Bittersweet Apologies von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: What goes around, comes around ----------------------------------------- Nachdem er lautstark die Tür hinter sich geschlossen und Yuu allein im Zimmer zurückgelassen hatte, blieb Mika noch für einige Sekunden auf dem Flur stehen, bevor er mit der Zunge schnalzte und die Treppen runter- und zur Tür ging, die aus dem Haus führte um einen kleinen Spaziergang draußen zu machen, da er hoffte, dass er sich dadurch auf andere Gedanken bringen konnte.   Ziellos lief er am nahegelegenen Strand entlang und beobachtete von Zeit zu Zeit die Wellen, die gegen die Felsen schlugen, tief in Gedanken versunken.     „Es war nicht deine Schuld.“     Natürlich war es das. Ich bin dafür verantwortlich, was passiert ist. Ich allein.     Dachte Mika, während er sich an die Unterhaltung mit Yuu zuvor erinnerte.     …Ich hätte mich aufhalten sollen. Hätte bemerken müssen, dass er schwächer und schwächer wurde. Dass er sich nicht gut fühlte. Dass ich ihm zu viel Blut entzog.   Aber stattdessen…hab ich einfach weitergemacht. Weil ich gierig war. Zu gierig. Hab mich in das Monster verwandelt, das ich nie werden wollte, das sich um nichts außer Blut schert. Und deswegen…hab ich beinahe die Person getötet, die mich eigentlich einen Teil von meiner Menschlichkeit bewahren lässt und die mir alles bedeutet…   …Ich bin nicht besser, als all die anderen Vampire…     „Ich weiß, dass du nicht wie die anderen Vampire bist und dass du auch nie so wie sie sein wirst.“     Nein, Yuu-Chan. Ich bin bereits einer von ihnen. Vielleicht sogar schlimmer als sie. Ein hässliches Monster ohne jeglichen Verstand, das nicht einmal das beschützen kann, was ihm am wichtigsten ist.   Und trotzdem…sagst du, dass nichts von alledem meine Schuld sei? Obwohl ich dich so sehr verletzt hab und dir fast das Leben genommen hab?   …Ich verdiene das nicht. Dein Mitgefühl, oder deine Freundlichkeit. Deine Wärme…oder dein Lächeln. So umsorgt zu werden, oder von dir so behandelt zu werden.   …Ich verdiene dich nicht…     Mit einem stechenden Schmerz in der Brust, wo sein Herz einst schlug, lief Mika für eine kleine Weile länger am Strand entlang und versuchte dabei sein Bestes um sich von seinen negativen Gedanken so gut es ging abzulenken, bis er sich irgendwann dazu entschloss den Rückweg anzutreten.   Als er endlich zurückgekehrt war und das Haus betrat, war das Team in ihrem sogenannten Wohnzimmer versammelt und zurzeit in irgendein Brettspiel vertieft.   Obwohl sie bemerkt hatten, wie hastig er zuvor das Haus verlassen hatte, sagte niemand etwas, sondern taten nur so, als ob sie nichts mitbekommen hätten.   Nicht, dass Mika das viel ausmachte. Er scherte sich nicht im Geringsten um sie, noch war er an ihnen auf irgendeine Weise interessiert und ihnen zu vertrauen kam gar nicht erst in Frage. Der einzige Grund, warum er sie tolerierte, war, weil er ihnen noch etwas dafür schuldete, dass sie ihm damals in Nagoya das Leben gerettet hatten, mehr nicht.   Deswegen…und weil Yuu glücklich zu sein schien, wenn er bei ihnen war. Viel lächelte und lachte…so wie er es in Sanguinem damals getan hatte.   Und das war alles, was Mika je wollte. Ihn glücklich zu machen und dieses wunderschöne Lächeln von ihm noch einmal zu sehen…   Wo man gerade von ihm sprach…Er war der einzige, den Mika nicht unter den anderen entdecken konnte, als er an ihnen vorbeiging um die Treppe zu erreichen, die in den oberen Stock führte.   Yuu war ihm nicht aus dem Haus gefolgt, soviel konnte er sagen, aber er dachte nicht weiter darüber nach und nahm einfach an, dass er nur etwas frische Luft schnappen war und deshalb selbst einen Spaziergang machte.   Eigentlich war Mika froh darüber, dass er ihm im Moment nicht begegnen musste, da er nicht ganz wusste, was er zu ihm sagen sollte nach ihrem kleinen Streit, wenn man es so nennen konnte, und auch…besonders, wenn er sich an seinen Gesichtsausdruck erinnerte, als er ihn auf dem Bett gefesselt hatte.   Er hatte Yuu nur damit Angst machen wollen, wollte ihm zeigen, dass er jedes Recht dazu hatte vor ihm Angst zu haben, dass er eines Tages vollständig von seinen Vampirinstinkten überwältigt werden könnte ohne in der Lage zu sein sich länger unter Kontrolle zu halten…hatte ihn damit beschützen wollen…   Allerdings, ein Blick in seine Augen, die zwar aufgrund dieser plötzlichen und unerwarteten Aktion mit Erstaunen erfüllt waren, aber nicht mit Angst, oder Ekel…und angesichts der Tatsache, dass er weder panisch gewesen war, noch überhaupt irgendwelche Anzeichen von Widerstand zeigte, verrieten ihm, dass er offensichtlich versagt hatte.   Mika wusste nur zu gut, dass er ehrlich gewesen war, als er sagte, dass er keine Angst vor ihm hatte und wie er ihn kannte, würde er das wahrscheinlich auch nie, egal wie viele Male er ihn beinahe töten würde, oder wie sehr er sich immer und immer in ein Monster verwandeln würde.   Und das war etwas, was Mika absolut nicht verstehen konnte. Wie er ihm nach diesem Zwischenfall noch immer so vertrauen konnte, ohne auch nur einmal zu zögern…und befürchtete, dass dieses Vertrauen eines Tages seinen Tod bedeuten könnte.   Ohne dem Team länger Beachtung zu schenken, ging Mika schweigend die Treppen hinauf.   Nachdem er dem kleinen Flur oben etwas gefolgt war, stand er schon bald vor dem ihm zugewiesenen Zimmer, von dem er zum ersten Mal froh war es zu besitzen seit sie hier lebten, da er sonst keinen Ort gehabt hätte, an dem er hätte allein sein können…und hätte Yuu vorläufig nicht meiden können.   Aber auch dieser Plan wurde in dem Moment, in dem er die Tür seines Zimmers öffnete, zunichte gemacht:   Yuu lag auf der Seite auf seinem Bett, mit dem Kopf auf dem Kissen, geschlossenen Augen und leicht geöffneten Lippen, während sein Atem leise und gleichmäßig war, wobei Mika hätte schwören können, dass er sogar ein ganz leichtes Schnarchen vernehmen konnte.   Da er nicht erwartet hatte, dass er noch immer da sein würde und leicht überrascht war ihn so friedlich schlafend vorzufinden, erschien kurz ein erstaunter Blick auf Mika’s Gesicht, bevor sein Gesichtsausruck wieder weicher wurde und er sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen konnte, das sich bei diesem Anblick auf seinen Lippen bildete.   Leise, um ihn nicht zu wecken, schloss er die Tür hinter sich und ging auf das Bett zu, bis er direkt davor stand und setzte sich an die Bettkante.     Schläft wie ein Stein, was?     Dachte er, während er den schlafenden Yuu betrachtete und streckte eine Hand nach ihm aus um ihm etwas Haar aus dem Gesicht zu streichen…aber hielt in letzter Sekunde inne, während sein Lächeln langsam verschwand, als Bilder eines bewusstlosen Yuu’s ihm erneut durch den Kopf schossen und so zog er seine Hand wieder zu sich zurück, bevor er seinen Blick geradeaus richtete, gefolgt von einem Seufzen.     Was mach ich hier eigentlich? Obwohl ich doch…etwas Abstand für einige Zeit zwischen uns bringen wollte, bevor…ich ihm noch mehr wehtue. Ich meine…es ist meine Schuld, dass er so erschöpft ist, dass er so viel Schlaf braucht.   Und um ehrlich zu sein…weiß ich gar nicht so recht, was ich überhaupt zu ihm sagen soll nachdem ich…wortwörtlich vorhin vor ihm wegerannt bin…   Deshalb sollte ich mich besser beeilen und einfach gehen, bevor-     Plötzlich hörte er wie sich etwas bewegte, was seine Gedanken unterbrach, und nur Sekunden später…spürte er wie ein paar Arme sich von hinten um seine Hüfte schlangen.   „…Es tut mir Leid…“, entschuldigte sich Yuu mit leiser Stimme und vergrub sein Gesicht in Mika’s Rücken, während er seinen Griff um ihn festigte, „Alles…war meine Schuld. Es tut mir Leid…“   „…Nein, war es nicht, Yuu-Chan.“, versicherte ihm Mika mit gleich leisem Ton und spürte dabei wie sei Gesicht ganz leicht wärmer wurde aufgrund ihrer Nähe, „Es ist meine und meine allein. Ich bin dafür verantwortlich, was passiert ist. Ich weiß nur zu gut, wie es sich anfühlt von einem Vampir gebissen zu werden. Wie schwer es ist diesem angenehmen Gefühl zu widerstehen, das man verspürt, während man seinem Blut beraubt wird…Wie sehr man denkt ‘nur noch ein kleines bisschen länger’, ohne zu merken, wie es dich langsam tötet…ich weiß das. Deshalb hätte ich mehr Acht geben sollen, hätte mehr auf dich aufpassen sollen, aber stattdessen…bin ich schwach geworden. Hab gegen meine eigenen Instinkte verloren…und hab dir wehgetan…“   „Mika, das ist nicht-“   „Das ist alles, was ich je tue. Dir wehtun und dein Leben in Gefahr bringen…Bin noch nicht mal in der Lage dich vor mir selbst zu beschützen. Ich bin so ein Versager. Ein Monster…“   „Hör endlich auf so von dir zu sprechen!“, protestierte Yuu, da er es hasste wenn er sich selbst so fertig machte, „Ich hab doch schon gesagt, dass es mir nichts ausmacht, dir mein Blut zu geben, oder? Und egal, was passiert ist, ich denke immer noch so. Okay, vielleicht ist dieses Mal was schiefgelaufen, aber das war ganz allein meine Schuld, dass ich dich nicht rechtzeitig gewarnt hab. Dass ich es übertrieben hab. Aber ich weiß jetzt, wo meine Grenze liegt, deshalb versprech‘ ich dir, dass ich es dich das nächste Mal wissen lasse, sobald ich sie erreicht hab.“   „Und wenn das nicht funktioniert? Wenn ich nicht aufhöre? Wenn ich…die Beherrschung über mich verliere und mich wie jeder andere Vampir verhalte? Mich nicht darum schere zu viel zu trinken und dich letztendlich töte?“   „Mika-“   „Ich will das nicht, Yuu-Chan. Ich…sterbe lieber, als dich je wieder so zu verletzen.“   „Du hast mich nicht verletzt!“   „Doch, hab ich! Das tue ich immer…ich füge dir immer Schmerzen zu, indem ich dir einen Teil deines Lebens wegnehme und dir nie etwas dafür zurückgebe. Ich bin so grausam und selbstsüchtig. Vielleicht wäre es besser, wenn ich einfach-“   Da er endgültig genug davon hatte, wie er sich ständig die Schuld an Dingen gab, für die er nichts konnte und sich wieder einmal selbst so fertig machte, weil er ein Vampir war, nahm Yuu etwas Abstand von ihm.   Während Mika weiter und weiter redete, bemerkte er nicht einmal, dass sein Haar, welches seinen Nacken bedeckte, vorsichtig zur Seite gestrichen wurde und stockte erst mitten im Satz, als er spürte wie Yuu plötzlich zubiss. Sehr fest sogar.   Mika zuckte aufgrund des stechenden Schmerzes zusammen und verkrampfte sich, bis Yuu nach ein paar Sekunden seine Zähne wieder herauszog und etwas Abstand nahm, während seine Arme noch immer fest um seine Hüfte geschlungen waren.   Während er versuchte zu verstehen, was gerade passiert war, legte Mika eine Hand auf seinen Nacken und spürte die noch immer schmerzende Bisswunde, die Yuu ihm soeben zugefügt hatte.   „Autsch! Sag mal, s-spinnst du?!“, rief er und drehte dabei seinen Kopf rum um seinen Freund hinter sich anzusehen, „Das hat verdammt noch mal wehgetan!“   „Oh, hat es?“, fragte Yuu mit leicht sarkastisch klingender Stimme, während er seine Hüfte losließ und den Platz wechselte, sodass er nun direkt neben ihm saß, „Ist auch gut. Dann sind wir jetzt quitt.“   „Huh?!“   „Du hast mich gebissen und ich dich. Und da du ja so darauf bestehst mir wehgetan zu haben, obwohl das gar nicht stimmt, hab ich mir halt die Freiheit genommen dir auch eine Bisswunde zu verpassen. Dadurch sind wir jetzt beide quitt, also hör endlich auf dich zu beschweren.“   „Trotzdem, es bestand absolut kein Grund für dich so fest zuzubeißen! Verdammt noch mal, Yuu-Chan! Du hättest mir gerade Blut entziehen und dich damit selbst in einen Vampir verwandeln können, bist du dir dessen eigentlich bewusst?!“   „…Echt jetzt?“, fragte er und neigte dabei neugierig den Kopf zu Seite.   „Vergiss es einfach.“, entgegnete Mika mit einem schweren Seufzen, „Verrat mir lieber, warum wir dadurch quitt sein sollen! So fühlt es sich definitiv nicht an von einem Vampir gebissen zu werden!“   „Ja, ja, ich weiß.“, sagte Yuu mit einem kleinen Lachen, „Um ehrlich zu sein, wollte ich nur, dass du endlich die Klappe hältst und mit dem ganzen Selbsthass aufhörst. Ich weiß, dass es sich völlig anders anfühlt, wenn du mein Blut trinkst. Obwohl…wo ich jetzt so darüber nachdenke, ich…eigentlich gar nicht weiß, wie ich dieses Gefühl beschreiben, oder mit was ich es vergleichen soll.  Es ist…ich weiß es nicht. Schwer in Worte zu fassen, die dazu passen würden. Angenehm ist nah dran, aber noch nicht genug. Es ist mehr als das…und…“   Plötzlich verstummte Yuu langsam und sah ihn nur schweigend an…eine seltsame Art von Emotion sichtbar in seinen Augen.   Ein Mix aus Neugier, Faszination…aber auch etwas anderem…   „…Was ist?“, fragte Mika verwirrt aufgrund seines plötzlichen Schweigens.   „…“   „Yuu-Chan? Ist…irgendwas?“   „Ähm…Nein. Es…es ist nichts.“, antwortete Yuu endlich mit sanfter Stimme, während er den Kopf schüttelte und ihn ansah, als ob er in einer Art Trance wäre, „Ich…ich will nur was ausprobieren…“   „Und was?“   Aber statt diese Frage zu beantworten…streckte Yuu langsam eine Hand nach ihm aus und ohne den Augenkontakt auch nur ein einziges Mal zu unterbrechen, legte er sie auf seine Wange.   Und ohne ihm die Zeit zu geben um nach der Bedeutung dieser Aktion zu fragen, oder überhaupt zu reagieren…schlossen sich langsam seine Augen, als er sich vorbeugte…und ganz zärtlich, legte er seine Lippen auf Mika’s. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)