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Only Human

von

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Silbernes Haar

Es war Nacht.

Die ganze Stadt war Menschenleer. Es fuhren weder Autos auf den Straßen, noch Züge auf den Schienen, lediglich Katzen sah man durch die Gärten streunern. Es war auch kein Wunder, dass es so still und leblos war. Um drei Uhr morgens schliefen nunmal die meisten Lebewesen.

Doch in einem Haus brannte noch Licht. Im siebenstöckigen Backsteinhaus war alles dunkel, bis auf ein Fenster, aus welchem Licht kam. Mehrmals die Woche brannte bis spät in der Nacht Licht in der Dachbodenwohnung des Hauses. Gelegentlich hörte man leises Fluchen und dumpfe Geräusche daraus.

Das Haus war gut isoliert, sodass die Nachbarn in den Stockwerken darunter nicht gestört wurden. Und selbst wenn, wäre es dem jungen Studenten egal gewesen. Er hatte ganz andere Probleme....

Wie jeden Abend saß Anthony an seinem Schreibtisch und hörte Musik während er an neuen Entwürfen arbeitete. Mit geübten Bewegungen zeichnete er die Umrisse einer Frau. Nach und nach bekam sie einen Mantel um. Mürrisch mustete er die Zeichnung vor ihm und runzelte die Stirn.

"Das gibts doch nicht" flüsterte er genervt und stand auf. Stundenlang versuchte er sich bereits an diesem Mantel und er wollte einfach nicht gelingen.

Er scheiterte an einem einfachen Mantel. War das zu Glauben?

Er verließ das Zimmer und ging zum Kühlschrank. Mit einem Glas kaltem Kirschsaft kam er zurück an seinem Schreibtisch. Kurz warf er einem weiteren Blick auf die Skizze, knüllte diese jedoch zusammen und warf sie in den bereits überfüllten Papierkorb. Ein Aktenvernichter wäre bei seinem Papierverbrauch eine gute Investition. Daran dachte er momentan öfter. Mit diesem Gedanken fing er wieder einmal von vorne an. Zeichnete die Silhouette einer jungen Frau und versuchte ihr, einen Originellen Mantel zu verpassen. Dabei war es eig nicht sonderlich schwer, einem Mandel Pelzkragen, Saum und Ärmel zu genen, ohne dass es nach Cruella d'Evil aussah.

Nach einiger Zeit blickte er auf die Uhr.

Es war bereits nach drei Uhr und er hatte noch nichts brauchbares Vorzuweisen.

Langsam machte er sich Sorgen.

In neun Wochen war seine Abschlussprüfung und er hatte noch nichtmal eins der drei vorzuweisenden Designs. Die Zeit wurde knapp und alle hegten große Erwartungen in ihn. Immerhin war er Anthony Storm, der Sohn von Mira und Joseph Storm, den Herausgebern der "InMode". Wenn er nichts herausragendes hervorbrachte, würde es seine Eltern und deren Ruf beschähmen.

Das eigentliche Problem war ja, dass Anthony ein Perfektionist war. Er achtete auf jede Kleinigkeit haargenau, egal ob es die Farbe der Knöpfe oder die exate Einfärbung des Stoffes war. Die ganze Nacht würde er wieder an diesen verdammten Entwürfen sitzen und am Ende doch nichts Vorzuzeigen haben. Sein Professor machte sich langsam auch Gedanken, ob Anthony überhaupt noch rechtzeitig fertig würde. Er wusste selbst, dass es so gut wie unmöglich war, alles fertigzustellen, dazu brauchte er seinen Prof nicht, aber natürlich stand auch dieser unter Druck. Einen Storm konnte man ja nicht durchfallen lassen.

Sturmklingeln riss Anthony aus dem Schlaf. Hektisch setzte er seine Brille auf und sprang aus seinem Schreibtischstuhl. Verdammt, er war schon wieder am Schreibtisch eingeschlafen. Gut dass er noch seine Klamotten vom Vortag trug, so konnte er sofort an die Tür.

Eilig schritt er zur Wohnungstür, während das Klingeln einfach nicht aufhören wollte. Gähnend öffnete er die Tür "Hey Oliver, komm rein".

Ein junger Mann mit grünem Haar und grau gefärbten Spritzen stand grinsend an der Tür

"Tony, Tony, Tony .... Wir waren um neun Uhr verabredet, hast du das vergessen?"

Mit einer einladenden Geste begrüßte er seinen Freund und bat ihn herein. Oliver folge Anthony in Richtung Schlafzimmer. Sofort schwang sich dieser aufs Bett und machte es sich bequem. Anthony musterte seinen Freund müde und gereizt, während er sich Shirt und die Hose auszog.

"Natürlich hast du es vergessen! Deshalb bin ich sofort zu dir Nachhause gekommen und nicht wie ausgemacht in die Altstadt... Wie lange warst du gestern wieder wach?" Besorgt musterte der aufgedrehte Mann sein Gegenüber.

Anthony zog sich seine Socken aus und ging nackt Richtung Bett "Alter, bist du meine Mutter? Es kann dir doch egal sein, wann ich schlafen gegangen bin!" Er beugte sich über den anderen Mann und zeigte ihm die Zunge. Oliver starrte ihn verdutzt an und begann zu kichern "Ach Spatz, du sollst doch nicht splitterfaser nackt vor mir rumlaufen." Sofort richtete sich Anthony wieder auf und ging zum Schrank. Als er sich ein Schwarzes weit geschnittenes Shirt anzog, grinste Oliver ihn an.

Anthony wusste schon immer was Frauen gefällt. Er, nackt bis auf ein Shirt. Das war heiß, ohne Frage, aber dass die verschiedenfarbigen Augen seines besten Freundes dabei lüstern funkelten, war unangenehm. Ohne ein Wort zu sprechen ging er auf seinen Kumpel zu und beugte sich über ihn, um ihn etwas zu sagen, doch dieser schloss die Augen und spitzte die Lippen, voller Erwartung auf einen Kuss. Als nichts geschah, linste Oliver durch ein Auge, um festzustellen, dass das Zimmer leer war. "Anthony?"

Anthony stand im Badezimmer und band sich seine Kravatte, noch immer ohne Hose. Doch band er sich die Kravatte nicht um den Hals sondern ums Handgelenk. Die Rote Kravatte war sein Markenzeichen. Er trug sie jeden Tag. Mal als Gürtel mal als Armband und ganz selten sogar um den Hals.

"Du weißt genau was ich von deinem rumgeschwuchel halte..." Im vorbeigehen klopfte Oliver ihm auf den Rücken und antwortete lachend " Natürlich. Aber dich halten sowieso die meisten für Schwul, also kann ich das auch hin und wieder ausnutzen." Bockig entgegnete Anthony leise während er in seine Hose schlüpft "Wieso machst du sowas dann immer nur wenn wir allein sind?"

Sein Kumpel schien die Frage nicht zu hören und blödelte weiter, als wäre nichts gewesen, doch Anthony meinte diese Anmerkung eigentlich ernst.

Jetzt saßen sie schon seit Stunden in der Modelargentur und sahen sich verschiedene Frauen an. Oliver war kulanter Weise mitgekommen, denn Anthony suchte nach einem Model für seine Abschlussarbeit. Und mit jeder weiteren Frau, sank seine Laune in den Keller.

"Wie findest du diese hier? Hazel Taylor... sie ist hübsch. "

Anthony guckte sich kurz das erste Bild an "Jap das ist sie... und genau das weiß sie auch. Und genau DAS ist mein Problem." Oliver linste ihn ratlos an und dann nochmal das Bild "Wir sehen schon das selbe Bild oder? Woher weißt du, dass sie weiß, dass sie hübsch ist? Kennst du sie etwa?"

Anthony stützte seinen Kopf mit der Hand und guckte gelangweilt wieder zum Bild "Ihr Blick. Man sieht daran, dass sie denkt sie wäre Miss Universe"

Oliver verdrehte die Augen und flüsterte genervt "Dann nimm nen Kerl als Model, wenn dir keine Frau passt." Bevor Anthony antworten konnte, kam eine etwas ältere Frau in den Raum und fragte etwas gereizt, ob sich die Herren nun endlich entschieden hätten. Anthony entschuldigte sich und meinte, dass keine dabei wäre, die geeignet sei. Nach einer Standpauke der Frau, verließen die beiden Männer die Agentur.

Wild mit den Händen fuchtelnd beschwerte Oliver sich "Jetz' konnten wir uns von dieser Oma zusammenstauchen lassen! Vielen dank!"

"Sie wissen schon, dass wir auch anderes zu tun haben als ihnen unsere Models zu Präsentieren?", imitierte er seine Peinigerin. Doch außer einem keligen Lachen kam von Anthony keine Reaktion.

Oliver schaute zu seinem Freund und dabei fiel ihm auf, dass Anthony ständig Frauen beobachtete, den Kopf schüttelte und nach einer anderen ausschau hielt.

"Was genau suchst du eigentlich? Die Perfekte Frau?"

Verwundert über die Frage, blieb Anthony kurz stehen, überlegte einen Moment und ging weiter "Nein... Nicht direkt. Ich suche eine Frau, deren innere Schönheit nach Außen hin strahlt. Keine oberflächliche Göre, die von klein an hört, wie wunderschön sie doch wäre.... Ich suche eine Frau, die selbst nicht merkt WIE wunderschön sie wirklich ist." Oliver brach sofort in schallendes Gelächter aus " Tony, was du suchst, IST eine Perfekte Frau und sowas findest du nicht. Guck dich doch mal um! Das einzige was man hier findet sind Frauen die wissen wie sie aussehen und deshalb mit jedem ins Bett hüpfen und Frauen die ... " er zuckte mit den Schultern "hässlich sind."

Jetzt musste Anthony lachen " Sehr direkt ausgedrückt"

Sie unterhielten sich noch eine Weile über Frauen, lachten und gingen dann in ein kleines Café.

Nein, es war nicht irgendein kleines Café. Es war DAS Café. Es war sehr schick eingerichtet. Die Wände waren in einem Zartem Beige gestrichten und alle paar Meter waren an den Wänden alte Holzbalken errichtet die an der Decke weiterverliefen. Die Tische waren aus altem Holz, an dem man kleine einkerbungen und Holzwurm Löcher sah. Jeder Tisch sah anders aus und hatte eine eigene Geschichte. An manchen stellen waren sogar eingeritzte Namen zu sehen, die bereits Jahrzehnte alt zu sein schienen. Das Cafee hatte Stil und genau das mochte er so an diesem Laden. Es hatte Charme und der Besitzer hatte sich Gedanken gemacht, welche Atmosphäre er hier haben möchte. Für Anthony war dieser kleine Laden perfekt. Hier fühlte er sich wohl. Orte die Ihre eigenen Geschichten erzählten, liebte er.

"Guten Tag, was kann ich ihnen bringen?" Anthony wurde von der jungen Kellnerin aus seinen Gedanken gerissen. Er musterte sie kurz und Oliver fing wieder das grinsen an.

"Ein Stück Kirschkuchen und Zwei Tassen Kaffee. Einen mit Braunen Zucker und zwei Löffel Milch." Lächelnd verließ die Kellnerin ihren Tisch.

"Ist dir das aufgefallen?" Genervt stützte Oliver sein Kinn mit dem Handrücken ab und guckte zu Anthony. Dieser starrte verdutzt auf seinen Freund und fragte, was genau er meinte.

"Stell dich doch nicht dumm! Die kleine Kellnerin hat nur auf dich geachtet. Ich bin mir sicher, wenn du nicht für uns beide bestellt hättest, ginge ich Kaffeelos hier raus."

Genau in diesem Moment kam die Junge Frau zu ihren Tisch und stellte zuerst Anthony den Kaffe und den Kuchen an den Tisch. Mit einem süßlichem Lächeln fragte sie, ob er noch etwas bräuchte und als er verneinte, stellte sie Oliver den Kaffee mit einem Kühlen Blick hin und verschwand.

Beide Männer blickten ihr mit offenem Mund nach. Ihm war tatsälich nicht aufgefallen, dass die Kellnerin zu Oliver so unfreundlich war und zu ihm dafür so zuckersüß. Er beobachtete Sie noch eine Weile und ihm fiel schnell auf, dass sie jeden neuen Kunden, der an ihrem Tisch vorbeiging böse nachschaute. Aber wieso? Er kannte weder die Kellnerin noch die anderen Kunden. Nach einer Weile fragte Oliver nebenenbei, wieso er die Frau plötzlich so interessiert beobachtete.

"Schau sie dir mal genau an. Jedes Mal wenn jemand an unserem Tisch vorbeigeht, guckt sie richtig Böse. Aber sobald sie an uns vorbei sind, setzt sie wieder ihr künstliches lächeln auf. ... Das ist doch total bescheuert." Oliver beobachtete das Geschehen kurz und runzelte die Stirn "Nein... du bist bescheuert. Dir fällt zwar auf, dass sie Böse guckt, aber nicht wieso..." Anthony verdrehte die Augen, trank einen Schluck Kaffe und meinte dann "Na wenn du weißt, was der Grund für den bösen Blick ist, sags mir". Manchmal war Oliver ein richtiger Korintenkacker.

Er zeigte auf die Mädchen die gerade an ihnen vorbeigegangen sind und antwortete "Die Mädchen sind zur Tür reingekommen, haben dich gesehen, gekichert und sind an unserem Tisch vorbeigegangen. Dabei haben sie ihre Hüften aufreizend geschwungen und vermutlich gehofft, dass sie dir auffallen. Und das widerrum hat der Kellnerin nicht gepasst."

Anthony begann zu kichern. Das war doch lächerlich. Oliver tat immer so, als wäre er ein totaler Frauenmagnet und das obwohl ihn Viele seiner Mitmenschen für Homosexuell hielten. Immerhin hatten die beiden sich auch so kennengelernt... Oliver hatte ihn in genau diesem Cafee angebaggert. Es war die wohl Peinlichste Situation seines Lebens gewesen, aber so hatte er den Besten Freund gefunden den man sich nur wünschen konnte. Natürlich war es etwas unvorteilhaft, dass dieser sexuelles Interesse an ihm zeigte, aber es gab schlimmeres.

Solange er keine aufrichtigen Gefühle für ihn hegte, konnte Anthony damit leben, dass Oliver gelegentlich an ihn dachte, wenn dieser sich einen runter holte.

Die blonde Kellnerin kam wieder auf ihren Tisch zu und sofort schlechterte sich seine Laune. Wie er blonde Haare bei Frauen hasste.

Was bezweckten Blondierte Frauen mit dieser Farbe? Aussehen wie eine Barbie? War es so toll wie eine Plastikpuppe auszusehen? Oder denken Frauen wirklich, dass diese künstliche Farbe einem Mann gefällt? Das einzig gute am Blond war, dass man die Frauen sofort erkannte, welche leicht zu haben waren. Nein Blondes Haar gefiehl ihm noch nie.

"Entschuldigen sie..." Anthony schaute der Frau ins Gesicht "Ja?"

Sie begann zu stammeln "Sie sind mir sofort aufgefallen und ich wollte Fragen ob sie eventuell einmal mit mir Ausgehen würden?" Ihr Gesicht verfärbte sich leicht Rosa während sie die Frage aussprach.

Anthony zog die Augenbrauen hoch und wendete den Blick gelangweilt Richtung Fenster "Nein danke."

Entsetzt wanderte ihr Blick zwischen den beiden Männern hin und her, während ihr Gesicht langsam die rote Farbe verlor. Oliver zuckte entschuldigend mit den Schultern aber Grinste dabei wie ein Honigkuchenpferd.

"Wieso denn nicht?"

"Dein Charakter ist einfach .... scheiße", sagte er monoton ohne sie auch nur Anzusehen. Er hatte nicht wirklich Lust ihr erklären zu müssen, was mit ihr nicht Stimme und wieso er sie nicht Daten würde.

Urplötzlich fiel ihm auf der anderen Straßenseite etwas auf.

Eine Junge Frau.

Sie war schlank und klein. Höchstens einen Meter fünfundsechzig.

Ihr Blick war auf den Asphalt gerichtet.

Das Haar war lang und Silbergrau.

Ihre Augen konnte er nicht sehen, was aber kein Problem war, da ihr gesamtes Auftreten ihn faszinierte.

Sie. Ihre ganze Körpersprache deutete auf eine schüchterne Frau hin,aber ihr Gang wiederrum war sehr Selbstbewusst.

Genau nach ihr hatte er gesucht. Sie war die Richtige für seine Entwürfe!

"Ich will die Rechnung. Sofort."

Die Kellnerin starrte ihn noch immer wütend an "Was?"

Anthony sah sie das erste mal wieder an und sein Blick war finster "Stell dich nicht dümmer als du bist! Rechnung! Sofort!"

Nach einigen Sekunden wurde der Verwirrte Blick der Kellnerin wütend und sie stapfte Richtung Tresen. Oliver beobachtete belustigt, wie sein Freund zwischen der Menschenmenge und dem Blonden Dümmchen hin und her schaute. Als sie endlich wieder zu ihrem Tisch kam, knallte sie ihnen die Rechnung auf den Tisch und guckte beide Männer böse an. Anthony ignorierte dies wiederrum gekonnt und knallte ihr das Geld hin. Noch während die junge Frau das Geld nahm, sprang Anthony auf, drängte sich an der Kellnerin vorbei und verließ den Tisch. Oliver verging das lachen und sprang ihm hinterher.

"Tony? Was ist los?" Verwirrt versuchte er mit Anthony mitzuhalten, als dieser durch das Cafee eilte, doch dieser sprintete wie ein Bessessener aus dem Cafe und überquerte die Straße. Einige Autos begannen zu Hupen und die Fahrer ihn wild zu beschimpfen, doch das war ihm egal. Er hatte es eilig. Auf der anderen Straßenseite zog er das Tempo noch etwas an, doch er sah sie nichtmehr und langsam bekam er Seitenstechen. "So weit kann sie doch nicht gekommen sein?"

Er brauchte eine Pause, also blieb er stehen und drehte sich völlig außer Atem einmal um sich selbst. Die junge Frau und Oliver waren beide nicht zu sehen. Wies scheint hatte er versehentlich seinen Kumpel abgehängt, also ging er fluchend ging weiter. An einer Kreuzung ging er Richtung Park in der Hoffnung sie dort zu finden. Er hatte sie nicht Richtig gesehen, aber das brauchte er auch nicht um zu wissen, dass sie die war, die er suchte. Bei jeder Frau die ihm entgegenkam oder die er überholte, blieb er kurz stehen, in der Hoffnung dass sie es war.

Dass er das Ende des Parks bereits das zweite mal erreicht hatte, bemerkte er nichtmal und obwohl er wusste, dass diese Suche Aussichtslos wurde wollte er nicht aufgeben. Frustriert saß er sich in einen Pavillion und lehnte sich zurück. Mit geschlossenen Augen dachte er über diesen kurzen Augenblick nach, in dem er sie sah und so dumm es auch klang, für ihn wirkte sie wie eine Puppe. Er wollte diese Frau. Nein. Er BRAUCHTE sie.

Einige Zeit saß er in dem Pavillion, als Kindergeschrei ihn aus seinen Gedanken riss. Er öffnete die Augen und sah dass ein paar Jungen ein kleines Mädchen ärgerten. Eigentlich würde er dem Mädchen helfen, aber gerade war er einfach nicht in der Verfassung dafür, also schloss er einfach wieder die Augen, als wenn nichts wäre. Für sowas hatte er gerade keinen Nerv.

"Hey! Was soll das?"

Eine Frauenstimme. Er blickte wieder auf und sah als erstes ihr silbergraues Haar.

Die Junge Frau beugte sich zu den Jungs runter und wedelte mit dem Finger.

"Vier Jungs gegen ein Mädchen? Dass ihr euch nicht schämt! Wenn ihr euch nicht sofort bei ihr Entschuldigt, muss ich euren Eltern bescheid geben, was ihr getan habt."

Schüchtern entschuldigten sich die Jungen bei dem Mädchen und einer gab ihr sogar einen Kuss.

Anthony sprang auf und ging eilig auf die Gruppe zu. Das war die Gelegentheit.

Sie war noch immer in der Hocke, als er bei ihr ankam. Sein Schatten ziehte ihre Aufmerksamkeit auf sich, denn sie hob sehr langsam ihren Kopf und während sich ihre Blicke begegneten, stand sie auf.

"Kann ich ihnen helfen?"

Wie ein Pupertärer Junge bekam er beim Klang ihrer Stimme herzrasen. Sie war sanft und doch bestimmt. So eine Stimme kannte er bei einer Frau nicht.

Wie Samt dachte er.

"Ähm... also.. ich wollte..." begann er zu stammeln.

Sie zog eine Augenbraue hoch. "Sind sie ein Perverser?"

Entsetzt sprang er einen Schritt zurück. "NEIN"

Das kleine Mädchen zog am Pullover der Frau und fragte was denn ein Perverser sei.

"Ein Mann oder eine Frau die gaaanz komische Vorlieben haben. Aber das solltest du lieber deine Mama selbst fragen"

Wissend nickte die Kleine "Mein Papa ist auch ein Perverser. Mama sagt immer dass Papas Vorliebe für Popkorn mit Bier komisch sei. "

Anthony brach in schallendes Gelächter aus. Das konnte doch nicht wahr sein. Er musste sich ein paar Tränen aus den Augenwinkeln wischen und merkte wie die Frau ihre Arme verschränkte.

"Könnten wir bitte kurz unter vier Augen reden?"

Ihn noch immer Kritisch musternd bejahte sie seine Frage und sie verabschiedeten sich von den Kindern.

Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her, zurück Richtung Stadt.

Von nahem fand er sie noch schöner. Obwohl ihr Haar Grau wie das einer alten Frau war, passte es zu ihr. Die Blasse Haut ergänzte sich perfekt mit ihren Roten Augen und ihm viel auf dass sie kleiner war als er dachte.

Sie schaute aus den Augenwinkeln zu ihm rüber und meinte mürrisch " Wenn Sie mich vergewaltigen wollen, haben Sie sich die Falsche ausgesucht. Das haben schon ein paar Männer versucht und alle landetem im Krankenhaus."

Was? War ja klar. Eine so Hinreißende Frau musste einen an der Klatsche haben. Er hatte mal wieder zu viel erwartet.

"Ich will Sie nicht vergewaltigen.... ich wollte Ihnen ein Geschäft vorschlagen."

"Ich bin auch keine Prostituierte"

Er lachte "Das dachte ich auch nicht. Mit welchen Männern haben sie nur zuvor verkehrt?"

Sie verließen die Hauptstraße und bogen in eine Seitengasse ab, als sie seufzend fragte, "Was wollen Sie von mir?"

Sollte er einfach mit der Tür ins Haus fallen? Er überlegte kurz und fing dann einfach an

"Ich studiere Modedesign und suche ein Model..."

Sie blieb vor ihm stehen und drehte sich in seine Richtung.

"... und sie sind mir sofort aufgefallen. Hätten sie vielleicht..."

"Ich soll ihr Model werden?"

Okay.. dass sie so direkt ist, hatte er nicht gedacht.

"Ja"

Sie schüttelte den Kopf und ging weiter "Das geht nicht. Ari würde das nicht erlauben. "

Ari? Also hatte sie einen Freund. Oder war sie sogar Verheiratet? Wieso war er so überrascht? Natürlich hatte sie einen Freund, wieso sollte eine Frau wie sie auch allein sein.

"Wieso hätte ihr Freund etwas dagegen? Er könnte bei jeder Anprobe dabei sein und ich..."

"Freund?"

Sie kichterte und selbst das mochte er.

"Ari ist meine.... "

Wie aus dem Nichts kam eine Frau auf sie zugestürmt und umarmte sie stürmisch.

"Wo warst du so lange? Du solltest doch nur kurz Einkaufen gehen"

Sie starrte einen Augenblick auf Anthony, ließ die andere Frau aber nicht los "Und wer bist du?"

Wer zum Teufel er war? Das selbe könnte er sie Fragen. Langsam dachte er, es war ein Fehler gewesen seiner Muse zu folgen.

"Anthony Storm. Freut mich sie kennenzulernen."

Sie zog eine Augenbraue hoch.

"Aha. Was wollen sie von ihr?"

Anthony begann von seiner Misäre zu erzählen und von seinem Wunsch sie als Model zu buchen und während seine Schönheit langsam Interesse zu zeigen scheinte, wurde die andere, grimmigere Frau wütender. Er kam sich vor wie ein Mann der um die Hand einer Frau anhielt. War er im Falschen Film? Langsam wurde es ihm zu viel und er überlegte das ganze einfach sein zu lassen und diese Hazel Taylor zu buchen, da er deren Namen sogar noch wusste.

"Nein das geht nicht."

"Aber..."

"Ich hab nein gesagt! Ruby gehört mir!"

Ruby. So hieß sie also. Der Name passte zu ihr. Moment mal... Gehörte..?

"Wie kann sie ihnen gehören? Ist sie ihre..."

Rubys Blick wurde traurig. Irgendetwas schien hier nicht zu stimmen.

"Ariana bitte...."

Arianas Kopf wanderte von seiner in Rubys Richtung "Was?"

"Es klingt Nett... Jeden Tag im Antiquariat zu sitzen und warten bis die Tage vergehen... Ich will nicht nochmal 150 Ja..."

Noch mitten im Satz packte Ariana die andere Frau am Arm und zog sie etwas von ihm weg.

Sie begannen zu flüstern, doch er verstand trotzdem jedes Wort.

"Spinnst du? Beinahe hättest du dich Verplappert! Genau deshalb sollst du dich nicht mit Menschen abgeben"

"Aber er wirkt Nett."

"Das tun sie immer! Aber sobald er merkt, dass du nicht für Sex geeignet bist, beginnt wieder eine Hexenjagt! Oder hast du den Vorfall 1783 vergessen?"

Siebzehnhundert was? Anscheinend war er da wirklich an zwei Gestörte geraten.

Er sollte schleunigst verschwinden.

"Nein. Ich habe die Hexenjagd und monatelange Flucht nicht vergessen." Ruby wirkte stark angeschlagen. "Ich würde nur gerne mal wirklich... leben."

Ariana seufzte. "Du denkst für diesen schwulen zu Modeln lässt dich leben?"

Ey... Das hatte gesessen.

Sie sah kurz zu ihm rüber und für einen Augenblick dachte Anthony, sie lächeln zu sehen.

"Ja."

Ariana ging wieder zu ihm zurück und sah ihn Ernst an. Hatte er es geschafft? Hatte er endlich sein Model? Und.. wollte er sie Überhaupt noch? Die Beiden wirkten so als gehörten sie in eine Gummizelle und nicht in ein Antiquariat.

"Na gut. Sie wird für dich Modeln.... Aber vorher müssen wir dir noch etwas erklären."

Für einen kleinen Moment zögerte er doch dann nickte er.

"Gut... komm rein."

Hexenwerk

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

... Sie macht mich Wahnsinnig...

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Rendevous widerwillen

Es war gerade mal Zehn Uhr dreißig Vormittag und Anthony saß schon fertig gestylt auf dem Sofa. Das Date mit Ruby war erst gegen 15 Uhr, aber er war so nervös dass er seit Stunden wach war und nichts mit sich anzufangen wusste.

Er trug eine lässig geschnittene Stoffhose, bei der der Schritt erst kurz oberhalb der Knie zusammengenäht war und mehr an eine Jogginghose erinnerte und einen eng anliegenden Pullover. Seine Krawatte hatte er sich heute einfach in die Hosentasche gestopft und etwas raushängen lassen.

Nervös schaltete er durch die verschiedenen Fernsehsender und blieb gelegentlich auf einem Programm stehen, aber nichts interessierte ihn wirklich.

Es dauerte noch über vier Stunden, bis er in die Altstadt musste, um sie abzuholen.

Sie hatten ausgemacht sich am Brunnen in der Innenstadt zu treffen, da Arianas Antiquariat in die entgegengesetzte Richtung wäre und seine Wohnung lag sogar noch weiter entfernt.

Ehrlich gesagt hatte er keinen blassen Schimmer, was sie machen sollten.

Dates hatte er bisher erst zwei und da gingen sie jedes mal ins Kino und danach ins Bett. Mit Ruby war das natürlich keine Option, also musste er sich etwas einfallen lassen.

Vllt gingen sie etwas essen und danach... tanzen?

Nein, tanzen definitiv nicht. Er konnte nicht tanzen und wollte es auch nicht können.

Genervt fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar und seufzte auf.

"Was mach ich denn nur..."

Küssen war ja auch ein no go. Aber würde er das auch schaffen? Einen ganzen Nachmittag und Abend ohne einen Kuss? Als erwachsener Mann würde er sich ja wohl beherrschen können...

Telefonklingeln riss ihn aus seinen Gedanken.

Er versuchte gelassen zu klingen, als er ranging.

"Ja?"

"Hey du Turteltäubchen."

Ariana..... "Was willst du?", fragte er etwas genervt.

"Mir kam zu Ohren, dass du dich mit Ruby verabredet hast?"

War ja klar, dass sie schon davon wusste.

"Ja und?"

"Hast du dich in sie verliebt?"

"Was soll diese Frage? Sie wollte das Date nicht ich."

"Ich weiß. Aber ich wollte ja auch wissen, ob du sie liebst und nicht ob du sie nach einem Date gefragt hast."

Da er kein sonderlich guter Lügner war, versuchte er es nicht einmal.

Er atmete einmal tief ein und das schien Ariana antwort genug zu sein.

"Dacht ichs mir doch." Er konnte sich richtig vorstellen, wie sie dabei hämisch grinste.

"Aber Anthony. Ich sags dir nochmal. Du kannst dir heute einen schönen Abend machen. Ihr könnt ein paar Erinnerungen sammeln. Aber am Ende werden es nur Erinnerungen sein. Zwischen euch wird nie mehr passieren, als das Verhältnis zwischen Schneiderlein und Schneiderpüppchen."

Autsch.... Was für ein netter Vergleich. Aber das war ihm längst bewusst, sie musste sich nicht immer wieder Wiederholen.

"Ich weiß"

"Ach und noch etwas. Sobald das hier vorbei ist, gehen Rubiana und ich zurück nach Europa. Wohin genau wirst du nicht erfahren."

Bei dieser Information rutschte er fast vom Sofa. Sie wollten untertauchen?

"Bist du deshalb in Frankreich?", fragte er und versuchte gelassen zu klingen

Sie lachte auf

"100 Punkte. Wobei ich schon nicht mehr in Frankreich bin. Ich bereite alles vor, um unsere Abreise und den nächsten Aufenthaltsort zu sichern. Damit uns niemand finden kann, wirst du auch nicht erfahren wo genau ich im Augenblick bin"

Langsam ließ er die Hand mit dem Handy sinken... Ja es waren seine Worte, dass er nach diesen 9 Wochen nichts mehr mit ihnen zu tun haben wollte, aber das war jetzt anders. Er wollte Ruby bei sich haben. Auch wenn sie nur Freunde waren. Alles war besser, als sie gehen zu lassen.

"Achja.."

Sofort schnellte seine Hand wieder Richtung Ohr.

"Hm?"

"Ruby weiß noch nichts davon und so soll es auch bleiben. Solltest du dich verplappern, dann gnade dir Gott. .....

Ich werde in 10 Tagen zurück sein. Bis dann Romeo."

Ohne eine Reaktion von ihm abzuwarten, legte sie auf.

Den restlichen Vormittag dachte er über das Telefonat von Ariana nach. Auf ihn wirkte das ganze ja schon fast wie eine Kriegserklärung, aber das bildete er sich vermutlich nur ein.

Er machte sich gerade auf den Weg in die Altstadt um Ruby abzuholen, als Ariana ihn nochmal anrief. Doch dieses mal ignorierte er den Anruf und schaltete das Telefon aus.

Der Weg in die Innenstadt kam ihm fast doppelt so lange vor wie sonst. Was vermutlich an der Vorfreude lag, die er verspürte.

Es war ein wunderschöner Tag. Die Sonne scheinte, doch es war nicht zu heiß, da auch ein laues Lüftchen ging. Ja, das Wetter war perfekt.

Gelassen ging er durch die Straßen und grinste in sich hinein. Er konnte gar nicht glauben, dass er sich so sehr auf dieses Date freute. Wie ein Teenager.

Aber das war nunmal eine Verabredung mit Ruby.

Natürlich war die Ankündigung von Ariana keine besonders schöne Nachricht gewesen, aber diesen Tag ließ er sich von nichts und niemanden verderben und vielleicht war das ganze ja auch nur eine leere Drohung um ihn zu ärgern.

Denn auch wenn er wusste, dass es für sie beide keine Zukunft gab, so wollte er sich wenigstens eine schöne Erinnerung machen, ganz wie Ariana es ihm riet.
 

Obwohl er zirka fünfzehn Minuten zu früh war, saß sie schon am Brunnen und wartete auf ihn.

Er wollte sie gerade rufen, als zwei Kerle auf sie zukamen und sie ansprachen.

Für gewöhnlich hielt er nichts vom Revier verhalten vieler Männer, aber Ruby gehörte ihm!

Sofort beschleunigte er seinen Gang, um das Szenario so schnell wie möglich zu beenden, doch kurz bevor er die Gruppe erreichte, hörte er wie Ruby auf die baggerversuche reagierte.

"Tut mir leid, aber Frauen mit einem Arsch wie meinem, reden nicht mit Männern, mit einem Gesicht wie deinem." Durch die monotone Antwort und ihrem kühlen Blick waren die Männer so sprachlos, dass Anthony sofort in einem Lachanfall ausbrach.

Ruby drehte ihren Kopf in seine Richtung und als sie ihn sah, lächelte sie. Ohne die Männer weiter zu beachten, stand sie auf und ging zu ihm. Er legte seinen Arm um ihre Schultern und sie gingen davon.

Noch immer lachend, fragte er sie, wo sie eine solche Antwort gelernt hatte.

"Ariana meinte einmal, dass es am besten ist so zu antworten, da die Männer dadurch eingeschüchtert werden."

Ariana. Natürlich. Aber es hätte auch anders laufen können und die Kerle wären Handgreifllich geworden.

Sie musterte ihn eine weile und meinte dann leise "Du siehst gut aus." Es war kaum zu hören und wirkte fast schüchtern.

Er drückte sie leicht an sich. "Vielen dank. Du auch"

Es schmeichelte ihm sehr, dass sie ihm ein Kompliment machte, auch wenn sie es mit Sicherheit nicht so meinte.

Sie allerdings war wirklich wunderschön. Ihr Haar war zu einem seitlichen, sehr lockeren Zopf geflochten, den sie über ihre Schulter hängen ließ. Sie trug einen weit geschnittenen, grauen Pullover, der bis knapp unterhalb des Po's ging und daruner eine beige farbene Leggins mit hohen, dunklen Stiefeln.

Ihr Stil gefiehl ihm wirklich sehr.

"Wohin gehen wir eigentlich?", fragte sie nach einer Weile.

Er sah sie an und grinste dabei wie ein Honigkuchenpferd "Das wirst du in fünf Minuten sehen."

Sie lächelte zurück, doch wirkte dabei traurig.

Nach fünf Minuten waren sie an seinem Ziel angekommen. Dem "Desert's Moon".

Als sie gemeinsam das Café betraten, spürte er sofort wieder den bösen Blick der neuen Kellnerin.

Sie saßen sich an dem Tisch, an dem er auch beim letzten mal saß.

"Das ist aber ein süßes Café.", bemerkte Ruby.

Anthony reichte ihr die Speisekarte und lächelte, "Ja, das ist es."

Irritiert sah sie die Speisekarte an und fragte ihn, was sie damit solle.

Er hatte nie darüber nachgedacht, da sie ihm so menschlich erschien, aber natürlich war sie nie in der Schule.

"Tut mir leid, ich hatte nicht daran gedacht, dass du nicht lesen kannst.", flüsterte er beschämt. Ruby sah ihn einen moment perplex an und begann dann zu lachen.

Während sie sich eine Träne aus den Augenwinkeln wischte, antwortete sie: "Ich kann lesen, nur bin ich es nicht gewohnt, dass man mir etwas zu essen oder zu trinken anbietet."

Sie nahm die Speisekarte in die Hand und streichelte gedankenverloren über den ledrigen Einband.

"Eine Speisekarte hat mir noch nie jemand angeboten."

"Sie ist abscheulich.", sagte er, ohne groß darüber nachzudenken.

Ruby sah ihn verwirrt an. "Hm?"

"Ariana. Sie behandelt dich wie ein Ding."

Ruby wirkte verlegen. "Ich bin doch auch ein Ding."

Gerade als er darauf antworten wollte, kam seine neue Lieblingskellnerin an den Tisch.

"Guten Tag die Herrschaften, was darfs denn sein?", fragte sie gekünstelt.

Anthony lächelte sie an und antwortete trocken: " Kaffee. Schwarz. Einen Kirschkuchen und.." Er schaute fragend zu Ruby und sie antwortete etwas schüchtern :" Eine Tasse Heiße Schokolade und einen Erdbeer-Mascapone Kuchen bitte."

Ohne eine weitere Reaktion ging sie davon.

"Sind Bedienungen in solchen Gaststätten immer so unhöflich?"

Anthony lachte auf und verneinte ihre frage.

Eine Zeit lang beobachtete Ruby die Kellnerin gespannt und als sie ihnen ihre Bestellung gebracht hatte, bemerkte sie: " Diese Frau ist nur zu uns so unfreundlich."

Anthony nahm den Zucker von der Mitte des Tisches und antwortete etwas beschämt: " Das könnte an mir liegen."

Ruby wartete bis Anthony den Zucker nicht mehr brauchte und schob ihn zu sich. "Was hast du getan?"

Er nahm einen Schluck seines Kaffees und meinte: " Als ich vor einiger Zeit dort war, ist Oli aufgefallen, dass sie zu uns sehr freundlich war, aber zu den anderen wirkte sie etwas kühl. Vor allem zu den weiblichen Gästen. Kurz darauf fragte sie mich nach einem Date und ich sagte ihr, dass mir ihr Charakter nicht gefällt und deshalb die Verabredung ausschlagen muss."

Er merkte wie Ruby ihn skeptisch ansah. "Natürlich war ich nicht ganz so freundlich."

Ruby trank einen Schluck ihrer Schokolade und meinte dann grinsend: "Aha."

"Also bist du ein Frauenheld?"

"Waaas? Neein.", entgegnete er lachend. Er erklärte ihr, dass er sehr oft für Schwul gehalten wird und er auch so Oliver kennengelernt hatte, aber auch dass er für so manche Frau sehr anziehend erschien.

"Hast du viele verabredungen?", fragte sie leise. Fast verletzt.

"Nein. Ich denke nicht. Zumindest nicht diese Art von Verabredungen."

"Welche Art hast du denn?"

Na toll. Jetzt konnte er ihr seine Schlechte Seite unter die Nase reiben.

"Nunja. Da ich sehr wählerisch bin, was Partner angeht, treffe ich mich meistens bei den Frauen zuhause. Wir trinken etwas und sehen uns einen Film an. Und noch bevor der Film zuende ist, landen wir im Schlafzimmer und..."

Ruby klappte die Kinnlade herunter. "Sowas tust du?"

Anthony beugte sich leicht zu ihr über den Tisch und fragte etwas leiser: "Was genau meinst du mit Sowas? Sex?"

Ruby beugte sich ebenfalls über den Tisch und meinte streng:"Sex mit wahllosen Frauen! Ich dachte nur Ariana wäre da so... hemmungslos."

Daraufhin streichelte er ihr sanft über den Kopf und entgegnete: "Ich bin nicht stolz darauf. Aber gelegentlich muss das sein."

Sie nickte. "Verstehe."

Aber natürlich verstand sie nicht.

Sie pickte an ihrem Kuchen herum und fragte schließlich: "Haben Ariana und du schon..?"

Bei ihrer Frage verschluckte er sich sofort und nach einem Hustenanfall antwortete er entschieden mit einem Nein.

Daraufhin schwiegen sie und tranken ihre Getränke aus. Der Kuchen schien Ruby zu schmecken denn nach dem ersten Stück bestellte sie sich noch einen zweiten.

Er beobachtete sie dabei wie sie Ihr Tortenstück verspeißte und nach diesem Gespräch eben, merkte er, dass ihm etwas wärmer wurde.

Er entschuldigte sich kurz und ging in die Toilette. Nur ein paar Spritzer kaltes Wasser sollten ihm genügen, um wieder runterzukommen. Sie sollte ihn ja nicht für ein Perverses Schwein halten.

Er wusch sich kurz das Gesicht aus und ging zurück. Als er sich wieder zu ihr saß lächelte sie ihn an und sein Herz schmerzte.

"Wollen wir dann langsam gehen?", fragte er sie etwas traurig lächelnd.

"Wohin denn?", fragte sie neugierig.

"In den Zoo."

Nachdem er die Rechnung bezahlt hatte, reichte ihr die Hand und sie verließen das Café.

Der Zoo war etwa eine Stunde Fußmarsch entfernt, aber er wollte die Zeit für ein Gespräch nutzen.

"Wie lange wohnen Ariana und du schon hier?", fragte er. Sie sah ihn an und überlegte kurz.

"Das müssten jetzt um die 30 Jahre sein."

30 Jahre? .. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet. Er dachte an 2-5 Jahre.

"Und wie lange bleibt ihr normalerweise an einem Ort?"

"Für gewöhnlich nicht länger als 50 Jahre. Ich denke mal dass Ariana schon an einen Umzug denkt."

"Wie kommst du darauf?".

"Sie mag dich nicht." Das dachte er sich schon fast.

"Sie meinte kurz bevor sie weg ging, dass es Zeit für eine Veränderung wäre. Und das sagt sie immer, bevor wir umziehen."

Sie war wirklich scharfsinnig. Anthony hätte nicht gedacht, dass Ruby auf solche kleinigkeiten achtete.

"Jetzt bin ich dran.", stellte Ruby bestimmend fest.

"Womit denn?"

Sie sah ihn etwas neckisch an. "Na, mit Fragen stellen."

Ach, das meinte sie also. Er lachte auf "Alles klar."

"Wieso willst du Designer werden?"

Er musste kurz überlegen und antworetete dann "Ich will eigentlich kein Designer werden. Man erwartet es nur von mir. Meine Eltern sind in der Modescene sehr bekannt und da wäre es eine Schande, wenn der Sohnemann kein Desinger werden würde."

Sie sah ihn traurig an. "Verstehe"

Die beiden kamen an einer Eisdiele vorbei und Anthony kaufte ihnen Eis. Anthony aß zwei Kugeln Melone und Ruby versuchte sich an Zitrone.

"Wie schmeckt es dir?", fragte Anthony sie.

"Es schmeckt überraschend lecker... Besser als Kaffee", sagte sie lachend.

Anthony stimmte in ihr lachen ein.

Gerade wollte er die nächste Frage stellen, als Ruby ihm die Zunge zeigte und frech meinte: "Das zählte als Frage, also bin ich dran."

Perplex blieb Anthony stehen. Heute zeigte sie also ihr wahres Ich.

"Wann hattest du das letzte mal Sex?"

"Was?" Anthony hatte nicht damit gerechnet, dass sie solche Fragen stellen würde.

Sie drehte sich in seine Richtung und fragte nochmal.

"Vor einem halben Jahr. Aber wieso interessiert dich das?"

"Willst du das wirklich wissen? Das zählt dann wieder als deine Frage."

Ja, das wollte er wirklich wissen. Wieso interessierte sie, sein sexualleben so sehr?

"Ja das ist meine Frage."

"Ich weiß nicht wieso es mich interessiert. Ich denke es liegt daran, dass du der erste Mensch außer Ariana bist, mit dem ich über so etwas reden kann."

Ihre Antwort war ernüchternd. Tief im inneren hatte er sich Hoffnungen auf mehr gemacht.

"Meine nächste Frage stell ich mir schon seit gestern...."

Sie sah ihn etwas ernst an, aber man merkte dass sie ein lächeln verbarg.

"Wieso schläfst du nackt? bzw schläfst du nur nackt wenn du auf dem Sofa schläfst oder immer?"

Scheiße. Sie hatte es bemerkt?

Wie?

Innerlich drehte Anthony gerade durch. Wie zum Teufel ist ihr das aufgefallen?

"Du hast es gemerkt?... Wie?" Anthony schämte sich gerade in Grund und Boden.

"Ich kenne den Unterschied wenn Stoff an Stoff reibt, oder Stoff an Haut."

Ruby lachte sehr verführerisch auf. "Deine Klamotten lagen auch auf dem Boden und vllt hab ich deinen nackten Po ins Schlafzimmer verschwinden sehen, als ich aus der Küche kam."

Anthony konnte ihr gerade nicht ins Gesicht sehen. Er starrte auf den Boden und hoffte, dass dieses Thema gleich abgeharkt wäre.

"Anthony ich warte noch auf deine Antwort."

Ach fuck, das hatte er jetzt vergessen.

"Ähm... eig schlaf ich immer nackt. Ich hab gestern total verpennt, dass du bei mir im Schlafzimmer liegst und automatisch alles ausgezogen."

Dieser Tag könnte für ihn auch die Hölle werden....
 

Der restliche Weg zum Zoo kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Gott sei dank war sie so lieb und hat das Thema nicht weiter angesprochen. Nur leider kam er selbst nicht dazu, die Fragen zu stellen die ihn interessierten.

Als er die Eintrittskarten bezahlte, schaute Ruby ihn etwas traurig an. Er nahm ihre Hand und fragte sie, was los sei.

"Ariana hat mir Geld hier gelassen. Ich kann für mich selbst bezahlen. Ich fühle mich schlecht, weil du alles alleine bezahlst."

Er drückte ihre Hand und sah sie lächelnd an "Bei einem Date zahlt nunmal der Mann."

Nach einem kurzem Moment fügte er noch "ein anständiger Mann" dazu. Und außerdem wahren seine Eltern stinkreich.

Langsam nickte sie und lächelte ebenfalls.

Eine Weile gingen sie schweigend die Gehege ab. An ihren "Awwww's" und "Mooooi" merkte er, wenn ihr etwas gefiehl. Immer wieder ertappte er sich dabei, dass er sie mehr beobachtete als die Tiere.

Er genoss den Tag sehr. Vielleicht etwas zu sehr, denn gelegentlich schmerzte seine Brust.

Morgen würde er vermutlich schon bereuen zu dieser Verabredung "Ja" gesagt zu haben. Bei diesem Gedanken drückte er ihre Hand etwas und sie sah verirrt zu ihm.

"Was ist denn los?", fragte sie leicht besorgt.

Er beugte sich ein kleines bisschen zu ihr herunter, sah ihr in die Augen und führte dabei ihre Hand an seine Lippen. Nach einem sanften und sehr kurzen Handkuss, der ihm eine Gänsehaut bereitete, entgegnete er: "Ich denke ich bin mit fragen stellen dran."

Sie erwiederte seinen Blick und schluckte leicht, bevor sie ihm mit einem vagen nicken zustimmte.

Nun lächelte er sie an und führte sie durch eine Tür, in der die Aquarien waren.

Es war sehr dunkel, da das einzige Licht in dem Gebäude aus den Beleuchtungen aus den Aquarien kam.

Sofort stürmte Ruby auf das Becken zu und drückte beide Hände an die Glasscheibe. Ihr faszinierter Gesichtsausdruck wirkte durch das grüne Licht, noch atemberaubender als es so schon war. Mit langsamen Schritten ging er zu ihr und sah sich die kleinen Fische an.

Während er beobachtete wie die farbenfrohen Diskusfische ihre Runden drehten, fragte er leise: " War dir egal mit wem du dein Rendevouz hast, oder war dir wichtig welche Person den Tag mit dir verbringt?"

Er bemerkte, dass sie ihre Hände von der Glasscheibe sinken ließ und ihn kurz ansah. Doch er wandte den Blick nicht von den Fischen ab und als sie nach einer Weile ihr Gesicht wieder nach vorne drehte, antwortete sie mit leiser, trauriger Stimme: "Nein. Mir war nicht egal, mit wem ich dieses Date habe. Ich kann nicht erklären wieso, aber mir war wichtig, dass du derjenige bist, mit dem ich diese Erfahrung mache."

Ohne weiter auf ihre Antwort einzugehen gingen sie weiter zum nächsten Aquarium, in dem einige Seepferdchen zu sehen waren. Erst dort sah sie ihn wieder an und lächelte ihn an "Süß, nicht wahr?"

Sein Blick wanderte auf ihren Finger, der auf die Seepferdchen zeigte, doch das einzige was er wahrnahm war ihr Gesicht das sich im Glas spiegelte.

"Ja...."


Nachwort zu diesem Kapitel:
verzeiht mir bitte Rechtschreibfehler oder leichte Grammatikfehler xD Ich hatte keine Zeit mehr korrektur zulesen. Komplett anzeigen

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