Normalität mit Biss von Chaosbande ================================================================================ Kapitel 23: Mücken und Elefanten -------------------------------- Drei Tage war es her, dass er mit der Suche nach dem Schriftstück begonnen hatte. Leider gab es bisher keinen Erfolg zu verzeichnen. Doch, wie er auch schon Severus gesagt hatte, würde er nicht so schnell aufgeben. Wenn Severus sagte, dass es wirklich wichtig war, dann musste es einfach so sein. Daher war er jetzt auch schon vor Unterrichtsbeginn auf dem Weg in die Bibliothek. Wenn er Hermine einmal alleine abpassen wollte, dann dort. Vor allem weil er durch einen schnellen Blick auf die frühstückenden Schüler gesehen hatte, dass Ron und Konsorten dem Essen zusprachen.     Leise huschte er in den großen Raum und wurde augenblicklich von dem Geruch alter Bücher empfangen. Staub suchte man hier allerdings vergeblich, dafür sorgte Hogwarts strenge Bibliothekarin. Zum Glück musste er nicht lange nach Hermine suchen, saß sie doch an ihrem Lieblingstisch am Fenster. Wahllos schnappte er sich ein Buch aus einem Regal.   “Hey.” Aus der Konzentration gerissen blickte Granger ihn mit großen Augen an. “Harry … was machst du hier?” Ängstlich blickte sie sich um. “Stricken”, antwortete er sarkastisch und setzte sich einfach an Hermines Tisch. Seine Schultasche landete mit einem leisen ‘Klock’ auf dem Boden. “Bitte geh”, bat sie flüsternd. Madame Pince schlich um sie herum und wartete nur auf das nächste lautere Geräusch. “Du solltest nicht hier sein. Nicht hier bei mir sitzen. Wenn Ron das heraus bekommt.” So schnell wie möglich begann Hermine ihre Sachen zusammen zu suchen. Schnell schnappte Harry sich die Pergament Rolle auf der garantiert irgendeine Hausaufgabe stand, welche die Braunhaarige wieder einmal verfeinern wollte. “Die schlagen sich noch die Bäuche voll. Was du auch tun solltest.” Harry warf der Schwangeren einen ernsten Blick zu. Hermine musste jetzt in erster Linie an sich und das Ungeborene denken. “Ich brauche deine Hilfe.” Einen Moment biss sich Hermine unsicher auf der Lippe herum, dann nickte sie.   “Erinnerst du dich noch an den Schwur, welchen wir auf der Horkrux Suche geschlossen haben?” “Natürlich, ich habe ihn schließlich verfasst.” “Ja und dadurch ziemlichen Mist gebaut.” Schnell hob er die Hände, als Hermine ihn finster ansah. “Nicht meine Worte. Aber wie sich herausgestellt hat, könnten wir dadurch wirklich Probleme bekommen. Wie ich inzwischen weiß, ist das nicht nur ein Kinderspaß.” “Was erzählst du hier eigentlich?” “Hast du zufällig meinen Teil der Abmachung? Ich brauche ihn. Und deinen an uns, kannst du mir auch gleich geben.” “Harry, jetzt sag mir was los ist!” Es war ein leises Fauchen. Dieser strenge, unerbittliche Ton welcher an früher erinnerte, wenn zwei gewisse Herren nicht lernen wollten. “Dieses unbedachte Schreiben, über welches wir alle gelacht und uns gefreut haben, könnte dafür sorgen, dass es unser Handeln und Denken beeinflusst.” Schockiert starrte Hermine ihn an und ließ sich gegen die Rückenlehne sinken.   Leise erzählte er dem Mädchen, was er über Blutschwüre und Blut gebundene Verträge wusste. Jedoch sah er zu, es so neutral wie möglich zu halten. Nicht, dass irgendetwas Hermine dazu veranlasste direkt zu Ron zu rennen. “Du verstehst sicher, dass ich nicht mehr will, dass irgendein Ding mein Leben bestimmen soll? Ich habe immer im Schatten der Prophezeiung gelebt und jetzt soll etwas, dass wir für eine gute Idee hielten, mein Leben erneut bestimmt? Eine Sache, welche wir aus Verzweiflung, Angst und verlorener Hoffnung schlossen?” “Ich hatte keine Ahnung … ich dachte einfach es wäre eine schöne Geste für den Augenblick.” Tränen schimmerten in den Augen der jungen Frau. “Und da sagen sie alle, ich wäre die klügste Hexe dieses Jahrzehnt.” Ein sarkastisches Lächeln verzehrte ihr Gesicht.   Behutsam ergriff er ihre Hand. “Ich weiß, Hermine. Damals war es toll. Es gab mir die Kraft weiter zu machen. Die Angst, plötzlich alles alleine meistern zu müssen, hat mich beinahe erdrückt. Auch wenn ich oft genug kurz davor war einfach zu verschwinden, weil ich euch in den Fokus unserer Gegner brachte, konnte ich es dennoch nicht. Vor allem du warst es, die mich bei guter Laune gehalten hat. Mit deinem Einsatz und deinem Verstand hast du mich irgendwie motiviert, dass das Ganze doch nicht so unsinnig ist. Zudem bist du die klügste Hexe dieses Jahrzehnt, aber dennoch einfach nur ein menschliches Wesen.”   Erstaunlicherweise ließ sie den Körperkontakt zu, drehte ihre Hand sogar herum sodass sie sich an Harrys festhalten konnte. “Danke. Dennoch … ich habe so oft von solchen Geschichten gelesen. Aber es waren immer nur kurze Erwähnungen oder Randnotizen. Dass es einen sogar körperlich schaden kann …” “Davon habe ich nichts gesagt!”, beeilte sich Harry zu sagen und bekam dadurch ein “RUHE!”, durch die Bibliothekarin.    “Nein, dies brauchst du auch nicht. Ich habe nur eins und eins zusammengezählt und mich an einen Text aus Alte Runen erinnert. Da ging es um einen solchen Blutsschwur und ein paar Kapitel weiter starb einer der Zauberer. Bisher habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht, denn der Mann war sehr alt …”, Gedankenverloren blickte Hermine auf den Tisch zwischen ihnen. “Hermine, du weißt nicht zufällig, wo ich meinen Teil hin getan habe?” “Doch, du hast ihn im Forest of Dean vergraben. Wir haben sie alle zusammen dort vergraben, als Ron wieder bei uns und das dumme Medaillon zerstört war.” “Na, wie gut, dass der Wald so klein ist. Ist ja nicht so, dass ich da nicht schon gesucht habe.” Er konnte den Frust und Sarkasmus nicht aus der Stimme halten. “Aber immerhin habe ich einen Anhaltspunkt, wo ich nochmal hinreisen muss um den Wald auf links zu drehen. Danke.” Sanft lächelte er sie an und drückte ihre Hand. “Lass mich mitkommen, dann musst du den schönen Wald nicht komplett sprengen.” “Was?” “Erstens kenne ich dich und deine Ungeduld und zweitens weiß ich noch ganz genau, wo ich es versteckt habe. Ich bin ehrlich gesagt auch die Einzige, welche die Stelle wiederfindet. Da liegen einige von mir modifizierte Schutzzauber drauf.”    Lachend löste Harry seine Hand und strich sich durch die Haare. “Warum wundert mich das jetzt keineswegs? Ok, ich werde es mit Severus besprechen. Dann melde ich mich bei dir. Wir müssen es ja auch irgendwie vor Ron verheimlichen.” “Lass ihn mein Problem sein. Aber … seit wann nennst du Professor Snape beim Vornamen? Ihr könnt euch doch gar nicht ausstehen!”   Diese Aussage zeigte so sehr, wie wenig noch von ihrer einstigen Freundschaft über war. Wie wenig sie ihn überhaupt noch kannte durch den tiefen Bruch. Wehmut rollte durch seinen Körper. “Ist egal. Das ergibt sich halt, wenn man da unten Tür an Tür wohnt und sich ausspricht. Wir haben eine Menge geklärt um uns das Leben nicht mehr unnötig schwer zu machen.” “Das freut mich. Das erklärt auch warum er freiwillig in deiner Nähe stand in der großen Halle. Vielleicht wird er dann ja auch allgemein netter im Unterricht.” Schmunzelnd stand Harry auf. “Und morgen ist die Sonne pink und scheint mir aus dem Hintern.” Auch Hermine machte sich bereit zum Aufbruch. “Da wir jetzt Tränkestunde haben, werde ich mir vorsichtshalber eine Augenbinde parat legen.” Wenig unsicher grinsten sich die einzigen besten Freunden an. “Ich geh vor, ok? Wir müssen unser Glück nicht überstrapazieren.” Damit verließ Hermine die Bibliothek.   Es war besser gelaufen als erwartet, auch wenn es ein wenig krampfig und erzwungen wirkte. Mal sehen wie es lief, wenn sie zum Forest of Dean reisten.   “Heute scheinen Sie alle einen Wecker zu besitzen. Wie erfreulich”, schnarrte Severus und ließ seinen kalten Blick durch den Klassenraum wandern. “Halten Sie den Mund und hören Sie zu. Zu Ihrem eigenen Wohl.” Augenblicklich verstummte jedes Gemurmel. “Die Erkältungszeit ist im vollen Vormarsch. Daher werden wir nichts neues durchnehmen, sondern bereits gelerntes anwenden.” Ein lässiger Wink mit dem Zauberstab und alle Schüler erblickten ‘Aufpäppeltrank’ an der Tafel. “Den sollten Sie alle inzwischen mit links hinbekommen. Zwei Kessel pro Person. Einen kleinen mit einer Portion für sie und ein großer mit dem für die Krankenstation. Zwei Unterrichtsstunden, ab jetzt!” Augenblicklich war das Geräusch von aufschlagenden Büchern und Stühle rücken zu hören. Schnell, aber in Reih und Glied, sahen die Schüler zu sich die benötigten Zutaten und Utensilien an den Tisch zu holen. Bis auf Draco, Harry und Blaise.   “Meine Güte, so ein langweiliger Trank”, murrte Blaise bockig. “Warum nicht was spannendes?” “Keine Ahnung, wahrscheinlich hat er nicht gut geschlafen und lässt es an uns aus.” Kam es monoton von Draco, welcher seine Finger betrachtete. “Wahrscheinlich hat er es einfach satt, dass immer mehr Schüler dem Unterricht fern bleiben. Dabei soll er doch froh sein, wenn er von McGonagall schon gezwungen wird, selbst die Nieten wieder mit zu unterrichten.” Schulterzuckend machte sich auch Blaise auf den Weg um alles wichtige zusammenzutragen.  “Mr. Potter, Mr. Malfoy, hat man Sie in Statuen verwandelt?”, erkundigte sich Severus quer durch den Raum mit nüchterner, lauernder Stimme, während er auf sie zu kam. “Nein, Professor”, gab Draco gewohnt nasal zurück und bekam einen strengen Blick geschenkt. Harry kniff die Lippen zusammen um sich nicht zu verraten. Er sah den, für ihn, schlecht versteckten Schalk im Blick des Lehrers. “Nun, Sie beide tragen nicht zur Verschönerung des Raumes bei. Bewegen Sie sich oder Sie bekommen die Gelegenheiten sämtliche heute hergestellte Tränke zu testen.” Mit verschränkten Armen blieb der Professor vor ihrem Tisch stehen um auf sie hinab zu starren. Die Lippen zuckten. “Merlin Harry, laste den Kerl mal mehr aus. Ich mache dich persönlich für seine Unausgeglichenheit verantwortlich!” Draco hatte sehr leise, aber im Bewusstsein dass ihn die beiden Wesen verstanden, gesprochen. Diese Steilvorlage musste der junge Vampir natürlich ausnutzen und blickte Draco grüblerisch an. “Was meinst du, soll ich jetzt direkt über ihn herfallen?” Mit gerunzelter Stirn tippte er sich ans Kinn. “Wenn wir dadurch eine Freistunde bekommen …” “Schreibtisch oder Boden?” “Hmm … ich denke … Räuspernd klopfte Severus auf ihren Tisch und lehnte sich noch näher. “Ich denke ihr beiden bewegt jetzt eure Hintern oder ich garantiere für nichts mehr.” Dabei lag sein Blick auf Harry.   Der Vampir musste Schlucken. Da war er wieder, dieser Blick, der alle seine Rezeptoren zum Summen brachte. Das Feuer, welches von heißen Küssen und mehr sprach. Nochmals schluckte Harry und begann unruhig hin und her zu rutschen. Lachend schlug Draco ihm auf die Schulter. “Da bist du dir wohl selbst in die Falle gegangen, Bruder.” Glucksend schritt Draco zu Blaise. “Nun, Mr. Potter”, Severus hatte die Stimme wieder erhoben. “Wie entscheiden Sie sich? Brauchen Sie eine Einladung oder fügen Sie sich?” Für dieses Spiel war der Werwolf eindeutig der falsche Gegner. Allein diese rauchig gestellte Frage brachte Harrys Fantasie auf versaute Wege. “WAH!”, rief er aus und nahm die Beine in die Hand. Sollten sie ruhig alle lachen und frotzeln. Er konnte jetzt eine eiskalte Dusche gebrauchen!   Harry nutzte die Mittagspause um ein wenig Zeit für sich zu haben und die Stille zu genießen. Allerdings auch nur, weil Luna ihm versichert hatte, in Nähe der Slytherins zu bleiben. Dadurch, dass Draco als inoffizieller Hausvorstand die Kleine unter seine Fittiche genommen hatte, hielt sich auch der Rest daran.   Ja, er kam inzwischen besser damit klar, was er durch die verbesserten Sinne so mitbekam. Dennoch war er nicht so gut da drin, dass er einen ganzen Tag durchgehend so viele Geräusche und Gerüche ertrug. Er beneidete Lucius in dem Punkt, dass sein Mentor in Malfoy Manor seine Ruhe vor Menschenmassen hatte.   Gedankenverloren drehte er die Zigarettenschachtel in der Hand. Er konnte zwar nicht körperlich davon abhängig werden, aber wahrscheinlich war er es bereits psychisch. Die Zigaretten waren seine Möglichkeit gewesen, den Eindrücken kurz zu entkommen - waren ein Hobby und Zeitvertreib. Eine Ausrede zur Flucht. Aber Severus hatte ihm gesagt, dass er den Geruch nicht mochte - geradezu verabscheute. Langsam fischte er eine Zigarette aus der Packung, steckte sie in den Mund, entzündete diese und zog den Rauch ein. Dann zerknüllte er die fast volle Schachtel, nahm noch einen tiefen Zug, ehe er auch den letzten Glimmstängel ausdrückte.   “Ein weiterer Punkt, auf dem Weg zum vernünftigen Leben erledigt”, murmelte er und lehnte sich an den dösenden Seidenschnabel. “Sag mal mein Guter, was hältst du von einem kurzen Flug?” Und schon lag Harry auf dem Rücken, denn der Hippogreif sprang auf und trabte gurrend um ihn herum. Lachend rappelte sich der Vampir auf. “Na dann, auf in den Himmel!”   Selbst wenn es nur kurz war, so hatte es doch unglaublich gut getan ein paar Runden mit Seidenschnabel zu drehen. Auch wenn der sich mal wieder einen Spaß erlaubt hatte und durch den See gepflügt war. Aber das war nichts, was ein Trocknungszauber nicht beheben konnte. Gut gelaunt war Harry auf dem Weg zu Verwandlung. Ein Fach was ihm lag, nicht so wie Zaubertränke wo er viel zu schnell den Faden verlor. Gut, vielleicht lag dies auch nur am Lehrer.   “Harry!” Draco kam ihm mit einigen Slytherin entgegen. “Hey ihr. Na, wie ist euer Tag bisher so?” “Nachdem ich Babysitter für Luna gespielt habe …”, setzte Draco frotzelnd an, wurde jedoch von Blaise unterbrochen. “Alter, du hast die Kleine doch keinen Moment aus den Augen gelassen. Tu mal nicht so!” “Alleine kann man die Träumerin ja nicht durch Hogwarts streifen lassen”, schnappte Draco zurück. “Die Kleine hat was, echt. Also von der Bettkante stoßen würde ich sie nicht.” “BLAISE!”, riefen Harry wie auch Draco synchron aus und sorgten damit dafür, dass Zabini wie auch die anderen Slytherin zu lachen begannen. “Macht euch nicht ins Hemd, Jungs. Meint ihr ich oder irgendein anderer vernünftig denkender Mensch legt sich mit euch an?” “Ähm Blaise, muss ich dich da an die Aktion mit …”, schaltete sich Vaisey, der beste Jäger der Quidditchmannschaft von Slytherin, ein. Doch das Auftauchen der Direktorin unterbrach sie. Ihr siebter Jahrgang hatte die Ehre von der Direktorin persönlich unterrichtet zu werden. “Beenden Sie nun Ihr Kaffeekränzchen und kommen rein. Heute dürfen Sie aus Mücken, Elefanten machen.” “Was?”, kam es wenig sinnreich von Blaise und auch in den Gesichtern der vier anderen Slytherin sah Harry Fragezeichen. Mit den Augen rollend folgte Harry der Professorin. Diese reinblütigen Zauberer von heute kannten nicht einmal das einfachste Sprichwort der Muggel.   “Hallo Klasse, wie Sie wissen, bekommen Sie eine Mischung aus sechsten und siebten Schuljahr gelehrt. Eine erweiterte Wiederholung, wenn man so möchte. Ich möchte an dieser Stelle nochmal an mein Angebot, für individuelle Nachhilfe, erinnern. In dieser heutigen Stunde werden wir jedoch die Verwandlung, die Tierklassen übergreifend, beginnen. Für diesen Block habe ich zwei weitere Wochen eingeplant an dessen Ende Sie gemäß dem Muggel Sprichwort, die Mücke…” Die Lehrerin zeigte bedeutungsschwanger auf ein verschlossenes Glas, “in einen Elefanten verwandeln.” Raunen ging durch den Raum. “Wusst’ ich doch, dass es irgendwas mit den Muggeln zu tun hat”, kam es zufrieden von Draco. “Ja, nur dass McGonagall es wörtlich nimmt. Das wird bestimmt lustig wenn hier zig Elefanten herum laufen”, gluckste Harry, welcher sich das Chaos ausmalen konnte. “Beruhigt Euch, Schüler. Bis hier das erste Tröten zu hören ist, wird es dauern. Wir gehen erst nochmal die ganzen Grundlagen durch. Ansonsten kann eine Menge schief gehen und wir wollen doch nicht, dass irgendjemand oder etwas zu Schaden kommt!”   Das schätzte Harry an der Frau. Auch wenn sie bei ihrer Fürsorgepflicht den Schülern gegenüber ab und an versagt oder falsche Entscheidungen getroffen hatte, in ihrem Fach war davon nichts zu merken. Jede nicht ordnungsgemäß verlaufene Verwandlung an der Tiere beteiligt waren, wurden umgehend von ihr beendet damit das Geschöpf nicht litt. “Also, hat noch jemand Fragen, ehe wir beginnen?”   Augenblicklich schoss die Hand von Ron in die Luft. Ein seltener Anblick, der ungefähr so absurd war wie ein strickender Grawp. “Mr. Weasley, Sie wollen etwas wissen?” Es war der Lehrerin daher nicht zu verdenken, dass sie ungläubig darauf reagierte. “Ich habe mich gefragt, warum es momentan Verteidigung gegen die dunklen Künste nicht mehr gibt und ob sich das bald wieder ändert.” Seufzend lehnte sich die Direktorin an den Schreibtisch. “Wie Sie alle wissen, fehlt mir dafür immer noch ein Lehrer. Das Ministerium hat mir zwar einige Kandidaten geschickt, aber ich habe diese alle abgewiesen. Was sollen Sie mit abgehalfterten Auroren, welche aus dem Ruhestand gezwungen wurden, anfangen? Was wollen Sie mit Lehrern, welche nicht auf dem neuesten Wissens- und Lehrstand sind? Damit ist Ihnen definitiv nicht geholfen. Weiter denke ich, dass gerade Ihr Jahrgang darauf verzichten kann. Dass Sie sich zu verteidigen wissen, haben Sie damit bewiesen, dass Sie hier in Fleisch und Blut vor mir sitzen. Dadurch, dass Horace es sich im Ausland gut gehen lässt, kann ich ihn auch nicht wieder als Zaubertranklehrer und damit Professor Snape als Verteidigungslehrer einsetzen.” Harry musste sagen, dass an den Worten durchaus was dran war. Aber dennoch hätte er selbst das Fach auch gerne wieder. “Aber, Professor McGonagall, auch jetzt gibt es die dunklen Künste noch um uns herum. Vor allem die jungen Schüler müssen geschützt werden”, gab Ron zu bedenken. “Mr. Weasley, natürlich wird es die dunklen Künste und solche die sie für Schlechtes nutzen, immer geben. Aber ich denke, momentan haben Sie alle hier einen ausreichenden Wissensstand um damit umzugehen. Zudem, Sie sind hier in Hogwarts und streifen nicht durch die Welt um entflohene Todesser zu jagen. Voldemort ist Geschichte.”   Doch Ron schien nicht zufrieden mit dieser Aussage. Der Rothaarige ignorierte seine Freundin und einige Sitznachbarn, welche ihn baten es gut sein zu lassen. “Aber gerade hier in Hogwarts brauchen wir doch das Wissen!”, beharrte Ron und schnaubte abfällig. “Wie meinen Sie das?” Harry wurde schlagartig bewusst, worauf Ron anspielte und seufzte genervt.   “Na, ganz einfach. In Verteidigung gegen die dunklen Künste lernt man auch, sich gegen gefährliche Wesen zu verteidigen. Wie zum Beispiel, Vampire.” Selbstzufrieden lehnte sich der Junge zurück und ließ seine Worte wirken. Niemand, auch die Direktorin nicht, wusste wie man darauf korrekt reagierte. Harry vermutete dass die Frau gerade zwischen Diskussion und Strafarbeit schwankte. Oder überlegte welche Privilegien sie dem Jungen noch nehmen konnte. “Ich werde Ihnen hier keine Bühne bieten, Mr. Weasley.” Scharf warnend blickte die Professorin den Jungen an. “Lesen Sie die Kapitel über die Vorbereitungen zur Insekten Transformation. Ich werde sofort wieder da sein.” Sprachs und verschwand eilenden Schrittes aus dem Raum.   Kaum war die Direktorin weg, brach das Chaos aus. Selbstgefällig setzte sich Ron auf den Tisch. “Pah, nicht mal die Direktorin sagt da was gegen. Sie weiß wohl, dass ich Recht habe und hat nur nicht den Mumm es durchzusetzten!.”   “Halt einfach deinen Mund, Weasley!” Finsteren Blickes starrte Draco den anderen Jungen an.   “Was willst du denn, Frettchen?” Wütend stand der Gryffindor auf. Der Blick nicht weniger verachtend.   “Dumm und taub?”, antwortete Draco hochnäsig. “Du sollst dein dreckiges,verfluchtes Maul halten, du Haufen Riesenkotze!” Durch die Reihen der Gryffindor ging ein Japsen. Die kannten halt nicht den privaten Draco, welcher durchaus die ‘Gossensprache’ beherrschte.   “Ron, bitte, sei ruhig. Setz dich wieder hin.” Bittend redete Hermine auf ihren Freund ein. Versuchte ihn am Ärmel auf den Stuhl zu ziehen, doch sie wurde wie eine Fliege abgeschüttelt. Während dessen kümmerte Harry sich um Draco, welcher gerade erst in Fahrt kam.   “Nein Harry, lass mich. Sagt mal, was stimmt denn mit euch allen nicht? Der Kerl hetzt immer wieder gegen einen von uns. Gegen den Jungen der uns allen die Möglichkeit auf eine befreite Zukunft gegeben hat. Und ihr alle kuscht oder steht auf seiner Seite. Habe ich dafür mit diesem Scheusal in einem Haus leben müssen? Habe ich dafür den Crucio in Kauf genommen, wenn ich auch nur zu laut geatmet habe? Dafür, dass hier mit Parolen um sich geworfen wird, die denen Voldemorts ebenbürtig sind?” Kopfschüttelnd holte der Blonde Luft und schloss kurz die Augen, ehe er sich wieder strafte und die Mitschüler ansah. Diese schienen teils erst jetzt zu begreifen, dass selbst ein Malfoy nicht gerade gut unter Voldemort gelebt hatte. “Ihr habt Angst vor Vampiren, was zum Teil auch durchaus berechtigt ist, aber doch nicht vor Harry! Nur weil er sich jetzt lieber von Blutbeuteln als Pommes ernährt, ist er doch nicht gleich ein anderer. Er ist immer noch der Harry, welcher ein offenes Ohr für euch hat. Seit der ersten Klasse selbst für den einen oder anderen jungen Slytherin hatte. Der Harry, welcher immer wieder bewusst Umbridge Zorn auf sich zog und euren komischen Club leitete. Euch eine Menge lehrte, weswegen ihr vielleicht überhaupt noch lebt!” Aufgebracht warf Malfoy Junior die Hände in die Luft.   Leiser fuhr er fort. “Und ihr benehmt euch so schändlich. Fragt ihr Gryffindor euch wirklich, warum er lieber in den Keller zu all den Schlangen gezogen ist?”   “Draco, hör auf. Lass gut sein”, versuchte Harry den Aufgebrachten zu stoppen. Doch ein Malfoy mit einer Mission - den Frust von der Seele reden - ließ sich nicht, mal eben so, zum Schweigen bringen.    “Er ist ein abscheuliches, gefährliches Wesen. Eine Kreatur welche zu allem fähig ist. Er bringt uns alle in Gefahr! Du und all deine Slytherin Freunde, ihr seid doch eh schon verdorben.” Schwer atmend stand Ron mit hochrotem Kopf vor ihnen. Dann legte sich ein angeekelter Ausdruck auf das Weasley Gesicht. “Wahrscheinlich geilt es ihn auch noch auf, bei euch dreckigen Tod…”   Dies war zu viel. Draco brannten die Sicherung durch. Ehe Ron wusste wie ihm geschah, hatte einen vibrierenden, leuchtenden Zauberstab vor der Nase. Panisch sprangen die Schüler auseinander, positionierten sich jedoch kreisförmig drum herum. “So, du kleines rotes Ding, was wolltest du gerade sagen? Sprich dich aus du feiges Etwas, welches sich hinter Parolen und Lügen versteckt.”   “Jetzt braucht dieses Monster schon einen Malfoy als Beschützer. Wie erbärmlich!” Voller Abscheu spukte Ron auf den Boden. Harry wusste, wenn er jetzt nicht ernsthaft einschritt, würde Draco etwas tun was er sein Leben lang bereute. “SCHLUSS JETZT!”   Mit gesenktem Kopf saß er auf seinem Platz. Die Fäuste geballt. Tief atmete er ein um herauszufinden, wie die Emotionen der Mitschüler waren, aber in dieser Lektion war er einfach zu schlecht. Nur bei Draco, welcher ihm vertraut war, konnte er große Wut, Abscheu und Schmerz wahrnehmen. Der Rest war ein wilder Mix. “Schluss … hört auf. Wenn ihr euch hier duelliert, wird es nur unschuldige Beteiligte geben. Welche im besten Fall einfach nur Nachsitzen bekommen.” Langsam hob er den Kopf. “Ron, ich weiß du hasst mich. Du verabscheust was aus mir geworden ist und hättest es wahrscheinlich am liebsten, wenn ich mit Voldemort gestorben wäre. Aber es ist nicht so. Inzwischen bin ich sehr froh darüber und es waren unsere einstigen Feinde oder Schulerzrivalen, welche mit etwas Gewöhnung als erstes annahmen, was ich nicht akzeptieren und begreifen wollte. Was ich von dir will, Ron, ist, dass du mich einfach in Ruhe lässt. Leb dein Leben, genieße es und mach es bitte nicht noch schwerer. Weder für dich, noch mich oder irgendeiner der Mitschüler welche mit dir zusammen bestraft werden.” “Hau ihm einfach eins aufs Maul oder hex ihn auf den Mond”, rief irgendeiner der Schüler dazwischen.   Harry ging nicht weiter darauf ein. Lieber richtete er sich an die Gruppe neugieriger, aber auch verunsicherter Schüler. “Erinnert sich noch irgendeiner von euch an Slughorns Weihnachtsfeier? Da war ein Vampir Namens Sanguini anwesend. Er war groß, bleich, hatte eingefallen Wangen und rötlich unterlaufene Augen. Seine Eckzähne blitzten immer wieder hervor. Warum ihr euch vor sehen solltet, wenn ihr so einen Vampir seht, nun, das könnt ihr nachlesen.” Kurz schüttelte Harry den Kopf. Er war mal wieder vom Thema abgekommen.   “Wie dem auch sei. Ich weiß nicht, was ihr alle von mir erwartet. Ich weiß nicht, was ihr euch von mir wünscht. Aber ehrlich gesagt ist mir das auch relativ egal. Ich werde niemanden von euch anfallen. Ich esse normales Essen auf welches ich halt zwischendurch ‘Appetit’ habe, auch wenn ich mich von Blut ernähre. Mein Ziel ist es einen vernünftigen Abschluss zu bekommen und mir währenddessen klar zu werden, was ich danach machen möchte. Vielleicht solltet ihr alle euch darüber Gedanken machen, anstatt dauernd über den nächsten Zoff zwischen Schülern oder auf das nächste Duell zu warten.” “Genau, kehrt erstmal vor euren eigenen Türen”, steuerte Draco bei. Seufzend strich sich Harry über das Gesicht. “Draco, lass gut sein. Bitte es reicht wirklich.” “Pfft”, schnaubte der Blonde und kehrte auf seinen Platz neben Harry zurück. Auch einzelne Schüler nahmen wieder Platz. “Guckt euch mal an. Selbst der ach so tolle Draco Malfoy kuscht vor ihm. Und da soll mir einer sagen, dass die nicht den Arsch für einander hinhalten?” “RON!”, rief Hermine auf, während Harry damit beschäftigt war Draco auf dem Stuhl zu halten. Was ihn zum Glück selbst davon ablenkte, dem Weasley wirklich eine runter zu hauen. Der Kerl war nicht nur ‘Wesen - Phob’ sondern auch noch Homophob. Die anderen Slytherin begannen zu pöbeln, einzelne Gryffindor hielten dagegen. Erneut stand es kurz vor der Eskalation.   “WAS IST DENN HIER LOS?” Die Direktorin kehrte mit einer neben ihr her schwebenden Kisten zurück. “Hinsetzen, Klappe halten und Bücher lesen. SOFORT oder sie putzen das Schloss mit Wattestäbchen! Glauben Sie nicht, dass ich nicht erfahre was hier geschehen ist, denn der ganze Raum ist mit Überwachungszauber ausgestattet. Schülern in ihrem Alter kann man so sehr vertrauen, wie darauf, dass ein Niffler an etwas glänzendem vorbei geht.” “Oh” - “Scheiße”  - “Fuck” - “Unverschämtheit!” - “Das ist verboten!” - “Das sag ich meinen Eltern!” , waren einige Aussagen, welche augenblicklich zu hören waren. “So ist es. Und tun Sie dies, wenn die dann erfahren sollen, was hier ablief … Lesen - JETZT!” Damit war für die Direktorin für den Moment alles gesagt. Harry war jedoch - wie wohl jedem Schüler - bewusst, dass es für die Schüler ganz anders aussah. Er setzte darauf, dass die Aussage der Direktorin ein einfacher Erpressungsversuch war, ohne das wirkliche existieren solch eines Zaubers. Das waren er die Methoden von Dumbledore … welche dennoch effektiv waren.   Harry war froh, dass der Schultag für heute beinahe vorbei und das Wochenende damit einen Schritt näher war. Wenigstens war es ein angenehmes Ausklingen des Tages, denn gerade saßen die Gryffindor die letzten Minuten Wahrsagen - welches erneut nur noch von Professor Trelawney unterrichtet wurde - ab. Im ganzen Klassenraum stank es geradezu nach Ei, da sie sich intensiv mit der Ovomantie beschäftigten. Wenn das Ganze wenigstens in der Küche stattgefunden hätte um anschließend einen Haufen Omletts zu braten … aber nein, sie stocherten hier mit den Fingern in Eiermassen herum oder zerdrückten Schalen um die Zukunft oder orgendwelche Wahrheiten zu finden. Für mindestens den Rest der Woche, bekam wohl keiner der anwesenden Schülern Lust auf irgendetwas mit Ei. “So liebe Schüler. Packt zusammen. Wem das Eier Orakel heute noch nichts verraten hat, der hat nächste Woche noch die Chance.”  Die schrullige Lehrerin mit der Teilzeit Wahrsage-Begabung, hatte noch nicht mal zu Ende gesprochen, da war schon ein ganzer Teil Schüler verschwunden. Harry war leider nicht schnell genug, oder besser gesagt er war in Gedanken versunken, sodass er zum aufräumen verdonnert wurde. Magisches Aufräumen würde dabei selbstverständlich “Die Orakel Schwingungen stören”, so die Aussage der Professorin. Welche natürlich selbst lieber in Teesätzen las, anstatt mitzuhelfen. Dennoch war er nicht alleine, denn auch Neville hatte seine sieben Sachen nicht zusammen bekommen. Stumm arbeiteten die beiden gemeinsam daran Eier Reste zu beseitigen, welche, die Geister wusste wie und warum, auch auf die Unterseite der Tische gelangt war. Als die Professorin aus dem Raum tänzelte, fand Neville seine Stimme wieder.    “Harry … ähm … also …” “Hmm?”, gab Harry von sich, hörte jedoch nicht damit auf, Eimasse unter der Tischplatte hervor zu holen. “Ähm … also … ach verdammt, es tut mir leid. Was damals passiert ist … also du weißt schon…” Nun doch neugierig hielt Harry kurz inne, ehe er sich wieder dem Tisch widmete. Er wusste worauf Neville anspielte, war jedoch nicht so schnell bereit nachzugeben. “Damals, da hast du mich echt erschreckt. Das Ganze einfach. Inzwischen weiß ich, dass ich mich total doof verhalten habe. Ich hoffe, du kannst mir irgendwann verzeihen. Ich war nur auch irgendwie … verletzt und beleidigt, weil du es und verheimlicht hast.” Zum Ende hin war Nevilles Stimme immer leiser geworden. Energisch warf der Vampir seinen Schwamm in den Eimer und drehte sich zu dem Longbottom herum. “Neville, ich danke dir, dass du dein Hirn angeschaltet hast. Es ist insgesamt scheiße gelaufen. Ich rechtfertige weder mich, noch erwarte ich es von dir. Wenn du mir versprichst, nicht mehr stumpf auf Rons Zug aufzuspringen, würde mir das vollkommen reichen.” Damit war für ihn genug gesagt und er war mit seiner Seite des Raumes fertig. Lässig nahm er sein Tasche auf und ging zur Tür. “Harry … sind wir noch Freunde?”, wollte Neville mit schlecht versteckter Hoffnung wissen. Über die Schulter blickte er den jungen Mann an. “In meinen Augen, waren wir nie Feinde. Nur Bekannte und Kampfgefährten.” Damit ließ er den Anderen stehen. Für heute war es wirklich genug Theater. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)