Star Trek - Timeline - 01-02 von ulimann644 (Kadettenjahre - Teil-2) ================================================================================ Kapitel 1: Hals über Kopf ------------------------- 1. Hals über Kopf Lieutenant Junior-Grade Christina Carey war am Ende ihrer nervlichen Kräfte angelangt, als sie endlich auf Sternenbasis-1 angekommen war. Inmitten der weiten Ringhalle, die zu den unteren Anlegedocks des gewaltigen Innenhangars der Pilzsektion führte, stellte sie ihr Gepäck ab um sich zu orientieren. Ihr Vorgesetzter, im Hauptquartier der Sternenflotte, hatte ihre ohnehin knappe Vorbereitungszeit über Gebühr beansprucht, so dass sie das Sternenflottenraumschiff verpasst hatte, mit dem ihr Team nun bereits nach Andoria unterwegs war. Das einzige andere Raumschiff, das in den nächsten Tagen nach Andoria flog, war ein Passagierraumschiff, die ESTRELLA VESPERTINA, und das startete in knapp zehn Minuten. Ohne dass sie bisher herausfinden konnte, von wo genau. Darüber hinaus würde sie mit dem Captain des Raumschiffes noch eine harte Verhandlung führen müssen damit er sie auch mitnahm, denn natürlich hatte sie so kurzfristig keine Passage für dieses Raumschiff mehr buchen können. Ihre blau-grauen Augen blickten sich in der weiten Halle nach einem der zahlreichen Hinweisschilder um, als ihre Aufmerksamkeit abgelenkt wurde. Zwischen all den relativ entspannt wirkenden Wesen, die von den verschiedensten Welten der Föderation stammten, wobei hier Menschen eindeutig die Mehrheit ausmachten, fiel der hochgewachsene, athletische Andorianer, der mit geschulterter Reisetasche durch das weite Rund hetzte, aus dem Rahmen. Er trug die rot abgesetzte Uniform eines Kadetten der Sternenflotte und spontan beschloss die junge Wissenschaftlerin, ihn anzusprechen. „Hey, Kadett, vielleicht können Sie mir...“ Der Andorianer hielt kurz an und erklärte mit bedauernder Miene: „Tut mir leid, Lieutenant, aber ich bin wirklich spät dran. Die ESTRELLA VESPERTINA startet bereits in knapp zehn Minuten nach Andoria. Bis dann.“ Fassungslos beobachtete Christina Carey den Andorianer dabei, wie er wieder Tempo aufnahm und in der Menge verschwand. Normalerweise gutmütig bis ins Mark, spürte sie ihr irisches Blut aufwallen und wütend rief sie ihm nach: „Ja – lauf, Barry!“ Die junge Frau wusste nicht, wie alt dieses geflügelte Wort war, für Leute, die es über Gebühr eilig hatten, noch warum der Name Barry dabei eine Rolle spielte, doch es hieß, dass dieser Ausruf aus der Prä-Warp Ära stammte. Dann sammelte sie sich wieder und rief sich in Erinnerung, welchen Schiffsnamen der Andorianer ausgesprochen hatte. Er wollte offensichtlich ebenfalls zur ESTRELLA VESPERTINA. Sie bekam gerade noch mit, in welchen Verbindungsgang er verschwand. Schnell nahm sie ihre schweren Taschen auf und beeilte sich, dem ungehobelten Andorianer zu folgen. Dem würde sie etwas erzählen, falls sie ihm an Bord des Passagierschiffes erneut begegnen sollte. Während sie durch die Halle hastete dachte sie wütend daran, dass dieser kräftige Andorianer ihr außerdem gut beim Tragen der schweren Taschen hätte helfen können. Das brachte sie zusätzlich in Fahrt. Etwas atemlos kam Christina Carey schließlich am Verbindungsgang an und strich sich mit gespreizten Fingern das lange, schwarze Haar zurück, bevor sie den Steward ansprach, der an der Schleuse die Unterlagen der Passagiere kontrollierte. Tief durchatmend sprach die Wissenschaftlerin den Mann an. „Entschuldigen Sie, Mister, Mein Name ist Christina Carey. Ich habe zwar keine Passage, aber ich muss dennoch an Bord dieses Raumschiffes um nach Andoria fliegen. Es handelt sich um einen dringenden, wissenschaftlichen Auftrag.“ „Nun, Miss, ich weiß nicht, ob...“ „Aber ich weiß es!“, fauchte Christina Carey aufgebracht. „Rufen Sie den Captain an und lassen Sie mich mit ihm reden.“ Der Steward setzte eine neutrale Miene auf. „Einen Moment, Miss.“ Sein Armband-Gerät aktivierend und es vor den Mund führend, sagte er: „Captain Valosan, hier spricht Karman. Eine Wissenschaftlerin der Sternenflotte, mit Namen Christina Carey, bittet darum, mit Ihnen zu sprechen.“ Zur Überraschung der beiden Menschen an der Schleuse des Verbindungsganges, kam durch den Kommunikator zurück: „Das geht in Ordnung, Karman. Ein gewisser Commander Mick L. Angelo, von der Forschungsabteilung der Sternenflotte, hat mich eben kontaktiert. Ich war im Begriff, Sie zu informieren. Lassen sie die Dame an Bord und bringen Sie sie in mein Quartier, sobald wir abgelegt haben. Ich kümmere mich dann persönlich um diese Angelegenheit. Valosan, Ende.“ Der Steward bestätigte und wandte sich dann zu Christina Carey, deren Haltung sich spürbar entspannt hatte. „Sie scheinen Glück zu haben, Miss Carey.“ Die junge Wissenschaftlerin nickte und meinte entschuldigend: „Tut mir leid, dass ich Sie eben so angefahren habe. Aber dieser Tag hat irgendwie chaotisch angefangen.“ „Kein Problem, Ma´am.“ Der Steward wartete, bis das Zeichen kam, dass das Schiff ablegen sollte. Wortlos nahm er Christina Carey zwei der drei großen Taschen ab und setzte sich in Bewegung. Erst nachdem sie den Verbindungsgang hinter sich gelassen, und sich das Schott des Passagierschiffes hinter ihnen geschlossen hatte, ergriff der Steward wieder das Wort. „Das Schiff ist bis zum letzten Quartier ausgebucht. Ich fürchte, ihre adäquate Unterbringung wird nicht ganz einfach sein.“ „Wird schon werden“, erwiderte die Wissenschaftlerin leichthin. „Der Flug nach Andoria dauert ja nicht länger als dreißig Stunden. Das werde ich irgendwie überstehen.“ Sie erreichten das Quartier des Captains und der Steward stellte eine der Taschen ab um den Kontaktgeber des Schotts zu betätigen. Einen Moment später teilte sich das Schott vor ihm und Christina Carey, und der Steward ließ der Wissenschaftlerin höflich den Vortritt, bevor auch er eintrat. Ein ergrauter Mittfünfziger saß hinter dem Schreibtisch des kombinierten Arbeits-Wohnraumes und erhob sich, als Christina Carey näher kam. Karman hielt sich einen Schritt hinter ihr, und stellte die Taschen zu Boden. „Guten Morgen, Miss Carey. Ich bin Captain Lornem Valosan. Leider hat mich Ihr Commander erst im letzten Moment darüber informiert, dass wir sie nach Andoria bringen sollen. Bis Andoria sind wir leider komplett ausgebucht, so dass ich sie bei einem der anderen Gäste einquartieren muss. Am unkompliziertesten lässt sich dies bei einem Passagier bewerkstelligen, der ebenfalls auf Andoria von Bord geht. Noch dazu gehört er zur Sternenflotte, also sollte es kein Problem sein, dass Sie beide sich arrangieren.“ „Ich danke Ihnen, Captain, und ich bin sicher, dass das kein Problem werden wird.“ Der Captain fuhr sich mit der linken über seinen Rauschebart, der ihm eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Weihnachtsmann verlieh, wie Christina Carey fand. Er umrundete den Schreibtisch. Dabei meinte er: „Ich bringe Sie nun zu dem Quartier dieses Passagiers, und werde ihm bei dieser Gelegenheit die Situation erklären.“ Sich zu Karman wendend befahl er: „Sie können wegtreten, Karman. Die Taschen der jungen Dame nehme ich.“ „Aye, Captain.“ Sie verließen das Quartier des Captains. Während sich Karman nach Links wandte um seinen normalen Dienst aufzunehmen, schritten der Captain und die Wissenschaftlerin nach Rechts, den Gang hinunter, zum Turbolift. Drei Decks tiefer verließen sie die Liftkabine und gingen etwa zehn Meter in den Gang hinein, bevor sie nach Links abbogen. Wenig später hielt der Captain des Passagierschiffes an und kramte kurz in der Brusttasche seines Kombination, bevor er eine Code-Karte hervorholte und sie Christina Carey übergab. „Die Karte ist bereits codiert. Sie können also jederzeit dieses Quartier problemlos betreten.“ Damit betätigte Lornem Valosan den Kontaktgeber des Quartiers. Einen Moment später erklang auf der anderen Seite des Schotts eine sonore Stimme, die durch das Kommando Herein, die Automatik dazu veranlasste, das Schott zu öffnen. Valosan und Christina Carey betraten das Quartier und für einen Moment schloss Christina Carey ihre Augen. Sie fragte sich, welche übernatürliche Entität sie wohl verärgert haben mochte, dass sie so bestraft wurde, als sie realisierte wer da vor ihr stand. * * * Es ist immer dasselbe mit diesen verdammten Jungoffizieren, die meinen, dass Kadetten ihre persönlichen Diener sind, dachte Tar´Kyren Dheran frustriert, nachdem er diese lästige Jungwissenschaftlerin kurz und schnell abgewimmelt hatte. Die schleppen ständig zu viel mit sich herum, und irgendein unschuldiger Kadett soll dann darunter leiden. Aber er kannte die Sternenflottenvorschriften. Darum wusste er, dass die Regelung für Befehlsbefugnis aufgrund des höheren Ranges in diesem Fall nicht griff. Denn die galt nur für reguläres Sternenflottenpersonal. Die Kadetten der Sternenflotte waren, außerhalb von geschlossenen Einrichtungen die der Ausbildung der Kadetten diente, und Schulschiffen der Sternenflotte, von dieser Regelung ausgenommen. Diese Regelung war bereits vor Jahrhunderten, zum Schutz der Kadetten gegen Vorgesetztenwillkür, eingeführt worden. Dabei wäre der Andorianer gar nicht abgeneigt gewesen der jungen Frau, mit dem apart wirkenden Gesicht, zu helfen. Zumal sie ziemlich attraktiv aussah, mit ihren, für ihn sehr exotisch wirkenden, schwarzen Haaren. Außerdem war sie hochgewachsen; vielleicht gerade mal eine Handbreit kleiner gewachsen als er, obwohl er immerhin 1,87 Meter maß. Doch an diesem Morgen war er spät dran gewesen, und seinen Flug nach Hause wollte er dann doch nicht verpassen. Auch nicht für diese hübsche Dame. Von hübschen Mädchen hatte er ohnehin momentan die Nase gestrichen voll, wie es sein Freund Valand Kuehn wohl formuliert hätte. Nach dessen erfolgreichen Abschluss und seinem Abgang von der Akademie, im Sommer des Jahres 2358, hatte die persönliche Pechsträhne, in Bezug auf Beziehungen, für ihn seinen Anfang genommen. Dabei schien das zweite Jahr an der Akademie für ihn ebenso erfolgreich zu beginnen, wie das erste Jahr geendet hatte. In seinem zweiten Jahr an der Akademie hatte er das Fach Fechten belegt. Valand Kuehn hatte ihm zu seinem Geburtstag einen kostbaren Degen geschenkt, und ihn, bevor er im Sommer die Akademie verlassen hatte, darum gebeten, es wenigstens mal zu versuchen. Schon bald hatte sein Ausbilder in diesem Fach, Commander Luigi Menotti, erkannt, dass Dherans kämpferische und taktische Fähigkeiten sich bei Weitem nicht nur auf den Fechtunterricht beschränken. Im Laufe der Zeit wurde Menotti eine Art Mentor für ihn und der Commander konnte ihn schließlich davon überzeugen, seiner wahren Bestimmung zu folgen, und eine Laufbahn als Kommandooffizier einzuschlagen. Dabei hatte Luigi Menotti ihm mit auf den weiteren Lebensweg gegeben, dass er wider allem streiten könne, aber nicht wider seiner Natur. Im Herbst des Jahres wurde ihm, aufgrund seiner überdurchschnittlichen Leistungen angeboten, der RED SQUAD beizutreten. Er hatte dies jedoch rundheraus abgelehnt. Seine Freundin, die Rigelianerin Alev Scenaris, die zu dieser Einheit gehörte, hatte darin einen persönlichen Affront gesehen. In der Folgezeit war es dann immer öfter zum Streit zwischen ihnen gekommen, was bis zum Frühsommer des Jahres 2359 schließlich zum Bruch zwischen Alev und ihm führte. Nach einem hitzigen Streit trennte sich Alev schließlich von ihm. Im Herbst des Jahres hatte er dann eine Liaison mit Inari Taran, einer andorianischen Kadettin im zweiten Jahrgang, begonnen. Schon bald galten sie beide als unzertrennlich. Die immer noch platonische Freundschaft zu Alev Scenaris kühlte in der Folgezeit ebenfalls ab. Im Spätsommer des Jahres 2360 schließlich ging auch die Beziehung mit Inari in die Brüche, da sie sich im Laufe der Beziehung immer enger an ihn geklammert hatte, und er ihre, völlig unbegründete, Eifersucht auf seine platonische Freundin, Elisabeth Dane, und andere Mädchen in seinem Umfeld nicht länger ertragen konnte und wollte. Nach dem persönlichen Desaster mit Inari Taran hatte Tar´Kyren Dheran eine Weile ernsthaft darüber nachgedacht, ob es nicht vielleicht besser für ihn war, ganz die Finger von den Damen zu lassen. Doch diese Phase war schnell vergangen und zurückgeblieben war die Einsicht, dass Verliebtheit nicht dasselbe war wie Liebe, und dass es gar nicht einfach war, die passende Partnerin fürs Leben zu finden. Der Andorianer war froh, als er die Kontrolle am Andock-Tunnel hinter sich hatte und auf der ESTRELLA VESPERTINA durch die Gänge zu seinem Quartier schritt. Er war bereits einmal mit diesem Raumschiff von Andoria zur Erde geflogen – im Spätsommer des Jahres 2357, kurz bevor er seine Ausbildung an der Akademie angetreten hatte. Darum kannte er sich bereits etwas auf diesem Raumschiff aus und fand zügig sein Ziel. Er freute sich auf das Wiedersehen mit seiner Familie, und besonders mit seiner kleinen Schwester, die ihn beinahe vergötterte. Um so mehr, seit er an der Sternenflottenakademie studierte, und sie sich darum seitdem nur noch zweimal im Jahr sahen, wenn er zu den Semesterferien nach Andoria zurückkehrte. Guter Dinge benutzte er den Codeschlüssel, den ihm der Steward am Schott übergeben hatte, betrat seine Unterkunft und verstaute er seine Reisetasche im Schlafraum. Danach begutachtete er das Quartier, ließ sich zuletzt zufrieden in einen der Sessel des Wohnraumes sinken und schloss seine Augen. Tar´Kyren Dheran wusste nicht zu sagen, wie lange er so da gesessen hatte, als der Türsummer erklang. Etwas überrascht erhob er sich und gab, mit sonorer Stimme, das akustische Kommando: „Herein.“ Das Schott öffnete sich und ein älterer Mann betrat den Wohnraum des Quartiers. Gefolgt von einer schwarzhaarigen Frau in blau abgesetzter Uniform der Sternenflotte. Sie trug die Insignien eines Lieutenant Junior-Grade am Kragen und Tar´Kyren Dheran fragte sich, wie viele Sternengötter er verärgert haben musste, dass ausgerechnet diese grimmig dreinschauende, junge Frau nun in seinem Quartier auftauchte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)