Paint it - Black! von BarbieTosa (KuroKen) ================================================================================ Kapitel 2: 2. Kapitel --------------------- Er war wütend. Auf sich selbst, auf das Weib, auf die unfähigen Rekruten, auf… auf alles und jeden. Und eben weil er wütend war hatte er sich kurz nach seiner Ankunft an der schon fast schlossähnlichen Burg, die ihm eigentlich immer das Gefühl von Heimat und Freude vermittelte, in seine Gemächer zurück gezogen und weigerte sich seit zwei Tagen, diese zu verlassen. Genau einmal hatte er diese verlassen, um Oikawa einen kurzen Bericht von dem Auftrag zu erstatten. Ja, das war kindisch, das wusste Kuroo. Aber sein Stolz war angeknackst, noch nie hatte er einen Befehl seines Königs so… ja, schon fast stümperhaft ausgeführt und war mit leeren Händen Heim gekehrt. Kenma. Das einzige was er herausgefunden hatte war der Name der kleinen Pest und dieser half ihm nicht wirklich weiter. Schon seit er aus seinem unruhigen Schlaf erwacht war und sich in dem riesigen, mit schwarzen, seidenen Vorhängen versehenen Himmelbett aufgesetzt hatte flog ihm der Name im Kopf herum und veranlasste ihn schließlich, es doch zu probieren – denn mehr als schief gehen konnte es nicht. Und somit hatte er sich erhoben, auf halben Weg seine Beinbekleidung vom Boden gefischt und sich diese angelegt, nur um langsam auf den mit roten Samtpolstern bezogenen Stuhl zu gleiten und das Objekt seiner Begierde auf der Tischplatte näher an sich heran zu ziehen, nachdem er vorsorglich alle Bücher und wichtigen Dokumente aus der Bahn geschoben hatte. Schwarz-blauer Rauch waberte im Inneren der Glaskugel vor sich hin, die auf einer Art kleinem Podest stand. Schon fast liebevoll strich der schwarzhaarige Dämon über die glatte Oberfläche seines größten Schatzes und entfernte penibel ein paar Staubkörner die es gewagt hatten sich auf ihr abzusetzen, bevor er beide Hände vorsichtig über sie hob und die Augen schloss. Eigentlich brauchte er eine grobe Vorstellung von dem Aussehen und den Namen, wenn er eine Person aufspüren wollte, doch hier hieß es nun improvisieren. Langsam sortierte er seine Gedanken und ließ seinen Geist abschweifen, so lange bis sein Kopf leer war, einzig allein von dem einen Namen aufgefüllt. Es war anstrengend, sich nur auf die einzelnen Buchstaben zu konzentrieren, sie mit aller Kraft ins Gedächtnis zu rufen… langsam öffnete Kuroo die Augen. Nichts. Im Gegenteil, der Nebel im Inneren war sogar nur noch schwärzer geworden und zum Stillstand gekommen. Frustriert ließ er die Hände sinken und lehnte sich im Stuhl zurück. Das war doch einfach zum ausrasten… Das laute Krachen, als die großen Türflügel zu seinem Schlafgemacht aufgestoßen wurden und gegen die Wand knallten, ließ ihn fast mitsamt dem Stuhl umfallen. Mit aufgerissenen Augen starrte er die großgewachsene Gestalt an, die mit ekelhaft guter Laune durch den weit geöffneten Eingang spazierte so als wäre es das absolut Alltäglichste was man um diese Gott verdammte Zeit tun konnte, ein breites Grinsen auf den schmalen Lippen. Die roten Augen blitzten schadenfroh auf, als sie Kuroo entdeckten, dessen Laune augenblicklich auf den Gefrierpunkt sank. Auch das noch. „Tsukki, was willst du?“ „Nichts. Mich nur unterhalten.“, flötete der blonde Dämon und ließ sich auf das ungemachte Bett fallen, bevor er die Beine überschlug und sich betont gelangweilt dem Anderen zuwendete. Seine zuckenden Mundwinkel verrieten ihn jedoch. Es gab nicht viele Dämonen, mit denen Kuroo gut auskam – eigentlich konnte er sie an einer Hand abzählen – aber Tsukishima Kei zählte definitiv nicht zu diesen. Der großgewachsene Junge mit den kurzen, blonden Haaren, zwischen denen ein paar schmale, tiefschwarze Hörner hervor kamen und den schon fast ekelhaft perfekten Gesichtszügen war eine wandelnde Pestbeule, immer darauf versehen ihm eine rein zu würgen – und Kuroo wusste nicht einmal, was er ihm getan hatte dass er dessen Hass so sehr zu spüren bekam. Sie konnten sich einfach beide nicht ausstehen. Das war allerdings auch der Grund, warum der Sex mit dem Blonden so unheimlich gut war, aber Kuroo schob den Gedanken schnell wieder bei Seite, er hatte besseres zu tun und ihm war heute nicht danach. Er wendete den Blick von dem Blonden ab, der ihn amüsiert musterte und wendete sich wieder der Kugel zu, deren Inneres mittlerweile wieder normal geworden war. Stille breitete sich in dem Raum aus, zumindest so lange, bis Kei wieder zu sprechen begann: „Der König hat mir erzählt, du hättest versagt.“ Kuroo stöhnte innerlich auf. Wollte Oikawa ihn so bestrafen?! Wenn ja: Das war ihm definitiv gelungen! Wie konnte er ihm, einen seiner langwierigsten Freunde, so in den Rücken fallen?! „Hab ich nicht.“ „Wo ist dann das Halbblut?“ „…“ Kuroo hüllte sich in Schweigen, konzentrierte sich angestrengt auf die Holzmusterung des schweren Ebenholztisches und wünschte dem Blonden sämtliche Krankheiten an den Hals, die ihm einfielen. Wie konnte man so ätzend sein!? Doch dieser schien davon nichts mit zukriegen, betont gelangweilt zupfte er den langen, schwarzen Mantel zu recht den er trug und der, genau wie das Oberteil von Kuroo, mit verschiedenen goldenen Stickereien verziert war, die sich vor allem am Brustbereich zu einem wunderschönen Muster zusammen fanden. Seine Beine steckten in einer schwarzen Hose, die Füße waren in hohe Stiefel gehüllt. Er war hübsch, ja, aber das änderte nichts an seinem verdorbenen Charakter. Selbst für einen Dämon war er so abnormal Schadenfroh und nervtötend, dass fast niemand mit ihm auskam – die einzige Ausnahme war ein kleiner, unbedeutender Kammerdiener mit dem Namen Yamaguchi, und Kuroo fragte sich erneut, wie es dieser ruhige und eigentlich recht vernünftige Junge mit seinem Herrn aushielt. In einer einzigen fließenden Bewegung erhob sich der Blonde und trat an Kuroo heran, legte diesem gespielt mitleidig eine Hand auf die Schulter und beugte sich zu dessen Ohr hinab. „Weißt du, Kuroo-San,“, flüsterte er mit gedämpfter Stimme und das so nah, dass der Schwarzhaarige seinen Atem an der Wange spüren konnte. „ich habe mich so sehr auf den Tag gefreut, an dem du endlich versagst. Das Schicksal meint es doch gut mit mir~“ Und mit diesen Worten richtete sich der Blonde auf, zwinkerte ihm zu und verließ die Gemächer des Älteren, jedoch nicht ohne die Türflügel wieder genauso laut zuzuschlagen wie er sie zuvor geöffnet hatte. Kuroo starrte noch einige Minuten das dunkle Holz an, bevor er sich erhob, den Stuhl packte und ihn mit einem Wutschrei in die Richtung der Tür schleuderte, wo er knapp neben dem rechten Flügel die Wand traf und mit einem ohrenbetäubenden Scheppern zu Boden ging, auf dem sich nun seine Einzelteile zerstreuten. Dumpfe Stimmen auf dem Gang verrieten ihm, dass anscheinend die ihm zugeordneten Kammerdiener seinen Ausraster mitbekommen hatten und sich mit schnellen Schritten wieder entfernten. Dem Schwarzhaarigen bei so schlechter Laune unter die Augen zu treten glich einem Todesurteil. Es machte ihn rasend, dass Kei ihn so offensichtlich als Versager bezeichnet hatte, dass er schon kurz davor war, noch einige Dinge zu zerstören – als ihm plötzlich eine Idee kam. Zugegeben, sie war nicht besonders tief durchdacht und eine Verzweiflungstat, aber der Dämon war mittlerweile schon zu allen Mitteln bereit, um sein Versagen wieder auszubessern. Sofort griff er nach der Glaskugel, hob sie mit beiden Handflächen auf und konzentrierte sich erneut – es viel ihm dieses Mal um einiges schwerer als zuvor und erneut wünschte er Kei den Tod an den Hals bevor er sich wieder dem widmete, was er hoffte, dass es funktionierte: Wieder leerte er seinen Geist, schob allen Hass und die Wut zur Seite und holte den Namen aus seinem Gedächtnis hervor, zusammen mit Bruchstücken, die ihm in den Sinn kamen: Blonde Haare, zierliche Gestalt, die feinen Gesichtszüge des Weibes, die helle Haut, wage erinnerte er sich an das Wappentier ihrer Familie… ein leises Zischen veranlasste ihn, seine Augen zu öffnen und gebannt in den Nebel der Kugel zu starren, der sich dichter zusammen zog und auf einmal eine tiefblaue Farbe annahm, bevor er sich klärte und tatsächlich ein Bild freigab: Starker Regen, eindeutig ein Unwetter. Hohe Felsen, zu hoch um eine Verwechslung auszuschließen – der Gebirgspass im Süden. Ein schmaler Pfad, auf dem sich schemenhaft etwas bewegte… eine weiße Stute, auf ihr, eingehüllt in einen weißen Mantel, eine geduckte Gestalt, die fest etwas in ihren Händen umklammerte… einen Stab. Das Bild war wage, unscharf und brach schließlich ab, doch Kuroo hatte genug gesehen. Vorsichtig trug er die Kugel zu ihrem Podest zurück, setzte sie dort ab und hetzte zu der Tür, die ihn in seinen Ankleideraum führte. Innerhalb von zehn Minuten hatte er sich komplett angezogen und verließ so schnell er nur konnte seine Gemächer, um sich zum Thronsaal seines Königs zu begeben, ein breites Grinsen auf den Lippen. Wenn der Junge wirklich den Gebirgspass nahm, würde er erst in knapp sechs bis sieben Tagen wieder aus den Bergen heraus kommen – und dann direkt in eines der ihnen wohlgesonnenen Königreicher stolpern. Er saß in der Falle. -- Das Wetter in den Bergen glich dem, was man sich wohl unter dem Weltuntergang vorstellte. Kenma wollte sich eigentlich am liebsten einfach irgendwo einrollen wo es schön warm war und schlafen, stattdessen saß er seit bestimmt zwei Tagen durchgehend im Sattel, seine Klamotten klebten an ihm wie eine zweite Haut und der Regen peitschte ihm eiskalt ins Gesicht. Mehr tot als lebendig hing er auf dem Rücken des Tieres das ihn trug, die Zügel lockern in den Händen, während sich die Schimmelstute tapfer vorwärts kämpfte. Doch selbst sie schien nicht mehr viel Kraft übrig zu haben. Ein Blitz, gefolgt von einem ohrenbetäubenden Donner durchschnitt die Dunkelheit und rissen ihn aus seiner Starre, schnell zog sich der Blonde wieder die Kapuze über den Kopf, die ihm vom Wind herunter gerissen worden war, und griff die Zügel auf. Er musste es schaffen… er musste einfach. Und so konzentrierte er sich erneut auf den schmalen Pfad vor sich, der ihn immer tiefer in die Berge hinein führte und trieb sein Pferd voran, immer tiefer zwischen die zerklüfteten Berge. -- Gegen Ende des Tages besserte sich das Wetter endlich und ermöglichte sowohl Reiter wie auch Reittier eine Verschnaufpause, die beide dringend benötigten. Eine kleine, geschützte Einbuchtung in den Felsen veranlasste ihn schließlich, die Stute zu stoppen und sich mit einem gequälten Stöhnen aus dem Sattel zu rutschen. Es gelang Kenma irgendwie, ein kleines Feuer zu entzünden an dem er seinen geschundenen Körper aufwärmte und schließlich daneben eingerollt einschlief, ohne noch etwas zu essen oder an die Konsequenzen zu denken. Erst als er nach mehreren Stunden unruhigen Schlaf hoch schreckte bemerkte er wie dumm er war: Mitten neben dem Pfad, an einer ungeschützten Stelle sein Lager aufzuschlagen… er hätte sich auch noch ein Schild mit der Aufschrift: ‚Falls ihr mich sucht: Hier bin ich!‘ umhängen können. Sofort brach er sein Lager ab und setzte seinen Weg fort, nur um die darauf folgenden Nächte sich geschütztere Lagerplätze zu suchen, was an sich schon eine Herausforderung in dieser öden Landschaft war. Er hörte auf die Tage zu zählen, alles sah so gleich trist, tot und karg aus in den Bergen… Er verlor sämtliches Zeitgefühl, nur der immer leichter werdende Rucksack und der sich langsam leerende Wasserbeutel zeigten ihm, wie dringend er hier weg musste. Am vorletzten Tag kam er an eine Gebirgsquelle, an der er immerhin seinen Wasservorrat auffüllen konnte und sich das erste Mal seit Tagen ausgiebig wusch. Danach tränkte er die Stute, bevor er sich auf ihren Rücken schwang, seine schmerzenden Gliedmaßen ignorierte und den Weg fortsetzte. Aber als es zu Dämmern begann veränderte sich die Landschaft zu seiner großen Freude. Die grauen, kalten Felsen wurden weniger, der schmale, steinige Weg wurde immer öfters von trockenem Steppengras abgelöst, bis er schließlich ganz aufhörte und sich in saftiges Grün verwandelte. Immer mehr Bäume tauchten auf und erhoben sich in den Himmel, zuerst vertrocknet und karg, doch dann immer dichter werdend und gefüllt mit grünen Blättern und Nadeln, sodass sich Kenma um einiges geschützter vorkam, während er seine Stute bergab trieb. Die Dunkelheit hüllte ihn immer mehr ein, doch erst als die Bäume so dicht standen, dass sich der Blonde rundum sicher fühlte brachte er die Stute zum Stehen und rutschte müde von ihrem Rücken. Mit geschickten Handbewegungen befreite er das Tier von seinem Sattel und dem Zaumzeug – er wusste dass sie nicht davon laufen würde, dafür war sie zu treu – und beobachte mit einem Schmunzeln wie das schöne Tier sich kurz schüttelte um deutlich zu machen, wie sehr sie es genoss das drückende Leder los geworden zu sein, bevor es zu grasen begann. Der Schimmel freute sich genauso sehr wie er, wieder weichen Waldboden und saftiges Grün zu sehen. Mit einem müden Seufzen zog der Blonde seinen weißen Mantel aus und betrachtete ihn Nachdenklich, bevor er ihn neben seinen Rucksack und den Wasserbeutel legte, den Stab mit dem Katzenkopf darin einwickelte und sich erhob. Innerhalb von zehn Minuten hatte er genug trockenes Holz zusammen gesucht und eine kleine Feuerstelle geschaffen. Und zum ersten Mal in seinem Leben war er unheimlich dankbar für seine Herkunft – vorsichtig beugte er sich über die aufgeschichteten Zweige und mit einer einzigen Berührung schlugen Flammen aus dem trockenen Holz, die sich sofort in diesem fest fraßen und ihm Wärme spendete. Müde zog er die Decke aus ihrer Halterung und schlang sie um sich, bevor er seine Hand ins Innere des Rucksacks gleiten ließ – und ins Leere fasste. Seine gesamten Vorräte waren aufgebraucht. Mit einem leisen Murren zog er die Hand zurück und begnügte sich damit, an dem Wasserbeutel zu nippen während er Saphira dabei zusah, wie sie sich im Gras wälzte. Seine Augenlider waren so unheimlich schwer aber seine Gedanken kreisten immer wieder um die eine Frage, die nun, da er das Gebirge erfolgreich hinter sich gebracht hatte, in seinem Kopf umher schwirrte: ‚Und wohin jetzt…?‘[/] -- Mit einem eindeutig angewiderten Blick musterte Kuroo den betrunkenen Menschen, der ihm kaum, dass er den Gasthof betrat, wortwörtlich vor die Füße kippte, bevor ihn jemand am Kragen seines Hemdes hoch zog und anfing ihn anzuschreien. Wie immer war es im Inneren der Gaststube laut, stickig und voller Gestalten, die sich maßlos betranken – er hasste es. Aber irgendwo musste er unterkommen. Ohne dem ganzen Treiben recht viel Beachtung zu schenken bewegte er sich auf die Tresen zu, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Er wollte nicht viel Aufsehen erregen, nur ein paar Fragen stellen und sich ein Zimmer für mehrere Nächte nehmen, doch allem Anschein nach hatte irgendwer irgendwo ganz deutlich etwas gegen ihn. Erneut stolperte ein deutlich angetrunkener Mann – den dreckigen Klamotten und der vom Wind und der Sonne gezeichneten Haut nach einer der Bauern in der Umgebung – gegen ihn, drehte sich jedoch um und fuhr die großgewachsene Gestalt in dem roten Umhang mit einem unfreundlichen: „Pass doch auf, Abschaum!“ an. Das war zu viel für seine Nerven – und seinen Stolz. Was dachte dieser widerwärtige Idiot eigentlich, wer er war?! Ohne groß nachzudenken packte Kuroo den Mann am Hals und hob ihn an, bis seine Schuhspitzen nur noch knapp über dem Boden schwebten. Seine roten Pupillen bohrten sich in die aufgerissenen Braunen des Mannes in seinem Griff, der jetzt, da er erkannte was er da beschimpft hatte, deutlich mit der Panik kämpfte und nach Luft schnappte wie ein Fisch auf dem Trockenen. Kuroo stieß ein tiefes Knurren aus, bevor er den Mann einfach losließ, der wie eine Marionette, der man die Fäden abgeschnitten hatte, zu Boden sank und heftig zu husten und zu röcheln begann, bevor er mit aufgerissenen Augen nach hinten robbte. Mit einem letzten abfälligen Blick wendete er sich von dem Häufchen Elend ab und durchschritt die Wirtshausstube, in der es mittlerweile totenstill geworden war, bis er an den Tresen ankam. Der Wirt, ein untersetzter, kleiner Mann mit Glatze und kleinen Augen, die schon fast unter seinen Lidern zu verschwinden drohten, setzte sich sofort in Bewegung und verbeugte sich tief, bevor er es wagte, seine Stimme zu erheben: „E-edler Herr, was kann ich ihnen a-anbie-“ „Ist in den letzten Tagen jemand aus der Richtung des Gebirgspass hier durchgekommen?“, unterbrach Kuroo den Mann sofort, bevor dieser seine Schleimspur weiter ziehen konnte. Der Wirt richtete sich auf und schüttelte den Kopf. Kuroos Laune stieg augenblicklich wieder etwas an. Also war der Junge noch nicht aus den Bergen heraus gekommen – denn egal wie man es drehte und wendete, dieses Dorf musste er passieren. Rechts von den Bergen zog sich der Arren, ein Fluss mit einem viel zu tiefen und breiten Becken als dass man ihn durchqueren konnte und links eine schon fast tödliches Moorgebiet, indem man ohne Führer sofort dem Tode geweiht war. Zudem mussten seine Vorräte langsam knapp werden… Das verdammte Halbblut musste hier durch, seine Vorräte aufstocken und dann erst konnte er weiter ziehen. Und Kuroo würde hier auf ihn warten. „Ich will ein Zimmer.“ Der Wirt schluckte und nickte so heftig, dass der Schwarzhaarige schon befürchtete, ihm würde der Kopf abfallen bevor er hinter den Tresen hervor kam, seine aufgeschwemmten Hände an der speckigen Schürze abwischte und ihm mit einer Handbewegung aufforderte, ihm zu folgen. Kuroo betrat den schmalen Gang, an dessen Ende sich eine Treppe erhob und folgte dem Mann nach oben. Am Rande bemerkte er, dass sich erst die Stimmen im Saal wieder erhoben, als er diesen verlassen hatte. Sie gingen an vielen Türen vorbei, bis ihm der Wirt eine davon aufhielt. Langsam zog sich Kuroo die Kapuze vom Kopf und betrat den Raum, sah sich darin kurz um und stieß innerlich ein Seufzen aus. Nichts was man mit seinem gewohnten Maß an Luxus vergleichen konnte aber ganz annehmbar. Mit einer fließenden Bewegung drehte er sich zum Wirt um und suchte dessen Blick. Es erfreute ihn schon fast zu sehen, wie dieser zu zittern begann und eiligsten den Kopf senkte. Zuvor hatte er wie gebannt auf die Hörner gestarrt, die sich zwischen den schwarzen Strähnen erhoben. Ihr König hatte zwar einen Pakt mit dem Dämonenkönig geschlossen, dennoch war es nicht gewöhnlich, einen davon hier zu sehen, schon gar nicht so nah am Grenzgebiet und noch dazu – den Klamotten nach die der Schwarzhaarige trug – einen der höher gestellten. „Mein Pferd steht draußen. Ich will dass es versorgt wird.“ „J-Jawohl der Herr! Wird s-sofort erledigt der Herr!“ Der Wirt überschlug sich schon fast, seine Stimme so schrill als würden seine Lungenflügel jeden Moment explodieren, verbeugte sich gefühlt zehn Mal und verließ dann mit eiligen Schritten das Zimmer um den Wunsch seines Gastes auszuführen. Nicht einmal wegen der Bezahlung harkte er nach. Kuroo wartete, bis die Tür ins Schloss viel, dann ließ er sich erst auf dem schmalen Bett nieder, tastete nach dem schweren Beutel, der an seinem Gürtel hing und zog diesen nach vorne. Mit einer schnellen Handbewegung holte er die Glaskugel heraus und führte das Ritual aus, dass er nun schon fast jeden Abend tätigte, seitdem sein König ihn erneut losgeschickt hatte: Immer wieder rief er sich die einzelnen Bruchstücke an Erinnerungen hoch, zusammen mit dem Namen und beobachtete, wie sich der Nebel in ihrem Inneren erneut lichtete und eine tiefe Dunkelheit zeigte. Verwirrt blinzelte Kuroo und betrachtete mit schief gelegtem Kopf das Bild. Stimmte etwas mit dem Ding nicht? Doch nach einiger Zeit verschärfte sich das Bild und er konnte in der Dunkelheit eine Gestalt ausmachen, die sich über etwas beugte – und in genau diesem Augenblick Flammen aufflackerten, die sich in das Holz fraßen, auf dem sie erschaffen worden waren. Wie immer war das Bild so undurchsichtig und fahrig, dass Kuroo keine Gesichtszüge oder genaue Anhaltspunkte ausmachen konnte doch so viel sah er – der Junge hatte das Gebirge verlassen. Bald würde er auf ihn treffen. Ein leises Lachen entkam dem dunkelhaarigen Dämon. „Freu dich, Halbblut, bald ist deine qualvolle Reise zu Ende~“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)