Eisbären und Kuschelstunden von Alaiya ================================================================================ Morgenstund... -------------- Sonne schien durch die Spalten zwischen den Lamellen der Jalosie hindurch und malte helle Streifen auf die blau gemusterte Bettdecke. Die Sonne schien hell am Himmel zu stehen, doch sie konnte Ann nicht täuschen: Draußen war es kalt. Eiskalt. Arschkalt, wenn man so wollte. Sie warf dem Fenster einem vorwurfsvollen Blick zu und kuschelte sich noch enger an Rachel, die einen Arm um sie gelegt hatte. Rachel ließ ein leises Lachen hören und hielt sie fester. „Du weißt, dass ich wegen dir noch einen Hitzekoller erleide?“ „Wie denn?“, murmelte Ann. „Es ist kalt!“ „Nicht in der Mitte“, erwiderte Rachel. „Du könntest dich noch weiter ausziehen“, schlug Jonathan vor und Ann konnte spüren, dass er Rachels Seite entlang strich. Zumindest war es Samstag. Sie mussten nicht aufstehen – na ja, zumindest nicht so dringend. Da war noch ein Einkauf, der erledigt werden musste, aber das hatte Zeit, fand Ann. Sie mochte die Kälte nicht. So sehr ihr Rachel auch sagte, dass es Blasphemie für jemanden war, der gebürtig aus einem Ort mit dem Namen Cold Lake kam. Ann konnte dem aber nicht zustimmen. Sie würde bei der ersten Gelegenheit, die sich ihr ergab weiter, weiter südlich ziehen. Das hatte sie sich zumindest vorgenommen. Irgendwohin, wo die Wiesen das ganze Jahr grün waren. Und über einen Badestrand in der Nähe – einen, bei dem das Wasser warm genug war, als dass man auch drin baden konnte, ohne Gefahr zu laufen einen Herzinfakt zu erleiden – würde sie sich ganz sicher nicht beschweren. Zugegebener Maßen würde sie damit wohl warten müssen, bis sie mit dem Studium fertig war. Selbst dann würde sie wohl Rachel und Jonathan, na ja, oder vor allem Jonathan, der aus unerfindlichen Gründen das kalte Wetter mochte, davon überzeugen müssen, dass es ihnen irgendwo weit im Süden besser ginge. Ann spürte einen Finger in ihre Seite stechen. „Schläfst du?“, fragte Rachel leise. „Nein.“ Ann zog die Decke etwas höher. „Mir ist nur kalt.“ Nach kurzem Zögern drehte sie sich um und kletterte auf Rachel. Sie legte die Arme knapp oberhalb von Rachels Brüsten ab. „Lass mich in die Mitte, wenn dir zu warm ist.“ Rachel küsste sie kurz auf die Lippen. „Wenn du willst, kannst du gerne.“ Ein wenig Amüsement schwang in ihrer Stimme mit und Ann wusste nur zu gut warum. Da Jonathan von ihnen drein am größten war und Ann – mit Abstand – am kleinsten, machte es nur Sinn, dass Rachel in der Mitte lag, jedenfalls wenn sie unter einer Decke lagen. Immerhin gab es so weniger Probleme mit der Höhe oder Tiefe der Decke. „Ach, komm her“, meinte Jonathan und zog sie zu sich rüber, um sie fest an sich zu ziehen. „Du erdrückst mich“, protestierte sie und schnappte nach Luft. Natürlich übertrieb sie etwas. „Ich wärme dich doch nur“, erwiderte er und hielt sie weiter fest. Gelogen war es nicht, da er – wie immer – förmlich glühte. Aus für sie nicht nachvollziehbaren Gründen trug er auch jetzt, im Februar, bei Nacht nicht mehr als Boxershorts, so dass sie seine Körperwärme umso besser durch den Stoff ihres Nachthemdes spüren konnte. „Ja, gut“, gab sie zu. „Warm bist du.“ „Und du hast Eispfoten“, erwiderte er. Jedoch lockerte er seine Umarmung etwas, so dass sie sich gemütlicher an ihn ankuscheln konnte. Sie merkte, wie sich Rachel hinter ihr umdrehte, ehe sie sich an sie drückte und ebenfalls die Arme um sie legte. So war es tatsächlich wärmer, um nicht zu sagen, beinahe schon heiß. Aber Ann mochte es, vor allem, wenn sie dran dachte, wie kalt es draußen war. Ach, wenn man sie fragte war es jenseits der Bettdecke viel zu kalt, da weder Jonathan, noch Rachel viel davon hielten, das Schlafzimmer über Nacht zu heizen. Zugegebener Maßen hatten sie ja insofern Recht, dass es zu dritt manchmal wirklich warm im Bett werden konnte – aber dafür gab es ja getrennte Bettdecken! „Hey, nicht einschlafen, Liebes“, flüsterte Rachel nach einer Weile in ihr Ohr. „Es ist Samstag“, murmelte sie. „Und wir müssen einkaufen“, meinte Jonathan und stupste sie an. Sie sah ihn an. „Ich will nicht“, erwiderte sie und zog einen Schmollmund. „Oh“, meinte er und kniff ihr verspielt in die Wange. „Wir haben es abgemacht“, erinnerte Rachel sie. Ann seufzte übertrieben. Natürlich hatten sie das: Einmal die Wochen wurde gemeinsam eingekauft und da es schwer war, so etwas neben drei verschiedenen Stundenplänen und dem Job von Rachel und Jonathan zu planen, fiel es meistens aufs Wochenende. „Ich will nicht“, jammerte sie dennoch. Sie wusste, dass die anderen es mochten, wenn sie sich etwas kindischer stellte. Und sie mochte es, wenn die beiden lachten. „Och, Süße“, meinte Rachel und drückte sie an sich. „Ich weiß, du magst die Kälte nicht, aber tu es für mich.“ „Oder für mich“, fügte Jonathan hinzu und lachte. „Oder gar nicht“, schmollte Ann. So sehr sie auch übertrieb – sie hatte wirklich keine Lust das Bett oder gar auch noch das Haus zu verlassen. Draußen war es sehr wahrscheinlich unter null Grad Celsius und sie wusste, dass sie, egal wie warm sie sich anziehen würde, ihre Hände, ihre Füße und auch ihre Ohren eiskalt werden würden und sie wahrscheinlich Stunden brauchen würde, um wieder warm zu werden. „Wir könnten Süßigkeiten einkaufen“, schlug Jonathan vor. Ann sah ihn vorwurfsvoll an. „Das ist Bestechung!“ „Und wir könnten danach Baden“, meinte Rachel und strich über ihre Seite. Daraufhin seufzte Ann. „Habe ich denn wirklich keine andere Wahl?“ „Nein“, antwortete Jonathan. Er küsste sie auf die Stirn. „Wir können es auch auf die unfaire Art machen.“ „Das würdest du nicht wagen“, erwiderte Ann. Rachel lachte. „Willst du ihn wirklich herausfordern?“ „Nein?“, flüsterte Ann vorsichtig und rutschte noch ein wenig tiefer unter die Bettdecke. „Dann lass uns aufstehen“, meinte Rachel. „Komm schon.“ Ann seufzte. „Anny?“, fragte Jonathan herausfordernd. „Lass uns noch ein wenig liegen bleiben“, flüsterte sie und bemühte sich ihrer Stimme einen flehenden Unterton zu geben. Rachel strich über ihre Haare. „Für wie lange?“ „Dem Rest des Tages?“ Man konnte es ja mal versuchen. „Hmm“, machte Jonathan und schien zu überlegen. „Nein“, meinte er dann plötzlich und warf die Decke zurück. Quietschend zuckte Ann zusammen und versuchte sich zusammen zu rollen. „Jetzt komm schon“, meinte Rachel und richtete sich auf. Sie pikste Ann mit einem Finger in die Seite. „Ich will nicht“, murmelte Ann, während Jonathan sich nun ebenfalls aufrichtete und recht schnell aufstand. „Ann?“, fragte er. „Nein.“ „Ann?“ Sie zog die Beine noch etwas mehr an. „Nein?“ Er griff nach ihren Füßen und zog sie zum Rand des Bettes. Auch wenn sie versuchte nach ihm zu treten, war es nicht schwer für ihm, sie zu Fassen. Immerhin war er viel stärker als sie. Als ihre Beine aus dem Bett hingen, setzte sie sich schließlich widerwillig auf. „Jetzt komm schon“, meinte Jonathan lachend und küsste sie auf die Stirn. Ann seufzte. „Du bist gemein zu ihr“, warf Rachel ein. „Du hast mich nicht aufgehalten“, erwiderte er. Noch einmal seufzte Ann schwer. „Jetzt bin ich ja sowieso kalt“, murmelte sie schmollend und stand auf. Rachel kam zu ihr. „Vielleicht“, meinte sie, „sollten wir dir eine Wärmflasche kaufen.“ Daraufhin zuckte Ann mit den Schultern. „Na ja, eigentlich habe ich ja schon zwei.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)