Kaleidoskop - Facetten einer Liebe von dreamfighter ================================================================================ Kapitel 2: Die Farbe Blau - Fernweh ----------------------------------- Nach über 14 Stunden Reisezeit war Haruka endlich in Deutschlands Hauptstadt angekommen. Kaum hatte sie die Wohnungstür ihrer Berliner Altbauwohnung hinter sich verschlossen, galt ihre gesamte Aufmerksamkeit auch schon ihrem Laptop, welchen Sie auf dem großen schweren Schreibtisch aufbaute. Zu groß war ihre Sehnsucht nach der ihr eigentlich so unbekannten japanischen Musikerin. Dabei war es ihrer Mutter zu verdanken, dass sie überhaupt in Kontakt treten konnten. Harukas Vater gehörte zu den einflussreichsten Unternehmern Japans und war anfangs überhaupt nicht mit den Plänen seiner Tochter, Rennfahrerin zu werden, einverstanden. Doch nachdem die Blondine ihre ersten Erfolge erzielte und so der Name Tennoh immer bekannter wurde, auch über die Landesgrenzen hinaus, änderte sich seine Meinung. Er begann sie zu fördern und half ihr auch bei der Sponsorensuche. Harukas Mutter hingegen störte weniger die Leidenschaft ihrer Tochter für den Motorsport. Viel mehr war es deren Musikgeschmack, der sie fast um den Verstand brachte. Ständig drangen dumpfe Bässe und harte Drumbeats aus dem Zimmer ihrer Tochter. Irgendwann machte sie Haruka dann den Vorschlag es doch mal mit etwas klassischem zu versuchen. „Sieh es doch einfach als Ausgleich zu deinem aufregenden Alltag. Die klassische Musik kann dir dabei helfen wieder ruhig zu werden nach einem anstrengenden Rennen. Bitte Haruka, versuch es doch einfach mal.“ Da ihre Mutter ihr damit keine Ruhe ließ und sie diese Worte beinahe täglich zu hören bekam, willigte die Blondine des lieben Familienfriedens willen, ein und begann im Internet nach entsprechender Musik zu suchen. Anfangs konnte die Rennfahrerin sich nicht mit dieser Musikrichtung anfreunden doch nach einigem Suchen fand sie sich plötzlich auf einem Youtube-Kanal einer japanischen Violinistin wieder. Die Art, wie diese Künstlerin den Bogen über die Saiten ihres Instrumentes gleiten ließ, verzauberte Haruka regelrecht. Es war, als würde diese Künstlerin direkt ihr Herz und ihre Seele ansprechen und das nur mit ein paar wundervollen Tönen, welche diese ihrem Instrument entlockte. Je mehr Werke Haruka sich anhörte, desto größer wurde Ihr Wunsch, mehr über die Musikerin ohne Gesicht zu erfahren. Denn das war etwas, was Haruka am meisten störte. Sie wusste nicht, wie die Person, welche sie Tag ein Tag aus auf dem Bildschirm beobachtete aussah. Irgendwann schrieb sie die Besitzerin des Channels an, in der Hoffnung so mehr über diese zu erfahren und vielleicht sogar ein Bild von deren Gesicht zu erhalten. Inzwischen schrieben die beiden seit über 4 Monaten regelmäßig miteinander. Es war zu einem festen Ritual zwischen ihnen geworden. So erfuhr sie auch, dass die Musikerin Michiru hieß und in Berlin lebte. Doch sehr zu ihrem eigenen Leidwesen hatte die Blondine noch immer keine Ahnung, wie ihre Chatpartnerin nun aussah. Als dann ihr neuer Sponsor, den ihr Vater ihr organisiert hatte, ihr das Angebot machte, dass sie in Deutschland Fuß fassen könnte, hatte sie keine Sekunde gezögert und zugestimmt. Und nun war sie hier und hatte es den guten Beziehungen ihres Vaters zu verdanken, dass sie gleich eine eigene Wohnung zur Verfügung stehen hatte, welche zudem auch vollständig eingerichtet war. Ihr eigenes kleines Reich inmitten der noch so unbekannten Metropole. Nachdem ihr Rechner hochgefahren war, öffnete Haruka den Chat und schreib Michiru an. Leider verlief der Chat nicht ganz so, wie sie es sich erhofft hatte. Michiru war nicht auf ihr Angebot eines Treffens eingegangen und zudem hatte sich ihre Hoffnung auf die gleiche Schule zu gehen auch zerschlagen. Das Einzige, was sie erreicht hatte war, dass die Musikerin nach ihrer deutschen Handynummer gefragt hatte. Nach einem ausgiebigen Gähner klappte die Blondine ihren Laptop zu und legte sich hin. In Gedanken war sie noch immer bei Michiru und ihren Überlegungen, wie sie diese zu einem Treffen überreden konnte. Nach einer viel zu kurzen Nacht wurde die Sportlerin von ihrem Wecker aus dem Bett geklingelt. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie noch etwa eine halbe Stunde hatte um sich fertig zu machen, etwas zu essen und dann den Weg zur Schule zu finden. Somit ging sie zu ihrem Schreibtisch und schaltete den Laptop ein. Während dieser startete, ging sie in die Küche und setzte sich einen Kaffee auf. Dieser Muntermacher am frühen Morgen würde nötig sein, denn sie spürte den Jetlag deutlich in ihren Knochen. Anschließend begab sie sich ins Bad um sich für den Tag frisch zu machen. Auf dem Rückweg aus dem Badezimmer schnappte sie ich eine Tasse mit dem heißen Wachmacher und setzte sich vor den PC. Sie gab die Homepage der Schule ein, damit sie sich ein Bild von dieser machen konnte und auch um die Adresse dann in einen Routenplaner einzugeben. Das Erste, was sie feststellte war, dass sie im Gegensatz zu ihrer alten Schule in Japan keine Schuluniform tragen musste. Dies kam ihr sehr gelegen. Hätte ihre Vorliebe zu Hosen und Hemden doch gleich wieder zu Diskussionen mit der Schulleitung geführt, wenn es einen Uniformzwang geben würde. Somit war ein Problem schon mal erledigt. Der Routenplaner, welchen Haruka parallel geöffnet hatte, zeigte ihr das ihr Vater bei der Wohnungswahl schon darauf geachtet hatte, dass sie in relativer Nähe zur Schule lebte. Etwa 15 Minuten Fußmarsch trennten Haruka von ihrer neuen Schule. Über diese Tatsache konnte sie nur den Kopf schütteln... Dank ihrer Vorbereitung hatte sie den Weg zur Schule ohne Probleme gefunden. Noch bevor Haruka den Schulhof betreten hatte, wurde sie schon von den bereits anwesenden Schülerinnen und Schülern interessiert gemustert. Ihr suchender Blick hatte sie sofort „als Neue“ verraten und obwohl sie es gewohnt war im Rampenlicht zu stehen, fühlte sie sich in diesem Moment unwohl. Haruka versuchte das Gefühl zu verdrängen und steuerte gleich auf den Haupteingang des Gymnasiums zu. Sie betrat die große Eingangshalle und schaute sich erst einmal um. „Du scheinst neu hier zu sein. Kann ich dir vielleicht irgendwie helfen?“ ein Junge, etwa in ihrem Alter hatte sie beim Eintreten bereits beobachtet. Die sportliche Blondine brauchte einen kurzen Moment um sich zu sammeln. Zwar hatte sie in ihrer alten Schule, eine der besten privaten Eliteschulen Japans, Deutschunterricht gehabt, doch diese Sprache nun in der Praxis zu gebrauchen war doch was anderes. „Äh ja, ich suche das Sekretariat. Ich habe heute meinen ersten Schultag hier und muss noch in Erfahrung bringen, welche Klasse ich besuchen werde.“ Haruka war erleichtert, dass dieser Junge ihr seine Hilfe angeboten hatte. So würde sie nicht zu viel Zeit verlieren bei der Suche nach dem gesuchten Raum. „Klar, folge mir einfach. Ich bin übrigens Sven. Du hast einen interessanten Akzent. Darf ich fragen, wo du herkommst?“ Haruka war leicht überfordert mit den ganzen Informationen und Fragen ihrer neuen Bekanntschaft. Dennoch versuchte sie ihm seine Frage zu beantworten. „Danke. Mein Name ist Haruka. Ich bin gestern Nacht in Berlin angekommen. Ich komme aus Japan.“ „Echt? Du sprichst super deutsch. Wie kommt das? Und darf ich wissen, was dich hierher verschlagen hat?“ wollte er als nächstes Wissen. Wieder antwortete Haruka auf die ihr gestellten Fragen und beschwor so die nächsten herauf. Sven war ein wirklich neugieriger junger Mann. So ging es die ganze Zeit hin und her, bis die beiden am Ziel angekommen waren und Sven sich vorerst verabschiedete. Nachdem alles Organisatorische geklärt war, wurde Haruka vom Schulleiter bis zu ihrer neuen Klasse begleitet. Der Unterricht hatte mittlerweile bereits angefangen und so war es Haruka gleich nochmal ein wenig unangenehmer, als sie den Klassenraum betrat. Alle Blicke waren auf sie gerichtet und verfolgten sie geradezu bei ihrem Weg zu ihrem Platz. Von überall her konnte sie das Tuscheln ihrer neuen Mitschüler vernehmen. Währenddessen konnte man in einem der Klassenräume in der Nähe ein erleichtertes Seufzen einer anderen jungen Frau vernehmen. Mit einiger Erleichterung stellte Michiru fest, dass Haruka wohl eine andere Klasse besuchen würde und sie sich vorerst nicht sahen. Die Sorge der Künstlerin ihrer Internetbekanntschaft so kurz nach deren Eintreffen in Berlin zu begegnen war erst einmal vertagt. Aber ihr war bewusst, dass es eines Tages unvermeidlich war. Der Schultag verlief ohne besondere Vorkommnisse und Haruka konnte sich relativ schnell einleben. In den Pausen wurde sie von ihren Klassenkameraden mit Fragen überschüttet, da diese doch recht neugierig waren, was die Blondine nach Deutschland verschlagen hatte. Im Unterricht hatte Haruka so ihre Schwierigkeiten den Lehrern in ihren Ausführungen zu folgen, da sich hier und da kleinere Verständnisprobleme auftaten. Somit war sie froh, als es endlich zum Schulschluss klingelte und sie sich auf Erkundungstour durch Berlin begeben konnte. Sie hatte schon so viel über die Stadt gelesen und sie freute sich schon sehr darauf all die bekannten Orte selbst in Augenschein nehmen zu können. Ihr nächster Termin war erst am späten Nachmittag. Dann würde sie sich mit ihrem neuen Team zu einem ersten Kennenlernen treffen und die Trainingspläne besprechen. Bis dahin hatte sie alle Zeit der Welt und diese wollte sie so gut es ging nutzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)