My Heartbeat 2.0 von BexChan ================================================================================ Kapitel 5: Laia - Bericht V --------------------------- Meine Beziehung zu Braig festigte sich spätestens, nachdem mein Training als Gardistin vollends abgeschlossen war. Allerdings beschränkte sich die anfängliche Konversation eher darauf, dass er zu mir kam, mir einen sarkastischen Spruch um die Ohren warf, wir daraufhin eine Auseinandersetzung hatten und es meist damit endete, dass er sich mit einem Grinsen auf den Lippen verzog. So ging es die Monate nach Beendigung meines Trainings immer wieder, doch fragte ich mich immer mehr, ob die Art, die er an sich hatte mit Menschen umzugehen, eher ein Hilferuf war, der aber nach wie vor unerhört blieb. Obwohl er sich meist versuchte von mir fernzuhalten, suchte ich hin und wieder die Konversation zu ihm, um ihn näher kennenzulernen, allerdings gab er mir relativ wenig bis gar nichts über sich bei mir preis. Es kam mir eher so vor, als sei es Braig unangenehm, dass ich plötzlich versuchte Kontakt zu ihm aufzubauen. Anscheinend war er es nicht gewohnt, dass jemand Zeit mit ihm verbringen wollte. Obwohl sein Blick dabei kühl und arrogant blieb, las ich in seinen Augen doch die Einsamkeit, die ihn umgab. Vielleicht genoss er doch auf eine Weise, dass jemand sich für ihn interessierte. Es war wohl genau diese abweisende und arrogante Art, die mich immer mehr zu Braig trieb. Er war anders als die anderen, sprang aus der Reihe, nahm kein Blatt vor den Mund und hatte im Kampf, so wie ich bereits im Training und danach feststellen musste, einiges auf dem Kasten. Diese rebellische Art, die ich nicht besaß und die Erfahrung, die er mit sich brachte...ich muss dazu sagen, dass Braig um einiges älter war als ich aber Menschen machen schon komische Sachen wenn sie verliebt sind, oder? Wenn Braig mich aufzog, blieben anzügliche Bemerkungen nicht aus. Anfangs waren sie mir unangenehm. Ja, genau das war es, was er immer als Begründung nahm, um mich aufzuziehen. „Laia, du bist so jung und so unschuldig.“ Ja, ich war unerfahren auf vielen Arten von Gebieten, das gab ihm aber nicht das Recht, mich andauernd mit anzüglichen Sprüchen aufzuziehen. Zu solchen Momenten kam es recht häufig, allerdings schweißte es uns wohl mehr zusammen als ich eines Tages gegen einen riesigen Unversierten im Schloßpark kämpfte, ich ihn zwar niederrang, er mich aber so arg verletzte, dass ich mir das rechte Bein brach. Braig war der erste gewesen, der mich fand und anschließend aufnahm, um mich auf die Krankenstation zu bringen. Während ich versorgt wurde, blieb er die ganze Zeit bei mir und ich war mir sicher, dass ich einen Hauch von Sorge in seinem Blick gesehen hatte. Es kam wohl unerwartet für ihn als ich vorsichtig seine Hand nahm und leise „Danke, Braig.“ sagte. Darauf erwiderte er sanft meinen Händedruck und antwortete mit belegter Stimme „Gern geschehen.“ Ich denke, dieser Moment war der Auslöser, der uns danach immer mehr zusammenbrachte. Natürlich war ich es eher, die danach immer wieder auf Braig zukam. Als er einen Abend nicht zum Essen im Speisesaal erschien und mein Bruder es war, der an dem Abend uns wieder mit seinen Speisen überrascht hatte, da er ja gerne nebenher kochte, schnappte ich mir ein paar der leckeren Häppchen und suchte Braig in den Gängen des Schloßes auf. Wieder fand ich ihn alleine an einer Mauer gelehnt, schweigsam und in Gedanken vertieft wie immer. Auf seine Frage hin, was ich hier mache und ich nicht im Speisesaal sein sollte entgegnete ich, dass ich ihm extra etwas zu Essen rausgeschmuggelt habe, da er ja mal wieder nicht aufgetaucht sei und er etwas Essen müsste. Nach einem Hin und Her überredete ich ihn jedenfalls die Häppchen zu essen. Ich folgte ihm auf die Wasserstraße in der Nähe von Energiereaktor, wo wir uns auf die Mauern setzten und zusammen die Speisen zu uns nahmen. Braig schien es sichtlich zu irritieren, dass ich mich so viel mit ihm beschäftigte. Ich lächelte ihn an und antwortete sanft „Du bist genauso ein Teil von mir wie mein Bruder und die anderen hier. Ihr seid meine ganze Familie und ich lasse meine Familie nicht im Stich.“ Ich glaube, an dem Abend das erste Mal sein dunkles Herz berührt zu haben. Auf meine Aussage hin sah ich einen Ausdruck auf seinem Gesicht, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Waren das Schmerz? Trauer? Erleichterung? Vielleicht wurde ihm auch bewusst, dass es auch Menschen gab, denen er nicht ganz egal war. Dann fuhr er mir zaghaft über die Wange, streichelte mir ein paar Haarsträhnen aus der Stirn und flüsterte. „Laia...du hast...so wunderschöne blaue Augen.“ Ich spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg als er mich daraufhin anlächelte. Dann wandte er allerdings seinen Blick ab. Weinte er etwa? Ich rückte näher an ihn heran, lehnte meinen Kopf an seiner Schulter und ergriff seine Hand. Als er den Druck meiner Hand erwiderte, legte sich ein zufriedenes Lächeln auf meine Lippen, doch kam ich an dem Abend zu einer weiteren Erkenntnis. Mein Herzschlag war an dem Abend höher als zuvor. Konnte es sein, dass ich anfing mich in Braig zu verlieben? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)