Nachtwanderungs-Narretei von Puppenspieler ================================================================================ Prolog: Von Mutproben und Wetten -------------------------------- „Ihr tut was?!“   Tetsurou grinste breit, das Handy wohlweislich ein paar Handbreit vom Ohr entfernt gehalten. Er hörte Bokutos Stimme trotzdem klar und deutlich, was beim Geschrei des anderen auch kein Wunder war. „Wir machen Urlaub“, wiederholte er in einer Mischung aus Schadenfreude und simpler Zufriedenheit. Er konnte förmlich vor sich sehen, wie Bokuto sich in seiner Empörung auf seinem Schreibtischstuhl durchs Zimmer kreiselte oder ähnliche Dummheiten machte. Als es durch die Handyleitung hindurch rumste, noch ehe Bokuto noch einmal geantwortet hätte, und zeitgleich ein Schmerzensschrei ertönte, war er sich sicher, dass Bokuto runtergefallen war von was auch immer, worauf er eben noch herumgewobbelt war. „Ihr könnt doch nicht einfach Urlaub machen! Bro, was ist mit dem Training?“ – „Ach. Ein Wochenende Urlaub bringt nicht um“, gab er trocken zurück, winkte ab, auch wenn Bokuto es nicht sehen konnte. Er konnte es hören. Das reichte.   „Wo habt ihr überhaupt ein Ferienhaus her?“ Tetsurous Grinsen wurde breiter, während er nach einem Kugelschreiber angelte, um seine Finger beschäftigt zu halten. „Das hab ich dir doch eben schon erzählt“, tadelte er in einem trägen Singsang. Er wusste, dass Bokuto nicht zugehört hatte; der war viel zu beschäftigt damit gewesen, empört zu sein darüber, dass Tetsurou irgendetwas plante – ohne ihn. „Es gehört Levs Familie. Steht draußen in den Bergen irgendwo. Lev hat uns eingeladen, hinzufahren, um uns das Herbstlaub anzugucken. Die Gegend ist berühmt dafür.“ Tetsurou hätte gern im Namen des ganzen Teams abgesagt, weil Wandern und Berge, aber kaum, dass entsprechende Worte gefallen waren, war ausgerechnet Yaku von allen Menschen Feuer und Flamme für die Idee gewesen und dann hatte Tetsurou es sich doch gespart. Er wollte keine blauen Flecke. Ehrlich nicht. „Bro, das ist voll unfair!“ Tetsurou lachte. „Ich weiß. Und weißt du, was noch unfairer ist?“   Bokuto am anderen Ende der Leitung blieb still. Tetsurou ahnte, wie groß die trägen Eulenaugen gerade wurden, während Bokuto unruhig auf dem Boden(?) herumhibbelte und darauf wartete, dass Tetsurou seine Frage selbst beantwortete. Oh, und wie Tetsurou die beantworten würde. Vorsorglich machte er sich schon einmal bereit, das Handy wieder auf Abstand zu bringen, ehe er ins Mikrofon säuselte:   „Mutprobe.“   „BROOOOOOOO!!!“   Die Explosion ließ nicht lange auf sich warten und Tetsurou lachte schamlos, während Bokuto sich in eine lange, leidende Litanei darüber verlor, wie gemein und grausam die Welt doch war. Aber das war Bokuto. Es war nicht, als würde das lange halten. So gut kannte Tetsurou ihn dann doch – er würde jetzt noch ein bisschen jammern, und sobald er genug gejammert hatte, würde er zu irgendeiner supergenialen Erkenntnis kommen– „Bro! Wir machen einfach selbst eine Mutprobe, hey hey hey!!! Wann fahrt ihr weg?! An dem Wochenende machen wir ein Trainingscamp! Ich kann mein Team eh viel besser erschrecken als du, Bro!“   Ah. Darauf habe ich gewartet.   Tetsurous Grinsen nahm ernsthaft raubtierhafte Züge an, als er sich langsam nach vorn lehnte, die Ellenbogen auf die Schreibtischplatte gestützt. Und nur deshalb hatte er Bokuto überhaupt angerufen. Für diese Worte – sinngemäß. Er war nicht Akaashi, er konnte Bokuto nicht wörtlich vorhersagen. Aber es reichte völlig, wie es war. Mehr noch – es war perfekt. Jetzt würde Tetsurou auf jeden Fall seinen Spaß haben.   „Wetten wir?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)