TMNT - Es liegt in deiner Hand von Pamuya_ ================================================================================ Kapitel 2: Irgendwie ist alles ... merkwürdig --------------------------------------------- Aus Bernadettes Sicht: Wo bin ich? Schwarz, nichts als Finsternis umgibt mich. Wohin ich auch meinen Kopf wende, ich sehe nichts. Überall herrscht diese Dunkelheit und ich habe keine Ahnung, wie ich hierhergekommen bin. Was ist das nur für ein Ort und was mache ich hier? Alles hier ist so finster. Selbst meine eigene Hand ist kaum erkennbar. Es ist, als sei ich selbst in einem Schleier aus Dunkelheit gehüllt. Umklammert von der Finsternis, die mich bald vollkommen verschlungen hat. Ich schwebe, zumindest glaube ich das. Es fühlt sich so seltsam an. Scheinbar schwerelos gleite ich im diesem Nichts. Wo ist unten? Wo ist oben? Wo ist überhaupt irgendetwas? Ich kann es nicht sagen, geschweige mir selbst die Frage beantworten. Ich weiß nicht einmal, ob ich stehe oder liege. Ich weiß nur, dass ich rein gar nichts um mich herum erkennen, oder gar wirklich fühlen kann. Als würde ich mich in der Tiefe des Weltraumes befinden, ohne dabei die Möglichkeit zu haben, das Leuchten eines Sternes erblicken zu können. Nichts, rein gar nichts ist hier. Nur ich bin da und warte nur noch darauf, dass auch noch der Rest von mir in dieses unendliche Nichts verschwindet. Löse ich mich gar auf, ohne dass ich das wirklich merke? Es ist so einsam hier und ich bin allein. Doch habe ich kaum die Kraft mich irgendwie bewegen zu können. Es ist, als ob mich eine unsichtbare Macht von allen Seiten daran hindern würde und das macht mir Angst. Ich will nicht hilflos wie eine Fliege sein, die die Beute einer Spinne wurde und nur noch abwarten kann. Verschlungen, bis ich selbst zu einem Nichts werde. Nein, das will ich nicht! Schweißgebadet wache ich auf und erhebe mich ruckartig von meiner Matratze. Moment, liege ich gerade in meinem Bett? Bin ich etwa zu Hause? War das alles nur ein Traum, ein Albtraum sogar? Unruhig blicke ich auf die Bettdecke, mit der ich noch bis zur Brust zugedeckt bin. Ich fasse den Stoff an und ich spüre ihn. Das kann doch nicht sein, ich dürfte doch gar nicht hier sein. Nicht nach allem, was passiert ist und doch fühle ich den seidigen Saum meiner Sommerdecke. Als hätte ich eine ganz normale Nacht erlebt und diese scheinbar schlafend in meinem Zimmer verbracht. Nein, dass kann doch gar nicht sein! Das ist unmöglich! Ruckartig reiße ich die Decke komplett von mir weg und tastet hastig meinen Körper ab. Doch egal, welchen Bereich ich auch berühre, sei es mein Arm, oder mein Gesicht, ich habe keinerlei Schmerzen. Wie geht das?! Ich wurde doch schwer verletzt! Verwirrt und sogar leicht panisch starte ich einen weiteren Versuch. Doch diesmal hebe ich mein T-Shirt etwas an. Genau auf der rechten Seite von meinem Bauch müsste ich meine Verletzung haben. An dieser Stelle wurde ich doch von einem Stück Metall durchbohrt, aber da ist nichts. Weder ein Verband, noch der kleinster Kratzer ist zu sehen. Wie alles andere an meinem Körper ist auch dieser Teil völlig normal. Nicht einmal ein blauer Fleck, oder irgendetwas dergleichen ist zu sehen. Von Schmerzen brauche ich erst gar nicht zu reden. Hier ist rein gar nichts, aber das ist unmöglich! Das kann doch nicht einfach sein! Spinne ich jetzt endgültig?! Da war doch diese Explosion, das Lagerhaus, die Purple Dragons, Raphael – Das Alles kann ich mir doch nicht eingebildet haben! Unglaubwürdig berühre ich meinen Bauch. Erst vorsichtig und dann mit mehr Druck gleite ich mit den Fingern über die Stelle, die eigentlich mit einem dicken Verband umwickelt sein müsste. Doch stattdessen fühle ich nur nackte Haut. Der Bereich ist vollkommen unbeschadet. Ich kann das einfach nicht begreifen und ich will es auch gar nicht, weswegen ich den Rest meines Körpers einen weiteren Check unterziehe. Auch dieses Mal ist das Ergebnis dasselbe. Weder im Gesicht, beim Oberkörper, noch bei den Beinen ist irgendetwas festzustellen. Sei es auch nur der kleinste Kratzer, oder winzigste Schramme. Nichts davon ist da. Wie kann das sein? Ich verstehe das nicht, ich bin verwirrt. Das kann ich mir doch nicht alles eingebildet haben, oder? Diese Schmerzen, diese Qual, das kann doch nicht einfach ein Produkt meiner Fantasie gewesen sein. Ich konnte doch sogar den Geschmack meines Blutes schmecken, welches an meiner verletzten Unterlippe hervordrang. Ich zuckte doch zusammen, sobald mich ein weiterer Stich übermannte. Wie kann es also sein, dass ich nun vollkommen gesund bin und nicht die kleinste Verletzung an meinem Leib habe? Überfordert mit der Situation winkle ich meine Beine ab und stütze mich mit meinen Armen und meinem Kopf auf meinen Knien ab. Das ergibt doch keinen Sinn, aber so sehr ich auch darüber nachgrüble, es ändert sich nichts. Wenn das aber tatsächlich nur ein Traum war, heißt das dann, dass ich mich nicht mit Raphael versöhnt habe? Ist dieser Streit überhaupt passiert und habe ich zu den Jungs noch Kontakt? Es gibt so viele Fragen, die geklärt werden müssen. Ich weiß ja nicht einmal welcher Tag heute ist. „Guten Morgen! Na, sind wir schon wach?“, fragt mich plötzlich eine Stimme und ich wende meinen Blick in die Richtung, aus der sie gekommen ist. Die Tür steht einen Spalt offen und Tante Tina sieht gerade in mein Zimmer herein. Kaum mehr als den Kopf hat sie zu mir hereingesteckt und lächelt mich nun an. Als sie mich aber in meinem Bett erblickt, schnalzt sie einige Male mit der Zunge während sie ihren Kopf schüttelt. „Kindchen, vielleicht sollte ich dir wieder einmal meinen Wecker ausleihen. Irgendwann verschläfst du mir noch. … Also hop, hop! Raus mit dir, du Schlafmütze! Die Schule wartet!“, fordert sie mich nun auf und verdeutlicht dies auch noch mit einer kurzen Handbewegung. Als könnte mich dies noch schneller aus meinem Bett befördern. Doch stattdessen starre ich sie nur verwirrt an. Bitte was? Wovon redet sie denn? Das kann doch gar nicht sein, ich habe doch Sommerferien! Die Schule ist für die nächsten zwei Monate Geschichte. Wie kommt sie also darauf, dass ich heute Unterricht hätte? Selbst Mom hat mich doch freudestrahlend empfangen, nachdem ich an meinem letzten Schultag von der Schule heimgekommen bin. Das muss Tante Tina doch wissen. Schließlich haben wir viele Stunden, eigentlich sogar den ganzen restlichen Tag damit verbracht, Geschichten auszutauschen und gemeinsam Fotos anzusehen. Wir haben sogar eine Pizza zukommen lassen, weil keine von uns ans Kochen gedacht hatte. Wo ist Mom überhaupt, oder ist das Ganze nur ein schlechter Scherz? Wenn das so ist, dann finde ich das überhaupt nicht lustig. Am liebsten hätte ich dies sogar direkt ausgesprochen. Doch fürs Erste bin ich viel zu verwirrt gewesen, als dass ich das hätte wirklich erwidern können. Zusätzlich hätte ich nicht einmal die Chance dafür gehabt. Denn in diesem Moment steht sie direkt vor mir, zerrt mich aus meinem Bett und drängt mich dazu, mich endlich fertig zu machen: „Also los jetzt, sonst kommst du noch wirklich zu spät und ich will keine Ausflüchte hören.“ Alles in mir sträubt sich gegen diesen Gedanken, dass das wirklich ihr ernst ist und doch redet sie, als wäre so manches noch gar nicht passiert. Als wäre ich noch im alten Trott. Bin ich etwa etliche Wochen in die Vergangenheit zurückgeschleudert worden, sodass nur noch ich weiß, was passieren wird? Lächerlich, das kann doch überhaupt nicht sein. Das ergibt für mich überhaupt keinen Sinn! Schließlich kann ich doch keine Tage, oder sogar Wochen geträumt haben, in denen ich sogar die schlimmsten Dinge erlebt habe. Der Streit, die Verletzungen, all das kann sich doch nicht nur in meine Fantasie abgespielt haben, oder ist der Stress mit Raphael doch passiert und nur die Entführung ist eingebildet? Ich glaube, ich werde allmählich verrückt. Jetzt fehlt nur noch, dass ich noch Schülerin meiner alten High-School bin. Das wäre echt noch die Krönung des Tages, aber dann kann ich für nichts mehr garantieren. Das ist doch ein Schwachsinn! Das muss ein übler Scherz sein! Allerdings bleibt mir momentan nichts Anderes übrig, als es einfach auf mich zukommen zu lassen. Selbst, wenn ich mich jetzt wehren würde, würde ich trotzdem nicht erfahren, was hier eigentlich gespielt wird. Auch wenn sämtliche Alarmglocken in mir schellen. Das Erste, was ich zu meiner „Erleichterung“ feststellen muss, ist, dass ich doch nicht mehr in meine alte Schule muss. So seltsam, das auch klingt, führt mich mein Weg direkt in Richtung des Schulgebäudes, wo ich auch von meinen beiden Freundinnen begrüßt werde. Beinahe wirkt es so, als wenn alles normal wäre. Trotzdem habe ich ein seltsames Gefühl bei der Sache und auch mein Verstand sagt mir, dass hier irgendetwas faul ist. Noch habe ich keine Ahnung, was hier gespielt wird, aber wenn ich mich weiterhin darauf einlasse, vielleicht fällt mir das eine oder andere auf. Während ich mit den Mädels zum Schein herumalbere, kann ich es nicht lassen, mich immer wieder in meinen Gedanken zurückzuziehen. Ständig habe ich den Eindruck, als würde mir ein kalter Schauer über den Rücken laufen und es wird mir umso mehr bewusst, wenn ich wieder in die „Realität“ zurückgeholt werde, wenn man das hier überhaupt so nennen kann. Es klingt verrückt und ich wage es auch nicht, es laut zu äußern, aber ich zweifle momentan daran, was wirklich ist und was nicht. Grenzt das nicht schon an Verrücktheit? Würde mir gerade einer zuhören, so würde derjenige mich sofort als einen Spinner abstempeln. Es klingt ja auch verrückt und das lasse ich mir nun mal nicht nehmen. Allerdings frage ich mich auch, was das für ein seltsamer Traum war, bevor ich in meinem Zimmer aufgewacht bin. Allein der Gedanke daran, ich könnte mich auflösen und ins Nichts verschwinden, hat mir so sehr Angst gemacht, sodass es auch jetzt noch an mir nagt. War dies vielleicht eine Art Warnung? Ich habe schon des Öfteren gelesen, dass Träume mehr in sich tragen können, als die bloße Verarbeitung von Erlebten und Emotionen. Allerdings komme ich so nicht weiter. Klarheit, das ist es, was ich will. Ich will verstehen, was hier vor sich geht, bevor ich noch wirklich verrückt werde. „Hey, Erde an Bernadette, bist du noch da? … Worüber grübelst du eigentlich schon wieder? Du bist schon die ganze Zeit so komisch.“, fragt mich Mia, nachdem sie mit ihrer Hand vor mein Gesicht herumgewedelt hat. Augenblicklich sehe ich sie an. Das Mädchen blickt mir skeptisch in die Augen, als müsste sich meine Freundin um mich Sorgen machen. Allerdings versuche ich nun zu lächeln und antworte darauf, obgleich das auch eine Lüge ist: „Ach nichts. Ich fühle mich heute einfach … irgendwie müde. Das ist alles.“ Mias Blick wird umso skeptischer. Leicht kneift sie ihre Augen zusammen und geht näher auf mich zu. Zwischen mir und ihr kann man kaum noch eine Handbreite dazwischen legen, so nah ist sie mir. Ich fühle mich nicht wohl dabei, weswegen sich mein ganzer Körper versteift. „Du kommst mir eher so vor, als hättest du ein ganzes Buch auf einmal gelesen und würdest jetzt den Inhalt hinterfragen. Sei ehrlich, hast du wieder die ganze Nacht durchgemacht?“, kichert sie schließlich und weicht endlich von mir. Doch ich weiß momentan nicht, was ich davon halten soll. Ich frage mich auch, was sie jetzt damit gemeint hat. Im Grunde ist es wahr, dass ich etwas hinterfrage. Um ehrlich zu sein, zweifle ich an allem hier, was mir gerade vor die Nase gesetzt wird. Das kann ich ihr aber unmöglich sagen. „Ich habe nur schlecht geschlafen, aber wie kommst du darauf?“, stelle ich ihr nun die Gegenfrage, erhalte aber augenblicklich ein verschmitztes Grinsen, sowie auch ein kurzes Achselzucken. Worauf will sie hinaus? Irgendwie ist ihre Art sehr merkwürdig. Zwar hat Mia schon immer einen eigenen Charakter gehabt, aber selbst das ist eher untypisch für sie. Überraschend drückt mich Cori plötzlich an sich und meint schmunzelnd: „Ach vergiss es einfach Bernadette. Mia schließt gerne schnell Dinge von sich auf andere. Womöglich hat sie wieder einmal was von ihrem Dad zu hören bekommen, weil sie selbst wieder die ganze Nacht lang auf war. Schließlich kann sie nicht einmal nach der Schule den Kopf abschalten und muss ständig an ihren Gedichten arbeiten.“ „Ja, wahrscheinlich.“, erwidere ich nur darauf, wobei ich das Gefühl nicht loswerde, als ob nicht doch mehr dahinterstecken würde. Cori stößt sie sogar „unauffällig“ in die Seite, worauf diese sofort reagiert und räuspernd, so wie lachend meint: „Ach, was soll ich machen, wenn mich diese wunderbaren Worte ständig verfolgen? Das ist nun mal so.“ Wenn sie meint, aber so ganz wohl ist mir dabei nicht. Hat Mia mir etwa angesehen, dass mir das alles so komisch vorkommt, weswegen sie sowas in der Art gesagt hat? Klingt vermutlich unwahrscheinlich, aber derweil kann für mich vieles in Frage kommen, weswegen ich das nicht ausschließen möchte. Trotzdem halte ich besser dicht. „Hey, hast du Lust mit uns am Wochenende nach Coney Island zu fahren? Da können wir mit dem Cyclone fahren. Der soll ja hammergeil sein.“, wechselt Cori auf einmal das Thema, ich winke jedoch desinteressiert ab: „Da waren wir doch erst und ja er war toll, aber irgendwie ist mir nicht danach.“ Ich habe wirklich keine Lust auf eine Achterbahnfahrt. Mein Leben scheint ja bereits selbst eines zu sein, bei dem es ständig bergauf und bergab geht. Daher brauche ich momentan nicht noch mehr von dieser Sorte. Viel mehr will ich meine Ruhe haben, ohne dabei mit dem nächsten Schlamassel rechnen zu müssen. Als ich mich jedoch augenrollend wieder meinen Freundinnen widme, ernte ich gerade einen mehr als nur fragenden Blick. Die beiden sehen sich zunächst an, bis Mia schließlich darauf erwidert: „Ähm, sag mal, wie meinst du das? Wir waren doch noch gar nicht gemeinsam dort.“ Bitte was?! Was redet sie da?! Wollen die zwei mich etwa veralbern, oder was soll das Ganze? „Na sicher! Wir waren doch am Anfang bei den Schießbuden. Mia hat Zuckerwatte gegessen und nach der Fahrt mit dem Cyclone war ihr mehr als nur übel. Ich dachte schon, sie würde bereits bei der Fahrt wie eine Fontäne drauf sein und alles vollkotzen. Doch sie konnte sich noch zurückhalten. Später waren wir dann noch in diesem Spiegelkabinett, wo wir …“, erzähle ich daraufhin. Ich komme mir dabei vor wie ein Wasserfall, während mir sämtliche Details einfallen. Allerdings breche ich nach einigen Sätzen wieder ab. So wie mich die Mädels gerade ansehen, könnte man meinen, ich wäre gerade aus einer Irrenanstalt ausgebrochen. Egal wen ich dabei in die Augen schaue, jede von ihnen hat denselben Gesichtsausdruck. Glauben die etwa, ich würde mir das gerade aus den Fingern saugen?! Wofür halten die mich eigentlich?! Das ist doch aber alles passiert! Egal, was ich auch erwähnt habe. Ich sah auch diesen Kerl, der sich als meinen verstorbenen Vater ausgegeben hatte. Ich habe die beiden doch an jenen Tag nach diesem Typen gefragt. Ich weiß noch, wie ich herausgestürmt kam und die Mädels stürmisch danach fragte. Daran müssen die sich doch erinnern! Schließlich haben sie mich an diesem Tag auch so seltsam angesehen, als würde ich gerade eine verrückte Schauergeschichte erzählen. Das kann ich mir doch nicht alles eingebildet haben! Eine Weile sehen mich die beiden noch so verdattert an, bis sie sich dann aber links und rechts bei mir einhängen und mich angrinsen. Als wäre nichts gewesen meint Cori: „Ähm, weißt du was, vergessen wir das einfach. Das wühlt dich einfach zu sehr auf. Da ist es doch besser, wenn wir das schnell wieder vergessen.“ Die Blondine grinst mich an. Als könnte sie mich damit wie die Grinsekatze höchstpersönlich hypnotisieren. Es bewirkt bei mir aber nur, dass ich unsicher werde. Wie soll ich nun darauf reagieren? „Ja, vielleicht hast Recht. Vergessen wir das einfach.“, kann ich schließlich nur seufzend darauf antworten, denn was bleibt mir auch anderes übrig. Ich verstehe es ohnehin nicht und selbst wenn ich darauf weiterhin beharren würde, ich fürchte, dass mich das kein Stück weiterbringt. Es ist aber nicht nur das. Mittlerweile bekomme ich allmählich Angst von den beiden. Normalerweise benehmen sie sich nicht so komisch, aber seit ich in meinem Bett aufgewacht bin, habe ich den Eindruck, dass alles Kopf steht. Ich sehe zwar, dass ich in meiner gewohnten Umgebung bin, aber ich habe ständig den Eindruck, als wenn das nicht der Realität entspricht. Auch benehmen sich alle in meinem Umfeld so komisch und wie kann es sein, dass ich noch immer Schule habe und das keiner von dem Ausflug nach Coney Island Bescheid weiß? Es ist, als wäre ein Teil meines Lebens ausradiert worden. Ich muss hier dringend weg und jemandem, oder irgendetwas finden, damit ich endlich aufgeklärt werde. Schön langsam habe ich das Gefühl, dass ich wirklich meinen Verstand verliere und das macht mir höllische Angst. Wenn ich nicht weiß, was hier gespielt wird, wie soll ich dann wissen, was ich machen soll? Aus Erzählersicht: Unruhig steht Mikey auf dem Dach und richtet seinen Blick auf das hohe Gebäude. Verborgen im Schatten betrachtet der Turtle mit der orangen Maske das Krankenhaus, während er zeitgleich mit seinem Handy beschäftigt ist. Der sonst so fröhliche Geselle zeigt diesmal eine ernste und zugleich besorgte Mimik. Ein Tag ist bereits vergangen, seitdem er seine Freundin dort abgeliefert hat. Er fragt sich, wie ihr Zustand ist und ob sie noch lebt. Der Gedanke an die schweren Verletzungen lassen ihn jedoch erschaudern. Schon so viele verwundete Menschen hatte er bereits gesehen und es ist dabei egal, ob er denen diese selbst zugefügt hatte, oder ob er diese nur beobachtet hatte. Schließlich passieren tagtäglich Unfälle und das Krankenhaus ist das beste Beispiel dafür, dass es immer etwas zu tun gibt. Krankheiten oder Verletzungen, sie sind nun mal ein Bestandteil des Lebens und der Turtle weiß nur zu gut, dass die Menschen es schwerer haben als er selbst oder seine Familie. Selbst ein Kratzer verheilt im Vergleich zu ihnen viel langsamer, während sie als Mutanten es kaum bemerken. Da muss schon etwas Gröberes passieren, wie es zum Beispiel bei Raphael der Fall ist. Auch wenn das Mutagen im Blut eine rasche Regenerierung hervorruft, so muss sich auch der Hitzkopf etwas gedulden, bis er wieder laufen kann. Jedem ist voll und ganz bewusst, dass es ihn am schwersten getroffen hat. Schließlich hat er im Vergleich zu seinen Brüdern nicht nur die schwerste Verletzung davontragen müssen, er ist auch seelisch sehr stark angeschlagen. Wenn es nach ihm gehen würde, wäre er bei Bernadette und wenn er könnte, würde er sogar stundenlang an ihrer Seite verweilen und nicht eher von ihr weichen, bis er sie wieder aus dem Krankenhaus tragen kann. Doch dies ist nur ein Wunschdenken, was dessen Laune weiterhin im Keller sacken lässt. Nur ungern hatte sich Mikey in der Nacht zuvor wieder zu Hause blicken lassen. Der Grund dafür war, dass er einfach nicht ausgefragt werden wollte, wie es Bernadette der ganzen Zeit ergangen war. Schließlich hatte er selbst keine Ahnung, wie viel Kraft in ihr noch steckte und so, wie er sie neben dem Krankenwagen zurücklassen musste, hatte er kein gutes Gefühl. Auch wenn die Verletzte versucht hatte, es sich nicht anmerken zu lassen, so spürte er dennoch sehr deutlich, wie schlecht es ihr erging. Genau dies den anderen, insbesondere Raphael zu erzählen, wollte er sowohl sich als auch den anderen ersparen. Zu groß ist bereits die Sorge um die Freundin und er wollte auf keinen Fall, dass er es mit seinen Worten noch verschlimmert. Somit zog er sich schnell zurück, nachdem er Meister Splinter kurz und bündig Bericht erstattet hatte. Wovon auch später die anderen erfahren haben. Doch nun ist er wieder hier. Bereit herauszufinden, wie es Bernadette nun ergeht, klärt er Leo per Handy über seine momentane Lage auf: „Ich bin jetzt hier Leo. Soweit ich erkennen kann, gibt es entweder auf dem Dach selbst eine Möglichkeit hineinzukommen, oder ich könnte in eines der Fenster einsteigen. Es ist jetzt halt nur die Frage, wo sie sich gerade befindet. Nicht, dass ich ein Zimmer betrete und dann von Patienten oder von einer Krankenschwester höchst persönlich begrüßt werde. … Wie sieht es sonst aus, Bro? Hat Donnie herausgefunden, ob es auch im Krankenhaus selbst auch Überwachungskameras gibt?“ Auf diese Frage muss er nicht lange warten. Nach einigen Sekunden erhält er von seinem Bruder schon die Antwort: „Laut Donnie hat dieses Gebäude nur die Standardsauführung, was die Überwachungstechnik angeht. Somit sind nur der Eingangs- und der Empfangsbereich davon betroffen. Sei aber trotzdem vorsichtig und gib uns Bescheid, wenn du sie gefunden hast.“ „Gut mach ich. … Als wenn ich das nicht so oder so draufhätte.“, erwidert Mikey darauf und betont es so, als würde er solche „Krankenbesuche“ tagtäglich machen und genau das hört der Anführer ebenfalls heraus. So belehrt er seinen Bruder: „Du weißt schon, dass ich dich noch hören kann? Vergiss nicht, dass du manchmal zur Leichtsinnigkeit neigst.“ „Jaja, ist ja schon gut. Nur weil ich das eine oder andere Mal ein bisschen Spaß habe, bin ich sofort wieder leichtsinnig.“, meckert Mikey und äfft dabei seinen Bruder sogar etwas nach. Diesen Vortrag hat sich des Öfteren schon anhören müssen, jedoch sieht er nicht ein, dass er immer leichtsinnig handelt. Nach seiner Meinung würde sonst nie ein kleines Abenteuer stattfinden, aber das erspart er sich zu äußern. Er weiß ganz genau, dass er sich dann die nächste Belehrung anhören müsste und wenn er das vermeiden kann, so tut er das auch. Stattdessen begnügt er sich, mit der freien Hand Leos „Plappern“ nachzuspielen. Ein Seufzen ist auf der anderen Leitung zu hören, doch dann meint der Turtle mit der blauen Maske: „Lassen wir das lieber, sonst geht die Sonne wieder auf, ehe wir mit unserer Diskussion fertig sind.“ Das lässt sich der Orangemaskierte nicht zweimal sagen, da ihm bereits schon etwas langweilig ist. Vielmehr will er jetzt losdüsen und dennoch brennt ihm noch eine Frage: „Geht klar Bro, aber auf welcher Etage sollte ich mich eher halten? Das Gebäude ist nicht gerade klein.“ „Bernadette wird sich sicherlich noch auf der Intensivstation befinden. Halte dich also eher im dritten Stock auf. Donnie vermutet, dass sie dem Lageplan nach dort sein muss.“, gibt Leo ihm als Antwort, woraufhin sein Bruder nickt und das Gespräch beendet. Kaum, dass er das handyähnliche Gerät in die nächste Tasche verstaut hat, macht er sich schon bereit. Der Turtle nimmt Anlauf und springt von der Kante weg. Wie ein Akrobat segelt er durch die Luft und lässt sich trotz der eher miesen Stimmung nicht nehmen, ein kleines Kunststück zu vollführen, während er sich von dem Wind tragen lässt. Ein kurzes Gefühl der Freiheit und der Leichtigkeit überkommt ihn, bis er schließlich sicher mit beiden Füßen das Dach des Krankenhauses berührt. „So und was jetzt? Von außen, oder von innen?“, fragt sich Mikey selbst, während er sich grübelnd am Kopf kratzt. Ihm ist es wichtig, Bernadette so schnell wie möglich zu finden, ohne dabei entdeckt zu werden. So oder so würde es eine Weile dauern, wobei er sich vorstellen kann, dass er noch eher erwischt werden könnte, würde er vom Dach aus in das Innere gelangen. So beschließt er sein Glück bei den Fenstern zu versuchen. Schließlich könnte er sich immer noch etwas überlegen, sollte das Entsprechende geschlossen sein. Somit beginnt seine Kletteraktion. Erst lässt er sich von der Dachkannte hinab, ehe er Stück für Stück sich fallen lässt. Dabei hält er sich immer rechtzeitig am Vorsprung fest, die die Fensterbretter ihm bieten. Somit gelangt er von fünften Stockwerk rasch in den dritten, ehe er sich von einem Fenster bis zum Nächsten angelt. Durch jedes, woran er vorbeikommt, späht er einen Moment lang hinein, bis er sich vergewissert hat, dass seine Freundin dort nicht ist. In den meisten ist bereits das Licht erloschen und die Patienten schlafen. Manche ruhiger und andere wiederum wimmern, oder klagen anders ihr Leid. Daran versucht der Turtle aber nicht zu reagieren. Nicht das ihm diese Menschen nicht leidtäten, aber er will dieses unangenehme Gefühl in seiner Brust nicht noch weiter verstärken, weswegen er so schnell wie möglich weiterklettert. Es müssen bereits an die zwanzig Fenster sein, die Mikey hinter sich gelassen hat, ehe er das Richtige findet. Ein kurzer Blick auf das Bett und schon kann er Bernadette erspähen. Doch dieses Zimmer ist erleuchtet, weswegen er schnell in Deckung geht. Nur langsam und vorsichtig wagt er einen neuen Blick und bemerkt schließlich zwei weitere Menschen. Eine Frau sitzt ganz nah an dem Bett, während der Arzt ein Stück weiter weg daneben steht und ein Klemmbrett in der Hand hält. Tränen haben sich bei der Dunkelhaarigen gebildet, die scheinbar unaufhörlich ein Weg ins Freie suchen. Nur zwingend kann sich die Frau etwas zusammenreißen, während sie schluchzend fragt: „Sagen Sie mir bitte: Was hat meine Tochter? … Wer hat ihr das angetan?!“ Ihre letzten Worte klingen verzweifelt, jedoch bleibt der Arzt dagegen ganz ruhig und geht schließlich auf die Fragen ein. Was Mikey jedoch da hört, lässt ihn vor Schreck das Blut in den Adern gefrieren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)