Breathtaking von MoonyLupin ================================================================================ Kapitel 3: Fragrance -------------------- Das erste Mal, als es ihm auffiel, war kaum zwei Wochen nach Tag Doom, wie sie ihn mit stummem Einvernehmen genannt hatten. War kürzer und rollte einfacher von der Zunge als der Tag an dem wir Mac von seiner Psycho-Familie gerettet, dabei von einem Werwolf zerfleischt und beinahe draufgegangen wären, hätte Lokis verdrehte Star Wars Version von einem Dad nicht eingegriffen und sie zu diesem Folterkeller-Heilerpärchen gebracht mit der ganz klaren Drohung sie selbst abzuknallen, wenn sie ihn auch nur blöd anguckten. Jap, Tag Doom eben. Es dauerte ewig, bis sich langsam aber sicher wieder eine Art Routine, Normalität, in ihren Alltag einfand. Nach den ersten paar Tagen, die lediglich aus Wunden lecken und Angst und Ungewissheit bestanden hatten, waren sie sich zumindest in einem einig gewesen: Sie würden zusammenbleiben. Obwohl es keiner von ihnen laut ausgesprochen hatte – und der Russe selbst es aufs bitterste leugnen würde – waren sie weder willens Mac noch Xav aus den Augen zu lassen. Und genauso wenig entgingen Yuri die kurzen, kleinen Berührungen, die Ezra ihm widmete, wenn der nicht gerade damit beschäftigt war Rockets Gedanken mit aberwitzigen Geschichten und Ideen vom Abdriften fernzuhalten. Ein Streifen von Handrücken gegen Handrücken; eine Schulter, die plötzlich an der eigenen lehnte, wenn dunkle Augen einen Moment zu lange abwesend waren. Er wusste genau, was Ez tat und ein Teil von ihm – der aufgewühlte, ängstliche, verletzte Teil – wollte ihn an der Hand nehmen, mit sich nach draußen ziehen, nur um ihm – Rotz und Wasser heulend – um den Hals zu fallen, dankbar und hilflos zugleich. Aber er konnte nicht. Konnte nicht weg von hier, von ihm, der viel mehr Grund hatte verängstigt und verunsichert und ein verdammter Haufen Elend zu sein als er, weil er wegen ihm dieser Haufen Elend war. Irgendwo am Rande seines Bewusstseins wusste der Russe, dass es komplizierter war als das. Und dass der Kopf ihrer Runde sich wohl ähnliche Vorwürfe machen musste, wenn die uncharakteristische Stille und Lethargie des Waschbär-Animagus irgendein Indiz waren. Davon abgesehen war da auch immer noch die Sache mit Loki und diesem Muggel-Jäger, der sie beinahe in der gleichen Nacht noch in Merlins Gefilde geschickt hätte, wenn Wes und Khair nicht rechtzeitig aufgetaucht wären. Ah, wenn man schon von kompliziert sprach… Es war einfach alles zu viel, um Sinn zu ergeben – noch eine Sache, in der sie sich wohl stumm einig gewesen waren. Das Ende vom Lied war jedenfalls die einstimmige Entscheidung erstmal keine getrennten Wege zu gehen und nachdem Macs und Wes‘ und irgendwie auch Ez‘ Familie wegfielen, Khair deutlich machte, dass es keine gute Idee war Mama Kheazai von Tag Doom zu berichten und aus irgendeinem Grund niemand auch nur in Erwägung zog in russische Gefilde nach Auckland zu fliehen, war relativ schnell klar, wo sie ihr Lager aufschlagen würden. Vielleicht auch weil sie sich fast alle wortlos einig waren, dass es am besten für ihn war. Die erste Zeit war schwierig und es dauerte bis das Samthandschuh-Gehabe und Abraxaner-im-Raum Verhalten langsam aber sicher dem Gewohnten wich; bis Stimmen wieder lauter wurden und Gelächter kein Tabuthema mehr war. Es dauerte, aber die Veränderung war nichtsdestotrotz greifbar und es war in dieser Zeit, in der sie ihrer Basis bei den Sinclairs aufgebaut hatten, als Yuri es das erste Mal bemerkte. Es war nur ein kurzer Moment, eine Brise in der Luft, nachdem er sich durch den Kühlschrank gewühlt und eine Flasche Orangensaft keine einzige Flasche Champagner im Kühlschrank, nichts, was für eine Verschwendung an die Lippen setzte und der frischgebackene Werwolf unzufrieden brummend an ihm vorbei rauschte. „Die kann man auch zumachen, Yuri! Wie oft soll ich noch den Hauselfen für dich spielen…“ Und besagter Russe hielt augenblicklich inne. Nicht wegen der knallenden Kühlschranktür oder wegen der Worte, dessen einziger Zweck pure Provokation waren, nein, es war ein Hauch, ein Schnuppern, ein— Der schwarze Schopf schnellte in Xavs Richtung, der sich längst wieder an ihm vorbei gedrängelt hatte und zurück ins Wohnzimmer stapfte, knurrend und murrend, ohne dem Russen weitere Beachtung zu schenken. Yuris Nasenspitze zuckte. „Riechst du das?“ Ezra hob die braunen Augen von was auch immer er da versuchte in der Pfanne zu brutzeln und folgte verwirrt den dunklen Pupillen zur Tür, durch die gerade ein breiter Sportlerrücken verschwand. „Was? Hat Crim schon wieder dein Shampoo benutzt?“ „Trottel, das hab ich nicht gemeint! Das—Moment, was soll das heißen, schon wieder mein Shampoo benutzt?!“ Der Otter in Spe grinste schamlos und Yuri verspürte nicht den Hauch von Reue, als er sich das Trockentuch von der Spüle schnappte und ihm das Grinsen aus der alarmiert quietschenden Visage wischte. * Etwas weniger als drei Wochen später und sie mussten zurück in die Schule. Der angerichtete Schaden war auch hier noch immer allzu präsent; sichtbar sowohl an zerstörten Gemäuern und grimmen Gesichtern. Es hinterließ nicht nur im Russen ein bitteres Gefühl und vielleicht war es ein Grund mehr, weshalb er sich immer öfter dabei erwischte im eigenen Bett einzuschlafen, nur um wenige Stunden später in einem vollkommen anderen aufzuwachen. Nicht er selbst natürlich, es war sein fellbesetztes Pendant, das die Nase schnaubend im fremden Laken vergrub, eingelullt vom vertrauten Duft und der präsenten Wärme neben sich. Es fühlte sich… sicher an. Zu spüren, dass er da war, zu hören wie die rhythmische Atmung ein – aus – ein – aus bezeugte, dass er okay war. Am Leben. Hier. Bei ihm. Die ersten paar Tage war Chewy dem verletzten Sportler kaum von der Seite gewichen. Hatte Wache gehalten am Krankenbett und jede Regung Xavs mit treuer Aufmerksamkeit, jede Berührung des Heilers mit misstrauischer Wachsamkeit verfolgt. Dass Chewy dabei irgendwann beinahe seinen inneren Menschen überlagert hatte, hatte er erst realisiert, als er knurrend nach der Hand des Heilers geschnappt und Wes ihn daraufhin von der schlafenden Gestalt ihres Karakals weggezogen hatte. Yuri hatte fortan aufgehört Chewy an Xavs Bett zu lassen. Zumindest dann, wenn andere ein Auge auf ihn hatten. Doch das weiße Fellknäuel schien nachts ein Eigenleben zu entwickeln und je mehr Zeit verging, desto öfter schien es ihn in Crims Bett zu ziehen. Die ersten paar Male war er von selbst aufgewacht; hatte sich mit einem kurzen Schnuppern übers schlafende Gesicht vergewissert, dass jap, alles okay war und sich aus der wärmenden Schlafkule gelöst, um ins eigene Bett zurück zu tapsen. Niemand, nicht mal der Treiber selbst, schien es zu bemerken und die Routine hatte eingesetzt, bevor Yuri sich selbst eines Besseren hätte belehren können. Doch je länger er es beibehielt, desto wohler schien sich Chewy im Bett des neuen Werwolfs zu fühlen, bis er irgendwann beim obligatorischen Schnuppern übers Gesicht eine familiäre Hand an der Schnauze spürte. „Lass das, Chewy…“, verschlafen blinzelnd schob ihn der Treiber von sich weg, zuckende, überraschte Hundeohren und -augen dabei vollkommen ignorierend. Er drehte ihm den Rücken zu und Yuri war sich sicher, dass er kaum eine Minute später wieder eingeschlafen war. Keiner von ihnen kommentierte es am nächsten Morgen. Nicht mal als Xav anfing tatsächlich vor ihm aufzuwachen, nur um den riesigen, weißen Hund zurück auf seine Seite des Bettes zu schieben, das er voll und ganz für sich eingenommen hatte, ließ sich Chewy von den nächtlichen Ausflügen abbringen. Das war auch gar nicht das, worüber sich der Russe allzu große Gedanken machte, nein. Es waren viel mehr die Momente, die ihn tagsüber vollkommen unerwartet aus dem Konzept brachten. „Der Schnatz fängt sich nicht von allein, Yuri!! Hör auf den Weibern schöne Augen zu machen und BEWEG dich!“ Xav rauschte an ihm vorbei noch bevor das letzte Wort seine Lippen verlassen hatte. Sie waren beim Training, kein richtiges Spiel, das irgendwie vom Russen verlangt hätte sich vollends zu verausgaben, wie der Treiber es so offensichtlich von ihm erwartete. Trotzdem hatten sich ein paar interessierte Mitschülerinnen auf der Tribüne eingefunden und wer wäre Yuri, wenn er die Chance nicht genutzt hätte – ein Umstand, der so logisch für ihn war, wie unverständlich für den Karakal. Aber es waren nicht die Worte des Quidditchkapitäns, die ihn herumschnellen und den breiten Schultern nachstarren ließen. Es war auch nicht der Ton, der eine gewiefte Antwort verlangte. Nein, es war die verweilende Brise im Wind; der Hauch in der Luft, der so neu und doch vertraut war, dass Yuri gar nicht bemerkte, wie sich die eigene Nase danach reckte. Es war eigen und erdig, tief und dezent und so zauberisch fesselnd, dass er Macs Warnung erst wahrnahm, als er bereits in hohem Bogen vom Besen fiel. Ezras Lachen und Wes‘ amüsiertes Zucken der Mundwinkel waren schlimmer als der eigentliche Aufprall selbst. Die Sandkuhle hatte seinen Fall größtenteils abgefangen und wenn ihm etwas wehtat, würde er sich diese Blöße vor den anderen fünf bestimmt nicht geben. „Alles okay??“ Dem noch immer giggelnden Otter wurde ein Todesblick vom feinsten zugeworfen und er schlug Lokis Hand weg, als der sich vom Besen zu ihm runterbeugte. „Ja, super.“ Keifend klopfte er sich den Sand von Trainingsklamotten und Haaren, versuchte mit wenig Erfolg die dunklen Strähnen in ihre vorherige Pracht zu verwandeln. „Ich dachte, ich hätte den Schnatz gesehen…“ „Wo? Im Sand oder an Crims Hintern?“ Stechende, dunkle Augen schnellten zum gackernden Musiker und es war ihm egal wie bescheuert er aussehen musste, als er sich seinen Besen vom Boden schnappte und wild um sich schlagend versuchte River aus der Luft zu befördern. * Es war mitten in der Nacht, als Xav aus dem Schlaf gerüttelt wurde. Also, weniger gerüttelt, als dass ihn eine Präsenz, ein Gewicht auf dem eigenen Körper zurück in die reale Welt rief. Zuerst schob er es auf Chewy – es war zu dunkel um viel auszumachen und die eigenen Augenlider noch zu schwer, um es überhaupt zu versuchen. Aber als er die Hand hob, um das schwere Anhängsel von sich zu schieben, traf er nicht auf buschiges, weiches Fell, sondern auf nackte, heiße Haut. „Was bei Krumms—“ „Shh, sei still du Idiot!“ Eine Hand, die sich über seinen Mund legte und Yuris Stimme, definitiv, flüsternd aber nicht weniger schneidend. Sämtliche Müdigkeit und Trägheit waren auf einmal wie weggeblasen. Er blinzelte verwirrt, doch unter den Vorhängen seines Bettes war es zu dunkel, um viel von der Gestalt über ihm auszumachen und erst jetzt realisierte er wirklich, dass Yuri auf ihm saß. Auf. Ihm. Saß. Okay, war es normal, dass sich sein Mund plötzlich verdammt trocken anfühlte? Er musste schlucken, auch wenn es aus reinem Reflex geschah, denn helfen tat es definitiv nicht. Yuri lehnte sich zu ihm vor – oder so fühlte es sich zumindest an, denn plötzlich spürte er neben dem Gewicht des Anderen auch noch etwas anderes: Hitze. Pure, ungefilterte Hitze, die nur von Haut auf Haut übertragen werden konnte. Kein Stoff dazwischen, keine weichen, reibenden Fasern oder langes, weiches Fell, das über seinen Bauch kitzelte, nein. Yuri beugte sich zu ihm herunter und als sich der nackte Brustkorb an den eigenen, Shirt-losen Oberkörper presste, ersetzten volle Lippen schlanke Finger. Ihm blieb die Luft weg – zumindest bis Yuri sich entschied sie ihm zurückzugeben. Lippen stoben auseinander und machten Platz für flinke Feuchtigkeit. Die Zunge des Russen war so geschickt wie dessen Mundwerk, als sie sich neckisch ihren Weg bahnte. Und Xav – überfordert, überrumpelt und absolut angeturnt – konnte nicht anders als ihr nachzugeben. Er wusste nicht, was er tat, reagierte lediglich auf das was Yuri mit ihm machte und bei Voldemort, Grindelwald und Merlin höchstpersönlich, als sich ihre Zungen trafen musste da irgendeine Leitung im Oberstübchen durchgebrannt sein, denn das tiefe, kehlige Raunen konnte einfach nicht von ihm kommen. Fuck. Der subtile Geschmack von Minze begleitete die forsche Hitze, die stupste und neckte und Xavs eigener Zunge kaum Raum zum Erforschen ließ. Brauchte sie auch nicht – sein Hirn war ein einziges Chaos, wie hätte er da noch mit dem Dunkelhaarigen mithalten können? Erst als warme, schlanke Finger über seinen Brustkorb kitzelten und dem Treiber ein schauderndes Keuchen entlockten, hob er die eigenen Hände, die sich blind ihren Weg über fein definierte Armmuskeln bahnten. Er spürte das feine Zucken, als wäre es das eigene. Die Lippen des Russen lösten sich von ihm. Endlos lange Herzschläge vergingen; hämmerten in der Dunkelheit so laut, dass sich Xav nicht sicher war, wessen Herz es eigentlich war – oder vielleicht, nur vielleicht, pochten sie auch im gleichen Rhythmus. Ein vollkommen absurder Gedanke – viel zu romantisch für das was zwischen ihm und Yuri war was auch immer das hier sein mochte – und für einen Augenblick war er unendlich froh über die schützende Dunkelheit, als ihm das Blut in die Wangen schoss. Zumindest das, was nicht schon in südlichere Gefilde abgedriftet war. Wie heiß war es hier drin noch gleich? Yuris Atem streifte an seine Lippen, vermengte sich mit dem eigenen, beschleunigten Ruf nach Luft. „Yuri, was zur…“ Der Russe unterbrach ihn mit einem Biss in die Unterlippe. „Ich hab keine Ahnung, wie du‘s machst oder was du überhaupt für bescheuerte Pheromone versprühst, aber es interessiert mich auch nicht, okay?“ Xav schluckte, unfähig auch nur einen Mucks zu erwidern, zu verwirrt von dem was hier gerade geschah, zu verunsichert, ob die offensichtliche Traumblase platzen würde, sollte er auch nur eine falsche Bewegung machen. Die Hand des Russen wanderte weiter und weiter nach unten. „Ich will dich, und ich will dich jetzt, kapiert?“ Holy fucking shit. Er nickte ruckartig, kaum im Stande zu atmen, geschweige denn seiner Zunge oder irgendeinem andere Teil seines Körpers Befehle zu erteilen – nicht wenn die dunklen Augen so hungrig und fiebrig an ihm klebten. Und wenn es ein scheiß Traum war, würde er ihn bis zur letzten Sekunde auskosten. „Die— Die Anderen?“ „Stummzauber.“ Ah, natürlich. Als ob der erfahrene Russe nicht an so etwas gedacht hätte. Allerdings… „Wieso flüstern wir dann?“ Er verdiente wohl das Zwicken in die Seite, auch wenn es ihn unerwartet zusammenzucken ließ. „Au!“ „Shhh!“ Okay, vielleicht war das ganze doch ein bisschen zu real für ihn. Konnte selbst Traum-Yuri nicht anders als ihn zu foppen?! Als ob der echte Yuri überhaupt auf die Idee kommen würde ihn mitten in der Nacht— Ein scharfes Keuchen durchbrach sämtliche rationalen Gedankengänge, die Xav noch hätte haben können. Wann war Yuris Hand, ob real oder nicht, bitte da unten ange— Er stöhnte erneut, als sich die fremden Finger ein weiteres Mal durch den Stoff seiner Pyjamahose um seine Körpermitte legten. Bei Krumms goldenem Besen— „Yuri!!“ Das tiefe Glucksen wollte so gar nicht zur sonst so auf Ärger getrimmten Stimme passen und trotzdem konnte es sich der Neuseeländer nicht verkneifen sich das zweideutige Grinsen des Dunkelhaarigen vorzustellen. „Es wird noch besser“, hauchte die ganz eindeutig selbstgefällige Stimme verheißungsvoll. Und ob es das wurde. Als ob der Russe nur auf das Stichwort gewartet hatte, spürte Xav wie er ihm mit einem geschickten Ruck Pyjama und Boxershorts vom Becken schob. Sein Herz stolperte in der Brust, für einen kurzen Moment übermannt von Panik und Ungewissheit – was zur Hölle trieb er hier gerade? War das wirklich real?? Das konnte kein verdammter Traum sein – man wusste nicht wenn man träumte! War das wirklich okay?! – und er öffnete den Mund in Protest, die Hände bereits nach dem Kopf des Anderen tastend. Doch bevor er jegliche Bedenken äußern konnte, umschloss eine sengende Hitze die halbharte Erektion zwischen seinen Beinen. Fuck, fuck, fuck— Er keuchte, tief und grollend, vergrub die Finger im schwarzen Schopf, den er doch eigentlich hatte abhalten wollen, aber oh shit, das war doch nicht—!! Bei Merlin. „Yuri“, stöhnte eine Stimme und erst ein paar Sekunden später begriff Xav, dass es die eigene gewesen war. Scheiße noch eins, egal ob Traum oder Realität, das hier hörte besser nie wieder auf. Flink und gekonnt fuhr die heiße Zunge über noch heißere Haut, neckten und triezten an Stellen, die ihm zwar nicht neu waren, aber sich doch umso neuer anfühlten. Er erinnerte sich nicht daran von einer seiner Exen jemals so berührt worden zu sein. Seine Hände in den schwarzen Strähnen festigten sich, mehr um sich selbst davon abzubringen sich zu bewegen, als den Russen in seinem Tun zu unterbrechen. Wieso sollte er auch, wenn es sich so verdammt gut anfühlte. Lippen schlossen und öffneten sich, zogen das harte Stück Fleisch tiefer in sich auf und entließen es wieder in kühle, stumme Freiheit. Ein Chor von Stöhnen und Keuchen begleitete das konstante Beben des muskelbepackten Körpers. Xav musste schlucken, nur um sich daran zu erinnern, dass Atmen wohl auch keine so schlechte Idee war, aber wie konnte er— wie konnte er irgendwas tun, während spitze Zähne hauchzart und doch genau richtig an der eigenen Männlichkeit entlang fuhren; dort neckten wo wenig später eine freche Zunge, heiß und feucht, Wiedergutmachung leistete. Er hatte die Augen geschlossen, ließ pure Empfindungen über sich rollen und spürte die eindeutigen Bewegungen des fremden Kopfes unter seinen Händen. Fuck und es war gut, gut, so verdammt gut, dass er gleich— „Yuri!“ Sein Ausruf musste eindeutig genug gewesen sein, dass der Russe verstand, denn mit einem Mal ließ er von der heißen Spitze ab und richtete sich auf. Xavs Hände fielen aus den dunklen Strähnen, fanden stattdessen wie von allein den Weg an schlanke Hüften und erst jetzt realisierte er, dass kein bisschen Stoff dazwischen lag. Yuri war schon längst nackt. Wie war das nochmal mit atmen? Trotz der verweilenden Dunkelheit, ließ es sich der Sportler nicht nehmen den Blick über den fremden Körper schweifen zu lassen, langsam begreifend, dass das hier gerade wirklich geschah. Instinktiv strichen Daumen über weiche Haut, beinahe zu weich für einen Kerl, wie Xav kurz dachte, allerdings – wer war er schon, um es zu beurteilen. Seine bisherigen Erfahrungen beschränkten sich ausschließlich auf das weibliche Geschlecht. Und Yuri war auch nicht wie jeder x-beliebige Typ, wie ihm nicht erst jetzt bewusstwurde. Die schlanke Figur, die sonst so zierlich und fein unter den ganzen Designerklamotten wirkte, war kantiger und muskulöser als Xav sich bisher eingestanden hatte. Natürlich war es kein Vergleich zu den eigenen, trainierten Schultern, aber auch im Schutz der Nacht erkannte er die definierten Wellen und Wogen geübter Oberarme; das angedeutete Sixpack und den wohlgeformten Brustkorb. Als ob er etwas anderes erwartet hätte – Yuri war zu eitel, um sich gehen zu lassen und es war auch nicht das erste Mal, dass sie sich gegenseitig nackt sahen, auch wenn Xav bisher immer vermieden hatte zu genau hinzusehen. Jetzt war es anders. Jetzt war Yuri über ihm – auf ihm – und nicht die tiefste Nacht der Welt würde ihn davon abbringen können zu starren, zu begutachten. „Genießt du die Aussicht?“ Er schluckte, aber dieses Mal würde er sich nicht vom Anderen überrollen lassen „Die beste, die ich je hatte.“ Eine Regung ging durch das fremde Gesicht, doch der Neuseeländer konnte nicht genau deuten, was es war – Amüsement? Überraschung? Genugtuung? – war auch nicht so wichtig, wie Yuri wohl fand. „Gut, du solltest erst die von hier oben sehen.“ Oh. Oh! War das eine Aufforderung? Wollte er, dass Xav die Initiative ergriff und die Führung übernahm…? Oder konnte das etwa sowas wie ein Kompliment gewesen sein?? Aber bevor er sich zu irgendeiner Handlung durchringen konnte, spürte er erneut wie sich der Dunkelhaarige zu ihm herunterbeugte und dieses Mal war es ihr beider Keuchen, das die Stille der Nacht durchschnitt. Yuris eigene Erektion presste hart und heiß gegen das empfindsame Fleisch seiner Körpermitte. Instinktiv bäumte er sich gegen die Berührung auf, spürte das Rollen fremder Hüften im Gegenzug und Yuris Stöhnen an seinen Lippen. „Xav—“ Scheiße, scheiße, scheiße— Ihre Becken trafen aufeinander und diesmal war es der Treiber, der das Keuchen des Jüngeren mit einem hektischen Kuss unterbrach. Es war ungeschickt und definitiv nicht der beste Kuss, den er je gehabt hatte, gespickt von rohem Verlangen und dem Bedürfnis nach mehr, näher, mehr— Yuris Stöhnen vibrierte an seiner Zunge, als er die Hände an den Hintern des Dunkelhaarige legte und forsch dem eigenen Becken entgegenpresste. Minuten vergingen – oder vielleicht war es auch kaum eine einzige, er hatte keine Ahnung – in denen atemloses Keuchen und verlangendes Wimmern den Raum um sie herum erfüllte. Der fremde Körper bewegte sich dem eigenen entgegen – hektisch, getrieben von Lust und frei von jeglicher Eleganz, die ihn sonst von Haar- bis in die Zehenspitzen auszeichnete – ließ die Erektion des Russen, die sich so hart und heiß und so verdammt neu anfühlte, gegen das eigene Glied reiben. Es war besser, als jeder Blowjob, den Xav je erlebt hatte – nicht, dass das sonderlich viele waren. „Xav—“ Yuris Hand an seinem Becken und die heisere Stimme an seinen Lippen unterbrach den ungeschickten Rhythmus von Haut an Haut. „Ich will dich… jetzt.“ Allein die Worte entlockten ihm ein weiteres Stöhnen. Im Nachhinein wusste er nicht mehr, ob er irgendwas darauf erwidert hatte oder ob das zustimmende Grunzen Antwort genug gewesen war, doch seine Hände, die zuvor noch krampfhaft am Hintern des Russen gelegen hatten, ließen es sich garantiert nicht zweimal sagen. Mit einem Ruck schob er den Dunkelhaarigen weiter nach oben, ließ das eigene Stöhnen ungehindert entweichen. Doch gerade als seine Hände zwischen den strammen Pobacken des Jüngeren abtauchen wollten, boxte Yuri ihm geradewegs gegen den Brustkorb. „Hey!“ „Nicht so, du Troll!“ Das Zischen von der dämmrigen Gestalt des Russen legte die eigene Stirn in Falten, doch bevor er kontern konnte, löste sich Yuri von ihm und setzte sich auf. Der plötzliche Verlust von Körpernähe ließ das Herz des Neuseeländers für einen kurzen Moment aussetzen. Hatte er etwas falsch gemacht? Etwas falsch verstanden? War er zu weit gegangen oder hatte Yuri es sich doch auf einmal anders überlegt? Xav spürte wie der exzentrische Sucher die Position änderte, doch war fixiert auf dessen Gesicht, auf ein Zeichen von Unwohlsein oder Missfallen, das ihm hätte sagen können, was genau da gerade schieflief. Wenn er sich allerdings eines sicher sein konnte, dann dass der Russe ihm schon unter die Nase reiben würde was genau ihm gegen den Strich ging, wie auch jetzt. „Falls es dir nicht aufgefallen sein sollte, das da“ und Xav war sich ziemlich sicher wo Yuri gerade hinzeigte, „ist keine Vagina. Es gibt keine Feucht auf Knopfdruck-Version.“ Er holte Luft – sowohl um sich zu verteidigen – als ob er das nicht wusste! – als auch die Beleidigung nicht auf sich sitzen zu lassen. Ein kleiner Teil von ihm war sogar versucht das Ganze hier abzubrechen, aber er erstickte den Funken im Keim bevor seine Zweifel ihm das hier versauten. Die schreiende Erektion zwischen seinen Beinen half. Bevor allerdings der geringste Laut seine Lippen verlassen konnte, erkannte er etwas in Yuris Hand und musste gar nicht erst fragen was es war, als bereits ein, zwei, drei Tropfen kühles Nass auf hitzige Haut trafen. Allein die Überraschung entlockte ihm ein leises Keuchen. Wo zur Hölle kam das Gleitgel auf einmal her?! „Sieh zu und lern, Knieselhirn.“ Keine Ahnung, was er erwartet hatte, aber ganz sicher hätte es doch irgendwie ihn involvieren sollen oder nicht? Aber statt ihm das Gel in die Hand zu drücken oder es wahlweise auf genau der oder anderen, wichtigeren Stellen zu verteilen, spürte er nur wie Yuri sich über ihm aufbäumte und seine Position ganz leicht änderte. Xav erkannte lediglich schummrige Linien – kein klares Bild, kein ah, das hat er vor-Moment. Erst als das Keuchen die Stille um sie herum durchbrach, folgte der Neuseeländer der vermeintlich langen Linie des russischen Arms, bis er hinter Yuri verschwand. Und plötzlich begriff er, was der Andere da tat. Wieder durchbrach ein Stöhnen die Nacht – shit, wieso konnte er nicht Crims Nachtsicht haben?! – und wenn er es nicht besser gewusst hätte, wenn Yuri nicht direkt vor ihm gesessen und sich präsentiert hätte wie der letzte russische Zar, wäre er nicht sicher gewesen, von wem die Geräusche eigentlich kamen. Der Dunkelhaarige hielt jedenfalls nicht hinter den Berg mit dem was er tat. Traum, Traum, Traum, flüsterte eine leise Stimme in seinem Kopf, doch Xav wusste längst, dass es nicht sein konnte. In keinem Sextraum der Welt hätte sich sein Unterbewusstsein dieses Bild vor ihm ausmalen können. Nie und nimmer. Vorsichtig, als ob er befürchtete, die Blase zum Platzen zu bringen, legte der Treiber die Hände abermals ans Becken des Anderen. Yuri machte keine Anstalten, dass sie ihn störten oder er sie überhaupt wahrnahm und vielleicht tat er das auch gar nicht. Die Augen geschlossen und den Kopf leicht geneigt, schien er voll und ganz in sich selbst vertieft zu sein – im wahrsten Sinne des Wortes. Ein feiner Schimmer Schweiß fing das wenige Licht hinter den schweren Bettvorhängen auf, erlaubte Xav gerade genug Sicht, um die dezenten Bewegungen der Hüfte, das unmerkliche Flexen von Muskeln im Arm zu erkennen. Und scheiße, wenn es die harte Erektion zwischen seinen Beinen nicht zum Pochen brachte. Das wars. Die Hand, die zuvor noch untätig am Körper des Suchers gelegen hatte, fand den Ellbogen des Russen; folgte der langen Linie entlang, langsam aber zielsicher. Erst als er das Handgelenk streifte, spürte Xav wie Yuri über ihm innehielt. Ein Mix aus Blau und Braun traf auf tiefes Schwarz und der Neuseeländer stoppte nur einen kurzen Moment bis er vorsichtig, versuchsweise, mit der Spitze seines Zeigefingers Yuris folgte. „Okay?“, fragte er leise, als ob es eine sichtbare Grenze war, die passiert werden wollte, er es aber nur mit der Zustimmung des Russen tun würde. Yuri zögerte einen Augenblick – schien innerlich noch einmal abzuwägen, ob er wirklich so weit gehen wollte oder vielleicht suchten die dunklen Pupillen auch einfach nur etwas in Xavs Blick. Was es auch war, das ihm schließlich die erhoffte Vergewisserung gab, er nickte kurz und das Herz des Neuseeländers hämmerte laut gegen den eigenen Brustkorb. Das erste, was ihm auffiel, war die extreme Hitze und Feuchtigkeit. Das scharfe Schnappen nach Luft ließ Xav aufsehen, doch der kurze Anflug von Alarmbereitschaft löste sich beim Anblick vor ihm augenblicklich ins Nichts auf. Yuris Augen – kaum einen Spalt breit geöffnet – glimmerten im spärlichen Licht der Dunkelheit, lustvoll und fiebrig. Sein Kopf war nach vorne gesackt, schwarze Strähnen, wirsch aus dem Gesicht gestrichen, klebten teilweise an der nassen Stirn. Fuck. Kein Traum, kein Traum, kein Traum. Sein Finger bohrte sich tiefer in die enge Hitze, spürte die Hand des Russen dicht an dicht an die eigene gepresst, und der Sportler glaubte nie im Leben jemals von etwas dermaßen angeturnt gewesen zu sein. Er krümmte die Kuppe und Yuris überraschtes Keuchen pumpte eine frische Ladung Blut gen Süden. Sein Griff ums Becken des Dunkelhaarigen festigte sich, würde sicher am nächsten Tag die einen oder anderen Spuren hinterlassen, während sein Finger immer tiefer, immer forscher in den Jüngeren eindrang. Die Euphonie an Geräuschen, mit der Yuri ihn belohnte, war Ansporn genug. „Okay, okay – stopp. Das, das reicht…“ Die Worte des Russen ließen Xav innehalten und selbst wenn er anderer Meinung gewesen wäre, als sich Yuris Hand löste, zwang er damit auch die eigene zurück. „Hier, das kriegst du allein hin, oder?“ Der Sucher drückte ihm die Flasche Gleitgel in die Hand und – beim Krumms frisierten Besenborsten – konnte der froh sein, dass Xav gerade mit anderen Dingen beschäftigt war, als sich von dämlichen Frotzeleien provozieren zu lassen. Wieso musste dieses verdammte, dreckige Arschloch auch so scheiße heiß sein?! Und – noch schlimmer – wieso war er sich dessen auch noch so bewusst? Xav grunzte eine Erwiderung, spürte allerdings trotz schreiender Erektion, wie die Art des Dunkelhaarigen mal wieder alle falschen Knöpfe bei ihm drückte. Er öffnete die Flasche, ließ das kühle Gel auf nervöse Handflächen gleiten. Und wieder flüsterte die Stimme, leise und zweifelnd, vielleicht war das hier doch keine so gute Idee; vielleicht wäre es doch besser es abzubrechen, bevor es zu spät war. Doch als sich sein Blick ein weiteres Mal zum Russen hob, begegnete ihm ein Spiegel seiner selbst. Er schien nicht der Einzige zu sein, der Stimmen hörte. Auch wenn Yuri versuchte es unter noch so viel Erfahrung und Selbstbewusstsein zu verstecken, Xav erkannte die Nervosität, die Unsicherheit in den tiefen, braunen Augen und der straffen Linie zusammengepresster Lippen. Der Treiber hielt nur einen Moment inne, bevor er die mit Gel bedeckte Hand ums eigene Glied legte. „Yuri.“ Es war schwer zu erkennen, aber Xav glaubte, dass die Pupillen des Anderen zu ihm zuckten, als ob er vorher nicht ganz bei sich gewesen war. Er fackelte nicht lange. Der Neuseeländer richtete sich auf, legte kräftige Hände an schwitzige Hüften und verschloss möglicherweise protestierende Lippen mit den eigenen, als er den Russen packte und ihn rücklings auf die Matratze beförderte. Wenn Yuri überrascht war, gingen sämtliche Laute im Gefecht ihrer Zungen unter. Finger bohrten sich in die kurzen Haare an seinem Nacken und noch während Xavs Hand über weiche Haut an der Innenseite des fremden Oberschenkels fuhr, spürte er wie die Beine unter ihm auseinanderstoben. Ein beinahe schmerzhaftes Pochen ging durch seine Erektion. Fuck. „Mit oder ohne?“ Es war kaum mehr als ein Hauchen gegen die zügellosen Lippen, doch Yuri verstand nichtsdestotrotz. „Ohne.“ Allein die Vorstellung wollte Xav ein weiteres Stöhnen entlocken. Stattdessen presste er die Lippen unters fremde Kinn, entlang des schlanken Halses, der sich ihm so willig präsentierte. Eine Hand wanderte zwischen ihre Körper, legte sich um das erhitzte Fleisch seiner Männlichkeit und mit neckischen Bissen in die weiche Haut, lenkte er Yuri ab, während er langsam sein steifes Glied in enge Hitze führte. Ihr Stöhnen vermengte sich. Harte Muskeln gaben widerwillig dem Druck von außen nach und ließen Xavs Spitze in der engen Feuchtigkeit versinken. Es war Himmel und Hölle zugleich – sanfte Erlösung, die sich von seiner Mitte ausgehend in seinem gesamten Körper verteilte, und sündige Versuchung sich mit einem Schlag alles zu nehmen ohne Rücksicht auf Verluste. Mit jedem Zentimeter, den Xav tiefer im Körper des Anderen versank, stöhnte Yuri unter ihm – leise aber kehlig – und es war so verdammt schwer sich zusammenzureißen! Ein tiefes Grollen bildete sich in seiner Brust, zog scheinbar die Hand des Dunkelhaarigen an, die er wenig später an seiner Haut kitzeln spürte. „Xav“ „Hm?“ „… Ich bin keine verdammte Jungfrau mehr.“ Scheiß Russen. Wieso hatte er sich nicht Khair oder Ezra aussuchen können? Oder Wes – der hätte bestimmt zu schätzen gewusst, was er für ihn tat! Aber nein, es mussten ja nichts kann man richtig machen-Russen sein! Er spürte das Bein des fragwürdigen Objekts an seinem Hintern, doch bevor er sich vom Jüngeren auch noch diktieren ließ, wie er ihn flachzulegen hatte, löste er sich kurzerhand aus der verführerischen Hitze, nur um mit einem kräftigen Stoß bis zum Anschlag im Sucher zu versinken. Er glaubte, Yuri unter dem Stöhnen fluchen zu hören. Nur blöd, dass jegliche Genugtuung seinerseits von dem überwältigenden Gefühl des Suchers – die Hitze, die Enge, die Muskeln, die sich so perfekt ums eigene Glied schmiegten – überlagert wurde. Yuri fühlte sich abgöttisch an nicht, dass er ihm das jemals unter die allzu hohe Nase reiben würde; es war schlichtweg berauschend. Die ersten kräftigen Stöße, hektisch und tollpatschig vor roher Lust, fanden langsam eine Art Rhythmus; trafen auf das schlanke Becken des Russen, das sich ihm so willentlich entgegen rollte, und entlocktem seinem Besitzer mit jeder neuen Bewegung ein wimmerndes Stöhnen. Xav hatte immer angenommen, Yuri wäre laut im Bett. So wie er üblicherweise den Mund aufriss, um zu triezen und protzen und I’m fabulous, Bitch in die Welt hinauszubrüllen. Doch zu seiner eigenen Überraschung schien der Dunkelhaarige – je mehr er sich dem Neuseeländer hingab – immer leiser zu werden. Es war dadurch nicht weniger intensiv, nein – Xav erkannte das fiebrige Glänzen der schwarzen Pupillen, den leichten, roten Schimmer unter verklebten Strähnen und schwitziger Haut. Die Lippen nur einen Spalt offen, spürte er jedes Stöhnen, jedes Keuchen, jedes noch so kleinste Geräusch glühend heiß auf der eigenen Haut. Yuri hatte nie besser ausgesehen, nie besser geklungen. Instinktiv hob er die Hand zum Kopf des Jüngeren, wischte die nassen Strähnen von dessen Stirn und wurde belohnt mit dem leisen Hauchen seines Namens. Die Finger des Russen kitzelten an Nacken und Schulter und obwohl Xav gefangen im Rhythmus von Hitze – Luft – Hitze – Luft war, konnte er nicht anders als plötzlich in allen Bewegungen innezuhalten, als er vorsichtige Kuppen von jetzt auf gleich an frischen Narben spürte. Er erstarrte, doch Yuri hörte nicht auf. Noch immer traf der beschleunigte Atem an sein Kinn und als der Treiber den Blick senkte – der Russe im selben Moment die Augen von der langsam verheilten Wunde löste – brauchte es keine Worte, um zu verstehen. Er begriff die Angst, die er sah; die Reue, die Schuld – er begriff es besser, als jeder andere, denn wie oft in den letzten Wochen, hatten sie ihn selbst in Beschlag genommen. Er verstand, woher diese Gefühle kamen, und er verstand auch, dass es an ihm lag, sie aus der Welt zu schaffen. Sanft pflückte er die blassen Finger von seinem Schlüsselbein, hob sie zu seinen Lippen noch während er mit dem Becken den alten Rhythmus wieder aufnahm. Nur für eine Sekunde ließ Yuri die Augen zufallen – übermannt von einem Schauer elektrisierender Wellen, ganz sicher – bevor sie wieder auf Xavs trafen. Dem Kuss auf die Finger folgten sehnsüchtige Lippen. Er vergrub die Hände des Jüngeren – fest umschlossen von den eigenen – im Laken über ihren Köpfen und spürte das vibrierende Stöhnen als Echo gegen den eigenen Mund. Yuris Beine schlangen sich um seine Oberschenkel, spornten ihn an noch weiter, noch schneller, härter, tiefer zu gehen und als sich der Körper unter ihm aufbäumte, sich jedem Rollen der Hüfte entgegenbewegte, konnte Xav nicht anders als sich blind dem Jüngeren hinzugeben. Egal wie oft er in Yuri eindrang, die enge Hitze schmiegte sich jedes Mal unnachgiebig um sein steifes Glied; lockte ihn tiefer und tiefer und tiefer; begleitet vom hypnotischen Klatschen von Haut gegen Haut und der Mixtur ihres Stöhnen und Keuchens. Fuck, er würde nicht mehr lange durchhalten. „Yuri—“ Er löste eine Hand von den Fingern des Dunkelhaarigen, spürte sie kaum zwei Sekunden später an seiner Wange, seiner Stirn, wie sie versuchten lange, blonde Strähnen an Ort und Stelle zu halten. Ihre Lippen fanden erneut den Weg zueinander in der Sekunde, als sich Xavs Hand zwischen ihren Körpern um die Erektion des Suchers legte. Die geschwollene Spitze, bereits feucht von Schweiß und den ersten Tropfen des herannahenden Orgasmus, rieb gegen die Muskeln seines Bauchs. Das Stöhnen des Dunkelhaarigen wurde tiefer, grollender, während er versuchte sich Hand und Becken des Treibers vollends hinzugeben. Fuck, fuck, fuck! „Xav—!“ Yuris Atem streifte sein Kinn, sein Name immer und immer wieder einem Mantra gleich von den sündigen Lippen rollend. Nicht mehr lange, nur noch ein bisschen mehr, ein bisschen tiefer, ein bisschen härter— Kräftige Finger umschlossen die empfindsame Spitze; Yuris Muskeln krampften sich um sein Glied – er wollte innehalten, sich lösen vom Jüngeren bevor er in ihm seine Erlösung fand, doch die Beine des Russen ließen ihn nicht entkommen, pressten gegen seinen Hintern, schoben ihn noch weiter, tiefer in die sengende Enge und Yuri unter ihm—Yuri stöhnte und zitterte und keuchte und verlor seine Stimme im letzten Augenblick komplett, als er sich heiß und ungehemmt in Xavs Hand ergoss. Es war dieser Anblick, der auch ihm den letzten Rest gab. Er presste die Lippen an Yuris entblößten Hals und, mit einem weiteren Rollen seines Beckens, kam tief im bebenden Körper unter sich. Es war schwer zu sagen, wie lange sie noch so da lagen; ineinander verschlungen und die Luft des Anderen einatmend, als ob die der restlichen Welt allein nicht genug wäre. Keine Worte durchbrachen die Stille, die sich balsamgleich auf verschwitzte Körper legte. Es hätte vielleicht awkward sein sollen – Yuri und er; Hund und Katz, im wahrsten Sinne des Wortes – doch stattdessen zeichneten zarte Fingerkuppen schwarzer Tinte entlang, wanderten von Brust zu Schulter, als ob sie bereits viel zu lange darauf gewartet hatten das markante Tattoo erkunden zu dürfen. Xav fing den Blick des Russen auf und als er sich in einer eindeutigen Geste zu den Lippen des Russen hinablehnte, kam dieser ihm bereits entgegen. Erst das langsame Spiel von Zunge an Zunge brachte den Treiber dazu sich aus der verführerischen Enge zurückzuziehen, bevor sich sein Körper noch für Runde Zwei entschied. * Ähnlich wie in der Nacht zuvor, konnte Xav nicht auf Anhieb sagen, was es war, das ihn tatsächlich aus dem Schlaf holte. Zu benebelt und ausgelaugt von den voran gegangen Aktivitäten, dauerte es eine Zeit bis er überhaupt irgendetwas registrierte. Doch dann war da das tiefe Ein- und Ausatmen neben ihm; ein Arm, der sich an seinen schmiegte, warm und weich. Xav ließ den Blick über den Körper neben sich schweifen. Yuri lag auf dem Bauch, das Gesicht von ihm abgewandt. Die Decke bedeckte kaum einen Teil von ihm – gerademal ein Bein schien sich in der Nacht im tiefblauen Stoff verfangen zu haben – wie hätte es sich der Sportler nehmen lassen können, den Anblick des Russen nicht auszukosten? Die Wellen und Wogen; die Kanten und… Narben. Er hatte es vergessen. Vollkommen ausgeblendet in den Fängen von Lust und Leidenschaft und erst jetzt, wo sie so scheinheilig, so blendend pink – heller als der sowieso schon blasse Hautton – den Nierenbereich des Suchers bis hin zu dessen Wirbelsäule zierten, fiel es ihm wieder wie Schuppen von den Augen. Eins, zwei, drei, vier – Vier Linien, ausgefranst an manchen, glatt an anderen Stellen. Ein sanftes Auf und Ab von noch nicht ganz verheilter Haut. Xav realisierte nicht einmal, dass er die Finger zum Rücken des Dunkelhaarigen hob, bis sie bereits den Spuren entlang strichen. Yuri entließ einen Stoß Luft – zufrieden und glückselig, als ob ihn selbst im Schlaf das Gefühl seiner Berührungen erreichte. Xav ließ die Finger verweilen, weil er es konnte und wollte. Und dann— „Wie viele Nüsse hast du gestern gefressen, Cheeks? Irgendwie“ Ein Schnuppern durch die Luft, das augenblicklich sämtliche Muskeln im Neuseeländer verkrampfen ließ. „müffelts hier.“ Scheiße. „Das sind nicht meine Nüsse“, entgegnete der Pakistani gelassen, die Betonung dabei dezent auf dem letzten Teil des Satzes. Er hörte Ezras – und Wes‘?? – leises Lachen und sein Herz setzte aus. Ah, fuck, fuck, fuck! „Wieso gehen wir nicht schon mal frühstücken, hm?“ Das war auf jeden Fall Wes. Auch ohne hinzusehen, konnte sich der Treiber die Fragezeichen über Macs Kopf bildlich vorstellen. Dann plötzlich, ohne Vorwarnung, durchquerten kräftige Fußstapfen den Raum und rissen kaum eine Sekunde später unbarmherzig und gedankenlos die Vorhänge seines Bettes auf. Das wars. Flatline. Er musste Mac anstarren wie ein Schnatzer, der sich aufs Quidditchfeld verirrt hatte und nun die Breitseite eines jeden Treibers zu spüren bekam. Mac blinzelte. „Kommt ihr mit?“ Huh? „Huh?“ „Frühstücken?“ Sein Blick schnellte zu Yuri, doch statt der vollen, nackten Pracht des Russen neben sich, döste dort ein fetter, weißer Köter. Chewys Schnauze verließ ein tiefes, gelassenes Seufzen und versickerte im zerwühlten Laken seines Bettes. Xav musste sich zusammenreißen, ihm nicht das scheiß Fell über die Ohren zu ziehen. „Wie gesagt, wir gehen schon mal vor!“ Wieder Wes und Mac schien noch genauso verwirrt wie vorher, als sich Lokis Arm um seine Schultern legte und den Brünetten mit geduldiger Beharrlichkeit aus dem Zimmer schob. „Ihr solltet mal lüften“, kommentierte Khair als er den beiden hinterher spazierte und Ezra – bei Krumm, wenn er unter der Bettdecke nicht nackt gewesen wäre und mit Hochdruck daran arbeitete nicht im Boden zu versinken, Rivers Fell hätte einen Platz neben Chewys gefunden – Ezra kicherte und nickte vielsagend zum Boden bevor auch er in Richtung Tür verschwand. „Da ist euch was runtergefallen.“ Dass sein Kopf nicht explodierte, als er die Flasche Gleitgel unterm Bett hervorlugen sah, war alles. Er würde Yuri zerfleischen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)