Truly, Madly, Deeply... von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: An (un)expected consequence -------------------------------------- „Hm? Wen werden wir denn dann bekämpfen?“, fragte Crowley verwirrt, und warf dabei den Vampir vor sich einen erstaunten Blick zu.   „Einen Gott.“, entgegnete Ferid mit einem hinterlistigen Lächeln, während er die Menschen, die ein paar Meter von ihnen entfernt standen und ihn gerade vor diesem Höllenfeuer gerettet hatten, ansah.   Crowley schaute ihn für einige Sekunden irritiert an, nachdem er das hörte und versuchte die Bedeutung hinter diesen Worten zu verstehen.   „Ferid.“, sagte er ausdruckslos, „Wie wäre es, wenn du nicht die ganze Zeit in Rätseln sprechen würdest?“   „Aber ich tue das gerne.“, sagte Ferid in seiner üblich freudigen Art, während sein Haare wieder auf normale Länge gewachsen waren und ihm nun bis zur Hüfte reichten, ohne mit einer Schleife zusammengebunden zu sein, die im Feuer verbrannt war, „Und außerdem, so macht es doch viel mehr Spaß, findest du nicht?“   „…Sicher.“, entgegnete Crowley mit einem Seufzen, da er ihn schon lange genug kannte um zu wissen, dass er sowieso keine klare Antwort aus ihm herausbekommen würde.   Sie führten ihre Unterhaltung fort, wobei Crowley ihm über das, was in diesen letzten paar Tagen, in den Ferid an diesem Kreuz festgebunden war, passiert war, berichtete, und versuchten so zu tun, als ob sie nicht bemerkten wie ein gewisser blonder Vampir sie aus der Entfernung mit einem skeptischem Blick in den Augen beobachtete.     Ferid Bathory. Ausgerechnet ihn zu retten…     Dachte Mika, als er bei Yuu und seinem Team stand.     War es wirklich das Richtige? Oder…nein. Wir werden definitiv diese Entscheidung bereuen. Mit diesem Bastard zu tun zu haben bedeutet nur Ärger. Und dieses ganze Gerede über Wiederbelebung und die Menschheit zu retten…stinkt einfach nur.   Wir sollten lieber nicht unvorsichtig werden, ansonsten-     „Mika?“, riss ihn eine mehr als vertraute Stimme aus seinen Gedanken, „Ist irgendwas?“   Als er diese plötzliche Frage hörte, sah Mika neben sich und schaute in die leuchtenden, smaragdgrünen Augen seines besten Freundes, die ihn besorgt ansahen.   „N-nein.“, entgegnete er mit einem kleinen und versichernden Lächeln und schüttelte dabei mit dem Kopf, „Es ist nichts.“   „Warum ziehst du dann so ein langes Gesicht?“, fragte Yuu, sein besorgter Blick wurde dabei durch ein breites Lächeln, das auf seinem Gesicht erschien, ersetzt, „Wir haben gewonnen, oder? Wie wäre es dann mit etwas Siegesstimmung?“   „Du kannst das nicht wirklich als Sieg bezeichnen, Yuu-Chan.“, stellte Mika mit einem Seufzen fest, „Wir hatten nur Glück, dass Ky Luc die Flucht ergriffen hat, mehr nicht. Ansonsten wären wir jetzt tot.“   „Aber er hat nur nen‘ Rückzieher gemacht, weil ich ihn mit meinen Kräften davongejagt hab. Also ist das im Grunde ein Punkt für uns.“, entgegnete Yuu und brachte jeden um ihn herum zum Seufzen.   „Werd nicht überheblich.“, warnte Kimizuki.   „Kimizuki hat Recht.“, stimmte ihm Shinoa mit ungewöhnlich ernster Miene zu, „Selbst, wenn du dich diesmal unter Kontrolle hattest und nicht ausgerastet bist, hat es dennoch nicht für lange angehalten.“   „Und wenn nicht dieser unheimliche Perversling da drüben gewesen wäre, hätte er uns einem nach dem anderen getötet.“, ergriff Mitsuba das Wort und zeigte dabei auf Ferid, der ein paar Meter von ihnen entfernt stand.   „Mensch, warum sind denn alle so pessimistisch?“, fragte Yuu schmollend, „Ich hab ihn sowas fertiggemacht.“   „Und er hätte dasselbe mit dir gemacht, wenn er es gewollt hätte!“, konterte Mika und fügte mit einem schmerzlichen Gesichtsausdruck hinzu, „Eigentlich, hat er das sogar…“   „Huh? Ach, das.“, entgegnete er mit einem kleinen Lachen, als er verstand, auf was er sich damit bezog, „Ist keine große Sache, wirklich. Siehst du? Ist bereits verheilt.“   „Selbst wenn. Es war eine ziemlich schlimme Verletzung und in dieser…Form zu sein hat deinen Körper ziemlich belastet. Du solltest dir wirklich für einige Zeit eine Pause gönnen.“   „Brauch ich nicht.“, sagte Yuu in seiner üblich sorgenfreien Art, „Glaub mir, ich hab mich nie besser gefühlt. Ich könnte sogar noch eine Runde gegen diesen Kerl vertragen.“   „Beschwör es nicht herauf…“, sagte Mitsuba ausdruckslos.   „Yuu-Chan, ich meine es ernst. Er hat dein Herz durchbohrt verdammt noch mal! Das ist nichts, was du einfach so abtun kannst.“   „Da hat er allerdings Recht.“, stimmte Kimizuki ihm zu, „Auch wenn es bereits verheilt ist, solltest du es dennoch nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ansonsten könnte so eine Verletzung schlimme Folgen haben.“   „Yuu-kun.“, mischte sich Yoichi in die Unterhaltung ein, „Ich finde sie haben Recht. Ich meine…es scheint nicht so, als ob der Vampir zurückkommen würde, also kannst du dich ruhig etwas ausruhen, bis wir beschlossen haben, was wir als nächstes tun.“   „Ach, kommt schon, Leute. Mir geht’s gut.“, protestierte Yuu, „Ihr macht euch zu viele Sorgen. Das hat nicht mal wehgetan und sogar jetzt hab ich nicht mal Schmerzen, also braucht ihr wirklich nicht andauernd-“   Er war nicht in der Lage seinen Satz zu beenden, da ihm plötzlich schwarz vor Augen wurde und seine Beine nachgaben.   „Yuu-Chan!“, schrie Mika, als er Yuu rechtzeitig auffing, bevor er zu Boden fallen konnte und sank mit ihm auf die Knie.   „Oh-oh.“, sagte Ferid und unterbrach seine Unterhaltung mit Crowley, als er den Aufruhr und die besorgten Gesichter der anderen bemerkte, „Schätze, es war wohl etwas viel für ihn, was? Tja, es ist schließlich eine große Macht in ihm und das Loch, das unser kleiner Ky Luc in sein Herz gestoßen hat war nicht gerade klein, also ist es nicht verwunderlich.“   „Wird er wieder?“, fragte Crowley und sah ebenfalls  zum Team hinüber, das sich um den bewusstlosen Yuu sammelte.   „Hm? Könnte es sein, dass du dir um ihn sorgen machst, Crowley-kun?“, fragte er mit einem amüsierten Lächeln auf dem Gesicht, „Ist er dir etwa ans Herz gewachsen, während ich weg war? Ah, ich weiß. Er erinnert dich an jemanden aus deiner Vergangenheit, stimmt’s?“   „…“   Crowley beobachtete nur schweigend weiterhin die Menschen vor ihm, wobei er nicht ganz zugeben wollte, dass Ferid mit seiner Vermutung tatsächlich Recht hatte.   Obwohl bereits über 800 Jahre vergangen waren seit er jeden, der ihm etwas bedeutete, verloren hatte…ihm seine Menschlichkeit weggenommen und er ihn einen Vampir verwandelt wurde, dessen Emotionen über die Jahre mehr und mehr verschwanden…ihm nichts außer seinem Durst nach Blut ließ…musste er sich dennoch eingestehen, dass ihn Yuu an seine Vergangenheit als Ritter erinnerte und vor allem an die Zeit, als er junge, angehende Ritter trainierte.   Yuu’s Enthusiasmus…sein starker Wille stärker zu werden…wie versessen er darauf gewesen war gegen ihn zu kämpfen, obwohl es ihm an Technik mangelte…   Crowley konnte sich nicht helfen, als an die Zeit zurück zu denken, als er noch ein Mensch war. An seine Kameraden.   Etwas, das schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht passiert war.   Obwohl…er sich nicht einmal an ihre Namen, oder Gesichter erinnern konnte…   „Und?“, drängte Ferid ihn, da er keine Antwort bekam, „Hab ich Recht?“   „Wie auch immer.“, entgegnete Crowley mit einem Seufzen und verschränkte dabei die Arme, die Frage ignorierend, „Was sollen wir jetzt tun?“, fragte er, während er Ferid wieder ansah, „Ist er nicht so eine Art Schlüssel in deinem Plan?“   „Allerdings.“, entgegnete er mit einem Grinsen und sah dabei noch immer zu den Menschen hinüber, „Nicht der einzige, aber dennoch ein wichtiger. Deshalb muss der Plan wohl erstmal auf Eis gelegt werden bis unser kleines Dornröschen wieder aus ihrem tiefen Schlummer erwacht.“ Kapitel 2: Precious time for two -------------------------------- Ein Kronleuchter, der von der Decke hing.   Das war alles, was Yuu sehen konnte, als er seine Augen wieder öffnete. Er brauchte einen kurzen Moment, bis er ganz wach war und realisierte, dass er gerade in einem gemütlichen und großen Bett lag, mit der Bettdecke, die über ihn gelegt war genauso wie ein weißer Umhang.   Aber er hatte absolut keine Ahnung wie er dorthin gekommen war. Er konnte sich nur noch daran erinnern wie sie gegen Ky Luc gekämpft hatten, der nach dem Kampf mit der Königin geflohen war und, dass sie zumindest in der Lage gewesen waren Ferid zu retten. Danach hatten sie einen Moment zum Verschnaufen gehabt, aber dann…war alles einfach nur noch verschwommen.   Er sah sich um, während er sein Bestes versuchte sich daran zu erinnern, was dann passiert war, aber bevor er darüber weiter nachdenken konnte, bemerkte er plötzlich, dass er nicht alleine war.   „…Mika?“, fragte Yuu mit leiser und noch immer schwacher Stimme, als er zu seinen besten Freund hinübersah, der an seiner Seite am Bettrand saß und mit einem gedankenverlorenen Blick geradeaus schaute.   Von seiner plötzlichen Stimme aus seinen Gedanken gerissen, richtete Mika seinen Blick auf ihn und schaute direkt in diese leuchtenden, smaragdgrünen Augen die er so gut kannte.   „Du bist wach.“, bemerkte er erleichtert, „Gott sei Dank, ich hatte schon Angst, dass du ins Koma gefallen bist und nie wieder aufwachen würdest.“   „Hey, so schwach bin ich nicht, okay?“, entgegnete Yuu und schenkte ihm dabei ein versicherndes Lächeln, „Ich war nur etwas müde, das ist alles. Ich…schätze ich hab es wohl doch übertrieben.“   „Ernsthaft, Yuu-Chan.“, sagte Mika mit einem Seufzen, „Jag mir ja nie wieder so einen Schrecken ein! Ich war krank vor Sorge!“, schimpfte er, woraufhin er ein kleines, verlegenes Lachen von Yuu bekam.   „Tut mir Leid, wollte ich nicht. Aber sag mir lieber…wo sind wir?“   „Nachdem du so plötzlich vor zwei Tagen zusammengebrochen warst, sind wir zurück zu Ferid’s Villa gegangen, da wir hier sicher sind falls Ky Luc seine Meinung ändert und doch zurückkommt.“, erklärte Mika, „Und auch, weil die anderen ebenfalls von dem Kampf ziemlich erschöpft waren.“   „Wo wir gerade von ihnen sprechen…Wie geht’s ihnen? Sind sie in Ordnung?“, wollte Yuu leicht besorgt wissen.   „Ja, ihnen geht’s gut. Sie brauchten nur alle eine Pause und…sie haben sich um dich Sorgen gemacht. Sogar sehr. Sie kamen fast jede Stunde hier rein, um nach dir zu schauen und zu sehen, ob du schon wach bist. Sogar…“, Mika hielt kurz inne, bevor er seinen Blick abwand und mit etwas leiserer Stimme sagte, „…Guren Ichinose…kam um dich zu sehen…“   Als er den letzten Teil hörte, sah ihn Yuu nur völlig überrascht an. Er konnte nicht glauben, dass er ausgerechnet Guren nach all ihren Streitereien vor ein paar Tagen einfach so nach ihm sehen lassen hat.   „W-warte mal.“, sagte Yuu ungläubig, „Guren war hier. In diesem Zimmer. Zusammen mit dir. Praktisch allein. Also…sag mir bitte, dass er noch am Leben ist und inzwischen keine Leiche…oder ist er’s?“   „Nein, Yuu-Chan. Ihm geht’s gut.“, versicherte er ihm mit einem Seufzen, als er seinen Blick wieder auf ihn richtete, „Ich hab nichts mit ihm angestellt…noch nicht.“   „Also kannst du ihn immer noch nicht ausstehen, was?“   „Ich hasse ihn.“, sagte Mika ausdruckslos, „Ich wünschte er würde einfach tot umfallen, sodass ich mir meine Hände eines Tages nicht mit seinem schmutzigen Blut dreckig machen muss!“   „Komm schon, denk nicht so schlecht von ihm, Mika.“, entgegnete Yuu mit einem kleinen Lachen, „Du kennst ihn nur noch nicht gut genug, deshalb kannst du seine guten Seiten nicht sehen. Ich weiß, dass er manchmal eine Nervensäge sein kann, aber er ist kein schlechter Mensch, überhaupt nicht.“, sagte er mit einem kleinen und liebevollem Lächeln, „Glaub mir, tief im Innern…sorgt sich Guren sehr um seine Freunde und Familie, viel mehr als um sich selbst und er würde alles tun um sie zu beschützen, egal was. Eigentlich…sind er und ich uns ziemlich ähnlich, findest du nicht?“   „Wenn man es so betrachtet…schätze schon.“   „Siehst du? Deshalb wette ich, dass er dir in null Komma nichts an’s Herz wä-“   „Besonders der Teil über ‘eine Nervensäge sein’. Jep, wenn man diesen Punkt betrachtet, dann ähnelt ihr euch in der Tat wirklich sehr.“, unterbrach ihn Mika mit sarkastischer Stimme.   „Was?! Als ob!“, protestierte Yuu und klang dabei etwas beleidigt, „Guren ist eine viele größere Nervensäge als ich!“   „Oh, also leugnest du es nicht völlig?“, fragte er mit einem schelmischen Grinsen.   „Natürlich tue ich das! Warte, bis du ihn besser kennst, dann nimmst du das zu-“   Als er sah wie sehr er sich darüber aufregte, konnte sich Mika nicht länger zurückhalten und brach in Gelächter aus, was ihm mitten im Satz unterbrach.   Neuerdings sah Yuu ihn selten so ausgelassen, deshalb konnte er ihn in diesem Moment nur erstaunt ansehen und es dauerte nicht lange, bis er das Thema vergaß und sich dabei ertappte wie er mit ihm mitlachte.   Es war schon eine Weile her, seit sie solch einen friedlichen Moment genießen und ihre Sorgen für einige Zeit vergessen konnten.   Aber unglücklicherweise hielt es nicht lange an, da Yuu plötzlich einen stechenden Schmerz in seiner Brust verspürte, was abrupt sein Lachen unterbrach, während er leicht stöhnend zusammenzuckte.   „Ist alles in Ordnung?“, wollte Mika wissen, der ebenfalls aufhörte zu lachen, als er bemerkte, dass er sich nicht gut fühlte.   „J-ja.“, entgegnete Yuu und spürte wie der Schmerz langsam wieder zurückging, „Mach dir keine Sorgen, ist keine große Sache.“   „Bist du dir wirklich sicher?“, fragte er, seine Augen mit Sorge erfüllt, „Es war schließlich eine ziemlich schlimme Verletzung und du hast deswegen zwei ganze Tage geschlafen…“   „Mir geht’s gut, wirklich. Es ist sowieso gleich danach verheilt. Ich bin nur…erschöpft, da ich diesen Kampf ein bisschen überschätzt hab, das ist alles. Ein bisschen Ruhe und ich bin so gut wie neu.“   „…“   „Mika.“, sagte er seinen Namen mit zärtlicher Stimme, wohlwissend, dass er noch nicht ganz überzeugt war, „Alles ist in Ordnung, okay? Es ist nicht so, als ob ich gerade im Sterben liegen würde. Diese Wunde war gar nichts. Und solange alle von euch sicher und wohlauf sind, könnte ich nicht mehr verlangen.“   „Weißt du.“, begann Mika mit einem weiteren Seufzen, als er sein übliches sorgenfreies Lächeln sah, „Ich wünsche mir wirklich, dass du dir ausnahmsweise mal mehr um dein Wohlergehen Gedanken machen würdest, statt um das anderer.“   „Sagt genau der Richtige. Du warst derjenige, der alles auf sich genommen hat nur um sicher zu gehen, dass wir damals ein gutes Leben hatten, erinnerst du dich? Egal, was du dafür tun musstest.“, bemerkte Yuu mit sanfter Stimme, „Ich schätze du hast ziemlich auf mich abgefärbt, nachdem ich vier ganze Jahre lang mit dir zusammen gelebt hab, was?“   „Scheint so.“, stimmte er ihm mit einem kleinen Lachen zu, „Aber ich würde es dennoch bevorzugen, wenn du dich zur Abwechslung mal mehr um dich kümmern würdest.“   Als er diesen Hauch von Enttäuschung aus seiner Stimme heraushören konnte, bereitete sich Yuu bereits mental darauf vor einen seiner üblichen Vorträge zu hören, wie rücksichtlos er doch gewesen war und das er jetzt tot sein könnte, aufgrund seiner Fahrlässigkeit, aber seltsamerweise…sagte Mika nichts weiter.   „Warte. Mehr nicht?“, fragte er völlig ungläubig, „Kein ‘Du hättest diesen Bastard Guren nicht beschützen sollen.’ ? Oder ‘Siehst du, in was du da hineingeraten bist.’ ? Und nicht einmal ein ‘Ich hab’s dir ja gesagt.’? Einfach…nichts?“   Mika sah ihn bei diesen Worten leicht überrascht an, bevor er erneut seufzte und mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht sagte:   „Um ehrlich zu sein, bin ich einfach nur froh und erleichtert, dass es dir einigermaßen gut geht und du vor allem noch am Leben bist. Ich könnte mir gerade nicht mehr wünschen als das.“   Nachdem er seine Worte in sich einsinken ließ und diesen zärtlichen Blick in seinen Augen sah, erwiderte Yuu das Lächeln und so schauten sie sich für einen kurzen Moment schweigend an, während sie ihren kleinen Moment der Ruhe genießen und sich endlich für einige Zeit entspannen konnten, nach allem, was sie durchgemacht hatten.   Zumindest bis Mika bemerkte wie Yuu’s Lächeln langsam wieder verschwand und er ihn nur mit einer seltsamen Faszination in seinen Augen anschaute.   „…W-was ist?“, fragte Mika irritiert und leicht nervös aufgrund seines Starrens.   „Nichts.“, entgegnete Yuu ruhig und mit seinem Blick noch immer auf ihm fixiert, „Hab…nur gemerkt, dass ich dich noch nie zuvor so richtig angeschaut hab, seit du ein Vampir geworden bist.“   Mika blinzelte ihn nur ein paar Mal schweigend an, nachdem er das gehört hatte, und traute seinen Ohren zunächst nicht ganz.   „Yuu-Chan.“, begann er, aber hielt für einige Sekunden inne, ehe er fragte, „…Hast du dir während dem Kampf den Kopf irgendwo angestoßen?“   „Huh?! Natürlich nicht. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern, dass es passiert wäre…“   „Wie kommst du dann auf einmal da drauf?“, wollte Mika verwirrt wissen.   „Weiß nicht.“, gestand Yuu mir einem kleinen Lachen, „Es…ist mir nur gerade aufgefallen, das ist alles.“   „Und was ist aus ‘Ich war zu sehr damit beschäftigt dich anzusehen um irgendwas anderes wahrzunehmen.’ geworden?“, scherzte er mit sarkastischer Stimme, als er ihn zitierte.   „Tja, ich schätze…wohl nicht beschäftigt genug.“, entgegnete Yuu mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht.   Als er seinen Gesichtsausdruck für einige Sekunden ansah, konnte Mika spüren wie sein Gesicht ganz leicht wärmer wurde, bevor er verlegen seinen Blick abwand und mit einem traurigen Lächeln murmelte:   „Da…gibt es nichts anzusehen. Ich…bin einfach nur ein Blutsauger wie jeder andere, mehr nicht. Also ist es nicht nötig, dass-“   Mika verstummte allmählich, als er aus dem Augenwinkel heraus bemerkte, wie Yuu sich aufsetzte, was ihn dazu brachte seinen Blick wieder auf ihn zu richten.   „H-hey, deine Verletzung-“, versuchte er ihn zu warnen, aber stockte mitten im Satz, als Yuu seine Hand nach ihm austreckte und auf seine Wage legte.   Fast so, als ob er von seiner bloßen Berührung gelähmt worden wäre, konnte Mika sich weder bewegen, noch auch nur ein winziges Wort herausbringen, sondern ihn nur schweigend ansehen.   Deshalb gab es nichts, was er tun, oder sagen konnte, als Yuu vorsichtig, ohne auch nur einmal den Augenkontakt zwischen ihnen zu unterbrechen, seine Hand etwas höher gleiten ließ und ihm langsam sein Haar hinters Ohr strich. Erst dann sah er von seinen Augen weg und betrachtete sein Ohr, dem er kurz darauf langsam mit seinem Finger entlangfuhr.   „Sie sind wirklich spitz…“, bemerkte er mit einem kleinen Lachen, nicht aus Spott, sondern eher aus Faszination.   „…“   Zu spüren wie sein Finger wieder und wieder seinem Ohr entlangfuhr, jagte Mika eine Gänsehaut ein und sein Gesicht wurde wärmer, während er sich leicht verkrampfte, bevor er, ohne etwas dazu zu sagen, seinen Blick abwand.   Nach einem kurzen Moment, richtete Yuu seinen Blick wieder von seinem Ohr weg auf sein Gesicht und sah ihn genauestens an, während er versuchte jedes einzelne Detail in sich aufzunehmen, das er zuvor noch nicht bemerkt hatte.   „Du bist ziemlich blass seit damals geworden…“, kommentierte er, bevor er sein Gesicht in beide Hände nahm um einen besseren Blick auf seine Augen zu haben, was Mika zunächst wieder dazu brachte ihn anzusehen, aber nur Sekunden später wand er erneut den Blick von ihm ab.   „Du vermeidest zu langen Augenkontakt, was?“   „…Ich hasse sie. Meine Augen…“, entgegnete Mika mit leiser Stimme und traurigem Gesichtsausdruck, „Die Farbe von Blut…Der Beweis, dass ich nicht länger ein Mensch bin…ich wünschte ich könnte sie auslöschen…“   „Nicht doch. Sie…sind eigentlich ganz hübsch, weißt du?“, sagte Yuu und schenkte ihm dabei ein zärtliches Lächeln, „Ich mag sie.“   „Es sind nur gewöhnliche Vampir-Augen. Nichts Besonderes, bloß dieselben, die du bei jedem anderen sehen kannst…“   „Nein, sind sie nicht.“, widersprach er sanft, „Sie sind anders. Sie sind nicht kalt so wie ihre…sondern warm. So voller Leben, Zuneigung…und Güte. Leuchten mit so vielen Emotionen. Kein anderer Vampir hat solche Augen…nur du.“   Ein kleines, aber trauriges Lachen entwich Mika’s Lippen, bevor er seinen Blick wieder auf ihn richtete.   „Dachte, dass du mich noch nie zuvor wirklich angesehen hast, seit ich ein Vampir wurde, meine Augen mit eingeschlossen.“, bemerkte er mit leiser Stimme, „Woher weißt du das dann?“   „Ich schaue sie mir gerade an, oder? Das reicht mir um das zu wissen.“, sagte Yuu mit einem kleinen Lachen und ließ dabei sein Gesicht los.   „…“   Schweigend sahen sie sich für einen kurzen und flüchtigen Moment einfach nur tief in die Augen bis Mika den Augenkontakt unterbrach und zur Seite schaute.   Still saßen sie beide für eine kleine Weile da und die ganze Zeit…konnte Mika noch immer Yuu’s Blick auf sich spüren. Es machte ihn nervös und er fühlte sich auch etwas unwohl dabei, ständig so von ihm angestarrt zu werden, aber als er gerade dabei war etwas diesbezüglich zu sagen, ergriff Yuu plötzlich das Wort.   „Also, habt ihr bereits besprochen, was wir als nächstes machen, während ich bewusstlos war?“   „Nein, haben wir nicht.“, entgegnete Mika und sah ihn dabei wieder an und schüttelte den Kopf, mehr als froh über diesen Themenwechsel, „Guren Ichinose hat sich eingeschlossen um das Forschungsmaterial im Keller durchzugehen und Ferid hat auch kein einziges Wort über unseren nächsten Schritt verloren. Er hat uns nur geraten uns gut auszuruhen, bis du dich wieder erholt hast in seiner üblichen, nervigen Art. Ernsthaft.“, zischte er, während er den Blick erneut verärgert abwand, „Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich ihn am Kreuz hängen und für alle Ewigkeit brennen lassen, bis nichts mehr von ihm übrig gewesen wäre, statt ihn jetzt die ganze Zeit um mich rum zu haben. Ihn und seine ständigen Versuche bei mir auf gut Freund zu machen nach allem, was er uns damals angetan hat, geht mir auf die Nerven. Er hatte sogar den Mut hier rein zu kommen um ‘nach dir zu sehen’.“   „Du hast ihn rausgeschmissen?“   „Ich hab ihn einen Kopf kürzer gemacht, bevor er überhaupt auch nur einen Fuß hier rein setzen konnte.“, sagte er ausdruckslos.   „Wirklich?“, fragte Yuu mit einem kleinen Lachen, „Findest du nicht, dass es schon gereicht hat, dass Shinoa das gemacht hat?“   „Wag es ja nicht diesen Bastard zu verteidigen.“, warnte ihn Mika, während er ihn mit sichtbarer Wut in seinen Augen ansah, „Hast du ernsthaft bereits vergessen, dass er derjenige war, der für all das Chaos verantwortlich ist? Für das, was mit Akane und den anderen passiert ist? Ich nicht. Es ist alles seine Schuld und eines Tages wird er dafür bezahlen. Ich werde sicherstellen, dass er das tut. Und vor allem werde ich nie wieder zulassen, dass er sich dir je wieder nähert, besonders nicht nachdem, was er dir vor ein paar Tagen angetan hat.“, sagte er mit schmerzlichen Gesichtsausdruck.   „Huh? Ah, das.“, entgegnete Yuu, während er sich mit einem leichtfertigen Lächeln am Kopf kratzte und sich erinnerte wie Ferid ihn gebissen hatte, bevor er ihm die Medizin injizierte, „Ich war zu der Zeit ziemlich unvorsichtig, was? Schätze…da sind wohl meine Emotionen mit mir durchgegangen. Aber mach dir keine Sorgen, das wird nicht noch mal passieren. Ich kann ziemlich gut auf mich selbst aufpassen, deshalb solltest du dich mehr auf deine Sicherheit fokussieren, statt auf meine und-“   „Nein, werde ich nicht.“, unterbrach ihn Mika plötzlich mit leicht erhobener Stimme, „Ich bin ein Vampir. Verletzt zu werden ist für mich gar nichts. Ich kann nicht so leicht sterben, also ist es egal, was mit mir passiert, aber…du kannst es.“, er hielt kurz inne, bevor er mit einer leiseren Stimme fortfuhr, „Du bist mir viel wichtiger, als alles und jeder andere in dieser gottverdammten Welt und ich will nicht, dass du verletzt wirst, oder dich je wieder verlieren, deshalb werde ich dich definitiv beschützen, egal was kommt.“   „…“   Berührt von seinen Worten und seiner Entschlossenheit, war Yuu zunächst sprachlos und sah nur für einige Sekunden überrascht in seine blutroten Augen bevor ein kleines und verlegenes Lachen seinen Lippen entwich und er runter sah.   „Hey…Mika?“   „Hm?“   „Danke.“   „Für was?“, fragte Mika verwirrt.   „Dafür, dass du dir immer so viele Sorgen um mich machst und die ganze Zeit auf mich aufpasst. Ich weiß, dass…ich manchmal ganz schön schwierig und stur sein kann. Du meinst es nur gut und willst mich vor Schaden schützen, das ist mir klar und…ich hör dir die meiste Zeit nicht mal zu, will das alles nach meiner Pfeife tanzt und schleif dich einfach mit mir mit. Aber trotzdem…bleibst du an meiner Seite und hältst es mit mir aus. Und nicht mal ein einziges Mal hab ich dir irgendeine Art von Dankbarkeit entgegengebracht, obwohl du so viel für mich tust. Passt auf mich auf, sagst es mir direkt ins Gesicht, wenn es dir nicht passt, was ich tue, beschützt mich, weichst mir nicht von der Seite, selbst wenn ich im Bett liege und bewusstlos bin, bist…einfach für mich da. Ohne dich…hätte ich es vermutlich nicht so weit geschafft, deshalb…danke, Mika.“, sagte er und sah ihn dabei wieder mit einem warmen Lächeln auf dem Gesicht an.   „Das…ist doch selbstverständlich.“, entgegnete Mika mit einem kleinen Lachen, während er das Lächeln erwiderte und leicht verlegen aufgrund seiner Rede war, „Wir…sind doch schließlich eine Familie, oder?“   Yuu spürte eine seltsame Art von Nostalgie bei diesen Worten und konnte nicht anders, als an die Zeit zurückzudenken, als sie noch Kinder waren und Mika diesen Satz jeden Tag zu ihm gesagt hatte. Deshalb wurde sein Lächeln sogar noch größer, als er das nach so langer Zeit wieder von ihm hörte.   „Aber hey.“, sagte er nach einem kurzen Moment, „Die ganze Zeit reden wir über mich. Sag mir lieber…Was ist mir dir? Dieser Kampf muss doch auch ganz schön ermüdend für dich gewesen sein, also…geht’s dir gut? Du brauchst kein Blut?“   „Huh? Äh, n-nein, ist…ist schon in Ordnung.“, versicherte Mika ihm, leicht überrascht von dieser unerwarteten Frage, „Mir…geht’s gut.“   „Bist du sicher?“   „Ja, mach dir keine Sorgen. Zwei Tage ohne Blut sind nichts für mich, selbst nach einem Kampf. Und außerdem trinke ich nicht von dir, solange du dich noch nicht wieder vollständig erholt hast. Du bist schon erschöpft genug und das würde deinen Körper nur noch mehr belasten.“   Ein Hauch von Überraschung erschien bei diesen Worten auf Yuu’s Gesicht, bevor sein Gesichtsausdruck wider weicher wurde.   „Du…nimmst ziemlich viel Rücksicht auf mich, weißt du das? Eigentlich…tust du das immer obwohl du das gar nicht musst.“, entgegnete er mit einem kleinen und verlegenem Lachen, „Aber ist schon in okay. Wenn du sagst, dass du kein Blut brauchst, dann ist das in Ordnung. Falls du es doch braucht, dann frag ruhig, okay?“   „…“   Mika sah ihn und das sorgenfreie Lächeln auf seinem Gesicht für einen kurzen Moment an.   Manchmal verstand er Yuu einfach nicht.   Er hatte sein Blut bereits so viele Male getrunken, dass es schon Routine für sie beide war, aber dennoch…konnte Mika einfach nicht verstehen, warum er sich so verhielt. So verständnisvoll, immer dazu bereit ihm sein Blut jederzeit zu geben, selbst wenn er erschöpft war und es seinem Körper nicht gut tun würde, tat so, als ob es das natürlichste auf der Welt wäre, hatte nie Angst vor den möglichen Folgen und vor allem…zeigte Yuu nie ein Anzeichen von Abneigung.   Kein einziges Mal.   Natürlich wusste Mika wie es sich anfühlte von einem Vampir gebissen zu werden. Er konnte sich noch immer zu gut an das angenehme Gefühl erinnern, das er verspürte, wann immer er damals Ferid sein Blut angeboten hatte…und er wollte nichts sehnlicher als diese Erinnerung aus seinem Gedächtnis zu tilgen.   Und er hasste nichts mehr als dasselbe Yuu anzutun. Ihn so zu benutzen um am Leben zu bleiben und ihn diese Art von Gefühl erleben zu lassen.   Aber kein einziges Mal beschwerte sich Yuu darüber, sagte sogar, dass es für ihn in Ordnung ginge ihm sein Blut zu geben mit einem solch warmen Lächeln, so wie er es immer tat…und es machte Mika langsam verrückt.   „Sag, Yuu-Chan…“, begann er und sah dabei zur Seite, „Hasst…du es nicht, wenn ich dein Blut trinke?“   „Huh?“, entgegnete Yuu verwirrt, „Was meinst du? Wenn es um den leichten Schmerz am Anfang geht, hab ich doch bereits gesagt, dass es mir nichts ausmacht, oder?“   „Es…geht nicht darum. Ich weiß, dass es nicht sehr wehtut. Dass es sich eigentlich…ganz gut anfühlt, angenehm sogar.“, sagte Mika zögerlich, „Aber…fühlt es sich nicht falsch an?“   „…“   „Ich…weiß wie es sich anfühlt, da ich…einst mein Blut diesem Bastard Ferid gegeben hab. Ich weiß das nur zu gut, aber…ich hasste mich so sehr dafür, dass ich so empfunden hab…dass ich es eigentlich mochte. Mein Blut ausgesaugt zu bekommen…einen Teil meines Lebens von mir gestohlen zu bekommen…und es fühlte sich einfach so falsch an. Denkst du nicht genauso?“, fragte er mit einem traurigen und verzweifelten Gesichtsausdruck und vermied dabei noch immer den Augenkontakt, „Ist es nicht…ekelhaft? Oder erniedrigend? Fühlst du dich nicht…schlecht…oder krank deswegen? Bist du nicht-“   Mika verstummte allmählich, als er plötzlich spürte wie eine Hand vorsichtig etwas Haar, das seinen Hals bedeckte, aus dem Weg strich.   Als er seinen Blick wieder auf Yuu richtete, schaute er in seine smaragdgrünen Augen, die ihn direkt ebenfalls anschauten.   „…H-huh? W-was ist?“, wollte Mika verwirrt wissen.   Aber ohne darauf zu antworten, senkte Yuu seinen Blick, bevor er sich ihm langsam näherte und ihn mit geschlossenen Augen sanft auf den Hals küsste, während er spüren konnte wie sich Mika bei dieser Aktion augenblicklich verkrampfte.   Nach einigen Sekunden, nahm Yuu wieder etwas Abstand und öffnete seine Augen.   „…So fühlt es sich an.“, hauchte er auf seinen Hals, sein Blick noch immer darauf fixiert, „Naja, physisch gesehen. Vielleicht etwas länger. Fast als ob…du mir immer und immer wieder über den Hals küsst. Und emotional…ist es schwer in Worte zu fassen. Es fühlt sich schön an. Sogar mehr als das. Eine seltsame Art von angenehmen Gefühl, das…ich nur bei dir spüre und-“   Yuu stockte mitten im Satz, als er etwas mehr Abstand nahm und einen Blick auf Mika’s Gesicht warf, das in diesem Moment in ein tiefes rot gefärbt war, während er ihn mit einem Mix aus Überraschung und Schock ansah.   Nachdem er ihn ein paar Mal anblinzelte aufgrund dieses unerwarteten Anblicks, bemerkte Yuu leicht erstaunt:   „Also…können Vampire auch rot werden, was?“   Als er das hörte, wurde Mika sogar noch roter, bevor er Yuu’s Hand, die noch immer seine Haare von seinem Hals weghielt, wegschlug und mir seiner eigenen Hand die Stelle bedeckte, die Yuu gerade geküsst hatte.   „H-h-halt die Klappe!“, stotterte er und wand dabei verlegen seinen Blick ab, „U-und außerdem, h-hast du mir gerade überhaupt nicht zugehört?! Natürlich fühlt es sich gut an von einem Vampir gebissen zu werden! Unsere Fangzähne enthalten eine Substanz, damit es sich so anfühlt um Menschen davon abzuhalten sich zu sehr zur Wehr zu setzen, während wir von ihnen trinken! Ein Mittel, damit sie gefügig werden!“   „Das mag ja stimmen, aber…du bist dennoch der einzige bei dem es sich so anfühlt.“   „Als ob.“, entgegnete Mika, während er seine Stimme senkte und seine Hand wieder von seinem Hals nahm, „Jeder Vampirbiss fühlt sich so an. Es macht keinen Unterschied bei wem.“   „Doch, tut es!“   „Dann erzähl mir doch mal darüber, als Ferid dich gebissen hat.“, bestand er darauf, und sah ihn wieder an, „Wie hat sich das angefühlt?“   „Es…“, begann Yuu, während er sich an diesen Moment erinnerte, „…hat sich auch zunächst angenehm angefühlt. Aber dann…einfach nur extrem schrecklich. Es ist nichts, an das ich gerne zurückdenke, um ehrlich zu sein.“   „Siehst du? Davon hab ich geredet. Es ist etwas, das du nicht mögen solltest, aber du wirst dazu gezwungen und es gibt nichts, was du dagegen tun kannst. Deshalb…fängst du an dieses Gefühl zu hassen. Und so ist es bei jedem Vampir.“   „Nicht mit dir.“, widersprach er mit sanfter Stimme, „Mit dir…fühlt es sich anders an. Das weiß ich. Nicht auch nur ein einziges Mal habe ich es als…schrecklich empfunden. Überhaupt nicht. Und egal was, es ist nichts, dass ich hassen könnte.“   Mika sah ihn für ein paar weitere Sekunden an, bevor er seinen Blick abwand und murmelte:   „…So ein Quatsch…“   „Dann…was ist mit dir?“, fragte Yuu mit einem kleinen und liebevollen Lächeln, „Hat sich das gerade auch schrecklich für dich angefühlt?“, wollte er wissen und bezog sich damit auf den kleinen Kuss auf seinen Hals.   „…“   Mika brauchte nichts auf diese Frage zu antworten. Sein Schweigen und seine leicht stärker werdende Rötung reichten aus, damit Yuu die Antwort kannte.   „Und was, wenn Ferid das statt mir gemacht hätte? Hättest du es dann auch nicht gehasst?“   „Ich will mir nicht mal vorstellen, dass dieser Bastard das bei mir macht!“, entgegnete Mika leicht verärgert, nachdem er seinen Blick wieder auf ihn richtete.   „Siehst du?“, sagte Yuu mit einem kleinen Lachen, „Es ist dasselbe mit mir. Egal was, ich könnte es nie hassen…höchstwahrscheinlich, weil ich es mag dich so nah bei mir zu haben, aber auch wegen der Art wie du mich behandelst, wenn du mein Blut trinkst. Selbst, wenn du schon dein Limit erreicht hast, denkst du noch immer mehr an mein Wohlergehen, statt an deins, nimmst nie mehr, als du brauchst und entschuldigst dich immer direkt danach.“   „…“   „Ich fühle mich umsorgt und wichtig für jemanden, sogar besonders. Deshalb fühlt es sich schön an…weil du mich all diese Dinge spüren lässt. Weil du mir eigentlich mehr gibst, als du nimmst und es sich einfach richtig anfühlt…weil du es bist.“, ein warmes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, bevor er hinzufügte, „Hey, scheint als ob unsere Gefühle dieselben wären, was?“   „…’Dieselben’, huh?“, murmelte Mika, während er seine Worte in sich einsinken ließ, bevor ein kleines Lachen seinen Lippen entwich, „Nein, ich kann mit Sicherheit sagen, dass sie das nicht sind.“, wiedersprach er, während er ihn ansah, seine Augen von Traurigkeit erfüllt, aber auch…von etwas anderem.   Einer unbekannten Emotion, die Yuu noch nie zuvor an ihm gesehen hatte und von der er nicht genau sagen konnte, was es war.   „…Huh?“, entgegnete er, da er nicht verstand, was Mika damit meinte und neigte seinen Kopf mit einem fragenden Blick zur Seite.   Aber Mika sagte nichts weiter dazu, sondern sah ihm noch für ein paar weitere Sekunden in die Augen, bevor er den Augenkontakt unterbrach, indem er erneut seinen Blick abwand. Kapitel 3: I'll be your dream, I'll be your wish, I'll be your fantasy ---------------------------------------------------------------------- Noch immer verwirrt und über seine Worte nachdenkend, wusste Yuu nicht so ganz, was er in diesem Moment sagen sollte.   Besonders, da die Art wie er ihn angesehen hatte, ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte und er sich nicht sicher war, ob er nicht der Grund dafür war, weil er möglicherweise etwas Falsches gesagt hatte.   Er hasste es ihn so zu sehen. So traurig und gebrochen…aber er befürchtete er könnte es nur noch schlimmer machen und da Mika in seinen eigenen Gedanken versunken zu sein schien, beschloss Yuu vorerst nichts weiter dazu zu sagen.   Und so schwiegen beide für eine kurze Weile, während man nichts außer ihrem leisen und beständigen Atmen hören konnte.   Es war Mika, der irgendwann beschloss diese seltsame Stille zwischen ihnen zu unterbrechen.   „Also, was denkst du, sollten wir als nächstes tun?“, fragte er und richtete dabei seinen Blick wieder auf ihn.   „Tja…da wir es nicht geschafft haben diesen Typen zu töten und er noch dazu mit der Königin entkommen konnte, schätze ich, dass Guren ihm hinterherjagen und beenden will, was wir angefangen haben.“   „Und du hast wirklich vor ihm in diese Suizidmission zu folgen?“   „Natürlich. Du hast doch gesehen wie viel Angst der Kerl vor mir hatte, oder?“, fragte er mit einem kleinen Lachen und einem entschlossenen Lächeln, „Und nächstes Mal werde ich ihn nicht entkommen lassen und ihn definitiv besiegen.“   „Weißt du, das ist viel leichter gesagt als getan.“, entgegnete Mika mit einem Seufzen, „Hast du vergessen, dass du nicht für sehr lang in dieser Form bleiben konntest? Wir konnten ihn damit zwar überraschen, aber jetzt ist er darauf vorbereitet, deshalb wird dieser Trick womöglich nicht mehr funktionieren. Und außerdem, war er diesmal ganz auf sich allein gestellt. Vertrau nicht darauf, dass es immer so sein wird. Wenn er für nächstes Mal Verstärkung angefordert hat und diese Urahnen beinhaltet, die hochrangiger sind als er, sind wir erledigt, egal wie viele Asse dein ach so toller Guren noch auf Lager hat.“   „Warum musst du immer so pessimistisch sein?“, schmollte Yuu.   „Ich bin nur realistisch im Gegensatz zu dir!“, protestierte er, „Oder glaubst du wirklich, dass du eine Chance gegen mehr als einen Urahnen hättest?“   „Natü-“   „Gegen alle auf einmal?“   „Naja-“   „Selbst wenn du das Limit deiner neuen Kräfte erreichst? Nur mit deinem Schwert und der Hilfe deines Dämons?“   „…“   „Überschätz dich nicht so sehr, Yuu-Chan.“, ermahnte Mika ihn mit ernstem Ton, „Egal wie stark du auch sein magst, oder zu was du in der Lage bist…du bist noch immer ein Mensch. Und nicht jede Verletzung wird so schnell heilen wie diese .“, sagte er mit leiser und trauriger Stimme.   „Mika…“, sagte Yuu leicht erstaunt, als er die sichtbare Angst in seinen Augen sah, bevor ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht erschien, „Mach dir nicht so’n Kopf, okay? Du wirst schon sehen, alles wird gut gehen.“   „Und woher weißt du das? Dieses Mal wurdest du schon schlimm genug verletzt. Ich bezweifele, dass Ky Luc von nun an noch mal so unvorsichtig sein wird und er wird dich wahrscheinlich nicht noch ein zweites Mal unterschätzen.“   „Selbst wenn, dann werd ich einfach-“   „Ich weiß wie leichtsinnig du werden kannst, sobald jemand in Gefahr schwebt.“, unterbrach Mika ihn, „Du kannst dir sicher sein, dass er das ausnutzen wird. Und wenn ich wie letztes Mal nicht rechtzeitig da sein kann, dann…“, er verstummte und sah mit einem schmerzerfüllten Gesichtsausdruck zur Seite, sich nicht trauend es laut auszusprechen.   Zu sehen wie sehr ihn das beschäftigte, ließ Yuu leise seufzen, bevor er beide Hände auf jeweils eine von Mika‘s Schultern legte, was ihn dazu brachte ihn wieder anzusehen.   „Mika, hör mir zu.“, sagte er ruhig und mit sanftem Ton, „Ich würde niemals so einfach sterben. Egal, was auch passiert, wir werden es lebend da raus schaffen. Gemeinsam.“   „Und was macht dich da so sicher?“   „Weil ich einem gewissen Jemand ein Versprechen gegeben hab.“, entgegnete Yuu mit einem warmen Lächeln, „Ich hab ihm versprochen mit ihm gemeinsam weiterzuleben und ihn eines Tages wieder in einen Menschen zurück zu verwandeln und ich werde definitiv dieses Versprechen einhalten.“   „…“   „Ich werde dich nicht verlassen. Niemals. Nun, da wir endlich wieder zusammen sind, habe ich nicht vor mein Leben so einfach wegzuwerfen.“, sagte er entschlossen, während er seine Schultern losließ und ihm direkt in die Augen sah,   „Solange du an meiner Seite bist, bin ich mir sicher, dass ich es schaffen kann. Also bitte, bleib bei mir. Lass uns das Leben meistern. Du und ich. Gemeinsam.“   Berührt von seinen Worten, konnte Mika ihn nur überrascht ansehen, bis ihm ein verlegenes Lachen entwich.   „Weißt du…du bist der größte Idiot und Träumer, den ich je kannte, aber…“, sagte er, bevor er leise seufzte, „Du weißt immer genau die richtigen Worte, damit ich mich besser fühle…und um mich zu beruhigen. Zumindest vorerst, also…na gut.“   Als er das hörte, erschien eins von Yuu’s üblich großen und sorgenfreien Lächeln auf seinem Gesicht und als Reaktion lächelte ihn Mika ebenfalls an.   Beide sahen sich für einige weitere Sekunden an und langsam…verschwand Yuu’s Lächeln, als er diesen seltsamen Ausdruck von zuvor in Mika’s Augen erneut bemerkte.   Aber irgendwie…war es anders als zuvor. Dieses Mal nicht vermischt mit Traurigkeit…irgendwie sanfter und zärtlicher. Aber auch wieder erfüllt von dieser unbekannten Emotion.   Yuu konnte nicht wirklich sagen, was es war, mit was seine Augen in diesem Moment leuchteten und ausgehend von vorherigen Erfahrungen, wo Mika ihn auf seltsame Art und Weise angesehen hatte, verwechselte er dessen Bedeutung mit etwas anderem.   „Du…bist sicher, dass du kein Blut brauchst?“, fragte er besorgt und mit skeptischem Blick.   „Huh? Äh, j-ja.“, entgegnete Mika mit einem kleinen Lachen, nachdem er diese unerwartete Frage hörte, „Ich hab doch schon gesagt, dass es mir gut geht, oder?“   „Aber du hattest gerade diesen seltsamen Blick in deinen Augen…Du brauchst es doch, hab ich Recht?“   „N-nein, i-ich brauche wirklich keines, mach dir keine Sorgen.“   Yuu sah ihn für einige weitere Sekunden schweigend an, nachdem er das gehört hatte und seufzte dann schwer.   „Mika, lüg mich nicht an.“, sagte er, während er anfing seine Uniform aufzuknöpfen, „Es bringt nichts es vor mir verstecken zu wollen, ich kann deutlich sehen, dass du durstig bist. Ernsthaft, warum nur musst du deswegen jedes Mal so verdammt stur sein?“   „Aber ich-“, begann Mika, stockte aber mitten im Satz, als Yuu den Kragen seines Shirts zur Seite zog und sein Blick auf seinen entblößten Hals fiel.   „Trink.“, befahl Yuu und neigte dabei den Kopf zur Seite um ihn einen besseren Zugang zu ermöglichen.   „…“   Mika hatte es wirklich ernst gemeint, dass er gerade kein Blut brauchte. Das letzte Mal hatte er schließlich direkt vor dem Kampf gegen Ky Luc getrunken. Und auch wenn das schon zwei Tage her war, war er sich dennoch sicher, dass er auch noch einen weiteren Tag ohne auskommen könnte.   Aber trotzdem…konnte er spüren wie sein Durst beim Anblick seiner nackten Haut leicht stärker wurde. Es war verführerisch, aber nicht genug um Mika die Kontrolle über sich verlieren zu lassen. Und da Yuu noch immer erschöpft war, wollte er auch nicht riskieren, dass sich sein Zustand verschlechterte.   Deshalb schluckte er seine langsam stärker werdenden Vampir-Instinkte hinunter. Yuu zu Liebe.   „Yuu-Chan.“, sagte er seinen Namen mit einem schweren Seufzer, „Mir geht es wirklich, wirklich gut. Du brauchst dir um mich nicht so viele Sorgen zu machen. Du solltest dich eher um deine Verletzungen kümmern und dich ein bisschen ausruhen.“   „Sicher, aber erst, wenn du mein Blut getrunken hast.“, sagte er nüchtern.   „Ich sagte, ich brauch keins!“   „Doch brauchst du!“   „Nein, tue ich nicht!“   „Sei nicht so stur!“   „Ich bin nur ehrlich, mehr nicht!“    „Als ob! Ich kann sehen, dass du's nicht bist!“   „Bin ich wohl!“   „Bist du nicht!“   „Natürlich bin ich-“, wollte Mika erneut protestieren, aber stockte mitten im Satz, als Yuu plötzlich seine Augen schloss, da er genug von dieser Diskussion hatte.   Mika war diese Reaktion gewohnt. Yuu tat das jedes Mal, wenn er sich weigerte sein Blut zu trinken. Es war seine Art ihm zu signalisieren, dass er kein ‘nein’ als Antwort akzeptierte.   Ein weiterer schwerer Seufzer entwich Mika’s Lippen, da er wusste, dass er ihm von nun an nicht mehr zuhören würde.   Als er sich Yuu’s entschlossenen und unerschütterlichen Gesichtsausdruck ansah, fragte er sich wie er nur so bereit dazu sein konnte ihm trotz seines Zustandes sein Blut geben zu wollen.   Mika konnte einfach nicht glauben, wie sehr er ihm vertraute nur so viel zu nehmen wie er brauchte, ohne es eines Tages zu übertreiben und ihn versehentlich zu töten.   Er hatte noch nie den Grund hinter diesem Vertrauen verstanden. Vampire waren immer dazu geneigt so viel von Menschen zu trinken, bis sie irgendwann davon starben und es gab keine Garantie, dass er eines Tages nicht auch so werden würde.   Besonders, da seine Emotionen langsam mehr und mehr verschwanden. Auch wenn…seine Gefühle für Yuu eine Ausnahme darstellten. Sie wurden überhaupt nicht schwächer, sondern blieben so ziemlich die gleichen wie damals…fast.   Mika sah ihn für einen weiteren kurzen Moment an, wohlwissend, dass er den ganzen Tag so ausharren würde, wenn er ihn damit dazu brachte sein Blut zu trinken, aber…   Als er ihn so ruhig und entspannt mit seinen geschlossenen Augen sah, während er geduldig auf ihn wartete, fiel Mika’s Blick erneut auf seinen Hals und verblieb dort für einige Sekunden.     …Du bist so ein sturer Trottel…     Dachte er, wobei ein leichter Rotschimmer anfing seine Wangen zu bedecken…kurz bevor er sich ihm langsam näherte.   Es dauerte nicht lange bis Yuu Mika’s warmen Atem auf seinem Hals spüren konnte, das ihm verriet, dass er wieder einmal gewonnen hatte, aber ihm auch signalisierte, dass seine Fangzähne bald seine Haut durchbohren würden, was ihn leicht zusammenzucken würden ließe, aufgrund des leichten Schmerzes, den sie verursachten, kurz bevor sie ihm Blut entziehen würden.   Aber seltsamerweise…war das einzige, dass er spüren konnte ein paar bekannter weicher und kalter Lippen, die zärtlich seinen Hals für einige Sekunden berührten.   Zunächst nahm Yuu an, dass er noch immer zögerte und wollte ihn ermutigen, indem er ihm erneut sagte, dass es für ihn mehr als in Ordnung ging, aber als er das gerade tun wollte, wanderten Mika’s Lippen etwas tiefer und küssten ihn auch dort für einige Sekunden, bevor er das gleiche an einer Stelle sogar noch tiefer tat.   „Mika.“, sagte Yuu seinen Namen nach dem vierten kleinen Kuss, „Das kitzelt.“, fügte er mit einem Lachen hinzu, aber trotzdem…sagte er ihm weder, dass er damit aufhören sollte, noch zeigte er irgendwelche Anzeichen von Abneigung.   Deshalb fuhr Mika damit fort eine Spur von federleichten Küssen entlang seines Halses zu hinterlassen und ließ dabei seine Lippen nur ganz leicht seine Haut berühren, ohne sie je mit seinen Fangzähnen zu verletzen.   Sanft und wenig bis gar kein Druck verwendend. Frei von Lust oder Leidenschaft. Nur unschuldige kleine Küsse, die er hier und da hinterließ, bevor er langsam zur nächsten Stelle wanderte.   Auf und ab…ab und auf, immer und immer wieder.   Yuu hörte auf zu zählen wie viele Male Mika das wiederholte, zu fokussiert war er auf dieses angenehme Gefühl von seinen kalten Lippen, wie sie seinen Hals entlangfuhren, der sich in diesem Moment anfühlte, als ob er brennen würde.   Er bemerkte nur, dass Mika eine ganz bestimmte Stelle öfter und länger als die anderen küsste. Er hatte keine Ahnung, dass seine Halsschlagader sich dort befand.   Mika liebte es seinen Puls unter seinen Lippen zu spüren, sein Herz trotz dieser Aktion ganz ruhig schlagen zu spüren.   Selbst wenn er sein Blut trank, war es immer so. Sein Herz schlug nie schneller als sonst, nur ruhig und gleichmäßig.   Das war etwas über das sich Mika immer gewundert hatte…war er denn gar nicht nervös? Hatte er keine Angst, dass er den Verstand verlieren und zu viel trinken könnte? Ihn dabei verletzte, oder sogar tötete?   …Vertraute er ihm wirklich so sehr?   Selbst jetzt hätte er ihn mit Leichtigkeit töten können. Je mehr Küsse er ihm auf den Hals gab, desto verführerischer wurde es für ihn, zuzubeißen und einen Schluck zu nehmen.   Aber wenn es darauf ankam, hatte Mika die Selbstkontrolle eines Gottes, besonders wenn es um Yuu ging. Für ihn, würde er alles ertragen, selbst wenn es bedeutete zu leiden.   Er würde eher sterben als ihm je auf irgendeine Art und Weise wehzutun.   Nach einer kurzen Weile, hörte Mika auf und nahm wieder Abstand. Da Yuu die ganze Zeit über nichts dazu gesagt hatte, war er sich nicht sicher, ob es richtig von ihm gewsen war das zu tun, oder ob er einen Fehler begangen hatte.   Mika wollte sich zunächst dafür entschuldigen, aber als er seinen Blick wieder auf Yuu richtete und seinen Gesichtsausdruck sah, bekam er kein einziges Wort heraus.   Yuu hatte seine Augen geschlossen und ein schüchternes Lächeln umspielte seine Lippen, während seine Wangen in ein leichtes rot gefärbt waren.   Er war noch nie jemand gewesen, der leicht rot wurde, oder verlegen.   Es war das erste Mal, das Mika diese Seite von ihm sah und er konnte nicht anders, als von diesem Anblick fasziniert zu sein, was sein Gesicht ebenfalls zum Erwärmen brachte.   Nicht mehr in der Lage seinen Blick von ihm abzuwenden, sah Mika ihn noch für einen weiteren kurzen Moment an, während er spüren konnte, wie seine eigene Rötung mit jeder Sekunde, die verging, intensiver wurde.     …Ich frage mich…wie weit ich gehen kann…bis er will, dass ich aufhöre…     Ging es ihm durch den Kopf, als er sich ihm langsam wieder näherte und begann seine Augen zu schließen, bevor er ihm einen weiteren Kuss auf die weiche Haut seines Halses gab.   Aber dieses Mal hatte er nicht vor, es hierbei zu belassen.   Deshalb ließ Mika seine Lippen etwas höher gleiten, ließ sie ganz leicht seine Wange berühren und spürte zum aller ersten Mal wie Yuu sich verkrampfte, aufgrund dieser Aktion, aber trotzdem…keinerlei Anzeichen von Widerstand.   Langsam, fuhr Mika seine Haut entlang, seine Lippen sie währenddessen noch immer berührend und gab ihm einen sanften Kuss auf seine Schläfe, bevor er Abstand nahm und seine Augen wieder öffnete.   Nachdem er eine Hand nach ihm ausgetreckt und ihm vorsichtig etwas Haar aus dem Gesicht gestrichen hatte, schloss er seine Augen erneut, küsste ihn auf die Stirn und zog danach seine Hand wieder zu sich zurück.   Mika wanderte nun etwas tiefer und gab ihm einen weiteren zärtlichen Kuss auf sein Augenlid und zuletzt auf seine andere Wange, bevor er wieder Abstand nahm und seine Augen aufmachte.   Er schaute Yuu an, sah, dass er noch immer dasselbe schüchterne Lächeln von zuvor auf den Lippen hatte mit noch immer geschlossenen Augen und sein Gesicht in einen noch tieferen Rot-Ton getaucht war.   Als er spürte, wie sein Herz in diesem Moment kurz hüpfte, obwohl es schon seit langer Zeit aufgehört hatte zu schlagen, hörte Mika’s Kopf plötzlich auf zu arbeiten.   Und ohne weiter darüber nachzudenken, was er tat, schloss er einfach seine Augen, während er sich vorbeugte und legte kurz darauf seine Lippen ganz zärtlich auf Yuu’s.   Es dauerte nur Sekunden, bevor er den Kuss wieder löste. Nachdem er seine Augen öffnete, bemerkte er wie Yuu ihn ebenfalls ansah, mit weit aufgerissenen Augen, sein Gesichtsausdruck ein Mix aus Überraschung und Schock und wie sein Gesicht noch roter als zuvor war.   „T-tut mir Leid.“, entschuldigte sich Mika, nahm Abstand und wand dabei den Blick ab, während sein Gesicht auch in ein tiefes rot gefärbt war, „I-ich hätte das nicht tun sollen, tut mir Leid.“, wiederholte er und wich dabei etwas von ihm zurück.   Beschämt und, weil er befürchtete, dass er gerade einen schrecklichen Fehler begangen hatte, wollte Mika so schnell wie möglich dort raus und etwas frische Luft schnappen, aber als er dabei war vom Bett aufzustehen, griff Yuu plötzlich nach seiner Hand und hielt ihn damit vom Weggehen ab.   Mika richtete seinen Blick wieder auf ihn ,aufgrund seiner plötzlichen Berührung und beide sahen sich für einen kurzen Moment an, bevor Yuu seine Hand wieder losließ und beide verlegen den Blick abwanden, zu unsicher, was sie sagen, oder wie sie reagieren sollten.   Und so verging eine kleine Weile ohne, dass jemand etwas sagte und das einzige was man hören konnte ihr leises Atmen war.   So dazusitzen, erneut umgeben von einer unheimlichen Stille, ließ Yuu spüren wie jede einzelne Stelle, die Mika zuvor mit seinen Lippen berührt hatte, höllisch brannte und besonders das Gefühl wie seine Lippen seine eigenen berührt hatten, wollte nicht mehr weggehen.   Es war nicht so, dass er es nicht gemocht hatte, überhaupt nicht. Es…hat sich eigentlich ziemlich schön angefühlt. Sogar schöner als das Gefühl, das er immer bekam, wenn Mika sein Blut trank.   Deshalb hatte er nichts dazu gesagt, oder ihn davon abgehalten. Weil er es aus ihm unbekannten Gründen…mochte.   Und auch dieser letzte Kuss…   Yuu war es nicht mal peinlich zuzugeben, dass es ihm nichts ausmachen würde, wenn er das noch mal tat.   Zögerlich schaute er zu Mika hinüber, sah wie knallrot sein Gesicht noch immer war. Ein Anblick…den er noch nie zuvor gesehen hatte und sich nicht helfen konnte, als sich davon angezogen zu fühlen. So sehr sogar, dass er überhaupt nicht realisierte, dass er ihn anstarrte.   Irgendwann traute sich Mika flüchtig zu Yuu hinüber zu schauen und bemerkte, dass er ihn bereits ebenfalls ansah.   In dem Moment, in dem sich ihre Blicke trafen, konnte Yuu spüren wie ihm der Atem stockte und sein Herz kurz aussetzte, obwohl er nicht ganz sagen konnte, warum.   Nicht in der Lage ihren Blick mehr voneinander abzuwenden, sahen sich beide für einen kurzen Moment an, unsicher, was sie sagen sollten.   Während er in seine blutroten Augen schaute, ertappte sich Yuu dabei wie er sich mit jeder Sekunde, die verging, mehr und mehr in ihnen verlor, und plötzlich…bemerkte er den gleichen Blick in Mika’s Augen von zuvor.   Es war kein Durst, mit dem er es zunächst verwechselt hatte…es war etwas anderes. Etwas…dem er noch immer nicht ganz einen Namen geben konnte, egal wie sehr er es auch versuchte.   Etwas, dass sein Herz noch einmal aussetzen ließ, sein Gesicht erneut zum Erwärmen brachte…und ihn jeden einzelnen kleinen Kuss wieder spüren ließ, den Mika ihm gegeben hatte.   Und ohne weiter darüber nachzudenken, noch bemerkend, was er tat, oder zu wissen, was es war, dass er gerade in diesem Moment fühlte…schloss er seine Augen.   Mika sah ihn nur überrascht an, aufgrund dieser Aktion und verstand nicht ganz, warum er das tat. Aber er hatte nicht die Zeit sich seinen Kopf darüber zu zerbrechen, da sein Blick plötzlich von seinen geschlossenen Augen runter zu seinen Lippen wanderte.   Es war so verführerisch und Yuu machte es auch nicht gerade leichter für ihn.   Er versuchte so sehr dagegen anzukämpfen, sich davon abzuhalten auf das, was von seinen Emotionen noch übrig war, zu hören und einfach wieder wegzusehen.   Aber er konnte nicht. Egal wie sehr er es versuchte, Mika konnte einfach seinen Blick nicht mehr von ihm abwenden und je länger er ihn ansah, desto mehr ertappte er sich dabei wie er sich mehr und mehr vorbeugte, während er seine Augen schloss, ohne dagegen etwas tun zu können.   Er kam Yuu näher und näher, bis ihre Gesichter nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren, ihr Atem sich bereits vermischte und ihre Lippen dabei waren sich jede Sekunde zu berühren…aber im letzten Moment zögerte Mika und hielt sich davon ab.   Sein Kopf war gefüllt mit Zweifel, ob er es tun sollte, oder nicht. Selbst wenn Yuu ihm irgendwie seine Zustimmung gegeben hatte, wollte er nicht alles, was sie bisher hatten, auf’s Spiel setzen…alles noch merkwürdiger machen, als es ohnehin schon war. Aber auf der anderen Seite…wollte er ihn wirklich gerne noch einmal küssen.   Unsicher, was er tun sollte, öffnete Mika seine Augen wieder…nur um in ein paar ihm vertraute smaragdgrüne Augen zu blicken, die einen Hauch von Neugier enthielten und ihn denken ließen, dass er seine Aktion falsch verstanden hatte.   Mika sah ihm für einige weitere Sekunden in die Augen, dachte darüber nach, was er zu ihm sagen sollte um sich zu erklären, aber bevor ihm irgendwas einfallen konnte, wurde Yuu’s Blick plötzlich weicher und ohne ein Wort zu sagen schloss er seine Augen…und damit die Lücke zwischen ihnen.   Nur Sekunden später, nahm er wieder Abstand und öffnete seine Augen, während Mika ihn nur mit weit aufgerissenen Augen überrascht ansah.   Als er seine Reaktion sah, konnte Yuu sich vom Lachen nicht zurückhalten.   „W-was ist?“, fragte Mika, irritiert von seinem Lachen und mit einem sichtbaren Rotschimmer, der seine blassen Wangen bedeckte.   „Nichts.“, entgegnete Yuu beim Lachen, „Es ist nur…du solltest gerade dein Gesicht sehen.“   „H-halt die Klappe!“, sagte er, während er bei dieser Bemerkung leicht roter wurde und brachte damit Yuu sogar noch mehr zum Lachen.   Verlegen und da er ihm diese Genugtuung nicht gönnte, beugte sich Mika abrupt vor und gab ihm ebenfalls einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, bevor er kurz danach wieder Abstand nahm.   „Wer ist jetzt der mit dem dämlichen Gesicht?“, fragte Mika mit einem schelmischen Lächeln und bezog sich dabei auf Yuu’s überraschten Gesichtsausdruck in diesem Moment.   Yuu sah ihn für einen weiteren kurzen Moment an, bevor sich ein schüchternes Lächeln auf seinen Lippen bildete und er erneut die Augen schloss, sich vorbeugte und seine Stirn an Mika’s lehnte.   Mika verkrampfte sich leicht bei dieser plötzlichen Nähe und sein Gesicht wurde sogar noch wärmer, als er seinen warmen Atem auf seiner eigenen Haut spürte.   Er sah ihn an, nicht in der Lage auch nur ein Wort herauszubekommen…und als er bemerkte wie sein Blick wieder zu seinen Lippen hinunter wanderte, nahm er Abstand und wand seinen Blick ab.   „Ist irgendwas?“, fragte Yuu leicht verwirrt, nachdem er seine Augen wieder geöffnet hatte.   „Nein, ich…ich will einfach nur nicht etwas machen, das du später bereuen könntest, also wäre es besser, wenn du dich erstmal für ne‘ kleine Weile von mir fernhalten würdest…“, entgegnete Mika mit leiser und traurig klingender Stimme.   „Ich könnte nie etwas bereuen, wenn es um dich geht.“, widersprach er mit einem kleinen und sorgenfreien Lachen.   „Yuu-Chan, du verstehst nicht.“, sagte Mika und sah ihn dabei wieder mit ernstem Gesicht an, „Es…ist noch nicht zu spät. Wir können noch immer so tun, als ob von all dem gerade nichts passiert wäre. Es als Fehler abtun.“, schlug er vor, während er erneut den Blick von ihm abwand, „Wir…sind immerhin erschöpft und…ziemlich müde von diesem Kampf von vor zwei Tagen, also sind wir wahrscheinlich einfach nur-“   Er war nicht dazu in der Lage den Satz zu beenden, da er von einem Paar warmen Lippen unterbrochen wurde, die leicht seine eigenen berührten und ihn dazu brachten seinen Blick mit weit aufgerissenen Augen wieder auf Yuu zu richten.   Sekunden vergingen bis Yuu den Kuss wieder löste und wieder etwas Abstand nahm.   „Ich will nicht, dass es ein ‘Fehler’ ist.“, sagte er mit leiser Stimme, fast einem Flüstern, während er seine Augen öffnete, ihre Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt.   „…Es wird keinen Weg mehr zurückgeben, wenn wir…“, begann Mika mit gleich leiser Stimme, aber verstummte, als er sah wie Yuu’s Augen mit solch Zärtlichkeit leuchteten, die er noch nie zuvor in ihnen gesehen hatte.   „Es macht mir nichts aus.“, versicherte ihm Yuu, „Wenn du es bist…“   „…“   Als er ihm in seine wunderschönen smaragdgrünen Augen sah und seinen Atem als bloßen Hauch auf seinen Lippen spürte, konnte Mika fühlen wie das letzte bisschen Zweifel und Zurückhaltung in diesem Moment fortgespült wurden.   Und so hielt er sich nicht länger zurück und schloss seine Augen, während er sich vorbeugte, ließ seine Lippen  leicht die von Yuu für ein, oder zwei Sekunden berühren, bevor er den Kuss löste.   Als er seine Augen wieder öffnete, ertappte sich Mika erneut dabei wie er in Yuu’s smaragdgrüne schaute.   Schweigend sahen sie sich einander für einen kurzen Moment tief in die Augen bis Mika seinen Blick etwas weiter runter wandern und dort für eine Sekunde verharren ließ, bevor er ihm wieder zurück in seine Augen schaute, eine unausgesprochene Frage sichtbar in seinen eigenen.   Da er bereits wusste, was er fragen wollte und sah wie sehr er noch immer zögerte, erschien ein kleines und liebevolles Lächeln auf Yuu’s Gesicht. Und ohne etwas Weiteres zu sagen…schloss er einfach die Augen und beugte sich leicht vor, sodass ihre Lippen nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren und ihm damit signalisierte, dass er wollte, dass er weitermachte.   Als er verstand, was er damit meinte, spürte Mika wie sein Gesicht erneut wärmer wurde und wie sich sein Kopf leerte bevor er seine Augen ebenfalls schloss und damit…die Lücke zwischen ihnen.   Beide verspürten eine Gänsehaut, obwohl es eigentlich nicht das erste Mal war, dass sich ihre Lippen berührten, aber trotzdem…   Der Kuss war so ganz anders im Vergleich zu den Vorherigen. Weder kurzlebig, noch gehetzt, oder überstürzt.   Es war eher tollpatschig und zögerlich…aber so zärtlich, geduldig und zaghaft. Langsam und süß, aber vor allem…unschuldig.   Und Yuu konnte auch noch etwas anderes darin spüren. Erfüllt mit einer ihm unbekannten Emotion…   Was immer es auch war…es machte süchtig. Nahm ihm sogar für einen Moment den Atem und verursachte ein seltsames und kribbelndes Gefühl in seinem Bauch. Etwas, das er noch nie zuvor in seinem Leben gespürt hatte, oder erklären konnte.   Es machte ihn nervös und er konnte spüren wie sein Herz wie verrückt in seiner Brust schlug, wodurch ihm etwas übel wurde, ihn fast ohnmächtig werden ließ, aber es fühlte sich dennoch auch irgendwie schön für ihn an.   Es war ein Gefühl, das Yuu gegen nichts in der Welt eingetauscht hätte…genau wie diesen Moment.   Und auch, wenn er sich dessen nicht bewusst war, fühlte Mika genauso.   Nach einer gefühlten Ewigkeit für sie beide, war Mika derjenige, der als erster beschloss den Kuss zu lösen.   „…Ich liebe dich.“, hauchte er auf seine Lippen, bevor er seine Augen wieder öffnete.   Ein kleines und verlegenes Lachen entwich Yuu bei diesem Geständnis, der ebenfalls seine Augen öffnete und derjenige war, der Abstand nahm.   „…Tut…tut mir Leid.“, entschuldigte sich Yuu, als er mit rotem Gesicht nach unten sah, da er seinem Blick ausweichen wollte, „Ich…ich weiß wirklich nicht was ich sagen soll. Niemand hat das bisher zu mir gesagt, also weiß ich nicht, was ich-“   „Ist schon okay.“, unterbrach ihn Mika mit sanfter Stimme, als er sah wie verwirrt er war, „Du musst nichts sagen. Ich…hab sowieso keine Antwort erwartet. Ich…wollte es dir nur einfach plötzlich sagen, deshalb…ist es in Ordnung, wenn du mir nen‘ Korb gibst.“   „Wärst…du denn dann nicht traurig?“, wollte Yuu wissen, der ihn wieder ansah.   „Ist schon okay für mich.“, entgegnete er mit einem kleinen Lächeln und schüttelte dabei den Kopf, „Solange ich bei dir sein kann…gibt es für mich keinen Grund traurig zu sein. Und solange du glücklich bist…bin ich es auch.“   Nachdem er ihm für einige Sekunden in seine blutroten Augen schaute und seine Worte einsinken ließ, lächelte Yuu verlegen, bevor er seine Augen schloss und sich vorbeugte um seine Stirn an Mika’s zu lehnen.   „Warum nur fühlt sich alles so richtig bei dir an?“   „Weiß nicht.“, sagte Mika mit einem kleinen Lachen, „Sag du mir das lieber. Obwohl…ich bereits die Antwort kenne.“   „Weil du mich liebst?“, fragte Yuu mit noch immer geschlossenen Augen und einem Lächeln auf dem Gesicht.   „…Ja.“, entgegnete er mit leiser und sanfter Stimme, während er ihn liebevoll ansah.   Yuu’s Lächeln wurde bei diesen Worten etwas größer und plötzlich…begannen sich Tränen in seinen Augen zu bilden, die kurz darauf langsam seine Wangen hinunterliefen.   „Yuu-Chan, was ist los?“, wollte Mika besorgt wissen und nahm Abstand.   „H-huh?“, sagte Yuu verwirrt, nachdem er seine Augen geöffnet hatte und bemerkte erst dann, dass er weinte, „Oh, ähm….tut mir Leid. I-ich weiß nicht, was auf einmal in mich gefahren ist.“, gab er zu und wischte sich dabei die Tränen mit seinem Ärmel weg, aber vergeblich, „Verdammt…es will einfach nicht aufhören…“   Mika beobachtete ihn schweigend dabei, wie er verzweifelt versuchte seine Tränen zu bekämpfen, bevor er vorsichtig seine Arme um ihn legte und ihn an sich zog.   Er konnte spüren wie Yuu sich bei dieser Aktion ganz leicht verkrampfte, aber kurz darauf entspannte er sich wieder und vergrub sein Gesicht in seiner Schulter, während er zögerlich die Umarmung erwiderte.   Sie sagten für eine Weile nichts zueinander und nichts außer leisen und gedämpften Schluchzern, die von Yuu kamen, konnte man hören.   Mika hatte ihn bisher nur dreimal weinen sehen. Als sie vor vier Jahren getrennt wurden…als sie sich in Shinjuku wiedertrafen…und beim Anblick ihrer toten Familie vor ein paar Tagen…   Manchmal vergaß er wie verletzlich Yuu sein konnte…wie gebrochen er innerlich eigentlich war, obwohl er es nicht zeigte, indem er stattdessen immer ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht trug und lachte.   Aber ganz selten…konnte er es nicht mehr so leicht verstecken und…brach einfach in sich zusammen, so wie er es in diesem Moment tat.   „Hey…Mika.“, unterbrach er irgendwann diese Stille zwischen ihnen mit leiser und fast brechender Stimme.   „Hm?“   „Warum…ich?“, fragte Yuu zögerlich, „Ich meine…es gibt nichts Besonderes, das man überhaupt an mir lieben könnte, oder? Also…warum?“   „Ich…“, begann Mika, leicht überrascht von dieser unerwarteten Frage, „Um ehrlich zu sein…hab ich nie wirklich zuvor über einen Grund nachgedacht.“, gab er mit einem kleinen Lachen zu, „Ich…liebe dich einfach. Um deiner selbst willen. Die Art wie du lächelst…und lachst. Wie deine Augen leuchten, wenn du glücklich bist. Oder wie entschlossen du bist, wenn du dir erstmal was in den Kopf gesetzt hast…Deine Sturheit und Freundlichkeit. Und selbst deine Fehler…was für ein Hitzkopf du sein kannst. Dass du manchmal einfach nicht auf andere hörst, aber stattdessen willst, dass alles nach dir geht. Dass du mir ständig Sorgen bereitest, indem du nicht genug auf dich aufpasst…und dich in Gefahr bringst. Einfach…Alles. Ich liebe alles an dir.“   „…“   „Auch wenn es…nicht geplant war, überhaupt nicht und ich mir nicht sicher bin, ob…ich überhaupt das Recht habe das zu sagen, aber…mich in dich zu verlieben war das Beste, was mir je in meinem Leben passiert ist.“   Berührt von seinen Worten, entwich Yuu ein schüchternes und verlegenes Lachen.   „Weißt du…damals, nachdem mich meine Eltern verstoßen haben…“, begann er, nachdem sein Schluchzen endlich aufgehört und er tief Luft geholt hatte, „Fühlte ich mich von niemanden gewollt. Ich fühlte mich einfach so…wertlos. Ich war so verletzt und zur gleichen Zeit…hatte ich Angst…noch einmal so etwas zu erleben, weggeworfen zu werden von Leuten, von denen ich dachte, dass sie sich um mich sorgen, deshalb…hab ich jeden von mir weggestoßen, so getan als ob ich mit niemanden etwas zu tun haben wollte und wollte allein sein. Aber in Wahrheit, da…wollte ich einfach nur von jemanden geliebt werden.“   „…“   „Ist das selbstsüchtig von mir?“   „Nein, ist es nicht.“, verneinte Mika, „Es ist das normalste auf der Welt solch einen Wunsch zu haben. Jeder tut das. Es ist…menschlich. Deshalb ist es in Ordnung sich nach…Liebe zu sehnen.“   „Hab ich all diese Jahre.“, entgegnete Yuu mit einen kleinen Lachen und Lächeln, „Und jetzt, nach all dieser Zeit…ist die erste Person, die mir je das Gefühl gab gewollt und gebraucht zu sein…die erste, die mir Wärme gab…und ein Zuhause…die meinem Leben wieder eine Bedeutung gegeben hat…auch die erste, die mich auf diese Weise liebt. Komisch, oder?“   „…“   „Du hast so viel für mich getan…und hast mir so viel gegeben. Selbst jetzt tust du das noch. Und ich…ich kann dir nicht mal eine richtige Antwort geben…oder muss dich sogar am Ende enttäuschen…“   Als er seine traurig klingende Stimme hörte, legte Mika seine Hände auf je eine von Yuu’s Schultern und zog ihn vorsichtig von ihm weg.   „Yuu-Chan, es geht nicht um meine Gefühle, sondern um deine.“, sagte er, während er ihm in die Augen schaute, „Denk nicht, dass du dasselbe für mich fühlen musst. Es ist in Ordnung, wenn du das nicht tust. Und du musst dich auch nicht schlecht, oder schuldig deswegen fühlen, überhaupt nicht. Egal was deine Antwort auf meine Gefühle auch sein mag…ich werde dich nicht verlassen. Ich werde immer an deiner Seite sein. Bis zu dem Tag…an dem die Welt uns auseinanderreißt.“   Yuu sah ihn bei diesen Worten ungläubig an und ließ sie in sich einsinken…bevor eine einzelne Träne sich in seinem Auge bildete und langsam seine geröttete Wange hinunterlief.   Behutsam, streckte Mika die Hand nach ihm aus und wischte die Träne mit seinem Daumen weg.   „Bitte hör auf zu weinen.“, bat er ihn mit sanfter Stimme und streichelte ihm dabei über die Wange.   Erneut sahen sie sich einander tief in die Augen, bis Yuu’s Blick weicher wurde und sich plötzlich für Mika alles in Zeitlupe zu bewegen schien, als Yuu seine Arme um seine Schultern schlang, während er seine Augen schloss, und zärtlich seine Lippen auf seine legte.   Mika schaute ihn mit einen leichtem Rotschimmer, der seine Wangen bedeckte, und durch halb-geschlossene Augen an, bevor er sie vollständig schloss und den Kuss erwiderte.   Und nur kurz darauf…konnte er spüren wie Yuu lächelte, was bei ihm eine mehrfache Gänsehaut auslöste.   Aber der Moment hielt nicht lange an, da Yuu plötzlich lachend den Kuss wieder löste.   „…Was ist?“, wollte Mika wissen, nachdem er seine Augen wieder geöffnet hatte.   „Nichts. Ich bin nur…glücklich.“, entgegnete er mit nun offenen Augen und seinem Kinn auf seiner Schulter, während er ihn noch immer mit einem Lächeln auf dem Gesicht umarmte, „Ich…weiß nicht warum. Ich kann nicht aufhören zu lächeln und mein Herz…will aus irgendeinem Grund nicht aufhören wie verrückt zu schlagen.“, flüsterte er, nur für Mika bestimmt zu hören, „…Verdammt. Dich zu küssen fühlt sich so unglaublich schön an…“   „…“   „Hey, Mika…“, sagte Yuu mit zögerlicher Stimme und umarmte ihn dabei etwas fester, „Verlieb…ich mich gerade in dich? Oder…bin ich bereits…in dich…?“   „Ich weiß es nicht.“, entgegnete Mika leise, „Ich…kann dir das nicht sagen. Das ist etwas, was du selbst rausfinden musst.“   „…“   Seinem Schweigen nach zu urteilen, wusste er, dass das nicht die Antwort war, die Yuu erwartet hatte.   „Zerbrich dir darüber nicht so sehr den Kopf.“, sagte er sanft, „Es ist in Ordnung, wenn du noch keine Antwort gefunden hast. Selbst wenn es nicht heute ist…morgen, oder der Tag danach. In einer Woche, in einem Jahr…oder in hundert Jahren. Nimm dir so viel Zeit wie du brauchst. Selbst wenn du mich letztendlich abweist, ist es in Ordnung. Ich will einfach nur…bei dir sein. Für den Rest meines Lebens. Mehr verlange ich nicht. Nur das.“   „…“   Während er seinen Worten lauschte, konnte Yuu plötzlich dieses seltsame und kribbelnde Gefühl in seinem Bauch erneut spüren.   Aber dieses Mal…hatte er so eine Ahnung, was es war.   „Ich warte, Yuu-Chan.“, fuhr Mika fort, trotz der fehlenden Antwort, „Ich warte auf dich, wie lang es auch dauern mag. Selbst wenn es auf Lebenszeit ist. Ich warte auf dich. Nur auf dich und-“   „Mika.“, sagte Yuu seinen Namen mit zärtlicher Stimme und einem kleinen Lachen, „Hör auf…du gibst mir Schmetterlinge. Oder zumindest…denke ich, dass sie sich so anfühlen…“   „…“   „Sag…geb ich dir auch welche? Schmetterlinge, meine ich.“   „…Natürlich.“, antwortete Mika leise, während er langsam die Arme um ihn schlang und die Umarmung erwiderte, „…Die ganze Zeit.“   Yuu konnte sich nicht helfen, als bei diesen Worten zu lächeln, bevor er sagte:   „Hey…weißt du, mir gefällt die Vorstellung…von dir und mir.“   „Nur die Vorstellung zu mögen, oder die eigentliche Person sind allerdings zwei verschiedene Dinge…“, sagte er mit einem Seufzen.   „Ich weiß.“, entgegnete Yuu mit einem kleinen Lachen, „Aber…den Rest meines Lebens mit dir zu verbringen…wäre schön. Wirklich…schön.“   „Ich…hab dir keinen Antrag gemacht, weißt du?“, bemerkte Mika ausdruckslos.   „Also…liebst du mich, aber willst mich nicht heiraten, was?“, schmollte er.   „D-das…“, begann Mika zu stottern und spürte wie sein Gesicht dabei wärmer wurde, „S-so war das nicht gemeint. I-ich meine-“   „Das war nur nen‘ Witz, Mika.“, unterbrach ihn Yuu lachend, „Nimm alles doch nicht gleich so ernst.“   „…Trottel.““, murmelte er verlegen und bekam ein weiteres Lachen von Yuu.   „Ach, komm schon, sei doch nicht gleich so belei-“   „Aber das liebe ich gerade so sehr an dir…“, unterbrach Mika ihn mit der sanftesten Stimme, die er je von ihm gehört hatte.   Yuu fehlten zunächst die Worte, aber nach ein paar Sekunden begann sich ein kleines Lächeln auf seinen Lippen zu bilden und er spürte wie sein Gesicht erneut wärmer wurde.   „…Und du wirst wirklich auf diesen Trottel warten?“, fragte er und schloss dabei seine Augen, „…Egal wie lange es dauert?“   „Solange wie du brauchst.“, wiederholte Mika, „Egal, was für eine Antwort du findest…ich warte. Selbst, wenn ich das für eine Ewigkeit tun muss. Und wenn du dann immer noch Zeit brauchst…geb ich sie dir. Ich geb dir alle Zeit der Welt, Yuu-Chan.“   „…Mhm…“, summte Yuu und umarmte ihn etwas fester, während er spürte wie er der Antwort auf seine Gefühle für Mika etwas näher kam, nachdem er das gehört hatte.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)