Momentaufnahmen von -Kiara ================================================================================ Kapitel 10: Beide ----------------- Zärtlich verweilten immer wieder viele sanfte Küsse auf den weichen Lippen seines Geliebten. Erwidert wurden sie zaghaft und bei weitem nicht so gefühlvoll wie sonst. Der brünette Empfänger der Zärtlichkeiten schien mit etwas beschäftigt zu sein. Langsam löste sich Yusei einige wenige Zentimeter von Judai, um ihn eingehend zu betrachten. Er wirkte ein wenig apathisch. Auch brauchte er einige Sekunden, bis er den Blick hob, um Yusei aufmerksam anzusehen, weshalb er die Zuwendung pausierte. Es war bei weitem kein unbekannter Zustand, den sein Lieblingsmensch aufwies. Judai hatte diese Phasen immer mal wieder. Mal stärker, mal schwächer. Sie trübten nicht seine Liebe zu ihm, aber sie verunsicherten Yusei. Wenn er es nicht schaffte, dass Judai glücklich war, konnte er dann überhaupt der richtige für ihn sein? Judai vergewisserte es ihm häufig. Er liebte ihn, er brauchte ihn, er war ihm so wichtig. Aber er war nicht der einzige. Für Johan empfand Judai ebenfalls viel Liebe. Er brauchte sie beide, das war Judai inzwischen bewusst geworden. „Brauchst du Johan?“, fragte Yusei leise. Judai sah ihn ertappt an und wand dann den Blick schuldbewusst ab. Seine Arme schlangen sich fester um Yusei. Aber es war ein Klammern. „Sollen wir zu dir?“, hakte Yusei ruhig nach. Er wollte nicht, dass sich Judai zurücknahm. Er tat es viel zu oft und meistens ohne es selbst zu bemerken. Dabei ließ er völlig außer Acht, was er selbst wollte und gab sich mit immer weniger zufrieden. Hauptsache, ihm blieb etwas. Hauptsache, ihm blieb Yusei. Es war nicht zu übersehen, dass es ihn kaputt machte. Dass es ihm nicht ermöglichte, seine Seele zu heilen. Für einen kurzen Moment sah Judai aus, als würde er an seinen Schuldgefühlen zerbrechen. Die Zähne versenkten sich in seine Lippe. Dann nickte er leicht. Yusei gab ihm einen versöhnenden Kuss auf die Schläfe. Judai sollte nicht denken, dass er ihm damit wehtat oder enttäuschte. Es war auch nicht so, dass Judai im Moment Johan bevorzugte. Nein, ihm fehlte Johan nur. In solchen Phasen reichte es nicht, nur einen von ihnen bei sich zu haben. „Dann fahren wir.“ Judai fühlte sich schlecht. Unter ihm vibrierte das Motorrad, welches geschwind über die Straßen sauste. Fest hielt er sich an Yusei geklammert, der das Gefährt geschickt durch den Verkehr manövrierte. Eigentlich hatten sie sich auf das Wochenende gefreut. Judai wollte Freitag bis Montag bei Yusei übernachten. Nun war es Samstagmittag und sie waren wieder auf dem Weg zur WG. Plötzlich hatte sich in Judais Kopf diese schreckliche bekannte Leere ausgebreitet. Es tat ihm so leid. Sie wollten ein paar schöne Tage zu zweit verbringen. Faulenzen, kuscheln – Dinge die Pärchen so taten. Und dann das. Er hatte das Gefühl Yusei zu enttäuschen. Dass er Yusei das Gefühl gab, er würde ihm nicht genügen, sei auf Dauer nicht aushaltbar oder langweilig. Dabei war Yusei immer so lieb und verständnisvoll. Auch gerade. Bestimmt wollte er auch lieber mit Judai alleine Zeit verbringen. Aber er hatte sofort angeboten, dass sie zur WG fuhren, damit Judai auch bei Johan sein konnte. Dankbar umarmte Judai seinen Freund noch etwas fester. Die Tür fiel leicht ins Schloss, als Yusei sie nach dem Eintreten hinter sich zu schob. „Judai? Bist du schon wieder da?“, tönte es fragend aus dem einen Schlafzimmer. Traurigerweise war es nicht das erste Mal, dass Judai seinen Besuch aus heiterem Himmel abgebrochen hatte. Und es war nie ein gutes Zeichen, wenn er es tat. „Wir sind da“, bestätigte Yusei und schlüpfte aus seinen Schuhen. Eilig kam Johan aus seinem Zimmer, um die Heimgekehrten zu beobachten. „Hey. Sieht aus, als müssen wir nochmal einkaufen fürs Essen“, bemerkte Johan mit einem Lächeln. Sobald Judai aus seinen Schuhen und der Motorradjacke raus war, nahm er Yuseis Hände und zog ihn mit sich, um Johan zu umarmen. Instinktiv schloss Yusei seinen Freund in die Arme. Johan tat es ihm gleich, umarmte Judai sorgsam und kuschelte ihn liebevoll. „Hast du mich so sehr vermisst?“, murmelte Johan gegen Judais braunes Haar. Judai blieb still. Aber er genoss die Nähe und die Ruhe, die dadurch in ihn einkehrte. Die Leere füllte sich mit Wärme. „Können wir das Wochenende alle zusammen verbringen?“, nuschelte Judai leise. Sanft drückte Yusei seinem Freund einen Kuss ins dichte, weiche Haar. „Gerne.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)