#Falterprompt ◊ »Heldin«
#Falterprompt ◊ »Heldin«
Fray ◊ Rizumu
»Wenn ich doch helfen kann, warum sollte ich es dann nicht tun«, fragte Rizumu.
Die Bäuerin vor ihr weinte. »Mein Kind!«, schluchzte sie. »Sie haben meinen Sohn!«
Fray schnaufte und wand sich von der Frau ab. »Sie ist selber Schuld. Es war ihre eigene Entscheidung diesen Handel einzugehen.«
Wodurch die Bäuerin nur noch lauter weinten. Rizumu hingegen stimmte ihm durchaus zu, denn das was sie getan hatte, war ungeheuerlich: Den Piraten den eigenen Sohn als Zahlungssicherheit zu geben… Sie hatte sich auf eine Schutzgeldforderung eingelassen und vereinbart, dass wenn sie nicht zahlen kann, sie ihren heute sechsjähriger Sohn an die Piraten übergab. Das war nun geschehen und somit suchte die Bäuerin verzweifelt nach Jemanden der ihr helfen konnte und war auf Fray und Rizumu getroffen.
Die Schuld der Mutter musste Rizumu gar nicht erst klären, es war der Junge der unschuldig leiden musste und als Dunkelritterin hatte sie gelernt für diese Unschuldigen einzustehen und sie zu schützen und genau das wollte Rizumu tun: Den Jungen retten. Nur stellte sich Fray seit geräumiger Zeit seinen eigenen Lehren entgegen.
Erst vor kurzem hatten sie eine Auseinandersetzung wegen eines Händler gehabt. Oder eher hatte Fray diese, aus dem gleichen Grund geführt, wie jetzt.
»Der Junge kann nichts für seine Situation, er ist vollkommen unschuldig«, argumentierte Rizumu. Gerade als sie weitersprechen wollte, mischte sich die Mutter unter Tränen wieder ein: »mein Sohn ist vollkommen wehrlos«
»Das mag sein, aber wir können nicht jedem helfen«, merkte Fray an, der sichtlich genervt war. Er seufzte auf der Suche nach Argumenten, die seine Schülerin dazu brachten von ihrer Idee abzulassen: »Vor allem: Wie willst du es alleine mit einer kompletten Piratenbande aufnehmen?« Fray klang ihr gegenüber ungewohnt anklagend. »Das ist die Aufgabe des Mahlstrohms und der Gelbjacken! Selbst der Zollbehörde könntest du das überlassen! Die werden den Jungen schon zurückholen.«
Rizumu sah ihren Lehrmeister skeptisch an und rief dann nach ihrer kleinen Begleiterin, die sich vor der kleinen Gruppe verbarg: »Kuplin!«
Kuplin war eine Mogrydame und flog zögerlich auf Rizumu zu. Diese hielt ihr stumm ihre Hand entgegen, was Kuplin sofort verstand. In ihrer Umhänge Tasche bewahrte die Mogry all die Jobkristalle auf, die Rizumu auf ihrer gemeinsamen Reise erhalten hatte. Darunter auch der Kristall der Beschwörer.
Entschlossen hielt die Au Ra ihrem Lehrmeister diesen entgegen. Auch sie gehörte – irgendwie – zur Zollbehörde. Was sollte sie also noch daran hindern, ihr Vorhaben umzusetzen?
Fray reagierte wie gewünscht und lenkte gezwungener Maßen ein. Ohne einen »So wirst du keine Dunkelritterin«-Vortrag zu halten. »Denk daran, dass du nicht alles Leid der Welt tragen kannst.«
Rizumu kannte diesen Satz schon von ihm und nickte lediglich.
»Das ist immer noch ein Selbstmordkommando«, sagte der Dunkelritter und wandte sich ab.
Kuplin nahm währenddessen wieder den Jobkristall an sich und ließ ihn in ihrer Tasche verschwinden. Anschließend ließ sie sich auf Rizumus Kopf nieder. »Was sagst du da, Kupo! Ritumu hat bisher alles geschafft, Kupo!«
»Schon gut, Kuplin«, beruhigte die Abenteurerin ihre Begleiterin. »Fray hat recht. Ich sollte vorsichtig sein. Mir darf kein Fehler unterlaufen.«
»Das heißt, du wirst meinen Sohn retten«, fragte die Bäuerin und schien das erste Mal seit Ewigkeiten Erleichterung, Hoffnung und sogar etwas ähnliches wie Freude zu empfinden.
Rizumu nickte, auch wenn sie Frays Missgunst darüber regelrecht in der Luft spüren konnte.
»Oh vielen, vielen Dank! Ich weiß nicht, wie ich dir das jemals danken soll! Du bist wahrlich eine Heldin! Ich werde hier auf eine Nachricht warten,«
»Schon gut«, sagte Rizumu. »Ich tue es für den Jungen.«
»Trotzdem Danke.«
Rizumu wollte der Bäuerin noch eine Standpauke halten, doch dann hörte sie die unverwechselbaren Schritte von Fray, der sich aufgemacht hatte, um diese Aktion hinter sich zu bringen. Schnell verabschiedete sich Rizumu von der Frau und folgte ihrem Ausbilder.
»Fray«, sagte sie um ihn auf sich aufmerksam zu machen.
»Heldin«, schnaubte er verächtlich, als wäre das Wort an sich schon Gift genug.
»Du hast es mir doch so beigebracht: Der Dunkelritter schützt die Schwachen und Unschuldigen. Er ist der Schild, für all diejenigen, denen Unrecht getan wird.«
»So in etwa. Aber ich habe dir auch beigebracht, dass du nicht alles Leid der Welt auf deine Schultern nehmen kannst.«
Rizumu nickte. Es war nicht so, dass sie ihn nicht verstehen konnte, aber sie konnte einfach nicht nein sagen, wenn jemand sie um Hilfe bat. Besonders nicht, wenn es um ein unschuldiges Kind ging.
»Ritumu ist stark, Kupo! Ritumu ist eine Heldin!«
Unbekümmert zuckte Fray mit den Schultern und erwiederte darauf nüchtern: »Tote Helden retten niemanden...«