dich nicht. Ich verstehe es nur nicht. Warum du das alles für mich tust. Und hör bitte auf zu weinen, du siehst furchtbar aus.“ Er wirkte so unbeholfen, so als ob er vielleicht doch etwas anderes sagen wollte, er aber nicht wusste, wie er es mir sagen sollte. Ich schaute auf meine Knie. „Ich wollte...dich lächeln sehen. Aber anscheinend habe ich nur das Gegenteil erwirkt. Es...tut mir so leid.“ Warum stimmte es mich so traurig? Der Alkohol hatte sich zwar gefestigt aber ich war noch bei vollem Bewusstsein und ich merkte eindeutig, wie mir die Tränen kamen. Dann merkte ich, wie Braig seine Hand hob und mir vorsichtig die Tränen aus dem Gesicht strich. „Du musst dich nicht entschuldigen. Du hast es gut gemeint. Und jetzt hör bitte auf zu weinen.“ Ich blickte zu ihm hoch. Ich dachte, mein Herz zerspringt mir gleich in der Brust als ich in seine braunen Augen sah. Sah ich da einen Lächeln in seinem Gesicht? Ich spürte, wie meine Wangen sich röteten. „Ich wollte dir so gerne noch etwas schenken. Einfach, um dir eine Freude zu machen. Jetzt habe ich noch nicht mal ein Geschenk für dich.“ Erneut streichelte er mir sanft durch die Haare. „Sweetheart, das ist lieb gemeint aber ich brauche nichts. Alleine die Feier...das ist schon Geschenk genug.“ Was mich auf die nächste Frage veranlasst hatte, ich denke, ich war mir vollkommen bewusst, worauf ich abziehlte. „Gibt es nicht...irgendetwas, was ich dir schenken könnte?“ Dann sah ich etwas sanftes, etwas beruhigendes in seinen Augen und ich spürte, wie Braig vorsichtig mein Kinn ergriff. „Doch. Ich denke, da gibt es vielleicht etwas.“ Die Feier, der Garten, die Geräusche um mich herum...alles war auf einmal nicht mehr von Bedeutung als Braig seine Lippen auf meine legte. Meine Augen weiteten sich und ich spürte, wie mir Tränen die Wangen runterliefen. Langsam schloss ich meine Augen und gab mich seinem Kuss hin. Zaghaft erwiderte ich die Berührung seiner Lippen und legte meine Hände auf seine Schultern. Seine Hand hingegen wanderte von meinem Kinn auf meine Wange und zog mich näher zu ihm. Ich weiß nicht mehr, wie lange wir an dem Brunnen saßen. Für eine ganze Weile dachte ich, dass die Zeit stehen geblieben wäre aber ich war so glücklich. Ich wollte ihn nicht mehr loslassen. Ich wollte, dass er bei mir bleibt. Ich fuhr durch sein schwarzes Haar, sog den Duft seiner Haut ein, lauschte den Seufzern seiner dunklen Stimme. Als er von mir abließ, bemerkte ich, wie stark mein Herz in meiner Brust raste. Meine Wangen waren erhitzt und langsam richteten wir uns auf. Braig brachte mich danach wirklich auf mein Zimmer oder besser gesagt trug mich. Durch die Intensität des Kusses war mir noch schwindeliger geworden und ich konnte nicht richtig laufen. In meinem Zimmer angekommen legte Braig mich sanft auf mein Bett und streichelte durch meine Haare. „Du solltest nicht mehr so viel trinken, das steht dir nicht. Schlaf dich erst mal aus.“ Einen Moment schaute ich Braig noch an und bemerkte, wie er lächelte. „Danke, Laia.“ Dann verließ er den Raum und ich fiel in einen tiefen Schlaf. Als Braig mir am nächsten Tag bei der Wacheablösung entgegen kam, lächelte er mich verschmitzt an. Ich konnte dieses Lächeln nur erwidern, legte mir, als er an mir vorbeigegangen war, die Hände auf die Brust weil ich das Pochen meines Herzen immer noch spüren konnte und lächelte. „Das...war mein erster Kuss.“ Ich berührte meine Lippen mit den Fingerspitzen und kicherte verlegen. Mein Herz hatte ich anscheinend schon lange davor verloren, bevor ich mich der Dunkelheit zuwandt und zu einem Niemand wurde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)