Niichan von MariLuna ================================================================================ Kapitel 24: Kapitel 24 ----------------------   Kapitel 24   Seine innere Uhr (und die des Technodromes) sagen ihm, dass es früher Abend ist, allerdings ... blinzelnd starrt Kazuo in den Himmel - den Lichtverhältnissen nach ist es hier noch heller Tag. Und es ist saukalt. Kazuo schnieft einmal und haucht in seine klammen Hände, bevor er seinem Niichan und den beiden Mutanten weiter dabei hilft, schwere Metallbehälter auf den schon bekannten, diesmal von einem schwebenden Roboter gezogenen, Handwagen zu wuchten. Der Roboter gehört zum Arbeitstrupp, der im Auftrag Euer Gnaden die äußeren Schäden am Technodrome beseitigt. Für die Dauer, die sie benötigen, um die zwei Dutzend Behälter in den Laderaum zu bringen, ist er eine Leihgabe. Die Behälter und ihr Inhalt - laut Krang handelt es sich dabei um Lebensmittel - gehörten wohl mit zum Deal. Diesen Teil müssen sie irgendwie verpasst haben, aber schließlich waren sie bei dem Gelage auch mit ganz anderen Dingen beschäftigt als damit, Krang und seine Geschäftspartnerin zu belauschen. Kazuo schert es letztendlich auch nicht besonders. Er ist froh, mal für ein paar Minuten raus an die frische (und sehr kalte) Luft zu kommen. Und wenigstens brauchen sie sich diesmal keine Sorgen um Gar'taks oder ähnliches zu machen. Um Störungen vorzubeugen, hat der Arbeitstrupp eine Art Energiebarriere um das gesamte Technodrome gezogen. Da kommt keine Fellkugel mit Zähnen mehr durch. Am Technodrome herrscht rege Geschäftigkeit, überall wird gehämmert, geschraubt und geschweißt, aber sie werden in Ruhe gelassen. Zu Beginn kam der Vorarbeiter, um ihnen zu zeigen, wo die Behälter stehen, aber der brüllt schon längst auf der anderen Seite der rollenden Kampffestung seine Anweisungen. Rocksteady und Bebop - stellt Kazuo beeindruckt fest - sind verdammt stark, jeder von ihnen kann einen dieser Behälter problemlos alleine zu dem Handwagen tragen, während Kazuo und Shredder das nur gemeinsam schaffen. Auf den Wagen passen fünf Behälter, er fährt also mehrmals hin und her. Er ist gerade das dritte Mal leer zurückgekommen und sie wenden sich gerade der nächsten Ladung zu, da sieht Kazuo, wie sein Bruder kurz die Augen zusammenkneift und sich über die Stirn reibt, bevor er leicht schwankt. Sofort ist er bei ihm und legt ihm stützend einen Arm um die Taille. „Okay. Den Rest machen Rocksteady und Bebop alleine. Du legst dich hin." „Hey“, protestiert sein Bruder sofort. „Was soll das? Mir geht’s gut. Wir haben noch neun Behälter, die wir-“ „Das schaffen Bebop und Rocksteady auch allein!“ fährt ihm Kazuo scharf ins Wort. Sein Griff um Shredders Taille festigt sich und dazu nimmt er noch dessen linken Arm und legt ihn sich vielsagend über die Schulter. Als Shredder wieder protestieren will, rufen die beiden Mutanten wie aus einem Munde ein saloppes, aber unmißverständliches: „Bye-bye!“ und unter dieser deutlich zur Schau gezeigten Einigkeit bleibt Shredder nichts anderes mehr übrig, als sich zu fügen. Wenn auch zähneknirschend.     „Verdammt, Niichan!“ ruft Kazuo aus, als sie in ihr Quartier stolpern. Auf den letzten hundert Metern hat er es wirklich bereut, seinen Bruder hier hoch geschleppt zu haben. Der Kerl macht sich doch extra schwer, oder? Grummelnd lehnt er ihn mit dem Rücken an die Tür und hält ihn mit einer Hand an der Jacke fest, während er erst sich selbst und dann ihm die Schnürschuhe auszieht. Shredder grinst nur in sich hinein und läßt ihn machen. Er denkt nicht daran, auch nur einen Finger zu rühren. Das hat sich Kazuo selbst zuzuschreiben. Und er kann nicht behaupten, dass es sich nicht irgendwie gut anfühlt, wenn sich Kazuo so um ihn kümmert. Wie er jetzt so nah vor ihm steht und den Reißverschluß seiner Jacke für ihn aufzieht – der Anblick hat schon was. Diese Mischung aus leichter Gereiztheit, Ernsthaftigkeit und Sorge auf seinen feingeschnittenen Zügen … er muß sich wirklich sehr beherrschen, ihn nicht zu küssen. Ihm ist wirklich schwindlig und seine Kopfschmerzen bringen ihn noch einmal um, aber die Nähe seines Bruders, seine Fürsorge, dieser sanfte Glanz in seinen Augen – all das fährt ihm nicht nur mitten ins Herz, sondern auch direkt unter die Gürtellinie. Kazuo schlüpft selbst aus seiner Jacke (die eigentlich Shredder gehört) und lässt sie achtlos zu der anderen auf den Boden gleiten, er hält sich gar nicht damit auf, sie ordentlich aufzuhängen, so eilig hat er es, seinen Bruder ins Bett zu packen. Shredder grinst matt. Das hier erinnert ihn sehr an eine ähnliche Situation, nur mit vertauschten Rollen. Und so packt er seinen Bruder, sobald ihn dieser aufs Bett wuchtet, am Kragen und zieht ihn mit sich auf die Matratze. „Ah... Saki?“ Doch der schlingt nur seine Arme um ihn, hascht nach seinen Lippen und hat ihm schon eine Minute später die Zunge in den Hals gesteckt, um seine Mundhöhle gierig zu plündern. Es dauert nicht lange, dann hat Kazuo die Kontrolle über diesen Kuß an sich gerissen. Er drängt Shredders Zunge zurück und macht sich im Gegenzug daran, nun über dessen Mund herzufallen, während er ihn gleichzeitig an den Handgelenken packt und diese links und rechts von seinem Kopf ins Kissen drückt. Derart gefangen, keucht Shredder leise auf und drängt sich ihm unwillkürlich entgegen. Für einen gar nicht so kleinen, schwachen Moment ist Kazuo versucht, damit weiterzumachen, doch seine Vernunft siegt, und so wandelt er seinen stürmischen Kuß in etwas ruhiges und zärtliches um, läßt schließlich Shredders Handgelenke los und während er sich neben ihn auf die Matratze sinken läßt, zieht er ihn mit einer einzigen, geschmeidigen Bewegung derart in seine Arme, dass Shredders Kopf auf Kazuos Brust zu liegen kommt. Direkt über seinem Herzen. Shredder ist enttäuscht, aber weil er die Ironie dahinter erkennt – schließlich hat er Kazuo genau so gehalten, genau hier, vor einer Woche, als er ihn hierher entführte – kann er damit leben. Und dann landen Kazuos Finger in seinem Haar und er kann nicht anders als sich seufzend an ihn zu schmiegen. „Liebe dich...“ nuschelt er gegen den weichen Sweaterstoff. „Ich dich auch“, lächelt Kazuo zurück, und meint dann, nach einem kurzen Schweigen, in dem er einfach nur diesen Moment genießt: „Schlaf, Saki. Ich verspreche dir, ich wache über deinen Schlaf. Ich und der Bordcomputer. Dir passiert nichts. Du hast mein Wort.“ Sein Bruder gibt nur ein erneutes Seufzen von sich, verkrallt seine Finger in seinem Sweatshirt und kuschelt sich noch enger an ihn. Kazuos Wärme, sein Duft, sein fester, solider Körper unter ihm, die gleichmäßigen Bewegungen seiner Hand in seinem Haar und vor allem sein beständiger, ruhiger Herzschlag – all das lullt ihn allmählich ein. Und ehe er es sich versieht, ist er tatsächlich eingeschlafen.     Sein Niichan. Sein Saki. Versonnen spürt Kazuo dem Gefühl des seidigen Haares zwischen seinen Fingern nach, der warmen Haut seines Nackens ... der Bewegungen seines Oberkörpers bei jedem Atemzug ... er spürt den Druck seines Körpers, sein Bein, das sich über seine geschoben hat, schwer und so präsent ... seine Finger, die sich fest in seinen Sweater krallen ... Das Verlangen, das immer noch in Kazuo brennt, verebbt nur langsam unter all diesen Sinneseindrücken. Wenn er ihm nachgegeben hätte, hätte er dann erhalten, was er sich wünscht? Oder hätte Saki ihn wieder ausgetrickst? Dieser Schuft... Leise lächelnd streichelt Kazuo über Sakis Unterarm. Der Sweater ist verrutscht und entblößt viel warme, samtige Haut. Ach, Saki. Gedankenverloren lässt er seine Finger über Sakis Unterarm hinauf zur Schulter und dann zum Nacken wandern, wo er mit den Fingerspitzen die Konturen des großen Knutschflecks dort nachfährt. Er erinnert sich an jede Sekunde in den letzten Tagen, wo er dieses Mal größer und dunkler werden ließ. Er sollte diese Stelle langsam in Ruhe lassen und sich einen anderen Platz für ein Liebesmal suchen. Plötzlich regt sich Saki ein wenig und Kazuo hält sofort erschrocken den Atem an. Aber als nichts weiter geschieht, entspannt er sich sofort wieder. Ich liebe dich, Saki. Dann, von einer Sekunde auf die andere, schlägt sie die Krallen in sein Herz - die Angst, ihn zu verlieren. Was ist ... Was ist, wenn er doch Recht hat mit seinem Sci-Fi-Horror-Verdacht? Es würde nichts an seinem Gefühlen ändern, er würde ihn immer noch abgöttisch lieben, aber - er muss es endlich wissen!     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)