Normalität mit Biss von Chaosbande ================================================================================ Kapitel 18: Dramatik und käbbelnde Eichhörnchen ----------------------------------------------- “Ok … wer sagt es ihm?”, wollte Draco lachend wissen. “Wir alle zusammen. Oder Severus, wobei ich glaube das der es selber nicht allzu positiv aufnimmt.” “Ja wunderbar, das klingt wirklich nach einer Menge Spaß. Halt warte, nein tut es nicht! Schon alleine sind die beiden aufgebracht eine Nummer für sich, aber dann gemeinsam? Ich würde ungern angeknabbert werden … oder ähnliches. Auch wenn Harry den Geschmack meines Blutes nicht mag … sag mal muss ich das jetzt eigentlich als Beleidigung ansehen, wenn ein Vampir mich ekelig findet?” Unzusammenhängend redete der Junge wild drauf los. “Nun werde mal nicht gleich hysterisch mein Sohn. Nein, es ist nicht als Beleidigung gemeint, jedenfalls nicht von unserem Nachwuchs-Vampir. Freu dich lieber darüber. Geh doch schonmal vor und guck ob mein Salon noch steht. Ich werde etwas nachlesen um fundierteres Wissen zu erlangen.” “Nenn mich feige oder nicht, aber ich verzichte auf dieses Schauspiel. Ich kehre schon mal nach Hogwarts zurück und werde alles für Harrys wiederkommen vorbereiten. Eine kleine ‘Willkommen zurück Party’. Daran hat er bestimmt seine Freude. Also, in dem Sinne: Viel Spaß und bis demnächst, Paps.” Sprachs und flüchtete gerade zu aus dem Raum. Wäre der Bibliothekskamin an das Reisenetzwerk angeschlossen, es hätte Lucius nicht wirklich verwundert wenn sein Junge mit einem Kopfsprung dort hinein geflohen wäre. Schmunzelnd schüttelte er den Kopf über seine alberne Fantasie und strich sich seufzend durch die Haare. Manchmal neigte sein Sohn wirklich zur Dramatik.    Vielleicht war es wirklich besser, wenn Draco bei dem folgenden Gespräch nicht dabei war. Harry konnte mit der Information umgehen und eigentlich war das ganze auch nur halb so schlimm.  Eigentlich, denn da war immer noch Severus, der in seinem leicht besitzergreifenden Verhalten und Denken doch eventuell für Komplikationen sorgen konnte.   Nachdem er eine weitere Viertelstunde mit der Recherche verbracht hatte, war er persönlich beruhigt, klaubte alle nötigen Bücher zusammen und machte sich auf den Weg in den Salon.   Ob Harry und Severus wohl miteinander gesprochen oder Severus den Kleinen wenigstens beruhigt hatte? Es war Severus’ Plan gewesen, dass beide mit ihren jeweiligen Schützlingen sprachen und für ihn selbst war dieser Plan aufgegangen. Er fühlte sich Draco nicht mehr ganz so fremd, auch wenn es noch ein weiter Weg war.    Es hatte ihn ernsthaft überrascht, dass Severus ihr eigenes Gespräch damit begonnen hatte, dass er darum bat Harry nicht wegzunehmen. Vollkommen baff konnte Lucius seinen besten Freund einfach nur anstarren, ehe er in Gelächter ausgebrochen war. Es war einfach so ein abstruser Gedanke, Harry und Severus ernsthaft voneinander trennen zu können und das hatte er dem Werwolf auch ins Gesicht gesagt. Von der folgenden Erklärung bezüglich der Gefühle und Verbundenheit zwischen den beiden wollte Severus natürlich nichts wissen. Jedoch kannte Lucius den Mann ja nicht erst seit gestern und somit sah er ganz genau wie es in dem Wolf arbeitete. Severus mochte es anderen gegenüber noch abstreiten, doch sich selbst war er sich bewusst, dass da mehr war als einfach nur Lehrer-Schüler oder die Freundschaftsebene. Für jeden, der gewillt war diese Gedanken zuzulassen, war ersichtlich wie gut die beiden sich taten und das sie sich anzogen wie Magnete. Sie brauchten einander um sich aufzuregen und dann wieder runterzukommen. Sie verstanden sich auf eine Art, die trotz der schwierigen Vergangenheit - oder vielleicht gerade deswegen - unglaublich tief ging und auf einer Ebene ablief, die Lucius so noch nie erlebt hatte. Die beiden teilten Erlebnisse sowie Anekdoten miteinander und auch ihre Wesen fanden so sehr gefallen aneinander, das es schon beinahe befremdlich war. Wobei ihm auch auffiel, dass er da doch noch einmal ein Mentorengespräch mit Harry führen musste. Die Kombination Werwolf x Vampir hatte einfach nicht nur Vorteile.   Energisch schüttelte er den Kopf, als er für ihn unerwartet am Zielraum ankam. “Contenance, Lucius! Hör auf die beiden geistig zu verkuppeln, sonst endet das Gespräch hier im Chaos!”, befahl er sich streng, strich eine störische Strähne aus dem Gesicht und öffnete schließlich selbstbewusst die schwere Holztür.     “Lucius, warum stehst du in der Tür und hast die Augen zu?”, kam es neugierig von Harry. “Ich bin mir nicht sicher, ob ich sehen will wie es hier oder ihr ausseht”, gab Lucius ehrlich zurück. “Jetzt mach die Augen schon auf. Du siehst aus wie ein kompletter Idiot”, kommentierte nun auch Severus trocken.   Zögerlich kam der Hausherr dem nach, wurde dann jedoch angenehm überrascht. Der Raum war nicht nur im Urzustand, es standen auch noch ein paar Vasen mit bunten Blumen herum und der Tisch war mit allerlei Kleinigkeiten gedeckt. “Äh … wow? Aber … Moment, ist das etwa Narzissas gehegt und gepflegtes Blumenbeet, welches hier herum steht? Sind das frisch gebackene Kekse? Und warum kuschelt ihr mit Schullektüre auf meiner Couch? Ist das hier ein Paralleluniversum?” Vorsichtig ließ er sich auf einem Sessel nieder, während Harry gluckste und Severus schnaubend hinter dem Buch hervorguckte. “Blumen wachsen wieder, vor allem bis sich Madame mal wieder Heim bewegt.”   Autsch, das saß. Nur Severus wusste - dank einer Alkohol durchtränken Nacht - dass er eigentlich täglich darauf wartete, dass eine Eule mit Scheidungspapieren ankam. Arrangiert und einzig auf Akzeptanz und Dracos Schutz aufgebaut, hatte Narzissa nach Kriegsende keinen Sinn darin gesehen ‘Noch länger mit ihm hier eingesperrt zu sein.’ Lucius konnte ihr nur zustimmen, war keineswegs böse auf sie und half sogar die Sachen zusammen zu packen. Sie war es gewesen, die einzig für Draco in Voldemorts Nähe geblieben war, auch wenn sie heimlich anonyme Briefe an den Orden geschickt hatte, weil sie den Lord und dessen Machenschaften verachtete. Das sie nicht aufgeflogen war, zeigte was für eine starke, raffinierte und auch hinterlistig - verlogene Person die ehemalige Black war. Vielleicht ging sie nun doch in die Politik oder wurde Schauspielerin, kam ja fast auf das Selbe heraus. Trotzdem hatte das für ihn einen Beigeschmack des persönlichen Versagens.   “Du warst mehrere Stunden verschollen, also haben wir beschlossen sie zu nutzen. Wir haben Harrys weniges Hab und Gut von hier nach Hogwarts gebracht, da er noch morgen zurück kommt und vorerst bei mir wohnt. Dann wollte sich die kleine Fledermaus vor dem Lernen drücken und hat mit den Hauselfen Kekse gebacken. Er hat deine Angestellten beinahe zum Weinen gebracht weil er selber backen wollte, aber das hat sich dann doch friedlich geklärt.” Gut gelaunt plauderte Severus dahin, ehe der Kopf wieder hinter dem Buch verschwand. “Hat es aber gut hingekriegt mit seiner sturen Art und am Ende waren alle glücklich. Die haben sich beinahe überschlagen hier wieder Ordnung zu schaffen.”   “Ich bin nicht stur, sondern beharrlich und du bist ja nur neidisch weil die Kleinen dich nicht so mögen wie mich”, konterte Harry salopp.   Lucius konnte jetzt natürlich verschnupft reagieren, weil sie ihn nicht wie auf heißen Kohlen erwarteten und mit Fragen überhäuften. Jedoch sah er schnell, das die beiden hier nur eisern versuchten eben jenes nicht zu tun. Keiner der beiden blätterte auch nur einmal um und man sah das Zucken der Beine und Hände bei Harry. ‘Tu als würde dich das alles gar nicht interessieren’, eine Taktik die Severus in all den Jahren unter Voldemort perfektioniert hatte und Harry anscheinend übernahm. Also hielt er es ebenso: Er lehnte sich in seinem Lieblingssessel zurück und schlug wahllos eines der Bücher auf.   Es dauerte genau fünf Minuten, dann verlor Harry dieses kleine ‘Spiel’. “Ok, ok. Ich halts nicht mehr aus”, rief der Jungvampir und warf das Buch von sich. “Jetzt sag schon, was du rausgefunden hast, Lucius. Wo ist Draco überhaupt? Das der weg ist macht mir jetzt nicht wirklich Hoffnung!”   Während Severus immer noch auf der Couch lag, wenn auch deutlich angespannter, war Harry aufgesprungen und stand hibbelig, sowie mit den Hände fuchtelnd vor ihm. “Lucius, bitteeeeee. Komm schon, spucks aus was für ein Mist ich wieder gebaut habe. Dann können wir nach einer Lösung suchen, ich wander aus oder was weiß ich.”    Vorsichtig erhob er sich, schritt auf den Jungvampir zu und ergriff sanft die Hände, welche schnell durch die Luft wirbelten. “Niemand wandert aus, also beruhig dich, denn sonst werde ich gar nichts erzählen.” Streng blickte er seinen Schützling an.   “Aber …” “Nein, Harry. Auch wenn dies vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt ist, musst du lernen dich zu beherrschen und dies nicht nur im Bezug auf Blut. Du magst dich manchmal wie ein Slytherin verhalten, doch du brauchst auch die Selbstbeherrschung und -kontrolle.” “Jetzt hör schon auf, Lucius. Lass den Mentor stecken und komm zum Punkt!” Eine geknurrt Drohnung während sein bester Freund aufstand um den Zähne knirschenden Harry zurück auf das Sofa zu ziehen. In beiden brodelte es.   Seufzend setzte er sich wieder. “Nun gut. Da ich sehe, dass du dich wenigstens versuchst du beherrschen, werde ich euch an meinen, nein Dracos und meinen, Erkenntnissen teilhaben lassen”, ging er Kompromiss bereit auf die beiden ein. Das nächste Mal würde er jedoch nicht so leicht aufgeben, denn dann konnte es vor allem zwischen den beiden Vampiren zu Problemen führen. Dafür waren ihre Persönlichkeiten zu stark. “Nun, es hat leider etwas gedauert um diese besondere Situation zu beleuchten. Dadurch, dass diese ‘Blutsbruderschaft’ zwischen schwarzmagischem Wesen und Mensch geschlossen wurde, gibt es spezielle Punkte zu beobachten. Bevor ich euch alles genau erkläre, kann ich euch schon folgendes berichten:” Fest blickte er Harry in die Augen, “Ihr habt keinen schwarzmagischen Schwur geleistet und euch untrennbar aneinander gekettet.”   Leises, erleichtertes Lachen war von Harry zu hören, während der Junge gegen Severus sackte. Auf dem Gesicht des Werwolfes war Erleichterung zu sehen und auch ein Teil der Anspannung wich aus dessen Körperhaltung. Während Harry diese Information für den Moment vollkommen reichte, sah es bei Severus anders aus, jedoch hatte Lucius nichts anderes erwartet. “Aber?”, erkundigte sich der Wolf skeptisch.     “Es ist kein Schwur, jedoch wohl ein Versprechen. Seht hier.” Schnell schlug er das richtige Buch auf, legte es auf den kleinen Tisch zwischen ihnen und deutete auf die wichtige Textstelle.   Severus war es, der sich das Buch schnappte und mit angespannter Stimme vorlas. “Anders sieht es aus, wenn bei einer Blutsverbindung der Vampir nach der Verbindung kein Gefallen an dem Blut des neuen Verbindungspartner findet. Tritt dieser Fall ein, wird nur ein lebenslanges Versprechen gegeben füreinander da zu sein, auch nach dem Tod. Vampir und Mensch sind eine Familie und der Mensch erhält eine Art Vampirstatus. Da der Mensch nicht als Nahrungsquelle dienen kann, findet wohl keine magische Blutänderung statt, wie bei einem Schwur zwischen Vampir und Mensch.” “Das klingt gut, find ich”, kommentierte Harry schulterzuckend. “Was steht in den anderen Büchern? Du wirst sie nicht umsonst mitgebracht haben. Das alles klingt so, als wäre da noch mehr.” Langsam nickte Lucius, denn Severus’ Einschätzung war vollkommen richtig. “So ist es. Ich werde es euch zusammenfassen und später die wichtigen Stellen mit einem Zauber markieren. Dann könnt ihr in Ruhe nachlesen, in Ordnung?” Steif nickten beide. “Also ‘nach dem Tod’ bedeutet für dich Harry, dass du dich als Pate für Dracos Kinder verpflichtet hast und auch dass du auf seine Frau oder seinen Partner achten wirst, bis auch diese sterben. Draco hat sich dazu verpflichtet alles menschenmögliche zu tun, dass es dir gut geht. Heißt wenn du jemanden brauchst der dir Blut besorgt, er wird es tun auch wenn er nicht selber spenden kann. Du hast ihm letztendlich einen Gefallen getan, denn andere Vampire riechen dich an ihm und denken er ist dein Blutbeutel. Du musst wissen, es gibt ein unbeschriebenes Gesicht keinen menschlichen Blutbeutel eines anderen Vampires zu nutzen.”   “Ok, stop. Kannst du aufhören von Draco zu reden, als wäre er nur ein Gegenstand?”, wurde er von Harry gebeten. “Leider ist er dies auf traditionell vampirische Sicht jedoch. Menschen und vor allem natürlich Muggel, sind nur Nahrungsquelle und sobald man einen von ihnen ‘erwählt’, sind sie ein Eigentum.” Knurrend verschränkte Harry die Arme. “Gar nicht rückständig!” “Du sagst es”, stimmte Lucius ironisch zu. “Leider war der Vampirgemeinschaft lange der Zutritt zur normalen magischen Gesellschaft verwehrt und konnte machen was sie wollte. Mit eigenen Gesetzen, Regeln und Rückständen. Immerhin werden diese Menschen nicht mehr wie Vieh eingesperrt.” “Aber wie ich dich kenne, hast du da schon Pläne dies zu ändern, oder? Wie soll denn unser Ruf besser werden, wenn wir uns wie im Mittelalter benehmen? Da ist es ja kein Wunder, dass die Menschen solch ein abweisendes und ängstliches Verhalten zeigen.” Es war sehr interessant für Lucius, das Harry ebenso dachte wie er. Auch wenn ihn das nicht wirklich wundern sollte bei dessen Helfersyndrom.   “Könntet ihr beiden vielleicht aufhören vom Thema abzulenken? Es wäre doch sehr angebracht, wenn wir uns erstmal unseren Problemen widmen würden, ehe ihr als Retter der Vampirehre loszieht!” “Entschuldige, ich hab mich mitreißen lassen”, nuschelte Harry und warf dem Wolf neben sich den besten Welpen-Blick und er wirkte. Tief atmete der Lehrer durch und lächelte leicht gehässig. “Das war ja schon immer dein Problem. Dadurch sind deine Tränke auch so miserabel geworden, weil du dich von allem möglichen hast ablenken lassen. Aufmerksamkeitsspanne eines Eichhörnchen.”   Beleidigt plusterte Harry die Wangen auf und brachte den Gesprächspartner damit zum Glucksen. Kein Wunder, wie der Hausherr fand, denn Harry sah einfach nur niedlich aus wie er da mit aufgeplusterten Wangen, zusammengekniffen Augen und verschränkten Armen saß.   Sicherheitshalber entschied sich der ältere Vampir dazu einzuschreiten um weitere Käbbeleien zu unterbinden.”Also um auf unser Ursprungsthema zurückzukommen: Du und Draco, ihr habt euch ein familiäres Versprechen gegeben aufeinander aufzufassen und bei Problemen zu helfen. Stirbst du vor Draco, gilt das mit den Kindern und Partnern ebenfalls. Jedoch seit euch im Klaren, dass in jedem der Texten herauszulesen ist, dass es alles nur kurzzeitige Beobachtungen und sie damit ungenau sind. Die Vampire haben darüber kaum Bücher verfasst und wenn, dann nur darüber wie man den menschlichen Blutbeutel findet und bestmöglich am Leben erhält und erzieht. Die Hexen und Zauberer haben sich auf die Vorteile, welche sich für sie aus dieser Verbindung ergeben beschränkt. Ich kann nicht sagen, ob sich das noch ausweiten wird und ja, manche meiner Aussagen sind Schlussfolgerungen aus dem was zwischen den Zeilen gestanden hat. Somit müssen wir wohl oder übel abwarten.” Damit hatte er wohl auch die letzte Freude genommen. Dachte er jedenfalls.   “Aber ich finde, es passt schon so”, kam es ruhig von Harry, woraufhin sich die Blicke der Erwachsenen auf ihn legten. “Also ich meine, es hätte viel schlimmer kommen können, nicht wahr? Ich bin nicht mit Draco verkettet, jeder kann ein unabhängiges Leben führen und bei Problemen helfen wir uns. Genau so, wie es in einer Familie sein sollte, finde ich. Somit hat unser Versprechen und damit unsere Blutsbrüderschaft genau das erreicht, was wir wollten. Jetzt guckt nicht so verdattert und schnaub nicht so, Severus du bist kein Stier. Ja, es war echt keine gute Idee - kindisch. Aber es ist gut gegangen und ich denke, wir alle haben daraus gelernt. Ich jedenfalls werde so schnell kein Blut mehr für irgendwas hergeben.” “Schön zu hören”, antworten beide Männer gleichzeitig und blickten sich an. Lucius sah, dass es in Severus arbeitete. “Ich werde nicht nur darauf achten, dass du in Hogwarts nicht direkt wieder in eine solche Situation kommst und zudem muss ich mit Minerva reden. Mir ist durch das Ganze bewusst geworden, das der Lehrplan dringend geändert werden muss.” Nickend stimmte Lucius seinen besten Freund zu. Das war wirklich etwas, was sie in Angriff nehmen mussten. Denn es war Direktor Dippet gewesen, der dies aus dem Lehrplan gestrichen hatte. “Ihr habt beide recht. Euer Fall ist nochmal gut ausgegangen. Aber ich mag mir nichtmal vorstellen welche Verbindungen auf Blut aufgebaut wurden, ohne dass dies den Betroffenen bewusst ist.”    “Ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber ich könnte jetzt was richtiges zu essen gebrauchen ehe wir uns darüber die Köpfe zerbrechen. Kekse sind doch nur ein Snack. Ein blutiges Steak wäre doch jetzt genau das Richtige, oder?”, mischte sich Harry ein und stand auf. “Du hast vollkommen Recht”, stimmte Severus zu, erhob sich ebenfalls und legte eine Hand auf die Schulter des dabei strahlenden Vampirs.       Es war bereits spät in der Nacht, als Lucius mit Harry wieder im Salon saß. Severus war wieder nach Hogwarts gereist um Vorbereitungen für Harrys Rückkehr zu treffen - es musste Platz in der Lehrerwohnung geschaffen werden - und mit der Direktorin zu reden. Harry hatte ihn kurz darauf um dieses vertrauliche Gespräch gebeten.   “Lucius, als erstes wollte ich dir sagen, dass ich dir unendlich dankbar bin, dass du mich körperliches und geistiges Frack aufgenommen hast als es mir schlecht ging. Dass du dich um mich gekümmert und mir Dinge beigebracht hast und du mir gezeigt hast, dass es nicht schlimm ist ein Vampir zu sein sondern dass ich stolz sein sollte.” Dankbar lächelte ihn sein Schützling an. “Jedoch glaube ich, dass ich hier zwar eine Menge über das Vampirleben, Manieren und so lerne, aber doch auf der Stelle trete. Ich möchte einen guten Schulabschluss um dann vielleicht irgendwann einen Job zu bekommen, mit dem ich dir bei deinen Vorhaben wirklich effizient helfen kann.”   Verstehend nickte der ältere Vampir. “Das ist wirklich lobenswert und ich freue mich darauf, wenn es soweit ist. Es ist gut, dass du dich entschlossen hast nach vorne zu sehen und gehen.” “Was mir, nur wegen dir überhaupt möglich ist. Du hast mir hier die Möglichkeit gegeben, eine Auszeit aus dem Stress zu nehmen. Severus mag den Anstoß gegeben haben, aber in Hogwarts hätte ich mich nicht ‘auf Null’ setzen und dann wieder neu beginnen können. Gott das klingt so kompliziert, ich kann echt nur plappern.” Über sich selbst lachend strich sich der Jungvampir durch die Haare. Gutmütig lächelte Lucius. “Schon in Ordnung, Kleiner. Ich nehme deinen Dank an. Aber du möchtest doch noch mehr besprechen vor deiner morgige Rückreise?” Schnell nickte Harry. “Ja, also eigentlich … ähm … waspassiertwennseverusmichverletzt?” “Langsam, Harry. Selbst mit meinen Fähigkeiten konnte ich dein Genuschel nicht entziffern. Was auch immer du wissen willst, ich werde nicht lachen oder dich sonst wie beschämen. Also trau dich ruhig frei zu sprechen”, sprach er dem Grünäugigen Mut zu.    “Was passiert, wenn Severus mich verletzte? Also mich beißt oder kratzt?” Dadurch, dass der Kopf abgewendet wurde, sah der Junge nicht das kleine Lächeln auf Lucius’ Lippen. “Eine gute Frage und wenn du nicht damit angefangen hättest, hätte ich dir morgen ein Buch in die Hand gedrückt. Ich werde dir beide Seiten erklären. Vampire können Werwölfe durch den Biss oder tiefe Kratzer verletzen. Die Wunden heilen sehr schlecht und sind unangenehm. Würdest du einen Werwolf ernsthaft Schaden wollen, so beiß ihn so nah wie möglich am Herzen oder dem Gehirn. Damit hat er am längsten zu kämpfen. Natürlich sind wir nicht vollkommen unterlegen, denn unsere Klauen und unsere Kraft reichen potenziell aus, um einem Werwolf ernsthaft die Haut zu zerschlitzen und Knochen zu durchtrennen. Werwölfe haben wie wir eine schnelle Wundheilung, daher muss im Kampf der Schnitt so stark, tief und an einer möglichst tödlichen Stelle sein, dass der Gegner sich nicht oder nur sehr, sehr langsam davon erholt. Im Klartext: Hauptschlagader oder gleich Kopf ab.” Schnell hob Harry die Hände. “Ich will Severus ja nicht angreifen! Aber es freut mich, dass ich ihn wirklich verletzen muss um ihm zu schaden.” “Anders herum, gestaltet es sich leider nicht so. Es reicht ein einziger Biss und du findest dich in einer Welt aus flammenden Schmerzen wieder und der Tod wird deine Erlösung sein.” Mit großen Augen starrte Harry ihn an, vollkommen überrumpelt von dieser Ehrlichkeit. “Es ist so, dass der Werwolfspeichel die Zellen des Vampirs zerfallen lässt. Getrunkenes Blut kann nicht mehr verwertet werden und der Vampir verfällt von innen nach außen. Der Vampir wird mehr oder weniger zum Menschen und damit kommen Schmerzen und Co zu einem zurück. Kratzer heilen zwar schlecht und jucken, aber die vampirischen Selbstheilungskräfte sind stark genug um dagegen an zu gehen.” “Das … das ist ja schrecklich”, quietschte Harry sprachlos und warf die Hände in die Luft. “Severus weiß das nicht, oder? Nein kann er gar nicht, denn sonst hätte er sich viel vorsichtiger in meiner Nähe verhalten. Und er erzählt noch was davon, das er mal an mir knabbert.” Nun verfiel Harry wieder in hysterisches Plappern.   “Stop, stop! Steiger dich nicht gleich wieder so rein sondern höre mir erst zu Ende zu.” Streng blickte er dieses Quasselmonster an und dies schloss schnappend den Mund. “Das ist schlimm, jedoch nur der Fall wenn Vollmond ist und oder er im Pelzgewand ist. Die Ursprünge der Fehde zwischen den beiden Arten liegt noch vor Merlins Zeiten. Vielleicht sind Werwölfe und Vampire seit Anbeginn der Zeit Feinde. Beide für die Kontrolle des jeweils anderen zuständig. Der Vampir kann dem Werwolf außerhalb des Mondes Schaden zufügen, der Wolf hat an Vollmond seinen Vorteil.” “Bedeutet an Vollmond gehen er und ich besser getrennte Wege und ich seh zu, dass ich ihn nicht dolle kratze oder beiße.” “Genau so ist es. Jedoch bin ich mir nicht sicher, ob er dich überhaupt ernsthaft angreifen könnte, da er sich ja mit seinem Wolf versteht und mit diesem zusammenarbeitet. Riskieren würde ich dennoch nichts. Ach und von Reisen nach Kanada sowie Rumänien, rate ich ab. Kanada ist inoffiziell in Hand der Wölfe und Rumänien in Hand der Vampire. Dort werden oftmals noch alte Praktiken eingesetzt und Traditionen hochgehalten. Hier und zum Beispiel in Frankreich, sowie Deutschland mag man langsam versöhnlicher mit Werwölfen und Vampiren umgehen. Vor allem auch die Wesen untereinander verstehen, dass sie mehr als Feinde sein können. In anderen Teilen der Welt sieht es nicht so aus.” “Ok, wenn wir verreisen, dann vielleicht zu Fleur und Bill nach Frankreich, ist vermerkt.” Nun konnte Lucius ein spitzbübisches Grinsen nicht mehr unterdrücken. “Was ich ja viel interessanter finde, ist dass du überhaupt in Erwägung ziehst Severus näher zu kommen sodass du in die Situation kommst ihn zu beißen oder kratzen und auch mit ihm zu verreisen.”   Wenn Harry gekonnt hätte, wäre der Junge jetzt wohl rot wie eine Tomate, während er den Blick auf den Boden richtete und nervös die Finger knetete. Es dauerte einen Moment, ehe sich die grünen Augen wieder auf ihn richteten. Dann jedoch platzte es geradezu aus, dem Jüngeren heraus und er legte seine Gefühle dar.     “Ich kann es mir auch nicht erklären. Aber ich fühle mich halt wohl in seiner Nähe. Ich kann mich aufregen, aber er hilft mir mich zu beruhigen, bringt mich zum Nachdenken und achtet auf mich. Ich kenne ihn seit so vielen Jahren und begreife erst jetzt so richtig, wie sehr er mir in all den Jahren wirklich geholfen hat. Dieser andere Severus, hinter all den Masken, fasziniert mich und ich werde irgendwie in seine Richtung gezogen. Irgendwie fühlt es sich an als würde mein Herz anfangen zu schlagen. Er ist mir unglaublich wichtig und ich habe ihn sehr gern. Allein der Gedanke, dass er sich von mir abwenden könnte, lässt mich beinahe rot sehen.” “Kennst du die Sprüche ‘Liebe ist stärker als jede Magie’ und ‘Wahre Liebe ist die stärkste Magie’? Ich denke das deine Emotionen so stark für ihn sind, dass dein Körper Blut schneller verarbeitet und zu den Zellen zieht und es dadurch wie ein Herzschlag wirkt.”   Die Stirn runzelnd legte Harry dem Kopf schief. “Ich habe auf jeden Fall mehr Hunger. Also wenn ich jetzt so drüber nachdenke …” “Schon als Mensch hast du intensivere Emotionen als andere in dir getragen. Du bist mitfühlend, ehrenvoll, setzt dich für andere ein und beschützt die Personen welche dir nahestehenden. Du liebst auf so viele Arten und ich denke dass dies alles dich zu einer besonderen Person macht. Liebe, in all seinen Facetten, ist das was dich durch dein Leben begleitet und daher wundert es mich nicht, dass dich deine Gefühle für Severus so aufwühlen.” “Also hat mich die Liebe meiner Mum damals vor dem Tod geschützt und jetzt erschwert mir die Liebe das weitere Leben? Sorgt dafür, dass ich irgendwann kurz vor einem alles verdrängend Hunger stehe und sogar Severus anknabbern will? Na danke Schicksal.” Nachdenklich schüttelte Lucius den Kopf. “Ich kann dir leider nicht sagen, wie eine wirkliche Beziehung zwischen Werwolf und Vampir laufen kann. Einfach weil ich nie von einem solchen Fall gehört oder gelesen habe. Außer in den Büchern von romantisch verklärten Muggeln.”   Stumm blickte Harry wieder auf den Teppich, anscheinend tef in seinen Gedanken gefangen.   Ja, es war vielleicht nicht die einfachste Basis für eine Beziehung zwischen den beiden, aber keineswegs zum Scheitern verurteilt. Lucius würde in den nächsten Tagen seine vampirischen Kontakte in Anspruch nehmen um Informationen zu bekommen. Aber erst wenn er etwas vorzuweisen hatte, würde er den Betroffenen davon berichten. Er wollte keine falschen Hoffnungen machen.   “Das wird schon. Auch da ist die Zeit auf unserer Seite und vorerst solltest du einfach sicher gehen genug Blutkonserven und aufgeladen Blutsteine in der Nähe zu haben.” Unsicher lächelte Harry.    “Erzähl mir doch noch, wann du morgen los willst und was für Schandtaten du für Hogwarts geplant hast. Bei der Kombination aus Draco, dir und Luna, bekomme ich ja jetzt schon beinahe Mitleid mit den anderen”, versuchte er Harry abzulenken. Und es klappte. So sprachen sie die ganze Nacht über verschiedene unvergängliche Themen, aßen mit Blut vermischte Kekse und lasen auch zufrieden einige Bücher. Eine schlaflose Nacht, aber wozu war man Vampir? Wenigstens hatten sie alles mehr oder weniger klären, und somit einige Bedenken und Sorgen ad acta legen können.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)