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Schöne heile Welt

von

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Chaoten- Camping

KAPITEL 17

Chaoten - Camping
 

Die Wälder Nordamerikas erstreckten sich über Kilometer hinweg.

Gewaltige Bäume ragten in die Höhe umgeben von unberührter Natur und herrschaftsvoller Stille.

Bis jetzt jedenfalls.

"Ich hasse diesen Wald!", erscholl es plötzlich von irgendwoher aus der Tiefe der Natur.

"Wie bin ich nur auf eine derartige Schnapsidee gekommen?"

"Mach mal keine Hektik! Wir finden schon wieder zu den anderen!"

Es war Quatres Stimme, welche beruhigend geantwortet hatte.

"Na und? Glaubst du etwa, die wissen, wo wir jetzt sind? Wir haben uns alle verlaufen!" Elbie war absolut panisch. "Es war einfach nur eine echte Schnapsidee hierher zu kommen."

Depressiv und verzweifelt trottete sie vor der Gruppe her und maulte vor sich hin.

"Nein, eine Schnapsidee war es, sich zu trennen!", sagte Tamara in einem vorwurfsvollen Ton.

Elbie blickte schmollend zu ihr zurück, hatte jedoch keinen Bock irgend etwas darauf zu erwidern. Quatre schaute Hilfe suchend auf Relena, welche in Gedanken abwesend den Schluss der orientierungslosen 4- Mann- Gruppe darstellte - oder besser der 1- Mann- und- 3- Frau- Gruppe.

"Wir hätten Trowa mitnehmen sollen", bemerkte Quatre. "Er wollte einen Kompass mitbringen. Warum haben wir eigentlich keinen? Das ist doch ..."

"Ja, ja, ja! Ich weiß! Das ist unverantwortlich! Verdammt ...", Elbie war mit den Nerven am Ende. Sie machte sich selbst Vorwürfe, denn an ihr war es ja gewesen, diesen Trip zu planen. Doch anscheinend war sie damit überfordert. Während Hilde die Jungs abgeholt hatte, waren Tamara, Quatre und sie mit einem Privatjet von Quatre zu Relena geflogen, um sie abzuholen. Von ihrem Landeplatz aus wollten sie dann zum Treffpunkt mit den anderen laufen, doch nun irrten sie schon seit Stunden durch den schier unendlichen Wald. Und nicht, dass sie nur die andere Gruppe nicht fanden ... nein, den Landeplatz fanden sie auch nicht mehr.

"Wir werden hier alle elendig verrecken! Wir werden hier nie wieder rauskommen und hier verhungern, bis wir nur noch wie häutige Gerippe aussehen und dann werden sich die wilden Tiere auf uns stürzen. Mit ihren scharfen Krallen werden sie uns hungrig die Gedärme rausreißen, um dann..." Relena und Tamara sahen Elbie, welche sich in ihren Ausführungen nicht stören ließ, zweifelnd an. Das Mädchen hatte eine echt starke Fantasie.

Quatre holte währenddessen in aller Ruhe ein Handy aus seinem Rucksack.

Tamara, welche dies bemerkt hatte, lächelte ihn an. Auf Quatre konnte man sich verlassen. Er hätte nie daran gedacht, sich einfach so ohne vorherige Planung in die Wälder Canadas, deren Größe Elbie wohl gewaltig unterschätzt hatte, zu begeben und daher hatte er alles nötige dabei ... naja, bis auf einen Kompass, den hatte auch er vergessen.

Als die panische Elbie das rettende Mobiltelefon erblickte, stiegen ihre Hoffnungen wieder.

"Quatre! Unser Retter! Du bist ein Genie! Du wirst Hilfe holen und die werden uns dann finden! Wir sind gerettet!!!!" Sie machte Luftsprünge vor Freude und kam zu Quatre hingelaufen.

Doch dann hörte sie Signale von dem Gerät, welche ihr gar nicht gefielen.

"Ich bekommen hier keine Verbindung. Die Berge und die Wälder scheinen hier jegliche Funksignale abzuschirmen."

Elbie blickte Quatre entgeistert an, dann kehrte der Ausdruck der Hoffnungslosigkeit und Panik zurück in ihr niedliches Gesicht.

"Wir sind verloren!", heulte sie wieder los. Tamara verzog das Gesicht zu einer Grimasse, doch Elbie ließ sich nicht stören. "Wir werden verhungern und nachts werden dann die hungrigen Wölfe kommen und uns zerfleischen und dann fressen und ..."

Sie blickte plötzlich erschreckt zur Seite in ein Gebüsch, aus dem nun ein bedrohliches Knurren erklang. Auch die anderen drei sahen verängstigt hin. Sie waren vor Furcht wie gelähmt. Das Knurren wurde lauter und das Gebüsch begann zu rascheln.

Dort war etwas.

Eindeutig.

"Quatre", flüsterte Tamara mit angehaltener Luft. "Hast du ... hast du ... eine Waffe dabei?"

Nach der Sache mit dem unbekannten Angreifer ging keiner der Jungen mehr ohne eine Waffe aus dem Haus. Quatre nickte und bewegte langsam seine Hand zum Rucksack, wobei er jedoch mit verunsicherter Stimme aber dennoch laut und deutlich fragte: "Ist ... ist da wer?"

Das Knurren wurde lauter und tiefer ... und plötzlich kam etwas aus dem Gebüsch!

Es war dunkel, unheimlich und es war ... Duo Maxwell.

"Buh!", machte er mit verstellter Stimme. "Ich bin der böse Wolf und hier um euch zu fressen, hohoho!" Er kringelte sich fast vor lachen.

Elbie war einem Nervenzusammenbruch nahe und sackte auf dem Boden zusammen. Entgeistert blickte sie auf Duo, welcher nun nach hinten in das Gebüsch rief, aus dem er gekommen war: "Hey, ich hab Rotkäppchen gefunden! Hänsel und Gretel sind auch bei ihr und auch ... äh ... wer hat sich denn noch alles im Wald verlaufen?"

Quatre steckte erleichtert seine Waffe wieder weg und ging auf Duo zu. Tamara zeigte kaum eine Reaktion und half Elbie wieder beim Aufstehen, welche sich nun darüber aufregte, dass Duo sie als Rotkäppchen bezeichnete, nur weil sie so rote Haare hatte.

"Da seid ihr ja endlich!", rief Hilde erleichtert aus, als sie als erste aus dem Dunkel trat. "Ich dachte schon, wir werden euch gar nicht mehr wieder finden!"

"Oh, Hilde!", Elbie fiel ihr um den Hals. "Ich bin ja so froh, dich gefunden zu haben! Es war schrecklich. Wir haben den Kompass vergessen und sind dann umhergeirrt ..."

"Wir haben einen Kompass dabei", erwiderte Hilde, "aber wir haben uns trotzdem verlaufen. Wir sind auch ewig rumgelaufen und haben euch gesucht. Zum Glück haben wir uns endlich gefunden! Gut, dass wir uns auf dein Gespür verlassen konnten, Duo!" Sie lächelte ihn an, doch Duo achtete nicht auf sie: "Vielleicht Schneewittchen? Hat sich Schneewittchen im Wald verlaufen?"

Hilde blickte resignierend zu Tamara, welche nur noch mit dem Kopf schüttelte.

Nach einigen Minuten hatten sich auch Heero, Trowa, Chang und Thomas durch das Gebüsch gekämpft und standen missgelaunt vor dem Rest der Gruppe.

"Hier herrscht ja echt 'ne tolle Stimmung", bemerkte Elbie beifällig. Alle waren mit den Nerven ziemlich fertig, denn sie wussten noch immer nicht, wo sie waren und wie sie zu dem vorgesehenen Campingplatz kommen sollten.

"Aber irgendwie muss Schneewittchen doch zu den 7 Zwergen gekommen sein?", überlegte Duo.

Alle sahen ihn wie aus einer Irrenanstalt entflohen an.

"Okay, Hilde", fragte Tamara in einem trockenen Ton, "was hast du ihm heute früh in den Kaffee gemischt?"

Duo strafte sie mit einem bösen und schmollenden Seitenblick, aber Tam hängte sich nur sanft an Heeros Arm und zog ihn in irgendeine Richtung davon.

Während Duo den beiden noch nachsah, folgten Trowa und Chang wortlos.

"Ja", meinte Hilde, "wenn wir schon mal hier sind, dann sollten wir auch Spaß haben. Wir laufen jetzt einfach so lange, bis wir einen geeigneten Campingplatz finden."

Sie wollte gerade den anderen hinterherlaufen, als Relena besorgt fragte: "Und dann? Wie kommen wir denn morgen wieder nach Hause? Keiner weiß jetzt wo wir sind, oder?"

"Wenn wir es schaffen, aus dieser Senke herauszukommen", ließ sich Quatre vernehmen, "dann könnte ich vielleicht mit meinem Handy Kontakt bekommen und jemanden rufen. Mach dir nicht so viele Sorgen, Relena. Genieß den Ausflug!"

Sie rümpfte nur die Nase, umklammerte die Träger ihres Rucksackes und ging dann los. Sie sah auf Tamara und Heero vor sich und verfiel wieder in ihre trübsinnige Stimmung. Die beiden schienen sich wieder besser zu verstehen. Schön für sie. Aber Relena hatte irgendwie Angst davor, mit Heero allein zu reden. Und sie glaubte auch nicht, dass sie hier allein sein würden. Es waren einfach alle da.

Wortlos ging sie weiter.
 

Nach einigen weiteren Stunden des ziellosen Umherirrens kam die chaotische Gruppe auf eine kleine Lichtung am Fuße eines Berges.

"Ich hab noch immer keine Verbindung."

Quatre versuchte die ganze Zeit Rashid zu erreichen, doch ergebnislos.

"Ich will aber nicht noch weiter laufen!", maulte Tamara rum.

Sie löste sich von Heeros stützendem Arm und setzte sich auf einen Baumstamm am Rande der Lichtung.

"Du kannst nur meckern!", beschwerte sich Duo, welcher doch eigentlich auch keinen Bock mehr hatte, weiter zu laufen.

Tamara wollte gerade etwas darauf erwidern, als sich jedoch Quatre schlichtend einmischte: "Hey, beruhigt euch! Wir wollen doch jetzt nicht streiten!"

"Doch, wollen wir eigentlich schon", gab Duo kampflustig zurück.

Heero trat jedoch entschlossen zwischen Duo und Tamara und gab beiden durch einen scharfen Blick zu verstehen, dass diese Diskussion schon beendet sei.

Hilde lächelte unbemerkt. Sie freute sich, dass Duo und Tamara wieder wie eh und je waren. Nachdem Tamara gestern so schlagartig verschwunden war und Duo sich so ungewohnt kalt verhalten hatte, war sie nun wirklich erleichtert, dass das wahrscheinlich nur eine Laune gewesen war.

"Wir sollten das Lager aufschlagen", bemerkte Chang.

"Dazu hab ich aber auch keine Lust!", meckerte Tam wieder los.

Duo verleierte die Augen und wollte wieder einen bösen Kommentar abgeben, als Quatre sie beruhigte: "Du musst dein Zelt ja nicht alleine aufbauen."

Tam blickte ihn fragend an.

"Die Person, mit der du dir dein Zelt teilen wirst, wird dir dabei helfen, denn immerhin bewohnt ihr das Zelt ja dann gemeinsam."

Tamaras Augen weiteten sich. "Das Zelt TEILEN????" Sie war sichtlich außer sich. "Halt mal! Davon war nie die Rede! Ich dachte, du besorgst für jeden ein Zelt?"

"Hör mal", bemerkte Hilde. "Wie stellst du dir das denn vor? Weißt du, wie schwer wir dann hätten schleppen müssen? Wir sind doch alle schon fast erwachsen und keiner wird den anderen auffressen, auch wenn Duo manchmal so tut als ob. Eine Nacht werden wir schon miteinander aushalten. Wir haben 5 Zelte dabei."

"Gut!", ließ sich nun die wieder gut gelaunte Elbie vernehmen. "Dann legen wir jetzt die Zeltbelegung fest!"

"Was gibt es da festzulegen?", fragte Tam gereizt.

"Ich teile mir mit Elbie ein Zelt."

"Nein", antwortete diese entschlossen.

Tam blickte sie verwirrt und mit aufflammender Panik an. "Was?", fragte sie ungläubig.

"Es ist doch langweilig, wenn wir immer nur mit den Menschen, mit denen wir uns am besten verstehen, zusammen sind. Also werden wir die Zelte so aufteilen, dass ...", versuchte Hilde zu erklären, doch Tamara unterbrach sie unhöflich: "Dann eben mit Hilde!"

Hilde sah sie von unten herab böse an: "Du hast wohl nicht zugehört, Tam?"

"Mit Relena?", fragte Tamara bittend und hoffend. Doch Hildes entschlossener Blick verriet ihr, dass dieses Camping wirklich den Zweck haben sollte, zerstrittene Fronten zu klären. Tamara seufzte.

"Was gibt es denn eigentlich noch aufzuteilen?", fragte nun auch Chang gereizt. "Ihr scheint ja schon eure eigene Aufteilung gemacht zu haben! Das ist unfair!"

"Hey, mit der Ruhe!", versuchte Hilde ihn zu beruhigen. "Wir werden jetzt darüber diskutieren. Immerhin können wir auch niemanden zwingen ..."

"Das ist einfach nur dämlich und kindisch!", murrte Heero vor sich hin, während er begann, sein Zelt aufzubauen.

Hilde schmollte. Sie hatte es langsam satt, dass alle über dieses so mühsam organisierte Camping nur meckerten. "Heero sollte sich mit Relena ein Zelt teilen!", verkündete sie eingeschnappt. Heero und Relena blickten sie schockiert an. Dann zogen sich Heeros Augenbrauen immer weiter zusammen und er bekam diesen Blick, den er normaler Weise nur Relena zuwarf. Es war dieser Ich- werde- dich- töten- Blick. Er wollte gerade etwas entgegnen, als Elbie fragte: "Okay, einverstanden! Wer ist alles dafür?"

Zuerst schnellten die Arme von Hilde und Elbie in die Höhe. Zaghaft folgte der von Quatre, welcher aber durch Heeros drohenden Blick eingeschüchtert wieder nah dran war, seine Stimme zurückzuziehen. Doch er wurde von Alan und Duo ermutigt. Letzterer grinste gemein zu Heero hinüber. Schließlich hob auch - was Heero sehr überraschte - Tamara ihre Hand und lächelte fröhlich dabei. Nun fiel ihm auch seine eigene Schwester in den Rücken. Es waren also 6 Ja- Stimmen.

"Wer ist dagegen?", fragte Hilde der Fairness halber.

Heero war es nun eigentlich schon wieder egal. Doch zu aller Überraschung hob Relena ihre Hand. Es war ihr unangenehm, durch so einen billigen Trick wieder verkuppelt zu werden. Als Heero sie so sah, unterstützte er sie mit seiner Stimme. Mit einem letzten Hoffnungsschimmer blickten beide zu Chang und Trowa. Die drehten jedoch nur den Kopf weg und hakten dieses Spiel ab mit einem "Ich enthalte mich meiner Stimme". Chang fügte noch überlegen hinzu: "Ich werde mich bestimmt nicht bei diesem kindischen Spiel beteiligen!"

Es stand nun also 6 zu 2 mit 2 Enthaltungen. Die Sache war klar: Relena und Heero mussten sich ein Zelt teilen. Heero hockte sich wieder emotionslos hin und packte weiter sein Zelt aus.

"Gut,das wäre geklärt!", verkündete Hilde vor Freude strahlend. "Dann schlage ich vor, dass Alan und ich uns ein Zelt teilen!"

"Nein!" Relena hatte sofort Einspruch erhoben.

"Ja, Relena hat recht!", stimmte Elbie ihr zu. "Es ist nicht fair, dass du dann als einzige deinen Zeltpartner aussuchen darfst! Wer ist noch alles dagegen?"

Bis auf Hilde, Alan, Trowa und Chang hoben alle ihre Hand - ja, auch Heero. Die drei Jungs hatten sich ihrer Stimme enthalten. Hilde ließ den Kopf sinken. "Gut, dann eben ..."

"Nein, auch nicht mit Duo!", unterbrach Relena ihren Satz. "Ihr wohnt schon zusammen. Ich glaube, du solltest dir lieber ... mh ... ja, mit Chang ein Zelt teilen!"

"WAS?", riefen beide entsetzt aus.

"Naja, beide haben nicht viel miteinander zu tun und ein weiblicher Zeltpartner wäre für Chang sowieso was gutes. Ich bin dafür!", eröffnete Duo die Abstimmung.

Quatre, Relena, Elbie und Tamara stimmten auch dafür.

"Gegenstimmen!", schrie Chang aufgebracht und erhob als erster seine Hand. Hilde folgte ihm. Die anderen enthielten sich wieder ihrer Stimme.

"Hey, sich seiner Stimme zu enthalten ist feige! Los, stimmt gefälligst dagegen!", rief Chang den anderen zu.

Heero drehte sich kalt zu ihm um und meinte trocken: "Wolltest du bei diesem kindischen Spiel denn nicht vorhin noch nicht mitmachen?"

Chang wurde plötzlich ganz still.

"Okay! Der Vorschlag ist auch angenommen. Dann könnten ja Alan und ich ...", versuchte es Elbie, doch Hilde rief sofort dazwischen: "VERGISS ES! Jeder würde sich wohl gerne mit Alan das Zelt teilen. Deshalb sollten wir ihn mit Quatre zusammenstecken, denn die beiden haben recht selten Umgang und außerdem sind die beiden wohl diejenigen, mit denen keiner Zoff hat! Also: Alan und Quatre in ein Zelt!" Hilde ging eigentlich nur nach dem Wenn- ich- ihn- nicht- haben- kann- dann- keine- Prinzip vor, wobei Alan sich wohl wie ein Gott im Himmel vorkam, als die Mädels sich um ihn stritten.

Es wurde zwar etwas gemurrt, doch der Antrag wurde mit 6 Ja- Stimmen angenommen.

"Und mit wem teile ich dann?", fragte Elbie resigniert.

"Mit Trowa! Abstimmung!", rief Hilde.

Elbie lief es kalt über den Rücken. Jeder, jeder, bloß nicht Trowa! Das würde sie nicht überleben.

Hilde und Duo stimmten dafür. Heero und Quatre bauten schon an ihren Zelten rum, so dass sie an der Abstimmung nicht mehr teilnahmen. Chang schmollte wieder und enthielt sich seiner Stimme, doch auch Relena wollte da nicht mehr mitmischen. Es war ihr unangenehm ihre Freunde in so eine Situation reinzureiten. Elbie stimmte eindeutig dagegen. Alan, welcher ihre Abneigung gegen Trowa und auch den Grund dafür kannte, unterstützte sie. Es stand 2 gegen 2 und Tamara und Trowa mussten noch abstimmen. Trowa blickte eisig zu Elbie hinüber, lächelte dann gemein und stimmte mit Ja. Und zu Elbies Entsetzen stimmte Tam ihm zu. War es ihr denn nicht bewusst, wie gefährlich es war, Trowa mit ihr allein zu lassen. Elbie war völlig aufgelöst und verzweifelt und gerade als Hilde das Ergebnis verkünden wollte, startete sie einen letzten Versuch: "Hey, Hilde, hör mal! Das muss doch nicht sein! Alles, nur nicht Trowa! Er ist so ... unheimlich ..."

Hilde sah sie verständnislos an.

Elbie war klar, dass sie das nicht verstehen konnte. Dafür wusste Hilde einfach zu wenig.

"Ich meine, Trowa ist immer so still und du weißt doch, wie gerne ich mich unterhalte ... lass uns doch tauschen! Ich werde mir mit Chang und du dir mit Trowa ein Zelt teilen!" Sie blickte Hilde hoffnungsvoll an.

"Chang ist aber auch nicht gesprächiger als Trowa. Im Gegenteil, er wird dir die Nacht zur Hölle machen ... du solltest froh sein, dass du mit Trowa ..."

"Ich bin allergisch gegen sein Haarspray!", warf Elbie ein.

Hilde blickte sie mit großen Augen an.

"Ja, ich krieg da immer so ein Jucken im Gesicht ... das vertrag ich nicht so, diese Marke, die Trowa benutzt, die ..."

"Na, wenn du meinst, dass du es mit Chang aushalten kannst ... mir solls recht sein."

Während Elbie aus tiefstem Herzen aufatmete, verkündete Hilde laut:

"Okay, ein kleiner Wechsel: Ich werde mir mit Trowa und Chang sich mit Elbie das Zelt teilen!"

Der Vorschlag wurde mit eindeutiger Mehrheit angenommen, auch wenn Trowa sich nun wieder seiner Stimme enthielt. Doch dafür stimmte Chang diesmal dafür.

Tamara lächelte, denn sie hatte auf eine derartige Wendung gehofft. Nur um nicht zu sehr aufzufallen, hatte sie gegen Elbie gestimmt.

"Gut, dann wären die Zelte alle verteilt! Bauen wir schnell auf und machen uns dann was zu Essen!"

"Ja, ich hab nämlich schon gewaltigen Hunger", stimmte Elbie Hilde zu.

"Hey, wartet mal!", meldete sich Tam zu Wort. "Mit wem soll ich denn das Zelt teilen?"

Hilde blickte sie fragend an. "Es ist doch nur noch einer übrig!"

Tamara zuckte zusammen, drehte sich um und blickte direkt in das zu einer Grimasse verzogene Gesicht von Duo Maxwell. "Das ist doch wohl ein Scheiß- Witz, oder???", schrie sie los.

"Hilde, das kannst du mir nicht antun!", maulte Duo mit.

Beide waren einmal einer Meinung, und zwar dass sie auf keinen Fall ein Zelt zusammen bewohnen würden. Und ehrlich genommen war es auch ein ziemlich riskantes Unternehmen, denn die beiden hielten es kaum eine Stunde miteinander aus. Doch das war ja auch der Sinn dieses Campings: Dass die Menschen sich näher kamen. Hilde überhörte das Gemecker einfach und meldete:

"Okay, wer jetzt als letztes sein Zelt aufgebaut hat, der muss sich um das Essen und den Abwasch kümmern!" Und schon rannte sie zu Trowa und half mit, das Zelt auszupacken.

Tamara und Duo standen noch beide fassungslos da und starrten Hilde hinterher.

Als sie aber bemerkten, dass alle beschäftigt waren, stieg eine panische Angst in ihnen auf: die Angst, kochen zu müssen. Und so stürmten sie zu ihrem Zeltplatz und begannen chaotisch am Rucksack rumzuzerren.

"Nein! Nein! Lass das los, das ist falsch!", konnte man Duo rumschnauzen hören, worauf es trotzig zurückkam:

"Du hast ja absolut keine Ahnung!!!"

"Wer hat hier denn keine Ahnung? Ich bin ein Überlebenskünstler!"

"Wieso kriegst du dann nicht mal das Zelt aus dem Rucksack?"

"Weil du falsch daran rumzerrst!"

"Das ist kein Zerren! DAS ist ZERREN!"

"Arghhhh!"

Heero drehte mit einem wütenden Blick seinen Kopf in Richtung der Störenfriede und konnte gerade noch erkennen, wie Duo einen kleinen Abhang, welcher neben der Lichtung lag, hinunterpurzelte, begleitet von Tamaras hämischen Gelächter.

'Die kriegen das niemals hin!', dachte Heero resigniert und widmete sich wieder seinem Zelt, als sein Blick auf den von Relena traf. Sie hatte einen seltsamen Ausdruck in ihren Augen und beeilte sich, sich schnell mit etwas zu beschäftigen, nur um Heero nicht allzu lange ansehen zu müssen.

Es versprach ein wirklich lustiger Abend zu werden. (*Achtung! Ironie im Tiefflug*)
 

"Es ist alles Duos Schuld", gab Tam mürrisch von sich.

Eingewickelt in eine dicke Decke saß sie am Lagerfeuer und zitterte vor sich hin.

"Klar, alles ist Duos Schuld!", stimmte Duo ihr ironisch zu.

"Es ist aber auch deine Schuld!", beharrte Tamara.

"Es tut mir leid!", entschuldigte sich Quatre nun schon zum etwa 17. Mal (Duo zählte wieder mit ... er hatte ja auch nichts anderes zu tun ... - - ...)

"Du musst dich nicht entschuldigen, Quatre!", lächelte Tamara ihn an, wobei sie jedoch auch gleich wieder eingeschnappte Blicke zu Duo warf.

"Ja, Quatre, du musst dich nicht entschuldigen. Es ist ja alles Duos Schuld!", sprach Duo vor sich hin. Zum 18. Mal ertönte ein "Es tut mir leid!"aus Quatres Ecke. "Immerhin habe ich dir das Wasser über die Klamotten gekippt! Entschuldige bitte!" ... 19 ...

Quatre sah betreten auf den Boden.

"Das ist nicht so schlimm, Quatre!" Für ihn hatte Tamara immer ein Lächeln übrig. "Du wolltest uns doch nur mit dem Kochen helfen und das war sehr lieb von dir! Du kannst ja auch nichts für die Unordnung, die ein anderer gewisser jemand dort veranstaltet hat." Böser Blick zu Duo.

Dieser meinte vorwurfsvoll: "Also wirklich, Hilde! Schäm dich!"

"Hey!", kam es düster von dort zurück. Duo lenkte aber sogleich wieder ein: "Schon gut, schon gut. Es ist ja alles Duos Schuld!" Er grinste unverschämt vor sich hin.

"Wenn du mit dem Zelt nicht so ein Theater veranstaltet hättest", beschwerte sich Tam, "dann hätten wir uns nicht um das Essen kümmern müssen!"

Wie erwartet waren Duo und Tamara natürlich die letzten gewesen, die ihr Zelt aufgebaut hatten. Nachdem Tamara Duo an die 5 Mal den Abhang runtergeschubst hatte und dieser im Gegenzug das von ihr ausgepackte Zelt ins Gebüsch geworfen hatte, nachdem beide dann etwa eine Viertelstunde lang das Zelt gesucht hatten und dieses danach erst Mal gründlich reinigen mussten, da sich jede Menge Kleintier dort eingenistet hatte, und nachdem sie das Zelt dann noch trocknen mussten, weil die beiden auf die wahnsinnig blöde Idee gekommen waren, das Zelt doch einfach mit Wasser aus einem kleinen Tümpel auszuspülen (wobei das Zelt nun wie ein ganzes Feuchtbiotop stank), hatten sich Quatre und Alan erweichen lassen und den beiden geholfen, denn sonst hätten die noch im Freien übernachten müssen.

"Ich habe aber auch noch nie jemanden gesehen, der derart unfähig war, ein simples Zelt aufzubauen!" Elbie saß in der Nähe von Tamara und blickte sie mitleidig an.

"Oder derart unfähig, etwas zu Essen zu kochen!", beschwerte sich Relena, die lustlos mit einer Gabel in dem etwas rumstocherte, das ihr Abendessen darstellen sollte.

"Es ist alles ...", begann Tamara. - "... Duos Schuld!", beendete der Angesprochene den Satz. Er hatte sich fest vorgenommen, Tamara heute in den Wahnsinn zu treiben. Und er war seinem Ziel schon beachtlich nahe gekommen, denn nur noch Heero, welcher Tamara sanft zurückhielt, verhinderte noch eine Eskalation der Situation. Tamara und Duo konnten sich mal wieder nicht riechen. Wie eh und je.

Als sie sich widerwillig um das Abendessen kümmern mussten, drohte dies eine Katastrophe gewaltigen Ausmaßes zu werden, was eine brennende Decke, ein brennender Rucksack und ein (leicht) brennender Duo bewiesen. (Sein Zopf war nun 3 cm kürzer! Das würde er Tamara nie verzeihen ...) Chang hatte sich schon gefragt, wie viele Dinge die beiden noch anstecken würden bei dem Versuch, den kleinen Minigrill in Gang zu bringen. Als Relena dann nur knapp einer Stichflamme entgangen war, entschloss sich die ganze Gruppe lieber Bohnen aus der Dose warm zu machen. Leider war der Zeltplatz in der Zwischenzeit schon so verwüstet, dass Quatre über den herumliegenden Krimskrams gestolpert und Tamara mit kaltem Wasser übergossen hatte.

Nun saß sie bibbernd am Lagerfeuer, zusammen mit dem Rest der Gruppe, welche provisorisch das Chaos wieder beseitigt hatte.

Die Nacht war schon hereingebrochen und nur noch der romantische Schein des Lagerfeuers erhellte die Gesichter der Jugendlichen. Doch kaum jemandem war romantisch zumute.

Hilde saß für ihren Geschmack viel zu weit von Alan entfernt.

Elbie auch ... bloß saß für ihren Geschmack Hilde viel zu nah an ihm dran. Sie hatte mittler Weile schon bemerkt, dass sie in Hilde eine Konkurrentin sehen musste.

Chang hingegen fand, dass er viel zu nah an Hilde, Relena und Tamara und besonders zu nah an Elbie sitzen musste. Warum hatte man auch nur gerade ihn zwischen die Weiber gepflanzt?

Quatre fühlte sich noch immer elend und entschuldigte sich nun schon zum 20. Mal.

(Er war vielleicht auch nur so aufgekratzt, weil er schon seit Stunden einen akuten Tee- Entzug hatte ... eine echte Radikalkur! Duo hatte den Beutel mit dem Tee sicher nicht mit Absicht verloren ...)

Tamara saß zu nah an Duo und Duo zu nah an Tamara.

Trowa mühte sich qualvoll damit ab, einen Teig für das Abendessen zusammenzurühren.

Heero und Relena vermieden es, miteinander zu reden.
 

Nachdem alle eine Weile zusammen gesessen hatten, konnte Relena diese angespannte Stimmung schließlich nicht mehr ertragen und verzog sich in ihr Zelt. Für die anderen war dies auch der Anlass, endlich zu Bett zu gehen. Doch niemand hatte so wirklich Lust drauf, denn irgendwie war jeder mit einem Zeltpartner gestraft, der ihm so ziemlich nicht in den Kram passte - bis auf Quatre, der kam mit jedem zurecht, da die Welt doch so wunderschön war.

Bis zuletzt saßen Duo und Tamara am nun schon verlöschenden Lagerfeuer.

Beiden graute es vor der Übernachtung und mit offenem Widerwillen blickten sie sich an, bis sich Duo endlich erhob, tief seufzte und zum Zelt hinschlenderte.

Trotzig folgte ihm Tamara nach einer Weile.

Die Müdigkeit hatte gesiegt.

Das Feuer glimmte nur noch schwach in der Dunkelheit, welche den Zeltplatz der kleinen Chaos- Truppe umschlang. Die Laute von Insekten und Waldvögeln waren leise zu hören.

Durchbrochen wurde dies nur von Quatres lautem: "Gute Nacht, an alle!"

"Gute Nacht, Quatre!", kam es aus Tamaras Zelt zurück. "Schlaf gut!"

"Gute Nacht, Alan", konnte man Elbie plötzlich hören.

Und wie zu erwarten war, kam es auch bald von Hilde: "Gute Nacht, Alan!"

Dann war es eine Weile lang ruhig.

"Alan schläft schon", antwortete Quatre.

Aus den Zelten von Hilde und Elbie kam ein herzensschwerer Seufzer.

"Gute Nacht", meinte Relena.

"Gute Nacht, Relena", meinte Duo. Und dann meinte er noch: "Gute Nacht, Quatre!" und "Gute Nacht, Hilde!" und außerdem "Gute Nacht, Alan ... auch wenn du schon schläfst. Naja, dann hast du sicher eine gute Nacht." Doch damit noch nicht genug: "Gute Nacht, Elbie!", "Gute Nacht, Trowa! und "Gute Nacht, Heero!"

Auf letzteres folgte ein missgelaunt gegrunztes "Hn!"

Doch Duo schien nicht daran zu denken, schlafen zu wollen. Er setzte noch immer einen drauf: "Hab ich dir schon mal eine gute Nacht gewünscht, Quatre?"

"Ja, hast du!", rief dieser freundlich aus seinem Zelt zurück.

"Naja, egal. Dann wünsch ich dir eben jetzt süße Träume!"

"Das ist nett von dir, Duo", bedankte sich Quatre. "Schlaf gut."

"Gute ...", wollte Duo wieder ansetzen, als er unsanft von Tamara unterbrochen wurde: "Jetzt gib doch endlich mal Ruhe!"

Duo schmollte sofort: "Gut, dir wünsch ich keine gute Nacht, du alte ..."

"Halt die Klappe, Duo!", kam es schroff aus Heeros Ecke.

'Spitze', dachte sich Duo, 'die kleine Tam steht also wieder unter dem Schutz des großen Bruders.'

Doch das war noch kein Grund, auch wirklich Ruhe zu geben.

"Gute Nacht, Chang!", sagte Duo laut.

Es kam keine Reaktion.

"GUTE NACHT, CHANG!", wiederholte Duo noch lauter.

Wieder nichts.

"Schläft er schon, Elbie?"

"HALT ENDLICH DEINE BLÖDE FRESSE, MAXWELL!", kam es gereizt von Chang zurück.

Ruhe.

Schließlich kam aus Duos Zelt ein leises Wimmern: "Au, das war hart, Leute. Ich glaub, ich muss gleich heulen!"

Hilde kicherte.

Einige Minuten lang herrschte Stille.

Dann konnte man Tamara müde hören: "Wehe, du schnarchst, Maxwell!"

Duo grummelte nur vor sich hin.
 

Relena lag ganz still, doch schlafen konnte sie nicht.

Sie horchte auf die regelmäßigen Atemzüge von Heero, welcher mit dem Rücken zu ihr lag.

Ein. Aus. Ein. Aus.

Relena war traurig, denn bis jetzt hatte sie noch nicht die Möglichkeit gefunden, sich mit Heero auszusprechen.

Sie war doch sonst nicht so.

Wenn es ein Problem gab, dann wollte sie es so schnell wie möglich lösen.

Und normaler Weise war sie immer in der Lage gewesen, über ihre Probleme zu sprechen.

Aber dieses Mal war sie verklemmt.

Ein. Aus. Ein. Aus.

Sie konnte spüren, wie Heero neben ihr atmete.

Ein. Aus. Ein. Aus.

Es raschelte und Relena zuckte zusammen. Sie wagte es nicht, sich umzudrehen.

Als das Rascheln aufgehört hatte, horchte sie in die Stille, um wieder Heeros Atem hören zu können.

Doch sie hörte ihn nicht mehr.

"Relena", sagte er plötzlich leise.

Heero hatte sich aufgesetzt.

Innerlich zitternd richtete sich auch Relena auf und sah Heero im Dunkeln an.

Es war nicht viel Platz im Zelt und die beiden saßen so nah bei einander, dass Relena Heeros Augen in der Finsternis glänzen sah.

"Ja?", fragte sie flüsternd.

Sie konnte Heeros Verlegenheit spüren. Er konnte sich nicht so gut mit Worten ausdrücken.

Relena lächelte leicht.

Sie würde es Heero leichter machen.
 

Während Quatre und Alan in ihrem Zelt schon tief und fest schliefen (die beiden brauchten doch ihren Schönheitsschlaf), drehte sich Elbie in ihrem Schlafsack unruhig hin und her.

"Könntest du das bitte unterlassen?!", kam es gereizt und von einem unterdrückten Zähneknirschen begleitet von Chang.

"Kann ich nicht!", platzte es aus Elbie heraus.

Sie erschrak über diesen Ausbruch und duckte sich unmerklich aus Angst vor einem Wutausbruch von Chang.

Dieser drehte sich ruhig zu ihr um und fragte sie angesäuert: "Wie bitte?"

Elbie starrte ihn wie ein kleines Kind an.

"Ähhähäh ... ich ... äh ... kann nicht schlafen", antwortete sie entschuldigend.

Wufeis Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen, er starrte Elbie böse an und drehte sich schließlich wieder weg. "Onna no baka!", ließ er noch von sich vernehmen. "Ihr Frauen macht immer so einen Wind um ..."

"Was hast du eigentlich gegen Frauen?", fragte ihn Elbie mit gespielter Unschuld. Sie konnte wirklich nicht schlafen und war bereits so verzweifelt, dass sie bereit war, sich auf eine Unterhaltung mit Chang Wufei einzulassen. Sie wäre wirklich viel lieber mit Alan oder wenigstens mit Tamara in einem Zelt gewesen. Aber nein, sie hatte sich ja mit Chang eingelassen.

Naja, aber besser als Trowa.

Eine Weile lang blieb es still im Zelt.

Doch dann bequemte sich Chang zu antworten: "Im Grunde hab ich gar nichts gegen Frauen."

Elbie horchte auf. Sie hatte schon gar nicht mehr mit einer Antwort gerechnet.

"Aber du tust immer so, als würdest du alle Frauen hassen!"

Chang reagierte wieder nicht.

Doch Elbie hatte es geschafft, ein Gespräch ins Rollen zu bringen. So schnell würde sie jetzt nicht wieder Ruhe geben. "Das ist manchmal echt beleidigend und ungerecht."

BING!

Ungerecht.

Das war das Stichwort, mit dem man Changs Aufmerksamkeit gewinnen konnte.

Abrupt drehte er sich wieder zu Elbie: "Ungerecht??? Ich bin lediglich der Meinung, dass Schwache nicht kämpfen sollten und diese Meinung vertrete ich auch!"

Elbie konterte: "Aber Frauen sind doch nicht schwach! Jedenfalls nicht alle und außerdem gibt es verschiedene Arten von Kampf! Es gibt den körperlichen Kampf, den du und Alan ja so liebevoll praktizieren. Und dann gibt es noch den inneren Kampf! Den Kampf für seinen eigenen Seelenfrieden und um Selbstverwirklichung. Den Kampf, den wir täglich führen: gegen uns selbst und gegen unsere Umwelt, um unsere Individualität und unsere Meinung zu wahren. Jeder kämpft auf eine bestimmte Weise! Und vor allem Frauen führen diesen Kampf! Wir sind nicht so schwach, wie du uns vielleicht gerne hättest!" Ha, da hatte die gute Elbie wohl einmal einem von Tamaras feministischen Vorträgen gelauscht.

Chang sah sie verwundert an. Und noch etwas anderes mischte sich in seinen Blick.

Elbie hätte wirklich viel lieber mit Alan das Zelt geteilt.
 

Hilde hätte auch viel lieber mit Alan das Zelt geteilt.

Sie lag still neben Trowa und blickte in die Finsternis.

Er schien zu schlafen, denn seine Atemzüge erfolgten regelmäßig und ruhig.

Hilde drehte sich vorsichtig zu ihm um und erstarrte.

Trowa war wach.

Er war hellwach und blickt auf dem Rücken liegend nach oben an die Decke des Zeltes.

Hilde lief ein kalter Schauer über den Rücken.

Trowa brütete etwas aus.

Elbie hatte recht gehabt: er war unheimlich.

Sie hätte lieber mit Alan das Zelt geteilt.
 

Tamara hätte auch lieber mit Alan das Zelt geteilt.

Oder mit Heero.

Oder Quatre.

Oder mit irgendwem anders, nur nicht mit Duo.

Es war ihr derart unangenehm, dass sie die ganze Zeit nicht schlafen konnte.

Dabei war sie doch so müde. Nach stundenlangem Wandern, der Hektik mit dem Zelt und dann dem ungewollten Bad, war sie echt erschöpft. Doch vor allem auch mit den Nerven am Ende.

Sie hörte Duo neben sich atmen.

Er schlief noch nicht.

So etwas durfte Tamara einfach nicht passieren. Sie musste die Nerven behalten, sich unter Kontrolle haben, sie war doch ...

"Hey, Tam", kam es von Duo. "Schläfst du schon?"

Tamara verdrehte die Augen.

"Nein", knirschte sie vor sich hin.

"Du, Tam?", hakte Duo wieder nach. "Sag mal, hast du Angst vor ... naja ... Tierchen mit mehr als 2 Beinen?"

"Was laberst du denn wieder für 'ne Gülle?", fragte Tamara genervt.

"Naja, hast du Angst vor Spinnen?"

"Ich hasse die Viecher! Und nun lass mich in Ruhe." Für sie war das Thema nun abgeschlossen.

Für Duo aber nicht: "Das ist aber äußerst schade."

Er hatte diesen ironischen Ton drauf, der Tamara schaudern ließ.

"Ich hab hier nämlich ein besonders fettes und ekliges Exemplar der Gattung Langbeinikus Spinnikus ... du weißt schon, so eine widerliche mit so einem krassen Muster auf dem Rücken und Härchen an den Beinen."

'Er blöfft doch nur', dachte Tamara panisch.

Ruckartig drehte sie sich um, um Duo diese fiese Neckerei heimzuzahlen, als er ihr plötzlich dieses eklige Spinnenvieh mitten ins Gesicht warf.

Er hatte doch nicht geblöfft.
 

"KYYYYYAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHH!!!!!!!!!!!!!!!"

Tamaras gellender Schrei hallte über den ganzen Zeltplatz, gefolgt von Radau und einem lautem Chaos.

"Nimm sie weg! Nimm sie weg! Nimm sie weg von mir!", schrie sie immer wieder panisch.

Das Zelt von Tamara und Duo begann gefährlich zu wackeln.

"Hahaha, oh Mann, hahaha", Duo lachte wie noch nie in seinem Leben. "Hahaha, AU! Hör auf zu treten!"

"NIMM SIE WEG! KYAAAAAAAAAH!" Sie war entsetzt und begann wild um sich zu schlagen.

"Aua, hör auf, hahaha, hey, das Zelt! Pass auf, das ..."

Doch es war schon zu spät.

All die Mühen und das stundenlange Aufbauen des Zeltes ... und nun war es wieder in sich zusammen gebrochen. Nur noch die Gestalten von Duo und Tamara waren darunter sichtbar.

"Spitze", bemerkte Duo, welcher unter dem eingesackten Zelt hockte.

"Es war deine Schuld", bemerkte auch Tamara trocken, welche sich zu beruhigen begann. Vielleicht hatte sie die Spinne ja erschlagen, auch wenn ihr dieser Gedanke nur wenig gefiel.

"Klar, es ist ja alles meine Schuld", maulte Duo ironisch. Doch er war noch immer amüsiert.

"Hey, Duo ...", begann Tamara wieder mit zitternder Stimme.

"Okay", Duo ignorierte sie, " wo ist jetzt hier der Ausgang?"

Er begann im Dunkeln rumzuwühlen und nach dem Ausgang des Zeltes zu suchen.

"Duo?", Tamara klang wieder ängstlich.

"WAS?", Duo klang wieder leicht gereizt.

"Bitte, Duo, sag mir, dass du das an meinem Bein bist!"

"Hä? Ich bin nicht an deinem Bein! Ich schätze mal, das ist wieder die ..."

"KYAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHH!", schrie Tamara sofort wieder los, noch bevor Duo das Wort ausgesprochen hatte. Dann begann sie wieder wild um sich zu treten. Zum Glück war das Zelt schon zusammengestürzt.

Als der Krach gerade auf seinem Höhepunkt angelangt war, kam Heero vor Wut brennend (stellt euch mal einen brennenden Heero vor!!!!° °) aus seinem Zelt gestürzt: "VERDAMMT NOCH MAL! JETZT GEBT ENDLICH RUHE!"

Seine Stimme war derart laut und grollend, dass sofort Stille herrschte auf dem Platz.

Nur ein paar mutige Insekten wagten es noch zu zirpen, aber das ließ Heero gerade noch so durchgehen.

Nach einigen Momenten steckten ein völlig zerzauster Duo und eine verschreckte Tamara den Kopf aus dem Zelt. "Aber Heero ...", begann Tam weinerlich.

"RUHE!", fauchte Heero böse und zog sich in sein Zelt zurück.

Tamara und Duo saßen fassungslos da.

"Oh", machte Duo verschmitzt, "er und Relena scheinen sich ja wieder prächtig zu verstehen." Er grinste unverschämt.

Tamara blickte auf den Boden und sah mit wieder aufkommender Paranoia, wie die besagt Spinne grade seelenruhig über das Zelt davonkrabbelte.

Sie wollte gerade wieder anfangen zu schreien, als Duo ihr noch rechtzeitig den Mund zuhielt und den Kopf schüttelte: "Nein, nein, Tammilein! Wir wollen doch unser Bruderherz nicht bei seinem Techtelmechtel stören, oder?"

Er ließ Tamara wieder los und beide sahen still der Spinne nach.

"Das Vieh war aber auch super eklig!", meinte Tam trocken.

"Ich hatte sie Annegret getauft", bemerkte Duo mit gespielter Trauer. "Eine Schande, dass wir uns schon wieder so früh trennen mussten. Wir hatten uns gerade erst kennen gelernt."

"Annegret?", fragte Tamara skeptisch.

"Hey, mecker nicht rum. Zuerst wollte ich sie nach dir benennen!"

Tam blickte ihn in der Finsternis böse an. "Ich hasse dich, Duo."

Er grinste sie an: "Das beruht auf Gegenseitigkeit."

Beide saßen so eine Weile in der Dunkelheit, bis Duo schließlich sagte:

"Wollen wir das Zelt wieder aufbauen?"

"Bist du doof?", fragte Tamara. "Wir haben das bei Tage schon nicht auf die Reihe gekriegt. Glaubst du ehrlich, in der Nacht wird es besser?"

Also saßen die beiden wieder im Dunkeln.

Und dann hörten sie es.

Ganz leise am Anfang, doch dann immer lauter und deutlicher.

Es war ein Flüstern.

Ein Lachen.

"Hey, hörst du das auch?", flüsterte Tamara zu Duo.

"Jep, bin ja nicht taub."

"Es kommt von dort drüben!"

Beide lunzten vorsichtig in die Richtung, aus der das Geräusch kam.

"Ist das nicht das Zelt von Elbie und Chang?", fragte Duo verwundert.

Er blickte Tam an und dann begannen beide den kleinen Hang hinunterzuschleichen und sich hinter einem kleinen Busch zu verstecken.

In dem Zelt von Chang und Elbie brannte in der Zwischenzeit wieder ein schwaches Licht, so als wenn jemand eine Taschenlampe unter der Bettdecke angemacht hätte.

Chang und Elbie schienen sich recht gut zu verstehen, denn sie unterhielten sich die ganze Zeit.

Duo war total verblüfft, dass Wufei mit einem Mädchen das Zelt teilen konnte und dies anscheinend auch noch genoss. Dieses Camping hatte anscheinend doch seinen Zweck erfüllt: Heero und Relena schienen sich wieder zu verstehen und auch Chang schien seine Abneigung dem anderen Geschlecht gegenüber zu überwinden. Duo hatte schon angefangen zu spekulieren, dass Chang in Wirklichkeit ... naja, ihr wisst schon was war.

Gerade wollte er sich umdrehen und einen Witz darüber ablassen, als ihm Tamaras ernstes Gesicht auffiel. Sie blickte verbissen über den Busch hinweg und lauschte angespannt den Gesprächsfetzen, die durch die Nacht hinüberdrangen. Duo verkniff sich jegliche Kommentare, denn so wie er Tamara im Augenblick sah, war sie keinesfalls zu Scherzen aufgelegt.

Er hatte diesen Blick bei ihr schon einmal gesehen.

Gestern.

Am Abend.

Ihm fiel wieder ein, wie seltsam sie sich verhalten hatte.

Duo schielte wieder zu ihr hinüber und sah im Halbschatten, wie sie die Stirn runzelte. Was hatte sie nur? Langsam schöpfte er Verdacht. Und er musste mit jemandem reden. Er musste herausfinden, ob nur ihm diese merkwürdige Seite an Tamara aufgefallen war.

"Wir müssen näher ran!", sagte sie plötzlich in einem bestimmten Ton.

Duo schreckte hoch und sah sie aus seinen Gedanken gerissen verwirrt an.

"Ich kann so nichts hören", bemerkte Tamara nur kurz und war schon dabei weiter nach vorne zu krabbeln, als Duo sie alarmiert zurückhielt.

"Bist du wahnsinnig?", fauchte er sie an. "Weißt du, was Chang machen wird, wenn er uns entdeckt, wie wir sein romantisches Stell- Dich- Ein belauschen?"

Tamara blickte ihn treudoof wie eine Kuh an. Das war die Tamara, die er kannte.

"Hey, mir wird er nichts tun. Ich bin doch nur eine schwache Frau!"

Die Duo bisher zu kennen glaubte.

Doch er spürte, dass keiner sie kannte.

Keiner.

"Ja! Aber mich wird er zum Duell herausfordern!" Duo war unbemerkt lauter geworden, doch weder er, noch Tamara achteten darauf, dass das Zelt ganz still geworden war. Chang und Elbie hatten etwas gehört und lauschten nun ebenfalls.
 

"Das ist mir doch so was von egal!"

Stille.

"Das war doch Tamaras Stimme, oder?", flüsterte Chang leise zu Elbie.

"Mach die Taschenlampe aus!", riet Tamara.

Nun saßen sie wieder im Dunkeln und hörten von draußen her die wütenden unterdrückten Streitgespräche von Duo und Tamara.

In Chang stieg immer mehr und mehr Wut auf. Elbie überlegte krampfhaft, wie sie ihn beruhigen konnte, als er plötzlich sagte: "Mir reichts! Die können was erleben!"

Er war gerade dabei, das Zelt zu verlassen, und Elbie wollte ihn gerade aufhalten, als sie plötzlich Tamara und Duo schreien hörten, gefolgt von dumpfen Poltergeräuschen, knickenden Ästen und raschelndem Gras. Und dieser Krach kam immer näher.

Und dann spürten Chang und Elbie den Aufprall.
 

Es wurde ein heilloses Durcheinander.

Alles schien sich zu drehen und dann war es ja auch noch so unheimlich dunkel.

Doch so plötzlich, wie dieses Chaos gekommen war, so plötzlich verschwand es auch wieder und alles war auf einmal still.

Dann richtete Chang sich auf.

Er starrte wütend in das grinsende und zerkratzte Gesicht von Duo Maxwell.

Tamara lag auf Elbie und beeilte sich, dieser wieder genügend Luft zum Atmen zu verschaffen.

"Äh hähäh, hallo Chang ... na, schöne Nacht heute, oder?",stammelte Duo vor sich hin.

Wufeis Augen schrumpften zu schmalen Schlitzen zusammen, aus denen er Duo gefährlich anblitzte. Das Zelt lag eingestürzt und zerwühlt neben den jungen Leuten.

"BAKA!", schrie Wufei aus vollem Halse und stürzte sich auf Duo.

Dieser stieß einen hohen Schrei von sich und versuchte sich verzweifelt gegen Chang zu wehren.

Das Gerangel währte aber nicht lange.

"ICH BRING EUCH ALLE UM!"

Die Jungs hielten inne und blickten erschrocken zu Heero, welcher schnaufend neben dem Schauplatz des Geschehens stand.

Relena blickte vorwurfsvoll aus ihrem Zelt heraus und auch in den Zelten der anderen waren die Lichter angegangen.

"Ups", machte Duo, welcher sich noch immer im Würgegriff von Chang befand. "Wir waren wohl etwas zu laut, oder?"

Chang drückte noch fester zu, während Tamara einwarf: "Heero! Es ist alles Duos Schuld!"

"Das funktioniert so nicht!", meldete sich Hilde zu Wort. Sie war durch den Lärm wach geworden, was ihr eigentlich auch ganz recht war. "Es war eine Schnapsidee, Tamara und Duo in das gleiche Zelt zu stecken. Mensch, das ist ein richtiges Chaoten- Camping."

Tamara und Duo, welcher sich mit Elbies Hilfe von Chang befreit hatte, nickten einstimmend.

"Wir müssen jetzt erst mal die Zelte wieder aufbauen", bemerkte Quatre, welcher ebenfalls aus dem Zelt gekrabbelt war. Die anderen waren aber auch wirklich laut gewesen.

"Ich werde dir dabei helfen, Duo!", bot der hilfsbereite Junge selbstlos an.

"Das ist lieb, Quatre", lächelte Tam ihn als Dank an. "Dann kannst du auch gleich mit ihm das Zelt für den Rest der Nacht teilen!" Bestimmt stand sie auf. Duo blickte ihr trotzig hinterher.

"Chang! Elbie!", rief Trowa nun sachte über den Platz. "Könnt ihr euer Zelt allein wieder aufbauen?"

Elbie erschauerte und wollte sich gerade überwinden zu antworten, als Chang ihr zuvorkam:

"Klar! Sind doch keine verblödeten Hirnies!"

Au! Das war ein Seitenhieb! Duo und Tamara fühlten sich arg angesprochen, denn immerhin waren sie die einzigen gewesen, die ihr Zelt nicht allein aufgebaut hatten.

Heero trottete zurück zu Relena und kroch müde wieder in seinen Schlafsack. Das Thema war für ihn beendet.

"Gut, Tamara! Dann kannst du mit zu mir ins Zelt kommen!", bot Trowa freundlich an.

Tamara jauchzte vor Glück, warf sich an Trowas Arm und lächelte ihn herzlich an. Zusammen gingen zu ins Zelt zurück, wobei Tamara Duo noch schadenfroh zuwinkte.

Dieser blickte ihr mit einem seltsamen Blick hinterher.

Auch Hilde blickte den beiden nach, doch dann machte es KLICK! Wenn Trowa sie nicht mehr im Zelt haben wollte - was Hilde nur ganz recht war - und Quatre nun bei Duo schlafen würde, dann bedeutete das ja, dass Alan nun ...

Ihr Gesicht hellte sich auf.

"Aber seid bitte leise", mahnte Quatre. "Alan schläft noch."

"Schon gut, ich bin mucksmäuschenstill!", rief Hilde ihnen mit geröteten Wangen zu und hüpfte zu ihrem neuen Zelt. Sie war jetzt im siebten Himmel.

Eine Weile noch sahen ihr Duo und Quatre mit verblüfftem Gesichtsausdruck hinterher, dann schüttelten sie die Köpfe und machten sich daran, das Zelt wieder hinzurichten.

Nach wenigen Minuten war die Sache dann geregelt, was für Duo der eindeutige Beweis war, dass das Misslingen der ersten Zelt- Aufbau- Versuche nur an Tamara gelegen hatte.
 

Während Heero, Relena, Chang und Elbie schon längst schliefen, blickte Hilde, welche noch immer nicht schlafen konnte, hinüber zu Alan. Sein Körper bewegte sich leise unter seinen Atemzügen auf und ab.

Hilde stützte sich auf einen Ellbogen auf und beobachtete ihn.

Er hatte etwas von einem kleinen Kind.

Ein kleines Kind, welches den ganzen Tag gespielt hatte und nun erschöpft war.

Bei diesem Gedanken musste sie unwillkürlich lächeln.

Sie rückte ihren Schlafsack zurecht und kuschelte sich vorsichtig näher an Alan heran.

Dann schlief auch sie ein.

Begleitet von den ruhigen Atemzügen des jungen Mannes neben ihr.

Sie ahnte nichts von dem, was gerade in seinem Kopf abging.

Sie ahnte nichts von Alans Träumen.

Den Träumen, die ihn Nacht für Nacht verfolgten.

Den Träumen, die ihm die Wahrheit verrieten.

Über die Welt.

Über seine Freunde.

Über sich selbst.
 

"Schläfst du schon, Quatre?"

Auch Duo schlief noch nicht.

Ein freundliches Grunzen von der anderen Seite war für Duo Antwort genug.

"Wir sollten mal über was reden!"

Duo starrte an die Decke des Zeltes.

Quatre! Er sollte mit Quatre über Tamara reden ...

"Was denn?", fragte Quatre verschlafen und blickte Duo aus halb geöffneten Augen an.

Duo erwidert den Blick.

"Über ..." Er hielt inne.

Er konnte mit ihm nicht darüber reden. Nicht mit ihm.

Quatre lag sehr viel an Tamara. Immerhin ging er mit ihr zusammen zum Ball. Und andere tuschelten, dass die beiden auch was miteinander hätten. Ein unangenehmes Gefühl stieg in Duo auf.

"Über ... naja ... über ..."

Er konnte seinen Verdacht nicht äußern. Nicht vor Quatre. Nicht vor irgend jemandem.

"Duo, wenn du einen Satz beginnst, dann solltest du ihn auch beenden!", meinte der nun schon etwas aufgewecktere Quatre, während er sich aufsetzte.

Duo fiel es wie Schuppen von den Augen: Alle mochten sie.

Sie war urplötzlich in ihr aller Leben getreten und war nun ein fester Bestandteil davon.

Und das fast von einem Tag auf den anderen.

Niemand war misstrauisch.

Es war Frieden.

Da musste man ja auch nicht misstrauisch sein.

"Über die Black Dragons!"

Doch Duo war misstrauisch.
 

Trowa war es auch.

Doch dieser hatte Beweise.

Beweise, mit denen er Tamara zur Mitarbeit zwingen konnte.

"Nun gut", flüsterte diese in der Dunkelheit zu ihm hinüber.

"Ich weiß, was du willst. Ich weiß, dass du die Risiken kennst und dass dich nichts davon abbringen kann. Du kennst auch noch die Regeln, oder?"

Trowa nickte unmerklich, doch Tamara wusste, dass er in ihrer kleinen Aufführung brav seine Rolle spielen würde.

"Dann ist alles klar."

Eine Weile lang herrschte Stille.

"Du bist dabei. Wir melden uns morgen bei dir."

Tamara war gerade dabei einzuschlafen, als Trowa noch mal leise flüsterte:

"Halte dich von den anderen fern! Hörst du?"

Tamara drehte den Rücken zu Trowa und starrte ausdruckslos an die Zeltwand.

"Wag es nicht, sie zu verletzen, Perth."



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