Verspätete Rache von Leya ================================================================================ Kapitel 15: ------------ Disclaimer: Die in dieser Geschichte eingesetzten Charaktere sind das alleinige Eigentum von Maki Murakami. Beta: Akane-chan (so eine gute Beta findet man nicht noch mal^^) Unglaublich, aber wahr. Womit keiner mehr gerechnet hätte: Ich habe es tatsächlich geschafft, weiterzuschreiben. Ich glaube zwar nicht, dass noch irgendjemand weiß, worum es geht, aber ich hoffe, ihr lest trotzdem weiter... -*-*- Verspätete Rache 15 -*-*- "Guten Morgen!" Hiro sah von der Zeitung auf und konnte sich eines amüsierten Lächelns kaum erwehren. Sein Freund sah aber auch wirklich wie ein kleiner Junge aus, wie er so mit nichts weiter bekleidet als einem übergroßen T-Shirt dastand, wobei die zerzausten Haare ihm zusätzlich etwas Kindliches verliehen. "Geht es dir besser?", wollte Hiro schließlich besorgt wissen, denn Shuichi hatte letzte Nacht noch lange wach gelegen und sich in den Schlaf geweint. Der Gitarrist hatte zwar nichts gesagt, sich aber dennoch große Sorgen gemacht und wollte nun einfach wissen, wie schlimm es tatsächlich war. Sein Freund nickte zögernd, schüttelte gleich darauf den Kopf und ließ sich mit einem müden Seufzen auf den nächsten Stuhl fallen. "Ich bin hundemüde und dabei müssen wir dringend an unserem nächsten Album arbeiten. Am liebsten würde ich wieder ins Bett gehen." "Verständlich. Allerdings habe ich eigentlich deinen Streit mit Yuki gemeint. Du solltest das nicht so nah an dich heranlassen. Du weißt doch, wie er ist." "Schon. Aber ich bin halt einfach enttäuscht, weil ich gehofft hatte, Anteil an seinem Leben zu haben. Für einige Wochen habe wirklich geglaubt, er würde mich endlich akzeptieren. Aber wie es aussieht, habe ich mich geirrt." Der Sänger senkte den Kopf und starrte betrübt auf die Tasse in seiner Hand. Schließlich stand er auf und goss sich einen Kaffee ein. Mit hängenden Schultern kehrte er an den Tisch zurück. Hiro überlegte krampfhaft, wie er seinen Freund aufmuntern konnte und hatte schließlich die rettende Idee. "Warum lenkst du dich nicht einfach ab und hilfst mir dabei, den Inhalt des Kartons herauszufinden?" Blinzelnd sah Shuichi auf. "Hast du immer noch nicht aufgegeben? Was soll denn schon großartig in diesem Karton drin sein? Ehrlich gesagt will ich es gar nicht wissen. Dieses elende Ding ist schließlich Schuld daran, dass Yuki und ich uns gestritten haben." "Siehst du", stellte sein Freund fest und gönnte sich ein triumphierendes Lächeln. "Eben deswegen solltest du wissen, was in dem Karton ist. Wenn du erst den Grund für euren Streit kennst, kannst du ihn viel leichter beilegen." Der junge Sänger starrte ihn lange Sekunden mit großen Augen an, doch der Logik dieser Argumentation konnte auch er sich nicht verschließen. Plötzlich kehrten seine Lebensgeister zurück, was sich in einem begeisterten Aufschrei äußerte. "In Ordnung! Lass uns dem Karton den Kampf ansagen! Wir werden die Wohnung stürmen und..." "Spinnst du?", unterbrach Hiro die Euphorie seines Freundes hastig und holte ihn auf den Boden der Tatsachen zurück. "Wir müssen ruhig und überlegt handeln! Reinstürmen ist da völlig falsch!" Ernüchtert sank Shuichi auf seinen Stuhl zurück. "Was schlägst du vor?" "Ganz einfach. Wir werden nachher zu eurer Wohnung fahren und sollte Yuki zu Hause sein, dann ist der ganze Plan gestorben. Wir können schließlich nicht unter seinen Augen in seinen Privatsachen schnüffeln. Wenn er jedoch nicht da ist..." Er ließ den Satz unvollendet, doch diesmal hatte Shuichi auch so kapiert. Er nahm seinen Kakao und prostete Hiroshi bewundernd zu. Der andere erwiderte die Geste und in tiefstem Einvernehmen grinsten sie sich an. - - - Eiri saß seit Stunden auf seinem Bett und starrte ins Leere. Auf seinem Schoß hielt er Tohmas Mantel und ließ seine Fingerspitzen immer und immer wieder über die weichen Federn auf dem Kragen gleiten. Seit Tagen kein Wort. Kein Video, kein Anruf. Nichts. Noch nicht einmal der kleinste Hinweis, ob sein Schwager überhaupt noch lebte oder ob Kitazawa letztendlich doch die Geduld verloren und ihn umgebracht hatte. Was war, wenn Tohma längst tot in irgendeinem Winkel dieses Landes verscharrt lag? Wie sollte er jemals mit dieser Schuld leben? Wie sollte er seiner Schwester erklären, dass es allein in seiner Verantwortung lag, was ihrem Mann zugestoßen war? Sie würde ihn mit Sicherheit hassen. Eiri schloss müde die Augen und streichelte einmal mehr über die Federn, die unter seinen Händen ein merkwürdiges Eigenleben zu entwickeln schienen. Sie umschmeichelten seine Finger mit ihrer sanften Gegenwart, ganz so, wie Tohma es immer getan hatte und diese Erinnerung brachte ihm einen kleinen Trost. Doch dieses Gefühl hielt nicht lange an und gleich darauf hielt Eiri es nicht mehr aus. Vorsichtig legte er den Mantel in den Karton zurück und verschloss ihn rasch mit einigen Klebestreifen. Er brachte es einfach nicht länger fertig, mit dem sichtbaren Beweis für sein Versagen die Wohnung zu teilen. Entschlossen warf er sich eine Jacke über und klemmte sich den Karton unter den Arm. Es gab nur einen Weg für ihn. Er würde seine Schuld zumindest für einige Zeit beiseite schieben und sein aufgewühltes Gewissen entlasten. Und er wusste auch genau die richtige Person, die ihm beides würde abnehmen können. - - - "Yuki? Ich bin wieder da!" Shuichi verharrte mitten auf der Schwelle, doch als sich nichts rührte, trat er ein und schloss hinter seinem Freund die Tür. Die beiden warteten noch einige Sekunden und gingen dann ins Wohnzimmer. "Scheint so, als wäre er nicht da." Hiro warf einen kurzen Blick in Küche und Bad und näherte sich dann dem Schlafzimmer. "Komm schon. Wir sollten uns beeilen. Wer weiß, wann er zurückkommt." Shuichi nickte und öffnete behutsam die Schlafzimmertür, für den Fall, dass Eiri eingeschlafen war. Der Raum war ebenso leer wie die restliche Wohnung. Erleichtert ließ er sich auf alle Viere nieder und spähte unter das Bett. "Er ist weg." "Was?" Hiro bückte sich nun ebenfalls und konnte seinen Freund nur zustimmen. Unter dem Bett befand sich nichts außer Staub und ein paar Federn. "So ein Mist. Ich hatte gehofft..." Abrupt beugte der dunkelhaarige Junge sich wieder hinunter und holte eine der Federn unter dem Bett hervor. Wieso war diese Feder schwarz? Verwundert drehte er sich hin und her und hielt sie schließlich ins Licht. Irgendwie hatte er das Gefühl, solch eine Feder schon einmal gesehen zu haben. "Weißt du, das ist lustig. Diese Feder sieht genauso aus wie diejenigen, die Seguchi-san an seinem Mantel hat", warf Shuichi ein, der seinen Freund leicht verwirrt dabei beobachtet hatte, wie dieser über eine einfache Feder nachgrübelte. Hiro blinzelte verwirrt und kam zu dem Schluss, dass Shuichi recht hatte. Aber wie kam eine Feder von Seguchis Mantel in Eiris Schlafzimmer? Ob die beiden eine Affäre hatten? Aber das war Unsinn. Shuichi hatte immer wieder betont, dass Eiri die Fürsorglichkeit seines Schwagers auf die Nerven ging. Oder hatte der Schriftsteller ihm etwas vorgelogen, um die Wahrheit vor ihm zu verbergen und ihn in falscher Sicherheit zu wiegen? Sollte dies der Fall sein, dann war Eiri ein noch größerer Mistkerl als er bisher angenommen hatte. "Woran denkst du?" Geistesabwesend ließ Hiro die Feder auf das Bett fallen und sah seinen Freund mit einem beruhigenden Lächeln auf den Lippen an. "Nichts. Alles in Ordnung. Ich hatte mich nur gefragt, ob du vielleicht recht hast. Die Feder könnte durchaus zu Seguchis Mantel gehören." "Dann kann sie aber noch nicht lange hier liegen, denn Eiri saugt regelmäßig Staub. Auch unter dem Bett. Er kann es absolut nicht ab, wenn irgendwo etwas rumliegt", stellte Shuichi leise fest und auf einmal klang seine Stimme genauso nachdenklich wie Hiros noch wenige Augenblicke zuvor. "Aber das hieße ja, dass Tohma erst vor zwei oder drei Tagen hier gewesen sein müsste..." Erschrocken sah er auf und begegnete Hiros Blick aus schreckgeweiteten Augen. Die Möglichkeiten, die sich aus diesem Verdacht ergaben, waren viel zu furchtbar, um sie an sich heran zu lassen und nahmen ihm schier den Atem. "Nein." Entschlossen schüttelte Shuichi den Kopf. "Das kann nicht sein. Wir müssen uns irren. Diese Federn gehören sicher zu irgendeinem meiner Kleidungsstücke und ich habs nur vergessen. Du weißt doch, wie viele Klamotten ich habe, die ich nur ein einziges Mal anziehe. Oder Yuki hat sich etwas mit Federn gekauft." "Sicher." Hiro sah deutlich, wie betroffen Shuichi auf einmal wirkte und beschloss, die Sache nicht weiter zu verfolgen. Vorerst. "Lass uns gehen, Shui. Wir sind hier fertig." Shuichi folgte seinem Freund hinaus. Gerade wollten sie die Wohnung wieder verlassen, da klingelte das Telefon. Der Sänger nahm rasch ab und meldete sich, doch wer auch immer angerufen hatte, legte einfach auf. Shuichi fröstelte. "Wir sollten machen, dass wir hier rauskommen." Hiro widersprach ihm nicht und die beiden machten sich auf den Weg zur Arbeit. tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)