Sunray, das Geheimnis der Sternstadt von Sunray ================================================================================ Kapitel 04 ---------- Kapitel 4 Es war klar, dass jetzt erst Mal ein gutes Versteck her musste. Aber dafür konnte Sunray ohne weiteres Sorgen. Er führte Serenity durch einige Straßen und dann stiegen sie durch ein schmales Fenster in einen dunklen Keller. „So, hier sind wir erst mal sicher“, sagte Sunray. Serenity fühlte sich sehr unwohl. Sie war die Hilfe von anderen Ponys nicht gewohnt, hatte alles, was sie hierher geführt hatte, bis jetzt allein bewältigt. Niemand hatte ihr ihre Geschichte glauben wollen, wenn sie sie erzählt hatte. Man hatte sie ausgelacht und verrückt genannt. Irgendwann war Serenity klar geworden, dass sie nicht auf die Hilfe anderer bauen konnte und so hatte sie sich einzig und allein auf sich selbst verlassen. Und jetzt war da Sunray. Der tollpatschige, liebenswürdige Sunray, der versucht hatte ihr zu helfen. Sie konnte nicht anders. Sie musste ihm wenigstens etwas erzählen. Das war sie ihm schuldig. Auch wenn er sie gleichfalls wie alle anderen auslachen und wegschicken würde. „Sunray“, begann Serenity nervös. „Ich weiß du hast jetzt bestimmt eine Menge Fragen...“ „Also mich interessiert im Moment nur, was es heute zu essen gibt.“ „Du Heukopf. Ich meine es ernst. Diese Leute sind gefährlich. Wenn sie herausfinden wo du wohnst, werden sie dich jagen, genauso wie mich. Sie werden vor nichts zurückschrecken um an den Sterndiamanten heranzukommen.“ „Das Ding muss ja echt ein Vermögen wert sein“, bemerkte Sunray. Serenity schüttelte den Kopf. „Es geht ihnen nicht um Geld. Der Sterndiamant ist viel mehr Wert als alle Bitz der Welt zusammen. Er ist ein Schlüssel.“ „Stimmt, dieser komische Hengst hat doch auch so was gesagt.“ „Genau. Dieser Diamant ist Wegweiser und Schlüssel zu einer untergegangenen und fast vergessenen Stadt. Er ist das letzte Überbleibsel der Sternstadt.“ Jetzt war es raus. Bestimmt würde Sunray sie jetzt vor die Tür setzen. „Wow“, sagte Sunray. „Krass.“ Serenity sah ihn verdutzt an. „Das ist alles, was du dazu zu sagen hast?“ „Ähm... Mega-wow. Doppel-krass.“ „Du Heukopf. Jedenfalls...“ „A-a-a. Lass mich raten. Die anderen sind echt böse Leute die die Herrschaft über die Sternstadt anstreben oder sowas und du willst das verhindern.“ „Ähm... ja“, sagte Serenity überrascht. „Mehr oder weniger stimmt das. Woher weißt du das?“ „Ach, in den Geschichten ist das doch immer so. Oh Mann, hab ich einen Hunger.“ Plötzlich ging die Kellertür auf und Licht flutete herein. Ein kleines Fohlen stand auf der Treppe und blickte überrascht von Sunray zu Serenity. Dann rief es nach draußen: „Mum, Sunray hat seine Freundin mit in den Keller genommen.“ Sofort schnellte Sunray vor und hielt dem Fohlen den Mund zu, doch schon drängten sich mindestens ein dutzend weitere Ponys in die Tür, alle verschieden alt und hämisch grinsend. „Uuuhhh“, sagte ein Mädchen. „Sunray hat 'ne Freundin.“ „Stimmt doch gar nicht“, keifte Sunray peinlich berührt. „Sunray hat 'ne Freundin, Sunray hat 'ne Freundin“, sangen die Ponys. „Und ihr habt gleich meinen Huf in euren Hintern.“ „Aber Sunray“, mahnte ein kleines Pony mit dicker Brille. „Doch nicht vor deiner Freundin.“ Das brachte Sunray dazu sich auf seine Geschwister zu stürzen, die sich ebenfalls auf ihn warfen und eine große Balgerrei entstand, wie es für Sunrays Familie aber durchaus üblich war. Bis Sunrays Mutter kam. Sie war ein rotes, leicht rundliches Erdpony mit blonder zu einem Zopf gebundener Mähne. „Was ist hier los?“ Sofort hörten die Geschwister mit ihrer Streiterei auf und blickten als verknotete Masse auf ihre Mutter. „'tschuldige, Ma.“ „Sunray hat 'ne Freundin mitgebracht“, drang es aus den unergründlichen Tiefen des Ponyhaufens. „Aus. Sunray hat mich getreten!“ „Stimmt nicht!“, sagte Sunray. „Das war Pennymouth.“ „Weil Mirinda meine Schleife genommen hat“, erwiderte Pennymouth. „Passt doch auf meine Brille auf“, sagte Fleck. „Pass doch selbst auf“, sagte Flitter. „Okay. Jetzt ist Schluss! Alle miteinander!“, sagte Sunray's Mutter streng und begann ihre Kinder zu entknoten. Dann sah sie Serenity. Sie zog Sunrays Kopf in die Höhe. „Sunray warum hast du nicht gesagt, dass du Besuch mitbringst?“ „'tschuldige Ma. Ich wusste aber selbst nicht, dass ich welchen mitbringe.“ „Naja, ist ja halb so wild. Dann wirst du halt eine Portion weniger essen, damit unser Gast etwas hat.“ „Was? Oh mann!“ „Keine Sorge, dass muss nicht sein“, sagte Serenity. „Ich wollte eh nicht lange bleiben.“ Sunray blickte auf. „Du willst gehen?“ „Verehre deinem Geliebten doch wenigstens noch einen Abschiedskuss“, sülzte Pennymouth. „Halt die Klappe.“ Sunray konnte Serenity doch nicht einfach so gehen lassen, nicht wenn noch immer diese dämonischen Ponys da draußen waren. Er konnte sie doch nicht bei so einer Gefahr allein lassen. „Oh, ich glaub ich weiß was hier los ist“, sagte Sunrays Mutter. „Sunray, hast du schon wieder etwas ausgefressen und dieses nette hunge Mädchen damit in Schwierigkeiten gebracht?“ Sunrays Augen rutschten zwischen Serenity und seiner Mutter hin und her. „Naja, so ungefähr.“ „Hab ich's doch gewusst!“, rief Sunrays Mutter aus und stürmte auf Serenity zu um sie fest an sich zu drücken. „Oh mein liebes Kind, bitte nimm es Sunray nicht übel. Er ist ein Magnet was Probleme angeht. Aber was auch immer passiert ist, ist passiert und du musst dir darüber überhaupt keine Sorgen machen.“ „Das ist wirklich nett von ihnen, aber...“ „Nein, nein“, sagte Sunrays Mutter entschieden. „Ich will kein aber oder nein hören. Ich lasse dich doch nicht zu so später Stunde vor die Tür. Und was immer Sunray angestellt hat, können wir wenigstens mit einem Abendessen ein wenig wiedergutmachen.“ „Hör lieber auf sie“, raunte Sunray Serenity zu. „Sie wird dich nicht eher gehen lassen und außerdem bist du Erstmal in Sicherheit vor denen.“ „Ich weiß wirklich nicht, ob...“ „Komm schon. Ich kann dein Magenknurren bis hierher hören.“ „Das ist dein Magenknurren.“ „Stimmt. Oh Mann, hab ich einen Hunger.“ Sunrays Mutter nickte zufrieden. „Na dann, richten wir das Abendessen an.“ Serenity wurde von der lärmenden Schar Fohlen förmlich mit geschwemmt und in ein winziges Zimmer bugsiert, in dem nur ein Tisch stand um den sich alle Ponys zwängten. Es gab Heuauflauf mit Karotten und Apfelsaft. Alle langten fröhlich zu und lachten und schnitten Grimassen. Für Serenity war so ein Abendessen etwas ganz neues. „Es tut mir leid“, sagte Sunrays Ma zu ihr. „Dass mein kleiner Sunray dir Probleme bereitet hat.“ „Aber er hat doch gar nicht...“, sagte Serenity. „ABER ICH HAB DOCH GAR NICHT...“, brüllte Sunray, wurde von seiner Mutter aber schnell durch einen gezielten Möhrenwurf zum Schweigen gebracht. „Du hältst mal den Mund. Es kommt selten genug vor, dass du eine Freundin mit nach hause bringst.“ „Seine erste Freundin“, säuselte Buster und verteilte Kusshufe über den Tisch. „Sie.. sie ist nicht meine erste Freundin und sie ist nicht meine Freundin. Sie ist zwar eine Freundin aber sie ist nicht meine Freundin.“ „Also Sunray. Deine Beziehung zu diesem Mädchen so abzustreiten.“ Sunrays Ma schüttelte enttäuscht den Kopf und die Kinder taten es ihr gleich. Und Serenity sah Sunray mit großen, großen, zum Stein erweichen glänzenden Augen an, klimperte mit den Wimpern und sagte mit gespielt verletzter Stimme: „Genau Sunray. Nach allem was wir heute erlebt haben und du zu mir gesagt hast.“ Sunrays Mundwinkel krachten auf den Tisch und sprachlos starrte er Serenity an. Dann prusteten alle anderen am Tisch laut los und peinlich berührt sank Sunray in seinem Stuhl zusammen. Aber Sunray bemerkte trotzdem, dass Serenity gerade wirklich gelacht hatte. Die beiden dämonischen Ponys hätten sich wohl noch die ganze Nacht lang gestritten, wenn nicht der hagere, graublaue Hengst aufgetaucht wäre und die beiden mit gekonnten Hufschlägen auseinanderbrachte. Wütend betrachtete er die beiden dämonischen Ponys, die sich mit dicken Beulen auf den Köpfen entschuldigend vor ihm verbeugten. Jemand hatte die beiden mit Freude gefüllt. Er konnte ihr Lachen noch immer in der Luft riechen. Leere und Nichts waren die Namen der beiden dämonischen Ponys, entstanden nur um zu dienen und nicht um zu fühlen oder zu lachen. „Steht auf, ihr beiden“, zischte er sie an und seine Augen blitzten kalt. „Findet sie und findet den Schlüssel.“ Leere und Nichts salutierten und rannten los, getrieben von Angst. Er ahnte, dass seine Herrin sehr unzufrieden mit ihm sein würde. Ein so ausgelassenes Abendessen hatte Serenity noch nie erlebt. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich richtig Wohl. Sie konnte sich nicht daran erinnern jemals in ihrem Leben so viel gelacht zu haben. Bis Sunrays Mutter sich über den Tisch beugte und sagte: „So jetzt muss ich es aber wissen. Wie habt ihr euch denn kennengelernt?“ Alle wurden still starrten sie und Sunray an. „Jetzt rück schon raus mit der Sprache“, sagte Sunrays Ma streng. „Du bist in Schwierigkeiten, das sehe ich dir von der Nasenspitze ab an. Sunray.“ Serenity schaute zu Sunray. Sie hatte eigentlich gedacht sie wäre gemeint gewesen. Sunray presste die Lippen aufeinander, schaute zur Decke, wackelte mit den Ohren und scharte mit den Hufen. „Äääähhhhm.“ Besorgt legte Sunrays Ma ihre Stirn in Falten. „Sunray, was hast du diesmal angestellt?“ Da stand Sunray auf, ging in den Flur und kam mit seiner Satteltasche zurück. Er stülpte sie um und der Sterndiamant landete auf dem Tisch. Wäre es irgend möglich gewesen, die Augen der Ponys wären noch größer geworden. Sunray wurde von dem Blick seiner Mutter aufgenagelt. „Kinder, geht ins Bett“, sagte sie so streng, dass keiner zu widersprechen wagte. Am Schluss waren Sunray und Serenity mit seiner Mutter allein im Zimmer. Sunrays Ma schloss die Tür und drehte sich zu ihrem Sohn um. „Sunray. Was hast du getan?“ „Es ist nicht, wonach es aussieht“, schaltete Serenity sich ein. „Sunray hat ihn nicht geklaut.“ „Glaub mir, das weiß ich nur zu gut“, sagte Sunrays Ma. „Sunray würde niemals etwas stehlen, dafür ist sein Herz zu gut und seine Hufe zu ungeschickt. Aber, dass er so etwas wertvolles nicht gleich zurückbringt und dabei noch so einem netten Mädchen ärger macht ist nicht gut. Sunray, du hättest es wirklich besser wissen sollen.“ „Aber ich hatte doch keine Wahl...“ „Man hat immer eine Wahl“, erwiderte Sunrays Ma streng. „Solange man nur das richtige tut. Es ist mir egal, wie du an den Diamanten herangekommen bist, aber hier bleibt er nicht.“ Sunray machte den Mund auf um etwas zu sagen. „Keine Widerrede“, fuhr ihm seine Mutter über den Mund. „Du gehst jetzt in die Küche und spülst das Geschirr ab.“ Sunray blickte auf den Tisch voller Teller, Schüsseln, Messern, Gabeln, Löffeln, Gläsern, Tassen, Pfannen und Töpfen. „Och, Ma. Das ist so unfair!“ Sunrays Ma klatschte ihm einen Löffel ins Gesicht. „Wirst du wohl.“ „Ist ja schon gut.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)