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Kaleidoskop - Facetten einer Liebe

von
Koautor:  Siria

Vorwort zu diesem Kapitel:
Herzlich Willkommen zu einer Gemeinschaftsarbeit von Siria und mir!
Wir beide haben uns überlegt ein gemeinsames Werk entstehen zu lassen und wollen euch nun daran teilhaben lassen.

Viel Spaß mit dem ersten Kapitel, welches aus der Hand meiner Schreibpartnerin stammt. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Nachdem ihr das erste Kapitel aus der Hand meiner Schreibpartnerin lesen durftet, folgt nun das erste aus meiner Hand.
Wir (Siria und ich) wünschen euch viel Spaß beim lesen und würden uns über ein Feedback von euch freuen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Dieses Kapi stammt wieder von meiner Schreibpartnerin Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Entschuldigt bitte, dass es so lange gedauert hat mit meinem neuen Kapitel. Bei mir ging es privat ziemlich turbulent vor, so dass sich die Fortsetzung der Geschichte leider mehr verzögert hat, als geplant.

Aber nun genug Ausreden...

Viel Spaß mit der Fortsetzung. Komplett anzeigen

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Die Farbe Grau - Berlin

Der leicht angerostete Schlüssel mit dem Notenschlüsselanhänger, wurde sachte- fast behutsam in das Schlüsselloch einer heruntergekommenen Tür gesteckt. Langsam drehte sich das Schloss unter leisem Knacken und die Tür sprang mit einem viel zu lauten Knarzen auf. Das flackernde Licht der kaputten Lampe des Treppenaufganges warf einen Kegel aus Helligkeit in den dunklen Flur. Aus der Plattenbauwohnung drang der übliche modrige und eingesperrte Geruch. Jener Geruch von tagelang nicht durchlüfteten Räumen, offenen Alkoholflaschen und Zigarettenrauch.
 

Michiru schloss kurz die Augen und zählte innerlich bis 3, der Griff um den Henkel ihres Geigenkoffers verstärkte sich und sie betrat die Wohnung.

„Mama? Ich bin wieder zuhause…“ rief sie und machte das Licht im Flur an und die Tür hinter sich wieder zu. Der Flur lag vor ihr, wie sie ihn vor 3 Tagen verlassen hatte: Die Mülltüten stapelten sich rechts an der Kommode nach oben, die leeren Alkoholflaschen hatte sie bei ihrer letzten Aufräumaktion ordentlich auf den kleinen Telefontisch und darunter aufgereiht.
 

Die alten Dielen knarzten unter ihren Füßen und die Wände waren durch jahrelanges Rauchen in der Wohnung gelblich verfärbt. Kurz wartete sie angespannt, an der Eingangstür verharrend auf eine Antwort. „Mama?“

Erst nach 5 Minuten traute sich Michiru ihren Geigenkoffer abzustellen und entledigte sich schnell ihrer alten Daunenjacke.

Darunter kamen nicht bessere Kleidungsstücke zum Vorschein: Sie trug einen viel zu weiten Grobstrickpullunder über einer aus den 80er Jahren stammenden weißen Spitzenbluse. Große blaue Augen hefteten sich auf einen verschmutzen Wandspiegel mit Rissen. Michiru war klein, zierlich und blass. Eine zu große Brille mit rotem Gestell saß auf einer hübschen geraden Nase.

Ihre hüftlangen, gewellten Locken trug sie stets zu einem geflochtenen Seitenzopf gebunden. Ein lautes Seufzen entwich der Violinistin. Sie wirkte eher wie ein 14- jähriges Mädchen aus den dunkelsten DDR Zeiten, als eine Schülerin kurz vor ihrem Abitur. Schnell wandte sie ihren Blick ab und griff erneut nach ihrem Geigenkoffer.

Mit schnellen kurzen Schritten erreichte sie ihr Zimmer. Mit fast zittrigen Händen nahm sie den zweiten Schlüssel der sich an ihrem Schlüsselbund befand und steckte ihn in das Schloss einer erstaunlich schönen und sauberen Tür.

Ein Blick auf Michirus Armbanduhr verriet ihr, dass es keinen Grund zur Sorge gab. Es war 23 Uhr an einem Mittwochabend und mehr zu sich selbst murmelnd sagte sie:“ Keine Sorge Michiru… keine Sorge. Um die Zeit arbeitet Mama noch in der Bar, danach geht sie mit Karl noch ihr Trinkgeld in „der Traube“ versaufen…Bis sie zuhause ist vergehen noch 4 Stunden… du hast genug Zeit um deine Hausaufgaben zu machen, dein neues Video zu schneiden und … „plötzlich schlich sich ein Lächeln auf die rosigen Lippen der Schülerin:“…und um mit Haruka zu chatten.“ Sie betrat schnell ihr Zimmer und verschloss eilig die Tür hinter sich. Sie hatte zusätzlich 3 Schlösser angebracht und verriegelte diese zusätzlich.
 

Michiru machte das Licht an und ließ ihren Blick über ihre wenigen, aber sehr gut ausgewählten Habseligkeiten schweifen. Die Wände des Zimmers waren in einem sanften Blauton gestrichen, weißer Stuck veredelte die Decke und verlieh dem Zimmer eine fast deplatzierte Eleganz in diesem alten Berliner Plattenbau. An der Wand stand ein wunderschöner weißer Schminkspiegel mit sorgsam aufgereihten Utensilien. Daneben war ein Notenständer platziert und eine Staffelei. An der gegenüberliegenden Wand stand ein großer betagter Kleiderschrank, den Michiru liebevoll selbst restauriert hatte. Nun erstrahlte er in einem matten weiß mit einem goldenen Schloss. Eine Seite des Zimmers war ganz von einem großen Fenster mit bodenlangen Vorhängen eingenommen. Ein Bett mit Himmel stand in der Mitte des Raumes und war mit Lichterketten und Traumfängern in weiß dekoriert. Zielsicher steuerte die Musikerin mit der Violine in der Hand auf ihr Schmuckstück zu: Einem großen weißen Holzschreibtisch mit einem kleinen Mischpult, einer kleinen Filmanlage und einem neuen PC mit zwei großen Flachbildschirmen darauf. Wenn man nur Michirus Zimmer sah, würde man nie glauben, dass sie die Tochter einer Stripperin war. Einer alkoholabhängigen Stripperin die kettenrauchend immer irgendwelche Kurzzeitfreunde mit nachhause brachte. Alle hatten irgendwie ähnliche Namen und alle bezogen sie Harz 4. Ihr jetziger Freund Karl war der Erste der einer geregelten Beschäftigung nachging. Er war der Türsteher des Nachtclubs in dem Sachiko arbeitete. Er war zur Abwechslung kein Junkie, kein Alkoholiker und auch schlug er ihre Mutter nicht windelweich… oder sie.

Seufzend ließ sich Michiru auf ihren blauen Bürostuhl sinken. Er hatte jedoch eine andere Vorliebe: junge Mädchen. Um das plötzlich unkontrollierte Zittern ihrer Hände zu beenden, krallte sich Michiru an der Tischplatte fest. „Denk an etwas Anderes Michiru. Mach einfach deine Matheaufgaben und beende das Deutsch Referat!“ Sie verlangsamte ihre Atmung in dem sie wieder langsam bis 3 zählte. Sie schloss kurz die Augen und machte sich dann an ihre Arbeit.
 

Als sie nach zwei Stunden ihr neustes Musik Video auf ihrem YouTube Kanal hoch lud, entspannte sich die junge Künstlerin. Sie versank ganz in der Ausarbeitung ihres Musikkanals, in der Beantwortung der Kommentare unter ihrem neuesten Covern und Stücken und im Schneiden ihrer neusten Werke. Sie betrieb seit 3 Jahren einen der bekanntesten YouTube - Kanäle für klassische Violinen Musik in Deutschland. Mit ihren fast 2 Millionen Followern konnte sich Michiru durch geschickte Produktplatzierungen und das Freischalten der Werbung während ihren Videos all diese Dinge leisten. Ihr Traum nur von der Musik zu leben, rückte mit jedem Monat näher. »Nur noch 10 Monate. Dann werde ich 18! Dann kann ich den Plattenvertrag in New York unterschreiben und werde auf einer der anerkanntesten Universitäten der Staaten gehen…so lange…« Sie schob die Ärmel ihres Pullunders nach oben. Die blauen Flecken in Form von Fingerabdrücken, zeichneten sich auf dem rechten Unterarm ihrer weißen Haut ab. Sie schüttelte den Kopf und versuchte sich wieder auf ihr Ziel zu konzentrieren, als ein leises `Pling` ihre Aufmerksamkeit forderte: Haruka!
 

Eine zarte Röte schlich unmerklich auf ihre Wangen, als ein weißes Fenster mit einem kurzen „Hi Michiru! :)“ auf dem rechten Bildschirm erschien. Schnell tippte sie zurück: „Du bist spät dran Tennoh- kun! :)“ Und eine völlig losgelöste und fröhliche Michiru tippte munter kecke Sprüche in die Tasten: Auf japanisch. Und das schon seit mehr als 4 Monaten.
 

Nach 3 Stunden knallte draußen im Flur die Tür und schwere schlurfende Schritte hallten durch die Wohnung. „Mi..iru…bisch..zuhas..“ drang eine lallende Stimme dumpf in das Zimmer der jungen Violinistin. Ein dumpfer, kraftloser Schlag einer viel zu kleinen Hand prallte gegen die einzige saubere Tür der Wohnung. Michiru hielt den Atem an und schloss die Augen. Ihr Atem hatte sich beschleunigt. Noch ein Schlag gegen ihre Tür und diesmal war sie stärker: „MICHIRU! BIST DU WACH DU KLEINE HURE!“ Die Tür erbebte leicht. Eine tiefe, derbe Stimme hatte die lallende ersetzt: Karl! Die Finger auf der leicht beleuchteten Tastatur bebten und sie bemerkte wie ihr leicht der Angstschweiß die Stirn entlang rann. „…die kleine Schlampe ist wahrscheinlich schon schlafen…“ hörte sie nach einigen Minuten in denen er immer wieder gegen ihre Tür gedonnert hatte. Nach weiteren Minuten, die Michiru wie Monate vorkamen, war es wieder leise in der Wohnung.
 

„Entschuldige. Ich war auf der Toilette… “ tippte sie schnell in die Tasten und klickte auf senden.
 

Haruka: „Ich muss mich eh von dir verabschieden…“
 

Michiru: „Was jetzt schon?“
 

Haruka: „Nicht für immer ;-). Ich habe mich noch nicht an die deutsche Zeit gewöhnt! Ich muss morgen in die Schule. :)“
 

Michiru:“…“
 

Haruka: „Bist du sprachlos?“
 

Michiru: „Ja sehr… Wann hattest du vor mir zu sagen dass du in Deutschland bist????“
 

Haruka: „Hab ich doch gerade! “
 

Michiru: „Typisch für dich...aber wie kommt das?“
 

Haruka: „Ich habe einen neuen Sponsor der mich in Deutschland groß rausbringen will… es musste alles sehr schnell gehen...wenn du willst sehen wir diese Woche!“
 

Michiru: „…“
 

Haruka: „Ich lebe vorerst in Berlin! Vielleicht hast du Lust auf einen Kaffee? Und wenn wir gerade dabei sind: Du könntest mir ruhig mal ein Bild von dir schicken! Ich kenne dich nur vom Hals an abwärts.“
 

Michiru starrte entgeistert auf den Bildschirm. Ihre blauen Augen waren rot unterlaufen und ihre Brille war leicht nach vorne gerutscht. Der sinnliche Mund war leicht geöffnet und aus dem starren Blick wurde ein Glotzen. Aus dem Glotzen wurde ein panisches Gefuchtel mit den Armen und Händen. In ihrem Geiste rannte nur ein Satz in Dauerschleife: „Haruka ist in Deutschland! Sie will mich sehen! Sie weiß nicht wie ich aussehe! Wenn sie mich sieht, wird sie mich nicht mögen!“
 

Michiru: „Das wird nicht gehen Haruka. Berlin ist sehr groß und ich… habe viel zu tun!“
 

Haruka: „Was? Ach komm! Du willst mich wohl verarschen :/. Ich werde ab morgen auf ein Gymnasium gehen das „Goethe-Gymnasium“ heißt. Kennst du das?“
 

Nun verlor Michiru -trotz aller Vorsicht- die Fassung und sie sprang auf und schrie laut: „WAS????? FUCK!! MEINE SCHULE?? “ Im gleichen Moment bereute sie ihren emotionalen Ausbruch und setzte sich sogleich wieder. Sie schlug sich schwer atmend die Hände vor den Mund. „… shit.. shit…“ murmelte sie.

Wieder zählte sie auf 3 runter und atmete tief ein und aus. Ein und aus.
 

Michiru: „Ja das kenne ich. Das ist aber nicht meine Schule. Meine ist am anderen Ende von Berlin. Ich muss jetzt wirklich Schluss machen... gute Nacht Haruka! Äh.. gib mir am besten deine deutsche Handynummer, wenn du sie hast… dann machen wir was aus!“
 

Haruka: „Okay...? Also… dann bis bald Michiru.“
 

Michiru: „Gute Nacht, Tennoh…“
 

Als der Bildschirm schwarz wurde und nur die digitale Anzeige des Weckers 5:oo Uhr anzeigte, wusste Michiru, dass sich ihr Leben dass sie so heimlich und behutsam im Stillen geführt hatte ab Morgen ein jähes Ende nehmen würde..

Woher sie das wusste? Der einzige Freund auf dieser Erde war in Deutschland. Und sie würde ihr nicht aus dem Weg gehen können….

Die Farbe Blau - Fernweh

Nach über 14 Stunden Reisezeit war Haruka endlich in Deutschlands Hauptstadt angekommen. Kaum hatte sie die Wohnungstür ihrer Berliner Altbauwohnung hinter sich verschlossen, galt ihre gesamte Aufmerksamkeit auch schon ihrem Laptop, welchen Sie auf dem großen schweren Schreibtisch aufbaute. Zu groß war ihre Sehnsucht nach der ihr eigentlich so unbekannten japanischen Musikerin.

Dabei war es ihrer Mutter zu verdanken, dass sie überhaupt in Kontakt treten konnten.
 

Harukas Vater gehörte zu den einflussreichsten Unternehmern Japans und war anfangs überhaupt nicht mit den Plänen seiner Tochter, Rennfahrerin zu werden, einverstanden. Doch nachdem die Blondine ihre ersten Erfolge erzielte und so der Name Tennoh immer bekannter wurde, auch über die Landesgrenzen hinaus, änderte sich seine Meinung. Er begann sie zu fördern und half ihr auch bei der Sponsorensuche.
 

Harukas Mutter hingegen störte weniger die Leidenschaft ihrer Tochter für den Motorsport. Viel mehr war es deren Musikgeschmack, der sie fast um den Verstand brachte. Ständig drangen dumpfe Bässe und harte Drumbeats aus dem Zimmer ihrer Tochter. Irgendwann machte sie Haruka dann den Vorschlag es doch mal mit etwas klassischem zu versuchen.

„Sieh es doch einfach als Ausgleich zu deinem aufregenden Alltag. Die klassische Musik kann dir dabei helfen wieder ruhig zu werden nach einem anstrengenden Rennen. Bitte Haruka, versuch es doch einfach mal.“

Da ihre Mutter ihr damit keine Ruhe ließ und sie diese Worte beinahe täglich zu hören bekam, willigte die Blondine des lieben Familienfriedens willen, ein und begann im Internet nach entsprechender Musik zu suchen.
 

Anfangs konnte die Rennfahrerin sich nicht mit dieser Musikrichtung anfreunden doch nach einigem Suchen fand sie sich plötzlich auf einem Youtube-Kanal einer japanischen Violinistin wieder. Die Art, wie diese Künstlerin den Bogen über die Saiten ihres Instrumentes gleiten ließ, verzauberte Haruka regelrecht. Es war, als würde diese Künstlerin direkt ihr Herz und ihre Seele ansprechen und das nur mit ein paar wundervollen Tönen, welche diese ihrem Instrument entlockte.
 

Je mehr Werke Haruka sich anhörte, desto größer wurde Ihr Wunsch, mehr über die Musikerin ohne Gesicht zu erfahren. Denn das war etwas, was Haruka am meisten störte. Sie wusste nicht, wie die Person, welche sie Tag ein Tag aus auf dem Bildschirm beobachtete aussah. Irgendwann schrieb sie die Besitzerin des Channels an, in der Hoffnung so mehr über diese zu erfahren und vielleicht sogar ein Bild von deren Gesicht zu erhalten.
 

Inzwischen schrieben die beiden seit über 4 Monaten regelmäßig miteinander. Es war zu einem festen Ritual zwischen ihnen geworden. So erfuhr sie auch, dass die Musikerin Michiru hieß und in Berlin lebte. Doch sehr zu ihrem eigenen Leidwesen hatte die Blondine noch immer keine Ahnung, wie ihre Chatpartnerin nun aussah.

Als dann ihr neuer Sponsor, den ihr Vater ihr organisiert hatte, ihr das Angebot machte, dass sie in Deutschland Fuß fassen könnte, hatte sie keine Sekunde gezögert und zugestimmt.
 

Und nun war sie hier und hatte es den guten Beziehungen ihres Vaters zu verdanken, dass sie gleich eine eigene Wohnung zur Verfügung stehen hatte, welche zudem auch vollständig eingerichtet war. Ihr eigenes kleines Reich inmitten der noch so unbekannten Metropole.
 

Nachdem ihr Rechner hochgefahren war, öffnete Haruka den Chat und schreib Michiru an.

Leider verlief der Chat nicht ganz so, wie sie es sich erhofft hatte. Michiru war nicht auf ihr Angebot eines Treffens eingegangen und zudem hatte sich ihre Hoffnung auf die gleiche Schule zu gehen auch zerschlagen. Das Einzige, was sie erreicht hatte war, dass die Musikerin nach ihrer deutschen Handynummer gefragt hatte.

<Immerhin etwas. Ich hätte es jedoch viel besser gefunden, wenn wir uns gleich morgen sehen könnten. Aber was nicht ist, das kann ja noch werden. Ich sollte nicht gleich aufgeben. Immerhin habe ich bisher immer bekommen, was ich wollte.>

Nach einem ausgiebigen Gähner klappte die Blondine ihren Laptop zu und legte sich hin. In Gedanken war sie noch immer bei Michiru und ihren Überlegungen, wie sie diese zu einem Treffen überreden konnte.
 

Nach einer viel zu kurzen Nacht wurde die Sportlerin von ihrem Wecker aus dem Bett geklingelt. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie noch etwa eine halbe Stunde hatte um sich fertig zu machen, etwas zu essen und dann den Weg zur Schule zu finden. Somit ging sie zu ihrem Schreibtisch und schaltete den Laptop ein. Während dieser startete, ging sie in die Küche und setzte sich einen Kaffee auf. Dieser Muntermacher am frühen Morgen würde nötig sein, denn sie spürte den Jetlag deutlich in ihren Knochen. Anschließend begab sie sich ins Bad um sich für den Tag frisch zu machen.
 

Auf dem Rückweg aus dem Badezimmer schnappte sie ich eine Tasse mit dem heißen Wachmacher und setzte sich vor den PC.

<So, dann wollen wir doch mal schauen.> Sie gab die Homepage der Schule ein, damit sie sich ein Bild von dieser machen konnte und auch um die Adresse dann in einen Routenplaner einzugeben.

Das Erste, was sie feststellte war, dass sie im Gegensatz zu ihrer alten Schule in Japan keine Schuluniform tragen musste. Dies kam ihr sehr gelegen. Hätte ihre Vorliebe zu Hosen und Hemden doch gleich wieder zu Diskussionen mit der Schulleitung geführt, wenn es einen Uniformzwang geben würde. Somit war ein Problem schon mal erledigt.

Der Routenplaner, welchen Haruka parallel geöffnet hatte, zeigte ihr das ihr Vater bei der Wohnungswahl schon darauf geachtet hatte, dass sie in relativer Nähe zur Schule lebte. Etwa 15 Minuten Fußmarsch trennten Haruka von ihrer neuen Schule. Über diese Tatsache konnte sie nur den Kopf schütteln... <Oh man, ich hätte es wissen müssen. Er war es schließlich, der mir sagte, dass ich nur nach Deutschland darf, wenn ich dort eine angesehene Schule besuche und meinen Abschluss mache.>
 

Dank ihrer Vorbereitung hatte sie den Weg zur Schule ohne Probleme gefunden. Noch bevor Haruka den Schulhof betreten hatte, wurde sie schon von den bereits anwesenden Schülerinnen und Schülern interessiert gemustert. Ihr suchender Blick hatte sie sofort „als Neue“ verraten und obwohl sie es gewohnt war im Rampenlicht zu stehen, fühlte sie sich in diesem Moment unwohl. Haruka versuchte das Gefühl zu verdrängen und steuerte gleich auf den Haupteingang des Gymnasiums zu. Sie betrat die große Eingangshalle und schaute sich erst einmal um.

„Du scheinst neu hier zu sein. Kann ich dir vielleicht irgendwie helfen?“ ein Junge, etwa in ihrem Alter hatte sie beim Eintreten bereits beobachtet.

Die sportliche Blondine brauchte einen kurzen Moment um sich zu sammeln. Zwar hatte sie in ihrer alten Schule, eine der besten privaten Eliteschulen Japans, Deutschunterricht gehabt, doch diese Sprache nun in der Praxis zu gebrauchen war doch was anderes.

„Äh ja, ich suche das Sekretariat. Ich habe heute meinen ersten Schultag hier und muss noch in Erfahrung bringen, welche Klasse ich besuchen werde.“ Haruka war erleichtert, dass dieser Junge ihr seine Hilfe angeboten hatte. So würde sie nicht zu viel Zeit verlieren bei der Suche nach dem gesuchten Raum.

„Klar, folge mir einfach. Ich bin übrigens Sven. Du hast einen interessanten Akzent. Darf ich fragen, wo du herkommst?“

Haruka war leicht überfordert mit den ganzen Informationen und Fragen ihrer neuen Bekanntschaft. Dennoch versuchte sie ihm seine Frage zu beantworten.

„Danke. Mein Name ist Haruka. Ich bin gestern Nacht in Berlin angekommen. Ich komme aus Japan.“

„Echt? Du sprichst super deutsch. Wie kommt das? Und darf ich wissen, was dich hierher verschlagen hat?“ wollte er als nächstes Wissen.

Wieder antwortete Haruka auf die ihr gestellten Fragen und beschwor so die nächsten herauf. Sven war ein wirklich neugieriger junger Mann. So ging es die ganze Zeit hin und her, bis die beiden am Ziel angekommen waren und Sven sich vorerst verabschiedete.
 

Nachdem alles Organisatorische geklärt war, wurde Haruka vom Schulleiter bis zu ihrer neuen Klasse begleitet. Der Unterricht hatte mittlerweile bereits angefangen und so war es Haruka gleich nochmal ein wenig unangenehmer, als sie den Klassenraum betrat. Alle Blicke waren auf sie gerichtet und verfolgten sie geradezu bei ihrem Weg zu ihrem Platz. Von überall her konnte sie das Tuscheln ihrer neuen Mitschüler vernehmen.
 

Währenddessen konnte man in einem der Klassenräume in der Nähe ein erleichtertes Seufzen einer anderen jungen Frau vernehmen. Mit einiger Erleichterung stellte Michiru fest, dass Haruka wohl eine andere Klasse besuchen würde und sie sich vorerst nicht sahen. Die Sorge der Künstlerin ihrer Internetbekanntschaft so kurz nach deren Eintreffen in Berlin zu begegnen war erst einmal vertagt. Aber ihr war bewusst, dass es eines Tages unvermeidlich war.
 

Der Schultag verlief ohne besondere Vorkommnisse und Haruka konnte sich relativ schnell einleben. In den Pausen wurde sie von ihren Klassenkameraden mit Fragen überschüttet, da diese doch recht neugierig waren, was die Blondine nach Deutschland verschlagen hatte. Im Unterricht hatte Haruka so ihre Schwierigkeiten den Lehrern in ihren Ausführungen zu folgen, da sich hier und da kleinere Verständnisprobleme auftaten.

Somit war sie froh, als es endlich zum Schulschluss klingelte und sie sich auf Erkundungstour durch Berlin begeben konnte. Sie hatte schon so viel über die Stadt gelesen und sie freute sich schon sehr darauf all die bekannten Orte selbst in Augenschein nehmen zu können. Ihr nächster Termin war erst am späten Nachmittag. Dann würde sie sich mit ihrem neuen Team zu einem ersten Kennenlernen treffen und die Trainingspläne besprechen. Bis dahin hatte sie alle Zeit der Welt und diese wollte sie so gut es ging nutzen.

Die Farbe Grün - Was wäre wenn

Michiru bildete zwei Schalen mit ihren kleinen Händen und ließ kaltes Wasser hineinlaufen. Mit einer kurzen Bewegung landete das kühle Nass in ihrem bleichen Gesicht und sie schloss schnell die Augen. Sie schaute in den von Kalkflecken benetzten Spiegel der Mädchentoilette. Entgegen ihrer verwirrten Gefühle, strahlten ihr zwei große leuchtend blaue Augen entgegen.
 

Ein Leuchten das Michiru bei sich selbst seit Monaten nicht mehr gesehen hatte. Sie stützte sich an dem Waschbeckenrand ab und atmete tief durch. Haruka war gerade mal ein paar Stunden an ihrer Schule und sie war bereits Gesprächsthema Nummer 1!

Abgesehen von den Faktoren dass sie a) aus Japan kam, b) eine gefeierte Rennfahrerin war und c) man sie mit einem gelben Porsche hatte vorfahren sehen… sagte man ihr ein gutes Aussehen nach. Eines welches Männer und Frauen gleichermaßen die Sprache verschlug?? Die junge Frau mit den türkisen Locken seufzte leise. Die ganze Schule war in Aufruhr. Sie schüttelte den Kopf und ihre langen Haare wirbelten in weichen Locken umher.

„… das hat nichts zu bedeuten… du darfst Haruka NICHT verfolgen.. du wirst sie NICHT ansprechen...du wirst...“ sie verharrte in ihrer Bewegung und starrte in ein weiteres Augenpaar. Ein gehässiges und hasserfülltes Gesicht starrte ihr mit rehbraunen Augen entgegen: Julia.

„Wen haben wir denn da?“ kam es bittersüß von ihr. Michiru versuchte den Impuls zu unterdrücken nicht sofort das Weite zu suchen und stafte ihre Schultern.

Julia war das beliebteste Mädchen der Schule: reich, wunderschön, Schulsprecherin und Klassenbeste...alles was Michiru nicht war.

„… hallo Julia.“ kam es leise von Michiru - sehr viel piepsiger als sie wollte.
 

Die wunderschöne Brünette mit den endlosen Beinen und dem sinnlichen Mund, verzog diesen zu einem gespielt freundlichen Lächeln:“Hallo Michiru. Du siehst ja wieder wundervoll aus heute… hast du diesen Pullover aus der Müllkippe in deinem Kiez gezogen?“ Michiru ballte die Hände unbewusst zu Fäusten:“Ich muss jetzt gehen..“ antwortete die Violinistin knapp und wollte sich gerade an der Schulsprecherin vorbeischieben, als diese ihr den Weg blockierte:

“Was hast du da eben gefaselt Brillenschlange? DU willst Haruka ansprechen? VER..GISS..ES!“ zischte sie Michiru leise ins Ohr und packte sie an ihrem verwaschenen Strickpullover und drückte sie unsanft gegen das Waschbecken. Die braunen Augen der Schönheit funkelten belustigt, als sie Michirus vor Schreck geweitete Augen sah.

„Oh Michiru...kleine süße Brillenschlange. Du bist es doch noch nicht mal wert, dass dich unser neuer Schulstar dich mit dem Rücken beachtet...sieh dich an...dreckig, klein und hässlich. Nicht mal die dreckigsten Penner sind auf einer Stufe mit dir.“

Sie ließ Michiru bei diesen Worten unsanft fallen. Diese konnte sich gerade noch am Waschbeckenrand festhalten und richtete sich ungeschickt wieder auf.

Julia überragte die zarte junge Frau um fast einen Kopf. „...ich...wollte nicht...“ stammelte sie und ihre Wangen röteten sich vor Wut und Scham. Julia trat neben sie an den anderen Spiegel und zog sich die kirschroten Lippen nach:“Ich weiß Brillenschlange. Und nun da das geklärt ist… einen schönen Tag noch...“ mit einem boshaften Grinsen lief sie extra nah an Michiru vorbei und stieß sie unsanft mit der Schulter zur Seite.
 

Mit bebenden Lippen stürmte Michiru in die Toilette und ließ ihren Tränen freien lauf. Wie konnte sie nur ernsthaft daran denken, dass ausgerechnet sie: die dreckige Brillenschlange mit Haruka befreundet sein könnte.
 

Wenige Stunden nach dem Vorfall in der Schultoilette verließ Michiru nach der letzten Stunde das Schulgebäude. Die Sonne strahlte über Berlin und der verheißungsvolle Geruch des Frühlings ließ Michiru kurz innehalten und lächeln. Sie liebte die Kirschblütenzeit… all die bunten Farben und das Neuerwachen des Lebens, ließen sie ihre Sorgen kurz vergessen.
 

Ein seltsames Gefühl der Wärme in ihrem Herzen ließen sie die Augen öffnen und nach Rechts blicken. Ihre Augen weiteten sich, als sie Haruka mit einem Jungen über den Schulhof laufen sah. Von weitem hätte niemand vermutet das diese eigentlich ein Mädchen ist: hochgewachsen, androgyn und mit kurzen blonden Haaren lief sie mit einer selbstbewussten Eleganz neben dem Jungen her.
 

Ein verträumtes Lächeln umspielte die Lippen der Geigerin und sie stellte sich vor, wie sie selbst neben der Rennfahrerin laufen würde und…

Schnell schüttelte sie den Kopf und die geröteten Wangen und das schlagende Herz verrieten dass sich andere Gefühle in ihr anbahnten. Doch warum? Weil Haruka der erste Mensch war, der sie so vollkommen Anders wahrnahm als die Anderen? Vermutlich. Doch wenn Haruka sie erst sehen würde..was dann? Abgesehen davon: Haruka durfte nicht sehen, dass Michiru eine kleine Brillenschlange aus den schlechtesten Verhältnissen war...Julia hatte Recht.
 

Sie machte sich auf den Weg zum Alexanderplatz und spulte innerlich immer wieder das Bild der Rennfahrerin vor sich ab. Das Lächeln in ihrem Gesicht verschwand auch nicht, als sie sich mit ihrer besten Freundin und Produzentin Elsa in einem Café auf dem Alexanderplatz traf.
 

„Michiru? Michiru!“ ihre Freundin mit dem feuerroten Haaren wedelte mit der Speisekarte vor Michirus Nase herum. „HALLO!!“ Erschrocken rutschte der jungen Frau die Brille von der Nase. Nervös schob sie die Brille wieder auf ihren Platz zurück:“Es ist alles okay Elsa! Entschuldige. Ich bin so in Gedanken, weil Haruka nun in Deutschland ist und ich keine Ahnung habe wie lange sie sich mit einem Treffen hinhalten lässt“ Elsa lehnte sich in den Korbsessel zurück und legte die Karte auf den Tisch:“Das kann nicht dein Ernst sein Michiru! Erst bist du vollkommen ausgeflippt dass sie hier nach Deutschland kommt und nun traust du dich nicht sie zu treffen! Wenn es an der Kleidung liegt, dann leihe ich dir etwas aus!“ Michiru legte die Karte ebenfalls auf den Tisch zurück und entgegnete mit fester Stimme:“… das ist es nicht. Du weißt, dass ich jeden Cent für mein neues Leben spare. Etwas zum Anziehen könnte ich mir schon leisten. Aber dann würde meine Mutter vielleicht misstrauisch und du weißt dass wir uns nun keinen Fehler mehr erlauben dürfen.“ Elsa zog eine rote Augenbraue in die Höhe und bestellte Erstmal ein deftiges Mittagessen für Beide, sie nahmen eh immer das Gleiche: Fisch mit selbstgemachten Kartoffelbrei und Dillsoße.
 

„Mal im ernst! Du redest seit MONATEN von nichts anderem als Haruka! Und anscheinend mögt ihr Beide euch wirklich… denkst du nicht, dass du sie in dein Geheimnis einweihen kannst? Gerade weil es nur noch wenige Monate vor dem Abschluss sind? Ich bin deine Managerin und Produzentin! Und als diese kann ich dich verstehen.. aber vorallem bin ich eines: Deine beste Freundin!" sie hielt kurz inne um dann mit ernsterer Stimme fortzufahren: "Aber es ist doch verrückt dass du sie meidest nur weil du Angst vor deiner eigenen Kurage hast! Sie wird deine Lebensumstände sicher verstehen und was du durchmachst!“

Elsa war bereits Studentin im 2. Semester der Wirtschaftswissenschaften hier in Berlin. Neben ihrem Studium managte sie den Youtube Kanal für Michiru und organisierte unter verdeckter Identität Räumlichkeiten für die Aufnahmen und Proben. Michiru und sie kannten sich seit der Grundschule und waren seither unzertrennlich gewesen.
 

„… wenn ich nur so mutig wäre wie du Elsa...“ kam es kleinlaut von Michiru. Während sie das Essen zu sich nahmen, hörte Michiru mehrmals ihr Handy in der Tasche klingeln. Das warme Gefühl in ihrer Brust schien ihr Herz zu verbrühen. Elsa redete noch weiter auf Michiru ein und ermutigte sie zumindest auf Harukas Mails zu reagieren! Nach dem Essen machte sich Elsa noch über ihren geliebten Berliner Schokokuchen her und beobachtete ihre Freundin wie sie zittrig das Handy in Händen hielt.
 

"Ich kann nicht Elsa... was ist wenn sie mich nicht mag? Was ist wenn ich sie verscheuche! Ich bin vielleicht selbstbewusst im Internet! Aber das ist nicht das Internet... das ist ... sie mich an." endete Michiru ihren 10. Versuch Haruka zu antworten.

„LOS JETZT!“ drängte die beste Freundin genervt die zittrige Michiru und riss der verdatterten Schönheit mit Brille das alte Ding letztlich aus der Hand: „Das kann man ECHT nicht mit ansehen!“ Michiru sah sie geschockt an und versuchte ihr Backsteinhandy aus den frühen 2000dern zurück zu erobern. „ GIB HER ELSA GREY!!“ schrie Michiru fast. Doch Elsa tippte schnell eine Nachricht in das Telefon und drückte auf SENDEN. Vornüber gelehnt bemerkte Michiru nicht, dass sie halb den Schokokuchen zerdrückte und Elsa fast mit dem Stuhl umkippte um sich von Michiru nicht erwischen zu lassen.

„MIST!! Doppelmist!!“ schimpfte Michiru und starrte auf den zermatschten Kuchen und den fetten braunen Fleck auf ihrem alten Pullover. Elsa schob ihr grinsend das Telefon über den Tisch zurück.

Zitternd und fluchend griff das Mädchen mit den zarten Gesichtszügen danach und starrte auf die noch offene SMS: Hallo Haruka, hier ist Michiru. Danke für deine vielen lieben Mails. Ich kann es kaum erwarten dich zu treffen! Hast du morgen Abend schon etwas vor? Wir könnten uns hier im Café Bömmel treffen! Ich zeige dir Berlin wie du es nur von mir kennen lernen kannst! Deine Michiru!“

Kreidebleich sank Michiru in sich zusammen und ließ den Kopf auf die Tischplatte fallen, leider stellte sich die gewünschte Ohnmacht nicht sofort ein und die Welt würde auch nicht aufhören zu sein… das konnte die Violinistin ahnen.

Elsa lachte nur und aß den zermatschten Schokokuchen. Wiedermal würde sie ihre Freundin zum Glück zwingen müssen. Sei es auch mit Gewalt.
 

Spät am Abend, der Mond stand hell und rund über Berlin, ertönte das Telefon leise in Michirus Schultasche. Mit zitternden Händen fischte sie das Telefon aus dem vorderen Fach und öffnete die Nachricht von Haruka: Geht klar! Ich freue mich auf dich! Um 15 Uhr nach der Schule! Ich warte am Eingang vom Hinterausgang. Haruka“ Nun war sie wirklich aufgeschmissen. Sie sank auf ein Knie und zitterte leicht vor Aufregung und Panik. Was sollte sie tun? Nun würde sie um ein Treffen mit der Sportlerin nicht herumkommen…

Obgleich Michiru Angst hatte, war da auch der innere Wunsch dieser unbekannten Freundin zu begegnen und sich ihr anzuvertrauen. Er brannte stärker als ihre Angst… mit langsamen Schritten durch das verkommene Viertel machte sie sich auf den Nachhauseweg. Die Wohnung würde wieder leer sein, nur erfüllt von dem Geruch alter Zigaretten und Alkohol. ...

Die Farbe Orange - Lebensfreude

Ihr erster Weg nach Unterrichtsschluss führte die sportliche Blondine zum K d W, wo sie sich als erstes ihr deutsches Handy zulegte um Michiru ihre neue Nummer mitteilen zu können.

Kaum war das Smartphone einsatzbereit, schrieb sie die Musikerin auch gleich via E-Mail an.

'Hey Michiru. Ich bin nun im Besitz einer deutschen Mobilfunknummer. Die Nummer lautet: 0170 /12345678. Ich würde mich freuen, wenn ich von dir schon sehr bald höre. LG Haruka'

Kaum fertig geschrieben, überlegte sie auch gleich noch weitere Worte hinzuzufügen, entschied sich dann aber doch dagegen.

<Später ist auch noch Zeit dafür mich ausgiebig mit ihr zu unterhalten. Vielleicht meldet sie sich ja gleich schon bei mir und ich habe dann auch ihre Nummer. Das macht es mir dann auch einfacher sie zu kontaktieren. E-Mails sind ja eine schöne Sache, aber eine SMS oder gar ein Anruf macht es persönlicher>
 

Nach einem kurzen Mittags-Imbiss machte die Rennfahrerin dann auf den Weg zu ihrem Termin mit ihrem künftigen Arbeitgeber.

Am Treffpunkt angekommen, wurde sie auch schon erwartet.
 

„Guten Tag, Sie müssen Haruka Tenoh sein. Freut mich, Sie persönlich kennenzulernen. Mein Name ist Daniel Winkel ich bin Ihr persönlicher Ansprechpartner für alle Belange. Lassen Sie uns doch rein gehen. Der Vorstand des Teams wartet bereits auf uns.“ nach kurzer Begrüßung und Vorstellung öffnete ihr neuer Ansprechpartner dann auch schon die Eingangstür und bat sie hinein.

Drinnen wurde Haruka bereits von einer größeren Runde wichtig aussehender Herrschaften erwartet.

< Na dann, auf ins Getümmel. Je eher dieses Gespräch beendet ist, desto eher habe ich die Chance nachzusehen, ob Michiru meine Mail schon gelesen hat...>
 

Abwesend saß Haruka dort in dem Besprechungsraum und hörte nur mit einem Ohr zu. Es interessierte sie nicht wirklich, was diese Herren sich für Hoffnung machten und wie sie für die junge Japanerin werben wollten. Sie wollte einfach aus Leidenschaft ihrem Hobby nachgehen und nebenbei als Rennfahrerin den ein oder anderen Erfolg feiern.

Nun gut, sie hätte nichts dagegen, wenn sie es in dieser Männerdomäne nach ganz oben schaffen würde nur um zu beweisen, dass Frauen ebenso erfolgreich im Rennsport sein können.
 

Erst als es um ihre Trainingspläne und weitere Termine ging, hörte sie doch gespannter zu.

„Da eine der Vertragsbedingungen Ihres Vaters lautet, dass Sie parallel zur Schule gehen werden, haben wir diesen Umstand selbstverständlich in der Trainingsplanung berücksichtigt. Daher werden unter der Woche regelmäßige Fitnesseinheiten vorrangig auf dem Plan stehen. Ebenso werden taktische Besprechungen nach den Wochenendeinheiten, welche großteils aus Fahrzeugtests auf dem Spreewaldring stattfinden werden. Einzelheiten, wie die genauen Trainingstage und die Termine der angesprochenen Besprechungen wird Ihnen Herr Winkel mitteilen. Er ist ihr persönlicher Assistent und ihr Ansprechpartner, aber das wird er Ihnen bestimmt schon mitgeteilt haben.“

Haruka nickte zur Bestätigung und wurde im nächsten Moment jedoch abgelenkt durch ihr Handy, welches sich durch den Vibrationsalarm in ihrer Hosentasche bemerkbar machte. Sofort beschleunigte sich ihr Herzschlag und die Hoffnung, bereits eine Antwort von Michiru erhalten zu haben, ließ sie ungeduldig werden und einen verstohlenen Blick auf ihre Armbanduhr werfen.

„Okay, vielen Dank für diese ganzen Informationen. Ich bin sicher, dass Herr Winkel und ich in den nächsten Tagen alle wichtigen Details besprechen werden. Leider muss ich mich nun auch entschuldigen, denn ich habe noch meine Hausaufgaben zu erledigen und möchte nicht gleich am zweiten Schultag ärger bekommen, weil ich diese nicht vorlegen kann.“
 

Ohne eine Antwort abzuwarten stand die Blondine auf und verabschiedete sich mit einer höflichen Verbeugung.
 

Auf dem Weg zu ihrem Wagen warf sie dann schnell einen Blick auf ihr Smartphone und ein strahlendes Lächeln legte sich auf ihre Lippen.

<Hm, eine SMS von einer unbekannten Nummer. Als Absender kommt ja nur Michiru in Frage, sonst hat ja niemand meine Nummer. Das kann nur bedeuten, dass sie schon ihre E-Mails abgerufen hat. Was sie wohl geschrieben hat?>

Weitere Gedanken verdrängte sie Rennfahrerin erfolgreich durch die Vorfreude auf die Worte ihrer Onlinebekanntschaft.
 

Gerade als sie die SMS öffnen wollte, stand ihr Assistent vor ihr und forderte die Aufmerksamkeit der Blondine.

„Das war aber nicht sonderlich geschickt, wie Sie sich verabschiedet haben. Die Herren waren alles andere als Begeistert von Ihrem plötzlichen Aufbruch. Ich habe sie jedoch recht schnell wieder beruhigen können. Das nächste Mal sprechen wir uns besser vorher ab, bevor so eine Aktion uns beide am Ende noch den Job kosten wird.“

Genervt verdrehte Haruka die Augen. <Der hat mir jetzt noch gefehlt>

Mit einem aufgesetzten Lächeln sah sie ihn an.

„Tut mir Leid. Aber daran werden Sie und auch diese Herren sich gewöhnen müssen. Ich bin nicht der Typ, der stundenlang einfach an einem Tisch sitzt und über Belanglosigkeiten spricht. Ich brauche meine Freiheiten.“
 

Daniel wusste nicht, wie ihm geschah. Da stand er vor einer der talentiertesten Nachwuchsrennfahrerinnen und musste doch tatsächlich über den Sinn des soeben zu Ende gegangenen Treffens diskutieren.

„Belanglosigkeiten? Es ging bei dem Treffen eben um Ihre Zukunft, verdammt. Ich finde das alles andere als Belanglos.“

Verzweifelte fuhr er sich mit beiden Händen durchs Haar und atmete einmal tief durch, ehe er in ruhigerem Ton fortfuhr.

„Okay, nochmal. Treffen wie dieses hier werden sich in Zukunft leider nicht gänzlich vermeiden lassen. Daher würde ich es sehr begrüßen, wenn wir beide uns vorher absprechen. Dann weiß ich, wann es Zeit wird die Sitzungen zu beenden und einen besseren Abschluss der Gespräche zu finden.“
 

Haruka nickte verständlich. Sie hatte bereits direkt nach dem Schließen der Tür zum Besprechungsraum ein schlechtes Gewissen. Ihr Vater hätte sie hierfür bestimmt mit Hausarrest oder schlimmeren bestraft. Und Daniel musste immerhin gerade die Wogen für sie wieder glätten.

„Ja, Sie haben ja Recht. Aber heute war es doch alles ein wenig viel für mich. Dennoch hätte ich nicht derart reagieren dürfen. Ich schlage vor, dass wir beide nochmals von vorne anfangen und so eine bessere Grundlage für unsere Zusammenarbeit aufbauen. Sie können ja schließlich nichts für das was heute vorgekommen ist und ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn Sie durch mich Ihren Job verlieren. Sie haben ja alles richtig gemacht.“
 

Daniel war von dem plötzlichen Sinneswandel sichtlich überrascht.

„Was? Wie meinen Sie das? Ich meine,...“

Er war schlichtweg unfähig einen klaren Gedanken zu fassen.
 

Diese Tatsache ließ die Sportlerin schmunzeln und ein schiefes Lächeln aufsetzen.

„Was gibt es da nicht zu verstehen? Ich würde mich über einen Neuanfang freuen. Und wenn wir schon so offen reden. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese übertriebene Höflichkeit sein lassen und uns auf ein „Du“ einigen könnten. Du kannst mich also ruhig Haruka nennen. Dann würde ich mich auch wohler fühlen. Immerhin bin ich noch nicht ganz Volljährig und somit geht das schon in Ordnung. Also, wie sieht es aus?“

Sie reichte dem jungen Mann die Hand, der diese zunächst blinzelnd betrachtete, ehe er sie ergriff.

„Sehr gerne, Haruka. Dann bestehe ich aber auch darauf, dass du mich Daniel nennst. Ein Neuanfang wäre mir eine Ehre.“
 

Die beiden fuhren noch in ein kleines Restaurant, wo Daniel die Blondine zu einem Abendessen einlud und sie sich noch über einige Details der Zusammenarbeit unterhielten.
 

Irgendwann verabschiedeten sie sich dann voneinander und Haruka machte sich auf den Heimweg.

Zu Hause schmiss sie ihre Schulsachen auf den Schreibtisch und begab sich an ihre Hausaufgaben. Auch wenn Sie diese nicht verpflichtend vorzeigen musste, da sie ja erst einen Tag an der neuen Schule war. Aber sie wollte sich Faulheit auf keinen Fall vorwerfen lassen.

Mit einigen Schwierigkeiten, obgleich des neuen und anderen Lernstoffes in Deutschland, konnte sie die Aufgaben dennoch erledigen.
 

Als sie das nächste Mal auf die Uhr sah erschrak sie leicht. Es war schon relativ spät und die Nacht würde wohl ziemlich kurz ausfallen. Dann erinnerte sie ein Blick auf ihr Smartphone, dass ja auch noch eine SMS darauf wartete, dass sie sie endlich las.

<Oh man, da hat Daniel mich doch wahrhaft davon abgehalten zu erfahren, was Michi mir geschrieben hat...>
 

SMS: Hallo Haruka, hier ist Michiru. Danke für deine vielen lieben Mails. Ich kann es kaum erwarten dich zu treffen! Hast du morgen Abend schon etwas vor? Wir könnten uns hier im Café Bömmel treffen! Ich zeige dir Berlin wie du es nur von mir kennen lernen kannst! Deine Michiru!“
 

Mehrere Male las Haruka die SMS und konnte ihr Glück kaum fassen. Nicht nur, dass Michiru ihr schon geschrieben hatte. Nein, sie hatte auch gleich um ein Treffen am morgigen Tag gefragt. Und was Haruka noch mehr freute war, dass die Musikerin ihr anscheinend auch noch die Stadt näher bringen wollte.

<Was hab ich doch für ein Glück. Und ich hatte schon gedacht, dass ich ihr zu forsch bin, weil ich ihr doch gleich nach Freischaltung der Nummer diese mitgeteilt hatte. Aber anscheinend hat sich mein Mut bezahlt gemacht.>
 

Ohne groß darüber nachzudenken tippte die große Blonde eine Antwort, wobei ihr Herz regelrecht raste.

„Geht klar! Ich freue mich auf dich! Um 15 Uhr nach der Schule! Ich warte am Eingang vom Hinterausgang. Haruka“
 

Erst nachdem die Antwort abgeschickt war wurde ihr klar, dass sie doch gar nicht wusste, wo das von Michiru genannte Café war. Doch ehe sie in Panik verfallen konnte, fiel ihr ein, dass ihr Smartphone ja auch als Navi nutzbar war. Somit suchte sie im Netz nur noch schnell nach der Adresse des Cafés und speicherte diese schon mal in die Routenplanerapp ein.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das nächste Kapitel wird dann wieder aus meiner Feder stammen. Leider hat sich die Bearbeitung bei mir verzögert, da mir privat etwas dazwischen gekommen ist. Aber in den nächsten Tagen wird es wohl wieder ruhiger bei mir, so dass ich dann endlich an der Fortführung arbeiten kann.

Ich danke euch auf jeden Fall jetzt schon für eure Geduld. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, es hat euch gefallen.
Das nächste Kapi kommt dann wieder von meiner Schreibpartnerin, welcher ich an dieser Stelle nochmals für Ihre Geduld danken möchte. Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (9)

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Von:  GothicVampir
2019-04-11T11:07:12+00:00 11.04.2019 13:07
Hallo ihr beiden, eure FF gefällt mir sehr gut und eure Art zu schreiben, macht es noch interessanter 😉 Ich hoffe ihr schreibt hier bald weiter, auch wenn euer letztes Kapitel, schon eine Weile zurück liegt. Denn mich interessiert es brennend, wie es mit Michiru & Haruka, weiter geht. 😊
LG GothicVampir
Von: abgemeldet
2017-10-11T19:54:30+00:00 11.10.2017 21:54
QAQ ich will mehr!!!! XD aber ich kenne das Problem mit dem Altag der echt fies sein kann :/ bin sehr gespannt wies weitergeht
Von:  Ambet1985
2017-05-31T01:52:18+00:00 31.05.2017 03:52
Hey ich finde diese Geschichte super und hoffe das es schnell weiter geht 😉
Antwort von:  dreamfighter
31.05.2017 06:06
Danke, für deine lieben Worte.
Wie schnell es jetzt weitergeht, kann ich leider nicht beeinflussen. Wie bereits erwähnt, ist nun meine Schreibpartnerin an der Reihe. Ich muss mich somit gerade selbst überraschen lassen.

Sobald mir das neue Kapi vorliegt, werde ich es mit euch teilen. Bis dahin muss ich leider um ein wenig Geduld bitten.

Denn, Gut Ding will Weile haben ;-)
Von: abgemeldet
2017-03-15T20:31:43+00:00 15.03.2017 21:31
Hii
Wäre ich Michiru müsse ich momentan wahrscheinlich nich ob ich Elsa im Moment einfach nur erschlagen sollte oder sie einfach küsse sollte, weil Michiru sich die ganze Zeit so dagegen sträubt das Haruka sie persönlich kennen lernt (sie hat ja ihre Gründe) auch will sie Haruka gerne kennen lernen würde was das ganz nich wirklich leicht macht andererseits sollte sie Elsa kreischend um den Hals fallen, da sie ihr gerade ein Date mit Haruka arrangiert hat.
Wobei ich nicht sicher bin was Haruka dazu sagen wird da Michiru sie ja die ganze Zeit auf Eis laufen hat was das angeht.

Tolles Kapitel, ich freue mich drauf wenn es weiter geht und Geduld habe ich glaubig genug, Hauptsache das Kapitel kommt irgendwann.
Lg crazy
Von:  LPMarkus5324
2017-03-15T15:46:19+00:00 15.03.2017 16:46
Ich hoffe du hast uns hier nicht vergessen 😣 wann kommt denn das nächste Kapitel 🙃
Antwort von:  dreamfighter
15.03.2017 19:22
Nein, ich habe euch nicht vergessen. Aber mir ist privat etwas dazwischen gekommen und ich bin total am Ende meiner Kräfte. Aber da meine Schreibpartnerin ja fleißig war, lade ich gleich das dritte Kapitel hoch.
Antwort von:  LPMarkus5324
16.03.2017 00:55
Oh na dann hoffe das alles ok ist. Und toll das du trotzdem was hochlädst 🙏🏻😁
Von: abgemeldet
2017-02-25T18:11:17+00:00 25.02.2017 19:11
Hii
Also da ich eigentlich mit Sailer Moon nix am Hut habe und das hier das erste Fanfic ist das ich zu Sailer Moon lese muss ich sagen das mir die Story wirklich gut gefällt.

Ich hoffe Haruka und Michiru treffen sich bald mal auf der Schule denn das dürft echt lustig werden.

Ich hoffe es geht bald weiter^^
Lg crazy
Antwort von:  dreamfighter
26.02.2017 09:52
Es freut uns, dass dir unsere Story gefällt, obwohl das eigentlich nicht dein Fandom ist.
Ich werde in kürze das nächste Kapitel meiner Schreibpartnerin hochladen. Parallel arbeite ich an meinem Kapitel.

LG fighter
Von:  LPMarkus5324
2017-01-31T23:24:50+00:00 01.02.2017 00:24
Die story fängt schon mal gut an und ich hoffe das es bald ein neues Kapitel gibt.
PS: wohne in Berlin 😎😂
Antwort von:  dreamfighter
01.02.2017 06:17
Hallo Markus,
vielen Dank für deinen Kommi.

Das nächste Kapitel steht schon in den Startlöchern. Nur noch ein klein wenig Geduld.
Von:  Setsuhara
2017-01-27T10:49:30+00:00 27.01.2017 11:49
Toller Anfang ich freue mich noch mehr von deiner Story zu lesen :)
Antwort von:  dreamfighter
27.01.2017 11:55
Vielen Dank für deinen Kommi.
Das nächste Kapitel aus der Hand meiner Schreibpartnerin ist bereits fertig zur Veröffentlichung.
Da wir beide uns mit den Kapiteln abwechseln, habe ich mich entschlossen, dass dritte Kapitel zu veröffentlichen, wenn ich mit meinem Part (Kapitel 4) in den letzten Zügen liege.


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