Verspätete Rache von Leya ================================================================================ Kapitel 14: ------------ Disclaimer: Leider musste ich mir die Charaktere leihen, um diese Story schreiben zu können ^^ Beta: Akane-chan/Nimue *knuddel* @Yusuka: Gern geschehen^^ Schön, dass Dir die Szene mit Mika und dem Arzt gefallen hat. Und keine Sorge, Tohma wird es noch sehr, sehr schlecht gehen... @siane: Leider kommt Tohma nicht allzu schnell da raus. Aber irgendwann doch... vielleicht... *eg* @Kivy: Zunächst einmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst, dermaßen ausführliche Kommentare zu schreiben. Das hat man wirklich selten und ich freue mich jedesmal beinahe tot, wenn zur Abwechslung ich mal was zu lesen habe, anstatt immer nur zu schreiben *verbeug* Hier ein paar Antworten: Ja, Tohma ist der Vater. In meiner Story gehe ich einfach mal davon aus, dass die beiden aus Liebe geheiratet haben und nicht nur, weil Tohma nicht ohne Eiri leben kann und seine Ehe als Entschuldigung nutzt, dem anderen nahe sein zu können. Und keine Sorge, Tohma habe ich in der letzten Zeit zwar ziemlich vernachlässigt, aber er wird bald wieder in Erscheinung treten. Zumindest wenn ich die Storyline nicht noch in letzter Minute wieder umschmeiße, dann wird er im nächsten Kapitel eine Hauptrolle spielen. Leider keine angenehme, aber das ist situationsbedingt^^ -*-*- Verspätete Rache 14 -*-*- Segawa balancierte das vollbepackte Tablett vorsichtig in einer Hand und klopfte kurz an, dann drückte er die Tür auf und betrat das Arbeitszimmer seines Chefs. "Der Tee ist fertig", kündigte er an, kaum dass er die Schwelle überschritten hatte. Kitazawa sah nur kurz auf, dann beugte er sich wieder über die Unterlagen auf seinem Schreibtisch. "Stell es dort drüben hin. Ich nehme mir später etwas." Sein Angestellter leistete dieser Aufforderung schweigend Folge. Er stellte das Tablett vorsichtig auf dem kleinen Beistelltischchen in der hinteren Ecke des Raumes ab und wollte schon wieder gehen, doch ein leiser Ruf seines Arbeitgebers hielt ihn zurück. "Warte. Ich muss etwas mit dir besprechen", sagte Kitazawa und sah endlich auf. Er kramte nach einem zerknitterten Brief und hielt ihn Segawa hin. "Lies das." Verwundert nahm der Mann den Brief entgegen und stellte schließlich fest: "Merkwürdig. Warum ist auf einmal Ihre Anwesenheit erforderlich? Bisher ging es doch auch so ganz gut." "Keine Ahnung, aber das passt mir gar nicht." Kitazawa schob einen prallgefüllten Aktenordner beiseite und sah seinen Mitarbeiter nachdenklich an. "Ich möchte im Augenblick nicht hier weg." "Hm", war alles, was Segawa dazu sagte und Kitazawa lächelte verhalten. Er ahnte, was in seinem Mitarbeiter vorging. Segawa hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass er Kitazawa zwar unterstützte und niemals hintergehen würde, er aber bei Weitem nicht damit einverstanden war, was sein Arbeitgeber Tohma Seguchi antat. Das dieser ihm trotzdem genügend vertraute, um ihn mit seinem Gefangenen allein zu lassen, zeugte von dem rückhaltlosen Vertrauen, das er in seinen Mitarbeiter hatte. Kitazawa seufzte. "Es bleibt mir nichts anders übrig, als hinzufahren. Ich kann es mir nicht leisten, dass irgendwelche Pannen passieren." "Wie lange werden Sie fort sein?" "Ungefähr eine Woche, denke ich. Kümmere dich in der Zwischenzeit um unseren Gast. Ich möchte keine unangenehmen Überraschungen erleben, wenn ich wieder da bin." "Keine Sorge. Ich werde Sie nicht enttäuschen", war alles, was Segawa sagte, ehe er sich zurückzog. Kitazawa sah ihm nachdenklich hinterher, machte aber keine Anstalten, seinen Vertrauten noch einmal zurückzurufen und ihn auf den kaum hörbaren Zweifel anzusprechen, den er aus den Worten des anderen herausgehört hatte. -*-*- Die Rückfahrt verlief in beinahe eisigem Schweigen. Eiri umklammerte das Lenkrad seines Wagens so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten und warf seiner Schwester in regelmäßigen Abständen besorgte Blicke zu. Mika war sich durchaus bewusst, dass Eiri sie beobachtete, doch sie wollte einfach nicht mit ihm reden. Statt dessen sah sie stur aus dem Seitenfenster und betrachtete die vorbeifliegenden Häuser ohne sie wirklich wahrzunehmen. In Gedanken hörte sie immer wieder die Worte des Arztes, als dieser ihr mitgeteilt hatte, dass es besser für sie war, sich in der nächsten Zeit unter allen Umständen zu schonen, wenn sie das Kind nicht verlieren wollte. ,... Soweit ich sehen konnte, verläuft Ihre Schwangerschaft völlig normal. Dennoch habe ich Ihnen einen Diätplan aufgestellt, den Sie auf jeden Fall einhalten sollten. Das Sie ohnmächtig geworden sind, war eine Warnung, die Sie nicht ignorieren dürfen. In Ihrer augenblicklichen Situation können Sie keinerlei zusätzlichen Stress gebrauchen. Das heißt, Sie müssen sich so viel wie möglich schonen, keine Aufregungen, kein Stress. Jeder Schock könnte Ihre Schwangerschaft gefährden.' Mika hätte um ein Haar aufgelacht. Kein Stress? Keine Aufregung? Wie stellte der Mann sich das vor? Seit Tohma verschwunden war, befand sie sich in einem Zustand permanenter Aufregung. Die andauernde Ungewissheit zermürbte sie. "Ich bin mir Ihrer augenblicklichen Situation voll bewusst, Mrs. Seguchi. Dennoch muss ich darauf bestehen, dass Sie versuchen, Ihre Sorgen einzuschränken. Haben Sie jemanden, der sich um Sie kümmern kann? Oder soll ich Ihnen eine Schwester zuweisen, die jede Woche nach dem Rechten sieht?" "Mika?" Mika schreckte aus ihren Gedanken auf und starrte ihren Bruder für einen Augenblick so verwirrt an, als hätte sie ihn noch nie in ihrem Leben gesehen. "Entschuldige. Ich war... abgelenkt." "Das habe ich gemerkt." Eiri rang sich ein freundliches Lächeln ab und klopfte mit seinen Fingern einen lautlosen Rhythmus auf das Lenkrad. "Ich sagte gerade, dass du müde aussiehst. Ich bringe dich jetzt nach Hause, damit du dich hinlegen kannst. Der Arzt hat gesagt, du sollst dich schonen." Mika zuckte nur mit den Schultern und sah wieder aus dem Fenster. "Er hat mir sogar einen Diätplan aufgestellt, damit ich auch ausreichend Vitamine und andere gesunde Nährstoffe zu mir nehme." "Und? Wirst du seine Anweisungen befolgen?" Eiri verlor allmählich die Geduld. "Du willst das Kind doch behalten, oder?" Das holte Mika endlich aus ihrer Versunkenheit. "Natürlich will ich es behalten! Was denkst du denn von mir!" fauchte sie ihren Bruder an. Wut und Schock mischten sich in ihre Stimme und Eiri bekam ein schlechtes Gewissen, als er daran dachte, wie sehr er sie mit seiner unbedachten Äußerung verletzt haben musste. Dieses Kind war im Augenblick alles, was sie mit Tohma verband und da kam er und streute auch noch Salz in die offene Wunde. Er war wirklich ein Idiot. "Es tut mir leid, Mika. Ich mache mir ebenso viele Sorgen wie du, aber..." "Du musst deinen Frust an mir auslassen, nicht wahr? Warum kannst du dich nicht ein einziges Mal wie mein Bruder benehmen und nicht wie ein Fremder? Du scherst dich einen Dreck um meine Gefühle!" Mika spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen und wischte sie ungehalten beiseite. Weinen half ihr überhaupt nicht. Im Gegenteil. Sie gefährdete nur ihr Kind und Eiri war es ohnehin gleichgültig. Welch eine Ironie. Eigentlich hätte sie allen Grund, vor Glück aus dem Häuschen zu sein, doch Tohmas Verschwinden gab ihrer Freude eine bittere Note. Nach so vielen Jahren in denen sie versucht hatte, schwanger zu werden, war es ihr endlich gelungen und nun... Was mochte mit ihrem Mann geschehen sein? Tohma war spurlos verschwunden, es schien beinahe, als hätte der Erdboden ihn verschluckt. Ob man ihn entführt hatte? Oder war ihm nur alles zu viel geworden und er hatte sich entschieden, dass es an der Zeit war, einen Neuanfang zu wagen? Mika verbot sich, über das Schicksal ihres Mannes nachzudenken. Ihre Angst machte alles nur schlimmer und wer konnte schon wissen, ob das Kind nicht vielleicht alles war, was ihr am Ende von Tohma blieb. "Mika?!" Eiris Stimme klang nun so besorgt, wie sie ihn noch nie zuvor erlebt hatte und ihr wurde klar, dass er sie schon mehrmals angesprochen haben musste, ohne eine Antwort zu erhalten. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie ihn einfach nicht gehört hatte. "Bring mich nach Hause, Eiri. Ich kann nicht mehr", sagte Mika leise. Sie hatte keine Kraft mehr. Sie konnte nicht länger so tun, als wäre alles in Ordnung und hoffte, Eiri würde den Wink verstehen. Dieses außergewöhnliche Geständnis brachte Eiri dazu, seiner Schwester einen weiteren nachdenklichen Blick zuzuwerfen und mit einem Anflug von bisher selten gezeigtem Feingefühl, sagte er nichts, sondern nahm sich vor, sie in der nächsten Zeit so weit wie möglich zu unterstützen und zu versuchen, ihr einige ihrer Ängste zu nehmen. -*-*- Seit Stunden, so schien es ihm, stand er nun schon am Fenster und starrte hinaus in den Regen. Die dunklen Regenwolken jagten sich über den bleigrauen Himmel, doch Segawa nahm es kaum wahr. Seine Gedanken kreisten um eine einzige Frage: Warum half er Kitazawa, wenn er doch genau wusste, wie falsch dessen Handlungen waren? Immer wenn er die Augen schloß, sah er vor sich Tohmas gequältes Gesicht. In den letzten Nächten hatte er beinahe unablässig von den Dingen geträumt, die Kitazawa seinem Gefangenen angetan hatte und diese Alpträume brachten ihn langsam aber sicher um den Verstand. Unwillkürlich schob sich die Erinnerung an Tohma in seine Gedanken, so wie er ihn erst wenige Stunden zuvor gesehen hatte, nachdem Kitazawa mit ihm fertig war. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann hatte sein Chef nicht viel von der anfangs so beeindruckenden und vor Lebendigkeit sprühenden Persönlichkeit des berühmten Keyboarder übrig gelassen und das, was Segawa nun fast jeden Tag zu sehen bekam, traf ihn mitten ins Herz. Seit Beginn seiner Gefangenschaft war Tohma immer weniger geworden, langsam zunächst, dann immer schneller zerfielen die Barrieren, die ihn davor bewahrt hatten, Kitazawa zu nah an sich heranzulassen. Wenn er nicht bald etwas unternahm, dann würde Tohma Seguchi höchstwahrscheinlich nicht mehr allzu lange leben. Segawa wusste das alles nur zu genau, doch ihm war auch klar, dass es nichts gab, was er dagegen tun konnte. Er hasste sich für seine Hilflosigkeit, hasste sich dafür, nicht stark genug zu sein, doch er konnte sich einfach nicht gegen seinen Chef auflehnen. Dabei war die Gelegenheit wirklich günstig. Hätte er nur mehr Mut, dann würde er Tohma schon morgen von hier fortbringen. Kitazawa würde es erst erfahren, wenn er von seiner Reise zurückkam und dann wäre es längst zu spät. Segawa hatte genügend Zeit, sich und Tohma in Sicherheit zu bringen... Doch wohin sollte er ihn bringen? Wenn er zur Polizei ginge, würde er weder sich selbst noch Tohma einen Gefallen tun. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie die Presse sich auf diese Geschichte stürzen und jedes intime Detail ans Licht der Öffentlichkeit zerren würde. Das würde Tohma genauso gründlich vernichten, wie Kitazawa es gerade tat. Abgesehen davon gab es keinen Ort, an den sie fliehen konnten. Kitazawa würde sie finden, ganz gleich, wo sie sich verstecken mochten. Seufzend ließ Segawa die Stirn gegen das kühle Glas der Scheibe sinken und gab sich für einige kurze Sekunden der Illusion hin, über sein eigenes Leben bestimmen zu können. Wem machte er eigentlich etwas vor? Mit einem verächtlichen Schnauben löste er sich von seinem Beobachtungsposten und kehrte an den kleinen Tisch zurück, auf dem er seinen Tee hatte stehenlassen. Auf seine Art war er ebenso ein Gefangener wie Tohma. Gefangen in einer Welt aus Schuldgefühlen und Verantwortlichkeit, aus der es kein Entrinnen gab. Nie zuvor hatte er seine Beziehung zu Kitazawa in Frage gestellt, aber nun merkte er, wie sich mit jedem Tag seine Einstellung zu seinem Arbeitgeber änderte. Von der grenzenlosen Bewunderung, die er seit ihrer ersten Begegnung für Kitazawa empfunden hatte, war nicht mehr viel geblieben. Dafür kannte er den anderen nun schon zu lange und hatte viel zu oft gesehen, wozu dieser fähig war. Segawa nahm einen Schluck des mittlerweile kalt gewordenen Tees und verzog angewidert den Mund. Das ekelhafte Gebräu hinterließ einen bitteren Geschmack auf seiner Zunge, der ihn auf unangenehme Art und Weise an seine augenblickliche Situation erinnerte. Wieder tauchten die blaugrünen Augen des Keyboarders in seinen Gedanken auf und mahnten ihn, endlich zu sich selbst zu stehen. Doch damit wollte er sich jetzt auf gar keinen Fall beschäftigen. Es war so viel einfacher, alles so weiterlaufen zu lassen wie bisher. Um diesen quälenden Gedanken zu entkommen, stand er rasch auf und schüttete den Tee achtlos aus dem Fenster, ehe er in die Küche ging, um sich eine neue Tasse einzuschenken. tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)